Scharlachroter Himmel (Geht im Nov/Dez weiter!) von SummoningIsis ([KakuzuxHidan]) ================================================================================ Kapitel 2: Nacht im Land der Ferne ---------------------------------- ~ ~ Vor 12 Jahren ~ ~ Der Junge wirkte schüchtern, als er den Kopf gesenkt und seine Hände zu schwachen Fäusten geformt am Tisch hockte. Die warme Mahlzeit in der verzierten Schüssel stand unberührt vor ihm. Eine kleine Katze lag in seinem Schoß und döste leise schnarchend vor sich hin. Er seufzte und strich ihr durch das silberne Fell. Sein Vater hatte sie ihm zu seinem 10. Geburtstag geschenkt. Eine Woche her war das. Eine Katze. „Hidan-Kun.“, ermahnte ihn die strenge Stimme des Mannes, der plötzlich durch die offene Verandatür trat. Der Kleine drehte sich fast schon ein wenig lethargisch wirkend um und musterte seinen Vater. Einige Blutspritzer bedeckten seine Uniform. Sein helles, kurz geschnittenes Haar war durcheinander gebracht worden. Hidan hätte schwören können einige kleine Blätter auf dem Kopf des Shinobis entdeckt zu haben. „Du solltest jetzt essen.“, fuhr der Mann fort und deutete mit seinem Finger auf das Schüsselchen auf dem Tisch. Er sah müde aus. Unter seinen Augen färbte sich seine sonst so blasse Haut leicht violett, sein Rücken war krumm, er seufzte laut als er die Tür hinter sich schloss. „Du solltest sie nicht offen lassen.“, sprach er zu seinem Sohn. „Wer weiß, wer hier einfach hereinspazieren könnte.“ „Tsk…“, kam es vom Jungen. „Selbst wenn es jemand böses wäre, ich wüsste schon mich zu wehren.“, entgegnete er trotzig. Sein Vater musterte ihn und schüttelte leicht den Kopf. Langsam schleppte er sich an dem Tisch vorbei, schlenderte gequält in Richtung des Flures. „Wie viele hast du umgebracht?“, fragte sein Sohn plötzlich. Der Mann blieb stehen und drehte sich gemächlich um. Mit ernster Miene blickte er auf seinen Sohn nieder. „Das ist nicht wichtig, Hidan.“, antwortete er. „Ich werde jetzt schlafen gehen. Und du solltest auch bald ins Bett. Es ist schon spät genug, du solltest schon längst träumen.“ Der Shinobi wollte sich umdrehen und den Raum verlassen, doch sein Sohn sprach ihn erneut an. „Mutter hat mir immer alles nach ihren Missionen erzählt…“, sagte er und wandte den Blick ab. Sein Vater seufzte erneut. „Fängt das schon wieder an…?“ fragte er und schaute seinen Sohn an. Jedes Mal wenn er ihn ansah, erblickte er sie: Chiyoko. Seine beste Freundin. Seine erste Liebe. Seine Frau. Vor drei Jahren hatte man sie umgebracht. Aus dem Leben gerissen. Chiyoko, die gefürchtete Kunoichi aus Yugakure. Die Furchtlose. Die unnatürlichen Augen seines Sohnes. Er hatte sie von ihr. Das helle Haar, von ihm. Und sein Gesicht... Ja, es waren die feinen Züge seiner Mutter, die man in ihm erblicken konnte. Und sein Wesen. Ja, ohne Zweifel, es war Chiyokos Art. „Mutter hat mir immer etwas von ihren Missionen mitgebracht.“, fuhr der Junge fort, richtete seinen durchdringenden Blick wieder auf seinen Vater. „Sie hat mir Kunais gebracht, oder Stücke eines Gebäudes, das sie zerstört hat! Oder ein Schwert! Du bringst mir nie etwas mit! Du gehst immer nur gleich ins Bett nach deinen Missionen! Nie erzählst du was über die Kämpfe! Das kotzt mich an!“ „Beruhig dich, Hidan.“, sprach der Ältere mit sanfter Stimme. Er hasste diese Momente. „Wenn das so weiter geht, wirst du in deinem Leben noch viele Kämpfe bestreiten müssen… Es wird dir leider Gottes nicht erspart bleiben und…“ „Und das ist gut so!“, spie der Junge aus, die Katze in seinem Schoß riss kurz die Augen auf, wonach sie sich streckte und erneut versuchte einzuschlafen. „Ich will kämpfen! Ich will töten! Ich will in den Krieg ziehen!