Gingerdead Man von S_ACD ================================================================================ Kapitel 1: Gingerdead Man ------------------------- Plot: Ha, ha, ha... Timeline: Geschätze erste, zweite Staffel. Und sonst? Keine Garantie für möglicherweise auftretendes OutOfCharacter, genauso wenig wie für eventuelles InCharacter. --~-- „Lahm!!“ Das Kreischen schallte durchs ganze Treppenhaus und der Widerhall wurde von den Wänden zurückgeschleudert wie Tennisbälle von einer Betonmauer. „Lahm, lahm, laaaaaaahhhm!!“ Sam schnappte nach Luft. Sein eigener Herzschlag dröhnte in seinen Ohren, übertönte sogar das unerträglich schadenfrohe Lachen. Stufe. Stufe, Stufe, Stufe. Stufestufestufestufe- Sein ganzer Körper protestierte empört, als er schlitternd um die Kurve bog, um das nächste Stockwerk in Angriff zu nehmen und erst als ihm das Treppengeländer völlig lautlos durch die Fingern glitt, wurde ihm klar, dass er schweißgebadet sein musste. Auch schon egal. Er schaffte es gerade noch, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und der Länge nach hinzuschlagen, indem er den Schwung nutzte und sich nach vorne warf. Irgendetwas krachte gegen die Stufen – vermutlich eines seiner Knie. Möglicherweise auch beide. Für das Empfinden irgendwelcher Schmerzen hatte bei weitem zu viel Adrenalin im Blut. Durchdringend hohes Kichern übertönte sein gequältes Keuchen und er riskierte einen Blick nach oben. Verdammt. Das Mistding hatte ein weiteres Stockwerk gutgemacht. „Laaaahhhhhhhhm! Ihr kriegt mich nie, nie, nie, nieeeee!“ Halt die Fresse, dachte er wütend, halt doch einfach die Fresse. Hoffentlich war Dean irgendwo dort oben. In der letzten Etage. Oder auf dem Dach. Oder sonst wo. Nächster Absatz, nächste Treppe. Stufestufestufestufe. Bloß nicht hinfallen. Lang konnte es ohnehin nicht mehr so weitergehen. So hoch war das Gebäude nicht. So hoch konnte das blöde Gebäude gar nicht sein, nicht wenn es noch so etwas wie Gerechtigkeit gab in diesem Universum. Und okay, es gab Momente, da bezweifelte er diese Möglichkeit ganz ernsthaft, aber das hier war hoffentlich keiner dieser Momente. In seinem Inneren konnte er John Winchester förmlich schreien hören vor Wut. Ein Plan, der sich dermaßen stark auf das Wörtchen hoffentlich stützte, dass er ohne vermutlich einen Rollstuhl gebraucht hätte, war hirnrissig und gefährlich. So war er schlicht und einfach nicht erzogen worden. Yessssir. Danke, Dad. Sah er übrigens ganz genau so. Der Haken war nur, dass es jetzt ein klein wenig zu spät dafür war, sich eine dezent bessere Vorgehensweise einfallen zu lassen. Ganze fünf Tage, drei Leichen und achteinhalb Stockwerke zu spät, um genau zu sein. Gott, wenn Dean sie nicht irgendwo dort oben abpasste war er geliefert. Seine Beine fühlten sich an wie Pudding. Wie automatisch funktionierender Pudding, der eine Stufe nach der anderen nahm. „Ihr kriegt mich nicht, ihr kriiiieeegt mich nicht!“ Das Kichern durchschnitt die abgestandene Luft wie Glasscherben. „Ich bin der Pfefferkuchenmann!“ „Und wenn schon!“, brüllte Sam aufgebracht zurück. Es klang lauter als er gedacht hatte. Und um einiges abgekämpfter. War das nun gut oder schlecht? Stufestufestufe- Das Ende kam so plötzlich, dass er sich abermals am Geländer bremsen musste, um überhaupt stehenzubleiben. „Lahm, lahm, lahm!“ Der schadenfrohe Singsang kam vom Ende des Ganges, wo eine kleine Figur erstaunlich gewandt vor der Stahltür herumtanzte, über der müde das Exit-Schild leuchtete. Sie hüpfte von einem Bein aufs andere und kicherte dabei hysterisch. Die dreißig Zentimeter lange Klinge in ihren Händen glänzte selbst im trüben Licht der Neonleuchten bedrohlich. Irgendwo im Hintergrund waren dumpfe Schläge zu hören. Jemand hämmerte mit aller Kraft gegen die Verbindungstür, die das Treppenhaus vom letzten Stockwerk trennte und Sam hatte einen vagen Verdacht, um wen es sich dabei handelte. Durch das Material waren dumpfe Flüche zu hören. Er hielt den Blick starr auf das Etwas vor sich gerichtet und tastete, die andere Hand dem Gleichgewicht zuliebe immer noch am Treppengeländer, langsam nach der .45er. Vielleicht bekam der Pfefferkuchenmann nicht mit, was er da tat, vielleicht war es ihm aber auch einfach egal. Vermutlich war es ohnehin vollkommen sinnlos, auf das Ding zu schießen. Sam war sich jedenfalls ziemlich sicher, dass es sich in weniger als zehn Sekunden als vollkommen sinnlos herausstellen würde. Alles andere wäre ja schließlich zu einfach gewesen. Aber was blieben ihm sonst für Alternativen? Die Schrotflinte hatte Dean und die zwei einsamen Patronen mit Steinsalz in seiner Jackentasche nutzten ihm jetzt auch nicht besonders viel. „Komm!