Nicht jede Geschichte braucht ein Happy End von KingKibum (Wie alles begann... [Alice Story]) ================================================================================ Prolog: Vaterliebe ------------------ „Es geht mir gut. Ich-…Nein! Bitte! Das..“, stotterte ich leise vor mich hin. Ich konnte nicht glauben, dass sie das wirklich tun wollten. „Mary, Kind..du..du bist krank verstehst du das nicht. Wir werden tun was dein Vater sagt, es ist das einzig Richtige.“, sagte meine Mutter besorgt. Ich merkte wie schwer es ihr fiel diesen Schritt zu gehen. Nie nannte sie mich bei meinem Erstnamen. Nur wenn sie wirklich voller Sorge war. Sie wollte mich nicht weggeben. Doch in der Ehe meiner Eltern, hatte sie nicht viel zu sagen. Mein Vater kam einfach nicht damit klar. Er wollte mich loswerden. Ich zerstörte den guten Ruf seiner Familie. Nie im Leben hätte ich gedacht das sie das wirklich tun würden. „Du bist verrückt! Der Arzt wird dich abholen also pack deine Sachen!“, rief mein Vater mir aufgebracht zu. Er hielt sich schon seit einer ganzen Weile von mir entfernt. War ich jetzt etwa ansteckend krank? Nein! Immer wieder wehrte sich mein Kopf gegen diesen Gedanken. Wie angewurzelt stand ich da, den Blick zu meiner Mutter gerichtet. Sie kämpfte mit den Tränen, ebenso wie ich und meine kleine Schwester Cynthia. Meine Schwester. Wie würde ich sie vermissen. Ich biss mir auf die Lippe als ich ihren schmerzerfüllten Blick sah. Schnell lief ich zu ihr und umarmte sie. Wer wusste wann ich das das nächste Mal tat. Wir waren nicht nur Schwestern, wir waren beste Freunde. Ohneeinander waren wir nichts. Wie konnte mein Vater nur so herzlos sein und uns auseinander reißen. „Dad! Bitte..ich..ich flehe dich an. Lass mich hier bleiben. Ich..ich bin gesund! Ich brauche euch doch! Sonst-“, murmelte ich mit trauriger und verweinter Stimme. Doch ehe ich weitersprechen konnte spürte ich einen starken Griff um meinen Arm der mich von Cynthia wegriss. Mein Vater wollte mich von ihr fernhalten. Ich vernahm ein schallendes Geräusch ehe mein Kopf zur Seite schellte. Er schlug mich. Nie hatte er so etwas gemacht. Ich wollte schreien, doch ich bekam nicht einen Ton raus. Eine Totenstille lag im Raum. Keiner rührte sich. Endlich klingelte es an der Haustüre. Ich wusste genau wer es war. Sie wollten mich abholen. Mein Vater schubste mich in die Richtung meiner Mutter so, dass ich mich an ihr festhalten musste um nicht hinzufallen. Ich konnte nicht weinen. Zu groß war die Angst das das der letzte Moment war in dem ich meine geliebte Mutter in den Armen halten konnte. Sie wollte mich nicht gehen lassen. Doch sie hatte keine Wahl. So fest ich nur konnte drückte ich mich an ihre Schulter. Auch Cynthia kam und umarmte mich. Ihr liefen die Tränen wie Sturzbäche von den Wangen. Ebenso meiner Mutter. Nur ich war stark und riss mich zusammen. Nur ein letztes mal. Ich war unfähig etwas zu sagen, und so lag ich ihnen einfach nur in den Armen. Was sollte ich schon sagen? Bis bald? Noch ein schönes Leben? Ich kannte meinen Vater. Wenn er einmal etwas beschlossen hatte dann änderte er seine Meinung nicht. Nicht einmal für meine Mutter. Die Frau die er eigentlich liebte. Plötzlich kamen drei große, stark gebaute Männer in den Raum. Sie hatten weiße lange Kittel an und in ihrer Hand etwas das ich nicht deuten konnte. Ich sah wie sie auf mich zukamen. Sie wollten mich mitnehmen, egal ob ich es wollte. Schnell entrissen sie mich meiner Mutter und meiner Schwester und hielten mich zu zweit fest. Mit einem Mal spürte ich einen kleinen Stich in meinem Arm. „Nur eine Beruhigungsspritze, damit du uns nicht ganz durchdrehst.“, versicherte mir einer der Männer. Nur? Ich war schon ganz panisch und stemmte mich gegen die Männer. Sie diskutierten kurz miteinander und nahmen dann das weiße Ding das sie vorhin noch in den Händen hielten zur Hilfe. Mit Gewalt nahmen sie meine Arme und steckten sie in das jackenartige Ding das sie dort hatten. Meine Schwester wimmerte leise vor sich hin als sie bemerkte was es war. Eine Zwangsjacke. Mir selbst war es egal was es war. Ich wollte nur hier weg und vor allem raus aus diesem Ding. Doch plötzlich fühlte ich mich so langsam, kraftlos. Es war wahrscheinlich das Mittel das man mir gab. Als sie meine Arme in die Jacke gesteckt hatten verschränkten sie meine Arme und banden die Jacke auf dem Rücken zusammen. Sie hoben mich hoch und wollten mich raustragen. Doch mit letzter Kraft trat ich um mich. Irgendwie schafften sie es meine Beine festzuhalten so, dass ich mich nicht wehren konnte. „Nein!! Hört auf! Dad! Nicht!“, schrie ich mit heiserer Stimme. Warum unternahm er denn nichts?? Sah er nicht wie sehr mir diese Männer wehtaten. Wie sehr ich litt. Ich konnte den Schmerz nicht ertragen von Cynthia und meiner Mutter getrennt zu sein. So herzlos konnte er doch nicht sein. Er ignorierte mich und sah streng zu den Männern. Sie sollten mich endlich hier wegschaffen. Hauptsache weg von unserem Grundstück. Noch einen letzten Blick lies ich durch das Zimmer schweifen. Zu meiner geliebten Mutter. Zu meiner besten Freundin und Schwester. Vielleicht würde ich sie nie wieder sehen. Es brach mir das Herz. Doch dann wurde ich nach draußen getragen. Noch immer stemmte ich mich gegen die Männer. Doch sie waren einfach zu stark und das Mittel das sie mir gespritzt hatten war zu stark. Draußen stand ein großer Ford T. Eins der neusten Modelle seiner Zeit. Nicht gerade komfortabel aber er hatte genug Platz um mich darin so einzusperren das ich da nicht ohne weiteres rauskam. Sie öffneten die Türe. Einer der Männer ging zuerst rein um mich dann festzuhalten. Noch immer wehrte ich mich. Doch es störte sie nicht einmal. Sie verschlossen die Tür. Der dritte Mann startete den Motor. Dieser knurrte laut auf und ich erschrak. Nun gab es wirklich keinen Ausweg. Keine Chance irgendwie zu entfliehen. Nun stand eine mehrstündige Fahrt vor mir. Mein Vater hatte sicher viel gezahlt das sie mich extra abholen würde. Doch Geld war für meinen Vater kein Thema. Er hatte ein großes Unternehmen und somit keinen Geldmangel. Nur eine angeblich verrückte Tochter. Nach zwei Stunden Fahrt war der Wagen endlich an seinem Ziel angekommen. Ein großes weißes Haus, mit Fenstern. Diese waren mit dicken Eisengittern verkleidet. Der Wagen parkte in der Einfahrt und die Männer hoben mich erneut aus dem Wagen. Die Spritze wirkte noch immer und so hatte ich wenig Kraft mich zu wehren. Brutal zerrten sie mich in das große Gebäude. Hinweg durch die weißen langen Flure. Noch einmal sah ich die dicken Eisengitter an den Fenstern. Ich dachte das es die Fenster der Zimmer seien die ich dort sah. Doch als einer der Männer eine sogenannte Zelle, nein nichts von wegen Zimmern, öffnete traf mich fast der Schlag. Ein Bett und eine kleine Toilette. Mehr wies das Zimmer nicht auf. Nicht gerade sanft zerrten mich die Männer auf das Bett und drückten mich darauf. Dann verließen sie das Zimmer und schlossen die Tür. Es war das letzte Mal das ich das Tageslicht sah… Kapitel 1: Erinnerungen ----------------------- Dunkel und verlassen, abgeschottet von der Außenwelt. Nicht ein leises Geräusch war zu hören. Lag es an mir?? Oder war es wirklich so still. Vielleicht achtete ich auch schon gar nicht mehr darauf, was um mich herum geschah. Seit drei langen Monaten war ich nun schon hier. Nie besuchte mich hier jemand, warum jetzt? Keinen interessierte es wie es mir ging. Ich war eine von Vielen, eingesperrt, gehalten wie ein Tier das es nicht wert war zu leben. Warum war ich hier?? Ich war nicht verrückt. Nein! Ich war nur anders. Ich konnte Dinge die andere nicht konnten. Ich sah Sachen, die andere Menschen beunruhigten. Meine eigenen Eltern, oder besser gesagt mein Vater, war es der mich, mit meinen jungen siebzehn Jahren in diese persönliche Hölle sperren ließen. In eine Irrenanstalt. Eine Irre war ich also, das kleine stumme Mädchen das in die Zukunft sehen konnte. Oder zumindest nannten sie mich manchmal so. Immer wieder wenn ich alleine in meiner Zelle saß dachte ich über diese Worte nach. Was konnte ich dafür? Plötzlich vernahm ich ein Geräusch. Es war das Rascheln eines Schlüssels, nein mehrerer. Ich zuckte leicht zusammen. Doch ich brauchte keine Angst haben. Was sollte mir hier passieren? Nichts, ich war sicher. Zumindest glaubte ich fest daran, sonst würden mich meine Angstzustände sicher nicht ruhig schlafen lassen. Plötzlich kam das Geräusch näher. Jemand war an meiner Tür. Ich hielt die Luft an und starrte mit weit geöffneten und angsterfüllten Augen zu der Richtung aus der das Geräusch kam. Sehen konnte ich nichts. Ich lebte in ständiger Dunkelheit. „Guten Morgen“, flüsterte mir eine vertraute und weiche Stimme zu. Ich kannte sie, doch meine Angst verdrängte den Gedanken, dass ich ihr vertrauen konnte. Ich kauerte mich ganz klein zusammen, die Hände in meinen weißen Kittel gekrallt. Die Tür öffnete sich nur wenige Zentimeter. Das helle Tageslicht strahlte mich direkt an, und das obwohl noch nicht einmal die Sonne schien. Ich musste die Augen schnell schließen. Meine Augen waren einfach nicht mehr daran gewöhnt. Egal zu welcher Tageszeit, ich lebte immer ohne Sonne oder Tageslicht. Die Tür öffnete sich noch weiter und ich musste den Kopf zur Seite wegdrehen. Selbst durch meine Lieder brannte das Licht in meinen Augen. Ein kurzer Schatten huschte über mein Gesicht. Ich spürte genau das die Person die eben noch mit mir sprach nun den Raum betreten hatte. Schnell schloss sich die Tür, bis auf einen kleinen Schlitz damit die Person etwas sehen konnte. Das alles war mir wieder so vertraut. Nur sehr langsam konnte ich meine Augen öffnen. Außer den schwarzen Konturen eines großen stark gebauten Mannes sah ich nichts. „Keine Angst meine Kleine, ich bin es Gillean. Hab doch keine Angst. Ich bringe dir doch nur dein Frühstück. So wie jeden Morgen.“, flüsterte die Stimme noch immer mit Samtton. Obwohl er, dieser Mann der sich Gillean nannte flüsterte hörte es sich für mich an als ob er ganz normal redete. Gillean? Wie jeden Morgen? Natürlich. Ich kannte diesen Mann, sehr gut sogar. Er sorgte seit ein paar Wochen für mich. Womöglich hatte ich einfach zu viel erlebt um ihm voll und ganz zu vertrauen und ihn mir als Freund oder zumindest Pfleger zu merken. Es vergingen einige Sekunden in denen er nichts sagte. Vielleicht wartete er auf eine Antwort. Ich nickte nur leicht, das sollte ihm genügen. Er kam näher zu mir. Ich hörte nur das leise Geräusch als seine Schuhe den Boden berührten. Weiterhin beobachtete ich den großen Schatten vor mir, wie er immer näher und näher kam. Ja, ich hatte Angst, doch das war egal. Es würde eh niemanden interessieren wie ich mich fühlte. Doch plötzlich als seine Finger durch mein langes schwarzes Haar strichen zuckte ich zusammen und sah ihn mit angsterfüllten Augen an. „Shht. Keiner tut dir was. Na komm schon, du solltest etwas essen.“, sprach die Stimme in gleichbleibendem Ton. Sie hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich nickte erneut und er nahm eine kleine Schlüssel und einen Löffel hervor. Was darin war wusste ich nicht. Ich kannte dessen Namen nicht. Ich wusste nur, dass es nicht besonders schmeckte, aber dafür satt machte. Er nahm etwas damit mit dem Löffel und hielt es mir vor den Mund. Ich sollte nicht alleine Essen. Warum auch immer. Ich wusste es nicht. Womöglich war es dir Angst, dass ich dann gar nichts essen würde. Nur zögernd öffnete ich meinen Mund einen Stück. Gillean nutzte diese Chance und steckte den Löffel langsam in meinen Mund damit ich essen konnte. Ich nahm das breiartige Gemisch auf und kaute einige Male darauf herum bis ich es herunterschluckte. Etwas fragend sah ich zu meinem Gegenüber, oder zumindest zu dem was ich erkennen konnte. Es schmeckte nicht so wie sonst. Nein da war noch ein anderer Geschmack. Süßlich, und sehr lecker. Gillean lachte kurz, wodurch ich verunsicher wurde. „Ich habe heimlich etwas Honig rein gemischt, ich weiß doch wie schrecklich das schmeckt.“, sprach er nun ein wenig lauter aber viel besser gelaunt als zuvor. Erneut hielt er mir einen Löffel vor, den ich auch ohne zu murren aufnahm. Er nutzte es, dass ich etwas essen wollte. Nun war schon die halbe Schüssel geleert, doch mein Bauch sagte mir, dass er voll war. Den nächsten Löffel wollte ich nicht annehmen und drehte den Kopf weg. „Nicht? Hm, nun gut. Du solltest aber mehr Essen. Du bist schon ganz dünn, dann wirst du nie ganz gesund. Hat es dir wenigstens geschmeckt??