“ Sein Vater ließ den Kopf hängen, fasste sich an die eigenen Schläfen. „Du willst also in den Krieg, ja…?“, murmelte er. Der silberhaarige Junge nickte heftig. „Mein Sohn… Du hast ja keine Ahnung was für einen Unsinn du da von dir gibst.“ „Du bist derjenige, der den Unsinn labert!“, rief sein Sohn und zeigte mit dem zittrigen Finger auf sein Gegenüber. „Du bist schwach! Mutter war immer der Mann hier im Haus! Du warst und bist ein Feigling! Du zitterst schon wenn du einen Kunai aus der Ferne siehst.“ Sein Vater seufzte schwer. „Hidan, diese Unterhaltung hat keinen Sinn. Du sehnst dich nach Dingen, nach denen du dich nicht sehnen solltest. Krieg ist nichts Gutes. Krieg ist ein Unglück. Unschuldige Menschen sterben. Deine Freunde sterben. Deine Familie stirbt.“ Theatralisch verdrehte der Junge die Augen. Die Hände seines Vaters formten sich zu Fäusten. „Du laberst Scheiße.“, sagte sein Sohn trotzig. „Kämpfen ist geil.“ Laut schlug der Ältere Mann mit seiner Faust auf den Tisch. Das Schüsselchen klirrte und die Katze sprang erschrocken auf und versteckte sich hinter der Vase im hintersten Teil des Zimmers. „Verdammt noch mal, Hidan! Deine Mutter ist im Kampf gestorben! Verstehst du das nicht? ICH könnte im Kampf sterben, DU könntest getötet werden. Verstehst du denn nicht, dass wir hier über den Tod reden?“, fuhr er den Jungen fassungslos an. Hidan verzog das Gesicht, hielt dem Blick seines Vaters stand. „Meine Mutter ist einen ehrenvollen Tod gestorben und…“ „Deine Mutter wurde von drei Männern vergewaltigt, ihr wurden die Beine abgerissen und sie wurde bei noch klarem Verstand verbrannt. Nennst du das wirklich einen ehrenhaften Tod?!“, schrie der Shinobi, der aufgestanden war und seinen Sohn bedrohlich anfunkelte. Er blickte in zwei weit aufgerissene, pinke Kristalle. Hidans Mund stand leicht offen. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als würde der Junge nichts mehr sagen wollen, als würden ihm die Worte fehlen. Als sei er schockiert. Doch der 10-Jährige fing sich schnell. Er sprang auf. „Ein Grund mehr noch mehr zu Kämpfen und diese verfickten Bastarde, die ihr das angetan haben, zu töten!“, schrie er zurück. „HIDAN! Ich hatte dir gesagt, du sollst nicht fluchen!“, hisste sein Vater, was den Kleinen nur noch wütender machte. „Das ist mir egal! Mir ist egal, was du sagt!“, schrie er weiter. „Senk endlich deine Stimme…“, sprach sein Vater in einem düsteren, angestrengten Ton und nahm die Augen nicht von seinem Sohn. „Ich schreie so viel ich will, kapiert?!“, fuhr der Kleine trotzig und laut fort. „Schreien ist nämlich auch geil! Genauso wie töten!“ „Du weißt wirklich gar nicht, was du da sagst…“, sagte sein Vater traurig, drehte sich langsam um. „Du hast keine Ahnung, was das für ein Gefühl ist, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen, nur weil irgendjemand dir diesen Befehl erteilt hat. Du hast keine Ahnung, mein Sohn. Du hast noch so viel zu lernen…“, mit diesen Worten setzte er sich in Bewegung, wollte einfach nur in sein Bett fallen. Doch sein Sohn machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Der Shinobi reagierte schnell als Hidan ihn von hinten ansprang und einen Kunai in seinem Fleisch versenken wollte. Er konterte diesen vorhersehbaren Angriff mit Leichtigkeit. Die kleinen Klingen klirrten, als sie gegeneinander stießen. Mit einer einzigen Bewegung schleuderte der Mann seinen Sohn gegen die Wand. Der Junge hisste auf vor Schmerzen, zog jedoch sofort einen weiteren Kunai aus seiner kleinen Tasche, die an seinem Gürtel befestigt war, und stürzte sich in eine erneute Attacke. Sein Vater griff nach seinem Arm und packte nur ein einziges Mal fest zu. Schmerz durchfuhr den gesamten Körper seines Sohnes, er schrie auf und ließ die winzige Waffe fallen. Sie prallte auf dem hölzernen Boden beinahe lautlos auf. Noch immer hielt der Größere den Arm Hidans fest. „Willst du unbedingt wissen, wie es sich anfühlt zu sterben, mein Junge?