Kanashimi Blue Train von -aftermath- (Calling) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Kapitel 2 Langsam schritt Gara einen Gang entlang. Wie lange war er schon unterwegs? Wann würde er endlich an seinem Ziel ankommen, auch wenn er nicht wusste, was das für ein Ziel hätte sein sollen. Eins wusste er jedenfalls, er wollte hier weg und das so schnell wie möglich! Nicht, dass es hier kalt gewesen wäre oder zu warm, nein, es war eigentlich ganz angenehm hier. Nicht zu warm, nicht zu kalt, genau richtig. Doch trotzdem… Er wollte nicht hier sein, hier wo außer ihm wohl keiner zu sein schien und so beschleunigte er seine Schritte, bis er schließlich zu rennen anfing. Trotz allem kam einfach kein Ende in Sicht, nicht mal ein Licht, worauf er hätte zu laufen können und irgendwie hatte er das seltsame Gefühl, dass es hier immer dunkler zu werden schien. Kurz sah er sich um und musste feststellen, dass hinter ihm schon alles in pechschwarze Dunkelheit gehüllt war. Immer näher rückte sie und der klamme Eindruck, sie wolle ihn verschlucken, machte sich in ihm breit, drang überall in seinem Körper hin, ja sogar bis in seine Zehenspitzen und ließ ihn noch schneller rennen. Keuchend hielt er sich seine schmerzenden Rippen, das rennen war anstrengender als man vielleicht denken könnte und auch das Atmen viel dem sonst eigentlich recht fitten jungen Mann immer schwerer. Japsend machte er noch einige Schritt, stolperte dabei aber über seine eigenen Beine und viel der Länge nach hin und die Dunkelheit rückte näher und näher. Gara wollte sich wieder aufrappeln, doch irgendwas hielt ihn fest auf dem Boden und er konnte sich kaum noch rühren. Panik stieg in ihm auf und er fing an wie wild mit Armen und Beinen um sich zu schlagen bzw. zu treten. Er wollte nicht von dieser Dunkelheit verschluckt werden. Das würde bedeuten, dass er einsam sein würde, denn das strahlte diese unheil bringende Finsternis aus. Einsamkeit. Zitternd versuchte er noch einmal sich wieder auf zurichten, doch es gelang ihm schon wieder nicht. Er wollte schreien, doch etwas hinderte ihn daran… Fast hatte ihn die Dunkelheit gänzlich verschluckt. Mit einem Ruck hatte der Sänger sich aufgesetzt und sah sich verwirrt in seinem Schlafzimmer um. Was war das nur eben gewesen? Vorsichtig strich er sich die verschwitzen Haarsträhnen aus dem Gesicht und musste feststellen, dass er nicht mehr in seinem Bett lag, sondern auf dem Boden saß und sich irgendwie in der Decke verheddert hatte. Das erklärte jetzt auch die Schmerzen beim Sturz, denn augenscheinlich war er aus seinem Bett gefallen. Murrend erhob er sich nun allmählich, legte die Bettdecke zurück auf ihren angestammten Platz und war einen flüchtigen Blick zum Wecker. 7:00 verkündete dieser und mit einem lauten Seufzer ließ sich Gara zurück auf sein Bett fallen. Er hatte noch eine Stunde bis er aufstehen musste und jetzt konnte er nicht mehr weiter schlafen. Viel zu sehr klebte sein Schlafanzug an seinem dürren Körper und auch ansonsten fühlte er sich nicht ganz wohl in seiner Haut. „Was für ein beschissener Start in den Tag…“, nuschelte er leise und drehte sich auf seinen Bauch zurück. Der Traum von eben wollte ihn einfach nicht loslassen, so sehr es sich Gara auch gewünscht hätte. Naja, die hinzugewonnene Zeit konnte er ja auch gut zum Duschen und Frühstücken verwenden, so musste er wenigstens nicht hetzten. Gemächlich rollte sich der Braunhaarige von seinem Bett, tapste zu seinem Kleiderschrank hinüber und öffnete diesen. Zum Glück war es egal, was er bei den Aufnahmen anhatte, nicht wie bei Interviews, wo sie meistens die Sachen anhatten, die gerade in ihrem aktuellen PV zu sehen waren oder in einem aktuellen Photoshoot. Als er damit fertig