The Meaning of Life von Sweet_Sakura0307 (Kakashi X Sakura) ================================================================================ Prolog: So this is the Meaning of Being a Ninja ----------------------------------------------- Es regnete. Konohagakure versank in den Strömen des Sommergewitters. Und nicht nur das. In unendlicher Trauer versammelten sich die Bewohner des Dorfes um den letzten großen Ninja ihrer Zeit ihn die letzte Ehre zu erweisen und ihn zu verabschieden. Bewegungsunfähig stand Sakura vor dem großen Grabstein auf dem nun auch sein Name drauf stand. Ihre Augen waren leer. Ihren Ohren waren taub. Ihr Herz schmerzte, doch sie vermochte nicht zu weinen. Gefühllos betrachtete sie den leblosen Körper vor ihr. Er lag einfach so da. Ohne ein Zucken, gar nichts rührte sich. Wieso war das so? Das passte nicht zu ihm. Das passte absolut nicht zu ihm. Wortlos lauschte sie den Trauerworten des Priesters, doch keines davon wurde seinen Taten nur annährend gerecht. Nichts davon kam dem gleich, was er jemals für das Dorf getan hatte. Der Ninja, den alle immer mit verachtenden Blicken anstarrten. Der Ninja, der immer nur von allen verabscheut wurde. Sie sah ihn vor sich und sah das was passiert war. Sie würde es nie vergessen können. Es hatte sich tief in ihre Seele eingeprägt und hatte sie für ihr ganzes Leben gebranntmarkt. Es war eine Mission. Eigentlich eine ziemlich einfache. Sogar die kleinen Genin hätten diese Mission mühelos hinter sich bringen können. Doch es passierte etwas, was keiner voraussehen konnte. Auf dem Rückweg nach Konohagakure sind sie überfallen worden. Umzingelt von unzähligen Jonin und Chunin eines gefallenen Dorfes. Sakura hatte die Schriftrolle, die sie nach Konohagakure bringen sollten, an sich genommen und wollte verschwinden, doch auch sie geriet in einen Hinterhalt. Es waren zehn gegen sie allein. Sie wusste, dass sie nie gegen sie ankommen würde, trotzdem versuchte sie alles um sich zu befreien und frei zu schlagen. Einen kleinen Moment war sie unachtsam und vernachlässigte ihre Deckung, da drohte sie von hinten erschlagen zu werden. Im letzten Moment war der Jonin vor sie gesprungen und hatte sie gedeckt, während er mit seiner vernichtenden Attacke den Angreifer mit einem Schlag tötete. Doch auch er sank leblos zu Boden. Ein lauter Schrei hallte durch den Wald, als Sakura sich zu ihm herunter beugte und mit zitternden Händen das Medic-Jutsu formte, um ihre Hand schließlich auf seine tiefe Wunde zu legen. Mit der anderen versuchte sie die Blutung zu stoppen. Der Regen strömte auf sie ein, während er schwer keuchend auf dem Boden lag und mit dem Tod rang. Doch die Wunde war zu groß, das Blut hörte nicht auf zu fließen. „Verdammt!“, schluchzte Sakura unter den Tränen hervor, während sie sich fluchend auf die Lippe biss. „Hör auf, es hat keinen Sinn! Geh und bring die Schriftrolle in Sicherheit! Ich werde sie währenddessen aufhalten!“, meinte der Jonin, während er sich unter Schmerzensschreien aufstützte. „Noch ein Wort und ich vergesse mich, kapiert?! Ob es Sinn macht oder nicht, entscheide immer noch ich!“, schrie sie ihn an und drückte ihn wieder mit einem Arm zu Boden. Doch sie wusste, dass es nichts brachte. Sie war zu schwach, die Wunde zu tief. Mit jeder Sekunde, in der ihr das mehr und mehr bewusst wurde, dass er sterben würde, fing sie an mehr zu verzweifeln, obwohl sie genau wusste, dass sie in solch einer Situation ruhig bleiben musste und nicht die Nerven verlieren durfte. Doch so stark war sie nicht. Sie konnte dem enormen Druck einfach nicht mehr stand halten: „Verdammt, wieso klappt das nicht?!“, druckste sie verbissen hervor und war kurz davor sich ihrer Verzweiflung hinzugeben. „Sakura-chan, bitte rette dich…“, röchelte der Jonin und versuchte sich abermals unter Schmerzen abzustützen. „Das kann ich nicht!“, schrie sie ihn an, doch er nahm ihr Gesicht mit letzter Kraft in seine blutverschmierten Hände und küsste sie. „Ich habe dich immer geliebt, Sakura-chan. Deshalb will ich nicht, dass du hier stirbst!“, sagte er reuevoll und gleichzeitig wild entschlossen die Gegner aufzuhalten. Er nahm seine ganze Kraft zusammen und stellte sich schützend vor sie. Währendessen kam ein anderer Ninja, nahm sie in seine Arme und versuchte sie von hier wegzubringen. „Lass mich, verdammt, ich werde ihn nicht im Stich lassen!!“, schrie sie während sie sich aus Leibeskräften wehrte diesen Ort zu verlassen. Doch der Jonin ließ nicht locker, schob sie einem anderen Mann in die Arme, damit dieser sie wegbrachte. Er selbst kehrte wieder zurück und zusammen kämpften die beiden Seite an Seite. „Du weißt, dass du sterben wirst…“, meinte der eine mit stechendem Herzen, während er sich an den Rücken des anderen anlehnte. Sie waren umstellt. „Ja, für mich gibt es keine Rettung mehr! Aber du musst hier weg! Jetzt wo ich nicht mehr da sein werde, musst du dich um Sakura kümmern. Deshalb…rette dich und die anderen. Das hier ist mein Kampf und mein Platz im Leben!“, meinte er mit einem siegessicheren Grinsen und drückte seinem Hintermann etwas in die Hand. Schließlich verschwand dieser und der Jonin blieb allein zurück. Lachend stürzte er sich in die gegnerische Menge zündete mit einem Fingerschnippen den Sprengstoff, der an seinem ganzen Körper befestigt war und sprengte alles in seiner Umgebung mit sich in die Luft. „NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Immer noch hallte der Schrei in Sakuras Ohren wieder. Er hatte sich für sie eingesetzt. Sein Leben für ihres geben. Lautlos rann ihr eine einzelne Träne über die Wange, während sie einen letzten Blick auf seinen toten Körper. Er war Teil ihres Lebens gewesen und würde sie auch jetzt in ihrem Herzen ihr Leben lang begleiten. Sie würde ihn sicher nie vergessen. Ganz bestimmt… Kapitel 1: Sadness and Sorrow ----------------------------- Draußen regnete es wie auch schon die ganze Woche. Dieses Jahr hatten sie keinen sonnenreichen Sommer wie sonst immer. Doch Sakura störte es nicht. Im Gegenteil, sie war ehrlich gesagt richtig erleichtert deswegen. Der Regen beruhigte ihr Gemüt und half ihr über Narutos Tod langsam hinwegzukommen. Schon seit Tagen war sie nicht mehr zur Arbeit gegangen, obwohl sie wusste, dass ihr etwas Ablenkung sicher gut tun würde. Tsunade hatte ihr frei gegeben. Sie meinte, sie würde im Krankenhaus durch die ganzen Verletzten sowieso an den einen Vorfall erinnert werden. Deshalb brauchte sie so viel Abstand wie möglich zu dem was passiert war und das beinhaltete auch, dass sie sich für einige Zeit vom Krankenhaus fernhalten sollte. Trotzdem. Sie konnte nicht anders. Sie konnte nicht glauben, dass er tot war. Dass er vor ihren Augen gestorben war. Narutos Lachen, das immer voller Energie war und sich nie unterkriegen ließ. Seine klaren Augen, voller Wahrheit und Aufrichtigkeit. Es verfolgte sie wie ihr Schatten? Wo war das alles geblieben? Wo war ihr bester Freund? Wieso kam er sie nicht besuchen, fragte sie nach einem Date oder einem Abstecher zu Ichiraku Ramen? Die Nummer Eins unter Konohas unmöglichsten Ninja. Wortlos schritt sie durch ihre Wohnung in ihr Schlafzimmer und betrachtete ihr Team 7 Foto. Ein anderes Foto auf dem Naruto abgebildet war, hatte sie nicht. Es war das einzige, das sie noch an ihn erinnern würde. Das einzige, das ihr helfen würde, ihren besten Freund nie zu vergessen, damit er ihr immer in Erinnerung blieb. Damit sein Bild nie aus ihrem Gedächtnis verschwinden würde. „Naruto…Wo bist du jetzt? Antworte mir, hörst du?“, fragte sie mit bebender Stimme in den leeren Raum hinein. Nichts war zu hören. Niemand antwortete ihr. Ein stechen breitete sich in ihrem Herzen aus, ihre Kehle schnürte sich zusammen. Er war nicht da. Verzweifelt biss sie sich auf die Lippen, ballte ihre Fäuste und schrie das gläserne Abbild ihres Freundes an. „Wieso bist du nicht bei mir? Wieso?!“, ihre Augen füllten sich. Nichts als ihr Schluchzen erfüllte die Stille, während ihre heißen Tränen die Wangen bis an ihr Kinn herunter liefen. Wieso war er nicht da? Wieso war er nicht da, jetzt wo sie ihn so dringend brauchte? Er war immer da, wenn sie ihn brauchte. Immer. Er hatte ihr versprochen immer für sie da zu sein. „Das ist so ungerecht von dir…“, schluchzte sie, während sie an den Blondhaarigen Ninja zurück dachte, „Du wolltest doch Hokage werden! Was ist damit?! Los, komm her und hol dir den verdammten Titel, den du so lange haben wolltest! Hörst du?“, schrie sie, stampfte auf und ließ sich wimmernd und zitternd an der Wand herunter sinken. „WAS IST MIT DEINEM VERSPRECHEN?! VERDAMMT, ICH BRAUCHE DICH DOCH!!!“, unter Tränen schrie sie auf und vergrub ihr Gesicht in ihren Armen. Die ganze Zeit über war er wie ein Bruder für sie gewesen. Sie war immer gemein zu ihm, doch er hatte sich nie beschwert, weil er sie geliebt hat. Das wusste sie jetzt. Sie hatte es die ganze Zeit gewusst. Er hatte es mehr als offensichtlich gemacht. Doch sie wollte es nie wahr haben. Und jetzt war er einfach gegangen, ohne dass sie ihm danken konnte. Danken, dass er immer für sie da war. Danken, dass er sie geliebt hatte, obwohl sie es nie wert war geliebt zu werden. Doch nun war er nicht mehr hier. Er würde nie wieder kommen. Würde nie wieder an ihre Tür klopfen. Würde sie nie wieder mit seinen dummen Sprüchen nerven. Sie wusste es und trotzdem konnte sie es einfach nicht akzeptieren. Sie weinte bitterlich. Naruto wollte nie, dass sie weinte. Wollte sie nie zum weinen bringen. Sie wusste, dass er sicherlich sehr traurig wäre, wenn er wüsste, dass sie so viele Tränen wegen ihm vergoss. Das wollte er nicht, da war sie sich sicher. Und trotzdem konnte sie nicht anders. Obwohl sie sich jeden Tag vornahm nicht mehr zu weinen tat sie es doch. Sie war so schwach. Deshalb konnte sie ihren besten Freund nicht beschützen. Immer war sie diejenige, die beschützt werden musste. Nur wegen ihr musste Naruto sterben. Als ihr das bewusst wurde, zerriss es sie innerlich. Wieso war sie so schwach? Sie war nie stark gewesen. Nicht ein Mal, als sie sich das eingeredet hatte und andere ihr sagte, sie hätte große Fortschritte gemacht. Sie war nie stark nicht einen einzigen Augenblick. Damals konnte sie stark sein, weil sie Sasuke hatte. Mit all ihren Hoffnungen hatte sie sich an Sasuke geklammert. Doch irgendwann hatte er sie im Stich gelassen und sie musste sich zum ersten Mal bewusst werden, dass ihre Stärke von jemand anderem abhängig gemacht hatte. Dass sie ein Mensch war, der nie Stärke aus sich selbst entwickeln könnte, sondern ihre Stärke immer nur von anderen abhängig machte. So war das und nicht anders. Deshalb würde sie ihr ganzes Leben schwach bleiben. Das zweite Mal hatte sie sich auf Naruto verlassen. Dass er immer bei ihr bleiben und nie von ihrer Seite weichen würde. Daran wollte sie glauben. Dass es irgendwann anders kommen würde, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Doch nun hatte sie niemanden mehr. Sasuke hatte sie verraten und auch Naruto hatte sie allein gelassen. Sie war mutterseelenallein auf dieser Welt. Und je mehr sie sich dessen bewusst wurde, desto mehr kroch die Angst in ihren Körper alleine nicht leben zu können. Niemand war mehr für sie da. Sie konnte ohne Naruto nicht leben. Sie brauchte ihn. Zwar nicht wie die Luft zum Atmen, aber, wenn er nicht da war, dann wusste sie nicht, ob sie jemals wieder lachen konnte. Naruto. Er erfüllte jeden einzelnen ihrer Gedanken. Er war überall und doch nicht mehr hier. Sein Lachen hallte in ihren Ohren wieder. Es brachte sie zum Weinen. Eine heiße Träne nach der anderen bahnte sich ihren Weg. Es hörte nicht auf. Sie konnte nicht aufhören. Lautlos sank sie zu Boden und die Tränen tropften von ihrer Nasenspitze und vereinten sich mit dem Teppich. Erschöpft fiel sie in einen erholsamen Schlaf, in dem sie hoffte, wenn auch nur für ein paar Sekunden, wieder mit ihrem besten Freund vereint zu sein. Ungeduldig wippend wartete Kakashi im Büro der 5ten Hokage. Ein schweres Seufzen entfloh ihm als er an seinen verstorbenen Schüler und die zurückgebliebene Sakura denken musste. Auch ihn hatte Narutos Tod schwer getroffen. Auch er wollte nicht glauben, dass der fröhliche blondhaarige Ninja nicht mehr unter ihnen weilte um seine gute Laune zu verbreiten. Seitdem war alles nicht mehr dasselbe gewesen. Die Ruhe im Dorf war unerträglich. Auch in der Akademie traf man in letzter Zeit selten jemanden lachend an. Iruka und Sakura hatte es wohl besonders hart getroffen. Die beiden hatten sich schon seit Tagen nicht mehr blicken lassen. Iruka hatte seinen Klassen eine Vertretung zukommen lassen und auch Sakura schien sich aus dem Krankenhaus zurückgezogen zu haben. Verständlich, dass es ihr nicht gut ging, immerhin unternahm sie in letzter Zeit ziemlich viel mit Naruto. Er wünschte sich etwas für sie tun zu können, doch er wusste, dass es unmöglich war sie wieder zum Lachen zu bringen. Er verstand sie und er wusste, dass sie etwas Zeit für sich brauchte um mit seinem Tod fertig zu werden. Dabei konnte ihr niemand helfen. Das wusste er nur zu gut. Auch er hatte schon unzählige Menschen verloren, die ihm wichtig waren. Die Minuten schienen wie Stunden nicht vergehen zu wollen. Und immer wieder kreisten seine Gedanken um Naruto und Sakura. Doch schließlich wurde er durch das plötzliche Öffnen der Tür aus den Gedanken gerissen als die Hokage persönlich den Raum betrat. „Gut, dass du so schnell kommen konntest, Kakashi.“, meinte sie, während sie auf der Kante ihres Schreibtisches nieder ließ. „Worum geht es, Tsunade-sama?“, fragte er und sah sie eindringlich an. Sie sah bedrückt aus, als würde ihr irgendetwas Sorgen bereiten wovon er nichts wusste. Obwohl sie immer so stark und unantastbar schien, muss auch sie wohl das ein oder andere Problem haben. Kurz seufzte sie auf und sah den Silberhaarigen besorgt in die Augen: „Es geht um Sakura.“ „Sakura? Was ist mit ihr?“, schoss es plötzlich aus ihm heraus, ohne dass er sich das davor gründlich überlegt hatte. Ein schmerzverzerrter Seufzer entfloh ihrer heißeren Kehle, während sie versuchte die Tränen zu unterdrücken: „Ich weiß es nicht. Das ist es ja…“ Es war das erste Mal in ihrer Laufbahn als Hokage, dass sie nicht wusste, was sie tun sollte. Sie fühlte sich so ohnmächtig, weil sie ihrer Sakura nicht helfen konnte. Genau wie bei ihrem Bruder und ihrem Freund damals. Dasselbe Gefühl. Sie wusste, dass es unmöglich war, aber sie wollte nicht noch einen geliebten Menschen verlieren. „Seit Tagen sperrt sie sich in ihrer Wohnung ein und lässt niemanden zu sich. Ich war vorhin bei ihr und wollte wissen wie es ihr geht, doch sie hat nicht mal ein Lebenszeichen von sich gegeben, obwohl ich mir ganz sicher bin, dass sie da war. Kakashi…ich habe Angst um sie. Ich weiß, dass ihr keiner helfen kann, aber, wenn nicht bald etwas geschieht, dann wird sie daran zerbrechen!“, sprach sie weiter und schrie Kakashi schon fast an. Er konnte merklich fühlen wie verzweifelt sie war. Er erinnerte daran wie es ihm ging als er seinen Vater und Obito verloren hatte. Es war schon so lange her, dass er nicht mehr wusste, was er damals getan, wie er damals gefühlt hatte und wie er versuchte es zu verarbeiten. Trotzdem stach es immer noch in seiner Brust, wenn er an die beiden dachte. „Ich weiß, wie sich Sakura zurzeit fühlt und Sie wissen es auch. Sie wissen, dass sie Zeit braucht um damit klar zu kommen, das ist alles. Die Zeit heilt alle Wunden. Ich wüsste nicht was ich sonst für sie tun könnte.“, sagte er monoton und sah ihr dabei gleichgültig in die Augen. Eigentlich wollte er gar nicht so kalt rüberkommen und trotzdem konnte er es nicht verhindern. Auch ihn quälte der Gedanken, dass sie alleine in ihrer Wohnung saß und nichts tun konnte außer zu weinen. Doch im Gegensatz zu Tsunade, nahm er seine Ohnmacht hin. Denn er wusste, dass, sobald er Sakura versuchen würde zu helfen, und irgendwann unweigerlich erkennen müsste, dass er nichts ausrichten können würde, würde auch er daran zerbrechen. „Du IDIOT!“, schrie die Hokage ihn an, kam auf ihn zugestampft und packte ihn am Kragen, „Du wagst es mich zum Narren zu halten? Die Zeit heilt alle Wunden, das ist mir klar, aber Narben bleiben immer zurück! Das müsstest du besser wissen als jeder andere…“, meinte sie und ließ ihn langsam wieder los. Unwissend was da gerade in sie gefahren war, blickte sie reuevoll zu Boden und nuschelte ein „Tut mir Leid…“ vor sich hin. Und als sie sich endlich sicher war, dass sie sich wieder unter Kontrolle hatte, sprach sie weiter: „Sakura ist ein starkes Mädchen, daran besteht kein Zweifel. Aber sie war von Anfang an angeschlagen. Dass Sasuke sie so hintergangen hat, davon konnte sie nie richtig verkraften. Deshalb fürchte ich um sie. Wenn ihre Narben erst einmal aufreißen, dann glaube ich nicht, dass sie sich je wieder davon erholen wird…“ Kakashi sah sie eindringlich an und dachte nach. Es war nicht gerade unwahrscheinlich dass es so kommen könnte. Auch er glaubte daran, dass sie stark war. Er kannte Sakura. Sie war nicht der Typ, der sich so leicht unterkriegen ließ. Und trotzdem. Irgendwas in ihm sagte, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Es war wie eine Alarmglocke. Als hätte er einen Instinkt für sie entwickelt. Er fühlte immer genau, wenn es ihr schlecht ging. Auch jetzt konnte er sie vor seinen Augen sehen. Sehen wie sie auf ihrem Bett lag und so lange geweint hatte, bis sie vor Erschöpfung zusammen gebrochen war. Er konnte sich nicht erklären warum, aber er spürte, dass sie ihn brauchte. Und sie brauchte ihn mehr als je zuvor. Wahrscheinlich bildete er sich das nur ein, aber das Gefühl ließ ihm keine Ruhe. „Was soll ich tun?“, fragte er sie plötzlich wie aus heiterem Himmel worauf sie aufsah und ihm entschlossen in die Augen blickte. Erhobenen Hauptes, traf sie eine Entscheidung, die einer Hokage würdig war: „Hör zu, Kakashi, es ist mir egal, wie du es anstellt, was du tust und was es kostet. Ich will, dass du Sakura wieder zurück ins Leben holst. Tu was du für richtig hältst und erstatte mir alle zwei Tage Bericht.“ Höflich verbeugte sich Kakashi und antwortete mit einem klaren „Jawohl, Hokage-sama!“, bevor er sich umdrehte um den Raum zu verlassen. Noch bevor er die Tür öffnen konnte, hielt Tsunade ihn allerdings auf und packte ihn an der Schulter. „Kakashi…“, sagte sie ohne, dass er sich umdrehte, „Ich spreche nicht als Hokage zu dir. Das ist ein rein persönliches Anliegen, trotzdem hoffe ich, dass du dir ebenso viel Mühe gibst. Denn schließlich liegt dir Sakura genauso am Herzen wie mir oder vielleicht doch ein bisschen mehr…“ Kakashi stutzte in Gedanken. War das gerade eine Anspielung gewesen? Trotzdem machte er keine Anstalten sich zu bewegen. Kein Zucken, gar nichts. Stattdessen verschwand er in einem Blätterstrum. Kapitel 2: It's my Duty to help you, isn't it? ---------------------------------------------- Nach schier endlosen Stunden, wachte Sakura mit dröhnenden Kopfschmerzen mitten in der Nacht in ihrem Bett auf. Verschlafen blinzelte sie und richtete sich unter schmerzenden Knochen auf. Was war passiert? Sie hatte doch geweint, bis sie auf dem Boden zusammen gebrochen und schließlich eingeschlafen war. Wie kam sie dann in ihr Bett? Sie warf einen kurzen Blick auf die Uhr und erschrak als sie sah wie spät es war. Sie konnte doch nicht so lange geschlafen haben? Abermals sah sie auf die Uhr und dann aus dem Fenster. Tatsächlich. Es war dunkelste Nacht und kein Mensch mehr auf der Straße. Doch dann erschauderte sie. In ihrem Fenster spiegelte sich etwas was sie vorher nicht ein Mal bemerkt hatte. Langsam drehte sie sich mit pochendem Herzen um und sah sich die Sache genauer an. Es war also nicht nur eine kurze Sinnestäuschung. Ihre Zimmertür stand einen Spalt offen und ließ warmes, gleißendes Licht in ihr Zimmer fluten. Wie konnte das sein? War da etwa jemand in ihrer Wohnung? Aber wie? Wie konnte er sich Zutritt verschafft haben? Vielleicht ein Einbrecher! Aber ein Einbrecher würde sicher nicht das Licht an machen (schließlich hatte jeder Einbrecher eine Taschenlampe bei sich) und außerdem besaß sie rein gar nichts das für einen Einbrecher wertvoll genug wäre gestohlen zu werden. Leise erhob sie sich aus ihrem Bett und taumelte noch etwas schwindelnd herum, bis sie ihren Körper wieder vollkommen unter Kontrolle hatte. Dann schlich sie sich lautlos aus ihrem Zimmer und kundschaftete die Lage aus. Es war also wirklich jemand in ihrer Wohnung. Sie hörte seltsame Geräusche aus der Küche und lugte schließlich ins Wohnzimmer. Ein wohliger Geruch stieg ihr plötzlich in die Nase, der ihren Magen aufknurren ließ. Sie ging noch einen Schritt näher und sah jemand in ihrer Küche herum huschen. Ob es vielleicht Ino war? Schließlich war ihre beste Freundin die Einzige, der sie einen Schlüssel anvertraut hatte. Lautlos ging sie weiter, stupste die Küchentür auf und konnte kaum glauben, wen sie da vor sich sah. „Kakashi-Sensei?“, fragte sie erstaunt als dieser sich mit einem breiten Grinsen unter seiner Maske. „Oh, bist du schon wach? Tut mir Leid, ich wollte dich nicht aufwecken.“, begrüßte er seine kleine Schülerin und stellte die Pfanne, die er noch in der Hand hielt, auf die Herdplatte zurück. „Aber, aber ich verstehe das nicht.“, stotterte das Mädchen und hielt sich ihren schmerzenden Kopf, „Was tun Sie hier? Wie kommen Sie überhaupt hier rein? Wie…“, sie überhäufte ihn mit Fragen, bis er ihr schließlich den Finger auf den Mund legte und sie freundlich anlächelte. Dann stand er ihr Rede und Antwort: „Ich wollte dich besuchen, aber du schienst nicht da zu sein. Aber dein Balkon stand offen, also bin ich kurzerhand da hochgeklettert und hab mir so Zutritt zu deiner Wohnung verschafft. Tut mir Leid, dass ich einfach so hier eingedrungen bin. Ich weiß, das hätte ich nicht tun dürfen. Aber ich hab mir wirklich Sorgen gemacht. Immerhin hast du dich seit Tagen nicht mehr blicken lassen.“ Sakura versuchte zu lächeln, doch irgendwie gelang ihr das nicht und so brachte sie nur ein kränkliches Lächeln auf die Lippen: „Das wäre nicht nötig gewesen, Sensei! Mir geht es gut, ehrlich!“ Doch Kakashi sah ihr schon an der Nasenspitze an, dass sie ihn anlog. Darin war Sakura nie die beste. Sie war von Grund auf ein ehrlicher Mensch und, wenn sie dann ein Mal versuchte zu flunkern, auch, wenn sie das nur aus Rücksicht tat und es eigentlich gut gemeint war, konnte man schon an ihren roten Wangen ablesen, dass sie log. Denn sie konnte nie lügen ohne rot zu werden. Kakashi konnte nicht anders als darüber zu schmunzeln und sie, auch, wenn sie nun schon etwas älter war, wie früher auf den Kopf zu tätscheln: „Bist du sicher? Das sah nämlich nicht so aus, als ich dich schlafend auf dem Boden liegen hab sehen. Ich hab dich aufgehoben und dich ins Bett getragen.“ „Ja, ich muss wohl eingeschlafen sein…“, funkte ihm Sakura schnell dazwischen und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Sie wollte nicht, dass ihr Sensei sah wie sehr sie angeschlagen war, wie sehr sie trauerte und, dass sie nicht mehr dieselbe Sakura war wie davor. Sie konnte nicht zu lassen, dass er so tief in ihr Herz blickte. Das durfte keiner und das erlaubte sie auch keinem. Nicht einmal ihrem Sensei. Obwohl er ihr so nah stand und immer für sie da war. Seine Schwächen legte man nicht so offen dar, vor niemanden. Ohne Scham log sie ihren Sensei an. Und das, obwohl sie schon längst wusste, dass er sie durchschaut hatte. „Außerdem hab ich mir die Freiheit genommen und ein bisschen aufgeräumt. Eigentlich wollte ich ja auch noch etwas kochen, aber das Einzige was ich in deinem Kühlschrank fand, war eine gähnende Leere. Von was hast du dich überhaupt die ganze Zeit ernährt?“ „Schokolade!“, meinte sie monoton und nahm sich schmollend einen Schokoladenriegel aus ihrer Süßigkeiten Schublade. Irgendwie sagte ihr Sensei das gerade so, als wäre sie nicht in der Lage ihr eigenes Leben zu organisieren und in den Griff zu kriegen, was sie sehr uncharmant von ihm fand. Gerade wollte sie herzhaft in ihren Riegel reinbeißen, da schnappte der silberhaarige Ninja ihr die Schokolade mit dem Zusatz „Nicht vor dem Essen!“ aus der Hand heraus. „Was soll das?!“, empörte sich die Konoichi und sah ihn wütend an. „Ich hab extra für dich eingekauft und bin gerade dabei Abendessen zu kochen. Süßigkeiten vor dem Essen verderben dir den Appetit!“, meinte er belehrend und sah sie streng an, worüber Sakura weniger erfreut war. Was sollte das? Übernahm er denn jetzt nicht nur die Position ihres Sensei sondern auch der ihrer Eltern? Wieso mischte er sich so in ihr Leben ein? Es war doch ihre Sache von was sie sich ernährte. Außerdem war er selbst doch ein typischer Junggeselle und hatte nur Bier und Fertiggericht bei sich zu Hause. „Außerdem…“, setzte er noch nach und grinste sie breit an, „Hab ich beschlossen bei dir einzuziehen!“ „WAS?!“, schrie das Mädchen entsetzt auf und sah eine überfüllte Reisetasche neben ihrem Sofa stehen. „Na ja, nur für einige Zeit bis…“, meinte Kakashi und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Doch er konnte nicht weiter sprechen, denn Sakura hatte ihn unterbrochen und brüllte ihn wütend an: „Was fällt ihnen überhaupt ein?! Ich bin doch kein kleines Kind mehr um das man sich kümmern muss! Das ist mein Leben und ich komm sehr gut alleine zu Recht! Ich brauche keine Hilfe, verstanden? Ich hab’s satt, dass alle so tun als würden sie sich Unmengen von Sorgen um mich machen, also verschwinden sie!“ Eine Weile verging in der eine unangenehme Stille herrschte. Keiner sagte ein Wort. Erschöpft atmete Sakura ein und aus, während sie in Kakashis getroffenes Gesicht blickte. „Nein!“, antwortete er ernst und sah sie streng an, „Sakura, du solltest wissen, dass ich nicht nur freien Willens hier bin, sondern...Auf Befehl der fünften Hokage!“ „So ist das also…“, meinte Sakura geschockt mit aufgerissenen Augen und sah ihn verletzt an. So etwas hätte sie nie von ihm erwartet, „Irgendwie hatte ich gehofft, dass wenigstens Sie aufrichtige Gefühle für mich hätte. Aber unter diesen Umständen bitte ich Sie zu gehen!“, erklärte sie beherrscht und unterdrückte ihre Traurigkeit in ihrer Stimme und zeigte mit gehobenem Finger auf die Tür. „SOFORT!“, setzte sie nach und rann dann unter Tränen in ihr Zimmer. Dort schloss sie sich ein und ließ sich an der Tür herunter gleiten. Wieso verstand sie niemand? Wieso war sie allen so gleichgültig? Alle wollten doch nur, dass sie über Narutos Tod hinweg kam. Aber was sie wirklich fühlte, kümmerte keinen! Verraten und Verkauft von allen. Das war es was sie fühlte. „Sakura, komm schon, mach die Tür auf…“, meinte Kakashi ruhig, während er an ihrer Tür klopfte. Er hätte nie gedacht, dass sie das so treffen würde, denn dann hätte er ihr das erst gar nicht gesagt. Wann war sie so verletzlich geworden? Sie war doch immer so stark gewesen. Selbst als Sasuke ihr den Rücken kehrte hatte sie das einigermaßen gut wegstecken können. Diese Schwäche, die sie so offen darlegte, kannte er gar nicht von ihr. „Gehen Sie, Sensei!“, schrie sie stattdessen und verkroch sich weiter in ihrer in ihren Knien. Sie wollte das nicht. Sie wollte das alles nicht mehr. Am liebsten würde sie in einen tiefen Schlaf fallen und nie wieder aufwachen. Damit ihr Herz versteinerte. Damit sie nie wieder diese Schmerzen spüren würde. Doch das würde einem Selbstmord gleich kommen. Und dafür hatte sie einfach nicht den Mut. Obwohl sie sich sicher war, dass dann Naruto wieder treffen würde. Deshalb schämte sie sich. Sie empfand sich selbst als sehr egoistisch. Weil sie ihr eigenes Leben mehr liebte als die Möglichkeit bei ihrem besten Freund sein zu können. „Hör zu, Sakura.“, meinte Kakashi, der sich gerade durch ihr Fenster beugte und sich so Zutritt zu ihrem. Er wusste nicht warum, aber er wollte nicht, dass sie so von ihm dachte. Das wollte er nicht. Denn immerhin machte auch er sich Sorgen um sie. Langsam kroch er auf sie zu und nahm sie in seine Arme. Sie war so schwach, so zerbrechlich. Deshalb wollte er sie beschützen. „Keiner verlangt von dir, dass du Naruto vergisst. Weder ich, noch Tsunade-sama. Du darfst so viel weinen wie du willst.“, Sakura sah ihn ungläubig mit großen Augen an. Er war der erste, der je so etwas zu ihr gesagt hatte und sie spüren ließ, dass sie ihm nicht egal war. „Aber irgendwann…“, meinte er mit einem gütigen Lächeln und gab ihr einen kleinen Stups auf ihr kleine Nase, „Irgendwann möchte ich dein Lächeln wieder sehen, okay?“ „Okay!“, antwortete sie lächelnd, während sie sich versuchte zu fassen und sich ihre Tränen wegwischte. Ihr Sensei hatte Recht. Irgendwann musste sie wieder zu sich selbst finden. Sie musste sich jetzt endlich zusammen reißen. Es war in Ordnung zu lachen und das Leben zu lieben, solange sie nicht vergaß, dass es einen Jungen Namens Naruto gab, der ihr bester Freund war und sich für sie aufgeopfert hatte. „Dann komm, ich werde das etwas Leckeres für uns kochen und dann essen wir zusammen, was hältst du davon?“, fragte er sie während er die Tür wieder aufschloss und ihr die Hand bot. Dankend nahm sie an und lächelte ihm entgegen: „Hört sich gut an. Ich hab einen Bärenhunger.“ Sie freute sich schon sehr darauf etwas Gescheites zu essen. Zumal sie sich wirklich in den letzten Tagen nur von den allerletzten Resten, die sie in ihrer Wohnung finden konnte, ernährt hatte. „Du siehst ziemlich abgemagert aus.“, meinte Kakashi noch, während er ihr genauer ins Gesicht blickte, „Aber das kriegen wir schon hin. Irgendwie werden wir dich schon wieder aufpäppeln!“ Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf den blassen Wangen der rosahaarigen Konoichi. Sie wusste nicht warum, aber sie fand es süß von ihrem Sensei, dass er sich solche Sorgen um sie machte. Und sie war gerührt, dass er sich so für sie aufopferte, obwohl sie ihn so schlecht behandelt hatte. Sie würde ganz bestimmt alles aufessen, was ihr Sensei für sie kochen würde. Während der silberhaarige Shinobi das Essen zubereitete, spülte sie das dreckige Geschirr ab, das sich in der ganzen Zeit angehäuft hatte und das war nicht gerade wenig. Ab und zu lugte sie zu ihrem Sensei herüber und war erstaunt darüber, wie gut er mit der Pfanne umgehen konnte. Er war so geschickt, dass sie ihm sogar ein paar Sekunden mit gemischten Gefühlen darüber, zuschaute. Einerseits war sie mehr als begeistert darüber, dass sie so einen tollen Sensei hatte, der anscheinend wirklich alles konnte. Er sah ziemlich cool darin aus, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Andererseits war sie etwas neidisch deshalb und schämte sich, weil sie nicht mal halb so geschickt in der Küche war, obwohl sie ein Mädchen war und das eigentlich etwas Selbstverständliches war. „Fertig!“, meinte er stolz als er den letzten Teller auf den Tisch stellte und das sabbernde Gesicht seiner Schülerin sah, „Als Vorspeise Miso-Suppe mit Tofu und als Hauptgericht gebratenes Gemüse mit Reis. Ich dachte, weil du etwas geschwächt bist, fangen wir mit etwas leichtem an. Man muss es ja nicht gleich übertreiben!“ Sakura konnte sich gar nicht satt sehen an den vielen Leckereien, die auf dem ganzen Tisch verteilt waren. Dass das alles für sie war, konnte sie immer noch nicht glauben. Und um ihren Sensei nicht zu enttäuschen oder zu gar zu beleidigen tat sie sich so viel wie möglich auf ihren Teller und haute kräftig rein. Es schmeckte sehr lecker. Es schmeckte so lecker, dass sie glatt ihr schlechtes Gewissen überkam. Da war es wieder. Narutos Lachen. Seine Stimme hallte in ihrem Kopf wieder. Sie erinnerte sich daran wie als wäre es gestern gewesen. Er hatte immer das gegessen was sie gekocht hatte. Auch, wenn es absolut scheußlich schmeckte. Selbst die ekelhaften Kraftpillen, die sie selbst hergestellt hatte, die keiner essen wollte, weil sie so eklig schmeckten, hatte er gegessen. Und er lächelte. Auch, wenn es noch so scheußlich war, er aß es, weil sie es zubereitet hatte. Weil er sie liebte. Und sie hatte es ihm nicht ein Mal anerkannt. Plötzlich fing sie wieder an zu weinen. Sie konnte die Tränen nicht unterdrücken. Sie stopfte sich mehr und mehr von dem Reis in sich rein, damit sie in der Hoffnung irgendwie ihre Tränen unterdrücken zu können, doch es gelang ihr nicht. Die Tränen bahnten sich ihren Weg und verschnürten ihren Hals. Das schlucken viel ihr schwer und trotzdem aß sie weiter. Kakashi versuchte sie zu beruhigen, sie müssen das nicht essen. Doch sie hörte nicht auf ihn. Verzweifelt biss sie sich auf die Lippen und ballte ihre Fäuste. Sie musste sich jetzt zusammen reißen und sie würde das auch jetzt tun. Sie holte all ihre Kraft zusammen um das Essen herunter zu schlucken. Doch schließlich überkam sie ein plötzliches Übelkeitsgefühl und ließ sie zur Toilette rennen und sich übergeben. „Was ist los, Sakura?“, fragte Kakashi, der ihr besorgt nachgerannt war. „Das Essen schmeckt toll, das ist es nicht!“, warf sie ihm entgegen, damit keine Missverständnisse entstanden noch bevor er danach fragen konnte und hang sich danach wieder über die Kloschüssel. „Sakura, kann es sein, dass du…“, fragte er abermals vorsichtig, „Bist du schwanger?“, er nahm sie bei den Schultern und sah sie eindringlich an. Doch dem unschuldigen Mädchen wurde das zu viel. Empört gab sie ihm eine kräftige Ohrfeige, sodass er bis an die Wand flog und sie verwundert anstarrte. „Sind Sie noch bei Trost?! Von wem soll ich denn bitteschön schwanger sein?! Ich hab ja noch nicht mal mein Erstes Mal hinter mir!“, brüllte sie ihn an und ließ sich erschöpft nieder sinken. Erleichtert streichelte er seine Wange, die er geschlagen hatte und bemerkte, dass sie feuerrot war und heiß glühte. Sie war wieder die wieder ganz die Alte. Das wusste er nun. Ihm war nie in den Sinn gekommen, dass sie tatsächlich schwanger sein könnte, aber damit wollte er sie prüfen. Es war etwas anderes. Er kannte dieses Symptom. Ihr Körper war nichts weiter als geschwächt. Anscheinend verkraftete sie Narutos Tod doch nicht so gut, wie sie gerne wollte. Im Gegensatz zu ihr, log ihr Körper nicht. Und das war das Zeichen, dass sie noch nicht dafür bereit war, große Mengen zu essen und, dass sie sich damit wohl überforderte. Deshalb würden sie ganz langsam anfangen und so Stück für Stück voran kommen. Und bis es so weit war, mussten noch viele Tränen vergossen werden. Lächelnd kroch er wieder zu ihr rüber, streichelte ihr ein paar Mal über den Kopf, bis er sie schließlich mit dem Zusatz „Komm schon her!“ in seine Arme schloss und sie fest umschlang, damit sie so viel weinen konnte wie sie wollte. Sie war noch nicht soweit von selbst aufzustehen und stark zu werden. Sie brauchte Zeit. Und diese Zeit würde er ihr geben, so viel sie wollte. So lange wie sie brauchte, würde er bei ihr bleiben. Nicht nur aus der Pflicht heraus, sondern wegen dem Verlangen sie wieder lachen zu sehen. Ein Gefühl, das er nicht beschreiben konnte… Kapitel 3: Strange Prediction ----------------------------- Schon früh morgens wachte Sakura auf als sie von den hellen Sonnenstrahlen wach gekitzelt und von dem lieblichen Vogelgezwitscher wachgerufen wurde. Verschlafen blinzelte sie auf und sah sich in ihrem Zimmer um. Es war alles normal. Alles stand und lag auf seinem gewöhnlichen Platz. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass etwas an diesem Morgen nicht ganz stimmte. Sie spürte es. Mit einem Schwung setzte sie auf die Bettkante und stand nach wenigen Minuten endlich auf. Ziellos wanderte sie noch schlaftrunken durch ihre Wohnung um irgendwo eine kleine Veränderung zu bemerken. Die erste Sache, die sie bemerkte war, dass tatsächlich alles in ihrer Wohnung aufgeräumt und blitzblank glitzerte. Allerdings konnte sie sich nicht daran erinnern gestern aufgeräumt zu haben. Ehrlich gesagt konnte sie sich an gar nichts mehr erinnern, was gestern passiert war. Langsam schritt sie durch den Flur und wollte durch das Wohnzimmer in die Küche um sich Frühstück vorzubereiten. Doch als sie ins Wohnzimmer kam, hielt sie inne. Irgendwie wollte sie nicht glauben, welches Bild ihr sich hier bot. Kurz rieb sie sich die Augen und zwickte sich um sicher zu gehen, dass sie nicht doch noch schlief. Tatsächlich. Ihr Sensei lag tatsächlich bei ihr auf der Couch und schlief wie ein Murmeltier. Und jetzt erinnerte sie sich auch wieder. Als sie sich bei ihm ausgeheult hatte, war sie total erschöpft in seinen Armen eingeschlafen. Sie hatte gerade noch so mitgekriegt, wie er sie ins Bett getragen und zugedeckt hatte. Ein leises Seufzen entfloh ihr als sie sich umdrehte und in ihr Zimmer verschwand. Dort setzte sie sich wieder aufs Bett und starrte ins Leere bevor ihr das Foto von Team 7 ins Auge fiel. Sie nahm es in die Hand, während ein trauriges Lächeln über die Lippen huschte und sie es näher an sich heran drückte und verharrte so eine Weile. "Ach Naruto...", flüsterte sie und besah sich das Bild näher und legte ihren Fokus besonders auf Naruto, "Ich vermisse dich so. Am liebsten möchte ich die Zeit zurück drehen bis zu dem Punkt an dem wir als Team 7 zusammen gelacht haben. Aber das geht leider nicht. Jetzt weiß ich, dass es so nicht mehr weiter gehen kann..." Tage und Wochen lang hatte sie geweint. Bäche und Flüsse geweint und wusste mittlerweile nicht mehr warum sie das getan hatte. Immerhin hätte es nie etwas geändert. Sie wusste nicht mehr was sie sich damals erhofft hatte als sie den ganzen Tag geheult und sich nur in ihrer Wohnung eingesperrt hatte. Vielleicht wollte sie sich dadurch ein kleines Stück Hoffnung bewahren. Denn, wenn sie nicht auf die Straße gehen würde, müsste sie auch nicht all die traurigen Gesichter, die sie an Narutos Tod erinnern würden. Außerdem dachte sie, wenn sie nicht nach draußen gehen würde, würde sie sich den Traum bewahren, dass Naruto vielleicht doch nicht tot war, obwohl sie wusste, dass das unmöglich war. Aber sie wollte das nicht mehr. Sie wollte sich nicht mehr hinter dieser Lüge verstecken. Und auch, wenn diese Lüge bisher immer notwendig gewesen war, denn ohne sie wäre sie zerbrochen, so konnte sie nicht mehr daran glauben. Denn gestern war jemand gekommen, der sie wachgerüttelt hatte. Ohne Rücksicht auf ihre Gefühle zu nehmen, hatte er sie in die Wirklichkeit zurück genommen, auch, wenn es schmerzhaft für sie war. Trotzdem hatte er sie nicht so einfach fallen lassen, sondern wie ein sanfter Engel in seine Arme geschlossen und ihr Trost gespendet. Und dafür war sie ihrem Sensei unendlich dankbar. Dass er nicht so war wie all die anderen. Ein letzter, leiser Seufzer entfloh ihrer Kehle bevor sie sich mit einem zuversichtlichen Lächeln auf den Lippen aufrichtete, die Vorhänge beiseite schlug und der aufgehenden Sonne entgegen grinste. Leise suchte sie sich ihre Sachen zusammen und verschwand auf Zehenspitzen ins Bad wo sie sich kurz um fertig machte. Waschen, Zähneputzen und das übliche eben. Danach schlich sie sich durch den Flur und machte noch mal bei der Tür zum Wohnzimmer halt. Eine Weile blieb sie stehen und hielt inne. Ihr atem ging nur ganz leise in der Angst ihr Sensei würde sie bemerken. Er sah so friedlich aus, wenn er schlief wie ein kleiner Engel. Sie wollte es ungern zugeben, aber er sah so süß aus, dass sie sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Obwohl sie ihn schon oft hatte schlafen sehen, als sie ihn ab und an im Krankenhaus behandeln musste, war ihr noch nie aufgefallen wie gut er eigentlich aussah. Oje, was dachte sie da schon wieder. Sie grinste über sich selbst, weil sie wusste dass sie sich diesen Gedanken nicht verübeln konnte. Immerhin war ihr Sensei der beliebteste Junggeselle unter den Frauen. Insofern war es kein Wunder, dass auch sie etwas Herzklopfen bei seinem Anblick bekam. Leise ging sie auf ihn zu und legte die heruntergerutschte Decke wieder über seinen schlafenden Körper und machte sich dann wieder genauso heimlich aus dem Staub. Sie wollte noch etwas erledigen und das wollte sie tun noch bevor ihr Sensei wach werden sollte. In ihrer Garderobe zog sie sich ihre Schuhe an und wollte gerade aus dem Haus verschwinden als sie eine doch so bekannte Stimme hinter sich hörte und aufzuckte. "Wo wollen wir denn so früh morgens schon hin?", fragte sie Kakashi mit einem lauten Räuspern und legte drohend seine Hand auf ihre Schulter. Verlegen lächelnd drehte sich Sakura um und verstummte als sie in die funkelnden Augen ihres wütenden Sensei sah. "Nun ja, ich wollte mir nur etwas die Beine vertreten.", log sie ihm schnell die Ausrede vor, die ihr gerade eingefallen war, obwohl sie genau wusste, dass es bei ihrem Sensei absolut nichts bringen würde. "Nein.", antwortete Kakashi kurz und sah sie streng an, "Zuerst wird gefrühstückt und danach sehen wir weiter. Davor gehst du nirgendwo hin." Und schon war ihre gute Laune im Eimer. Mit pochendem Herzen bohrte sie ihre Finger in ihre Handfläche und biss sich wütend auf die Lippen. Es war nicht die Tatsache, dass sie ihn angelogen und sie durchschaut hatte, sondern dass er sie immer noch wie ein Kind behandelte. Und das ging ihr so was von gegen den Strich, weil sie es überhaupt nicht nötig hatte. Seit ihre Eltern vor einem Jahr gestorben waren lebte sie alleine und sie kam prima zu Recht. Widerwillig folgte Sakura ihrem Sensei ohne einen Laut von sich zu geben. Sie fühlte sich wie ein Kind, dessen Wille von ihren Eltern unterdrückt wurde. Wieso war er jetzt wieder so gemein zu ihr? Das hatte sie nicht verdient. Immerhin hatte sie absolut nichts verbrochen, zumindest nicht in ihren Augen. Sichtlich schlecht gelaunt half sie ihrem Sensei dabei den Tisch zu decken und die vielen Leckereien wie Wurst, Käse, Marmelade, Honig und natürlich frische Brötchen anzurichten. Natürlich entging es Kakashi nicht, dass das alles in ihrem Willen geschah, aber was sein musste, musste nun mal sein. Sie brauchte endlich ein geregeltes Leben, sonst würde sie nie über Naruto hinwegkommen, wenn sie nur so in den Tag hinein lebte. „Also, Sakura, das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages und folglich ist es wichtig, dass du jeden Tag ordentlich und ausgiebig frühstückst.“, klärte Kakashi sie in einem belehrenden Ton auf und war sichtlich davon überzeugt, dass Sakura jetzt ein überaus angepisstes Gesicht machte. Deshalb war er umso geschockter, als er seine Augen öffnete und er seine Schülerin sah, wie sie alles auf dem Tisch reihenweise in sich hineinstopfte. „Aber, was-?!“, war seine Reaktion auf diese Situation, in der er nur sprachlos sein konnte. „Na ja.“, antwortete seine Schülerin darauf, „Ich frühstücke sonst nie.“, meinte sie grinsend, obwohl es ihr äußerst peinlich war und sie außerdem ganz und gar nicht gern zu gab, dass ihr Sensei recht hatte. Trotzdem wurde es ein schönes, harmonisches Frühstück, obwohl sich die beiden nicht unterhielten und das einzige was Sakura tat ein Brötchen nach dem anderen zu verschlingen und Kakashi darüber nur mit weit offenem Mund staunen konnte. Nach einer Stunde hatte sie schon so viel gegessen, dass er sich fragte, wo das überhaupt bei ihr alles hinging, zumal sie ja ein richtiges Fliegengewicht war. Zusammen räumten sie den Tisch ab und machten sich dran das schmutzige Geschirr, das auch noch von gestern übrig geblieben war abzuspülen, nachdem sie fertig gegessen hatten. Die beiden standen nebeneinander in Sakuras Küche, während ihr Sensei abspülte und Sakura mit abtrocknen beschäftigt war. Keiner sagte etwas. Doch nach einer Weile durchbrach die Rosahaarige die Stille mit einem lauten Seufzer und sah ihren Sensei mit einem traurigen Hundeblick flehend an. „Sensei, muss das denn sein, dass wir heute den Frühjahresputz machen? Es ist so schönes Wetter draußen, da wäre es doch schade, den ganzen Tag drinnen zu verbringen.“, jammerte sie und sah ihn mit großen Augen traurig an. Kakashi selbst fand das so süß, dass er ihr den Wunsch einfach nicht abschlagen konnte. Wer könnte einem so hübschen Mädchen wie seiner Schülerin auch widerstehen. „Also gut.“, antwortete der Shinobi mit einem Lächeln und gab ihr einen kleinen Stups auf die Nase, „Weil du so brav warst und alles aufgegessen hast, werden wir zur Belohnung heute Abend ausgehen. Immerhin musst du mal wieder unter Menschen kommen.“ „Sie gehen mit mir aus? In echt jetzt?“, fragte Sakura noch mal mit großen Augen nach und konnte es kaum glauben, was ihr Sensei gerade zu ihr gesagt hat. Kakashi konnte auf diese Reaktion nur überrascht lächeln, da er nicht erwartet hatte, dass sich seine Schülerin so darüber freuen würde. Doch plötzlich ertrübte ihr Lächeln wieder und sie sah traurig zu Boden. „Was ist denn los, Sakura-chan?“, fragte er sie verwundert worauf sie ihn wieder mit ihren großen smaragdgrünen Augen traurig ansah und ihm antwortete. „Ich hab doch überhaupt keine hübschen Sachen um auszugehen. Und außerdem mag ich sowieso keine Partys. Sie würden sich mit mir sowieso nur blamieren und ich möchte Sie nicht in aller Öffentlichkeit lächerlich machen.“, meinte sie und wandte ihr bedrücktes Gesicht ab um ihrem Sensei nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Sie wusste nicht mehr wer es war, aber jemand hatte mal zu ihr gesagt, dass man sie erst gar nicht auf eine Party mitnehmen sollte, weil sie dort sowieso die Stimmung vermiesen würde. Außerdem war sie nie richtig der Typ gewesen, der gerne auf Partys ging, wo sich sowieso alle nur zu laufen ließen. Das war definitiv nichts für sie. Sie wollte schon weggehen um etwas alleine zu sein, da hielt Kakashi sie am Handgelenk zurück und zog sie zurück zu sich auf die Wohnzimmercouch: „Hör mal, Sakura, was ist das denn für ein Benehmen? Ich hab doch gar nicht gesagt, dass ich auf eine Party gehen will, sondern wollte mit dir auf das Frühjahresfest gehen.“, er hob ein wenig ihr Kinn an und sah ihr tief in die Augen, „Und um deine Kleider brauchst du mir mal keine Sorgen zu machen. Ich hatte sowieso vor mit dir Shoppen zu gehen. Das mögt ihr Frauen doch so gern!“, Sakuras Augen hellten sich auf und strahlten ihren Gegenüber voller Freude an. Sie war schon so lange nicht mehr shoppen gegangen. Weder mit Naruto noch mit Ino oder eine der anderen Mädchen. Deshalb freute sie sich umso mehr, dass ausgerechnet ihr Sensei sie dazu eingeladen hatte. „Wir werden aus dem kleinen, unglücklichen Aschenputtel die Königin der Nacht machen!“, meinte Kakashi mit einem zuversichtlichen Grinsen, während er zusah wie seine Schülerin glücklich in ihr Zimmer hüpfte und sich umzog. Auch er verschwand ins Bad und machte sich fertig. Ehe sich das rosahaarige Mädchen versah stand sie zusammen mit ihrem Sensei vor einem schicken, nicht ganz so billigen Damenfrisörsalon. „Ähm und was sollen wir hier? Ich dachte wir gehen shoppen.“, fragte das Mädchen verwirrt, während sie sich das prachtvoll dekorierte Schaufenster besah. Wie sehr sie auch sparen würde, so einen teuren Frisör könnte sie sich niemals leisten. „Tun wir auch.“, antwortete Kakashi, der seine Schülerin fröhlich in den Salon reinschubste, „Aber zuerst wollen wir dich ein bisschen herrichten.