Strange World von MissBloodyEnd ================================================================================ Kapitel 25: Zu Gast bei Familie Hida ------------------------------------ Was wäre eine Geschichte, wenn es nicht eine schicke Sitestory gäbe? Macht mit mir einen Ausflug in die Vergangenheit. Denn neben den ganzen Liebesgeschichten möchte ich, Wallace aus Amerika, uns alle auf etwas besinnen. Und zwar auf Freundschaft. Und auf die wohl abgefuckte Art und Weise wie meine Freunde hier in Japan mit diesem wundervollen Wort umgehen. Ich meine hallo? Einer von denen hat das Wappen der Freundschaft bekommen, und das nicht weil es im Sonderangebot war. Also darf ich mich über Folgendes doch sehr wundern! Warum also durfte ich am Tag des Abfluges der heißen Sora, den ebenso heißen Cody in die nächste U-Bahn schleppen, obwohl ein gewisser „Ich studiere Medizin“-Kerl uns versprach, den armen Kleinen nach Hause zu fahren? Richtig, weil der Hüter des Wappens der Zuverlässigkeit nicht einmal weiß, wie man dieses Wort buchstabiert! Und je mehr ich meine Gedanken wieder daran verschwendete, desto wütender wurde ich wieder! Nachdem sich die Traube an weinenden Freunden aufgelöst hatte und ich mich verwundert nach Joe umsah und statt ihm den schwitzenden Cody auf der Bank sitzen sah, hätte ich schreien können. Allen war anscheinend egal gewesen zu sein, dass sich das Nesthäkchen vor Fieber glühend auf die Bank zurückgezogen hatte. Ich sah gerade noch wie Mimi sich vom Acker machte, mich entschuldigend anlächelnd. „Du machst das schon, ich glaub an dich!“ Pah. Vom Frauenversteher zur Krankenschwester. Krankenbruder... Wie nennt man das denn richtig? Mit zunehmenden Metern, die wir beide hinter uns gelegt hatten, keuchte der Kurze neben mir nur noch mehr. Sein Husten klang als wenn er mir gleich wegsterben würde. Permanent versuchte ich den Möchtegern von Arzt zu erreichen, aber natürlich ging nur die Mailbox ran. Ich kannte mich nicht besonders gut aus. Zum Glück ging es Cody noch so gut, dass er wusste welche U-Bahnen wir nehmen mussten, um zu ihm zu kommen. Zum Arzt wollte er nicht. „Ich wurde heute schon von genug Ärzten im Stich gelassen...“, jaulte er und ließ seinen Kopf in seine Hände fallen. Ich tätschelte seinen Kopf während ich immer wieder wütend schnaubte. Die Frau neben mir schaute mich angewidert an, richtig abgeturnt. Der wütende Wallace war also kein Frauenmagnet, das könnten wir uns ja an dieser Stelle einmal alle notieren! Cody murmelte Unerklärliches vor sich hin, vielleicht fing er auch schon an zu halluzinieren. „Wie weit müssen wir denn noch fahren?“, fragte ich ihn und bekam ein „Pfünfschnmntn“ als Antwort, was ich nach einigen Berechnungen und der Befragung des Kosmos erfolgreich als 15 Minuten identifizieren konnte. Deprimiert lehnte ich mich zurück. SO hatte ich mir meinen Nachmittag nicht vorgestellt. Ursprünglich wollte ich einen meiner Freunde fragen, ob sie mich nicht vielleicht auf eine kleine Tour durch die Innenstadt begleiten wollten. Und natürlich wollte ich Details von meinen guten Ken, der ja offensichtlich meinem Rat gefolgt und sich Yolei geschnappt hatte. Nachdem nun aber auch Kari offiziell weg war, blieb mir aus dem unmittelbaren Umfeld ja nur noch Mimi. Sie war echt eine heiße Schnitte. Mit diesen braunen Wuschellocken und den engen Röcken die sie immer trug.... Die für meinen Geschmack gerne kürzer sein könnten. Ich kicherte. Cody sah auf und ich erschrak, weil mich der pure Tod ansah. Röchelnd erhob er seinen dürren Körper, für mich das Zeichen es ihm gleich zu tun, denn wir würden offensichtlich gleich aussteigen. „Können wir bitte den Aufzug nehmen?“, fragte er leise und steuerte den Fahrstuhl an, um den bereits einige Damen mit ihren Kinderwagen kämpften. Ich hoffte inständig, das weder die Damen noch wir bei diesem Kampf ums Leben kamen. „Klar Kumpel.