Tränen von dannysahne (SasuSaku) ================================================================================ Kapitel 2: Wunden ----------------- Als sie in den frühen Morgenstunden eine kurze Rast machten, legte Sasuke die Haruno vorsichtig auf einer Decke ab und wand sich dem wärmenden Feuer zu. Eigentlich hatten sie in Mamehas Gasthaus übernachten wollen und so langsam machte sich die Müdigkeit und die Anstrengung der vergangenen Tage bemerkbar. Karin und Suigetsu, die das Ganze von der anderen Seite des Feuers beobachteten, warfen sich einen kurzen Blick zu. Bisher hatte jeder Ansprechversuch Karins, in einem bösen Blick geendet, doch nun konnte Suigetsu nicht länger an sich halten und er stellte die alles entscheidende Frage: „Wer ist das Sasuke?“ Entnervt fuhr sich der Uchiha durch die schwarzen Haare. Genau wissend, dass er sich nicht ewig vor einer Antwort würde drücken können und die beiden nicht eher aufgaben, antwortete er: „Ihr Name ist Sakura Haruno. Sie war in Konoha meine Teampartnerin.“ Dieser Aussage folgte zunächst ein langes Schweigen. Langsam ließ Karin ihren Blick über die junge Frau schweifen, die noch immer in Sasukes Mantel eingewickelt war. Einen Moment erfüllte sie die blanke Eifersucht, doch konnte sie beim Anblick des geschundenen Körpers einfach nicht anders, als Mitleid mit der jungen Frau zu empfinden. Leise fragte sie daher: „Und was hast du jetzt mit ihr vor, Sasuke-kun?“ „Ich werde sie zurück nach Konoha bringen. Im Wald sind ständig irgendwelche Patrouillen unterwegs denen ich sie übergeben kann, damit sie sie nach Hause schaffen.“ „Hm, ich glaube nicht, dass ihr das gefallen würde“, kam es leise von Karin. Sasukes kalte Stimme, die fragte, was sie damit meine, ließ sie einen Moment unsicher werden, doch ihr Blick zu der geschundenen Frau, festigte ihre Entschlossenheit. „Du versteht das wahrscheinlich nicht, weil du ein Mann bist, aber ich an ihrer Stelle…. also… ich wöllte nicht, dass meine Familie oder Freunde mich so sehen. Ich würde nicht wollen, dass sie erfahren, was mir passiert ist. – Schon gar nicht, indem ich einfach wie ein Stück Müll vor den Toren der Stadt abgeladen werde.“ Suigetsu und Sasuke sahen die Brillenträgerin überrascht an. Keiner der beiden hatte damit gerechnet, dass sie Sakura so etwas wie Sympathie entgegenbringen würde. Zumal Suigetsu genau wusste, dass sie die andere Frau wahrscheinlich als Konkurrenz um Sasukes Gunst, ansah. Noch immer unsicher, was er von dem plötzlichen Mitgefühl Karins halten sollte, fragte der Weißhaarige, skeptisch. „Was sollen wir deiner Meinung nach, dann mit ihr machen. Wir können sie ja schlecht mitnehmen.“ „Warum nicht? Wir ziehen uns einfach, in eines unserer Verstecke zurück, bis sie wieder auf den Beinen ist und alleine nach Hause gehen kann.“ Ein breites Grinsen überzog plötzlich Suigetsus Lippen: „Das hat nicht zufällig etwas damit zu tun, das du verhindern willst, dass unser lieber Sasuke seinem alten Heimatdorf zu nahe kommt und vielleicht schwach wird, bei seinem Anblick. Möglicherweise entschließt er sich ja sogar, mit seiner alten Freundin zurück zu kehren.“ Karin ging augenblicklich in eine giftige Erwiderung über und ihr Gestreite war, zusammen mit Suigetsus Spott, auf der ganzen Lichtung zu hören. Der Uchiha bekam davon jedoch kaum etwas mit. Gedankenverloren, ruhte sein Blick auf Sakuras Gesicht und er dachte über das nach, was Karin gesagt hatte. Insgeheim musste er sich auch eingestehen, dass es ein seltsames Gefühl wäre, seinem alten Heimatdorf so nahe zu kommen. Früher oder später, musste er die Haruno hinbringen, denn selbst wenn sie wieder gesund war, konnte sie mit ihrer Behinderung kaum alleine nach Konoha finden. Im Übrigen wollte er immer noch nicht, dass Sakura erfuhr, dass er es war, der sie gerettet hatte. Er wollte nicht, dass sie diese Geste missverstand, auch wenn sie im Moment wohl eher andere Sorgen hatte, als die Handlungen ihrer alten Jugendliebe zu ergründen. „Wir nehmen sie mit - vorläufig.