Kontraste von Zartbitter-Salat (~so gravierend sie auch sein mögen- es wird immer eine Verbindung existieren~ (Grimmjow x Ichigo; ?x?)) ================================================================================ Kapitel 1: Flucht ----------------- Es war wirklich schön, nach so langer Zeit endlich mal wieder ein warmes Bett unter dem Rücken zu spüren. Morgen würde er wieder zur Schule gehen müssen-aber draußen war es immernoch dunkel. Wie schön... er drehte sich zur Seite und drückte sich tief in sein Kissen. Irgendwie fühlte sich sein Kopf so merkwürdig an, das aber wahrscheinlich nur, weil er nach Ewigkeiten wieder in seinem Gigai verweilte. Seit Kurzem hatte er auch immer öfter diese Wachphasen während des Schlafs. Aber Schlafen musste er nunmal. Er wälzte sich wieder herum. Doch diese ständigen, plagenden Gedanken hatten den jungen Kurosaki Ichigo wieder eingefangen. Gedanken an das Geschehene im Territorium des Feindes, an seine Unverantwortlichkeit- und die Dunkelheit, die in ihm ruhte. Schlaftrunken hob er die Lider. Moment. Warum sah er dort die Umrisse Zangetsus im schwachen Schein des Mondes? Und seit wann war sein Zimmerfenster zu seiner Linken? Er legte sich die Hand auf die Stirn und schloss die Augen. Komm schon, Ichigo. Du bist einfach zu lange unterwegs gewesen. Übermüdet. Das kann nur Einbildung sein. Also schlaf endlich! Mit verklärten Gedanken versuchte er erneut, sich ins Traumland zu zwingen; zog sein Kissen näher zu sich heran. Er konnte nicht mal mehr dösen. Auch sein Kissen fühlte sich merkwürdig hart, warm und muskulös an. Muskulös? Okay. Irgendetwas war hier eindeutig nicht in Ordnung. Er öffnete seine Augen wieder. Plötzlich vernahm er ein leises Atmen. Es war kaum hörbar- dennoch war der Orangehaarige eindeutig nicht allein hier. Somit ließ er seine Hand, die warme Haut kaum berührend, tiefer gleiten. Ja, er glaubte, eine durchtrainierte Brust und einen stählernen Bauch zu ertasten. Ein Heben und Senken bestätigte seine Vermutung. Da lag irgendein Kerl! Und es war kein besonders vertrautes, sogar aggressiv anmutendes Reiatsu, das diese Person verströmte. Ichigos Kopf schnellte hinüber zur anderen Seite des Raumes. Dort stand nach wie vor Zangetsu. Es war keine Einbildung. Und langsam wurde es ihm klar. Er war weder in seinem Gigai, noch in seinem Zimmer im Diesseits. Was zum Teufel ging hier vor sich?! Ganz leise schob der junge Shinigami die Decke von sich, setzte einen Fuß auf den Boden. Auf einmal verlor er das Gleichgewicht- kachelte ohne jede Vorwarnung hart auf den kalten Grund. Ein unwahrscheinlicher Schmerz durchzuckte ihn. Er kniff die Augen zusammen, zog leise die Luft durch die Zähne und fühlte an seinem Bein hinunter. Der schwache Mondschein offenbarte ihm einen dicken Gipsverband um seine linke Gliedmaße. Wie und wann um Himmels Willen war das denn nun wieder passiert? Egal. So langsam konnte ihn eh nichts mehr verwundern. Wenn er es hier rausschaffte, konnte er sich später noch Gedanken darüber machen. Mit zusammengepressten Lippen und Lidern krallte er seine verbundene Hand in das schwere Bettgestell, zog sich ganz langsam hoch, um seinen Zimmergenossen nicht aufzuwecken. Na bitteschön. Er hatte es geschafft, halbwegs aufrecht zum Stehen zu kommen. Jetzt musste er nurnoch an Zangetsu gelangen, sich die Tür ertasten und dann nichts wie raus hier. Natürlich wäre es wesentlich effizienter gewesen, sich einfach actiongeladen und wagemutig aus dem Fenster zu stürzen; auf nimmer Wiedersehen einfach abzuhauen. Aber das kam in seiner jetzigen Konstitution eher nicht in Frage. So vorsichtig, wie es einem humpelnden Schwerverwundeten möglich war, hinkte er hinüber in Richtung des an der Fensterwand lehnenden Zanpakutous. „AAARGH! Verdammter Mist!“ In diesem Moment konnte er wirklich nicht mehr an Stillschweigen denken. Es fühlte sich entsetzlich an. Von seinem vermeintlich gesunden Fuß zog eine unbeschreibliche Pein hinauf bis in die letzte Pore seines Körpers. Es fühlte sich tausendmal schlimmer an, als auf einen LEGO-Stein zu treten. Da hatte er früher dank Karin Erfahrung mit machen müssen. Unbeschreiblich schmerzhaft. Sein leicht hysterischer Blick wanderte erst zu dem friedlich weiterschlafenden Fremden, dann südwärts. Na klasse. Er schien sich die Klinge eines Schwertes in die Fußsohle gebohrt zu haben. Wer ließ den sowas hier einfach rumliegen? Zum Glück war die Schneide aber nicht so breit wie die Zangetsus, sonst wäre sein Fuß passé gewesen. Qualvoll bückte er sich, da er trotzdem auf seinen verletzten Fuß angewiesen war, und hob die Waffe auf. Irgendwoher kannte er diese Form- da war er sich relativ sicher. Vom Betrachten des Schwertes lenkte ihn dann jedoch ganz leicht der Glanz auf den Fliesen ab, der eindeutig von einer sich ausbreitenden Flüssigkeit herrührte. Eine beachtliche Blutlache hatte sich dort ausgebreitet, in Ichigo hingegen nur ein wiederkehrender Anflug von Schmerz. Dass der Fremde spätestens jetzt immernoch nicht aufgewacht war, konnte nur unfassbare Gnade des Glücks sein, was sich aber ganz schnell ändern konnte, wenn er nicht bald etwas gegen seine Schmach unternahm. Es war Zeit für Plan B. Wie ein erbärmlicher Schwächling auf dem Boden rumkriechen. Also ließ er sich ganz vorsichtig hernieder gleiten. Das Zanpakutou, dass er immernoch in der Hand hielt, wollte er nicht einfach dem Feind überlassen. Also steckte er es in seinen... ...Hakama? Wo war sein Hakama? Er hatte gar keine Sachen an- das war ihm in der jetzigen Situation gar nicht aufgefallen. Doch. Lediglich seine Boxershorts und ein paar Verbände bedeckten ihn. Also schob er die Waffe längs seines Beines unter den Stoff, robbte weiter vorwärts und bekam endlich auch Zangetsu zu greifen. Diesen wiederum befestigte Ichigo auf seinem Rücken und schnürte seinen treuen Begleiter mit den Bändern fest, die um dessen Griff gewickelt waren. Dann zog er sich nahezu geräuschlos zur anderen Seite des Raumes. „...Wohin willst du... wertloser... Shinigami...“ Unwillkürlich erfror Ichigo in seiner Bewegung. Sein unfreiwilliger Bettnachbar war aufgewacht. Jetzt hieß es, sich seinem Schicksal stellen; den letzten Rest geben. Verloren wäre er sonst sowieso. „Halte dich... da raus... Ulqui.. orra...“Dann raschelte es und der Unbekannte rollte sich, kaum erkennbar, wieder in seine Decke ein. Oh. Ein Schlafredner. Wieder Glück im Unglück. Aber... woher kannte er nur diese Stimme? Er durchforstete sein ohnehin schon arg lädiertes Gedächtnis, während er sich mit den Händen am unteren Rand der Wand auf die Suche nach einer Art Türspalt machte. Doch die Gründe seiner jetzigen Lage, noch sein Aufenthaltsort oder die Identität des Anderen wollten ihm in den Sinn kommen. In höchster Alarmbereitschaft immer weiter tastend, krauchte er längs des dunklen Gemäuers. Da! Ein Luftzug! Also war hier eine Tür in die Wand eingepasst. Er setzte sich aufrecht, langte hinauf und bekam einen metallenen Türknopf zu fassen. Ganz vorsichtig schloss er die Hand darum. Der kaum zu vernehmende Atem des Feindes setzte kurz aus. Sofort hielt der Orangehaarige inne... irgendwie fühlte er sich seltsam beobachtet. Mit einem leisen Rascheln und einem unverständlichen Gemurmel schien ihm der andere dann wieder den Rücken zuzudrehen. Geräuschlos schnappte Ichigo nach Luft; doch dieses Gefühl, jemandes Blick im Rücken zu haben, wich nicht. Ohne Belang; seine größte Sorge galt der Flucht. Seine Augenbrauen zogen sich noch enger zusammen als üblich, da er doch unerwartet viel Kraft aufbringen musste, um den kalten Knauf zu drehen. Was für ein Vorteil, dass das Film-Klischee der knarrenden Türen in heimlichen Fluchtszenen nicht auf das tatsächliche Leben zutreffen musste. Mit wenig Muße gelang es ihm dann doch, die Tür aufzustämmen und sich, mit der einen Hand immernoch die Tür aufsperrend, unbemerkt auf einen kalten Flurboden inmitten eines riesigen, hallenartigen Ganges zu ziehen. Diesen konnte er wohl eindeutig erkennen, denn im selben Moment, als er die Tür wieder zurück ins Schloss gleiten ließ, entflammten sich zig Fackeln, die an den Mauern des Gewölbes angebracht waren, wie von Geisterhand und boten den jungen Verletzten wie auf einem Presentierteller dar. Nun war ihm sein Aufenthaltsort gewiss. Sein Puls schnellte noch höher, wenn das überhaupt noch möglich war. Hueco Mundo. Das Entsetzlichste, was er sich in seiner Lage vorstellen konnte. Und als hätte es nicht noch schlimmer kommen können, hörte er gemächliche Schritte durch den gottverlassenen Gang hallen, die ihm immer näher kamen. „Ach, schön, dich auch mal wieder hier begrüßen zu dürfen, Kurosaki Ichigo.“, wisperte es plötzlich direkt neben seinem Ohr. Ichigos Pupillen weiteten sich auf das Doppelte. „Alte Bekannte begrüßt man doch immer wieder gern.“ Kapitel 2: Kein Ausweg ---------------------- Der Andere nahm Ichigos Kinn zwischen Zeigefinger und Daumen und zog ihn näher an sich heran, sodass sich ihre Gesichter fast berührten. Unvermeidlicher Weise war der junge Shinigami direkt den bedrohlichen, schlitzförmigen Augen ausgesetzt, deren blutrote Iriden sich tief in seinen Kopf zu bohren schienen. Er merkte erst jetzt, wie unglaublich geschwächt er tatsächlich war: jeder Atemzug war eine ungemeine Quälerei; seine Lungen wurden nahezu zerdrückt und er stand kurz davor, die Besinnung zu verlieren- denn das Reiatsu des ehemaligen Taichous der dritten Einheit ließ ihn innerlich förmlich zerbersten vor Intensität. „Was ist denn? Du zitterst ja...“ Das typisch hämische Grinsen zierte sein Gesicht, als er diese Worte sprach. „Möchtest du nicht erst einmal etwas mit mir trinken? Mh? Einen kleinen Begrüßungs-Tee? Oder wollen wir darauf anstoßen, dass du es fast geschafft hättest, zu entkommen?“ Ichigo bekam Schweißausbrüche und ihm wurde schlecht. Was war er jetzt schon in der Lage zu bewirken? Vielleicht konnte er ja- Plötzlich öffnete sich wenige Zentimeter neben ihm die Tür. „Anstoßen? Vielleicht mit dem Blut dieses elenden Bastards.“ Da war diese tiefe, ihm so vertraute Stimme wieder... Ichimaru richtete sich aus seiner gebückten Haltung auf und schob die Ärmel seines langen weißen Gewandes ineinander. „Ah... Grimmjow. Du bist noch wach, wie ich sehe? Nun, dann macht es dir doch sicher nichts aus, unseren Ausbrecher-Meister hier wieder zurück in die Kerker zu bringen? Und sorge dafür, dass ihm ein etwas wirksameres Mittel und eine sicherere Zelle zugeführt wird. Es ist überhaupt sehr verwunderlich, dass er es trotz seiner Verletzungen von den Kellergewölben bis hier hinauf geschafft hat, nicht? Sehr erstaunlich.“ Mit einem schaurigen Lächeln auf den Lippen drehte sich der Grauhaarige um, nickte dem Espada noch einmal zu und setzte dann seinen Weg fort. Ungläubig verfolgte Ichigo mit weit aufgerissenen Augen die abschwellenden Quelle des Reiatsus. Was hatte er denn da eben von Kerkern im Kellergewölbe gefaselt? Er war doch da gerade aus diesem Zimmer gekommen... ...und neben Grimmjow Jeagerjaquez aufgewacht...!? Ebendieser ließ ihm allerdings keinerlei Zeit, die Ereignisse zu verarbeiten; er riss Zangetsu von Ichigos Rücken, packte ihn mit einem Arm um die Hüfte und warf ihn grob über seine Schulter. „Wage es dir nicht, auch nur zu blinzeln, Shinigami. Ich rate es dir wirklich.