Ajax - Victis Romanis von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 14: Kapitel 14: Rückblicke ---------------------------------- Kapitel 14: Rückblicke Für Sam Carter hatte die Szenerie etwas leicht vertrautes: Vor ihr stand ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit auf einem Bartresen, hinter ebendiesem stand ein etwas älterer Herr, der mit einem Lappen ein armes Glas malträtierte. Ein Dudelsack spielte im hinteren Teil der Bar ein fröhliches Lied leise vor sich, die anderen Gäste mampften ihr Essen, sie selbst war wieder verwirrt, wie sie überhaupt hierher gekommen war. Aber es gab auch den ein oder anderen Unterschied: Zum Beispiel war da die äußerst vergnügte, langhaarige Dunkelblondine, die gerade das vierzehnte Gläschen Whisky abstellte und noch eins bestellte. „Das tolle, da dran, aufgestiegen zu sein, ist, man kann soviel trinken, wie man will und man wird nicht besoffen.“, erklärte Lantea Carter, die sie entsetzt anschaute – Die Frau soll was sein?! Die Stammmutter der Lanteaner?!, schoss es der Pilotin durch den Kopf. „Zügeln sie ihre Gedanken, Samantha – ich darf sie doch so nennen? - jeder kann sie nämlich hören!“, meinte die Antikerin neben ihr,die wieder mit einem triumphierenden Blick ein weiteres Glas in Empfang nahm und es kippte. Opa Desala, der immer noch hinter der Bar stand, stellte Lantea die Whisky-Flasche hin und wandte sich wieder seinem Glas zu. „Ähm, Sam wäre mir lieber – können sie das eventuell lassen, ich mein das mit dem Gedankenlesen?“, fragte sie leicht erbost. Schön während der 'Fahrt' zurück zur kleinen Kneipe hatte sie immer wieder irgendwelche Kommentare auf ihre Gedanken gehört – und es nervte sie schlicht. „Wenn neben ihnen jemand brüllt, können sie ihn dann einfach so... ausblenden – ich nehme an, nein. So geht es uns.“, erklärte die Frau und murmelte hinten dran: „Aber sie haben recht, Sam – manchmal nervt`s.“ Carter nickte stumm und beugte sich über die Theke um sich selbst ein leeres und sauberes Glas zu nehmen, denn der Barkeeper war zu sehr damit beschäftigt, das arme Glas in seiner Hand zu malträtieren als auf eindeutige Gesten seiner Gäste zu achten. „Darf ich?“, fragte sie noch höflich auf die Whisky-Flasche zeigend und lächelte. Na endlich!, schoss es Lantea durch den Kopf, während sie nickte. „Tun sie sich keinen Zwang an!“, meinte sie noch und reichte der Offizierin die Flasche mit einem Lächeln. „Wissen sie...“, begann sie und schwieg dann. Carter wartete mehrere Sekunden darauf, dass die Antikerin fort fuhr. Doch sie tat es nicht. „Was weiß ich?“, fragte Carter deshalb nach kurzer Zeit. „Ich saß auch mal mit Daniel – Doktor Jackson – hier bei Opa und wir haben... okay, nur ich hab getrunken, er nicht – aber es war eigentlich ganz nett.“, erzählte sie und lächelte. „Aber dann wollte er irgendwann auch mal meinen besten Freund Jack kennenlernen!“ Carter durchfuhr bei dem Namen einen Stich, aber sie riss sich zusammen. „Welcher Jack denn?“, fragte die Amerikanerin und kippte ihr erstes Gläschen. Sie war einmal bei der großen Soldatenparty – sie fand etwa alle fünf Monate statt – von Atlantis dabei gewesen. Da die sogenannte 'Dekoration', also alle Rangabzeichen und Auszeichnungen, verboten waren, waren sie alle schnell ins Gespräch gekommen. Während Sergeant Chuck seiner Pflicht als Mitglied seiner Familie nachgekommen war und aufgelegt hatte – seitdem war er nur noch als 'DJ-Gate' über Monate bekannt gewesen, selbstverständlich in bester Familientradition – war Carter ins Gespräch mit einem etwa anderthalb Köpfe größeren Bayern gekommen, der ihr nach einer Weile „a Stamperl Kirschlikör“ angeboten hatte. Sie hatte damals dankend abgelehnt und sich nachdem der Bayer angefangen hatte, sich mit einem ihrer Iren – andere nannten sie 'Irren' – ein Wetttrinken zu liefern, hatte sie sich zurück gezogen. Am nächsten Tag war ihr erster Gang der zur Krankenstation gewesen – und der letzte der zurück in ihr Quartier. Brachial wurde sie von Lanteas Stimme aus ihren Erinnerungen zurück in die 'Wirklichkeit' geholt, als die Besitzerin der dazugehörigen Stimmbänder zu sagen beschloss: „Jack Deniel`s Tennessee Whisky.“ Die Antikerin begann zu kichern, als sich Carter verschluckte und zu husten anfing. