Schicksalspfade von ChogaRamirez (Stargate Kommando SG-1) ================================================================================ Kapitel 1: Ägyptische Träume ---------------------------- Stargate SG-1 – Schicksalspfade ====================== Kapitel 01 – Ägyptische Träume -------------------------------------- »Aufsehen erregender Fund in Ägypten. Am 23. März 2001 fand ein Archäologenteam in drei Metern Tiefe nahe der Tempelanlage von Memphis ein Artefakt, dessen Herkunft bisher noch nicht geklärt ist. Ersten Schätzungen zu folge ist dieses Artefakt älter als die Pyramiden von Gizeh. "Wir sprechen hier von einen bedeutenden archäologischen Fund", sagte die Ausgrabungsleiterin Allison McCoy gegenüber der Presse.« "Was halten Sie davon, Jack?" General George Hammond legte die aufgeschlagene Zeitung auf seinen Schreibtisch und schob sie Colonel Jack O'Neill zu, der dem General gegenüber saß. "Wollen Sie meine ehrliche Meinung?", fragte O'Neill, nahm die Zeitung und las sich den Artikel noch einmal durch mit einem Stirnrunzeln durch. "Ich bitte darum." "Hört sich schwer nach Goa'uld an, wenn Sie mich fragen, Sir." "So was dachte ich mir schon." Hammond lehnte sich in seinem Bürosessel zurück und sah O'Neill an. "Jack, ich möchte, dass Sie mit SG-1 nach Ägypten fliegen und der Sache auf den Grund gehen." O'Neill seufzte. "General Hammond, Sir, normalerweise wäre dieses unser freie Wochenende. Ich möchte eigentlich zu meinem See in Minnesota, wo die Barsche soooo" – O'Neill hielt die Hände weit auseinander, ob die Größe zu demonstrieren – "fett werden, aber Sie es wünschen, werden sofort nach Ägypten aufbrechen." Der Sarkasmus in O'Neills Stimme war deutlich zu hören. Auf Hammonds Gesicht stahl sich ein Grinsen und er schüttelte kurz den Kopf. ~*~*~*~*~ "Kann ich Sie stören, Carter?", fragte O'Neill und streckte den Kopf in das Labor der Astrophysikerin. "Aber natürlich, Sir." Mit einem Lächeln sah Sam von ihrem Mikroskop auf. "Was sind Ihre Pläne fürs Wochenende?", fragte O'Neill und setzte sich halb auf eine Tischkante. "Oh, na ja, Sir, ich ..." Weiter kam sie nicht, denn O'Neill sprang wieder von der Kante und fiel ihr ins Wort. "Vergessen Sie alle Pläne! Wir fliegen nach Ägypten!" Sam machte große Augen und sah O'Neill ungläubig an. "Ägypten?" "Hat aber nichts mit Urlaub zu tun", erklärte Jack. Sams Gesichtsausdruck wechselte von »überrascht« zu »fragend«. "Wie meinen Sie das, Sir?" "Haben Sie heute die Zeitung gelesen?", fragte O'Neill. "Nein, ich hatte ziemlich viel zu tun", antwortete Sam und deutete auf einen Stapel Akten auf ihrem Schreibtisch. "Also ...", O'Neill dehnte das Wort übermäßig stark, "In Ägypten ist etwas gefunden worden, was schwer nach Goa'uld aussieht. Und Hammond schickt uns jetzt dahin, um das Ding zu holen." "Aaaaaaah ja … Und wann?" Carter sah O'Neill fragend an. "Morgen früh um fünf Uhr geht unser Flug von Denver aus", verkündete O'Neill. Gerade als Sam etwas erwidern wollte, stürmte Daniel Jackson in das Labor und wedelte aufgeregt mit einer Zeitung herum. "Sam! Jack! Das müsst … ihr lesen!" Daniel war etwas außer Atem, da er den Weg von seinem Büro bis in Sams Labor gerannt war. "Wir ... - Wir müssen nach Ägypten!" Jack und Sam sahen Daniel fragend an. "In Ägypten ... - Da finden gerade Ausgrabungen statt ... - Und ... Und ... Und da ist ein Artefakt gefunden worden, was ..." Um Daniel in seinem Redeschwall zu unterbrechen, hob O'Neill die Hand und Daniel verstummte. "Das wissen wir schon, Daniel." "Wie, das wissen Sie schon?" Daniel sah Jack fragend