Damn it! von JoeyB (Tyson x Kai) ================================================================================ Kapitel 2: A serious worry -------------------------- Hallo! Danke für eure Kommentare beim letzten Kapitel :) @Drake294: Hm, eigentlich war es Absicht, dass Kai, auch wenn er und Tyson allein sind, immer noch ein wenig kühl bleibt. Ich finde, das macht doch gerade den Reiz ihrer Beziehung aus... Die beiden sind so schön unterschiedlich :3 (Wobei Kais kühle Art in dem Falle wohl auch als Provokation zu deuten ist ^^) @BiiG_BanG_Babee: Japp, Kai ist Uke. Aber das werde ich weiterhin nur andeuten (es wird keine Adult-Kapitel geben). Ich finde TyKa einfach interessanter als Kakao ^^" @YamiKara89: Mit den anderen FFs geht es weiter, wenn ich keine Abiprüfungen mehr habe und mich auf's Schreiben konzentrieren kann :D Als Ende Mai/Anfang Juni werde ich voraussichtlich wieder mehr schreiben (wenn ich dann nicht gerade eine Schreibblockade kriege xD) Es freut mich, dass euch die FF bisher gefällt :D Und ich hoffe, dass das auch weiterhin so bleibt ^^" Viel Spaß beim Lesen!! Tyson hatte das Gefühl, die Zeit wäre stehen geblieben. Bestimmt starrte er Ian mindestens fünf Minuten lang fassungslos an. Natürlich hatte er am Vortag gesehen, dass Ian die Party gefilmt hatte, aber er hatte sich nichts dabei gedacht. Vermutlich hatte er das sowieso bloß gemacht, um sich im Nachhinein über die anderen Beyblader lustig zu machen. Und dafür hatte er offenbar einen willkommenen Anlass gefunden. Er hatte Tyson und Kai beim Knutschen erwischt. Und beim Fummeln. „Gestochen scharfes Bild“, berichtete Ian irgendwann, als ihn das entsetzte Schweigen nicht mehr ausreichend amüsierte. „Und ein wirklich guter Ton.“ Tyson wagte es nicht, Kai anzusehen. Und zu allem Überfluss saß auch noch Kenny bei ihnen am Tisch! Was sollte der denn denken? „Wollt ihr nicht einen Kommentar dazu abgeben?“, fragte Ian. „Irgendwas? Ein kleines Statement zu dem Sittenverfall eures Teams?“ Kenny lachte etwas hilflos. „Was willst du eigentlich von uns?“, fragte er verwirrt. Endlich schaffte Tyson es, Kai anzusehen, doch der starrte nur den Kleinwüchsigen an. „Hm...“, machte Ian gespielt nachdenklich. „Was ich von euch will? Ich will...“ „Hier bist du ja“, unterbrach ihn eine vertraute Stimme und eine Hand legte sich auf seine Schulter. Tyson schloss die Augen und zählte in Gedanken bis zehn. Ein hämisches Mitglied der Demolition Boys war schlimm genug. Aber was, wenn Ian seinem ganzen Team das Video gezeigt hatte? Was, wenn sie alle gesehen hatten, wie er und Kai sich so nahe gekommen waren? „Ich unterhalte mich gerade mit Kai.“ Dieser arglose, freundliche Tonfall... Tyson blinzelte vorsichtig. Ian sah lieb lächelnd über seine Schulter hinweg Tala an, der hinter ihm stand und ein wenig verwirrt über die Situation zu sein schien. So, wie Ian dastand, wirkte er, als könne ihn kein Wässerchen trüben. Offenbar wusste Tala nichts von dem Video. Tyson sah aus den Augenwinkeln, wie Kai auszuatmen schien. Tala runzelte die Stirn, als niemand dazu bereit war, ihm mehr Informationen über den Inhalt dieses Gesprächs zu geben. „Komm'“, sagte er schließlich, packte Ian am Arm und zog ihn von ihrem Tisch weg. „War nett, mit dir geplaudert zu haben“, rief ihm Kenny ein wenig hämisch hinter und grinste, als die beiden verschwunden waren, Tyson an. „Süß, wie der überlegene Ian neben Tala klein wird wie eine Ameise.“ „Der muss nicht mehr klein werden“, brummte Kai und starrte nun, da Ian nicht mehr da war, die Tischplatte an. „Wovon hat der eigentlich gerade geredet?