Tot von Hikaru_Hyuga (Du bist zu spät...) ================================================================================ Kapitel 1: Du bist zu spät.. ---------------------------- Du bist zu spät... Sesshoumaru kniete vor ihr. Er war zu spät. Auf dem ganzen Weg hier her hatte er gehofft, sie noch ein mal sehen zu können. Jetzt stand er endlich vor ihr. Man hat ihn erhört. Er sah sie. Vielleicht hätte er noch lebend hinzufügen sollen. Aber hätte man sich das nicht denken können? Dass er sie lebend sehen wollte? Und nicht tot? Wer immer da die Fäden in der Hand hatte, ganz helle war er nicht. Jeder, der sich so was wünscht, meinte natürlich lebend. Aber vielleicht wollte dieser Jemand sich einen Spaß erlauben. Ihn einfach nur aufziehen. Tja, dachte Sesshoumaru, dann hätte er sich einen besseren Moment aussuchen sollen. Oder besser: Es nächstes Mal einfach lassen. Er war noch nie jemand gewesen, der Spaß verstand oder ausgiebig lachen konnte. Auch nicht dann, als sie in sein Leben trat. Einiges hatte sich verändert, aber was? Er lachte immer noch nicht, grinste nicht mal, fand nichts komisch. Er tötete immer noch so viele, einen nach den anderen, selbst vor seinen Bruder machte er keinen Halt. Jeder fürchtete ihn. Das kleine Mädchen, jedoch, mochte ihn. Egal, wie viele er vor ihren Augen tötete, sie liebte ihn, wie ein Bruder, ein Vater, einen Beschützer. Das kleine Mädchen hasste den Tod. Sie mochte nicht sehen, dass jemand leidet oder sterben musste. Und trotzdem empfand sie nur Liebe und Ehrfurcht vor ihm, niemals Hass oder Ekel. Jetzt lag sie vor ihm. Die Augen weit aufgerissen, die Körperteile rings herum verstreut. „Jetzt wird alles wie vorher...“ schoss es ihm durch den Kopf. Halt! Er hielt inne. Wie kam er jetzt auf den Gedanken, dass sich etwas durch sie verändert hätte? Er kam heute, hier und jetzt, zum ersten Mal auf den Gedanken. Etwas hat sich verändert. Ein undefinierbares Geräusch entfloh seinen Lippen. Ein Ausdruck seines Spotts. Wie kam er bloß darauf? Vielleicht weil er gerade eben als er ihre Leiche sah, dachte, dass alles so wie früher wird. Wenn alles so wie früher wird, dann hat sich etwas verändert. Oder? Sesshoumaru spitze die Ohren. Etwas kam. Ihm war sofort klar, dass es Jaken war. Niemand sonst würde mit so vielen Schritten so unvorsichtig durch das hohe Gras stapfen. Nach ein paar Atemzügen seines Lebens tauchte der kleine, grüne Krötendämon zwischen den Bäumen auf. Obwohl es helllichter Tag war, war es hier im Wald alles dunkel. Das war gut so. So konnte er ihre Leiche nicht so genau erkennen. Aber bereits das Geruch ihres Blutes verursachte bei ihm Übelkeit. Jaken musterte erst erschrocken ihren leblosen Körper, bevor er das Wort ergriff. „Es ist niemand zu sehen. Sie sind wahrscheinlich schon über alle Berge.“ Sesshoumaru wusste ganz genau, wen er damit meinte. Die Mörder. Er war kurz weg gewesen, weswegen Jaken auf sie aufpassen sollte. Als er später zurück kam, lag nur noch ein erschöpfter Idiot auf dem Boden, der nicht fähig war, auf ein kleines Mädchen, auf sein kleines Mädchen auf zu passen. Sesshoumaru hätte sein Schwert ziehen und ihn in abertausend kleine Stücke spalten können, aber er ließ es stecken. Er konnte nicht. Er hatte keine Lust dazu. Er wollte nicht. Es würde schon alles anders werden wegen ihr, jetzt musste nicht auch noch Jaken sterben, nur weil er sich nicht beherrschen