“, fragte Gillean mit seiner honigsüßen Stimme. Er klang besorgt aber auch zuversichtlich. Oft fragte ich mich warum er so viel mit mir redete. Ich antwortete ihm nicht. Seit ich hier war redete ich nicht mehr. Die Angst eine Verbindung zu jemandem aufzubauen und dann doch nur enttäuscht zu werden war zu groß als das ich reden wollte. Ich zuckte nur uninteressiert mit den Schultern. Ich sah mich etwas in meinem kleinen Zimmer um. Außer dem Bett und einem kleinen Klo war das Zimmer leer. Keine Fenster keine weiteren Türen. Ich bemerkte wie diese sich durch etwas Wind ein Stück weiter öffnete. Wind. Seit Monaten hatte ich ihn nicht mehr auf meiner Haut gespürt. Wie gerne wäre ich wieder nach draußen gegangen. Gillean beachtete ich schon gar nicht mehr. Ich war versunken in meinen Gedankenbergen. Langsam zog Gillean an meinen Armen so, dass ich aufstand. Ich sah ihn unsicher an. Doch er strich mir mit seiner Hand sacht über die Wange und sprach mir erneut beruhigende Worte zu. Ich zitterte leicht, doch nur weil ich fast den ganzen Tag im Bett lag oder saß. Täglich lief er mit mir von der einen Seite des kleinen Zimmers zur anderen damit meine Muskeln sich nicht zurückbildeten. Zunächst hatte ich kleine Probleme doch nach wenigen Schritten war es als würde ich normal laufen. Er lies meine Hände los und betrachtete mich einfach nur eine Weile. Da meine Augen sich nun an die Helligkeit in dem Zimmer gewöhnt hatten konnte ich nun wieder klarer sehen. Ich blickte in Gilleans Gesicht. Von seinen dunklen Augen und der schmalen Nase, bis zu seinem Mund mit dem charmanten Lächeln. Immer wieder fielen seine langen braunen Haare, die mit silbergrauen Strähnen durchzogen waren, in sein Gesicht. Er war zwar älter, wie es mir schien, aber sein Gesicht zeigte nur wenige Falten. Auch sein Körper war nicht schwächlich und gebrechlich wie der eines alten Mannes. Ich konnte sein Alter nicht einschätzen. Vielleicht war es mir schlicht und einfach auch egal wie alt Gillean war. Erneut spürte ich einen Luftzug der in den Raum blies. Vielleicht hatte jemand draußen ein Fenster geöffnet. Ich stellte mir vor wie die Vögel draußen ihre Lieder sangen. Das Verlangen die Welt draußen zu sehen flammte in mir auf. Ich ging langsam einen Schritt zurück und drehte meinen Kopf zur noch immer offenen Tür. Es wunderte mich, dass Gillean nicht verunsichert war oder mir folgte. So schnell ich konnte öffnete ich die große Tür und rannte nach draußen. Ich wollte den Himmel sehen, das grüne Gras und die bunten Blumen. So schnell es meine Beine zuließen rannte ich über den weißen Gang. Das helle Licht brannte in den Augen so, dass diese etwas tränten und mir die klare Sicht nahmen. Ich stolperte und war im Begriff hinzufallen. Doch starke Arme hielten mich fest und stützten mich. Es war Gillean. Wie konnte er so schnell bei mir sein? Ich war nicht die Größte. Mit meinen 1,47 m war ich wirklich klein und meine Beine waren auch nicht die Längsten. Doch wenn ich wollte, war ich ziemlich flink. In wenigen Sekunden hatte er es einfach geschafft mich zu überholen und mich dann so schnell aufzufangen. Sanft drückte er mich an seinen Körper. Meine Finger krallten sich an seine weiße Jacke. „Ganz ruhig, Alice. Shhht. Beruhig dich. Keiner wird dir etwas tun. Das lasse ich nicht zu. Ich passe auf dich auf. Ich verspreche dir, dass du eines Tages hier raus darfst. Nur jetzt noch nicht. Hab Geduld, Kleine.“, flüsterte er mir beruhigend ins Ohr und strich durch mein langes Haar. Er beruhigte mich zwar doch ich hatte noch immer einen Schock. Das alles ging so unglaublich schnell. Langsam flossen mir Tränen über die Wangen. Ich weinte nur selten. Ich wollte den anderen nicht zeigen wie es mir ging. Doch ab und an konnte ich mich einfach nicht zurückhalten. Sofort eilten andere Pfleger zu uns und standen um uns. Erneute Panik stieg in mir auf. Selbst wenn ich Gillean trauen konnte, noch mehr Pfleger wollte ich nicht in meiner Nähe. Mir fehlte doch nichts. Ich war kerngesund, meist zumindest. Noch immer hielt er mich in seinen Armen. „Was ist mit ihr? Warum ist sie nicht in ihrer Zelle?“, fragte einer der anderen Pfleger mit rauer und fast böser Stimme. Sie waren alle so anders, nicht wie Gillean. Ich sollte froh sein das ich ihn hatte. Doch hier drinnen, eingesperrt in der Irrenanstalt, konnte ich das nicht als Glück ansehen. Der andere der beiden Männer zog an meinem Arm und drehte mich etwas zu sich so, dass er mich betrachten konnte. „Die kleine stumme mit ihren komischen Visionen..“, sagte er abwertend und legte eine Hand an mein Kinn. „ Sie sieht fahl aus, krank. Vielleicht solltest du dich nicht mehr um sie kümmern. Sie war bei dem vorherigen Pfleger in besseren Händen..“, murrte er streng und sah zu Gillean. Ich spürte, dass Gillean die Muskeln etwas anspannte und mich wieder zu sich zog. „Nein! Du weißt genau wie er mit ihr umgegangen ist. Er hat sie gezwungen und sie angeschrien. Obwohl er genau wusste das sie nicht mit ihm reden würde. Sie redet mit niemandem. Und das sollten wir endlich einsehen. Nur weil sie hier drinnen eingesperrt ist, ist sie ein Mensch wie wir auch. Ob ihr das einseht oder nicht. Ich werde mich weiter um sie kümmern. Sie wird essen wenn sie will. Es bringt nichts wenn wir sie dazu zwingen..“, meinte er mindestens genau so ernst und strich mir über den Rücken. Die beiden Männer sahen ihn wütend an, beließen es aber dabei. Ich schmiegte mich wieder dichter an meinen Pfleger. In diesem Moment war ich wirklich froh das er bei mir war. Die anderen Pflege in dieser Anstalt ängstigten mich. Mein letzter Pfleger war besonders schlimm wie Gillean es schon erzählte hatte. Gilleans Vorgänger sprach mit mir wenn er mir mein Essen brachte. Doch ich antwortete ihm nicht, genau so wie ich es jetzt nicht tat. Ich wurde angeschrien und geschüttelt wenn ich schwieg. Er wollte, dass ich redete und wenn er gewalttätig werden musste. Doch ich lies mich nicht dazu zwingen. Anstatt dessen steckte ich lieber eine Ohrfeige ein. Ebenso fütterte er mich nicht wie mein jetziger Pfleger es tat. Nein. Wenn ich nicht essen wollte dann zwang er mich dazu. Doch das alles brachte ihm nichts denn sobald er weg war musste ich mich übergeben. Das war auch der Grund warum ich so dünn war. Aber nun schoben sie das alles auf Gillean. Es war ungerecht. Wie sehr wünschte ich mir stark zu sein, so wie früher. Doch ich war klein und ängstlich. Konnte kein Vertrauen zu Niemandem aufbauen. Verurteilt zum ewigen Leben in dieser Hölle. „Na komm schon Alice. Ich bring dich zurück in dein Zimmer.“, sagte Gillean mit Samtstimme und brachte mich langsam zurück zu meiner Zelle. Nur wiederwillig folgte ich ihm. Ich wollte nicht, doch eine andere Wahl hatte ich nicht. Vielleicht hatte ich etwas Glück und Gillean würde noch eine Weile bei mir bleiben. Wir waren nach wenigen Metern an meiner Zelle angekommen. Ich hatte das Gefühl weiter gerannt zu sein. Doch mein Gefühl täuschte mich wohl, wie so oft. Wir wollten gerade das Zimmer betreten als ich wie vom Schlag getroffen stehen blieb und auf den Boden starrte. Immer wieder flackerten Bilder vor meinem inneren Auge. Ich sah verschiedene Sequenzen. Wie von einem Film liefen sie vor mir ab. Es dauerte eine Weile bis ich sie richtig zusammenfügte. Gillean war sofort bei mir und stützte mich. Wieder sprach er mir beruhigende Worte ins Ohr, doch ich konnte ihnen nicht folgen da ich zu abgelenkt von meiner Vision war. Ob es wirklich eine Vision war? Ich wusste es nicht, zumindest sagten die Leute, dass ich so etwas hatte. Nur weil ich ab und an sah was in der Zukunft geschah. Ich hatte mich langsam beruhigt. Das was ich gesehen hatte sorgte dafür. Denn meist stimmte das was ich sah. Gillean würde heute noch ein wenig bei mir bleiben. Es geschah nicht oft das er das tat, denn er durfte es eigentlich nicht. Den Pflegern war es untersagt mit den Irren, wie sie abwertend sagten, länger als die zehn Minuten, die sie zum Pflegen brauchten, in einer Zelle zu sein. Plötzlich spürte ich starke Arme die mich hochhoben. Gillean wusste genau wie ich reagierte wenn ich eine Vision hatte. Langsam trug er mich in das Bett und setzte sich dann neben mich. „Bleib ganz ruhig. Ich sollte eigentlich wieder gehen, doch..“, begann er leise zu reden, doch ich hörte ihm ab diesem Moment gar nicht mehr zu. Denn ich wusste genau, dass er sich entschieden hatte noch eine Weile bei mir zu bleiben. Fast so etwas wie ein kleines Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Ich schmiegte mich an ihn, schloss meine verweinten müden Augen und genoss die Zeit die ich mit ihm verbringen konnte. Kapitel 2: Waschtag/Zahltag --------------------------- Wie viel Uhr es wohl war? War die Nacht schon vorüber?? Gillean war mit einem leisen „Schlaf gut Kleine“,nach dem Abendessen verschwunden. Also musste es Nacht sein. Ob es draußen wohl dunkel war, und kalt? Vielleicht schien die Sonne schon und es war Tag. Zu viele Fragen in meinem Kopf. Ich dachte doch sonst nie so viel über solche Dinge nach. Wie kam das?? Schon wieder eine Frage. Ich wurde hier drinnen wirklich langsam verrückt. Oder vielleicht war ich es auch schon. Ich seufzte und legte die Hände an meinen Kopf. Erneut vernahm ich das klappern eines Schlüsselbundes. Ich schrak auf. Doch ich brauchte nichts zu befürchten. Es war Gillean wie immer. Also musste es jetzt morgen sein. Erleichtert, eine Antwort auf meine endlos scheinende Fragerei zu bekommen sah ich auf. Nun raschelten die Schlüssel an meiner Tür und öffneten sie. Ich freute mich schon darauf, dass ich Gillean wieder sehen würde. Doch plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein dünner Schatten stand direkt vor mir. Dieser Schatten, er wirkte anders als der von meinem eigentlichen Pfleger. Schmaler, und nicht so muskulös. Langsam versuchte ich meine Augen zu öffnen und etwas zu erkennen. Eine Frau. Ja, es war eine Frau die da im Raum vor mir stand. Ich erinnerte mich. Alle drei Tage war hier Waschtag. Also war es vielleicht gar nicht Morgen. Und das Licht das ich sah war dann auch kein Tageslicht. Ich wurde grob am Arm gepackt und auf die Beine gezogen. Ich konnte nicht so schnell reagieren und stolperte leicht. Doch die Frau hielt mich gut fest. „Na komm endlich! Faules Stück!“, sagte die Frau mich bissigem Ton. Ohne Rücksicht auf mich zerrte sie mich aus dem Raum. Das Licht der hellen Lampen brannte mir in den Augen. Ich konnte nicht sehen wo sie mich hinbrachte. Immer wieder zog sie brutal an meinem Arm. Ich stolperte ihr nach und hoffte, dass wir den Waschraum bald erreicht hatten. Sie behandelte mich wie ein Tier, oder ein Wesen das es nicht wert war mit etwas Respekt behandelt zu werden. Ich warf einen kurzen Blick durch die vergitterten Fenster, oder zumindest das was ich davon erkennen konnte. Es war tiefste Nacht. Aber warum?? Wieso um Himmels Willen mussten wir nachts duschen? Es gab doch noch den ganzen Tag. Weiter zerrte sie mich durch die langen weißen Flure bis wir das Ziel endlich erreicht hatten. Ich wurde in einen großen Duschraum gebracht. Alleine natürlich. Fast nie sah ich andere Irre. Nur manchmal hörte ich sie schreien, lachen oder um Hilfe betteln. Die Pflegerin schloss die Tür nach uns und sah mich vielsagen an. Langsam gewöhnte ich mich an das helle Licht und konnte etwas sehen. Kurz musterte ich die langen blonden Haare der Frau vor mir. Sie war nicht sehr alt, doch durch ihren strengen Blick wirkte sie als wäre sie schon mindestens vierzig Jahre. Durch ihre große Brille starrte sie mich an. „Na mach schon! Worauf wartest du denn? Mach, dass du deine alten Klamotten ausziehst. Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit!“, rief sie mit aufgebrachter krächzender Stimme. Ihre Art machte mir Angst. Die Pfleger die uns wuschen wechselten immer, daher konnte ich mich an diese Frau nicht erinnern. Doch sie verunsicherte und ich verweigerte es mich auszuziehen. Ich wollte mich einfach nicht vor ihnen ausziehen. Selbst wenn es Frauen waren. Ich dachte manchmal, dass mir da selbst Gillean lieber wäre, auch wenn er ein Mann war. Oder vielleicht genau deshalb? Er würde sicher nie so grob zu mir sein. Plötzlich spürte ich wie die Frau mich etwas nach hinten schubste, mich grob gegen die Wand drückte. „Du bist nicht nur stumm sondern auch taub!“, brüllte sie mir ins Ohr und verpasste mir dann eine Ohrfeige. Mein Kopf schellte zur Seite. Ich spürte den Schmerz schon fast gar nicht mehr. Immer wieder wurde ich hier geschlagen, weil ich nicht das tat was man von mir verlangte. Mit leerem Blick starrte ich auf den weißen, gefliesten Boden des Duschraumes. Ich traute mich nicht die Frau, oder für mich besser gesagt das Monster, vor mir anzusehen. Sie wartete, dass ich mich rührte doch ich tat es nicht. Warum sollte ich auch? „So machst du dir hier aber keine Freunde! Du solltest tun was ich dir sage!“, knurrte sie mir schon fast ins Ohr und packte mich dann bei meinen langen schwarzen Haaren. Ich schrie leise auf als sie das machte. Anstatt das sie aufhörte lachte sie nur leise. Es klang für mich schon fast irre. Welch‘ Ironie wenn man bedachte, dass ich hier eigentlich die Irre sein sollte. Mit ihrer freien Hand packte sie mein Kinn und zog es so zu sich das ich sie ansehen musste. „Also bist du dir sicher, dass du dich weiterhin wehren willst??“. Unsicherheit stand mir ins Gesicht geschrieben als die Blonde mir diese Worte zuflüsterte. Schnell schüttelte ich meinen Kopf, und sah sie weiterhin mit angsterfülltem Blick an. Sie sollte endlich aufhören, mich loslassen. Wie gern hätte ich ihr das gesagt doch über meine Lippen würde nicht ein einziges Wort kommen. Sie hatte meine Antwort auch ohne Worte verstanden, denn sie lies mich los. Ganz langsam begann ich meinen langes kittelartiges weißes Shirt auszuziehen. Es war viel zu groß, wie auch meine Hose. Doch es störte mich nicht. Lieber hatte ich einen alten Lumpen an, als das ich nackt vor diesem Monster stehen musste. Nun tat ich schon was mir dieser Drache sagte, doch es schien nicht richtig zu sein. Wutentbrannt sah sie mich an und lief wieder zu mir. Mit Gewalt riss sie mir die Klamotten vom Leib. Ihre grobe Art tat mir weh und ich wimmerte immer wieder leise auf. Nun stand ich da, nackt und verletzt. Nur meine dünnen Arme schützen mich vor den Blicken der Blonden. Mein abgemagerter zierlicher Körper, wie schämte ich mich für ihn. Doch es schien sie nicht zu stören. Noch immer sah sie mich mit diesem fast besessenen Blick an. „Na los! Wasch dich!