“, fragte Kenny. „Vermutlich hat er gefilmt... wie Max gekotzt hat“, redete sich Tyson heraus. „Oder er will uns einfach nur auf die Nerven gehen“, mutmaßte Kai. „Ich glaube nicht, dass er wirklich etwas gefilmt hat, was... naja, sexuelle Aktivitäten zeigt“, beteuerte Tyson. „Niemand von uns würde öffentlich etwas machen, wofür er sich schämen müsste“, sagte Kai. „Außer Max, der ja gestern wieder gekotzt hat. Öffentlich“, meinte Tyson. „Ja, aber das ist man ja mittlerweile von ihm gewohnt“, stimmte Kai zu. „Also...“ Tyson mühte sich ein Lachen ab, aber er hörte selbst, wie gekünstelt es klang. „Ian hat vielleicht Probleme. Der will uns nur auf die Nerven gehen.“ „Er will uns vor der WM ablenken“, sagte Kai. „Das wollen die Demolition Boys immer: Uns ablenken.“ „Damit wir nicht gut beim Training sind“, erläuterte Tyson. „Genau“, schloss Kai ihre Argumentation. Kenny hob eine Augenbraue und sah fragend von Kai zu Tyson und wieder zurück. „Wollt ihr wirklich nicht wissen, was auf dieser Kassette ist?“, fragte er schließlich verwundert. „Das ist es ja!“, rief Tyson. „Er kommt hierher und erzählt uns, dass er geheime Aufnahmen von uns gemacht hat. Aber bevor er uns genaueres darüber sagen kann, kommt zufällig Tala daher und zieht ihn weg, sodass wir hier sitzen und uns fragen, was das sollte und was er da aufgenommen hat. Der will doch, dass wir uns tagelang den Kopf darüber zerbrechen, was wir verbrochen haben sollen, während sein Team sich in aller Ruhe auf die WM vorbereitet.“ „Das war so gut, dass ich es fast selbst geglaubt hätte“, meinte Kai und legte seine Stulpen an. „Das grenzte ja fast schon an einem intellektuellen Erguss, Tyson.“ „Ich glaube, dein mangelndes Vertrauen in meine Intelligenz ist gerade unser geringstes Problem“, sagte Tyson und ließ sich auf sein Bett fallen. „Diese verdammte Ratte hat uns gefilmt! Was machen wir jetzt?“ „Die Ruhe bewahren“, sagte Kai. „Ian ist zwar ein Arschloch, aber er ist gleichzeitig ein vernünftiger Mensch.“ Tyson schnaubte. „Was er mit seinem Auftritt vorhin bewiesen hat.“ Er drehte sich auf den Rücken und starrte die Decke an. „Was, wenn er das Video veröffentlicht?“ „Es war ziemlich dunkel“, sagte Kai. „Vielleicht sind wir ja gar nicht zu erkennen.“ „Laut Ian sind wir das“, meinte Tyson. „Jetzt hör' auf zu schmollen. In fünf Minuten ist Training“, beendete Kai das Thema. Tyson verzog das Gesicht. „Ich kann jetzt nicht trainieren“, sagte er. „Ich hab' Bauchschmerzen.“ Tatsächlich fühlte er sich gerade nicht dazu in der Lage, irgendetwas zu machen. Er wollte nur hier liegen und sterben. „Wenn du nicht sofort deinen Arsch bewegst, sorge ich dafür, dass du richtige Schmerzen hast!“, drohte Kai. Sein Trainings-Ich war offenbar erwacht. Das Thema Ian war also vom Tisch. „Aber wir müssen uns doch was überlegen, was wir...“, begann Tyson. „Überlass' das mir, klar?“, meinte Kai unfreundlich. „Und jetzt zieh' dir endlich deine gottverdammte Trainingshose an!“ „Traurig, wie sehr dir alles am Arsch vorbeigeht“, sagte Tyson kühl, bevor er aufstand und sich umzog. Kai beobachtete, wie er seine Jeans auszog und damit seine nackten Beine preisgab. Er zwang sich in eine andere Richtung zu sehen. Er konnte jetzt nicht wertvolle Zeit, in der Ian sonst-was mit dem Video anstellte, vergeuden, indem er an Sex dachte. Und er konnte Tyson nicht sagen, wie besorgt er wirklich war, weil der Jüngere jetzt schon panisch genug war. Kai hatte schon oft feststellen müssen, dass die Leute durchdrehten, wenn er selbst