“ Kaum hatte er den Salon betreten, kam eine wunderschöne Frau, die etwas jünger als ihr Sensei sein musste, auf sie zugelaufen und begrüßte sie: „Hey Kakashi-kun! Lange nicht mehr gesehen. Du hast dich ja seit Ewigkeiten nicht mehr blicken lassen!“, meinte sie beleidigt, während sie sich eng an Kakashi heranschmiegte und ihm verführerisch traurig in die Augen sah. Sakura konnte nicht anders als mit großen Augen und offenem Mund sprachlos dazustehen und sich darüber Sorgen zu machen, was für einen Casanova sie sich ins Haus geholt hatte. Sie wusste ja dass er beliebt war, aber, dass er anscheinend schon mit jeder Frau im Dorf etwas hatte, hätte sie ihm nie zugetraut. Natürlich war er immer nett und zuvorkommend zu allen Frauen, aber in dieser Hinsicht, hatte sie ihren Sensei, den sie immer für völlig harmlos, höchstens etwas tollpatschig hielt, vollkommen unterschätzt. „Tut mir Leid Kasumi. Ich hatte viel zu tun, weißt du?“, hauchte er ihr genauso verführerisch und strich ihr zärtlich mit dem Zeigefinger den Nacken hinunter. Sakura konnte kaum fassen, was sich da vor ihrer Nase abspielte. Am liebsten hätte sie diesem Playboy mal gehörig den Marsch geblasen. „Könntest du mir einen Gefallen tun?“, fragte er sie und sah ihr dabei tief in die Augen, natürlich konnte man da nicht widerstehen und sie nickte ihm willig zu, „Wir wollen heute Abend auf das Frühlingsfest gehen. Könntest du sie schick herrichten bis ich wieder komme? Ich hab leider noch was zu erledigen…Danke, ich verlass mich auf dich!“, mit dem letzten Satz schubste er Sakura direkt in die Arme der attraktiven Frau, die ihn fröhlich verabschiedete und das Mädchen dann hinter sich herzog, auf einen der Stühle setzte und sich zuversichtlich ans Werk machte. Eine Weile herrschte eine bedrückende Stille zwischen den beiden, bis sich die Frisöse alles hergerichtet hatte und anfing Sakura die Haare zu schneiden. „Kakashi-kun ist ein Schatz, nicht wahr?“, fragte die Braunhaarige plötzlich worauf Sakura sie mit einem „Entschuldigung?“ fragend ansah, „Na du bist doch seine Freundin, oder etwa nicht?“, sprach sie weiter, während sie Sakura anlächelte und weiter an ihren Haaren herumzupfte. Sakura hob panisch die Hände verneinend hoch und klärte die gute Frau auf: „Oh nein, das ist ein Missverständnis. Er war vor ein paar Jahren mein Sensei als ich frisch die Genin Prüfung absolviert habe. Ich war in seinem Team zusammen mit zwei anderen Jungs; das ist alles.“ „Schade.“, meinte die Frau, die ihr genau zugehört hatte und wunderte sich etwas darüber bevor sie weiter redete, „Weißt du, du bist so hübsch und siehst so süß aus, dass ich hätte schwören können, dass ihr zusammen seid. Vor allem weil du genau sein Typ bist! Aber das wird bestimmt noch!“, grinste sie gut gelaunt über beide Ohren und sah wie Sakura immer röter im Gesicht wurde. Einerseits wegen der ganzen Komplimente, die ihr gemacht wurden und andererseits weil sie sich einfach nicht vorstellen konnte mit ihrem Sensei, diesem Playboy und Casanova zusammen zu sein. „Eh nein, das glaube ich nicht. Schließlich bin ich seine Schülerin und selbst, wenn ich in nächster Zeit die Jonin Prüfung bestehen sollte (sie wären dann gleichberechtigte Ninja) hätten wir immer noch einen Altersunterschied von 14 Jahren.“, plapperte Sakura vor sich hin und versuchte währenddessen sich zu beruhigen und ihr Gesicht wieder abkühlen zu lassen. Diese Frau brachte sie wirklich in eine irgendwie unangenehme Situation. Die junge Frau sah ihr, als sie in den Spiegel guckte, lächelnd in die Augen und antwortete ihr indem sie einen Moment inne hielt: „Glaub mir, meine Intuition täuscht mich nie. Früher oder später wird er ein heißes Auge auf dich werfen, da bin ich mir sicher!“ Fröhlich führte sie ihre Arbeit fort während Sakura stets nur daran denken konnte, was die schöne Frau zu ihr gesagt hatte. Dass sich ihr Sensei in sie verlieben könnte? Und dass er sie auch irgendwann mal so zärtlich berühren würde, wie er es bei dieser Frau getan hatte? Sie konnte und wollte sich das nicht im Geringsten vorstellen. Aber wieso brachte dieser Gedanke ihr Herz dann nur so zum Rasen? Kapitel 4: Playboy Kakashi -------------------------- Es verging ungefähr eine Stunde da schellte die Glocke an der Tür des Damenfrisörsalons und ein breit grinsender Kakashi trat ein und begrüßte die beiden: „Da bin ich wieder! Na ihr zwei, habt ihr euch gut verstanden?“ Kasumi drehte sich daraufhin um und lief auf den silberhaarigen Shinobi freudestrahlend zu, fast wie ein Hund, der auf sein Herrchen gewartet hatte: „Klar, wir sind sogar schon richtig gute Freundinnen geworden. Außerdem kommst du gerade richtig, wir sind nämlich gerade fertig geworden!“ Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn aufgeregt zu den Frisierstühlen. Dort angekommen schwang sie einen weißen Vorhang beiseite und präsentierte ihm ihr Meisterwerk. In ihren Augen hatte sie sich mal wieder selbst übertroffen und auch Kakashi vielen vor Staunen fast die Augen raus. Ehrlich gesagt wusste er gar nicht wohin er zuerst an seiner Schülerin bewundern sollte, immerhin hatte er sie noch nie so hübsch gesehen. Ihre vorher zerzausten und ungepflegten Haare waren gewaschen, etwas geschnitten und zu einer hübschen Frisur hinten hochgesteckt worden. Einzelne gewellte Strähnen fielen in ihr dezent geschminktes Gesicht und betonten dadurch ihre roten Bäckchen. Ihre Lippen leuchteten in einem zarten rosa auf und ihre schönen türkis-grünen Augen wurden durch einen feinen Kayal-Strich nur noch mehr unterstrichen. Wenn er nicht wusste, dass er genau dasselbe Mädchen vor einer Stunde hier zurückgelassen hatte, hätte er sie später sicherlich noch auf der Straße angemacht. „Starren Sie mich nicht so an, Sensei.“, meinte seine Sakura schmollend, der das sichtlich peinlich war, und holte ihn so wieder in die Realität zurück. „Wieso nicht?“, fragte Kakashi sie verspielt, kam ihrem Gesicht näher und hob ihr Kinn etwas an sodass sie ihm in die Augen sehen musste, „Immerhin habe ich die Ehre diese Schönheit heute Abend auszuführen.“ Sakura wurde so rot in ihrem Gesicht wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Sie konnte sich nicht erinnern jemals so ein schönes Kompliment bekommen zu haben. Und trotzdem. Was erlaubte sich ihr Sensei eigentlich? Sie war doch nicht eine seiner Flittchen an die er sich ranmachen konnte wie er wollte und die ihm nach belieben aus der Hand aß. „SIE VERDAMMTER PLAYBOY!!!“, schrie sie wutentbrannt auf und war kurz davor ihren Sensei mit einem ihrer berüchtigten Faustschläge ins Jenseits zu befördern. Doch im entscheidenden Augenblick hatte er sich geduckt und wandte sich mit einem charmanten Lächeln an Kasumi: „Und was dich angeht, meine Perle, so habe ich nichts anderes von dir erwartet!“, er streckte liebevoll seine Hand aus und streichelte liebevoll über Kasumis seidenes Haar. Im selben Moment riss Sakura ungläubig die Augen während sich ein stechender Schmerz in ihrem Herzen ausbreitete. Sie wollte wegschauen, doch es gelang ihr nicht. Ihr Blick blieb an seiner Hand haften, an ihrem genießenden Blick und seinem liebevollen Lächeln. Sie wollte das nicht. Es zeriss sie innerlich. Es sollte aufhören. Dieser Schmerz. Wieso war da plötzlich dieses komische Gefühl. Das Gefühl, dass sie etwas ganz wichtiges verlieren könnte. Doch schon im nächsten Moment besann sie sich und hatte sich wieder unter Kontrolle. Was war bloß los mit ihr? Sie benahm sich wie ein kleines Kind, das Angst hatte alleine gelassen zu werden. Aber das war sie nicht mehr. Auch, wenn sie Naruto verloren hatte und sie darin versuchte eine Entschuldigung für ihr Verhalten zu sehen, musste sie sich jetzt zusammen reißen. Im selben Moment drehte sich der silberhaarige Shinobi wieder zu ihr und reichte ihr die Hand zum Aufstehen. Doch sie sah nur kühl weg, würdigte ihn keines Blickes und stand selbst auf, was ihn etwas irritierte. Sie war stark. Sie war kein kleines Kind mehr. Und sie brauchte auch niemanden. Kakashi-Sensei konnte ihr gestohlen bleiben! In der Zwischenzeit bezahlte Kakashi und gab Kasumi ein großzügiges Trinkgeld, was Sakura natürlich nicht entging. Zusammen verabschiedeten sie sich von ihr und gingen dann weiter durch die Stadt. Diesmal in Richtung Einkaufspassage. Obwohl die Konoichi mittlerweile alles andere als Lust dazu hatte ihre schlechte Laune beim Shoppen auszutreiben, ging sie brav mit ihrem Sensei mit. Plötzlich durchbrach Sakura die zwischen ihnen herrschende Stille und fragte kühl: „Ist sie Ihre Geliebte?“ „Was?“, kam es geschockt aus Kakashi heraus der seine Schülerin mit einem entgleisten Gesicht anstarrte. „Sie sollte es ihr sagen, wenn Sie sie mögen.“, meinte sie weiterhin monoton und wie aus heiterem Himmel ging Kakashi ein Licht auf. Er grinste sie schadenfroh an und lächelte sie verstohlen an: „Ach so, bist du etwa eifersüchtig?“ Doch kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, war ihm auch schon Sakuras wütende Faust ins Gesicht geflogen, die er nicht kommen gesehen hatte, und hatte ihn tief in den Erdboden geschlagen. „ICH BIN NICHT EIFERSÜCHTIG!!!“, hatte sie ihm nach geschrien und war in den nächsten Kimono-Laden gestampft. Während Kakashi in seiner Flugbahn ein Mal die Erde umkreiste und wieder auf dem Straßenboden aufknallte auf dem Sakura ihn verlassen hatte, ging sie wütend in ihre Selbstgespräche vertieft in dem Laden hin und her krallte sich ein paar Kimonos und ging stampfend in eine der Umkleidekabinen. Dass sie die Mitarbeiterinnen seltsam angestarrt haben, war ihr keinesfalls entgangen, aber heute konnten ihr alle Leute gestohlen bleiben. Sollten sie doch über sie denken was sie wollen. Es war ihr egal. Naruto war ohnehin der einzige, der sie je wirklich gekannt und sie trotzdem geliebt hatte. „Sie ist ja heute mal wieder glänzender Laune.“, meinte Kakashi grummelnd als er mit einem blauen Auge den Laden betrat. Sofort kam eine der Mitarbeiterinnen herangeeilt und warf sich dem gutaussehenden Shinobi besorgt an den Hals. „Oje was ist denn mit dir passiert, Kakashi?“, fragte sie ihn, sah sich besorgt sein blaues Auge an, lief dann weg und kam kurze Zeit später mit einem Beutel Eiswürfel zum Kühlen zurück. „Das wäre nicht nötig gewesen, Minagi. Du bist ja in der ganzen Zeit, die wir uns nicht gesehen noch hübscher geworden.“, meinte er und nahm dankend den Eisbeutel entgegen. „Ach, du Schmeichler…“, kicherte die Verkäuferin verlegen und eine leichte Röte zierte ihre blassen Wangen. Sakura hatte das natürlich alles mitbekommen und war deshalb nur noch kratzbürstiger geworden. Ihr platzte wirklich fast der Kragen, denn sie wusste wirklich nicht was alle Frauen an ihm so toll fanden, aber es hatte den Anschein, dass das ganze Dorf an einer seltsamen und schwerwiegenden Krankheit litt. Immerhin ging er schon auf die 30 zu. 30! In seinem Alter sollte er schon verheiratet sein und Kinder gezeugt haben. Mit großen, schweren Schritten stampfte sie zur Kasse und schmiss der Kassiererin den Kimono, den sie kaufen würde, achtlos auf den Tresen. „Darf es noch etwas sein, gnädiges Fräulein?“, fragte die Frau höflich und hoffte, dass sie von Sakura nicht gleich aufgefressen werden würde. Warum denn eigentlich nicht, dachte Sakura und legte aus reinem Trotz ein Paar Ohrringe, eine Halskette, eine Tasche und einen Fächer dazu; natürlich alles passend zum Kimono. „Das war alles!“, meinte Sakura bissig und setzte noch hinzu, „Ah und bevor ich es vergesse. Der Nichtsnutz von Mann, der sich da drüben mit ihrer Mitarbeiterin amüsiert wird die Rechnung übernehmen. Danke. Auf wiedersehen.“ Mit hoch erhobenem Haupt ging sie an ihrem Sensei vorbei ohne ihn noch weiter zu beachten. Kakashi hatte sich währenddessen von dem Mädchen gelöst und war zur Kasse gegangen. „Warte nicht auf mich, Sakura. Ich muss noch etwas bei der Hokage erledigen. Aber ich komm dich nachher abholen, also mach dich schon mal fertig.“, rief er ihr hinterher, doch Sakura machte sich nicht mal die Mühe sich umzudrehen, warf ihm ein „Ich hätte sowieso nicht gewartet!“ entgegen und knallte, als sie den Laden verließ, die Tür so stark hinter sich zu, dass der Putz von der Decke herunter viel. Mit einem lauten Seufzen machte sich also Kakashi an die Kasse und nahm den Kassenbon entgegen. „Mal sehen, also das macht dann…135.000 Yen (ca. 1000 Euro)?!“, schockiert sah sich Kakashi noch ein Mal die Rechnung an um zu sehen wie dieser enorme Betrag zu Stande kam. Er wusste ja, dass das hier keinesfalls ein Billiggeschäft war, trotzdem war er regelrecht verblüfft, wie seine Schülerin in den wenigen Minuten so viel Geld ausgeben konnte. Und dann auch ohne darüber nachzudenken, dass sie sich hätte vielleicht ein billigeres Modell hätte nehmen können. Nein, sie hatte den teuersten Kimono des ganzen Ladens genommen und das auch noch ohne mit der Wimper zu zucken. Kopfschüttelnd ließ er der Kassiererin 136.000 Yen liegen (1000 Yen/7 Euro Trinkgeld). Die Quittung würde natürlich direkt auf den Schreibtisch der Hokage wandern. Immerhin hatte sie gesagt, dass sie keine Kosten scheuen würde, ihrer Schülerin wieder lachen zu sehen. Und, wenn das Sakura glücklich machte, dann war es ebenso der Wille der Hokage. Den ganzen weiteren Nachmittag machte sich Sakura für den heutigen Abend fertig. Eigentlich hatte sie von ihren Sensei so die Schnauze voll, aber sie freute sich darauf sich hübsch zu machen und mal wieder auszugehen. Sie machte sich ein schönes heißes Bad mit duftenden Essenzen und rieb sich anschließend mit einer Rosenlotion ein. Sie wusste nicht warum, aber die Vorstellung sich für ihren Sensei hübsch zu machen, der sie nachher abholen kommen würde, brachte ihr Herz zum rasen. Mit einem leichten (verliebten) Lächeln setzte sie sich in ihrem Bademantel auf ihr Bett, nahm den Bilderrahmen mit dem Team 7 Foto in die Hand und betrachtete es eine Weile. „Was meinst du Naruto?“, fragte sie in den Raum hinein und sah dabei das Bild ihres besten Freundes eindringlich an, „Soll ich ihm verzeihen?“ Und es kam ihr vor als würde er ihr unbeschwert ins Gesicht grinsen und nickend meinen: „Jeder verdient eine zweite Chance!“ Ja, das hätte er wahrscheinlich gesagt. Er war immer so nachsichtig und so selbstlos. Ganz sicher, er hatte das reinste Herz von allen gehabt. Ein leises Lächeln legte sich nun auf ihre Lippen und sie stand energiegeladen wieder auf. Die ganze restliche Zeit verbrachte sie mit pochendem Herzen und einem fröhlichen Lächeln, bis endlich der Zeitpunkt gekommen war und es an ihrer Tür klingelte. Mit einem schnellen Handgriff zog sie ihre Sandalen an, warf einen letzten Blick in den Spiegel und öffnete mit leicht erröteten Wangen und klopfendem Herzen die Tür. Und was sie dort sah, verschlug ihr die Sprache. Ihr Sensei hatte sich tatsächlich zu Recht gemacht. Er trug einen dunkelblauen Kimono mit weißen Häschen, Wolken und dem Vollmond im Hintergrund als Druckmuster und einen passenden Fächer. Auch Kakashis Herz pochte wie wild an seinen Brustkorb als er seine bildhübsche Schülerin in dem Kimono sah, den sie heute gekauft hatte. Es war ein dunkelroter, kurzer Kimono, der bis zu ihren Knien reichte und an dem überall kleine Blumen angebracht waren. Ihre hochgesteckten Haare hatte sie noch mit goldenen Stäbchen und Spangen verziert und ihr Gesicht noch etwas nachgeschminkt. Er wusste nicht warum, aber er konnte sein schlagendes Herz einfach nicht beruhigen und seine Augen nicht von ihr abwenden. Sie sah so schön aus. So schön, dass er glaubte keine schönere Frau in seinem ganzen Leben gesehen zu haben. Obwohl sie seine Schülerin war und obwohl es tausender anderer Frauen gab, die aufreizender waren und mehr Reife hatten als sie, war sie die erste bei der sein Herz bis zum Hals schlug. Wie eine Prinzessin stand sie vor ihm und sah schüchtern auf den Boden. „Sensei, es schickt sich nicht eine Dame so lange anzustarren, das habe ich Ihnen heute schon ein Mal gesagt.“, belehrte sie ihn und trat aufgeregt von einem Bein auf das andere und fummelte an ihrem Fächer herum. „Oh, Verzeih.“, meinte er entschuldigend, reichte ihr die Hand und half ihr dabei die Treppen herunter zu gehen, „Ich war nur gerade so überwältigt von deiner…“ „Ja…?“, fragte sie ihn auffordernd und ihre Augen weiteten sich hoffnungsvoll. „Von deinem Kimono!“, rettete sich Kakashi in letzter Sekunde aus der Zwickmühle und sah aber schon im selben Moment die Enttäuschung in Sakuras Augen. „Ja.“, meinte sie monoton und versuchte gleichzeitig ihre Traurigkeit zu unterdrücken, „Der ist schön, nicht wahr? Danke noch mal, dass Sie mir das alles gekauft haben.“ Kakashi winkte nur ab und hätte sich dafür selbst ohrfeigen können. Wieso hatte er nicht einfach die Wahrheit gesagt? Jetzt war sie schon wieder traurig und das ausgerechnet wegen ihm. Es wäre auch völlig absurd gewesen, wenn er ihr gesagt hätte, dass sie die schönste Frau sei, die je seinen Weg gekreuzt hätte. Immerhin war sie seine Schülerin und dazu noch glatte 14 Jahre jünger als er. Sie war ein Kind während er ein erwachsener Mann war. Es war also beschlossene Sache. Er musste sich das aus dem Kopf schlagen. Ein für alle mal! Beim Frühlingsfest angekommen war Sakura plötzlich wie ausgewechselt. Sakura kamen aus dem ganzen Staunen gar nicht mehr raus. Aufgeregt rannte sie von einem Stand zum anderen und sah sich die Sachen an, die es dort zu kaufen gab. Und ganz nebenbei bemerkte Kakashi wie sie von allen Jungs und Männern angestarrt wurde. Irgendwie rief das ein Unbehagliches Gefühl in ihm hervor, was ihn dazu brachte näher bei seiner Schülerin zu bleiben und nicht von ihrer Seite zu weichen. Er freute sich, dass es ihr wirklich so viel Spaß machte, wie er es sich erhofft hatte. Seit Tagen hatte sie nicht mehr so gelacht wie heute. Deshalb kaufte er ihr alles was sie wollte. Zuckerwatte, Popcorn, einen kandierten Apfel, eine Narrenmaske. Sie standen gerade an einem Stand an dem man sich Goldfische fangen konnte. Sakura stand mit leuchtenden Augen vor dem Goldfischbecken und konnte es kaum erwarten einen zu fangen. Doch im selben Moment schaute Kakashi kurz auf die Uhr und meinte dann plötzlich: „Hör mal Sakura, ich muss kurz weg, okay? Schau dich doch währenddessen weiter um und geh doch auch mal zum Schrein. Ich komm dich danach wieder hier abholen.“ Ehe sie was einwenden konnte, war er auch schon verschwunden. Sie fand es zwar merkwürdig, dachte sich aber nichts weiter dabei und sah sich wie ihr Sensei gesagt hatte noch weiter auf dem Markt um. Die Zeit verging und nun waren schon zwei Stunden vergangen und er hatte sich immer noch nicht blicken lassen. Sie hätte nie gedacht, dass sie das mal sagen würde, aber immerhin verstand er es eine Frau für sich zu gewinnen, da sie schon mehrere Male lüstern angemacht wurde. Nach weiteren zehn Minuten beschloss sie ihn suchen zu gehen. Eigentlich war es ja nichts neues, dass ihr Sensei immer zu spät kam und trotzdem gab es etwas, dass sie in die Nähe des Schreins zog. Dort angekommen gab es nichts besonders Auffälliges. Ein paar Mädchen, die für ihr Glück beteten und ein paar Mönche, die Schutztalismane verkauften. Soweit alles völlig normal. Sie sah sich etwas weiter um, erkundete das Innere des Schreins ohne jeglichen Erfolg. Schließlich kam sie auf der anderen Seite des Schreins an. Kurz kniete sie sich nieder um ihre Sandalen anzuziehen, doch plötzlich erstarrte sie. Dort stand er. Wenige Meter vor ihr. Ein Blick genügte und ihr Herzschlag setzte aus. Die Zeit stand still. Ihre Augen weiteten sich. Der Apfel viel zu Boden. Und sie sah wie die Lippen ihres Sensei, die einer anderen Frau berührten. Kapitel 5: It's hard to live without you ---------------------------------------- Gedankenverloren flüchtete Sakura die endlose Treppe des Schreines herunter, kämpfte sich durch die Menschenmenge und rempelte hier und da ein paar Leute an. Aber das war ihr egal. Alles war ihr egal. Wäre ihr im selben Moment Sasuke vor den Augen erschienen es wäre ihr egal gewesen. Tränen bahnten sich ihren Weg und ließen sich durch nichts aufhalten. Sie wusste nicht wohin sie eigentlich rannte, aber das war im Moment nebensächlich. Hauptsache weg. Weg von diesem Bild, das sich in ihre Gedanken gebrannt hatte. Weg von all den Menschen, dem Fest und der heuchlerischen Fröhlichkeit. Sie hatte es satt. Und am meisten wollte sie weg von ihm. Weg von diesem Mann, der vorgab ihr helfen zu wollen, obwohl in ganz andere Dinge anscheinend mehr interessierten. Satt so zu tun als wäre alles in Ordnung. Als wäre sie in Ordnung. Wieso sollte sie sich zum Lachen zwingen wenn ihr nicht danach war? Wieso sollte sie so tun als wäre nichts, wenn vor wenigen Wochen ihr bester Freund gestorben war? Wieso sollte sie sich selbst belügen und andere auch? Für sie schien die Sonne nun mal nicht. Nicht gestern und nicht heute. Und sie sollte auch nie wieder scheinen. Nie wieder! Damit hatte sie abgeschlossen. Als sie wieder zur Besinnung kam fand sie sich in der Stille des schützenden Waldes von Konoha wieder. Sie sah sich um und erblickte in der Dunkelheit die Umrisse des Monuments der gefallenen Opfer Konohas. Auch Narutos Name war darauf eingraviert. Das Fest ging immer noch weiter und zwischen den Bäumen kam blitzte noch etwas von dem Schein der Laternen hindurch und beleuchteten den schwarzen Marmorstein. Auch das Gelächter der Menschenmenge drang noch bis zu ihr. Aber nur ganz leise. Alles schien so weit weg zu sein. Sie fühlte sich leer und ausgetrocknet. Es hatte gut getan sich auszuweinen. So wie immer. Denn danach fühlte sie nichts mehr. Gar nichts mehr. Nur noch eine unglaubliche Müdigkeit. Aber irgendwie wusste sie jetzt nicht mehr was sie machen sollte. Wie ging es weiter? Zu Hause würde sie sicher schon Kakashi-sensei erwarten. Hoffentlich hatte er sie nicht bemerkt. Und wenn schon. Es war ihr egal. Sollte er ruhig wissen, dass sie ihn für den größten Abschaum der Menschheit hielt und das größte Arschloch das ihr je unter die Augen gekommen war. Peinlich war nur, dass sie ihn anfangs für einen ganz anständigen Menschen gehalten hatte, dem seine Freunde das wichtigste waren. Aber da hatte sie sich anscheinend mehr als nur geirrt. Sobald sie nach Hause kommen würde, würde sie ihn in hohem Bogen aus ihrer Wohnung werfen und es war absolut gleichgültig, dass das ein Auftrag von Tsunade war. Sie kam auch alleine zu Recht. Und so jemanden brauchte sie ganz bestimmt nicht. Lieber war sie allein in ihrer großen Wohnung und grübelte ob es überhaupt noch Sinn machte zu leben, als von jemanden Umgeben zu sein für den sie sowieso nur Luft war. Hatte sie ihm eigentlich je etwas bedeutet? Selbst als Genin war sie diejenige, die die Gruppe am meisten aufhielt. Wahrscheinlich war sie für ihn schon immer ein Klotz am Bein. Aber was sollte sie tun? Sie wusste nicht mehr weiter. Abermals überkam sie das Gefühl der Einsamkeit und des Alleinseins und sie fing wieder an hemmungslos zu weinen. Doch plötzlich schrak sie auf. Irgendetwas bewegte sich in den Büschen des Waldes und kam auf sie zu. Ängstlich schritt sie zurück und presste sich zitternd gegen den Totenstein. „Hab ich dich endlich gefunden!“, Sakura atmete erleichtert auf als sie die Stimme ihres Sensei erkannte, doch gleichzeitig machte es sie traurig und nervös. Sie wollte jetzt nicht mit ihm sprechen. Hastig sprang sie auf und wollte weglaufen, doch ihr Sensei hatte sie am Handgelenk gepackt und sie zurückgehalten. Sakura blieb stehen ohne sich zu wehren. Sie spielten also immer noch das alte Spiel. „Zum letzten Mal, lassen Sie mich in Ruhe, Sensei.“, sagte sie in einem ruhigen Ton, doch innerlich musste sie ihre Wut stark zurück halten. Auch Kakashi musste sich beherrschen, denn er hatte große Lust seine Schülerin zu ohrfeigen: „Sakura, hör endlich auf dich wie ein Kind zu benehmen. Ich hab keine Lust dir immer hinterher zu rennen um dann so eine Antwort zu bekommen.“ „Wenn ich Ihnen zu kindisch bin…“, antwortete das Mädchen darauf giftig, „…dann gehen Sie doch zu Ihrer Geliebten. Die ist bestimmt viel erwachsener als ich!!“ Kakashi seufzte genervt auf. Ging das schon wieder los. Den ganzen Tag war sie schon auf dieser Eifersuchtstour und so langsam hatte er es satt. Doch irgendwie hatte er auch Verständnis dafür. Also versuchte er ruhig zu bleiben und seine Schülerin auf diesem Weg zu bekehren: „Hör zu Sakura, wenn du mir nicht sagst was los ist, dann kann ich dir auch nicht helfen. Verstehst du das? Ich will dir ja helfen, aber dazu musst du mir deine Gefühle mitteilen. Ich kann nun mal nicht deine Gedanken lesen.“ „Lassen sie es einfach, Sensei.“, schluchzte sie und war den Tränen nahe, „Ich will ihre Hilfe nicht mehr. Außerdem ist es sowieso sinnlos. Mir ist nicht mehr zu helfen.“ Erst jetzt verstand Kakashi und plötzlich wurde ihm schwer ums Herz. Wieso hatte er es nicht früher bemerkt? Er packte Sakura bei den Schultern und drehte sie leicht zu sich. Und nun sah er sie. Ihre Tränen, die sie die ganze Zeit über verborgen hatte und die jetzt im Schein des Mondlichts aufglitzerten. „Es ist viel mehr als das. Es ist nicht mehr nur Narutos Tod, hab ich recht?“, fragte er sie und nun sah sie ihn an. Ihre Tränen quollen über und auch ihre Augen sahen ihn vorwurfsvoll und gleichzeitig bestätigend an. Wieso hatte er es nicht früher bemerkt? Er sollte doch am besten wissen, wie sie sich jetzt fühlte. Er sollte doch wissen, dass man sich in dieser Situation niemanden anvertrauen wollte. Wieso hast du es nie gemerkt?, fragten ihn ihre Augen und sahen ihn traurig an. Statt sich wie befohlen um Sakura zu kümmern, trieb er sich mit anderen Frauen herum um seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Jetzt machte er sich Vorwürfe. Er hätte es besser wissen müssen. Mit einem kräftigen Ruck zog er Sakura zu sich in die Arme und umklammerte sie fest damit sie sich an seiner Brust ausweinen konnte. „Es tut mir Leid! Es tut mir so Leid, dass ich es nicht bemerkt und dich allein gelassen habe. Verzeih mir.“, flehte er sie an und strich ihr tröstend über ihre seidenen Haare. „Sensei, ich habe es satt. Ich will nicht mehr leben.“, schluchzte sie hemmungslos, krallte sich in den Kimono ihres Lehrer und sprach alles aus, was sie bis jetzt auf der Seele hatte, „Für alle bin ich immer nur eine Last gewesen. Egal wie sehr ich mich bemühe, ich bringe nichts auf die Reihe. Nichts! Weder Sasuke noch Naruto konnte ich retten! Wieso? Wieso geht alles was ich anfasse immer so schief? Wieso bin ich so schwach? Ich will dieses Leben nicht mehr, verdammt!“ Kakashi hörte währenddessen aufmerksam zu und hörte nicht auf ihr beruhigend über den Kopf und den Rücken zu streichen. Sie war noch ein Kind und er wusste wie sehr sie das jetzt brauchte. „Und deshalb habe ich das Gefühl, dass mich alle hassen, weil ich für alle nur ein Klotz am Bein bin. Ich will das nicht. Ich will nicht allein gelassen werden! Bitte Sensei, lassen Sie mich nicht allein!“, sie klammerte sich noch mehr an ihn, fast so als hätte sie Angst, dass er böse auf sie wäre und sie ausgerechnet jetzt im Stich lassen würde. Sie zitterte und innerlich zersprang ihr Herz vor Angst. All die Gefühle, die sie schon jahrelang mit sich schleppte und immer Angst hatte auszusprechen, machten ihr jetzt zu schaffen. Sie nahmen sie so sehr ein, dass sie vor Erschöpfung zusammen brach und bewusstlos in Kakashis Arme nieder fiel. Als Sakura endlich wieder zu sich kam, war das erste was sie erblickte das Gesicht ihres Sensei. Ihr Kopf war in seinen Schoß gebettet und ihr Körper war in eine warme Decke gehüllt. Sie waren in ihrem Wohnzimmer und saßen auf der Couch. Anscheinend hatte er sie zu sich nach Hause getragen als sie ohnmächtig geworden war. „Na, bist du endlich wach geworden?“, fragte er sie mit einem sanften Lächeln und half ihr sich aufzurichten. Sie wollte aufstehen, doch es ging nicht. Ihr Kopf dröhnte als würde darin jemand Achterbahn fahren und ihre Glieder schmerzten unter ihren Bewegungen. Das alles war zu viel für sie gewesen. „Überanstreng dich nicht, hörst du?“, mahnte er sie, umwickelte sie in einer zweiten Decke und zog sie an sich heran, sodass sie leicht an seine Schulter fiel und er ihr über Haar streichen konnte. Eine Zeit lang verharrten sie so, damit das Mädchen sich wieder besinnen und langsam wach werden konnte. Als er merkte, dass es ihr besser ging, richtete er sie kurz auf und verschwand mit einem „Bin gleich wieder da.“ in der Küche, um wenige Minuten später mit zwei Tassen heißem Tee wieder zurück zu kommen. Eine davon drückte er seiner Schülerin in die Hand. Die andere nahm er selbst und setzte sich wieder neben sie. „Danke, dass du dich mir anvertraut hast und entschuldige, dass ich nicht schon früher bemerkt habe wie du dich fühlst.“, meinte er nach einiger Zeit und sah sie direkt und trotzdem mit einem gütigen Lächeln an. Allerdings bewirkte er bei Sakura damit das genaue Gegenteil. Beschämt sah sie auf den Tee in ihren Händen und antwortete: „Nein, mir tut es Leid. Sie haben ja Recht Sensei. Ich sollte mich nicht so kindisch verhalten. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Verzeihen Sie, dass ich Ihnen so viel Unannehmlichkeiten bereite.“ Kakashi aber schüttelte nur verneinend den Kopf. Er sah, dass seine Schülerin nichts verstanden hatte. Anscheinend bedurfte es eines weiteren Schrittes um ihr Vertrauen zu gewinnen. Die ganze Zeit über lag eine gewisse Distanz zwischen ihnen, die sie daran hinderte sich näher zu kommen. Diese Distanz wollte er jetzt überbrücken. Er nahm ihr die Tasse aus den Händen, setzte sie auf dem Tisch ab und legte ihre Hand in die seinen. Langsam fing er an sie zärtlich und sanft zu streicheln und setzte nun an ihr seine Geschichte zu erzählen: „Du hast den Mut aufgebracht und dich mir anvertraut. Jetzt will ich dir meine Gefühle offenbaren. Immerhin ist das nur gerecht. Damit es keine unausgesprochenen Dinge mehr zwischen uns gibt. Du denkst sicherlich, dass es kaltherzig ist dauernd auf dich einzureden, dass du dich endlich mit Narutos Tod abfinden musst. Dass so nur jemand reden könnte, der noch nie jemanden verloren hat. Aber so ist es nicht. Mein Vater und mein bester Freund, ich habe bisher jeden verloren, der mir wichtig war.“ Plötzlich verkrampfte sich Sakuras Herz und sie zuckte zusammen. Ungläubig sah sie ihren Sensei an und er erwiderte ihren Blick, der ihr sagte, Glaub es ruhig. Es ist wahr. Kakashi wartete einen Moment und sprach dann weiter, ohne seinen gesenkten Blick anzuheben: „Ich war ungefähr sechs, da verlor ich meinen Vater. Er beging Selbstmord, weil er die Schande nicht ertragen konnte. Er hatte eigentlich nichts Unrechtes getan, aber, weil er seine Teamkameraden rettete, statt eine Mission zu erfüllen, verfiel er in Ungnade und die Leute verspotteten ihn. Das trieb ihn in den Wahnsinn und er wählte den Freitod. Von da an war ich ein Mensch, der strickt nach Regeln lebte, bis mich jemand eines besseren belehrte. Obito Uchiha. Er ist ein entfernter Verwandter von Sasuke. Vielleicht hast du ja schon mal von ihm gehört. Damals war ich Gruppenführer. Er gab alles, damit wir unsere Teamkameradin aus den Händen des Feindes befreien konnten und kam dabei ums Leben als er mich rettete. Das einzige, das von ihm geblieben ist, ist das Sharingan, das ich jetzt besitze. Der Tod meines Vaters und meines besten Freundes verfolgen mich mein ganzes Leben lang. Wer weiß, vielleicht hätte ich sie retten können, wenn ich nur stärker gewesen wäre.“ Sakura kamen die Tränen, während ihr Lehrer sich ihr anvertraute. Nicht er war kaltherzig. Sie war es. Sie hatte immer noch schlecht von ihm gedacht, ohne ihn überhaupt richtig zu kennen. Sein Leben zu kennen. Jetzt wusste sie, dass sein Lächeln, nie mehr als eine aufgetragene Maske war, die er trug um sich zu schützen. Doch jetzt lächelte er nicht mehr und sie sah die Traurigkeit in seinen Augen, die er immer verborgen hatte. Ihr tat es Leid. Ihr tat es so schrecklich Leid. Nie hätte sie gedacht, dass er solche Schicksalsschläge hinter sich hatte. Und sie machte sich Vorwürfe, weil sie seine unbekümmerte Art nie hinterfragt hatte. Dass sie nie gefragt hatte, ob ihn vielleicht auch etwas bedrückte. Und irgendwie hatte sie jetzt das Bedürfnis stark zu werden. Kakashi-sensei hatte niemanden dem er seine Schwäche zeigen konnte. Deshalb wollte sie stark werden, damit sie ihn beschützen konnte. Damit er sich an sie lehnen konnte, wenn er jemanden brauchte. Plötzlich war sie nicht mehr das kleine schwache Mädchen, das sich ganz allein auf der Welt fühlte, denn es gab jemanden für den sie weiter leben musste. Jemand für den sie stark werden musste. „Sensei, ich…“, sie wollte ihm sagen wie Leid es ihr tat, dass auch sie nie etwas bemerkt hatte, doch schon im nächsten Moment unterbrach er sie. „Ich wollte dich damit nicht in Verlegenheit bringen, Sakura. Ich wollte nur ehrlich zu dir sein und dir zeigen, dass ich weiß, wie du dich fühlst.“, er trug wieder sein schützendes Lächeln auf, stand auf und wandte sich mit einem „So, dann werde ich mal dein Bett machen gehen.“ von ihr ab. Doch Sakura hatte ihn an seinem Ärmel festgehalten und er blieb stehen. Sie wollte ihm noch etwas sagen. Sie wollte auch ehrlich zu ihm sein. Weil sie wusste, dass er sie nicht fallen lassen würde, wollte sie ihm sagen was sie fühlte. „Sensei, es tut mir Leid, was ich vorhin zu Ihnen gesagt habe. Ich wollte sie nicht verletzen.“, sagte sie mit heißerer Stimme und sah peinlich berührt zu Boden. „Schon gut.“, meinte er lächelnd. Doch Sakura war noch nicht fertig, nahm all ihren Mut zusammen und sprach weiter: „Und Sie hatten Recht. Ich war eifersüchtig. Ich wollte nicht, dass Sie sich mit diesen Frauen treffen. Ich wollte nicht, dass Sie so nett zu ihnen sind. Weil ich das Gefühl hatte, allein gelassen zu werden. Ich will, dass Sie nur noch für mich da sind. Ich will die Einzige sein zu der Sie so nett sind. Tut mir Leid, dass ich so egoistisch bin. Ich verspreche mich auch zu bessern.“ Ungläubig sah er seine Schülerin verwundert an, doch diese blickte immer noch schüchtern zu Boden ohne sich zu rühren. Er hätte nie gedacht mal solche Worte von ihr zu hören. Doch obwohl er sich vielleicht bedrängt fühlen sollte, gefiel ihm der Gedanke. Er kniete sich zu ihr runter, hob ihr Kinn etwas an und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Sanft lächelte er sie dann an und antwortete mit einem „Okay. Abgemacht.“ was ihr ein überglückliches Strahlen auf die Lippen zauberte. Damit verschwand er in ihrem Zimmer um ihr Bett herzurichten. Doch als er wieder ins Wohnzimmer kam, war Sakura schon mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen in einen tiefen Schlaf gefallen. Kapitel 6: Sakura's Decision - If deep Wounds were opened... ------------------------------------------------------------ Wie schon am Morgen zuvor wurde sie von den warmen Sonnenstrahlen wach gekitzelt, blinzelte und schlug schließlich ihre Augen auf. Das grelle Licht blendete in ihren Augen, sodass sie ihre Lider noch einige Sekunden geschlossen hielt um sie auf die bevorstehende Helligkeit vorzubereiten und richtig wach zu werden. Doch etwas war anders an diesem Morgen. Es war nicht dasselbe Gefühl wie gestern. Ein komisches Gefühl in ihrer Brust breitete sich aus. Ihr war als würde ihr Herz höher schlagen. Seltsam, dachte sie sich, denn es war das erste Mal seit langer Zeit, dass sie sich wieder auf den Tag freute. Auch die Natur half ihr dabei. Mit einem strahlenden Lächeln stand sie auf und schlug mit einer kurzen Bewegung ihr Fenster auf um im selben Moment die frische, klare Morgenluft in sich einzusaugen. Was war das nur für ein Gefühl? Die Sonne lachte sie an, der Wind kitzelte in ihrer Nase und die Vögel trällerten ein Lied für sie. Alles war so anders an diesem Morgen, als hätte Gott die Welt neu erschaffen. Wieso war ihr noch nie aufgefallen wie schön der blaue Himmel mit den weißen, fluffigen Kumuluswolken war? Wie hübsch der frische Morgentau auf ihren Blumen glitzerte. Langsam ließ sie ihre Hand zärtlich über die Blütenblätter gleiten. Sie hatte sich schon lange nicht mehr um sie gekümmert. Sogleich ging sie ins Bad, füllte die Gießkanne und gab ihnen einen Schwung kaltes Wasser ins Gesicht. Danach stellte auch sie sich unter die Dusche und unterzog sich der lang ausgebliebenen Morgenwäsche. Nachdem sie fertig war, ging sie leise den Flur entlang, öffnete vorsichtig die Wohnzimmertür und lugte durch den Spalt hindurch. Das Bild das sich ihr bot, zauberte ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. Ihr Sensei schlief immer noch tief und fest. Auf Zehenspitzen schlich sie an ihm vorbei, doch hielt einen Moment inne, als ihr Sensei kurz zusammen zuckte. „Wein doch nicht mehr…Sakura…“, murmelte er im Schlaf, was sie breit grinsen ließ. Sogar im Traum machte er sich sorgen um sie. Sie konnte gar nicht sagen wie Leid ihr das tat ihm solchen Kummer zu bereiten und wie unendlich dankbar sie trotzdem dafür war. Lautlos nahm sie eine Decke aus einem naheliegenden Schrank und deckte ihn vorsichtig, um ihn nicht aufzuwecken, mit den flüsternden Worten „Danke für gestern Abend, Sensei.“ leise zu, um schließlich in der Küche zu verschwinden. „Nein, Sakura, geh da nicht hin!“, schweißgebadet wachte Kakashi auf und wurde sofort auf den dumpfen Lärm, der aus der Küche kam, aufmerksam. Was war passiert? Hatte er einen Albtraum? Aber er konnte sich nicht mehr erinnern. Kurz sah er an sich runter und bemerkte, dass er zugedeckt war. War sie etwa vorbei gekommen? Wieso hatte er das nicht bemerkt? Hatte er etwa so tief geschlafen? Ein beunruhigendes Gefühl durchfuhr seinen Körper, das er aber nicht deuten konnte. Er ahnte etwas schlimmes, aber was blieb ihm versagt. Kurzerhand schwang er seine Füße auf den Boden und stand auf. Taumelnd ging er auf die Küchentür zu, öffnete sie und erblickte eine strahlende Sakura, die ihn mit einem fröhlichen „Guten Morgen, Sensei!“ schwungvoll begrüßte. War denn plötzlich Naruto wieder von den Toten auferstanden oder warum war sie so fröhlich? Kakashi wollte nicht unhöflich sein und antwortete ebenfalls mit einem lächelnden, wenn auch noch verschlafenen „Guten Morgen.“ Grinsend schupste das Mädchen wieder aus der Küche an den Esstisch, drückte ihn auf den Stuhl und fing an den Tisch zu decken. „Ich bin überraschend früh aufgewacht.“, meinte sie, während sie die Teller auf den Tisch stellte, „Und da dachte ich, ich könnte mich ausnahmsweise mal nützlich machen und das Frühstück vorbereiten.“ „Du bist noch nie auf eine bessere Idee gekommen.“, meinte er darauf und sah zu wie der Tisch in Nullkommanichts in eine prachtvolle Tafel verwandelt wurde. Mit einem „Guten Appetit!“, den sich die beiden wünschten, biss er ein Stück Spiegelei zusammen mit angebratenem Speck von der Gabel und war positiv überrascht von der guten Kochkunst seiner Schülerin. Es vergingen Minuten, in denen keiner was sagte. Es war eine angenehme Stille, in denen beide einfach nur das Essen genossen. Schließlich legte Sakura Messer und Gabel in den Teller und meinte: „Ich werde heute wieder ins Krankenhaus gehen.“ Für einen Moment setzte Kakashis Herzschlag aus. Verblüfft schluckte er den gekauten Bissen herunter und antwortete schließlich zaghaft: „Du willst arbeiten?“, schließlich legte auch er das Besteck in den Teller und sah seiner Schülerin tief in die Augen, „Bist du dir sicher? Ich glaube nicht, dass du schon bereit dafür bist.“ Schüchtern sah sie auf ihren leergegessenen Teller, um dem prüfenden Blick ihres Sensei zu entgehen: „Sensei, ich habe begriffen, dass es so nicht weitergehen kann. Ich kann mich nicht ewig in meinem Haus einschließen-“ „Das heißt aber nicht, dass du von heute auf morgen wieder bereit für eine so schwere Belastung bist.“, wandte Kakashi streng ein. Sie hatten nun einen Punkt erreicht. Einen Punkt, an dem Sakura ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen wollte. Doch Kakashi hatte ernsthafte Zweifel daran, dass das nicht zu viel für sie war. „Sie machen sich unnötig Sorgen, Sensei.“, wandte das Mädchen entschlossen lächelnd die Sorgen ihres Sensei ab, „Ich muss wieder ins Leben zurück finden. Außerdem bringt mich die Arbeit sicher auf andere Gedanken. Ich will den anderen zeigen, dass es mir wieder gut geht.“ Dir geht es aber nicht gut, protestierte der Shinobi in Gedanken. So mutig und tapfer sie ihn auch anlächelte, er wusste, dass sie noch nicht bereit dafür war. Gestern stand sie noch kurz vor einem Nervenzusammenbruch und heute wollte sie schon wieder arbeiten gehen? Ihm war klar, dass das vollkommen absurd war. Aber anscheinend nicht für seine Schülerin. Sie überforderte sich ohne es zu merken. Er wollte sie nicht gehen lassen. Sein Verantwortungsgefühl erlaubte es ihm nicht. Doch vielleicht hatte sie Recht. Vielleicht machte er sich nur unnötig Sorgen und es war das Beste so. Schließlich musste er sie irgendwann wieder in die Freiheit lassen. Er konnte nicht ewig auf sie aufpassen. Einen Moment lang erschien ihm seine überbekümmerte Sorge töricht und stimmte mit einem widerwilligen „In Ordnung.“ zu. Er nahm seinen Teller und ihren, stand auf und half dem rosahaarigen Mädchen beim Abräumen. Schließlich machte sich Sakura fertig, zog sich im Flur die Schuhe an und lächelte ihrem Sensei zum Abschied zuversichtlich entgegen. Mürrisch ging er auf sie zu, legte seine Hand auf ihren Kopf und durchwuschelte ihre Haare. „Viel Spaß, Kleine und pass auf dich auf!“, meinte er, beugte sich zu ihr runter, nahm mit den Fingern ihr Kinn und zwang sie so ihm in die Augen zu sehen, „Aber versprich mir eins: Sobald du dich nicht mehr wohl fühlst, wirst du sofort deine Sachen packen und nach Hause kommen!“ Sein Blick war streng und ließ keine negative Antwort zu. Sie nickte vergnügt, nahm ihren Rucksack und verschwand dann aus der Haustür. „Ich muss heute noch zur Hokage, deshalb werde ich etwas später kommen!“, schrie er ihr noch nach und sie antwortete mit einem ebenso lauten „Ist gut!“ als Antwort. Noch lange sah er ihr nach, um sicher zu gehen, dass ihr auch ja nichts passierte. Nachdem sie schließlich an der nächsten Ecke abgebogen war, schloss er die Tür hinter sich und machte sich selbst zum Gehen bereit. Er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Und es war nicht nur die Tatsache, dass er glaubte, dass sie sich übernahm. Wenn sie jetzt schon alleine Entscheidungen traf, dann würde es nicht mehr lange dauern bis sie wieder allein zu Recht kam und ihn nicht mehr brauchte. Es erschien ihm absurd, aber genau davor hatte er Angst. Dummerweise merkte er erst jetzt, dass er sich zu sehr an sie gelehnt hatte. Genau wie sie anderen Menschen helfen, sie retten und gesund pflegen musste, weil das ihr Sinn des Lebens war, genauso brauchte er sie. Lange hatte sein Leben keinen Sinn gehabt. Er war einzig auf das Dasein eines gefühllosen Ninja verdammt, der sein Leben dem Dorf und dessen Wohl verschrieben hatte. Aber jetzt spürte er, dass sie ihn brauchte und das allein gab ihm neuen Mut und neue Kraft. Aber so durfte er nicht denken. Denn ihre Schwäche war sein Vorteil und das bedeutete, dass er nur so lange stark war wie sie noch seelisch labil war. Und das durfte nicht sein. Es war falsch. Gemächlich schlürfte er ins Bad, zog sich an, unterzog sich der Morgenwäsche und sah, bevor er das Haus verließ, in den Spiegel. Dort sah er sein schwächliches Selbst. Wenn sie nicht mehr da war, was würde dann nur aus ihm werden? Er verwarf den Gedanken so schnell wie er gekommen war, wandte seinen Blick ab und lächelte. „Mach dich nicht lächerlich…“, sagte er mehr zu sich selbst als zu seinem Spiegelbild um sich zu überzeugen, doch der gewünschte Erfolg blieb aus. Von Selbstzweifel und Sorgen um seine Schülerin geplagt, schlug er die Tür hinter sich zu und betrat die belebte Straße, die ihn hoffentlich auf andere Gedanken bringen würde. Als Sakura ins Krankenhaus kam wurde sie von den anderen Krankenschwestern und Ärzten, die ihr über den Weg liefen freundlich begrüßt. Nach dem Tod von Naruto hatten sich alle große Sorgen um sie gemacht. Es tat ihr gut wieder an diesem Ort zu sein. So merkte sie, dass das Leben weiter ging und, dass es keinem egal war, was mit ihr war. Hier hatte sie das Gefühl gebraucht zu werden. Zumindest die Ärztin in ihr wurde gebraucht. Es war ein schönes Gefühl. Nachdem sie alle begrüßt hatte, ging sie ohne weitere Zeit zu verschwenden in ihr eigenes Arbeitszimmer und zog sich dort ihre Arbeitskleidung und den weißen Ärztekittel an. Ausgestattet mit einem Stethoskop tänzelte sie wieder fröhlich zur Oberschwester und fragte, was für diesen Tag anstand. Da sie schon lange nicht mehr hier war, hatte sie komplett den Überblick verloren, obwohl sie immer diejenige war, die alles am besten durchschaute. „Tsunade-sama meinte, du solltest vielleicht anfangs mit etwas leichteren Dingen beginnen, damit du dich nicht übernimmst…“, erklärte ihr die Schwester, worauf Sakura nur lächelnd den Kopf schütteln konnte. Wieso glaubten alle, dass sie sich überanstrengte? Sie war doch keine Krankenschwester mehr. Sie war eine voll ausgebildete Ärztin, die mit jeglicher körperlicher als auch psychischer Belastung fertig wurde. Wieso unterschätzten sie alle nur so? Die Krankenschwester wollte ihr also mit den weniger üblen Dingen beginnen. Untersuchungen, Krankenvisiten, das übliche eben. „Sakura-san! Sakura-san!“, gerade in diesem Moment kam eine andere Krankenschwester eilend auf sie zu gelaufen. Außer Atem kam sie vor ihnen zum Stillstand und klärte sie über die Situation auf: „Gerade ist ein junger Chunin in die Notaufnahme eingeliefert worden. Er ist verwundet und hat schon sehr viel Blut verloren. Aber heute ist Sonntag; wir sind unterbesetzt. Außer Shizune-san und dir ist keine andere Ärztin, die befugt ist zu helfen, anwesend. Ich weiß, du bist gerade erst gekommen, aber wäre es vielleicht möglich, dass…“ Die Schwester braucht ihre Frage nicht auszusprechen, denn schon hatte Sakura sie an der Hand genommen und rannte mit ihr in Richtung Notaufnahme. Der Moment war gekommen. Endlich konnte sie allen beweisen, dass man sich nicht mehr um sie sorgen musste, wie bei einem kleinen Kind. Schwer atmend betraten sie den Vorraum des OPs. Sakura besorgte sich den Mundschutz und die notwendigen Operationswerkzeuge. Doch irgendetwas stimmte nicht. So siegessicher sie sich vorher gefühlt hatte, so schnell war diese Stärke auch schon wieder verschwunden. Und nichts war mehr übrig geblieben. Ihr Herz schlug unregelmäßig und ihr Atem ging schwer, als hätte sich etwas um ihren Hals geschnürt. Doch sie durfte jetzt nicht kehrt machen. Tapfer betrat sie den Operationsraum sah sich den Patienten an und stockte. Er war jung. Bestimmt nicht älter als sie und hatte blondes chaotisches Haar und ozeanblaue Augen. Er erinnerte sie an Naruto. Kurz beriet sie sich mit Shizune um über die betroffenen Körperstellen im Bilde zu sein und darüber was zu tun war. Obwohl sie nickte und so tat als würde sie aufmerksam zuhören, konnten ihre Gedanken nicht folgen. Denn sie spürte wie die Vergangenheit sie einholte. Während Shizune versuchte mit dem Messer und der Pinzette die Schusskugel herauszuoperieren, sollte Sakura sich um die Blutung kümmern. Konzentriert schmiegte sie ihr Medic-Jutsu und legte ihre zitternden Hände auf die Wunde. In sekundenschnelle durchfloss ihr Chakra den Körper des Jungen. Und es schien zu klappen. Die Wunde begann sich tatsächlich zu schließen. Erleichtert atmete Sakura auf. Doch schon im nächsten Moment klaffte die Wunde wieder auf und das Blut strömte noch mehr als zuvor. Das Piepen des Herzfrequenzgeräts wurde immer schneller. Immer lauter. Bevor es schließlich ganz aufhörte und nur noch abschnittsweise einen Laut von sich gab. Nein, das durfte nicht passieren!, dachte sie sich und schoss noch mehr Chakra durch seinen Körper. „Sein Herzschlag setzt aus. Der Puls ist fast nicht mehr vorhanden. Wir verlieren ihn!!