Schatten in der Dunkelheit von abgemeldet (eine epische Vincent/Yazoo Vampir-Geschichte) ================================================================================ Kapitel 9: ----------- 9 Wo zur Hölle war er?! Das war definitiv nicht die Stadt in die er und seine Brüder vor etwa einer Woche gekommen waren! Der alte, graue Kirchturm der in der Mitte des Markplatzes über die Hafenstadt ragte und die überall präsente, salzige Brise der See waren abwesend, ersetzt durch hübsche, kleine und etwas schiefe Fachwerkhäuschen. Es war weder sauberer noch unterschieden sich die engen Gassen und die Dreckhaufen auf den matschigen Gehwegen signifikant von denen jeder anderen Stadt, und trotzdem... Er war hier definitiv falsch. Er bog in eine weitere Gasse ein, ignorierte das Gegaffe und die kreischenden Geräusche von Hämmern die auf heiße Eisen prallten, das aus den Schmieden zu beider Seiten der Gasse hervorquoll, und wickelte die halbangezogenen Kleider enger um seinen dünnen Körper. Sein Magen fühlte sich an, als hätte ihn jemand direkt aus seinem Bauch gerissen und nur ein großes Loch zurückgelassen und er bereute es kurzzeitig, dass er nicht doch etwas von der Suppe zu sich genommen hatte. Aber er biss die Zähne zusammen und ermahnte sich unwirsch es einfach zu ertragen. Erst musste er seine Brüder finden. Obwohl er sie manchmal zur Hölle wünschte waren sie doch alles was Yazoo hatte und die einzige Freude die er kannte. Sie mussten doch sicherlich irgendwo hier sein! Sie würden ihn NIEMALS zurücklassen, und wenn auch nur damit sie ihn mit ihrem Genörgel und Herumgekommandiere –und das war besonders Kadajs Spezialität- zur Weißglut treiben konnten. Und Loz... Ihr großes Dummerchen musste sich mittlerweile schon in einen Tränen- und Rotzhaufen aufgelöst haben... Manchmal waren sie wirklich nervig, aber Yazoo vermutete, dass er manchmal auch nicht viel besser war. Und ihre guten Seiten überwogen natürlich die schlechten um ein vielfaches! Jeder in ihrer kleinen Familie hatte seine besonderen, unersetzlichen Talente und Eigenarten, und sie konnten auf keine einzige verzichten. Kadaj war –trotz seines zarten Alters- sehr willensstark und gewitzt und hatte wie selbstverständlich die Führung übernommen. Seine herrische Art ging Yazoo des Öfteren auf die Nerven, aber andererseits hatte Kadaj eine schwere Verantwortung zu tragen, und sein Gemotze war ja größtenteils Resultat der Sorgen, die er sich insgeheim um seine Brüder machte, auch wenn er versuchte, es zu verbergen. Nachts allerdings, wenn er eingerollt zwischen Loz und Yazoo lag und so klein und zerbrechlich aussah, dann nur erlaubte er ihnen eine Seite an ihm zu sehen, die nicht so stark war. Nein, Yazoo wollte definitiv nicht mit Kadaj tauschen, und insgeheim war er dankbar dafür, dass er seine Brüder nicht führen musste. Loz, mit seinem großen Herzen und etwas instabilen Emotionalität – der immer so schnell in Tränen ausbrach wenn sie ihn ein bisschen ärgerten- war ihr Beschützer. Seine physische Kraft beschützte sie vor der brutaleren Seite der Welt und brachte sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn ihre Ambitionen etwas zu ungesund wurden. Nein, es war einfach unmöglich, dass sie ihn zurück gelassen hatten! Was sollte nur aus ihm werden wenn sie weg waren? Aber noch viel wichtiger: was sollte erst aus seinen Brüdern werden wenn ER nicht mehr da war? Auf keinen Fall würde er es erlauben, dass Kadaj seine Aufgabe übernahm! Aber Loz war nicht zierlich genug, um als Mädchen durchzugehen... Er bellte ihre Namen erneut, und stolperte weiter durch die Schmiede-Gasse, wobei er ab und zu stehen blieb um herumzufragen ob jemand ein kleines, herrisches Gör und einen heulsusigen Muskelprotz gesehen hatte. Aber niemand konnte ihm helfen. Vielleicht... Vielleicht hatte dieser Vincent-Typ die Wahrheit