zugab, dass er Angst hatte. Für seine Teamkollegen war er oft der Grund nicht völlig in Panik zu verfallen. Solange Kai ruhig und gelassen blieb, schien wenigstens ein kleiner Teil der Welt noch in Ordnung zu sein. Diese Einstellung hatte er schon bei verpassten Flugzeugen, vor Finalrunden bei Turnieren, bei Unwetterwarnungen und anderen Gelegenheiten beobachten können. Und genauso war es jetzt auch. Was würde Tyson wohl machen, wenn er wüsste, dass auch Kai Angst hatte? Er kannte Ian lange genug, um zu wissen, dass er praktisch gar nichts über ihn wusste. Ian hatte zwar ein großes Mitteilungsbedürfnis, aber über sich selbst und seine eigentlichen Absichten sprach er dabei so gut wie nie. In dem Sinne war Ian für Kai unberechenbar. Der einzige, der ein wenig Autorität für Ian auszustrahlen schien, war Tala. Und der wusste offenbar nichts davon. Außerdem konnte Kai es sich schlecht vorstellen, zu Tala zu gehen und ihm zu sagen, dass sein Teamkollege ein Arschloch war und ein geheimes Knutschvideo von Kai und Tyson vor ihnen versteckte. Nein, zunächst sollte er versuchen, die Geschichte mit Ian zu klären. Ohne Tala. Und am besten auch ohne Tyson. Kai sah sich vorsichtig um. Seine Teamkollegen waren in der Pizzeria verschwunden. Normalerweise hätte er sauer sein sollen, weil sie die gerade erst beim Training verbrauchten Kalorien wieder in sich hineinstopften, aber heute kam es ihm ganz gelegen, dass sie sich gemeinsam ein Plätzchen zum Mittagessen gesucht hatten. Er hatte sich bewusst von ihnen abgekapselt. Im Grunde genommen hatte es niemanden verwunderten, schließlich predigte Kai stets gegen fettiges Essen wie Pizza. Er warf einen Blick auf die Uhr. Bingo. In zwei Minuten würden die Demolition Boys ebenfalls eine Trainingspause einlegen. Er wusste das, weil Tala sich stets penibel an die Trainingszeiten hielt und diese auch nie änderte. Also ging er mit schnellen Schritten über den Sportplatz und setzte sich vor dem Eingang des angrenzenden Gebäudes auf eine Bank, um dort zu warten. Er hatte heute Morgen beobachtet, wie die Demolition Boys den Geräteraum der Sporthalle betreten hatten. Jetzt musste er also nur auf Ian warten und... „... sie nicht einfach gleich alle tothauen?“, erklang eine schlecht gelaunte Stimme. „Vielleicht solltest du lieber Boxer werden, wenn du so einen starken Drang verspürt, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen.“ Bryan kam aus dem Eingang und wartete dort auf Spencer, der ein wenig genervt wirkte. „Nochmal entschuldige ich mich bestimmt nicht bei dir“, meinte er schlecht gelaunt. „Außerdem hast du mich auch schon ganz oft beim Training verletzt.“ „Pah!“, machte Bryan empört. „Ich könnte innere Blutungen haben! Wenn ich plötzlich während der WM umkippe und wir deshalb ein Match verlieren, BIST DU SCHULD!“ „Wenn die Gefahr besteht, dass du mitten im Turnier umfällst“, mischte sich Tala ein, „dann sollte ich dich nicht aufstellen.“ Er drehte sich um. „Jetzt beweg' endlich deinen Hintern, Knirps!“ Kai sah interessiert zu den Jugendlichen auf, die bloß wenige Meter von ihm entfernt standen und ihn nicht zu bemerken schienen. Oder sie bemerkten ihn und inszenierten absichtlich so ein Theater, um ihn glauben zu lassen, dass ihr Team kurz vor einem inneren Zerfall stand. „Ich glaube, es geht mir schon wieder besser“, meldete sich Bryan kleinlaut wieder zu Wort. „Und dafür machst du so 'nen Aufstand, Mr Ich-versetze-meine-Gegner-mit-meinem-Bitbeast-ins-Koma“, merkte Spencer spitz an. „Jetzt haltet endlich eure verdammten Fressen!