war, trotte er in sein Badezimmer, zog sich aus und stieg unter die Dusche. Das Wasser war angenehm warm und wusch den lästigen Schweiß von seiner Haut. So war es schon viel besser und seine Laune stieg ein kleines bisschen an. Nachdem er damit also fertig war, sich abgetrocknet und angezogen hatte, war er in die Küche gegangen und starrte den Toaster an, der endlich das Weißbrot wieder freigeben sollte. Es war still in der großzügig geschnittenen Zweiraumwohnung, wie immer eigentlich. Meistens lief morgens noch der Fernseher, damit Gara sich nicht ganz so trostlos vorkam, da er die meiste Zeit hier alleine war, wenn er nicht gerade zu arbeiten hatte oder sich mit irgendjemandem traf. Seufzend ließ er sich auf einen der Küchenstühle sinken und nagte lustlos an einer der Toastscheiben herum, als diese endlich fertig waren. Alleine sein war der größte Schrott, den er kannte. Den Toast ließ er wieder zurück auf den Teller sinken und starrte die gegenüberliegende Wand an. Hätte Nero ihn gestern nicht gefunden, dann wäre er sicher im Moment noch am Schlafen, in irgendeinem Hotelzimmer mitten in Osaka. Aber vielleicht war es ganz gut so, dass ihn der Drummer doch geholt hatte. Nach einer Woche hätte er es ohne die vier anderen Schwachmaten gar nicht mehr ausgehalten und wäre freiwillig zurückgegangen. Das hätte dann sicher noch mehr Ärger gegeben als jetzt, wo der Brillenträger den Fluchtversuch hoffentlich für sich behielt. Die anderen sollten es nicht wissen, besonders eine Person nicht… Gara schüttelte seinen Kopf um die Erinnerungen an denjenigen loszuwerden und aß dann doch noch seine beiden Toastscheiben auf, trank hastig Kaffee hinterher und verbrühte sich natürlich leicht seine Lippen. Gerade wollte er sein Früshtsücksgeschirr abwaschen, als es an der Haustür klingelte. Eine seiner dünnen Augenbrauen schossen nach oben und er fragte sich, wer denn um diese Uhrzeit bitte bei ihm klingelte. Doch wie sich herausstellte, war es nur Nero, der ihn abholen wollte, damit er sich auch nicht drücken würde. „Trottel, es ist gerade mal 8.30 Uhr. Was willst du mich jetzt schon abholen?“, brummte Gara angesäuert und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ich meins doch nur gut“, meinte der Brillenträger mit einem leichten Grinsen auf den Lippen und tätschelte freundschaftlich Garas knochige Schulter. „Konnte ich denn wissen, dass du schon wach bist?“ „Nein, aber es hätte auch gereicht, wenn du um 9 hier erschienen wärst“ Im Grunde war der sturköpfige Sänger doch ganz froh darüber, dass Nero so früh aufgetaucht war. Jetzt war er wenigstens nicht mehr so einsam und hoffentlich konnte ihn der Drummer vom Nachdenken abhalten, in dem er wie immer irgendwelchen Stuss von sich gab, nur um dem anderen ein Lächeln abzuringen. Sicher hatte dieser bemerkt, dass sich Gara immer weiter in sich selbst zurückgezogen hatte. In den letzten Wochen hatte er kaum etwas zu den anderen gesagt und wenn, dann war er entweder zickig oder launisch gewesen. Es interessierte den anderen schon, wieso das so war, doch aus Gara war wie immer nichts herauszuholen. Lieber hätte dieser sich totgeschwiegen als auch nur ein Wort über sein Geheimnis preiszugeben. „Jaja~“, gab der andere mit einem Schulter zucken von sich und nahm ungefragt in Garas Küche platz. „Freust du dich denn gar nicht auf die Aufnahmen?“, fragte er unerwartet und der Angesprochene zog beide Augenbrauen nach oben. „Was weiß ich denn? Kann schon sein… Aber wenn, dann freue ich mich nicht auf dich nerviges Wesen“, antwortete er wie sooft recht missgelaunt und nahm gegenüber von Neros Stuhl platz. „Danke“, lachte Nero leicht und grinste. Es war gar nicht so leicht den anderen zu beleidige, generell bei seine Bandkollegen war es schon schwerer als bei Leuten die er nicht kannte. Die anderen wussten eben, dass Gara es oft nie so meinte und wenn, dann würde er anders reagieren. „Blödmann“, knurrte er und stütze sein Kinn in seiner Handfläche ab. „Du hast mal wieder eine Laune. Hast schlecht geschlafen, wie?