“ Ichigo biss sich die Lippen blutig, um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Die Wunden an seinen Beinen schienen nicht die einzigen zu sein, die ihm übel zusetzten. In seinem Magen drehte sich alles- vor allem, da er nun kopfüber baumelte und in Grimmjows Laufrhythmus hin- und herschwenkte. „Ich-“ „Halt dein Maul, Kurosaki!“ „I-“ „Du sollst still sein!“ „Aber-“ „ICH HABE GESAGT, DU-...“ Plötzlich spürte der Blauhaarige eine unangenehm warme Flüssigkeit an seinem Rücken herunterlaufen. Unverzüglich blieb er stehen. „Was zum-“ Grimmjow drehte sich noch einmal kurz um, um sich davon zu überzeugen, dass sich Ichimaru nicht mehr im Gang befand und bog dann sofort um die nächste Ecke. Dort setzte er Ichigo unsanft ab, lehnte Zangetsu gegen die Wand und streifte sich mit einem leicht angeekelten Gesichtsausdruck die Jacke herunter, um sie von der Rückseite zu betrachten. Ganz langsam wanderte sein Blick vom nun nicht mehr ganz so weißen Kleidungsstück zu Ichigo herüber, dessen Gesicht eine ziemlich unnatürliche Farbe angenommen hatte. „...Du... hast mir doch nicht wirklich gerade den Rücken vollgekotzt, oder?“ Der Orangehaarige wischte sich kraftlos den Mund ab. Schuldig. Allerdings bot sich diese Situation hervorragend an, um einen weiteren Fluchtversuch zu starten. Er hatte immernoch das Schwert in seiner Unterhose... Der missgelaunte Espada säuberte sich mit der eh schon beschmierten Jacke den Rücken und warf sie dann achtlos neben sich. Ein paar Verwünschungen murmelnd schritt er dann auf den Gepeinigten zu, blieb unmittelbar vor ihm stehen und ging auf Augenhöhe mit ihm in die Hocke. Sein Blick verharrte zuerst auf Ichigos Hand, die sich eben noch für den Bruchteil einer Sekunde an Panteras Griff befand, dann wandte er sich in Richtung der braunen, verunsicherten Augen. Sein Flüstern war kaum zu vernehmen. „Pass auf, Shinigami. Du solltest mich nicht provozieren, sonst kann ich noch ganz andere Seiten aufziehen. Also entweder, du bist jetzt kooperativ oder du wirst wahre Schmerzen kennenlernen,¿entendido? Dann solltest du ab jetzt genau das tun, was ich dir sage. So wird dir auch nichts zustoßen.“ Der Espada erhob sich wieder und legte Ichigo erneut über seine diesmal nackte Schulter. Wenigstens die Übelkeit war Dank dieses kleinen Malheurs einigermaßen verflogen. Auch Zangetsu befand sich nun wieder in des Anderen Gewahrsam, während sie den Weg in Richtung Kerker fortsetzten. Sie gingen eine Vielzahl an Treppen hinunter, passierten auch Schauplätze, die Ichigo von dessen letztem Besuch noch wohl bekannt waren. Und alles war so hell... so blendend weiß... selbst in der Nacht. Wobei hier wohl nach wie vor zwischen Tag und Nacht nicht wirklich Unterschiede bestanden. Irgendwann hatte er jedoch die Umgebung satt und schloss die Augen. Die Wärme, die von Grimmjows unbekleidetem Oberkörper ausging, fühlte sich irgendwie beruhigend an... zusätzlich schien der Größere schon die ganze Zeit sein Reiatsu zu unterdrücken, wodurch es dem Shinigami wenigstens vergönnt war, durchzuatmen. Würden sie noch lange so weiterlaufen, würde ihn außerdem dieser seltsam angenehme Duft mit Sicherheit einschläfern... woher kam der überhaupt? Wohl kaum von diesem stinkenden Katzenklo Grimmjow, oder? Ein kurzes Anschwellen des Reiatsus des Anderen ließ ihn aufschrecken. Jedoch öffnete sich daraufhin lediglich wie von selbst eine schwere und dicke metallische Tür, die sich mit dem Abflauen der Seelenenergie wieder schloss. Hinter einem weiteren Durchgang wurde Ichigo abgesetzt. Das war eindeutig eine Zelle. Klein, ungemütlich und somit so gar nicht dem Raum entsprechend, in dem er sich bei seinem Erwachen befand. Eine winzige Pritsche stand darin; natürlich alles in blütenweiß und für jeden gut einzublicken. Der Orangehaarige wurde von der starken Schulter gehoben und auf seiner zukünftigen Schlafstätte platziert. Bevor sich jedoch das Zellengatter vor seinen Augen schloss, beugte sich der Weißgekleidete noch einmal zu ihm vor, sodass die kalten Überreste seiner Hollowform Ichigos rechte Wange unmittelbar berührten. Es jagte ihm einen Schauer über den Rücken. „Behalte Pantera hier.“ Wurde ihm dann kaum hörbar zugeflüstert. „Und verbirg ihn. Der Rest eröffnet sich dir von alleine.“ Dann war der Blauhaarige mit dem Geräusch einer einrastenden Tür verschwunden. Völlig perplex saß der Entführte nun auf der bettartigen Liege und wusste nicht, wie er das Geschehene verdauen sollte. Was war das nun wieder für ein mieser Trick? Warum sollte einer seiner verhasstesten Feinde ihm freiwillige seine mächtigste Waffe anvertrauen wollen? Ganz vorsichtig zog er die Resurrección des Sexta Espada unter dem Stoff der Unterhose hervor. Nicht einmal diese stechend hellen Boxershorts, die er trug, waren seine eigenen, wie er bei dem scheinbar dauerhaft brennenden Licht der Kellergewölbe bemerkte. Die Klinge Panteras war im Vergleich zu Zangetsus so unwahrscheinlich filigran ...so wohlgeformt und geschmeidig; und trotzdem schien sie blutdurstig... dem Kampf verschrieben. Sie passte perfekt zu ihrem Besitzer. Ichigo sah darin sein Gesicht widergespiegelt. In einer solch zerschundenen Konstitution hatte er sich lange nichtmehr vorgefunden. Gigantische Hämatome unter dicken Mullkompressen und Tapes zierten seine rechte Wange, an seinen aufgebissenen Lippen klebte noch das Blut. Durch zahlreiche Wattepads schimmerte es ebenfalls rot- ein unschöner Kontrast zu seiner grünlich-weißen Hautfarbe und den sich darauf abzeichnenden dunkelblauen Augenringen. Im Übrigen verschmierte auch noch ein wenig von Ichigos Lebenssaft die polierte Klinge. Ein Ächzen entfuhr ihm... die Wunden seines restlichen Körpers wurden ihm wieder in Erinnerung gerufen. Sein Fuß sah wirklich nicht gut aus... obwohl er schon im Inbegriff der Heilung war. Ichigo riss ein Stück Verband ab, der eine mit Sacknarben stabilisierte Wunde auf seiner Brust verdeckte, und band ihn vom Knöchel abwärts, zurrte das eine Ende mit den Zähnen fest und ließ sich dann in derselben Bewegung rückwärts auf die harte Pritsche fallen. Wenn er eines hasste, dann waren dies Fragen, die ihn im Unklaren stehen ließen. Und deren Zahl nahm ständig zu. Am liebsten würde er jetzt hier einfach rausspazieren wollen, diesen ganzen beknackten Espadas, überhaupt die komplette Garde an bescheuerten Idioten aus Aizens Kindergarten kräftig eins auf die Glocke geben und wieder abhauen. Dann wäre endlich Ruhe. So. Leider war ihm das nicht möglich. Überhaupt wunderte er sich schon die ganze Zeit, wie sie es bewerkstelligt hatten, ihn einfach so zu entführen. Gewehrt haben musst er sich, das sah man an den Verletzungen. Aber was dachte Aizen damit zu bezwecken? War es am Ende seine verinnerlichte Hollowkraft, die dieser Psychopath für seine widerlichen Machenschaften ausnutzen wollte? Ichigo drehte sich zur Seite und starrte seiner Selbst mit ernster Miene in der Klinge der Resurrección an. Natürlich war sie das. Also ging der Wahnsinn tatsächlich weiter. Würde das den jemals ein Ende finden? Was wäre, wenn er nun derjenige wäre, der in naher Zukunft durch Aizen der Grund für die letztendliche Weltzerstörung wäre? Auf keinen Fall durfte dies geschehen. Schweren Herzens setzte sich der Shinigami auf und hob die perfekt geschärfte Klinge Panteras in die Höhe, atmete tief ein. Ich habe wohl keine andere Wahl... Kapitel 3: Regen ---------------- Entschlossen presste Ichigo die Lider zusammen und richtete die Klinge auf sein Herz. Einfacher hätten sie es ihm in dieser Situation wirklich nicht machen können, war er doch, warum auch immer, im Besitz dieses Schwertes. Zu verlieren hatte er nichts. Und wenn er seiner Selbst in direkten Vergleich mit der gesamten Welt stellte- was auch immer Aizen vorhatte- war er wohl nur ein winziges, unbedeutendes Sandkorn in einer riesigen Wüste. Wie hätte er damit umgehen können, wenn letztendlich er für die Zerstörung der Welt und den Tod der gesamten Existenz verantwortlich gemacht würde? Was sollte es ihm also demnach schon bringen, weiterzuleben, wenn er stattdessen das Schlimmste verhindern konnte? Er musste nichts weiter tun, als diese lebensgefährliche Waffe zu entschärfen. Und das fiel ihm angesichts der Konsequenzen seinerseits und der der Bevölkerung aller Welten nicht sonderlich schwer. Die Griffumwicklung Panteras fest in seine Handflächen einschließend, hatte also lediglich zuzustechen- so, wie er es einst tat, als er das erste mal in die Gestalt eines Shinigamis trat. Nun war dies also auch seine letzte Handlung als Todesgott. Er spannte die Muskeln an, seine Augenbrauen wie eh und je eng zusammengezogen, sog tief die Luft in seine Lungen- und stieß zu. ◊ ◊ ◊ In diesem Moment schreckte der Sexta Espada auf. Er warf seinen Kopf völlig überrumpelt zur Tür herum. Nein... das konnte nicht sein... Für so dermaßen verweifelt hätte er den Kurosaki nicht gehalten... Er hat sich mit Pantera das Leben genommen... ...du hast es ihm nicht gesagt... ...er konnte es sich nicht denken... ...er hat sich umgebracht... deinetwegen... Nun kam in ihm Verzweiflung auf. Was sollte er jetzt tun? Noch war es vielleicht nicht zu spät. Vielleicht hatte er noch die Chance, ihn retten zu können. Also machte er einen Satz aus seinem Bett und rannte sichtlich nervös aus dem Flur hinaus. Sonido wäre zwar schnell, aber zu auffällig gewesen... ein viel zu hoher Reiatsuverbrauch, um unbemerkt in die Kerker zu gelangen. Und es sollte auf gar keinen Fall irgendjemand mitbekommen, dass der Shinigami im Besitz der Resurrección war. Während er fast geräuschlos die Gänge entlang sprintete, wurde ihm immer mehr bewusst, was es für bedeuten konnte, wenn sich der Orangehaarige einfach umbrachte. Dann bestünde logischerweise keine Möglichkeit mehr, seinen Plan umzusetzen... und welche Folgen hätte es für ihn, wenn Aizen das alles in Erfahrung bringen würde? Das wollte er am liebsten gar nicht erst in Erwägung ziehen. Völlig in Gedanken vertieft, bog er um die nächste Ecke- und musste plötzlich stark abbremsen, um nicht zu stürzen. Der Andere betrachtete den Blauhaarigen, welcher eben fast in ihn hinein gerannt wäre, von oben bis unten, sah dann in dessen Gesicht hinauf und steckte die Hände in die Taschen. „Hast du irgendetwas bestimmtes vor?“ Der Sexta schnaubte verächtlich. „Ich wüsste nicht, dass dich das in irgendeiner Weise etwas anginge, Ulquiorra.“ Eine Weile stand der Kleinere noch dort, ohne die geringste Miene zu verziehen, dann wandte er sich um und ging. „Natürlich geht mich das nichts an.“ Der Größere sah ihm noch hinterher, da entglitten ihm auf einmal alle Gesichtszüge. „Willst du hinunter in die Kerker?“ Natürlich reagierte der Cuarta nicht. „Wieso? Willst du dich an dem rächen, der dich einst tötete?“ Mit seiner üblich emotionslosen Stimme antwortete er nur: „Ich glaube nicht, dass ich das nötig habe, Grimmjow. Es geht hier im Übrigen nicht um mich, sondern um ihn.