Vielleicht. von Regen (Konan/?) ================================================================================ Kapitel 1: Vielleicht. ---------------------- Vielleicht. Ein papierener Kranich nach dem Anderen verließ die blassen, fast weißen Hände der blauhaarigen Frau um langsam in dem kleinen Zimmer herumzuschwirren, das sie bewohnte. Sechshundertsiebenundzwanzig. Sie hatte mitgezählt. Das weiße Papier verdeckte den Großteil des Raumes, und das ganze Rascheln hörte sich an wie ein einziger, großer Vogelschwarm. Die Lippen der Frau verzogen sich zu einem fast unsichtbaren Lächeln. Nahm man es genau, war es auch ein einziger, großer Vogelschwarm. Mit der Ausnahme, dass er aus weißem, totem Papier bestand. Konan hatte das Gefühl, dass sie verrückt werden musste, wenn sie aufhören würde, zu falten. Dass sie erdrückt werden würde von der Gewissheit, wieder einmal verloren zu haben. Sie wollte diesen Moment so lange wie möglich hinauszögern. Sechshundertdreißig. Sechshundertsiebenunddreißig. Sie hatte nur noch wenige Blatt Papier. Als er gegangen war hatte sie es gesehen. Sie hatte gesehen, dass er gehen würde, um nicht mehr zurückzukommen. Auch, wenn er es nicht ausgesprochen hatte; nie, wenn er bei ihr gewesen war, - seine Augen hatten sie nicht anlügen können. Und das, obwohl er immer so viel Wert darauf gelegt hatte, seine Gefühle einzuschließen, sie zu verstecken vor der Welt und jedem Menschen. Bei ihr war ihm das nicht gelungen. Etwas, was sie über ihn hatte triumphieren lassen. Jedoch war es ihr auch zum Verhängnis geworden. Er hatte sie in den Arm genommen, an dem Tag, ihr durch die Haare gestreichelt und schließlich ihre Lippen geküsst, ihre Wangenknochen, ihre Stirn. Aber er hatte nie geleugnet, was sie in seinen Augen gesehen hatte. Dann war er gegangen. Ohne ein Wort. Und in Konan war die unsinnige, aber nicht zu unterdrückende Hoffnung aufgekeimt, dass er doch zurückkommen würde. Dass er leben würde. Überleben. Dass alles ganz anders kommen würde, als es die Stimme in ihrem Hinterkopf ihr immer zuflüsterte. Aber es war ein Abschied gewesen. Auch das hatte sie in seinen Augen gesehen. Er hatte sich von ihr verabschiedet. Und eine andere Stimme in ihrem Kopf hatte dies nicht wahrnehmen wollen, hatte ihr zugeflüstert, dass er wiederkommen würde. Und sie hatte gehofft. Beinahe hätte sie sogar zu beten angefangen, wäre die Ironie in dieser Situation nicht überwältigend gewesen. Sechshundertfünfzig. Das letzte Blatt Papier ruhte in ihren Händen. Eine Weile blickte Konan stumm auf die makellose, weiße Oberfläche. Dann begann sie langsam, zu falten. Sechshunderteinundfünfzig. Die Kraniche erstarrten mitten im Flug und fielen zu Boden, leise raschelnd, dann war es still. Und Konan alleine mit ihren Gedanken. Sie hatte ihn geliebt. Auch, wenn sie sich geschworen hatte, ihre Gefühle nicht zu gebrauchen, sie wegzuschließen, ihnen keine Aufmerksamkeit zu schenken. Wie viele ihrer Regeln hatte sie nicht noch gebrochen, um wenigstens einige Stunden mit ihm verbringen zu können? Wieso hatte sie ihm überhaupt nachgegeben? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass es nichts gab, was sie bereute. Nichts von dem, was sie gesagt hatte, was sie getan oder gedacht hatte. Sie hätte gerne noch längere Zeit mit ihm verbracht. Gerne hätte sie ihn näher kennen gelernt. Hätte über seine Vergangenheit erfahren wollen, über seine Kindheit, sein Leben, bevor er zu Akatsuki gestoßen war. Sie hätte ihm immer zugehört. Sie hätte gerne seine Hand ergriffen und wäre ihm überall hin gefolgt. Doch dorthin, wohin er gegangen war, dorthin konnte sie ihm nicht folgen. Nicht jetzt. Es wäre ein Verrat gewesen. Ein Verrat an Pein. Und sie wollte ihren Gott nicht noch mehr verraten, als sie es bereits getan hatte durch die Zuneigung, die sie einem anderen geschenkt hatte. Ja, gerne hätte sie ihre Zeit – ihr Leben – mit ihm verbracht. Aber vielleicht war es auch besser, dass dieser Wunsch unerfüllt blieb. Vielleicht war es besser, dass er sie verlassen hatte, solange es noch ging. Dass er es beendet hatte, bevor es überhaupt wirklich begonnen hatte. Vielleicht. Konan legte den Kopf auf ihre Arme und weinte. -- -- -- -- Ja, ich weiß, es ist ein wenig verwirrend. Aber nun ja, das ist eben einfach ein kurzer Moment, in dem Konan mit ihren Gedanken alleine ist. Sollten dennoch Fragen auftauchen – ich stehe zur Verfügung :D Kommis machen den Autor sehr froh und ermutigen ihn :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)