The Mask von Nurilia (True Love never dies) ================================================================================ Kapitel 2: 2. Kapitel --------------------- 2. Kapitel Er sieht mich an. Vorsichtig trete ich näher an ihn heran. Ich rede durchgehend auf ihn ein. „Lass das, das bringt doch nichts, kein Schmerz kann so schlimm sein, dass man sterben will, ...“ Und so weiter. Als ich nahe genug an ihm dran bin, sehe ich genau wie er aussieht: Er hat schwarze, zurückgegelte Haar, bei denen nur zwei Strähnen abstehen. Sein Gesicht ist, bis auf den Mund, von einer weißen Maske bedeckt, bei der nur zwei Löcher für die stahlblauen Augen zu sehen sind. Er trägt einen schwarzen Mantel, ein weißes Hemd, eine schwarze, lässig um den Hals hängende Krawatte und eine schwarze Hose. Ich sehe, dass in seinen Augen Tränen sind. Er sieht wirklich verbittert aus. Trotzdem grinst er mich an, als ich näher komme. Es ist ein undefinierbares Grinsen. Ich kann nicht sagen, ob es Trauer, Freundlichkeit oder Feinseligkeit ist. Erst jetzt sehe ich, dass er den Hammer der Waffe schon zurückgezogen hat. Sein Finger liegt am Abzug und ich stehe noch circa drei Meter von ihm entfernt. Ich will nicht, dass er stirbt, aber wie soll ich ihn jetzt noch aufhalten!? Wieder sehe ich ihm ins Gesicht und merke jetzt, dass sein Lächeln freundlich gemeint ist – oder bilde ich mir das nur ein?. Wenn ich nicht bald was tue, bringt der Kerl sich um. Panisch suche ich um mir herum nach irgendetwas was ihn aufhalten könnte. Neben mir liegt ein Stein – die Lösung! Ich knie mich auf den Boden, hebe den Stein auf und stell mich zu einer guten Wurfposition hin. Normalerweise kann ich ganz gut treffen, also ziele ich auf seine rechte Hand mit der Waffe. Genau in dem Moment in dem ihn der Stein trifft, drückt er ab. Zum Glück verzögert sich der Schuss um ein paar Millisekunden, sodass die Kugel knapp an seiner Stirn vorbeisaust. Erst jetzt merke ich, dass der Stein nicht seine Hand sondern seinen Kopf getroffen hat und zwar mitten auf die Stirn. Der Stein den ich geworfen hatte ist echt nicht klein er ist circa faustgroß. „Oh, Scheiße“, ich renne auf ihn zu. Er liegt jetzt auf dem Boden, die Waffe hat er fallengelassen und ... seine Maske liegt neben ihm auf dem Boden. Ich achte gar nicht auf das Gesicht, das unter Maske verborgen liegt. Ich sorge mich viel mehr darum, ob der Kerl noch lebt. Die Wunde an der Stirn, wo ihn der Stein getroffen hat, sieht echt fies aus, es blutet zwar nichts, aber man sieht jetzt schon ne dicke Beule. Dummer Weise kann ich ein Lachen nicht unterdrücken. Dann fasse ich mich jedoch wieder und sehe nach ob der Kerl noch atmet und fühle seinen Puls. Alles normal. Ich atme erleichtert auf. „Na toll, und was mach ich jetzt mit dir?“, ich setze mich neben ihn auf den Boden. Erst jetzt sehe ich in sein Gesicht. Sein Gesicht sieht aus als wäre ihm vor Jahrzehnten mal ein Rasenmäher drüber gefahren und nun seien die Wunden vernarbt. Also es sieht grauenvoll aus, alles, außer seinem Mund, ist verzehrt oder zerfetzt. Aber als ich in längere Zeit so ansehe wird der Anblick immer erträglicher. Die Maske kann er jetzt wohl erstmal nicht mehr tragen, bei der Beule. Ich muss grinsen, als ich daran denke. Ich kann ihn doch nicht einfach hier liegen lassen. Der Kerl ist ohnmächtig und liegt auf eiskaltem Boden. Ich versuche ihn hochzuheben, aber er ist zu schwer. Also mache ich das beste draus und gucke mich erstmal in seiner Wohnung um, ob ich nicht vielleicht ein Bett oder etwas ähnliches finde. Vom See aus geht es direkt in eine Art Salon. Er ist wunderbar gestaltet und golden verziert. Vom Salon gehen drei Türen ab. Die linke steht offen und ich sehe, dass es eine Art Gästezimmer sein muss, da das Bett unberührt aussieht. Die mittlere Tür ist geschlossen und die rechte ebenfalls. Ich gehe erst zur rechten. Keine Chance – sie ist abgeschlossen. Dann gehe ich zur mittleren. Ich drücke die Klinke runter und mache die Tür auf. Wieder ein großer Saal. Nicht so groß wie der Salon, aber auch nicht gerade klein. Die Wände sind mit schwarzem Samt behangen und auf dem Samt sind Notenlinien und Noten zu erkennen, es scheint eine ganze Oper an dieser Wand zu stehen. In der Bett des Raumes steht ein Bett. Ein