Es gibt immer zwei Seiten von kaherashico (Lily & James. Mal wieder. Mal anders.) ================================================================================ Prolog: Schwarz + Weiß = Grau ----------------------------- P r o l o g „Was willst du, Potter?“ „Willst du mit mir ausgehen? Nächstes Hogsmeadewochenende?“ „Nein.“ „Wie, nein?“ „Schlicht und einfach Nein, wie nein, ich möchte nicht nächstes Hogsmeadewochenende mit dir ausgehen.“ „Und das danach?“ „Auch nicht.“ ~ Jahre später ~ „Wenn du mich noch einmal fragen würdest, nur ein einziges Mal…“ „Ein Mann, ein Wort.“ „Verstehe.“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Die Fakten bleiben dieselben. Immer. Schwarz auf weiß sind sie unantastbar. Egal, wie man es dreht und wendet. Aber zwischen den Zeilen, da existiert eine Grauzone. Eine Welt voller Gedanken. Gefühle. Es kommt immer auf den Blickwinkel an. ~ Kapitel 1: Subjektive Blickwinkel --------------------------------- E i n s James Wann hatte es angefangen? Er wusste es nicht genau. Irgendwann im dritten Jahr? Wahrscheinlich. Immer öfter erwischte er sich dabei, wie sein Blick zu einer gewissen rothaarigen Hexe schweifte und dort länger als gewöhnlich verweilte. Länger als bei jedem anderen Mädchen. Er hatte sich dagegen gewehrt. Indem er versuchte, sie zu ignorieren. Es zu ignorieren. Ein Ding der Unmöglichkeit. Was würde Sirius dazu sagen? Mädchen waren Zicken. Und Spielverderber. Zickige Spielverderber. Aber bei Evans war das… anders. Ihretwegen lungerte er in der Bibliothek herum. Hoffte, sie dort anzutreffen. Er ging sonst nie in die Bibliothek. Jedenfalls nicht zum Lernen. Das hatte er gar nicht nötig. ~ Er konnte nicht anders, er musste ihr folgen. Ständig, überallhin. Ihr Geruch machte ihn wahnsinnig. Und ihre dunkelroten Locken wippten so sanft bei jedem ihrer Schritte. So anmutig. So- „Was willst du, Potter?“, hatte sie ihn irgendwann abrupt angefahren. Und er, er hatte einfach nur dümmlich grinsen müssen. Schließlich hatte sie ihn direkt angesprochen! „Willst du mit mir ausgehen? Nächstes Hogsmeadewochenende?“ Wie von selbst kamen die Worte aus seinem Mund. Unvermittelt. Völlig perplex hatte sie ihn angestarrt. Er konnte sehen, dass sie damit nicht gerechnet hatte. Sie hatte ihre Stirn gerunzelt und musterte ihn. Irgendwie prüfend. Schließlich ließ sie sich doch zu einer Antwort herab. „Nein.“ James fiel aus allen Wolken. Und sie konnte sehen, dass er damit nicht gerechnet hatte. „Wie, nein?“ Er musste sich erst mal räuspern. James Potter wurde nicht oft verweigert, was er wollte. „Schlicht und einfach Nein, wie nein, ich möchte nicht nächstes Hogsmeadewochenende mit dir ausgehen.“ „Und das danach?“, fragte er prompt. James sah, dass sie ein Grinsen unterdrückte. Hoffnung keimte auf. Und selbst wenn, fand er meist einen Weg es trotzdem zu bekommen. „Auch nicht.“ Zur Bekräftigung schüttelte sie ihren Kopf, sodass ihre schönen roten Locken wieder hin und her schwangen. Er musste schlucken. ~ So hatte es angefangen. So war es fortan gewesen. Jahrelang. Bis er es beendet hatte. Lily Wann hatte es angefangen? Sie wusste es nicht genau. Irgendwann im dritten Jahr? Vielleicht. Immer öfter bemerkte sie, wie ein gewisser Junge sie mit seinen haselnussbraunen Augen anstarrte. Länger als normal, länger als jedes andere Mädchen. Warum tat er das? Wollte er sie verunsichern? Sie wusste, dass er gern mal Flüche an anderen ausprobierte. Nur zu. Sollte er kommen. Sie war gewappnet. Wieder fing sie seinen Blick auf. Schnell sah sie weg. Nachher bildete er sich noch was darauf ein. ~ Sie hatte sich gewehrt. Indem sie versuchte, ihn zu ignorieren. Ein zweckloses Unterfangen. Er machte sie wahnsinnig. Ständig folgte er ihr, nahezu überallhin. Bald konnte sie seine selbstsicheren Schritte von allen anderen unterscheiden, förmlich heraushören. Irgendwann hatte sie es nicht mehr ausgehalten. Abrupt drehte sie sich zu dem Störenfried um, konfrontierte ihn direkt. Denn Lily Evans war vieles, aber feige war sie nicht. Ist sie nie gewesen. „Was willst du, Potter?“ Und er, er hatte einfach nur dümmlich gegrinst. „Willst du mit mir ausgehen? Nächstes Hogsmeadewochenende?“ Völlig perplex hatte sie ihn angestarrt. Was für eine Frage! Und er konnte sehen, dass sie damit nicht gerechnet hatte. Sie hatte ihre Stirn gerunzelt und musterte ihn. Prüfend. War das sein Ernst? Der Grund für sein Verhalten? Schließlich ließ sie sich doch zu einer Antwort herab. „Nein.“ Potter machte ein Gesicht, als fiele er aus allen Wolken. Sie konnte sehen, dass er damit nicht gerechnet hatte. „Wie, nein?“ Er räusperte sich. „Schlicht und einfach Nein, wie nein, ich möchte nicht nächstes Hogsmeadewochenende mit dir ausgehen.“ „Und das danach?“, fragte er prompt. Sie musste ein Grinsen unterdrücken. Hartnäckig war er ja. „Auch nicht.“ Zur Bekräftigung schüttelte sie ihren Kopf. Ein unmissverständliches Zeichen. Lily sah, dass er schluckte. ~ So hatte es angefangen. So war es fortan gewesen. Jahrelang. Bis sie es beendet hatte. ~ Er hatte sie im Gang abgepasst, gleich nach Zaubertränke. Gewartet, bis sie allein waren. Sie merkte, dass er nicht glücklich war. Obwohl er lächelte. Ihr konnte er nichts vormachen. Den anderen vielleicht, aber ihr nicht mehr. „Was willst du? Das Übliche?“ Warum klang ihre Stimme so schroff, so abweisend? „Lily, ich bin es leid.“ Er klang müde, erschöpft. Seit wann waren sie denn beim Vornamen? Doch bevor sie die Frage laut aussprechen konnte, fuhr er schon fort: „Ich werde dich jetzt ein letztes Mal fragen - du hast mein Wort - ansonsten werde ich… mir meine Niederlage endlich eingestehen.“ Er schloss für einen kurzen Moment die Augen. Dann spürte sie seinen intensiven Blick wieder auf sich ruhen. „Lily Evans, willst du mit mir ausgehen?“ Sie ließ sich mit ihrer Antwort ein wenig länger Zeit als sonst. Musterte ihn. Prüfend. War das sein Ernst? Oder bloß eine Masche, ein verzweifelter Versuch sie doch noch umzustimmen? Dann biss sie sich auf die Lippen und schüttelte ihren Kopf. Ein unmissverständliches Zeichen. Und er? Er lächelte. „Immer noch die Alte, was?“, fragte er leise, bevor er sich von der Wand abstieß und seines Weges ging. Täuschte sie sich oder klangen seine Schritte heute weniger selbstsicher? Lily drehte sich um und schlug nachdenklich die entgegengesetzte Richtung ein. James Er hatte sie im Gang abgepasst, gleich nach Zaubertränke. Gewartet, bis sie allein waren. Er war bemüht, sich nichts anmerken zu lassen und lächelte sie an. So, wie immer. „Was willst du? Das Übliche?“ Ihre Stimme klang schroff, abweisend. Genau deswegen war es richtig. Er musste dem ein Ende setzen. Selbst Remus hatte es gutgeheißen. „Lily, ich bin es leid.“ Er klang so müde und erschöpft, wie er sich fühlte. Seit Jahren ging das nun schon so. Die gleiche Prozedur mit dem ewig gleichen Ergebnis. Er atmete einmal tief durch. Es war soweit. „Ich werde dich jetzt ein letztes Mal fragen - du hast mein Wort - ansonsten werde ich… mir meine Niederlage endlich eingestehen.“ Er schloss für einen kurzen Moment die Augen, bevor er sie erneut fixierte. „Lily Evans, willst du mit mir ausgehen?“ Sie ließ sich mit ihrer Antwort ein wenig länger Zeit als sonst. Musterte ihn. Irgendwie prüfend. Dann biss sie sich auf die Lippen und schüttelte ihren Kopf, sodass ihre schönen roten Locken wieder hin und her schwangen. Ein unmissverständliches Zeichen. Und er? Er lächelte. „Immer noch die Alte, was?“, fragte er leise, bevor er sich von der Wand abstieß und seines Weges ging. Einen Augenblick später hörte er, wie ihre Schritte sich in die entgegengesetzte Richtung entfernten. Niedergeschlagen ließ er den Kopf hängen. Eine Seltenheit. ~ James Potter wurde nicht oft verweigert, was er wollte. Und selbst wenn, fand er meist einen Weg, es trotzdem zu bekommen. Doch in diesem Fall war guter Rat teuer. Er hatte sein Wort gegeben. James Potter würde Lily Evans entsagen. ~ Kapitel 2: Die Qual der Wahl ---------------------------- Z w e i Und von da an ignorierte er sie gekonnt. Es gab nicht den geringsten Hinweis, dass das vor ein paar Tagen noch anders gewesen war. Die Schülerschaft von Hogwarts nahm diese neue Entwicklung zunächst mit Unglauben und Argwohn zur Kenntnis. James Potter war schließlich berüchtigt für seine Hartnäckigkeit, seinen Ehrgeiz und dem damit verbundenen Durchhaltevermögen. War es denn tatsächlich möglich, dass sich der Unbesiegbare geschlagen gab? Gespannt beobachtete man nun die alltägliche Szenerie am Gryffindortisch. Die Beweislast war erdrückend: James ging lachend mit Sirius an Lily vorbei – ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Nicht einen kleinen. Verstohlen über die Schulter hinweg. Nichts. Das gab genügend Stoff für angeregtes Getuschel und hitzige Diskussionen. Die Gerüchteküche brodelte, schäumte förmlich über. Doch keiner der beiden Betreffenden ließ sich etwas anmerken, geschweige denn dazu herab, die wissbegierige Meute aufzuklären. Bald war es allen klar. James Potter, Schülersprecher und Quidditchkapitän der Gryffindors, hatte offensichtlich jegliches Interesse an Lily Evans verloren. Lily Eigentlich müsste sie jetzt dankbar und erleichtert sein. Dummerweise war sie keins von beidem. Ihr Blick fiel erneut auf den verstrubbelten Hinterkopf. Fixierte ihn angestrengt. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. Nein, sie traute dem Frieden nicht. James Potter blieb, was er seinen Lebtag gewesen war: ein Quälgeist. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er wieder angekrochen käme. Oder nicht? Die Tage verstrichen. Das nächste Hogsmeadewochenende kam und ging. Er fragte nicht. Was hatte sie denn erwartet? ~ Von Zeit zu Zeit sah sie zu ihm rüber. Heimlich, verstohlen, aus dem Augenwinkel. Natürlich nur, um zu prüfen, ob er sie anguckte. Tat er nicht. Enttäuschte sie das etwa? Ärgerlich schüttelte sie den Kopf. Unsinn. ~ Er saß schon seit geraumer Zeit regungslos vorm Fenster und starrte hinaus in den strömenden Regen. Unverhohlen missmutig. Sie konnte es ihm nicht verdenken, das Wetter spielte schon seit Tagen verrückt. Lily musste unwillkürlich lächeln, als sie den Besen neben ihm entdeckte. Sein treuer Begleiter. Plötzlich änderte sich sein Gesichtsausdruck, wurde entschlossen und hart. Ruckartig erhob er sich, schulterte seinen Besen und stapfte zur Tür. Sie folgte ihm mit ihren Augen über den Rand ihres Buchs hinweg, bevor sie es ungläubig beiseite legte. „Du willst doch nicht etwa da raus gehen?“ Weder konnte, noch wollte sie ihre Skepsis verbergen. „Doch.“ Es klang trotzig. Schön, sollte er sich doch den Tod holen. Lily konnte bei so viel Unvernunft nur den Kopf schütteln. Aber er bemerkte es nicht. Ohne ein weiteres Wort und ohne sich noch einmal umzudrehen verließ er den Raum. Missbilligend sah sie ihm nach. Sie wusste, dass es leichtsinnig war. Kindisch noch dazu. Und doch konnte sie sich des Gefühls der Bewunderung nicht erwehren. James Potter ließ sich nicht so leicht unterkriegen. James Er seufzte. Alles gegeben und trotzdem verloren. Müsste er nicht erleichtert sein? Es war vorbei. Ein für alle Mal. Die Qual hatte ein Ende. Oder auch nicht. ~ Die Tage verstrichen. Das nächste Hogsmeadewochenende kam und ging. Seine Freunde hatten ihr Bestes getan, um ihn abzulenken, aufzumuntern. Zonkos, der Honigtopf, nichts half. Und Vollmond war auch erst kürzlich gewesen. Was hatte er denn erwartet? Dass sie zur Besinnung kommen würde? Nur weil er aufgehört hatte, sie um ein Date zu bitten? James schüttelte ärgerlich den Kopf. Wenn sie eines war, dann standhaft. Nur sein Besen blieb ihm treu. Bis ihm das Wetter einen Strich durch die Rechnung machte. Und das Unwetter hielt an. Tagelang. ~ James saß schon seit einiger Zeit regungslos vorm Fenster und starrte nach draußen. Äußerst missmutig. Er wollte fliegen. Musste fliegen. Jetzt, in diesem Moment. Hier hielt er es keine Sekunde länger aus. Hier bei ihr, auf so engem Raum. Wo sie doch Welten trennten. Nein. Entschlossen erhob er sich, schulterte seinen Besen und stapfte zur Tür. „Du willst doch nicht etwa da raus gehen?“ Es klang spöttisch. Durch und durch skeptisch. Natürlich, die Stimme der Vernunft. „Doch“, gab er trotzig zurück. Wortlos, ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, verließ er den Raum. Pah. James Potter ließ sich nicht unterkriegen. Von niemandem. ~ Auf dem Quidditchfeld angekommen, war er bereits pitschnass. Wen kümmerte das schon? James schloss die Augen. Reckte das Kinn und spürte, wie der kalte Regen über sein Gesicht strömte. Genau das hatte er jetzt gebraucht. Langsam stieß er sich vom Boden ab. Stieg höher und höher empor. Bis er schließlich die gewünschte Höhe erreichte. Hier oben regierte keiner mehr. Hier oben zählten nur die Wolken, der Wind und der Regen. Geschick und Konzentration. Er selbst. James breitete die Arme aus und genoss das Glücksgefühl, das ihn durchflutete. Der Wind riss ihn fast vom Besen, der Regen peitschte ihm unerbittlich ins Gesicht und die dunklen Wolken verhinderten jede klare Sicht. Es war ihm egal. Hier war der einzige Ort, wo er ihr nicht begegnen konnte. Musste. Hier oben war er frei. Wirklich frei. Wenigstens etwas, das gleich geblieben war. ~ James schloss einen Pakt mit sich selbst. Er würde sich von nun an nur noch auf das Wesentliche konzentrieren. Die Quidditchsaison. Das Spiel gegen Slytherin. Die UTZ-Prüfungen. Der Orden des Phönix. Gesagt, getan. Er trainierte in den nächsten Wochen wie ein Besessener. Wind, Wetter und Uhrzeit spielten dabei keine Rolle. James machte seinem Ruf als Kapitän wahrlich alle Ehre. Sein Plan ging auf. Er war abends so erschöpft, dass er todmüde ins Bett fiel und binnen weniger Minuten einschlief. Für Gedanken an eine gewisse rothaarige Hexe blieb da keine Zeit. Sein Team zeigte sich nicht allzu erfreut über seinen neugewonnenen Eifer. Mussten sie denn wirklich viermal die Woche trainieren? Auch noch vor dem Frühstück? Er hatte mit den Vorwürfen gerechnet. Und es gelang ihm immer wieder auf’s Neue, seine missmutigen, müden, hungrigen Spieler zu motivieren, ihnen die gutdurchdachten Spielzüge einzubläuen und sie zu gesundem Essen zu überreden. Am ersten Samstag im November waren sie besser in Form als je zuvor. Siegessicher grinsten sie sich zu, bevor sie an diesem kalten Tag auf’s Feld marschierten. Er zwang sich, nicht zu den Zuschauertribünen hinüber zu sehen. Für gewöhnlich musste er sich vergewissern, dass sie da war. Musste wissen, wo sie saß. Denn ihr galt der Triumph. Sein erster Blick nach gewonnenem Spiel. Nicht seinen Freunden. Nicht seiner Mannschaft. Nein, ihr. Ihr ganz allein. Stattdessen sah er nun stur geradeaus. Fixierte seinen Gegner. Der Kapitän ließ seine Hand so schnell los, als hätte er sich verbrannt. Slytherin. Gute Strategie, unfaire Aktionen auf dem Feld. Und nie um eine Ausrede verlegen. Es wurde ein harter Kampf. Die Erzrivalen schenkten sich nichts. James biss die Zähne zusammen, als ihn ein Klatscher hart am Wurfarm traf. Und zahlte es ihnen mit einem gutplatzierten Schuss heim. Treffer. Die Menge jubelte. Lily Sie verstand nicht viel von Quidditch. Dennoch beeindruckte sie die Sportart auf Besen immer wieder auf’s Neue. Sie liebte es, zuzusehen, ließ kein Spiel aus. Am ersten Samstag im November saß sie aufgeregt zwischen ihren Mitschülern auf der Gryffindortribüne, dick in Mütze und Schal verpackt. Da kamen sie auf’s Feld marschiert. Applaus brandete auf. Mädchen kreischten, Jungen pfiffen anerkennend. Lily stutzte kurz. Irgendetwas war anders als sonst. Sie wusste nur nicht, was. Die rotgekleidete Mannschaft baute sich selbstbewusst vor dem gegnerischen Team auf. Die Kapitäne begrüßten sich, wobei Shingleton Potters Hand so schnell losließ, als hätte er sich verbrannt. Typisch Slytherin. Sie schnaubte verächtlich. Das Spiel begann. Und es entwickelte sich rasch zu einem harten Kampf. Die Klatscher flogen nur so hin und her. Einer von ihnen traf Potter hart am Arm. Er verzog schmerzerfüllt das Gesicht und zielte auf den linken Ring. Konzentriert wie immer. Treffer. Die Menge jubelte. Sie ebenfalls. Gryffindor gewann das Spiel 330:180. Ihre Mitschüler waren völlig aus dem Häuschen. „Junge, die hat Potter aber in Form gebracht“, vernahm sie eine männliche Stimme hinter sich. Lilys Grinsen wurde breiter, als sie sah, wie die Spieler abwechselnd ihren Sucher und ihren Kapitän zerquetschten. Auch wenn sie es nur ungern zugab, in solchen Momenten war sie stolz auf ihn. So, wie alle anderen Gryffindors auch. Und mit einem Mal wusste sie, was sich geändert hatte. Er suchte sie nicht. Strahlte sie nicht mit seinem überheblichen Siegergrinsen an. Mit dem Grinsen, das sagte, wirst schon sehen, dich krieg ich auch noch. ~ Kapitel 3: Ironie des Schicksals -------------------------------- D r e i Lily Sie hatte das Gefühl, dass er sie mied, wo er nur konnte. Nicht, dass es sie störte. Nein, keineswegs. Es war nur so…ungewohnt. ~ Zaubertränke, ihr bestes Fach. Wie üblich nahm sie an einem Tisch weit vorne Platz. „Nun denn“, Professor Slughorn klatschte begeistert in die Hände, „fangen wir mit der Herstellung der anspruchsvollen Tränke an. Sie werden dazu zu zweit arbeiten und mir das Ergebnis am Ende der Stunde geben. Jedes Paar bekommt ein anderes Rezept, damit keiner-“ Lily musterte ihren Lehrer aufmerksam, der nun missbilligend in die letzte Reihe starrte. Potter und Black, natürlich. Sie seufzte unhörbar. Augenscheinlich diskutierten die beiden heftig. Seltsam. Für gewöhnlich waren sie doch ein Herz und eine Seele. Unzertrennbar. Die Siamesischen Zwillinge. „Mister Potter, Sie werden heute mit Miss Evans zusammenarbeiten. Und Sie, Mister Black, Sie gesellen sich zu Mister Snape“, verkündete Slughorn dröhnend. Im Klassenzimmer war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. „Aber Professor-“, protestierte Black prompt, wobei er von Slughorn unterbrochen wurde. „Keine Widerrede. Da können Sie ausnahmsweise mal etwas lernen.“ Potter zuckte nur mit den Schultern, murmelte Black etwas zu und kam an ihren Tisch geschlendert. Er schien es nicht sonderlich eilig zu haben. Lily reichte ihm wortlos die Liste mit den Zutaten. Er studierte sie aufmerksam. Beide wussten, dass sie am Kessel die bessere Wahl war. „Kannst du mir bitte das silberne Messer geben?“ „Hier.“ „Danke.“ Eine Weile arbeiteten sie stillschweigend vor sich hin. Sein Gesicht drückte höchste Konzentration aus. Ein seltener Anblick, fast wie bei einem Quidditchspiel. „Ich dachte, du magst Zaubertränke nicht besonders“, platzte sie schließlich heraus. Eine Frage, die ihr schon länger auf der Zunge brannte. Er zuckte mit den Achseln. „Es ist Voraussetzung für den Beruf eines Auroren.“ Verblüfft hielt sie inne. „Du willst Auror werden?