“, plapperte der kleinere weiter und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „So ungefähr“, bejahte der Vocal und besah sich seine Fingernägel an der freien Hand, die nicht sein Kinn stützte. „Wie bist du doch heute gesprächig. Da macht es ja glatt Spaß mit dir zu reden“, murmelte der Drummer mit einem ironischen Unterton und verdrehte die Augen. „Lass uns lieber schon mal losgehen. Ich will noch in den Conbini gehen und mir was zu trinken kaufen“, fügte er noch hinzu und stand von seinem Platz wieder auf. „Wie du gerne willst“ Gara hatte eh keine Lust die paar Minuten hier noch alleine zu versauern. Da konnte er auch mit Nero einkaufen gehen. Das war sicher um einiges schöner als das hier. Also lief er dem anderen einfach hinterher, zog sich seine Schuhe an, griff nach einer dünnen Jacke von seinem Kleiderhaken und setzte sich Sonnebrille sowie ein altes Basecap auf. So ging der Sänger oft aus dem Haus, er war ja kein unbekanntes Gesicht. Außerdem war er so einfach mal viel cooler. Beide verließen dann die Wohnung und gingen zu Fuß zum nächsten 24-h Supermarkt, der nur ein paar Straßen weiter weg lag. „Willst du auch irgendwas haben?“, fragte Nero dann, nachdem sie sich eine Weile lang angeschwiegen hatten und Gara schüttelte nur seinen Kopf. „Ne, danke~“ „Echt? Brauchst du keine Tampons, weil du anscheinend deine Tage hast?“ „Halt die Klappe, Volltrottel!“, fauchte ihn daraufhin der Braunhaarige an und trotz Sonnenbrille konnte sich Nero gut den Blick seines Freundes vorstellen. Lachend ging er den Gang mit Regalen entlang. „War doch nur Spaß, nun lach doch mal wieder. Es ist echt blöd, wenn du nicht wenigstens sarkastisch auflachst und einen noch gemeineren Kommetar zurückgibst“ Angepisst verzog der Sänger sein Gesicht und erwiderte nichts mehr. Er hatte ja Recht… In letzter Zeit hatte er nur wenig gelacht und auf die dämlichen Kommentare von ihm hatte er auch nicht so recht reagiert, jedenfalls nicht so wie sonst. Seufzend strich er hinter dem anderen her und starrte den hässlichen PVC Boden unter seinen Füßen an. Wie geschmacklos grau dieser doch war und das war in allen Filialen dieser Supermarktkette so, die es in ganz Japan gab. Überall gab es das gleiche Angebot, auch wenn es oft nicht in den gleichen Gängen zu finden war. Gara hatte nicht bemerkt, dass der andere einfach stehen geblieben war und war so einfach in dessen Rücken gelaufen. „Kannst du keinen Ton sagen?“, empörte er sich und rieb sich die schmerzende Nase, die er sich angestoßen hatte. Der Brillenträger jedoch drehte sich nur um und lachte auf. „Mach lieber die Augen auf im Straßenverkehr. Woher hätte ich den wissen sollen, dass du mit deinem Blick den Boden anschmachtest?“ „Schon gut… Hast du endlich gefunden was du willst? Ich will hier endlich raus!“ „Ich hab’s doch schon längst“, antwortete Nero und hielt stolz ein ganzes Sixpack mit Redbull-Energydrinks in die Höhe. Seine neuste Leidenschaft war der süße Muntermacher mit dem roten Stier auf der Dose. Den einen Tag hatte er so viel von dem Zeug in sich kippt, dass er furchtbare Bauchschmerzen gehabt hatte und mit einer leidvollen Miene auf dem Sofa im Tonstudio gelegen hatte. Schmunzelnd musste Gara an diesen Tag denken, denn es war einer der wenigen Tage in den vergangen Wochen gewesen, wo er gelacht hatte. Der Drummer hatte echt zu toll ausgesehen und sein Gejammer war auch lustig gewesen. „Oh mein Gott… Du kannst deine Mundwinkel auch nach oben bewegen!