“, johlte der Pfefferkuchenmann und fuchtelte herausfordernd mit dem Messer, das auf den ersten Blick viel zu groß schien im Verhältnis zu seinem restlichen Körper, „Komm, komm, komm! Du kriegst mich nicht! Hast du Angst? Du kriegst mich niiiiieeee!“ „Ah ja?“, murmelte Sam finster, als er mit einer einzigen flüssigen Bewegung die Pistole zog, zielte- Und dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Er hechtet nach vorne, während hinter seinem Rücken irgendetwas splitternd in die Brüche ging. Der Pfefferkuchenmann stieß einen triumphierenden Schrei aus, Sam drückte ab, der Schuss peitschte durch die ohnehin schon gequälte Akustik des Treppenhauses und in der nächsten Sekunde sauste etwas silbrig Blitzendes haarscharf an seinem Gesicht vorbei. Hinter ihm schrie jemand erschrocken auf. „WOAH! Heilige...!“ Sam fuhr herum. Ein paar Meter weiter stand plötzlich Dean und keine zwei Zentimeter neben Deans Kopf steckte die immer noch leicht vibrierende Klinge im bröckeligen Verputz. Wie nebenbei nahm Sam wahr, dass die schwere Stahltür, die zum Dach führte, donnernd ins Schloss fiel. Er schluckte. „Ach du...“ Deans schreckensstarre Augen trafen seine für einen Augenblick, dann gab sein älterer Bruder ein kehliges Knurren von sich. „Dieser gottverdammte kleine...!“ Er rannte an Sam vorbei und riss die Tür so heftig auf, dass sie gegen das mickrige Stückchen gegenüberliegende Wand knallte, das ihr zur Verfügung stand. Sam, der die Pistole immer noch fest umklammert hielt, folgte ihm hastig hinaus aufs Dach, obwohl er wusste, dass es vergebliche Liebesmühe sein würde. Der Pfefferkuchenmann war weg, darauf hätte er jederzeit sein Leben verwettet. Über alle Berge oder, was in diesem Fall zweifellos treffender war, über alle Hausdächer. Aus der Ferne drang das hohe, spöttische Lachen an ihre Ohren. „Laaaaahhhm!“, schallte es durch die kalte, klare Nachtluft, „Lahm, lahm, oooberlaaaahm!“ „DEINE MUTTER IST LAHM!“, brüllte Dean aus vollem Hals zurück, „DEINE GANZE BESCHISSENE FAMILIE IST LAHM!!“ Dann musste er husten. Sam seufzte. Nicht genug, dass ihnen das verdammte Mistding mittlerweile bereits zum dritten Mal in knapp vierundzwanzig Stunden haarscharf entkommen war – nach dem zweiten erfolgreichen Fluchtversuch hatte der Pfefferkuchenmann damit begonnen, seinem Unmut durch diverse Beleidigungen Luft zu machen und Dean... nun ja. Dean nahm das sehr persönlich. Weiter unten klirrten Fensterscheiben. „Himmelherrgott, haltet die Klappe!“, schallte es zu ihnen herauf. „Sehr richtig!“ „Blöde Arschlöcher!“ „-mitten in der Nacht, verdammt noch mal!“ Irgendwo bellte ein Hund. Sam ließ die Pistole verschwinden und zupfte seine Jacke zurecht. „Dean...?“ Sein Bruder drehte sich ruckartig um und marschierte an ihm vorbei zurück ins Treppenhaus. Beinahe hatte Sam Mühe, Schritt zu halten und diese Tatsache allein war schon mehr als aussagekräftig. „Ich bring es um, dieses verblödete kleine Scheißding...!“ Dean kochte vor Wut und der Blick, den er Sam zuwarf wirkte, als würde er irgendeine Art von Bestätigung erwarten. „Sicher“, sagte Sam matt. Sein ganzer Körper fühlte sich kraftlos und gummiartig an. Neun Stockwerke. Neun blöde Stockwerke ohne eine einzige Pause, ohne Luft zu holen und vermutlich auch noch in persönlicher Bestzeit. „Alles was du sagst, Mann. Ich bin auf deiner Seite.