“ „Sowas in der Art“, murmelte er abwesend. Slughorn ging von Zeit zu Zeit umher und begutachtete die Ergebnisse. Bei Black und Snape blieb er kopfschüttelnd stehen. „Severus, ich bin Besseres von Ihnen gewohnt“, meinte er enttäuscht. Und tadelnd. Lily riskierte einen schnellen Blick. Der blanke Hass stand dem Slytherin förmlich ins Gesicht geschrieben. Sirius Black hingegen wirkte sehr selbstzufrieden. Kein Wunder. Sie wandte sich rasch wieder ihrem Kessel zu, bevor einer der beiden sie bemerkte. Wider Erwarten arbeitete Potter die ganze Stunde hochkonzentriert mit und als sie am Ende ihr Ergebnis abgeben mussten, hatte ihr Trank sogar wirklich die gewünschte Farbe. Dunkelrot. Snape hatte anscheinend versucht, zu retten, was noch zu retten war; er gab zähneknirschend ein pechschwarzes, wütend vor sich hin blubberndes Gebräu ab. Verblüfft sah sie ihm nach, als er sich hastig verabschiedete, um seinen Freund einzuholen. Früher hätte er jede gemeinsame Sekunde ausgekostet. Jetzt flüchtete er förmlich aus ihrer Gegenwart. Lily dachte noch lange über diese Stunde nach. Er hatte in keinster Weise versucht, sie zu beeindrucken. Und doch hatte er es getan. Ganz leise und subtil. Unauffällig. Es war ein Liebestrank gewesen. Kein dummer Spruch. Nicht ein einziger. Konnte es sein, dass James Potter tatsächlich erwachsen geworden war? Die Anzeichen sprachen dafür. Auror wollte er werden. Oder sowas in der Art. Sie schmunzelte, als sie an seine Worte dachte. So bescheiden sind wir doch sonst nicht, Potter. Was ist aus „professioneller Quidditchspieler“ geworden? Auror. Der Beruf eines Aurors forderte viel. Mut, Konzentration, Geschick, Ausdauer. Und die Bereitschaft, dem Tod ins Auge zu sehen. Sie zweifelte nicht daran, dass er gut sein würde. Vermutlich sogar großartig. Vielleicht überragend. Denn wenn einer die dunklen Künste so verabscheute wie sie, dann war es Potter. Das musste man ihm lassen. James Er mied sie, wo er nur konnte. Sonst würde er die Sache wohl nie abhaken können. Leider erwies sich das Vorhaben als nicht so einfach wie geplant. Als wären die gemeinsamen Pflichten als Schülersprecher nicht schon genug, hatte er auch noch fast jedes Fach mit ihr. UTZ-Niveau eben. Er seufzte. Zum Beispiel Zaubertränke. Wie üblich verzog er sich mit Sirius in die letzte Reihe. Zaubertränke war nicht gerade ihr Lieblingsfach, außerdem führten sie im Moment eine anregte Diskussion. Letzte Nacht war einiges schief gelaufen. Für gewöhnlich waren sie stets einer Meinung, doch hier schien Tatze den Ernst der Lage nicht zu verstehen. „Wenn was passiert wäre-“ „Es ist aber nichts passiert“, unterbrach Sirius ihn genervt. „Aber nur weil-“ James sollte seinen Satz nicht beenden, da Slughorns Stimme dröhnte: „Mister Potter, Sie werden heute mit Miss Evans zusammenarbeiten. Und Sie, Mister Black, Sie gesellen sich zu Mister Snape.“ Im Klassenzimmer war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. „Aber Professor-“, protestierte Sirius prompt, wobei er von Slughorn unterbrochen wurde. „Keine Widerrede. Da können Sie ausnahmsweise mal etwas lernen.“ James zuckte nur mit den Schultern und beschwichtigte Sirius, bevor er zu ihrem Tisch schlenderte. Er hatte es wahrlich nicht eilig. Kopfschüttelnd wurde ihm bewusst, dass der alte Slughorn ihm damit früher einen Gefallen getan hätte. Evans reichte ihm wortlos die Liste mit den Zutaten. Er studierte sie aufmerksam. Beide wussten, dass sie am Kessel die bessere Wahl war. Ohne zu murren machte er sich ans Werk. „Kannst du mir bitte das silberne Messer geben?“ „Hier.“ „Danke.“ Eine Weile arbeiteten sie stillschweigend vor sich hin. „Ich dachte, du magst Zaubertränke nicht besonders“, kam es plötzlich von ihr. Er zuckte mit den Achseln, sie hatte ja Recht. „Es ist Voraussetzung für den Beruf eines Auroren.“ „Du willst Auror werden?“ Sie klang überrascht. Natürlich. Hatte er denn etwas anderes erwartet? „Sowas in der Art“, murmelte er abwesend. Dass sie sich dem Orden des Phönix anschließen wollten, ging niemanden etwas an. Auch sie nicht. Gerade sie nicht. Slughorn ging von Zeit zu Zeit umher und begutachtete die Ergebnisse. Bei Tatze und Schniefelus blieb er kopfschüttelnd stehen. „Severus, ich bin Besseres von Ihnen gewohnt“, meinte er tadelnd, bevor er sich von ihm abwandte. Dem Slytherin stand der blanke Hass ins Gesicht geschrieben, woraufhin Tatze nur schadenfroh grinste. James war sich sicher, dass sein bester Freund absichtlich falsche Zutaten hinzugegeben hatte. Und wenn schon, Schniefelus verdiente es nicht anders. Wider Erwarten arbeiteten sie die ganze Stunde relativ gut zusammen und als sie am Ende ihr Ergebnis abgeben mussten, hatte ihr Trank sogar wirklich die gewünschte Farbe. Dunkelrot. Schniefelus hatte anscheinend versucht, zu retten, was noch zu retten war; er gab zähneknirschend ein pechschwarzes, wütend vor sich hin blubberndes Gebräu ab. Kaum verkündete der erlösende Gong das Ende der Stunde, da verabschiedete er sich hastig von Evans und bemühte sich, Tatze einzuholen. „Immer noch sauer wegen gestern Nacht?“ James antwortete nicht. Sirius fuhr sich verlegen durch die Haare, eine Angewohnheit, die er im Laufe der Jahre übernommen hatte. Allerdings kam sie nur äußerst selten zum Vorschein. Wann war Sirius Black schon verlegen? Oder nervös? „He, tut mir leid. Nächstes Mal bin ich vorsichtiger, in Ordnung?“, gab er schließlich klein bei. „Entschuldige dich lieber bei Moony.“ Sein bester Freund grummelte etwas Unverständliches. Mochte ja sein, dass er sonst nicht viel mit seiner Familie gemein hatte, aber was den Stolz anbelangte, konnte er es mit jedem von ihnen aufnehmen. „Was solltet ihr eigentlich für einen Trank brauen?“, wechselte er schließlich das Thema, nicht ahnend, dass diese Frage ebenso unangenehm war. „Amortentia“, lautete die knappe Antwort. Tatze war viel zu sehr Tatze, als dass er sein bellendes Lachen hätte zurückhalten können. Es hallte laut und fröhlich von den düsteren Kerkerwänden wider. „Nicht dein Ernst“, stieß er prustend hervor. Er konnte sich gar nicht wieder einkriegen. „Doch.“ Auch um James’ Mundwinkel begann es verräterisch zu zucken. Sirius schlug ihm brüderlich auf die Schulter, ehe er sich reckte und ungeduldig nach ihren Freunden Ausschau hielt. James atmete einmal tief durch, froh, dem Kerker endlich entronnen zu sein. Ausgerechnet ein Liebestrank. Der Liebestrank schlechthin. Welch Ironie des Schicksals. ~ Kapitel 4: Intermezzo im Gang - ein Blick sagt mehr als Tausend Worte --------------------------------------------------------------------- I n t e r m e z z o James Er sah sie kommen. Wie angewurzelt blieb er stehen. Gelähmt. Gefangen. Von ihrer natürlichen Schönheit. Die Sonne schien durch die Fenster des menschenleeren Korridors, spielte mit den Lichtreflexen in ihrem roten Haar. Und sie, sie bemerkte nichts. Kaute nur gedankenverloren auf ihrer Unterlippe herum. So, wie immer, wenn sie etwas beschäftigte. Er musste unwillkürlich lächeln. Völlig in ihren Aufsatz versunken kam sie unweigerlich auf ihn zu. Er konnte sich nicht bewegen. Wollte sich nicht bewegen. Bis sie gegen ihn prallte. Lily Völlig in ihren Aufsatz versunken ging sie den menschenleeren Korridor entlang. Irgendwas stimmte damit noch nicht. Nur was? Grübelnd kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Bis sie gegen etwas Hartes prallte. Überrascht sah sie auf – in zwei haselnussbraune Augen. „’Tschuldigung“, murmelte sie flüchtig. Der Bruchteil einer Sekunde. Ein Wort. Ein Lächeln. Sie war gefangen. Von dem Augenblick. Von seinen Augen. Von So nah. Er war plötzlich so nah. Sein Gesicht … seine Augen … sein Mund … so nah. Für einen Moment drohte sie sich zu verlieren, ihre Prinzipien zu vergessen. Sich zu vergessen… So nah. Sie wusste, wenn er sie jetzt fragen würde, würde sie nachgeben. Mit seinem Mund so nah … so greifbar nah … Doch dann gewann die Realität die Oberhand. Er würde nicht fragen. Sie schüttelte kurz den Kopf, ihr Blick klärte sich. James Amüsiert sah er hinab – in zwei leuchtend grüne Augen. „’Tschuldigung“, murmelte sie flüchtig. Der Bruchteil einer Sekunde. Ein Wort. Ein Augenaufschlag. Und die alten Gefühle gewannen die Oberhand. Durchströmten ihn, unaufhaltsam. Pulsierten wie Rauschgift in seinen Adern. So nah. Sie war so unglaublich nah. Ihr Gesicht, so nah … ihre Augen … ihr Mund … ihre roten Lippen … zu nah. Für einen Moment drohte er die Beherrschung zu verlieren, sich zu vergessen… So nah. Er wusste, dass es keine bessere Gelegenheit geben würde, sie zu fragen. … ihre Augen … ihr Mund … Er wusste, dass sie sich diesem Moment wohl kaum entziehen könnte. … so nah … zu nah … Und trotzdem. Sie zu fragen kam nicht in Frage. Er hatte sein Wort gegeben. Sie schüttelte kurz den Kopf, ihr Blick klärte sich. Die Realität hatte ihn wieder. Benommen sah er ihr nach. Er war über sie hinweg. Ein für alle Mal. Wirklich. Bis eben. Verdammt. ~ Kapitel 5: Slughorns Party. Der totale Reinfall. ------------------------------------------------ V i e r Lily Slughorns Party. Der totale Reinfall. Gelinde gesagt. Sogar Drittklässler waren eingeladen. Drittklässler. Selbstverliebte Drittklässler wie Glenda Chittock und Lorcan d’Eath. Lily schüttelte den Kopf. Slughorn musste sich ihres Talents wirklich sehr sicher sein. Drittklässler. Ansonsten die üblichen Verdächtigen. Gaspard Shingleton und Krautwig Kross, ebenfalls in ihrem Abschlussjahr, - Sie spürte, dass sie angestarrt wurde. Permanent. Konsequent. Severus. Rasch wandte sie ihren Kopf ab. Seine Blicke hatten etwas Beunruhigendes, etwas, über das sie lieber nicht nachdenken wollte. Plötzlich erfüllte lautes Lachen den Raum. Potter. Seit wann der überhaupt eingeladen? Lily drehte sich unauffällig in die Richtung um, aus der das Lachen erklungen war. Da stand er, selbstgefällig wie immer. Haare wild zerzaust, die Hände in den Taschen. Und natürlich war er nicht allein. Lily konnte ein verächtliches Schnauben nicht unterdrücken. Allerdings konnte sie ebenso wenig verhindern, dass ihr Blick öfter zu ihm rüber schweifte. Viel zu oft. Potter. Was in aller Welt wollte er hier? Ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren. Black ja, aber Potter? Lily wusste, dass Professor Slughorn Sirius Black allzu gern in seiner Sammlung gehabt hätte. Und sie wusste auch, dass Black jede dieser Einladungen kategorisch abgelehnt hatte. Rissen er und Potter nicht ständig Witze über den ihrerseits so verachteten Slug-Club? Also, was hatte James Potter hier zu suchen? Eigentlich müsste sie froh sein, dass er anscheinend ein neues Interesse entwickelt hatte. Daisy Hookum. 5.-Klässlerin, Ravenclaw. Blond, begabt, charmant, gewitzt und gerissen. Gerade lachte sie erneut, während er übertrieben gestikulierte. Eigentlich. Wie konnte er so tun, als wäre nichts gewesen? Als hätte es die Jahre des verzweifelten Bitten und Bettelns nie gegeben? Just in diesem Moment drehte er seinen Kopf und ihre Blicke trafen sich. Schnell sah sie weg, sonst bildete er sich noch was darauf ein. James „Was war da zwischen euch?“ „Nichts.“ Remus schwieg, doch James entgingen die Blicke, die die Rumtreiber austauschten, keineswegs. „Ich bin doch nicht blöd…“ James tat, als wäre er zu beschäftigt. „Krone“, es klang warnend. Keine Reaktion. „Komm schon, seit heute Morgen-“ „Können wir später darüber reden?“ Allein? Und Tatze verstand. Er schlug ihm vor, sich abzulenken. Sich mit anderen zu verabreden. Es gab schließlich genügend hübsche Mädchen in Hogwarts. Und zahlreiche von ihnen würden sich darum reißen, ein Date mit ihm zu ergattern. Er wusste es. Aber es interessierte ihn nicht. Verdammt. Und jetzt war er hier. Slughorns Party. Das wohl bescheuertste Event des Jahres. Noch schlimmer als Tatze und er es sich ausgemalt hatten. Ihre Blicke trafen sich. Evans sah betont weg. Natürlich, wie immer. Und doch störte es ihn. Wie konnte sie so tun, als wäre nichts gewesen? War er ihr denn wirklich so egal, wie sie immer behauptet hatte? Er sah erneut zu ihr rüber. Anscheinend. Grimmig genehmigte er sich noch einen Schluck Feuerwhiskey. Warum konnte er die Sache nicht einfach abhaken? Was faszinierte ihn denn an dieser Frau so? … Genaugenommen war sie zickig. Zumindest ihm gegenüber. Stets resistent. Anscheinend immun. Und äußerst nachtragend. Was konnte er für seine Hormone als 15-Jähriger? Sie war hübsch. Zugegeben. Aber das waren andere auch. Schlagfertig. Keine Seltenheit. Ungeheuer intelligent. Gut. Mitfühlend. Sie war einfach… anders. Evans, halt. Verdammt. Lily Sie sah ihn kommen. Endlich. Zwei Flaschen Butterbier in der Hand, steuerte er breit grinsend auf sie zu. „Du entschuldigst uns doch sicher einen Moment? Danke.“ Für einen Augenblick konnte sie ihre Verblüffung nicht verbergen. „Hier.“ Und damit hatte sie in jeder Hand ein Butterbier, während Potter brüderlich einen Arm um Krautwig legte und ihn beiseite zog. Wenig später kam Potter allein zurück und ließ sich erschöpft neben ihr auf’s Sofa fallen. Wortlos reichte sie ihm seine Flasche. „Dafür bist du mir was schuldig, Evans“, murmelte er. „Ich weiß. Zu spät. Sie biss sich auf die Lippen. Wer weiß, was er fordern würde. „Wie hast du das gemacht?“, lenkte sie rasch vom Thema ab, wobei Lily konnte nicht verhindern, dass ihr Tonfall unverhohlen neugierig klang. Er schmunzelte. „Tja, das bleibt mein Geheimnis.“ Typisch Potter. „Was machst du überhaupt hier?“ „Ich könnte dich dasselbe fragen. Diese Party ist noch schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte“, er nahm einen Schluck Butterbier, „Wie hältst du das nur mehrfach im Monat aus?“ Sie überging seine Antwort einfach. Nicht provozieren lassen. „Also, warum bist du hier?“ „Ob du’s glaubst oder nicht, ich wurde eingeladen.“ „Ha ha. Hast du Slughorn dafür bekniet?“ „Wer weiß, vielleicht habe ich ihm ja auch verspochen, Sirius mitzubringen?“ „Ich sehe Black hier aber nirgendwo.“ „Tz, ich müsste mich doch erst einmal vergewissern, dass diese Partys sich auch lohnen“, er grinste unverhohlen, „Also wirklich.“ Es war zum Verzweifeln. „Nein, meine charmante Gesellschaft und mein schier unglaubliches Talent waren doch ausreichend“, er lehnte sich zurück. Sie schnaubte verächtlich. Das einzig Unglaubliche war sein Ego. „Na, na, Evans, das ist aber nicht besonders höflich. Und nur für’s Protokoll, ich würde niemanden für irgendwas beknien.“ „Der stolze James Potter.“ „Man tut, was man kann.“ Nie um eine Antwort verlegen. Sie schwiegen eine Weile, sahen den anderen zu, tranken ab und an ein wenig Butterbier. Und doch war es kein unangenehmes Schweigen, keine peinliche Stille. Merkwürdig. „Tatze und ich waren zu jeder Party eingeladen.“ Es klang ungewohnt nachdenklich. „Warum seid ihr dann nie hingegangen?“ „Weil Remus und Peter nicht erwünscht waren“, erwiderte er schlicht. Sie schwieg. Ungemein beeindruckt. Und schämte sich dafür. „Wo ist Remus?“ „Im Krankenflügel, er fühlt sich nicht so gut.“ Sie runzelte die Stirn. „Du brauchst nicht so besorgt zu gucken, der wird schon wieder.“ „So wie letzten Monat? Und den davor?“, versuchte sie ihn aus der Reserve zu locken. „Mh.“ Es bestätigte ihren Verdacht. James Er beobachtete amüsiert, wie sie vergeblich versuchte, interessiert zu wirken. Krautwig Kross war aber auch zum Sterben langweilig. Na, ein wenig würde er sie noch leiden lassen. James griff schließlich nach zwei Flaschen Butterbier, zwang sich zu einem Lächeln und steuerte auf sie zu. „Du entschuldigst uns doch sicher einen Moment? Danke.“ Sie wirkte überrascht. Für einen Augenblick. „Hier.“ Und damit drückte er ihr die zwei Flaschen einfach in die Hand und zog Kross mit sich. Wenig später kehrte er allein zurück und ließ sich erschöpft neben ihr auf’s Sofa fallen. Wortlos reichte sie ihm sein Butterbier. „Dafür bist du mir was schuldig, Evans.“ „Ich weiß.“ Er hob überrascht die Augenbrauen. Seit wann so einsichtig? „Wie hast du das gemacht?“ Sie klang unverhohlen neugierig. Er schmunzelte. „Tja, das bleibt mein Geheimnis.“ Zum Glück hakte sie nicht nach. „Was machst du überhaupt hier?“ „Ich könnte dich dasselbe fragen. Diese Party ist noch schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte“, er nahm einen Schluck Butterbier, „Wie hältst du das nur mehrfach im Monat aus?“ „Also, warum bist du hier?“ Da war aber jemand beharrlich. „Ob du’s glaubst oder nicht, ich wurde eingeladen.“ Entsprach sogar der Wahrheit. „Ha ha. Hast du Slughorn dafür bekniet?“ Bestimmt nicht. „Wer weiß, vielleicht habe ich ihm ja auch verspochen, Sirius mitzubringen?“ „Ich sehe Black hier aber nirgendwo.“ „Tz, ich müsste mich doch erst einmal vergewissern, dass diese Partys sich auch lohnen“, er grinste unverhohlen, „Also wirklich.“ Punkt für ihn. Er genoss es, sie zum Rande der Weißglut zu treiben. Er genoss es unwahrscheinlich. „Nein, meine charmante Gesellschaft und mein schier unglaubliches Talent waren doch ausreichend“, er lehnte sich zurück. Sie schnaubte verächtlich. Und wusste nicht, dass sie ihm damit einen Gefallen tat. James grinste in sich hinein. „Na, na, Evans, das ist aber nicht besonders höflich. Und nur für’s Protokoll, ich würde niemanden für irgendwas beknien.“ Einen Heiratsantrag ausgenommen. Vielleicht. „Der stolze James Potter.“ „Man tut, was man kann.“ Sie schwiegen eine Weile, sahen den anderen zu, tranken ab und an ein wenig Butterbier. Und doch war es kein unangenehmes Schweigen, keine peinliche Stille. Denkwürdig. „Tatze und ich waren zu jeder Party eingeladen.“ Gedankenversunken starrte er auf seine Flasche. „Warum seid ihr dann nie hingegangen?“ „Weil Remus und Peter nicht erwünscht waren“, erwiderte er schlicht. Und Rumtreiber hielten nun mal zusammen. Punkt. Sie schwieg. „Wo ist Remus?“ „Im Krankenflügel, er fühlt sich nicht so gut.“ Evans runzelte besorgt die Stirn. „Du brauchst nicht so besorgt zu gucken, der wird schon wieder.“ „So wie letzten Monat? Und den davor?“ James verschluckte sich fast an seinem Butterbier. Ahnte sie etwas? Oder wusste sie es etwa schon? „Mh.“ Cool bleiben. Lässig. „Wie spät ist es?“ „Halb zwölf.“ Verdammt. Er leerte den Rest seiner Flasche in einem Zug. „Ich muss gleich los.“ „Mh.“ Sie wusste doch mehr, als gut war. „Evans“, er räusperte sich, „kannst du eben mit rauskommen?“ „Wieso?“ „Bitte?“ … „Was ist?“ „Du weißt es?“ Sie zögerte einen Moment. „Ja.“ Er schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch. „Weiß er es?“ „Nein.“ „Woher weißt du es?“ „Ich hatte da so eine Vermutung und hab recherchiert…“ Ungeheuer intelligent. „Hast du mit irgendwem darüber gesprochen?“ „Nein.“ Es klang empört. Gut. „Was weißt du noch?“ „Was meinst du?“ Sie schien ehrlich verwirrt. Er sah sie durchdringend an. Nein. „Nichts.“ „Verstehe.“ Sie schwieg. „Aber ein paar Ungereimtheiten gibt es da noch-“ „Evans?“ „Ja?“ „Such nicht nach ihm, hast du verstanden? Such nicht nach ihm. Niemals.“ Sein Tonfall war ungewohnt ernst. „Das hatte ich nicht vor.“ „Gut.