“ Dieser kurze Satz Sasukes veranlasste die beiden Streithähne innezuhalten. Etwas überrascht lächelte Karin, es war das erste Mal, dass er einen Vorschlag von ihr angenommen hatte und diese Kleinigkeit machte sie unglaublich glücklich. Nach einer kurzen Rast, machten sie sich wieder auf den Weg und der Uchiha fragte sich ernsthaft, was nur in ihn gefahren war, während Sakura in seinen Armen noch immer ohne Bewusstsein war. ----------------------------------------- Sachte legte Sasuke seine ehemalige Teamkameradin auf das Bett, des alten Hauses und trat einen Schritt zurück. Er benutzte diesen Unterschlupf für gewöhnlich nicht oft, da er nicht so sicher war, wie die unterirdischen, doch fand er, dass in Anbetracht der Umstände, ein unterirdisches Versteck nicht wirklich geeignet war. Sie hatten fast einen ganzen Tag hierher gebraucht und doch war Sakura kein einziges Mal erwacht. Ihr schwerer Atem und der bisweilen raue Husten machten deutlich, dass nicht mehr viel gefehlt hätte bis ihr Todeswunsch von allein in Erfüllung gegangen wäre. Karin die neben ihm stand, betrachtete seinen sorgenvollen Blick mit gemischten Gefühlen. Zum einen erleichterte es sie, dass Sasuke doch noch zu anderen Gefühlen als dem Hass auf seinen mittlerweile toten Bruder fähig war. Zum anderen beunruhigte es sie, auf wenn seine offensichtliche Sorge gerichtet war. Etwas betrübt scheuchte sie die beiden Männer aus dem kleinen Schlafzimmer, damit sie mit der Wundversorgung beginnen konnte. Stillschweigend machte sie sich an die Arbeit und wusch zunächst die entzündeten Stellen mit sauberem Wasser aus. Als sie jedoch den Kimono weiter aufknöpft, packte sie eine erstaunlich starke Hand und verdrehte ihr den Arm auf den Rücken. Ein überraschter Schrei entwich ihr und sofort wurde der unnachgiebige Griff um ihren Arm lockerer. Die lauten näherkommenden Schritte, ließen den Griff jedoch augenblicklich wieder stärker werden. Bevor diese beide Trottel, alles nur noch schlimmer machen konnte, rief sie Richtung Tür. „Es ist alles in Ordnung, ich habe nur die Wasserschüssel fallen lassen. Bleibt ja draußen bis ich fertig bin.“ Ein lautes Brummen war vor der Tür zu vernehmen und das leise Fluchen von Suigetsu. Mit leiser Stimme, fast schon flüsternd, wand sie sich der Frau vor ihr zu. „Ich will dir nur helfen. Bitte lass los, du tust mir weh.“ Sakura öffnete ihre Hand augenblicklich und zog sich in eine aufrechte Position, während sie ihren Kimono mit beiden Händen geschlossen hielt. Überrascht bemerkte sie, dass ihre Wunden an den Armen und Beinen verbunden waren und dass sie eindeutig nicht mehr im Kellergewölbe war. Der schwere Duft von Holz drang ihr in die Nase und das Bett unter ihr fühlte sich ebenfalls ganz anders an. Die Frau, bei der es sich eindeutig nicht um Mameha handelte, ließ sich neben ihr auf das Bett fallen. Sie schien keine böse Absichten zu haben und hatte sie scheinbar versorgt, dennoch konnte die Haruno ihr Misstrauen nicht ablegen. Die toten Augen, die dennoch genau in ihr Gesicht blickten machten Karin etwas nervös. Es war einfach unheimlich, wie wenig man der jungen Frau ihre Blindheit anmerkte. Lediglich ihre zitternde Hand, die noch immer fest den Kimono zusammenhielt, deutete auf ihre Unsicherheit und wahrscheinlich Angst hin. „Mein Name ist Karin und du bis hier in Sicherheit. Mameha ist tot, sie kann dir nichts mehr tun. Wir wollen dir wirklich nur helfen.