“ Dean schnaubte ungehalten. Er polterte die Stufen hinunter, als wollte er jeder einzelnen davon das nicht vorhanden Genick brechen und sobald sie wieder auf der Straße standen fand er ein paar Müllcontainer, an denen er sich abreagieren konnte. Ziemlich lautstark abreagieren konnte. Aus luftigen Höhen kam etwas gesegelt, das aussah wie ein Pantoffel und kurz darauf zerschellte ein Keramiktopf auf dem Gehweg, der eine ziemlich kümmerliche Grünpflanze beherbergt hatte. Also war es keine wirkliche Tragödie. „Dean“, sagte Sam und lehnte sich vorsorglich gegen eine Hauswand, „Wir sollten verschwinden.“ „Ja“, schnaufte Dean, „Moment noch.“ Er verpasste dem Container einen letzten Fußtritt und die Plastikwand gab mit einem gequälten Geräusch nach. „Okay“, er richtete sich schwer atmend auf, „Alles klar.“ „Haut schon ab!“, schrie jemand wie zur Bestätigung. „Ernsthaft?“, Sam grinste schief, „Ich meine… sicher, dass du nicht noch warten willst, bist die Cops wegen der nächtlichen Ruhestörung hier anrücken?“ „Nein“, sagte Dean gereizt, dann packte er Sam am Ärmel und zog ihn den Gehweg entlang, „Die Party lassen wir heute aus. Los, komm schon.“ „Echt schade.“ „Halt bloß die Klappe.“ --~-- Sam schlug ruckartig die Augen auf. Es war ruhig, das Motelzimmer stockdunkel und der halb unter der Decke begrabene Berg im Bett neben ihm war noch da und schnarchte leise. Alles wie gehabt. Er versuchte, sich an etwas zu erinnern und allein das war schon Beweis genug, dass es keiner seiner üblichen Albträume gewesen war, der ihn geweckt hatte. Die vergaß er nicht, nicht mal tagsüber. Warum war er dann...? Krrrrrrzz… Er erstarrte. Irgendetwas schabte über den Fußboden (oder die Wände oder die Tür oder worüber auch immer). Mal ehrlich, machte das eigentlich irgendeinen Unterschied? Jemand oder etwas. Hier und jetzt in ihrem Zimmer. Das war gar nicht gut. Das Schaben ertönte erneut, leise und beinahe unhörbar, aber jetzt, wo er einmal wach und konzentriert war, einfach unmöglich zu überhören. Seine Gedanken überschlugen sich. Die Pistole war noch da, auf dem Fußboden neben seinem Bett. Wenn er seine Hand ganz langsam bewegte und dann schnell- Andererseits war das hier immer noch das Motel. Der Schalldämpfer war im Kofferraum und der Impala draußen auf dem Parkplatz. Er konnte doch nicht einfach fröhlich drauf losballern! Vor allem dann nicht, wenn er noch nicht mal wusste, wer oder was da überhaupt... Wem wollte er hier eigentlich was vormachen? Es war mitten in der Nacht, es war finster und es gab eine ganze Armada von Wesen (lebendig, tot oder irgendwas dazwischen), die ihnen am liebsten das Lebenslicht ausgeknipst hätten. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hierbei um etwas völlig Harmloses handelte, lag so weit unter Null, dass sie mühelos jedes Thermometer gesprengt hätte. Vielleicht wäre es eine gute Idee, überlegte er, die Nachtischlampe anzuknipsen, um sich ein klares Bild zu machen… aber dann wäre der Überraschungsmoment beim Teufel. Er gab sich Mühe, vollkommen ruhig weiterzuatmen, schob seine Hand vorsichtig über den Bettrand hinaus und tastete nach der Waffe. Teppichboden, Teppichboden- ah, da. Gerade als sich seine Finger um das beruhigend kalte Metall schlossen, schabte es wieder und diesmal war sein Gehirn in der Lage, das Geräusch zu lokalisieren. Ihm blieb beinahe das Herz stehen. Deans Bett. Deans Bett oder zumindest beunruhigend nahe dran. Das Licht war an, bevor er überhaupt wusste, dass seine Hand Kontakt mit dem Schalter gehabt hatte und neben ihm brummte es unwillig. Sam umfasste die Pistole und richtete sich langsam auf. Da war nichts. Er starrte auf den Fußboden, suchte fieberhaft den Rest des Zimmers ab. Warum war da nichts? „...Sammy?“ Der Wandel war immer wieder verblüffend. Dean blinzelte, erfasste die Lage und saß so schnell aufrecht, dass Sam allein schon vom Zusehen beinahe übel wurde. Die Hand war blitzschnell unterm Kopfkissen verschwunden. „Sammy?“, es klang alarmiert, „Was ist los?“ Er versuchte, Dean mit einer Handbewegung klarzumachen, dass er die Klappe halten sollte und lauschte angestrengt. Dean sah daraufhin aus, als wüsste er nicht, ob er verärgert oder besorgt sein sollte. „Was zum-“, er reduzierte seine Stimme auf ein deutlich vernehmbares Flüstern, „Sam, was denn?