“, schrie die Schwester panisch. Wie aus dem Nichts erschien eine der Schwestern, schob sie zur Seite und versuchte den Ninja mit einem Herzmassagegerät am Leben zu erhalten. Doch es war zu spät. Sakuras Augen waren weit geöffnet und während sie sich auf nichts anderes als die Blutung konzentrierte, schienen der Raum und die Menschen darin zu verschwinden und irgendwann war ihr als würde sie nur noch ins Leere sehen. Die Schreie wurden dumpf. Nichts mehr war zu hören. Langsam sanken ihre Hände nieder und sie stand nur noch reglos da. Das Herzfrequenzgerät gab jetzt nichts mehr als einen langen, monotonen Ton von sich. Seufzend ging Kakashi die lange Straße in Richtung des Hauses entlang ging, dachte er an das Gespräch mit der Hokage zurück. Es war nicht gerade so verlaufen, wie er es sich erhofft hatte. Die Hokage sah in Sakuras Entschluss ein Zeichen darin, dass es ihr schon wieder besser ging und lobte Kakashi für den Fortschritt, den er in diesen wenigen Tagen erzielt hatte. Wieso beruhigte ihn das aber nicht? Wieso hatte er immer noch das Gefühl, dass er zugelassen hatte, dass seine Schülerin mitten in ihr verderben lief. Schließlich stand er vor der Haustür und öffnete nach einigen Bedenken die Tür mit dem Zweitschlüssel, den Sakura ihm gegeben hat. „Ich bin wieder da!“, rief er durch die Wohnung. Doch als der die Tür hinter sich geschlossen und sich umgedreht hatte, blieb er erschaudert stehen. Der Flur war ein einziges Chaos. Alles war in Trümmer geschlagen. Die Schränke und Regale waren schief oder lagen am Boden. Die Vasen waren zersprungen und die Glassplitter lagen überall auf dem Boden verteilt. Was war hier passiert? „Sakura? Sakura, antworte!“, schrie er jetzt hysterisch durch die untere Etage und wartete darauf, dass sie irgendein Lebenszeichen von sich gab. Schließlich eilte er, ohne sich die Schuhe auszuziehen von einem Zimmer zum anderen. Alles war zerstört. Doch einen Moment hielt er inne und hörte ein Schluchzen. Es kam aus dem Wohnzimmer. So schnell ihn seine Beine trugen, hechtete er in den Raum aus dem das Schluchzen kam und erstarrte als er ihn erreichte. Dort saß das rosahaarige Mädchen inmitten der Splitter. Arme und Beine waren zerkratzt. Eine der Blumenwasen hielt sie fest umklammert. Ihre Augen waren leer. „Sakura?“, sie schien ihn nicht zu hören, zumindest machte sie keine Anstalten ihm zu antworten. Als sie ihm auch ein zweites Mal keine Antwort gab, beschloss er zu handeln. Langsam, um sie nicht zu erschrecken, ging er auf sie zu während er ihr beschwichtigend zuredete und ihr seine Hand entgegen hielt: „Es ist alles gut, Sakura. Komm. Komm her zu mir.“ Doch als er ihr zu nahe kam, holte sie aus und warf die Vase auf hin. Mit einem lauten Knall zersprang sie an der Wand. Kakashi war gerade noch ausgewichen. Verwirrt sah er seine Schülerin an. Jetzt war ihr Blick fest und unumstößlich. Mit sicheren Beinen stand sie auf, nahm einen der Splitter und hielt ihn drohend an die Innenseite ihres Unterarmes. „Kommen Sie ja nicht näher“, warnte sie ihn mit entschlossener Stimme und sofort hielt er inne. Er wusste, dass seine Schülerin in diesen Zustand zu allem fähig war und, dass es nichts brachte, wenn er auf sie einredete. „Sakura, was ist passiert?“, fragte er sie mit ruhiger Stimme und wartete darauf, dass sie ihm antwortete. Schließlich hob sie ihre Stimme und fing an zu sprechen: „Naruto…ist…tot…“, ihre Augen füllten sich mit Tränen und eine nach der anderen bahnte sich ihren Weg an ihren Wangen herunter, „Ich konnte ihm nicht helfen! Und es werden noch andere Menschen durch mich sterben…weil ich ihnen nicht helfen kann…Er war noch so jung…Er hatte noch sein ganzes Leben vor sich…UND ICH KONNTE IHN NICHT RETTEN!!! ICH!!!“ Sakura hatte zum entscheidenden Schlag ausgeholt um sich die Pulsader aufzuschneiden, doch Kakashi war auf sie zu gesprungen, drückte sie auf den Boden und versuchte ihr den Splitter aus der Hand zu schlagen, während sich Sakura vehement und mit allen Kräften dagegen wehrte. „Sakura, verdammt, beruhig dich endlich!!“, schrie er sie an, während er immer noch versuchte sie mit seinem Gewicht am Boden zu halten. „Lassen Sie mich Sensei! Ich will dieses verdammte Leben nicht mehr! ICH WILL ES NICHT MEHR!!!“, schrie sie auf, bevor sie erschöpft in Kakashis Armen bewusstlos zusammenbrach. Schwer atmend löste sich der Shinobi von ihr und besah sich den leblosen Körper in seinen Armen. Nachdem auch er sich wieder beruhigt hatte, trug er das Mädchen in ihr Zimmer und legte sie vorsichtig aufs Bett. Erschöpft sank er zu Boden, stützte sich einen Moment an der Bettkante ab und sah in das schlafende Gesicht seiner Schülerin. Auch jetzt noch rannen ihr die Tränen übers Gesicht. „Naruto…“, schluchzte sie traurig im Schlaf und griff wild um sich her. Deshalb setzte er sich zu ihr aufs Bett und hielt ihre zerschnittene Hand fest in den seinen. „Verdammt!“, fluchte er in den Raum hinein, „Wenn nicht bald etwas geschieht, dann wird Sakura zerbrechen!!“ Die Lage erschien ihm aussichtslos. Konnte er denn gar nichts für sie tun? Kapitel 7: This almost unbearable helplessness ---------------------------------------------- „Ich lasse nicht zu, dass einem meiner Freunde irgendetwas geschieht!“, damals sagte ich das so leichtfertig dahin. Dabei wusste ich noch nicht, dass ich irgendwann einmal unfähig sein werden würde das letzte übrig gebliebene Mitglied meines ehemaligen Teams, ein Mensch, ein Mädchen, das mir sehr wichtig geworden ist, beschützen zu können. Ein lauter Seufzer entglitt Kakashi, der mit heftigen blauen Augenringen an Sakuras Bett saß und seine Lider kaum noch offen halten konnte. Schon seit drei Tagen hatte er nicht mehr richtig geschlafen. Als seine Schülerin zusammengebrochen und leblos in seine Arme zusammen gefallen war, war er zuerst ganz beruhigt darüber. So konnte er sicher gehen, dass sie sich wenigstens nicht noch selbst etwas antun würde. Er trug sie in ihr Zimmer und legte sie ins Bett. Das war schon das dritte Mal, dass sie aufgrund der zu hohen psychischen Belastung, die ihr Körper einfach nicht verkraftete einfach ohnmächtig geworden war. Und das allein schon in den wenigen Tagen, die er mit ihr verbrachte, die sich insgesamt auf sechs Tage beliefen. So langsam machte er sich Sorgen um das Mädchen. Wenn sie allein in den drei Tagen drei Mal umgekippt war (die anderen drei zählen nicht, weil sie ja schon seit drei Tagen schläft), wie musste es wohl gewesen sein, bevor er ihr seine Hilfe aufgedrängt hatte. Kein Wunder, dass die Fünfte nie etwas von ihrer Schülerin gehört hatte, die sich zu dieser Zeit wahrscheinlich im Dauerschlaf befand. Jetzt verstand er ihre Sorge und Hilflosigkeit endlich. Allerdings war es diesmal anders. Die bisherigen zwei Ohnmachtsanfälle waren kurzweilig und dauerten nie mehr als zwei Stunden. Dann war das Mädchen wieder von selbst aufgewacht. Seit dem letzten Anfall hatte sie durchgeschlafen; und der war jetzt schon drei Tage her! Seit drei Tagen schlief sie tief und fest ohne, dass es ein Anzeichen darauf gab, dass sie wieder aufwachen würde. Kakashi hatte sogar schon darüber nachgedacht, ob es nicht besser wäre sie vielleicht ins Krankenhaus zu bringen. Doch schließlich war er immer wieder zu dem Entschluss gekommen, dass es besser wäre, wenn sie in ihrem Zimmer aufwachen würde. Das letzte was er wollte war, dass sie sich direkt nach dem Aufwachen wieder an den Vorfall erinnern würde um dann vielleicht kurz darauf wieder ohnmächtig zu werden. Außerdem hatte er gemerkt, dass sie eine rund um die Uhr Daueraufsicht brauchte, was dazu führte, dass er in den letzten drei Tagen nie mehr als eine Stunde am Stück geschlafen hatte. Sakuras Zustand war sehr kritisch. Kaum hatte er ein paar Stunden an ihrem Bett gehütet, fing sie an zu hyperventilieren. Das erste Mal war er nahezu hilflos und wusste sich nicht anders zu helfen als seine Lippen auf die ihrigen zu pressen. Er sah sich dazu gezwungen, da sie seine Hände immer wieder weggeschlagen hatte. Also musste er mit seinen Händen die ihrigen gewaltsam ans Bett fesseln um überhaupt etwas gegen sie ausrichten zu können. Daraus hatte er gelernt und hatte seit dem immer eine Tüte parat. Die Anfälle wiederholten sich regelmäßig und wurden dazu immer heftiger und länger. Das allerdings war von allem das geringere Übel. Manchmal schien sie zu träumen und fing im Schlaf unaufhaltsam an zu weinen, was die Sache nicht gerade erleichterte. Schlimmer noch für ihn aber war, wenn sie Schlafwandelte. Eines Nachts erhob sich das Mädchen plötzlich wie von anderen Mächten gesteuert in ihrem Bett und murmelte unverständliche Sachen vor sich hin. Kakashi war zu der Zeit kurz eingenickt und wusste deshalb nicht sofort was vor sich ging. Er dachte zuerst sie sei wach geworden und redete auf sie ein, doch er merkte schnell, dass sie ihn nicht zu hören schien. Wie von Geisterhand geführt stand sie auf. Ihre Augen waren geöffnet, doch in ihrem Bewusstsein schlief sie immer noch. Auch, wenn es ihm unheimlich erschien, wollte er sie unter gar keinen Umständen aufwecken, da das ihrer Psyche schaden könnte. Stattdessen folgte er ihr durch ihr Zimmer in den Flur. Vollkommen apathisch streckte sie ihre Hände ins Leere aus und murmelte immer wieder „Naruto…Naruto, warte…Wo gehst du hin? Warte, ich komme mit…“. Das ging so lange bis der Traum anscheinend zu Ende war, sie wieder zusammen sackte und Kakashi sofort bereit war sie aufzufangen. Das schlimmste allerdings war der eine Vorfall als sie plötzlich aus dem Bett hoch schoss und wild um sich wütete und gequält aufschrie. Kakashi fiel fast von seinen Stuhl hatte die Situation jedoch schnell wieder unter Kontrolle. Für ihn war es immer wieder erstaunlich was für eine Kraft dieses Mädchen hatte. Hätte er sich nicht mit seinem ganzen Körpergewicht auf sie geschmissen und sie so unten gehalten hätte sie ihn wahrscheinlich überwältigt. Wer weiß, was sie in diesem Zustand alles kurz und klein geschlagen hätte. Seit sie das erste Mal hyperventiliert hatte, war ihm klar, dass er sie keine Sekunde aus den Augen lassen konnte. Gelegentlich verließ er ihr Zimmer um etwas zu Essen oder sich einen Kaffee vorzubereiten, aber das war’s auch schon. Mehr ging nicht. Kurz strich er sich durch die Haare, nippte an seinem Kaffee und ging ein paar Schritte durchs Zimmer um nicht einzuschlafen und um wieder Kraft zu tanken. Er machte einen Schritt ans Fenster und sah die Vögel am orange-dunkelroten Himmel vorüber ziehen, der sich langsam in ein leichtes lilablassblau wandelte. Es dämmerte bereits und wieder war ein Tag vergangen. Abermals seufzte er und setzte sich wieder zu seiner Schülerin ans Bett. Mit einer vorsichtigen Handbewegung strich er ihr sanft eine Haarsträhne hinters Ohr. Keine Reaktion. Schweigend beobachtete er ihr im Schlaf unverändertes Gesicht. Sie erinnerte ihn an Dornröschen. Wenn Dornröschen nicht aufgewacht wäre, wäre der Prinz dann genauso wie er an ihrem Bett gesessen und hätte gewartet bis sie von selbst ihre Augen aufschlug? Er wusste es nicht. Und er fragte sich wie überhaupt auf solch einen Gedanken kam. Für ein paar Sekunden schlug er seine Lider nieder um seinen Augen etwas Ruhe zu gönnen. Und wie so oft in den letzten Tagen ging ihm der Satz durch den Kopf, mit dem er sich damals selbstsicher lächelnd an sein verängstigtes Team gewandt hatte. „Ich lasse nicht zu, dass einem meiner Freunde irgendetwas geschieht!“ Jetzt kam ihm das alles so lächerlich und absurd vor. Er hatte damals allen Ernstes gedacht, dass er sie vor jedem Unheil beschützen konnte, dabei hatte er diese Art von Gefahr übersehen. Und diese war schlimmer als jede andere physische Verletzung. Als ihm das Tsunade-sama gesagt hatte, wollte er es nicht glauben. Er hätte nie gedacht, dass er eines Tages nicht im Stande sein würde seine Schülerin nicht beschützen zu können. Das er ganz hilflos und ohnmächtig dabei zu sehen musste, wie die Narben ihrer Psyche sie nach und nach unter sich begraben würden. Wieso konnte er nichts tun? Wieso konnte er nichts für sie tun? Er wollte das nicht. Aber so sehr er auch versucht hatte ihr zu helfen; es hatte nichts gebracht. Egal was er für sie tat, er konnte ihr ihren besten Freund nicht ersetzen. Als Naruto noch lebte schien sie jeden Tag so fröhlich, stark und ausgeglichen zu sein. Nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, dass sie so schwach und zerbrechlich sein würde. Allerdings hätte er es auch nie für möglich gehalten, dass ausgerechnet Naruto sterben würde. Auch ihm fehlte der quirlige Überraschungsninja. Allerdings hatte er schon so viele Tode miterlebt, darunter auch sein Vater und sein bester Freund, dass er mittlerweile wusste damit umzugehen. Er war dagegen einigermaßen abgehärtet, soweit man dagegen überhaupt abgehärtet sein kann. Sakura jedoch ging das ganze an die Substanz. Sie war nicht stark genug den Tod ihres Freundes zu verkraften. Allerdings war es auch ein Wink des Schicksals, dass ihr ausgerechnet ihr bester Freund aus dem Leben gerissen wurde. Wäre Sasuke noch hier hätte sie das alles sicher nicht so hart getroffen. Wäre Sasuke noch hier hätte sie sich erst gar nicht so an Naruto geklammert. Schon allein, dass Sasuke sie damals einfach so ohne sich noch ein Mal umzudrehen um Stich gelassen hatte und seinen eigenen Weg gegangen war, hatte sie sehr verletzt. In dieser Zeit war Naruto für sie da und gab ihr neuen Lebensmut. Mit Narutos Tod ging auch ihre Lebensfreude dahin. Manchmal fragte sich Kakashi, ob sie überhaupt noch Leben wollte. Er konnte es sich gut vorstellen, dass das nicht der Fall war, dass sie es leid war den Erwartungen anderer nachzukommen. Aber das wollte er nicht. Schon allein der Gedanke daran, dass sie sterben wollte, ließ ihn Wahnsinnig werden. Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt!!, dachte er wütend über sich und schlug den Kopf mehrmals gegen die Wand, weil ihm einfach keine Lösung einfallen wollte. Wieso konnte er einem Menschen, der ihm so wichtig war nicht helfen? Sie war immer die schwächste von allen gewesen. Er wusste das! Wieso hatte er sich nicht von Anfang an mehr um sie gekümmert? Abrupt öffnete er die Augen und sah wie ein paar Tränen Sakuras Wange herunter flossen. Ob sie wohl wieder träumte? Hilflos nahm Kakashi Sakuras Hand in die seine, streichelte sie ihn führte sie an seine Wange. „Sssh, es wird alles gut wieder gut.“, flüsterte er ihr beruhigend zu, „Ich weiß nicht, ob es in meiner Macht steht dir zu helfen, aber ich werde alles daran setzen, dass du wieder glücklich wirst. Auch, wenn ich vielleicht nichts für dich tun kann lasse ich nicht zu, dass du an deiner Trauer zerbrichst.“ Er fühlte sich so hilflos. So unglaublich hilflos. Er hasste dieses Gefühl. Dieses Gefühl nichts tun zu können. Seine Hände zitterten. Seine Stimme bebte. Er hatte seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle. Alles schien zu viel für ihn zu werden. Wenn sie nicht mehr war, wozu lohnte es sich dann noch für ihn zu leben? Als ihm das bewusst wurde, rann ihm eine einzelne Träne über den Wangenknochen und er presste ihre zarte, zerbrechliche, kleine Hand noch stärker gegen seine Wange als könnte er damit irgendetwas bewirken. „Bitte, du darfst nicht sterben…“, flüsterte er mit zitternder Stimme, „Bitte…Wenn du nicht mehr da bist, kleine Kirschblüte, wozu bin ich dann noch gut? Dann habe ich auf ganzer Linie versagt. Dann es gibt niemanden mehr, der mir hier auch nur annähernd etwas bedeutet außer dir…“ Kapitel 8: Awakening -------------------- Seufzend stand Kakashi auf und konnte sich dazu überreden Sakura fünf Minuten alleine zu lassen und sich einen Kaffee zu machen. Ein letztes Mal, bevor er aus der Tür hinaus in den Flur trat, blickte er zurück auf seine schlafende Schülerin. Sie lag immer noch ruhig und reglos da. „Wie Dornröschen.“, meinte er und schloss lächelnd die Tür hinter sich. Ein paar Minuten vergingen während Kakashi in der Küche herumwerkelte. Er fand die richtigen Sachen und Zutaten nicht immer gleich und war deshalb etwas laut. Und wie durch ein Wunder wurde Sakura von diesen lauten Geräuschen geweckt und schlug langsam ihre Augen auf. Noch etwas schläfrig und müde blinzelte sie und wollte zuerst weiter schlafen. Doch als sie merkte, dass sie nun doch schon ziemlich wach war setzte sie sich auf und streckte sich erst mal ordentlich. Oje, was war nur passiert? Wieso konnte sie sich schon wieder an nichts mehr erinnern? War sie schon wieder einmal ohnmächtig geworden? Wenn ja, wie lang hatte sie dann geschlafen? Einen Moment dachte sie darüber nach, aber es war wie ein komplettes Black-out. Sie wusste wirklich gar nichts mehr. Deshalb brachte es auch nichts weiter darüber nachzudenken. Irgendjemand musste ihr da wohl auf die Sprünge helfen. Mit einem Schwung schwang sie sich aus dem Bett und wollte zum Fenster gehen. Doch kaum war sie auf den Beinen gestanden, fiel sie wieder nach hinten zurück. Ihr Gleichgewichtssinn war wohl noch ziemlich benommen. Also versuchte sie es wieder, diesmal vorsichtiger. Mit einer Hand stützte sie sich an ihrem Nachttisch und setzte langsam und einen kleinen Schritt vor den anderen in Richtung Fenster. Es war schon Abend und die Sonne war schon am Horizont untergegangen. Nur noch ihre letzten, vereinzelten Boten strahlten an den Himmel und gaben ihm seine orange bis lilablassblaue Färbung. Sakura drehte sich langsam um und sah wartend an ihre Türe. Ihre Ohren hatten sanfte und doch bekannte Schritte gehört, die in ihre Richtung kamen. Sie wusste, dass sich in wenigen Sekunden die Tür öffnen würde. Und so geschah es auch. Die Tür öffnete sich und herein trat ihr Sensei. Ihr Sensei, der sich wahrscheinlich wieder rührend um sie gekümmert hatte. „Guten Morgen, Kakashi-Sensei.“, lächelte sie ihn sanft und gleichzeitig verlegen an. Als Kakashi seine Schülerin vor sich sah, konnte er nicht anders als die Augen weit aufzuschlagen um sich zu vergewissern, dass es nicht nur eine optische Täuschung war. Voller Verwunderung fiel ihm seine Kaffeetasse mit dem heißen Kaffee aus der Hand und verteilte sich auf dem Laminatboden. Gleichzeitig fiel ihm ein Stein vom Herzen. Sie war wach. Sie war tatsächlich wach! „Sa- Sakura, du du bist ja wach!“, stammelte er verwundert und erleichtert vor sich hin. Er konnte es immer noch nicht richtig glauben was er da sah. „Tut mir Leid. Ich bin wohl mal wieder umgekippt.“, meinte sie lächelnd. Kakashi wusste sofort, dass sie sich der vergangenen Ereignisse nicht bewusst war. Sie hatte alles vergessen. Deshalb hatte sie vielleicht so lange geschlafen. Vielleicht hatte ihr Gehirn so lange gebraucht um die Sache zu vergessen. Und vielleicht war das auch besser so. Sakura wollte einen Schritt auf ihren Sensei zu tun, verlor aber abermals das Gleichgewicht und schien zusammen zu brechen. Allerdings war Kakashi sofort zur Stelle. Reflexartig tat er einen Schritt nach vorne und fing seine Schülerin gekonnt auf. Mittlerweile hatte er sich an diese Zusammenbrüche gewöhnt. „Alles okay? Vielleicht solltest du noch etwas im Bett bleiben.“, meinte er, griff ihr unter die Kniekehlen und trug sie so wieder in ihr Bett zurück, obwohl es nur noch wenige Schritte waren. „Danke, Sensei!“, war das einzige was sie ihm mit einem strahlenden Lächeln zurück warf, was ihn glücklich machte aber gleichzeitig tief ins Herz traf. Er deckte sie schnell zu und verschwand so schnell es nur ging mit der Ausrede, dass sie bestimmt Hunger hätte und er deshalb Essen kaufen müsste, aus ihrem Zimmer. Wenige Sekunden später hörte man auch schon wie die Haustür ins Schloss viel. Sakura blieb sichtlich verwundert zurück. Währenddessen lehnte sich Kakashi gegen die Haustür und hielt einen Moment inne um wieder Herr seiner Gefühle zu werden. Was war bloß los mit ihm? Seit wann war er so emotional geworden? So emotional, dass ihm jetzt schon fast die Tränen kamen. Er ging in die Knie und vergrub sein Gesicht in ihnen. Er kannte sich selbst nicht mehr, aber er war trotzdem überglücklich. „Sie ist wach. Sie ist endlich wach!“, schluchzte er in sich hinein. Gott, er war so dankbar dafür, dass er es nicht in Worte fassen konnte. Er hatte wirklich Angst gehabt, dass sie nie wieder aufwachen würde. Doch er durfte jetzt nicht weinen. Er zog die Tränen schnell wieder hoch und fasste sich wieder. Voller Tatendrang machte er sich auf in den Supermarkt mit dem Vorhaben Sakura ein Festmahl vorzubereiten. Doch vorher würde er noch jemand einen kleinen Besuch abstatten. Schlagartig änderte sich seine Stimmung als er vor dem Hauptgebäude der Hokage stand. Er war absolut rasend, wenn er daran dachte, dass das alles die Schuld der Hokage war. Jeder wusste, dass Sakura in einem labilen Zustand war. Und trotzdem hatten ihr die Krankenschwestern erlaubt diesen schwierigen Fall anzunehmen. Wahrscheinlich war für diesen Jungen sowieso alles zu spät gewesen. Gnadenlos drängte er sich den Weg an allen Wachposten vorbei und war schließlich vor dem Büro der Hokage angelangt. „Hatake-san, Sie dürfen hier nicht rein! Die Hokage ist in einer wichtigen Besprechung!“, versuchte einer der Anbu ihn aufzuhalten, doch er ließ sich nicht zurück drängen. „Ist mir doch egal!“, antwortete er barsch, stieß den Anbu bei Seite und trat die Tür auf. „Oh, Kakashi, schön dich zu sehen…“, meinte die Hokage beiläufig, während sie einige Akten studierte. „Sie haben vielleicht Nerven!“, schrie er sie an und riss ihr die Akten aus der Hand, „Wissen Sie eigentlich was in den letzten Tag alles passiert ist?“ „Natürlich weiß ich das. Freut mich, dass es Sakura-chan wieder besser geht.“ Und dabei sagte sie das als wäre Sakuras Zustand nur eine der Nebensächlichkeiten, die sie als Hokage zu tun hatte. Es machte ihn rasend als er den Ton ihrer Stimme hörte. Und gleichzeitig fiel ihm noch etwas auf. „Was?!“, war Kakashis geschockte Antwort darauf. Hieß das…, „Sie lassen uns bespitzeln?!“, fragte er sie vollkommen entgeistert! Das konnte er nicht glauben! Dass die Hokage, die Person, die ihm diesen Auftrag gegeben hatte, ihn ausspionierte. Er wollte das nicht glauben! „Heißt das, es war alles geplant?“ „Teilweise.“ „Sie wussten, dass Sakura an diesem Tag ins Krankenhaus wollte? Wieso haben Sie ihr diesen Fall dann verdammt noch mal nicht verweigert?! Wissen Sie was Sie ihr damit angetan haben?!“, schrie Kakashi sie wutentbrannt an. Die Hokage lag die Akten beiseite und sah ihn scharf an: „Nicht in diesem Ton, ich bin immer noch deine Vorgesetzte, Kakashi!“ „Verzeihung!“, murmelte Kakashi widerwillig vor sich hin. Das hatte er vergessen, allerdings war ihm das in diesem Moment egal gewesen. „Was bildest du dir eigentlich ein?! Du redest so einfach daher, als würde mir Sakura gar nichts bedeuten! Ich habe ihr diesen Fall anvertraut in dem Glauben sie könnte es schaffen ihn am Leben zu erhalten. Damit hatte ich mir erhofft, dass sie dadurch wieder genug Selbstvertrauen findet um an sich zu glauben und Naruto hinter sich zu lassen.“ „So was kann man doch nicht voraus planen!“, schrie er sie an und schlug dabei wütend auf ihr Pult, was sie kurz zusammen zucken ließ. Sein Sharingan sah sie dabei unverwandt an und in ihm waren all sein Hass und seine Wut gebündelt. „Ich werde Ihnen Sakura nicht mehr überlassen! Von nun an werde ich mich ohne Ihre Anweisungen um sie kümmern und ich werde tun was ICH für gut und richtig halte!“, das waren die letzten Worte bevor er ohne eine Verbeugung wieder ihr Büro verließ und die Tür hinter sich zu schlug. „Sollen wir ihn verfolgen, Tsunade-sama?“, fragte einer der Anbu der gerade hinter ihr aufgetaucht war und die ganze Situation mitbekommen hatte. „Nein.“, sagte sie monoton und wandte sich wieder ihren Akten zu, „Seine Reaktion war absehbar. Vielleicht wäre es wirklich besser, wenn ich ihn von jetzt an freies Geleit gebe. Aber überwacht ihn weiterhin von Zeit zu Zeit und erstattet mir Bericht. So einfach gebe ich Sakura nicht her.“ Auf ihr Geheiß verschwand der Anbu abermals in einer Rauchwolke und ließ die Hokage allein zurück. Als Tsunade sich sicher war alleine zu sein, legte sie die Akten beiseite und ging ein paar Schritte auf ihr Balkonfenster zu. Mittlerweile war es stockfinstere Nacht geworden. „Wie kannst du nur glauben, dass sie mir egal sei!“, wütend schlug sie gegen das Glas. Doch als sie sah, dass es nichts brachte, schlug ihre Wut direkt in Trauer und Selbstzweifel um. Sie hätte nicht gedacht, dass es Sakura tatsächlich so schlecht ging. „Das hatte ich doch nicht gewollt. Das hab ich wirklich nicht gewollt…“, sie schlug die Arme um sich und vergoss in ihrer Einsamkeit und Ohnmacht einzelne Tränen. War sie denn wirklich nicht dazu fähig ihrer Schülerin, die fast wie eine Tochter für sie war, ihre Lebensfreude wieder zu geben? Währenddessen war Kakashi gerade beim Supermarkt gewesen und jetzt wieder auf dem Weg nach Hause. Er war so wütend, dass er es gar nicht beschreiben konnte. Das hätte er nie erwartet. Nicht von der Hokage. Nicht von der Frau für die Sakura wie ihre eigene Tochter war. Er wollte das einfach nicht glauben. Dass sie alles gewusst hat und trotzdem Sakura in ihr eigenes Verderben laufen ließ! Und noch etwas anderes beunruhigte ihn. Er befürchtete, dass dieser Zustand des Vergessens, den Sakura gerade erfuhr nicht von Dauer war. Früher oder später würde sie sich erinnern. Sei es von selbst oder sei es, dass sie jemand anderes darauf brachte. Die Situation würde schlimm werden und er wusste nicht wie er sich darauf vorbereiten sollte. Er musste doch etwas tun können. Irgendetwas! Konnte er ihren Schmerz nicht irgendwie lindern? Irgendwie musste er ihr doch neue Lebensfreude schenken können. Aber nur wie? Es schien zum Verzweifeln zu sein. Und das schlimmste war, dass es auch noch anfing zu regnen. Ein schlechtes Zeichen. Doch vielleicht sollte der Regen auch alles wegspülen. Die Sorgen, die Ängste, die Trauer. Und plötzlich sah er wie sich vor seinen Augen ein Karton auf dem Weg bewegte. Es erinnerte ihn an Naruto, der sich ungeschickter Weise immer mit so etwas getarnt hatte und ließ ihm ein leichtes Lächeln über die Lippen huschen. Ein paar Sekunden stand er einfach nur da und sah zu wie sich die Kiste schwerfällig hin und her bewegte. Er wollte sehen, was sich darunter befand, kniete sich hin und hob den Karton ein kleines Stückchen an. Zwei große Kulleraugen sahen ihn unverwandt an. Zur selben Zeit war Sakura zu Hause, lag immer noch in ihrem Bett und langweilte sich. Kakashi war jetzt schon über zwei Stunden weg. Wieso brauchte er denn so lange? So lange konnte ein Einkauf doch nicht dauern! Außerdem bekam sie so langsam wirklich Hunger. Sie sah aus dem Fenster und fragte sich wie lange sie diesmal wohl geschlafen hatte. Und als sie ihren Blick so durchs Zimmer schweifen ließ, stieß sie auf das Bild von Team 7. Sie nahm den Bilderrahmen in die Hand und ließ ihre Finger ein paar Mal drüber streichen. „Was soll ich nur machen, Naruto?“, fragte sie den blonden Jungen auf dem Foto und wusste, dass sie keine Antwort kriegen würde. Sie spürte selbst, dass ihr Körper mit jedem Zusammenbruch, den sie erlitt, schwächer wurde. Außerdem schlief sie mit jedem Mal länger, weil ihr Körper jedes Mal mehr Zeit brauchte um wieder zu Kräften zu kommen. Sie hatte Angst, dass sie eines Tages nicht mehr aufwachen würde, weil sie zu schwach dazu war. Aber sie wusste nicht, was sie dagegen machen sollte. Sie konnte Narutos Tod nicht einfach vergessen. Sie wusste nicht warum, aber in ihrem tiefsten Inneren hatte sie Angst, dass Naruto sie hassen könnte, wenn sie ihn vergaß. Natürlich wusste sie auch, dass das nur ihre eigene Einbildung war, denn der echte Naruto, wollte nicht, dass sie so lange wegen ihm litt. Sie schien sich keinen Rat zu wissen und plötzlich meldete sich ihr Magen zu Wort. „Jaja, ich weiß schon, so viel Denken mach mich nur noch hungriger!“, mit einem Schwung stand sie von ihrem Bett auf und landete sicher auf dem Boden. Geradewegs ging sie in die Küche um sich eine Kanne Tee zu machen. Wenn sie nichts essen konnte, musste sie ihren Hunger eben mit Wasser besiegen. Kurzerhand holte sie sich die Teekanne und stellte Wasser zum Kochen auf. Die Teetassen waren ganz oben in ihrem Schrank. Deshalb musste sie sich immer auf die Zehenspitzen stellen um an sie ran zu kommen. Doch plötzlich verlor sie das Gleichgewicht und die Tasse fiel zu Boden und zersprang in tausend Stücke. „Oje, wie ungeschickt ich wieder bin…“, entschuldigte sie sich für sich selbst und kniete sich hin um die Scherben aufzusammeln. Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Scherben. Zerbrochenes Glas. Was war eigentlich mit ihrer Vase passiert? Wie in Trance ging sie ins Wohnzimmer und sah auf den leeren Platz, auf dem sonst immer eine Vase mit Blumen gestanden hatte. Und vor ihrem geistigen Auge sah sie die zerbrochenen Scherben überall in ihrem Wohnzimmer liegen. Ihre Vergangenheit schien sie einzuholen. Sie wollte sich nicht dran erinnern, doch sie konnte die Bilder vor ihren Augen nicht aufhalten. Sie sah alles noch mal. Der Junge, der auf sie vertraut hatte. Sie hatte ihn sterben lassen. Genauso wie sie Naruto hatte sterben lassen! Wozu war sie noch da? Für wen sollte sie noch leben, wenn sie sowieso zu nichts Nutze war. „Hilf mir, Naruto!“, schrie sie in die Leere ihres Wohnzimmers, während ihr Bäche von Tränen über die Wangen liefen, „Ich flehe dich an, gib mir ein Zeichen! WOZU SOLL ICH NOCH LEBEN, WENN MICH EH NIEMAND MEHR BRAUCHT?!“ Sie spürte wie ihr Körper wieder abermals schwächer wurde. Ihr wurde schwarz vor Augen. Gleich würde sie wieder zusammenbrechen und in tiefen Schlaf fallen. Gleich würde es soweit sein. „ICH BRAUCHE DICH!!“, jemand hatte sich von hinten an sie geschmissen, sie aufgefangen und so wieder zu Bewusstsein geholt. Er hatte sie ganz fest in seine Arme geschlossen, damit sie nicht wieder in Ohnmacht fallen würde. Zusammen sackten sie auf die Knie und hielten einen Moment inne, bis sich beide wieder beruhigt hatten. Sakuras Tränen stoppten und Kakashis Atem ging wieder ruhiger. Er drehte sie zu sich um, sah ihr für einen Moment in die Augen und drückte sie dann wieder an sich heran. „Ich brauche dich.“, sagte er um sie zu beruhigen und strich ihr dabei über die Haare, „Und ich bin nicht der einzige. Es gibt viele Menschen, die du sehr traurig machen würdest, wenn du nicht mehr da wärst. Tsunade-sama, Ino und ich. Wir alle wären sehr traurig, wenn du nicht mehr da wärst.“ „Aber, Sensei.“, fing Sakura wieder an zu schluchzen und krallte sich in die Weste ihres Lehrers, damit sie nicht wieder das Bewusstsein verlieren würde, „Ich bin doch vollkommen unnütz. Ich bin nicht mal eine gute Ärztin. Ich kann doch nicht einmal ein Menschenleben retten!“ Kakashi drückte Sakura etwas von sich weg und hob ihr Kinn, damit er ihr in die Augen schauen konnte. Sanft strich er ihr die Tränen aus den Augen und sagte: „Doch, das kannst du Sakura. Vielleicht noch kein Menschenleben. Aber du kannst vielen Menschen helfen, wenn du einfach nur für sie da bist. Okay?“ Er legte seine Stirn auf die ihrige, sah ihr tief in die Augen und lächelte sie an, „Und jetzt wieder ab ins Bett mit dir!“, abermals griff er ihr unter die Kniekehlen und trug sie ins Bett. „Oh, das hätte ich ja fast vergessen!“, meinte er und ging zurück in den Flur. Sakura blieb für einen Moment zurück und verfiel trotz seiner Aufmunterungsversuche wieder in Selbstzweifel. Sie dachte, dass er sich jetzt wahrscheinlich um das Essen kümmern und sie alleine lassen würde, doch er kam gleich darauf wieder zurück und hielt etwas hinter seinem Rücke versteckt. „Mach die Augen zu.“, meinte er und setzte sich zu ihr. Sakura hatte zwar keine Lust auf solche Spielchen, aber sie tat wie ihr geheißen. Kaum hatte sie die Augen geschlossen, spürte sie etwas Leichtes auf ihrem Schoss und wie plötzlich etwas Feuchtes an ihrer Nase rumschnupperte. Erschrocken öffnete sie die Augen und sah wie ein kleines Kätzchen auf ihren Beinen rumturnte und ihr Bett auskundschaftete. Fragend sah sie zu ihrem Sensei. „Wie schon gesagt, vielleicht kannst du noch kein Menschenleben retten, aber das einer kleinen Katze allemal. Ich hab sie draußen auf der Straße gefunden. Wahrscheinlich hat sie jemand ausgesetzt. Wenn du dich jetzt nicht um sie kümmerst, wird sie wahrscheinlich sterben. Siehst du.“, erklärte er lächelnd, während sie ihn mit großen Augen ungläubig anstarrte. Dieses kleine Kätzchen sollte ihr also neue Lebenshoffnung geben. Sie musste sich um sie kümmern. Also war sie doch zu etwas nütze. Kakashi stand auf und ging mit einem „Ich lass euch zwei dann mal alleine, damit ihr euch kennen lernen könnt.“ und wollte in die Küche gehen, um Essen zu machen. Doch kaum war es der Tür rausgetreten, huschte das schlanke Mädchen an ihm vorbei hinüber zu den Einkäufen und wühlte in den Tüten herum. „Sensei haben Sie auch Milch mitgebracht? Das kleine Kätzchen hat sicher Hunger. Ich muss ihr zu Essen und zu Trinken geben…“, sie drehte sich zu ihm um und lächelte ihn selbstbewusst an. Und plötzlich spürte er, dass sich von jetzt an alles ändern würde. „Klar hab ich Milch gekauft.“, antwortete er lächelnd und ging mit ihr zusammen in die Küche. Kapitel 9: A new Life begins with Trust --------------------------------------- „Klar hab ich Milch gekauft.“, antwortete er lächelnd und ging mit ihr zusammen in die Küche. Zusammen standen die beiden nun in der Küche und während Kakashi die Einkäufe in den Kühlschrank einräumte, spülte Sakura das Geschirr ab, das sich nach den paar Tagen in der Spüle angehäuft hatte. Lächelnd und summend schwang sie den nassen Lappen durch das Seifenwasser und ließ ihn über eine schmutzige Schüssel gleiten. Eine unangenehme Stille erfüllte nun schon eine ganze Weile die Atmosphäre zwischen ihnen und so langsam breitete sich in Sakuras Körper ein mulmiges Gefühl aus. Glücklicherweise war Kakashi im selben Moment mit dem Einräumen fertig, lehnte sich nun an den Kühlschrank und sah seiner Schülerin beim Abspülen zu. Allerdings war das der Rosahaarigen mehr als peinlich so von ihrem Sensei beobachtet zu werden. Endlich, nach einer schier endlosen Zeit, setzte er zu einem Gespräch an: „Komisch, wieso ist mir noch nie aufgefallen wie elegant du das Geschirr abspülst? Deine Finger gleiten ja förmlich durch das Wasser.“, sagte er während er ihr ein kleines Stückchen näher kam. „Was?“, meinte Sakura peinlich berührt mit einem leichten Rotschimmer im Gesicht, „Ach Sensei, das stimmt doch gar nicht. Sie schmeicheln mir nur, mal wieder.“ Doch ehe sie zu Ende sprechen konnte, hatte Kakashi sie am Handgelenk in seine Arme gezogen und war ihrem Gesicht unglaublich nahe gekommen. So nahe, dass sich schon fast ihre Nasenspitzen berührten. Sakura wollte sich wehren, doch schon im nächsten Moment verschmolzen Kakashi und Sakura mit dem Satz „Sag jetzt nichts.“ in einem sanften Kuss. Sakura wusste nicht wann es geschehen war, aber Kakashi hatte sogar seine Maske heruntergezogen und nun spürte sie seine feuchten Lippen direkt auf ihren. Aber Moment mal! Was sollte das? Wieso küsste Kakashi sie? Schlagartig riss sie die Augen auf und erblickte zwei große Augen, die sie zuckersüß anstarrten. Hastig drückte sie sich weg und sah nun auch den eigentlichen Übeltäter. Es war ihr kleiner Kater Naruto, dessen Näschen von Kakashi an ihre Lippen gehalten wurde. Natürlich konnte sich der Silberhaarige ein breites Grinsen nicht verkneifen als er das bleiche Gesicht seiner Schülerin sah, die ihn mit großen Augen geschockt anstarrte. „Na, gut geschlafen Dornröschen?“, fragte er sie immer noch breit grinsend. Dornröschen war mittlerweile sein Spitzname für sie geworden, wenn sie mal wieder den Morgen durchschlafen wollte. „SIIIIIEEE!!!“, wütend fuchtelte sie mit ihren Händen um sich herum um ihm eine zu knallen. Dabei bewegte sie sich so heftig, dass sie vom Sofa auf den Boden fiel. Als sie sich nun aufrichten wollte, stieß sie mit dem Kopf gegen den Tisch, was sie nur noch wütender machte. Mit wütenden Augen sah sie ihren Sensei an und konnte ihre Raserei nicht in Worte fassen. Mal wieder hatte er sie unsanft aufgeweckt und das schlimmste war, dass er dieses Mal ihren geliebten Naruto dafür missbraucht hatte. Allerdings hatte das ganze ja auch was Gutes. Sie hatte nicht ihren Sensei, sondern ihren Kater geküsst und das machte das Ganze schon wesentlich angenehmer. Mittlerweile hatte sie sich auch wieder beruhigt, warf ihrem Lehrer noch einen letzten grimmigen Blick zu machte sich dann, immer noch verschlafen auf ins Badezimmer. „Gott, und ich dachte schon…“, sprach sie ihre Gedanken laut aus, ohne es zu merken, da sie immer noch glaubte zu schlafen. „Was denn?“, fragte Kakashi, dessen Grinsen einfach nicht verschwinden wollte, „Hattest du etwa erotische Träume von mir?“ Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, kam auch schon Sakuras Schlafanzug zur Kugel geknäuelt auf ihn zu geflogen und trafen hart auf seinem Gesicht auf. „DAS HÄTTEN SIE WOHL GERN!!“, kam es von der Rosahaarigen noch aus dem Bad herausgeschrien, die aber auch gleich darauf so laut die Tür zuknallte, dass der Putz von der Decke viel. Kakashi saß immer noch gut gelaunt da und lächelte in die Richtung in der Sakura verschwunden war. Danach machte auch er sich auf und bereitete das Frühstück vor während seine Schülerin duschte. Seit Sakuras letztem Zusammenbruch war nun mehr als ein Monat vergangen. Damals hatte er ihr gezeigt, dass es Menschen gab die ihn brauchten und das hatte anscheinend geholfen. Es gab zwar immer den einen oder anderen Tag an dem sie ihren Gedanken und ihrer Erinnerung nachhing, aber das verging spätestens am nächsten Tag. Auch der kleine Kater, den er auf der Straße aufgelesen und Sakura geschenkt hatte, trug wesentlich zu ihrer Genesung bei. Sie hatte ihn Naruto genannt. Es war ihre Art Narutos Tod zu verkraften und gleichzeitig dafür zu Sorgen, dass er nicht ganz aus dieser Welt verschwand. Mittlerweile gab es gewisse Rituale, die sich in ihren Lebensalltag geschlichen und, die auch zur Gewohnheit geworden waren. Sakura schlief nicht mehr in ihrem Bett sondern zusammen mit Kakashi auf dem Sofa. Während er im Sitzen schlief gebrauchte Sakura seine Oberschenkel als Kissen, was zwar für beide nicht das gemütlichste war, aber sie sich mit der Zeit daran gewöhnt hatte. Es war nicht gerade das normalste, allerdings dachten sie sich nichts weiter dabei. Beide hatten ihre Gründe. Für Sakura war es angenehm, da sie allein in ihrem Zimmer immer schlecht einschlafen konnte und nachts Albträume hatte, doch seit sie auf dem Schoß ihres Sensei schlief, blieb das alles aus und sie fiel fast jede Nacht in einen traumlosen Schlaf. Für Kakashi hatte es den Vorteil seine Schülerin in unmittelbarer Nähe zu haben, sich deswegen nicht die ganze Nacht zu sorgen und deshalb kein Auge zu tun zu können. Nach einem ausgiebigen Frühstück (was meistens zur Mittagsstunde war, da Sakura den Morgen verschlief) spülten sie das Geschirr und machten sich dann auf zum Grabstein um Naruto und Obito zu besuchen. So lief das jeden Tag ab. Zusätzlich dachte sich Kakashi jeden Tag etwas Neues für seine Schülerin aus, das sie begeisterte, das ihr wieder Freude am Leben schenkte und das sie Naruto für einen Moment vergessen ließ. Mal zeigte er ihr eine große Blumenwiese auf einer Lichtung mitten im tiefsten Wald, mal sahen sie sich einen Film im Kino an, der Sakura bewegte (natürlich einen Liebesfilm, den Kakashi nur mit Mühe und Not über sich ergehen lassen konnte) oder Kakashi führte sie in ein Restaurant aus, wo Sakura Gelegenheit hatte etwas neues, ausgefallenes zu probieren. Er brachte ihr bei die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen, die, so unscheinbar und unwichtig sie auch waren, das Leben lebenswert machten. Und auch heute hatte er sich was Besonderes für seine Schülerin ausgedacht. Nachdem Sakura fertig geduscht hatte, saßen sie, wie jeden Tag, zusammen am Tisch und frühstückten. Der kleine Kater Naruto, saß währenddessen neben Sakuras Stuhl am Boden und schlürfte genüsslich seine Milch. Und wie jeden Tag lobte Sakura das herrliche Frühstück, was die beiden ins Gespräch brachte. „Hör mal, Sakura.“, er legte sein Besteck in den Teller nachdem er fertig war, faltete die Hände und sah seiner Schülerin, die ein Marmeladentoast nach dem anderen herunter schlang, beim Essen zu. Dabei war seine Miene ernst und emotionslos. Er wusste, dass das, was er sie jetzt fragen wollte, beziehungsweise, das was er sowieso schon beschlossen hatte große Überwindung von ihr fordern würde und er wusste nicht ob sie schon für so einen großen Schritt bereit war, aber er wollte es versuchen. „Ja, Sensei?“, sie strahlte ihn fröhlich an, was ihn einen Moment an seinem Vorhaben zweifeln ließ. Allerdings hatte er sich in der nächsten Sekunde wieder eingekriegt. „Es gibt da etwas, was ich heute mit dir machen möchte. Ich möchte mit dir an einen ganz bestimmten Ort gehen.“ Er sah seine Schülerin an und wartete auf ihre Reaktion. Allerdings war sie unverändert und wartete nur gespannt lächelnd darauf, wohin ihr Lehrer heute mit ihr gehen wollte. Es half nichts. Er musste es tun. „Ich will, dass du heute mit mir ins Krankenhaus gehst.“ Ungläubig riss Sakura die Augen auf. Doch dann beruhigte sie sich wieder, fing an zu prusten und zu lachen. „Der war gut, Sensei!“, lachend hielt sie sich die Hand vor den Mund, „Ich dachte schon das sei ernst gemeint.“ Nach ein paar Sekunden hatte sie sich wieder beruhigt und sah zu ihrem Lehrer, der sie aber immer noch monoton anstarrte, was sie langsam daran zweifeln ließ, dass das ein Scherz gewesen war. „Das ist mein ernst.“, er sah ihr tief in die Augen, was sie erschaudern und weggucken ließ. „Ich…“, stammelte sie unsicher, „Ich weiß nicht, ob ich schon bereit dafür bin. Ich möchte es ja, aber ich hab einfach so schreckliche Angst, dass mich die ganze Erinnerung wieder überkommt.“ „Ich weiß.“, antwortete er ruhig und verständnisvoll. Sie fing an zu zittern, zog ihre Beine an sich heran und vergrub darin ihr Gesicht. Was hatte er da nur wieder angerichtet? Er hatte schon so eine leise Ahnung, dass sie so reagieren würde. Aber jetzt gab es kein zurück mehr. Lautlos stand er auf und setzte sich auf den Stuhl neben ihr. „Sakura, schau mich an.“, er versuchte ihre verkrampfte Haltung zu lösen und hob ihr Kinn etwas an so dass sie ihm ansehen musste. Wie erwartet glitzerten kleine Tränen in ihren Augen. „Verlange ich zu viel von dir?“, fragte er sie und als Antwort erhielt er nur ein stummes Nicken, was ihn kurz aufseufzen ließ. Wieso hatte er damit nicht noch ein paar Tage gewartet? Vielleicht wäre das besser gewesen. Trotzdem wollte er sie jetzt überzeugen, wollte ihr zeigen, dass sie sich in seine Arme fallen lassen und keine Angst haben brauchte. Er zog sie noch näher an sich heran, streichelte ihr über den Rücken, damit sie sich wieder beruhigte und aufhörte zu zittern. „Es wird nichts passieren. Das verspreche ich dir. Ich werde die ganze Zeit über für dich da sein und deine Hand halten. Und, wenn es zu viel für dich wird, werden wir einfach wieder gehen. Okay?“, er drückte sie etwas von sich weg und abermals bekam er nur ein Nicken. Ein Gefühl von Erleichterung stieg in ihm auf. Anscheinend war sie dem ganzen doch nicht so abgeneigt. Auch sie wusste, dass sie irgendwann ihre Angst überwinden musste. Je früher desto besser. Sie warteten noch ein paar Minuten bis es Sakura besser ging, bis er sie abermals fragte: „Also, sollen wir?“, wieder nur ein stummes Nicken ihrerseits, allerdings war das schon viel zuversichtlicher, „Na, dann ab in dein Zimmer und zieh dich endlich an, bevor der Tag auch schon wieder rum ist!“, er schubste sie von seinem Schoß herunter und gab ihr noch einen Klaps auf den Hintern, der sie in Richtung ihres Zimmers scheuchte. „SENSEI!!“, schrie sie ihm noch wütend hinterher bevor sie in ihrem Zimmer verschwand und sich schnell umzog. Bei dem Gedanken, dass sie jetzt ins Krankenhaus gehen würden hielt sie einen Moment inne. Sie hatte immer noch schreckliche Angst. Doch schnell schüttelte sie dieses Gefühl wieder ab und versuchte nicht mehr daran zu denken. Kakashi-sensei wusste bestimmt was er tat, zumindest hoffte sie das. Zehn Minuten später trafen sie sich im Flur und zogen sich die Schuhe an. Da es mittlerweile schon Frühsommer und ziemlich warm geworden war, verzichteten sie auf eine Jacke. „Sakura…“, kurz bevor sie die Tür öffnete und hinaus treten wollte hielt er sie noch mals zurück, zog sie zu sich und beugte sich zu ihr herunter, „Es gibt da noch etwas, was ich dich fragen wollte.“ Wieder dieser ernste Blick, der der Rosahaarigen Angst machte. Sie hasste es, wenn ihr Sensei so mit ihr sprach. Ängstlich wartete sie darauf, dass er ihr nun die Frage stellen würde. „Vertraust du mir?“ Sakura glaubte sich verhört zu haben, doch er sah sie immer noch eindringlich, mit demselben Blick wie zuvor an. Sie wusste nicht warum, aber sie spürte wie ihr das Blut zu Kopf stieg und ihre Wangen erröteten, was sie dazu brachte ihr Kinn zu senken um ihm nicht mehr in die Augen zu sehen. In Kakashis Augen war das eine eindeutige Antwort: „Du vertraust mir nicht…“, meinte er seufzend. „NEIN, das ist es nicht!“ „Sondern?“ Wieder kehrte die Stille zurück. „Wieso zögerst du?“ Wieder wusste sie keine Antwort. Sie dachte nach. Wieso nur? Was sprach dagegen? Hatte er ihr jemals Grund gegeben ihm nicht zu vertrauen? Sie wusste, dass es nicht so war. Er war immer für sie da gewesen. Immer. Wenn sie geweint hatte, wenn sie sich alleine fühlte. Er war wirklich immer für sie da gewesen. Immer. Immer. Immer. „Ich…“, stotterte sie nun mit hoch rotem Gesicht, doch letztendlich nahm sie all ihren Mut zusammen, sah ihm tief in die Augen und sagte: „Ich vertraue Ihnen!“ Sein Blick war unverändert, doch langsam erhellte sich sein Gesicht und ein dankbares Lächeln strahlte ihr nun entgegen. Endlich war die Anspannung war vorbei. Einen Moment hatte er wirklich geglaubt eine negative Antwort zu bekommen. Er war wirklich überglücklich, das von ihr gehört zu haben. „Danke.“, meinte er und streichelte ihr sanft über ihr seidiges Haar. Währenddessen schloss Sakura die Augen und genoss diesen unsagbar schönen Moment einfach nur. Wieso sollte sie ihm nicht vertrauen? Auch, wenn die Welt noch so düster aussah, immer, wenn er sie anlächelte, nahm er ihr durch diese Berührung die Angst vor allem. Und plötzlich schien wieder die Sonne für sie. „Gehen wir, Sensei!