gesagt und sie waren... Er schüttelte ärgerlich den Kopf und verbannte solch furchtbare Gedanken sofort wieder. Yazoo konnte sich nicht an alles erinnern was an diesem Abend geschehen war, obwohl er eine Ahnung hatte das es etwas schlimmes gewesen war. Ähnlich wie er sich nicht hatte erinnern können wie er zu ihrem Versteck zurückgekommen war... Jedesmal wenn er versuchte, sich zu erinnern schoss ihm ein weißer Blitz durch den Kopf, und er war sehr geneigt, es gar nicht übermäßig zu versuchen, da ihm eine kleine Stimme sehr überzeugend zuflüsterte, dass manche Sachen besser begraben blieben. Aber er wollte zumindest wissen, was mit seinen Brüdern passiert war, ganz egal wie schmerzhaft es auch sein würde! Und so schleppte er sich auf seiner verzweifelten Suche weiter, Stunde um Stunde, bis das Sonnenlicht und seine Kräfte immer schwanden und er in einer verlassenen Straße zusammenbrach. * Vincent sprang von einem Dach zum nächsten, seine Brauen grimmig zusammengezogen. Natürlich musste die Rotznase sein ruhiges, schönes Leben (oder Tod, je nach dem wie man es sah) völlig umkrempeln und eine Katastrophe nach der nächsten lostreten! Er hatte nicht wirklich erwartet, dass Yazoo begeistert war von der Idee, dass er jetzt mit Vincent zusammenleben würde, aber er hatte auch nicht damit gerechnet, dass der Junge dumm genug sein würde, einfach abzuhauen, und dann auch noch in seinem geschwächten Zustand! Nein, Vincent konnte sich definitiv angenehmere Zeitvertreibe vorstellen, als mitten in der Nacht einem rebellischen Jugendlichen durch die Straßen nachzujagen. Und dann hatte er zu allem Überfluss auch noch Aeris einen ziemlichen Schrecken eingejagt, und das war eine Sache, die ihm Vincent bestimmt nicht so leicht verzeihen würde. Die arme Frau hatte, völlig in Tränen aufgelöst, seine Rückkehr erwartet und hatte kaum Kontrolle über ihre zitternde Stimme gehabt. Nachdem er sie genug beruhigt hatte, dass er ihrer vom Schluckauf gebeutelte Erklärung einigermaßen folgen konnte, hatte der Vampir sie mit dem Versprechen, Yazoo heil zurück zubringen, zurück gelassen. Sie hatte sogar die Nerven gehabt ihm das Versprechen abzuringen dass er nicht böse auf Yazoo sein würde, weil es ja angeblich alles nicht seine Schuld gewesen sei. Aber Vincent sah das ein bisschen anders, und um es in den charmanten Worten seines Sargnagels auszudrücken: er würde n Teufel tun! Eine ordentliche Tracht Prügel war das Mindeste, was das ungezogene Gör zu erwarten hatte! Mit glutroten Augen suchte Vincent systematisch die Umgebung ab und sprang dann zum nächsten strohbedeckten Dach. Da, zusammengekauert zwischen zwei Hütten, war eine kleine Gestalt... Dünnes Silberhaar reflektierte das kalte Licht des vollen Mondes und mit einer lautlosen Bewegung sprang der Vampir vom Dach, um neben dem Jungen in einer hockenden Haltung auf dem Boden aufzukommen. Yazoo hatte mit dem Rücken zur Wand gesessen, die Knie zur Brust gezogen und seine dürren Finger in die Leinenhosen gekrallt. Als Vincent neben ihm landete hob er den Kopf – der bis dahin auf seinen Knien geruht hatte- und blickte zu der wütenden Gestalt auf, die sich bedrohlich vor ihm aufgebaut hatte. Aber entweder bemerkte er die gefährliche Aura, die Vincent umgab nicht, oder es interessierte ihn nicht besonders, denn fast sofort attackierte er den Mann wieder mit Fragen und verlangte zu wissen, wo seine ‚Brüda’ seien. Vincent war kurz davor, ihm mal ordentlich die Meinung zu geigen, hatte schon die Zähne gefletscht und bereitete sich darauf vor, ihm den Schrecken seines Lebens einzujagen damit er sich solche Aktionen in Zukunft sparen würde, aber dann wurde er der glasigen, besorgten Augen und komischen, abgehackten Atmung des Jungen gewahr. Yazoo war nicht mehr sehr weit davon entfernt, durchzudrehen. „Wo sin se?! Un lüg mich ni an!