“ Er wandte sich zum Gehen, kam aber nicht weit, da er gegen eine unsichtbare Mauer stieß. James rieb sich fluchend den schmerzendenden Kopf, was Evans ungemein amüsierte. Doch er suchte nicht lange nach des Übels Wurzel. „Tja…“ „Was?“ Grinsend deutete er nach oben. Ein Mistelzweig. Sie wich zurück. Natürlich. Bis sie gegen die Wand stieß. Spöttisch beugte er sich ein Stück zu ihr herab. Nur um sie zu ärgern. Natürlich. „Ich werde dich nicht küssen, keine Sorge.“ Er kam noch ein Stück näher. Sah ihre schreckensgeweiteten Augen. „Ich weiß doch, dass du das nicht willst“, murmelte er. Wusste er das wirklich? Wenn er sie so betrachtete… Sie war auf einmal wieder so nah. … Und nicht so abgeneigt, wie er befürchtet hatte. … „Auch wenn dir da wirklich was entgeht.“ Er grinste sein Pottergrinsen. Nur weil es sie ärgerte. Selbstsicher zog er seinen Zauberstab, richtete ihn auf den Mistelzweig und löste den Bann. Selbstverständlich ungesagt. Anschließend zwinkerte er ihr noch einmal zu, vergrub die Hände in den Taschen und setzte seinen Weg fort. Außer Sichtweite schlug er mit der Faust gegen die Wand. Es hatte ihn verdammt viel Selbstbeherrschung abverlangt, sie nicht einfach zu küssen. Eine einmalige Gelegenheit, ihr warmer Atem in seinem Gesicht… Fast. Was war nur in ihn gefahren? Lily „Wie spät ist es?“ „Halb zwölf.“ Er leerte den Rest seiner Flasche in einem Zug. „Ich muss gleich los.“ Natürlich. „Mh.“ „Evans“, er räusperte sich, „kannst du eben mit rauskommen?“ „Wieso?“ „Bitte?“ … „Was ist?“ „Du weißt es?“ Sie zögerte einen Moment. „Ja.“ Er schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch. „Weiß er es?“ „Nein.“ „Woher weißt du es?“ „Ich hatte da so eine Vermutung und hab recherchiert…“ „Hast du mit irgendwem darüber gesprochen?“ „Nein.“ Es klang so empört, wie es sollte. „Was weißt du noch?“ „Was meinst du?“ Sie war ehrlich verwirrt. Sein forschender Blick durchbohrte sie förmlich. „Nichts.“ Er klang zufrieden. „Verstehe.“ Rumtreibergeheimnis also. „Aber ein paar Ungereimtheiten gibt es da noch-“ Die letzte Gelegenheit, ihm auf den Zahn zu fühlen. „Evans?“ „Ja?“ „Such nicht nach ihm, hast du verstanden? Such nicht nach ihm. Niemals.“ Sein Tonfall war ungewohnt ernst. „Das hatte ich nicht vor.“ „Gut.“ Er wandte sich zum Gehen, kam aber nicht weit, da er gegen eine unsichtbare Mauer stieß. Lily konnte sich das Lachen kaum verkneifen, als er sich schmerzend den Kopf rieb. Suchend sah Potter sich um. „Tja…“ „Was?“ Grinsend deutete er nach oben. Ein Mistelzweig. Sie wich zurück. Bis sie gegen die Wand stieß. Spöttisch beugte er sich ein Stück zu ihr herab. So nah. Lily war, als hätte sie ein Déjà-vu. „Ich werde dich nicht küssen, keine Sorge.“ Er kam noch ein Stück näher. Ihr Herzschlag schien sich zu verdreifachen. „Ich weiß doch, dass du das nicht willst“, murmelte er. Wusste er das wirklich? Wusste sie das überhaupt? Seit wann gab es auf diese Frage keine eindeutige Antwort mehr? … Egal. … „Auch wenn dir da wirklich was entgeht.“ Da war es wieder, das altbekannte Pottergrinsen. Selbstsicher zog er seinen Zauberstab, richtete ihn auf den Mistelzweig und löste den Bann. Ungesagt. Anschließend zwinkerte er ihr noch einmal zu, vergrub die Hände in den Taschen und setzte seinen Weg fort. Wütend sah sie ihm nach. Dieser unverschämte, eingebildete- ! Warum fühlte sie sich so seltsam enttäuscht? Ich werde dich nicht küssen. Nicht küssen. Nicht küssen. Küssen. Fast. Lily tastete fahrig nach ihren Lippen. Fast. Verdammt, warum zitterten ihre Hände so? ~ Ausnahmsweise eine wichtige Anmerkung: Die Namen der erwähnten Charaktere gehören alle JKR. Ich selbst halte wenig von eigenen Charakteren, die schnell zu Mary-Sues ausarten, und im Namen geben bin ich ganz ganz schlecht (wobei Krautwig Kross auch sehr lächerlich klingt, aber deswegen ja die Erklärung). Also hab ich recherchiert und auf JKRs Website diese berühmten Persönlichkeiten gefunden (deswegen dürfen sie auch alle in den Slug-Club), inkl. Alter, denn OOC/AU mag ich meistens auch nicht, also wenn JKR sagt, dass Frank & Alice Longbottom vor Lily & James in Hogwarts waren, dann halte ich mich daran. Ihr Wort ist Gesetz. Äh, ich hoffe, ihr könnt mit diesen Eigenarten leben. ^^' Kapitel 6: Bittere Erkenntnis ----------------------------- F ü n f Lily Sie saß allein an einem Tisch im Gemeinschaftsraum, hinter einem Stapel von Büchern vergraben und scheinbar sehr vertieft in ihren Aufsatz. Allerdings konnte sie es nicht verhindern, dass ihr Blick immer wieder verstohlen zu einem gewissen schwarzhaarigen Jungen rüber schweifte. Warum musste sie ihn ständig ansehen? Regelrecht anstarren? Wieso interessierte es sie plötzlich, wo er war, was er gerade machte und vor allem mit wem? Vielleicht lag es an dem, was sie neulich gehört hatte. Lily spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Nein, Blödsinn. Das hatte rein gar nichts damit zu tun. Gar nichts. James „Sie sieht dich schon wieder an, Krone.“ „Unsinn.“ „Doch, wirklich“, bemerkte Sirius amüsiert. James wusste, dass es zwecklos war, ihm zu widersprechen. „Und?“ „Und was?“ „Komm schon, du kannst mir nicht weismachen, dass es dir egal ist.“ Er kannte ihn sowieso zu gut. „Ist es auch nicht.“ „Also?“, Sirius wippte erwartungsvoll mit seinem Stuhl, „Was wirst du unternehmen?“ „Nichts.“ „Bitte?“ Es war durchaus möglich, dass Sirius Black in seinem jungen Leben das erste und einzige Mal sprachlos war. „Guck nich so.“ „Wir sprechen hier von Evans, Krone“, raunte Sirius mit gedämpfter Stimme, „Evans, der Frau deiner Träume seit du dreizehn warst.“ „Ich weiß.“ Der Blacksprössling schwieg eine Weile, woraufhin James’ kratzende Feder die Stille erfüllte. „Hör mal, James“, er wählte seine Worte mit Bedacht. Und er nannte ihn nur James, wenn es ihm ernst war. Wirklich ernst. „Ich kann dich ja verstehen, aber meinst du nicht, du erwartest zu viel, wenn du glaubst, dass sie zu dir kommt?“ James fuhr ungerührt mit seinem Aufsatz fort. Sirius trommelte ungeduldig mit seinen Fingern auf den Tisch. „Krone…“ Die Feder kratzte seelenruhig weiter über das Pergament. „Ich warte…“ Nichts geschah. „Schön“, zischte sein bester Freund entnervt, bevor er sich wütend von seinem Stuhl erhob. „Was ist denn hier los?“, wurde er erstaunt von Remus begrüßt, der sich eben den Gemeinschaftsraum betreten hatte und sich nun zu ihnen gesellte. „Versuch du doch dein Glück.“ Mit den Worten verschwand Sirius aus ihrem Blickfeld. Remus ließ sich auf den freien Platz sinken, stellte seine Tasche neben sich auf den Boden und ging das Geschehene noch einmal kurz in Gedanken durch. James und Sirius stritten nicht oft. Er runzelte die Stirn. „Krone?“ „Ich will nicht darüber reden“, erwiderte der kurz angebunden. Schweigen. „Ging es um Lily?“, hakte Remus zögerlich nach. Schweigen. Er deutete es als Ja. Natürlich. Ungeheuer intelligent. Doch anstatt unangenehme Fragen zu stellen, zog der junge Gryffindor ebenfalls seinen Verwandlungsaufsatz hervor und fing stillschweigend an zu arbeiten. Und genau dafür war James Moony unendlich dankbar. Lily Sie versuchte sich dagegen zu wehren. Vergebens. Immer wenn sein Name fiel, wurde sie hellhörig. Außerdem bemerkte sie Kleinigkeiten. Unwichtige Dinge. Wie sein Lächeln. Das Lächeln, wenn er Black dabei beobachtete, wie er seine Scherze trieb. Eine Mischung aus Nachsicht und Wohlwollen. Wenn Pettigrew ausnahmsweise vor Aufregung wild gestikulierte. Das Lächeln, wenn er einen Brief von zuhause las. Dieses Lächeln unterschied sich von seinem überheblichen Grinsen, von Triumph, Schalk oder unbändiger Freude. Es drückte Zufriedenheit aus. Pure Zufriedenheit. Glück, auf eine ganz leise, eigene Weise. So…privat, dass sie sich jedes Mal ertappt fühlte, wenn sie es bemerkte. … Es war doch nur ein Lächeln. Bloß ein Lächeln. Sein Lächeln. Doch es ließ ihr Herz höher schlagen. ~ „…Potter…“ „…so gutaussehend…“ Einige Mädchen tuschelten hinter vorgehaltener Hand, verstummten aber, sobald Lily nah genug war, um Einzelheiten zu verstehen. Seufzend wandte sie sich ab. James Potter. Natürlich. Gab es denn kein anderes Gesprächsthema? Er tat, als wäre nichts gewesen. Als hätte es ihre Begegnung im Gang nie gegeben. Oder Slughorns Party. Oder die Jahre davor. Es war, als hätte er nie jegliches Interesse an ihr gehabt. Es störte sie. Ein wenig. Zu viel. Und das sollte es nicht. Verdammt. „Ich hab gehört, er soll verdammt gut küssen können.“ „Wundert dich das?“ Albernes Gekicher. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Unwillkürlich. Ungewollt. Wie so oft in letzter Zeit. Blöder Herzschlag. Fast. Sie dachte an den „Kuss“ von neulich zurück. Wie beherrscht er gewesen war. Wie arrogant. Und doch hatte er es nicht getan. Der James Potter, den sie glaubte zu kennen, hätte die Situation schamlos ausgenutzt. Zweifellos. Oder nicht? … Er wollte doch? Oder nicht? … Und wenn nicht? … Lily lehnte sich haltsuchend gegen die kalte Wand. James „Du spielst da ein ganz gefährliches Spiel, mein Lieber.“ „Ich weiß.“ „Gut.“ Mehr brauchte nicht gesagt werden. Er wusste schließlich, was er tat. Oder nicht? Lily Erschöpft und schlammbespritzt betrat er schließlich ihren Gemeinschaftsraum. Und blieb abrupt stehen. Schien nicht mit ihr gerechnet zu haben. Sie hatte auf ihn gewartet. Auch wenn sie sich das nicht eingestehen wollte. Schließlich waren die bevorstehenden UTZ-Prüfungen Grund genug, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen, nicht? Schließlich sah sie auf. „Gut gespielt.