“, nun wieder fröhlich und gut gelaunt nahm sie ihn bei der Hand und zog ihn hinaus ins Licht. Kapitel 10: You’re neither beautiful nor a real woman, but you’re the cutest girl I’ve ever met! ------------------------------------------------------------------------------------------------ Fröhlich und gut gelaunt traten die beide auf die Straße raus und wandten ihr Gesicht der Sonne entgegen. Es war ein wundervoller warmer Sommertag. Die Sonne schien heiß vom Himmel und erwärmte die Gemüter der Menschen. Kakashi wunderte sich etwas über die gute Laune seiner Schülerin, denn vor ein paar Minuten war sie noch total in sich zurückgezogen und wollte nicht aus dem Haus gehen. Doch er glaubte nicht besonders falsch zu liegen, wenn er einfach annahm, dass das schöne Wetter der Rosahaarigen gut tat, weshalb er auch sehr dankbar war, denn so war es für ihn leichter sie ins Krankenhaus zu führen. Allerdings sah er wie ihre Augen sich plötzlich weiteten, sie stehen blieb und ihr Blick sich zunehmend trübte. Neugierig verfolgte er ihren Blick und fragte sich dabei wer oder was dabei war seinen wunderbaren Plan zu verderben, indem er ihr die Laune verdarb. Und kaum hatte er das Ziel entdeckt, winkte ihm auch schon eine übertrieben grinsende Minagi entgegen. „Morgen, Minagi! Wie geht’s dir?“, entgegnete er ihr mehr höflich als begeistert sie zu dieser Zeit auf der Straße getroffen zu haben. Natürlich musste er jetzt aus eben der gleichen Höflichkeit auch etwas stehen bleiben und mit ihr reden, wenn er sie als Kontaktperson nicht verlieren wollte. Sakura hatte ihn zwar einen Playboy genannt, aber er hatte nicht mit allen seinen Freundinnen geschlafen. Die meisten waren für ihn sowieso nur Beziehungen, an die er anknüpfte, wenn er sie brauchte. So lief das nun mal. Und Minagi war in jedweder Beziehung sehr wichtig für ihn. Doch je mehr er das Gespräch mit dem Mädchen ungewollt in die Länge zog, desto mehr verdüsterte sich ihr Blick, was Kakashi ganz und gar nicht gern sah. Genauso wie Sakura. Wieso mussten sie denn jetzt wieder mit der Tussi reden. Die konnte sie so was von gar nicht abhaben. Und sie verstand nicht mal was Kakashi an den ganzen Mädchen so toll fand. Klar, es gab viele hübsche Mädchen, aber sie war doch auch hübsch. Konnte er sich denn nicht nur mit ihr begnügen? Und wenn nein, verstand sie nicht warum. Sie war doch auch hübsch, oder etwa nicht? Doch je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr schlug die Eifersucht in ihr hoch. Sie wollte von dieser Person nichts mehr hören und sie wollte sie auch nicht mehr sehen. Sakura wandte ihren Blick gen Boden und versuchte sich abzulenken indem sie anfing die Steinchen zu zählen, doch so richtig wollte diese Methode nicht klappen und ihre Laune wurde immer mehr an ihren Tiefpunkt gezogen. Auch Kakashi schien das zu merken, dass sie sich zunehmend unwohler zu fühlen schien. Und plötzlich geschah etwas womit Sakura nicht mehr gerechnet hatte. Kakashi hatte ihre Hand gepackt und hielt diese nun fest umschlossen während er mit Minagi redete. Fragend sah sie ihn an doch er plauderte munter weiter ohne auch von ihr Notiz zu nehmen. Als würde er ihr damit sagen wollen, dass alles okay ist. Dass er sein Versprechen nicht vergessen hatte. Und irgendwie machte sie das glücklich. Die Traurigkeit in ihren Augen verschwand und auf ihren Lippen breitete sich ein kaum sichtbares Lächeln aus. Obwohl er nur ihr Sensei war schien er immer zu wissen, was sie brauchte und was gut für sie war. Anscheinend war sie doch nicht so unwichtig für ihn. Kurzerhand ließ sie seine Hand los und lief mit einem breiten Grinsen auf den Lippen einfach drauf los: „Ich geh schon mal vor, Sensei!“ „Warte, ich komm doch auch gleich!“, schrie er ihr noch hinterher und wollte ihr eigentlich nach rennen, wurde aber von Minagi am Handgelenk festgehalten. Wie sollte er sich aus dieser misslichen Lage nur wieder befreien. Doch glücklicherweise kam gerade die Richtige Person um ihn zu retten. „Hallo, Minagi-chan! Na, machst du dich schon wieder an den armen Kakashi ran?“, eine breit grinsende Kasumi war Minagi gerade an den Hals gesprungen, wohl wissen, dass sie das Mädchen gerade dabei gestört hatte Kakashi auf eine Nacht mit ihr rumzukriegen. „Was willst du Kasumi? Ich kann mich nicht erinnern dich um deine Anwesenheit gebeten zu haben.“, erwiderte Minagi scharf und schubste das Mädchen von sich runter. Bei Minagi und Kasumi war es ungefähr so wie bei Sakura und Ino. Ewige Rivalinnen, auch in der Liebe. Nur, dass sich Kasumi längst damit abgefunden hatte, dass Kakashis Herz einer anderen gehörte und sie Minagi, die noch nicht aufgegeben hatte, das Leben schwer machte. Nach weiteren zehn Minuten hatte es die braunhaarige endlich geschafft ihre Gegnerin endlich auszustechen und Minagi verschwand mit einem grimmigen Blick. „Danke, Kasumi, du hast mich gerettet. Ich schulde dir was.“, bedankte sich der Silberhaarige bei ihr und tätschelte sie lächelnd auf den Kopf, was sie besonders gern mochte. „Keine Ursache. Hab ich wirklich gerne macht.“, war ihre ehrliche Antwort darauf, erst auf den zweiten Blick sah sie sich suchend um, „Sag mal, wo hast du denn Sakura-chan gelassen? Seit ihr immer noch kein Paar geworden?“ „KASUMI!! Hör auf so dummes Zeug zu reden!“, schrie er sie an, sprang sie an, hielt ihr den Mund zu und sah sich dabei um, ob sie irgendjemand gehört hatte. Gott sei Dank war außer ihnen niemand anderes auf der Straße. Allerdings konnte sich das Mädchen mit den langen, eichhörnchenbraunen Haaren schnell wieder befreien und empörte sich: „Aber wieso denn? Du hast schon seit langem keine Freundin mehr.“ „Ich will im Moment auch keine.“ „Hä, was ist los mit dir? Willst du mir erzählen, dass der heißeste und am meist begehrteste Junggeselle Konohas sich in Enthaltsamkeit wiegt?“ „Hast du etwa ein Problem damit? Zurzeit habe ich andere Sorgen. Da brauch ich nicht noch so eine eifersüchtige Freundin am Hals hängen.“ „Stimmt ja, du hast ja Sakura-chan!“, grinste Kasumi und wusste natürlich, dass Kakashis Sorgen mit dem rosahaarigen Mädchen in Verbindung standen. „Fängst du schon wieder damit an?“, fragte er sie genervt und wollte auch schon gehen, da stellte sie sich ihm in den Weg. „Nein!“, sagte sie und setzte ein zuckersüßes Lächeln auf, „Aber du weißt: Meine Karten lügen nie!“ Damit steckte sie ihm eine Karte in die Brusttasche und flüsterte ihm ein letztes „Los, lauf ihr schnell nach.“, bevor sie in einem Kirschblütensturm verschwand und Kakashi in die Richtung ging, in die seine Schülerin gelaufen war. Währenddessen war Sakura an einen naheliegenden Weiher gerannt, der direkt neben dem großen Grabstein, auf dem die Namen aller für Konoha gefallenen Ninja drauf standen. Darunter war natürlich auch Narutos Name. Sie hatte ein paar Blumen an den Grabstein gelegt, leise ein Gebet gesprochen und war danach zu dem kleinen See gegangen. Langsam kniete sie sich hin und sah auf die Wasseroberfläche, die ihr Gesicht wie ein Spiegel reflektierte. So betrachtete sie sich lange und ausgiebig. Was hatten diese Frauen, was sie nicht hatte? Sie verstand es einfach nicht. War es ihre Nase, die vielleicht eine komische Form hatte? Oder hatte sie eine so unreine Haut? Wer es das, was Kakashi an ihr missfiel? Und das, obwohl sie sich jeden Tag duschte? Vielleicht war sie einfach nicht attraktiv, weil sie noch Jungfrau war. Man sagt ja, dass Frauen, die schon Sex hatten irgendwie fraulicher aussehen. Irgendwie kam sie zu keiner richtigen Antwort und dabei wollte sie es so gerne wissen. Was hatten andere Frauen, was sie nicht hatte? So in ihren eigenen Gedanken vertieft, merkte sie nicht wie sich jemand über sie gebeugt hatte und sie schon eine ganze Weile amüsiert ansah. „Was gibt’s denn da so interessantes im Wasser?“, fragte Kakashi, der Sakura so mit seinem plötzlichen Erscheinen erschreckte, dass sie fast ins Wasser geplumpst wäre, hätte der Shinobi sie nicht festgehalten. Mit einem breiten Grinsen zog er sie hoch und setzte noch ein „Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat.“ hinzu. „Schon gut.“, meinte Sakura abwinkend und es kehrte eine peinliche Stille zwischen die beiden ein, weil keiner genau wusste, was er jetzt sagen sollte. Bis Sakura sich ein Herz fasste und ihrem Sensei die alles entscheidende Frage stellte: „Bin ich zu unsexy für sie, Sensei?“ Kakashi, der gerade einen Schluck aus seiner Wasserflasche nahm, spuckte natürlich gleich alles wieder aus. „Was?! Wie kommst du denn jetzt auf so was?“, fassungslos sah er sie an und fragte sich woher sie diesen Mist wieder aufgeschnappt hatte. „Na ja…“, fing sie an und ein leichter Rotschimmer breitete sich über ihrer Nasenspitze aus, „Kasumi und Minagi behandeln Sie ganz anders als mich. Das finde ich unfair und ich will wissen woran das liegt.“ Kaum hatte Sakura diese Worte ausgesprochen kam Kakashi aus dem Grinsen nicht mehr raus. Sie war einfach zu süß. Natürlich ging sie davon aus, dass irgendwas an ihr nicht stimmte. Sakura suchte den Fehler immer zu erst bei sich selbst und das machte sie noch süßer. „Ich wusste doch, dass du eifersüchtig wirst.“, grinste Kakashi bis über beide Ohren und piekste seiner Schülerin triumphierend in die Backe. „Ja, schön für Sie, dass Sie das wussten. Na und? Bin ich eben eifersüchtig!“, antwortete sie beleidigt und wollte sich genervt von ihrem Sensei entfernen, doch er ließ es nicht zu und nahm sie in den Schwitzkasten „Komm her.“, meinte er und gab ihr als erstes eine gehörige Abreibung. Seinen Arm ließ er auf ihrer Schulter liegen und er stellte sich mit ihr noch mal ans Ufer und sah ins Wasser, „Schau, jeder ist anders. Kasumi ist Kasumi, Minagi ist Minagi und du bist du. Ganz einfach. Jede von euch ist auf ihre Art schön und einzigartig.“ Schon wenige Sekunden nachdem Kakashi angefangen hatte zu reden, schlug sie seinen Arm weg und kehrte ihm den Rücken zu. Manchmal behandelte er sie wirklich wie ein Kind und das hatte sie komplett satt. „Verarschen Sie mich nicht, Sensei! Ich will eine Antwort auf meine Frage haben!“ Sie sah ihn ernst an, woraufhin Kakashi laut aufseufzen musste: „Aber es stimmt. Ihr seid alle hübsch, aber jede auf ihre eigene Art. Kasumi und Minagi sind 9 Jahre älter als du, deshalb haben sie auch andere Qualitäten als du. Sie haben größere Brüste und einen runderen Arsch als du.“ Mittlerweile war Kakashi auf sie zugegangen und musterte ihren Körper ausgiebig während er ihr das erzählte. „Na danke fürs Kompliment. Dass ich flach wie ein Brett bin hätte ich auch von selbst gewusst.“ Im selben Moment hätte Sakura sich für diese patzige Aussage ohrfeigen können, immerhin hatte sie sich ja eine ehrliche Antwort von ihm gewünscht. Auch, wenn er Recht hatte fühlte sie sich jetzt noch unattraktiver als zuvor. „Lass mich doch mal ausreden, Sakura. Du schließt immer viel zu schnell voreilige Schlüsse.“, mahnte Kakashi sie und sprach erst weiter als sie endlich ihren Mund hielt und nur beleidigt seinem Blick auswich, was auch nicht gerade besser war, „Du hast zwar keine großen Brüste, aber dafür einen unheimlich schönen schlanken und zierlichen Körper. Glaub mir, die beiden würden morden um so eine schmale Taille wie du zu bekommen. Außerdem bist du doch erst 16. Kasumi und Minagi waren in deinem Alter nicht so süß wie du und ich wette, dass du später eh um einiges hübscher als sie sein wirst.“ Er legte seine Stirn auf die von Sakura und fragte sie mit seinem charmantesten Lächeln, das er unter seiner Maske versteckt hatte: „Na, hab ich dich überzeugt?“ Allerdings ließ sich das Mädchen keinesfalls von ihm einwickeln, drehte sich weg und meinte gespielt patzig: „Sie sind und bleiben ein Playboy, Sensei. Das einzige wovon Sie mich überzeugt haben, ist, dass Sie es verstehen, den Mädchen Honig um den Mund zu schmieren.“ Ihr Ton klang leicht gereizt, das tat sie aber nur, weil sie nicht wollte, dass ihr alter Sensei sah, wie sehr er sie doch um den kleinen Finger gewickelt hatte. Es war nicht schwer einer Frau das blaue vom Himmel herunter zu lügen. Deshalb fiel auch niemand mehr darauf rein. Aber ihr Sensei hatte es geschafft ihr etwas zu sagen, worüber sie sich irrsinnig freute. Hübsche Frauen gab es heutzutage wie Sand am Meer. Dass eine Frau „hübsch“ ist, bekommt sie fast jeden Tag zu hören, aber es hatte ihr noch niemand gesagt, dass sie süß war. Kakashi fand also, dass sie ein süßes Mädchen war. Je mehr sie daran dachte, desto weniger bekam sie dieses Grinsen von ihrem Gesicht weg. Sie sah sicher aus wie die Grinsekatze aus Alice im Wunderland, aber sie hatte auch allen Grund dazu. Kakashi allerdings fand die ganze Situation überhaupt nicht lustig. Wie konnte er dieses „Kakashi-Sensei ist ein Playboy“ nur aus ihren Gedächtnis streichen? So langsam nervte es ihn nämlich. Es würde wahrscheinlich noch ein Weilchen dauern, bis er sein altes Image wieder bei ihr gut hatte. Allerdings hatte er es durch seine Playboy-Art geschafft ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern und das allein zählte in seinen Augen. „Und weißt du was? Wenn du so lächelst bist du noch viel süßer. Du bist das süßeste Mädchen das ich kenne.“, flüsterte er leise und sah lächelnd zu wie seine Schülerin fröhlich durch die Gegend tänzelte. Erst als sie schon einige Meter vor ihm war ging er ihr nach. So gingen beide in sich gekehrt und jeder in seiner eigenen Welt zusammen zum Krankenhaus. Kapitel 11: He lives in you - All the little Things --------------------------------------------------- Als Kakashi und Sakura vor dem Krankenhaus angekommen waren, durchzog das Mädchen ein unangenehmer Schauer über den ganzen Körper. Die vor ein paar Minuten noch quirlige Kirschblüte stand wie angewurzelt da und konnte sich nicht bewegen. Sie hatte es schon früher bemerkt. Je näher sie dem Krankenhaus kamen, desto unsicherer wurde sie. Heute Morgen war sie noch so sicher. Sicher, dass nichts Schlimmes passieren würde. Immerhin vertraute sie Kakashi. Ja, so war das doch. Aber wieso zögerte sie jetzt? Wieso bekam sie es im entscheidenden Augenblick mit der Angst zu tun? Wieso verspürte sie wie damals den Drang wegzulaufen? Wegzulaufen, egal wohin. Einfach nur weg. Auch Kakashi hatte die Unsicherheit seines Schützlings bemerkt, ging auf sie zu und bückte sich zu ihr herunter: „Alles okay, Sakura? Du siehst so blass aus.“, fragte er sie besorgt und legte dabei seine Hand auf ihre Wange. War es letztendlich doch zu viel für sie und es wäre das Beste einfach wieder nach Hause zu gehen? „Schon gut, Sensei. Es geht mir gut, wirklich!“, mit einem Lächeln schüttelte sie seine Hand weg und versuchte so überzeugend wie möglich zu wirken. Sie wollte ihn nicht enttäuschen. Sie vertraute ihm. Er hatte sie noch nie im Stich gelassen, deshalb war sie sicher, dass das, was sie im Krankenhaus erwarten würde, keinesfalls etwas Schlechtes sein könnte. So nahm sie all ihren Mut zusammen und betrat erhobenen Hauptes zusammen mit ihrem Sensei das furchteinflößende Gebäude. Sie war schon auf alles gefasst: ein dutzend Leichen, die aus dem Aufbahrungsraum aufstiegen oder halbtote Patienten, die sich an ihre Füße klammerten und sie anflehten ihnen zu helfen, doch natürlich geschah von all dem nichts. Der Geruch von Desinfizierungsmittel stieg ihr in die Nase und sie hatte das Gefühl sich gleich übergeben zu müssen. Doch glücklicherweise kamen ein paar Schwestern auf sie zugelaufen, die sie kannte und, die sie fragten wie es ihr ginge. Sie plauderte ein wenig fröhlich mit ihren Kolleginnen, während Kakashi nur neben ihr stand und wartete damit sich Sakura wieder etwas an das Gefühl in einem Krankenhaus gewöhnen konnte. Allerdings wurde ihre friedliche Atmosphäre schon bald durch einen aufkommenden Schatten gestört. Shizune hatte sie gesehen und war missmutig auf sie zugekommen. „Was soll das, Kakashi? Willst du, dass sie wieder einen Zusammenbruch erleidet?“, fuhr sie ihn zwar beherrscht aber immer noch giftigen Unterton an. Sie hatte mitbekommen, was zwischen ihm und der Hokage vorgefallen war. Dass er sie angeschrien und ihre Befehle verweigert hatte. Die Hokage hatte das zwar alles gelassen hingenommen, sie aber konnte so ein respektloses Benehmen ihrer Meisterin gegenüber nicht dulden. „Keine Sorge, wir wollen nur jemanden besuchen gehen. Wir bleiben auch nicht lange. Sakura, kommst du?“, wandte er sich wieder an seine Schülerin, die mit einem „Ja, bin schon da.“ zu ihm geeilt kam und sich an seine Fersen heftete. Er hatte eigentlich vor Shizunes unhöfliches Benehmen zu ignorieren und einfach an ihr vorbei zu gehen, doch sie ließ sie nicht passieren. „Tsunade-sama hat ausdrücklich angeordnet, dass-“, weiter kam sie nicht, denn Kakashi war nahe an ihr vorbei gegangen und hatte sie mit seinem Sharingan gefährlich angeblitzt. „Was Tsunade-sama dazu sagt ist mir egal. Sakura untersteht ganz allein meiner Obhut und niemandem sonst. Ich bin der Einzige, der sich um sie kümmert, haben wir uns verstanden?“, seine Worte waren leise. Ein leises, aber drohendes Flüstern, das nur für sie bestimmt war. Er hatte sich zwar ziemlich beherrscht ausgedrückt, aber es war ihm ernst. Wenn noch irgendjemand auch nur einen Finger an Sakura legen würde, würde er es nicht mehr nur bei einer Drohung belassen. Während Shizune unter Kakashis Worten mit zitternden Knien zusammenbrach, wanderte der munter mit seinem Schützling weiter und versuchte sie möglichst abzulenken. Keiner würde sie auch nur anfassen. Keiner! „Wen gehen wir denn besuchen, Kakashi-Sensei?“, fragte Sakura und sah mit ihren großen Augen unschuldig und unwissend zu ihm auf. „Hab ich doch schon gesagt.“, meinte der Shinobi lächelnd, „Das wird meine kleine Überraschung. Schließ die Augen.“ Gehorsam tat Sakura das was ihr Sensei ihr befohlen hatte. Das letzte Mal als er sie überrascht hatte und sie die Augen schließen musste, hatte er ihr Naruto geschenkt. Er nahm sie bei der Hand und während er sie langsam führte, setzte sie vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Sie liebte dieses Spiel. Es war ein schönes Gefühl dem anderen zu vertrauen und sich führen zu lassen. Obwohl sie sagen musste, dass sie wirklich immer das Gefühl hatte gleich gegen eine Tür zu laufen. Außerdem führte sie Kakashi in einen Teil des Krankenhauses in dem sie anscheinend noch nie war. Sie kannte diesen Weg nicht. Und dabei war sie sich so sicher schon alles in diesem Gebäude zu kennen und gesehen zu haben. Wo er sie wohl hinführte? Sie hatte absolut keine Ahnung. Plötzlich hielten sie an. An einem leichten Luftzug merkte sie, dass sich eine der Türen automatisch öffnete. Das hieß sie betraten jetzt den Teil, der eigentlich nur für Personal zugängig war. Und schon nach kurzer Zeit hielten sie wieder an. „Sind wir jetzt da, Sensei?“, fragte Sakura neugierig. „Ja, sind wir. Jetzt darfst du auch deine Augen öffnen.“, langsam, um sich die Vorfreude nicht zu verderben, öffnete sie ihre Lieder. Als ihre Augen endlich weit offen waren und grelles Licht in sie eindrang, zuckte sie erst kurz zusammen, bevor sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Was sie vor ihren Augen sah, brachte ihre Gefühlwelt total durcheinander. Sie stutzte, doch gleichzeitig war sie berührt und ein weiteres Gefühl stieg in ihr auf, was sie aber nicht definieren konnte. „Ein…Baby…Oh und Kurenai-Sensei…“, kam es aus Sakura stotternd heraus, die immer noch an der Scheibe klebte und das kleine Geschöpf in den Armen der braunhaarigen Frau neugierig und mit gemischten Gefühlen betrachtete. „Der kleine ist erst ein paar Stunden alt. Als ich gestern Shikamaru getroffen hab, hat er mir erzählt, dass Kurenai am Abend entbinden würde und da wir heute sowieso nichts vorhatten, dachte ich mir, wir könnten ihr ja heute unsere Glückwünsche überbringen.“, als Kakashi das sagte und zu der Rosahaarigen runter sah, schreckte er auf, „Was hast du denn plötzlich, Sakura?“ „Ein Baby…“, schluchzte die Angesprochene auf und hatte erst jetzt bemerkt, dass sich ihre Augen mit Tränen gefüllt hatten und nun eine nach der anderen ihre Wange herunterkullerte. Irgendwie kam es plötzlich in ihr hoch und sie hatte das Bedürfnis zu weinen. Dieses kleine Geschöpf hatte sie mitten ins Herz getroffen. So sehr, dass sie jetzt hemmungslos weinte, wobei sie das nicht mal bewusst tat. Es war eher so, dass ihr Körper das automatisch tat und es einfach nicht aufhören wollte. Aber wieso weinte sie? „Was ist bloß los mit mir? Wieso kann ich nicht mehr aufhören zu weinen?“, fragte sie sich selbst und fing ihre Tränen mit Händen auf. Wieso fühlte sich ihr Herz so überfordert an? Sie war weder traurig, noch zornig. Bisher hatte sie immer nur geweint, wenn sie ihre Einsamkeit und Traurigkeit nicht mehr ertragen konnte. Aber in ihrem Innersten spürte sie etwas ganz anderes. Etwas, von dem sie nicht wusste, was es ist. Doch auf ihre unbeholfene Frage hin, zog Kakashi sie in seine Arme und legte den einen Arm auf ihren Kopf und den anderen auf ihren Rücken, mit denen er sie sanft lächelnd streichelte um sie zu beruhigen: „Ist schon okay. Du darfst ruhig weinen.“ Und als er das gesagt hatte, kuschelte sich Sakura an seine Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf. Kakashi ließ es zu und sprach ihr beruhigende Worte zu: „Weißt du, dass du weinen musst, liegt daran, dass du dich erinnerst. Viele behaupten zwar, dass man von seiner Zeit als Säugling nichts mehr weiß, aber das stimmt nicht. Jeder weiß wie es sich im Bauch seiner Mutter angefühlt hat. Wie schön warm es war und wie beruhigend ihr Herz geschlagen hat. Und auch an das Gefühl als wir das erste Mal in ihren Armen lagen und sie uns sanft in Geborgenheit gewogen hat. Das ist nur alles tief in unserem Innersten verborgen.“ So war das also. Sie erinnerte sich daran wie es war geliebt und behütet zu werden. „Du hast bisher immer nur gesehen, wie Menschen sterben, deshalb wollte ich dir zeigen, dass das Leben nicht nur von Tod erfüllt ist. Es ist nichts Besonderes. Deshalb vergessen wir sehr schnell, dass es auch schöne Dinge im Leben gibt. Jemanden zu lieben und selbst geliebt zu werden und, dass aus dieser Verbindung neues Leben entsteht.“ Während Kakashi ihr das mit sanfter Stimme erklärte, fing Sakura an durch ihr Schluchzen zu kichern und meinte: „Sie sind so kitschig, Sensei.“ „Aber es ist wahr.“, grinste dieser amüsiert, drückte sie etwas von sich weg, beugte sich zu ihr herunter und sah ihr mit gütigem Blick in die Augen, „Indem wir uns vereinen, erschaffen wir neues Leben. Unsere Kinder sind unser Fleisch und Blut. In ihnen werden wir ewig weiterleben. Du hast mit Naruto zwar kein Kind gezeugt, aber dadurch, dass er für dich gestorben ist, ist er dein Fleisch und Blut geworden. Er wird für immer in dir weiterleben.“ „Naruto, mein Fleisch und Blut?“, fragte sie sich noch mal und legte dabei ihre Hand auf ihre Brust. Doch als sie es leicht schlagen fühlte und ihr Narutos Bild vor die Augen kam, legte sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen und sie sagte: „Ja, er lebt in mir.“ Endlich hatte sie es begriffen. Naruto war nicht umsonst gestorben. Er hatte sein Leben für ihres gegeben. Damit sie weiterleben konnte. Damit sie vielleicht auch irgendwann Kinder bekam und diesen Liebe und Geborgenheit schenken konnte. Naruto wollte nicht, dass sie ihm ihr ganzes Leben nachtrauerte. Er wollte, dass sie lebte und glücklich werden würde. Das war alles was er wollte. „Geht’s dir jetzt besser?“, fragte er sie und sie nickte ihm mit einem zuversichtlichen Lächeln entgegen. Dann drehte sie sich um, rannte nun wieder gut gelaunt und aufgedreht den Gang entlang und rief ihrem Sensei noch „Ich gehe kurz und kaufe Blumen für Kurenai-Sensei!“ hinterher. Mit einem sanften Lächeln sah er ihr noch nach bis sie schließlich hinter der nächsten Ecke verschwunden war. Er glaubte, dass sie nun endlich Narutos Tod vollkommen überwunden hatte. Ihm war auch bewusst, dass er selbst nur einen Bruchteil dazu beigetragen hatte. Dass sie nach all den Monaten wieder zurück ins Leben gefunden hatte war ganz allein ihr Verdienst. Er hatte schon immer gewusst, dass sie ein starkes Mädchen war. Ein starkes Mädchen, das das Leben liebte. „Na Kakashi, machst du dich jetzt etwa schon an deine Schülerin ran?“, hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich und drehte sich beherrscht um. Es war ein Jonin den er aus seiner früheren Anbu Zeit kannte. Er hatte ungefähr dasselbe Alter wie Kakashi. Trotzdem war ihm der Shinobi einfach zuwider gewesen, sodass sie sich nie besonders verstanden hatten. Kakashi antwortete auf dessen Kommentar nichts und sah ihn nur mit verachtendem Blick herabsehend an. Solche Menschen ignorierte er einfach und bei ihm viel es dem Silberhaarigen besonders leicht. „Ich wusste ja schon immer, dass du einen komischen Geschmack hast. Aber einen Lolitakomplex, ich bitte dich. Dabei ist an der noch nicht mal was dran. Du musst ja echt notgeil drauf sein, wenn du dich mit so was begnügst. Hast wohl schon lange keine mehr ins Bett gekriegt, was? Tja, du wirst eben auch langsam alt und da nimmt man halt was man bekommt. Aber hey, mich geht das ganze ja eigentlich gar nichts an. Ich bin nur mal so vorbeigekommen um Hallo zu sagen.“ Mit einem Grinsen zog der Shinobi langsam an ihm vorbei und hörte von dem Silberhaarigen nur ein drohendes Knurren. Kakashi musste sich sehr beherrschen um diesem eingebildeten Schwein nicht gleich das Maul zu stopfen. Allerdings versuchte er sich immer wieder einzureden, dass er es nicht wert wäre sich an ihm die Hände schmutzig zu machen. Und Sakura hätte das wahrscheinlich auch nicht gerne gesehen. Deshalb beließ er es dabei. Doch ein zweites Mal würde er sich nicht noch mal so anmachen lassen. „Bin wieder da!“, kurz darauf kam das rosahaarige Mädchen tatsächlich wieder mit einem Blumenstrauß zurück und fand ihren Lehrer mit einer mehr als angesäuerten Laune vor sich. „Alles okay, Sensei?“, fragte sie neugierig und bekam nur ein beherrschtes „Klar, was soll denn sein?!“ zurück. Da musste sie keine zwei Minuten drüber nachdenken um zu merken, dass dieser Kakashi nicht derjenige war, den sie zurück gelassen hatte. Irgendwas musste während ihrer Abwesenheit vorgefallen sein. Allerdings hatte sie keine Ahnung was und ihr Sensei würde ihr auch sicher nicht erzählen was es war. Jetzt war es ihr ihn aufzuheitern. Voller Tatendrang schupste sie ihn gegen seinen Willen grinsend in die nächste Ecke und sah ihn mit einem breiten Lächeln auf den Lippen an. Nachdem sie ein paar Sekunden fröhlich auf ihren Fersen hin und hergewippt war, streckte sie ihre Hand aus und hielt ihm eine orange Blume vor die Nase. „Für Sie, Sensei.“, meinte sie freundlich und zauberte einen gewaltigen Rotschimmer auf die Wangen ihres Lehrers. Und den konnte sie sogar durch die Maske hindurch sehen. „Was? Aber wofür denn?“, stammelte er verlegen und drückte das Mädchen, das ihm die Blume wahrlich aufzwingen wollte von sich weg. Von einer Sekunde auf die andere hatten sich sein Zorn und seine Wut in Luft aufgelöst. „Ich wollte mich bedanken. Danke, dass Sie immer für mich da sind!“, meinte sie und nun legte sich auch auf ihre Nasenspitze ein leichter Rosaschimmer, den sie nicht verbergen konnte. Zwar hatte sie ihn jetzt auf andere Gedanken gebracht, was Sakura auch sehr freute, allerdings blieb der gewünschte Erfolg aus. Statt ihre Blume anzunehmen, wehrte er sich vehement dagegen. „Aber, das ist doch selbstverständlich!“, schlug er sie abermals zurück. Irgendwie hatte das Mädchen ihn wirklich getroffen. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er nicht wie er sich verhalten sollte. Es war das erste Mal, dass er Blumen geschenkt bekam. „Nein, ist es nicht!“ protestierte das Mädchen und verschränkte die Arme wütend vor der Brust. Den Mund verzog sie zu einer schmollenden Schnute und wippte mit ihrer Fußspitze grummelnd auf und ab. „Sensei!“, auf ihr Wort horchte der Angesprochene auf und wartete auf weitere Befehle, „Machen Sie mal so!“ Sie zeigte ihm was sie meinte indem sie vor ihm die Arme etwas ausbreitete. Kaum hatte er es ihr nachgemacht flog sie auch schon in seine Arme und kuschelte sich mit einem breiten Grinsen seufzend an seine Brust. „Danke Sensei, dass Sie immer für mich da sind!“, sagte sie abermals und verharrte so. Kakashi war währenddessen total perplex und wusste gar nicht wie er reagieren sollte. Doch letztendlich erwiderte er die Umarmung, legte seine Hände auf ihren Rücken und sagte verlegen lächelnd: „Gern geschehen.“ Sie wusste nicht warum, aber als der Shinobi sie vorhin mit einer Umarmung getröstet hatte, hatte es sich unheimlich schön angefühlt. Sie hatte sich so geborgen und sicher gefühlt, dass sie am liebsten für immer und ewig so geblieben wäre. Bestimmt hatte es sich in den Armen ihrer Mutter genauso angefühlt, davon war sie überzeugt. Auch Kakashi genoss es den zierlichen Körper seiner Schülerin in den Armen zu halten. Es war ihm egal, was andere Leute über ihn sagten. Sollten sie sich doch den Mund über ihn zerreißen und diese Gerüchte in der ganzen Stadt verbreiten. Solange er Sakura noch hatte war ihm alles egal. Er war glücklich, dass sie glücklich war. Nur das allein zählte. Als sie sich voneinander lösten lächelte sie ihn freundlich an und zusammen gingen sie dann zu Kurenai und überbrachten ihr die Blumen und ihre Glückwünsche. Neugierig betrachtete Sakura den kleinen wie er in den Armen der Braunhaarigen Mutter schlief, sich an ihre Brust kuschelte. „Möchtest du ihn mal halten?“, fragte sie das Mädchen plötzlich, woraufhin die Rosahaarige aus allen Wolken fiel. „Was, meinen Sie wirklich? Ich traue mich nicht! Vielleicht lasse ich ihn ja fallen!“, erwiderte Sakura ängstlich und wusste nicht ob sie nun sollte oder nicht. „Ach, bestimmt nicht. Mädchen haben ein Gespür für so etwas.“, damit drückte sie ihr Baby Sakura in die Arme, die den Kleinen vorsichtig umschlang und ihn langsam anfing zu wiegen. Ihre anfängliche Angst ging wie im Flug und schnell legte sich ein gütiges Lächeln auf ihre Lippen. Der kleine Junge in ihren Armen gähnte und umgriff sanft ihren Zeigefinger. Kakashi allerdings hatte weniger Interesse an dem Baby, sondern vielmehr an seiner Schülerin, die in seinen Augen, wie eine Mutter aussah. Eine gütige, liebende Mutter. Auch er musste unweigerlich lächeln. Er konnte seine Augen einfach nicht von ihr lassen. Als die beiden das Krankenhaus verließen, ging die Sonne bereits unter. Schweigend liefen sie lächelnd nebeneinander her und betrachteten das rötliche Farbenspiel des Himmels. „Sensei?“ als Kakashi zu ihr herunter sah, hatte das Mädchen ihren Blick nur sehnsüchtig in die Ferne gerichtet, „Ich hätte auch so gerne ein Baby.“ „WAS?!“, kam es geschockt von dem Silberhaarigen, der aus allen Wolken fiel, „Nein, niemals! Dafür bist du noch viel zu jung! Wenn du 30 bist, darfst du dir langsam Gedanken darüber machen, früher erlaube ich das auf keinen Fall!“ „30?! Dann bin ich ja schon eine alte Oma!!“ „Gut, dann eben mit 25!“ „Aber ich will jetzt ein Baby!“ „Das kannst du dir abschminken!“ „Sensei! Mach mir ein Baby!“ „Spinnst du jetzt, oder was?! Ich sehe schon, es war ein Fehler dich zu Kurenai zu bringen!!“ „Aber wir können doch eine Eizelle von einer Bank nehmen und ihre Samenzelle und dann macht es Puff! Dann nehmen wir uns eine Leihmutter, die das Kind austragen wird! Heutzutage geht doch alles! Kommen Sie schon, Sensei, das wird so toll!“ „Nein, wird es nicht!!!“ „Aber Sensei!“ „Kein „Aber Sensei!“ „Und, wenn wir ab und an auf den Kleinen von Kurenai-Sensei aufpassen? Bitte!!!“ „Nein, verdammt! Und dabei bleibt es auch!“ „Och menno!“ … Kapitel 12: Feeling Blue - Call me cause hesitate on the grade cossing ---------------------------------------------------------------------- „Siehst du den Mann da? Ist das nicht der Sohn von Sakumo Hatake?” „Ja, kaum zu glauben wie ähnlich sich die beiden sehen.“ „Nicht nur das. Ich habe schon öfters gesehen wie er aus der Wohnung seiner Schülerin gekommen ist.“ „Das darf doch nicht wahr sein! Er hat doch nicht etwa ein Verhältnis mit ihr? Wie der Vater so der Sohn!“ „Kakashi-Sensei!!“, der silberhaarige Shinobi schrak auf und erblickte das wütende Gesicht seiner Schülerin direkt vor sich. „Alles okay? Sie sind schon eine ganze Weile so abwesend.“, fragte sie und sah ihn mit ihren großen Augen besorgt an. Was war bloß los mit ihrem Lehrer? Seit Wochen benahm er sich so komisch. Hing seinen Gedanken nach und brachte ihr überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegen. Auch jetzt, beim Frühstück, hatte er keinen richtigen Appetit und trank nur eine Tasse Kaffee. Natürlich tat sie ihm den Gefallen und sah ab und an weg, damit er seine Maske lüften konnte ohne sein Geheimnis zu verlieren. Sie war zwar neugierig, sehr neugierig sogar, aber sie war auch dankbar und wollte seine Freundlichkeit nicht nur ausnutzen. Sakura aß ihren Marmeladentoast und beobachtete ihren Sensei aus den Augenwinkeln. Er nahm die danebenliegende Zeitung, überflog sie etwas lag sie aber nach wenigen Sekunden wieder weg. „Ja, ja.“, antwortete er mit seinem allseits bekannten Grinsen, das ihn so sorglos erscheinen lies, „Ich hab nur schlecht geschlafen. Deshalb bin ich noch etwas müde. Weißt du, für dich mag es ja gemütlich sein auf mir zu schlafen, aber ich hab seit Monaten kein Auge mehr zu gekriegt.“ Nun wurde er von seiner Schülerin mit einem bösen Blick angestarrt: „Wollen Sie damit mir die Schuld an ihrer schlechten Laune geben?“ Doch Kakashi stand nur kommentarlos von seinem Stuhl auf und brachte mit einem „Gochisosama.“ seinen Teller in die Küche. Danach ging er wortlos an ihr vorbei und verschwand im Flur. Sakura hörte nur noch wie er seine Schuhe anzog. Anscheinend wollte er weggehen. Aber wieso verabschiedete er sich dann nicht von ihr? Noch wütender über diese Tatsache schnellte sie von ihrem Tisch auf und polterte ihrem Lehrer hinterher in den Flur. „Hey! Wohin des Weges ohne bescheid zu sagen?!“, schnauzte sie ihn an und positionierte sich breit vor ihm. Kakashi war alles andere als in Laune für solche Spielchen, konnte sich aber eine genervte Antwort verkneifen und grinste ihr entschuldigend entgegen, während er gekonnt an ihr vorbei glitt und die Tür öffnete. „Bericht erstatten. Ich hab Tsunade-sama versprochen ich werde ihr ab und an berichten wie es dir geht. Warte mit dem Abendessen nicht auf mich. Es wird wahrscheinlich später werden.“, damit schloss er die Tür hinter sich und hinterließ eine aufgebrachte und zugleich enttäuscht Sakura. „Baka.“, war das einzige was sie auf das unhöfliche Verschwinden ihres Sensei beleidigt sagen konnte. Er hatte zwar so normal wie immer zu wirken, aber Sakura war alles andere als dumm. Natürlich hatte sie das Fake-Lächeln erkannt. Sie wusste, dass ihn irgendetwas bedrückte. Schon seit sie im Krankenhaus waren. Aber er versuchte es zu verstecken. Wieso sprach er mit ihr nicht darüber? War es für ihn so schwer sich zu öffnen? Oder musste sie ihn erst darauf ansprechen? Wie auch immer es war, sie hasste es, dass er ihr auf diese Weise ins Gesicht log. Grummelnd und schlecht gelaunt ging sie wieder zurück um den Tisch abzuräumen, brachte Butter, Marmelade und anderes in den Kühlschrank und stellte das schmutzige Geschirr in die Spüle. Wie konnte sie ihm bloß helfen? Sie merkte doch, dass irgendetwas los war. Wenn sie nur wüsste was es ist. Ob damals im Krankenhaus während ihrer Abwesendheit etwas passiert war? Sie würde es nie erfahren und würde sie ihn darauf ansprechen würde er ihr sowieso nicht die Wahrheit sagen. Genau wie er vorhin sagte er ginge Bericht erstatten. Eine glatte Lüge. Seit einer Woche ging sie wieder arbeiten ins Krankenhaus, übernahm kleinere Aufgaben und Krankenvisiten. Sie arbeitete auch täglich mit Shizune zusammen und lief ab und an Tsunade über den weg. Sie wusste ganz genau, würde die Hokage wissen wollen wie es ihr geht würde sie sie zu sich rufen lassen. Als sie fertig mit Abspülen und aufräumen war ging sie ins Wohnzimmer und setzte sich für ein paar Minuten auf die Couch um sich zu entspannen und ihren Kummer zu vergessen. Währenddessen schmuste und kuschelte sie mit dem kleinen Naruto, der die Streicheleinheiten seines Frauchens sichtlich genoss. Was sollte sie nur tun? Eigentlich hatte sie sich den Abend heute extra frei gehalten um mit ihrem Sensei auf das Sommerfest zu gehen. Das Frühlingsfest war ja gewaltig in die Hose gegangen. Aber er hatte sicherlich keine Lust dazu und sie wollte ihn auch nicht dazu zwingen, denn sie wusste, wenn sie ihn fragen würde, würde er sicher ja sagen, obwohl er gar nicht wollte. „Wieso sagt er mir nicht die Wahrheit? Naruto, was würdest du an meiner Stelle tun?“, flüsterte sie doch ihre Frage hallte nur in dem leeren Raum ohne Antwort wieder. Währenddessen ging Kakashi durch die überfüllten Straßen von Konoha und versuchte so gut es ging nicht auf das Getuschel der Leute zu achten. Es waren besonders ältere Frauen die sich über ihn den Mund zerrissen. Anscheinend hatte es sich schon rumgesprochen, dass er sich bei seiner Schülerin einquartiert hatte. Dass er das tat um ihr mit Narutos Tod zu helfen, das erwähnte natürlich niemand. Er hatte das Gefühl, das die Menschen immer nur die negativen Dinge sehen wollten und das ganz besonders, wenn sie schon ein Opfer gefunden hatten, das sie schlecht machen konnten. Und das hatten sie anscheinend in ihm gefunden. Er wusste, dass er bei den Dorfbewohnern nie sonderlich beliebt war, was wohl daran lag, dass er der Sohn von Sakumo Hatake war, ein Mann, der das Leben seiner Teamkollegen vor den erfolgreichen Verlauf einer Mission gestellt hatte und sich damit tiefe Schade bereitet hatte. Für einen Ninja war nichts schlimmer als in Schande zu leben, wahrscheinlich hatte er deshalb den Selbstmord gewählt. Alle sahen in ihm nur seinen Vater und das, obwohl dieser kein schlechter Mensch gewesen war und in seinem Leben alles richtig gemacht hatte. Und er war genauso geworden. Ein Mensch, der seine Freunde und die, die ihm wichtig waren vor alles stellte. In seinen Augen war das auch gut so. Trotzdem verurteilten ihn die Dorfbewohner für eine Tat, die er nicht begangen hatte. Vielleicht hatte er deshalb das Gefühl es allen und jedem Recht machen zu müssen. Doch keiner sah seinen Verdienst, den er dem Dorf leistete. Alle sahen nur seine schlechten Seiten. Nach einem langen Fußmarsch durch das Dorf und den Wald war er an seinem eigentlichen Ziel angekommen und stand nun vor dem schwarzen Grabstein, auf dem auch Obitos Name stand. Er war schon lange nicht mehr hier gewesen. Ein paar Mal mit Sakura, um auch Naruto zu besuchen, aber ansonsten hatte er sich fast nur um seine rosahaarige Schülerin gekümmert. „Verzeih, dass ich so lange nicht hier war.“, murmelte er vor sich hin und betrachtete den schwarzen Marmor lange und eingängig. Er dachte immer, dass er Tag für Tag hierher kam um seinem verstorbenen Freund, der sein Leben für ihn opferte, zu gedenken, aber das war nur die halbe Wahrheit. Natürlich auch wegen Naruto, aber in erster Linie für Obito. Mittlerweile hatte er erkannt, dass er auch herkam um nachzudenken und Trost zu finden. Hier hatte er das Gefühl für einen Moment sein Fake-Lächeln ablegen und sich seinem schweren Herzen hingeben zu können. Er atmete ein Mal tief ein und aus und genoss den starken Wind der seinen Körper umspielte. Vorhin auf der Straße hatte er Angst gehabt die Beherrschung zu verlieren. Es war wirklich unerträglich an den Leuten vorbei zu laufen und zu fühlen wie sie mit dem Finger auf ihn zeigten und hinter seinem Rücken über ihn lästerten. Besonders nervte ihn das bei den anderen Ninja. Die, die in seiner Gegenwart so scheinheilig taten während seiner Abwesenheit aber immer über ihn her fielen. Anfangs hatte er noch gedacht, dass es ihm egal wäre, was die Leute von ihm dachten, solange er nur für Sakura da sein konnte und sie ihm zuversichtlich entgegen lächelte. Allerdings hatte er sich damit selbst belogen. Keiner konnte sagen, dass es ihm egal war. Denn die Menge setzte gewisse Standards. Was in einer Gesellschaft anerkannt wurde und was nicht, bestimmte ganz allein die Menge, nicht der Einzelne. Und was ihm momentan am meisten Sorgen bereitete war ihr aktuelles „Skandalthema“: „Lehrer Kakashi Hatake hat sich bei seiner 14 Jahre jüngeren Schülerin eingenistet, die er mal schnell klar gemacht hat und mit der er nun ein verbotenes Verhältnis führt.“ Er könnte austicken, bei dem Gedanken, dass das die Leute über ihn und Sakura reden. Glücklicherweise hatte Sakura von all dem noch nichts mitbekommen. Aber, wenn sie tatsächlich anfangen würden, nun auch noch Sakura auszugrenzen, dann konnte er wirklich für nichts mehr garantieren. Deshalb war er Sakura über etwas distanziert. Er wollte sie da nicht mit reinziehen. Dummerweise brachte sie ihm von sich aus und das auf ganz natürliche Weise so viel Zuneigung entgegen, dass das ganze Getratsche nur noch verschlimmerte. Er wollte sie nicht von sich stoßen, denn das würde sie verletzten und sie in ein noch tieferes Loch fallen lassen. Und wenn er ehrlich war wollte er es auch nicht. Deshalb erschien ihm alles so aussichtslos. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen. Der starke Wind war anscheinend ein Vorbote eines heftigen Gewitters. Doch Kakashi stand nur weiter da und ließ die heftigen Regentropfen auf sich einprasseln. Nach einiger Zeit hatte er sich dazu überwunden den Platz zu verlassen und war gedankenverloren in Richtung Sakuras Wohnung gegangen. Keiner war mehr auf den Straßen von Konoha unterwegs, weshalb er es als unheimlich angenehm empfand so alleine unterwegs zu sein. Keine unangenehmen Stimmen mehr. Keiner, der mit dem Finger auf ihn zeigte. Eine trostlose Leere war in sein Herz gekehrt. Eine Leere, die er schon längst verdrängt geglaubt hatte. Doch letztendlich war er immer der Kakashi Hatake geblieben, der alle Menschen, die er liebte, verloren hatte und seitdem immer ein falsches Lächeln unter seiner Maske trug. Als er bei Sakura angekommen war und die Tür öffnete war es stockdunkel. „Tadaima!“, rief er monoton in die Dunkelheit hinein, doch es kam nichts zurück. Natürlich, Sakura war sicherlich im Krankenhaus arbeiten. Warum sollte sie auch zu Hause sitzen und auf ihn warten? Doch plötzlich, als er sich schon fast selbst verloren hatte, ging das Licht an und eine strahlende Sakura kam ihm entgegen gelaufen. „Okaerinasai, Kakashi-Sensei! Was hat denn so lange gedauert?“, grinste sie, ging auf ihn zu und hackte sich bei ihm ein. Doch schon im nächsten Moment erkannte sie, dass der Shinobi pitschnass war, „Was ist denn passiert? Sie sind ja ganz nass.“ Kakashi war zum Heulen zu Mute. Einerseits weil er so glücklich war, dass er nicht enttäuscht wurde und sie doch auf ihn gewartet hat, andererseits, weil ihm einfach danach war. Er konnte einfach nicht mehr. Trotzdem zwang er sich zu einem Lächeln und meinte mit einem starken Knoten im Hals: „Ich hab vergessen einen Schirm mitzunehmen und da hat mich glatt der Regen erwischt. Ist aber nicht weiter schlimm.“ Als Sakura das sah, hätte sie fast los weinen wollen. Auch, wenn er versuchte es zu verbergen, sah sie ihm sein gebrochenes Lächeln an. Sie musste ihn jetzt einfach fragen: „Was ist los mit dir, Sensei? Wieso quälst du dich so?“ Doch Kakashi warf ihr dasselbe Lächeln zurück und antwortete mit einem Abwinken: „Was soll den sein? Es ist nichts, wirklich!“ Fast hätte Sakura die Beherrschung und wäre in Tränen ausgebrochen, weil er sie schon wieder angelogen hatte ohne etwas Vertrauen zu zeigen. Doch sie wusste, dass, wenn er nicht von sich aus zu ihr kam, musste es auch irgendwie anders gehen. Sie nahm ihn bei der Hand, führte ihn ins Wohnzimmer und schubste ihn kurzerhand aufs Sofa. Kakashi wollte sie verdutzt fragen, was das sollte, doch schon im nächsten Moment hatte sie seinen Kopf in ihre Hände genommen, ihn an ihre Brust geführt und ihn so in dieser Position umarmt. „Tut mir Leid, dass ich es erst so spät bemerkt habe. Tut mir Leid, dass ich so dumm bin und nicht gleich darauf komme, dass es dir schlecht geht. Aber wie soll ich das auch? Ich bin keine Hellseherin und Psychologin bin ich auch nicht. Ich bin nur eine ganz normale Ärztin. Ich kann halt leider nicht in dich reinschauen. Du Blödmann! Du Baka! Wieso behältst du alles für dich?“, schluchzte sie und drückte ihn währenddessen unwillkürlich noch fester an sich ran. „Und wieso weinst du jetzt wieder?“, fragte Kakashi mit schlechtem Gewissen, denn es war das erste Mal, dass er sie selbstverschuldet zum Weinen gebracht hatte. Er hasste es, wenn sie weinte. In diesen Momenten fühlte er sich immer so furchtbar hilflos. Aber wie konnte er sie trösten, wenn er es war, wegen dem sie weinte? „Ich weine wegen dir! Weil ich es nicht ertragen kann Sie so traurig zu sehen! Wir sind doch jetzt eine Familie!“, eine Tränen nach der anderen rann Sakura widerstandslos über die Wange und tropfte Kakashi aufs Haar. Sie hatte es zwar nicht bemerkt, aber mit dem letzten Satz hatte sie bei Kakashi etwas ausgelöst. Er wusste selbst nicht was es war, aber es war ein Bauchkribbeln, eine Welle von Glücksgefühlen, die jede einzelne Faser seines Körpers durchdrang. Ein kaum merkbares Lächeln setzte sich auf seine Lippen. Er konnte es kaum selbst glauben, doch das was das rosahaarige Mädchen gerade gesagt hatte, hatte ihn unbeschreiblich glücklich gemacht. Die Tränen vergoss sie weil sie traurig war. War das dieselbe Traurigkeit, dieselbe Hilflosigkeit, die er verspürt hatte? Er wusste es nicht, aber er war froh. Allerdings wollte er es noch nicht so richtig glauben. „Red keinen Quatsch. Wir sind noch nicht mal blutsverwandt, nicht mal um zehn Ecken. Wir sind keine Familie.“, sagte er schwermütig und brachte Sakura damit noch mehr zum Schluchzen. „Sind wir wohl! Um eine Familie zu sein muss man nicht verwandt miteinander sein! Hauptsache man kümmert sich umeinander und ist füreinander da, nur das zählt! Und wehe Sie widersprechen mir noch ein Mal!“, gluckste sie unter ihren vielen Tränen daher und um schloss ihren Sensei noch mehr. Allerdings war in ihm gerade eine Wandlung passiert. Es war ein ganz anderes Gefühl. Das Gefühl der Erleichterung sich Fallen zu lassen. Langsam, und zu Sakuras Verwunderung, hob er seine Hände, umschloss ihre schmale Taille und kuschelte sich zum ersten Mal freiwillig und von sich aus an ihren weichen Körper. „Wenn du das sagst, dann wird es wohl so sein.“, meinte er mit ruhiger Stimme, „Sorry, dass ich widersprochen habe. Kommt nicht wieder vor. Und tut mir Leid, dass ich dich zum Weinen gebracht habe.“, jetzt hab er seinen Kopf und lächelte sie zum ersten Mal wieder aus vollem Herzen an. So wie sie das Lächeln ihres Sensei kannte. „Sollte es auch!“, gespielt beleidigt wusch sich das Mädchen die Tränen aus den Augen und schrak aber in der nächsten Sekunde entsetzt auf, „Oh nein, das Essen wird doch kalt!