“ fauchte er, starrte zu dem Vampir herauf und schaffte es dabei immer noch, ihm seinen kalten, ausdruckslosen Blick zuzuwerfen. Vincent verkroch sich nur tiefer in seinen Kragen . „Ich sagte es bereits.“ Mit großen Augen kroch der Junge von ihm zurück, soweit es die Wand in seinem Rücken erlaubt, als die Bedeutung dieser Worte endlich zu ihm durchdrang. Das... das konnte einfach nicht sein... Bitte?! „A-aba.. wie?“ Der Vampir blieb still. „Wie zua Höllä konnde das passiern?! Spugs aus oda... oda...“ Yazoo ließ seine drohende Faust wieder sinken und sah zu Boden, sein Gesicht von langen Silberfäden verdeckt. Schließlich beendete er den Satz mit einem erschöpften, fast bittenden „’ch muss´s wissn...“ Nach einem Moment der Stille während der der Mond hinter einer großen, dunklen Wolke verschwand und die kleine Gasse erneut in Schatten tauchte, schallte die tiefe Stimme des Vampirs erneut durch die Nacht. „Du kannst dich wahrscheinlich nicht genau erinnern, aber vor drei Nächten warst du in einen Kampf verwickelt. Deine Verletzungen waren sehr schwer und deine Geschwister gaben ihr Einverständnis, dass ich mich um dich kümmere. Als ich sie die darauf folgende Nacht aufsuchen wollte, um ihnen zu berichten, dass du es überleben würdest, fand ich sie tot in eurem Haus auf. Ich vermute, dass sie von dem gleichen Pack getötet wurden, das dich angegriffen hatte. Es gab nichts, was ich für sie hätte tun können. Es tut mir leid.“ Von dem Jungen kam keine Antwort. „Aber sei versichert, dass ich ihnen die Strafe zukommen ließ, die sie verdient haben,“ versuchte der Mann seinen neuen Schützling zu trösten und beobachtete unbewegt die zusammengekauerte Gestalt nach einem Anzeichen, dass Yazoo verstanden hatte, was er ihm gerade offenbart hatte. Aber er bekam überhaupt gar keine Reaktion zu sehen. Schließlich hockte sich Vincent neben den zitternden, paralysierten Jungen und innerhalb von wenigen Sekunden sackte Yazoo bewusstlos zusammen. Ohne den geringsten Widerstand hievte sich der Vampir den Jungen auf die Arme. Dunkle Flügel breiteten sich aus seinem Rücken aus und im nächsten Moment schwang sich ein großer Schatten in den nächtlichen Himmel hinauf und ließ die kleine Gasse schnell unter sich. * „Wie geht es ihm?“ fragte Vincent Valentine sobald er in die Küche getreten war, aber das traurige, besorgte Gesicht seiner Magd sagte ihm eigentlich alles, was er wissen musste. Sie sah von der Feuerstelle auf, wischte sich mit dem Ärmel über die rußige Stirn und seufzte, „Nicht gut, fürchte ich. Er weigert sich immer noch zu essen oder zu sprechen oder... I wünschte fast, er würde wenigstens schreien, oder zornig sein, aber er liegt nur da als ob... Wenn das so weitergeht...“ Sie schüttelte schmerzlich den Kopf und sah dann wieder mit Tränen in den Augen zu ihrem Herrn auf. „Es ist fast, als würde er versuchen zu sterben.“ „Ich werde mit ihm reden,“ bestimmte der Aristokrat, legte kurz mitfühlend seine Hand auf Aeris Schulter und erhielt einen dankbaren Blick. Vincent stieg die Treppen hinauf, lief den Korridor hinunter, betrat dann das Schlafzimmer, -ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden zu klopfen, das war schließlich sein haus- und blieb neben dem Bett, das Yazoo beschlagnahmt hatte, stehen. Im schwachen Licht einer Kerze sah er, dass der Junge auf dem Bauch lag, seine Glieder leblos um seinen Körper drapiert. Sein Gesicht war von zerzaustem Silberhaar verdeckt, aber ein Schimmer der zwischen den Strähnen hervorblitzte indizierte, dass wenigstens seine Augen offen waren. Gleichmäßiger, flacher Atem bewegte ein paar einzelne Haare die dem Jungen ins Geicht hingen, aber ansonsten gab es kein Anzeichen dafür, dass er überhaupt lebte. Vincent verschränkte die Arme vor der Brust und bemerkte kühl „Ich sehe, dass du immer noch nicht fertig bist, dich in Selbstmitleid zu suhlen.