“ Der Blaue biss sich auf die Lippen. Hatte der Mistkerl etwas mitbekommen? Verdammt! Was sollte er jetzt tun? ◊ ◊ ◊ Ichigo öffnete die Augen nicht. Er lag einfach nur gänzlich reglos eingerollt auf der Seite, während schwerer Regen auf ihn niederging, der seinen leblosen Körper bis auf die Knochen durchweichte. Dieses monotone Prasseln... es wurde nur gelegentlich vom Zucken eines Blitzes und einem fernen Donnern gestört, sonst hatte es eine geradezu beruhigende Wirkung. Das Wasser sammelte sich an seiner Nasenspitze und tropfte auf den kalten Beton. Natürlich wusste er, wie sich dieser Boden anfühlte; er war hier schließlich nicht zum ersten Mal. Die Wolkenkratzer, die senkrecht ziehenden Wolken... Plötzlich krümmte er sich vor Schmerzen; ein Tritt hatte ihn aus heiterem Himmel in die Magenkuhle getroffen. Er riss die Augen auf und rang nach Luft. „Steh' auf, du beschissenes Arschloch!“ Doch er hatte nicht einmal die Gelegenheit, sich zu rühren. „Ich sagte, du sollst aufstehen, du widerliche Missgeburt!“ Ein weiterer Tritt ließ ihn Blut spucken. Hustend und zitternd versuchte er irgendwie auf seinen geschundenen Beine zum Stehen zu kommen, doch diese Mühe hätte er sich sparen können, denn im selben Moment traf ihn ein gewaltiger Faustschlag, der ihn sofort wieder nieder streckte. Ein mitleiderregendes Wimmern entfuhr den aufgeplatzten Lippen; den Kopf hatte er schützend unter den Armen verborgen und er kugelte sich zu einem einzigen Häufchen Elend zusammen. Der weiße Hollow stand vor seinem völlig verstörten „Gebieter“ und sah verachtend zu ihm hinunter. „ Du müsstest dich jetzt wirklich mal sehen, König.“ Das letzte Wort sprach er mit solch einem Hass aus, dass Ichigo noch unwohler Zumute wurde. „Einfach nur erbärmlich.“ Das Zittern des Gepeinigten klang nicht ab. „Aber ich glaube, ich hätte mich auch umbringen wollen, wäre ich so ein armseeliger, egoistischer, nichtsnutziger, schwacher, verabscheuenswerter und vor allem naiver Wichser wie du.“ Der Weiße bückte sich hinunter. „Ist das deine neue Herangehensweise? Deine neue, pazifistische Art, die Dinge zu lösen?“ Seine Hand umschloss die Kehle des Orangehaarigen, zog ihn daran auf Augenhöhe. „Sie dir den Himmel an. Siehst du es? Siehst du es? Das ist ganz allein deine Schuld! Ich sitze seit Ewigkeiten hier, während es Kuhscheiße aus Eimern regnet, verdammt!“ Wieder wurde er auf die Wange geschlagen. „Du hast die, die dir an die Wäsche wollen, gefälligst kalt zumachen!!! Denkst du, die Sache ist vom Tisch, wenn du dich selbst tötest? Sie müssen wissen, dass du der Feind bist, der ihnen das Leben zur Hölle macht!!!“ Der Hollow schüttelte ihn mit jedem Wort, das er sagte, kräftig durch. „Wie soll ich auf meine Kosten kommen, wenn dir jeglicher Kampfgeist abhanden gekommen ist? Und nur so nebenher bemerkt: Du hast immernoch Menschen um dich, die dir etwas bedeuten und ohne dich wohl einen qualvollen Tod sterben, wenn du nicht die Initiative ergreifst.“ Ichigo hob seine halb geschlossenen Lider und fixierte mit einer solchen Wut die gelben Iriden seiner Hollow-Selbst, dass ebendieser grinsen musste. „Halt' die Fresse. Ich bin hier der Meister und nicht du. Also nimm deine bleichen Pranken von mir weg oder ich trenn' sie dir vom Körper.“ Ein amüsiertes Lachen entfuhr dem Weißgekleideten. „Sieh an, sieh an~! Plötzlich kannst du wohl wieder große Töne spucken, mh? Wir haben beide kein Reiatsu mehr, Ichigo. Dieses Gift hat auch mir zugesetzt. Was willst du also schon tun?“ Das war wohl wahr. Egal, wie stark sein innerer Hass brannte, dieser Fakt machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „Lass' dir was einfallen, oder warte, bis ich wieder bei Kräften bin, dann werde ich das Ruder schon übernehmen~!“ Das irre Lachen hallte immernoch im Kopf des Shinigamis wider, als dieser zum zweiten Mal seine Augen im Hueco Mundo öffnete. Nein... dass er wieder die Kontrolle übernahm, musste er auf jeden Fall verhindern. Natürlich waren da nach wie vor seine Freunde und Verwandten, die er liebte und es niemals zulassen könnte, dass sie sterben. Der Hollow hatte recht. Was war er doch für eine widerwärtige Schmeißfliege eines Shinigamis. Er schämte sich vor sich selbst. Auf einmal bemerkte er die zweite Wunde auf seiner Brust. Sie war zwar groß, aber zum Glück nur oberflächlich. Stärker war jedoch die Pein, die er durch den Weißen erlitten hatte... aber wenigstens hatte er ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Er musste jetzt die Zähne zusammenbeißen, einen klaren Kopf bewahren und sich einen Ausweg überlegen. Er war ja nach wie vor im Besitz von Pantera. Was konnte er damit anstellen außer sich umzubringen? Oder besser gesagt: Was wollten sie, dass er damit anstellte, wenn sie ihm die Waffe schon überließen? Sein Blick wanderte zu den Gitterstäben. Müßig quälte er sich von der Pritsche herunter und vollführte einen schnittigen Schwertstreich quer über die Streben. Natürlich waren sie nicht einmal ansatzweise versehrt. Er rutschte wieder auf seine Schlafstätte und drehte sich zur Wand. Verdammt. Irgendwie musste es doch eine Möglichkeit geben. Als er jedoch auf einmal hörte, wie sich die Tür öffnete, hielt er umgehend die Luft an und versteckte die Resurrección vor sich. Nein. Das war doch nicht möglich... dieses Reiatsu... was in Gottes Namen- Ulquiorra Cifer. ... er hatte ihn doch aber umgebracht... mit seinen eigenen Händen... hatte ihn mit seinen eigenen Augen sterben sehen... Der Schwarzhaarige hingegen war lebendiger, als es dem Gefangenen lieb war; er nahm die Hände aus den Taschen und trat noch einen Schritt näher. Kapitel 4: Der Tod ist nicht das Ende... ---------------------------------------- Ichigo lag mit dem Rücken zur Tür, halb um die Resurrección des großen Blauhaarigen eingerollt, die Augen weit aufgerissen. Dass dieser Mann dort vor dem Gitter noch lebte, war einfach nicht möglich. Völlig unbegreiflich. Doch trotz allen Erstaunens musste sich der Shinigami so verhalten, dass er keinerlei Aufmerksamkeit erregte, obwohl das angesichts seiner jetzigen Situation, mit einem seiner Erzfeinde knapp einen Meter neben ihm, deutlich schwer fiel. Was wollte er hier? Wenn er nur beauftragt wurde, nach ihm zu sehen, warum verschwand er dann nicht einfach wieder? Wenn er sich allerdings rächen wollte... Nun ja. Sie waren mutterseelenallein. Und sollte der Espada ihn auf der Obersten Geheiß hin schon nicht töten dürfen, hatte hier mit Sicherheit niemand etwas gegen ein bisschen Folter einzuwenden. Wieder blieb er stehen. Ichigo spürte seinen durchdringenden Blick auf seinem Rücken ruhen. Das Einzige, das die geladene Luft im Raum geradezu zu durchdringen schien, war der konzentriert gleichmäßige Reiatsu-Fluss des Schwarzhaarigen, welchen Ichigo noch nie zuvor so intensiv im Ruhezustand gespürt hatte. Er war nicht nur zu neuem Leben erwacht- er schien in kürzester Zeit wesentlich stärker geworden zu sein. Der Orangehaarige wurde unruhig. Es war einfach zu verdächtig, dass der Andere nicht schlichtweg wieder kehrt machte. Warum wurde er denn nicht einfach angesprochen? Es war ja nicht unbedingt üblich, Gefangenen ihren wohlverdienten Schönheitsschlaf zu lassen, nicht wahr? Plötzlich fiel es ihm auf. Grimmjow hatte wider seiner Befehle gehandelt und ihm kein Gift oder Schlafmittel verabreicht... Darum verweilte der Cuarta so lange hier. Er hatte lediglich überprüft, ob der Orangehaarige tatsächlich anweisungsgetreu friedlich vor sich hin schlummerte oder wachte... denn anscheinend war ihm das schwankende Reiatsu aufgefallen, welches nach dem Selbstmordversuch verströmt wurde... „Du beherrschst es einfach nicht.“ Die Stimme war kalt und emotionslos und durchschnitt die Stille wie ein Messer. Natürlich hatte er es gemerkt. „Du kannst dein Reiatsu nach wie vor nicht verbergen, obwohl dir kaum noch welches übrig geblieben ist. Also hör auf, dich schlafend zu stellen.“ Ja, gut. Das war wohl ein eindeutigeres Zeichen dafür, dass er nicht außer Gefecht gesetzt worden und immernoch munter war. Aber vielleicht konnte er die jetzige Situation auch zu seinem Vorteil ausnutzen... Also dann, es war Zeit, alles auf eine Karte zu setzen. ◊ ◊ ◊ Grimmjow hatte einen anderen Weg gewählt, als er merkte, in welche Richtung der Cuarta zu gehen beabsichtigte. Doch nun, da dieser schon eine ganze Weile in den Gemäuern verschwunden war, hatte der Blauhaarige sofort auf dem Fuße gewendet und sich ebenfalls gen Kerker aufgemacht. Wenn die Situation tatsächlich eskalieren sollte, war er in jedem Fall sofort zur Stelle, um... ...naja, was er ausrichten konnte, wusste er auch nicht wirklich, aber er war zumindest schon einmal vor Ort. Und scheinbar war die kaum zu vernehmende Seelenenergie des Shinigamis auch wieder einigermaßen stabil... also hatte der Sexta wenigstens eine Sorge weniger. Ohne jedes Geräusch gelang es ihm, sich vor die Verliestür zu schleichen. Sein Reiatsu hatte er ohnehin schon die ganze Zeit, um seinen Plan umsetzen zu können, unterdrückt. Also die perfekten Bedingungen, um ein wenig auszuspionieren, was dort auch immer vor sich ging. Seiner Erfahrung nach gehörte Ulquiorra nun wirklich nicht zu den heißblütigen Rachedurstigen, die um jeden Preis auf eine Revanche aus waren. Allerdings war nicht unbedingt gesagt, dass er immernoch haargenau derselbe war, nachdem ein so langwieriger und komplizierter Prozess ihn zurück ins Leben geholt hatte. Und dass das Ganze auch gehörig schiefgehen konnte, hatte er schon bei der versuchten Wiedergeburt Aaroniero Arrurueries mitbekommen. Diese war zwar noch immer nicht ganz abgeschlossen, aber trotz allem hoffnungslos. Egal. Er hatte sich um wichtigere Dinge zu kümmern. Und genau diese gestalteten sich schwieriger, als er vermutete. Durch eine solch dicke Stahltür ein Schreien wahrzunehmen, war eine wahre Meisterleistung. Aber ein normales Gespräch auf Zimmerlautstärke, oder eher ein aufrollendes Gatter, sich kreuzende Klingen- also das, was er eigentlich abwartete, zu hören... soetwas verlangte ein verdammt gutes Gehör. Wie eine Katze. Et voilà, über eine solch geschärftes Wahrnehmungsvermögen verfügte der Sexta. Vielleicht war es ein wenig eingerostet, weil seine Kämpfe nicht gerade darauf beruhten, sich aus dem Hinterhalt anzuschleichen, aber das hier war doch schonmal ein guter Anfang. Und er würde es später irgendwann noch einmal gebrauchen müssen, hatte er das Gefühl... Also steckte er die Hände ihn die Taschen, lehnte sich mit geschlossenen Augen neben die Tür und lauschte. ◊ ◊ ◊ Der Kurosaki seufzte und drehte sich, stets darauf achtend, dass Pantera hinter ihm verborgen blieb, dem bleichen Gesicht des Anderen entgegen. Er konnte sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen. Wie der Espada dort vor dem Gatter stand... in alter, gelangweilter Manier und wie eh und je nicht vorhandener Mimik. Wobei dies wahrscheinlich nur ein äußerlicher Schein sein konnte, denn das hieß ja nicht, dass dieser sonst so ruhige Kerl nicht so dermaßen innerlich kochte, dass der Topf kurz vorm Überlaufen war. Also war höchste Vorsicht geboten, denn ihm war die Hand aufgefallen, die auf Murcielagos Griff lag- bereit, um mit demjenigen, der einst mit ihm bis zur Selbstzerstörung gekämpft hatte, ein Hühnchen zu rupfen. Ichigos Arm wanderte hinter sich und er umfasste den Griff der Resurrección Grimmjows. Mit dem anderen stützte er seinen Kopf auf der harten Matratze ab und grinste dem Feind ins Gesicht. „Tja, ich finde es zwar widernatürlich und ärgerlich, dass du noch lebst, weil jetzt die ganze Geschichte schon wieder von vorne losgeht und ich dich noch einmal in die ewigen Jagdgründe schicken darf, aber erzähl doch trotzdem mal, wie's kommt, dass du wieder unter den Lebenden weilst, bevor ich dafür sorge, dass du es nicht mehr tust.