“ Sam öffnete den Mund, um eine Antwort zu geben, aber die Aufgabe wurde ihm abgenommen. Krrrrrrrrzzzzz… Das Schaben setzte wieder ein, um einiges lauter diesmal – und sein Ursprungsort war direkt unter Deans Bett. Sam konnte förmlich sehen, wie sein Bruder sich versteifte und machte Anstalten aufzustehen, um nachzusehen, aber Dean bedeutete ihm energisch, sich nicht von der Stelle zu bewegen. Die Tatsache, dass Sam so weit in Ordnung und obendrein noch bewaffnet war, schien ihn zu beruhigen. Er schlug die Decke zurück, zog die rechte Hand mit dem Messer unter seinem Kopfkissen hervor und zögerte dann. Zweifellos überlegte er, ob es eine gute Idee war, einen Fuß auf den Boden zu setzen. Sam schüttelte nachdrücklich den Kopf. Keine gute Idee, definitiv nicht. Er setzte sich richtig hin, brachte die Pistole in Position und entsicherte. Sekundenlang trafen sich ihre Blicke. Dann schenkte ihm Dean ein schiefes Grinsen, stützte sich an der Kante ab und steckte den Kopf unters Bett. Zuerst passierte gar nichts. „Nada“, ließ sich Deans gedämpfte Stimme einen Moment später vernehmen, „Huh… Also entweder drehen wir alle beide langsam durch oder- Fuck!“ Er zuckte so schnell zurück, als hätte er sich verbrannt und kippte dabei um ein Haar nach vorne auf den Fußboden. Hohes, durchdringendes Kichern ertönte. Sam widerstand dem Drang, auf der Stelle abzudrücken. Ohh verdammt. Das durfte doch nicht wahr sein! Unter dem Bett zwinkerte ihm ein Gesicht zu und der Umstand, dass es knusprig braun, aus Lebkuchenteig und absolut hässlich war, änderte leider nichts daran, dass es ihm nur allzu bekannt vorkam. Gottverdammtes Déjà-vu. Noch dazu zum sage und schreibe vierten Mal an diesem Tag. „Hallööööchen!“, johlte es unter dem Bett hervor, während Dean hastig zurückrutschte, um aus der Gefahrenzone zu kommen, bevor ihm klar wurde, dass der gegenüberliegende Bettrand genauso unsicher war, „Hab mir gedacht ich schau mal vorbei!“ „Aaach“, gab sein Bruder sarkastisch zurück und warf Sam einen raschen Blick zu, „Das wäre doch nicht nötig gewesen.“ Sam zielte immer noch, obwohl das teigige Gesicht bereits wieder zwischen den Schatten verschwunden war. „Absolut nicht.“ „Jungs, Juuuungs“, das Ding kichert schon wieder, „Tu’ ich euch denn keinen Gefallen? Wo ihr doch schon den gaaanzen Tag so scharf drauf seid, meine Bekanntschaft zu machen...“ Sam konnte sehen, dass Dean den Messergriff noch fester umklammerte, aber seinem gelassenen Tonfall zufolge hätte er genauso gut über die aktuellen Temperaturen in Texas reden können. „Na ja... ja. Hatten n’bisschen Hunger auf Süßes, wenn du verstehst, was ich meine“, das darauffolgende breite Plastikgrinsen war einzig und allein dafür gedacht, Sam so was wie Mut zu machen, „Die hiesige Bäckerei ist doch so scheißteuer.“ Ganz klar, Dean zielte darauf ab, den Pfefferkuchenmann zu provozieren, aber inwiefern seine Taktik aufging oder ob sie überhaupt funktionierte, ließ sich nicht sagen. Unter dem Bett blieb es ein Weilchen still. Sam entsicherte und ließ die Pistole ein Stück weit sinken. Brachte doch sowieso nichts. Seine Augen wanderten zum Tisch. Die beiden Schrotflinten befanden sich in der Tasche, die darauf abgestellt worden war – zusammen mit allen anderen Sachen, die ihnen im Augenblick auch nur irgendwie hätten weiterhelfen können. Bis auf Deans Feuerzeug, das neben Handy und Wagenschlüsseln unschuldig auf dem Nachttischchen zwischen ihnen lag, war nichts Nützliches in Reichweite. Und selbst dieses Teil war nur begrenzt hilfreich, denn der Versuch, den Pfefferkuchenmann abzufackeln, lag bereits hinter ihnen. Wusste der Teufel warum, aber aus irgendeinem bescheuerten Grund war das Ding dagegen resistent. Lag möglicherweise daran, dass es den Backofen schon hinter sich hatte. „Dean“, zischte Sam lautlos und wies mit dem Kinn aufs Bett, „Verschwinde von da.“ Sein Bruder runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf und zischte genauso lautlos zurück. „Schlaumeier. Wie denn?