“, grinste der Redbullliebhaber nun und knuffte dem anderen liebevoll gegen die Schulter. „Ja, stell dir vor, ich kann lächeln. Selbst ich bin zu so etwas in der Lage“ Sie gingen dann weiter zur Kasse hinüber und der dürre Sänger hatte doch noch etwas gefunden, was er kaufen wollte. Er hatte eine Zeitschrift mit einem Artikel über Merry entdeckt und da in dem Magazin auch sonst noch interessante Sachen waren, hatte er sie dem anderen einfach in die Hand gedrückt, ohne ein weiteres Wort zu sagen und Nero hatte sie ihm tatsächlich gekauft. Nun hatten sich die beiden Bandkollegen auf zum Proberaum gemacht und auf dem Weg zur S-Bahn hatte der Kleinere die erste Dose mit dem Energydrink geöffnet und trank in gierigen Schlücken daraus. „Und? Hast du heute wieder vor davon Bauchschmerzen zubekommen?“, fragte Gara leicht belustigt, nachdem der andere die Dose in einen der wenigen Mülleimer Tokyos geworfen hatte. Fast nirgendwo in der Stadt konnte man einen finden. Außer an wenigen Bahnhöfen, in einigen Parks und an jedem Conbini gab es sie so gut wie nie. Doch trotzdem lag kein Müll auf den Straßenrum, außer den Mülltüten, die die Anwohner von den Häusern da hinstellten, damit die Müllabfuhr sie abholte. Die meisten Japaner hatten die Angewohnheit ihren Dreck einfach in die Tasche zustecken oder den solange in der Hand zu halten, bis sie Daheim waren und ihn wegwerfen konnten. „Nein, das habe ich nicht vor, tut mir leid~ Auch, wenn ich weiß, dass du das ja ganz lustig fandest“ „Schade~ Und ich dachte, du willst mich zum Lachen bringen“ Gespielt schmollend schob Gara seine Unterlippe ein klein wenig nach vorne. „Ohh~ Muss der kleine Junge schmollen?“ Grinsend kniff Nero dem größeren in die Wange und zog leicht an dieser. Murrend schubste er die Hand von seiner Wange weg und zog den Drummer zu den Bahnsteigen, da die S-Bahn sicher gleich eintreffen würde. Nach einer etwa zwanzigminütigen Fahrt waren die beiden auch endlich angekommen. Je Näher sie der Innenstadt kamen, desto voller wurde die Bahn und beide wahren froh, als sie das Zugabteil verlassen konnten und ihre Freiheit wieder hatten. „Morgen fahre ich mit dem Auto“, verkündete der Sänger, als sie die letzten Stufen der Treppe, die zum Ausgang führte, hinab gestiegen waren. „Ja, da ist es nicht so überfüllt drin“, gab Nero ihm Recht und zusammen verließen sie auch den Bahnhof. Etwa zehn Minuten später hatten sie auch das Aufnahmestudio erreicht und erleichtert stellte gara fest, dass ER noch nicht da war. Geräuschvoll platzierte er sich auf dem Sofa und begrüßte Yuu, ihren Leadgitarristen mit einem unfreundlichen ‚Guten Morgen’, der gerade mit einem Becher Kaffee aus der kleinen Küchenzeile gekommen war. Dieser zuckte nur mit den Schultern, erwiderte den Gruß aber um einiges freundlicher. Es war ja nichts neues, dass sein Bandkollege früh eine Laune hatte, als ob er furchtbare Kopfschmerzen hätte. Wahrscheinlich hatte ihn der Drummer nur ordentlich genervt, doch das kümmerte den Kleinen nicht. Gara würde sich schon wieder einkriegen, so war es ja doch immer. Also setzte er sich neben den Miesepeter und schlürfte von der schwarzen Brühe. Kurze Zeit später traf dann auch Kenichi ein, der zweite Merry-Gitarrist. Wie immer war sein Gesicht mehr als nur verschlafen, seine Äuglein waren klein und unter ihnen hatten sich dicke Augenringe gebildet. Es war nicht so, dass er zu wenig schlief, viel mehr schlief der Gitarrist zu viel und sah deswegen oft so aus. Selbst seine ganze Art war irgendwie müde und manchmal erinnerte er den Sänger stark an den MUCC Gitarristen Miya, der auch immer recht verschlafen wirkte, wenn man ihn traf. Doch anders als Kennichi war Miya doch