“ Gleich darauf zog sie ihren verwirrten Sensei von der Couch und führte ihn zu Tisch. „Ich hab doch extra Ihr Lieblingsessen gekocht. Miso-Suppe mit Auberginen und gegrillte Makrelen.“, sie hackte sie wie zuvor abermals bei ihm ein und lächelte ihn zuversichtlich an. „Woher kennst du…?“, weiter kam Kakashi nicht, denn Sakura beantwortete seine Frage bevor er sie ausgesprochen hatte, „Ich weiß es einfach. Wir sind doch eine Familie! Deshalb.“ Der Silberhaarige war zuerst sehr überrascht, doch dann legte er wieder ein fröhliches Lächeln auf. Allerdings wollte er das nicht auf sich sitzen lassen und fragte sie: „Wollen wir heute auf das Sommerfest gehen?“ Jetzt war es Sakura die ihn überrascht ansah: „Woher-?“ Doch bevor sie dieselbe Frage wie er zuvor aussprechen konnte, legte er seinen Finger auf ihre Lippen und antwortete lächelnd: „Wir sind doch eine Familie! Deshalb weiß ich das einfach.“ Als sie das hörte legte sich auf Sakuras Wangen ein leichter Rotschimmer. Sie hätte nicht gedacht, dass er noch daran gedacht hatte und sie wäre wirklich gerne mit ihm hin gegangen. Doch stattdessen antwortete sie ihm: „Also ich würde viel lieber auf der Terrasse ein paar Wunderkerzen anzünden. Nur wir drei so als Familie…“ Fröhlich und gut gelaunt gingen die beiden zum Essen über, genossen die Miso-Suppe und die Makrelen und verbrachten den restlichen Abend mit Wunderkerzen. Kapitel 13: How can I help you? ------------------------------- Besorgt blickte Sakura von ihrem Teller auf in das heitere Gesicht ihres Senseis der am Tisch ihr gegenüber saß. Sie war besorgt. Mehr als besorgt. Sie war verunsichert. Auch, wenn er versuchte seine traurige Miene vor ihr zu verstecken, sah sie durch seine sonst so perfekte Maske hindurch. Sie wusste nicht warum, aber seit diesem einen Tag, an dem er pitschnass von einer Besprechung mit der Hokage zurückkam, wusste sie das etwas mit ihm nicht stimmte. Sie hatte ihn damals auch nicht darauf angesprochen. Er wusste, dass er ihr vertrauen konnte und, dass sie jederzeit für ihn da war, aber, wenn er nicht freiwillig zu ihr kam und sich ihr anvertraute, dann konnte sie auch nichts weiter machen. Sie war nicht der Typ Mensch, der bei anderen rumbohrte, bis sie ihr endlich sagten, was los war. Und trotzdem. Sie sah das Lächeln ihres Senseis und es zerriss sie innerlich. Sie wusste, dass er etwas vor ihr verheimlichte. Und es quälte sie, dass er mit ihr nicht darüber sprach. Er wollte es nicht. Und das war ihre Größte Sorge, dass er zwar wusste, dass er jederzeit mit ihr sprechen konnte, dass er aber glaubte er würde sie mit seinen Problemen nur belästigen und deshalb lieber schwieg. Sie beobachtete ihren ehemaligen Lehrer weiter, wie er die Zeitung laß und hin und wieder dem kleinen Naruto ein Stückchen Tofu herunter. Sein Blick war kalt und leer. So kannte sie ihn gar nicht. Er hatte sonst immer so eine warme Aura um sich herum, die ihr immer Sicherheit und Geborgenheit vermittelt hatte. Wo war das alles hin? Und mit jeder Sekunde, die verstrich und in der ihre besorgten Augen mehr und mehr auf ihm hafteten, rang sie mit sich ihn doch nicht überreden, dass er sich ihr anvertrauen würde. Schwer zog sie die Luft ein und brachte ein kaum hörbares "Sensei, ich...", das ihn fragend aufschauen ließ. Sie stockte. Was sollte sie sagen? Sie hatte es vergessen. Nein, sie hatte nie darüber nachgedacht, was sie ihm eigentlich sagen wollte. "Wolltest du was sagen?", fragte er noch mal nach und sah sie neugierig an. Oder zumindest tat er so, denn sie wusste, dass dieser Blick aufgesetzt war. Er log ihr förmlich ins Gesicht. Es verletzte sie, aber sie wusste ja, dass er es nicht böse meinte. Zumindest versuchte sie sich das einzureden. "Nein.", brachte sie nach einiger Zeit unter großer Überwindung heraus und versuchte den Kloß in ihrem Hals herunter zu schlucken, die aufkommenden Tränen zu ignorieren. Jetzt wandte sie ihren Blick wieder auf ihren leeren Teller, indem nur noch ein paar Krümel von ihrem Toast übrig waren. Plötzlich legte Kakashi die Zeitung beiseite, stand auf und ging achtlos mit seinem Teller an ihr vorbei. "Ich gehe spazieren.", sagte er monoton und war schon im nächsten Moment an ihr vorbei gezogen und zog sich im Flur die Jacke an. Sie blieb sitzen, rannte ihm dieses Mal nicht hinterher. "Wann werden Sie wieder kommen?", rief sie ihm leise fragend nach. Eigentlich wollte sie gar nicht fragen. Er hätte wahrscheinlich ohnehin nichts gesagt. "Ich weiß noch nicht. Bin gegen Abend wahrscheinlich wieder da, könnte aber auch später werden.", damit verschwand er im dunklen Flur. Sakura hörte nur noch wie er mit einem leisen Rascheln die Schuhe anzog und danach mit einem gleichgültigen "Bis später." die Wohnung verließ. Sakura blieb mit tränenüberströmten Wangen und gebrochenem Herzen zurück. Wie konnte er ihr das nur antun? Wie konnte er nur so grob zu ihr sein? So als würde sie ihm gar nichts mehr bedeuten. Als wäre es vollkommen egal geworden, dass sie sich sorgte und um ihn weinte. Nach ihrem Gespräch vor einer Woche hatte sie ehrlich gesagt gehofft, dass er ihr jetzt mehr vertrauen würde. Aber es war alles beim alten geblieben. Er vergrub sich in seinem Innersten, wollte sie nicht an ihn ranlassen. Eine Träne nach der anderen kullerte ihre geschwollenen Wangen herunter.Nur noch ihre Schluchzer erfüllten die Atmosphäre. Plötzlich schien sie all ihre Traurigkeit und ihre Verzweiflung zu überkommen und sie stieß einen lauten Schrei aus. Was sollte sie nur tun? Wäre es denn besser, wenn sie wieder in ihren alten Zustand verfallen würde? Könnte sie ihn so aus seiner Situation befreien? Was sollte sie machen? "ICH TU ALLES, ABER SAG MIR WAS ICH TUN SOLL!!", schrie sie in ihrer Verzweiflung, doch keiner antwortete ihr. Nicht einmal Naruto. Dabei hätte er sicher gewusst was zu tun wäre. Auch, wenn er immer nur tollpatschig war und Blödsinn geredet hat. In seiner Fröhlichkeit und Ehrlichkeit brachte er die Menschen dazu ihre Sorgen zu vergessen. Noch lange weinte sie so weiter, bis sie etwas Weiches und flauschiges sich an ihrem Bein winden spürte. Es war ihr kleiner Kater Naruto, der gekrault und geschmust werden wollte. Damit holte er sie aus der Traurigkeit zurück zu Bewusstsein. Schluchzend wischte sie sich die letzten Tränen aus den Augen und hob das schnurrende Kätzchen auf den Arm, der ihr gerade aufmunternd sein Köpfchen gegen den Körper stieß. Mit einem Ruck hob sie den Kleinen auf ihre Höhe und sah ihm schwach lächelnd in die Augen: "Ich weiß, du willst nicht, dass ich weine. Und der andere Naruto auch nicht, stimmt’s?" Sie knuddelte ihn noch ein Mal ganz fest an sich, bevor sie sich ebenfalls die Schuhe anzog, den kleinen Naruto hinten in die Kapuze ihrer Herbstjacke steckte und sich ebenfalls aus dem Haus machte um ein bisschen frische Luft zu schnappen und auch vielleicht eine Lösung auf ihr Problem fand. Sie wusste, dass ihr Sensei nicht absichtlich so grob zu ihr war, aber es war schwer für sie ihn zu durchschauen. Und plötzlich erkannte sie in diesem Moment, dass sie eigentlich gar nichts über ihn wusste. Weder seine Schwächen, noch seine hässlichen Seiten. Zwischen ihnen war immer noch diese Wand. Es war immer noch die Schüler-Lehrer-Beziehung, die sie zueinander führten und die es ihnen unmöglich machte sich näher kennen zu lernen. Mehr über den anderen zu erfahren als nur das Oberflächliche. Sie musste diese Mauer irgendwie überwinden. Den Schleier, der zwischen ihnen lag, wegreißen. Damit sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen konnte. Jeder so wie er war. Nackt, so wie Gott sie erschaffen hatte. Aber dieses Mal musste sie den ersten Schritt tun. Sie musste zuerst ihr Herz öffnen, damit er sich ihr ebenfalls öffnete. Aber wie stellte sie das am besten an? Gerade in diesem Moment lief ihr das Mädchen mit den hellbraunen Haaren und den mandelförmigen Rehaugen über den Weg, das ihr damals die Haare geschnitt hatte und mit der Kakashi befreundet war. "Hallo, Sakura-chan!", begrüßte sie die Rosahaarige und kam auf sie zugelaufen, "Nanu, ist Kakashi heute gar nicht mit dir unterwegs? Sonst sieht man euch doch immer zusammen durch die Straßen laufen." Das Mädchen redete sie zwar sehr vertraut, fast schon wie eine Freundin an, aber sie selbst wusste gar nicht wie sie sich ihr gegenüber verhalten sollte. Deshalb verbeugte sie sich erst Mal und begrüßte sie mit einem "Guten Morgen, Kasumi-san!" Sie war ihr zumindest sympathischer als diese komische Minagi. "Kakashi-sensei ist heute Morgen alleine aus dem Haus gegangen. Er wollte etwas spazieren gehen.", sagte sie schwermütig, woran Kasumi gleich merkte, dass es zwischen den beiden nicht so gut lief. Und das missfiel ihr aufs Äußerste, denn schließlich wollte sie die beiden doch verkuppeln. "Das klingt aber gar nicht gut, Süße.", meinte Kasumi und versuchte so gut es ging ihre Anteilnahme auszudrücken. Für sie war die kleine Sakura, obwohl sie sie eigentlich gar nicht kannte, wie eine kleine Schwester. Deshalb wollte sie ihr helfen und es kam ihr auch schon eine Idee. "Komm!", mit einem freundlichen Lächeln nahm sie die Rosahaarige bei der Hand und führte sie in ihren Wahrsagesalon, der gleich in ihrem Frisörsalon hinter einem Vorhang versteckt lag. Es war ein kleines Zimmer, das durch das dämmrige Licht und die Kerzen noch kleiner wirkte als es war. Dort nahm sie schüchtern an einem von zwei Stühlen, die beide an einem runden Tisch standen, platz. Auf der dunkelroten Tischdecke stand eine durchsichtige Kristallkugel, die Kasumi aber sogleich wegräumte und durch einen Stapel Tarot-Karten ersetzte. "Versuchen wir doch herauszufinden, was unserem Kakashi so fehlt.", meinte sie grinsend, während sie geschickt die Karten mischte, sie auf vier gleich große Stapel verteilte und Sakura bat, sie in einer beliebigen Reihenfolge wieder zusammen zu setzen. Danach wählte sie sieben Karten eines Sakura unbekannten Schemas aus, die sie dann verdeckt auf den Tisch lag. Die ersten sechs in zwei gegenüber stehenden Reihen von oben nach unten etwas versetzt und die siebte weit außerhalb. "Mal sehen.", sagte sie, während sie die ersten Karten nacheinander aufdeckte, "Kakashi ist momentan in einer schweren Phase, allerdings hat das nichts mit dir zu tun. Oder zumindest scheinbar nicht. Es geht um seine Vergangenheit. Was genau kann ich allerdings nicht sagen." Neugierig sah Sakura die Ältere ihr gegenüber an und sagte traurig: "Ich weiß leider nur sehr wenig über seine Vergangenheit." "Das macht nichts. Trotzdem liegt es an dir heraus zu finden, was es ist und ihn aus seiner Verzweiflung raus zu holen.", antwortete Kasumi aufmunternd und deckte die vierte Karte auf. "Diese Karte steht für Hoffnung. Es gibt einen Menschen, der ihn erlösen kann; und dieser Mensch bist ganz klar du." Plötzlich sprang Sakura auf und schrie die Frage, die ihr schon die ganze Zeit auf der Seele brannte heraus: "Wie kann ich ihm helfen?!" "Das weiß ich auch nicht so genau. Darüber geben mir die Karten leider keine Information.", meinte die Angesprochene und ließ Sakura dadurch wieder, der Hoffnung beraubt, zurück in ihren Stuhl fallen. Doch Kasumi nahm nur lächelnd Sakuras zarte Hand in ihre und sagte: "Mach dir keine Sorgen, Süße. Es wird alles wieder gut. Ich weiß, dass du irgendwie einen Zugang zu Kakashi finden wirst." Nun fand auch Sakura wieder neuen Mut und machte sich auf nach Hause. Sie würde ihrem Lehrer helfen. Ganz sicher. Sie wusste zwar noch nicht wie. Aber sie überließ das jetzt einfach mal dem Zufall. Und, wenn es nicht heute ging, dann eben morgen. Oder übermorgen. Hauptsache es ging ihm wieder gut. Kapitel 14: Beginnings ---------------------- Es war spät nachts und Kakashi lief durch die dunklen Gänge des Hauses, in dem er wohnte und war auf dem Weg zu dem Zimmer seines Vaters. Er war total aufgedreht und wollte seinem Vater unbedingt die große Neuigkeit erzählen. Heute hatte er die Chunin Prüfung bestanden und war dementsprechend von einem Genin zu einem Chunin aufgestiegen. Sein Lehrer Minato war unglaublich stolz auf ihn und hatte ihm erzählt, dass das in seinem Alter nur wenige vor ihm geschafft hatten. Sicher würde auch sein Vater unglaublich stolz auf ihn sein. Ganz bestimmt würde er seine Hand nach ihm ausstrecken und sanft seinen Kopf streicheln. Vollkommen außer Atem stoppte er vor dem Zimmer seines Vaters, schob hastig die Papierschiebetür beiseite und setzte voller Freude an ihm die Nachricht zu erzählen: "Vater, heute ist was ganz tolles passiert! Ich bin nämlich Chunin geworden, weißt du?" Doch das Zimmer war in vollkommene Dunkelheit gehüllt. Nur das Licht des Flurs leuchtete in den Raum hinein und gab einen Schatten preis. Einen Schatten, der Kakashi erschaudern ließ. Tollpatschig stolperte er mit seinen kleinen Füßen zurück und fiel zu Boden. Plötzlich blieb die Zeit für ihn stehen und dieses Bild brannte sich auf ewig in sein Gedächtnis. Er bekam nur noch leise mit, wie viele, dumpfe Fußstapfen auf ihn zu kamen, eine Frau sich vor ihn schmiss und ihm die Augen mit ihrer Hand zu hielt. Doch es nützte nichts mehr. Nur noch ein lauter Schrei entkam seiner Kehle und ein Meer aus Tränen floss unaufhaltsam seine Wangen herunter. Der leblose Körper baumelte vor seinem inneren Auge hin und her. Sein Vater hatte sich gerade erhängt. Schweißgebadet erwachte der silberhaarige Jonin aus seinem Traum und sah das ebenfalls schweißgetränkte und in Besorgnis verzerrte Gesicht seiner Schülerin vor sich. "Kakashi-sensei!", schrie sie ihn immer und immer wieder an und konnte trotzdem jetzt erst als er vollständig zu Bewusstsein gelangt war zu ihm durchdringen. Erst jetzt realisierte er, dass alles nur ein Traum gewesen war. Ein Traum, der ihn mit seiner Vergangenheit konfrontierte, die er immer noch nicht verarbeitet hatte. "Mach dir keine Sorgen, Sakura. Alles wieder okay. Ich hatte nur einen Albtraum.", keuchte er erschöpft und versuchte ein müdes Lächeln auf die Lippen zu bekommen. Doch irgendwie wollte es ihm nicht so richtig gelingen. Mit zittriger Hand fasste er sich an die Stirn und versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen, seinen Körper zu beruhigen. Währenddessen rang Sakura mit ihren Tränen, die in ihr aufstiegen. Sie hatte die ganze Zeit versucht ihre Besorgnis unter Kontrolle zu halten, ihren Sensei nicht ganz wie ein Kind zu behandeln. Aber dieser Vorfall hatte sie aus der Bahn geworfen. Mitten in der Nacht -sie hatte schon tief und fest auf seinem Schoß geschlafen- hatte er angefangen sich wild und unkontrollierbar zu zucken. Davon war sie letztendlich auch aufgewacht. Er hatte laut aufgeschrien, weshalb sie ihn versucht hatte aufzuwecken, was ihr aber nur schwer gelungen war. Jetzt war sie unglaublich erleichtert, dass er wieder zu sich gekommen war. Allerdings sah sie wie erschöpft und kraftlos er war, wie sehr er sich quälte um ihr keine Sorgen zu bereiten. In diesem Moment stürzte ihre Selbstbeherrschung in sich zusammen und sie fiel ihm schluchzend um den Hals und vergrub sich in seinem Nacken. "Ich bin so froh! So unendlich froh und dankbar, dass Sie wieder normal sind! Ich hatte solche Angst!", schluchzte sie und ließ ihren Tränen freien Lauf. Was hatte er da wieder angerichtet? Jetzt weinte sie schon wieder wegen ihm. Zärtlich nahm er ihren zierlichen Körper in seine Arme und fing an ihr sanft und beruhigend über den Rücken zu streichen. "Tja, jetzt ist es wohl vorbei mit dem Schlaf.", scherzte er. Er wollte gar nicht wissen wie spät es war. Sicher ein oder zwei Uhr nachts und bis zum Sonnenaufgang waren es noch etliche Stunden. Und da es langsam Herbst wurde ging die Sonne noch später auf. Doch Sakura hatte sich schnell wieder beruhigt und sah es als ihre Aufgabe ihren Sensei wieder einen ruhigen Schlaf zu bringen, Deshalb setzte sie an und summte leise vor sich hin. Ein Lied, das sie von ihrer Mutter kannte, die es immer gesungen hatte, damit sie einschlief. Und tatsächlich funktionierte es. Sie spürte wie sich Kakashis Herz beruhigte und sein Atem langsamer wurde. Sein Griff um ihre Taille lockerte sich zunehmend und als sie glaubte, dass er wieder eingeschlafen war, glitt sie vorsichtig aus seinen Armen herunter auf seinen Schoß und versuchte ebenfalls wieder zu schlafen. Sekunden um Minuten verstrichen und als schon eine Ewigkeit vergangen war, konnte sie immer noch nicht einschlafen. Sie drehte sich von einer Seite auf die andere, doch alles brachte nichts. Sie war hellwach. "Sakura?", kam es plötzlich leise von oben und sie drehte ihren Kopf in die Richtung aus der die Stimme ihres Senseis kam. "Kannst du auch nicht schlafen?", fragte er neugierig und bekam keine Sekunde später ein mürrisches "Nein." "Gut, dann soll es wohl nicht sein. Wollen wir aufstehen?", fragte er abermals, doch ehe er ausgesprochen hatte, hatte Sakura die Nachttischlampe auf einem kleinen Schrank neben ihnen angeschaltet, was Kakashi schmerzend aufzucken ließ. "Ich mache uns erst mal einen Kakao.", meinte sie und ging zielstrebig in die Küche. Kakashi wartete währenddessen Augen reibend auf der Couch und zog die Decke um seine Schultern, da es durch den Herbst kälter geworden war und er etwas fror. Nach kurzer Zeit war die Rosahaarige in ihrem Schlafanzug mit zwei bis zum Rand gefüllten Tassen wiedergekommen und balancierte sie geschickt zu ihrem Sensei. Mit einem "Bitteschön." drückte sie ihm die heiße Tasse in die Hand und setzte sich geräuschlos neben ihn. Und wieder einmal kehrte diese unerträgliche Stille zwischen ihnen ein. Doch in diesem Moment erinnerte sich Sakura daran was Kasumi ihr gesagt hatte. Ihr Gespräch mit der Älteren war schon einige Tage her und sie hatte pausenlos darüber nachgedacht, wie sie zu ihrem Sensei durchdringen konnte. Jetzt hatte sie verstanden, dass der Richtige Augenblick gekommen war. Und sie beschloss ihn zu fragen. Einfach so drauf los. Einfach so, was er hatte. Doch bevor sie dies tat, verstrichen abermals wertvolle Sekunden, in denen Sakura überlegte wie sie es am besten anstellen sollte, ohne besonders neugierig, vorwurfsvoll oder zu neutral zu klingen. Und Sakura kam es fast schon wie eine Ewigkeit vor, als sie die Stille zwischen ihnen endlich durchbrach: "Können wir miteinander reden, Sensei?", sagte sie ruhig und vorsichtig, umschlang fest ihre warme Tasse, damit er nicht merkte wie sehr sie zitterte. Interessiert horchte Kakashi auf und nippte noch mal an seinem Kakao: "Klar. Um was geht’s denn? "Ich kann das nicht mehr. Ich kann das einfach nicht mehr; so tun als wäre nichts. Ich will wissen, was mit Ihnen los ist!", meinte Sakura und sah ihren Sensei dabei unverwandt an. Ihre Frage schallte in seinem Ohr wider als wären sie in einer großen Kirche und das, was sie sagte war ein gotteslästerliches Wort, das in einer Sekunde der andächtigen Stille während einer Predigt laut und deutlich widerhallte. Auch er sah sie nun überrascht an, da er nicht mit so etwas gerechnet hatte. Doch schon gleich darauf wandte er seinen Blick wieder ab und blickte starr die braune Flüssigkeit in seiner Tasse an, wie ein Kind, das schüchtern und ängstlich auf seine Schuhe blickte, wenn es in einer unangenehmen Situation war. "Was meinst du? Ich bin doch ganz normal.", versuchte er sich heraus zu reden. Allerdings wusste er, dass es nichts brachte. Es war nur eine weitere Lüge, mit der er versuchte seine Schülerin in Sicherheit zu wiegen und die sie aber schon durchschaut hatte, noch bevor er sie ausgesprochen hatte. "Sensei.", sagte sie leise und auch sie blickte nun etwas hilfesuchend ihren Kakao an, "Ich weiß, dass das langsam irgendwie komisch zwischen uns wird. Dass ich eigentlich Ihre Schülerin bin und Sie genau genommen mein Lehrer sind. Aber in der Zwischenzeit sind wir eigentlich schon so was wie Freunde geworden. Zumindest empfinde ich so. Für mich sind Sie wie ein großer Bruder." "Das ist schön.", brachte sich nun auch Kakashi ins Gespräch und schwieg dann aber wieder. Und obwohl er sich wie ein Kind fühlte, dass ein unangenehmes Gespräch mit seiner Mutter über sich ergehen lassen musste, weil er etwas ausgefressen hat, war das Gefühl, das er hatte ein anderes. Er empfand seine Schülerin wie eine liebende, besorgte Mutter, die ihn aber, obwohl sie böse und enttäuscht war, gütig anlächelte und ihm mit ihrer warmen Hand zärtlich durch die Haare fuhr. Trotzdem fühlte er sich unwohl, weil er nicht wusste was er weiter sagen sollte. Deshalb wartete er darauf, dass Sakura weiter sprach und ihn führte. Und das tat sie auch. Sie legte ihre nun schon nur noch halb so volle Tasse auf dem Tisch ab, faltete ihre Hände und suchte sich weiterhin einen Fleck auf dem Tisch auf dem sie ihren Blick ruhen ließ: "Für mich sind Sie wie ein Freund. Deshalb möchte ich auch, dass Sie mit mir reden, wenn Ihnen etwas auf dem Herzen liegt. Ich weiß, dieses Gefühl der Vertrautheit kann man nicht erzwingen und vielleicht hab ich mich letztens nicht klar genug ausgedrückt, aber ich möchte, dass Sie wissen, dass Sie immer zu mir kommen können, so wie ich mich Ihnen immer anvertraut habe." "Sakura.", lächelnd nahm er nun ihre Hand in die seinige und fing an ihren Handrücken zu streicheln, "Ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass du dir solche Sorgen um mich machst. Tut mir Leid, dass ich nicht immer ehrlich zu dir war, aber ich möchte dich nicht mit meinen Problemen belästigen." "DOCH, bitte belästigen Sie mich!", schrie sie ihn wie aus heiterem Himmel an und sackte dann, als sie realisiert hatte, was sie da gerade gesagt hatte, wieder mit einem schüchternen "Entschuldigung." und mit hochrotem Kopf auf der Couch zusammen. Kakashi sah seine Schülerin währenddessen immer noch rot wie eine Tomate mit großen Augen total entsetzt und geschockt an. Man konnte das ja auch irgendwie anders verstehen und das hatte er gerade. Als auch er sich wieder eingekriegt hatte, blickte er peinlich berührt auf seinen Schoß. Als er nach einiger Zeit seine Sprache wieder gefunden hatte, druckste er sowohl verlegen als auch glücklich um eine Antwort herum: "Das ist wirklich lieb von dir, aber das hat alles gar nichts mit dir zu tun." Irgendwie war er überwältigt von ihrem Liebreiz und von der Tatsache, dass sie ihm unbedingt helfen wollte. So viel Freundlichkeit und Aufdringlichkeit gleichzeitig war er nicht gewohnt. "Aber ich will unbedingt. Bitte, lassen Sie mich helfen. Auch, wenn es nichts mit mir zu tun hat und ich vielleicht gar nichts an der Situation ändern kann. ICH WILL HELFEN!", brach es nun aus ihr heraus. Dabei kam sie ihrem Sensei immer näher und schließlich war sie so stürmisch, dass sie beide rücklings vom Sofa fielen und sie mit schmerzverzerrtem Gesicht auf ihm lag. Nun konnte sich auch Kakashi nicht mehr halten und brach in schallendes Gelächter aus. Da kam sich Sakura irgendwie verarscht vor und trotzdem hätte sie weinen können vor Glück. Endlich war ihr Sensei wieder derselbe. Endlich lachte er wieder so wie früher. Natürlich meinte Kakashi das nicht böse. Er lächelte seine Schülerin freundlich an, strich ihr mit seinem Fingerrücken zärtlich über die Wange und sagte: "Du bist wirklich einzigartig. Ich frage mich immer noch, wieso Sasuke dich damals abgewiesen hat." Er griff der Rosahaarigen unter die Arme und richtete sie wieder auf: "Komm, setzten wir uns wieder hin. Und ich werde dir etwas über mich und meine Vergangenheit erzählen. Die Nacht ist ja noch lang." Kapitel 15: Bittersweet Memories - Kakashi's Past ------------------------------------------------- "Ich werde dir etwas über mich und meine Vergangenheit erzählen." Mittlerweile hatten sich Kakashi und Sakura wieder ordentlich auf das Sofa gesetzt. Kakashi legte eine lange Pause ein und überlegte wie und wo er am besten anfangen sollte. Das alles war nicht so leicht für ihn. Immerhin war es das erste Mal, dass er sich jemandem anvertraute und das Innerste seiner Seele schutzlos preisgab. Währenddessen wartete Sakura schweigend und geduldig darauf, dass ihr Sensei die richtigen Worte fand. Es hatte zwar lange gedauert und das ganze hatte sie viel Überwindung gekostet, aber letztendlich hatte sie ihn dazu gebracht ihr alles zu erzählen. Darauf war sie sehr stolz und glücklich. Endlich, als das Warten Sakura schon wie eine Ewigkeit vorkam, setzte er an und fragte: "Wie viel weißt du über meinen Vater?" Erst war das Mädchen etwas überrascht über die Frage, da sie nun eher einen halbstündigen Monolog erwartet hatte. Dennoch kramte sie in ihrem Elephantengehirn und suchte alles, was in Verbindung mit seinem Vater stand. "Also.", setzte sie stockend an, "Ehrlich gesagt nicht viel. Sakumo Hatake, richtig? Soweit ich weiß...", abermals brach sie ab. Das was sie über diesen Mann gehört und in Erinnerung hatte, war nichts Positives und sie scheute sich es vor Kakashi auszusprechen. Doch letztendlich schluckte sie ihre Ungewissheit herunter und antwortete: "Er war ein starker und mächtiger Ninja. Viele sagen, noch stärker als die drei Sannin zusammen. Allerdings hat er über unser Dorf und sich große Schande gebracht. Bis er dann Selbstmord begangen hat." "Weißt du auch warum?", fragte Kakashi und bekam auch sogleich eine Antwort, "Ich glaube, weil er das Leben seiner Teamkameraden höher gestellt hat als den Erfolg einer Mission, weshalb Konoha folglich große Verluste während des damaligen Krieges einbußen musste." "Wie viele weißt du also nur die halbe Wahrheit, was aber keineswegs ein Vorwurf sein soll.", seufzte er und legte abermals eine Pause ein. Sein Blick war nachdenklich und geradeaus auf einen Fleck auf der Wand gerichtet. Er blickte zurück in die Vergangenheit. Und schließlich sagte er schwermütig: "Mein Leid hat da angefangen wo seines aufgehört hatte." Wieder ein paar Sekunden der Stille zwischen ihnen. Vielleicht sollte Sakura das einen Denkanstoß geben, zumindest war das das einzig logische für sie, was diese Pause zu bedeuten hatte. Allerdings fiel da nicht das Geringste bei ihr, weshalb sie dann doch beschämt noch mal nachfragen musste: "Das verstehe ich nicht so ganz." Und das gab schließlich Kakashi den Anstoß seine Geschichte oder vielmehr die Geschichte seines Vaters zu erzählen, die dann in ihm mündete. "Wie du schon gesagt hast war mein Vater ein großer und hoch angesehener Ninja. Alle kannten ihn. Alle respektierten ihn. Mehr noch; sie verehrten ihn. Dann kam eine Zeit des Friedens. Es gab wenig Missionen und Ninjas waren dementsprechend fast unbrauchbar geworden. Eines Tages suchte ein Kaufmann meinen Vater auf. Er hatte eine Tochter im Alter von 15 Jahren, die er immer beschützt wissen wollte. Deshalb engagierte dieser Mann meinen Vater als eine Art Leibwache für seine Tochter. Die Familie war weder adelig noch besonders reich oder wohlhabend. Es war eine einfache Familie, dessen besorgte Eltern ihr Kind einfach nur sicher und behütet wissen wollten. Allerdings war die Tochter sehr hübsch. Kaum ein Mädchen hatte je ihrer Schönheit geglichen oder war ihrem Liebreiz im Entferntesten nahe gekommen - so sagt man zumindest." "Das ist doch bisher eine sehr schöne Geschichte.", meinte Sakura als Kakashi eine Pause einlegte und verstand einfach nicht wo da der Haken sein sollte. "Bisher. Wie du dir vorstellen kannst, kam es, wie es kommen musste. Mein Vater verliebte sich in das mehr als 25 Jahre jüngere Mädchen. Natürlich ließ er sich anfangs nichts anmerken. Immerhin war das ein rein dienstliches Verhältnis und er hatte keine weiteren Befugnisse dem Mädchen näher zu kommen als notwendig war. Das alles ging soweit ganz gut, bis ihm das Mädchen gestand, dass sie ihn über alle Maßen liebte. Natürlich ließ sich mein Vater nicht darauf ein und wies sie mehrere Male ab. Immerhin war sie praktisch noch ein Kind, er ganze 25 Jahre älter als sie und ihre Eltern hatte ohnehin andere Pläne für sie vorgesehen. Es gab einfach zu viele Dinge, die dagegen sprachen. Allerdings ließ sie einfach nicht locker und schließlich kam es, dass sie sich in einer unverhofften stürmischen Nacht liebten. Dieses Mädchen war meine Mutter und die Nacht der Ursprung meines Lebens." Abermals kehrte eine kurze Stille zwischen ihnen ein, die Sakura aber auch brauchte um das, was ihr Sensei ihr da erzählte auch zu verarbeiten. Auch Kakashi tat diese Pause gut, doch schon gleich fing er wieder an weiter zu erzählen. "Ihre Eltern waren damals außer Haus. Keiner hatte es mitbekommen und trotzdem quälte meinen das schlechte Gewissen. Er konnte das einfach nicht auf sich sitzen lassen. Eines Tages gestand er es ehrfürchtig dem Kaufmann, der sein rechtmäßiger Herr und gleichzeitig der Vater des Mädchens war, das er liebte. In einer offiziellen Audienz hielt er um die Hand seiner Tochter an und auch sie, bat ihre Eltern inständig, damit sie ihnen ihren Segen geben würden. Du kannst dir sicher denken, dass ihre Eltern alles andere als erfreut darüber waren. Letztendlich verstießen sie ihre Tochter und verbannten sie von ihrem Anwesen. Von da an hatten es meine Eltern nie einfach. Das ganze Dorf wusste über den Skandal bescheid. Meine Mutter, die damals für alle nur eine wohlerzogene Vorzeige-Tochter war, wurde nun zu einer Schlampe degradiert und mein Vater, der respektierte Superninja war als pädophiler Kinderschänder verschrien." Und während Kakashi die letzten Worte nur schwer über seine Lippen gebracht hatte, sah er zur Seite und erblickte aus seinen Augenwinkel seine Schülerin, die am ganzen Körper zitterte und bebte. "Das ist so grausam. Die Menschen sind so alle so hinterhältig und niederträchtig. Ich wünschte ich könnte sagen, dass das damals so war und, dass es jetzt nicht mehr so ist. Aber leider sind die meisten immer noch so.", knurrte das Mädchen neben ihm. Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt und sie versuchte sich mit jeder Faser ihres Körpers zu beherrschen und nicht ihre Wut an dem Mobiliar auszulassen und ihren Tisch in Stücke zu schlagen. "Beruhige dich. Es bringt nichts sich darüber aufzuregen. Man kann die Vergangenheit nicht ändern und den Menschen erst recht nicht.", antwortete er darauf und legte seine Hand beruhigend auf die Faust seiner Schülerin. Er wartete bis das Chakra in ihren Adern wieder ruhig und gleichmäßig floss. Erst da sprach er weiter. "Ich sagte zwar, dass meine Eltern es nie besonders leicht hatten, aber dennoch waren sie glücklich. Sie liebten sich und das allein zählte in ihren Augen. Als der Krieg begann war das Dorf wieder auf die Hilfe meines Vaters angewiesen. Sein Sold war nicht schlecht und von dem Geld kauften sie sich ein kleines Haus, in dem mein Vater, meine Mutter und ich dann lebten. Auch, wenn wir nicht viel hatten, waren wir zufrieden. So gesehen war ich in einer ähnlichen Situation wie Sasuke und Naruto. Ich wurde von den anderen auf Geheiß ihrer Eltern ausgeschlossen. Um meine Eltern dennoch stolz zu machen war ich so gut wie kein anderer in meinem oder den älteren Jahrgängen. Sicher lag das zum Teil auch an dem Talent meines Vaters, das ich geerbt hatte. Jedenfalls war meine Kindheit anfangs glücklich und unbeschwert. Bis der Tag kam und meine Mutter an einer Krankheit starb. Sie hatte seit jeher ein schwaches Immunsystem und war sehr anfällig für allerlei Arten von Krankheiten. Nach meiner Geburt hatte sich ihr Zustand verschlechtert und sie war mit jedem Jahr schwächer geworden. Ich war gerade vier Jahre als sie starb. Danach weißt du ja was passiert ist. Natürlich verfiel mein Vater in tiefe Trauer und Depressionen. Alleine war das Geschrei für ihn fast unerträglich geworden. In jener Mission dachte er, er täte das richtige, als er das Leben seiner Kameraden rettete. Zweifelsfrei war es das Richtige. Trotzdem gab man meinem Vater die Schuld an dem Scheitern der Mission und weiterer großer Verluste während des Krieges, obwohl er gar nichts dafür konnte. Er war so verzweifelt, dass er letztendlich keinen weiteren Ausweg sah als meiner Mutter zu folgen. Das war zwei Jahre später. Ich war sechs Jahre und hatte gerade die Chuunin-Auswahlprüfung bestanden als ich meinen Vater erhängt von der Decke seines Zimmers vorgefunden hatte." Die letzten Zeilen waren für Sakura unerträglich gewesen. Kakashi war sehr beherrscht, doch Sakura floßen unaufhörlich die Tränen über die Wangen. Als Kakashis tragödiengleiche Erzählung seiner Vergangenheit in einer noch unerträglicheren Stille endeten, war das einzige was noch den Raum erfüllte, ihre verzweifelten Schluchzer. Als Kakashi sie mit einem Ruck an der Schulter an seine Brust zog ließ sie ihren Tränen freien lauf und sie weinte und schrie ohnmächtig in den Stoff seines Shirts hinein. Ihr war als wollte sie Kakashis ganzes Leid in sich auffangen und für ihn austragen. Wieso ging die Pause nicht zu Ende? Wieso sagte er nicht, dass das alles ein Scherz war und es doch ein Happy End gab? Sie verstand es nicht. Sie verstand es einfach nicht. Wie konnte diese Welt, wie konnten diese Menschen so grausam sein? Und wie konnte der liebe Gott, falls es ihn gab, in Anbetracht seiner Allmacht das alles nur zulassen? Wie nur? Kapitel 16: Extra Chapter: Little Girl's Revolution --------------------------------------------------- „Oh bitte, Kakashi-Sensei!“, das rosahaarige Mädchen sah ihren Sensei mit flehenden Augen an und hatten den allerliebsten Hundeblick aufgelegt, mit dem sie je einen Menschen überzeugen wollte. „Darüber diskutieren wir nicht, Sakura. Ich hab Nein! gesagt und dabei bleibt es auch!“, meinte der Silberhaarige mit fester Stimme und verschränkte seine Arme demonstrativ vor der Brust. Damit würde sie ihn nicht rumkriegen. „Aber wir können sie doch nicht einfach hier lassen.“, argumentierte Sakura und hielt ihrem Lehrer ein zuckersüßes kleines Mädchen mit dunkelgrauem Haar und großen roten Augen vor die Nase, das ihn jetzt ebenfalls mit großen wässrigen Augen wimmernd ansah und damit drohte gleich in Sturzbachtränen auszubrechen. Genervt grummelte Kakashi vor sich hin und ließ den ganzen Tag noch mal Revue passieren um sich vor Augen zu halten, wie es zu dieser misslichen Situation gekommen war. Sakura und Kakashi hatten beschlossen nach dem Frühstück im Wald etwas spazieren zu gehen, um dem Mädchen die Schönheit der Natur nahe zu bringen damit auf andere Gedanken zu bringen. Jedenfalls genoss die Rosahaarige die morgendliche Frische, das Zwitschern der Vögel und die angenehmen Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch die Baumkronen kämpften. Bis sie einen der Waldwege kreuzten, der auch von der Öffentlichkeit genutzt wurde. Plötzlich sahen sie einen Mann und eine Frau, die bewusstlos auf dem Boden lagen. Ihre ganzen Sachen, Rucksäcke und Taschen lagen geöffnet und mit verstreutem Inhalt quer durch die ganze Landschaft verstreut. Natürlich rannten sie so schnell wie möglich auf sie zu und nach einer ersten Lageerfassung, kamen sie zu dem Schluss, dass dieses Paar wahrscheinlich überfallen worden war. Während Sakura erste Hilfe leistete, versuchte Kakashi die Spur des Täters zu verfolgen, allerdings ohne Erfolg. Als er zurückkam fand er Sakura mit einem kleinen Mädchen in den Armen vor. „Ihre Mutter hat sich wahrscheinlich auf sie geworfen, aber auch sie ist bewusstlos.“, sagte die Rosahaarige besorgt und entschied, dass sie die Familie umgehend in ein Krankenhaus bringen mussten. Kakashi nickte zustimmend zu, packte die Frau und den Mann auf seinen Rücken und während Sakura das Kind nahm, machten sie sich auf zum Krankenhaus. Schon wenig später, als sie die Mauer durchschritten hatten, kamen Kotetsu und Izumo um zu helfen und gemeinsam brachten sie die drei nun ins Zentralkrankenhaus. Die ersten Untersuchungen waren schnell getan. Sowohl der Mann als auch die Frau hatten mehrere Prellungen und offene Wunden am ganzen Körper. Nur das Kind hatte wie durch ein Wunder nicht mal einen Kratzer abbekommen. „Ihre Verletzungen sind sehr schwer. Es wird etwas dauern bis sie wieder zu Bewusstsein kommen. Das können ein paar Stunden aber auch einige Tage sein.“, sagte Tsunade mit runzelnder Stirn und besah sich das Ehepaar, während Sakura und Kakashi an einem kleineren Bettchen standen und besorgt das kleine Mädchen betrachteten. Doch schon im nächsten Moment blinzelte sie, öffnete ihre Lider und sah die Rosahaarige mit großen, leuchtenden Äugelein an. „Mama!“, kreischte die Kleine und schmiss sich Sakura um den Hals, was dem Mädchen aber einen kräftigen Schauer über den Rücken laufen ließ. Ihre erste Diagnose: eine schwere Gehirnerschütterung mit anscheinend großem und schwerwiegendem Verlust essentieller Erinnerungen. Der Silberhaarige trat einen Schritt näher und wollte das Missverständnis aufklären, da fiel sie ihn genauso stürmisch an und rief: „Papa, lass uns spielen gehen!“ Ratlos blickten sich die beiden an. Ratlos mit einem Schimmer von Angst und Hilflosigkeit. Und während Kakashi der Hokage in die Arme drückte, packte er Sakura bei der Hand und verschwand mit ihr vor der Tür. „Was-hat-das-zu-bedeuten?“, fragte der Mann mit dem Sharigan und die Panik war ihm blank ins Gesicht gezeichnet. Abwinkend erklärte ihm Sakura was es mit dem verwirrten Geisteszustandes des Mädchens auf sich hatte und, dass das wahrscheinlich passiert war als das Mädchen mit ihrer Mutter auf dem Boden aufgeprallt war. „Und deshalb nennt sie dich Mama und mich Papa?“, fragte Kakashi abermals geschockt, der die Zusammenhänge immer noch nicht ganz verstanden hatte. „Dafür kann es mehrere Gründe geben, aber viel wichtiger ist jetzt, was wir mit ihr machen.“, meinte das Mädchen und verschränkte grübelnd die Arme vor der Brust. Allerdings wusste Kakashi nicht was sie meinte, denn für ihn war die Sache eindeutig: „Na ist doch klar, wir klären das Missverständnis auf und lassen sie hier im Krankenhaus.“ „Das können Sie nicht machen! Das Mädchen könnte glauben, dass wir - „ihre Eltern“ – sie nicht mehr wollen und erleidet dann womöglich noch einen Zusammenbruch.“ „Und was schlägst du vor?“ „Früher oder später wird sie ihre Erinnerung von alleine zurück bekommen, da bin ich mir sicher. Aber bis dahin will ich sie hier nicht alleine zurück lassen. Wir müssen sie mit nach Hause nehmen!“ „Das ist doch wohl nicht dein Ernst! Weißt du eigentlich wie viel Arbeit ein Kind bedeutet? Was machst du, wenn die Kleine nicht stubenrein ist, wenn sie krank wird oder sonst irgendein Wehwehchen hat? Glaub mir Sakura, ich weiß ganz genau, warum ich kein Kind in unserem Haushalt will!“, schrie Kakashi nun und war mit dieser Alternative ganz und gar nicht einverstanden. Vor allem, da sie vor kurzem erst diese Diskussion mit „dem Kind und seinen Samenzellen“ hatten, weil sich Sakura seit dem Besuch bei Kurenai einbildete, auch unbedingt ein Kind haben zu müssen. Von dem her kam ihr diese Gelegenheit wahrscheinlich wie gerufen. Doch Sakura kannte eine sehr effektive Möglichkeit ihren Sensei binnen weniger Minuten umzustimmen. Sie führte ihn an der Hand wieder ins Krankenzimmer zurück, nahm das kleine Mädchen in ihre Arme und hielt es ihm vor die Nase: „Du kannst sie doch nicht einfach hier lassen.“ Das Mädchen mit den dunkelgrauen Haaren und den rubinroten Augen horchte natürlich sofort auf. Ihre Augen wurden wässrig und sie sah ihn mit ihren großen Augen ängstlich und ungläubig an: „Wieso? Willst du nicht, dass ich mitkomme, Papa? Hast mich denn nicht mehr lieb?“ Und wie es Sakura für sich vorausgesagt hatte, fing sie an zu heulen in einer so ohrenbetäubenden Lautstärke, dass der Silberhaarige nicht anders konnte, als Ja zu sagen um seinem Leiden ein Ende zu bereiten. So nahmen sie das kleine Mädchen für ein paar Tage auf und während Sakura sich schon ganz mit ihrer neuen Mutterrolle angefreundet hatte, konnte Kakashi sein Pech einfach nicht fassen. Jetzt hatte er also zwei Gören um die er sich kümmern musste, denn Sakura war mit ihren 16 Jahren manchmal ein genauso unerträgliches Kind, wie es die Kleine mit ihren vier Jahren war. „So, Yumi-chan, hier ist dein Zimmer!“, führte die Rosahaarige ihre neue Tochter in ihr eigenes Zimmer, das sogleich von der Grauhaarigen ausgekundschaftet wurde. Da Sakura ein sehr mädchenhaftes Mädchen war, auch, wenn man manchmal das Gegenteil von ihr glauben konnte, hatte sie immer noch viele Plüschtiere in ihrem Zimmer, was Yumi auch ganz und gar zusagte. Und während Sakura nur noch Feuer und Flamme für Yumi war, ließ sich Kakashi erschöpft in die Couch fallen. Den ganzen Nachmittag hatten sie im Krankenhaus verbracht und außer einem kleinen Snack in der Kantine, hatten sie noch nichts gegessen. Mit einem kurzen Seufzen setzte er sich wieder auf, ging zu den beiden Mädchen und schlug Sakura vor, das Abendessen vorzubereiten. „Papa, fang mich auf!“, rief die kleine Yumi und schmiss sich direkt in die Arme des Silberhaarigen, der sie nur mit Glück aufgefangen hatte. Und plötzlich lächelte sie ihn strahlend an und kuschelte sich an ihn: „Ich hab dich so lieb, Papa!“ Nun war es auch um ihn geschehen und er drückte den kleinen Körper sanft an sich heran. Es war zwar nicht sein Fleisch und Blut, aber für einen kleinen Augenblick wollte daran glauben, dass sie eine kleine glückliche Familie waren. Eine Familie, in der er für diese paar Tage seine Vergangenheit vergessen wollte. Sakura betrachtete währenddessen mit einem zufriedenen Lächeln, wie auch Kakashi sich mit dem Gedanken anfreundete eine Tochter zu haben. Und plötzlich erkannte sie, dass sich die beiden wirklich ähnlich sahen. Graues Haar, rote Augen. Sie könnte wirklich seine Tochter sein. Doch die Rosahaarige verwarf den Gedanken schnell und machte sich dran, das Abendessen vorzubereiten. Auch das Abendessen war schnell vorbei und schon kurz darauf, zog Sakura der Kleinen einen ihrer alten Pyjamas, der ihr allerdings viel zu groß war, an und wollte sie zu Bett bringen. Und als Sakura sie ein letztes Mal fest zudeckte und ihr einen Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn drücken wollte, fragte sie die kleine Yumi: „Kommst du nicht auch schlafen, Mama?“ „Etwas später vielleicht. Die Mama ist noch gar nicht müde.“, meinte Sakura und wurde aber weiterhin von zwei fordernden Augen angeguckt. „Schlafen wir denn nicht alle zusammen?“, fragte sie abermals ungläubig. „Kakashi-Sen…Ich meine, Papa etwa auch?“ „Jaa!“ Stocksteif drehte sich die Rosahaarige um und blickte panisch und hilfesuchend in die genervten Augen ihres Sensei, der ihr mit einem ebenfalls wütenden Jetzt-haben-wir-den-Salat-Blick zu verstehen gab, dass das alles ganz allein ihre Schuld war. Allerdings war an der Situation nicht viel zu ändern. Wenn sie die Nacht nicht mit einem plärrenden Kind verbringen wollten, mussten sie ihrer Forderung wohl oder übel nachkommen. So lagen sie also schon um acht Uhr abends zu dritt in Sakuras Bett und versuchten einzuschlafen. Und da ihr Bett auch nicht wirklich so groß war und der Silberhaarige und die Rosahaarige an der Seite schliefen hatten sie auch große Probleme nicht von der Bettkante zu fallen, die sowieso schon ungemütlich genug war. „Schauen Sie mich nicht so grimmig an!“, flüsterte Sakura grummelnd, die mit der Situation genauso unzufrieden war, wie ihr Lehrer. „Sakura, die ganze Zeit habe ich darauf gewartet dir etwas brennendes zu sagen und ich werde diesen Moment jetzt wahrlich auskosten.“, meinte er schadenfroh und sprach die folgenden Worte besonders langsam und vorwurfsvoll aus, „Ich-hab‘s-dir-doch-gesagt!“ „Ja, gut, dann ist es eben nicht so leicht sich um ein Kind zu kümmern! Zufrieden?“, schnauzte sie ihn an und drehte sich beleidigt auf die andere Seite. „Ja, jetzt bin ich zufrieden. Schön, dass du dir deine Fehler eingestehst.“, grinste der Silberhaarige und wälzte sich in seiner Genugtuung. Es war wahrlich ein Gaumenschmaus sie so leiden zu sehen, vor allem, weil sie sich das alles selbst eingebrockt hatte. „Aber weißt du was? Ich habe keinen Zweifel daran, dass das eine unvergessliche Zeit werden wird.