“, befahl sie mir auf forsche Weise. Mit diesen Worten schaltete sie das Wasser an. Es war eiskalt. Mit warmem Wasser durften wir nicht duschen. So etwas brauchten wir nicht. Wasser blieb schließlich Wasser hatten sie einmal zu mir gesagt. Das eisige Wasser prasselte auf meine bleiche Haut und brannte. Ich schrie leise auf, da ich mich so erschrak. Erneut warf mir die Blonde einen stechenden Blick zu der mich zu durchbohren schien. Schnell wand ich den Blick ab. Ich versuchte meinen Körper zu waschen, doch das kalte Wasser lies meinen Körper so zittern das ich mich kaum rühren konnte. Zähneklappernd umklammerte ich meinen Körper, so als ob ich ihn vor dem Auseinanderfallen schützen wollte. Erneut blickte ich zu 'meinem Monster'. Ihr krankes, fast psychopathisches Grinsen und das Stechen in den Augen verwandelten sich nun in blanken Hass. Ich zuckte zusammen und ging vorahnend einen Schritt zurück bis ich ganz an der Wand stand. Doch das blonde Monster war schnell. Blitzschnell schaltete sie das eisige Wasser ab und eilte zu mir. Erneut packte sie mich grob an den Haaren und drückte mich brutal an die Wand. „Du kleines Miststück! Ich hab dir gesagt was du tun sollst! Warum tust du nicht was ich dir sage?!“, brüllte sie mir laut ins Ohr. Und mit diesen Worten spürte ich erneut einen stechenden Schmerz auf meiner Wange. Geschockt und schon fast verstört sah ich auf den gefliesten Boden. Es sollte mir eigentlich nichts mehr ausmachen geschlagen zu werden, so oft wie das hier passierte, doch ich bangte das sie es nicht nur bei einer harmlosen Ohrfeige beließ. Ich hatte recht. Ohne Rücksicht zog sie mich an den Haaren von der Wand weg und schubste mich auf den Boden so, dass ich mich gerade noch abstützen konnte. Um mich wenigstens ein bisschen zu schützen machte ich mich noch kleiner als ich eh schon war und legte schützend meine dünnen Arme um mich. Doch es brachte alles nichts, immer wieder trat sie auf mich ein. Laute Schreie waren aus dem Duschraum zu hören. Ich hoffte so sehr das sie jemand hören würde. Das mir jemand zur Hilfe eilte. Vergebens. Weiterhin trat sie auf mich ein. Meine Rippen schmerzten unheimlich. Immer wieder erwischte sie dieselbe Stelle. Das Gummi ihrer Sohlen rieb an meinem nassen Körper. Es brannte fürchterlich. Erneute Schreie von mir. Es störte sie nicht, denn als sie ihre Wut endlich abgelassen hatte, ließ sie auch mich endlich in Frieden. Zusammengekauert blieb ich auf dem Boden. Zitternd vor Schmerz und Angst. Das Gesicht zu einer schmerzverzogenen Maske verzerrt. Plötzlich packte sie mich am Haar und zwang mich so aufzustehen. Nur widerwillig tasteten sie meine nackten Füße voran bis sie sicheren Halt fanden. „Ich hoffe das war die eine Lehre..“, giftete die Blonde mich leise an ehe sie mich wieder grob am Arm packte. Wutentbrannt ging sie mit mir raus. Noch immer war ich nackt, entblößt und geschlagen wie ein Hund der nicht machte was sein Herrchen ihm befahl. So wie ich war, schleifte sie mich durch die langen Flure. Manche Irre waren mir ihren Pflegern draußen. Alle starrten sie mich an. Zumindest schien es mir durch meine verweinten Augen so. Ich schämte mich bis auf die Knochen, den Blick stets auf den Boden gerichtet. Manche lachten, manche riefen uns Worte oder Sätze herüber die ich nicht verstand. Reine Schikane von dem blonden Monster an meinem Arm. Nun verstand ich auch warum wir nur nachts duschen durften. Damit uns nicht so viele Pfleger sahen. Es war nicht erlaubt was sie taten. Das sie uns schlugen, uns demütigten. Das alles wurde vertuscht. Absichtlich sah man weg, nur um zu vermeiden das man selbst Ärger bekam. Mit jedem Schritt, oder besser gesagt Stolpern, hoffte ich endlich bei meiner kleinen Zelle zu sein. Endlich wegzukönnen von dieser schrecklichen Frau. Doch dann endlich war es soweit, mit einem lauten Quietschen öffnete sich die Tür meiner Zelle. Gewalttätig schubste sie mich auf das Bett. Nicht einmal neue Sachen zum Anziehen ließ sie bei mir. Noch immer nackt, lag ich in meinem Bett, mit einer Decke, meinem einzigen Schutz, bedeckt. Mein Körper bebte noch immer, vor Angst, Kälte und Schmerz. Ich traute nicht mich zu Rühren aus Angst sie würde noch einmal kommen und mir Schmerzen zufügen. Es verging einige Zeit, nichts war zu hören. Nicht ein Mucks, nicht ein Wort, nicht das winzigste Geräusch. Es war fast schlimmer als das kranke Gelächter, das Schreien der anderen Irren hier. Diese endlose Stille die sich im Raum breit machte. Es dauerte eine Weile bis ich das Rascheln von Schlüsseln vernahm. Sofort spannten sich alle Muskeln in meinem mickrigen Körper an. Die Angst, erneut geschlagen zu werden ließ mich nicht klar denken. Mit einem lauten Quietschen öffnete sich meine Tür. Ganz langsam. Vielleicht war es doch das Monster vor dem ich mich so sehr fürchtete. Wie ein wildes Tier das auf der Lauer lag würde sie auf mich, ihr Opfer warten, und dann in dem Moment in dem ich es am wenigsten erwarten würde, zuschnappen. Immer wieder biss ich mir auf die Lippe um ein Schluchzen zu unterdrücken. „Alice? Keine Angst, ich bin es nur, Gillean. Ich werde jetzt reinkommen. Hab bitte keine Angst.“, flüsterte mir die vertraute Stimme zu. Ich hörte und verstand zwar die Worte die er mir sagte, doch Glauben konnte ich ihnen nicht schenken. Langsam öffnete sich die Tür einen Spalt weiter, so, dass das helle Licht der Lampen draußen wieder in mein Zimmer scheinen konnte. Zum eigenen Schutz lag ich mit dem Rücken zur Tür. Wenn das Monster noch einmal gekommen wäre, dann hätte ich sie wenigstens nicht ansehen müssen. Doch es war nur Gillean, ich brauchte also keine Angst zu haben. Mein Verstand wusste das, doch mein Körper konnte sich nicht beruhigen und zitterte noch immer. Mit leisen Schritten kam er auf mich zu und setzte sich auf mein Bett. Für wenige Sekunden hielt ich die Luft an. Ich befürchtete das mein hektischer Atem so laut war das ich ein wichtiges Geräusch überhören könnte. „Kleines? Ich weiß was passiert ist. Es tut mir so unendlich Leid das ich dir nicht schnell genug helfen konnte. Ich..habe dir Sachen zum Anziehen mitgebracht wenn du sie möchtest.“, flüsterte er mir leise zu und legte dann die Klamotten oder besser gesagt Lumpen vor mir aufs Bett. Ich war ihm dankbar, wirklich. Doch ich hatte einfach keine Chance ihm das zu zeigen. Als Antwort musste er sich mit einem kleinen Nicken zufrieden geben. Ich war mir sicher, dass er es verstehen würde denn als Zeichen strich er mir ganz sacht über meine Wange. Nur kurz zuckte ich zusammen ehe ich meine Augen schloss und versuchte diese zärtliche Berührung zu genießen. Zu gern wollte ich die Sachen die er mir brachte anziehen. Doch noch immer bebte mein Körper, ich war unfähig mich richtig zu bewegen. „Sshht, versuch bitte dich zu beruhigen. Wenn du möchtest, dann kann ich dir auch helfen. Ich werde auch ganz vorsichtig sein.“, flüsterte er mit seiner honigsüßen Stimme. Erneut strich er sacht über meine Wange. Wieder nur ein kleines Nicken von mir. Lieber wollte ich, dass er mir half, als das ich noch weiter nackt in meinem Bett lag. Ich vertraute Gillean, zumindest musste ich das, wenn ich wollte das er mir half. Zaghaft strich er mir langsam die Decke vom Körper. Ich hatte keine Angst vor seinen gaffenden Blicken. Gillean war nicht wie die anderen Pfleger, er war viel fürsorglicher und liebevoller, das spürte ich genau. Als er meinen Oberkörper von der Decke befreite musste er wohl die Wunde an meinen Rippen gesehen haben. Sicher war die Stelle knallrot, und mit kleinen Striemen übersät. „Was hat sie dir nur angetan?“, fragte er leise zu sich selbst, denn er wusste, dass ich ihm keine Antwort geben würde, nicht einmal jetzt, „Ich werde machen das es nicht mehr wehtut. Vertrau mir einfach.“, flüsterte er mir leise ins Ohr. Was nun geschah konnte ich nicht verstehen. Langsam legte er seine eiskalte Hand auf die Wunde, es schmerzte und ich wimmerte leise auf. Erneut flossen Tränen über meine Wangen. Doch dann strich er einige Male über dieselbe Stelle und es fühlte sich an als ob er den Schmerz damit lindern würde.Mit jedem Strich ein bisschen mehr. Nach einigen Berührungen konnte ich den Schmerz nur noch ganz leicht spüren. Ich fragte mich was er getan hatte. Es war fast wie Zauberei. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, nach all dem was ich hier schon erlebte. Es konnte aber auch sein das es einfach an seinen Händen lag. Sie waren eiskalt, und es tat gut sie auf der brennenden Haut zu spüren. Ich wusste nicht was es war, aber es musste mich auch nicht interessieren, schließlich war der Schmerz nun gelindert. Langsam und zögernd drehte ich meinen Kopf zu Gillean herüber um ihn anzusehen, oder es besser gesagt zu versuchen. Durch meine verweinten Augen und die Dunkelheit war das erschwert. „Ich hab‘ dir doch gesagt das es besser wird, meine Kleine. Du brauchst keine Angst haben, ich werde bei dir bleiben und dich beschützen.“, murmelte er mir leise zu während er über meine Wange strich. Auch hier fühlte sich seine Hand eiskalt an. Es war mir vorher nie aufgefallen. Doch es war schön diese Kälte zu spüren. Langsam hob er die Decke von meinem Körper, so, dass ich ganz nackt dalag. Wie ein Stückt Fleisch auf dem Brett eines Metzgers. Nur das Gillean mich nie so behandeln würde. Zögernd nahm er die Unterwäsche von dem Klamottenstapel vor mir und half mir sie anzuziehen. „Erst das eine Bein..und dann das Andere, genau..“, flüsterte er mir leise zu während er die viel zu große Hose über meine mageren Beine streifte. Ich kam mir vor wie ein kleines Kind. Doch die Geborgenheit, und das Gefühl, wichtig zu sein, machten mich etwas sicherer. Nun zog er mich langsam an den Armen hoch, so, dass ich vor ihm saß. Langsam stülpte er mir das große kittelartige Shirt über. Noch nie war ich Gillean so dankbar das er bei mir war. Zum Zeichen meines Vertrauens beugte ich mich langsam nach vorne und legte die Arme um ihn. Es schien ihm zu gefallen, denn er erwiderte meine Umarmung sacht. Behutsam strich er mir über den Kopf und durch mein langes verzotteltes nasses Haar. „Du hast wirklich wunderschöne Haare. Ich habe dir ein kleines Geschenk mitgebracht. Eigentlich dürfte ich das gar nicht, aber bei dir mache ich eine kleine Ausnahme.“, meinte er leise während er hinter sich griff und etwas kleines Schimmerndes hervorzog. Ich konnte nicht gleich erkennen was er da in der Hand hielt doch als er es etwas näher zu mir hielt, erkannte ich es. Es war eine kleine Haarbürste, mit schönen Verzierungen am Griff und ganz in silbernem Ton. Langsam löste ich eine Hand von ihm und strich über den glatten Griff bis vor zu den Borsten. „Dreh dich herum, dann bürste ich dir deine Haare. Dann bist du wieder hübsch wie immer.“, sagte er mit einem charmanten Lächeln. Ich konnte einfach nicht wiederstehen, nickte leicht und drehte mich dann herum, so, dass ich mit dem Rücken zu Gillean saß. Ganz sanft griff er nach meinen Haaren und begann sie so vorsichtig er nur konnte zu durchbürsten. Es tat überhaupt nicht weh oder ziepte. Ich schloss meine Augen und genoss das Gefühl, so umsorgt zu werden. Nach einiger Zeit griff er nach meiner Hand und legte die Bürste hinein. Dann legte er seine große kalte Hand um meine und führte sie zu meinem Haar. Mit langen Bürstenstrichen fuhr ich, dank seiner Hilfe, durch mein Haar. Es fühlte sich gut an, etwas alleine machen zu können. Zumindest fast alleine. Es fühlte sich an als vergingen Stunden, in denen wir einfach nur mein Haar bürsteten. Eine vielleicht stumpfsinnige Beschäftigung für Außenstehende, doch für mich war es das Schönste was mir nach diesen drei langen Monaten passieren konnte. Nach diesen gefühlten Stunden drehte ich mich wieder zu meinem Gegenüber und blickte ihn an. Wie gerne hätte ich ihm nur ein leises „Danke“ zugemurmelt. Doch über meine Lippen drang nicht ein winziges Wort. So weit war ich einfach noch nicht. Vorsichtig umarmte ich den großen Mann vor mir wieder und legte den Kopf an seine Brust. Langsam schloss ich die Augen. Ich spürte ein sanftes Streichen über meinem Rücken. Dieses lies mich wohl früher oder später behutsam einschlafen. Kapitel 3: Nur ein Wort ----------------------- Weitere Monate vergingen. Es mussten Mittler Weile schon fast acht Monate gewesen sein in denen ich hier, in meiner persönlichen Hölle, eingekerkert wurde. Oft fragte ich mich wie es wohl sein konnte das ich hier nicht total durchdrehte. Aber ich war mir sicher, dass wirklich jeder Mensch hier drinnen Irre war. Und selbst wenn er es bei seiner Einlieferung nicht war, so würde er es spätestens nach den ersten zwei Monaten werden. Wie konnten manche von ihnen über mehrere Jahre hier bleiben?? Würde es mir vielleicht auch so gehen?? Gillean hatte mir immer wider gesagt, dass er mich hier rausholen würde. Eines Tages wäre es soweit. Konnte ich ihm wirklich glauben schenken?? Oder sagte er dass nur, damit ich nicht ganz durchdrehte. Aber es war doch egal, ich war hier drinnen eingesperrt, und selbst wenn ich jemals wieder hier rauskommen sollte. Wo sollte ich dann hin?? Wer wollte mich schon?? Ich hatte kein Geld, keine Wohnung. Nichts… Plötzlich spürte ich wie man mir durch das Haar strich. Kurz zuckte ich zusammen. Doch ich merkte schnell wer es war. Nur ein Pfleger hatte so kalte aber zärtliche Hände. Es musste Gillean gewesen sein. „Guten Morgen, Liebes..