irgendwie wacher. Auf Jedenfall war er musikalisch mindestens zehnmal so aktiv und hatte bei weitem auch mehr zu tun. Nun fehlte ja nur noch einer… Immer wieder huschte Garas Blick nervös zur Eingangstür hinüber, die er von seinem Platz aus gut im Blickfeld hatte. Und nach einer Unendlichkeit, die eigentlich nur aus zehn Minuten bestand, öffnete sich die Tür und Tetsu betrat den Raum. „Guten Morgen, entschuldigt, dass ich zu spät bin, aber ich Stand im Stau“, entschuldigte sich der Bassist, zog seine Schuhe aus und stellte sie zu den anderen in das Schuhregal. Der Braunhaarige hatte in dessen vor Schreck nach seiner Zeitschrift gegriffen und sie sich verkehrt herum vor sein Gesicht gehalten, tat dabei so, als ob er lesen würde, denn ihm war nicht aufgefallen, dass er das Magazin so ja eigentlich nicht lesen konnte. Er hörte nur, wie Tetsu einen belustigten laut von sich gab. „Manchmal frage ich mich echt, was so in deinem Kopf vorgeht. Willst du jetzt über Kopf lesen lernen?“, fragte er leicht spöttisch und entnahm Garas Händen die Fool’s Mate, drehte sie in die richtige Position und gab sie dem verdutzen Basecapträger zurück. „Ich könnte so ja nicht lesen“ Beschämt hatte er das Heft zurück auf den kleinen Couchtisch gelegt, sah nach unten, damit die anderen nicht sahen, dass er knallrot im Gesicht geworden war. Das war echt peinlich gewesen… So etwas war dem sonst so selbstbewussten Vocalisten noch nie passiert, nicht mal auf der Highschool oder sonst irgendwo. Aber die Anwesenheit des Größeren machte ihn einfach nervös, ließ sein Herz bis zum Anschlag pulsieren. Hoffentlich ging bei den heutigen Aufnahmen nichts schief, nur weil der Bassist dem anderen beim Singen zu sah oder ähnliches tat. Irgendwie ärgerte es Gara, dass er sich selbst so oft ein Bein stellte, wenn es um Tetsu ging. Niemand aus der Band wusste von seinen Gefühle. Wem hätte er von diesen auch erzäheln sollen? Für die anderen war ein Womanizer oder irgendwie so was. Klar, er hatte in der Vergangenheit oft Onenightstands gehabt, nicht nur mit Frauen, das wussten sie auch, aber dass er sich nach einer festen Bindung sehnte, kam denen wohl echt nicht in den Sinn. Er bezweifelte wirklich, ob die anderen überhaupt seine Texte richtig lasen und zur Kenntnis nahmen. Er schrieb ja doch nicht über etwas ausgedachtes, auch wenn jedes Lied auf seine eigene Weise eine kleine Geschichte erzählte und in jedem Text steckte einiges von seinen eigenen Erfahrungen. Das hätte den anderen schon auffallen müssen. Außerdem würde er wohl mit der Wahrheit einiges kaputt machen. So gerne er Tetsu seine Liebe auch gestanden hätte, er traute sich einfach nicht. Die jahrelange Freundschaft war ihm immerhin sehr wichtig, ansonsten hätten sie nie zusammen Musik machen können. Als er sich endlich wieder etwas beruhigt hatte, sah er auf und lehnte sich zurück. Die anderen waren mittlerweile damit beschäftigt ihre Instrumente einzustimmen und Nero baute an seinem Schlagzeug herum. Für Gara gab es also nicht wirklich etwas zu tun. Schnell hatte er sich in eine für ihn bequemere Sitzposition gebracht, in dem er sich im Schneidersitz hinsetzte und die anderen nun beobachtete. Kenichi wechselte ein paar Seiten von seiner Gitarre aus und sah beinahe so aus, als ob er jede Sekunde wegnicken könnte. Yuu hingegen polierte sein Saiteninstrument. ‚Wie uninteressant’, dachte er und lies seinen Blick hinüber zu dem schwarzhaarigen Bassisten gleiten, der konzentriert sein Instrument einstimmte. Wenn Tetsu sich konzentrierte, dann wirkte seine Miene oft noch ernster und kühler, als sie sonst schon war. Mit seinen Augen fuhr Gara das mehr als nur hübsche Gesicht nach, blieb an den hohen Wangenknochen hängen und seufzte