“, damit drehte sich auch Kakashi um, schloss die Augen und fiel mit einem Lächeln wenig später tatsächlich in den Schlaf. Am nächsten Tag stand die Rosahaarige schon früh auf um sich für ihre Schicht im Krankenhaus fertig zu machen. Müde und mit Schmerzen am ganzen Körper setzte sie sich auf und versuchte die unglaublich ungemütliche Nacht, in der sie kein Auge zugetan hatte, hinter sich zu bringen. Allerdings warf sie, bevor sie ihre Sachen nahm und sich leise ins Bad verzog, einen Blick auf die zwei schlafenden Engel, die in ihrem Bett zurück geblieben waren. Yumi hatte sich an Kakashi gekuschelt, der schützend einen Arm um ihren kleinen Körper gelegt hatte. Man könnte wirklich glauben, dass sie eine Familie waren. Ein letztes Mal entschloss sie sich zurück zu gehen, die beiden noch mal richtig zuzudecken und sich dann endlich auf den Weg zur Arbeit zu machen. Ihre Schicht verlief relativ unspektakulär, zumal sie ja nur kleinere Aufgaben wie Krankenvisiten und harmlose Patienten übernahm, die keine lebensbedrohliche Krankheit hatten. Damit wollte vor allem Tsunade dafür sorgen, dass ein weiterer Rückschlag verhindert wurde. So kam sie dann mittags erschöpft wieder nach Hause zurück und schloss mit einem "Bin wieder da!" die Tür hinter sich. "Willkommen zurück!", begrüßten sie zwei überdurchschnittlich gutgelaunte Gesichter. Und während die kleine Yumi sie wedelnd angesprungen hatte, nahm ihr der Silberhaarige mit einem lächelnden "Wie war dein Tag, Liebling?" die Jacke ab, was Sakura angsterfüllt und gleichzeitig angewidert zurück weichen ließ. "Wer sind Sie und was haben Sie mit meinem Sensei gemacht?", fragte sie stutzig und sah Kakashi mit befremdlichen Blicken an. Die ganze Sache kam ihr mehr als unheimlich vor. Doch der Jonin hatte sie nur mit festem Griff am Handgelenk gepackt und meinte gequält lächelnd: "Aber Schatz, was hast du denn? Du bist sicher müde von der Arbeit." und setzte dann aber mit einem ebenfalls angeekelten Flüstern genervt hinzu, "Schon vergessen, dass wir "Vater, Mutter, Kind" spielen?" Yumi und Kakashi führten sie ins Esszimmer, wo sie ein köstliches Mittagessen zubereitet und serviert hatten. Natürlich nahm Sakura die Mahlzeit dankend an, auch, wenn sie etwas Angst vor dem Gedanken hatte, dass Kakashi und Yumi das Essen zusammen vorbereitet hatten. Zu ihrer Verwunderung schmeckte das ganze dann auch noch unheimlich lecker und sie genoss jeden Bissen in aller Ruhe. So vergingen die nächsten Tage und, obwohl sich manche Situationen für die Kirschblüte noch sehr neu anfühlten, wie zum Beispiel die kleine Yumi zu trösten oder sie zum Schlafen gehen zu zwingen, auch, wenn sie noch gar nicht müde war. Natürlich erkundigte sie sich auch jeden Tag, nach dem Befinden ihrer wirklichen Eltern. Allerdings war dieser unverändert geblieben und sie lagen immer noch im Koma, sodass sie dieses Spiel wohl oder übel weiter spielen mussten. Auch Kakashi gewöhnte sich irgendwie an seine neue Rolle als Vater. Und ihm kam der Gedanke, dass er sich vielleicht selbst so langsam mit einer Familienplanung beschäftigen sollte. Immerhin war er auch nicht mehr gerade der jüngste. Aber im Moment war es wichtig, dass Sakura wieder zu Kräften kam und Narutos Tod langsam aber sicher hinter sich lassen konnte. Sie wirkte jetzt viel fröhlicher als noch vor ein paar Monaten, allerdings hatte Kakashi manchmal den Eindruck, dass sie ihm etwas vorspielte. In seiner Gegenwart war sie immer sehr heiter, so viel Aufmerksamkeit von ihm zu bekommen, tat ihr gut. Aber was war in der Zeit, in der er nicht bei ihr war? Er wurde das Gefühl nicht los, dass sie, wenn sie sich für ein paar Minuten in ihr Zimmer zurück zog, sie ihren Tränen freien lauf ließ. Vielleicht war es auch seine Schuld. Vielleicht setzte er sie zu sehr unter Druck und sie wollte sich nicht mehr bei ihm ausweinen, weil sie dachte er würde es satt haben. So sah er jedes Mal mit einem schlechten Gewissen zu, wie sie mit einem Lächeln in ihr Zimmer verschwand und mit einem Lächeln wieder zurück kam als wäre nichts gewesen. Er sprach sie nie darauf an, obwohl er jedes Mal noch die salzigen zurückgebliebenen Spuren ihrer Tränen sah. Deshalb war Kakashi, trotz der Umstände und der Umstellung, froh und erleichtert, dass dieses Mädchen in ihr Leben gekommen war, denn sie war so energiereich und impulsiv, so verspielt und ruhelos, dass sie gar keine Zeit hatte traurig zu sein. Zumindest dachte er das. Es war schon nun eine Weile her, dass die kleine Yumi zu ihnen gekommen war. Wie jeden Morgen saß er am Frühstückstisch, las die Zeitung und schlürfte Kaffee. Yumi war gleich nachdem sie fertig gegessen hatte, etwas rausgegangen und Sakura war in ihrem Zimmer und zog sich um. "PAPAAAAA!!", kam der kleine Wildfang mit einem lauten Schrei angerannt und warf sich dem Silberhaarigen ans Hosenbein. Für Kakashi nichts Neues. Mittlerweile hatte er sich an ihre Impulsivität gewöhnt und strich ihr nur mit einem "Na, mein Spatz, was gibt's denn?" sanft übers Haar, während er auch nicht eine Sekunde den Blick von der Zeitung abließ. Er schlürfte ein weiteres Mal an seinem mittlerweile kalten Kaffee, während Yumi aufgedreht an dem Stoff seiner Hose zupfte. "Papa, du musst sofort mit Mama Sex haben!", meinte sie naiv und unschuldig mit ihrer piepsigen Stimme und brachte Kakashi mit diesem Satz dazu seinen Kaffee geschockt wieder auszuprusten. Mit einem schnellen Griff zog der das kleine Mädchen zu sich auf den Schoß, hielt ihr den Mund zu und sah panisch hin und her: "Bist du verrückt, so etwas zu sagen? Wenn das Sakura gehört hätte!" Dann wäre er jetzt wahrscheinlich schon tot. Und überhaupt, woher kannte dieses kleine Ding eigentlich schon solche Wörter? Als das Mädchen sich endlich aus Kakashis Griff befreit hatte und atemlos nach Luft rang, erklärte sie ihre Forderung ohne nachgeben zu wollen weiter: "Doch, Papa, das musst du. Mama weint doch." "Was?", fragte Kakashi und sah das Mädchen ungläubig an. Nun hatte auch sie Tränen in den Augen, die der Silberhaarigen sanft wegwischte. Vorsichtig hob er sie von seinem Schoß herunter und strich ihr beruhigend durchs Haar: "Keine Sorge, Mama wird es gleich wieder besser gehen." Damit ließ er von ihr am und schlich sich auf Zehenspitzen zu Sakuras Zimmer. Dort angekommen hielt er einen Moment inne und lauschte in die Stille hinein. Tatsächlich. Es war nur sehr leise, doch sie weinte und schluchzte. Einen Spalt breit öffnete er die Tür und sah die Kirschblüte zusammengeknickt auf ihrem Bett sitzen. Leise ging er auf sie zu und setzte sich neben sie auf die Bettkante. Erst jetzt hatte die Rosahaarige bemerkt, dass jemand ins Zimmer gekommen war und schreckte kurz hoch. Doch ehe sie realisiert hatte was geschah, hatte Kakashi sie schon sanft an sich gedrückt und sie in seine Arme geschlossen. "Schäm dich. Wieso weinst du schon wieder alleine? Du weißt doch, dass ich das nicht mag. Also erzähl, wieso weinst du?", rügte Kakashi sie sanft und strich ihr währenddessen die Tränen aus dem Gesicht. Doch es brachte nichts. Sakura ließ ihren Tränen freien Lauf und schmiss sich schluchzend an Kakashis Brust heran. "Sensei, ich kann nicht mehr. Ich muss dauernd an Naruto denken. Daran denken, dass er auch eine Familie und Kinder hätte haben können, wenn er mich nicht beschützt hätte. Vielleicht sogar mit Hinata. Und ich hab ihm das alles weggenommen. Dieses Glück hab ich ihm weggenommen.", schluchzte in ihn hinein. So war das also. Er hatte gedacht, dass Yumis Anwesenheit sie ablenken würde, doch stattdessen hatte es genau das Gegenteil bewirkt. Jetzt gab sie sich wieder die Schuld an Narutos Tod, obwohl das schon monatelang zurück lag. Und so langsam fing er an, daran zu zweifeln, ob Sakura jemals wieder die alte werden würde. "Ach Sakura, das stimmt doch gar nicht und das weißt du auch.", seufzte er, hob ihr Kinn etwas an und sprach sanft weiter, "Es war Narutos Wunsch dich zu beschützen. Damals war für ihn nur eins wichtig: Dass du überlebst. Wieso hörst du nicht endlich auf darüber nachzudenken und dir selbst Vorwürfe zu machen?" "Aber, Sensei...", sie wollte etwas erwidern, doch plötzlich geschah etwas, was sie nie vorausgesehen hätte. Kakashi hatte ihr Gesicht in seine Hände gelegt und führte mit einer blitzschnellen Handbewegung ihre Lippen an die seinigen. Erschrocken weiteten sich Sakuras Augen. Ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus. Erst nachdem sie realisiert hatte, was geschah, drückte sie sich panisch von ihm weg und schrie ihn wutentbrannt an: "WAS GEHT DENN MIT IHNEN AB?! SIND SIE NOCH GANZ BEI TROST?! IGITT!!" Natürlich war es kein richtiger Kuss, da er immer noch seine Maske trug. Trotzdem war Sakura so dermaßen angewidert, dass sie sich mit ihrem Ärmel immer wieder die Lippen abwischte. "Ich hoffe, das hat gereicht um diesen Gedanken endgültig aus deinem Hirn zu blasen.", meinte Kakashi mit bösem Blick. So langsam hatte er die Nase nämlich gestrichen voll. Er war es einfach satt, dass sie sich dauernd die Augen ausheulte, weil sie sich immer noch einbildete für Narutos Tod verantwortlich zu sein. "Und wenn ich noch ein Wort darüber höre, dann kommt's sogar noch dicker, haben wir uns verstanden?", knurrte er sie fragend an und bekam ihrerseits nur ein stummes angsterfülltes Nicken. Zufrieden verließ er ohne ein weiteres Wort ihr Zimmer und ließ sie immer noch vollkommen perplex zurück. Was war nur in ihn gefahren?, dachte sich Sakura und konnte sich nur langsam wieder beruhigen, denn immer noch ging ihr der Ekel durch Mark und Bein. Für die kleine Yumi, die währenddessen vor dem Zimmer gewartet hatte, war das das Zeichen, dass es ihrer Mama wieder gut ging. Fröhlich hopste sie auf die Rosahaarige zu und schmiss sich, wie bei Kakashi zuvor an die Beine. "Mama, es ist so schönes Wetter draußen. Lass uns spielen gehen.", kreischte das Mädchen, dachte gar nicht daran auf Sakuras Einwilligung zu warten und zog sie raus in die warme Mittagssonne. So verging eine weitere Woche bis Yumis Eltern endlich aufgewacht und zu Kräften gekommen waren. Kurze Zeit später war für die drei auch schon der Tag des Abschieds gekommen. Als Sakura ihr erzählt hatte, dass Kakashi und sie nicht ihre richtigen Eltern waren, nahm das kleine Mädchen zur Verwunderung aller, das ganze relativ gelassen hin. Allerdings fiel ihr der Abschied trotzdem ziemlich schwer. Am liebsten hätte sie gewollt, dass ihre Eltern Kakashi und Sakura als ihre Geschwister adoptierten. Ein letztes Mal umarmte Yumi ihre neue große Schwester und ihren großen Bruder und ging dann mit ihren Eltern Richtung Wald. Sakura und Kakashi standen währenddessen noch vor dem Tor und winkten ihnen zum Abschied. "Bye-bye Kakashi-onii-chan und Sakura-onee-chan! Seid lieb zueinander und vergesst nicht noch ganz viel Sex zu haben!", schrie sie ihnen noch hinterher und ließ Sakura und Kakashi hochrot anlaufen. Natürlich war ihren Eltern das ziemlich peinlich, hielten ihr den Mund zu und suchten schnell das Weite. Tsunade, die daneben gestanden hatte, lief ebenfalls hochrot an, allerdings vor Wut und sah Kakashi mit einem Mörderblick drohend an: "Was-zum-Teufel-hat-das-zu-bedeuten?!" So verbrachten Kakashi und Sakura den weiteren Abend damit noch, der Hokage zu erklären, dass zwischen ihnen nichts gelaufen war. Die Zeit mit der kleinen Yumi würden sie sicher nie vergessen. Kapitel 17: Heal, what has been hurt... --------------------------------------- "Sakura, nun hör schon auf zu weinen! So kann das doch nicht weiter gehen! Du kannst doch nicht den ganzen Tag da sitzen wollen und weinen!", meinte Kakashi verzweifelt und versuchte seine Schülerin nun schon seit geschlagenen vier Stunden dazu zu bringen aufzuhören. Als er ihr mitten in der Nacht seine tragische Lebensgeschichte und die seines Vaters erzählt hatte, hatte er es eigentlich schon aufgegeben, dass sie danach wieder ruhig einschlafen würde. Aber dass sie seitdem einfach nicht mehr aufhörte zu weinen, hatte er nicht voraus gesehen. "Ich weine wann ich will und so viel ich will, kapiert? Und mir ist jetzt einfach danach!", protestierte das Mädchen schluchzend. Unter den ganzen Tränen konnte sie den Kloß in ihrem Hals kaum überwinden um diese Worte auszusprechen. Sie wusste, dass es nichts brachte zu weinen. Aber gerade weil sie sich so hilflos fühlte, wollte es einfach nicht aufhören. Ihr Sensei, von dessen Leid sie nie etwas gewusst hatte, tat ihr so unendlich Leid, dass sie nur noch für ihn weinen wollte, um seine Schmerzen zu lindern. Für Kakashi taten ihre Motive allerdings überhaupt nichts zur Sache. Für ihn war das ganze nur ein unmögliches Ereignis, das er zu verschulden hatte. Er hätte ihr nie von seinem Vater und seiner Mutter erzählen sollen. Die letzte Zeit war alles so gut gelaufen und er hatte es geschafft, dass sie wirklich nur noch selten an Narutos Tod dachte. Sie hatte begriffen, dass das Leben weiter ging. Und jetzt weinte sie schon wieder und zwar schlimmer als noch vor einem halben Jahr. So ging das einfach nicht weiter. "Meine allerliebste und allersüßeste Sakura. Ich fühle mich wirklich sehr geehrt, dass du so viel um mich und um das Schicksal meiner Familie weinst, aber das bringt nichts. Es macht nichts davon wieder ungeschehen.", sagte er beruhigend, hob ihr Kinn etwas an und versuchte ihr mit einem Lächeln sie wieder aufzumuntern. Allerdings hatte er damit genau das Gegenteil erreicht, denn nun schmiss sie sich an seine Brust, stieß einen lauten Schluchzer aus und weinte nur noch mehr. Schöne Bescherung, dachte sich Kakashi. Was sollte er nur tun? Er hatte das Gefühl, dass seine bloße Anwesenheit sie traurig machte. Und das war eigentlich nicht das, was er erreichen wollte. Sein Auftrag war es eigentlich sie vom Weinen abzubringen und nun vergoss sie schon geschlagene vier Stunden zigtausende von Tränen allein wegen ihm. Irgendwie lief hier was schief, und zwar ganz gewaltig, das war ihm klar. Er hatte keine Ahnung wie er Sakura dazu brachte an was anderes zu denken. Seufzend legte er seine Arme um ihren bebenden kleinen Körper und strich ihr beruhigend über den Rücken. So konnte es einfach nicht weiter gehen. Er hatte mittlerweile schon ein ganz schlechtes Gewissen. "Sakura, ich verstehe, dass du mein Leid lindern willst, aber das geht nicht. Wenn du das Leid aller auf dich nimmst, dann zerbrichst du irgendwann daran. Jeder muss mit seinen Problemen selbst fertig werden, deshalb bringt es nichts, wenn du weinst. Das wussten auch schon Naruto und Sasuke.", er drückte das Mädchen etwas von sich weg, kniete sich zu ihr nieder und sah ihr lächelnd in ihre geröteten, tränenüberströmten Augen, "Ich weiß, was die Leute in Konoha über mich denken und, dass viel von dem was mein Vater getan hat, auf mich projiziert wird. Die Menschen machen die Dinge schlimmer als sie sind. Aber weißt du was? Dass du um mich weinst, bedeutet mir genug." Mit einer kleinen Bewegung wusch er ihre Tränen weg und lächelte ihr aufmunternd zu. Sakura hätte am liebsten gleich wieder angefangen zu weinen, doch sie versuchte sich zu beherrschen. Stattdessen fiel sie dem Silberhaarigen um den Hals und drückte sich fest an ihn. Auch Kakashi umarmte sie genauso fest und fragte sie: "Hättest du nicht Lust mit mir in die Stadt zu gehen? Wir könnten essen und ein wenig shoppen gehen. Selbstverständlich lade ich dich ein." "Ich will nicht in die Stadt gehen. Ich hasse alle Menschen in Konoha!", war Sakuras einzige trotzige Antwort darauf. "Aber Sakura, sei doch vernünftig. Na komm schon. Tu mir doch den Gefallen." "Na gut.", seufzte Sakura, wandte sich unverstanden von Kakashi ab und ging in ihr Zimmer um sich umzuziehen. Dabei bekam sie von dem Silberhaarigen noch einen Klapps auf den Hintern, woraufhin Sakura sich empört und entsetzt zurück drehte. "SIE PERVERSES SCHWEIN!! SCHÄMEN SIE SICH DENN NICHT?!", schrie sie ihn stattdessen hinterher und wartete auf eine Entschuldigung. Ihr Sensei drehte sich allerdings mit einem schelmischen Lächeln um und antwortete: "Wenn du nicht etwas mehr lächelst, dann wird das den ganzen Tag so ablaufen." Sakura wollte etwas darauf erwidern, doch sie war einfach absolut sprachlos. Kakashi nutzte diese Gelegenheit um noch einen drauf zu setzten: "Außerdem, gib's zu, es hat dir doch gefallen. Ich weiß, dass dich das total anmacht." Die Angesprochene lief schamrot an, versuchte aber so gut es ging nicht gleich zu explodieren, denn sie war kurz davor ihr ganzes Chakra in sich zu sammeln und ihren Sensei mit einem gezielten Faustschlag zu erschlagen. Stattdessen polterte sie grummelnd und aufgebracht in ihr Zimmer und zog sich um, während Kakashi den Frühstückstisch abräumte, von dem Sakura nichts angerührt hatte. Eine halbe Stunde später war Sakura fertig angezogen. Sie wollte sich für ihren Sensei, der immer so besorgt um sie war, etwas hübsch zu machen, weshalb sie sich für ein weißes leichtes Sommerkleid mit roten Kirschen entschieden hatte. Sogar Kakashi ließ bei dem Anblick einen verzauberten Pfiff los. „Hätte nicht erwartet, dass du dich für mich so hübsch machst.“, grinste der Silberhaarige sie abermals an. Irgendwie war er gerade in der Laune sie etwas zu ärgern und zu necken. Bei Sakura, die sich auch so leicht ärgern ließ, machte das nämlich auch gleich doppelt so viel Spaß. Wie erwartet wurde sie gleich puterrot um die Nase herum. „Also um hier gleich etwas klarzustellen: Ich habe mich NICHT für Sie hübsch gemacht!“, hielt Sakura protestierend dagegen, obwohl sie sich in Gedanken natürlich mehr als ertappt fühlte. Trotzdem hatte das natürlich rein gar nichts zu bedeuten, nur weil sie sich mal hübsch gemacht hatte. Das war einfach, weil sie schon so lange nicht mehr ausgegangen war. Zumindest versuchte sie sich das jetzt einzureden. „Okay, schon gut. Lass uns nicht wieder anfangen zu streiten.“, antwortete Kakashi darauf amüsiert und wusste gleich darauf, dass seine Schülerin sich sicher gleich wieder angegriffen fühlen würde. Und tatsächlich. Schon im nächsten Moment antwortete sie empört „Ich streite doch gar nicht!“ Sie war einfach zu berechnend. Statt sich aber darauf einzulassen, schob er sie bei der Tür raus. Er hatte bekommen was er wollte. Jetzt war sie zumindest wieder etwas fröhlicher, und darauf wollte eigentlich hinaus. Und als sie nach einer weiteren halben Stunde endlich so richtig in Fahrt war, zerrte sie von einem Schaufenster zum anderen und gleich darauf in den Laden selbst. Als Mädchen war sie natürlich auch eine richtige Shopping-Natur. In jeder Boutique probierte sie mindestens zehn oder zwanzig Sachen an, zumindest kam es Kakashi so vor. Doch sie hatte Spaß daran und das war für ihn die Hauptsache. Und wie versprochen kaufte er ihr auch das ein oder andere, was sie unbedingt haben wollte. Komischerweise hatte er daran seine Freude. Als Kakashi das nächste Mal auf die Uhr sah, war es schon ein Uhr. Die Zeit war wie im Nu vergangen. Und obwohl Sakura noch keine Lust auf Mittagessen hatte, gingen sie in ein mittelklassiges Lokal, indem das Essen trotzdem sehr lecker war. Zufrieden über die ganzen Einkäufe, die sie heute Vormittag gemacht hatte, setzte sie sich an einen Tisch für zwei Personen. Kurz darauf kam schon ein Ober, der ihnen zwei Speisekarten brachte und die übliche Diskussion entbrannte, wer was nahm und was wohl am besten schmecken würde. Nach kurzer Zeit gaben die beiden dann ihre Bestellungen ab und widmeten sich dann dem Gesprächsthema, was sie nachmittags so machen könnten. Doch auch dieses war schnell durchgekaut und die beiden verfielen in Stille. Sakura ließ ihren Blick flüchtig durch das Restaurant schweifen und kehrte dann wieder in sich zurück. Sie wusste nicht warum, aber sie fühlte sich unwohl. Obwohl sie schon oft hier war, spürte sie diesmal eine bösartige Atmosphäre in dem Raum. Ein zweites Mal überflog sie den Raum in der Hoffnung den Störfaktor zu finden, doch vergebens. Auch Kakashi schien irgendwie angespannt zu sein, oder kam ihr das nur so vor? Doch schon im nächsten Moment stand der Kellner abermals vor ihnen und stellte ihre bestellten Getränke auf den Tisch, so dass sie für einen kleinen Moment ihren Gedanken unterbrach. Der Mann verweilte nicht lange bei ihnen und ging gleich darauf zu zwei anderen Männern, die nicht weit weg von ihnen direkt an der Bar saßen. Sie beobachtete den Kellner wie er zwei Bier bei ihnen abstellte und erhaschte dabei die Blicke der beiden Männer. War das nur ihre Einbildung oder waren ihre Blicke gerade ganz fest auf sie und ihren Sensei gerichtet? Natürlich wichen sie ihrem Blick sofort aus und auch sie versuchte so gut es ging sie nicht mehr weiter zu beobachten. Und trotzdem. Sie spürte wie die Blicke der beiden Männer immer noch auf ihnen ruhten. Ihre Beobachtung von vorhin zufolge waren es zwei Ninja aus dem Dorf. Sie trugen dieselben grünen Westen und auf ihrem Stirnband war das Wappen Konohas abgebildet. Kein Zweifel, diese beiden waren zwei Einheimischen und kannten mit großer Wahrscheinlichkeit auch Kakashi. Angestrengt versuchte sie die Geräusche um sich auszublenden und sich auf das Gespräch der beiden Männer zu konzentrieren. Sie wusste einfach, dass sie über ihren Sensei redeten. Und das schlimmste dabei war, dass er es auch hörte und wusste. Sein schmerzhafter Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er es versuchte zu ignorieren, doch es ging nicht. „Ist das nicht Hatake Kakashi? Der berühmte Kopierninja, der schon über tausend Techniken kopiert haben soll?“ „Stimmt genau und anscheinend sind die Gerüchte auch wahr, dass er etwas mit seiner Schülerin hat.“ „Unglaublich, dabei ist die noch nicht mal attraktiv. Minderjährig ist sie anscheinend auch noch.“ „Klar ist sie das, schau sie dir doch an! Keiner von uns kann nachvollziehen was er an ihr findet. Vielleicht ist da ja was dran, dass er das von seinem Vater geerbt haben soll. Der war nämlich auch mit einer zusammen, die zwanzig Jahre jünger war.“ „Dann liegt die Pädophilität anscheinend in der Familie!“ Die beiden fingen an lauthals zu lachen und im selben Moment brannten in Sakura die Sicherungen durch. Wutentbrannt fuhr sie von ihrem Stuhl hoch, stampfte auf die beiden zu und stoppte kurz vor ihnen. Auch die zwei Ninja hatten sie nun bemerkt und sahen sie irritiert an. Anscheinend war ihr Gespräch aufgeflogen, aber was konnte eine halbe Portion wie dieses Mädchen ihnen schon großartig anhaben? Doch Sakura wusste, dass sie sie mit zwei Schlägen in den Tod schicken konnte. Deshalb musste sie versuchen sich zu beherrschen, auch, wenn diese Männer es nicht verdient hatten am Leben zu sein. Im nächsten Moment nahm sie eins der Biere, das auf dem Tresen stand, schleuderte dem Vorderen die Flüssigkeit direkt ins Gesicht und warf den Krug dann mit voller Wucht auf den Boden, sodass dieser in tausend Teile zersprang. Der ganze Raum war mit ihrer inneren Anspannung erfüllt. Die Zeit blieb stehen und den Männern erschien es wie eine Ewigkeit, in der das Mädchen ihnen zornig in die Augen blickte. Es waren keine Worte nötig, denn ihr Blick genügte, um diesem Abschaum der Gesellschaft klar zu machen, dass sie dem Tod in die Augen blickten. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Die Furcht der Männer nutzte sie aus um mit einer schnellen Bewegung ihren Sensei beim Handgelenk zu packen und ihn hinter sich her zu ziehen. Und während die beiden an den Ninja vorbei huschten, fiel der eine ihn Ohnmacht und der andere vom Stuhl. "Verdammt, dieses Mädchen ist, das genaue Ebenbild der Hokage..." Sakura rannte und rannte die Straßen von Konoha entlang, rempelte dabei mehrmals Leute an, warf diese komplett aus der Bahn oder rannte sie um, doch das alles war ihr egal. Den Silberhaarigen zog sie dabei mit Leichtigkeit hinter sich her und ließ ihn nicht aus ihrem Griff entwischen. Kakashi versuchte dagegen zu halten, sie durch gutes Zureden wieder zur Besinnung zu bringen, doch es war als würde er gegen eine Wand reden. Endlich, als sie schon fast durch die ganze Stadt gerannt waren, bog die Rosahaarige in eine kleine Seitengasse ein und hielt dort keuchend und nach Luft schnaufend an. Auch der Jonin lehnte sich erschöpft an eine Wand und atmete schnell ein und aus. "Sakura...das hättest du nicht tun dürfen...", keuchte er immer noch vollkommen außer Atem, "Ich weiß, du hast es gut gemeint, aber wir müssen zurück gehen und uns entschuldigen." "Nein!", war Sakuras einzige, aber felsenfeste Antwort darauf. Und schon wieder hatte Kakashi den Eindruck er hätte dieses trotzige kleine Kind vor sich. „So geht das aber nicht.“, meinte er wütend, packte das Mädchen am Handgelenk und drehte sie mit einer kräftigen Bewegung zu sich. Erst jetzt bemerkte er, dass sie nicht keuchte um Luft zu schnappen, sondern, dass sie am ganzen Körper vor Schluchzen zitterte. Was war denn jetzt plötzlich? Wieso weinte sie wieder? Hatte er irgendwas nicht mitbekommen? „Sakura, warum weinst du..?“, fragte er sie irritiert und unbeholfen. „Es ist mir egal, wenn man über mich schlecht redet, aber bei Ihnen ertrage das nicht länger! Die Menschen sind alle so ungerecht! Sie sind so ein lieber Mensch und haben nie etwas Schlechtes getan und trotzdem sagen sie solche komischen Dinge über sie! Ich will das nicht!", und abermals überkam es sie. "Keiner darf über meinen geliebten Sensei so schlecht sprechen! Das erlaube ich nicht!", sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und weinte hemmungslos hinein. Kakashi stand nur unbeholfen da und wusste nicht was er mit den vielen aufkommenden Gefühlen in ihm machen sollte. Dieses unmögliche Mädchen! Sie raubte ihm wirklich noch den letzten Nerv! Jetzt weinte sie schon wieder. Und sie weinte wegen ihm. Doch wieso fühlte er sich dabei so unbeschreiblich glücklich? Was war das nur für ein Gefühl? Er kannte Sakura. Sie hätte diese Männer wahrscheinlich am liebsten zu Tode geprügelt. Aber zum ersten Mal, ja wirklich zum aller ersten Mal, täte sie es wegen ihm. Ja, zum ersten Mal weinte sie nicht wegen Naruto, sondern für ihn. Und als ihm diese Tatsache wie Schuppen von den Augen fiel und dieses Gefühl in seinem Herzen überfloss, packte er das Mädchen bei den Schultern, zog sie an sich heran und schlang die Arme ganz fest um ihren zitternden Körper. Sie war der erste Mensch, der um ihn weinte und dafür wollte er sie nie wieder loslassen. "Sakura...das ist so lieb von dir...Danke...", hauchte er ebenfalls mit gebrochener Stimme und drückte ihr einen sanften Kuss auf ihr Haupt. Was war das bloß? Dieses Gefühl? Er kannte es nicht. Dieses Herzklopfen, es war anders. Anders als bei seinen bisherigen Affären, bei denen er auch ein leichtes Herzklopfen verspürte. Aber bei Sakura fühlte es sich an, als wollte es aus seinem Brustkorb hinaus in die Freiheit springen. Es war das erste Mal, dass er so fühlte. Er hielt das Mädchen immer noch fest umschlossen in seinen Armen und, obwohl er das schon so oft getan hatte, wenn sie weinte, war es diesmal anders. Er umarmte sie nicht wie ein Lehrer seine Schülerin, nicht wie ein Vater seine Tochter um sie zu trösten. Doch diesmal schlug ihm das Herz bis zum Hals. Diesmal wollte er sie nie wieder loslassen… Kapitel 18: ...Change the Fates Design... ----------------------------------------- Ich glaube nicht an die Liebe. Frauen sind dazu da um mit ihnen Spaß zu haben. Wozu sollte ich mich verlieben? Die Eine gibt es sowieso nicht! Das dachte ich immer, doch im Inneren wollte ich eines besseren belehrt werden. Ich beneidete alle meine Kollegen, die sich schon lang vor mir verheiratet hatten und glücklich waren. Mit meinen 29 Jahren hatte ich mich noch nie verliebt. Die wahre Liebe gibt es nicht, oder? Betrübt saß der silberhaarige Shinobi auf der Couch und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Der Regen eines der in letzter Zeit häufigen Sommergewitter zog ihn in seinen Bann und brachte ihn in eine melancholische, fast schon weinerliche Stimmung. Doch er ließ es gern mit sich machen. In letzter Zeit war viel passiert. Viele Ereignisse, die er nicht vorausgesehen hatte. Dass er zu Sakura jemals so ein enges Verhältnis entwickelt würde, hätte er nie gedacht. Er hatte nicht ein Mal im Traum daran gedacht, dass ihm jemand mal so wichtig werden würde, dass er das Bedürfnis hatte, diesem Menschen seine Vergangenheit zu offenbaren und sich öffnen. Wie war es dazu gekommen? Wann war die Kirschblüte so wichtig für ihn geworden? Er wusste es selbst nicht mehr. Und er wusste auch nicht was er davon halten sollte. War das gut oder schlecht? Komisch. Er fühlte sich wie ein hilfloses Kind, das dieses Gefühl zum ersten Mal hatte und nicht wusste was er damit anfangen sollte. War es eine vorübergehende Verwirrung der Sinne? Immerhin war es nur ein Mal vorgekommen, dass er dieses Herzklopfen gespürt hatte. Er wohnte immer noch mit demselben Mädchen zusammen, doch das Gefühl blieb aus. Alles war ganz normal. ‚Was sagst du dazu, Obito?’ fragte er seinen toten Freund und sah noch tiefer in die dichte Wolkendecke, die dieselbe Farbe hatte wie sein Haar. Immer, wenn es so stark regnete, hatte er das Gefühl sein bester Freund wäre ganz nah. Er konnte es schon fast fühlen, wie er hinter ihm stand. In letzter Zeit hatte er es stark vernachlässigt, Obitos Grab zu besuchen. Sicher war er sauer und auf seiner unsichtbaren Stirn pochte wild eine rote Ader. Und als er dieses Bild vor seinem geistigen Auge hatte, musste er fast schon etwas schmunzeln. Ob er wohl wirklich da war? Ach, Quatsch! Geister gab es nicht. Weder gute noch böse. Er hatte schon lange aufgehört daran zu glauben, dass die Menschen die ihn liebten, Obito, sein Vater, seine Mutter, ihn beschützten. So in Gedanken versunken, merkte er gar nicht, dass sich Sakura schon die ganze Zeit über ihn gebeugt hatte und mit der Hand wild vor seinem Gesicht fuchtelte. "Hallo. Sakura an Kakashi-Sensei. Ist irgendjemand zu Hause?", fragte sie ihn genervt nörgelnd. Etwas grob packte er ihr Handgelenk und erwiderte mit ungewolltem bösen Blick und knurrender Stimme: "Was ist?" Sakura erschreckte die gereizte Reaktion ihres Lehrers so sehr, dass ihr Herz für einen Moment zusammen zuckte. Was war denn bloß los mit ihm? In letzter Zeit war er dauernd so gereizt. Es erinnerte sie fast an die Zeit vor ein paar Wochen. Ehrlich gesagt, hatte sie gehofft, dass er diese "Phase" bereits überwunden hatte. Aber anscheinend gab es immer noch etwas, das ihn bedrückte und von dem er ihr nichts erzählte. Stattdessen fauchte er sie öfters an als sonst, was sie doch schon sehr verletzte. Merkte er das eigentlich nicht selbst? Narutos Tod lag nun schon sehr lange zurück. Aber statt wie gewohnt fröhlich zu lachen, beschäftigte sie nun Kakashis betrübter Zustand. Es war als hätten sie die Rollen getauscht. Und das, was sie am meisten daran störte, war, dass er nicht mit ihr darüber reden wollte. Und das machte sie sehr traurig. Mit bebenden Lippen warf sie ihm ein bellendes "Nichts!" entgegen, befreite ihre Hand aus seinem Griff und lief in ihr Zimmer. Erst jetzt sah Kakashi, dass er mal wieder zu weit gegangen war. Dass er sie angefahren hatte ohne jeglichen Grund und, dass sie jetzt schon wieder wegen ihm Tränen in den Augen hatte. Wieso schaffte er es immer wieder sie so zu verletzen? Er verstand sich selbst nicht mehr. Verstand nicht, was in ihm gerade vorging. Aber eins wusste er: nämlich, dass es das Letzte war, dass seine geliebte Kirschblüte wegen ihm weinte. Gekonnt schwang er sich vom Sofa und rannte ihr hechtete ihr hinterher. Noch bevor sie das Wohnzimmer verlassen und die Tür hinter sich zuknallen konnte, hatte er abermals ihr Handgelenk gepackt und sie zu sich gezogen. Zuerst wollte sie sich befreien und damit sie ihm nicht entwischen konnte, legte er sanft doch fest seine Arme um die Schultern und flüsterte ein Reuevolles "Es tut mir Leid. Bitte weine nicht schon wieder." an ihr heißes Ohr. Unbewusst schmiegte er sein Gesicht an ihren weichen Haaren und atmete ihren süßen, lieblichen Duft ein, der ihm von ihrem Hals entgegenströmte. Die Sekunden verstrichen, während sie in dieser Position verharrten und Sakura versuchte sich zu beruhigen. Ihr Atem ging schnell und ihre Brust hebte und senkte sich ruckartig und unregelmäßig. Immer wieder entfloh ihr ein unkontrolliertes Fiepen, wie das eines wimmernden Hundes, als sie ihre Tränen unterdrückte um nicht zu weinen anzufangen. "Ssssh, es ist alles gut. Tut mir Leid, dass ich so grob zu dir war.", flüsterte er ihr weiter beruhigend zu. Er löste seine Umarmung und drehte das Mädchen vorsichtig zu sich. Diese verbarg ihr glühendes Gesicht so schnell es ging und kuschelte sich an seine Brust. Da Kakashi ein ganzes Stück größer als sie war, war das einzige was er sehen konnte, wenn er nach unten Blickte den Wirbelansatz ihrer geschmeidigen rosa Haare. Plötzlich jagte ihm ein Schauer über den Rücken. Das Mädchen hatte sich so stark an ihn gepresst, dass ihre Brust seinen Bauch berührte und er spüren konnte wie diese sich auf und ab bewegte. Nicht, dass es ihn erregte, aber so wohl hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Sein Körper war total entspannt, während ihrer beider Atem nun im Einklang war. Und bevor er überhaupt wusste, was geschah, verselbstständigte sich sein Körper. Er beugte sich etwas runter, streichelte ihr sanft durchs Haar und hauchte ihr einen leichten Kuss auf ihr Haupt. Jetzt, wo sie sich wieder unter Kontrolle hatte (er spürte es an der ruhigen und gleichmäßigen Bewegung ihrer Brust), wagte er erneut sie anzusprechen. "Was wolltest du vorhin eigentlich?", er drückte sie etwas von sich weg und sah sie mit gesenktem Blick wieder so liebevoll wie sie es von ihm kannte. Beschämt sah sie weiterhin zu Boden, da es wirklich nichts Besonderes war, was sie von ihm wollte. "Mir war etwas langweilig. Deshalb wollte ich fragen, ob wir nicht rausgehen wollen.", murmelte sie vor sich hin, da es ihr im Nachhinein etwas peinlich war, so etwas banales zu fragen. Eigentlich hätte sie auch alleine etwas unternehmen können. Aber irgendwie hatte sie sich schon so sehr an die Nähe ihres Sensei gewöhnt, dass ihr jede Sekunde, in der er nicht um sie herum war und sie nicht seine Präsenz spürte wie eine einzige Qual vorkam. "Sakura", seufzte Kakashi ungewollt auf, "Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Nach der Sache, als du einfach die zwei Shinobi zusammen geschlagen hast, hat Tsunade-sama ein Auge auf uns geworfen und das weißt du auch." Es war die Wahrheit was er sagte. Denn es war klar, dass früher oder später die Hokage davon Wind bekommen würde. Kurze Zeit später hatte man sie auch schon in das Hokagegebäude gebeten und Sakura wurde aufgefordert Rede und Antwort zu stehen. Unerwarteterweise sagte die Kunoichi nichts dazu. Sie rechtfertigte sie weder noch nahm sie die Schuld auf sich. Sie schwieg einfach; zur Verwunderung der Hokage, denn diese hatte ihre Schülerin schon lange nicht mehr so standhaft gesehen. Daher wusste sie, dass die beiden Shinobi sie angelogen hatten und, dass Sakura das Richtige getan hatte, auch, wenn sie nicht erfahren würde, wieso sie das getan hatte. Trotzdem hatte sie von da an ein wachsames Auge auf die beiden geworfen. Denn obwohl sie Kakashi dankbar dafür war, dass er ihrer Schülerin Gesellschaft leistete, so konnte sie den Vorfall auch nicht ignorieren. Die beiden standen von nun an unter Beobachtung. "Wir müssen ja nicht in die Stadt gehen. Das hatte ich ohnehin nicht vor.", meinte das Mädchen und lächelte ihren gegenüber nur geheimnisvoll an. Kakashi stand anscheinend auf der Leitung und zog fragend eine Augenbraue hoch: "Wohin möchtest du dann?" Doch Sakura behielt das Geheimnis für sich und das einzige was sie ihrem Sensei schenkte war nur weiterhin dieses geheimnisvolle aber wunderschöne Lächeln. Kurzerhand fand er sich mit seiner Schülerin auf einem einsamen Waldweg wieder. Nun gingen sie schon seit einer halben Stunde planlos durch den Wald und der silberhaarige Shinobi, der als erstklassiger Ninja meinte schon von sich behaupten zu können, sich im Wald um Konohagakure auszukennen, hatte absolut die Orientierung verloren und lief planlos neben seiner Schülerin her. Diese schien ihre rege Freude daran zu haben. Da sie diesen kleinen, unscheinbaren Waldweg erst vor kurzem entdeckt hatte und dieser anscheinend auch sonst sehr unbekannt war, fand sie die Stille, die hier herrschte immer wieder schön und beruhigend. Schweigend ging sie eine ganze Weile so neben ihrem Sensei her und genoß die Vertrautheit zwischen ihnen. Denn sie konnten nebeneinander her laufen, ohne miteinander zu sprechen und ohne, dass es den anderen störte und man sich unwohl fühlte. Kurz bevor sie an ihrem Ziel ankamen, löste Sakura schließlich die Spannung und schließlich ihr Geheimnis preis. "Ich wollte mal wieder Naruto besuchen gehen.", sagte sie mit ruhiger Stimme. "Stimmt, es ist in letzter Zeit so viel passiert, dass es lange her ist, seit wir das letzte Mal da waren.", antwortete der Silberhaarige und warf einen Blick auf seine Schülerin. Sie lächelte. Zwar etwas traurig, doch gefasst. Natürlich schmerzte die Erinnerung an Narutos Tod sie immer noch, doch mittlerweile war schon so viel Zeit vergangen, dass die Wunde in ihrem Herzen gut verheilt war. Zurückgeblieben war nur eine Narbe. Als sie aus den Wald raus auf eine Lichtung traten, erkannte Kakashi in der Ferne den schwarzen Grabstein. Sie waren anscheinend außen herum gelaufen und hatten den Platz von der entgegengesetzten Richtung betreten. Langsam schritten sie durch das nasse Gras auf den schwarzen Granitstein zu, auf dem die Namen aller derer geritzt wurden, die im Kampf für Konoha gestorben waren. Da man Naruto einen besonders großen Verdienst zu verdanken hatte, war sein Name in einer größeren Schrift eingeritzt als die der anderen Ninja. Langsam kniete sich die rosahaarige Kirschblüte hin und strich sanft über der Namen ihres einst besten Freundes. "Geht's dir gut da oben, Naruto?", fragte sie den schwarzen Granitstein und wartete vergeblich auf eine Antwort. Das einzige was ihr antwortete, war ihr trauriges Lächeln, das sich in dem blank geschliffenen Stein widerspiegelte. Dennoch begann sie zu erzählen. Sie erzählte ihrem besten Freund was sich in der letzten Zeit alles ereignet hatte und was geschehen war. Dass Kurenai ihr Kind geboren hatte und, dass sie eine Zeit lang auf ein kleines Mädchen aufgepasst hatten, das sie für ihre Mutter gehalten hatte. Dass der kleine Kater, den sie bei sich aufgenommen und ebenfalls "Naruto" getauft hatte, schon ziemlich gewachsen war und, dass sie vor Wut zwei Jonin verprügelt hatte. Sie erzählte von den alltäglichen Dingen, die sich jeden Tag ereigneten. Doch ihre Sorge um ihren Sensei, der Mensch, der ihr momentan am nächsten stand, verschwieg sie. Und auch, dass ihr eigentlich niemand antwortete und sie anscheinend mit dem Wind redete, störte sie nicht. In ihrer Vorstellung war Naruto immer bei ihr. Auch in diesem Moment stand er direkt neben ihr und hörte ihr aufmerksam zu. Ja, daran glaubte sie ganz fest. Und während Sakura ihre Gedanken dem Wind anvertraute, war der silberhaarige Shinobi in seinen eigenen Sorgen versunken. Zwar hatte er auch kurz an Naruto gedacht, doch als er zu seiner Schülerin herunter sah und ihr Lächeln erblickte, war er sehr zuversichtlich. Denn er wusste, dass Naruto gestorben war, um dieses Lächeln zu beschützen. Seine eigentlichen Gedanken galten seinem schon lang verstorbenen Freund Obito. Komisch, in den letzten Tagen schien er sich von seinem Freund sehr entfernt zu haben. So kam ihm es zumindest vor. Woran es wohl liegen mochte? War es, weil er schon lange nicht mehr hier gewesen war? Hatte er ihm deshalb noch nicht geantwortet? Immer, wenn er bisher unsicher geworden war, immer, wenn er sich fragte, warum er lebte und wieso er auf dieser Welt war, dachte er an Obito und der gab ihm dann die Antwort. Er wusste, dass sein Freund ihm das Leben gerettet hatte. Der Tod war immer allgegenwärtig. Viele seiner Kollegen sind gestorben und haben ihr Leben für Konoha gelassen. Und plötzlich musste er aus einem unerfindlichen Grund an seinen Vater denken. Wofür hatte er gelebt? Wofür war er gestorben? Wieso werden wir geboren? Nur um wieder zu sterben? Diese Gedanken beschäftigen Kakashi auch nachdem sie den Gedenkplatz verlassen und sich wieder auf den Rückweg gemacht hatte. Beide waren sehr in sich gekehrt. Auch bei Sakura hatte dieser Besuch Spuren hinterlassen. Doch es war anders als bei dem Silberhaarigen. Immer, wenn sie an den Tod dachte, wurde ihr bewusst wie vergänglich das Leben war und, dass man eigentlich für jede Sekunde dankbar sein musste. Naruto hatte für sie sein Leben gelassen und der Gedanke daran, gab ihr jetzt mehr Kraft denn je zuvor. Sie war froh am Leben zu sein. Und das hatte sie vor allem ihrem Sensei zu verdanken. Er hatte ihr die Dinge gezeigt, die das Leben lebenswert machten. Obwohl er schon so viele Verluste ertragen musste, war er immer dankbar gewesen. Doch jetzt schien sie sich da nicht mehr so sicher zu sein. Es war als wäre das Leben aus ihm gewichen. Und so langsam glaubte sie auch zu verstehen warum. Leben und Tod waren untrennbar miteinander verbunden. Das eigene Überleben bedeutete für einen Ninja den Verlust eines geliebten Menschen. Vielleicht war es das was ihn so schmerzte. Nicht der Tod an sich, sondern, dass es aus diesem Teufelskreis keinen Ausweg mehr gab. Sie wusste, dass auch sein bester Freund für ihn gestorben war. Bei seinem Tod hatte er sein Sharingan Kakashi verbracht. Vielleicht kam es ihr deshalb so vor, dass der Geist dieses Obito immer noch bei Kakashi verweilte. Manchmal hatte sie das Gefühl ihn neben ihrem Sensei stehen zu sehen. Nein, es war nicht Obitos Tod. Tief in seinem inneren wusste er, dass er nicht an dessen Tod Schuld war. Denn das war, was er ihr beigebracht hatte. Und das waren seine ehrlichen Gefühle gewesen. Aber was war es dann? Was war die Wurzel seiner Traurigkeit. Könnte es sein, dass das eigentlich nicht seine eigenen Gefühle waren, sondern die jemandes anderen? Der Grund, weshalb ihn die Dorfbewohner verachteten, obwohl seine Dienste tadellos waren. Könnte es sein, dass es nicht einmal seine eigenen Sünden waren, die er zu verschulden hatte, sondern die seines Vaters? Sein Vater, der ein zwanzig Jahre jüngeres Mädchen liebte? Sein Vater, wegen dem eine wichtige Mission scheiterte und viele Menschen deshalb mit dem Leben bezahlen mussten? Waren es wirklich seine "Verbrechen" gewesen, die nun auf seinen Sohn projeziert wurden? Eine Erbsünde? Wenn sie ihren Blick auf ihn richtete, dann wusste sie, dass sie damit vielleicht richtig liegen konnte. Unauffällig ruhten ihre Augen auf dem makellosen Gesicht ihres Sensei. Wenn es wahr war, was die Leute redeten, dann sah er seinem Vater auch äußerlich unheimlich ähnlich. Sie sah nicht viel von seinem Gesicht, aber seine Augen verrieten ihr alles. Augen - Spiegel der Seele. In ihrem ganzen Leben hatte sie sicher noch nie so traurige Augen gesehen. Außer bei Naruto. Diese Traurigkeit, die sie vergeblich versucht hatte zu lindern. War das Schicksal? War es sein Schicksal stets von dem Gerede der Leute verurteilt zu werden und war es das ihre alles immer nur hilflos mitansehen zu müssen? Konnte sie wieder nichts tun? Damit konnte sie sich nicht zufrieden geben. "Sensei, darf ich Sie etwas fragen?", murmelte sie vor sich hin. Sie war sich nicht sicher, ob es geschickt war, diesen Schritt zu unternehmen, oder ob sie ihn nicht noch mehr ins Verderben stürzte. Aber sie musste ihn einfach fragen. Kakashi war immer noch sehr in Gedanken versunken und hatte das, was Sakura von ihm wollte nur halb mitbekommen. Deshalb antwortete er nur mit einem genauso gemurmelten "Nur zu." Noch ein Mal atmete Sakura tief ein bevor sie ihre Frage stellte: "Ich habe den Namen ihres Vaters nirgendwo auf dem Gedenkstein gesehen. Wieso nicht?" Auch, wenn Kakashi nur halbherzig zuhörte, hatte er verstanden, was ihn seine Schülerin gefragt hatte und ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Lippen: "Hast du vergessen, dass er eigentlich Selbstmord begangen hat? Auch, wenn er dem Dorf vielleicht einen großen Dienst erwiesen hat. Die Schande die er gleichzeitig über sich und Konoha gebracht hatte, war anscheinend größer." Und als er das sagte zog sich ihr Herz unweigerlich zusammen. Sie spürte seine Traurigkeit, zusammen mit dem unglaublichen Hass und der Verachtung die er für das Dorf empfand. Egal wie sehr er sich bemühte. Egal wie viele Mission er zugunsten des Dorfes erfüllte und wie freundlich er zu den Dorfbewohnern war. Egal wie sehr er versuchte nicht die "Fehler" seines Vaters zu wiederholen. Alle würden in ihm immer nur den Sohn von Sakumo Hatake sehen. Sekundenlang stand Sakura einfach nur hilflos da ohne zu wissen, was sie dazu sagen sollte. Es gab keine Worte, mit denen sie sein Leid hätte lindern können. War es das jetzt? Konnte sie wirklich nichts tun? Musste sie sich ihrem Schicksal stellen? Und plötzlich als alles so aussichtslos erschien, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Blitzschnell schnappte sie sich Kakashis Kunai, den er an seinem Gürtel und rannte zurück in die entgegengesetzte Richtung. Eigentlich hatte Kakashis Vater nie etwas falsch gemacht. Eigentlich war es nichts Schlechtes jemanden zu lieben. Es war normal, das Leben seiner Freunde vor das Gelingen einer Mission zu stellen. Nur aus der Sicht der Leute war es falsch gewesen. Kakashi hatte vergessen, dass sein Vater in Wirklichkeit in seinem Leben alles richtig gemacht hatte. Man muss sich nicht selbst ändern, nur seine Einstellung. Die Vergangenheit konnte sie nicht ungeschehen machen, das konnte keiner. Doch die Details die in die Gegenwart reichten, konnte sie verändern. Man darf sich nicht damit zufrieden geben, dass alles so ist wie es ist. Das was man nicht akzeptieren, sollte man ändern. Und sie würde es ändern. Kakashi sah seiner Schülerin verdutzt hinterher und wusste nicht so recht, was er mit dieser Aktion anfangen sollte. Wieso hatte sie ihn das gefragt? Für ihn war es fast selbstverständlich geworden, den Namen seines Vaters nicht auf dem Grabstein vorzufinden. Dort waren nunmal nur die Ninja, die ihr Leben dem Dorf geopfert hatten. Er hatte sich schon längst damit abgefunden. Dass Sakura seine Gefühle in sich aufzunehmen verstand er nicht. War sie deshalb traurig geworden und weggelaufen? Weil sie einsehen musste, dass sie es sowieso nie ändern könnte? Sicher war sie wieder am Grabstein und weinte sich bei Naruto aus. Doch was wollte sie mit dem Kunai? Er seufzte einmal kurz auf und machte sich dann auf den Weg und folgte ihr. Und wie erwartet fand er sie kniend vor dem Gedenkstein wieder. Abermals seufzte er auf, kam kurz hinter ihr zum Stehen kniete sich zu ihr runter. Sanft legte er ihr seine Hand auf die Schulter und meinte: "Wein doch nicht wieder, Sakura. Manchmal muss man sich eben damit abfinden, dass man die Vergangenheit nicht ändern..." Ehe er den Satz zu Ende sprechen konnte, unterbrach ihn Sakura mit einem lauten und zufriedenen "FERTIG!" Als Kakashi ihr unwissend über die Schulter sah, erblickte er den feinsäuberlich eingeritzten Namen seines Vaters, der ihm auf dem schwarzen Granitstein weiß entgegenleuchtete. In diesem Moment wurde er von einem unheimlich starken Gefühl überwältigt. "Du...du bist", ...einfach unglaublich, wollte er sagen. Doch er brachte es nicht über die Lippen. Sie zitterten einfach viel zu sehr. Sein ganzer Körper bebte unter diesem wunderschönen Gefühl. Dieses Mädchen schaffte es tatsächlich immer aus diesem grausamen und ungerechten Dorf wieder die heile Welt zu zaubern, die sie für ihn einst gewesen war. Mit einem Ruck zog er die zierliche Kirschblüte an sich heran und drückte sie ganz fest an sich, mit der Absicht sie nie wieder loszulassen. Und wie er sie so in seinen Armen hielt, hatte er das Gefühl, dass Obito, der ihm nun wieder ganz nah war und neben ihm stand, ihm endlich die Antwort auf seine Frage gab und ihm ins Ohr flüsterte: "Es ist Liebe." Kapitel 19: ...Bring Back What Ones Was Mine -------------------------------------------- "O-too-san, warum hast du ein Mädchen geheiratet? Mädchen sind doch doof.", sagte der Vier-jährige Kakashi zu seinem Vater, der daraufhin laut anfangen musste zu husten und seinen Sohn verwirrt ansah. Sicher waren das die Einflüsse des Kindergartens. Jungs und Mädchen verstanden sich in diesem Alter nie. Doch Sakumo belustigte die Naivität seines Sprößlings auch ein wenig. Gütig lächelnd sah er zu dem Kleinen hinunter und antwortete: "Weißt du, mein Sohn, deine Mama ist etwas ganz Besonderes für mich. Sie ist die Frau, die ich über alles auf der Welt liebe und, die das Leben für mich lebenswert macht. Findest du denn deine Mama auch doof?" "Nein überhaupt nicht! Ich hab O-kaa-san ganz doll lieb genau wie O-too-san!", brach es aus dem Kleinen heraus und während er seinen Vater mit seinen roten Bäckchen und den großen Augen überzeugend ansah, drückte er die Hand seines Vaters unwillkürlich etwas stärker. Er sah so goldig aus, dass sein Vater nun noch mehr grinsen musste und weiter erzählte: "Ich hab dich auch sehr sehr lieb, Kakashi-kun, vergiss das nie. Und, wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich nichts mehr wollen als, dass du später auch so ein tolles Mädchen kennen lernst, wie deine Mama. Ein Mädchen, das du liebst und, das dir immer Trost und Kraft schenken wird. Ich wünsche mir, dass sie dich in Liebe einhüllt, damit du alle Sorgen vergisst und den Sinn für das Wesentliche nie verlierst." Nun war es der kleine Kakashi, der seinen Vater verwirrt ansah, weil er seine Worte nicht verstand. Doch im selben Moment kamen sie nach Hause. Sein Vater ließ seine Hand los und ging mit einem zärtlichen Lächeln auf seine Mutter zu. "Wir sind wieder da, Liebste.", begrüßte er das schöne Weißhaarige Mädchen mit den funkelnden blauen Augen, beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen Kuss, "Weißt du schon das Neueste? Alle Mädchen sind doof!" Kakashi erinnerte sich an den Duft von frisch gebackenen Dango. Seine wunderschöne, immer zu lächelnde Mutter, die das Dango-Lied sang und sein Vater, der seine Geliebte stets mit diesem liebevollen Blick beschützte. Damals war er glücklich und er hätte nie gedacht, das dieses Gefühl je zurückkehren würde. "Gute Arbeit, Kakashi.", die kraftvolle und gleichzeitig ernste Stimme der Hokage, holte den