“, zischte er dem Jungen ins Ohr. Im selben Moment schleuderte er ihn durch das gesamte Zimmer. Mit dem Kopf schlug der Silberhaarige auf dem Boden auf. Dunkelheit übermannte ihn. Als er es schaffte seine Augen wieder zu öffnen, erstarrte er. Um ihn herum war es dunkel. Er konnte die Schatten vieler Menschen erkennen, sie wirkten wie Geister auf ihn. Dieser Ort besaß eine unheimliche Atmosphäre. Er hörte ein düsteres Lachen ertönen. Und dann musste er grinsen. „Sehr witzig, Vater. Ein Genjutsu. Denkst du, damit kannst du mich reinlegen? Das haben wir erst letztens gelernt.“, sagte er lässig und formte einige Handzeichen. „Kai!“, rief er aus. Doch nichts geschah. Die ihn umgebende Illusion löste sich nicht auf. Er brummte unzufrieden und versuchte es erneut, da durchfuhr ihn bereits ein unsagbarer Schmerz. Er blickte in zwei ihn kühl musternde Augen eines fremden Shinobis, der ihn ein Schwert durch die Rippen gebohrt hatte. Erst jetzt schmeckte Hidan das Blut auf seiner Zunge. Erst jetzt bemerkte er, dass sein Köper zitterte. Kälte floss durch sein Inneres, vor seinen Augen erblickte er bedrohlich funkelnde Sterne. Und dann sah er sie: Seine Mutter, die sich grinsend vor ihm aufbaute. „Mama…“, flüsterte er. Die wunderschöne Frau sprach nicht. Flink zog sie einen Kunai aus ihrer Tasche und stach ihrem Sohn damit ins Herz. Der Schmerz war fast nicht auszuhalten. Es war ein Stechen, ein Ziehen und ein Brennen zugleich, das sich durch seine Adern über seinen Körper und seinen Geist ausbreitete. Fassungslos starrte er in die Leere. Niemand war mehr dort. Er war wieder im Haus. Doch seine Wunden waren immer noch da. Der Schmerz war präsent. Die Kraft verließ ihn, er sackte zu Boden, konnte sein eigenes Blut riechen. Ihm war schlecht. Seine Augen fielen zu. Und er konnte nichts dagegen tun. Ihm war kalt. So kalt… „Mama…“, flüsterte er, als seine Augen völlig zufielen. „Kai!“, hörte er seinen Vater aussprechen. Und alles war fort. Das Blut, der Schmerz, die Müdigkeit. Hidan riss die Augen auf. Er saß gegen die Wand gelehnt. Sein Vater stand einige Meter von ihm entfernt. Er sagte nichts. Blickte ihn einfach nur an. Und dann verließ er stillschweigend das Zimmer. „Tsk…“, Hidan schnalzte mit seiner Zunge und starrte die Decke an. Noch einige Stunden saß er still da und dachte nach. Als sein Vater am nächsten Morgen die Küche betrat, fand er die verblutete Katze auf dem Boden. Polternd rannte er durch das Haus und riss die Tür zum Zimmer seines Sohnes auf. „Hey, schon mal was von KLOPFEN gehört?!“, fuhr ihn der Junge an. „Oh, Gott sei Dank geht es dir gut!“, brachte sein Vater aus und seufzte. Hidan starrte ihn mit einer hochgezogenen Braue an. „Wieso?“, fragte er und legte den Kopf schief. Sein Vater ging auf ihn zu und kniete sich neben den Futon seines Sohnes. „Jemand hat… die Katze getötet. Ich dachte…“ „Das war ich.“, schnitt der Silberhaarige dem Alten das Wort ab. Der Mann erstarrte und blickte seinen Jungen an. Fassungslosigkeit spiegelte sich in seinem Blick wider. „Ich weiß jetzt, wie es sich anfühlt zu sterben.“, erklärte Hidan. „Und dann wollte ich wissen, wie es sich anfühlt zu töten. Es war gut.“, fügte er grinsend hinzu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)