“ Lily nickte ihm anerkennend zu. Er legte den Kopf schief und musterte sie. Irgendwie argwöhnisch. Sie konnte es ihm nicht verdenken. Lily errötete unter seinem intensiven Blick. Verdammt. „War das etwa ein Kompliment, Evans?“ „Ich denke schon“, gab sie trocken zurück. Er grinste. Und es war kein überhebliches, kein triumphales Grinsen, nein. Es war eins, dass sie dazu veranlasste, sich schleunigst wieder hinter ihrem Buch zu verstecken, um ihre Verlegenheit zu verbergen. Er soll verdammt gut küssen können. Inklusive roter Wangen. … Über den Rand hinweg sah sie ihm nach, als er in Richtung seines Schlafsaals verschwand. Was wussten die schon. Ein winziges Lob. War doch gar nicht so schwer. James Quidditch. Seine Leidenschaft. Er ging völlig in diesem Sport auf. Verlor sich allzu gern in den unendlichen Weiten spürbarer Freiheit. Der Kapitän erwiderte seinen kräftigen Händedruck und hielt seinem forschenden Blick stand. Ravenclaw. Raffinierte Spielzüge, mangelnde Spontanität. Das Spiel verlief zäh, kostete das Team all seine Ausdauer. Hinzu erschwerte das schlechte Dezemberwetter die Sicht, sodass es ihrem Sucher erst nach drei Stunden gelang, die Partie zu beenden. Die Siegesfeier hatte man erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Erschöpft und schlammbespritzt betrat er schließlich ihren Gemeinschaftsraum. Er erwartete nicht, noch jemanden anzutreffen. Umso mehr überraschte es ihn, dass ausgerechnet Evans noch da war. Sie schien ihn aus dem Augenwinkel zu bemerken, denn wider Erwarten sah sie auf. „Gut gespielt.“ Sie nickte ihm anerkennend zu. Er legte den Kopf schief und musterte sie. Argwöhnisch. Lag es am Feuerschein oder errötete sie tatsächlich unter seinem Blick? „War das etwa ein Kompliment, Evans?“ „Ich denke schon.“ Schlagfertig wie immer. Er musste grinsen. Ein winziges Lob. Doch es beflügelte sein Herz. Lily Warum will man immer das, was man nicht haben kann? Wieso erscheint es einem plötzlich so attraktiv, jetzt, da es sich außer Reichweite befand? Wenn sie ehrlich war, vermisste sie ihn. So, wie man einen Hund vermisst, der aufgehört hatte, einem nachzulaufen. Man hatte sich an ihn gewöhnt. Er schien so vertraut. Und nun war er fort. Sie biss sich auf die Lippen. Wenn er sie doch nur noch einmal fragen würde, nur ein einziges Mal… Doch aller Hoffnung war vergebens. Und dass wusste sie auch. James Potter stand zu seinem Wort. Und dann war da noch das lästige Gefühl, ersetzt zu werden. Wer würde es sein? Milicent? Oder Daisy? Eine Menge Jungs standen auf sie, dass wusste Lily. Aber er gehörte doch nicht zu der Sorte. Oder? Und selbst wenn, es hatte ihr verdammt nochmal egal zu sein, schalt sie sich in Gedanken. Was kümmerte sie James Potter? … Eben. … … Sie hatte ihre Chance vergeben, ihn besser kennenzulernen. Er hatte sich wirklich verändert. Und in einigen, wirklich minimal kleinen Dingen, hatte sie sich von Anfang an getäuscht. Auch wenn sie sich das nur äußerst widerwillig, zähneknirschend eingestand. Die Wahrheit schmeckte manchmal eben wie bittere Medizin. ~ DankeDankeDanke für die zahlreichen Kommentare & Favos. :) Ich freue mich über jeden und werde nächstes Mal wieder einzeln antworten. Man liest sich, Kapitel 7: Hochmut kommt vor dem Fall ------------------------------------- S e c h s Lily So fern. So fremd. Ihr wurde nur allzu bewusst, wie wenig sie eigentlich von ihm wusste. Und wie wenig sie das früher interessiert hat. Weil er nervte. Blind vor Wut. Pubertär und peinlich. Kindisch obendrein. Draufgänger, Macho, Angeber. Alles in einem; alles in allem – äußerst anstrengend. Aber war das wirklich alles? Und manchmal (ganz ganz selten natürlich) fragte sie sich, ob sie ihn je unvoreingenommen betrachtet hatte. Nur ein einziges Mal. Lily konnte sich nicht daran erinnern. Predigte sie denn nicht immer, dass man a l l e n eine Chance geben müsste? Potter und Black hatten Severus keine gegeben, also gaben sie ihnen keine. Konsequent. Klare Verhältnisse von Anfang an. Bis – ja, bis Potter sich einfach darüber hinweggesetzt hatte. Arrogant. Aber hielt sie sich denn nicht selber für was Besseres? Besser als Snape mit seinen dunklen Künsten allemal, besser als Black, besser als Potter? Ausnahmen? Die Regel? Hoffentlich nicht. Hochmut… Und ihr wurde erneut klar, dass sie zu wenig von ihnen wusste, um das objektiv – sofern das überhaupt möglich war – beurteilen, ja rechtfertigen zu können. Lily hatte sich selten so geschämt. …kommt vor dem Fall. ~ Verblüfft stellte sie (schließlich) fest, dass er gar nicht arrogant war. Jedenfalls nicht so, wie sie angenommen hatte. Sicher war er sehr, sehr, sehr selbstbewusst. Zu sehr. Sein Ego kannte keine Grenzen. Intelligenter, talentierter, beliebter als die meisten, die Liste war lang. Doch er unterschied nicht zwischen den Schülern. Abgesehen von seiner gewissen Abneigung den Slytherins gegenüber und davon, dass er die Gryffindors vielleicht ein klein wenig bevorzugte, behandelte er alle gleich. Mit derselben Gleichgültigkeit. Gab es ein Problem, kam er seiner Pflicht als Schülersprecher gewissenhaft nach. Ansonsten war er (meist) höflich, durchaus zurückhaltend – und außerordentlich ignorant. Die Gerüchte schienen ihn nicht im Geringsten zu interessieren. Wer mit wem, Skandal oder nicht - worüber ganz Hogwarts ausgiebig tratschte, nahm er bloß mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. Die einzigen, die ihn interessierten, waren seine drei Freunde. Und die waren in dieser Hinsicht genau wie er. Scherten sich nicht um die Angelegenheiten anderer, waren genug mit ihren eigenen Geheimnissen beschäftigt, hielten dabei zusammen wie Pech und Schwefel. Es ließ sie unerreichbar erscheinen. Lily drehte ihren Kopf ein wenig und sah zum Ende des Gryffindortisches hinunter. Das Bild, das sich ihr bot, war nicht anders als erwartet. Die Vier steckten schon wieder eifrig die Köpfe zusammen. Natürlich. Und genau das machte ihre Attraktivität aus. James Ihre Blicke kreuzten sich. Wie so oft in letzter Zeit. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Ihre Gesichtszüge waren unergründlich, gaben keine Auskunft über ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Nein, zu oft hatte er sich schon getäuscht. Hinreißen lassen, das Beste zu glauben. Alles Illusion. Lily Sie versuchte sich zu konzentrieren. Warum fiel ihr das so schwer? Das war doch sonst nicht der Fall. Erneut schweifte ihr Blick zu ihm, blieb an dem strubbligen Haarschopf hängen. Sie registrierte jede noch so winzig kleine Bewegung. Seine kräftigen Hände, die flink über das Pergament huschten. Seine sehnigen Arme, wenn sie sich zwischendurch zur Abwechslung mal streckten. Seine schlanken Finger, wenn er sich anschließend frustriert durch die Haare fuhr. Schweres Seufzen ihrerseits. Wenn sie so weiter machte, würde sie ernsthafte Schwierigkeiten bekommen. Sie wusste es. Und er wusste es auch. Seltsam, sie freute sich regelrecht auf diese Treffen. Also, seit neustem. Früher war es ihr unangenehm gewesen. So, mit ihm allein. Was für eine verkehrte Welt. James Sie versuchte sich zu konzentrieren. Warum fiel ihr das so schwer? Das war doch sonst nicht der Fall. Er spürte, dass ihr Blick erneut auf ihm ruhte. James runzelte die Stirn. Wenn sie so weiter machte, würde sie ernsthafte Schwierigkeiten bekommen. Er wusste es. Und sie wusste es erst recht. … Ausnahmsweise nicht sein Problem. Seltsam, früher hatte er sich regelrecht auf diese Treffen gefreut. Trotz der lästigen Aufgaben. Innerliches Seufzen seinerseits. Lily Nachdenklich spielte sie mit ihrer Feder. Sollte sie die Gelegenheit nutzen? Lieber ni- „Sag mal, welches Sternzeichen hast du?“ Wie von selbst kamen die Worte aus ihrem Mund. Unvermittelt. „Was?“ Sie hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, konnte nicht verhindern, dass ihr die verräterische Röte ins Gesicht stieg. Jede andere Frage. „Ach nichts, ich hatte vergessen, dass…“, Lily zögerte. Nach den Eltern, eventuellen Geschwistern, der Lieblingsfarbe, irgendeiner verdammten Quidditchmannschaft. „Ja?“ „Ist bloß ne Muggelsache, nichts weiter.“ Peinlich, peinlich. Zum Glück hakte er nicht nach. Was hatte sie sich dabei gedacht? Nichts natürlich. Als ob sie an Horoskope glauben würde. Tz. Verlegen vergrub sie sich wieder hinter ihren Büchern. Einfach nicht mehr dran denken, Lily. Einfach nicht mehr dran denken. James „Sag mal, welches Sternzeichen hast du?“ „Was?“ Er sah überrascht auf. Evans wurde augenblicklich rot. Das war ja mal ganz was Neues. „Ach nichts, ich hatte vergessen, dass…“ Sie zögerte. Und seine Neugier war geweckt. „Ja?“ „Ist bloß ne Muggelsache, nichts weiter.“ Er runzelte die Stirn, ließ es aber dabei bewenden. Vorerst. ~ Geschafft. Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und starrte sie an. Unverhohlen unverwandt. Diese Hexe blieb ihm ein Rätsel, das er nicht zu lösen vermochte. Und ja, er wollte sie immer noch. Verdammt. Aber er würde sie nicht noch einmal fragen. Nein. Er wusste es. Er glaubte, dass sie es wusste. Auch James Potter hatte schließlich seinen Stolz. Oder das, was davon übrig war. Lily Die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen. Schon wieder. Er starrte sie an. Unverhohlen unverwandt. So wurde das nichts. Verdammt. Er würde sie nicht noch einmal fragen. Er wusste es. Sie wusste es. James Potter stand zu seinem Wort. James Er sah stirnrunzelnd auf die Notiz am Rande seines Pergaments. Kurzer Blick in die Runde. Sollte er? „Sag mal, habt ihr schon mal was von Sternzeichen gehört?