“ So sehr er Aeris´ freundliche, sanfte Art auch schätzte; hier würden sie mit netten Worten und traurigen Blick nicht weiter kommen. Offensichtlich hatte sein Ansatz auch definitiv mehr Erfolg, da ein Schnauben ein paar Haare aus Yazoo´s eingefallenem Gesicht wehte und eine bittere Stimme ertönte, „Wäa nich nötich wenne de Eia hättst ´s zu Endä zu bring.“ „Ich sagte dir bereits, dass ich dich töten werde,“ antwortete der Vampir ruhig. Ein weiteres Schnauben. Dann, „Warum nich? Hastse au sterbn lassn, is keene große Sache.“ Im Ernst, warum konnte der unheimliche Kerl nicht einfach seinen letzten und einzigen Wunsch erfüllen, ohne rumzudiskutieren? Warum verstand er nicht, dass das Leben keine Bedeutung mehr für ihn hatte? Dass es nur noch eine Last war, jetzt da ihm sein einziger Grund zu leben genommen worden war? Yazoo konnte nicht mal sagen ob er... traurig war über das Ableben seiner Brüder. Natürlich dachte er, dass er es war, vielleicht, aber im Moment war er nicht in der Lage, irgendetwas zu fühlen. Alles was er war, war leer und vollkommen allein. „Ich glaube, dass ich dir ebenfalls schon sagt, wie leid es mir tut was deinen Geschwistern widerfahren ist. Ich verstehe deine Trauer. Was ich allerdings nicht begreife, ist dein Eifer ihnen auf die andere Seite zu folgen.“ Yazoo blieb störrisch und schwieg. Als ob Vincent irgendwas verstehen würde... „Glaubst du im Ernst, dass deine Brüder dein kindisches Benehmen gut heißen würden?“ ließ sich der Vampir erneut mit harter Stimme vernehmen. „Lass mich dir dies sagen: als du in deiner eigenen Blutlache lagst, wünschten sich deine Brüder so verzweifelt das du lebst, dass sie dich ohne zu zögern einem völlig Fremden anvertrauten. Und du willst wirklich ihre Liebe wegen einem Anfall von Starsinn verraten?“ Yazoo schwieg weiter, aber Vincent bemerkte sehr zu seiner Zufriedenheit das böse Blitzen in den großen grünen Augen des Jungen. „Ich lasse dich über meine Worte nachdenken. Aber merke dir: Das Leben ist nichts, was man leichtfertig wegwirft, denn du hast nur eins. Und der Tod wird unausweichlich zu dir kommen, früher als du es vielleicht wünschst.“ TBC ------------------------------------------------------------------------------- Lokalistenhasser: Auweia, sorry! Ich wollt gar nicht, dass du Vincent hasst... Naja, ich habe den Verdacht, dass er im Laufe der vielen Jahre, die er schon als Vampir verbracht hat, etwas abgestumpft ist. Er meint es mit Sicherheit nicht böse... Ja naja, und Aeris ist etwas naiv und zu gutmütig, da hast du recht^^ Ich hoffe, das neue Kapitel hat dir besser gefallen! SilverWing_Federsang: Haha, ja, Vincent ist ja so intellektuell und kultiviert, da geht ihm Yazoos großes Mundwerk etwas an die Substanz XD Ich verstehe genau was du meinst, ich habe auch immer die japanischen Synchros im Kopf wenn ich die FF Charaktere schreibe, die klingen einfach am besten! Vielen Dank für´s feedback! Aurinia: Vielen Dank, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast, auf die fehlenden Wörter meine ich! Ich bin mein eigener Beta und lese jedes Kapitel in der Regel 3x durch um Fehler zu vermeiden, aber manchmal schleicht sich dann doch was ein... Ich habe noch mal durchgeguckt und nix gefunden, aber wenn dir was auffällt wäre ich dankbar wenn du es mir sagen könntest? In der englischen Version hatte ich noch eine kurze Beschreibung des europäischen Mittelalters vorweg geschrieben, weil viele Leser mit unserer Historie gar nicht vertraut bin, und dann hab ich in der deutschen Version gar nicht mehr dran gedacht das zu übernehmen... Wird das aber noch mal in die Beschreibung aufnehmen^^Da ich ein langsamer Zeichner bin und die Ferien zu ende sind, muss ich mal sehen ob ich Zeit finde, aber ich werde es versuchen. Danke für´s Kommi! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)