“ Sakura antwortete nicht, sondern hob lediglich fragend eine Augenbraue. Sie sah dabei so stolz und selbstsicher aus, trotz ihrer Lage, dass Karin unweigerlich an Sasuke denken musste. Die beherrschte Art der Haruno und wie sie ihre Schmerzen verbarg, war dem Uchiha aber auch zu ähnlich. Karin unterdrückte ein Seufzen, das konnte wirklich noch schwierig werden, zumal Sasuke darauf bestanden hatte, dass sie seinen Namen nicht nannte. Er wollte nicht, dass Sakura erfuhr, dass er ihr geholfen hatte. Warum verstand Karin überhaupt nicht, doch ihr konnte es nur Recht sein. So bestand wenigstens nicht die Gefahr, dass Sasukes ehemalige Teamkameradin versuchte, den Uchiha zur Heimkehr zu bewegen. Das Misstrauen, der jungen Frau war mehr als verständlich, bedachte man was sie alles durchgemacht hatte und doch wäre es wesentlich einfacher, wenn sie wenigstens den Mund aufmachen würde. Die Brille zurechtrückend plapperte Karin einfach drauf los. „Wir, damit meine ich mich und mein Team, haben dich hierher in eine versteckte Waldhütte gebracht. Suigetsu und … Juugo … sind meine Partner und Juugo war es auch, der dich aus Mamehas Kerker herausgeholt hat. – Warum kann ich dir nicht sagen, vielleicht weil es nicht richtig ist, was dir wiederfahren ist. Wir werden dir helfen, bis du wieder auf den Beinen bist und dich dann in dein Heimatdorf zurückbringen.“ Die Erleichterung wallte ungebremst über Sakura hinweg und drohte sie zu erdrücken. Ungewollt bahnten sich dicke Tränen über ihre Wangen und ließen sie laut aufschluchzen. Noch war sie nicht in Sicherheit, dass wusste sie. Die guten Absichten der Fremden konnten sich immer noch als Trick entpuppen, doch im Moment konnte sie nicht anders als pures Glück darüber zu empfinden, dass sie Mamehas Kerker entflohen war. Dass die Frau, die sie so lange Zeit gequält hatte endlich tot war. Karin bekam derweil einen dicken Kloß im Hals, als sie die Frau vor ihr so hemmungslos heulen sah und griff unbewusst nach ihrer Hand. Sie wollte sie stützen, ihr Halt geben, jetzt da ihr die Befreiung erst so richtig bewusst zu werden schien. Das deutlich wahrnehmbare Chakra ließ sie einen Moment den Kopf zur Türe drehen, doch keiner der beiden kam herein. Es war wahrscheinlich auch besser so. In solchen Fällen war es immer ratsam, die Männer erst mal auf Abstand zu halten. Nach einer halben Ewigkeit wie es schien, beruhigte sich Sakura wieder und erlaubte Karin, die restlichen Wunden auszuwaschen und zu verbinden. Nachdem sie ihr ein leichtes Nachthemd über den Kopf gezogen hatte, konnte sie die Haruno noch dazu überreden, eine Kleinigkeit zu essen, ehe diese sich hinlegte und schlief. Auf leisen Sohlen schlich sich Karin zur Tür, wo sie auch sogleich von den beiden Männern erwartet wurde. Einen Finger auf die Lippen legend, winkte sie die Männer voraus in die kleine Küche. Sie wusste mittlerweile, dass Sakura über einen ausgesprochen guten Gehörsinn verfügte und sie wollte nicht, dass diese mitbekam was sie gleich erzählte. Sasuke musste sie nicht erst auffordern zu reden, sein eindringlicher Blick sagte alles. „Ihre Verletzungen sind teilweise ziemlich schlimm. Einig haben sich aufgrund von fehlender Behandlung entzündet und ich fürchte, sie hat bereits eine Blutvergiftung davon getragen, die ohne entsprechende Behandlung tödlich sein wird. Vielleicht wäre es doch besser, wenn wir sie in ein Krankenhaus bringen, ich habe einfach nicht die passenden Medikamente und Medic-Jutsus.“ Suigetsu schüttelte kurz den Kopf und wand sich dann Sasuke zu. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre. Ich habe ihren Husten auf dem Weg hierher gehört und auch wenn sie kurz aufgewacht ist, macht sie auf mich einen ziemlich schwachen Eindruck. Wir sollten sie besser nicht noch mehr bewegen, wahrscheinlich hätte sie nicht einmal die Reise nach Konoha überstanden.