Strange World von MissBloodyEnd ================================================================================ Kapitel 27: Davis 2.0 --------------------- "Noch eine Runde bitte!' Shigekazu, mein guter Freund in der Nudelsuppenbude sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Davis? Das ist schon deine dritte." Ich schnalzte mit der Zunge und winkte ihn mit meiner neuen Schüssel heran. "Na und? Du tust ja gerade so, als würde ich Alkohol trinken. .." Ich grinste als er seufzend die dampfende Schüssel vor mir abstellte. Voller Freude schaufelte ich auch diese Portion in mich hinein, ohne auch nur aufzusehen. Ich war seit langem mal wieder zufrieden mit mir. Denn ich hatte endlich das getan, wozu mir Ken schon seit Jahren riet: Ich ließ los. und zwar den Gedanken, dass Kari und ich jemals ein Paar sein würden. Viel zu lange schon rannte ich dem Traum nach, dass Kari sich eines Tages doch für mich entscheiden würde. Klar, jeder sollte träume haben und versuchen sie zu verwirklichen. Aber es gab auch Träume die niemals in Erfüllung gehen würden. Und dieser war einer von Letzeren. Nicht nur das ich ihr hinterher gejagt war wie ein Fuchs seiner Beute, nein ich hatte auch meine Freunde bist zur Weißglut getrieben. Das musste aufhören. Beinahe hätte ich allen nur noch mehr die Stimmung auf Soras Abflugstag vermiest. So hatte ich mich fest dazu entschlossen das Kapitel Kari abzuschließen und mich wieder um meine Freunde zu kümmern. Nach meiner ersten Entschuldigung würde ich heute Abend auf Matts Geburtstagsfeier versuchen wieder der alte, aber neue Davis zu sein. Der mit den dummen Kommentaren und Witzen. Ich grinste vor mich hin. "Du freust dich ja so. Ist etwas zwischen dir und Kari passiert?", wollte Shigelazu wissen und riss mich aus den Gedanken. Grinsend sah ich auf. "Nee, das ist unverändert.", entgegnete ich und sah von meinem Essen auf. Der Verkäufer sah mich fragend an und trocknete ein paar Schalen ab. "Das ist Schnee von gestern. Nein, vorgestern." Das schien ziemlich unglaubwürdig zu sein, denn er beugte sich zu mir herüber und klopfte mit seiner Hand an meine Stirn. "Davis? bist du da drin? Alles okay bei dir?", wollte er wissen und sah mich zweifelnd an. Ich lachte. "Es ist an der Zeit, das ich mich vom alten Davis trenne und mich weiterentwickele. Das mit Kari und mir wird wohl nie etwas. Das hab ich endlich begriffen..." Es tat noch immer weh, aber ich musste nach vorne schauen. Vor allem meinen Freunden zu Liebe. "Mensch, ich erkenne dich jetzt schon nicht wieder...", meinte Shigekazu und ging in die Küche des Nudelsuppenrestaurants. Ich seufzte und schlürfte die Flüssigkeit meiner Suppe genüßlich aus der Schale. Für meinen großen Auftritt als neuer Davis brauchte ich Kraft. Daher die drei Nudelsuppen. Vielleicht lag es aber auch an der Nervosität in mir. Konnte ich den anderen beweisen, das ich mich geändert hatte? Ich musste. Meine Freunde bedeuteten mir schließlich alles. T.K. hatte ich direkt geantwortet, als er mich fragte ob ich zu Matts Feier käme. Ich wolltw nicht nur kommen sondern auch aktiv etwas beitragen. Essen mitbringen. Das war doch eine gute Idee? oder? Ken fand den Gedanken großartig. "Freue mich, dass du zur Vernunft kommst!", hatte er direkt geschrieben als ich ihm schrieb was ich vorhatte. Er erklärte sich sogar bereit dazu mir beim Einkauf zu helfen und den Kram zu Kari zu tragen. Womit hatte ich eigentlich diesen tollen Kerl als Freund verdient? Ich vertilgte den letzten Rest meiner Suppe, zückte mein Portmonee und legte ordentlich Trinkgeld für Shigekazu auf den eigentlichen Betrag oben drauf. "Du gehst? ", fragte er als er wiederkam und dankend das Geld entgegen nahm. "Jo! Ich treff mich gleich mit Ken. Wir feiern heute den Geburtstag eines Kumpels...." Ich wollte schon rausgehen, machte aber in letzter Sekunde auf dem Absatz