“, fauchte Tala. „IAN!“ „Soll ich etwa mit offenen Schnürsenkeln durch die Gegend laufen?“, fragte Ian schnippisch und verließ endlich das Gebäude. Kai atmete auf. „Solange du uns nicht stundenlang aufhältst“, maulte Tala. „Pff“, machte Ian und grinste Kai an. „Was machst du eigentlich hier?“, fragte er. „Wir haben beschlossen, ihn zu ignorieren“, zischte Tala. Irgendwie hatte er ein Talent dafür, beim Zischen die Lippen geschlossen zu halten und sich dennoch deutlich zu artikulieren. Bewundernswert. „Achso“, sagte Ian und wandte sich wieder ab. „Ich dachte, ihr hättet ihn einfach nicht gesehen, weil er so im Schatten sitzt.“ „Und du hast ihn natürlich bemerkt, weil er im Sitzen auf deiner Höhe ist“, grinste Bryan. Tala holte tief Luft und atmete langsam wieder aus, als wolle er es sich verkneifen, seine Teamkollegen anzuschreien. Wenn man jemanden ignorieren wollte, war es lächerlich, sich über ihn zu unterhalten. „Kann ich mal kurz mit dir reden?“, wandte sich Kai an Ian. „Nein“, antwortete Tala majestätisch anstelle seines Teamkollegen. Kai unterdrückte ein entnervtes Stöhnen. Er hatte Ian eigentlich nach dem Training abfangen wollen. Dass Tala ihn daran hindern könnte... daran hatte er gar nicht gedacht. „Dauert nicht lange“, versprach er dem Rotschopf. „Fünf Minuten.“ „Nein“, wiederholte Tala scharf. Ian sah neugierig zu ihm auf, als erwarte er eine Begründung hierfür, doch diese blieb aus. „Ihr habt gerade kein Training“, sagte Kai. „Er darf doch in seiner Mittagspause machen, was er will!“ „Nein“, kam es erneut von Tala zurück und er ging einen Schritt auf Kai zu, wobei er sich geschickt so vor Ian postierte, dass Kai den Jüngeren nicht mehr sehen konnte. Das schien Ian auch aufzufallen, denn er trat einen Schritt beiseite und grinste amüsiert. „Ian, sag' doch auch mal was“, forderte Kai den Kleinwüchsigen auf. „Nein“, sagte Tala und warf Ian einen drohenden Blick zu. „Tala, das ist absolut lächerlich“, fand Kai und erhob sich endlich. „Ich will nur kurz mit ihm reden.“ „Dann hast du wohl Pech gehabt“, meinte Tala provozierend. „Bryan, Spencer, bringt Ian ins Hotel und passt auf ihn auf.“ Ian gab einen missbilligenden Laut von sich, um Tala auf sich aufmerksam zu machen. „Du musst mir keine Bodyguards zur Seite stellen“, merkte er an. „Offenbar schon“, erwiderte Tala. „Und jetzt: Kusch!“ Erst als die drei den Platz zur Hälfte überquert hatten, wandte er sich an Kai: „Was sollte das?“ „Was sollte was?“, entgegnete Kai gereizt. „Was willst du von meinen Teamkollegen?“, ärgerte sich Tala. „Nur von Ian“, verbesserte Kai. „Umso schlimmer“, beschloss Tala. „Du hast ihn doch vorhin beim Frühstück schon belästigt! Eigentlich sollte ich dich wegen Sabotage der Turnierleitung melden!“ „Weil ich mit Ian sprechen will?!“, fragte Kai. „Würde ich einen deiner Teamkollegen pausenlos zuquatschen, wärst du auch angepisst“, vermutete Tala. „Soll ich das vielleicht mal machen? Mir Tyson vorknöpfen und ihm so lange immer wieder auflauern, bis er wahnsinnig wird? Soll ich?“ Kai verdrehte die Augen. „Warum rede ich überhaupt mit dir?“, ärgerte er sich. „Weil Ian leider unabkömmlich ist“, sagte Tala. „Und jetzt entschuldige mich bitte... Ich muss ins Hotel zurück und aufpassen, dass ihm niemand zu nahe kommt.