“ Ulquiorra trat noch einen Schritt näher; alle Anzeichen standen auf Sturm. „Widernatürlich... wie kann dir etwas als widernatürlich erscheinen, wenn es ohnehin fast gänzlich künstlich geschaffen ist? Mein Leben ist nur ein Baustein in einem gewaltigen Monument, der jederzeit restauriert und wiederverwendet werden kann.“ Jetzt galt es, die Situation auszureizen. „Uh... wie pathetisch. Soll das etwa heißen, dass Bauleiter Aizen dich wieder zusammengepuzzelt und dir einen neuen Anstrich verpasst hat, ich nehme mal an: Kalkweiß, damit seine eh schon ziemlich wackelige Hütte nicht noch mehr ins wanken gerät? Der Gute ist wohl nicht unbedingt sehr flexibel, kann das sein? Oder sieht er einfach nicht, welch minderwertige Qualität seine Playmobil-Männchen-Sammlung hat, weil ihm das ohne seine Brille ziemlich schwerfällt?“ Ulquiorra drehte einfach seinen Kopf zur Seite und zeigte keinerlei Reaktion. Irgendwie machte das keinen Spaß. Wie konnte er ihn dazu bringen, das Gitter zu öffnen? Stünde jetzt Grimmjow vor ihm, wäre dem Sexta vor Wut der Kopf weggeflogen und er hätte keine Sekunde gezögert, in die Zelle zu stürmen und ihn in Stücke zu reißen... aber so... „Hey, was gibt es denn da großartiges zu sehen?“ Er konnte es zwar von seiner Position aus schlecht ausmachen, aber dennoch glaubte er zu wissen, dass sich dort lediglich eine große, karge Wand befand. „Hast du Halluzinationen, weil du bei unserem Kampf eine zu viel auf den Deckel bekommen hast?“ Die leuchtend grünen Iriden der gepardenartigen Augen schnellten herüber; sein Gesicht war weiterhin nach links gewandt. „Shinigami, ich bin nicht hier, um mich mit dir über irgendwelche Belanglosigkeiten auseinanderzusetzen. Aber wenn du glaubst, mich mit deinen niveaulosen Äußerungen reizen zu können, so liegst du falsch. Anscheinend hast du es nicht nur versäumt, zu lernen, dein Reiatsu zu beherrschen, du hast auch sonst keinerlei physischen Zuwachs verzeichnen können, denn sonst wärst du wohl nicht hier. Und wenn du tatsächlich so stark wärst, wie deine Worte vermuten lassen, hättest du nicht versucht, dich aus lauter Verzweiflung umzubringen. Und nebenbei bemerkt: der Tod ist noch längst nicht das Ende.“ Ichigo schluckte hart, als er den Cuarta die Kerkergewölbe verlassen sah. Aizen hatte es tatsächlich irgendwie geschafft, einen Toten zurück ins Leben zu holen... ein unfassbar fataler Vorteil... ...wenn sie diese Möglichkeit wann und wo immer sie wollten, nutzen konnten... Doch wozu brauchten sie dann noch jemanden wie ihn, wenn ihnen diese Option zur Verfügung stand? ◊ ◊ ◊ Grimmjow hatte das Gespräch verfolgt und war keineswegs zufrieden mit dem Resultat. Hätten sich die beiden wenigstens gegenseitig die Schädel eingehauen, wüsste er jetzt, woran er war, aber aus dem Verhalten seines „Kollegen“ wurde er einfach nicht schlau. Er konnte das Ganze nicht einordnen... warum konnte man aus diesem Kerl niemals herauslesen, was er fühlte? Außerdem schien er um Pantera zu wissen... wie sonst hätte er sich den Selbstmordversuch Ichigos erklären können? Fuck. Das war nicht gut... warum war dieser Bastard gerade jetzt auf den Fluren unterwegs gewesen? Wäre er nur einen Tag später wieder aufgekreuzt, wäre alles bereits erledigt gewesen und seine Vorhaben stünden nicht, so wie jetzt, auf der Kippe. Würde der Cuarta auch nur ein Wort an Aizen richten- ob es nun die Tatsache war, dass der Gefangene wachte, dass er im Besitz einer Waffe war oder dass er Selbstmord begehen wollte; es wäre alles umsonst gewesen. Der Blauhaarige biss sich auf die Lippen. Er musste es schaffen, Ichigo aus dem Hueco Mundo zu befreien. Es widerte ihn zwar an, aber das war er ihm schuldig. Tief in einen inneren Monolog versunken, machte er sich wieder auf den Rückweg zu seinem Zimmer. Zuerst musste er klare Gedanken fassen, bevor es weitergehen konnte. Nachdem die Tür abgeschlossen war, fiel er, geistig völlig aufgewühlt, zurück in sein Bett. Wozu machte er sich überhaupt all diese Mühe? Dieser dreckige Shinigami hatte ihn vor nicht allzu langer Zeit vermöbelt und danach nicht einmal den Stolz besessen, ihn zu töten... sie waren Feinde, keine verdammten Freunde... Aber trotz allem schien auch in ihm eine Einsicht entstanden zu sein, die ihm sagte, dass ihn diese Niederlage weitergebracht und ihm eine der wichtigsten Lektionen erteilt hatte, die er je lernen konnte. Und da der Kurosaki ihn am Leben gelassen hatte, war es jetzt nunmal an der Zeit, sich zu revanchieren, auch wenn es ihm irgendwo gewaltig gegen den Strich ging. So sehr er sich auch sträubte... irgendetwas in ihm hatte sich geändert. Wenn er es sich selbst nur beschreiben könnte, was anders war... aber er wurde das Gefühl einfach nicht los, dass sich noch viel mehr wandeln würde; und vor allem, dass dort noch etwas viel Gewaltigeres war, dass unumgänglich sein gesamtes Leben in eine andere Richtung werfen würde... Kapitel 5: Per Somnium... ------------------------- In einem der Laboratorien in den Tiefen des Hueco Mundo, nebst der Hauptzentrale der Wissenschaftsabteilung, befand sich in einem kleinen, abgegliederten Bereich, der unter höchster Sicherheitsstufe gehandelt wurde, ein langer, mannshoher, mit Nährlösung gefüllter Inkubator. Ein leises Surren wies darauf hin, dass die Vorrichtung in Betrieb war... allerdings war keine Menschenseele zu sehen. Hier sollte der Novena Espada Aaroniero Arruruerie zu neuem Leben finden... doch war es allein durch die Anordnung der Reishipartikel völlig unmöglich, jenen ehemaligen Gillian, der ja bekanntlich aus vielen tausenden absorbierten Hollow-Seelen bestand, erneut zu einem Wesen anzuordnen... stattdessen geschah es ganz anders, als es sich die Schaffer dieser gotteslästerlichen Erfindung vorgestellt hatten... ◊ ◊ ◊ Grimmjow träumte. Seit Ewigkeiten verfolgten ihn die immergleichen Bilder... jede Nacht sah er sie wieder vor sich. Doch nie kam er zu einem Ergebnis, da er grundsätzlich an der selben Stelle seines Traums erwachte. Es war ihm vielleicht sogar zu peinlich, das Ende zu erfahren... … aber wie sollte er sonst in Erfahrung bringen können, was dieses Szenario seiner Gedankenwelt vor ihm verbarg? Wie immer stand er zu Anfang in diesem trostlosen, schwarzgrauen Raum. Die Wände reichten so hoch, dass kein Ende zu erkennen war... sie trieben einfach hinauf in die unendliche Dunkelheit. Dann drehte er sich um... ein unwahrscheinlich grelles, reines und klares Licht schloss ihn ein, sodass es ihm schwer fiel, die Augen geöffnet zu halten... es war, als würde sich sein Blick direkt der Sonne entgegen richten. Weit hinten, mitten in den Fluten des Lichtkegels, mutmaßte er die Konturen einer Person, doch blendete es zu sehr, als dass er sich dessen sicher sein konnte. Wie mechanisch betätigten sich seine Muskeln und er rannte Richtung Schattengestalt, die ihm zunehmend bekannter vorkam, doch bevor er auch nur die geringste Chance hatte, sie zu erreichen, war sie spurlos verschwunden. Auch das gleißende Licht erlosch. Er glaubte, Ichigo in den Umrissen ausgemacht zu haben... „Wo willst du hin, wertloser Shinigami?!“,brüllte er hinaus, ohne eine Antwort zu erwarten. Seine Stimme hallte an den Wänden wieder, dann umgab ihn erneut Stille. Eine ganze Weile stand der Espada nun dort, wartete darauf, dass sich seine Augen an die erneute Dunkelheit gewöhnten. Eine Hand an seinem Rücken ließ ihn aufschrecken. Eine zweite gesellte sich dazu, wanderte hinauf. „Du bist ja ganz verspannt... komm, lass mich deine starken Schultern massieren...“ Dieses Flüstern klang irgendwie amüsiert... es jagte dem Sexta einen Schauer über den Rücken. Wer war das dort hinter ihm? Seine Neugier war zu groß. Er riss sich los, wandte sich der Person zu- doch dann lehnte lediglich Ulquiorra in wenigen Metern Entfernung vor ihm an der Wand. Der Schwarzhaarige kam einige Schritte auf ihn zu, blieb aber mit einem gewissen Sicherheitsabstand stehen. „Was tust du hier, Grimmjow? Hast du deinen Reis aufgegessen?“ Hä? „Reis?! Was denn für'n Reis?! Hast du Hirnblähungen? Und überhaupt, was geht dich mein Handeln an? Ich habe es dir schon einmal gesagt: Halt' dich da raus, Ulquiorra! Geh dich lieber überschminken, du Puderquaste.“ Als der Cuarta ihn weiterhin durchdringend anstarrte, schüttelte Grimmjow nur den Kopf und drehte sich um. Er war sich sicher, dass ihn daraufhin wieder eine andere Situation begegnen würde... doch war es nur erneut die dunkle, dreckige Wand, die ihn begrüßte. Er seufzte. Dann jedoch blieb ihm erneut die Luft im Halse stecken, als er zum wiederholten Male jemanden an seinem Rücken spürte. Arme wanderten an seinen Seiten vorbei, umschlossen ihn von hinten, die fremden Hände lagen auf seiner nackten Brust. Sanft strichen die schlanken Finger darüber hinweg, zeichneten jede Erhebung und Vertiefung nach, die die Muskulatur auf seiner Haut hinterließ. Grimmjow atmete zittrig aus... dieser enge Kontakt war ihm in keinstem Falle unangenehm... „Das gefällt dir, nicht war? Du kannst noch mehr davon haben, wenn du willst...“ Die unbekannten Finger glitten über den durchtrainierten Körper bis zur Abdominalregion. Ohne jede Vorwarnung wanderten sie in sein Hollow-Loch... Eine ganz gefährliche Stelle... Der Blauhaarige stöhnte ungehemmt auf. Genau dort wollte er niemals berührt werden... „Was denn? Woher ich weiß, dass dich der Kontakt mit diesem Punkt deines Körpers erregt? Ich weiß alles über dich, denn ich bin Dein...“ Ein warmer, süßer Atem strich über Grimmjows Nacken, während kundige Hände den Espada in Bann hielten und ihn dazu trieben, mehr zu verlangen, als es vielleicht gut für ihn war. Eine Regung durchflutete seinen Körper, die sich seit langem nicht mehr gemeldet hatte. „Mein?“ „Voll und ganz.