an. "General Hammond liest auch Zeitung." Daniels Gesicht war ein einziges Fragezeichen. "Sie sollten schon mal anfangen zu packen", riet O'Neill und klatschte in die Hände. ~*~*~*~*~ Es dauerte nicht lange bis das Flugzeug in der Luft war und Kurs auf den internationalen Flughafen »Frankfurt am Main« nahm. Dort würde SG-1 umsteigen, um mit einer anderen Maschine nach Kairo weiterzufliegen. Da keine Fluggesellschaft einen Direktflug von Denver nach Kairo anbot, worüber O'Neill nicht gerade erfreut war, blieb nur diese Möglichkeit. Nachdem die Lichter für die Sicherheitsgurte erloschen waren, stand O'Neill auf, öffnete die Handgepäckablage und zog eine Aktentasche heraus. Er setzte sich wieder und kramte in der Tasche herum. Nach kurzer Suche wurde er dann auch fündig. Mit einem triumphierenden Grinsen zog er eine Mappe aus der Tasche und wedelte damit herum. "So, meine Lieben, hier ist etwas Lesestoff", verkündete O'Neill. "Lesestoff?", hackte Daniel mit überrascht hochgezogenen Augenbrauen nach. Sein Platz war der neben O'Neill. "Hier in dieser Akte", O'Neill tippte mit dem Finger auf den Einband, "ist alles, was wir über die Ausgrabungen wissen." "Wie sind Sie an die Informationen gekommen?", fragte Carter nach, die mit Teal'c eine Reihe weiter vorn saß. "Ich habe meine Beziehungen spielen lassen", sagte O'Neill kryptisch. "Na hoffentlich sind die Informationen auch alle legal", murmelte Daniel und griff nach der Akte. Er rückte seine Brille zurecht und schlug die Mappe auf. Die ersten Seiten beinhalteten das psychologische und physiologische Gutachten sowie den Curriculum Vitae der Ägyptologin, die die Ausgrabungen leitete. "Es ist alles perfekt", erklärte O'Neill, "bis auf einen kleinen Punkt." Überrascht schaute Daniel ihn an. "Ach, und welchen?" "Es fehlt ein Lebenslauf. Stattdessen haben die Idioten einen Curriculum Vitae geschrieben", fluchte der Air Force Colonel, was bei dem Anthropologen einen mittelschweren Lachanfall auslöste. "Was gibt's da zu lachen?", knurrte Jack und Daniel schaute ihn, nach dem er Luft geholt hatte, an, um Aufklärungsarbeit zu leisten. "Jack, Curriculum Vitae ist das lateinische Wort für Lebenslauf." "Oh!", machte Jack und der Wissenschaftler wandte sich nun endgültig der Mappe mit dem roten Einband zu, die er nun aufklappte. Normalerweise interessierte sich Daniel sehr für die Arbeit seiner Kollegen, doch in diesem speziellen Fall war das Foto, was an der Akte mit einer Büroklammer angeheftet war, für ihn interessanter als das Leistungsprofil. Allison McCoy war eine junge promovierte Wissenschaftlerin mit einem ausdrucksvollen und ebenmäßigen Gesicht, welches von langen dunkelbraunen Locken umrahmt wurde. Die großen braunen Augen fesselten Daniels Blick. Als er bemerkte, dass er das Foto anstarrte, räusperte er sich. "Wie alt ist das Foto?", fragte er in Richtung O'Neill und versuchte dabei so unverfänglich wie möglich zu klingen. "Ich glaube, es ist aufgenommen worden, kurz bevor sie nach Ägypten gereist ist", antwortete Jack. "Warum? Gefällt sie Ihnen etwa, Daniel?" Ein Grinsen schlich sich in O'Neills Gesicht. Daniel konnte es nicht verhindern, dass ihm das Blut ins Gesicht schoss und seine Wangen eine leichte Rotfärbung annahmen. "Ich ... - Na ja ...", stammelte er, und suchte nach den richtigen Worten. O'Neill beugte sich zu Daniel, damit niemand anderes seine Worte hören konnte. "Es ist keine Schande, sich wieder zu verlieben, Daniel. Sha're ist nun schon fast seit einem Jahr tot, und wir wissen beide, dass sie eigentlich schon gestorben