Strange World von MissBloodyEnd ================================================================================ Kapitel 29: Alle gemeinsam -------------------------- „Du musst schon stillhalten, sonst kann ich das nicht verteilen!“, meinte Yolei mit der einen Hand den von uns gekauften Abdeckstift haltend, der, wie mir Verkäuferin ja quasi aufgedrängt hatte, in meinem Hautton sein sollte. Die andere Hand meiner Freundin beschmierte ihre Liebesabdrücke an meinem Hals, kleine Hinterlassenschaften unseres stürmischen Dates. Es war ersichtlich, wer von uns beiden die sprichwörtlichen Hosen in der Beziehung anhaben würde. Aber das Geschmiere auf meinem Hals war immer noch besser, als den ganzen Abend von den Älteren der Gruppe schräg angeguckt, oder belächelt zu werden, weil Yolei sich nicht zurückhalten konnte. Nein, wir hatten keinen.... Sex gehabt, aber... na ja... ihr könnt es euch sicherlich denken... Als wäre mir das nicht schon unangenehm genug davon zu sprechen. Ich ließ die Prozedur über mich ergehen, denn es war aktuell das einzig Witzige, dass hier passierte. Kari und T.K. hatten sofort losgebrabbelt, als Davis und ich die Einkäufe vorbeibrachten. Sora sei wieder hier, und wurde von ihrer Uni plötzlich verstoßen. Sie war dort nicht existent. Schockiert sog ich die Nachricht in mich auf, wie meine Haut den Abdeckstift. Das war einfach nur furchtbar, und ich fand nicht die richtigen Worte, um diese grausige Situation zu beschreiben. Und Davis´ „Ich hoffe sie kriegt das Geld für den Flug wieder..“ machte es nicht gerade besser. Nachdem meine Freundin mich liebevoll mit Make-Up bestrichen hatte, und ich somit davor gefeit war, den restlichen Abend in meinem dicksten Winterschal vor mich hinzusterben, machten wir uns daran, alles für die kleine Feier herzurichten. Über uns die Wolke der Trauer ums Soras geplatzten Traum. Ich traute mich kaum zu atmen, als wir alle in Totenstille den Wohnraum der Yagamis ein wenig umräumten. Lediglich Davis machte durch das Rascheln der Tüten voller Snacks Geräusche, bemühte sich aber unter größter Anstrengung leise zu sein. Ich sah mich unruhig zu Yolei um, die leise vor sich hinschluchzend an der Spüle stand und mit Kari Gläser spülte. Auch wenn beide zu tiefst betrübt waren, war ich heilfroh dass die beiden das übernommen hatten. Zuvor hatte Davis diese eigentlich nicht schwierige Aufgabe meistern wollen und hatte nach dem dritten kaputten Glas überfordert aufgegeben. Keiner war sich sicher, ob er einfach nur angespannt versuchte uns seinen Davis 2.0 zu demonstrieren, oder er die Nachricht von Sora nicht verarbeiten konnte. Versteht uns nicht falsch – wir freuten uns insgeheim alle, dass Sora wieder gesund in Japan angekommen war, und wohl doch nicht in Frankreich studieren würde. Aber genauso sehr tat es uns allen leid, dass sie das eben nicht tun konnte. Noch viel angespannter waren wir alle in Anbetracht dessen, dass Sora angekündigt hatte vorbeizuschauen. Das fanden wir alle schwierig, niemand konnte einschätzen, wie Matt reagieren würde. Nicht das er sich nicht freuen würde, aber... ach ich wusste doch auch nicht. „Ey Leute, jetzt lasst doch den Kopf nicht so hängen. Wir sollten uns lieber freuen, dass sie wieder hier ist... Mal ehrlich, drei Jahre ohne Sora? Hätte das einer von euch ausgehalten?