“, flüsterte er leise. Immer wieder nannte er mich bei den kuriosesten Kosenamen. Er wusste, dass es mir gefiel. Immer wieder wenn er mich bei einem Kosenamen nannte, gab es mir das Gefühl wichtig zu sein. Nicht eine von Vielen zu sein. Sonder diejenige um die er sich kümmern wollte, und nicht nur sollte. Es war einfach schön nicht immer nur ‚Die Irre‘ genannt zu werden. Und wie er so durch mein Haar strich, breitete sich ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen aus. Ganz langsam öffnete ich meine Augen und sah mich in dem dunklen Raum um. Dieses Mal war ich mir fast sicher, dass es morgen war. Müde rieb ich mir den Schlaf aus den Augen und drehte mich in die Richtung in der mein Gegenüber saß. Nur langsam setzte ich mich auf und versuchte die groben Konturen von Gillean zu erkennen. Es fiel mir schwer, doch eins fiel mir sofort auf. Sein charmantes Lächeln. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er es je ablegen würde. „Ich hoffe du hast gut geschlafen. Heute ist doch ein ganz besonderer Tag, weißt du noch??“, fragte er mit Samtstimme und strich mir über die Wange. Ein ganz besonderer Tag? Ich versuchte angestrengt mich an etwas zu erinnern. Doch was sollte es für mich schon für besondere Tage geben? Ein verunsicherter Blick stand mir ins Gesicht geschrieben. Gillean hatte diesen nicht übersehen denn er begann plötzlich leise zu lachen. Spottete er jetzt über mich?? Ich schämte mich etwas, und so röteten sich meine Wangen leicht. Man sah es sicher nicht in diesem dunklen Raum, doch mein Pfleger würde es sicher spüren, da er mir noch immer über die Wange strich. „Das braucht dir nicht peinlich sein, Kleines. Ich kann mir vorstellen, dass du hier drinnen so einiges vergisst. Heute ist doch dein Geburtstag. Es tut mir Leid, dass ich dir keine große Torte, und keine Party mit Luftschlangen und Musik bieten kann aber ich hab dir etwas anderes mitgebracht. Schließ deine Augen, Alice.“, sagte er leise und griff hinter sich. Doch was er dort hatte zog er nicht hervor, er wartete erst bis ich meine Augen geschlossen. Dies tat ich dann, wenn auch etwas unsicher. Was könnte er mir denn schenken wollen?? Gespannt wartete ich darauf, dass sich etwas tat. Langsam hörte ich das Rascheln von Papier. Plötzlich griff er nach meiner Hand und legte etwas kleines Viereckiges hinein. Langsam tastete ich es ab. Es fühlte sich an wie ein kleines Papiertütchen. Etwas ungeduldig wartete ich bis er mir sagte, dass ich meine Augen wieder öffnen konnte. Unsicher versuchten meine Augen das kleine Etwas in meiner Hand zu erkennen. Es dauerte einige Momente bis ich die Konturen erkennen konnte. Etwas verwirrt blickte ich zu Gillean hoch. „Na mach es schon auf. Oder glaubst du wirklich, dass ich dir nur ein kleines Papiertütchen schenke?“, fragte er leise und lachte dann kurz. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Eigentlich erwartete ich gar nicht, dass mir jemand etwas schenkte. Ich sah ihn an und zuckte leicht mit den Schultern, zum Zeichen meiner Unsicherheit. Ein Lächeln breitete sich auf seinen perfekt geformten Lippen aus. Erneut strich er mir über die Wange und sah mich einfach nur an. Ich wusste was das heißen sollte. Langsam sah ich wieder zu dem kleinen Tütchen, oder zumindest das was ich davon erkennen konnte. Zaghaft öffnete ich es und schüttete den Inhalt auf meiner Hand aus. Es fühlte sich kalt und rund an. Ich hielt meine Hand näher zu meinem Gesicht um etwas zu erkennen. Und dann sah ich was es war. Es war eine kleine Kette, mit einer Art Amulett daran. Langsam strich ich über den ovalen Anhänger. Das war die schönste Kette ich je gesehen hatte. Ich freute mich unheimlich darüber, auch wenn ich es nicht zeigen konnte. Plötzlich griff Gillean nach der Kette und nahm sie mir aus der Hand. „Dreh dich um, Kleines. Dann kannst du sie gleich anziehen. Ich hoffe sie gefällt dir.“, flüsterte er mit Honig in der Stimme. Ich sah ihn an und schenkte ihm ein kleines Lächeln. Das erste Lächeln das man auch als solch eines ansehen konnte. Ich nickte und drehte mich dann langsam um. Vorsichtig strich er mir das lange Haar zur Seite und legte mir die Kette um den Hals. Das kalte Metall der Kette lies mich kurz zusammenzucken. Doch als er meine Haare wieder auf meinen Schultern abließ wurde es gleich besser. Ich blickte nach unten und strich einige Male über das ovale Amulett. Ich fand es einfach wunderschön. Zögernd drehte ich mich wieder zu ihm um und legte meine mageren Arme um ihn. Ob er das als Dankeschön ansah?? Ich hoffte es zumindest. Wieder strich er meinen Rücken entlang. Ich genoss es. „Du hast noch gar nicht alles gesehen, Alice.“, sagte er leise und strich ebenfalls über die Kette. Ich löste mich etwas von ihm und sah ihn fragend an. Noch mehr?? Ich verstand nicht. Auch ich warf noch einen Blick auf die Kette. Er strich über das Amulett und öffnete es dann langsam. In diesem Amulett war ein kleines Bild. Doch ich konnte nicht erkennen was es war. Gillean schien das zu merken und hielt das Amulett so in das schwache Licht das durch den kleinen Türspalt ins Zimmer schien, dass ich es besser sehen konnte. Interessiert suchten meine Augen nach den Konturen des Bildes. Als ich es erkannte schenkte ich ihm erneut ein kleines Lächeln. Es war kein Bild, sondern eine kleine Zeichnung. Soweit ich es erkennen konnte, war es die Zeichnung eines Schmetterlings. Ein Schmetterling? Warum ausgerechnet ein Schmetterling?? Ich freute mich sehr, doch verstehen konnte ich den Zusammenhang nicht. „Ja..ein Schmetterling“, begann er leise und sah mich an als ob er gemerkt hätte wie verunsichert ich war, „Ich will ganz ehrlich sein. Das Amulett habe ich von meiner Mutter bekommen. Sie hat es eigentlich so gut wie immer getragen. Und dann, am Sterbebett hatte sie es mir gegeben, und gesagt ich solle es eines Tages einem ganz besonderen Menschen schenken. Aber, naja genug über mich und meine Familie geredet. Ich dachte, dass es dir gefallen könnte. Irgendwie passt es. Manchmal bist du wie ein Schmetterling, weißt du das? Man sperrt dich ein, doch du wirst immer frei sein.“, fuhr er weiter fort und strich mir über die Wange. Ich nickte nur leicht. Zwar wusste ich nun endlich was ein Schmetterling mit mir zu tun hatte, zumindest nach Gilleans Meinung, doch ich empfand nicht ganz so. Ich war noch immer eine Gefangene, und sicher nicht frei. Aber ich zerbrach mir nicht weiter den Kopf darüber und umarmte ihn erneut. Sacht legte ich den Kopf an seine Brust und schloss die Augen. Doch nach kurzer Zeit löste er sich wieder. Er griff neben sich und holte die kleine Metallschüssel mit meinem Essen, oder wie auch immer man es nennen konnte, hervor. Es war immer noch morgen. Und er war eigentlich hier um mir mein Frühstück zu bringen. Ich weigerte mich nicht groß und aß einige Löffel des breiigen Gemisches. Wie immer schmeckte es nicht besonders. Leider konnte Gillean nur selten etwas Honig oder Zucker hineinmischen. Und wenn er es schaffte dann aß ich auch etwas mehr davon. Doch heute würde es wohl wieder bei einer halben Schüssel bleiben, wie sonst auch. „Ich hoffe es hat dir geschmeckt Liebes..“, flüsterte er mir leise zu und sah mich an. In seinem Blick lag Neugier. Fast so als würde er etwas von mir erwarten. Ich konnte diesen Blick nicht deuten und sah deshalb einfach wieder auf meine Kette. Sie war nun wirklich mein Ein und Alles. Nachdem was er mir vorhin über die Kette erzählt hatte, musste sie ihm sehr wichtig sein. Nein. Ich musste ihm sehr wichtig sein. Schließlich versprach er seiner Mutter, dass er die Kette einem besonderen Menschen geben würde. „Weißt du Alice. Ich..weiß zwar, dass du eigentlich nicht reden willst. Ich kann das auch verstehen. Aber..vielleicht..vielleicht wirst du eines Tages mit mir Sprechen. Und wenn es nur ein Wort ist. Ich hoffe du weißt wie wichtig du mir bist, meine Kleine. Nur ein winziges Wort, damit ich weiß, dass ich dir nicht egal bin.“, flüsterte er leise zu mir und legte eine Hand an meine Wange. Ich vernahm seine Worte und richtete den Blick wieder zu ihm. Nun geschah genau das was ich nicht wollte. Ich wusste genau wie ich auf ihn wirkte. Das er wollte, dass ich redete. Alle wollten das, doch es fiel mir unheimlich schwer. Zwar hatte ich in den letzten Monaten eine Art Vertrauen zu Gillean aufgebaut, doch die Angst dieses Vertrauen, so schnell wieder zu verlieren war einfach unheimlich groß. Ein Wort. Nur ein winziges kleines Wort. Was war daran so schlimm?? Ich konnte es selbst nicht verstehen. Unsicher blickte ich ihn an. „Tut mir Leid, dass ich so viel von dir verlange, Alice. Und..es muss auch nicht gleich sein. Nur, vielleicht denkst du darüber nach. Nur ein Wort.“, murmelte er mir ins Ohr und legte seine Arme um mich. Unsicher nickte ich und schmiegte mich an ihn. Ich schloss meine Augen und ließ seine Worte noch einmal durch meinen Kopf gehen. Einige Minuten saßen wir einfach nur da, und hielten uns in den Armen. Es war schön bei ihm zu sein, zu wissen, dass man jemandem wirklich wichtig war. Nach einiger Zeit löste er sich von mir. Langsam nahm er die Schüssel und den Löffel. Er wollte gehen. Jetzt schon?? Ich war fast etwas traurig, dass er gleich wieder gehen musste. Doch er war eh schon länger bei mir als er eigentlich durfte. „Du weißt sicher schon, dass ich gehen muss. Aber wir sehen uns ja heute Abend wieder. Und morgen hab ich noch eine ganz besondere Überraschung für dich. Ich.. hab es arrangiert das du morgen ein wenig aus deiner Zelle raus darfst. Zwar noch nicht ganz raus, aber in den Gemeinschaftsraum, zu den Anderen. Also bis heute Abend, mein kleiner Schmetterling~“, flüsterte er mit Samtstimme ehe er mir einen winzigen Kuss auf die Stirn hauchte. Kapitel 4: Um Haaresbreite -------------------------- Der Tag verging schneller als ich es erwartet hatte. Obwohl. Verging er überhaupt schnell?? Das konnte ich so genau gar nicht sagen. Schließlich hatte ich hier drinnen jegliches Zeitgefühl verloren. Ich konnte ja nicht einmal sagen ob es morgens oder abends war. Nur Gilleans Worte, am Morgen, erinnerten mich daran das nun bald Abend sein musste. Immer wieder musste ich daran denken was er zu mir gesagt hatte. Und morgen habe ich eine ganz besondere Überraschung für dich. Ich.. hab es arrangiert, dass du morgen ein wenig aus deiner Zelle raus darfst. Zwar noch nicht ganz raus, aber in den Gemeinschaftsraum, zu den Anderen. Sofort legte sich ein Lächeln auf meine Lippen. Ich konnte es kaum abwarten, endlich hier rauszukommen. Wie sehr sehnte ich mich danach diesen kleinen dunklen Raum zu verlassen. Außerdem würde ich so vielleicht ein paar andere Patienten kennen lernen. Vielleicht waren sie ja wie ich. Hier eingesperrt, ohne Grund. Nur weil sie Dinge konnten die andere ängstigten. Es war für die Menschen draußen einfach nicht normal, dass man zum Beispiel Dinge, die in der Zukunft lagen, sehen konnten. Mit Hilfe meiner Gedankenberge war ich für den Rest des Tages bis zum Abendessen, oder wie man es nannte, abgelenkt. Wie immer brachte mir Gillean mein Essen und blieb auch noch einige Minuten bei mir. Er hatte es geschafft wieder etwas Honig in meinen Brei zu mischen. Und so aß ich dieses Mal fast die ganze Schüssel auf. Es freute ihn sichtlich, denn er hing ein paar Extraminuten an seine ‚Besuchszeit‘ dran. „Morgen ist also dein großer Tag. Freust du dich schon??“, fragte er mit honigsüßer Stimme. Und als ich ihm ein kurzes Nicken als Antwort gab redete er, mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen, weiter. „Ich werde dir morgen ganz normal dein Frühstück bringen. Und dann werden wir zusammen zu den Anderen gehen. Es werden denke ich nicht viele sein. Normaler Weise sind sie ganz nett. Nur vielleicht ein wenig komisch. Du bist eben nicht ganz so wie sie. Aber es wird dir trotzdem gefallen, die Anderen kennen zu lernen. Vertrau mir einfach.“, meinte er leise während er mir über die Wange strich. Seine kalten Finger auf meiner Wange zu spüren war wirklich schön. Ich nickte leicht auf das was er mir sagte. Seine Worte, hörten sich ja schon mal nicht schlecht an. Nur ob ich wirklich mit den anderen auskommen würde, war dabei die Frage. Da ich eh nicht redete, würde ich wohl schnell als Außenseiterin angesehen werden. Doch das musste mir jetzt egal sein. Ich sollte froh sein das ich überhaupt hier rauskommen würde. „Ich muss dann leider wieder gehen meine Kleine. Aber ich werde morgen früh etwas früher kommen. Also schlaf gut, Liebes. Und träum etwas Schönes. Vielleicht von morgen…“, flüsterte er mir leise zu und gab mir dann einen kleinen Kuss auf die Stirn, so wie er es gestern auch schon getan hatte. Etwas verlegen sah ich ihn an und schenkte ihm eines meiner seltenen Lächeln. Wobei ich eigentlich ziemlich häufig lächelte wenn er bei mir war. Gillean war einfach sehr wichtig für mich, und genau das versuchte ich ihm damit zu zeigen. Widerwillig erhob er sich, nahm seine Sachen und ging langsam aus dem Raum. Doch bevor er die Tür schloss warf er mir noch einen kurzen Blick zu. Langsam schloss sich die große Tür. Und wieder saß ich im Dunkeln. Alleine und hilflos. Zwar war ich müde, doch ich wollte nicht schlafen. Ich legte mich wieder hin und zog mir die Decke bis unter die Nasenspitze. Unter der Decke tastete ich nach meiner Kette, die ich seit dem ich sie bekam, nicht abgelegt hatte. Ich spürte die dünne metallene Kette und tastete sie ab bis ich den Anhänger, das kleine Amulett, spürte. Ich schloss meine Augen kurz und dachte wieder daran was mir Gillean darüber erzählt hatte, ehe ich sie wieder öffnete. Immer wieder fielen meine Augen müde zu, doch der Gedanke an den nächsten Tag lies mich nicht schlafen. Ich konnte es mir nicht erklären doch ich war sichtlich nervös. Was würde mich erwarten?? Schnell verwarf ich diesen Gedanken wieder und tastete nach meinem Amulett. So geschah es das ich früher oder später sanft einschlief. Am nächsten Morgen wachte ich mit einer sanften Berührung auf meiner Wange auf. Ich lächelte leicht, denn ich wusste wer es war. Nur ein Pfleger hatte so kalte Hände. Mein Pfleger, Gillean. Ich freute mich und öffnete langsam meine verschlafenen Augen. Noch etwas schlaftrunken rieb ich mir die Augen. Zögernd setzte ich mich auf und merkte dann auch gleich wie Gillean sich zu mir setzte. „Guten morgen mein Schmetterling.