kert. "Hey, vielleicht kann ich fragen ob ich dich mitbringen darf? Ist echt eine super entspannte Runde!" Shigekazu sah mich wider ungläubig an. "Wow Davis. Du hast dich jetzt schon verbessert! Wenn du was weißt schreib mir einfach. Ich hab heute noch nichts vor. Wäre also cool!" Ich winkte ihm als Antwort und verließ den kleinen Laden. Der heutige Nachmittag war kühl und so schloss ich meine Jacke schnellstmöglich. Ken und ich wollten uns am Bahnhof in der Innenstadt treffen. Ich schrieb ihm gehend, dass ich auf dem Weg sei und wäre beinahe gegen eine Straßenlaterne gelaufen. Sehr zur Freude einer Mädchengruppe, die gerade an mir vorbei kam. Ich lächelte verlegen und sah zu, das schnellstmöglich Land gewann. Ken war bereits am Treffpunkt, als ich in die Straße einbog an der sich der Bahnhof befand. Grinsend winkte ich ihm, was er mir gleich tat. Ken war in einen dicken Schal eingemurmelt, was ich verwundert feststellte. Es war kalt, ja. Aber gleich den dicksten Winterschal? Er bemerkte mein Erstauen sofort und errötete. "Halsschmerzen. Große Halsschmerzen.", sagte der Blauhaarige "Halsschmerzen?" "Ja. Große." Ich zog die Augenbrauen hoch. "Und dann willst du heute Abend mit zu Kari?", harkte ich nach und sah in seinen Augen, das er darauf nicht vorbereitet gewesen war. Wer einen überdimensionalen Schal trug musste doch mit Fragen rechnen? "Ehm... ja?", antwortete er, offensichtlich selbst überfordert mit seiner Ausrede. Neugierig, weil mich eine leichte Ahnung beschlich, zog ich an seinem Schal. Ken ruderte zurück und hinderte mich an meinem Versuch, ihm den Schal abzunehmen. "Nicht...", murmelte er, wickelte sich wieder dick ein und zeigte ablenkend auf das Einkaufszentrum. "W-wollen wir nicht los? Wird ja auch immer später." Kopfschüttelnd sah ich zu, wie mein bester Freund sich um Kopf und Kragen redete. Ich schlug ihm auf die Schulter, was ihn zusammenzucken ließ. "Man Alter, wir sind keine 12 mehr... Kannst ruhig zugeben, das Yolei ihre Spuren hinterlassen hat...“, sagte ich breit lächelnd und brachte Ken ordentlich ins Schwitzen. Das ich das überhaupt verstanden hatte, mag den einen oder anderen wundern. Tja, ich präsentierte hier nicht umsonst Davis 2.0.! Ich hatte innerhalb der letzten 48 Stunden ordentlich dazugelernt und trainiert, um ein besserer Mensch zu werden! Okay, eigentlich war ich nur in die Schule gegangen, um danach auf dem Sofa im Wohnzimmer bei einer Dokumentation über Aliens einzuschlafen. Ken sah mich mit hochrotem Kopf an. „Yolei sagt, es gibt so etwas das nennt sich „Abdeckstift“. Sie hatte so was nicht da, aber es gäbe das in der Drogerie. Meinst du ich soll´s mal versuchen?“ Ich zuckte mit den Schultern. Auf so was war ich nun wirklich nicht vorbereitet. Und mit Abdeckstiften kannte ich mich nicht aus. War ich etwa eine Frau? „Du fragst den Falschen. Klingt nach Frauenkram, damit befasse ich mich ja eher selten. Meine Schwester hat so ein Zeug immer im Badezimmer verteilt. Frag mich jetzt aber bitte nicht, wie so ein Stift aussieht...“, entgegnete ich und zog ihn über die Straße. Abgesehen von seinem offensichtlichen Knutschfleckenproblem hatten wir ja noch eine Mission. Ken seufzte erneut. „Wie soll so was schon aussehen? Wie ein Stift eben...“, murmelte er, als wir in das volle Einkaufszentrum eintraten und uns unseren Weg durchbahnten. Ich steuerte ohne große Umschweife auf den Zentrum eigenen Supermarkt. Vorbei an sich mit Einkaufskörben verprügelnden Müttern und Einkaufswagen in meinen Hintern schiebenden Omas schlängelten wir uns durch die Gänge. Neben den üblichen Partysnacks schafften wir es sogar mit Hilfe einer freundlichen Angestellten für Ken einen Abdeckstift zu kaufen, den wir zu meiner Verwunderung gar nicht in der Schreibwarenabteilung fanden. Überhaupt hatte ich an dieser Stelle zum ersten Mal die Frauenwelt der Drogerieabteilung betreten und