“, wisperte es direkt neben seinem Ohr. Sein Blut wallte auf, als ihm die Zunge hungrig die Konturen seiner Ohrmuschel entlang fuhr, scheinbar jeden Millimeter seines Körpers genießen wollte, während die Hände ihr Übriges taten und ihm unter den Obi fuhren. Tief in ihm war er bereits jetzt vollends ausgeliefert. Verdammt. Das wollte er nicht sein. Auf dem Fuße wirbelte er herum, um den Fremden zu packen und unter sich zu werfen- Da war er wieder allein. Allerdings befand er sich zu seiner Überraschung nicht in dem seltsamen, leerstehenden Zimmer, sondern inmitten der Wüste des Hueco Mundo. Der eiskalte, immerwährend strahlende Mond erleuchtete den pechschwarzen Himmel und schien auch auf den einsamen Espada hernieder, der nun gottverlassen dort unten stand und Las Noches nur in der Ferne vermuten konnte. Völlig verdutzt verweilte er nun dort, alleingelassen mit seinen nicht jugendfreien Gedanken. Also wechselte sein Blick probeweise die Richtung- -es raubte ihm den Atem. Er fand gerade noch rechtzeitig das Gleichgewicht am Rande eines ungeahnt tiefen Abgrunds wieder, der in einem endlos dunklen Schwarz immer weiter in die Tiefe führte und dessen schroffe, zerklüftete Hänge wohl nie ein Ende in dieser Dunkelheit finden würden. Er sah hinunter, doch außer diesem direkten Kontrast zu jenem schneeweißen Wüstensand konnte er nichts erkennen. Aber genau dieser Sand bereitete ihm gerade massive Probleme. Er wollte zurückweichen, doch war es ihm unmöglich, denn wie eine riesige Hand umklammerte es seine Füße und zog ihn langsam aber sicher immer tiefer. Es riss an ihm- es zog ihn hinunter, wie mit der Absicht, ihn gänzlich zu verschlucken. Er versuchte, sich dem Sog entgegenzustemmen, jedoch erfolglos. Letztendlich war er kaum noch im Stande, seinen Kopf aus der Wüste zu heben. „Was ist denn das hier für'ne Scheiße, verdammt?!“ „Keine Scheiße. Sand, mein Guter.“, gab ihm eine bekannte Stimme die Antwort. Er spürte, wie sich zwei Hände in seine Jacke krallten und ihn mit geballter Kraft aus dem Weiß zogen. „Und davon wirst du jetzt reichlich in der Hose haben, könnte ich mir vorstellen.“ Grimmjows Augenbraue zuckte, er wandte sich dem Orangehaarigen zu. Ja, aber immernoch besser als ein Haufen Kacke, ich bin es nämlich nicht, der sich gleich vor Angst in die Buxe kötteln wird.“ Ichigo legte die Stirn kraus und fing plötzlich an, hämisch zu grinsen. „Ja, na klar. Ich habe ja auch solche Angst vor dir, Schatzi. Ich erzittere vor dir, oh unbewaffnete blaue Kitty mit der sandigen Kimme.“ Eine Ader an Grimmjows Schläfe begann zu pulsieren, und er stürzte sich mit Karacho auf den Shinigami- da war er plötzlich aus seinem Sichtfeld verschwunden. Mit einem Mal landete ein Tritt in seinem Rücken und er direkt mit dem Gesicht im Sand. „So, nun mach mir mal Angst, oder hast du es dir doch anders überlegt und legst erstmal 'ne kleine Pause ein mit dazugehörigem Wüsten-Happymeal? Schmeckt's denn?“ Grimmjow spuckte den Sand zur Seite aus, erhob sich, vor Zorn bebend und kurz vorm Überkochen. Mit zusammengebissenen Zähnen zischte er nur noch: „Kurosaki, du brauchst dir nicht mal ein Grab schaufeln. Das, was von dir übrig bleibt, passt in jede Hosentasche.“ Ichigo nickte zustimmend. „Auf jeden Fall, Mietzilein. Na dann, wollen wir mal anfangen.“ Er drückte sich vom Untergrund und sprang in die Höhe. „Ich geh dann schonmal vor.“ Und schon war der Orangehaarige nicht mehr zu sehen. Grimmjow, bereit, die Verfolgung aufzunehmen, wollte gerade Sonido einsetzen, als er zum wiederholten Male realisierte, dass sich dort jemand hinter ihm befand. Ohne jede andere Reaktionsmöglichkeit wurde ihm erneut über die Brust gestrichen. Die Finger zogen feine, sanfte Linien hinauf, bis über sein Schlüsselbein und den Hals, eine warme Handfläche legte sich auf seine Wange. Dieses verheißungsvolle Flüstern hauchte ihm daraufhin in sein Ohr, dass sich ihm die Nackenhaare aufstellten: „Du willst mehr, nicht wahr? Wahrlich, du wartest auch schon viel zu lang. Nur zu, dreh' dich um.“ Langsam kam er nicht mehr klar... was wollte ihm dieser Traum nur sagen? Normalerweise wäre er eh genau jetzt erwacht... so wie ein paar Stunden zuvor, als er bemerkt hatte, dass der Shinigami vor ihm fliehen wollte, doch stattdessen wälzte sich der Espada unruhig in seinem Bett umher, begann zu keuchen und Schweiß rann ihm über die Schläfe, denn diese Person wusste nur zu gut, wie sie den Blauhaarigen anheizen konnte, dass ihn seine Erregung fast zum platzen brachte. Es handelte sich hierbei also tatsächlich um einen Mann... einem Mann, dessen Gesicht er nicht erkennen konnte. Es war alles seltsam verschwommen vor ihm... Aber das war ihm nun wirklich völlig egal. Noch einmal zu warten ertrug er keinesfalls. Also packte er den Unbekannten und warf ihn unter sich in den kühlen Sand. Doch bevor er selbst agieren konnte, wurde sein Kopf hinunter gezogen und hart auf ein Paar imaginäre Lippen gepresst. Sein Mund öffnete sich bereitwillig. Diese weichen Lippen schmeckten selbst im Träume irreal gut... mit Freuden empfing er die fremde Zunge und gewährte ihr vollen Spielraum. Aber irgendwie sagte ihm diese Passivität nicht zu... also drängte er sich selbst der Zunge entgegen, eröffnete das Gefecht. Genießend schloss er die Augen, ließ nun seine eigenen Hände tiefer wandern, um einen ganz bestimmten Punkt des Anderen zu suchen. In seiner Hose hatte sich bereits erheblicher Druck aufgebaut, der nun sofortiger Befriedigung bedurfte. Immernoch hungrig lösten sie den Kuss bald darauf wieder, der Unbekannte leckte ihm über den Mundwinkel bis hin zum Ohrläppchen und knabberte zärtlich daran. „Zeig mir, was du kannst.“ Der Sexta grinste, sein linker Eckzahn blitzte auf. So viel Willigkeit kam ihm gerade recht. Grimmjows Suche war beendet, als er auf das Gesäß des Anderen stieß. Er spürte, dass hier bereits mit Gleitgel vorgesorgt gewesen sein muss... … umso besser. Also drückte er, ohne den kleinsten Gedanken an irgendetwas anderes zu verschwenden, die Beine des Mannes auseinander. Ohne jede Vorwarnung, nur auf seine eigene Stimulation aus, drang er mit einem Ruck in den fremden Körper ein. Ganz langsam glitt seine Erregung tiefer, bis zum Anschlag in die Enge hinein. Kein Schrei kam von dem Uke, stattdessen ein überaus heißes Stöhnen. Grimmjow verdrehte genüsslich die Augen. Er brauchte also keinerlei Rücksicht zu nehmen, konnte ungehemmt aufdrehen. Mit einer schnellen Bewegung war er daraufhin fast vollends wieder aus der Tiefe verschwunden, nur um folglich so kräftig zuzustoßen, dass er glaubte, es müsse dem Fremden eine Höllenqual bereiten. Doch es entlockte ebendiesem lediglich ein schrilles, lustgetränktes Schreien, das wie Musik in den Ohren des Espadas klang. „Mach schneller. Bitte.“ Dieses süßliche, verlangende Flüstern ließ ihm schwindlig werden. Ohne Umschweife wurde er dem Wunsch gerecht, zog das Tempo an und versenkte sich immer tiefer in dem fremden Körper. Ein wohliges Knurren entrang sich seiner Kehle, als er, das Becken in ständiger Bewegung, den Kopf in den Nacken legte. Immer schneller bewegte er sich und immer intensiver wurde die Reibung. Die Schreie des Anderen schwollen immer mehr zu einem wollüstigen Kreischen an, während sich Grimmjow härter und tiefer denn je vorarbeitete. Den Blick auf den willigen Fremden unter ihm gerichtet, welcher indes schon mehr als einmal gekommen war, fieberte auch er bereits dem Höhepunkt entgegen. Mit einem letzten gezielten Stoß rieb er sich an der heißen Haut des Anderen, doch bevor er endlich befriedigt aufstöhnen konnte... ...schlug die Augen in Las Noches auf. Völlig außer Atem und immernoch fehlender Stimulation starrte er an die blütenweiße Decke seines Zimmers. Seine Gedanken waren wie besessen... verschleiert von diesem nicht abflauen wollenden Verlangen. Und er dachte nicht einmal im Entferntesten daran, sich selbst anzufassen... das wurde dem, was er eben erlebt hatte, nicht gerecht. Wie ferngesteuert sprang er auf. Sein Gehirn war vernebelt, er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Seine Triebe führten ihn geradezu, lenkten ihn hinaus aus seinem Zimmer... ...in Richtung Kerker. Kapitel 6: ...Re Vera --------------------- Noch herrschte Stille in den Laboratorien Las Noches'. In dem dickwandigen, eierförmigen Glasgefäß befand sich jedoch seit noch nicht allzu langer Zeit eine menschlich erscheinende Männergestalt. Von seiner hellen Haut stiegen Luftbläschen durch die Nährlösung hinauf, sein ganzer Körper schien zu atmen. Die Augen des Mannes waren geschlossen, sein dunkles Haar wogte in der grünlich schimmernden Flüssigkeit. Er hatte die Beine in Embryonalhaltung angewinkelt und die Arme wie zum Schutz darumgeschlungen, um seine Nacktheit zu verbergen. Beinahe war er vollkommen, doch wanderten weiterhin die Reishipartikel in die Vorrichtung, welche die Sortierung und Zusammenfügung der Elementarteilchen zur Aufgabe hatte. Und es sollte nicht mehr lange dauern... ◊ ◊ ◊ Irgendwie war diese Pritsche unbequem. Vor allem, wenn man einen aufgeschlitzten Rücken hatte und sie sich mit einer extrem scharfen Resurrección teilen musste. Ichigo seufzte. Nicht nur, dass er aussah wie ein zerbombter Textilhandel, mit all den zerfetzten und befleckten Verbänden, die von ihm herabhingen, er fühlte sich noch viel schlimmer. ...Etwa wie ein Ishida Uryuu, dem man soeben mitgeteilt hatte, dass die weltweiten Vorräte an Näh- Strick- und Stickutensilien aufgebraucht seien... ...apropos. Was wohl seine Freunde gerade machten? (Und konnte er Ishida eigentlich dazu zählen?) Es war irgendwie schon ein bisschen verwunderlich, dass bis jetzt noch niemand aufgetaucht war, um ihn zu retten. Oder vielleicht haben sie es ja versucht, sind aber kläglich gescheitert? Vielleicht haben sie es aber auch gleich gelassen und sich gesagt: „Der schafft es eh immer. Also wird er zurückkommen und antworten: „Joa, bin wieder da, tralala~, ich habe eben das gesamte Hueco Mundo inklusive seiner Einwohner zerledert. So, hier ist Aizens Leiche. Ach was, bitte doch, nichts zu danken. Tüdelüü~.