“, flüsterte er leise und strich mir durch mein langes Haar. Ich liebte es einfach wenn er das machte. Als Antwort nickte ich kurz und streckte mich leicht. War er heute früher gekommen? Oder warum war ich dann so müde?? Nun erblickte ich die Schüssel mit meinem Essen. Widerwillig aß ich einige Happen. Ich wollte schließlich ‚fit‘ sein wenn ich heute schon einmal nach draußen, oder zumindest in den Aufenthaltsraum durfte. Nach meinem alltäglichen Lauftraining durch das Zimmer nahm Gillean meine Hände und sah mich an. „Bleib einfach bei mir, Kleines. Es wird dir sicher gefallen.“, sagte er leise ehe er eine Hand losließ und mit mir nach draußen ging. Sofort brannte das helle Licht der Lampen in meinen Augen. Gillean musste das gemerkt haben denn er wartet einige Momente ehe ich meine Augen wieder richtig öffnete und mich etwas umsah. Langsam liefen wir durch die langen weißen Flure. Alles war leer. Nicht ein Mensch war zu sehen. Draußen war es noch etwas dunkel. Also musste Gillean doch extra früher gekommen sein. Immer weiter gingen wir durch die endlos erscheinenden Flure der Anstalt. Waren wir nicht bald da?? Und als ob er meine Gedanken hören konnte sah er mich an und lächelte. „Wir sind da, Kleines.“, sagte er mit charmantem Lächeln und öffnete eine Tür zu einem Zimmer. Wäre ich alleine so hätte ich die Tür wohl nicht gefunden. Denn sie sah genau so aus wie die Türen zu den Zellen. Nur zögernd betrat ich den Raum. Doch als ich mich näher umsah traf mich fast der Schlag. Ich war überwältigt wie dieser Raum doch aussah. Die Wände waren mit farbenfrohen bunten Tapeten beklebt. Ich lies meine Augen über das Zimmer schweifen und entdeckte viele kleine Vasen mit Blumen. Es war einfach wunderschön. Sofort zeichnete sich ein Lächeln auf meinen Lippen ab. Nur langsam machte ich einige Schritte in das Zimmer. Noch war keiner der anderen Patienten anwesend. Womöglich war Gillean deswegen so früh zu mir gekommen. Das ich mich erst in Ruhe umschauen konnte. Ich machte weitere Schritte in das Zimmer und sah zu den großen rostfarbenen Ledersofas. Sie waren sicher bequem im Gegensatz zu den harten Betten in den Zellen. Gillean hielt noch immer meine Hand und ging mit mir zu der Tischreihe neben den Fenstern. Die Fenster waren zwar vergittert, doch man konnte nach draußen sehen. Noch bevor ich mich setzte ging ich nah zum Fenster und sah nach draußen. Direkt vor dem Fenster war eine große Wiese mit einigen Bäumen darauf. Wie gebannt blickte ich auf die schöne Landschaft vor mir. Wie lang hatte ich das nicht mehr gesehen? Es vergingen etliche Minuten ehe ich den Blick von den Bäumen nehmen konnte. „Es scheint dir wirklich zu gefallen. Wenn du möchtest kannst du gerne etwas zeichnen. Ich hab dir Stifte und ein bisschen Papier geholt.“, sagte er leise und schob beides etwas näher zu mir. Kurz besah ich den Papierstapel und das Zeichenmaterial ehe ich mich hinsetzte. Ich hatte gar nicht gemerkt das Gillean kurz weg war. Zu vernarrt hatte ich nach draußen gesehen. Unsicher warf ich einen Blick zu meinem Gegenüber ehe ich nach einem Stift und einem Stück Papier griff. Die Bäume draußen hatten mir so gut gefallen, dass ich sie unbedingt zeichnen wollte. Ob ich das überhaupt konnte? Das war doch jetzt egal, und deswegen versuchte ich es einfach. Immer wieder sah ich nach draußen um den Baum so genau wie möglich zu zeichnen. Gillean blickte dabei die ganze Zeit zu mir, das sah ich aus dem Augenwinkel. Es freute mich irgendwie das er Interesse an dem zeigte was ich tat. Nach einer ganzen Weile blickte ich auf. Der Raum hatte sich langsam etwas gefüllt, ohne das ich es wirklich gemerkt hatte. Sie waren alle ganz still, so wie ich es war. Also kein Grund zur Sorge. Das Bild, dass ich nun mit Bleistift gezeichnet hatte, wollte ich nun noch anmalen. Doch bei den Stiften vor mir konnte ich einfach nicht den passenden Grün Ton finden. Suchend blickte ich mich im Raum um. Und dann entdeckte ich ihn. Er lag auf dem Tisch bei einem anderen Patienten. Kurz warf ich einen fragenden Blick zu Gillean. Ich wollte wissen ob es ok war wenn ich mir die Farbe holen könnte. Er nickte kurz als Antwort und dann stand ich auf. Unsicher ging ich an ein paar Patienten vorbei ehe ich an besagtem Tisch, mit dem grünen Stift war. Eigentlich hatte man mir beigebracht, erst zu Fragen bevor man sich etwas nahm. Doch sprechen wollte ich nicht. Und schon gar nicht bei Menschen die ich eigentlich nicht kannte. Vorsichtig griff ich nach dem Stift meiner Wahl und wartete was der junge Mann vor mir tat. Er sah mich kurz an und nickte. Also konnte ich den Stift nehmen, dachte ich zumindest. Als ich mich wegdrehte, um mich wieder meinem Bild zu widmen, begann der Junge plötzlich aufzuschreien. Was war denn nun los?? Ich verstand nicht und wich sofort einen großen Schritt weg, den Stift fest umklammert. Der Patient schlag die Arme fest um seinen Körper und lies sich neben dem Tisch auf dem Boden sinken. Er wirkte fast so als hätte er starke Schmerzen. Erneut schrie er auf. Es war ein schriller Schrei, fast wie der eines..Wolfes. Ich hatte Angst und ging noch einige Schritte von ihm weg, ehe ich Gillean hinter mir spürte. Er legte die Hände von hinten um mich und beugte sich zu meinem Ohr. „Shht, ganz ruhig. Alice, du brauchst keine Angst zu haben. Das ist normal bei ihm. Er bekommt gleich ein Beruhigungsmittel und dann geht es ihm besser.“, flüsterte er mir beruhigend ins Ohr während er über meinen Arm strich. Noch immer bebte mein Körper vor Angst. Doch als hätte Gillean es vorausgesagt, kamen auch schon einige Pfleger zu dem Patienten und hielten ihn an den Armen fest. Noch immer schrie er unter Schmerzen auf. Er wand sich und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Pfleger die ihn festhielten. In seiner Rage wirkte er fast besessen. Nun verstand ich was Gillean damit meinte, dass sie etwas komisch sein könnten. ‚Etwas‘ war meiner Meinung nach hier etwas untertrieben. Vielleicht würde ich auch mal so enden. Plötzlich packte mich die Angst, eines Tages genau so verstört auf dem Boden zu sitzen. Mein Körper spannte sich an und ich drehte mich schlagartig zu Gillean um. Unsicher suchten meine Augen seinen Blick. Würde er mich verstehen?? Reden konnte ich nicht. Nicht vor den anderen. „Alice hab‘ keine Angst, ich bin bei dir, Liebes. Es wird gleich besser..“, sagte er leise und sah dann zu dem Patienten. Ich konnte nicht sehen was sie mit ihm machten. Doch die Schreie wurden leiser. Also mussten sie ihn weggebracht haben. Mir war noch immer nicht wohl, doch meine Anspannung löste sich langsam. Es dauerte einige Momente ehe ich mich wieder lösen konnte. Als dies wieder möglich war ging ich erneut mit Gillean zu dem Tisch. Er konnte mir meine Frage nicht beantworten. Aber ich musste mir einreden, dass mir so etwas nicht passieren konnte. Nein! Ich war nicht so wie dieser Junge. Ich war normal! Erst jetzt bemerkte ich, dass es draußen regnete. Es war wirklich schön auch wenn der schöne blaue Himmel nun mit grauen Wolken bedeckt war. Die Sonne hatte ich heute noch nicht gesehen. Aber ich hoffte, dass sie sich früher oder später noch zeigen würde. Und selbst wenn nicht. Dieser Tag war eh einer der schönsten-, nein es war der schönste Tag in den ganzen acht Monaten den ich erlebte. Und das alles nur dank Gillean. Nach dem ganzen Tumult widmete ich mich wieder meinem Bild. Ganz langsam, und besonders sorgfältig malte ich jede kleine Stelle so originalgetreu wie möglich an. Es machte mir großen Spaß, denn ich konnte mich endlich etwas ablenken. Fast konnte ich vergessen, dass ich hier wirklich in einer Irrenanstalt saß. Als ich mein Bild endlich fertig gestellt hatte sah ich wieder raus. Plötzlich vernahm ich jedoch ein Geräusch. Eine Melodie. Ganz leise. Sofort sah ich mich um und entdeckte ein altes Radio. Daher kam also die schöne Melodie. Sofort stand ich auf und ging zu dem rostbraunen Sofa. Das kleine Radio stand direkt daneben. So konnte ich die Musik gut hören. Langsam ließ ich mich auf dem Ledersofa nieder. Es quietschte etwas, doch das störte mich nicht. Ich lehnte mich über die Lehne und lauschte der Melodie. Sie erinnerte mich an etwas, doch ich konnte sie nicht zuordnen. Ich verschwendete keine weiteren Gedanken daran und genoss es einfach. Dann spürte ich wie sich jemand zu mir setzte. Es war sicher nur Gillean, denn die Person strich mir wie so oft durch die Haare. „Du hast wirklich schöne Haare..“, sagte mir eine kindliche weibliche Stimme. Blitzschnell öffnete ich meine Augen und sah zu der Person neben mir. Es war nicht Gillean. Dieser saß nämlich immer noch hinten bei dem Tisch. Das Mädchen neben mir machte mir irgendwie Angst. Zwar nahm sie ihre Finger wieder von meinen Haaren doch sie sah etwas komisch aus. Ihre bleiche Haut war mit vielen Narben gezeichnet. Eine dieser Narben zog sich über ihre ganze Wange. Doch auch ihre Arme und Hände waren mit alten leicht rötlichen Striemen überzogen. Was war nur mit diesem Mädchen los?? Wer oder was fügten ihr diese Narben zu? Ihr unschuldiges und fast puppenartiges Gesicht war so schön. Dieses Mädchen wirkte so unscheinbar und ruhig. Ich konnte mir nicht erklären was mit ihr passiert war. Sie war noch sehr jung, oder zumindest sah sie so aus. Aber in einem war ich mir ganz sicher. Dieses Mädchen musste etwas Furchtbares erlebt haben. Ich warf Gillean einen etwas hilflosen Blick zu und hoffte, dass er zu mir kommen würde. In seiner Gegenwart fühlte ich mich einfach besser. Er musste verstanden haben was ich ihm damit sagen wollte, denn er stand auf und ging zu mir. „Du brauchst doch keine Angst haben, Alice. Cathy ist eine ganz Liebe. Du fragst dich vielleicht warum sie so viele Narben hat, oder?? Das ist eine lange Geschichte. Cathy ist schon ziemlich lange, stimmt‘s Kleine.“, begann er leise, und strich den Mädchen neben mir über die Wange. Sie lächelte darauf nur und nickte leicht. „Nun ja sie war erst vier Jahre alt und spielte in ihrem Zimmer. Ihr Vater war ein Säufer und kam gerade nach Hause. Anscheinend spielte sie ihm etwas zu laut, denn er ging wutentbrannt in ihr Zimmer, zerschlug dort die eine Flasche und stach immer wieder auf sie ein. Sie hatte wirklich großes Glück das sie überlebte. Doch der Schock war zu groß. Und so kommt es das sie die Stimme ihres Vaters immer wieder in ihrem Kopf hört.“, erzählte er leise und strich Cathy weiter über die Wange. Diese Geschichte nahm mich wirklich mit. Ich empfand so etwas wie Mitleid mit diesem Mädchen. Es war sicher schrecklich immer wieder die Stimme von dem Mann zu hören, der ihr das antat. Plötzlich kamen einige Pfleger in den Raum und sahen zu Gillean. So wie es aussah, gab es Probleme mit einem anderen Patienten, und Gillean sollte wohl mitkommen um zu helfen. Außer mir und Cathy war niemand mehr in dem Raum. Würde er uns jetzt alleine lassen?? Ich hatte keine Angst, doch ich war unsicher alleine, ohne meinen Pfleger, mit diesem Mädchen zu sein. Erneut warf ich Gillean einen etwas unsicheren Blick zu. Doch er nickte darauf hin nur. „Ich werde mich beeilen, Alice. Du kannst ja solang etwas mit Cathy spielen. Oder vielleicht zeichnet ihr zusammen ein Bild.“, schlug er mit charmantem Lächeln auf den Lippen vor. Als ich dieses Lächeln sah konnte ich ihm fast nicht mehr böse sein das er mich alleine ließ. Ich nickte kurz und sah dann wie er schnell aus dem Raum verschwand. Ich hoffte inständig, dass er nicht allzu lang brauchen würde. Plötzlich packte mich Cathy am Arm und zog mich etwas, so, dass ich gezwungen war aufzustehen. Ich murrte nicht lange und sah sie unsicher an. „Na komm schon, lass uns ein Bild zeichnen..“, sagte sie fröhlich und zog mich mit zum Tisch. Dieses kleine aufgeweckte Mädchen war unheimlich beneidenswert. Wie konnte man so glücklich sein, obwohl man hier eingesperrt war? Zögernd ging ich mit ihr zu dem Tisch an dem ich vorhin mit Gillean saß. Sofort schnappte sie sich ein Blatt und begann etwas zu zeichnen. Ich sah ihr eine Weile zu. Immer wieder sah sie mich an. Doch dann schweifte mein Blick nach draußen ab. Noch immer regnete es in Strömen. Unwahrscheinlich das die Sonne noch rauskam. Aber es war egal, ich musste es ausnutzen, dass ich hier sein konnte. Und so nahm auch ich mir ein Blatt Papier und zeichnete erneut. Es war nur sinnloses Geschmier, doch mir war einfach danach. Schlagartig ließ ich den Stift los und starrte auf den Tisch. Wieder sah ich einzelne Sequenzen vor meinem inneren Auge ablaufen. Ich konnte sie nicht ordnen. Zu schnell und ungenau rauschten sie an mir vorbei. Es dauerte einige Momente bis ich erkannte was passieren würde. Ruckartig hob ich meinen Blick und suchte das Zimmer nach Cathy ab. Doch bevor ich sie erblickte spürte ich, dass jemand an meinen Haaren zog. Es konnte nur Cathy sein. Das kleine unscheinbare Mädchen das eben noch ganz ruhig vor mir saß und zeichnete. Aber warum?? Was brachte sie dazu. Mein Körper spannte sich an und ich kniff die Augen zusammen. Nur ein leises Wimmern drang aus meiner Kehle. „Warum tust du das?? Lass mich los! Bitte!