“ Sasuke der noch immer ihr verzweifeltes Schluchzen in den Ohren hatte und sich vor der Tür ungewohnt hilflos vorgekommen war, überlegt laut: „Wir werden versuchen ihr die chakrablockierenden Armbänder abzunehmen. Sie ist eine Medic-nin ist, vielleicht kann sie sich selbst heilen, wenn sie nicht zu schwach dafür ist.“ Orochimaru hatte es dem Uchiha erzählt, bevor dieser die Schlange getötet hatte. Der Sannin schien es ungeheuer amüsant zu finden, dass seine ehemaligen Teamkameraden nun ebenfalls von den beiden verbleibenden Sannins unterrichtet wurden. Sasuke hatte dem Geschwafel Orochimarus nicht wirklich zugehört, als er von Jirayas und Tsunades Fähigkeiten und Techniken erzählt hatte, doch dass die Hokage ihre Schülerin in Medic-Jutsus unterrichtete, wusste er noch. Suigestus heitere Stimme riss den Uchiha zurück in die Wirklichkeit und Orochimarus grinsendes Gesicht, verschwand aus seinen Gedanken. „Eine Medic-nin, wirklich? Wie praktisch. Sowas könnten wir doch gut gebrauchen Sasuke. Vielleicht wäre Juugo, dann noch bei uns.“ Karin schenkte dem Weißhaarigen einen schiefen Blick und schüttelte den Kopf. Als ob sie ein weiteres weibliches Mitglied so einfach akzeptieren würde, außerdem wollte Sasuke ja nicht einmal, dass Sakura mitbekam, dass er hier war. „Selbst wenn sie ihr Chakra wieder benutzen kann um ihre Verletzungen zu heilen, ist ihr Körper immer noch massiv geschwächt. Es wäre ein ziemliches Risiko. Vielleicht sollten wir einfach versuchen, einen Heiler aus einem der umliegenden Dörfer herzuholen.“ Sasuke dachte einen Moment nach: „Wir versuchen zuerst das mit den Armbändern. Danach können wir immer noch einen Heiler holen. – Was für Verletzungen hat sie noch, außer dem Wundbrand?“ Karin sah ihn einen Moment unentschlossen an, sollte sie das wirklich so genau aufzählen. Etwas nervös rutschte sie auf ihrem Stuhl herum. Der Anblick und das Ausmaß hatte selbst sie erschreckt und sie hatte unter Orochimarus Kommando weiß Gott nicht wenig gesehen. „Viele Wunden und Narben sind schon alt. Ihr ganzer Rücken ist vernarbt… - ich schätze mal sie wurde ausgepeitscht…. Außer den Schnittwunden, hat sie noch ziemlich viele Blutergüsse. Ein ziemlicher Großer und relativ neuer am Bauch macht mir Sorgen. Es sieht so aus, als wäre ihr mehrmals in den Magen getreten worden, wenn wir Pech haben, hat sie vielleicht sogar innere Organschäden. Und dann natürlich noch die Verletzungen durch die Männer… ich meine aufgrund der Verw…. muss ich das wirklich alles aufzählen?“ Der Ausbruch zum Schluss ließ Sasuke überrascht aufschauen, während Suigetsu der scheinbar aufgelösten Karin beruhigend über den Arm strich. Den bösen Blick des Weißhaarigen ignorierend, erhob der Uchiha sich mit einem kurzen „Nein“. An der Tür hielt er jedoch nochmals inne und sagte, dass sie versuchen würden, die Armreife zu entfernen, sobald Sakura das nächste Mal aufwachte. ----------------------------------------- Leises Vogelgezwitscher weckte die Haruno aus ihrem traumlosen Schlaf und ließ sie sofort genauer hinhören. Sie konnte sich nicht erinnern, seit ihrer Gefangenschaft je ein schöneres Geräusch gehört zu haben. In all den Monate in dem dunklen Kellergewölbe, ohne Tageslicht und Kontakt zur Außenwelt, hatte sie dieses Geräusch mit am meisten vermisst. Vorsichtig und ohne Hast richtete sie sich auf und schwang ihre Beine über den Bettrand. Der raue Holzfußboden ließ sie einen Moment innehalten und das Gefühl, das das Material an ihrer Fußsohle verursachte, aufs genaueste auskosten. Seit Mameha ihr das Augenlicht genommen hatte, nahm sie ihre Umgebung und das was sie durch die Haut ihres Körpers ertasten konnte umso deutlicher wahr. Und gerade war der Kontrast des warmen und auch rauen Holzes zu dem kalten und glatten Stein, den sie sonst unter ihren Füßen gespürt hatten, einfach überwältigend. Aufgrund des