Die Geschichten um Landis von Kathey (Eine Vorgeschichte zu Final Fantasy XII) ================================================================================ Kapitel 4: Between the lines II: "Hate" --------------------------------------- „Verdienen die Toten denn keine Rache?“ Donner grollte außerhalb des großen Leuchtturms, in dem sie sich gerade befanden. Der Himmel war finster, undurchsichtig, so, als wären die Götter selbst über das Handeln der selbstsüchtigen Hume erzürnt. Die Rüstung verursachte bei jedem Schritt immensen Lärm, der von den Fliesen nur noch stärker reflektiert wurde. Er konnte das Gesicht unter dem großen Helm, der mit großen Hörnern verziert war, nur erahnen, aber... er wusste, wer es war und mit welcher Abscheu er ihn gerade durch die kleinen Augenschlitze beobachten musste. Die Prinzessin und der junge Taschendieb standen mit gezogenen Waffen da und beäugten den Richter mit einer Mischung aus Skepsis und Wut. Dieser Mann war es einst gewesen, der ihren Vater und seinen Bruder ermordet hatte. Er war verantwortlich für den Untergang von Dalmasca. Er hatte selbst schon zugegeben, den König getötet zu haben, im Auftrag des Imperiums, in Vaynes Auftrag. Und mit Baschs Gesicht. „Du warst es, der Reks...!“ Vaan wollte vorstürmen, aber jemand stellte sich ihm noch davor in den Weg. „Basch!“, rief der Junge wütend. „Lass mich vorbei!“ „Basch“, tönte die dunkle Stimme unter dem schweren Helm. Unwillkürlich sah Basch zu ihm hinüber. Wenn er sich wieder daran erinnerte, wer unter diesem Helm, unter dieser Rüstung steckte... dann wollte er nicht glauben, dass alles nur ihretwegen passiert war. Und nur seinetwegen... Wäre er nicht gegangen, wäre er bei Noah geblieben, wäre dann alles anders gekommen? Noah hätte den König nicht getötet. Noah hätte nicht seinen eigenen Bruder so lange in ein unterirdisches Verlies gesperrt. Noah hätte niemals das Schwert gegen ihn erhoben. Aber dieser Richter namens Gabranth sehr wohl. Für ihn gab es keine Verbindung mehr zu seinem Bruder und keine mehr zu seinem Namen. Er wusste, dass jetzt ein Kampf folgen würde. Gegen Noah hätte er wahrscheinlich nicht kämpfen können, aber jetzt musste er die Prinzessin beschützen. Und wenn es denn sein eigen Fleisch und Blut war, der sich ihm dabei den Weg stellte... „Du konntest weder Landis noch Dalmasca retten“, sagte Gabranth bitter und zog sein Schwert. „Was macht dich so sicher, dass du dieses Mal jemanden beschützen kannst? Glaubst du denn nicht, dass du wieder scheitern wirst?“ Wortlos zog Basch sein Schwert. Es spielte keine Rolle, ob er glaubte, sie beschützen zu können. Es war seine Pflicht. Er würde immer sein Bestes tun, um sie zu erfüllen. Was hatte der hohe Richter des Imperiums denn im Gegenzug? Er hatte nur den Hass auf seinen Bruder, der ihn antrieb, die Trauer über ein verlorenes Heimatland und die unheilvolle Klinge, die schon so vielen das Leben ausgehaucht hatte. Basch drehte sich zu seinen Gefährten um. Die standen alle da, mit gezogenen Waffen und einem entschlossenen Gesichtsausdruck. Dieses Mal würde er nicht scheitern, das wusste er jetzt. Letztes Mal hatte er alleine kämpfen müssen, nachdem in Nalbina alle anderen Soldaten durch seines Bruders Hand gefallen waren. Aber dieses Mal war alles anders. „Zusammen“, sagte Basch über die Schulter hinweg und sah übereinstimmendes Nicken von allen Seiten. Schon eine Sekunde darauf prallte Schwert auf Schwert und Basch versuchte, festen Stand auf dem glatten Boden zu bekommen. Er hob den Blick, aber alles, was er sah, war das metallene Gesicht, dass auf dem Helm eingestanzt war. Und für den Moment war er froh, die blaugrauen Augen dahinter nicht sehen zu müssen. Schwerter klirrten, fuhren wieder auseinander, nur, um einen Augenblick später wieder aneinander zu fahren. „Wie kannst du nur in dieser Schande leben, Basch? Du hast immer versagt und trotzdem kämpfst du hier weiter!“ „Weil ich etwas zu beschützen habe. Und solange ich diese Aufgabe habe, werde ich nicht scheitern!“ Gabranth schnaubte laute und ging auf Basch los. Jetzt war es nur ein Duell zwischen ihnen beiden. Nur sie waren auf dem Schlachtfeld. Genau wie damals. Aber er würde es nicht in einem Unentschieden enden lassen. „Genug! Das kann man sich ja gar nicht mit ansehen!“ Gabranths Schwert stoppte, und dann war nichts zu hören außer seinem rasselnden Atem, der unter dem Helm hervordrang. „Du hast uns ziemlich enttäuscht. Larsa hat dir vertraut. Aber nun ja, ich denke, du wirst ohnehin nicht mehr gebraucht.“ Die Worte des Leiters von Draklor, die Worte von Dr. Cid, sie mussten wie Gift in Gabranths Eingeweide brennen. Sein Lebensinhalt bestand darin, dem Imperium zu dienen, speziell dem jungen Lord Larsa Ferrinas Solidor. Wenn er nicht mehr gebraucht wurde, was sollte er denn dann tun? Basch bemerkte es einen Augenblick zu spät. Gabranths griff um sein Schwert wurde so stark, dass man seine Knöchel förmlich knacken hören konnte. Mit einer schnellen Bewegung hob er es an und wollte es auf Cid niedersausen lassen. „Gabranth!“, rief Basch noch, aber da war es schon zu spät. Dieser Hieb würde den Mann sicher umbringen – wenn er denn noch an derselben Stelle gestanden hätte. Das Schwert schlug dumpf auf dem Boden auf. Noch während der Richter sich umsah, war der Professor neben ihm, setzte ein mitleidiges Lächeln auf und lachte leise. „Dein Fehler.“ Eine riesige Energiewelle erfasste Gabranth, hob ihn in ihn die Luft, nur, um ihn dann gegen eine der riesigen Steinsäulen des Richtfeuers zu schmettern. Ohne ein Wort, ohne einen Aufschrei sackte der Richter zu Boden. „Uh...“ Basch wandte sich von ihm ab und Dr. Cid zu, der schmunzelnd das Sonnengespinst musterte. Jetzt waren es seine eigenen Knöchel, die unglücksselig knackten und sein Schwert umschlossen. Warum konnten die Kämpfe denn nie ein Ende nehmen? Er war so knapp davor gewesen, Noahs Hass zu bändigen. Alles, was ihm gefehlt hatte, war die Zeit für einen weiteren Schlag. Der ihm vielleicht seinen Bruder zurück gebracht hätte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)