Was hat dich so zerrissen? von Nocturnus ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Das Mädchen wachte auf. Sie war allein. Sie schaute sich kurz um. Er schien nicht da zu sein. Schließlich entschied sie sich aufzustehen. Etwas schlaftrunken wankte sie durch die Flure des Hauses. Nirgendwo war er. Sie fragte sich allmälig wo er nur stecken könnte. Sie ging die Treppe hinunter, die ins Wohnzimmer führte. Schon auf der Hälfte der Treppe konnte sie ein leises Schluchzen hören. Sie nahm die letzten paar Stufen recht eilig und sah ihn schließlich auf der Couch sitzen. Sein Gesicht war in seinen Händen vergraben. Er schien zu weinen, aber warum nur? Sie ging zu ihm und setzte sich neben ihn. „Was hast du Ash?“, fragte sie mit besorgter Stimme, doch er schien sie nicht wahrzunehmen. Das Mädchen setzte einen besorgten Blick auf. Was hatte er nur? „Warum? Warum nur? Es ist einfach nicht fair!“, wisperte er mehr zu sich selbst als zu ihr. Warum fühlt es sich so leer an wenn du mit mir sprichst Warum fühlt es sich so leer an wenn du bei mir bist Warum fühlt es sich so schwer an wenn wir nichts mehr sagen Warum können wir nicht reden nach so vielen Jahren Misty schaute sich kurz um. Sie sah Pikachu auf einem Sessel liegen. Auch es hatte einen traurigen Blick. „Was ist denn nur mit euch beiden los?“, rief sie nun langsam wütend werden, doch keiner der beiden reagierte auf sie. Tränen begannen in ihr aufzusteigen, doch sie versuchte sie niederzuringen. Ash ließ einen tief deprimierten Seufzer von sich und lehnte sich zurück. In seinen Augen konnte das Mädchen etwas sehen. Tiefe Trauer. Ash hatte sich irgendwie verändert, aber was war der Grund dafür. Warum fühlt es sich so leer an wenn du mit mir sprichst Warum fühlt es sich so leer an wenn du bei mir bist Warum fühlt es sich so fern an wenn wir uns doch nah sind Was bringt mir dieses Leben wenn du einfach nicht da bist Misty richtete sich auf und kniete sich vor ihrem langjährigen Freund nieder. Noch immer schien er nicht bemerkt zu haben, dass sie da war. Er machte ihr langsam aber sicher Angst und auch Wut stieg in ihr auf. „Ash. Was ist los? Mir kannst du es doch sagen.“ Sie ergriff seine Hände mit den ihren, doch als sie seine berührte durchfuhr sie eine eisige Kälte und sie schreckte zurück. „W-was…?“ Sie sollte keine Antwort erhalten. Ash sank auf der Couch zusammen und vergoss weitere stille Tränen. Sein Atem wurde etwas flacher und der schloss seine Augen. Er schien eingeschlafen zu sein. Deine Haut wird ganz kalt Dein Blick wird ganz leer Dein Atem wird leise Dein Kopf wird ganz schwer Das Mädchen schaute auf ihn herab. „Was ist nur mit dir passiert?“, säuselte sie. Die kleine, gelbe Elektromaus kam vom Sessel zu seinem Trainer auf die Couch gesprungen und schmiegte sich an ihn. Auch Pikachu schien sie weiterhin nicht zu bemerken. Mistys Blick viel aus dem Fenster. Es regnete in Strömen. Ihr Blick schweifte durch den Raum und blieb an einem Foto hängen. Es war ein Foto von ihr selbst. Zwei schwarze Bänder waren über die oberen beiden Ecken gezogen. „Was wird hier gespielt?“ Was hat dich so zerrissen Was hat dich so verletzt Was hat dich und dein Leben und dein Herz so zerfetzt Was hat dich so zerrissen Was hat dich so verletzt Was hat dich und dein Leben und dein Herz so zerfetzt Als Ash wieder erwachte stand Misty immer noch im Raum. Sie hatte ihren Blick nicht von dem Foto reißen können. Der Schwarzhaarige jedoch ging die Treppe hoch. Einige Momente später erschien er wieder am Absatz der Treppe. Er hatte sich andere Sachen angezogen. Misty verwunderte es, dass er sich völlig in schwarz gekleidet hatte. Er rief Pikachu zu sich. Die kleine Elektromaus ließ kurz den Kopf hängen, folgte jedoch dann dem Ruf seines Trainers. Was bringen meine Worte wenn du sie nicht hörst Was bringt meine Liebe wenn du sie nicht spürst Warum können wir beide uns der Wahrheit nicht stellen Warum kann ich dieses Loch in deinem Herzen nicht füllen Ash trat mit seinem Kumpel aus der Tür hinaus in den strömenden Regen. Misty verfolgte die beiden. Sie wollte wissen, was hier los war und am schnellsten würde sie dies herausfinden, wenn sie den beiden folgen würde. Alles um sie herum sorgte vor eine bedrückende Stimmung. Der Regen, der graue Himmel, Ashs schwarze Kleidung. Nach einer weile konnte Misty Rocko sehen, der am Straßenrand auf Ash zu warten schien. Auch er war ungewohnt dunkel gekleidet. Als sie nahe genug herangekommen waren ging Misty mit ernstem Blick auf Rocko zu und versuchte ihn zu berühren, doch auch wie bei Ash durchfuhr sie diese Eiseskälte. Deine Haut ist ganz kalt Dein Blick wird ganz leer Dein Atem wird leise Und dein Kopf wird ganz schwer „Wie geht es dir, Ash?