leise. Sein Blick wanderte weiter zu dessen Lippen und in dem Sänger keimte der Wunsch auf seine Lippen einfach auf die des anderen zulegen. Doch das würde ja doch nie eintreffen. Was sollte Tetsu schon von ihm wollen? Gara war nicht hässlich, nein, das bewiesen ja die Maßen an Fanpost, die er bekam, aber trotzdem fiel ihm kein guter Grund ein, warum ausgerechnet der größte aus der Band etwas mit ihm anfangen sollte. Der wusste ja, wie schwierig er manchmal sein konnte. Bei Fremden war das ja doch immer etwas anderes… Das einzige, was ihm von dem anderen geblieben war, war eine umnebelte Erinnerung an eine Nacht, in der beide wirklich stark betrunken gewesen waren. Er und Tetsu hatten etwas miteinander gehabt, aber im Gegensatz zu dem anderen, konnte sich Gara noch an alles erinnern, jedenfalls an das wichtigste. Traurig dachte er daran zurück, dass er so was nie wieder haben würde. Es war nicht der Sex, der ihn so befriedigt hatte, sondern die Nähe des anderen. In der Nacht hatten ihn keine merkwürdigen Alpträume heimgesucht und seit langem hatte er sich mal wieder richtig geborgen und auch irgendwie geliebt gefühlt. Doch am nächsten Morgen war das alles nur noch Geschichte gewesen. Tetsu war nicht mehr da gewesen und hatte ihn einfach alleine gelassen… Danach hatte sich auch der Vocal schlagartig geändert. Dem Bassisten konnte er nicht mehr wirklich gegenübertreten und auch die anderen machten ihn auf die eine oder andere Art nervös. Sein eigenes Gefühlschaos hatte ihn so fertig gemacht, dass er es nicht mehr ausgehalten hatte und abhauen wollte. Weg aus Tokyo und weit weg von Tetsu. Doch das hatte nicht geklappt und so saß er wieder hier auf dem Sofa und betrachtete den anderen mit einer großen Sehnsucht in den dunklen Augen. „Na? Was machst du da?“, sprach ihn plötzlich und ganz unerwartet jemand von Hinten an. Kerzengerade hatte sich der Braunhaarige aufgesetzt vor Schreck und drehte sich nun langsam um. Yuu hatte ihn wohl schon eine ganze Weile beobachtete und grinste ihn nun leicht an. „Siehst du doch. Ich habe Löcher in die Luft gestarrt“, knurrte der Größere und bestrafte den Hauptsongwriter mit einem giftigen Blick. „Sah eher so aus, als ob du Tetsu beobachtest“, meinte dieser ganz unbeeindruckt von dem Giftblick. Von so was lies er sich nicht mehr vergraulen. „Und, wenn… Es geht dich eh nichts an!“, keifte der Sänger, löste seinen Schneidersitz, war mit einem kleinen Sprung von der Couch aufgestanden und trabte zur Gesangskabine hinüber. Hier hatte er hoffentlich seine Ruhe vor Yuu und seinen dummen Bemerkungen und auch vor Nero, denn der hatte ganz interessiert zu ihnen hinüber gesehen, als er Garas Gekeife wahrgenommen hatte. Konnten diese Idioten ihn nicht einfach in Frieden gucken lassen? Mürrisch setzte er sich auf den Stuhl in der Kabine und wartete darauf, dass sie mit den Aufnahmen anfangen würden. Endlich, nach einem zehnstündigen Aufnahmemarathon war nun fast alles abgeschlossen und Gara saß schlafend in seinem Chefsessel, während sich die anderen die Aufnahmen anhörten. Dem Braunhaarigen tat der Hals weh und nachdem sie den ersten Teil ihrer Aufnahmen angehört hatten, die sie in den letzten Wochen fertig gestellt hatten, war er einfach eingeschlafen. Er war erschöpft und müde gewesen und das nicht nur körperlich. Auch seine seelische Verfassung glich einem Nullpunkt. Wenigstens hatte er die folgenden Tage mehr oder weniger frei. Denn eigentlich sollte er sich zu Yuus neusten Melodien ein paar Texte ausdenken oder andere, noch nicht verwendete, aber passende auswählen, damit sie diese dann auch aufnehmen könnten. Aber die Aufgabe stellte eigentlich kein Problem für den Sänger dar. Unsanft rüttelte jemand an seiner Schulter und