Kontraste von Zartbitter-Salat (~so gravierend sie auch sein mögen- es wird immer eine Verbindung existieren~ (Grimmjow x Ichigo; ?x?)) ================================================================================ Kapitel 4: Der Tod ist nicht das Ende... ---------------------------------------- Ichigo lag mit dem Rücken zur Tür, halb um die Resurrección des großen Blauhaarigen eingerollt, die Augen weit aufgerissen. Dass dieser Mann dort vor dem Gitter noch lebte, war einfach nicht möglich. Völlig unbegreiflich. Doch trotz allen Erstaunens musste sich der Shinigami so verhalten, dass er keinerlei Aufmerksamkeit erregte, obwohl das angesichts seiner jetzigen Situation, mit einem seiner Erzfeinde knapp einen Meter neben ihm, deutlich schwer fiel. Was wollte er hier? Wenn er nur beauftragt wurde, nach ihm zu sehen, warum verschwand er dann nicht einfach wieder? Wenn er sich allerdings rächen wollte... Nun ja. Sie waren mutterseelenallein. Und sollte der Espada ihn auf der Obersten Geheiß hin schon nicht töten dürfen, hatte hier mit Sicherheit niemand etwas gegen ein bisschen Folter einzuwenden. Wieder blieb er stehen. Ichigo spürte seinen durchdringenden Blick auf seinem Rücken ruhen. Das Einzige, das die geladene Luft im Raum geradezu zu durchdringen schien, war der konzentriert gleichmäßige Reiatsu-Fluss des Schwarzhaarigen, welchen Ichigo noch nie zuvor so intensiv im Ruhezustand gespürt hatte. Er war nicht nur zu neuem Leben erwacht- er schien in kürzester Zeit wesentlich stärker geworden zu sein. Der Orangehaarige wurde unruhig. Es war einfach zu verdächtig, dass der Andere nicht schlichtweg wieder kehrt machte. Warum wurde er denn nicht einfach angesprochen? Es war ja nicht unbedingt üblich, Gefangenen ihren wohlverdienten Schönheitsschlaf zu lassen, nicht wahr? Plötzlich fiel es ihm auf. Grimmjow hatte wider seiner Befehle gehandelt und ihm kein Gift oder Schlafmittel verabreicht... Darum verweilte der Cuarta so lange hier. Er hatte lediglich überprüft, ob der Orangehaarige tatsächlich anweisungsgetreu friedlich vor sich hin schlummerte oder wachte... denn anscheinend war ihm das schwankende Reiatsu aufgefallen, welches nach dem Selbstmordversuch verströmt wurde... „Du beherrschst es einfach nicht.“ Die Stimme war kalt und emotionslos und durchschnitt die Stille wie ein Messer. Natürlich hatte er es gemerkt. „Du kannst dein Reiatsu nach wie vor nicht verbergen, obwohl dir kaum noch welches übrig geblieben ist. Also hör auf, dich schlafend zu stellen.“ Ja, gut. Das war wohl ein eindeutigeres Zeichen dafür, dass er nicht außer Gefecht gesetzt worden und immernoch munter war. Aber vielleicht konnte er die jetzige Situation auch zu seinem Vorteil ausnutzen... Also dann, es war Zeit, alles auf eine Karte zu setzen. ◊ ◊ ◊ Grimmjow hatte einen anderen Weg gewählt, als er merkte, in welche Richtung der Cuarta zu gehen beabsichtigte. Doch nun, da dieser schon eine ganze Weile in den Gemäuern verschwunden war, hatte der Blauhaarige sofort auf dem Fuße gewendet und sich ebenfalls gen Kerker aufgemacht. Wenn die Situation tatsächlich eskalieren sollte, war er in jedem Fall sofort zur Stelle, um... ...naja, was er ausrichten konnte, wusste er auch nicht wirklich, aber er war zumindest schon einmal vor Ort. Und scheinbar war die kaum zu vernehmende Seelenenergie des Shinigamis auch wieder einigermaßen stabil... also hatte der Sexta wenigstens eine Sorge weniger. Ohne jedes Geräusch gelang es ihm, sich vor die Verliestür zu schleichen. Sein Reiatsu hatte er ohnehin schon die ganze Zeit, um seinen Plan umsetzen zu können, unterdrückt. Also die perfekten Bedingungen, um ein wenig auszuspionieren, was dort auch immer vor sich ging. Seiner Erfahrung nach gehörte Ulquiorra nun wirklich nicht zu den heißblütigen