war, als Apophis sie entführt hatte." Daniel sah Jack an und dachte über seine Worte nach. "Ich habe sie geliebt ...", flüsterte er. "Ich weiß, Daniel, aber das Leben geht weiter." "Sie sieht Sha're ein wenig ähnlich", sagte der Wissenschaftler und sah sich wieder das Foto an. "Wenn wir das hinter uns haben, könnten Sie mit ihr Essen gehen", meinte der Grauhaarige und zwinkerte Daniel zu. Dieser rang sich ein schiefes Grinsen ab und versuchte die Akte zu studieren. Allison McCoy war noch keine dreißig Jahre alt und leitete bereits ihre erste Ausgrabung. Nachdem sie mit dem Studium der Ägyptologie in Harvard fertig war, arbeitete sie am Bostoner Museum Of Fine Arts. Ihre Professoren lobten sie in den höchsten Tönen und mutmaßten, dass sie irgendwann einmal so berühmt wie Howard Carter werden würde. Daniel seufzte melancholisch - schließlich hatten seine Professoren ähnliche Worte über ihn verloren, und wo war er jetzt? - und reichte die Akte an Sam weiter. Er nahm sich die Brille ab, rieb sich den Nasenrücken und dachte nach. ~*~*~*~*~ Nach fünf Stunden Flug landete der Lufthansa-Airbus auf dem internationalen Flughafen von Frankfurt am Main. SG-1 musste jetzt die Zeit von drei Stunden überbrücken, bevor die ihre Maschine nach Kairo startete. Teal'c fand das alles höchst interessant und betrachtete die vorbei eilenden Reisende mit neugierigen Blicken. Die Reaktionen der Betrachteten waren vielschichtig. Sie reichten von "Was glotzt’n so blöd?!", das in bestem Ruhrgebietsesperanto vorgetragen wurde, über "Hab ick wat im Gesicht?", bis zu "Aufs Maul?!". Der Jaffa versuchte zwar, so unauffällig wie möglich zu wirken, allerdings bewirkte er in dem Trenchcoat und mit der tief ins Gesicht gezogenen Mütze eher das Gegenteil. O'Neill wirkte dagegen eher genervt und studierte konzentriert die Anzeigetafel der abfliegenden Maschinen. "Sir?", versuchte Sam den Colonel in ein Gespräch zu verwickeln. "Daniel und ich dachten, dass wir etwas essen gehen sollten, während wir warten." O'Neill drehte sich zu Sam um und bedachte sie mit einem langen Blick. Eigentlich hatte er vor gehabt, sie zu fragen, ob sie mit ihm zum angeln an seinen See fahren wollte, aber Hammond hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht - wieder einmal. Das war mal wieder so typisch - das war sein Glück. Das erste Mal, als er es versucht hatte, waren die Asgard gekommen, hatten ihn hochgebeamt, damit er ihnen gegen die Replikatoren half. Beim zweiten Mal hatte es erneut Ärger mit den Replikatoren gegeben – es war zum Aus-der-Haut-Fahren. Und dabei mochte er es, Sam Carter in Zivil zu sehen. Zwar konnte sie wirklich alles tragen und sah dabei immer gut aus, aber in Zivil sah Jack die blonde Frau am liebsten. Und so ein nettes Wochenende in Minnesota wäre wunderbar geworden. Auch jetzt, in Jeans und Poloshirt, sah Sam Carter gut aus. "Sir?", riss ihn der Major aus seinen Gedanken. O'Neill blinzelte ein paar Mal und stimmte schließlich zu, mit dem Rest des Teams etwas essen zu gehen. ~*~*~*~*~ Auf dem knapp zweieinhalbstündigen Flug von Frankfurt nach Kairo legte O'Neill fest, dass er zusammen mit Daniel zu den Ausgrabungen fahren würde, während sich Sam und Teal'c in Kairo und vor allem im „Ägyptischen Museum“ umsehen sollten. Den Informationen zufolge, die das Stargate-Center bis dato über die Ausgrabungen hatte, befanden sich einige der gefunden Artefakte bereits im Museum. Außerdem sollte Sam in einem Hotel oder einer Pension Zimmer organisieren, denn der Rückflug war erst für den kommenden Tag gebucht. ~*~*~*~*~ Elf