“ Damit drehte er sich um und joggte hinter seinem Team her. Kai atmete tief durch, beließ es aber dabei, ihm wütend hinterher zu starren. Was sollte dieses Theater eigentlich? Als wäre es so schlimm, wenn er mit Ian redete... Das Fiese an der Szene war ja, dass es Tala im Grunde genommen gar nicht interessierte, mit wem Ian redete, der Kleine war schließlich kein Mensch, der sich von anderen Leuten Angst einjagen ließ und somit für die Weltmeisterschaft unbrauchbar wurde. Tala hatte sich nur so verhalten, um Kai Macht zu demonstrieren. Das hier war sein Terrain, er hatte sein Team bei sich gehabt... und Kai war allein gewesen. Tala hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Und er würde jetzt vermutlich darauf achten, dass Kai nicht an Ian herankam, nur um ihn zu piesacken. „Verdammt“, murmelte er und trat einen Stein beiseite. Tyson trank einen Schluck seiner Cola und warf einen Blick auf die Uhr. Sie hatten noch etwa eine halbe Stunde lang Mittagspause, also genug Zeit um den Rest seiner Pizza zu essen. Max lag mit geschlossenen Augen halb auf dem Tisch und döste unter den missbilligenden Blicken der Kellnerin. Er hatte am Morgen recht gereizt darauf reagiert, dass Kai ihn zum Training zwang, weil er von seiner lustigen Party am Vortag Kopfschmerzen hatte. Ray schrieb sich SMS mit einer ominösen Unbekannten, um die er ein großes Geheimnis machte (vermutlich war es Mariah) und Kenny versuchte, sich mit Tyson zu unterhalten. „Ich glaube deshalb wirklich, dass die Demolition Boys von den All Starz aus dem Turnier geworfen werden“, schloss Kenny gerade seine Argumentation. „Hm?“, machte Tyson verwirrt und sog noch einmal an dem Strohhalm seines kalten Getränks. „Die All Starz besiegen die Demolition Boys? Wieso?“ „Habe ich dir doch gerade erklärt!“, ärgerte sich Kenny. „Oh“, machte Tyson und lachte etwas verlegen. „Du weißt doch, dass ich dir mit leerem Magen nie so ganz folgen kann“, redete er sich heraus. „Dann iss'“, forderte ihn Kenny auf. Artig nahm Tyson ein Stück Pizza in die Hand und ließ den Blick wieder zur Uhr schwenken. Irgendwie konnte er sich gerade auf nichts konzentrieren. Vorhin nicht auf das Training, jetzt nicht auf Kennys Gerede und noch nicht einmal auf seine Pizza, was eigentlich ein Grund zu großer Besorgnis war. Und warum das alles? Weil er an Kai denken musste. Und an Ian. Und an das Video, das der Kleinwüchsige irgendwo versteckt hatte und jeden Moment irgendwelchen Reportern zeigen konnte. „Und jetzt hör' gefälligst zu“, meinte Kenny ernst. „Und du auch, Ray. Pack' dein Handy weg. Und Max, wach' endlich auf.“ „Aber es ist gerade wichtig“, meinte Ray und grinste das Display seines Handys an. „Mir hat gerade eine junge Dame gestanden, dass sie kein Höschen trägt.“ „Ich?“, wunderte sich Max und blinzelte Ray an. Seine Aufnahmefähigkeit war zur Zeit etwas eingeschränkt, weshalb er vermutlich nur seinen Namen und den Zusatz „kein Höschen“ gehört hatte. „Als würde es mich interessieren, was du für Unterwäsche trägst“, murmelte Ray. „Penn' bloß wieder ein und nerv' mich nicht beim Flirten.“ „Nein, er soll nicht einpennen!“, beschwerte sich Kenny. „Ich habe wirklich interessante Analysen durchgeführt, die beweisen, dass die Demolition Boys gegen die All Starz verlieren werden!“ „Jaja“, murmelte Ray und tippte wieder etwas in sein Handy. „Ist es wohl dreist, sie zu fragen, ob sie da unten feucht ist?