“, schrie ich ihr immer wieder in Gedanken zu. Doch nicht ein Wort, nicht ein Laut schlich über meine zitternden Lippen. Ich wusste genau was passieren würde wenn nicht jemand zu meiner Hilfe eilte. Wenn Gillean nicht bald dieses Zimmer betreten würde. Ich konnte mich nicht rühren. Die Angst, vor dem was passieren würde, lähmte mich. Ich biss mir fest auf die Lippe und hoffte mit all meiner Kraft das es nicht geschehen würde. Doch plötzlich hörte ich das leise Ratschen einer Schere. Erst eins..dann zwei..und dann eine ganze Strähne meiner geliebten Haare fielen vor mir auf den Boden. Gefolgt von mehreren großen Büscheln. Mein Atem ging ruckartig und hecktisch. Sofort stiegen Tränen in meinen Augen auf. Ich konnte nicht anders und schrie auf. Ein lauter schriller Schrei der durch das ganze Zimmer hallte. Das konnte nicht wirklich passiert sein. Nein! Verzweifelt schlang ich die Arm um meinen Körper und krallte meine eigenen Finger in die Arme. Ich musste aufwachen aus diesem schrecklichen Traum. Es konnte einfach nicht wahr sein. Nicht das! Meine geliebten Haare, das einzige was ich hier noch hatte. Einfach abgeschnitten? Von einer Irren? Niemals! Es musste ein Traum sein. Ich war so geschockt, dass ich nicht einmal merkte wie mir die Tränen, wie Sturzbäche, von den Wangen flossen. Immer wieder schluchzte ich laut auf. Wie in Trance hörte ich wie die Schere, das Tatobjekt, neben mir auf den Boden fiel. Ich beachtete es nicht. Alleine zu sehen wie meine langen schwarzen Haare vor mir auf dem Boden lagen riss mir ein großes Loch in die Brust. Warum tat man mir das an? Was hatte ich falsch gemacht? Ich konnte es mir nicht erklären. Das Erlebte ließ mich nicht klar denken. Immer wieder versuchte ich mir einzureden, dass das alles nicht passierte. Ich kniff meine Augen zusammen und hoffte, dass der stechende Schmerz in meiner Brust endlich aufhörte. Noch immer umschlangen meine Arme meinen zierlichen Körper. Meine Fingernägel krallten sich tief in meine Haut, bis es schmerzte. Doch nichts übertraf den Schmerz den mir die Tatsache, dass meine Haare nun vor mir auf dem Boden lagen, bereitete. Ich merkte nicht, dass nun auch die anderen Pfleger wieder in das Zimmer kamen. Sie hatten meinen Schrei sicherlich gehört und eilten nun, da es eigentlich eh schon zu spät war, zur Hilfe. Auch Gillean war unter ihnen. Sofort spürte ich seine kalten starken Arme um meine Taille. Er zog mich nach oben doch ich wollte das nicht. Ich wollte einfach nur meine Ruhe, meine Zeit mich mit dem Gedanken abzufinden nun meine lange Haarpracht verloren zu haben. Ich löste den Griff um meinem Körper und versuchte Gillean wegzuschubsen. Mich von ihm zu befreien. Warum war er nicht früher da? Warum hatte er mich mit dieser Irren alleine gelassen? Ich war plötzlich so sauer auf ihn das ich es mir selbst nicht erklären konnte. Wie wild schlug ich auch ihn ein. Doch es schien ihn nicht zu stören. Meine Hände schmerzten. Es fühlte ich an als schlug ich auf einen Stein. „Alice beruhig dich bitte! Ich tu dir nichts!“, sagte er etwas lauter damit ich ihn in meiner Rage auch hörte. Doch ich nahm ihn gar nicht richtig war. Noch immer schlug ich auf seine steinharte Brust ein. Die anderen Pfleger griffen ein und zogen mich von ihm weg. Einer an jedem Arm. Mit letzter Kraft stemmte ich mich gegen sie. Aber es brachte alles nichts. Sie waren einfach zu stark. Durch meine verweinten Augen erblickte ich noch einen dritten Mann. Dieser hatte etwas Weißes in seiner Hand. Es war wie ein Déjà-vu. Genau wie damals, als sie mich von meinem Zuhause abholten. Erneut spürte ich einen kleinen Stich an meinem Arm. Es war genau wie früher. Immer wieder schrie ich laut auf und versuchte mich gegen die Männer zu wehren. Warum half mir denn Niemand? Nicht einmal Gillean. Er stand einfach nur da und betrachtete was die anderen Pfleger taten. Wieder griffen sie nach meinen Armen und steckten sie ohne Rücksicht in die Jacke. Sie verschränkten meine Arme vor der Brust und banden die Jacke auf dem Rücken zusammen, so, dass ich mich nicht mehr rühren konnte. Noch immer liefen mir die Tränen über die Wange. Ich war am Ende meiner Kräfte, und zu dem begann nun auch noch die Spritze zu wirken. Ich wurde immer schwächer und schwächer. Noch nicht einmal wehren konnte ich mich jetzt. Ich spürte wie sie mich nach draußen brachen. Wieder durch die weißen Flure. Etwa in mein Zimmer? Nein! Es war ein anderer Weg den sie mich entlang führten. Zumindest hatte ich das Gefühl. Einer der starken Männer öffnete die große schwere Tür und hielt sie den beiden Pflegern, die mich noch immer fest im Griff hatten, auf. Unsanft wurde ich auf dem Boden abgelegt. Doch dieser fühlte sich an als wäre er ein großes Bett. Fast wie eine Matratze. Erschöpft wie ich war wollte ich mich an die Wand lehnen. Doch es war keine normale Wand. Und erst jetzt verstand ich wo sie mich hingebracht hatten. In eine Gummizelle…. Kapitel 5: Unerwarteter Besuch ------------------------------ Doch war es eigentlich wirklich so schlimm hier drinnen? Nein, wenn ich ehrlich war nicht. Vielleicht sagte mir auch einfach nur mein verwirrtes Hirn, dass es nicht schlimm war. Aber ob ich jetzt in meiner kalten unbequemen Zelle oder hier, in der wunderbar weichen und warmen Gummizelle war, es war doch eigentlich schon ein Unterschied. Hier war es also besser, hatte ich recht?? Bald würde sicher ein Pfleger kommen der mir etwas zu Essen brachte. Und dann würde er mich wieder alleine lassen. Oh ja..diese unheimlich schöne Ruhe. Hier konnte ich über alles nachdenken, ohne gestört zu werden. Wunderbar. Was wollte man mehr?? Und ich wollte nach draußen in die Freiheit. Warum überhaupt?? Hier hatte ich doch alles was ich wollte. Was ich brauchte. Ich musste mich um nichts kümmern, nur um mich und meine Gedanken…. Nun war ich sicher verrückt. Wenn ich es nicht zuvor war, dann jetzt. Es musste einfach so sein. Ich hasste hier alles. Wirklich alles, wie kam ich dann um Himmels Willen auf die dumme Idee es nur hier Ansatz Weise schön zu finden. Das Ganze war doch absurd. Warum holte mich denn niemand hier raus?? Nicht einmal Gillean. Ich dachte er stünde auf meiner Seite, wäre mein Freund. Nicht nur mein Pfleger und Betreuer. Doch vielleicht wollte er mir auch gar nicht mehr helfen. Hatte er mich nur reingelegt? War er gar nicht mein „Freund“? Das wollte ich einfach nicht glauben. Mit gesenktem Blick saß ich also da, in meiner kleinen dunklen Gummizelle. Doch plötzlich vernahm ich ein Geräusch. Es hörte sich wie Schlüssel an. Doch ich konnte nicht darauf vertrauen. Denn hier drinnen war eh alles anders. Ich war im Begriff durchzudrehen. Also bildete ich mir das alles vielleicht nur ein. Nun denn, ich sollte erst einmal abwarten. Gespannt sah ich in Richtung Tür. Es war wirklich ein Schlüsselbund der dort raschelte denn die Tür öffnete und ich wurde von dem einfallenden Licht geblendet. Schnell wand ich meinen Kopf ab und vertraute ganz auf mein Gehör. Langsam hörte ich Schritte. Sie waren schwer und langsam, also konnte ich ausschließen, dass es eine Frau, oder etwa so ein Monster wie damals war, das da in das Zimmer kam. Nur langsam gewöhnten sich meine Augen an das helle Tageslicht. Ich sah wie die Tür wieder ein kleines Stück geschlossen wurde. Gillean tat das immer, damit er mich nicht so blendete. Doch ein Gefühl in mir sagte mir das er es nicht war. Womöglich hätte er sich schon mehrmals dafür entschuldigt für das was passiert war. „Guten Morgen meine Kleine..“, flüsterte mir eine leise und nicht vertraute Stimme. Ich versuchte mich wirklich zusammenzureißen, mich zu konzentrieren, doch ich erkannte die Person nicht. Es war ein Mann, da war ich mir ganz sicher, doch mehr konnte ich nicht herausfinden. Das mein Hirn mir wieder einen Streich spielte, das hatte ich schon lange in Betracht gezogen. „Du sagst ja gar nichts. Ach stimmt, du redest nicht. Das arme kleine stumme Mädchen. Gillean ist nicht mehr dein Pfleger, das hat er selbst so bestimmt. Ich werde mich nun um dich kümmern…“, erklärte er mir leise. Seine Stimme klang meiner Ansicht nach wunderschön. Sie war fast so schön wie die von Gillean. Nur war mir das Ganze nicht geheuer. Gillean wollte das nicht mehr? Dieser Gedanke machte mich traurig, egal ob er wahr oder nur Fiktion war. Noch immer wand ich den Blick von der unbekannten Person ab. Doch vielleicht wollte er mir nur helfen. Mich aus dieser Jacke befreien? Langsam drehte ich den Kopf zu meinem neuen Pfleger, wie er wohl meinte. Da meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten konnte ich die Augen ein wenig öffnen. Mein Blick viel auf die Umrisse des Mannes vor mir. Er trug mittellanges Haar das er zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Er war nicht sehr groß doch, so wie ich es sehen konnte, war er sehr stark denn seine Arme waren muskulös. Während ich ihn weiter betrachtete kam er mir näher. Immer wieder atmete er tief ein. Im schwachen Licht das durch den kleinen Spalt der Tür ins Zimmer fiel konnte ich sehen wie er mich genau betrachtete. „Du willst doch sicher aus diesem scheußlichen Ding heraus, hab ich recht?“, fragte er leise und legte die Hand an mein Kinn so, dass ich ihn ansehen musste. „Ich kann dir helfen Alice..du musst mir nur vertrauen..“, murmelte er mir nur leise ins Ohr und beugte sich so gezwungener Maßen näher zu mir. Seine Stimme verursachte eine Gänsehaut bei mir. Erschrocken konnte ich mich kaum rühren. Dieser Mann machte mir trotz seiner lieblichen Stimme Angst. Doch das was er sagte lockerte meine Starre etwas. Er wollte mir also doch helfen! Es war ein Ausweg in Sicht. Ich riss mich zusammen und nickte ganz leicht. Auch wenn er mir wirklich helfen wollte. Ich würde nicht mit ihm sprechen, mit Niemandem würde ich das je tun. Dafür war zu viel passiert. Es verging ein Moment der Stille. Ich war verunsichert und sah ihn fragend an, zumindest versuchte ich das. Mein Gegenüber sagte nichts. Ebenso wenig tat er etwas. Er rührte sich nicht. Konzentriert schloss er die Augen. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Ich war kurz davor einfach wegzusehen. Doch er strahlte etwas aus das mich einfach nicht wegsehen lies. Weiterhin vergingen die Momente. Nichts geschah. Doch plötzlich spürte ich seine starken Hände an meinem zierlichen Körper. Er riss mich förmlich von meiner schützenden Wand weg und zog mich so vor ihn das er nun hinter mir saß. Ich erschrak und lies einen kleinen Angstschrei los. Dieser wurde jedoch von seiner Hand gedämpft. Meine Augen weiteten sich geschockt. Mein Kopf konnte kaum noch einen klaren Gedanken verfassen. Alles war durcheinander. „Du willst doch das ich dir helfe, also schrei nicht so rum. Oder willst du lieber wieder Gillean als deinen Pfleger? Gillean – der dich in der Not einfach im Stich gelassen hat. Er hat einfach zugeschaut wie man dich hier hergebracht hat. Ist er nicht ein schlechter Pfleger und Freund? So hattest du dir das ganz sicher nicht vorgestellt.“, flüsterte er mir leise ins Ohr und bei den letzten Worten öffnete er den ersten Knoten der Jacke schnell und ruckartig. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Warum war er so grob zu mir?? Immer wieder machte er kleine Pausen, so als ob er sich sammeln müsste. Noch immer hörte ich ihn tief ein und ausatmen. Verkrampft versuchte ich daran zu denken das alles gut werden würde. Egal was nun kommen würde, ich würde es überstehen, und eines Tages würde ich auch hier rauskommen. Irgendwie, das redete ich mir einfach ein. Er öffnete den zweiten, den dritten und nun auch noch den letzten Knoten der Jacke und schwieg. Erneut musste er sich fangen, denn er blieb ganz ruhig sitzen. Schneller als ich sehen konnte war er nicht mehr hinter mir denn er saß vor mir. Was war nun los?? Ich hatte doch genau aufgepasst. Jede Faser meines Körpers war angespannt. Ich konnte ihn nicht übersehen haben. Geschockt wollte ich etwas Abstand zwischen uns schaffen. Doch als ob er es geahnt hätte griff er nach meinen Händen und sah mich eindringlich an. Wäre doch nur Gillean bei mir. Trotz all dem was passiert war vertraute ich ihm. Zumindest mehr als dem Mann, oder Monster was dort vor mir saß. Warum half mir denn niemand? Was hatte ich verbrochen das ich all dieses Leid ertragen musste? Ruckartig zog er mich nah zu sich heran und nahm eine meiner Mittler Weile kurzen Haarsträhnen in die Hand. Er roch an dieser Strähne, lies sie los und murmelte nur ein gedankenverlorenes „Köstlich..