“ Eingequetscht zwischen kreischenden Kindern und schwitzenden Menschen versuchte ich den kränklichen Cody vor noch weiteren Bazillen zu schützen und stellte mich vor ihn. Ein Mädchen, ungefähr mein Alter, hatte sich ebenfalls in den engen Fahrstuhl gedrängt und stand gefühlte zwei Millimeter entfernt vor mir. Wir grinsten uns an und ich atmete ihr süßliches Parfüm ein. Ohhhh ja. Ich zwinkerte und kassierte von Cody einen schwachen Schlag in den Rücken. „Dein Ernst? Ich sterbe hier und du flirtest?“, zischte er und röchelte seinen Husten des Todes aus. Ich lächelte verlegen, doch das Mädchen hatte sich schon angewidert abgewandt. Fuck! Cody hatte mir die Tour vermasselt noch ehe sie begonnen hatte. Die Türen des Aufzuges öffneten sich und der Kampf der „Ich bin ganz Hinten muss aber als Erster raus“ ging los. Ich war noch immer sauer um meine verpasste Chance bei der schnuckeligen Asiatin, wollte dem kranken Huhn neben mir aber die Welt nicht noch schwerer machen. Sein böser Blick traf mich sowieso schon hart genug. Ein Glück wohnte der Kurze nicht weit von der U-Bahnstadion entfernt. Auch hier erwartete uns ein Fahrstuhl. Nur dieses Mal ohne schöne Mädchen. „Danke für´s nach Hause bringen.“, sagte Cody und lächelte gequält. Ich klopfte ihm vorsichtig auf die Schulter. Selbst dabei musste ich darauf achten, das der Arme nicht einfach umfiel. „Kein Ding. Allerdings hat unser Rendezvous an dieser Stelle ein Ende. Ich komme nicht noch auf einen Kaffee zu dir rein, damit du mir zeigen kannst, wie gut meine Klamotten zu deiner Bettwäsche passt.“, scherzte ich und erntete einen überaus schockierten Blick der mich laut auf Lachen ließ. Ich glaube derartige Scherze durfte man mit ihm noch nicht machen. Oder niemals. Es gab echt so viel, auch Einfaches, das Cody absolut nicht verstand und nicht nachvollziehen konnte. Oder wollte. Cody klingelte und nur wenig später stand seine Mutter im Türrahmen und sah und verwundert an. Hatte er denn gar keinen Schlüssel? Okay, vielleicht war er auch einfach nur zu schlapp danach zu suchen. Keine Vorwürfe. „Oh Cody, ich dachte du verabschiedest eine Freundin? Du bist ja schon wieder da!“, sagte sie ehe sie ihren Sohn genauer ansah und besorgt an seine Stirn fasste. „Du glühst ja!“ „Ja Mama... schon in Ordnung.“, beruhigte Cody seine Mutter. Doch einen Mutterinstinkt kann man nicht durch ein „Schon in Ordnung“ nieder machen. Ich grinste. „IN ORDNUNG? Sofort kommst du rein! Du gehörst ins Bett, aber auf der Stelle!“, rief sie und noch bevor sie ihren Satz beendete war Cody in der Wohnung verschwunden und hinterließ nichts als eine Staubwolke. „Dann ist meine Mission hier ja wohl beendet...“, sagte ich und wandte mich mit einem „Bye“ zum gehen. Codys Mutter hielt mich am Ärmel fest und zog mich in den Flur ihrer Wohnung. Verdutzt sah ich ihr in die Augen. Sie lächelte. „Na na, nicht so eilig. Ich will dir herzlich danken, dass du meinen Sohn den Weg hierher begleitet hast.... Das war sehr liebenswert. Du hast doch bestimmt Hunger, komm ich mach dir was.“ Mit diesem Worten rannte sie in die Küche und machte sich ans Werk. Ich war noch nie bei Cody gewesen. Zögernd und leicht überfordert folgte ich ihr weiter in die Wohnung, vorbei an einer Menge von Familienfotos, die ich mir beiläufig ansah. Auf vielen war auch Codys Vater zu sehen, was mir einen Stich im Herzen verpasste. Ich hatte gehört, dass sein Vater vor Jahren verstorben war, und seitdem Codys Großvater mehr oder minder die Vaterrolle übernahm. Ich holte tief Luft und versuchte mir vorzustellen wie es wäre, wenn mein Dad oder meine Mum nicht mehr wäre und schüttelte den Kopf. Das konnte ich. Diese Situation erinnerte mich aber prompt daran, dass ich meine Eltern heute Abend dringend anrufen sollte. „Jetzt hab ich dich gar nicht nach deinem Namen gefragt!“, rief mir Codys Mutter zu, was mich aus meinen Gedanken riss. „Das beruht auf Gegenseitigkeit Frau...eh...“ Ich wusste nicht mal Codys Nachnamen. „Hida. Fumiko Hida!