habe mich nicht nur bei dem ominösen Abdeckstift gefragt, wozu der Kram gut sei. Ken jedenfalls lief mit der Angestellten zügig umher, verkleidet als Tomate, denn die Dame wollte ihm nicht einen x-beliebigen Stift andrehen, nein – er musste ja auch zu seinem Hautton passen. Und ich dachte schon Mathe wäre meine größte Herausforderung. Wie Frauen da durchstiegen, verstand ich einfach nicht. Seufend vor Freude heil und am ganzen Stück aus diesem Irrenhaus rausgekommen zu sein checkte ich auf meinem Handy die Uhrzeit – 17:35 Uhr. Verwundert riss ich die Augen auf. Wie schnell war die Zeit da drin bitte vergangen? Das lag bestimmt an der Make-Up-Tante. Eine Nachricht von Kari verriet mir, dass ich, wenn ich etwas Essbares mitbringen sollte, langsam auftauchen sollte. Damit wir alles herrichten könnten, wie sie schrieb. Grinsend sah ich zu Ken rüber, der schwer traumatisiert ebenfalls am Handy hang und seiner Mutter erklärte er würde heute später nach Hause kommen. Seine Mutter war immer super besorgt, was ich ihr aber aufgrund Kens Vergangenheit auch nicht übel nehmen konnte. Aus tiefster Seele schnaubend legte er auf und sah mich an. „Mütter, hm?“, neckte ich und er verdrehte die Augen, eine Einkaufstüte schulternd. „Wie sieht der Plan jetzt aus?“, lenkte er ab und ignorierte meinen Kommentar. Eine Windböe überraschte uns von hinten die dafür sorgte, dass sich Kens sorgsam um seinen Hals gewickelter Schal selbstständig machte, und seine Knutschflecke leicht freilegte. Hastig griff er nach dem Ende des Wollstoffes und fummelte an diesem herum, während ich ihm an seinem freien Arm packte und zur U-Bahnstation auf der anderen Straßenseite zog. „Kari erwartet uns. Mit der U-Bahn sind es nur 5 Minuten.“, antwortete ich während ich hektisch die Treppen herunterstieg. Ken hatte Mühe mit mir Schritt zu halten, sichtlich überrascht über meine plötzliche Eile. „Sag mal, warum rennen wir denn so? Bist du auf der Flucht?“, keuchte der Blauhaarige und es war schwer zu glauben, dass er einmal ein Meister im Fußballspielen war. Nicht mal die Kondition war ihm geblieben. Doch seine Frage war berechtig. Wieso hetzte ich so, nur weil Kari geschrieben hatte? Bis die Feier losging war sicher noch massig Zeit. Aber ich hatte nichts besseres zu tun, als sofort zu springen wenn mir das einstige Mädchen meiner Träume schrieb? Ich bremste abrupt ab, Ken rannte in meinen Rücken. Verärgert grummelte er etwas unverständliches, während ich mich schmollend umdrehte. „Du hast recht“, sagte ich etwas betrübt „es gibt gar keinen Grund sich zu beeilen..“ Ken sah mich genervt an. „Was stimmt denn nicht mit dir?“, wollte er wissen, seine Stimme deutlich angespannt, ich seufzte. „Davis 2.0 ist noch in der beta-Phase, wie ihr Genies wohl sagen würdet...“, bemerkte ich und war von mir sehr überrascht, dass ich mich selbst analysiert und zu einem Ergebnis gekommen war, dass sogar Sinn ergab. Ich. Davis. Ken lachte. „Die Bahn fährt in einer Minute, wenn wir uns jetzt weiter beeilen kriegen wir die noch.“, sagte Ken, ohne weiter auf meine hochintelligente Aussage einzugehen, worüber ich sofort etwas traurig war, denn wer wusste schon ob ich jemals wieder so einen hellen Moment haben würde? Er zog mich am Ärmel Richtung Gleis, doch ich stockte. „Ach komm, lass uns doch in Ruhe gehen. Kari und T.K. haben die letzten Stunden ohne uns überlebt, dann können die jetzt auch noch eine halbe Stunde länger warten...“ Mein bester Freund sah mich erneut verwundert an und ich machte mir langsam Sorgen, ob ich jemals nochmal einen anderen Ausdruck in seinem Gesicht sehen würde. „Davis 2.0. gefällt mir.“ ________________________ Sorry für das Wischi-Waschi-Kapitel. Ich hab gerade eine Menge im Kopf, und wollte das Kapitel irgendwie zusammenschreiben. Beim nächsten bemühe ich mich wieder :p Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)