Vogelgezwitschers und der kalten Luftfeuchtigkeit schätzte Sakura, dass es früher Morgen war. Mit der Hand tastete sie nach der dünnen Decke auf ihrem Bett und legte sie sich um die Schultern, ehe sie leise aufstand. Sie war mit Karin am gestrigen Tag nur wenige Schritte gegangen und doch hatte Sakura sich jede Einzelheit des Zimmers gemerkt. Sie wusste, dass links von ihr das Badezimmer und genau vor ihr die Tür zum Gang war. Vorsichtig darauf bedacht, keine lauten Geräusche zu verursachen, öffnete sie die schwere Holztür und trat hinaus in den kalten Flur. Rechts von sich hörte sie einen der Männer schnarchen und vermutete, dass sich dort weitere Schlafzimmer befanden. Links von sich, nahm sie deutlich den Gesang der Vögel war und folgte, mit einer Hand an der Wand entlang tastend, den verlockenden Lauten. Erleichtert stellte sie fest, dass die Haustür scheinbar nicht abgeschlossen war und nicht allzu laut knarrte. Dennoch empfand sie den Ton den die alte Tür von sich gab als viel zu laut. Ihr Gehör war seit ihrer Blindheit dermaßen geschärft, dass ihr selbst die leisesten Geräusche, unglaublich laut in den Ohren hallten. Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, folgte sie dem ausgetreten Weg vor dem Haus, bis sie zartes Gras unter sich bemerkte. Es war ein unglaubliches Gefühl die zarten Halme an der Haut zu spüren und den schweren Duft von feuchter Erde und Gras in der Nase zu haben. Das Zwitschern der Vögel, dass sie aus dem Bett gelockt hatte vermischte sich mit dem sachten Rascheln der Büsche und Bäume und zauberte Sakura das erste Lächeln seit Ewigkeiten auf die Lippen. Nach einigen weiteren Schritten wurde der Geruch des nassen Holzes, der von den Bäumen und Sträuchern aufgestiegen war schwächer und Sakura vermutete, dass sie eine Art Lichtung erreicht hatte. Doch das war es nicht, was sie augenblicklich stehen bleiben ließ und ihr die Tränen in die Augen drückte. Es war das Gefühl der Sonne auf der Haut. Das wärmende Licht, das sie nicht sehen konnte und doch so deutlich über ihr Gesicht wanderte. Der Wind, der durch ihr Haar strich und die Blätter der Bäume zum Rauschen brachte und der Duft, der Pflanzen und Gräser, der ihre Nase kitzelte. Immer mehr Tränen rannen der jungen Frau über die Wangen, während sie die Augen geschlossen hielt und ihr Gesicht den Strahlen der Sonne entgegenstreckte. Es war das Gefühl der Freiheit unter freiem Himmel zu stehen, das sie zu überwältigen drohte und ihr das Wasser aus den Augen fließen ließ. Ob vor Freude oder Traurigkeit konnte sie nicht sagen. Wahrscheinlich war es beides. Traurigkeit darüber, dass sie solange darauf hatte verzichten müssen frische Luft auf der Zunge schmecken zu können und Freude darüber, dass sie ihrem Gefängnis hatte entfliehen können und nicht mehr jede Sekunde in Angst leben musste welche Qualen ihr die nächsten Stunden brachten. Doch noch war diese Empfindung der Freiheit trügerisch. Sakura machte sich darüber keine falschen Hoffnungen. Denn noch wusste sie nicht wer ihre Retter wirklich waren und vor allen Dingen was sie als nächstes mit ihr vorhatten. Vielleicht würde sie von der einen Hölle in die nächste wechseln und doch konnte sie darüber keine Trauer empfinden. Denn egal was als nächstes geschehen würde, sie hatte ein letztes Mal die Sonne auf der Haut spüren können und allein das, schenkte ihr einen Moment, der absoluten Glückseligkeit. So sehr auf die Geräusche und Gerüche der Natur fixiert, bemerkte Sakura nicht, dass sie beobachtet wurde. Sasuke stand ein paar Meter abseits von ihr und schenkte ihr seine volle Aufmerksamkeit. Das Knarren der Haustür hatte ihn aus seinem leichten Schlaf geweckt und nachdem er festgestellt hatte, wer sich da hinaus schlich, war er ihr lautlos gefolgt. Nun stand er hier und