Stunden nach dem Start in Denver verließ SG-1 das Flughafengebäude der ägyptischen Hauptstadt. Wirklich ausgeruht war das Team nicht, obwohl die Sitze in der Business-Class eigentlich recht bequem waren. Es war inzwischen vier Uhr nachmittags und die Sonne stand immer noch recht hoch am Himmel. "Puh ...", machte O'Neill, als er das Gebäude verließ und setzte sich seine Sonnenbrille auf. "War es hier schon immer so warm?" Daniel, der neben Jack stand, setzte sich einen wüstentauglichen Hut auf. "Tja Jack, das ist der ägyptische Frühling." "Du meinst, dass ist normal hier?" O'Neill blinzelte in die Sonne. "Ähm ... - Auf Abydos war es noch wärmer." "Mh, okay, schlechtes Beispiel.", Jack räusperte sich. "Okay, ihr wisst was ihr zu tun habt." ~*~*~*~*~ Dr. Allison McCoy, die Leiterin der Ausgrabungen in Memphis, verließ das Versorgungszelt in Richtung ihrer Unterkunft. Sie blickte auf, als in der Ferne Motorengeräusche zu hören waren, die stetig näher kamen. Sie blickte auf ihre Armbanduhr und runzelte die Stirn. "Behar?!", rief sie in Richtung der Zelte. "Ja, Doktor?" Ein großer dunkelhäutiger Mann trat auf sie zu. "Erwarten wir jemanden?", fragte McCoy und horchte wieder nach dem Motorengeräusch. "Nein", war die kurze Antwort und auch der Vorarbeiter lauschte. "Gut, dann informiere die Männer." Schließlich - das hatte McCoy nach ungefähr vier Monaten Ägyptenaufenthalt und drei Monaten Grabungsarbeit gelernt, konnten immer wieder irgendwelche marodierenden Wüstenvölker oder Grabräuber einfallen, um ihr Unwesen zu treiben. Einen Angriff einer solchen Grabräubergruppe hatte man sogar erfolgreich abgewehrt – wenngleich die Zahl der Beschäftigten rasch von etwas über einhundert Arbeitern auf unter Neunzig herunter gesunken war. Behar nickte und verschwand mit langen Schritten hinter die Zeltstadt. Das Motorengeräusch wurde lauter und hinter einer Sanddüne konnte man bereits erkennen, wo das Fahrzeug sich befand, denn es zog eine lange Sandhose hinter sich her. Dr. McCoy sah noch mal auf die Zeltstadt und schon im nächsten Augenblick tauchte ein Jeep hinter einer Düne auf. Das Fahrzeug näherte sich schnell und wurde erst kurz vor dem ersten Zelt langsamer. Der Fahrer bremste scharf und wirbelte jede Menge Sand auf. Als sich der Staub legte, entstiegen zwei Männer dem Jeep. Sie gingen geradewegs auf Allison McCoy zu. "Kann ich Ihnen helfen?", fragte die Ägyptologin und klopfte sich den Staub von den hellen Baumwollhosen. "Ich bin Colonel Jack O'Neill von der United States Air Force und wir möchten zu Ihrem Anführer", stellte sich der Ältere der beiden Männer vor und hielt der Ägyptologin einen Militär-Ausweis unter die Nase. "Steht vor Ihnen", war die knappe Antwort mit einem Blick auf den Ausweis. O'Neill hob eine Augenbraue. "Doktor Allison McCoy?", fragte er nach. "Korrekt", antwortete die junge Frau und sah O'Neill skeptisch an. "Ich bin Allison McCoy und ich leite diese Ausgrabung. Wie kann ich Ihnen helfen?" "McCoy? So wie in Star Trek?", fragte O'Neill neugierig. Allisons Gesicht verfinsterte sich merklich. "Ja", antwortete sie zähneknirschend. "Und warum haben Sie dann nicht Medizin studiert? Ich meine, bei dem Namen?" Daniel bemerkte schnell, dass die Ägyptologin O'Neills schlechte Star Trek Witze nicht besonders komisch fand. Und da er außerdem wusste, wie sich O'Neill bei anderen Menschen beliebt machen konnte, schritt er ein, bevor McCoy auch nur ein Wort sagen konnte. "Wir sind hier um uns Ihr Artefakt anzusehen." Mit diesem einfachen Satz schaffte Daniel es, die Aufmerksamkeit der