konnte. Oder anders ausgedrückt: Irgendwelchen unwichtigen emotionalen Bedürfnisse unterliegen. Er seufzte. Er wünschte, er würde wenigstens ihre Gesichter kennen. Damit er wusste, wie die Visage eines lebensmüden aussah. Jeder, der ihr ein Haar krümmte, musste sterben. Jetzt, wo mehr als eine Strähne von ihr abgegangen ist, wird es ihm eine Ehre sein, dem Entführer das Doppelte an Schmerzen zurück zu geben. Er lächelte, kaum merkbar auf seinen eisigen Lippen mit den harten Gesichtsausdruck. Bestimmt hatte sie bis zum Ende gedacht, dass er wieder kommen wird, um sie zu retten. Vielleicht hätte er ihr ein paar Tricks zur Selbstverteidigung zeigen sollen, schließlich gab er Jaken auch einen Feuer spuckenden Stab. Bei ihr ist es nicht nötig, hatte er immer gedacht. Nie würde ihr etwas passieren. Er würde immer kommen, um sie zu retten. Rechtzeitig. Da lag er wohl falsch. Das eigene Versagen hat ihr das Leben gekostet und nun ist es aus. Er hat versagt. Kläglich versagt. Ausgerechnet jetzt. Ausgerechnet heute. Alle Worte, die mit ihrem Tod eine Verbindung hatten, hallten schmerzlich in seinem Kopf wider. Aus, tot, jetzt, nie wieder, weg, versagen, langsam, Hilfe, Veränderung. Was sollte er jetzt tun? Es zur Aufgabe machen, sie zu rächen? Er wollte nicht einen von denen werden, die nur Rache im Kopf hatten, blind für alles andere. So etwas war unter seiner Würde, es lag so vieles darunter. Wie zum Beispiel, einem Menschen lieben. Nie hat er gesagt, dass das Lieben etwas Dummes sei, doch an den Gedanken an seinen Bruder und an seine Begleiter wurde ihm übel. Er brauchte den einen Satz nicht auszusprechen oder zu denken, das Gefühl in ihm sagte es ihm. Und trotzdem hatte er das kleine Mädchen aufgenommen und sie schließlich zu lieben gelernt. Wenn er ihre Mörder irgendwann mal traf und Jaken sie erkennen würde, dann werden sie sterben. Da war er sich sicher. Niemand durfte ihn ungestraft demütigen. Und durch ihren Tod ist ihm klar geworden, wie wichtig sie ihm doch war. Dass sie mehr war, als irgend so ein Begleiter, wie Jaken. Sie war sein kleines Mädchen. Dieses Gefühl zu lieben, verletzte seinen Stolz. Sie mussten sterben. Weil sie ihm seine Schwäche vor Augen geführt haben. Und weil sie sie getötet haben. „Auf Wiedersehen, Rin.“ „Meister, was habt ihr gesagt?“ fragte Jaken, der ruckartig den Kopf hob. Wenn er jetzt noch ein Fehler machte, kam er in eine gefährliche Zone. „Nichts wichtiges.“ antwortete er. Denn jetzt war nichts mehr wichtig, setzte er in Gedanken hinzu. Sekunden verstrichen. Beide stumm. „Komm Jaken, wir gehen.“ durchbrach Sesshoumarus Stimme die Stille. Der stolze Hundedämon wandte sich zum Gehen. „Wohin gehen wir?“ fragte Jaken, als er noch einen letzten Blick auf die Leiche warf. Er wird sie nie mehr wieder sehen. „Wohin wohl? Naraku suchen.“ Auf dem ganzen Weg sprach niemand ein Wort. Auch wenn das keinen Unterschied zum Gewöhnlichen war, fühlte dich die Situation dieses Mal ganz anders an. Als sie endlich den Rand des Waldes erreicht hatten, konnte man Ah-Uhn bereits auf sie warten sehen. Schnell lief Jaken voran, um das Reittier Start klar zu machen. Als er an Sesshoumaru vorbei lief, spürte er einen Wassertropfen auf seinem haarlosen Kopf. Während er noch ging, dachte er: Es wird wohl bald anfangen zu regnen, und schaute in einen strahlend blauen Himmel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)