beobachtete sie dabei wie der Wind durch ihre langen Haare strich und ihren schmalen Körper umspielte. Das dünne Nachthemd und die leichte Decke ließen nicht viel Spielraum für Fantasy, denn aufgrund dessen das das Hemd weiß war und Sakura direkt vor der Sonne stand, hatte man einen großzügigen Ausblick. Die zahlreichen Narben und Blutergüsse die ihren Körper zierten, traten noch deutlicher zu Tage und die weißen Verbände an den frischen Wunden hoben sich kaum von der Blässe ihrer Haut ab. Eine stille Wut erfasste ihn, wenn er daran dachte, was die Haruno weiß Gott wie lange hatte durchmachen müssen und unwillkürlich ballten sich seine Hände zu Fäusten. Das nähernde Chakra Karins veranlasste ihn dazu den Blick von Sakura zu nehmen und zu der Rothaarigen zu blicken. Karins Blick verweilte einen Moment in den dunklen Seelenspiegeln Sasukes ehe sie ihren Kopf Richtung Sakura wand. „Ich weiß, dass sie wahrscheinlich am liebsten stundenlang in der Sonne stehen würde nachdem sie eine halbe Ewigkeit in diesem Keller eingesperrt war, doch ihre Haut ist nach der ganzen Dunkelheit viel zu empfindlich dafür. Sie wird wahrscheinlich schon jetzt einen Sonnenbrand davon tragen. Wir sollten sie wieder hinein bringen.“ Sasuke nickte und machte einen Schritt auf die Haruno zu, um sie wieder nach drinnen zu geleiten. So wie es schien hatte sie Karin jedoch bereits gehört und ihm das Gesicht zugewandt. Ihr Blick ließ ihn einen Moment innehalten. Das matte Grün versetzte ihm erneut einen Stich und wollte so überhaupt nicht mit dem strahlenden Glanz ihrer Augen aus seiner Erinnerung zusammenpassen. Die Decke fester um sich ziehend schritt sie an Sasuke vorbei Richtung Haus und machte damit deutlich, dass sie keine Hilfe wollte. Der Uchiha nahm es still zur Kenntnis und folgte ihr in einigem Abstand, während sie sich vorsichtig ihren Weg zurück bahnte. Von den Tränen die sie zuvor noch vergossen hatte, war nichts mehr zu sehen und lediglich die leicht geröteten Augen ließen darauf schließen, dass sie geweint hatte. Sasuke hatte es noch nie leiden können wenn seine ehemalige Teamkameradin heulte, doch in diesem Fall erleichterte ihn der Umstand, dass sie doch noch nicht völlig abgestumpft war. Ihre scheinbare Gleichgültigkeit in Mamehas Haus als er sie niedergerungen hatte, war mehr als erschreckend gewesen und er hatte sich ernsthaft gefragt ob es nicht besser gewesen wäre, ihr das Kunai - und damit ihren Todeswunsch zuzulassen. Bevor Sakura ihren Weg Richtung Schlafzimmer fortsetzen konnte, wurde sie von Karin aufgehalten. „Warte Sakura! Komm bitte mit in die Küche, wir wollen versuchen die Armreife zu öffnen.“ Völlig perplex blieb die Haruno augenblicklich stehen, so dass Karin sie erreichte. Sakura an der Hand nehmend, zog Karin sie in die Küche und platzierte sie auf der hölzernen Bank. Noch immer fassungslos darüber was Karin und ihr Team vorhatten, achtete sie kaum auf die sie umgebenden Geräusche. Wenn sie tatsächlich vorhatten die Chakraunterdrücker zu entfernen, mussten ihre Absichten wohl doch ehrlich sein. Ein Umstand den Sakura noch immer nicht so richtig glauben konnte und gleichzeitig, erneut eine unglaubliche Freude in ihr auslöste. Die Medic-nin wusste, dass es um ihre körperliche Verfassung derzeit alles andere als gut bestellt war. Allein das Fieber und der Geruch, der schon eiternden Wunden, sagten ihr, dass sie eine Blutvergiftung hatte und kurz davor war schlapp zu machen. In Mamehas Kerker hatte sie ihren Tod noch herbeigesehnt, egal auf welche Weise und wahrscheinlich hätte Mameha auch einen Heiler hinzugezogen, bevor er es zu spät wäre – nur um sie weiter zu quälen. Doch wie war es jetzt, wollte sie überhaupt noch sterben nachdem sie den Duft der Freiheit wieder geschmeckt hatte? Eine Frage die warten