Rachedurstigen, die um jeden Preis auf eine Revanche aus waren. Allerdings war nicht unbedingt gesagt, dass er immernoch haargenau derselbe war, nachdem ein so langwieriger und komplizierter Prozess ihn zurück ins Leben geholt hatte. Und dass das Ganze auch gehörig schiefgehen konnte, hatte er schon bei der versuchten Wiedergeburt Aaroniero Arrurueries mitbekommen. Diese war zwar noch immer nicht ganz abgeschlossen, aber trotz allem hoffnungslos. Egal. Er hatte sich um wichtigere Dinge zu kümmern. Und genau diese gestalteten sich schwieriger, als er vermutete. Durch eine solch dicke Stahltür ein Schreien wahrzunehmen, war eine wahre Meisterleistung. Aber ein normales Gespräch auf Zimmerlautstärke, oder eher ein aufrollendes Gatter, sich kreuzende Klingen- also das, was er eigentlich abwartete, zu hören... soetwas verlangte ein verdammt gutes Gehör. Wie eine Katze. Et voilà, über eine solch geschärftes Wahrnehmungsvermögen verfügte der Sexta. Vielleicht war es ein wenig eingerostet, weil seine Kämpfe nicht gerade darauf beruhten, sich aus dem Hinterhalt anzuschleichen, aber das hier war doch schonmal ein guter Anfang. Und er würde es später irgendwann noch einmal gebrauchen müssen, hatte er das Gefühl... Also steckte er die Hände ihn die Taschen, lehnte sich mit geschlossenen Augen neben die Tür und lauschte. ◊ ◊ ◊ Der Kurosaki seufzte und drehte sich, stets darauf achtend, dass Pantera hinter ihm verborgen blieb, dem bleichen Gesicht des Anderen entgegen. Er konnte sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen. Wie der Espada dort vor dem Gatter stand... in alter, gelangweilter Manier und wie eh und je nicht vorhandener Mimik. Wobei dies wahrscheinlich nur ein äußerlicher Schein sein konnte, denn das hieß ja nicht, dass dieser sonst so ruhige Kerl nicht so dermaßen innerlich kochte, dass der Topf kurz vorm Überlaufen war. Also war höchste Vorsicht geboten, denn ihm war die Hand aufgefallen, die auf Murcielagos Griff lag- bereit, um mit demjenigen, der einst mit ihm bis zur Selbstzerstörung gekämpft hatte, ein Hühnchen zu rupfen. Ichigos Arm wanderte hinter sich und er umfasste den Griff der Resurrección Grimmjows. Mit dem anderen stützte er seinen Kopf auf der harten Matratze ab und grinste dem Feind ins Gesicht. „Tja, ich finde es zwar widernatürlich und ärgerlich, dass du noch lebst, weil jetzt die ganze Geschichte schon wieder von vorne losgeht und ich dich noch einmal in die ewigen Jagdgründe schicken darf, aber erzähl doch trotzdem mal, wie's kommt, dass du wieder unter den Lebenden weilst, bevor ich dafür sorge, dass du es nicht mehr tust.“ Ulquiorra trat noch einen Schritt näher; alle Anzeichen standen auf Sturm. „Widernatürlich... wie kann dir etwas als widernatürlich erscheinen, wenn es ohnehin fast gänzlich künstlich geschaffen ist? Mein Leben ist nur ein Baustein in einem gewaltigen Monument, der jederzeit restauriert und wiederverwendet werden kann.“ Jetzt galt es, die Situation auszureizen. „Uh... wie pathetisch. Soll das etwa heißen, dass Bauleiter Aizen dich wieder zusammengepuzzelt und dir einen neuen Anstrich verpasst hat, ich nehme mal an: Kalkweiß, damit seine eh schon ziemlich wackelige Hütte nicht noch mehr ins wanken gerät? Der Gute ist wohl nicht unbedingt sehr flexibel, kann das sein? Oder sieht er einfach nicht, welch minderwertige Qualität seine Playmobil-Männchen-Sammlung hat, weil ihm das ohne seine Brille ziemlich schwerfällt?“ Ulquiorra drehte einfach seinen Kopf zur Seite und zeigte keinerlei Reaktion. Irgendwie machte das keinen Spaß. Wie konnte er ihn dazu bringen, das Gitter zu öffnen? Stünde jetzt Grimmjow vor ihm, wäre dem Sexta vor Wut der Kopf weggeflogen und er hätte keine Sekunde gezögert, in die Zelle zu stürmen und ihn in Stücke zu reißen... aber so... „Hey, was gibt es denn da großartiges zu sehen?