Frau auf sich zu ziehen. "Ich bin Daniel Jackson und wir sollen im Auftrag der amerikanischen Regierung das von Ihnen gefundene Artefakt begutachten." Noch während er das sagte, hellte sich die Miene von Allison deutlich auf. "Doktor Daniel Jackson?" "Ja." "Der Archäologe?" "Ja." "Der als Spinner verschrien ist?" "Ja ...", antwortete Daniel missmutig. "Und Sie stehen jetzt hier in meinem Camp und wollen sich über eine einfache Ausgrabung informieren?" Bevor Daniel darauf antworte konnte, trat Behar aus dem Schatten des Versorgungszeltes. Hinter ihm kamen noch ein Dutzend Männer, bewaffnet mit Spitzhacken und Schaufeln, in die tief stehende ägyptische Sonne. "Doktor McCoy?" Die Angesprochene drehte sich um und sah ihren Vorarbeiter an. "Ist schon gut Behar. Ich glaube, es gibt hier kein Problem." "Wie Sie meinen, Doktor." Behar verbeugte sich und entfernte sich wieder gemeinsam mit den Arbeitern. Allison McCoy wandte sich wieder O'Neill und Jackson zu. "Ich denke, wir sollten rein gehen. Sie sehen nicht aus, als ob Sie diese Sonnenintensität gewohnt wären", sagte Allison mit einem Seitenblick auf O'Neill. O'Neill setzte schon zu einer Antwort an, die in der Intensität einer Sonneneruption geendet hätte, als Daniel ihn einfach mit zog und der Ägyptologin folgte. Sie ging zielstrebig auf eines der Zelte am rechten Rand der Zeltstadt zu. Vor einem Zelt blieb die junge Frau stehen, hob den Stoff an und bedeutete mit einer Geste an, dass Daniel und O'Neill das Zelt betreten sollten. "Nach Ihnen." Daniel betrat ohne zu zögern die gastliche Stätte, während O'Neill die Ägyptologin skeptisch ansah. Sie erwiderte seinen Blick. O'Neill räusperte sich und betrat dann das Zelt. Direkt hinter ihm ließ Allison den Stoff der Zeltplane fallen. Im Zelt herrschte durch einen Ventilator eine angenehme Temperatur. Durch die dicken Leinenbahnen drang noch genügend Sonnenlicht ins Innere des Zeltes, um nicht auf eine Lampe angewiesen zu sein. Aber für nachts hing eine Öllampe von der Zeltdecke. "Sie wollen also das Artefakt sehen, ja?", fragte Dr. McCoy. Sie stand noch am Eingang des Zeltes und musterte O'Neill und Daniel misstrauisch. "Warum interessiert sich das amerikanische Militär für uralte, verstaubte Fundsachen?" "Wir würden uns gern zunächst von der Echtheit des Artefakts überzeugen, bevor wir solche Fragen beantworten können", antwortete Daniel so diplomatisch wie möglich. Allison bedachte ihn mit einem langen Blick und nickte dann. "Na gut, wie Sie meinen. Ich werde es holen und Sie bleiben solange hier." Mit diesen Worten verschwand die junge Frau aus dem Zelt und ließ O'Neill und Daniel allein. "Oh Mann", seufzte Daniel. "Ich dachte schon, die Arbeiter gehen auf uns los." "Sie scheint zu wissen, was sie tut", murmelte O'Neill und sah sich im Zelt um. Im hinteren Teil unter einem Insektennetz stand ein Feldbett. Eine Aluminiumkiste diente als Nachttisch. Neben dem Feldbett stand eine einfache Reisekommode aus Segeltuch. Ein Schrankkoffer diente als Raumteiler und als Stauraum für dutzende Bücher. Im vorderen Teil des Zeltes stand ein Schreibtisch, der voll gepackt mit allerhand archäologischem Zeug war, mit dem O'Neill nichts anfangen konnte. Dem Schreibtisch gegenüber standen mehrere große Aluminiumkisten an der Zeltwand. Daniel kniete sich vor die Kisten und sah sich interessiert deren Inhalt an. Für O'Neill waren das alles nur böhmische Dörfer. Der Colonel ließ seinen Blick über den Schreibtisch schweifen und entdeckte dabei etwas, was seine Aufmerksamkeit erregte. Ein ziemlich dickes Buch