silberhaarigen Shinobi wieder in die Realität zurück. Er fand sich direkt vor ihrem Schreibtisch in ihrem Büro im Hauptgebäude wieder. "Ich bin froh, dass Sakura wieder ins Leben zurück gefunden hat. Sie scheint Narutos Tod soweit verkraftet zu haben, dass sie im Krankenhaus normal weiter arbeiten kann. Sie wirkt sogar wieder richtig fröhlich.", die blondhaarige junge Frau war mittlerweile aufgestanden und zum Fenster gegangen, "Und da ja alles wieder seinen gewohnten Gang geht, kannst du wieder in deine eigene Wohnung ziehen. Die anderen Shinobi zerreißen sich schon den Mund über euch." Kakashi hörte die Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme und wusste, dass sie einerseits wirklich das Geschwätz der Leute fürchtete, dass auf ihren besten Ninja zurückfallen könnte. Andererseits wurde sie das ungute Gefühl nicht los, dass die Gerüchte einen wahren Kern beinhalteten. Und diese Sorge konnte Kakashi sehr gut verstehen. Doch er konnte nicht leugnen, dass ihr Verhältnis zueinander schlechter geworden war. Und das seit er zu Sakura gezogen war. Sie hatte es von Anfang gespürt, dass sich zwischen ihm und ihrem Schützling etwas entwickeln könnte. "Das hatte ich ohnehin vor, Tsunade-sama. Aber ich bin nicht nur hergekommen um Bericht zu erstatten. Ich wollte nach einer Mission fragen.", sagte Kakashi mit fester Stimme und Tsunade glaubte sich im ersten Moment verhört zu haben. Sie drehte sich um und sah den Kopierninja ungläubig an. Dann sprach er weiter: "Ehrlich gesagt ist mir in letzter Zeit etwas langweilig geworden. So langsam bekomme ich das Gefühl, ich komme aus der Übung." "Ja, das kann ich verstehen.", meinte Tsunade mit einem Grinsen und hatte sich wieder an ihren Schreibtisch gesetzt, "Allerdings brauche ich dich schon für eine andere Mission in zwei Wochen. Ich möchte, dass du bis dahin wieder in Form kommst. Es ist eine Rang S Mission und von unglaublicher Wichtigkeit für Konoha." "Wie Ihr wünscht.", sagte Kakashi kurz und verschwand damit in einem Wirbelsturm. Als Kakashi die lange Straße vom Hauptgebäude der Hokage zurück zu Sakuras Wohnung entlang spazierte, gingen ihm viele Dinge durch den Kopf. Nicht einmal in seinen wildesten Träumen hätte er früher gedacht, dass er sich mal in seine ehemalige Schülerin verlieben könnte. Gewiss, sie war mit ihren 16 Jahren kein Kind mehr, aber Tsunade-sama hatte Recht. Ihr "besonderes" Verhältnis zueinander machte es ihnen eigentlich unmöglich, dass sie so nahe zueinander stehen. Andererseits konnte er sich auch noch nicht sicher sein, ob es wirklich Liebe war oder ob sein Körper ihm da nur einen Streich spielte. Erstens musste er zugeben noch nie verliebt gewesen zu sein. Er hatte zwar schon viele Beziehungen, aber ehrlich gesagt, hatte ihm keine der Frauen je etwas bedeutet. Meistens waren es irgendwelche Mädchen, die ihn in einer Bar angesprochen hatte, weil sie ihn attraktiv fanden. Allerdings lief die Ganze Sache meistens auf Sex hinaus, ohne, dass irgendwelche Gefühle im Spiel waren. Ab und dann kam es vor, dass er nach diesem One-night-stand die Mädchen öfter traf und er mit ihnen ausging. Allerdings ging das niemals von ihm aus. Er konnte ziemlich genau sagen, dass er noch keine Frau in seinem Leben aktiv verführt hatte. Alle waren ihm bisher nachgelaufen. Deshalb wusste er nicht wie es war verliebt zu sein. Zweitens wusste er auch nicht, ob es wirklich Liebe war. Er hatte sich jetzt ein halbes Jahr um seinen Schützling gekümmert und mittlerweile war ihm die kleine Kirschblüte sehr ans Herz gewachsen. Sie waren nicht mehr nur Schüler und Lehrer. Es war mehr. Aber ob es Liebe war wusste er nicht. Vielleicht fühlte ein Vater für seine Tochter das gleiche? Oder war es das Gefühl, das ein Bruder für seine Schwester hatte? Wenn er ehrlich war, konnte er wirklich nicht mit Bestimmtheit sagen was er fühlte. Er wusste nur, dass er sie manchmal in Sakuras Nähe unglaublich wohl fühlte. Dass anfing zu klopfen, wenn sie ihn anlächelte und, dass er sie dann am liebsten in seine Arme schließen wollte. Wenn er ihre Wohnung betrat, hatte er das Gefühl nach Hause zu kommen. Und jedes Mal hatte Sakura ihn mit einem Lächeln begrüßt und ihn willkommen geheißen. Obwohl er seit sechs Monaten nur auf ihrer Couch nächtigte, musste er zugeben noch nie so gut geschlafen zu haben. Sie hatte ihm wieder das Gefühl gegeben etwas wert zu sein. Dass es gut war, was er tat und, dass er stolz auf seinen Vater sein konnte. All das hatte sie ihm zurück geben. Aber das war nicht gut. Er war ganze 15 Jahre älter als sie und sie war kaum aus dem Kindesalter raus. Außerdem war er ein Lehrer und sie seine ehemalige Schülerin. Würde er sich ernsthaft verlieben, wäre das höchst unprofessionell. Egal wie man es drehte und wendete, es ging einfach nicht. Außerdem fühlte sich sicher nicht dasselbe für ihn. Das war wohl der absurdeste Gedanke, der ihm je gekommen war. Aber all das Grübeln und Rätseln half nichts und brachte ihn nicht weiter. Die Hokage hatte Recht behalten. Dadurch, dass er sich bei Sakura einquartiert hatte und einen Millimeter mehr von ihrer Seite gewichen war, redeten die Leute jetzt dummes Zeug über sie. Und, wenn er das nicht bald beendete, würde auch Sakura darunter leiden. Deshalb gab es keine andere Wahl für ihn. Er würde noch in der selben Woche ausziehen. Kaum hatte er den Entschluss gefasst, war er auch schon vor Sakuras Haustür angekommen. Mit seinem Zweitschlüssel öffnete er sie und betrat die Wohnung. Es strömte ihm ein süßer, lieblicher Geruch in die Nase. Ein Geruch, der ihm sehr vertraut war, den er aber nicht zuordnen konnte. Es roch nach Gebäck, fast so wie es in der Vorweihnachtszeit nach Plätzchen roch, die die Mütter für ihre Kinder backten. Und während er seine Schuhe im Flur auszog und sie ordentlich in den Schuhschrank stellte vernahm er die liebliche Stimme der kleinen Kirschblüte. Zuerst war es nur ein Summen bevor sie dann einen Liedtext sang, den er aber durch die geschlossenen Türen nicht genau hören konnte. Das Baby-Dango ist immer inmitten des Glücks Der alte Dango verrengt die Augen Alle zusammen formen sie einen großen Kreis Seltsam melancholisch lief er durch die Wohnung und sah sich noch mal genau um. Es würde einer seiner letzten Tage in ihrer Wohnung sein. Überall roch es nach Sakura. Im Wohnzimmer standen ihre Möbel, auf den Schränken, Kerzen und andere Dekosachen. Aber alles roch nach ihr. Ihm war als würde er einzig und allein von ihrem Duft eingehüllt werden. Doch es war ein schönes Gefühl und er genoß es sichtlich so von ihr umgeben zu sein. Und wie er das Wohnzimmer durchschritt und sich der Küche näherte, hörte er auch den Liedtext genauer heraus. Auch dieser war ihm seltsam vertraut und er kannte ihn ganz genau. Den Refrain konnte er sogar mitsingen. Die freundlichen Dangos halten sich alle an den Händen und formen einen großen runden Kreis Sie lachen alle und bauen Städte auf dem großen Dango-Planeten Auch das Häschen winkt vom großen Mond im Himmel aus Es nimmt all die schönen und traurigen Dinge und rundet sie ab Lalalalala~ Schließlich öffnete er die Tür und vor ihm sah er Sakura, wie er sie noch nie gesehen hatte. Sie trug eine rosa Schürze, passend zu ihrer Haarfarbe, stand an der Küchenzeile und formte kleine Teigbällchen, während sie das Lied sang. Dabei hatte sie so einen sanften Blick in den Augen und ließ den Teig mit solcher Vorsicht durch ihre Hände gleiten, dass er die Liebe förmlich sehen konnte, mit der sie das Gebäck fertigte. Und jetzt fiel es ihm auch wie Schuppen von den Augen. Sakura erinnerte ihn an seine Mutter, die damals, obwohl sie nie gut kochen oder backen konnte, jedes Mal an seinem Geburtstag Dangos machte und dabei das Dango-Lied sang. Die Kirschblüte ähnelte seiner Mutter nicht im Geringsten, aber beim Backen sah das Mädchen so unglaublich süß und bezaubernd aus, dass sein Herz wieder schneller anfing zu klopfen. Es raste förmlich geradezu. So als würde er sich gerade wieder ein bisschen mehr in sie... Plötzlich schien Sakura ihn bemerkt zu haben, drehte sich um und begrüßte ihn mit dem schönsten Lächeln auf den Lippen, das sie ihm je geschenkt hatte: "Willkommen zurück, Kakashi-Sensei!" Dabei löste sie sich von ihrer Arbeit, kam auf ihn zugelaufen und sprang ihm um den Hals: "Und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!" Was? Konnte das wirklich sein? Hatte er tatsächlich seinen eigenen Geburtstag vergessen? Sein Blick schweifte zur Seite. An der Wand hing eine Uhr, die auch das Datum anzeigte. Es war der 15. September. Vorhin im Hauptgebäude war er vielen Kollegen begegnet mit denen er auch näher befreundet war. Azuma, Kotetsu, Izumo und auch die Hokage. Keiner hatte ihm gratuliert, kein Wunder also, dass er es vergessen hatte. Alle hatten es vergessen. Außer sie. Sie hatte ihm gratuliert, obwohl er nicht gedacht hätte, dass sie seinen Geburtstag wusste. "Danke, das ist lieb von dir.", flüsterte er und wollte sie noch stärker an sie heran drücken. Allerdings schrie sie darauf hin mit einem kurzen "Nicht, Kakashi-Sensei!" auf und schubste sich von ihm weg, "Tut mir Leid, ich bin doch noch voller Teig an den Händen." "Ach so, natürlich.", antwortete Kakashi nachsichtig und musste über die Überstürztheit seines Schützlings gütig lächeln. Sie war so süß. Und wenn dieses wunderschöne Gefühl, das er empfand, dieses Herzklopfen, Liebe war, dann liebte er es verliebt zu sein. Doch schon im nächsten Moment wurde seine Miene wieder betrübt und er musste sich daran erinnern, dass er dieses Gefühl nicht zulassen durfte. Sakura verschwand wieder entschuldigend in der Küche und machte die Tür hinter sich zu. Die Dangos seien noch nicht fertig und eigentlich war es eine Überraschung für ihn gewesen, hatte sie gesagt. Doch obwohl er sich freuen sollte, verdunkelte sich seine Stimmung mit dem Moment in dem Sakura die Tür zu gemacht hatte. Es würden die letzten Tage hier sein und mit trübsinnigen Gedanken ging er auch in das Wohnzimmer und suchte seine Sachen zusammen, die aus seiner Wohnung zu Sakura geholt hatte. Seine Klamotten, die alle auf einem Kleiderbügel in Sakuras Kleiderschrank hingen, nahm er mit ins Wohnzimmer und legte sie mehr oder weniger fein säuberlich zusammen (natürlich hätte Sakura das als Frau besser gekonnt). Und während er Falten glatt strich und Pullover und T-Shirts zusammen legte, dachte er daran wie schnell doch dieses halbe Jahr vergangen war. Im verregneten März hatte er von der Hokage den Auftrag bekommen, sich um seine ehemalige Schülerin zu kümmern, die, durch Narutos Tod, total in sich gekehrt hatte. Nach einem kleinen Besuch bei Sakura hatte er noch am selben Tag beschlossen bei ihr einzuziehen. Seitdem war ein halbes Jahr vergangen. Anfangs zogen sich die Tage noch sehr hin und es gab Zeiten, da wusste er nicht wie er Sakura von Naruto lösen könnte. Manchmal schien es ihm auch, dass sie gar nicht mehr leben wollte. Und schließlich war sie nach einer Schicht im Krankenhaus gänzlich zusammen gebrochen. Damals hatte er Angst gehabt sie zu verlieren und wäre das passiert, hätte er seinen Job als Ninja und Lehrer an den Nagel gehängt, wahrscheinlich hätte er auch angefangen an seiner Person zu zweifeln. Doch nachdem Sakura wieder aufgewacht war, ging es nur noch bergauf. Ihr neugewonnener Lebenswille war bewunderswert. Doch je mehr sie strahlte, desto mehr fingen bei ihm die Selbstzweifel an. Jetzt war eigentlich alles wieder gut. Es könnte nicht besser laufen. Und trotzdem hatte er den Entschluss gefasst, seinem Schützling erst einmal für sehr lange Zeit den Rücken zu kehren. Irgendwie tat es weh in seiner Brust. Eigentlich wollte er nicht weg. Er wollte nicht wieder alleine in seine Wohnung. Sicher könnte er die Nächte gar nicht mehr richtig schlafen, ohne etwas schweres auf seinem Schoß. Sein Herz fühlte sich so schwer an, dass er am liebsten angefangen hätte zu weinen, als plötzlich die Küchentür aufschoss und Sakura mit ihrem gewohnten Elan energisch aus der Küche heraus sprang: "Ich hab die Dangos jetzt in den Ofen getan. Möchten Sie nicht die ersten fertigen probieren?" Doch kaum hatte sie gesehen welche Szene sich ihr bot, hielt sie auch schon inne und ihre Miene verdüsterte sich. "Sie packen?", fragte das Mädchen immer noch apathisch und wusste nicht was sie damit anfangen sollte. "Ja.", antwortete Kakashi monoton und sein Blick haftete dabei auf seinen Hemden. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. "Es wird Zeit, dass alles wieder seinen gewohnten Gang geht. Ich ziehe aus, damit du wieder dein Leben führen kannst und ich das meine. Außerdem ist das auch der Wunsch der Hokage." Den letzten Satz hatte er hinzugefügt, damit Sakura nicht auf den Gedanken kommen konnte, dass sie ihm auf die Nerven ging und sich schuldig fühlte. Doch es versetzte Sakura ungewollt einen Stich ins Herz. Sie wollte das nicht. Aber sie sah natürlich ein, dass das eine unnormale Beziehung war, wie ihr Lehrer und sie sie führten. Aber trotzdem. Sie hatte sich schon so daran gewöhnt und empfand es als schön jeden Morgen aufzuwachen und ihrem Sensei einen Guten Morgen zu wünschen. Seine Gegenwart in der Wohnung zu spüren, war unglaublich beruhigend und sie fühlte sich nicht mehr so allein. "Na ja, wenn das auch Tsunade-sama so möchte dann kann man wohl nichts dagegen machen.", fügte sich Sakura schwerfällig und konnte ihre Traurigkeit darüber nicht verbergen. Sie versuchte es nicht einmal, denn ihr Herz schlug mittlerweile kräftiger als sonst, doch auch schmerzvoller. "Sei nicht traurig.", versuchte Kakashi sie aufzumuntern und legte ihr mitfühlend seine Hand auf die Schulter, "Ich bin immer für dich da und wir können uns ja immer noch jeden Tag treffen, wenn du möchtest." Doch sie musste jetzt stark bleiben. Es gab überhaupt keinen Grund zu weinen und außerdem brachte sie das jetzt nicht im geringsten weiter. Und auch, wenn es ihr schwer viel ihre Tränen unter Kontrolle zu halten, wollte sie die letzten Stunden ein Lächeln bewarhren und mit ihrem Sensei noch ein paar schöne Momente genießen. "Dann möchte ich noch gerne einen Ausflug machen." Kakashi starrte sie nur fragend an, weil er nicht wusste, wo sie jetzt noch hingehen wollte. "Ich würde gerne in die Kirche gehen." Daraufhin starrte er noch unglaubwürdiger, doch er wollte ihr gerne den Gefallen tun und so zogen sie sich Schuhe und Jacke an und machten sich in der angenehm warmen Herbstsonne auf in die Stadt. "Glauben Sie an Gott, Sensei", fragte Sakura ihn, während sie die Straße entlang liefen, blickte ihn dabei aber nicht an. Kakashi wunderte ihn die Frage etwas, doch er ließ es sich sorgsam durch den Kopf gehen. Das Thema "Gott und Glaube" schien der Kirschblüte wichtig zu sein, weshalb er es auch mit dem nötigen Ernst behandeln wollte. Deshalb brauchte er eine Weile bis er ihr endlich antworten konnte: "Ich glaube nicht, dass ich ein besonders gläubiger Mensch bin, Sakura-chan. Ich sehe tagtäglich Menschen auf Missionen sterben, wahrscheinlich kann ich deshalb nicht glauben, dass es wirklich einen Gott gibt. Denn, wenn es ihn gäbe, würde er Krieg und Gewalt unter den Menschen sicher verhindern." Auch Sakura ließ sich diese Worte durch den Kopf gehen. Sie wollte nicht unüberlegt antworten. Sie wusste, dass ihr Lehrer schon viel Schmerz und Leid erfahren hatte. Er kannte mehr von der Welt als sie. Sie wollte nicht wie ein naives Mädchen klingen, die alles Schlechte abschirmte und nur das Gute in der Welt sah. "Ich glaube nicht, dass das in Gottes Hand liegt. Meiner Meinung nach hat Gott den Menschen die Vernunft gegeben. Sie sollten in der Lage sein sie zu gebrauchen. Manchmal verstehe ich nicht, was in den Köpfen großer Herrscher vor sich geht, dass es so gewaltsam zwischen manchen Dörfern zu sich geht." "Und wie sieht es mit dir aus, Sakura-chan?", fragte Kakashi und sah sie sah zu ihm hoch. Er lächelte sie gütig fragend an, was ihr einen leichten Rotschimmer auf die Wangen trieb. Plötzlich war es ihr peinlich darüber zu sprechen. Sie brachte nur ein leichtes Stammeln heraus: "Also...ich glaube schon, dass es ihn gibt." "Möchtest du beten?", im ersten Moment verstand Sakura nicht was die Frage sollte, doch als sie aufblickte, sah sie, dass sie bereits bei der Kirche angekommen waren. Eigentich schade, sie hatte sich den Weg länger vorgestellt. Außerdem wollte sie den Weg zusammen genießen. Doch sie war so in Gedanken versunken, dass die Zeit wie im Flug vergangen ist. Die wenige Zeit, die sie noch zusammen hatten. Plötzlich schlug Sakuras Herz wie wild. Sie war nicht hergekommen um zu beten. Sie war hergekommen, weil sie dem Silberhaarigen noch etwas Wichtiges sagen wollte. Zu Hause hätte sie nie den Mut aufbringen können, deshalb dachte sie, dass es ihr an so einem besonderen Ort vielleicht leichter fallen würde. Noch ein Mal schluckte sie, ging dann auf die Kirche zu und öffnete die überdimensional große Tür. Als sie eintraten strömte ihnen ein leichter Weihrauchgeruch in die Nase. Nicht so penetrant wie in anderen Kirchen oder Tempeln. Vielleicht lag es daran, dass die Kirche noch sehr neu war. Sie war in hellen Pastelfarben gestrichen und bis auf das Kreuz in der Mitte hatte es auch keine Jesus-Bildnisse. Eine moderne Kirche, aber Sakura mochte sie. Obwohl keine Leute drin waren gingen sie leise rein und versuchten sich auch ansonsten still zu verhalten. Jetzt nahm Sakura all ihren Mut zusammen, griff ihren Sensei an der Hand und ging mit ihm zusammen zum Altar und dem großen hözernen Kreuz vor. Kakashi wusste in dem Moment nicht wie ihm geschah. Sie hatte seine Hand genommen und lief mit ihm zu Altar vor. Hatte das etwa etwas zu bedeuten? Sein Herz schlug so schnell und so laut, dass er Angst hatte es könnte in der großen leere widerhallen. Und obwohl er sich etwas darauf einbildete, dass sie seine Hand genommen hatte, fürchtete er sich davor sie auch zu drücken. Deshalb ließ er sich mit ziehen. Als sie weiter vorne angekommen waren, drehte sich Sakura nicht um. Sie blieb mit dem Rücken zu ihm stehen und druckste unsicher vor sich herum. "Kakashi-Sensei, ich wollte hier nicht beten, ich wollte Ihnen nur etwas sagen.", die Kirschblüte hatte sich endlich zu ihm umgedreht und starrte ihn mit großen Augen und purpurroten Wangen entsetzlich aufgeregt an. "Ich wollte Ihnen sagen, dass...", sie stockte. Plötzlich hatte sie ihre Stimme verlassen. Doch Kakashi starrte sie nur weiter hoffnungsvoll an. "Ja?" "Ich wollte nur sagen, dass Sie ein total lieber Mensch sind!" Jetzt war es endlich raus. Sie hatte es fast geschrieen und griff sich keuchend an die Brust. Ihr Herz drohte fast aus dem Brustkorb zu springen. "Bitte lassen Sie sich nicht von dem Gerede der Leute beirren. Ich weiß nicht wie Ihr Vater war, aber ich glaube, dass er und ihre Mutter sich wirklich geliebt haben. Und er wollte sicher auch immer, dass Sie an die Liebe glauben und den Glauben daran nicht verlieren. Deshalb hat er Sie so liebevoll erzogen. Deshalb ist Kakashi-Sensei jetzt immer noch so liebevoll." Komischerweise fing sie an zu weinen. Als hätte sie die Schmerzen in seinem Herzen immer gespürt und müsste jetzt die Tränen vergießen, die er nie zeigen konnte. Sie weinte hemmungslos und wischte sich ab und zu ihre Tränen mit dem Handrücken vom Gesicht. Trotzdem wollte sie nicht aufhören. "Sakura-chan...", Kakashi war in dem Moment einfach nur überwältigt und wusste nicht, was er sagen sollte. Ob er überhaupt etwas sagen sollte. "Ich glaube daran, dass die Menschen, die wir lieben und die uns geliebt haben, immer bei uns sein werden. Auch nach dem Tod. Sie sind immer bei uns und beschützen uns. Ich bin mir sicher, dass das bei Kakashi-Sensei auch so ist." Erst jetzt konnte sie sich wieder zusammen nehmen, wischte sich die letzten Tränen weg und sah ihn nun wieder lächelnd an: "Ich weiß, dass die Menschen, die Kakashi-Sensei geliebt hat, immer bei ihm sein werden." Kakashi entfernte sich einen Schritt von seiner Schülerin. Das war ein Irrglaube. Die Menschen, die ihm wichtig und teuer waren, sind alle tot. Ihre Seelen sind verschwunden. Die Vorstellung, dass sie immer noch um einen herum waren, war völlig absurd. "Ein nettes Mädchen hast du dir da ausgesucht, Kakashi-kun. Ich bin stolz auf dich." Jemand hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt und als er sich umgedreht hatte, stand niemand hinter ihm. Außerdem konnte da auch niemand stehen, diese Stimme, war ihm so unheimlich vertraut gewesen. Er hatte sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gehört, weshalb er sie schon fast vergessen hatte. Doch jetzt erinnerte er sich wieder. Es war die Stimme seines Vaters. Das war absolut lächerlich und einen Moment musste er über sich selbst schmunzeln, da er das gerade wirklich geglaubt hatte. Doch dann drehte er sich um und konnte nicht glauben, was er vor seinen Augen sah. "Bitte glauben Sie daran, Kakashi-Sensei.", sagte Sakura noch und lächelte ihn an. Und trotzdem konnte er es nicht glauben. Denn neben ihr standen all die Menschen, die eigentlich schon lange tot waren. Sein Vater und seine Mutter, die selbst noch im Himmel glücklich zu sein schienen und Händchen hielten. Und auch Minato-Sensei und Obito waren da. "Wir sind beide sehr stolz auf dich, Kakashi-kun." sagten seine Eltern und lächelten ihm bestärkend entgegen. "Keine Sorge, wir sind immer bei dir, geh einfach immer nur deinen Weg. Wir unterstützen dich." auch Minato, der vierte Hokage war bei ihnen. Sein Sensei, den er immer für seine Stärke bewundert hatte. Und schließlich war da auch Obito, der ihn frech angrinste und rief: "Worauf wartest du noch? Sag ihr endlich, dass du sie liebst!" Und plötzlich kamen seine ganzen Gefühle über ihn. Es war Liebe. Hundert- Tausendprozentig Liebe. Und er wollte es ihr sagen. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich! Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich dich liebe! Wie sehr ich mich jeden Tag und jede Nacht nach dir gesehnt habe. Ich liebe dich!!! Doch die Worte kamen nicht über seine Lippen. All seine Bedenken waren über den Haufen geworfen. Das Gerede, die Leute, die Hokage - ihm waren alle egal. Was in diesem Moment zählte war Sakura. Und sie stand vor ihm, bezaubernder denn je. In ihren Augen glitzerten immer noch kleine Tränen und ihre Wangen waren vom vielen Weinen etwas gerötet. Etwas weinerlich und trotzdem unglaublich stark. So kannte er sie, so liebte er sie. Und schließlich konnte er es nicht mehr aushalten. Er machte einen Schritt auf sie zu, zog sie an der Hand näher an sich heran, nahm ihr zärtliches Gesicht in seine großen Hände --- und legte sanft seine Lippen auf die ihrigen. Kapitel 20: Can't fight these Feelings -------------------------------------- Verwirrt und mit pochendem Herzen saß die rosahaarige Kirschblüte auf ihrem Bett und hatte ihr Gesicht in einem Kissen versteckt, das sie zwischen ihrer Brust und ihren angewinkelten Knien fest an sich drückte. Als sie nach einer halben Ewigkeit ihren Kopf etwas anhob um nach Luft zu schnappen, kamen ihre knallroten und heiß glühenden Wangen zum vorschein. Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen und in ihren sonst so hellen, türkisgrünen Augen schimmerten dunkelblaue Gedanken voller Sorge, Verwirrtheit und vielleicht nur Angst. Wie viele Stunden saß sie hier schon? In sich zusammengekauert wie ein Häufchen Elend. Sie hatte ein Selbst vor sich, von dem sie dachte, dass es schon lange verschwunden war. Monate zuvor, die Tage nach Narutos Tod saß sie jeden Abend so da und versuchte ihre Trauer in ihrem Kissen zu ersticken. Damals hatte sie sich gezwickt und gebissen um aus diesem Albtraum aufzuwachen. Sie hätte alles getan, um die Vergangenheit rückgängig zu machen. Alles. Doch man konnte Vergangenes nunmal nicht ändern. Dem musste sie jetzt abermals ins Auge sehen. Jetzt genau wie damals rief sie in ihrer Verzweiflung nach ihrem verstorbenen besten Freund: "Naruto. Was soll ich tun?" Und schon im nächsten Moment musste sie fast selbst über sich lachen. Diese Ironie war schon fast lächerlich und grausam. Wie war sie bloß in diese Situation gekommen? In ihren Augen hatte ihr das Schicksal gerade einen bösen Streich gespielt. Sie konnte sich gut vorstellen, dass genau in diesem Moment der Blick eines göttlichen Wesens auf ihr lag, das ihr belustigt zuschaute und sich, wie zu einer Daily-Soap, fragte was wohl als nächstes pasieren würde. Diesen Jemand würde sie nur zu gern mit einem ihrer Faustschlag ans Ende des Universums kicken. Doch es half nichts jemand, den es gar nicht gab, dafür verantwortlich zu machen. Seufzend sah sie auf und bemerkte, dass es stockdunkel geworden war. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es gar nicht mal so spät war, doch da es Mitte Herbst war, kam es ihr wie eine Ewigkeit vor seit die Sonne untergegangen war. Sie war müde. Auch ihre Augen waren durch den offensichtlichen Mangel an Sauerstoff in ihrem Kissen ganz gerötet. Eigentlich sollte sie vernüftig sein und schlafen gehen, doch sie wollte nicht. Sie hatte Angst, dass sich der Tag wie ein Deja-vu in ihrem Traum wiederholen würde. Letztendlich musste sie einsehen, dass sie früher oder später schlafen gehen musste. Ihre Schicht morgen im Krankenhaus fing früh an, deshalb war es klüger jetzt schlafen zu gehen. Doch auch auf ihre Arbeit hatte sie keine Lust. Sie wollte nicht, dass alle ihr ihre Sorgenfalten ansahen. Vor allem Ino würde sie sofort drauf ansprechen, was los war und auch vor Tsunade konnte sie es wohl nicht verbergen, dass etwas nicht stimmte. Widerwillig gab sie sich schließlich doch einen Ruck, stand auf und machte sich bettfertig. Heute war einer dieser Tage gewesen, die schön angefangen hatten, aber ihr böses Ende nahmen. Innerlich verfluchte sie die göttliche Gewalt, die ihr das angetan hatte und fuchtelte, während sie am Waschbecken Zähne putzte, wild mit ihrer Faust herum. Jammern brachte nichts, deshalb war sie jetzt einfach nur noch wütend. Doch als sie sich ins Bett legte und das Licht ihrer Nachttischlampe ausschaltete, wurde sie wieder ruhiger und ihr schlechtes Gewissen überkam sie. Fragen schossen ihr durch den Kopf, während sie vorsichtig ihre heißen Lippen berührte. Wieso? Wieso hatte er sie geküsst? Und da sie tatsächlich nicht einschlafen konnte, wie sie es schon vorausgesehen hatte, spielte sich die Szene noch ein Mal vor ihren Augen ab. Sakura stand da und lächelte ihrem Sensei aufmunternd zu. Sie wollte seine Traurigkeit lindern. Sie wollte so gerne, dass er aus vollem Herzen lächelte. Der bloße Gedanke, dass der Mensch, der sie aus ihrer Traurigkeit geholt hatte, jetzt genauso litt, quälte sie schier zu Tode. Sie war stets mit dem Glauben aufgewachsen, dass die Menschen, die sie liebte und, die sie ebenfalls liebten, immer bei ihr waren, auch, wenn diese nicht mehr in dieser Welt ruhten. Nachdem auch Naruto gestorben war, tröstete sie sich damit hinweg, dass dieser sie immer noch umgab. In ihrer Vorstellung war er zu einem Geist geworden, der auf sie aufpasste. Sie glaubte daran, auch, wenn sie sich manchmal trotzdem einsam fühlte. Der Glaube daran, dass ihre Lieben doch noch da waren, gab ihr Kraft. Deshalb wollte sie diesen Glauben, diese Kraft an ihren Sensei weitergeben. "Bitte glauben Sie daran, Kakashi-Sensei!", hatte sie mit aller Kraft gesagt und ihn mit den letzten verbliebenen, kleinen Tränen in den Augen angelächelt. Und in diese Moment schien etwas mit ihm zu passieren. Wer weiß, vielleicht sah er wirklich seine Eltern und all die anderen Menschen, die er verloren hatte. Zumal sie ja auch in einer Kirche waren. Und plötzlich geschah etwas, was Sakura in ihrem ganzen Leben niemals für möglich gehalten hätte. Der Silberhaarige war auf sie zugekommen und hatte sie an ihrem Handgelenk gepackt. Zuerst dachte sie, er wollte sie nur, dankend in die Arme schließen. Freundschaftlich, so wie er es immer getan hatte. Doch dann beugte er sich zu ihr runter, kam ihrem Gesicht immer näher und legte schließlich seine Lippen auf die Ihrigen. Im ersten Moment geschah gar nichts. Sakura brauchte eine Weile bis sie zu realisieren schien, was gerade geschah. Doch schließlich erkannte sie, dass etwas schief lief zwischen ihnen. Sie bekam es mit der Angst zu tun, stieß ihn heftig von sich weg und lief mit pochendem Herzen davon. Sie rannte und mit jedem Schritt bewegten sich ihre Füße schneller nach Hause, der Ort, der ihr immer Schutz geboten hatte. Als sie dort ankam, schlug sie die Tür hinter sich zu und glitt mit weichen Knien an ihr herunter. Ihr Herz pochte wie verrückt. Nicht, weil sie so schnell gerannt war, sondern weil sie einfach nicht wusste was los war. Was war das gerade zwischen ihnen? Bis zu diesem Augenblick hätte sie ihre Hand dafür ins Feuer gelegt, dass da nichts zwischen ihnen war, außer Freundschaft. Egal was die Dorfbewohner dazu gesagt hätten, dass ihr Sensei bei ihr lebte. In ihren Augen war er der Held, der sie aus der Traurigkeit geholt hatte. Sie erlaubte es, dass er sie umarmte. Denn es war dasselbe Gefühl, das sie hatte, wenn sie sich ihm in die Arme geworfen hatte. Nun war sie sich nicht mehr so sicher dabei. Wieso hatte er sie geküsst? Wieso nur? Ehrlich gesagt hielt sie es für ausgeschlossen, dass es irgendetwas mit Liebe zu tun hatte. Aber welche Gründe gab es sonst einen Menschen zu küssen? Eigentlich gar keinen. Aber Liebe konnte es nicht sein. Oder doch? Diese Gedanken schwirrten in ihrem Kopf herum, seit sie nach Hause gekommen war. Sie drehten sich im Kreis und verursachten ihr Kopfschmerzen. Kakashi war heute nicht zu ihr nach Hause gekommen. Und sie rechnete auch nicht damit, dass er sie in der nächsten Zeit besuchen kommen würde. Irgendetwas war zwischen ihnen passiert. Zwar wusste Sakura nicht, in wie weit sie dazu beigetragen hatte, doch fest stand, dass es nicht mehr so sein würde wie davor. Und während ihre Gedanken verschwammen, sie das Bewusstsein verlor und langsam einschlief, beschloss sie die Sache erst einmal ruhen zu lassen und ihrem Sensei fürs Erste aus dem Weg zu gehen. "Sakura-chan...", Narutos Geist, der sie schon die ganze Zeit umgeben hatte, strich ihr nun sanft übers Haar und hatte sie die ganze Zeit über schweren Herzens beobachtet. Das Mädchen schlief die ganze Nacht tief und fest und bemerkte deshalb nicht, wie sich ein Schatten über ihr Fenster Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft hatte. Lautlos wandelte der silberhaarige Jonin durch die Zimmer. Er war gekommen um sich noch ein paar Sachen zu holen. Seine Tasche hatte er ja vorhin schon gepackt. Mit einem Griff packte er sie und wollte ebenso schnell wie er gekommen war, wieder verschwinden. Er wollte keinen unnötigen Lärm machen und riskieren, dass Sakura möglicherweise noch aufwachte. Denn er würde sie damit ganz sicher in Verlegenheit bringen. Gleich nachdem sie ihn von sich gestoßen hatte, musste er sich fragen, welcher Teufel ihn dabei geritten hatte. Jetzt hatte er alles zwischen ihnen kaputt gemacht. Ein paar Minuten blieb er noch auf dem Boden sitzen und raufte sich die Haare. Als er sich endlich wieder gefangen und eingesehen hatte, dass er Geschehenes nicht mehr rückgängig machen konnte, schwang er sich auf und ging heute schon zum zweiten Mal direkten Weges zum Hokagegebäude. Auch, wenn Tsunade-sama wollte, dass er sich für eine Mission in zwei Wochen schonte, versuchte er trotzdem noch einmal nach einem kleineren Auftrag zu fragen. Und tatsächlich. Es schien gerade jemand abgesprungen zu sein, deshalb sollte er einen Botschafter nach Kumogakure eskortieren. Es war gut, dass er seine Kirschblüte in diesen zwei Wochen nicht sehen würde. Denn dann konnte er Gras über die Sache wachsen lassen und für sich selbst seine Gefühle neu ordnen. Dass es allerdings nur eine Verwirrung der Sinne war und er nach diesen zwei Wochen seiner Schülerin wie am ersten Tag gegenüber stehen würde, wagte er stark zu bezweifeln. Trotzdem brauchte er die Zeit. Ein letztes Mal drehte er sich um und beobachtete das schlafende Mädchen. Tief in ihm verspürte er das Bedürnis ihr durch die Haare zu streichen. Doch er musste dieser Versuchung widerstehen. Ihr jetzt so nahe zu kommen, wäre fatal. Deshalb drehte er sich schweren Herzes wieder um und verschwand lautlos durch das Fenster durch das er gekommen war. Am nächsten Morgen wachte Sakura wie gewöhnlich durch ihren Wecker auf und stand ohne zu zögern auf. Als sie das Wohnzimmer betrat, bemerkte sie, dass die Tasche, die ihr Sensei noch am Mittag zuvor gepackt hatte, verschwunden war. Er musste in der Nacht da gewesen sein. Sie war nur heilfroh, dass sie so einen tiefen Schlaf und davon nichts mitbekommen hatte. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, frühstückte sie schnell, sprang danach unter die Dusche und machte sich für einen weiteren Arbeitstag fertig. Als sie sich die Schuhe angezogen hatte und gerade aus der Tür gehen wollte, drehte sie sich wie gewöhnlich noch ein mal um. Sie verspürte das Bedürfnis "Ich geh dann mal." zu sagen. Doch sie wusste, dass es jetzt überflüssig war. Keiner war zu Hause. Kakashis Stimme würde nicht wie sonst auch, vom Wohnzimmer aus "Pass auf dich auf." rufen. Seufzend ging sie aus der Tür und schloss hinter sich ab. Erst auf dem Weg zur Arbeit war ihr aufgefallen, wie einsam es zu Hause geworden war. Niemand war da gewesen und hatte ihr einen schönen Tag gewünscht. Auch wenn sie nach Hause kommen würde, würde niemand auf sie warten, außer ihr Kater Naruto. Allerdings musste sie sich bewusst machen, dass ihr Lehrer früher oder später sowieso ausgezogen wäre. Sei es nun, weil er schon vorher für sie Gefühle hatte oder nicht. Er und Tsunade-sama hatte Recht als sie sagte, das Dorf würde schon über sie reden. Aber es hatte immer so viel Spaß gemacht, und der ganze Sommer war so schön gewesen, dass es ihr egal gewesen war. Doch jetzt bemerkte sie es. An Kakashis Seite war es ihr nie aufgefallen. Jetzt spürte sie die verachtenden Blicke der anderen Frauen auf ihr und die lüsternen Blicke der Männer. Und weil sie es nicht länger ertragen konnte, beschleunigte sie ihre Schritte um schneller an ihr Ziel zu kommen. Auch während ihrer Schicht im Krankenhaus fragte sie sich oft wie es ihrem Sensei ging und was er wohl so machte. Immer, wenn sie ein Krankenzimmer betrat und die leere Liege vor sich sah, sehte sie sich nach seinem unkomplizierten Lächeln, das er ihr zuwarf während er regungslos auf der Liege saß. Wo war er wohl? Was tat er gerade? Was dachte er? Ob er sich genauso einsam fühlte wie sie? Sicher tat ihm die Sache Leid. Sie wusste nicht warum, aber obwohl ihr das Ganze furchtbar peinlich war, wollte sie nicht, dass diese besondere Beziehung zwischen ihnen kaputt ging. Sie wollte nicht wieder alleine sein und war bereit den Kuss zu vergessen. Dann verzeihst du ihm also nur aus egoistischen Gründen?, fragte ihre innere Stimme. Doch so war es nicht. Sie hatte schon einmal einen Freund verloren. Sie wollte nicht noch einen verlieren. Nicht, wegen so einer Kleinigkeit. Und trotzdem, wenn sie an den Kuss zurück dachte, glühten ihre Wangen und ihr Herz fing an schneller zu schlagen. "Nicht einschlafen, Haruno!", rügte sie die Oberschwester und gab ihr einen leichten Klaps auf den Hinterkopf, was die Rosahaarige sofort aufwachen ließ. Sie durfte ihre Gedanken nicht so leicht abschweifen lassen. Immerhin ging es hier um die Gesundheit anderer Menschen. Und als ihr das wieder bewusst wurde, spornte sie sich innerlich selbst dazu an noch mehr ihr bestes zu geben und sich mehr zu konzentrieren. Gegen Sonnenuntergang beendete sie ihre Schicht und verließ das Krankenhaus mit einem erleichterten Seufzen. Glücklicherweise war sie Ino heute nicht begegnet. Das wäre sicher nicht gut gegangen. Und auch sonst war ihre Schicht gut verlaufen. Da sie sehr ausgelastet war, hatte sie kaum Zeit an den vergangenen Tag zu denken. Jetzt war sie auf dem Weg zum Hokagegebäude. Man hatte ihr ausgerichtet, dass sie sich bei der Hokage melden sollte, nachdem sie fertig war. Allerdings hätte sie auch so bei Tsunade-sama vorbei geschaut. Würde sie sich allzu lange nicht blicken lassen, wäre das wahrscheinlich genauso auffällig. Sie fragte sich bloß, was es wohl so dringendes zu besprechen gab. Als sie so gedankenverloren durch die Stadt ging, sprang sie plötzlich jemand von hinten an und ein lauter Schrei entfuhr ihr, als sie sich so erschreckte. An ihrem Rücken spürte sie große, weiche Brüste kleben. Etwas genervt drehte sie sich um, um zu sehen, wer wohl der Übeltäter war, der es wagte sie zu erschrecken. Und als hätte sie es nicht besser wissen müssen, strahlte sie das freche Grinsen von Kasumi an. "Guten Abend, Sakura-chan!", begrüßte sie die Rosahaarige. Manchmal erinnerte Sakura ihr fuchsähnliches Lächeln an das von Naruto. Doch ehrlich gesagt wollte sie Kasumi heute genauso wenig treffen wie Ino. Sie wusste, dass Kasumi sehr gut mit Kakashi befreundet war und schon aus diesem Grund war ihr der Kontakt unangenehm. Und auch, wenn sie Kakashi noch nicht getroffen haben sollte, so hatte das Mädchen einen sechsten Sinn. Sakura spürte förmlich wie Kasumis rotbraunen Augen ihre äußere Fassade durchdrang und mittlerweile schon alles über sie wussten. Und als hätte sie sie genau in diesem Moment durchleuchtet, nahm sie das Gesicht der Rosahaarigen in ihre Hände und sah sie mit ihren mandelförmigen Augen besorgt an: "Alles okay mit dir?" Als wäre ihr das Herz gerade in die Hose gefallen, schreckte sie zurück und versuchte um sich eine Lüge aufzubauen, was ihr natürlich nicht gelingen würde: "Ich weiß nicht was du meinst." Sie konnte nur hoffen, dass Kasumi nicht die eingebrannte Erinnerung in ihren Augen gesehen hatte, in der sie und Kakashi sich geküsst hatten. Doch als Sakura weiter erklären wollte, fiel ihr Kasumi ins Wort: "Kakashi war auch schon so komisch." "Kakashi-Sensei?", bei dem Klang des Names ihres Lehrers wurde sie schlagartig hellhörig. Was meinte sie? Sie musste der Sache genauer auf den Grund gehen. "Er wollte mir nicht sagen was los war. Aber irgendetwas hat ihn bedrückt. Und jetzt treffe ich dich und du siehst auch so betrübt aus.", aus ihrer Erklärung konnte Sakura schließen, dass sie wohl nicht wusste, was vorgefallen war. Kein Wunder. Kakashi-Sensei war ein exzellenter Shinobi; natürlich hatte er nicht so einfach zugelassen, dass Kasumi ihn durchschaute und in seinen Gedanken wie in einem offenen Buch las. Die Braunhaarige drehte sich zu ihr um und sah Sakura merkwürdig an: "Ich frage mich warum er so kurzfristig eine Mission angenommen und so schnell die Stadt verlassen hat." "Er hat die Stadt verlassen?!", brach es auch geschockt aus Sakura heraus, die sich nun mehr als schuldig fühlte. Ihr schlechtes Gewissen hatte sie ja schon die ganze Zeit geplagt, aber jetzt hatte man sie ganz klar als den Schuldigen angeklagt. Auf Sakuras heftige Reaktion nickte Kasumi ihrerseits nur dachte weiter laut nach, was wohl der Grund für sein Verhalten sein könnte. Doch natürlich konnte sie nicht sagen, dass sie die Verantwortliche dafür war, denn dann würde sie noch mehr fragen gestellt bekommen. Ein paar Minuten unterhielt sie sich noch in Besorgnis angeregt mit der Ex-Kunoichi, konnte sich dann unter dem Vorwand zur Hokage zu müssen, aus dem Gespräch befreien und ging weiter ihres Weges. Währenddessen konnte sie ihr wild schlagendes Herz, das sich in der Schuld quälte, einfach nicht beruhigen. Sie war verantwortlich dafür, dass ihr Sensei die Mission angenommen hatte um ihr aus dem Weg zu gehen. Damit sie ihn nicht sehen musste. Damit er sie nicht in Verlegenheit brachte. Das war so lieb von ihm. Auch jetzt war er immer noch so rücksichtsvoll. Doch sie würde keine Gelegenheit haben ihm zu sagen, dass sie nicht wollte, dass ihre Freundschaft zerbrach. Mit diesem schlechten Gefühl betrat sie das Hokagegebäude, ging die Treppe hoch und klopfte kurz bevor sie Tsunade-samas Zimmer betrat. "Schön dich zu sehen, Sakura.", begrüßte sie die Hokage die Rosahaarige, die sie leicht verbeugte. Das Mädchen war dankbar, dass ihre Lehrerin nie eine Frau langer Reden war. Auch jetzt kam sie gleich zum Punkt und erklärte, warum sie Sakura herbestellt hatte: "Ich habe eine Mission für dich. Sie ist von höchster Priorität und für Konoha von unglaublicher Wichtigkeit." "Wann soll die Mission stattfinden?", fragte Sakura jetzt ernst. "In zwei Wochen." "Welche Rolle soll ich dabei spielen?" "Wir wissen noch nicht genau, wie wir vorgehen werden. Aber deine Fähigkeiten werden als beste Medicnin im Dorf unerlässlich sein." - Bei diesem Satz zuckte Sakura unweigerlich zusammen. Es war lange her, dass sie diese Funktion erfüllen sollte. Und sie wusste auch nicht, ob sie auch wirklich dafür bereit war. Das letzte Mal hatte sie den Tod ihres besten Freundes zu verschulden. Sakura versuchte sich zusammen zu reißen, nicht gleich alles schwarz zu sehen und ihre Ohren auf das Wesentliche zu konzentrieren, während die Hokage weiter sprach: "Wer die Mission anführt, wird sich erst noch entscheiden. Alles weitere wirst du dann am Tag der Mission erfahren. Sei bitte bis dahin erholt und ausgeruht. Du wirst deine Kräfte brauchen." "Jawohl, Tsunade-sama.", antwortete Sakura höflich und verbeugte sich tief. Als es nichts weiter zu besprechen gab, verließ sie das Gebäude und ging nach Hause. Kakashi-Sensei würde wohl nicht auf der Mission dabei sein, da er schon einen Auftrag angenommen hatte. Irgendwie war sie froh darüber und irgendwie auch wieder nicht. Sie fühlte sich so einsam und wusste aber, dass Kakashis Gegenwart sie in Verlegenheit bringen würde. "Kakashi-Sensei...", wieso stach es in ihrem Herzen, wenn sie an ihn dachte? Kapitel 21: The Mission ----------------------- Den Botschafter aus Konoha nach Kumogakure zu eskortieren war ein großer Fehler gewesen. Kakashi hatte gedacht, dass wenn er diese Mission annahm, abgelenkt sein würde und seine Gefühle für Sakura für das erste verdrängen könnte. Weit gefehlt. Dadurch, dass der Mann kein besonders gesprächiger Typ war, hatte der Silberhaarige nun noch mehr Zeit und Ruhe zum Nachdenken als befürchtet gehabt. Den ganzen Weg hatten sie kein Wort miteinander gesprochen. Nur das nötigste. Natürlich war es nicht des Botschafters Aufgabe gewesen ohne Punkt und Komma zu reden, aber ein paar ablenkende Gespräche hätte er sich schon gewünscht. Frauen waren da anders. Die redeten immer zu viel, wenn der Tag lang war, besonders Minagi brachte darin Glanzleistungen hervor. In der Stille des Waldes hatte er eine Woche Zeit sich über seine Gefühle für Sakura im Klaren zu werden, denn so lange dauerte der Fußmarsch nach Kumogakure. Den Heimweg würde er dann wesentlich schneller antreten. Und in dieser einen Woche war er zu keinem Ergebnis gekommen. Mal dachte er, dass er vollkommen krank sein musste, sich in seine Schülerin zu verlieben. Ein Mädchen, dass ganze 14 Jahre jünger war als er. Sie hätte fast seine Tochter sein können. Und wenn das kein schlagendes Argument war, dann war es schon schlimm genug, dass sie früher einmal seine Schülerin war. Eineinhalb Jahre hatte sie als Team 7 Missionen miteinander ausgeführt und hatten dabei ein distanziertes Schülerin-Lehrer-Verhältnis zueinander aufgebaut. Als Sakura erst Genin war und kaum 13 Jahre war das auch noch etwas weit anderes, weil sie schließlich wirklich noch ein Kind war. Da hatte er wahrscheinlich wirklich die Gefühle einer kleinen Schwester für sie gehabt. Er musste sich immer wieder vor Augen führen, dass obwohl sie jetzt drei Jahre älter war, mittlerweile gewachsen war und den Körper einer Frau bekommen hatte, trotzdem immer noch ein Kind war. Ein verdammtes Kind! Egal wie er es drehte und wendete, er hatte keine Gefühle für dieses Mädchen zu empfinden. Das durfte nicht sein. Ein solches Verhältnis war gegen alle Regeln einer Gesellschaft und er wusste warum es diese Regeln gab. Plötzlich sah er das Verhältnis seiner Eltern zueinander, sein Vater, der sich in seinem fortgeschrittenen Alter in ein Mädchen verliebt hatte, das ganze zwanzig Jahre jünger war als er, in einem ganz anderen Licht. Früher hatte er die Dorfbewohner als bösartig und intolerant empfunden, die über seine Eltern spotteten und ihn als Mitschuldigen sahen. Aber jetzt verstand er dieses Denken. Diese nirgendwo niedergeschriebenen Gesetze, dass die Gesellschaft es nicht dulden würde, wenn ein Erwachsener sich einer Minderjährigen näherte, war einzig und allein zum Schutz der jungen Generation gedacht. Schon allein der Gedanke, dass ein erwachsener Mann Gefühle für ein Kind entwickeln würde, war widerlich, ekelerregend und pervers. Mit anderen Worten - mit keinen Argumenten vertretbar. Er dachte lange und oft nach, woher diese Gefühle plötzlich gekommen waren. Waren es etwa die Gene seines Vaters? War es das, was alle Dorfbewohner bereits befürchtet hatten, nämlich, dass sie seinen Vater in ihm wiedersahen? War es Obitos Schuld, dessen Stimme er in seiner Seele vernommen hatte? Nein, er sollte nicht so töricht sein, Toten die Schuld zuzuschieben. Es war ganz allein seine eigene Schuld, diese Gefühle je zugelassen zu haben. Er und Sakura hatten Monate in derselben Wohnung gewohnt und waren zu lange aufeinander gesessen. Wahrscheinlich war er deshalb etwas verwirrt. Die Hokage hatte dies zu spät bemerkt und ihm deshalb verboten, bei Sakura noch länger zu wohnen. Er hätte es früher bemerken müssen und reagieren sollen. Er hätte diese Gefühle nie aufkommen lassen dürfen. Dass er jetzt darunter litt war seine eigene Schuld, denn Sakura würde nie Gefühle für ihn haben. Dass sie ihn von sich gestoßen hatte, hatte das bewiesen. Und falls das Mädchen sich doch irgendetwas darauf einbilden sollte, so musste er sie zurück weisen. Denn ein solches Verhältnis würde sie niemals glücklich machen. Nie. Deshalb musste er diese Gefühle unbedingt vergessen. Es war nicht richtig. Es war eine Verwirrung der Sinne, die das verursacht hatte. Aber nun war er sich darüber im klaren, dass diese Gefühle nicht aufrichtig waren. Das was er fühlte war keine wahre Liebe. Und es war auch keine Liebe, die von der Gesellschaft akzeptiert geschweige denn toleriert werden würde. Sobald er den Botschafter in Kumogakure absetzen würde, konnte er den Weg zurück nach Konoha in drei Tagen machen. Dann würde er ein paar Tage vor seiner nächsten Mission, die ihm Tsunade auftragen wollte, in Konoha sein und hatte noch Zeit sich auszuruhen. Es musste eine unglaublich wichtige Mission sein. Er konnte die Spannung in den braunen Augen der Hokage sehen. Sicher hatte sie ihre Gründe, wenn sie ihn auswählte. Deshalb wollte er ihr den Gefallen tun und top fit zur dieser Mission zu erscheinen. Sicher würde es auch für ihn das Beste sein, diese Mission nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Auf jeden Fall wollte er Sakura strikt aus dem Weg gehen. Vielleicht würde er sich mit ein paar anderen Mädchen vergnügen, die er die letzten Monate über vernachlässigt hatte. Es würde ihm sicher helfen wieder zu Sinnen zu kommen. Der Rest der Woche verging natürlich ohne, dass er mit einem einzigen Mädchen geflirtet, geschweige