musste, denn gerade hatte sich jemand unmittelbar hinter sie gesetzt und ihre Mitte von hinten umschlungen. Sofort geriet Sakura ihn Panik und versuchte sich von dem unerwünschten Körperkontakt zu befreien. Sofort rückte der Mann – was sie anhand der Muskeln sofort erkannt hatte – von ihr ab und Karin ergriff ihre Hand während sie die andere auf Sakuras Wange legte. „Bitte beruhige dich Sakura. Wir wollen dir wirklich nichts tun, aber das Entfernen wird nicht gerade angenehm werden. Wahrscheinlich wirst du von den Reifen einen Rückstoß erhalten. Sa… ich meine Juugo muss dich festhalten, damit du dich nicht bewegst und Suigetsu mit dem Hammer und dem Meisel nicht daneben schlägt. – Du erinnerst dich doch noch an Juugo, oder? Er hat dich aus Mamehas Gefängnis befreit.“ Sakura nickte leicht und versuchte ihren hecktischen Atem wieder zu beruhigen. Sie bemerkte nicht wie Karin und Sasuke einen Blick tauschten und Karin ihm mit einem Nicken zu verstehen gab, dass er wieder auf die Bank hinter Sakura sitzen sollte. Sorgsam darauf bedacht, dass so etwas nicht noch einmal passierte warnte sie die Haruno vor. „Juugo wird sich jetzt wieder hinter dich setzten, ok? Du brauchst keine Angst zu haben. Ich selbst werde deine Arme festhalten während Suigetsu die Reifen öffnen wird. Wenn du eine Pause brauchst, dann sag es und wir werden sofort wieder aufhören, ok?“ Ein vorsichtiges Nicken Sakuras, ließ Sasuke wieder näher rücken und so sachte wie möglich umfasste er ihre Mitte, während er ihren Rücken an seine Brust zog. Ihr ganzer Körper bebte und der Uchiha ohrfeigte sich gerade selbst dafür, dass er nicht daran gedacht hatte, sie vorzuwarnen. Er vergaß einfach immer wieder, dass sie ihn weder sehen noch sein Chakra spüren konnte und so von seiner Aktion völlig überrascht wurde. Karin fixierte den ersten Arm auf der Tischplatte und Sasuke verstärkte seinen Griff um ihre Mitte, während Suigetsu den Meisel an dem zweifingerbreiten Armreifen ansetzte. Sakuras zahlreiche Versuche den Chakrablocker zu entfernen, hatte für etliche Dellen und Kratzer gesorgt, so das der Weißhaarige mit dem Meisel genügend Halt auf dem ansonsten rutschigen Material fand. Sakura indes versuchte den festen Griff des Mannes hinter sich zu ignorieren und nur daran zu denken, dass sie die Reifen die ihre Kraft blockierten endlich los sein würde. Der Griff um ihre Mitte und Karins Fixierung ihres Armes auf dem Tisch, verursachten in ihr das Gefühl der Hilflosigkeit und die Haruno musste dem starken Drang wiederstehen, wild um sich zu schlagen. Ihr Atem ging noch immer viel zu schnell und ihr Herz pochte heftig gegen ihre Brust. Sasuke der ihren inneren Kampf bemerkte überlegte ob es nicht doch besser gewesen wäre, die Prozedur vorzunehmen während Sakura noch schlief. Doch wenn sie währenddessen aufgewacht wäre, hätte das womöglich nur noch größere Panik verursacht. Er zog einen seiner Arme von ihrem Bauch zurück und gab Suigetsu zu verstehen, dass er warten solle. Mit einem kurzen Schlag in den Nacken beförderte er Sakura in die Ohnmacht und fing ihren erschlafften Körper mit dem anderen Arm auf. Karin hielt dies nicht für die beste Idee, aber Sasukes dunkle Stimme, dass Suigetsu weitermachen sollte ließ sie ihren Druck verstärken, während der Weißhaarige mit dem Hammer ausholte und auf den Meisel schnellen ließ. Der erste Rückstoß jagte Karin wie ein Stromschlag durch den Körper und ein kurzer Schmerzensschrei entwich ihr. Auch Sasuke gab ein brummendes Geräusch von sich, während die noch immer bewusstlose Sakura lediglich kurz zuckte. Es bedurfte eines zweiten Schlages um den Reif von dem schmalen Handgelenk zu lösen. Deutlich traten die Wunden darunter zu Tage, die abgesehen von Schnittwunden und Schürfwunden auch deutlich alte Druckstellen