“ Er grinste verschwörerisch in die Runde. Tyson verdrehte die Augen. Er hatte mal nach einem dieser Gespräche Rays Handy geklaut und festgestellt, dass sich der Chinese bloß mit Mariah über alltägliche Dinge unterhielt und ein wenig über ihre Teamkollegen lästerte, mehr nicht. Irgendwie wollten ihn Rays Bemerkungen daher gar nicht beeindrucken. Er sah zu dem großen Fenster, welches einen Blick auf den belebten Platz zuließ. Und traute seinen Augen nicht. Ian. „Ich muss mal kurz auf's Klo“, murmelte er und stand auf, um zur Tür zu gehen. „Aber das Klo ist doch dahinten“, rief ihm Kenny hinterher und deutete in eine andere Richtung. Tyson verließ die Pizzeria und lief den drei Demolition Boys hinterher, die mit eiligen Schritten den Platz überquerten. Natürlich hatte ihm Kai gesagt, dass er sich keine Sorgen machen sollte. Kai wollte ich um alles kümmern... Ja, klar. So gleichgültig, wie Kai gewirkt hatte, glaubte Tyson nicht, dass er bisher irgendetwas versucht hatte. Also musste er die Sache selbst in die Hand nehmen. „Ian!“, sprach er den Kleinwüchsigen an, der sich auch sogleich umdrehte. „Tyson“, stellte er überrascht fest und ging ein paar Schritte zurück. Tyson warf eilig einen Blick zu der Pizzeria, aber sie hatten sich weit genug davon entfernt, um nicht von seinen Teamkollegen gesehen zu werden. „Ist heute Tag der nervigen Bladebreakers?“, wandte sich Bryan an Spencer. „Wir haben hier was zu besprechen“, sagte Ian. „Geht ihr schon mal vor?“ „Nein“, sagte Bryan. „Geh' mir nicht auf den Keks“, ärgerte sich der Jüngere. „Nein“, wiederholte Bryan stur. Ian verdrehte die Augen. „Versuchst du gerade, Tala zu imitieren? Wenn ja, dann ist es absolut lächerlich.“ Damit wandte er sich von seinen beiden Teamkollegen ab und ging noch einen Schritt auf Tyson zu. „Kann es sein, dass ihr gerade ziemlichen Schiss kriegt?“, fragte er hämisch und warf vorsichtig einen Blick nach hinten, um sicherzugehen, dass Bryan und Spencer ihn nicht hörten. „Ian, was willst du von uns?“, wollte Tyson wissen. „Ich will eure Angst spüren“, sagte Ian so leise, dass Tyson ihn kaum verstand. „Worüber redet ihr gerade?“, fragte Bryan und kam näher. Ian sah lächelnd zu ihm auf. „Über nichts“, sagte er freundlich. „Nichts?“, wiederholte Spencer zweifelnd. „Über... die WM“, redete sich Tyson heraus. „Ian meinte... ihr würdet uns besiegen. Aber das glaube ich nicht, weil...“ Hatte Kenny nicht vorhin darüber geredet? „Die All Starz werden euch besiegen, bevor wir überhaupt gegen euch kämpfen müssen.“ „Die All Starz?“, wiederholte Bryan zweifelnd. „Meinst du die, die gestern gemeinschaftlich betrunken in Mr Dickensons Zimmer eingebrochen sind, um ihm für die geile Party zu danken?“ „Sind sie das wirklich?“, fragte Tyson überrascht. Bryan verdrehte die Augen. „Das Gespräch wird mir zu dumm. Komm', Ian, wir gehen.“ „Nein“, beschwerte sich Tyson. „Ian, wir sollten darüber reden!“ Ian lachte kurz auf und drehte sich dann um. „Sayonara, Tyson.“ „Er hat gelacht?“, wiederholte Kai. „Ja, gelacht“, bestätigte Tyson. „Und dann ist er mit Bryan und Spencer verschwunden.“ „Und du bist nicht hinterher?“, hakte Kai nach. „Nein! Der wollte doch sowieso nicht mit mir reden!“, ärgerte sich Tyson. „Außerdem standen gleich nebenan noch Pizza und Cola, die du als wichtiger erachtet hast als unsere Ehre“, kritisierte Kai. Tyson verzog das Gesicht. „Was hätte ich denn machen sollen?“, fragte er. „Ian verprügeln, während Spencer und Bryan daneben stehen und zusehen? Er will uns doch nur provozieren!“ „Uns Angst einjagen“, verbesserte ihn Kai. „Angst einjagen“, wiederholte Tyson entnervt. „Auch gut. Ich habe wenigstens mit ihm geredet, während du... Wo warst du eigentlich die ganze Zeit über?“ Kai verdrehte die Augen. „Es geht dich nichts an, was ich in meiner Freizeit mache.“ „Du kritisierst mich ja schon, wenn ich meine Pizza esse, statt völlig sinnlos hinter Ian herzurennen“, beschwerte sich Tyson. „Also sag' mir gefälligst, wo du warst, damit ich auch mir völlig haltlosen Anschuldigungen um mich werfen kann!