“, fragte der Braunhaarige Junge. „Wie soll es mir schon gehen?“, antwortete Ash mit hängendem Kopf. Man konnte sehen, dass er erneut gegen die Tränen ankämpfte, es jedoch nicht schaffte sie zurück zu halten. Rocko legte einen Arm um seine Schultern und auch Pikachu tat sein möglichstes um ihn zu trösten. Misty hatte während alle dem nicht ein Wort gesagt. Auch dass sie den Regen und den Wind nicht spürte war ihr noch nicht aufgefallen. Zu sehr wunderte sie diese ganze Szenerie. Was hat dich so zerrissen Was dich so verletzt Was hat dich und dein Leben und dein Herz so zerfetzt Was hat dich so zerrissen Was hat dich so verletzt Was hat dich und dein Leben und dein Herz so zerfetzt Das Mädchen folgte den beiden unauffällig, was nicht besonders schwer war, denn auch Rocko schien keinerlei Notiz von ihr zu nehmen, wie zuvor Ash und Pikachu. Es verwunderte sie, dass der Weg der beiden Jungen zu einem Friedhof führte. Die ganzen Gräber und das schlechte Wetter verbesserten Mistys Laune nicht besonders, im Gegenteil, sie wurde noch betrübter als sie es ohnehin schon war. Als Rocko und Ash vor einem Grab stehen blieben dachte sich das Mädchen nicht viel dabei, doch aus reiner Neugierde stellte sie sich hinter die beiden um die Inschrift auf dem Stein zu lesen- Doch was sie las versetzte ihr einen tiefen Schock… Was hat dich so zerrissen Was hat dich so zerrissen Dass du nicht mal mehr weinst Dass du nicht mal mehr schreist Dass du nicht mal mehr merkst dass dein Leben zerreist Nun verstand sie allmälig was hier los war, warum Ash, Pikachu und Rocko so betrübt, ja, geradezu verzweifelt aussahen. Der Name auf dem Grabstein war ihr eigener. „Wie ist das möglich? Ich stehe doch hier?“ „Ich wollte ihr noch so viel sagen“, hörte sie auf einmal Ash mit leiser Stimme flüstern. Der schwarzhaarige Junge kniete sich vor dem Grab in den schlammigen Boden und vergrub sein Gesicht wieder in seinen Händen. Was hat dich so zerrissen Was hat dich so verletzt Was hat dich und dein Leben und dein Herz so zerfetzt Rocko kniete sich neben ihn. „Ich weis“, flüsterte er mit genauso leiser Stimme wie zuvor Ash. „Ich wollte ihr noch sagen, wie sehr ich sie liebe, doch jetzt?“ Misty traute ihren Ohren nicht. Ash liebte sie? Jetzt war es an ihr zu weinen. Sie war also nicht mehr auf dieser Welt, jedenfalls nicht körperlich. Auch sie hatte diesen Jungen geliebt, es ihm aber nie gesagt, weil sie sich vor den Folgen gefürchtet hatte und nun erfuhr sie, dass er das Selbe für sie fühlte? „Wieso muss alles so grausam sein?“, sagte sie zu sich selbst. Tränen rannen ihr über die Wangen, weil sie nun endlich realisierte was sie war. Sie war kein Mensch mehr. Sie war ein Geist. Was auch immer du tust Was auch immer du sagst Ich pass auf dich auf Ich bleib für dich wach Ich bleib für dich wach Sie trat näher an Ash heran und legte ihre Arme um ihn, ganz gleich ob diese Eiseskälte sie wieder durchfahren würde. Doch das erwartete blieb aus. „Ich liebe dich auch Ash“, flüsterte sie zu ihm. Der Junge blickte fragend auf. „Was ist?“, fragte Rocko neben ihm. „Ich…ich habe sie gehört“, gab Ash zurück. Er schluckte. Hatte er sich ihre Stimme nur eingebildet oder war sie Realität gewesen. Er hätte schwören können, dass sie ganz nahe bei ihm war. Was auch immer du tust Was auch immer du sagst Ich pass auf dich auf Ich bleib für dich wach Ich bleib für dich wach „Egal was auch geschehen mag, ich werde immer auf dich achten Ash. Bis das, was uns trennte uns wieder zusammenführt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)