“ Seine Freunde musterten ihn überrascht. „Ist das ein Test?“, wollte Wurmschwanz nervös wissen. Tatze schlug ihm ärgerlich auf den Hinterkopf. „Natürlich nicht. Du kommst immer auf Ideen, echt.“ „Ist das nicht so ne Muggelsache?“ Moony klang nachdenklich. „Ja.“ „Und?“ „Was und?“ „Na und weiter. Du bist doch nicht Wurmschwanz.“ Sirius rollte genervt mit den Augen, während Peter verlegen den Kopf einzog. „Mehr weiß ich auch nicht.“ „Dann musst du wohl oder übel die Bibliothek aufsuchen.“ Remus lächelte zufrieden. Tatze schnaubte verächtlich. „Wozu willst du das überhaupt wissen?“ „Nicht so wichtig.“ „Ach komm.“ Neugierig geworden gab sein bester Freund die lässig-zurückgelehnte Haltung auf und beugte sich verschwörerisch zwinkernd vor: „Geht es um ein Mädchen?“ Treffer. Er kannte ihn eben zu gut. Und das hatte Tatze auch gerade erkannt. Begeistert klatschte er in die Hände. Mit einer solch kindischen Freude, die James schon wieder grinsen ließ. „Wer ist denn die Glückliche?“, meldete sich Wurmschwanz schüchtern zu Wort. Der Vorwurf von eben schien ihn noch zu beschäftigen. „Ist doch egal“, Sirius schlug ihm versöhnlich auf die Schulter, „Hauptsache es ist nicht Evans.“ Wenn er wüsste. Lily Sie liebte die Bibliothek. Ein Ort der Zuflucht, der Ruhe, zum Nachdenken. Suchend fuhr sie mit ihrem Finger über die Buchrücken. H, He-, Higgins, Ho-, Ho- na, endlich! Hogwarts, eine Geschichte. „He Evans, weißt du was“, raunte da plötzlich eine Stimme hinter ihr, „der Widder passt ganz toll zum Wassermann.“ Oh nein. „Du hast es also herausgefunden.“ Sie bemühte sich, nichts anmerken zu lassen. Bloß nicht umdrehen. „Selbstverständlich.“ Lily konnte das selbstzufriedene Grinsen förmlich hören. „Aber es war gar nicht so leicht.“ Sie würde ihm nicht den Gefallen tun, nachzuhaken. Nein. Da könnte er noch so lange warten. Und er wurde nicht gerne ignoriert. Lily grinste schadenfroh. „Tja, wer hätte gedacht, dass ausgerechnet du an so etwas glaubst.“ „Tu ich ja gar nicht“, fauchte sie empört. Und drehte sich um. Vorsätze hin oder her. Der Spott blitzte nur so aus seinen Augen, umspielte jeden seiner Züge. Und dieses Grinsen erst. „Natürlich nicht. Deswegen hast du mich auch danach gefragt. Wobei es schon traurig ist, dass du dir meinen Geburtstag einfach nicht merken kannst“, er seufzte theatralisch. „Sarkasmus steht dir nicht.“ „Nicht?“ Potter zog so ungläubig die Augenbrauen hoch, dass sie fast lächeln musste. Fast. „Nein.“ „Tja“, er hob bedauernd die Schultern, „man kann nicht alles haben.“ Damit hatte er nur allzu wahre Worte gesprochen. Kam da etwa Wehmut auf? „Wie auch immer.“ Schnell wandte sie sich wieder den Büchern zu. Sicheres Terrain. „Ach, eine Frage hätte ich da aber noch, Evans“, seine Stimme war plötzlich wieder gefährlich nah an ihrem Ohr. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Unwillkürlich. Wie machte er das nur immer? „Wenn ich…“, sein Finger wanderte langsam ihren Arm herab, „wenn ich dir das schon früher gesagt hätte“, er legte eine Kunstpause ein, „wärst du dann mit mir ausgegangen?“ Lily bemühte sich verzweifelt, ihr Herzklopfen unter Kontrolle zu bringen. Nicht gut. „Was?“ In ihrem Verstand ging alles drunter und drüber. „Na, dass Widder und Wassermann so gut zusammen passen.“ Sie schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Er scherzte schon wieder mit ihr. Na warte. „Wer weiß“, antwortete sie, kokett wie eh und je, mit einem betont lässigem Schulterzucken. Nicht noch einmal umdrehen! Er zog sich ebenso schnell zurück, wie er gekommen war. „Schade.“ Potter schenkte ihr noch ein letztes Zwinkern durch das Regal und verschwand schließlich um die nächste Ecke. Lily starrte ihm nach. Ja, schade. … Was?! James Hatte er doch gewusst, dass er sie hier finden würde. Wo sonst. Vorsichtig schlich er sich an sie heran. So lautlos wie möglich. Sie bemerkte nichts. Natürlich. Selbstvergessen wanderte ihr Zeigefinger über die alten Buchrücken. Für einen Rumtreiber ein Kinderspiel. „He Evans, weißt du was“, raunte er, „der Widder passt ganz toll zum Wassermann.“ Hoffentlich hatte er das jetzt richtig ausgesprochen. Komische Muggelwörter. Sie zuckte kurz zusammen. Fast unmerklich. Fast. „Du hast es also herausgefunden.“ Ihrer Stimme nach zu urteilen, mühte sie sich sichtlich um Ruhe. „Selbstverständlich.“ Das stand doch außer Frage oder nicht? „Aber es war gar nicht so leicht“, er fuhr sich nachdenklich durch die Haare. Evans hakte nicht nach. Natürlich nicht. Ihr offensichtliches Desinteresse störte ihn. Ein wenig. Zu viel. James Potter wurde nicht gerne ignoriert. Er ballte seine herabhängende Hand zur Faust. Drehte sie sich jetzt nochmal um oder nicht? … Eher nicht. „Tja, wer hätte gedacht, dass ausgerechnet du an so etwas glaubst.“ Der Spott war wohl kaum zu überhören. „Tu ich ja gar nicht“, fauchte sie aufgebracht. Und drehte sich um. Das triumphale Grinsen machte sich breit. Unwillkürlich. „Natürlich nicht. Deswegen hast du mich auch danach gefragt. Wobei es schon traurig ist, dass du dir meinen Geburtstag einfach nicht merken kannst“, er seufzte theatralisch. Ein Funken Wahrheit. „Sarkasmus steht dir nicht.“ „Nicht?“ James zog so ungläubig die Augenbrauen hoch, dass sie fast lächeln musste. Fast. „Nein.“ „Tja“, er hob bedauernd die Schultern, „man kann nicht alles haben.“ Wahre Worte sind selten schön. Und schöne Worte sind selten wahr. „Wie auch immer.“ Und damit kehrte sie ihm wieder den Rücken zu. James runzelte unwillig die Stirn. So war das aber nicht gedacht. „Ach, eine Frage hätte ich da aber noch, Evans.“ Die einmalige Chance ihre Selbstbeherrschung auf die Probe zu stellen, konnte er sich einfach nicht entgehen lassen. Schließlich liebte James Potter die Herausforderung. Das Spiel mit dem Feuer. Den Adrenalinkick. „Wenn ich…“, sein Finger wanderte langsam ihren Arm herab, „wenn ich dir das schon früher gesagt hätte“, er legte eine Kunstpause ein, „wärst du dann mit mir ausgegangen?“ Na, wie fühlte sich das an, Evans? „Was?“ „Na“, James schielte zur Sicherheit nochmal kurz auf seine Hand, „dass Widder und Wassermann so gut zusammen passen.“ Er liebte es, sie aufzuziehen. Was denn sonst? „Wer weiß“, antwortete sie, kokett wie eh und je, mit einem betont lässigem Schulterzucken. Touché. Er zog sich ebenso schnell zurück, wie er gekommen war. „Schade.“ James schenkte ihr noch ein letztes Zwinkern von der anderen Seite des Bücherregals und verschwand schließlich um die nächste Ecke. Ihre Selbstbeherrschung? Wie stand es denn um seine? … Verdammt. Lily „Hast du’s schon gehört?“ Dem Elan nach zu schließen musste es sich ja um eine brandheiße Information handeln. „Hm?“ „Potter hat ne Neue!“ Die Worte trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht. Unvorbereitet. „Ah.“ Aber…? „Ja, Mary hat sie zusammen in Hogsmeade gesehen.“ Hogsmeade. Natürlich. 2:0. „Willst du gar nicht mehr wissen?“ „Nein.“ Bloß keine Details. „Auch gut, ich dachte nur, du solltest die frohe Botschaft als Erste erfahren.“ Und mit den Worten hakte sie sich einfach bei ihr unter. Frohe Botschaft. „Hab ich einen Hunger. Mal sehen, was es zum Abendessen gibt.“ Richtig. Abendessen. In der großen Halle. Am Gryffindortisch. Ihr war der Appetit gründlich vergangen. ~ So an dieser Stelle an ein großes S o r r y ! dass es so lange gedauert hat. :( Abi, Reisen, Umzug, Uni, die Liste ist lang. Aber jetzt hab ich wieder Zeit. Und eine weitere gute Nachricht: das nächste Kapitel ist auch schon zur Hälfte fertig. Danke an alle, die dabei geblieben sind! Ihr seid die Besten! Kapitel 8: Intermezzo - Das Unfassbare -------------------------------------- I n t e r m e z z o Lily Sie hatte es getan. Das Unfassbare. Sie hatte tatsächlich James Potter geküsst. Eben gerade. Vor einer Minute. Und zehn Sekunden. Elf. Zwölf. Dreizehn. Vierzehn. … Lily lehnte sich haltsuchend gegen die kalte Wand. Schloss die Augen und tastete nach dem harten Stein, krallte sich fest. Fest, fest, fest, ganz fest. James Potter. Geküsst. Tatsächlich. Unfassbar. James Warum? Hufflepuff durfte man nicht unterschätzen. Die Neuen im Team waren durchaus in der Lage – Warum?? Zusammenreißen. Zurück zu Samstag, Hufflepuff. Sie brauchten eine Strategie. warum?warum?warum?warum?warum? Fokus! Der Grund war irrelevant. Also, Hufflepuff, der Sucher- WARUM?! So ging das nicht. Er konnte an nichts anderes mehr denken. Verdammt. Wieso hatte sie das gemacht? Wieso gerade jetzt? Wieso? „JAMES!“ Er zuckte schuldbewusst zusammen. „So werden wir gegen Hufflepuff verlieren! James!“ Er seufzte. „Ich weiß. Aber ich kann mich heute einfach nicht konzentrieren. Tut mir leid, Jungs, das Training fällt aus.“ Verdrängen funktionierte nicht. „Was? Aber-?“ Seine Teammitglieder wechselten einen besorgten Blick. „Geht’s dir gut?“ „Mhmm.“ Lily Fahrig tastete sie nach ihren Lippen. Was war nur in sie gefahren? Sie hatte James Potter geküsst. James Potter. Geküsst. JamesPotterJamesPotterJamesPotter. Den Unwiderstehlichen. Oh Merlin. Sie hatte James Potter geküsst. Den James Potter, der jetzt eine Verabredung hatte. Und sie hatte es genossen. Verflucht. ~ Kapitel 9: Wer A sagt, muss auch B sagen ---------------------------------------- S i e b e n Lily Wie konnte es überhaupt dazukommen? Gedankenverloren starrte sie auf seinen verstrubbelten Hinterkopf. Sie hatte keinen blassen Schimmer. Seit Stunden versuchte sie krampfhaft, die Situation zu rekonstruieren. Vergeblich. Filmriss, sozusagen. Als Black ihm einen Ellenbogen in die Seite stieß, senkte Lily erschrocken den Blick. Was, wenn er sie bemerkt hatte? Peinlich, peinlich. James Vielleicht hatte sie gewettet? Andererseits, warum sollte sie das tun? Evans war eindeutig nicht der Typ dafür. Oder etwa doch? … Nein. Vielleicht hatte sie auch- Tatze stieß ihm plötzlich unsanft den Ellenbogen in die Rippen. „Was?