“ „Es geht dich aber nichts an!“, fauchte Kai und ging zur Tür. „Du gehst jetzt nicht!“, bestimmte Tyson. „Wir haben hier ein Problem, über das wir sprechen müssen!“ „Reg' dich nicht so auf“, meinte Kai, drehte sich aber tatsächlich wieder von der Tür weg. „Wir sollten uns jetzt nicht streiten, Tyson.“ „Dann hör' auf, so ungerecht zu sein“, forderte Tyson. Er hasste es, sich mit Kai zu streiten, weil Kai es, selbst wenn er im Unrecht war, immer schaffte, den Disput am Ende für sich zu entscheiden. „Wo bist du gewesen?“ Kai verdrehte die Augen. „Okay, du willst es unbedingt wissen? Ich habe mich mit Tala herumgeschlagen, damit Ian mal ein paar Minuten lang unbeaufsichtigt ist. Aber statt das auszunutzen, hast du dich von ihm auslachen lassen!“ „Die waren zu dritt“, meinte Tyson. „Und Ian wollte mir sowieso nicht mehr sagen, als dass er unsere Angst spüren will.“ Kai schloss die Augen und schien in Gedanken bis zehn zu zählen, bevor er sie wieder aufschlug. „Okay. Er versucht offenbar nicht, uns zu erpressen“, schlussfolgerte er. „Aber er will uns das Video auch nicht geben“, ergänzte Tyson. „Und wir stehen jetzt wie die Idioten da, weil wir ihm ständig hinterher laufen“, stellte Kai resignierend fest. „Wir sollten uns beim nächsten Mal besser absprechen, okay?“ „Ich dachte, du machst dir gar keine so großen Sorgen wegen des Videos“, erinnerte sich Tyson plötzlich. „Hast du nicht heute Morgen noch gesagt, dass es wahrscheinlich sowieso zu dunkel war, um etwas zu erkennen?“ Kai zögerte einen Moment. „Du machst dir aber Sorgen, deshalb dachte ich...“ Er lächelte etwas zögerlich. „Ich will eben nicht, dass du dir ständig Gedanken wegen so etwas machst. Nur deshalb will ich es klären.“ Tyson nickte leicht, obgleich ihm klar war, dass Kai ihn nur beruhigen wollte. Der Ältere mochte es zwar, auch wenn sie zu zweit waren, sein kühles und unnahbares Image aufrecht zu erhalten, aber manchmal merkte man ihm dennoch an, dass er gerne den Beschützer spielte. Kai bemüht sich immer, wie ein Fels in der Brandung zu stehen, selbst wenn es Probleme gab. Früher hatte es Tyson auch wirklich Mut gegeben, wenn wenigstens Kai selbstsicher blieb, aber mittlerweile kannte er seinen Freund einfach zu gut, um noch darauf reinzufallen. Trotzdem gefiel ihm dieses Verhalten an Kai und er wünschte sich fast, dass er selbst wieder jünger und naiver wäre, um ihm seine Sorglosigkeit abzunehmen. Vielleicht war es falsch von ihm, Kai in dem Glauben zu lassen, er durchschaue dieses Verhalten nicht, aber er konnte Kai einfach nicht sagen, dass jeder Mensch in Panik verfallen durfte, wenn er einen Grund dazu hatte. Kai genoss es doch, als Einziger ruhig zu bleiben, wenn alle anderen um ihn herum, Angst hatten. Er hatte dieses Talent, sich selbst unter Kontrolle zu haben, nun einmal und Tyson wollte es ihm nicht schlecht reden, indem er ihm gestand, es zu durchschauen. „Das ist lieb von dir“, sagte Tyson schließlich und lächelte ihn zaghaft an. Ich würde mich wie immer über Kommentare und auch über Kritikpunkte freuen. Das Schwierigste an dem Kapitel war übrigens Tala. In der letzten längeren FF, die ich geschrieben habe ("Love's Labour's Lost") war ich nämlich so zufrieden mit ihm, dass ich diesen Absatz, in dem er auftaucht mehrmals neu geschrieben habe, bis er endlich ansatzweise der Tala war, den ich hier haben wollte. (Danke nochmal, Chris, für's Probelesen und Kritisieren^^) LG, Joey Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)