“ Tja. Die Füße auf den Boden zu setzten war wohl wirklich keine besonders gute Idee, denn wenn das blöde Mistding sich ein neues Messer besorgt hatte... Sam überlegte einen Augenblick lang, dann deutete er auf sein eigenes Bett. Dean tippte sich an die Stirn. Vermutlich waren sie auf dem besten Weg, sich Pantomimen-mäßig völlig lautlos in die Haare zu kriegen, aber sie wurden unterbrochen. „Guuuut gebrüllt, Tiger“, schaltete sich der Pfefferkuchenmann wieder ein, „Aber seht ihr, Jungs, das ist genau das, was ich meine. Ihr seid witzig. Und nachdem iiihhhr mich die ganze Zeit gestalkt habt, dachte ich, es ist nur faaiiiir, wenn ich den Spieß mal umdrehe...“ „Danke“, sagte Sam trocken, „Zuviel der Ehre.“ Zwei winzige, hinterhältig zusammengekniffene Augen funkelten ihn sekundenlang an. „Nicht wahr?“ Dean schien die Schnauze voll zu haben. „Weißt du was, deine Mutter wäre sicher stolz auf dich. Ich meine, ernsthaft... gehst deinen eigenen Weg, lässt den Backofen hinter dir und so weiter, klaust dir ein paar richtig hübsche Rosinenknöpfe, killst den Bäcker...“ „Ohhh“, kicherte es verhalten, „Wiiiiee originell. Jetzt kommt er mir mit meiner Mutter...!“ Insgeheim war Sam derselben Gedanken gekommen, aber Dean ließ sich nicht aufhalten. „Jaah“, grinste er, „Ich muss es ja wissen, immerhin hab ich sie gegessen... die Gute war übrigens ziemlich billig.“ Um ganz ehrlich zu sein: Sam hatte nicht damit gerechnet, dass es hinhauen würde. Ganz und gar nicht damit gerechnet. Doch die Beleidigung zeigte Wirkung, aus welchem Grund auch immer und dass sie es tat, überraschte seinen Bruder anscheinend noch mehr als ihn selbst. Wahrscheinlich reagierte er deshalb zu spät. Mit einem zornigen Kreischen stürzte der Pfefferkuchenmann unter dem Bett hervor und schwang sich beinahe katzengleich nach oben (dass das blöde Ding unverschämt schnell war, hatten sie im Laufe des Tages bereits festgestellt.) Zwischen seinen Stummelhänden blitzte das erwartete Küchenmesser. Dean fuhr zurück, wehrte den ersten Hieb mit seinem eigenen Jagdmesser ab und fiel fast auf der anderen Seite aus dem Bett. Der nächste Stich kam und Dean verlor endgültig das Gleichgewicht. Er ruderte unelegant mit den Armen, knallte rücklings auf den Teppichboden und das Jagdmesser verschwand irgendwo im Raum. Sam pfefferte die nutzlose Pistole zur Seite und schnappte sich in Ermanglung einer besseren Waffe das nächstbeste Kissen. „Duuuuu beschissener Huren-“ Weiter kam der Pfefferkuchenmann nicht, denn im nächsten Moment segelte er unter gellendem Geschrei auch schon quer durch den Raum. Volltreffer. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte Dean entgeistert auf Sam und das Kissen, bevor er sich hastig aufrappelte. Und dann rannten sie ins Badezimmer. --~-- Sam war sich ziemlich sicher, dass eine alterschwache Tür mit drehbarem Plastikschloss keinen besonders verlässlichen Schutz vor einem tobenden Stück Gebäck bieten konnte, das von einem durchgeknallten Geist besessen war. Ganz abgesehen davon war das hier einfach nur lächerlich. „Dean...“ Sein Bruder fuhr damit fort, sämtlichen Hygienezubehör, den sie besaßen, nach einer brauchbaren Waffe zu durchwühlen und würdigte ihn keines Blickes. „Ja?“ „Dean.“ Das Badezimmer war klein. Und klein, das bedeutete... richtig klein. Wenn-mehr-als-zwei-Leute-gleichzeitig-das-Bedürfnis-haben-sich-hier-drin-die-Zähne-zu-putzen-ist-kein-Platz-mehr-um-sich-umzudrehen-klein. „Dean!“ Sein älterer Bruder, eine Nagelschere in der einen, eine Dose Deospray in der anderen Hand, fuhr gereizt zu ihm herum. „WAS?“ „Dean, wir sind im Badezimmer!“ „Und?“ „Im Badezimmer!“ Draußen gab irgendetwas krachend den Geist auf, dann hämmerte etwas gegen die Badezimmertür. „Und?“, wiederholte Dean noch eine Spur lauter, „Was passt dir daran nicht, hah?“ Sekundenlang war Sam sprachlos. „Was mir daran nicht passt?“, fauchte er dann und gab sich Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren, „War mir daran nicht PASST?! Ich sag dir was mir daran gottverdammt noch mal nicht passt!“ „Nur zu“, fauchte Dean zurück, „Bin ganz Ohr. Was ist jetzt wieder verkehrt?“ „Was jetzt wieder-!