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass auch der Barbesitzer anfing zu schmunzeln, als sie Carter auf den Rücken klopfte. Als sich die Offizierin der amerikanischen Luftwaffe wieder beruhigt hatte, fuhr sie fort. „Ihr Archäologe war aber weitaus schlechter dabei, als man annehmen sollte – vor allem nach diversen Ausgrabungen in Mexiko...“ Sie kicherte wie ein Schulmädchen, was gar nicht zu den Erzählungen in den Datenbanken der Antiker passte, welche sie sich auf dem Weg nach Victis Romanis angesehen hatte – dort war von ihr als beinahe schon kalte, berechnende Person gesprochen worden, nicht von einer relativ 'lebhaften' und fröhlichen Person. „Glauben sie nicht alles, was irgendwo steht – denken sie, so wie ich bin, würde ich als Leitstern der Flotte taugen?! Naja, jedenfalls, war relativ witzig mit Jackson gewesen.“ „In wie fern?“, fragte Carter neugierig. Sollte es jemals ein anderes Mitglied des Cheyenne Mountain Complex – auch besser bekannt als Stargate Center – zu ihr hier hoch schaffen, wollte sie etwas zum Tratschen haben. In dieser Beziehung war Carter seit Vala sich SG-1 angeschlossen hatte eine Frau von Klischee geworden – zumindest wenn sie mit der etwas hibbeligen und frechen Außerirdischen zusammen war. „Das, meine Liebe, ist immer noch eine Sache zwischen mir und Daniel – verstanden?“ Sie konnte einen Befehlston bringen, das war damit klar. Das dieser so harsch sein konnte, das hatte Carter bei noch niemandem erlebt. Selbst General West, der erste 'Betreiber' des irdischen Sternentors, konnte zu seinen wütendsten Zeiten nicht einen so heftigen Ton bringen. „Wie dem auch sei... Sagt dir der Name Zenon von Kition etwas?“ „Wir haben mal im Deutschunterricht auf dem College 'Romulus der Große' von Dürrenmatt gelesen, da gab es einen Zenon – den byzantinischen Kaiser. Das ist, glaube ich, nicht der, den sie meinen.“, antwortete Carter. Sie konnte sich immer noch gut daran erinnern. Sie hatte damals Rea, die Tochter des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustulus, gelesen und wie alle anderen an der Sache gewaltigen Spaß gehabt. „War klar.“, stellte Lantea fest und trank noch ein Whisky-Glas in einem Zug. „Thales?“, fragte sie dann. „Tut mir Leid, nein.“, antwortete Carter leicht genervt. „Warum fragen sie?!“ „Weil der Vater er Naturwissenschaften hinter ihnen steht!“, meinte hinter ihnen eine leicht amüsierte Stimme, die schnell in leichte Verärgerung umschwang. „Lantea, du schuldest mir eine Flasche Jackie.“ Beide Frauen drehten sich zum Neuankömmling um. Ein kleines Stück kleiner als Carter stand da ein grinsender, sehr alter Mann in schwarzem Anzug, weißem Hemd und schwarzer Krawatte. Intelligente Augen blickten unter einer von Denkfalten verzogenen Stirn hervor, über der kurzes, weißes Haar sich mit einem ebenso weißen Vollbart verband. Einen langen, beigen Mantel trug er über dem rechten Arm gelegt, in der linken Hand einen schwarzen Hut. Alles in allem sah er für Carter nach einem etwas älteren Geheimdienstler aus einem alten James Bond-Film aus, nicht nach dem Vater der Naturwissenschaften, als der er sich vorgestellt hatte. Thales setzte sich direkt neben Carter und meinte dann: „Weißt du... - ich darf sie doch duzen, oder? - es ist eine Schande.“ „Dass ich sie nicht kannte?“, fragte Carter leicht verwirrt. Wenn das das einzige war, was man ihr zur Last legte, dann hatte sie nichts zu befürchten. Sie drehte sich wieder der Bar zu und ließ sich ein Glas Whisky den Hals runter rinnen. Sie hatte auf der Air Force-Akademie das standesgemäße Trinken gelernt, so wie alle anderen Frauen ihrer Ausbildungskompanie von den 'Jungs'. Laut einigen etwas älteren Zeugenaussagen hatten nach kurzer Zeit die weniger trinkfesten Frauen – zu denen sie Gott sei`s gedankt nicht gehört hatte – mit einigen spontanen Tanznummern nicht jugendfreien Inhalts angefangen. „Ich lege dir nichts zur Last, außer, dass du mich ebenso duzen kannst. Nein, es ist mehr, dass alle, die in jüngerer Zeit zu uns gekommen sind, mich nicht mehr kennen. Abe kannte mich nicht, Martin nicht, Elvis auch nicht.“ Beim letzten Namen war Carter erschrocken zu dem älteren Mann herumgefahren. „Ja...“, beantwortete der Vater der Naturwissenschaften die unausgesprochene Frage, „Der King lebt!“ „Und das auch nur weil ein gewisser jemand seine Musik so mochte...“, meinte Opa hinter der Bar und fixierte grinsend Lantea, die sich verlegen pfeifend wegdrehte. „Oder was war`s noch mal, Lantea?!“ Diese nuschelte nur etwas undefinierbares, errötete aber weiter. „Naja, auf jeden Fall.