“, antwortete sie und reichte mir ein Glas. Ich grinste und setzte mich auf einen Stuhl der in der geräumigen Wohnküche stand. Die Wohnung war wirklich liebevoll eingerichtet. Ich war bislang nur einmal kurz bei Davis gewesen, dort wirkte alles etwas praktischer. Hier herrschte echt die Liebe zum Detail. Überall Dekoration, aber nicht so, dass man total überfallen wird von schlimmem Schnick-Schnack. Dennoch stand an fast jeder freien Stelle ein Element. Neben mir konnte ich raus auf dem kleinen Balkon schauen, auf welchem ich, wenn auch nur von hinten, den Großvater von Cody sah. Zumindest vermutete ich das. Es sei denn Codys Mutter mag sehr realistisch aussehende Puppen die ab und ein so lautes Schnarchen von sich gaben, das man das sogar durch die geschlossene Balkontür hören konnte. Ich grinste. „Du möchtest doch bestimmt auch etwas Trinken.“ Sie reichte mir eine Flasche Limonade und eilte dann zurück zum Tresen. „Ich sehe eben nach Cody, ich bin gleich wieder zurück. Dann kümmere ich mich um dein Essen!“ „Bitte Fumiko, machen Sie sich doch keine Umstände!“ Ich nahm ihr das Tablett mit einer Tasse dampfendem Tee ab und grinste. „Ich bringe ihm das schon!“ Sie lächelte. Ich hatte sie einfach bei Vornamen genannt, was sie mir anscheinend nicht übel nahm. „Das ist sehr lieb von dir... Ich komme trotzdem kurz mit, ich will ihn mir mal ansehen.“ Das hätte Joe auch machen könnten, dachte ich und merkte wie ich mich erneut ärgerte. Als wir Codys Zimmer betraten lag dieser bereits dick eingekuschelt in den Federn und glühte so vor sich hin. Seine Mutter verließ nochmal das Zimmer während ich das Tablett mit dem Tee an sein Bett stellte. Codys sah mich mit halbgeöffneten Augen an. „Noch hier...?“ Ich nickte. „Deine Mum ist echt in Ordnung. Sie macht mir was zu essen. Ein gutes Essen lehnt man doch nicht ab!“, entgegnete ich und sah ihn leicht lächeln. „´Tschuldige, dass ich nicht mehr Tschüss gesagt habe...“ „Alter, kein Ding. Deswegen bin ich dir noch nicht böse...“ Ich ließ meinen Blick schweifen und machte Fumiko Platz, als sie mit einer Schale Wasser und einem Waschlappen wiederkam und Codys behandelte. Ich sah mich weiter im Zimmer um. Ein gewöhnliches Zimmer eines 13-jährigen. Schrank, Schreibtisch mit Computer, Schulkram, Bett und ein paar Bilder an der Wand. Seine Kendosachen lehnten an seinem Schreibtisch. Die Kleidung sah verdammt schwer aus, was mich in Anbetracht des schmächtigen Cody fast schon schmunzeln ließ. Aber da er das echt schon lange machte, vermutete ich, dass er das locker tragen konnte. Doch dann erweckte ein Polaroid meine Aufmerksamkeit. „Dann ruh dich jetzt bitte aus. Vielleicht kannst du ja sogar etwas schlafen... Ich sehe später nochmal nach dir, ich werde mal sehen, was meine Vorräte hergeben. Dann können wir dich heute Abend mit ein paar Hausmittelchen wieder auf Vordermann bringen!“ Entschlossen erhob sich Fumiko und winkte mich an sie ran, was so viel bedeutete wie „Komm mit“. „Ich komme gleich nach.“, entgegnete ich und wartete, bis Codys Mutter die Tür geschlossen hatte. Grinsend beugte ich mich über das Bild, was Codys mit einem Mädchen zeigte. Also doch, der kleine Schlawiner... „Wenn ich dich nicht anstecken soll, solltest du besser rausgehen..“, murmelte Cody und setzte sich auf, um einen Schluck von seinem Tee zu nehmen. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass er genau wusste, worauf ich gerade starrte. Wie eine Trophäe hielt ich das Bild hoch und sah ihn verschmitzt an. Wie glücklich die beiden auf dem Bild lächelten, sie hatte sogar leicht gerötete Wangen. Die Kleine auf dem Bild hatte genau wie Cody grüne Augen und langes, dunkelbraunes Haar, dass sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Ein niedliches grünes Kleid komplementierte ihr süßes Aussehen. Allerdings war sie mindestens genauso flach wie ein Brett wie sie süß war. Nicht mein Fall also... Ich hörte ein lautes Röcheln. Verzweifelt versuchte Cody gerade sich nicht an seinem Getränk zu verschlucken. Wir wussten beide das ich ihm nun alle unangenehmen Fragen stellen würde, die man nur stellen konnte. „Das werd´ ich, nachdem du mir gesagt hast, wer die Süße hier ist....“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)