“. Der Mann vor mir verunsicherte mich und erneut versuchte ich mich zu befreien. Doch sein Griff war zu stark als das ich etwas tun konnte. Er lies seine weiche Hand über meine Wangen, meinen Hals und schließlich mein Schlüsselbein streichen ehe er langsam, ganz langsam die Zwangsjacke von meinen Armen strich. Sein Blick war hochkonzentriert. Was wollte er damit erreichen? Es wollte mir nicht einfallen. Als er die Jacke entfernt hatte betrachtete er meinen dürren in den weißen Lumpen gehüllten Körper und lächelte verschmolzen. Ehe ich mich versehen konnte wanderten seine Hände über meinen Körper. Immer wieder spürte ich seine ekligen, aber dennoch weichen Hände. Er drückte mich nach hinten so, dass ich lag. Was hier geschah konnte ich nicht realisieren. Ohne auch nur die geringste Regung zu zeigen lag ich einfach da und lies es über mich ergehen. Ich kniff die Augen zusammen und blendete alles aus was um mich herum geschah. Plötzlich spürte ich seine Lippen an meinem Hals. Starr vor Schreck riss ich die Augen auf und sah einfach nur an die Decke. Er sollte es lassen. Ich musste mich wehren. Doch ich war zu feige es auch nur Ansatz Weise zu versuchen. Ich würde wohl ewig all dieses Leid über mich ergehen lassen müssen wenn ich weiterhin so handelte. Was würde wohl noch geschehen? Und konnte es schlimmer sein als der Verlust meiner geliebten langen Haare? Ich versank in einem Gedankenberg um mich abzulenken. Doch es brachte nichts denn ich spürte ihn weiterhin wie er meinen Hals liebkoste und immer wieder meinen Duft einsog. Ganz plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Ein zweiter Schatten stand in der Tür. So wie ich es einschätzen konnte wirkte die Person nicht gerade erfreut über diesen Anblick. Aber ich hatte andere Sorgen, da war es mir egal wie diese Person reagierte. Doch wer war es? Kannte ich diese Person vielleicht. Es interessierte mich schon. Bei dem ganzen Trubel konnte ich nicht klar denken. Ich schloss einfach die Augen und hoffte auf ein baldiges Ende. Aber das Ganze hier sollte so schnell nicht vorbei sein, denn es begann erst jetzt richtig. Mein neuer Pfleger, wie er sich selbst nannte ließ von mir ab. Unsicher öffnete ich die Augen und sah zu ihm. Ich war froh das er es lies, doch verwirrte mich das Ganze. „Ich werde nicht zulassen, dass du Alice so etwas antust!“, sagte eine strenge aber dennoch liebliche Stimme. Ich erkannte sie sofort. Es war die Stimme meines Pflegers, nein, die meines Freundes. Gillean war also doch gekommen um mir zu helfen. Erleichterung breitete sich in mir aus. Aber was nun geschah konnte ich kaum verfolgen. Alles ging ganz schnell. Gillean rannte auf den unbekannten Mann zu und packte ihn am Hals. Plötzlich drückte er ihn an die Wand. Doch die Bewegungen der beiden gingen so schnell das ich sie kaum verfolgen konnte. Unsicher setzte ich mich auf und rutschte in das hinterste Eck so weit wie möglich von ihnen weg. Noch immer hatte ich Angst. Angst, dass meinem Retter etwas zustoßen konnte. Was mit meinem Leben war, war mir inzwischen einerlei. Ich hatte so viel durchgestanden das es nun auch egal war. Doch nun begann auch der Unbekannte sich zu wehren. Er schmiss Gillean einfach von sich weg und sah kurz zu mir. Genau diese Chance nutzte Gillean, rannte zu mir und griff meine Hand. Erschrocken zuckte ich zusammen. Was war denn nun los?? Er drückte mich fest an sich und hob mich hoch. Was ging nur in ihm vor. Alles schien wie immer doch er war angespannt, das fühlte ich. „Hab keine Angst mein Schmetterling. Nun wirst du endlich frei sein. Ich werde dich beschützen. Dir kann nichts passieren..vergiss das nicht.“, flüsterte er mir leise und mit honigsüßer Stimme ins Ohr. Ich würde frei sein? Er würde mich beschützen`? Sollte diese Geschichte doch noch ein Happy End nehmen?? Ich nickte nur ganz leicht und legte meinen Kopf an seine Brust. Da das helle Tageslicht mich blendete musste ich meine Augen schließen. Nun hatte ich es also wirklich geschafft. Das warten hatte sich gelohnt. Ich würde endlich wieder an die frische Luft kommen. Die Vögel singen hören und die Sonne auf und unter gehen sehen. Nun war ich fast etwas aufgeregt denn das alles kam unerwartet schnell. Doch meine Glücksgefühle wurden mit Unsicherheit gemischt. Ich traute mich nicht nach dem anderen Mann zu sehen doch ich wusste, dass er uns verfolgen würde. Der Wind den Gillean beim Laufen erzeugte blies mir durch mein Mittler Weile kurzes fransiges Haar. Und dann hatte ich mein Ziel endlich erreicht. Im Freien angekommen hörte ich sofort wie Vögel sangen, Grillen zirpten und Autos fuhren. Kurz hörte ich sogar das Hupen eines der alten Autos und Kinder spielten in der Nachbarstraße. Für einen Moment vergas ich sogar meine Angst und genoss nur diese Geräusche. Aber wir blieben nicht stehen, nein! Gillean rannte immer weiter und weiter. Langsam öffnete ich meine Augen. Aber das helle Licht blendete mich und so konnte ich kaum etwas sehen. Nur wohin lief mein Retter?? Wollte er unseren Verfolger loswerden? Ach, es war doch egal. Ich hatte es endlich geschafft. Das war alles was zählte. Nichts konnte mehr passieren. Gillean war bei mir. Und er würde ganz sicher nicht mehr gehen. Vielleicht blieb er ja sogar für immer bei mir. Ich schwebte in meiner eigenen kleinen Traumwelt und bekam nicht einmal richtig mit wie er mich auf dem Boden absetzte… (So nun einmal ein ganz großes Dankeschön an alle Leser und Kommischreiber meiner FF. Ich bin euch echt unheimlich dankbar. Denn nur wegen euren tollen Kommentaren hab ich weitergeschrieben. Leider hat es eine Weile gedauert bis ich dieses Kapitel schreiben konnte da ich ziemlich viel zu tun hatte und so. Die nächsten beiden, nebenbei auch gesagt die letzten Kapitel werden ziemlich schnell und wahrscheinlich gleichzeitig folgen. Ich muss es ja schließlich mal schaffen eine FF zu Beenden xD. Ich freue mich schon auf Kommentare von euch und hoffe, dass ihr dieses und die nächsten Kapitel auch gut findet. Bis dahin. Eure SexySaix~) Kapitel 6: Umgekehrte Tatsachen ------------------------------- Ich konnte es nicht fassen. Nun war es also wirklich so gekommen wie ich es mir nur im meinen schlimmsten Gedanken vorgestellt hatte. Mein kleiner Schmetterling war wirklich in Gefahr. Und dabei hatte ich mir geschworen sie immer zu beschützen. Hätte ich ihr doch nur damals helfen können als sie im Gemeinschaftsraum von den Männern ruhig gestellt wurde. Wäre sie doch nicht in der Sonne gestanden. Dann hätte ich ihr auch helfen können. Doch ich musste mich zurückhalten. Musste mit ansehen wie sie meinem kleinen Sonnenschein wehtaten. Aber es war Nichts im Vergleich zu dem was nun geschehen war. Dieser neue Pfleger, sein Name war James. Er war neu in die Anstalt gekommen. Warum musste er sich ausgerechnet meine Alice heraussuchen. Ich konnte mir diese Frage selbst beantworten. Es war weil ich sie liebte. Sie war mein ein und alles. Ich hatte es zu meiner Aufgabe gemacht sie bis an ihr Lebensende zu beschützen. Doch nun war James einfach in unsere kleine Welt getreten. Er wollte sie von mir reißen. Und das konnte ich nicht zulassen. Er war mir schon einmal in der Anstalt begegnet. Sofort gab es eine Spannung zwischen uns. Es war klar, dass er die Chance nutzte und in der Zeit in der ich nicht bei Alice war versuchte sie für sich zu gewinnen. Ich hatte keine Wahl, denn ich musste schnell handeln. Sonst wäre wohl alles zu spät gewesen. Das war auch der Grund warum ich so schnell es ging zu meinem kleinen Sonnenschein eilte. Ich brachte sie nach draußen wie sie es immer wollte. Dort musste ich es einfach schaffen sie zu beschützen. Gerade hatte ich sie unter einem schönen Baum abgesetzt da spürte ich wie James immer näher kam. Alice schien gar nichts mehr zu realisieren. Sie war in ihrer Traumwelt. Wie gebannt sah sie auf das Gras und schließlich auf den Bauch. Die harte Rinde des Baumes hatte es ihr wohl besonders angetan denn sie strich immer wieder darüber. Doch ich konnte sie jetzt nicht länger betrachten. Ich musste sie retten. James kam näher und stand nun genau gegenüber von mir. In seinem Blick war nur Gier zu sehen. Er hatte Alice köstlichen Duft schon lang vernommen. Was er wollte, das bekam er. Er war wie ein offenes Buch aus dem ich lesen konnte. Die arme kleine Alice. Sie wusste nicht einmal welcher Gefahr sie dort ausgesetzt war. Sie saß einfach nur da und besah sich den Baum. Es zerriss mir das Herz wenn ich daran dachte, dass ihr James etwas antun könnte. Hochkonzentriert beobachtete ich ihn. Als er zum Sprung ansetzte ging ich sofort in Angriffsstellung. Da ich mich konzentrierte wusste ich, dass er sich von hinten an Alice schleichen wollte. Blitzschnell war ich vor ihr und hielt James mit festem Griff. Ich knurrte leise und schmiss ihn mit voller Wucht gegen den nächsten Baum. Mein kleiner Schmetterling erschrak doch ich konnte nicht zu ihr. Sie musste das nun alleine schaffen. Schnell rannte ich zu James und packte ihn am Hals. „Ich warne dich! Wenn du dir nur ein einziges Haar krümmst wirst du es bereuen..“, grummelte ich mit zorniger und ernster Stimme. Ich konnte es nicht Fassen denn von James kam nur ein leises Lachen. „Dafür bin ich schon viel zu weit gekommen. Ich bekomme immer was ich will. Also werde ich auch die Kleine bekommen. Sie riecht so gut wie schon lang kein Mensch mehr. Ich muss sie einfach haben..“, entgegnete er mir nur mit verschmolzenem Grinsen. Seine Worte ekelten mich an. Ich lebte schon lange bei Menschen. Ich tötete sie auch, ja das stimmte. Doch Alice war ein besonderer Mensch, ich konnte und wollte es nicht. Wie konnte er diesem wunderbaren Geschöpf nur etwas antun?? Der Griff um seinen Hals verstärkte sich. Doch in all meiner Wut gegen ihn beachtete ich seine Hände nicht. Voller Wucht schlug er mir gegen die Brust so, dass ich ihn loslassen musste. Zum Glück war ich kein Mensch, solch einer hätte das wohl nicht überlebt. Ich taumelte leicht zurück und fiel letzte endlich über eine Wurzel. Ich war nun mal nicht mehr der Jüngste. Und gekämpft hatte ich schon lange nicht mehr.. Erschrocken bemerkte ich wie James sich erneut auf Alice stürzte. Doch ich reagierte rechtzeitig und fing ihn ab. Meine Kleine erschrak und sah sich etwas verwirrt um. Da unsere Bewegungen zu schnell für ihr menschliches Auge waren konnte sie nur hören wo wir uns befanden, jedoch nichts sehen. Ebenso wenig bemerkte sie wohl auch nicht wie unsere Haut in der Sonne schimmerte. Schließlich war unsere kalte haut für sie schon ganz normal gewesen. Nun begann der Kampf erst richtig. Immer wieder schlug er auf meinen Körper und es hörte sich an als würden Steine aufeinanderprallen. Ich fragte mich ob ich überhaupt eine Chance gegen James hatte. Er war um einiges jünger als ich. Aber dennoch erfahren und im Kampf erprobt. Doch aufgeben kam nicht in Frage. Ich würde nicht aufgeben. Denn ich musste Alice einfach beschützen. Das hatte ich mit geschworen und ich würde es auch einhalten. Erneut prallten wir aufeinander. Und wieder packte ich ihn am Hals und drückte ihn gegen den Baum. Noch bevor er sich wehren konnte biss ich ihm in die Kehle und riss ein großes Stück davon heraus. Er schrie laut auf was auch meinem kleinen Schmetterling nicht entging. Sofort musste ich zu ihr sehen. Doch das war der Fehler denn James nutzte meine Unachtsamkeit und trat mit voller Wucht gegen den Oberkörper während er sich die Kehle hielt. Die Wunden die ich ihm zugefügt hatte lies ihn in die Knie gehen. Er musste sich erst fassen um wieder kämpfen. Durch seinen Tritt flog ich einige Meter durch die Luft und landete unsanft an einem Baum. Dieser stand nicht weit von meiner Kleinen weg. Sie erschrak und sah zu mir rüber. Kurz atmete ich durch und eilte dann zu Alice. Da auch ich verwundet war musste ich langsam machen. „Hab keine Angst Alice, dir wird nichts passieren.“, flüsterte ich ihr leise zu. Ihr verwirrter Blick verriet mir viel. Sie konnte wohl kaum noch realisieren was hier vor sich ging. Das ganze war einfach zu viel für sie. Fast wie ein kleines unschuldiges Kind blickte sie mich mit ihren großen vor Angst geweiteten Augen an. Es zerbrach mir mein totes Herz sie so sehen zu müssen. Kurz warf ich einen flüchtigen Blick zu James herüber. Er hatte sich langsam wieder gefangen. Unruhe kam in mir auf. Denn ich wusste, dass ich ihn nicht mehr lange hinhalten konnte. Ich musste es tun, wenn ich wollte, dass meine kleine Alice weiterhin leben würde. Auch wenn es schmerzte und ich mir nicht sicher war ob ich es überhaupt schaffen würde. Ich musste es versuchen und darauf hoffen, dass die Liebe zu meinem kleinen Schmetterling sie retten würde. Langsam kam ich ihr näher und zog sie sanft in meine Arme. Schnell bemerkte ich wie sie zitterte. Ich hoffte wirklich sehr, dass meine Anwesenheit sie etwas ablenken oder beruhigen konnte. „Alice..hör mir bitte zu. Du brauchst keine Angst haben. Dir wird nichts geschehen, wenn du mir jetzt vertraust. Du bist in Gefahr meine Kleine. Aber du brauchst keine Angst haben denn ich werde nicht zulassen, dass man dir etwas antut. Niemand wird dir je wieder etwas antun, das verspreche ich dir.“, flüsterte ich ihr leise in ihr Ohr. Vorsichtig strich ich ihr über die Wange und dann über den Hals. Ich bekam es wirklich mit der Angst zu tun, denn das was ich nun tun sollte, hatte ich bisher noch nie zuvor gewagt. Unsicher umarmte ich sie. „Verzeih mir mein Engel..“, murmelte ich leise so, dass sie es hören konnte und legte dann meine Zähne an ihren Hals. Ich spürte wie sie zusammenzuckte. Doch bevor sie noch mehr Angst bekommen würde biss ich in ihren Hals. Erneut war ein Zucken von ihr zu spüren. Das schlimmste stand noch bevor denn zum ersten Mal kostete ich ihr Blut. Ohne es zu wollen trank ich davon und schloss während dessen die Augen. Ihr Blut war noch köstlicher als ich es mir je hätte vorstellen können. Ihr warmes Blut rann meine Kehle herunter. Ich musste aufhören. Sofort! Sonst würde sie noch in meinen Armen sterben. Warum konnte ich nicht aufhören. Alice wurde schwächer, ich konnte es genau spüren denn ihr Griff um meine Arme wurde etwas schwächer. Noch immer nahm ich kleine Schlucke ihres Blutes zu mir. Meine Finger krallten sich etwas fester an ihre dürren Arme. Mit aller Kraft versuchte ich mir ihr Lächeln vorzustellen. Ihren interessierten und neugierigen Blick. Wie sehr ich sie liebte und das ich wollte, dass sie lebte. Und dann schaffte ich es endlich. Ich löste mich von ihr und atmete tief durch. Ein kleiner Tropfen Blut rann an meinem Kinn herunter und tropfte auf ihre weißen Lumpen. Ich traute mich nicht sie anzusehen doch ich musste wissen wie es ihr erging. Langsam hob ich meinen Blick und sah zu meiner Kleinen. Sie hatte sie Augen geöffnet und sah einfach nur zu Boden. Wie eine Statue saß sie nun vor mir. Regungslos und ohne Leben. Wo war nur der kleine quirlige Sonnenschein hin? Auch wenn sie nur selten lächelte war sie immer optimistisch. Sie hatte die Hoffnung nie aufgegeben aus der Anstalt rauszukommen. Nur langsam strich ihr über die Wange und redete beruhigend auf sie ein. „Shhht. Bleib ganz ruhig. Bald wird es besser werden Alice. Und dann bist du für immer frei..