mürrisch schlug er seine Augen auf. Sie weiteten sich leicht, als er sah, wer ihn da geweckt hatte. Tetsu betrachtete ihn lächelnd und strich kurz über den braunen Haarschopf des anderen. „Komm, ich fahr dich nach Hause, bevor du in der Bahn einpennst und raus bis nach Tsukuba oder Ibaraki fährst“ Eigentlich wollte er nicht mit ihm mitfahren, das war ihm unangenehm, doch er musste dem Schwarzhaarigen Recht geben. Unter Garantie würde er in der Linie, die ihn nach Hause brachte einschlafen. Da war es schon besser, wenn ihn der andere zu sich fahren würde. Nickend stand er nun also langsam auf und holte seine Sachen aus dem kleinen Aufenthaltsraum, zog Schuhe und Jacke wieder an und gemeinsam verließ er mit Tetsu schweigend das Tonstudio. Es war eine milde Frühlingsnacht und es roch angenehm nach dem nahenden Sommer. Gara liebte diesen frischen Geruch und zog ihn zufrieden in sich ein. Er musste dabei immer an seine Kindheit denken. Schnell folgte er dem Größeren und setzte sich zu diesem ins Auto. Auch während der Fahrt redeten sie nicht viel miteinander. Tetsu hatte nur etwas zu ihrem heutigen Arbeitstag angemerkt, das war es dann aber auch schon wieder gewesen. Nach etwa fünfzehn Minuten hielt das Auto auch schon an und als der Kleinere von beiden das Auto verlassen wollte, wurde er zurück gehalten. Die Hand des Bassisten hatte sich um sein Handgelenk geschlossen und ließ ihn einfach nicht aussteigen. Schluckend sah sich der Sänger um, spürte genau, wie die rauen Fingerkuppen des anderen sich langsam lockerten. „Was.. Was ist denn? Ich bin müde und will ins Bett“, nuschelte er verlegen und kratzte sich am Kopf dabei. „Naja, da wir ja morgen nun frei haben, wollte ich dich fragen, ob wir nicht irgendetwas zusammen unternehmen wollen, hm?“, schlug der andere vor und Gara machte große Augen. Damit hatte er nun nicht gerechnet. Aber… Sollte er es machen? Er würde sich selbst sicher in einige dämliche Situationen manövrieren, aber anderer Seits… Wann konnte er schon mal ungestört etwas mit seinem Liebesobjekt unternehmen? Kurz überlegte er, willigte dann aber doch ein. Die Chance wollte er sich dann doch nicht nehmen lassen. Sie hatten sich also für den kommenden Tag verabredet. Tetsu wollte ihn gegen Mittag etwa abholen, um mit ihm etwas Essen zu gehen und dann konnten sie ja immer noch entscheiden, was sie unternehmen könnten. Seufzend schlich Gara das Treppenhaus hoch. In seiner Wohnung zog er seine Schuhe aus, ließ diese unordentlich stehen und auch seine Jacke hing er nicht wie sonst an den Haken. Er brauchte jetzt erstmal eine Dusche und sein weiches Bett um das ganze zu verkraften. Er und Tetsu würden tatsächlich etwas miteinander unternehmen. Sie beide ganz alleine! Was gab es da noch schöneres. Gut nach kurzem Nachdenken vielen Gara zehn andere Dinge ein, die doppelt so gut oder sogar noch toller waren. Nachdem er es endlich geschafft hatte sich für das Bett fertig zumachen und sich auch noch in jenes zulegen, starrte er auf sein Handgelenk. Trotz der rauen Fingerkuppen, dank des Bass Spielens, hatte Tetsu irgendwie weiche Hände. Sie waren jetzt nicht unangenehm auf der Haut gewesen und mit den Gedanken an den anderen war er auch zufrieden und glücklich eingeschlafen. Kapitel 2 – Ende Es ist jetzt 0:26 und ich gehe ins Bett. Ich hoffe, da sind jetzt nicht zu viele unlogische Fehler drin, denn meine Konzentration ist echt gleich null. Viel Spaß aufs Warten vom nächsten Kapitel, was hoffentlich nicht lange auf sich warten lässt… XD (Dank einiger Personen wird das ganze sicher schnell vorangehen… Sie werden mich bedrohen und sicher foltern, wenn ich mich nicht beeile… T_T ) Also Matta ne~ Waru Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)