Die Geschichten um Landis von Kathey (Eine Vorgeschichte zu Final Fantasy XII) ================================================================================ Kapitel 2: Between the lines I: "Pride" --------------------------------------- Die Ketten rasselten, als Basch aufwachte und sich langsam wieder daran erinnerte, wo er eigentlich war. Der unangenehme Geruch von Blut schlug ihm entgegen, gemischt mit dem Geruch von Fäulnis und anderen Ausdünstungen, deren Ursprung ihm unbekannt war und auch bleiben sollte. Sein Mund fühlte sich trocken und taub an. Widerwillig öffnete er die Augen und blickte auf die kalte Steinwand des Gefängnisses unterhalb der Nalbina-Festung. Nalbina. Eigentlich hatte er die Stadt, die Festung und den König damals schützen wollen. Nichts davon war ihm gelungen. Dalmasca war erobert und König Raminas ermordet. Ein Mord, für den Basch verurteilt und eingesperrt worden war. Für ein Verbrechen, das er nicht einmal begangen hatte. Wie viel Zeit war wohl schon vergangen, seit sie ihn hier eingeschlossen hatten? Es hätten Tage sein können, aber auch schon Wochen oder Monate. Das Zeitgefühl war ihm hier unten vollkommen abhanden gekommen, weil es einfach keine Rolle mehr spielte. Er vermochte nicht einmal zu sagen, ob es Tag oder Nacht war, da sich kein Sonnenstrahl hierher verirrte. Vielleicht würden sie ihn irgendwann von diesem sinnlosen Leben befreien. Vielleicht würden sie so etwas wie Gnade zeigen und ihn einfach endlich töten, bevor er vollkommen den Verstand verlor angesichts der Schreie und Hilferufe, die immer wieder bis ihm hinunter hallten. Von einer höher gelegenen Ebene konnte er plötzlich Stimmen vernehmen. Ein Hebel wurde umgelegt und der kleine Käfig, in dem Basch gefangen war, setzte sich ruckartig in Bewegung und fuhr nach oben. Krachend rastete der Käfig ein und Basch sah sich einmal mehr der Person gegenüber, die er von allen am wenigstens sehen wollte. „Immer noch am Leben, wie ich sehe“, sagte eine Stimme, die aus einem langen Tunnel zu kommen schien. Ein imperialer Richter samt einer ihm untergebenen Einheit von Soldaten stand vor ihm. Sein Helm war mit zwei Hörnern verziert, die an der Seite austraten. Sein Umhang wehte kurz über dem Boden und in seiner Rüstung hätte ihm hier inmitten der Wüste eigentlich unglaublich heiß sein müssen. Mit einer kurzen Handbewegung wies er seine Soldaten an, sich zurückzuziehen. Prompt und ohne Widerspruch leisteten sie dem Befehl Folge. „Was willst du?“ Basch versuchte, soviel Kraft wie möglich in seine Stimme zu legen, was angesichts seines momentanen Zustandes ein zugegebenermaßen schwieriges Unterfangen war. „Ich dachte, du würdest vielleicht ein paar Neuigkeiten erfahren wollen.“ Basch schnaubte verächtlich. „Ich würde sie nur nicht gerne aus deinem Mund hören.“ „Basch, du weißt, warum du noch am Leben bist?“ „Damit ihr Ondore erpressen könnt, aber du weißt du so gut wie ich. Was willst du damit andeuten?“ „Dass Archadia keine Verwendung mehr für dich haben wird, wenn wir Ondore und damit Bhujerba unterworfen haben.“ Hätte Basch lachen können, dann hätte er es jetzt wahrscheinlich getan. Aber im Moment hatte er weder Kraft noch Lust dazu. „Soll mich diese Nachricht jetzt aufmuntern? Dass ihr mich endlich exekutiert, wenn der Marquis irgendwann nachgeben sollte?“ Der Richter nahm langsam seinen Helm ab. Basch wandte den Blick ab, damit er nicht in sein Gesicht sehen musste. Dieses Gesicht, das ihm so schrecklich vertraut war und mittlerweile trotzdem so fremd. „Wahrscheinlich wird es so kommen“, sagte der Richter. „Hattest du jemals etwas anderes gedacht?“ Basch schwieg. Er versuchte eigentlich, an gar nichts zu denken, aber dieses Vorhaben misslang jedes Mal. Immer wieder holte es ihn in seinen Gedanken ein. Es war schwierig, das einzugestehen, aber er hatte Angst vor diesem Augenblick, wenn alle zu Ende sein sollte. Dann sagte er sich, dass es schon vorbei gewesen war, als sie begonnen hatten, die Festung erobern zu wollen. „Du kannst dem Ende sowieso nicht mehr entkommen, Basch“, sagte Gabranth langsam. „Das sagst du mir jedes Mal“, meinte Basch schwach. Gabranth stand eine Weile schweigend da, dann seufzte er. „Sie haben dir alles genommen und ausgerechnet deinen sturen Stolz haben sie dir gelassen. Wie lange willst du dich noch an deinen lächerlichen Idealen festklammern?“ „Wenigstens habe ich welche.“ Basch war vom festen Klang seiner Stimme überrascht und auch Gabranth sah erstaunt zu ihm hin. Für einen Moment wirkte er ehrlich überrascht, doch er schien sich wieder schnell genug zu fangen, so dass sich Basch am Ende nicht mehr ganz sicher über seine Reaktion war. „Nun“, sagte Gabranth schließlich und setzte seinen Helm wieder auf. „Vielleicht bringt dir diese jämmerliche Hoffnung noch etwas.“ Mit schnellen und festen Schritten verließ er den Hochsicherheitstrakt. Basch sah ihm keinen Moment hinterher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)