“ Nun ja, das war seiner Meinung nach eher nicht möglich. Schließlich mussten sie ja zumindest mitbekommen haben, dass er ohne jede Abschiedsnachricht einfach verschwunden war, oder? Obwohl... wenn das nun aber typisch für ihn war...? So'n Mist. Vor allem sein Vater und seine Schwestern dürften daran schon gewöhnt sein. Aber was, wenn sie ohnehin schon gar nicht mehr imstande waren, ihm zu helfen? Wenn sie schon alle tot waren? Das wollte er mal lieber nicht hoffen. Ach... es wurde einem einfach auch nichts zu leicht gemacht... Ächzend erhob er sich von seiner Schlafstätte, wollte seinen geschundenen Rücken ein wenig entlasten und sich auf seinen minimal weniger strapazierten Bauch drehen, da schwang plötzlich hinter ihm die Tür auf. Dort stand der Sexta. Er keuchte, sein eindeutig verklärter Blick war auf den unschuldigen Shinigami vor ihm gerichtet. Ichigo war erschrocken zurückgewichen. Er hatte kein gutes Gefühl. Irgendwie wirkte der Espada völlig animalisch; nicht ganz bei Sinnen. Irgendetwas schreckliches musste jetzt geschehen... ...stand er etwa unter Drogen? Was ging hier vor sich? Mit großen Schritten kam er auf ihn zu, das Gatter rollte zur Seite und in wenigen Bruchteilen einer Sekunde lag der Orangehaarige, von zwei brutal starken Armen auf die Pritsche gedrückt, bäuchlings unter ihm. Nein... bitte nicht... er will doch nicht... Das Keuchen wurde lauter. Nein...nein... Mit einer blitzschnellen Bewegung hingen Ichigos Beine von der Liege, sein Becken wurde hart gegen die Kante gedrückt. Die viel zu großen Boxershorts verloren ebenfalls rasend schnell ihren Halt und rutschten hinunter. Es kann nur so sein... er ist nur auf seine Befriedigung aus- und er will sie sich an DIR verschaffen... Er wollte sich mit aller Macht aus diesem schmerzenden Griff zu befreien, wandte sich unter dem Größeren, doch je mehr er es versuchte, desto fester schlossen sich die Hände um seine Arme. Er spürte, wie ihm grob in sein Haar gegriffen wurde, sein Kinn knallte hart auf das Holz der Liege, wobei er sich schmerzhaft auf die Zunge biss. Er schluckte sein eigenes Blut. So, wie er jetzt fest auf den Untergrund gestemmt wurde, konnte er sich keinen Millimeter mehr bewegen. Und dann spürte er etwas hartes und warmes unmittelbar an seinem Gesäß... es war riesig... und rieb an ihm... Ein unwahrscheinlicher Ekel stieg in ihm auf. Der Orangehaarige wusste zwar nun um sein Schicksal, hatte allerdings keinerlei Erfahrung, wie es sich anfühlen würde... es widerte ihn einfach nur an. Und so hatte er sich sein erstes Mal nun auch wirklich nicht vorgestellt- schon gar nicht mit einem Mann. Also kniff er die Augen zusammen, in der Erwartung, höllische Schmerzen erleiden zu müssen. Und er hatte richtig gelegen. Sein Schreien wurde von niemandem gehört. Keine Seele würde je mitbekommen, was sich dort gerade in den Kellergewölben abspielte. Er brüllte, wie er noch nie in seinem Leben gebrüllt hatte, als der Blauhaarige ohne jede Vorwarnung in ihn eindrang. Der Shinigami hatte sich vor Schmerz so hart in die Unterlippe gebissen, dass die fast verheilte Wunde wieder aufplatzte und das Blut in feinen Rinnsalen die Pritsche hinunterlief. Es riss ihn auseinander. Es zerfetzte ihn, zerteilte ihn wie eine Klinge, die gemächlich in einer Wunde bohrte. Er hatte einfach keinen Platz für dieses Monster-Teil... Tränen liefen ihm aus den Augen. Solcher Schmerz... solcher Schmerz... Der Sexta stöhnte auf. Genau das war es, was er jetzt gebraucht hatte. Diese unbefleckte Enge war einfach zu betörend. So sah also nun die Wirklichkeit aus... zwar nicht so willig, aber bei Weitem geiler, als er es erwartet hatte. Genüsslich schob er sich weiter vor. Wenn sein Opfer nur nicht so entsetzlich zappeln würde... aber das war wohl das kleinere Übel. Der Orangehaarige war unterlegen und ausgeliefert- und genau das gab dem Espada ein zusätzliches, verlockendes Gefühl von Überlegenheit und Macht. „Los, schreie für mich, Kleiner!“ Er begann, irre zu lachen und Gefallen an den Qualen des Gepeinigten zu finden. Die Stöße gingen in eine grausam harte Rhythmik über, intendiert auf die größtmögliche Reibung. Und Ichigos Brüllen wandelte sich immer mehr in ein bemitleidenswertes Winseln. Grimmjow riss den Shinigami von der Schlafstätte, sodass er auf den Boden knallte. Sofort saß er wieder auf ihm, drang so weit vor, dass es den Gequälten fast durchtrennte. Seine Bewegungen wurden geschmeidiger; das Blut wirkte wie ein Schmiermittel und trieb die Lust des Blauhaarigen in unermessliche Höhen. Er warf überwältigt den Kopf in den Nacken, knurrte wild und setzte seinen „Ritt“ ungebändigt fort. Ichigo bekam kaum noch Luft. Nur stockend konnte er mit zusammengebissenen Zähnen atmen, vermochte an nichts mehr zu denken, so sehr hatten ihm die Schmerzen zugesetzt. Grimmjow badete im Blut des Anderen. Und es machte ihn an. Dieser zitternde, blutverschmierte Körper, in welchen er sogleich kommen würde, bescherte ihm eine gigantische, unbändige Ekstase. Völlig verschwitzt bäumte er sich also ein letztes Mal auf und versenkte sich mit aller Kraft in den Kleineren, ehe dieser das Bewusstsein verlor. Und genau das tat er auch. Grimmjows Kehle entrann ein tiefes, lautes Stöhnen, dann herrschte absolute Stille. Die Schreie des Kurosaki waren verstummt. Und Grimmjow zog sich zurück und seinen Hakama hoch. Wankend, aber befriedigt erhob er sich. Sein Verlangen war endlich abgeklungen. Und wie aus seinem Rausch erwacht, war er nun auch wieder imstande, ganz langsam, aber stetig klare Gedanken zu fassen... Er verfiel ohne Umschweife in einen heftigen Schockzustand. Er schüttelte sich kurz, legte die Hand an seine Stirn. Es war alles so schnell gegangen... so gänzlich unwillentlich ... Ungläubig sah er auf sein Werk hernieder; auf das Blut und den ohnmächtigen Gefangenen, auf dessen Hinterteil, aus dem üppig sein Samen herauslief- dann schweifte sein Blick zu Pantera hinüber. Was um Himmels Willen hatte er da eben getan?! War er so dermaßen besessen gewesen von diesem Traum? Hatte er es denn wirklich so nötig gehabt? Verdammte Scheiße. Er biss sich auf die Lippen. Es kam selten vor, aber sein Gewissen hatte auf das Brutalste zugeschlagen. Er war so angewidert von sich selbst, als er den geschundenen, blutigen Körper des Shinigami wieder auf die Pritsche hob und ihm die Shorts hinaufzog. Diese Wunde... es musste ihm unaussprechliche Qualen bereitet haben... Er konnte nicht mehr. Völlig verwirrt rannte er hinaus in die Flure des Hueco Mundo, ohne sich weiter um den Orangehaarigen zu kümmern. ◊ ◊ ◊ Auf der Südseite der Kellergewölbe arbeitete die Maschine auf Hochtouren. Der Reishipartikelfluss nahm immer mehr zu, wurde direkt von ihr aufgesaugt und sammelte sich um den noch leblos erscheinenden Körper. Immer weiter schwoll der Fluss an, wurde nahezu zu einem hellblau leuchtenden Strahl. Wie in einem Puzzle wurde die Haut durch die Partikel vervollständigt. Nach einiger Zeit jedoch riss die Zufuhr ab, versiegte nach und nach vollständig und eine beunruhigende Spannung durchzog die Luft, versetzte sie in energiegeladene Schwingungen. Scheinbar vollkommen schwebte der Körper nun in dem Inkubator, aber er regte sich immernoch nicht. Doch auf einmal fuhr Leben in die Muskulatur der bisher unbenutzten Gliedmaßen. Er warf den Kopf aus seiner geschützten Haltung zurück, riss die Augen auf. Ein unheimliches, weißblaues Leuchten trat aus ihnen hervor, und als sich auch der Mund öffnete, schnappte er nach Luft, die Lungen jedoch füllten sich mit Nährlösung. Die Muskeln spannten sich an und wie wild schlug der Erwachte um sich, versuchte, seinem Glasgefängnis zu entkommen, um nicht zu ersticken. Ein Knacken durchzog die Stille, dann ein Splittern, und im nächsten Moment stürzte ein Wasserfall der floureszierenden Flüssigkeit auf den gefliesten Laborboden, gefolgt von der „Erschaffung“, bei der umgehend ein Hustreflex einsetzte, um die Lungen zu leeren. Keuchend atmete er ein, kroch auf allen Vieren über den kalten Grund und sank letztendlich an der Wand hernieder. Das seltsame Leuchten der Augen schwand, als sie sich ganz langsam wieder schlossen. Er winkelte wie zuvor die Beine an, schlang die Arme darum und legte seinen Kopf auf die Knie. Das kurze, pechschwarze Haar hing ihm in der verschmierten Stirn, sein ganzer Körper war von einem Film glänzender Schleimreste überzogen; wie bei einem Neugeborenen. Aber er lebte. Kapitel 7: Auftakt zum Untergang? --------------------------------- Was war er doch für ein widerliches, primitives Tier. Weder im Kampf noch beim Sex konnte er seine Triebe zügeln. Aber warum wurde gerade Ichigo zu seinem Opfer?! Ein MANN?! Wie verdammt verzweifelt musste er denn schon gewesen sein? Das war sie nun: Grimmjows menschlich anmutende Seite. Wäre er einfach ein primitiver Hollow geblieben, hätte er sich um nichts anderes kümmern müssen außer Fressen. Aber was wäre das schon für ein Leben gewesen? Und Probleme gehörten nunmal dazu, und genau darum wollte er sich jetzt kümmern. Nur wie? Und wie verdammt sollte er jetzt seine Vorhaben in die Tat umsetzen? Er atmete zittrig ein; sah kurz gedankenverloren an sich hinunter. Und innerlich zutiefst geschockt wieder hinauf. Sein Hakama war durch und durch dunkelrot. „Hey, Grimmjow! Hast du etwa Menstruationsbeschwerden?“ Er erschauderte heftig, als er Ichimarus Reiatsu direkt hinter sich spürte. Fuck! Warum gerade jetzt? „Du hast doch unserem Gefangenen nichts angetan, oder?“ Er zögerte kurz. „Ich hatte einen ziemlich aufmüpfigen Bediensteten zu behandeln, nichts weiter.“ Ichimarus kontinuierliches Grinsen wurde breiter. „Womit könnte sich jemand wie du zu so später Stunde denn noch bedienen lassen?“ Grimmjow zog verwirrt eine Augenbraue hoch und drehte sich zum Gehen um. Er hatte jetzt keine Zeit für solche Konversationen. „Warum sind Sie eigentlich immernoch wach? Hat Aizen-sama Sie von der Bettkante geschubst?“ Ichimarus blutrote Iriden blitzten auf. „Du bist aber wirklich schlagfertig heute, Grimmjow. Vielleicht würde dir diese Bediensteten-Behandlung auch ganz gut tun. Tousens hat dir wohl noch nicht gereicht.“ Der Blauhaarige schluckte seine Antwort widerwillig herunter und rang sich ein herablassendes Grinsen ab. Egal wie verzweifelt und gereizt er auch sein mochte, er durfte es jetzt nicht noch weiter auf die Spitze treiben. Also besann er sich und winkte nur ab, steckte seine Hände in die Taschen und setzte seinen unbestimmten Weg fort. Am Ende kam er dann also wieder in seinem Zimmer an, wie er feststellte. Ohne jede Regung ließ er sich vornüber auf sein Bett kippen. Als hinter ihm die Tür zuschlug, war er in eine einsame Dunkelheit getaucht. Seine einsame Dunkelheit, lediglich erhellt vom immerfort scheinenden, kalten Licht der Mondsichel. So musste sich der Auftakt eines Untergangs anfühlen. Er drückte sein Gesicht tief in die kalte Bettwäsche und kniff schmerzerfüllt die Augen zusammen. ◊ ◊ ◊ Einige Etagen tiefer jedoch war die Dunkelheit wie ein schwerer Schleier, der surrend auf der beunruhigenden Stille lag, als wäre sie nur darauf aus, ihre Fittiche für immer um ihr neues Opfer zu legen und es mit sich in die Verdammnis zu ziehen. Doch ein Blitz durchzuckte das Schwarz. Ein stechender Schmerz, wie die plötzliche Lichtreflexion eines Messers, das durch gleisendes Licht hindurch gestoßen, kurz zum letzten Mal seinen Glanz offenbart, um danach in das geschundene Fleisch getrieben zu werden und anschließend für immer stumpf und unheilbringend zu erscheinen. Immer wieder stach es auf den Orangehaarigen ein, er fühlte sich, als sei er von tausenden von scharfen Klingen durchlöchert. Er jaulte verzerrt auf. Er wusste gar nicht, was ihm solche Qualen bereitete, er wusste nur, dass sie von überall kamen. Von seiner Zunge, dem Kiefer, seinem Hinterkopf, den Beinen und Armen, seinem Gesäß... Und dann, wie aus dem Nichts, schossen die Erinnerungen in ihn zurück. Er riss schlagartig die Augen auf. Ein rot-weißer Bildbrei umgab ihn – Rot neben, hinter und unter ihm. Sein Rot. Sein Blut. Er musste würgen - nicht des Blutes wegen, da hatte er schon wahrlich Schlimmeres von sich gesehen - sondern der Erinnerungen wegen, die sich zu einer gigantischen Mauer in seinem Kopf auftürmten und ihn langsam aber sicher umzingelten. Ihm wurde urplötzlich so übel, dass er sich an Ort und Stelle mehrmals heftig übergeben musste. Er schluckte und zitterte, wandte sich umher, nur um erneut gequält zusammenzuzucken. Letztendlich igelte er sich ächzend und schmerzerfüllt ein und verharrte so. Es war so kalt. Die Fliesen unter ihm fühlten sich warm an, doch wurde es immer und immer kälter um ihn. Und so versank er in einen von allem und jedem abgegrenzten Schockzustand, der seine