aufwiesen. Wahrscheinlich hatten die Armreife ziemlich tief in die Haut eingeschnitten bevor Sakura dermaßen abmagerte, dass die Reife nur noch lose um ihre Handgelenke baumelten. Beim zweiten Armreif schaffte es Suigetsu ihn mit einem einzigen Schlag zu entfernen. Abermals erhielten alle Beteiligten einen strafenden Rückstoß verpasst, doch womit sie nicht gerechnet hatten war das ausschlagende Chakra Sakuras. Durch das plötzliche Fehlen der Unterdrückung ging ihr Chakra in einer starken Welle durch ihren ganzen Körper und versetzte Sasuke einen ausreichend starken Schlag, dass er mit der Frau in seinen Armen von der Bank kippte. Einen kurzen Moment blieb ihm die Luft weg und er spürte ein unangenehmes Brennen auf der gesamten Hautoberfläche. Karin, die glücklicherweise rechtzeitig losgelassen hatte, entfloh ein entsetztes „Sasuke-kun“. Der Uchiha hörte es jedoch kaum, seine ganze Aufmerksamkeit war auf das grüne Leuchten gerichtet, dass von Sakuras gesamten Körper auszugehen schien. Langsam richtete er sich auf und bemerkte überrascht, dass die Haruno noch immer bewusstlos war. „Wie macht sie das? Ihr Körper scheint sich von ganz allein zu heilen“, fragte Suigetsu an den Uchiha gewandt. „Woher soll ich das wissen? Als Schülerin der Hokage wird sie eben ein paar Tricks mehr drauf haben, als ein paar einfache Medic-Jutsus.“ Karin und der Weißhaarige sahen ihn mit großen Augen an. Er hatte wohl vergessen zu erwähnen, dass sie die Schülerin Tsunades war. Erneut war es Suigetsu der das Wort ergriff. „Die Hokage war doch Orochimarus Teampartnerin und eine der Sannin oder?“ Ein Nicken Sasukes ließ den Weißhaarigen fortfahren. „Also wenn du mich fragst sollten wir sie behalten. Sie wäre doch perfekt für unser Team.“ Karin verpasste ihm für diese Aussage einen kräftigen Stoß in die Seite. „Du Idiot, denk doch nach bevor du sprichst. Sie ist blind! Wir können sie nicht mitnehmen, was glaubst du würde mit ihr passieren wenn wir angegriffen werden?“ Suigetsu machte schon den Mund auf um etwas zu erwidern, doch die Brillenträgerin unterbrach ihn: „Und nein, ich sage das nicht nur weil ich eifersüchtig auf etwaige Konkurrenz bin. Ein Schlachtfeld ist kein Platz für einen Blinden.“ So ging es noch eine ganze Weile zwischen den beiden hin und her, doch Sasuke achtete nicht auf sie und trug Sakura zurück in ihr Zimmer. Nachdem er sie auf dem Bett abgelegt hatte, beobachtete er noch eine Weile die grüne Energie, die in regelmäßigen Wellen über ihren Körper glitt und die offenen Wunden heilte. Nach einer Weile versiegte dieses jedoch und der Schwarzhaarige stellte bedauernd fest, dass die frischeren Verletzungen zwar geheilt, doch die alten Narben noch immer da waren. Deutlich zogen sich die roten Geschwülste über ihre feine Haut und hoben sich deutlich von dieser ab. Auch ihr Atem ging bisweilen noch immer stockend und schwer, und machte klar, dass zwar ihre äußeren Verletzungen geheilt waren es aber dennoch einer intensiveren Behandlung bedurfte. Sasuke würde noch den morgigen Tag abwarten und ob sie in der Lage war sich selbst zu heilen, bevor er einen Heiler kommen ließ. Team Hebi hatte sich einfach zu viele Feinde gemacht und er wollte sie nicht auf ihre Spur locken, zumal Sakura in ihrem Zustand kaum in der Lage sein würde sich zu wehren. Obwohl er zugeben musste, dass ihr Chakra mit einer überraschenden Stärke um sich geschlagen hatte. Noch immer kribbelte seine Haut am ganzen Körper und er wusste, dass dieser Energieschlag einen Nicht-Shinobi wahrscheinlich umgebracht hätte. Er sollte in Zukunft also wohl besser darauf achten sie nicht zu erschrecken, damit er nicht wieder ungewollt auf dem Boden landete. Seufzend verließ er das Zimmer und zog sich in sein eigenes zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)