“, flüsterte ich leise und sanft zu ihr. Und plötzlich geschah es. Sie löste sich aus ihrer Starre und hielt sich den Hals. Immer wieder zuckte sie zusammen. Das Gift begann sich auszubreiten. Ich konnte nicht hinsehen wie sie litt. Doch sie schrie nicht einmal. Nicht ein kleiner Laut entwich ihrer Kehle. Es tat mir einfach unheimlich weh zu wissen welche Schmerzen sie nun hatte. Ich wusste wie sie sich fühlte. Denn auch ich hatte bereits solche Schmerzen empfunden als ich verwandelt wurde. Ich hatte nicht die Zeit mir weitere Gedanken um meinen Schmetterling zu machen denn James hatte sich von meinem ersten Angriff schon erholt. Er stürzte sich von hinten auf uns beide. Gerade rechtzeitig drehte ich mich um und stemmte mich voller Wucht gegen ihn so, dass er nicht näher an meine Kleine herankam. Zornig schmiss ich ihn einige Meter durch die Luft. „Du mieser Bastard! Lass deine ekligen Finger endlich von ihr! Du wirst sie nicht bekommen! Niemals!“, schrie ich ihn sauer an. Doch nicht nur ich war in Rage. Sein Blick war stechend und aggressiv. Er wollte sie. Nur sie! Das spürte ich genau. Die Spannung die in der Luft lag war fast unerträglich. Beide warteten wir darauf, dass er andere etwas tat, einen neuen Angriff startete oder seinem Gegenüber endlich nachgab. Einige kurze Momente vergingen ehe er blitzschnell auf mich zu rannte. Er packte mich an den Schultern und stemmte sich mit seinem ganzen Körper gegen mich. Doch auch ich drückte mich gegen ihn. Er würde erst an mir vorbei müssen ehe er zu Alice konnte. Und ich würde so schnell nicht aufgeben. Sterben würde ich für sie, so viel war sicher. Nun ging alles ganz schnell. Unerwarteter Weise lies er locker und packte meinen Arm. Mit all seiner Kraft schlug er auf meine Schulter so, dass ein lautes metallisches Krachen zu hören war. Schmerzverzogen schrie ich laut auf. Damit hatte ich nicht gerechnet, umso stärker war der Schmerz der nun meinen Körper durchzog. Aber noch nicht genug. James wollte sicher gehen, dass ich diesen Arm nicht mehr verwenden konnte um gegen ihn zu kämpfen. Er drückte mit einem Fuß gegen meinen Bauch und riss dann gewalttätig an meinem Arm so, dass dieser sich von meinem Körper löst. Erneut war ein lauter Schrei von mir zu hören. Ich konnte kaum klar denken, nur hoffen, dass ich ihn weiterhin von Alice weghalten konnte. Wenigstens bis ich sicher war das sie nun zu einem starken Vampir verwandelt wurde. Denn nur dann wurde sie uninteressant für James. Meine Schulter schmerzte doch ich gab nicht auf. Schließlich wollte ich alles tun um sie zu beschützen. Rasend vor Wut schlug ich mit dem anderen Arm nach ihm. Immer und immer wieder schaffte er es meinen Hieben auszuweichen. Doch ich gab nicht auf, probierte es immer wieder. Es schien ihm überhaupt nichts auszumachen. Seine Kraft schien unendlich. Nur noch ein bisschen, dachte ich mir, dann hätten wir es alle geschafft. Gewalttätig wurde ich aus meinen Gedanken gerissen denn ich spürte einen unbeschreiblichen Schmerz in meiner Brust. Mit weit geöffneten Augen sah ich mein Gegenüber an. Was ich sah war nur ein schmieriges fieses Grinsen. Langsam senkte ich meinen Blick und sah nur auf seinen Arm der noch immer durch meinen Oberkörper gebohrt war. Mit schmerzverzogenem Gesicht legte ich meine Hände an seinen Arm und befreite mich so mit einem lauten Schrei von ihm. Geschwächt taumelte ich nach hinten und stolperte über eine Wurzel. Diese brachte mich zu Boden, doch anstatt Entsetzen fühlte ich Erleichterung. (Und an dieser Stelle bitte ich euch während ihr lest den Link anzuklicken und das Lied im Hintergrund laufen zu lassen. http://www.youtube.com/watch?v=6ewNbO_F6Ho ) Denn ich hatte es geschafft. Er würde meiner kleinen Alice nichts mehr tun. Das Gift hatte sich schon weit genug in ihrem Körper ausgebreitet. Nur würde ich wohl nicht mehr lange bei meinem kleinen Schmetterling sein können. Ich fühlte mich immer schwächer, konnte nicht aufstehen, mich kaum bewegen. James stand noch immer neben mir. Sein Blick war triumphierend und wütend zugleich. „Vielleicht konnte ich nicht das haben was ich so begehrt habe..doch..ich habe dich gewarnt. Du wirst es bereuen. Niemand nimmt mir ungestraft meine Beute weg..“, sagte er leise und geschwächt. Auch er ging in die Knie. Meine Angriffe waren wohl doch nicht so ziellos an ihm vorbeigegangen. Erleichtert wand ich meinen Blick zu meiner kleinen Alice. Sie lag am Boden, ganz ruhig so als ob sie schlief. Die Augen hatte sie geschlossen, nur ab und an zuckte sie vor Schmerz zusammen. Zu gern hätte ich ihr die Schmerzen genommen, doch meine Kräfte reichten nicht aus um das zu tun. In langsamen Zügen kroch ich näher zu ihr. Ich wollte sie noch einmal berühren, ein letztes Mal. Wollte ihr sagen, dass alles gut werden würde, und, dass sie nun keine Angst mehr brauchen müsse. Nun waren nur noch wenige Zentimeter zwischen uns. „Alice..“, rief ich sie mit leiser aber trotzdem fast fröhlicher Stimme. Sie öffnete ihre müden Augen und sah zu mir herüber. Mit den gleichen neugierigen Augen wie sie es sonst auch tat. Ein leichtes Lächeln lag auf meinen Lippen. Es war so schön zu sehen, dass sie bald nicht mehr Leiden musste. „Hör mir zu Alice. Ich..ich werde nicht mehr hier bei dir sein können. Aber ich hab dir ja versprochen, dass ich immer auf dich aufpassen werde. Nun brauchst du mich nicht mehr. Bald wird der Schmerz nachlassen, das..das verspreche ich dir..und dann wirst du frei sein. D-Du..wirst tun und lassen..können..was..du willst..wann..immer du es..willst.“, murmelte ich flüsternd doch meine Stimme wurde immer leiser. Ich würde nicht mehr lange durchhalten. Noch immer hörte sie mir mit ganzem Interesse zu. All den Schmerz den sie empfand unterdrückte sie nur für meine Worte. Es zerriss mir mein totes Herz sie so sehen zu müssen. Ich musste daran denken wie sie ganz am Anfang zu mir war. Wie sie sich von allen abwand und niemandem vertraute. Auch ich musste mir ihr Vertrauen hart erarbeiten. Mein kleiner süßer Schmetterling. Ich musste daran denken wie sie ihren Geburtstag vergas. Und trotzdem hatte sie sich so über ihr Geschenk gefreut gehabt. Sie trug es immer bei sich, das kleine Amulett mit dem Bild eines Schmetterlings darin. Oder wie ich oft nachts bei ihr war und sie in den Schlaf begleitete. Stundenlang strich ich einfach nur über ihren Rücken, oder ich kämmte ihr Haar. Ich erinnerte mich genau daran wie sehr ihr das immer gefiel. Welche Freude sie ausstrahlte auch wenn sie nicht lachte oder schmunzelte. Sie hatte es verdient zu leben und frei zu sein. Es war einfach erstaunlich, dass sie nie aufgegeben hatte. Auch wenn ihr all die anderen Pfleger sagten, dass sie verrückt sei, sie wollte das nie glauben. Und das war auch gut so denn auch in meinen Augen war sie keine Irre. Nur ein kleines Mädchen, dass eine Gabe hatte mit der niemand zu Recht kam außer ihr selbst.Doch ich musste mich nun von ihr verabschieden. Langsam streckte ich meine Hand nach ihr aus. „Ich..ich..w-werde..d-dich..ver-vermissen..mein..k-kleiner..“, doch meine Stimme versagte. Ich konnte nicht weiterreden. Mein Körper gab nach und ich musste die Augen schließen… Epilog: Happy End? ------------------ Mein Herz raste wie wild. Immer und immer wieder zuckte ich unter den Schmerzen zusammen. Was war das? Er hatte mich gebissen, und plötzlich schien alles anders zu sein. Was war er das er so etwas tat? Ein Vampir? Konnte das sein? Gab es solche Wesen wirklich? Wieder durchzuckte mich der Schmerz. Was um mich herum geschah bekam ich nur zur Hälfte mir. Erneut zuckte ich zusammen. Es war ein stechender Schmerz, so als ob tausend Nadeln durch meinen Körper drangen. Immer und immer wieder stachen sie in meinen schwachen Leib. Es brannte als ob ich in Flammen stand. Gefühle die ich noch nie zuvor in meinem Leben vernahm. Doch sie waren alle nichts im Vergleich zu dem Gefühl eingesperrt zu sein. Nicht zu wissen wann man jemals wieder aus dem Raum in dem man festgehalten wird entfliehen kann. Zu wissen das man niemanden oder zumindest kaum jemanden hat der zu einem hält, der einen nicht für verrückt erklärt. Das waren Gefühle die mich um den Verstand brachten aber nicht das Gefühl das mich in diesem Moment durchströmte. Plötzlich vernahm ich meinen Namen. Ich wachte aus meinem tranceähnlichen Zustand auf und sah mich um bis ich Gillean erblickte. Er lag auf dem Boden, so schwach und hilflos wie sonst nur ich es tat. Was war passiert? Ich war so abgelenkt das ich es wohl nicht mitbekam. Gespannt hörte ich ihm zu. Nun kam er mir näher. Doch er konnte mich nicht erreichen. Nur wenige Zentimeter trennten uns von einander. Ein ungutes Gefühl durchströmte meinen Körper. Ich hatte Angst. Angst ihn zu verlieren, alleine und auf mich gestellt zu sein. Konnte ich das überhaupt? Ich musste, wenn es wirklich so war wie Gillean sagte. Was?! Er würde mich verlassen? Wieso? Ich sah kein Blut, keine ernst zu nehmende Wunde. Doch dann bemerkte ich, dass ihm ein Arm fehlte. Die Angst packte mich doch ich lies mir nichts anmerken. Warum war kein Blut zu sehen? Nicht ein einziger Tropfen des roten Blutes war auf dem Gras unter ihm zu sehen. Der Schmerz kam zurück. Mit aller Macht versuchte ich diese zu unterdrücken und ihm zuzuhören. Er griff nach meiner Hand. Trotz seines schwachen Erscheinens war sein Griff stark, aber dennoch zärtlich.Seine Hände waren eisig kalt. Waren sie immer so? Ich wusste es nicht. Es war fast so als hätte ich monatelang wie in Watte gelebt. Alles bekam ich nur zum teil oder gar nicht mit. Ich würde ihn also nicht mehr brauchen, sagte er? Welch‘ Unsinn! Ich brauchte Gillean. Er war für mich wie ein Bruder oder ein Vater. Ich konnte es selbst nicht beschreiben. Ich wusste nur da sich ihn brauchte, mehr als alles andere auf dieser Welt. Und nun sollte er also einfach so von mir gehen. Doch ich würde stark genug sein. Und ich konnte in Freiheit leben, so wie ich es mir immer wünschte. Es hörte sich wirklich zu schön an um wahr zu sein. Und wie er so sprach wurde sein Griff immer schwächer und schwächer. Ich hörte seine letzten Worte. Ich..ich..w-werde..d-dich..ver-vermissen..mein..k-kleiner.. Warum sprach er nicht weiter? Ich sah wie er seine Augen schloss. Nein! Er durfte jetzt nicht einfach gehen. Panik stieg in mir auf und ich drückte seine Hand, rüttelte leicht an ihr. Aber es geschah nichts. Er rührte sich einfach nicht. Tränen schossen mir in die Augen. Ich konnte nur noch an ihn denken. An den Schmerz seines Verlustes. Er konnte nicht einfach von mir gehen. Nein! Verstand er denn nicht wie sehr er mir damit schmerzte? Vielleicht hörte er mich noch. Doch..ich konnte nicht reden. Zumindest war es das was ich nie tun wollte. Aber, vielleicht war es bei Gillean anders. Vielleicht musste ich es einfach tun. Damit er wieder zu sich kam, und merkte das er kämpfen musste. Nicht nur für sich auch für mich, für uns Beide. Für unsere Beziehung, Freundschaft, oder wie auch immer man es nennen konnte. Es vergingen einige Momente in denen ich schwieg. „Sch-Schmett-Schmetterling..“, begann ich leise und unsicher. Es war Monate vergangen in denen ich nicht sprach. Es war alles so ungewohnt, doch vielleicht würde er reagieren. Das war es auf jeden Fall wert. Wenn er doch nur seine Augen öffnen würde, so hätte ich wohl wieder normal geredet, nur für ihn. Gespannt sah ich zu ihm, aber es geschah nichts. Wieder rüttelte ich an seiner Hand. „Schmetterling! G-Gill-ean...n-nicht!“, schrie ich ihn schon fast an. Wieder kein Zeichen von ihm. Einzelne Tränen rollten von meinen Wangen. Doch sie schienen sich sofort zu verflüchtigen. Etwas in mir wurde anders. Wieder spürte ich den Schmerz der Nadeln und das Brennen. Es war schlimmer als zuvor. Ich konnte den Schmerz nicht länger unterdrücken und schrie leise auf. Nun musste auch ich meine Augen schließen. Kurz verharrte ich einfach in meiner Position und hoffte, dass der Schmerz verschwand. Er wurde schlimmer und schlimmer. Ich öffnete die Augen um noch einmal nach Gillean zu sehen. Doch das Letzte was ich sah war nicht das wunderschöne makellose Gesicht meinem Pflegers und Freundes, es waren lodernde Flammen die ihn umgaben. Ich konnte dem Schmerz nicht standhalten und lies mich einfach fallen. Fallen, in eine Welt die für mich neu und unbekannt werden würde… (So und nun ist meine FF wirklich GANZ FERTIG! Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich sie einmal ganz fertig bekomme. Die meisten meiner FF´s nehmen eh immer viel zu schnell ein unerwartetes Ende .Ich hoffe natürlich das euch die FF und ganz besonders der Schluss gefallen hat. Ich hab mir wirklich viel Mühe gegeben um das Ende so traurig und spannend wie möglich zu machen. Über ein Feedback wär ich natürlich sehr dankbar. ^^ Aber nun möchte ich noch allen Lesern und Kommischreibern, und ganz besonders den Leuten die mich zum weiterschreiben animiert haben danken. Ohne euch wäre diese FF wohl noch lange nicht fertig geworden. Also vielen vielen Dank. Also bis die Tage. Eure SexySaix ♥) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)