Pein linderte, da sie zumindest vermochte, ihn vor diesen Bildern zu bewahren. Als sich dann etwas Warmes um ihn hüllte und ihm die Tränen wegwischte, konnte er es kaum wahrnehmen. Er starrte einfach ins Nichts, selbst, als ihm sanft die Augen geschlossen wurden, richtete er seine Augen fortwährend geradeaus in die Leere. In die schmerzlose Leere. ◊ ◊ ◊ In derselben Etage Las Noches', viel weiter südlich, begann sich jedoch, aus einer kaum vergleichbaren Leere heraus, etwas zu regen. Ein hellblaues, fast weißes Strahlen durchzog den Raum, das viele Male von den Glassplittern am Boden in den schönsten Farben reflektiert wurde. Er beleuchtete die zum Zerstören geschaffenen Gerätschaften, die an den Wänden hingen und auf den Tischen standen und tauchte sie in Reinheit und Unschuld. Die Quelle jenes hellen und reinen Lichts bündelte sich um die Hand einer Person, die dort am Boden in ihrer Brutflüssigkeit kauerte und den Arm von sich streckte. Sie hatte die Augen geschlossen und wirkte entspannt und doch sehr konzentriert, so, als plante sie etwas, das nun voll und ganz nach ihren Vorstellungen verlief. Langsam bündelte sich das Strahlen zu einer einzigen Lichtkugel in der Hand der Schöpfung; schien Materie anzunehmen. Es zog sich in die Länge und glühte langsam ab, gerade so, als würde es von sengender Hitze abkühlen. Nun hielt er es in der Hand, seinen Begleiter, ein Zanpakutou, dessen Klinge immernoch leicht hellblau schimmerte und das Gesicht seines Besitzers widerspiegelte. Er öffnete die Augen. Das unendliche, dunkle Kobalttürkis ihrer Iriden schimmerte klar und entschlossen im Glanz der Klinge. Der Name seiner Waffe ging ihm über die Lippen wie ein gut eingeübtes Gedicht, als er sich wankend erhob und entschlossen vorwärts blickte. „Dein Durst wird bald gestillt sein, Nejibana. Wir werden sie finden.“ ◊ ◊ ◊ Das Seireitei war beunruhigt. Und das nicht erst seit Kurzem. In der gesamten Soul Society hatten sich seltsame Veränderungen bemerkbar gemacht, die zwar klein, aber dennoch vorhanden waren. Im Hauptgebäude der ersten Einheit wurde deshalb eine Versammlung der Squad-Führungen einberufen, um einen Weg zu finden, dem ein für alle Mal Einhalt zu gebieten. Der Generalkommandant ließ seinen Blick über die Reihen seiner Untergeordneten schweifen, begann dann mit seiner Ansprache. „In letzter Zeit mussten wir wieder ein besonders intensives Schwanken unseres Reishihaushalts verzeichnen. Die Seelenpartikel schwinden, ohne dass ein Hollow geboren oder eine Wesen nach seinem Tod de- und anschließend rematerialisiert wurde. Mittlerweile ist uns aber die Direktion der abwandernden Teilchen bekannt - Ukitake-taichou?“ Der Angesprochene nickte und trat vor. „Das Hueco Mundo. Alle Vermutungen haben denselben Kerngedanken: Aizen hat seine Aktivität wieder aufgenommen, nachdem es uns nicht gelungen ist, ihn zuletzt ausfindig zu machen. Allerdings ist uns nicht bekannt, welchem Zweck sein Handeln dienen könnte und welche Ausmaße dies für die Soul Society oder das Diesseits hat. Auf jeden Fall wird somit deutlich, dass er noch nicht aufgegeben hat. Im Gegenteil.“ „Danke, Ukitake-taichou.“ Langsam erhob sich der Generalkommandant und stützte sich mit beiden Händen auf seinen Stock. „Egal, um was es sich hierbei handelt, wir dürfen es nicht so weit kommen lassen wie letztes Mal. Deswegen werden wir gleich in die Offensive übergehen. Eine kleine, unauffällige, aber verlässliche und präzise Truppe unserer Elite wird sich dessen näher versichern, bevor die Situation eskaliert.“ Viele der Anwesenden hatten denselben Gedanken. Würde es wieder so kommen wie beim letzten Mal, so war eine kleine Truppe wohl kaum ausreichend. Der Oberste fuhr fort. „Jenen unter uns, welche bereits die Wüste betraten, möchte ich diesbezüglich Vorrang gewähren, da Erfahrung in diesem Terrain einen beachtlichen Vorteil darstellt. Desweiteren hatte sich Eis in dieser Wüste als äußerst vorteilhaft erwiesen, und unnötige Probleme sind somit auf diesem Gebiet auch am besten auszuschließen. Hitsugaya-taichou?“ Er hatte es geahnt. Der kleine Weißhaarige trat einen Schritt hervor und sah ernst zu seinem Generalkommandanten. „Sehr wohl, Yamamoto-Genryuusei-taichou, allerdings ist mir in diesem Territorium noch keinerlei Erfahrung zuteil geworden.“ „Ist mir bekannt.“ Der Generalkommandant ließ seinen Blick an Shunsui vorbeigleiten und verharrte rechts neben ihm. Kuchiki-taichou? Sie waren bereits vorort, deshalb werden Sie mit Hitsugaya-taichou die Reise antreten.“ Natürlich. Von allen vier Kommandanten, die zuletzt in die Wüste gereist waren, war er eh der einzige, der für diesen Auftrag infrage kam, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass sich Mayuri oder Kenpachi je still und unauffällig und nur zwecks der Ermittlung verhalten konnten. Und Unohana war ebenso ungeeignet – sie wurde hier mehr gebraucht als dort und war wohl auch zu kostbar für solche riskanten Auskundschaftungen. Er sagte nichts weiter, nickte nur kaum merklich und verharrte regungslos an seinem Platz. Der Alte setzte kurz mit seinem Stock auf den Boden auf, wandte sich dann um. „Ich denke, um sich im Ernstfall effizient aus der Situation zurückzuziehen, beziehungsweise ihr entgegenzuwirken, ist diese Einteilung wohl am besten geeignet.“ Sich umwendend fügte er noch hinzu: „Die nötigen Vorkehrungen werden sofort getroffen. Die Sitzung ist beendet.“ Zurück im Gebäude der sechsten Einheit ließ sich der Kuchiki an seinem Schreibtisch nieder und begann umgehend, zu schreiben. Er hatte das Gefühl, dass dieser Auftrag keineswegs einfach nur in einem einfachen „Mal gucken, was da so läuft“ bestand. Wenn es sich hier erneut um einen von Aizens Plänen handelte, waren er und sein Gefolge mit Sicherheit nicht unvorbereitet an die Sache herangegangen - wenn es sich hier nicht sogar um eine Falle handelte. Also plante er ein, eine Weile nicht die Einheit leiten zu können. Er stellte die Feder zurück in ihr Fässchen und legte den Zettel mit der feinen Handschrift gefaltet auf den Arbeitsplatz seines Fukutaichous. Als er jedoch gerade wieder die Tür hinter sich schließen wollte, stand ebendieser plötzlich vor ihm. „Irgendwelche Neuigkeiten, Kommandant?“ Der Kuchiki rauschte an ihm vorbei. „Ich habe einen sofortig auszuführenden Auftrag erhalten. Du wirst derweil die Einheitsleitung übernehmen. Details habe ich dir aufgeschrieben. Und informiere Rukia über meinen Verbleib, wenn du sie siehst.“ Damit war er verschwunden. Renji ging etwas verwirrt zu seinem Schreibtisch und faltete den Zettel auseinander. Weswegen sollte sich plötzlich eine Mission ankündigen, die von so großer Wichtigkeit war, dass einer der Taichous zu dessen Erledigung hinzugezogen wurde? Und dazu noch ein Eilauftrag? Doch als er ausgelesen hatte, nickte er und sah dem Kuchiki nach, der mit wehendem Haori weit entfernt zwischen den Häusern verschwand. Zur selben Zeit stöhnte die Vizekommandantin der Zehnten Einheit überfordert auf. „Was?! Und wie lange?!“ Der Weißhaarige verdrehte genervt die Augen. „Solange, bis ich wieder da bin. Und wehe, die Couch ist nachher wieder zu hoch für mich, weil du denkst, dass man darunter unbearbeitetes Papierkram gut verstecken kann! Und keine Säufereien, schon gar nicht im Büro! Ich warne dich, Matsumoto! Letztes Mal waren unsere ganzen Aktenordner voll mit... ich verbiete das, okay?! Und du brauchst auch nicht mehr als acht Stunden Schlaf! Du bist nicht mehr im Wachstum! Kein Körperteil von dir! Auch nicht... ...Matsumoto?!“ „Was? Ja, natürlich, ich werde mich daran halten. Viel Glück auf Ihrer Mission, Kommandant.“, sagte sie unschuldig lächelnd. Die linke Augenbraue des Kleineren zuckte leicht. „Jah... Danke.“ Seine Gedanken behielt er lieber für sich. Und damit verließ er sein Hauptquartier, um seinen Auftrag anzutreten. Auch er vermutete bereits, dass dies keineswegs eine so simple Abhandlung werden würde, wie es der alte Yamamoto angekündigt hatte. Und er war auch nicht minder gespannt, wie es wohl im Hueco Mundo aussah und was ihn dort erwartete. ◊ ◊ ◊ Grimmjow rührte sich nicht. Er hatte die Augen immernoch geschlossen und die Augenbrauen zusammengezogen, seine Unterlippe war weiß, er biss sie sich fast auf. Er lag nun schon eine ganze Weile so, wahrscheinlich war der Morgen schon angebrochen. Der Kurosaki war stark genug, das hielt er sich immer vor. Der würde das schon schaffen. Darüber hinweg kommen. Kein Problem. Ja, wenn man alles so einfach wäre... er lächelte bitter. ...Aber umso mehr war er ihm die Freiheit schuldig, bildete er sich ein, auch wenn dies selbst in seinen eigenen Ohren höchst selbstgefällig klang. ...Eine Schuld begleichen? War es das? Hatte er mit seinem Handeln nicht schon alles vermasselt? Oder war vielleicht noch alles im Lot, da er ja eh keinen Dank erwartete? Er wusste es nicht. Er öffnete seine Augen. Sein Blick wanderte zu Zangetsu, dessen Klinge das kalte Mondlicht reflektierte. Aber das musste er auch nicht wissen. Er würde es schon früh genug herausfinden, ob er das nun wollte oder nicht. Er wälzte sich vom Bett, wechselte fluchs seine Sachen und begab sich, nachdem er sich über die Uhrzeit vergewissert hatte, zur allmorgendlichen Lagebesprechung in den großen Saal. Die Zeit war gekommen, es konnte endlich losgehen. ...wenn der Kurosaki wieder bei Bewusstsein und zu allem Folgenden fähig war. Er musste es einfach hoffen. Sein Plan... Die Freiheit desjenigen, der ihm einst ein erkenntnisreicheres Leben schenkte. ◊ ◊ ◊ „Sind wir bereits am Ziel? Es ist erstaunlich dunkel.“ Doch der Weißhaarige erhielt keine Antwort. Stattdessen trabte er dem Kuchiki durch einen schmalen Tunnel hinterher. Letzterer stoppte jedoch auf einmal. Dann ertönte ein kratzendes Geräusch und von oben rieselte feiner, weißer Sand durch eine schale Öffnung. Sie kletterten aus der Spalte und fanden sich zwischen zwei Felsen wieder, die dort inmitten einer gigantischen, weißen Wüste unter einem nachtschwarzen Himmel lagen. Toshirou sah zu dem Sichelmond hinauf. „Das... ist also das Hueco Mundo.“ Dann hockte sich hin und zerrieb den feinen, weißen Sand zwischen den Fingern. „Trostlos.“ „Es gibt hier mehr Leben, als dir lieb ist.“ Der Taichou der Sechsten sah sich um. Toshirou erinnerte sich gut an seine Einweisungen. Jeden Wüstenhollow, dem er begegnete, konnte er mit Hyourinmaru entgegenwirken. Sein Eis konnte sie ausschalten. Ob das den Kuchiki beruhigte? Der Weißhaarige bezweifelte, dass der Größere überhaupt irgendwann einmal beunruhigt sein könnte. Er schob die Steinplatte wieder an ihre Stelle und deckte die kleine, unterirdische Höhle ab. Ohne jeglichen Wortwechsel begaben sie sich nun auf ihren Weg nach Las Noches. Kapitel 8: Außer Kontrolle -------------------------- Der Espada schüttelte den Kopf, als er sich an die lange Tafel des Saals setzte. Die Runde wirkte wirklich lächerlich, so spärlich, wie sie nurnoch besetzt war... ihm gegenüber Ulquiorra, am anderen Ende Yammy, zu dessen Linken Starrk und Harribel. Auch Ichimaru und Tousen hatten sich hinzugesellt, genügend Sitzplätze waren ja schließlich unbelegt. Letzterem klebte Wonderwice Margera wie eine Klette chronisch am Bein und sabberte dekorativ auf den Boden. Nach kurzer Stille ließ Aizen den Tee kommen und eröffnete die Sitzung. „Nach meiner Wiederkehr gestern Nacht...