“, scherzte Davis und versuchte mit aller Kraft die Gemüter zu heben. Mit wenig Erfolg. Ich räusperte mich und ging ihm schließlich zur Hand. „J-ja... Hat doch auch was Schönes, so können wir auch weiterhin alle zusammen sein...“, fügte ich hinzu, worauf Davis eifrig nickte. Hinter ihm konnte ich Yolei schwach lächelnd das letzte Glas abstellen sehen. Auch Kari war fertig und kam uns mit ein paar Schüsseln entgegen. „Sora hat so ein großes Herz, und hat immer erst an uns alle anderen gedacht, wenn was passiert ist“, erklärte Kari mit seichter Stimme. „Sie so leiden zu sehen, beziehungsweise sie so gehört zu haben, tut uns allen ziemlich weh. Sie hat das Beste vom Besten verdient, und dann so was, also echt...“ Kari seufzte, folgte einem Klingeln an der Tür und verschwand. T.K, der stumm an seinem Handy hing, auf dem Tresen neben mir lehnend, klinke sich ein. „Mein Bruder feiert zwar höchst ungern seinen eigenen Geburtstag, aber ich glaube wenn wir hier alle so rumhängen, als hätten wir eine Katze überfahren, dann feiert er nie wieder etwas.“ Davis und ich stimmten grummelnd zu. In diesem Moment betraten Joey und Izzy den Raum, beide mit eben solcher Miene wie wir alle. Sie wussten anscheinend auch Bescheid. Auch wenn Izzy noch fertiger aussah als Joey. Beide nickten zur Begrüßung, und Joey beugte sich fast schon väterlich zu uns herüber, und klopfte mir auf die Schulter. „Ich bin nicht hergekommen, um noch mehr betrübte Gesichter zu sehen. Matt wird heute Nacht 19 und ich finde, wir sollten es ihm so nett wie möglich machen. Und ich weiß nicht, ob ich der Einzige bin, aber ich finde es toll, dass Sora vorbeikommt. Das ist eine tolle Überraschung für Matt, und außerdem eine prima Ablenkung für sie.“, meinte er und weckte mit seinen ruhigen Worten in uns allen Hoffnung. Takeru lächelte ihn erleichtert an. Diese Art von Unterstützung hatte ihm deutlich gefehlt. Koushiro hatte sich wortlos auf das Sofa gesetzt, und schien nur physisch anwesend zu sein. Ich kannte ihn nicht besonders gut, aber irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass ihm nicht nur Soras Rückschlag quer lag. Aber gerade weil unsere Freundschaft nicht die engste war, traute ich mich nicht zu fragen. Oder war das vielleicht ein Grund, den ersten Schritt zu machen? Vorsichtig tastete ich mich an das Genie ran. Im Gegensatz zu mir, war er schließlich von Natur aus unfassbar klug. Also lag ich mit meiner Bezeichnung ja richtig. Ich beugte mich über die Lehne und tippte ihn an die Schulter. Er drehte müde den Kopf zu mir herum. Sein Blick ungewohnt leer. „Geht´s dir gut?“, fragte ich, was Besseres fiel mir akut nicht ein. Ich war auch nicht gut im reden. Koushiro lächelte kurz und gespielt, ehe er sich wieder abwandte. „Klar.“ Mehr bekam ich nicht. Aber man konnte mir nicht vorwerfen es nicht wenigstens versucht zu haben. Enttäuscht wandte ich mich ab, nur um Joeys aufmunterndes lächeln zu sehen. „Weißt du was los ist?“, fragte ich flüsternd und er nickte, beugte sich zu mir rüber. „Mit Saya ist Schluss...“, hauchte er, bemüht leise, doch leider war es laut genug, dass sich selbst Kari umdrehte und mich fragend ansah. Ich konnte Koushiro hinter mir grummeln hören. Joey wich nervös kichernd zurück. „Ja, sagst doch noch lauter, ich glaube die in Hong Kong haben´s noch nicht gehört!“, zischte Izzy und ich zuckte zusammen. Bitte nicht noch mehr negative Gefühle. T.K. haute auf den Tresen. „Ich geb´s auf, wir blasen das ab...