“ Sam hatte das starke Verlangen, sich gegen die Stirn zu schlagen. Entweder das, oder den Kopf gegen den Waschbeckenspiegel zu knallen. Er war da nicht wählerisch. Die Badezimmertür gab ein ächzendes Geräusch von sich. „Alles, Dean, ALLES! Alles ist verkehrt!! Dieser ganze Job ist eine Katastrophe! Eine einzige Katastrophe, von vorne bis hinten und das hier ist kein Plan, das hier ist... IRGENDWAS!“ „SCHÖN! Dann mach doch die Tür auf und sag diesem Scheißding, dass du keinen Bock mehr hast! Na los, Sam, mach auf und erklär ihm, dass du nicht mehr mitspielen willst! Wird ihn sicher interessieren!“ Sam sah rot. Das hier war so bescheuert, das konnte eigentlich nur mehr ein abgedrehter Traum sein. „Nur für den Fall, dass du’s nicht mitgekriegt hast, DA IST GERADE ETWAS AUS LEBKUCHEN DABEI, UNSERE TÜR EINZUSCHLAGEN!!“ Dean atmete tief durch. „Ja“, sagte er dann, „Ich war die ganze Zeit hier, schon vergessen?“ Sam schüttelte bloß den Kopf. Komplett verrückt. Sie waren alle beide kaum bekleidet, hatten keine Ahnung, wie sie gegen das verdammte Ding vorgehen sollten und waren bewaffnet mit – er warf einen raschen Blick zu Dean – Manikürzubehör und Zahnbürsten. Toll. Wirklich ganz toll. Sein Bruder schüttelte unterdessen mit wild entschlossenem Blick die Deospraydose. „Ich fackel’ das blöde Mistding ab.“ „Dean... das hat doch schon heute Morgen nicht funktioniert.“ „Na und? Zweiter Versuch kann bestimmt nicht schaden.“ Sam rieb sich die Nasenwurzel. „Dein Feuerzeug liegt draußen.“ „Oh“, Dean sah hinunter zu seinen taschenlosen Boxershorts, „Stimmt ja. Verdammt. Uhm, also dann, wir könnten...“ „Ich höre.“ „Tja.“ Sein älterer Bruder streckte ihm die Nagelschere entgegen und Sam war sich ziemlich sicher, dass das auffordernde Grinsen diesmal nicht gespielt war. „Du... Sag mir jetzt bitte nicht, dass du das alles auch noch witzig findest.“ Dean wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Sam stöhnte. „Das...“, sagte er dann und deutete auf das winzige Stück Metall, „...ist jedenfalls Mist.“ Dean zuckte mit den Schultern. „Ich hätte da noch deine Zahnbürste im Angebot, Sammy, aber ich bezweifle stark, dass die-“ KRACH! Die Badezimmertür erzitterte und von der Decke rieselte Staub. Sie zuckten beide zusammen. „Wir könnten ihn immer noch aufessen.“ Sam wusste nicht, was er beunruhigender fand – das gequälte Ächzen der Tür oder die Tatsache, dass Dean diesen Vorschlag tatsächlich ernst gemeint hatte. „Nein“, war alles, was er sagte. „Ich meine ja nur“, räumte Dean ein, „Wenn wir-“ Sam verzog das Gesicht. „Nein. Okay? Einfach... nein.“ Dann packte er Dean plötzlich am Arm. „Wasser!“ Und erntete einen entgeisterten Blick. „Wa- hä? Hast du Durst?“ „Nein, Dean. Die Dusche!“ „Die Dusche? Was stimmt damit nicht?“ „Gar nichts! Ich... ich meine alles. Mann, kapierst du nicht?“ Dean sah ihn ernst an. „Sam“, sagte er langsam, „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“ „Die Du-“, setzte Sam an. „Ja, ja“, wurde er ungeduldig unterbrochen, „Die gottverdammte Dusche, ich hab’s kapiert. Was ist damit?“ „Na ja“, begann er erneut, „Das blöde Pfefferkuchen-Ding hat nichts gegen Feuer, das wissen wir, aber... was denkst du, wie sieht’s mit Wasser aus?“ Dean sagte gar nichts. „Ich meine ja nur“, fuhr Sam fort, „Es ist aus Teig, oder? Mehr oder weniger zumindest. Und wenn wir’s mal ein bisschen aufweichen... wer weiß was passiert?“ Etwas unsicher wartete er auf die Antwort. „Dean?“ Auf dem Gesicht seines Bruders breitete sich ein Grinsen aus. „Siehst du, Sammy“, sagte er, „Ich wusste immer, es gibt ’nen Grund, warum gerade du auf dem College gelandet bist.“ „Du meinst, das könnte klappen?“ Dean sah sich suchend um und schnappte sich das letzte saubere Badetuch vom Handtuchhalter. „Eventuell“, sagte er, während er das flauschige Stück Stoff auseinanderfaltete, „So wie ich das sehe, ist das der beste Plan, den wir momentan haben.“ Er trat einen Schritt zurück. „Mach mal die Tür auf.“ Sam warf einen letzten Blick über die Schulter und konnte nicht verhindern, dass sich seine Mundwinkel nach oben zogen. Dean musterte ihn argwöhnisch. „Was ist so witzig?“ „Du... sorry, aber du siehst absolut lächerlich aus.“ „Ah ja? Nur um das mal klarzustellen, Sam, du machst im Moment auch nicht besonders viel her.