“ Er konnte es zwar von seiner Position aus schlecht ausmachen, aber dennoch glaubte er zu wissen, dass sich dort lediglich eine große, karge Wand befand. „Hast du Halluzinationen, weil du bei unserem Kampf eine zu viel auf den Deckel bekommen hast?“ Die leuchtend grünen Iriden der gepardenartigen Augen schnellten herüber; sein Gesicht war weiterhin nach links gewandt. „Shinigami, ich bin nicht hier, um mich mit dir über irgendwelche Belanglosigkeiten auseinanderzusetzen. Aber wenn du glaubst, mich mit deinen niveaulosen Äußerungen reizen zu können, so liegst du falsch. Anscheinend hast du es nicht nur versäumt, zu lernen, dein Reiatsu zu beherrschen, du hast auch sonst keinerlei physischen Zuwachs verzeichnen können, denn sonst wärst du wohl nicht hier. Und wenn du tatsächlich so stark wärst, wie deine Worte vermuten lassen, hättest du nicht versucht, dich aus lauter Verzweiflung umzubringen. Und nebenbei bemerkt: der Tod ist noch längst nicht das Ende.“ Ichigo schluckte hart, als er den Cuarta die Kerkergewölbe verlassen sah. Aizen hatte es tatsächlich irgendwie geschafft, einen Toten zurück ins Leben zu holen... ein unfassbar fataler Vorteil... ...wenn sie diese Möglichkeit wann und wo immer sie wollten, nutzen konnten... Doch wozu brauchten sie dann noch jemanden wie ihn, wenn ihnen diese Option zur Verfügung stand? ◊ ◊ ◊ Grimmjow hatte das Gespräch verfolgt und war keineswegs zufrieden mit dem Resultat. Hätten sich die beiden wenigstens gegenseitig die Schädel eingehauen, wüsste er jetzt, woran er war, aber aus dem Verhalten seines „Kollegen“ wurde er einfach nicht schlau. Er konnte das Ganze nicht einordnen... warum konnte man aus diesem Kerl niemals herauslesen, was er fühlte? Außerdem schien er um Pantera zu wissen... wie sonst hätte er sich den Selbstmordversuch Ichigos erklären können? Fuck. Das war nicht gut... warum war dieser Bastard gerade jetzt auf den Fluren unterwegs gewesen? Wäre er nur einen Tag später wieder aufgekreuzt, wäre alles bereits erledigt gewesen und seine Vorhaben stünden nicht, so wie jetzt, auf der Kippe. Würde der Cuarta auch nur ein Wort an Aizen richten- ob es nun die Tatsache war, dass der Gefangene wachte, dass er im Besitz einer Waffe war oder dass er Selbstmord begehen wollte; es wäre alles umsonst gewesen. Der Blauhaarige biss sich auf die Lippen. Er musste es schaffen, Ichigo aus dem Hueco Mundo zu befreien. Es widerte ihn zwar an, aber das war er ihm schuldig. Tief in einen inneren Monolog versunken, machte er sich wieder auf den Rückweg zu seinem Zimmer. Zuerst musste er klare Gedanken fassen, bevor es weitergehen konnte. Nachdem die Tür abgeschlossen war, fiel er, geistig völlig aufgewühlt, zurück in sein Bett. Wozu machte er sich überhaupt all diese Mühe? Dieser dreckige Shinigami hatte ihn vor nicht allzu langer Zeit vermöbelt und danach nicht einmal den Stolz besessen, ihn zu töten... sie waren Feinde, keine verdammten Freunde... Aber trotz allem schien auch in ihm eine Einsicht entstanden zu sein, die ihm sagte, dass ihn diese Niederlage weitergebracht und ihm eine der wichtigsten Lektionen erteilt hatte, die er je lernen konnte. Und da der Kurosaki ihn am Leben gelassen hatte, war es jetzt nunmal an der Zeit, sich zu revanchieren, auch wenn es ihm irgendwo gewaltig gegen den Strich ging. So sehr er sich auch sträubte... irgendetwas in ihm hatte sich geändert. Wenn er es sich selbst nur beschreiben könnte, was anders war... aber er wurde das Gefühl einfach nicht los, dass sich noch viel mehr wandeln würde; und vor allem, dass dort noch etwas viel Gewaltigeres war, dass unumgänglich sein gesamtes Leben in eine andere Richtung werfen würde... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)