“, sagte er monoton, verschwand Kopf schüttelnd in Karis Zimmer, die ihm uns entschuldigend ansehend folgte. Yolei seufzte. „Was soll das denn alles....“, hauchte sie, und ging statt Kari zur Tür, als es erneut klingelte. Wallace kam, deutlich glücklicher als wir anderen, in den Raum. Er war nicht allein gekommen, auch Mimi und sogar Sayachi betraten den Raum. Beide mit einem beachtlichen Abstand von einander. Armer Izzy, das würde kein leichter Abend für ihn werden. Mimi musterte sie angewidert, ehe sie Yolei umarmte und dem Rest zu winkte. Ich konnte an ihrer Mimik nicht erkennen, ob sie wusste, dass Sora uns heute Abend mit ihrer Anwesenheit beehren würde. Wallace wusste es auf keinen Fall. Mit unverblühmter Offenheit stolzierte er durch den Raum und begrüßte jeden einzelnen. „Ist der Schlussverkauf vorbei, oder warum seit ihr alle so sad, Mädels?“, scherzte er und sah in ein wenig begeistertes Publikum. Das er mit „Mädels“ auch uns Jungs meinte, schien besonders Davis zu stören. Yolei stellte die Gläser auf den Tresen. „Okay Schätzchen, du kriegst die Kurzfassung: Sora ist wieder da und studiert nicht in Frankreich... Die Idioten haben sie einfach.....“, meine Freundin brach ihren Satz ab und sah in die Runde. Wallace stand mit geöffnetem Mund vor ihr. „Sora ist wieder hier? Hey, dass ist doch super! Dann feiert sie mit!“, rief er und jubelte. Ich sah zu Mimi herüber die sich unsicher über die Lippen leckte und gerade etwas sagen wollte, als sie sich erschrocken zur Tür wandte. „Wer feiert mit?“, fragte eine neue Stimme, die perfekt zu Tai passte. Und wie es der Zufall wollte stand der große Braunhaarige samt Yamato, mit grimmigen Blick im Flur und sah uns prüfend an. Ich begann zu zittern und mein Puls raste. Wir hatten die Zeit vor der Ankunft der Beiden nicht genutzt, um uns einen kleinen Schlachtplan zu überlegen, ob und wie wir Tai und Matt sagen wollten, dass der Rotschopf heute Abend wohl in der Tür stehen würde. Allerdings war ich auch ziemlich überrumpelt über die Tatsache, dass die beiden plötzlich auf der Matte standen. „Happy Birthday!“, rief Wallace und Yolei fasste sich an die Stirn, während Joey nervös kicherte. Matt stöhnte genervt und blinzelte langsam. Ich glaubte nicht, dass ihm diese kleine Party gefallen würde. „... Ich hab erst Morgen...“, grummelte er und versetzte unseren amerikanischen Freund in eine äußerst peinliche Lage. Seiner zuvor selbstsicheren Art wich einem „Ich möchte am liebsten im Boden versinken“. Tai sah nervös zwischen allen anderen und Matt hin und her, der ihm müde zu lächelte. „Süß... Aber Parties könnt ihr doch normalerweise besser machen... falls das eine sein soll...“, fuhr der Blonde fort und lehnte sich schmunzelnd gegen den Tresen. Taichi ergab sich unserem Scheitern und seufzte theatralisch. „Scheiße Leute... Da krieg ich den Kerl mal aus seinem Kerker, und dann sind hier alle nur am schmollen und keiner macht Stimmung...“, stellte er fest, und erschrak als seine Schwester samt T.K. aus ihrem Zimmer kamen, die ebenfalls zusammenzuckten. „Wieso seit ihr denn schon da?“, hauchte Kari und checkte ihre Handyuhr um dann die Hände vor ihrem Mund zusammenzuschlagen. „Oh Gott, Tai, Sorry....