mit orangefarbenen Einband. Auf dem Buchrücken stand in dicken weißen Lettern der Titel des Buches: »Die Wahrheit über die Pyramiden«. "Daniel?", fragte O'Neill, ohne sich umzudrehen. "Ja?" "Wie hieß Ihr Buch noch gleich?" Daniel horchte auf. Diese Frage von O'Neill kam völlig unvorbereitet. "Die Wahrheit über die Pyramiden. Wie kommen Sie denn jetzt darauf?" "Weil das Buch hier steht", antwortete O'Neill lapidar. Daniel drehte sich so schnell um, dass er fast das Gleichgewicht verloren hätte. Dann erhob er sich und trat neben O'Neill an den Schreibtisch. "Ist doch Ihr Buch, oder?" Daniel starrte ungläubig auf den Buchrücken. "Ja, schon, aber … - Ich meine, wie kommt das hier her Er wollte seinen Augen nicht trauen, nahm das Buch jedoch in die Hand, ganz so als ob er sich von der Echtheit überzeugen wollte. Auf der Rückseite des Buches prangte ein fast zehn Jahre altes Foto von Daniel Jackson. Etwas irritiert blätterte der Anthropologe in dem Buch, das ER verfasst hatte. "Tja, scheint so, als ob die gute Doktor McCoy Sie nicht für einen Spinner hält", meinte O'Neill grinsend. "Dann ist sie aber eine Ausnahme", murmelte Daniel und stellte das Buch wieder an seinen Platz. O'Neill ließ sich auf den Korbstuhl fallen, der neben dem Schreibtisch stand. "Was halten Sie von der ganzen Sache, Daniel?" "Na ja ... - Wenn das Artefakt wirklich goa'uld ist, dann werden wir künftig bei allen Ausgrabungen dabei sein müssen", antwortete Daniel, ohne O'Neill anzusehen. Zu vertieft war er von den Aufzeichnungen, die Allison McCoy in einem Notizbuch niedergeschrieben hatte, was aufgeklappt neben seiner »Wahrheit über die Pyramiden« lag. Ihre geschwungene Handschrift ließ sich leicht lesen und faszinierte Daniel. »Dieses unbekannte Artefakt ist wirklich seltsam. Die Radiokarbonmethode zur Altersbestimmung brachte ein absurdes Ergebnis. Der Messung zufolge kann das Artefakt das auf ca. 3000 v. Chr. datiert werden. Das würde bedeuten, dass das Ding älter als die Pyramiden von Gizeh ist. Und eben diese Tatsache würde das komplette Weltbild der Ägyptologie auf den Kopf stellen. Noch schlimmer ist die Tatsache, dass auch nach drei weiteren Messungen das Ergebnis immer noch dasselbe ist. Ich verstehe die Welt nicht mehr.« Daniel runzelte die Stirn. Wenn Doktor McCoy wüsste, wie viel Wahrheit in ihren Eintragungen steckte, dann würde es in der archäologischen Welt einen großen Aufschrei geben. Doch bevor sich Daniel weitere Gedanken über die Konsequenzen machen konnte, wurde die Zeltplane angehoben und Allison McCoy betrat zusammen mit einer Aluminiumkiste das Zelt. "So ... - Hier ist das gute Stück", verkündete die Ägyptologin und stellte die Kiste auf den Schreibtisch. "Bitte ..." McCoy trat einen Schritt zurück und bedeutete Daniel mit einer Geste, die Kiste zu öffnen, "Tun Sie sich keinen Zwang an." Daniel straffte die Schultern, öffnete den Verschluss der Kiste und hob den Deckel an. Und inmitten der mit Styropor ausgekleideten Kiste lagerte das Artefakt. Daniel merkte, wie ihm übel wurde, schwindlig, alles zu gleich – und das konnte man nicht auf das frühe Aufstehen und auf die eher mittelmäßige Verpflegung des letzten Fluges schieben. Nein, der Grund für seinen momentanen Zustand lag in dieser Kiste – in dieser eher unscheinbaren Kiste aus Aluminium, worin man auch andere Sachen lagerte. Aber hier wandelte sich das Gewöhnliche zum besonderen. Die Mündung der Stabwaffe, komplett erhalten, bis hin zum Abzug, brachte Daniel dazu, einmal schwer zu schlucken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)