“ Ach, er war weg? Schön zu erfahren. Kein Wunder, dass gestern noch so viel Tumult im Schloss herrschte und der Großteil noch auf den Beinen war, wenn er zu der Zeit gerade erst zurückgekehrt war. Grimmjow ließ seine Hände in den Hakamataschen verschwinden. „...bin ich nun auch meinen treu ergebenen Espada schuldig, den Grund für meine Abwesenheit zu erläutern.“ Er lächelte finster. „Es handelte sich um eine weitere Ausbauung unserer Vorhaben mit unserem Ehrengast: Kurosaki Ichigo.“ Der Sexta schluckte unhörbar. „Ich reiste ins Diesseits, um Störungen durch seine Verbündeten dort sowie in der Soul Society zu vermeiden. Aufgrunddessen hielt ich es für unumgänglich, ebendiese zu täuschen, damit wir unsere Bestreben ungestört in die Tat umsetzen können.“ Er nippte an seinem Tee. „Kyoka Suigetsus Illusion ist die perfeke Duplikation des Jungen. Und das nunmehr für immer. Es wird also niemandem auch nur der geringste Unterschied auffallen und wir können ihn formen, ohne dass sich irgendjemand einmischen wird.“ Formen. Grimmjow musste innerlich böse lachen über diese Wortwahl. Wie niedlich. Ob er schon einmal was von „ausschlachten“ oder „zu Tode schinden“ gehört hatte? Er seufzte unbemerkt. Wie gut, dass er das verhindern konnte, wenn nur jetzt alles genauso lief, wie er es geplant hatte. Also dann. Es wurde Zeit. Er lehnte sich zurück und setzte sein Reiatsu frei, ließ es ganz vorsichtig ansteigen, sodass niemand sich über abrupte Veränderungen wundern konnte. ◊ ◊ ◊ Ichigo schlug langsam die Augen auf. Irgendetwas hatte ihn von seiner besänftigenden, empfindungslosen Leere abgelenkt. Kaltes Metall, dass eine wärmende Energie aussandte, die immer stärker wurde. Es gelang ihm, dieses Nichts zu einem Viertel aus seinem Kopf zu verdrängen. Erst so merkte er, dass die schlimmsten Schmerzen ihn schon gar nicht mehr peinigten. Er warf mit einer kantigen Bewegung die wärmende, selbstverständlich weiße Decke, in die er gehüllt war, zurück. Die Verbände an seinem Körper waren frisch, zu den gewechselten Mullkompressen hatte sich eine weitere hinzugesellt, wie es schien, und er spürte ein Tape an seiner Unterlippe. Durch eine überstürzte Bewegung wurde ihm auch eine andere, verletzte Stelle wieder bewusst. Er fühlte vorsichtig an seinem Körper herunter und ertastete auch dort Kompressen aus Mull, die in eine heilende Salbe getränkt alle Risse auskleideten. Der Prozess der Heilung hatte bereits begonnen. Doch er fühlte sich nach wie vor zertreten und dreckig, wollte sich nur selbst waschen, wieder und wieder, am besten gar nicht mehr aufhören. Zittrig atmete er aus und rollte sich wieder ein. Er spürte, wie es in ihm rebellierte, die Leere in seinem Hirn jedoch verhinderte, dass der Hollow in ihm zutage treten konnte. Da zog die energiegeladene Waffe neben ihm wieder seine Aufmerksamkeit auf sich, aus der eine anschwellende Menge Reiatsu austrat. Er starrte sie an, nahm sie zittrig in die Hände und spiegelte sich wieder darin, nur um das elende und leiderfüllte Gesicht zu sehen, zerschlagen und von seinen eigenen Zähnen zerbissen. Und dann wurde ihm plötzlich bewusst, was er da in den Händen hielt. Klirrend fiel das Schwert zu Boden. Es war seine Resurrección. Seine Resurrección. Seine. ER. Der Nebel in seinem Kopf war wie weggeblasen. Und machte einer unbändigen, wahnsinnigen Wut platz, die so tief aus seinem Inneren brach, dass Ichigo keine Kontrolle mehr über sich hatte und es einfach geschehen ließ. Der Hollow lachte, nahm die nun vor Reiatsu sprühende Resurrección in seine Rechte. Wie ein Schlüssel wirkte die Seelenenergie des Sexta, die aus Pantera herausströmte. Sie öffnete das Gatter der Zelle und die Tür des Verließ',welche ebenfalls mit diesem Mechanismus versehen war und gewährte dem irre lachenden, hollowfizierten Ichigo freie Fahrt. ◊ ◊ ◊ Der blauhaarige Espada fixierte die weiße Platte der Tafel. In höchster Konzentration verharrte er ganz still und regungslos. Und das nicht, weil er Aizens Worten mit seiner vollen Aufmerksamkeit lauschte. Nein, da hörte er nur undeutliches Gemurmel. Er hatte Wichtigeres zu tun. Ein Teil von ihm war da unten, der darüber entschied, ob der Shinigami Freiheit erlangen sollte oder nicht. Plötzlich platzte einer der niederen Arrancar mitten in die Unterredung. Er schnaufte und zog eine beachtliche Blutspur hinter sich her, sein Gesicht war zerschnitten bis zur Unkenntlichkeit. Der Runde stockte der Atem. „Was ist geschehen?“, fragte Aizen, in seiner Stimme lag ein kaum spürbarer Anflug von Beunruhigung. „Ein nackter Mann... mit einem Katana.... rennt durch den Südflügel und metzelt jeden... nieder....“ Dann brach er zusammen. Aizen sprang auf und wandte sich zu seinen Untergebenen, welchen ohne jedes weitere Wort zu verstehen gegeben wurde, dass sie sich ebenfalls auf den Weg machen sollten, um den Täter zu fangen. Dann begab er sich, von Tousen und Ichimaru gefolgt, ebenfalls auf den Weg, um sich der Situation zu vergewissern. Grimmjow hingegen blühte auf vor Freude. Sein Plan hatte Wirkung gezeigt... jetzt musste er nurnoch schnell genug den letzten Teil ausführen: Im toten Winkel von Tousens visueller Ortung den Shinigami durch ein Garganta gen Diesseits schicken. Er hatte das Hueco Mundo für seine Vorhaben lang genug studiert, um herauszufinden, dass es draußen in der Wüste zwischen zwei Felsen eine versteckte Felsplatte gab, die einen Weg unter die Erde verbarg und die in Tousens visuelle Ortung nicht einkalkuliert wurde. Er bog noch kurz in sein Zimmer ab, um Zangetsu zu holen, damit er diesen dem Shinigami später wieder aushändigen konnte. Also band er sich das Zanpakutou, wie sein Besitzer es zu tun pflegte, ebenfalls auf den Rücken und hatte in kurzer Zeit die Kellergewölbe schon fast erreicht. Aber... Moment. Was hatte dieser Arrancar kurz vor seinem Tod gesagt? Im Südflügel? Das Verließ lag im Nordflügel! Dort, wo er beinahe angelangt war! Wie zur Hölle konnte der Shinigami in so kurzer Zeit zum Südflügel gelangen? Ob sich dieser Bedienstete geirrt hatte? Wohl kaum, Den Süd- und Nordtrakt konnte man nicht verwechseln. Irgendetwas stimmte hier nicht, das spürte er. Er wollte sich gerade wieder gen Süden wenden, da spürte er plötzlich dieses unverwechselbare Reiatsu hinter sich. Doch es fühlte sich irgendwie anders an. Wilder. Dunkler. Ein gigantischer Druck legte sich schwer auf die Schultern des Sexta. Er konnte nur gegenhalten, indem auch er seine Seelenenergie in vollem Maße freisetzte. Ein unheimliches, fremdartiges Kichern ließ ihn zusammenzucken. Und als er sich umwandte, blickte er direkt in die fremdartigen, gelben Iriden, die ihn mit einem irren Amüsement musterten. Er war eindeutig nicht Herr seiner Sinne - der Hollow in ihm schien die Oberhand gewonnen zu haben. Doch bevor Grimmjow weiter darüber nachdenken konnte, preschte Ichigo mit Pantera im Anschlag auf ihn los. Das Echo dieser Angriffslust spürte er auf seinem Rücken. Zangetsu schrie geradezu, Ichigos Seelenenergie loderte und brannte. Er hatte keine andere Wahl. Die Situation war letztendlich seinetwegen so außer Kontrolle geraten und nun musste er den Shinigami also zu seinem Glück zwingen. Mit einer ungewohnten aber geschmeidigen Bewegung zog er den riesigen Seelenschneider hervor und richtete ihn, mit beiden Händen den Griff fest umklammernd, gegen seine eigene Resurrección. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Als sich die Klingen trafen, fühlte es sich an, als würde er sich selbst attackieren, doch er durfte sich davon nicht ablenken lassen. Ob Ichigo überhaupt bewusst war, dass er den Blauhaarigen mit Pantera unmöglich töten konnte? Wohl kaum, er war einfach nur rasend vor Wut, und Grimmjow hatte auch eine vage Vermutung, worin dies begründet liegen konnte. Es konnte nur die Rechnung für seine idiotische Tat sein, die Rache dafür, dass er sich an ihm vergangen hatte. Er war nur gerade so in der Lage gewesen, den darauf folgenden Angriff zu parieren, wurde an die Mauer geschleudert. Sofort stand der Kurosaki über ihm, um ihn mit einer unkoodinierten Bewegung roher Gewalt zu zerfetzen. In letzter Sekunde wich Grimmjow dem Hieb aus und rollte sich zur Seite, war sofort wieder auf den Beinen. Wie sollte er diesen Wildgewordenen nur ruhig stellen? Er wusste sich nicht anders zu helfen, also ließ er das Zanpakutou in seiner Hand rotieren und richtete es wieder auf seinen Besitzer. Es fiel ihm nichts mehr ein. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als zu kämpfen, so gut er konnte. Er atmete tief ein und raste auf den Orangehaarigen zu, welcher irre lachend ebenfalls auf sein Gegenüber zustürmte. ◊ ◊ ◊ Einige Etagen höher standen Byakuya und Toshirou wie erstarrt in einem der Räume Las Noches', durch dessen Fenster sie eingedrungen waren. Auf die ungestellte Frage des Weißhaarigen nickte der Kuchiki nur, während er weiterhin den Kopf gen Norden gewandt hatte. „Ohne Zweifel. Es ist Kurosaki Ichigo. Diese geringfügige Veränderung seines Reiatsus kenne ich. Er kämpft.“ Ein Schwall Erinnerungen durchflutete ihn. „Nein.“, korrigierte er sich. „Nicht er. Dieser Hollow in ihm hat übernommen.“ Toshirou sah zur Seite. Er wollte die genauen Details gar nicht wissen, viel mehr interessierte ihn, wie der Orangehaarige zeitgleich an zwei Orten sein konnte. Im Hueco Mundo und im Diesseits. „Wir sollten rausgehen, uns der Situation vergewissern und dann schnellstmöglich wieder zurückkehren, um Bericht zu erstatten. Mir ist das Ganze nicht geheuer.“ Der Kuchiki nickte und schlüpfte als erstes durch die Tür. Doch als er gerade hindurch war, hörte er sie plötzlich zeitgleich mit einem metallischen Klirren hinter sich zuschlagen und ließ ihn allein in dem Flur zurück. Aber ihm blieb keine Zeit, um wieder in den Raum zu stürzen, denn einen Moment später sah er den Schatten einer Person am anderen Ende des Ganges, der direkt auf ihn zukam. ◊ ◊ ◊ Toshirou konnte nur mit Mühen den Schwertstreich abwenden, der auf ihn niedergegangen war, als sich Byakuya gerade aus der Tür begeben hatte. Sein Gegner war zum Fenster hereingestürzt und hatte sich auf ihn geworfen, als er sich sicher war, dass sich niemand mehr einmischen würde. Im schwachen Schein des Mondes konnte er es nur schwer erkennen, dennoch war er sich im Klaren darüber, wen er dort vor sich hatte und setzte Hyourinmaru ohne zu überlegen frei, denn er war sich der feindlichen Fähigkeiten durch und durch bewusst. „Dein Eis kann mir nicht mehr schaden, Hitsugaya Toshirou. Du bist zum Scheitern verdammt.“ Der Kleinere hob sein Zanpakutou in die Höhe und fixierte sein Gegenüber ernst. „Aber auch ich kenne deine Techniken, Tercera Espada Tia Harribel. Glaubst du tatsächlich, sie wirken ein zweites Mal?“ Die Luft flimmerte, als Toshirou den Raum mit Reiatsu flutete. „BANKAI!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)