“ Ihr Bruder winkte ab. Ich folgte Joey auf die Sofalehne, auf die er sich eben gesetzt hatte und verschränkte etwas enttäuscht die Arme vor der Brust. Wenn wir mehr oder minder nicht noch die Sora-Trumpfkarte in der Hinterhand hätten, würde ich dies als den wohl traurigsten Geburtstag aller Zeiten abstempeln. Auch wenn Matt noch gar nicht Geburtstag hatte. Während sich Stille in der gemütlichen Wohnung ausbreitete, sammelte ich meinen geringen Mut zusammen und holte tief Luft, was allen signalisierte, dass ich etwas zu sagen hatte. „Dann ist die Überraschung eben schief gegangen“, fing ich an und stieß mich mit Elan von der Sofakante wieder weg. „Aber hey, wir haben doch schon oft zusammengefeiert und wissen, dass wir aus jeder Situation trotzdem eine tolle Zeit machen... Also lasst uns nochmal anfangen und Matt heute gebührend ins neue Lebensjahr begleiten!“ Alle Augen waren auf mich gerichtet, gebannt, denn kaum einer hatte wohl vermutet, dass ich meinen Mund öffnen und eine solche Ansprache halten würde. Joey klopfte mir erneut, dieses Mal anerkennend, auf die Schulter. „Das nenn ich ein Wort!“, rief Mimi, die sich anscheinend seit ihrer Ankunft hinter mich zu Izzy auf das Sofa gesetzt hatte. Diese kleine Nebenhandlung, die sich hier gerade abspielte, war mir gar nicht bewusst geworden. Nicht nur, dass Mimi neben Izzy saß und dass ohne, dass die beiden sich umbrachten. Ich entdeckte Sayachi, neben Tachi stehend, die genau das argwöhnisch beobachtete. Auch Tai sah kurz verwundert rüber, war dann scheinbar doch mehr von meinen Worten angetan. „Das hätte von mir sein können, Ken!“, rief er stattdessen und alle lachten. Zufrieden stieg ich in das Lachen ein. Mein Herz ging auf bei dem Gedanken, das ich den anderen tatsächlich ein wenig Zuspruch leisten konnte. Alle waren unter der Anspannung wegen Sora total unter Strom und hatten beinahe vergessen, dass wir Matt eine Freude machen wollten. Langsam lockerte sich die Stimmung. Yolei schenkte mir einen ihrer „Ich bin sehr stolz auf dich“-Blick, was mich erröten ließ. Ich hatte es von allen begründeter Weise am schwersten in die Gruppe zu kommen, und nach all der Zeit so einen Treffer zu landen, gab mir wirklich Mut. „Ich danke euch allen von Herzen...“, meinte Matt schließlich und richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf. Taichi zwinkerte seinem besten Freund zu. Manchmal fragte ich mich, ob man die beiden im Weitesten mit Davis und mir vergleichen konnte? Als Taichi allerdings zu sprechen begann, verwarf ich meinen Gedanken schnell. „Ey, wie unser guter Ken eben schon meinte... egal wie schwer die Zeit ist, wir stehen das gemeinsam durch!“, sagte er und abermals sackte ich scharmrot in mich zusammen, als sich wieder alle Blicke auf mich richteten. Nur Davis schien nicht mitzukommen. „Hä? Das hat Ken doch gar nicht gesagt?“ Ich seufzte. Davis glänzte erneut mit seiner unfassbar ausgeprägten Fähigkeit nicht aufzupassen, was alle nur noch mehr zum Lachen animierte. Ich konnte sehen wie Kari sich hinter ihrem Bruder entlang schlich, um hinter die Küchenteke zu gelangen. „Also?“, begann sie und hielt in der einen Hand Saft und in der anderen etwas Hochprozentiges. „Wem darf ich was einschenken?“ _______ Ich habe bewusst Saft am Ende geschrieben, weil ich die Clique nicht als absolute Säufer darstellen wollte. Zudem sind ja auch die meisten noch minderjährig, ne? :D Kleines Dankeschön an die liebe , weil darum :D ... Nein, du schreibst wirklich immer so fleißig ausführliche und liebe Kommentare, dass ich einfach mal danke sagen wollte :D Natürlich auch danke an du schreibst schließlich auch ganz liebe Kommentare!! :3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)