“, meinte Thales und versuchte so das Gespräch – und vor allem Carters Aufmerksamkeit – auf sich zu ziehen. Es gelang ihm auch, Carter und Lantea hörten ihm gespannt zu – die Antikerin mehr mit einem leicht spöttischen Grinsen als ernst, so wie die Amerikanerin – , als er fort fuhr: „Samantha – ihnen wird hier die einmalige Chance auf ewiges Leben geboten. Ich hatte am Anfang Zweifel, das ist auch natürlich. Aber die meisten hier sind eigentlich ganz nette Leute.“ Er schwieg kurz und fixierte Lantea. „Gut, der ein oder andere hat ein Rad ab, aber 'Genie und Wahnsinn sitzen auf dem gleichen Ast!'“ Carter konnte förmlich spüren wie die Antikerin hinter ihr den Griechen fassungslos anstarrte, während er nur zurück grinste. „Also, soweit ich weiß bist du ein Genie, Samantha. Überleg dir das mal – du könntest den Tag wie die Krieger Walhallas zubringen, über wissenschaftliche Theorien mit Platon, Kopernikus und mir diskutieren, du könntest Dinge lernen und verstehen lernen; Dinge, die deine Vorstellungskraft bei weitem übersteigen! Du könntest nach den entsprechenden Anträgen deine eigene Welt in der Wirklichkeit erschaffen – nach deinen Wünschen!“ Er hielt kurz inne. „Reizt es dich denn nicht?!“ „Der Rest von SG-1 – einschließlich Mitchell, wenn er sich gut auf Tiberium schlägt – kommt ebenso hierher.“, meinte Lantea. Das unausgesprochene Also deine Freunde sind in spätestens schätzungsweise fünfzig, sechzig Jahren auch da – wenn nicht was gewaltig für sie schief läuft! der Antikerin entging der Offizierin der US-Luftwaffe nicht. Aber sollte sie? Sollte sie aufsteigen, ihre körperliche Existenz – die sowieso schon weg war – abstreifen und zu einer Form der reinen Energie werden, so wie Daniel vor all der Zeit? Sollte sie das unendliche Wissen der Aufgestiegenen annehmen und zu einer der ihren werden? Vor all der Zeit, als Daniel zurück gekommen war, hatten sie nachdem er sein Gedächtnis wiedererlangt hatte geredet – im wahrsten Sinne über Gott und die Welt, es hatte sogar ein wenig Bier gegeben. Damals hatte General Hammond nur grinsend gemeint: „Ich sehe nichts, ich höre nichts und habe auch kein Bier in der Hand!“ Danach hatte er sich eine der Flaschen genommen und hatte ein sehr verwirrtes fast komplettes SG-1 zurückgelassen. Er hatte ursprünglich nur ein paar Berichte von Colonel – damals – O`Neill abholen und sich die Beine vertreten wollen. Irgendwann waren sie natürlicherweise auf das Thema Aufstieg gekommen. Daniel hatte etwas davon gelallt, dass er mit einigen für ihn sehr bekannten Personen diskutiert hatte – Carter hatte das alles damals als Alkoholeinfluss abgetan. Daniel hatte noch nie viel vertragen. Sie konnte sich dunkel daran erinnern, dass O`Neill damals gesagt hatte: „Und ist Matt Groening auch da oben?!“ Sie hatten alle herzlich gelacht, selbst Daniel, zumindest, bis es in sein stark alkoholisiertes Bewusstsein gedrungen war, wer Groening ist – und das er zwar alt, aber noch nicht tot war. Jedenfalls hatte sie damals sich und den anderen geschworen, dass sie – sollte sich die Chance bieten – aufsteigen würde, und sie dann alle zusammen den 'Oma-Desala-Fanclub' unsicher machen würden. Sie hatte unter Alkoholeinfluss diesen Schwur abgelegt – dafür aber aus tiefstem Herzen! (Anm.d.A.: Groening lebt noch.) Auf die Idee gebracht hatte sie vor allem ihre heimliche Flamme. Zeitweise hatte sie sich sogar wieder wie ein Teenie in einer schlechten Fernsehserie gefühlt – aber trotzdem. Sie mochte dieses Glitzern in den Augen, wenn sie ihn 'zutechnobrabbelte' wie er es im geheimen nannte, sie mochte die teilweise unkonventionellen Sprüche in jeder Situation – sie mochte sie sogar sehr. Zu sehr, mehr, als es die Regeln der United States Air Force erlaubten. Vielleicht... vielleicht würde hier, quasi fernab der Luftwaffe der Vereinigten Staaten, ihnen Gelegenheit geboten... Das, dachte sich Colonel Samantha Carter lachend und kopfschüttelnd, ist schon zu weit gedacht! Sie war sich durchaus ihrer 'Weggefährten' auf dieser merkwürdigen Reise bewusst, die sie leicht verwirrt ansahen – offenbar brauchte es doch einen gewissen Willen, die Gedanken seines Gegenübers zu hören. Aber das war ihr egal, als sie ihre Entscheidung verkündete: „Ich möchte aufsteigen!“ Was danach für sie begann... das war eine komplett andere Geschichte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)