“ „Du kannst mich.“ Und er öffnete die Badezimmertür. Mit einem triumphierenden Aufschrei kam der Pfefferkuchenmann hereingestürzt und Sam wich hastig zurück. Zumindest hatte er das vor, aber er kam nicht besonders weit, bevor er die Toilettenschüssel in den Kniekehlen spürte. Blödes kleines Badezimmer. Aber er war ohnehin aus der Gefahrenzone. Das Ding raste, wild mit dem Messer fuchtelnd, auf Dean zu, der ebenfalls nicht wirklich ausweichen konnte, weil er das Waschbecken im Rücken hatte und sprang. Ein Fehler, wie es gleich darauf feststellen musste, denn Dean riss das Handtuch hoch und warf es über die anstürmende Gefahr. Wütendes Kreischen ertönte, das sie beide geflissentlich ignorierten. Dean gab sich Mühe, den weißen Stoff um den zappelnden Pfefferkuchenmann zu wickeln und zog seine rechte Hand schnell wieder zurück, als ein zerreißendes Geräusch zu hören war. Sam konnte die blitzende Klinge sehen, die sich säbelnd durch den Handtuchstoff arbeitete und packte zu, noch bevor er überhaupt wusste, was er da tat. Es gab einen Ruck, brennender Schmerz in seiner Handfläche und plötzlich hatte er das Messer in der Hand. Er schleuderte es von sich, da es ihn im Augenblick sowieso nur behindert hätte und es landete klappernd hinter dem Spülkasten. Dean versuchte inzwischen, einen Knoten in ins Handtuch zu bekommen, während dasselbe mit aller Gewalt versuchte, seinem Griff zu entkommen. Sam riss die Duschtür auf – insgeheim dankbar dafür, dass sie, winziges Badezimmer hin oder her, diesmal wenigstens kein Motel erwischt hatten, in dem es Duschvorhänge gab. „Los, mach schon!“ Dean holte aus, erinnerte dabei ganz kurz an einen Rugbyspieler und warf das strampelnde Bündel in die Dusche. Sam drehte das Wasser auf, ignorierte den stechenden Schmerz in seiner Hand, stellte den Temperaturenregler auf heiß und knallte die Tür zu. Markerschütterndes Kreischen ertönte und die nächsten paar Minuten hatte sie alle Hände voll damit zu tun, die Duschtür zuzuhalten. Es dauerte und dauerte, aber irgendwann war es schließlich still. Das Badezimmer glich einem Schlachtfeld. Alles dampfte, der Spiegel und sämtliche Armaturen hatten sich beschlagen, der Boden stand unter Wasser und das Plastik der Duschtür war rot verschmiert. Sekundenlang betrachtete Sam verwundert einen blutigen Handabdruck direkt in Augenhöhe, bevor ihm klar wurde, dass es sein eigener war. Er öffnete seine rechte Hand. Oha. „Sam?“, Deans besorgte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, „Sammy, zeig her.“ „Nichts“, murmelte er, streckte aber bereitwillig den Arm aus, „Nur geschnitten. Ist nicht mal besonders tief.“ Dean inspizierte seine Handfläche und schien zu demselben Schluss zu kommen. „Du wirst es überleben“, stellte er fest, „Okay, also-“ In diesem Augenblick ertönte eine weibliche Stimme von draußen. „Ha- ach du lieber Himmel! Hallo?!“ Sie tauschten einen entsetzten Blick, dann stolperte Dean eilig aus dem Badezimmer. Sam warf einen ratlosen Blick auf seine blutüberströmte Hand (das ganze warme Wasser trug dazu bei, die Wunde um ein Vielfaches übler aussehen zu lassen, als sie tatsächlich war), wickelte sie kurzerhand in ein paar Schichten Toilettenpapier und folgte seinem Bruder. Mitten im Zimmer stand die Inhaberin des Motels, mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen. In ihrer Hand hielt sie immer noch den Generalschlüssel. „I-ich...“, stotterte sie, „Verzeihen Sie bitte vielmals, aber ich habe geklopft und...“ Innerlich stöhnte Sam auf. Klar, dass das nicht zu hören gewesen war. Bei dem Krach, den sie und ihr unerwünschter Besucher hier veranstaltete hatten... Vermutlich hatte sich eines der Nebenzimmer über den Lärm beschwert. Na ganz toll. Die Frau starrte immer noch und er hatte deutlich das Gefühl, dass sie sich am liebsten umgedreht hätte, um Hals über Kopf davonzurennen. Er konnte es ihr nicht verdenken. Aus dem Badezimmer entwich kräuselnd der Wasserdampf und die Überschwemmung darin war so vollkommen, dass sogar der Teppichboden des Motelzimmers ein Stück weit aufgeweicht worden war. Sie waren beide klatschnass und sein T-Shirt hatte noch dazu Blutflecken. Hastig versteckte er seine pochende rechte Hand hinter seinem Rücken. Ganz klar, geistig zurechnungsfähige Menschen sahen anders aus. Er betete, dass sie das Jagdmesser nicht bemerkte, dass halb unter dem Tisch zum Liegen gekommen war. Gleichzeitig war er dankbar dafür, dass die Pistole, die sich immer noch in seinem Bett befand – dort wo er sie hingeworfen hatte – von den Laken verdeckt wurde. „Uhm“, sagte Dean und schob sich so, dass er den Blick ins Badezimmer blockierte, „Ja, also das... wissen Sie...