wunderschönes Bett. Es scheint aus geschwärztem Silber oder Kupfer zu sein. Es hat die Form von einem riesigen Schwan und innen drin liegen rote Kissen und Decken. An der linken Wand des Raumes steht noch eine Orgel ebenfalls wunder schön. Überall auf dem Boden liegen Blätter mit Noten drauf. Auf wenigen der Blätter lassen sich kleine Blutspritzer erkennen. Hier müssen Christine und der Graf, mir fällt sein Name nicht mehr ein, gewesen sein. Aber wo sind sie hin? Darum kann ich mich jetzt nicht kümmern. Ich geh zurück zum See. Er liegt immer noch bewusstlos da rum – naja, wo soll er auch hingegangen sein?. Ich gehe also zu ihm. Ich hocke mich wieder neben ihn. Er scheint noch lange nicht aufwachen zu wollen. Dann fällt mein Blick auf die Waffe. Es ist wirklich eine wunderschöne alte Pistole. Ich hätte nicht gedacht, dass man so was im 21. Jahrhundert noch irgendwo finden kann. Aber ich habe zuviel Angst, was er damit noch anstellen könnte, also nehme ich die Waffe vorsichtig in die Hand und stelle wieder meine Wurfkünste auf die Probe. Doch diesmal treffe ich. Die Waffe landet mitten im See. Ich drehe mich wieder „dem Phantom“ zu. Da ich ihn nicht tragen kann, muss es anders gehen. Ich nehme vorsichtig seine Hände und hebe sie soweit an, dass sein Kopf nicht mehr über den Boden schleift. So ziehe ich ihn bis in das schwarze Zimmer und lege ihn in das Schwanen Bett. Ich gehe zurück zum See und hole seine Maske. Dann gehe ich wieder zu ihm zurück. Ich setze mich neben ihn in das Bett – es ist groß genug, sodass ich nicht mal annähernd in seiner Nähe bin. Lange sitze ich hier und schaue einfach nur seine Maske an. Irgendwie ist sie ... keine Ahnung ... ich weiß nicht wie ich es ausdrücke soll: Wunderschön? Mysteriös? Angsteinflößend? Irgendwie von jedem etwas. Ich starre die ganze Zeit diese Maske an und merke gar nicht, dass der Kerl wach ist und MICH anstarrt. „Waaaaaah“, ich zuck zurück und kriege wieder fast einen Herzinfakt. „Bist du verrückt? Erschreck mich nicht so! Willst du, dass ich sterbe?“, ich schreie ihn dermaßen laut an, dass er die Augen ganz kurz erschrocken aufreißt, sich aber dann ganz schnell wieder fasst. „Mich würde es nicht stören, wenn du stirbst“, sagt er und sieht mich gleichgültig an. „Ich kenne dich ja noch nicht mal, also warum sollte es mich interessieren was mit dir passiert!? Mir wäre es allerdings lieber du würdest sterben, damit ich in Ruhe sterben kann ohne von einem kleinen nervigen Mädchen dabei aufgehalten zu werden.“ Ich muss dabei ziemlich dumm aussehen, weil ich die ganze Zeit, während er das ganz trocken zu mir sagt, den Mund aufstehen habe. „Das ... war jetzt Spaß, ne?“, frag ich ihn einwenig panisch. „Nein, ich mein das ernst. Außerdem hast mein Gesicht gesehen, das geht gar nicht klar.“ „Aber...warum? Ich mein es ist schlimm, aber ich hab kein Problem damit.“ „Das meinst du nicht ernst?!“, er starrt mich echt total perplex an. „Ich mein das toternst.“ Was jetzt passiert kann ich irgendwie nicht ganz verstehen. Er sieht mich an. Er lächelt und hat Tränen in den Augen. „Hey, was ist denn jetzt los? Das war doch nicht böse gemeint.“ „So was hat bisher erst ein Mensch zu mir gesagt...Christine“, das „Christine“ hört sich traurig, verzweifelt und verträumt an. „Aber außer ihr darf das keiner sagen!“, urplötzlich sieht er mich wutentbrannt an. „Ähm...Tut mir leid...Wirklich“, ich weiche immer weiter zurück. 'Oh, verdammte Scheiße, was mach ich jetzt?' „Du, ich...ähm...es tut mir wirklich leid, ich wollte dich nicht verletzen, auch das mit dem Stein war keine Absicht. Ich wollte dich nur davon abhalten, dich umzubringen.“ Er beruhigt sich so plötzlich wie er wütend wurde. „Ist das dein Ernst?“ „J-j-j-j-j-ja“, ich weiß nicht ob das falsch war aber was soll ich sonst sagen? Er steht auf und geht in Richtung Orgel – vorerst außer Gefahr. Ich sehe ihm nach, halte immer noch seine Maske in der Hand. „Bitte geh“, sagt er ohne mich anzugucken. „Wenn du mir versprichst dich nicht umzubringen, okay. Zeigst du mir den Weg?“ Er nickt und bringt mich zu einem geheimen Ausgang. Ich gebe ihm ein kleines Küsschen auf die Wange, worauf er mich total verdattert anguckt und ich verschwinde mit seiner Maske. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)