“, zischte er genervt. „Slughorn.“ „Wie war die Frage nochmal, Professor?“ James grinste sein entschuldigendes Lächeln. Es verfehlte seine Wirkung auch diesmal nicht. „Dann fragen wir doch lieber Miss Evans, Mr. Potter.“ Endlich ein Grund sich zu ihr umzudrehen. Da war aber jemand ziemlich aufgewühlt. Wenigstens ging es nicht nur ihm so. Lily Sie schreckte hoch, als sie ihren Namen hörte. Potter starrte sie an, Black grinste süffisant. „Entschuldigen Sie bitte, Professor, wie war die Frage doch gleich?“ Sie sah entschuldigend zu ihm auf. Der Zaubertränkelehrer seufzte nur einmal kurz. „Mistelzweige, Miss Evans, es ging um Mistelzweige und ihre Verwendung.“ Mistelzweige… . „Ich muss los.“ Ja, zu seinem Date. „Warte.“ „Evans…?“ Jetzt oder nie. Statt einer Antwort näherte sie sich ihm. Magnetisch angezogen von – . Lily sah ihn an. Er erwiderte den Blick. Sie wussten, dass sie in dem Moment an dasselbe dachten. James Er sah sie an. Evans erwiderte den Blick. Kein Zweifel, sie dachten an dasselbe. James grinste, als ihm nach und nach die Einzelheiten einfielen. Evans wurde rot. Sein Grinsen wurde breiter. . „Ich muss los.“ Ungelogen. Er war wirklich spät dran. Wer hätte auch ahnen können…? „Warte.“ Es war kaum mehr ein Flüstern, doch sein Mund wurde schlagartig trocken. „Evans…?“, brachte er heiser hervor. Statt einer Antwort kam sie näher. Nicht gut. … Zentimeter trennten sie. Nur noch ein paar Zentimeter. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er sollte das nicht- … Ein paar winzige Zentimeter. Z e n t i m e t e r! In seinem Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken. Er musste dem sofort Einhalt – Wieso musste sie so verdammt gut riechen? Eine Mischung aus Aprikose und – Lily Es waren bloß noch ein paar Zentimeter. … Ein paar winzige Zentimeter. Zentimeter… Nur noch ein paar… winzig… kleine – Er soll verdammt gut küssen können. … Sie neigte ihren Kopf ein wenig zur Seite. Wie viele er wohl schon hatte? Nervös befeuchtete sie ihre Lippen. … Millimeter… Zu viele. Unmittelbarer Augenkontakt. Sein Blick war unerschrocken, forsch. Begehrend? Vielleicht. Definitiv belustigt und herausfordernd. Die Intensität ließ Lily erschauern, Unsicherheit überkam sie. „Lass gut sein Evans“, raunte er leise, „das traust du dich ja doch nicht.“ Jetzt gab es kein Zurück mehr. Denn Lily Evans war vieles, aber feige war sie nicht. Ist sie nie gewesen. Ihre Lippen legten sich mit sanftem Druck auf seine. Zaghaft, vorsichtig, tastend. Lily schloss ihre Augen. Weil sie nicht anders konnte. Weil sie nicht anders wollte? Vielleicht auch weil sie seinem Blick nicht länger standhielt. Seine Lippen waren weicher als sie gedacht hätte. So weich. . Potter grinste. Wenn er da war, wo sie war, dann… Lily wurde augenblicklich rot, als sie an a l l e Einzelheiten dachte. Potters Grinsen wurde breiter. Idiot. Und doch konnte sie ihren Blick nicht vom ihm wenden. Der Gong erlöste sie schließlich aus ihrem Dilemma. „Nächstes Mal kommen Sie mir aber nicht so einfach davon, Miss Evans“, mahnte Professor Slughorn mit einem Zwinkern. Lily nickte nur, packte hastig ihre Sachen zusammen und verließ fluchtartig den Raum. Bevor Potter sie aufhalten konnte. James … Sie neigte ihren Kopf ein wenig zur Seite und sein Blick fiel unweigerlich auf ihren Mund. Er war wie hypnotisiert, konnte sich nicht davon lösen. Nur einmal diese Lippen spüren. Schmecken. Kosten. Nein. Nur ein einziges Mal…Nein! … einmal… nein … einmal… nei- …ist keinmal Einmal wäre nicht genug, würde nicht reichen. Millimeter…Nei- . Der Gong zerstörte alles. Er konnte gar nicht so schnell reagieren, wie sie geflüchtet war. Andererseits… musste er eh noch ein wenig nachdenken. Lily Ausgerechnet das Mädchenklo im zweiten Stock. Wieso? „Beesuuuhuch!“ „Nicht jetzt, Myrte“, murmelte Lily verzweifelt, „Bitte!“ „Wie unhöflich! Außerordentlich unhöflich, wirklich. Absolut kein Benehmen.“ Beleidigt verschwand der Geist lärmend in einer der Toiletten, natürlich nicht, ohne vorher noch einmal kräftig zu spritzen und zu jammern. „Tut mir leid!“, rief sie ihr nach. Was für eine Lüge. Egal, endlich Ruhe. Zumindest für einige Minuten. Wer wusste schon, wann Myrte wieder auftauchte. Unweigerlich kehrten ihre Gedanken zu Potter zurück. Und seinem Grinsen. Die Bilder tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Unbarmherzig. Lily vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Wie peinlich. Sie hatte ihn geküsst und er… . Starr stand er da. Völlig unbeweglich, zeigte keine Reaktion. Panik machte sich breit. Unwillkürlich. Heftig. Schmerzend. Er musste doch irgendetwas empfinden. Und wenn es Abscheu war? … Irgendwas, flehte sie stumm. … Immer noch nichts. Was hatte sie sich auch dabei gedacht? Bescheuerte Idee, echt. Resigniert wurde ihr mehr als deutlich bewusst, dass sie gleich Rede und Antwort stehen musste. Als wäre die Schmach nicht ohnehin schon groß genug. Gerade als Lily sich peinlich berührt von ihm lösen wollte, spürte sie, wie er den Kuss erwiderte. Endlich. Erleichterung überströmte sie. James „Geht schon mal vor, ich komm gleich nach.“ Die Rumtreiber wechselten nur einen Blick, zuckten mit den Schultern und wandten sich zum Gehen. Tatze drehte sich noch einmal um. Natürlich. „Aber beeil dich!“ Ja, ja. Als sie schließlich hinter der nächsten Ecke verschwunden waren, lief er los. Und machte erst beim nächsten Geheimgang halt. Endlich ungestört. Erschöpft ließ er sich gegen die raue Tunnelwand sinken. Richtete sein Blick gegen die Decke, musterte die vielen Spinnenweben und stellte fest, dass sie hier schon lange nicht mehr gewesen waren. Als Animagus boten sich einfach ganz andere Perspektiven. James grinste unwillkürlich. Vor seinem geistigen Auge entstand erneut jenes Bild, von dem er lange nur zu träumen gewagt hatte. Sie hatte ihn geküsst. . Unmittelbarer Augenkontakt. Er hatte schon immer eine Schwäche für ihre Augen gehabt. Dieses intensive Grün gab es kein zweites Mal. Er wusste es genau, denn er hatte vergeblich danach gesucht. Nur einmal… Nun, die Unsicherheit stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Angst vor der eigenen Courage? James grinste belustigt. „Lass gut sein Evans“, raunte er leise, „das traust du dich ja doch nicht.“ Die Notbremse, der letzte Ausweg. Die Steilvorlage für Streit. Es war ohnehin besser für sie, für ihn, für – Ihre Lippen legten sich mit sanftem Druck auf seine. Zaghaft, vorsichtig und so unbeschreiblich weich. Federleicht tasteten sie über seine. Die kleinste Berührung schien tausendfach verstärkt. Überall zugleich. Unkontrolliert. Heftig. Überwältigend. James fühlte sich wie berauscht. Unbekannte, unglaubliche Emotionen strömten auf ihn ein. So neu, so fremd. Und doch so vertraut. Und für einen Moment schien alles so…so…so natürlich. Sie war so süß, so verlockend, die Versuchung einfach zu groß. Alles was er immer gewollt hatte. Er gab nach. Gerade als er drohte den Kontakt zu verlieren, erwiderte er geistesgegenwärtig den Kuss. Lily So neu, so fremd. Und doch so vertraut. Und für einen Moment schien alles so…so… ja, so natürlich. Zwei große, warme Hände legten sich auf ihre heißen Wangen, zogen sie besitzergreifend zu sich ran. Schüchtern war er wirklich nicht. Lily störte das keineswegs, in ihr brodelte es. Erwiderte sie seine Heftigkeit doch allzu gern. Sie krallte sich an seinem Umhang fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. All die unterdrückten Gefühle gewannen die Oberhand, allen voran die Wut. Wut, weil er bekam, was er wollte. Wut, weil es ihrem Körper so gut gefiel. Sie stemmte sich auflehnend gegen seine Brust, versuchte, ihren Kopf zu befreien. Er reagierte sofort. Mühelos zog er sie zurück, intensivierte den Kuss. Ihre Nägel gruben sich tiefer in sein Hemd. James Er dachte nicht nach, griff einfach nach ihren Wangen. Waren die heiß. Und zart. Wie lange hatte er sich danach gesehnt. Sein Verlangen brodelte, gewann die Oberhand. Und sie erwiderte seine Heftigkeit in gleichem Maß. Einfach anders als jede andere. James spürte, wie sie sich an seinen Umhang krallte. Er liebte ihr Temperament, ihre Wut, wie sie sich auflehnend gegen seine Brust stemmte. Instinktiv verstärkte er den Griff, zog sie wieder zu sich ran. Wer A sagt, muss auch B sagen, Evans. Dafür bekam er zum Dank ihre Nägel zu spüren. Das war’s wert. Lily Als sie sich schließlich voneinander lösten, rangen beide nach Atem. Junge, konnte der küssen. „Evans, das – “ Es war immer noch Potter, meldete sich ihr Verstand zurück. James Potter. POTTER. Scheiße. Lily mied seinen Blick. „Ich war dir noch was schuldig“, murmelte sie benommen. Der einzige Grund. . Wie sollte sie ihm je wieder unter die Augen treten? James Als sie sich schließlich voneinander lösten, rangen beide nach Atem. „Evans, das – “ Er hielt inne, sie mied seinen Blick. „Ich war dir noch was schuldig“, murmelte sie. Ihre Worte trafen ihn wie einen Schlag ins Gesicht. Hart und unvorbereitet. . Nein, so hatte er sich das nicht vorgestellt. James seufzte schwer. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)