“ „Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung“, sagte Sam und lächelte entschuldigend. Sollte sie doch denken, was sie wollte – Streit unter Berufsverbrechern, alte Familienfehde, durchgeknallte Beziehung. „Yep“, stimmte sein Bruder zu, offensichtlich dankbar für die Vorlage, „Und zwar mit der, äh... mit der Dusche.“ Sam gab sich Mühe, so auszusehen, als wäre die Geschichte für ihn keineswegs neu. Sie hingegen runzelte misstrauisch die Stirn. „Wie bitte?“ „Mit der Dusche“, wiederholte Dean vollkommen überzeugt, „Da ist irgendwas... also mit den Rohren. Irgendwas stimmt da nicht. Scheint als wäre da ein Leck.“ „Ja“, fügte Sam höflich hinzu, „Wann wurden die denn verlegt?“ Die Inhaberin blinzelte verwirrt. „Verlegt? Ach so, die, ähm, die Rohre meinen Sie? Da bin ich ehrlich gesagt überfragt... ich werde gleich morgen früh den Klempner schicken, selbstverständlich... wollen Sie solange in ein anderes Zimmer...?“ „Nein“, sagte Dean, vielleicht eine Spur zu hastig. „Nein“, sagte er erneut und lächelte strahlend, „Alles bestens. Für die Nacht haben wir’s hingekriegt, danke vielmals.“ „Und da sind Sie... sicher?“ „Völlig sicher“, sagte Sam ruhig. Schließlich gab es da noch ein paar zermatschte, teigige Lebkuchenstücke, die sie fachgerecht entsorgen mussten. --~-- Er erwachte davon, dass die Tür des Motelzimmers schwungvoll zugeknallt wurde. Der erste Blick galt Dean, der laut pfeifend die Autoschlüssel auf den Tisch warf, der zweite dem Wecker. Fünf nach halb acht Uhr morgens. Meine Güte. Sam rieb sich mit einer Hand über die Augen, stützte sich auf die Ellenbogen. Irgendwas war hier... Moment. Da stimmte was nicht. Dean war kein Morgenmensch. Dean war viel eher der Mensch, der sich zurückhalten musste, um Morgenmenschen, wenn er ihnen in ihrem natürlichen Lebensraum begegnete, nicht ins Gesicht zu schießen. „’ean?“, kratze Sam und versuchte, an seiner Müdigkeit vorbeizublinzeln, „Wasum Teufel machst du’m diese Uhrzeit?“ „Einkaufen“, sein Bruder ließ sich gut gelaunt auf das gegenüberliegende Bett fallen, „Hier, bitte.“ Etwas segelte in Sams Richtung und dass er es tatsächlich fing, war mehr Reflex als bewusste Entscheidung. Er beäugte die blassrosa-gelb gestreifte Tüte misstrauisch. Sie roch gut, das ließ sich nicht abstreiten, aber Dean sah bei weitem zu begeistert aus für seinen Geschmack. „Was ist das?“ Dean grinste bloß breit. Sam verdrehte die Augen, zog die Enden der Tüte auseinander und spähte hinein. Und zuckte erschrocken zurück. „Was zum- bist du wahnsinnig?!“ „Nicht das ich wüsste“, Dean lehnte sich hinüber, nahm ihm die Tüte wieder ab und steckte eine Hand hinein. Das Lebkuchenmännchen, das er herauszog, war um einiges kleiner als sein nächtlicher Kollege, aber ansonsten sah es ihm zum Verwechseln ähnlich. Sein Bruder betrachtete es von allen Seiten, warf Sam einen siegessicheren Blick zu und biss genüsslich den Kopf ab. Sam sah ihn nur an. „Mal ehrlich“, brachte er schließlich heraus, „Mit dir stimmt doch irgendwas nicht.“ „Aschja?“, Dean schluckte und deutete mit dem kopflosen Lebkuchenmann auf ihn, „Seh ich anders. Das ist bloß die ausgleichende Gerechtigkeit, Sammy.“ Sam winkte genervt ab. „Was auch immer.“ Dean hielt ihm die Tüte hin. „Hm? Willst du?“ „Ganz sicher nicht!“ Unbeeindrucktes Schulterzucken. „Bitte. Bleibt eben mehr für mich.“ Und viel mehr gab zu dem Thema eigentlich auch nicht zu sagen. --~-- Bin ich die einzige, die findet, dass sich "Lebkuchen" um ganze Welten appetitlicher anhört als "Pfefferkuchen"? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)