denn geschlafen hätte. Wie es anscheinend irgendjemand auf dieser Welt wollte, verbrachte er die ganze Zeit damit an seine Kirschblüte zu denken. Natürlich hatte er sich an seine guten Vorsätze gehalten und war ihr aus dem Weg gegangen, was ihn trotzdem nicht davon abgehalten hatte, sich jegliche Tagträume mit ihr auszumalen. Teilweise fragte er sich, ob es nicht einfach Langeweile oder Einsamkeit waren, die ihn dazu bewegten, aber dann erinnerte er sich wieder daran, dass er alle Lust daran verloren hatte, sich mit anderen Frauen zu beschäftigen. Bevor er seinen Weg zum Konoha Hauptgebäude antrat, war er seinen Traditionen treu geblieben, hatte davor einen ausgiebigen Abstecher bei Obitos Grab gemacht und musste schmunzeln als er den von Sakura eingeritzten Namen seines Vaters entdeckte. Er hoffte, dass wenigstens diese Geste seinem Vater Frieden geben würde und er nun beruhigt in Himmel fahren konnte. Nachdem er dann sah, dass er mittlerweile eine Stunde zu spät war, konnte er sich so langsam auf den Weg machen. Davor sah er aber noch bei seinen geliebten besten Freundinnen Kasumi und Minagi vorbei. Minagi freute sich natürlich riesig ihn zu sehen und spielte ihre weiblichen Reize aus um ein Date am Abend mit dem Silberhaarigen zu ergattern. Doch Kakashi winkte mit einem entschuldigenden Lächeln ab, mit der Begründung, dass er auf dem Weg zu einer wichtigen Mission sei. Kasumi dagegen hielt sich mit ihren Reizen zurück, stattdessen interessierte sie viel mehr, was da zwischen ihm und Sakura vorgefallen war. Und sie hatte ihre Mittel und Wege um Kakashi durch ein paar Fragen geschickt die Antworten zu entlocken, die ihr ihre Fragen beantworteten. Auch bei ihr entschuldigte sich Kakashi nach einer halben Stunde, doch im Gegensatz zu Minagi, ließ Kasumi ihn mit einem Lächeln zufrieden gehen. Der Jonin sah auf die Uhr und nachdem er nun schon eine Verspätung von zweieinhalb Stunden hatte, entschied er sich nun die Hokage direkt aufzusuchen. So würde es den Anschein haben, dass alles in Ordnung wäre und würde die Beteiligten von seinem seelischen Zustand der Verwirrung ablenken. Auch, wenn er gerade nicht so recht wusste, wie er mit seinen Gefühlen umgehen sollte, so war er immer noch ein ausgezeichneter Shinobi. Als er die Treppen zum Büro der Hokage erklommen hatte, sah er, dass er nun bereits eine Verspätung von drei Stunden aufgebaut hatte. Perfekt. Jetzt konnte er ruhigen Gewissens der Hokage entgegen treten. Er war bereit für die Mission und neugierig darauf, wer wohl die beiden anderen Mitglieder sein würden. Wie es sich gehörte, klopfte er an die Tür und wartete dann auf die Stimme der Hokage, die nur ein brodelndes "Herein!" von sich gab und sich beherrschen musste, nicht gleich die Tür einzuschlagen. Er legte sein übliches, ungezwungenes Lächeln auf, das ihn gut tarnen würde, drehte am Türknopf und betrat schließlich das vom Sonnenuntergang durchflutete Zimmer. Das Nächste, das er erblickte, war seidiges Kirschblütenfarbenes, kurzes Haar und große, mandelförmige, Meertürkise Augen. Plötzlich blieb sein Herz stehen. Seine Augen weiteten sich und für den Bruchteil einer Sekunde, hielt er in seiner Bewegung inne. Er hatte nicht erwartet seinen Schützling, dem er extra aus dem Weg gegangen war, hier anzutreffen. Doch er hatte sich so schnell wieder gefangen, dass niemand das kurze Gefühlschaos in ihm bemerkte. Es war sogar so schnell wieder vorbei, dass man nicht einmal gesehen hatte, dass er für eine Sekunde wie eingefroren war, denn er hatte den Schritt ins Zimmer so flüssig vollendet, dass es niemand bemerkt hatte. Er war eben ein Profi darin seine Gefühle zu verstecken. Auch Sakura wäre fast aus allen Wolken gefallen. Was jetzt? Sie wusste nicht was sie tun und wie sie sich verhalten sollte. Sie hatte den Kuss nicht vergessen und wusste auch nicht, wie ihr Lehrer nach den vergangenen Wochen dachte. Nachdem sie hier zur Besprechung der Mission erschienen war, musste sie schwer davon ausgehen, dass der Silberhaarige aus dem selbigen Grund hier war. Wieso hatte ihr Tsunade-sama nicht gesagt, dass er auch ein Teil des Teams sein würde? Natürlich konnte sie nicht ahnen, was zwischen den beiden vorgefallen war, aber dass sie und ihr Sensei jetzt wegen der Mission wieder aufeinander treffen mussten, würde einiges komplizieren. Ehrlich gesagt, war ihr ganz und gar nicht wohl bei der Sache. Am liebsten wäre sie so schnell wie möglich aus dem Zimmer gerannt und hätte das Weite gesucht, aber dann wäre das auch die letzte Mission, die sie wahrscheinlich in ihrer Karriere hätte ausführen dürfen und wäre auf Ewig ans Krankenhaus gebunden. Kakashi sah wie nervös sich seine ehemalige Schülerin wegen ihm verhielt und dass sie noch schlechter umzugehen wusste als er. Als seine Gedanken durchbrannten und er sie aus heiterem Himmel küsste, hatte er wirklich nicht vorhersehen können, was er da eigentlich angerichtet hatte. Zwischen ihnen stand jetzt etwas, das vorher noch nicht da war. Wie ein Schleier lagen jetzt die unausgesprochene Worte zwischen ihnen. Vielleicht hätte er nicht so feige davon laufen sollen und hätte sie aufsuchen und mit ihr reden sollen, wie ein Erwachsener. Aber er hatte sich eingebildet Zeit für sich zu brauchen und hatte Sakura mit sich und der Ungewissheit allein gelassen. Er wusste genauso wenig, wie er sich Sakura jetzt gegenüber verhalten sollte, aber er wollte sie nicht weiter so leiden lassen und so lächelte er sie mit seinem entschuldigenden Zuspätkommer-Lächeln ungezwungen an und begrüßte sie: "Hallo Sakura, lange nicht mehr gesehen. Wusste nicht, dass du auch bei dieser Mission dabei sein wirst." "Ja, mir geht es genauso.", antwortete das Mädchen und setzte ebenfalls ein verdattertes Lächeln auf. Das machte die Atmosphäre zwischen ihnen zumindest schon viel angenehmer. Und so waren sie auch nun schon zu zweit. Es fehlte noch der Dritte im Bunde. Die Tür hinter Kakashi schloss sich wieder und wurde abgesperrt. Sie waren zusammen mit der Hokage nun ganz alleine im Raum. Und aus einem Nebenraum betrat nun auch das letzte Mitglied den Raum. Es war Shikamaru. Alle drei sahen sich verwundert an und warfen einen fragenden Blick zum anderen. Da die Hokage bei jedem die Namen der anderen Teammitglieder nicht genannt hatte, waren alle davon ausgegangen, dass die beiden anderen entweder noch nicht feststanden oder weitaus unbekannte Ninja waren. Allerdings sahen sie nun, dass keins der beiden Argumente zugetroffen hatte. "Gut, dann können wir ja nun mit der Besprechung beginnen.", erhob nun die Hokage ihre Stimme, woraufhin der andere Nebenraum auch verschlüsselt wurde. "Ich habe meine Gründe, warum ich keinem von euch gesagt habe, wer die beiden anderen Mitglieder bei dieser Mission sein werden. Wahrscheinlich werdet ihr es schon von selbst verstanden haben, dass diese Mission streng geheim ist und nicht nur für uns sondern auch für die anderen Dörfer höchste Priorität hat. Das ist eine Rang S Mission, die unter gar keinen Umständen schief gehen darf." Schon bei den einleitenden Wort der blonden Hokage sahen die Drei den Ernst in ihren Augen und die hohe Anforderung, die sie an ihre besten Ninja stellte. "Ich erkläre zunächst worum es gehen und was das Ziel dieser Mission sein wird. Danach stelle ich die einzelnen Mitglieder vor und erkläre danach welche Rolle sie im Team spielen werden." Nachdem Tsunade geendet hatte, nickten die Drei betroffenen, woraufhin die Hokage eine große Landkarte vor ihnen auf dem Schreibtisch ausbreitete. "Es geht um folgendes Artefakt.", sagte sie und klatschte auf die Landkarte nochmals ein etwas größeres, vergilbtes Foto, worauf eine Art Schriftrolle abgebildet war. "Was ist das?", fragte nun Shikamaru und wollte mehr darüber wissen. "Wir wissen es nicht genau.", seufzte die Hokage und sprach nach einer kurzen Pause weiter, "Dieses Artefakt ist eine mystische alte Schriftrolle. Ihre Herkunft konnte bis heute nicht genau bestimmt werden. Was wir aber sagen können ist, dass sie über 5000 Jahre alt ist und die Ureinwohner dieser Welt auf ihr wertvolle Texte niedergeschrieben haben." "Was für Texte?", nun war es Sakura, die ihre Stimme erhoben hatte. Mystische Gegenstände hatten sie schon immer interessiert. Nur schade, dass bisher fast alles schon entdeckt wurde. Für sie stellte dieses Artefakt das letzte ungelöste Geheimnis dieser Welt dar. Wahrscheinlich wusste keiner was auf ihr drauf stand oder dieses Wissen war vor vielen Jahren verloren gegangen. Allerdings erhoffte sie sich als angehende Ärztin davon, dass auf ihr vielleicht alte Heilrezepte standen, die bisher unheilbare Krankheiten heilen könnten. "Nun, auch das wissen wir nicht.", antwortete Tsunade und Sakuras Hoffnung schwand, "Allerdings gibt es Hinweise dafür, dass diese Schriftrolle wertvolle Zauberformeln enthält. Da wir wissen, dass das frühere Zeitalter recht düster und die Menschen sehr gläubig waren, hatten Magier und Zauberer einen großen Einfluss auf die Herrscher, die damals regierten. Sie waren irgendwann so mächtig, dass die damaligen Könige beschlossen sie allesamt zu vernichten." "Warum?", warf Kakashi etwas beängstigt ein. Er hatte das komische Gefühl, dass, nach allem was Tsunade erzählt hatte, das Ganze in einem schrecklichen Blutbad geendet hatte. "Aus anderen Quellen wissen wir, dass diese Könige damals glaubten, die Hexer hätten ein Mittel gehabt, mit dem sie die Herrscher vernichten und die Welt in Anarchie stürzen könnten. Das letzte was von diesen Magiern der alten Zeit übrig geblieben ist und von ihnen zeugt, ist diese alte Schriftrolle, die unseres Wissens nach ihre mächtigen Formeln in sich birgt. Wieso sie damals nicht mit vernichtet wurde, weiß keiner. Allerdings nehmen wir an, dass die Herrscher gemeinsam abgestimmt hatten, sie im geheimen zu verwahren. Natürlich sind das alles nur Geschichten und Legenden. Wir wissen nicht wie hoch ihr Wahrheitsgehalt ist. Fest steht jedoch, dass Archäologen und Forscher der heutigen Zeit glauben, dass diese Schriftrolle Zauberformeln enthalten könnte, mit denen man alle Biester beschwören könnte, auch die, die zur Zeit einen Wirt haben, und damit sämtliche Dörfer vernichten könnte." Die Hokage legte eine kurze Pause ein um den Teilnehmern Zeit zu geben, diese Geschichte zu verarbeiten. Danach sprach sie weiter: "Das Foto stammt ebenfalls aus einer alten Zeit und zeigt die Schriftrolle als sie zuletzt gesehen wurde. Danach ist sie während der Kriege auf unerklärliche Weise verschwunden. Lange Zeit wusste keiner wo sie verloren gegangen sein könnte und wo dieses Foto aufgenommen wurde. Vor kurzem ist sie nun wieder aufgetaucht. Und zwar in den Händen der Yakuza in Kirigakure. Wir haben Glück, dass diese Leute nicht wissen, was sie da in ihren Händen halten, denn wir konnten sie zu einem Handel überreden. Dieser Handel wird in Kirigakure stattfinden und es ist der Zielort eurer Mission." Die Drei waren sichtlich nervös und die Atmosphäre zwischen ihnen angespannt. Im Büro der Hokage war es totenstill, nur das Krächzen der Krähen war von außen dumpf zu hören. Der Raum war nun in einer blutroten Farbe getränkt, während alle den Worten der Hokage lauschten und gespannt waren, welche Rolle nun ihnen zu teil kommen würde. "Der Yakuza Boss Hakuro wird sich mit euch in einem Ryokan treffen und den Preis für dieses Artefakt aushandeln. Euer Ziel ist es den Handel auf jeden Fall erfolgreich abzuschließen. Geld spielt dabei keine Rolle. Geht auf jeden Preis ein den er von euch verlangt, aber geht dabei nicht zu hoch, sonst könnte er hinter unser eigentliches Ziel kommen. Da die Yakuza in Kirigakure in letzter Zeit ziemlich viele Gebiete an andere Gangs verloren hat, brauchen sie Geld um nicht ganz ihren Einfluss zu verlieren. Hakuro ist nicht an dem Artefakt interessiert, er ist einzig allein darauf aus einen so hohen Preis wie möglich mit euch auszuhandeln. Aber wir brauchen auf jeden Fall die Schriftrolle, egal zu welchem Preis, habt ihr verstanden?" Die Hokage sah die Drei ernst, fast zornig an und wartete auf ihr ebenfalls ernstes Nicken. 
"Gut, nun da das geklärt ist, gehen wir zu der Rollenverteilung über. Shikamaru.", die Blicke der des Jonin und der Hokage trafen sich uns Shikamaru hörte nun aufmerksam zu, "Ich habe lange darüber nachgedacht, wem ich die Führung dieses Teams übergeben werde, dir oder Kakashi. Letztendlich bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass du der Anführer sein sollst. Du hast einen klaren Kopf und triffst strategisch kluge und überlegte Entscheidungen. Genau wie beim Schach kannst du mehrere Züge voraus planen, was bei Hakuro wichtig sein wird. Du wirst auch derjenige sein, der die Verhandlung leiten wird. Sei vorsichtig, es wird nicht leicht sein mit Hakuro zu handeln. Er wird versuchen dich nervös zu machen eins seiner Psychospiel mit dir zu spielen. Unterschätze ihn nicht, allein seine Gegenwart ist beängstigend." Nachdem Shikamaru nun seine Anweisungen bekommen hatte, konnte er sich auf diesen Yakuza Boss einstellen. Doch er schien ihm ein ebenbürtiger Gegner zu sein, deshalb sehnte er sich danach, ihn endlich kennen zu lernen. "Kakashi.", nun war der Silberhaarige an der Reihe und sowohl er als auch Sakura hörten aufmerksam zu, "Dass ich dich nicht zum Anführer gewählt habe, heißt nicht, dass du dich auf die faule Haut legen kannst. Deine Erfahrung wird für das Team sehr wichtig sein und besonders Shikamaru wirst du dadurch eine große Stütze sein. Physisch besitzt du von allen die größte Stärke und bist damit zum Schutz aller Teammitglieder verantwortlich. Hakuro wird nicht alleine sein. Er wird seine Handlanger überall im Ryokan und in der Stadt verstreut haben. Deshalb musst du immer auf der Hut sein. Ihr seid nur zu dritt in Hakuros Gebiet, ein Angriff auf euch wäre tödlich. Falls es zu einem Konflikt kommt, entscheidest du dich immer für die Flucht. Ein Kampf kommt nicht in Frage. Du wirst auch dafür sorgen, dass die Atmosphäre, während des Handels nicht zu angespannt wird. Hakuro mag es nicht, wenn man ihn herausfordert. Versucht ihm auf keinen Fall die Stirn zu bieten, ihr werdet deshalb immer der passive und untergeordnete Teil dieser Verhandlung sein." Nachdem die Hokage ihre Stimme runter gefahren hatte und eine Pause einlegte, wusste das Mädchen, dass nun sie an der Reihe war Anweisungen zu erhalten. "Du, Sakura, wirst ebenfalls für eine entspannte Atmosphäre sorgen. Hakuro mag schöne, zurückhaltende Mädchen, deshalb wird deine Gegenwart bei der Verhandlung unerlässlich sein. Sie wird Hakuro besänftigen und ihn vielleicht sogar ein bisschen vom Wesentlichen ablenken. Aber nicht nur deshalb habe ich dich ausgewählt. Falls es zu einem Konflikt und zum Kampf kommt, wird das Team Fähigkeiten als beste Medicnin nicht verzichten können. Schließlich warst du meine Schülerin. Ich habe dich ausgebildet. Vergiss das nie und vertraue auf deine Fähigkeiten." Abermals erlosch die Stimme der Hokage, doch dieses Mal war es keine Pause, sondern das Ende der Besprechung. Die Drei wussten nun was sie zu tun hatten und was ihr Ziel war. Mit dem Versprechen, dass keins der in diesem Raum gesprochenen Worte an einen Dritten weiter gegeben würde, verließen sie alle das Büro und verabredeten sich für den nächsten Morgen vor dem Haupttor. Als sie sich, getrennt von den anderen, auf den Heimweg machte, hing jeder seinen eigenen Gedanken nach und versuchte diese zu ordnen. Alles schien so unwirklich... Kapitel 22: On the way to Mizu no Kuni -------------------------------------- Sakura lag hellwach in ihrem vom Vollmond durchfluteten Zimmer und versuchte schon seit zwei Stunden einzuschlafen. Die zwei Wochen waren vergangen und morgen würde der Tag der Abreise sein. Deshalb war die Rosahaarige schon um acht Uhr zu Bett gegangen, weil sie sich schon bei Sonnenaufgang um sieben Uhr mit den anderen traf. Sie wollte schlafen, doch sie musste dauernd an Kakashi denken. Es beunruhigte sie, dass sie nun mehrere Tage zusammen verbringen würden. Doch nicht die Erinnerung an den Kuss war ihr unangenehm, sondern die Tatsache, dass diese unausgesprochenen Worte zwischen ihnen lagen. Sie hatte gehofft, dass der Silberhaarige sie in den freien Tagen bis zur Mission aufsuchen und mit ihr über den Kuss sprechen würde, doch sie wartete vergeblich. Natürlich gab sie dem Jonin keine Schuld, schließlich hätte sie ihn genauso aufsuchen können. Etwas lag zwischen ihnen. Und keiner wusste, wie sie jetzt diese Mauer überbrücken konnten. Bei hatten Angst und wussten aber nicht vor was. Sie war nur froh darüber, dass Shikamaru noch mit ihnen kam. Das würde die Atmosphäre zwischen ihnen einigermaßen entspannen. Ihr Fenster stand offen und das obwohl es schon ziemlich kalt geworden war. Kakashis Geburtstag und somit auch der Spätsommer waren traurig an ihr vorbei gezogen und der Herbst hielt nun in Konohagakure inne. Plötzlich hörte sie ein Rascheln das von dem Baum neben ihrem Haus zu kommen schien und eilte daraufhin schnell zum offenen Fenster hinüber. Doch draußen war niemand. Es war wohl nur ihre Einbildung, die ihr einen Streich gespielt hatte. Traurig schloß sie das Fenster, zog die Vorhänge zu und legte sich wieder ins Bett. Das Mondlicht schien nun nicht mehr in ihr Zimmer. Um ehrlich zu sein hatte sie die Vorhänge und das Fenster nur offen gelassen um vielleicht Kakashis Schatten zu sehen. Bis jetzt hatte sie gehofft, er käme sie besuchen. Enttäuscht zog sie die Bettdecke über sich drüber, schloß mürrisch die Augen und versuchte nicht mehr daran zu denken. Und auch, wenn sie fühlte, dass der Schlaf sie nun endlich langsam zu übermannen drohte, schlief sie trotzdem mit dieser unerträglichen Ungewissheit ein. Diese Ungewissheit, die sie schon so lange quälte… Pünktlich um sieben Uhr standen alle drei vor dem Haupttor Konohas. Sogar Kakashi hatte sich diesmal nicht verspätet. Ein Zeichen dafür, wie wichtig die Mission zu sein schien. „Guten Morgen!“, begrüßte Sakura, die als letztes dazu gekommen war, die beiden anderen mit einem Lächeln auf den Lippen. Wahrscheinlich nicht das authentischste, aber sie gab sich zumindest Mühe so fröhlich wie möglich zu wirken. Es musste ja nicht jeder bemerken wie unwohl sie sich in dieser Runde fühlte. „Also dann. Da wir nun vollzählig sind, lasst uns gehen.“, meinte Shikamaru cool wie eh und je und zusammen machten sich die drei gemütlich auf den Weg durch den Wald. Keiner von ihnen sagte etwas. Die Rosahaarige wusste nicht, ob sie darüber glücklich oder unglücklich sein sollte. Ihr schien als würde man ihr an der Nasenspitze erkennen, wie unwohl sie sich im Moment fühlte. Die distanzierte Atmosphäre zwischen ihnen war alles andere angenehm. Und scharfsinnig wie Shikamaru war, wusste er natürlich schon längst, dass zwischen ihr und dem 14 Jahre älteren Kakashi etwas vorgefallen war. Unauffällig schweifte ihr Blick zu dem Silberhaarigen herüber, der natürlich sein maskenhaftes Grinsen gar nicht mehr ablegen wollte. Allerdings bemerkte sie, dass er einen ziemlich großen Abstand zu ihr ließ. Früher waren sie viel enger aneinander gegangen und es hatte sie nie gestört. Jetzt war es als lägen Welten zwischen ihnen. Nicht nur bildlich gesprochen, sondern Kakashi ließ wirklich unnötig viel Platz zwischen ihnen. Je unwohler sie sich in dieser Situation fühlte, desto schneller fing ihr Herz an zu schlagen. Die Ungewissheit und Enttäuschung die sie fühlte, verwandelten sich langsam aber sicher in Wut. Ihr Puls war mittlerweile auf 180 und ihr Gesicht brannte lichterloh wie eine feuerrote Tomate. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie musste ihrem Unbehagen einfach Luft machen. Sie holte mit ihrem Arm weit aus und Kakashi einen so starken Hacken, dass der Jonin meterhoch in die Luft flog: „DU BLÖDMANN!! WIESO ENTSCHULDIGST DU DICH NICHT ENDLICH BEI MIR?! UND DU WILLST 29 SEIN, DASS ICH NICHT LACHE! DEIN BENEHMEN IST TOTAL UNREIF UND KINDISCH! GROAH!!!“, schrie sie ihm noch hinterher und stampfte wutentbrannt voran. Natürlich hatte sich diese Szene gerade nur in ihrer Fantasie abgespielt, allerdings ging es ihr jetzt schon viel besser. Es brachte alles nichts. Sie musste sich jetzt auf die Mission konzentrieren. Es wäre unprofessionell von ihr sich so ihren Gefühlen hinzugeben. Da war Kakashi ganz anders als sie. Ihm merkte man gar nichts an. Und vielleicht hatte er die ganze Sache sogar schon vergessen. So unbekümmert wie er ja eigentlich war. Der Tag verging schnell und als die Sonne schließlich gänzlich untergegangen war, errichteten sie ein Nachtlager. Keine Zelte, nur ein Lagerfeuer neben dem sie ihre Isomatten und Schlafsäcke ausbreiteten. Sie aßen und tranken eine Kleinigkeit und unterhielten sich noch etwas über die derzeitigen politischen Verhältnisse in Mizugakure und legten sich kurze Zeit später schlafen. Sakura meldete sich freiwillig dazu die erste Wache zu übernehmen. Sie hatte sich über ihr Tshirt, das sie tagsüber an hatte, da es in der Herbstsonne doch noch ziemlich warm war, einen dicken Pullover übergestülpt und ihre grüne Weste darüber angezogen. Dazu noch einen warmen Schal, dicke Handschuhe und eine flauschige Mütze und sie war gerüstet für eine kalte klare Oktobernacht. Sie setzte sich auf eine Ast hohen Bäume außenrum um die Umgebung besser überblicken zu können. Shikamaru und Kakashi unter ihr schienen währenddessen friedlich zu schlafen. Da Sakura sowieso noch nicht schlafen konnte, war sie froh die Erstwache übernehmen zu können. Immer noch hing sie ihren Gedanken nach. Und langsam kam es ihr vor als wäre nicht Kakashi sondern sie kindisch. Mittlerweile dachte sie, dass es vielleicht besser wäre, die ganze Sache nicht anzusprechen und einfach Gras darüber wachsen zu lassen. Wenn sie sich während der Mission nur lang genug normal verhielte, wäre danach vielleicht alles so wie früher. Wenn sie mit Kakashi ganz normal umginge, wäre er vielleicht auch er zu ihr wieder normal. Das nahm sie sich jetzt vor. Schließlich konnte es zwischen ihnen so nicht weiter gehen. Sicher war auch Shikamaru schon aufgefallen, dass sie die ganze Zeit abwesend mit ihren Gedanken war. Ab morgen wollte sie wieder die alte Sakura sein. Währenddessen lag Kakashi unten in seinem Schlafsack und war hellwach. Mit seinem Sharingan konnte er die Rosahaarige ganz genau beobachten. Sie schien mehr ihren Gedanken nachzuhängen als aufmerksam Wache zu halten. Er konnte sie nur zu gut verstehen. Es war auch nicht gerade die feine Art von ihm gewesen, dass er sich in der ganzen Zeit kein einziges Mal bei ihr gemeldet hatte. Zu gern würde er jetzt aufstehen und sich zu ihr auf den Baum setzen um mit ihr über alles in Ruhe zu reden. Allerdings wollte er nicht, dass Shikamaru etwas davon mitbekommen würde. Außerdem war es eh der falsche Zeitpunkt. Auf einer Mission hatten solche Intimitäten nichts zu suchen. Und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr sah er ein, dass all diese Gedanken nur eine Ausrede waren. Die Mission war eine Ausrede für ihn gleichzeitig bei seiner geliebten Schülerin zu sein, ohne sich den unangenehmen Seiten ihres derzeitigen Verhältnisses stellen zu müssen. Doch irgendwann würde er sich diesem Gespräch stellen müssen. Früher oder später war er Sakura eine Erklärung schuldig. Eigentlich hätte er schon viel früher zu ihr gehen sollen. Aber er wollte nicht, dass ein negativer Ausgang zwischen ihnen die Mission belasten würde. Außerdem hatte er Angst. Und obwohl er so fühlte, tat ihm die Rosahaarige auch unendlich Leid. Natürlich ging es an ihm nicht vorbei, wie sehr sie diese unausgesprochene Situation quälte. Auch wenn kein gutes Ende mit ihnen nehmen würde, so wollte er jedoch, dass seine kleine Kirschblüte Gewissheit hatte. Deshalb nahm er sich fest vor, sobald sie wieder heil nach Konoha zurückkehrten, das Gespräch mit ihr zu suchen. Und mit diesem letzten Gedanken, wandte Kakashi sein Sharingan von seiner Geliebten ab, schloß die Augen und kam endlich zur Ruhe. Wenige Stunden später spürte Sakura wie ihr jemand auf die Schulter tippte. Es war Shikamaru, der sie gerade ablösen wollte. "Irgendwelche Auffälligkeiten?", fragte er sie und rieb sich noch etwas den Schlaf aus den Augen. "Nein,", antwortete Sakura, "Soweit war alles ruhig.", und wollte schon gehen, als Shikamaru sie kurz davor noch am Arm fest hielt. Fragend sah sie den Älteren an. "Sag, Sakura, dich bekümmert doch irgendetwas.", meinte er und bat das Mädchen noch für einen Augenblick neben ihm Platz zu nehmen, "Ist es etwas wegen dieser Mission? Beunruhigt dich dieser Yakuza Boss?" Kurz überlegte sie, ob sie Shikamaru nicht die Wahrheit sagen sollte, doch dann erinnerte sich daran, dass ihre privaten Probleme auf einer Mission keinen Platz hatten. Schließlich bejahte die Rosahaarige seine Frage und wich, um sich nichts anmerken zu lassen, dem Blick des Schwarzhaarigen so gut es ging aus. "Sei unbesorgt. Kakashi-Sensei und ich werden gut auf dich aufpassen. Es wird schon nichts passieren.", flüsterte er und legte Sakura beruhigend seine Hand auf die Schulter. Die Kirschblüte erwiderte die Geste des Jonin mit einem ehrlichen, freundschaftlichen Lächeln und antwortete ihm: "Danke Shikamaru, ich weiß dass ich mich auf dich und auf Kakashi-Sensei verlassen kann." Damit sprang sie vom Ast und kuschelte sich endlich in ihren Schlafsack. Die warmen Worte ihres Kameraden hatten ihr gerade richtig gut getan und in ihrem Nachtlager fühlte sie sich nun sicher und aufgehoben. Und, da ihr so schön wohlig warm wurde, schlief sie nun auch ganz schnell ein. Drei Stunden später wurde nun Shikamaru von Kakashi abgelöst. Auch zwischen ihnen gab es keinen regen Wortaustausch und Shikamaru verschwand. Der Silberhaarige setzte sich auf den Ast und sah in die Nacht hinein. Noch war es noch dunkel, doch bald schon würde die Sonne aufgehen und an dem klaren Sternenhimmel konnte er sehen, dass es wieder ein wunderschöner sonniger Tag würde. Doch statt aufmerksam Wache zu halten, ertappte er sich dabei, dass seine Augen die ganze Zeit nur auf der rosahaarigen Kirschblüte lagen. Sie schlief ruhig und friedlich wie ein Engel. Wie lange hatte er ihr nicht mehr beim Schlafen zu gesehen. Er hatte es gern, wie sie früher bei ihm auf seinem Schoß geschlafen hatte, weil sie bei sich allein im Zimmer immer von Albträumen geplagt wurde. Er liebte sie so sehr, dass er fast verrückt wurde. Immer noch. Er wusste, dass es falsch war und je mehr er das dachte, desto mehr wollte er sie. Er saß in der Falle. Und während er sie so beobachtete, desto mehr Angst bekam er seinen Engel zu verletzten. Doch diese Nachgiebigkeit in ihm bedeutete nur Schwäche. Und durch diese Schwäche würde er sie vielleicht noch mehr verletzen ohne es zu merken. Auch, wenn er Sakuras Gefühle unweigerlich verletzte, würde er bereit sein diesen Schmerz auf sich zu nehmen. Und dafür würde er mit seinen Wünschen sorgsam umgehen. Eine Stunde später ging endlich die Sonne auf und verdrängte die Nacht. Der Himmel färbte sich purpurrot und die Vögel fingen an lebendig zu werden. Durch das Zwitschern wurden auch Shikamaru und Sakura langsam wach und nach einem kurzen Frühstück setzten sie ihre Reise fort. Heute waren alle viel ausgelassener als am Tag zuvor. Das lag vor allem daran, dass die Rosahaarige viel kommunikativer und ausgelassener war als Gestern. Shikamarus Worte hatten ihr Mut gemacht. Und sie bemerkte, dass auch sich ihr gegenüber nicht mehr so distanziert verhielt. Auch, wenn diese Fröhlichkeit nur aufgesetzt war, so entspannte sie die Atmosphäre zwischen ihnen erheblich. Fast so als wäre nie etwas gewesen. Die Kirschblüte freute sich jetzt sogar richtig auf das Ryokan, in dem sie übernachten würden. Sie hatte noch nie in so einem schicken Hotel übernachten und ganz besonders freute sie sich auf das gute Essen. Und als der Wald sich am frühen Nachmittag nun endlich zu lichten schien, machte Sakuras Herz einen kleinen Freudensprung, da sie kurz darauf vor den Toren Mizugakures standen. Ohne Umwege durchquerten sie die Stadt und suchten gleich das Ryokan auf. "Wir haben Sie bereits erwartet.", begrüßte eine schöne Frau in einem elden Kimono, die sie im Ryokan an der Rezeption empfing und verbeugte sich höflich. "Wenn Sie mir bitte folgen würden.", sagte eine andere und begleitete die Drei auf ihre Zimmer. Und während sie die Frau durch die Gänge führte und ihnen alles erklärte, wurde Sakura etwas mulmig zumute, denn am Abend würden sie schon auf Hakuro treffen, den Yakuza Boss, der Mizugakure und dieses Ryokan in seiner Gewalt hatte. Kapitel 23: The Meeting ----------------------- Angespannt stand Sakura unter der Dusche und ließ das heiße Wasser auf sich herunter prasseln. Nach der zweitägigen Reise nach Kirigakure tat es gut wieder etwas für die Körperpflege zu tun. Zwar liebte sie ihren Job als Medicnin auf Mission zu gehen und ihr Team zu unterstützen, doch bei längeren Ausflügen nervte es sie nicht duschen oder baden zu können. Deshalb genoß sie es jetzt umso mehr mit einem weichen Schwamm und einer pflegenden Cremeduschseife den klebenden Schweiß von ihrem Körper zu waschen. Auf einer normalen Mission würde sie deutlich entspannter werden, doch sie merkte, dass diese anders war. Ihre Gedanken kreisten immer nur um eine Person. Hakuro. Irgendwie war das ganze Ryokan, sogar die ganze Stadt von seiner einschüchternden Atmosphäre erfüllt. Es war als hätte er seine Augen überall und beherrschte mit seinem Geist nicht nur die Räume sondern auch ihre Gedanken. Doch während sie das Shampoo in ihre Haare einmassierte, versuchte sie ihn aus ihrem Gedächtnis zu bannen. Sicher waren es nur die warnden Worte der Hokage, die sie jetzt so verwirrten. Sie ließ sich von diesem Yakuza-Boss mehr einschüchtern, als er es wahrscheinlich in Wirklichkeit war. Es war alles nur ihre Einbildung und sie sollte davon nicht ins Boxhorn jagen lassen. Nachdem sie sich den Seifenschaum abgewaschen und noch ein Mal kalt abgeduscht hatte, stellte sie das Wasser aus und trocknete sich ab. Danach salbte sie ihren Körper mit einem bestimmten Duftöl ein, der sie unwiderstehlich machen sollte. Dieser Hakuro war sicherlich von den schönsten und aufreizendsten Frauen umgeben. Natürlich war sie sich der Tatsache bewusst, dass sie mit ihren 16 Jahren noch nicht den weiblichen Charme einer 26igjährigen besitzen konnte. Deshalb musste sie anders zu Helfen wissen. Das Öl war eine Rosenessence, der ihr mehr Fraulichkeit verleihen, aber auch nicht zu aufdringlich sein sollte. Auf Makeup verzichtete sie. Dadurch würde sie sich nur verunstalten und es würde auch nicht zu ihr passen. Deshalb legte sie nur etwas rouge auf die Wangen und benutzte einen dezent rosanen Lipglosse. Ihre Haare steckte sie hinten zu einem Dutt hoch, so dass ihr nur die vorderen Strähnen ins Gesicht hingen. Im selbigen Moment klopfte es an der Tür und eine der hotelangestellen Dienstmädchen kam rein. "Können wir mit dem ankleiden beginnen, gnädige Frau?" Und Sakura antwortete darauf mit einem "Gerne.", ging zu ihr und legte ihren Bademantel, den sie sich nach dem Einsalben übergeworfen hatte, aus und ließ sich von dem Dienstmädchen den Kimono anziehen, den sie vorbereitet hatte. Es dauerte zwar etwas bis sie alle Unterkimonos und Gürtel an hatte und sie schließlich den eigentlichen Kimono und den Obi anlegte, doch nach einer Stunde war sie fertig. Ihr Kimono war leicht beige-golden mit türkisen, blauen und weißen Blumen aufgestickt. Ihr Unterkimono, der am Kragen noch unter dem anderen Kimono hervor stach, war rot mit einem weißen Muster und gab einen guten Kontrast zu dem gold. Abschließend steckte sie sich noch eine Spange mit weißen Kirschblüten ins Haar. Kurz betrachtete sie sich in dem großen Spiegel und fand, dass sie noch nie hübscher ausgesehen hatte. Hoffentlich sah das dieser Yakuzaboss genauso. Und falls nicht, würde sie schon wissen wie sie ihre weiblichen Reize auszuspielen hatte. Fertig angekleidet, saß sie in ihrem Zimmer auf den Tatami-Matten an dem kleinen Holztisch und trank noch eine Tasse grünen Tee um die übrige Zeit verstreichen zu lassen. Eine halbe Stunde später traf sie sich dann mit den anderen vor Shikamarus Zimmer und zusammen gingen sie geschlossen zu dem Zimmer, in dem die Verhandlungen stattfinden würden. Kakashi konnte dabei einfach seine Augen nicht mehr von der kleinen Kirschblüte lassen. Sakura war ja von Natur aus schön, doch der Kimono machte sich noch viel weiblicher und erwachsener. Er hatte ja schon mit vielen Frauen was gehabt, aber er war sich sicher, dass keine so schön war, wie Sakura in diesem Augenblick. Sie war einfach umwerfend und roch so gut, dass er deshalb extra näher hinter ihr ging als eigentlich nötig. Leider würde er keine Gelegenheit dazu haben ihr das alles direkt zu sagen. Aber wahrscheinlich wäre das auch eher unpassend nach dem Kuss und der ganzen Geschichte. Irgendwie sollte er sich so langsam dafür entschuldigen, doch ehe er genug Zeit hatte darüber nachzudenken, waren sie auch schon bei dem Konferenz-Zimmer angekommen. Dort standen schon zwei Männer im schwarzen Smoking bereit und öffneten ihnen die Tür, mit dem Zusatz: "Hakuro-sama wird sich leider etwas verspäten. Er bittet Sie trotzdessen Platz zu nehmen." Shikamaru sah diesen stutzig an, betrat aber trotzdem ohne zu zögern das alte Tatami-Zimmer und setzte sich an den großen Tisch aus Kiefernholz. Sakura und Kakashi taten es ihm gleich und setzten sich rechts und links neben ihn. Gleich darauf betrat ein Dienstmädchen das Zimmer, brachte ihnen eine Tasse Tee und stellte auf dem Tisch die Teekanne ab und ging wieder. Danach wurde es wieder still. Und die Stille trat allen unangenehm ins Mark. "Was meinst du, Shikamaru, ist das eine Falle?", fragte die Kirschblüte im Kimono in die Stille hinein. "Nein", antwortete darauf der Angesprochene flüsternd, "Hakuro ist zwar ein Krimineller, aber er ist fair. Er will uns nur verunsichern, damit wir spüren, dass er hier alles beherrscht. Wir müssen ruhig bleiben und abwarten." Und tatsächlich sollte Shikamaru Recht behalten. Nach zehn Minuten der puren Anspannung wurden die Türen ein weiteres Mal geöffnet. Als erstes traten zwei Männer im schwarzen Smoking ein und schließlich Hakuro. Mit pochendem Herzen blickte Sakura auf und beobachtete jede seiner eleganten und geschwungenen Bewegungen. Das war also dieser legendäre Hakuro. Er hatte feines, blondes Haar und eisblaue, stechende Augen. Im Gegensatz zu seinen Begleitern hat er eine weiße lockere Bluse an und darüber einen bordeaux-farbenen Samtmantel mit goldenen Stickereien darauf. Seine Erscheinung war zwar nicht halb so überwältigend wie sie sich ihn vorgestellt hatte, doch einen Mann mit solch einer Ausstrahlung war sie nie begegnet. Als der blonde Yakuza das Zimmer betrat und seine blauen Augen durch den Raum schweifen lief, traf sein Blick den der Kirschblüte. Peinlich berührt fuhr das Mädchen erschrocken zusammen und wandte ihre türkisen Augen gleich wieder auf ihren Schoß. Im selben Moment standen die Drei gemeinsam auf und verbeugten sich höflich zur Begrüßung. Auch der Yakuza-Boss verbeugte sich. Allerdings war Kakashi aufgefallen, dass seine Verbeugung weitaus aufrechter als bei ihnen war. Damit hatte er schon mal gezeigt, dass er sich auf jeden Fall über ihnen verstand und diese Überheblichkeit gefiel dem Jonin ganz und gar nicht. "Verzeiht mir, dass ich Euch so lange warten ließ, Nara-sama, aber es gab einige Angelegenheiten, die ich davor noch klären musste.", erhob der Blonde nun seine Stimme und begrüßte Shikamaru mit seiner angenehmen, weichen Stimme. "Natürlich, das verstehen wir vollkommen, Ihr braucht euch nicht zu entschuldigen.", antwortete Shikamaru ebenso höflich und gelassen. Die Hokage hatte ganz genau gewusst, warum sie den Schwarzhaarigen als Leader ausgesucht hatte. Allerdings hätte Kakashi das Fake-Lächeln sicher besser hingekriegt, fand die Rosahaarige. Nachdem dieser unspektakulären Begrüßung saßen sich beide Parteien und Hakuro fing erst mal einen Smalltalk und erkundigte sich über ihre Reise von Konoha nach Mizu no Kuni und ihren Aufenthalt im Ryokan. "Also, ich hatte gehört, dass Ihr an einem Gegenstand interessiert seid, der sich in meinem Besitz befindet?", kam der Blondhaarige nun zum eigentlichen Thema und ließ dabei seinen Blick zu Sakura hinüberschweifen, die abermals errötete und wegsah. Sie wusste selbst nicht, wieso sie immer wieder zu ihm rüber gucken musste. Aber seine Augen zogen sie an, wie ein magischer Kristall. "Das ist richtig.", antwortete Shikamaru und schob dem Yakuza ein Foto der Schriftrolle über den Tisch, "Es handelt sich um dieses Artefakt. Für Konoha ist es sehr wichtig. Auch die Hokage, Tsunade-sama, lässt ausrichten, dass es für uns von unglaublicher Wichtigkeit ist, diesen Gegenstand zu studieren, um über die Gründungsgeschichte mehr in Erfahrung zu bringen. Es würde nur von Hakuro-samas weitverbreiteter Großzügigkeit sprechen es uns zu überlassen. Natürlich werden wir Euch dafür entgeldlich entschädigen." Während der ganzen Unterhaltung beobachtete Kakashi den Yakuza ganz genau und fand, dass er sich nicht besonders interessiert zeigte. Er wusste, dass dieser Mann alles haben konnte, was er wollte. An fairen Geschäften hatte er kein Interesse. Wenn er etwas haben wollte, nahm er sich das, wenn es sein musste auch mit Gewalt. "Was ist Euch das Artefakt wert?", fragte nun Hakuro und trank einen Schluck grünen Tee aus seiner Tasse. Darauf entgegnete Shikamaru gleich mit einem Grinsen: "Wir sind bereit, das zu bezahlen, das Ihr als einen angemessenen Preis betrachtet. Unterbreitet uns ein Angebot." Hakuro grinste und trank einen weiteren Schluck aus seiner Tasse, sodass diese nun leer war. Die Rosahaarige bemerkte dies, nahm die Teekanne und rückte in ihrem goldenen Kimono näher an den Yakuza-Boss um ihm mit einem schüchternen Lächeln nachzuschenken. "Legt mir dies nicht als Dreistheit aus, Nara-sama, aber ich glaube kaum, dass Ihr mir einen Preis zahlen könntet, den ich verlangte. Ganz Kirigakure steht unter meinem Einflussbereich. Aber Ihr habt Glück. Da ich heute gute Laune habe, will ich Euch die Schriftrolle zu einem erschwinglichen Preis überlassen.", sagte er und Shikamaru und Kakashi befürchteten dabei schon, dass er noch eine Sonderzusatzleistung verlangen würde. Kurzerhand der blonde Yakuza Sakura die Teekanne aus den Hände und stellte diese auf dem Tisch ab. Das Mädchen war darüber so erschrocken, dass sie dachte etwas falsch gemacht zu haben. Vielleicht wollte er eigentlich gar keinen Tee mehr oder wollte sich selbst einschenken? Doch dann nahm er ihre linke Hand in die seinen, führte diese an seinen Mund und gab ihr einen sanften Kuss, der fast einem Hauch auf ihrer Haut glich. "Zusätzlich zu dem Preis," setzte er nun abermals an und wandte dabei seinen Blick nicht mehr von der Kirschblüte und ihren türkisen Augen ab, "Verlange ich dieses Mädchen." Kakashi und Shikamaru fiel das Herz in die Hose. Damit hatten sie absolut nicht gerechnet und am wenigsten der silberhaarige Jonin, der nun versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht dazwischen zu gehen. Hakuro bekam allerdings von dem Schock der beiden nichts mit, sondern richtete seine Aufmerksamkeit ganz der Kirschblüte entgegen: "Verrätst du mir deinen Namen, meine bezaubernde Schönheit?" Kapitel 24: Tensions - Lull before the Storm -------------------------------------------- "Verrätst du mir deinen Namen, meine bezaubernde Schönheit", hörte Sakura Hakuros Stimme in ihren Ohren widerhallen? Vollkommen perplex saß sie da und wusste nicht was sie tun sollte und konnte nicht anders als den Yakuza-Boss mit pochendem Herzen und weit aufgerissenen Augen unschlüssig anzustarren. Hilflos schielte sie nun zwischen Kakashi und Shikamaru umher und hoffte aus dieser misslichen Situation gerettet zu werden. Kakashi erblickte Sakuras hilfesuchenden Blick und wusste nicht, wie er diesen beantworten sollte. Natürlich sah er, dass sich Sakura auf äußerste unwohl fühlte, doch wusste er nicht wie er ihr helfen konnte. Am liebsten wäre er dazwischen gesprungen und hätte Sakura mit einem scharfen Blick an Hakuro an sich gerissen. Allerdings behielt sein rationales Denken und der Plan, den er und Shikamaru geschmiedet hatten die Oberhand und sorgten dafür, dass er sich so gut wie möglich zurück hielt. Er ließ seinen Kopf unauffällig zur Seite schwenken und sah, dass Shikamaru genauso ratlos war. Auch wenn der Blonde noch so charmant lächelte, biss sich der schwarzhaarige Jonin innerlich fluchend auf die Lippe. Die Situation hatte sich um einiges verschärft. Nicht nur, dass es zu einer absolut unerwarteten Wendung gekommen war, sondern es war auch ein Angebot, bei dem Shikamaru nicht wusste, wie er es abschlagen sollte. In seinen Gedanken probierte er unzähliche Schachzüge aus, doch egal welche Figur er setzte, egal welche Antworten sich zurecht lag, der König schien ihn in jeder Position im nächsten Zug Schachmatt zu setzten. Gleichzeitig verstrichen die Sekunden und die Rosahaarige, die immer wieder zwischen den drei Männern im Raum abwechselnd hin und her sah und nicht wusste, was sie tun sollte, wusste, dass sie eigenständig handeln musste. Da die Zeit nun, mehr oder weniger, abgelaufen war und Hakuro auf eine Antwort wartete, gab sie ihm diese. "Sakura. Sakura Haruno ist mein Name.", sagte sie ruhig und bemühte sich ihre Nervosität zu überspielen und als anfängliche Verlegenheit wirken zu lassen. Ihre Strategie schien sich gut zu verkaufen, denn Hakuro bemerkte nichts von ihrem Ekel, dass ein fremder Mann ihr so nah war. Er führte ihre Hand an seine Wange und antwortete: "Was für ein wundervoller Name, perfekt für eine liebliche Schönheit wie dich. Du bist noch ziemlich jung, aber als jemand, der ein Auge für schöne Kunstwerke hat, erkenne ich, dass es in ein paar Jahren niemanden geben wird, der deiner Ausstrahlung gleich kommt. Du wärst ein außergewöhnliches Schmuckstück an meiner Seite. Und da ich heute besonders großzügig bin...", nun wandte er sich abermals an den führenden Shikamaru, "schlage ich einen Tausch vor: Das Mädchen gegen das Artefakt. Natürlich wird es ihr an meiner Seite an nichts mangeln, dafür garantiere ich. Was sagt ihr, Shikamaru-sama?" Der Schwarzhaarige befand sich nun in einer prekären Lage. Es war ausgeschlossen, dass er Sakura hier an diesen Kriminellen verkaufen würde, allerdings wusste er nicht, was er stattdessen sagen sollte. Da es unmöglich war den Yakuza noch mal genauso lange auf eine Antwort warten zu lassen, beschloss er das Gespräch einfach laufenzulassen. Währenddessen hoffte Kakashi inständig, dass er sich auf den Jonin verlassen könnte. "Verzeiht, Hakuro-sama, aber das ist leider unmöglich.", bei dieser Antwort, die sicher kein Wohlwollen in dem Blondhaarigen auslöste, versuchte er so höflich und bedauernswert wie möglich zu klingen, "Sakura-san ist eine Schülerin Tsunade-samas. Tatsächlich gibt es keinen Preis, der für sie bezahlbar wäre. Nicht einmal die Schriftrolle wäre für einen Tausch angemessen. Sie ist für die Hokage wie eine Tochter und daher nicht nur von unschätzbarer Wichtigkeit, sondern schlicht und ergreifend unbezahlbar." Mit einem scharfen Blick ließ Hakuro widerwillig von dem bezaubernden Mädchen ab, versuchte seine Wut allerdings zu überspielen. Er konnte es nicht leiden, wenn ihm jemand etwas abschlug. Er war es gewohnt, alles zu bekommen was er wollte. Ausnahmslos alles. Dass dieser Shikamaru so dreist sein konnte, ihm, dem Beherrscher über ganz Mizu no Kuni, seinen Wunsch abzuschlagen, war ihm unbegreiflich. Anscheinend war ihm nicht bewusst, in welcher misslichen Lage er sich nun befand. Doch er nahm sich vor diesem Grünschnabel und seinem unverschämten Team eine Kostprobe seiner Macht zu geben. "Zu schade.", antwortete der Blonde, als er sich wieder beruhigt hatte, und lächelte die Kirschblüte genauso wie vorher charmant an, "Trotzdem hoffe ich, dass jetzt, da sich unsere Länder nun näher stehen, wir uns öfter sehen, meine geliebte Sakura." "Danke, Hakuro-sama, ich konnte kein größeres Kompliment von einem so großen Mann wie Ihnen erhalten.", sagte Sakura nun wieder ruhig atmend und verbeugte sich tief als Zeichen ihrer Dankbarkeit. "Natürlich bedauern wir zutiefst, dass wir Eurem Wunsch nicht gerecht werden konnten, aber wir werden Euch ein Angebot unterbreiten, dass Ihr nicht abschlagen könnt und Euch sicher genauso glücklich machen wird.", setzte Shikamaru abermals an und gewann dadurch wieder Hakuros Aufmerksamkeit, "Eine Summe von 1 Milliarde Ryou!" Tatsächlich klingelten da bei dem Yakuza-Boss die Ohren. Genau wie der Schwarzhaarige ihm gesagt hatte, war ihm noch nie zuvor eine größere Summe angeboten wurden und schon bald verschwand das die rosa Kirschblüte neben ihm in seinem Hinterkopf. 1 Milliarde Ryou war eine beachtliche Summe Geld, mit der er ganz Mizu no Kuni, sogar die Nachbarländer außenrum kaufen könnte, wenn er wollte. Er hatte zwar gesagt, dass Geld keine Rolle spielte, aber dass sie ihm so viel zahlen würden, hätte er nicht gedacht. Allerdings hatte die Sache sicherlich einen Haken und der würde sich sicherlich noch zu erkennen geben. "Ich muss sagen, damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Aber bevor ich zuschlage, lasst mich eine Nacht drüber schlafen. Damit würde ich unser Meeting auf Morgen Mittag vertagen und Euch dann sagen, wie ich mich entschlossen habe.", sagte der Blonde bedächtig und hatte sich schon zum Gehen aufgemacht. Kurz bevor er den Raum verließ drehte er sich noch einmal, verabschiedete sich mit einem Nicken und ließ die drei allein zurück. Ein paar Sekunden nachdem es still in dem Raum geworden war, flüsterte Kakashi wütend: "Dieser unverschämte Kerl, was glaubt der eigentlich, wer er ist?" Natürlich sprach er nur das aus, was sich eigentlich alle dachten. Der Raum war wieder mit genauso viel Anspannung gefüllt wie zuvor als Hakuro noch nicht da gewesen war. Und alle wussten, warum der Yakuzo-Boss so gefährlich war. Oberflächlich schien er nett und zuvorkommend zu sein, doch Shikamaru hatte schon im ersten Augenblick gemerkt, dass sich hinter seinem Lächeln und dem freundlichen Blick tiefe List verbarg. Doch er war anders als alle Menschen, denen er zuvor begegnet war. Auch Kakashi war das aufgefallen. Ohne, dass es jemand bemerkte, hatte er sein Sharingan eingesetzt. Er dachte, er könnte in Hakuros Innerstes sehen, wie es sonst bei allen anderen Menschen auch möglich war, doch bei ihm ging es nicht. Wenn er in seine Augen blickte, dann sah er nichts. Und das fand er höchst beunruhigend. Sakura war zwar nicht so scharfsinnig wie die beiden anderen Jonin, doch sie spürte wieder dieses starke Pochen in ihrem Herzen, das kaum noch erträglich war. Ihr war etwas schwindelig und der enggeschnürte Kimono-Obi nahm ihr zusätzlich die Luft weg. Als sie schon kurz davor war ohnmächtig zu werden, sagte sie endlich zu dem Schwarzhaarigen: "Shikamaru, entschuldige, aber ist es für euch okay, wenn ich jetzt wieder in mein Zimmer zurück gehe? Ich würde mich gerne des Kimonos entledigen." Der Jonin antwortete mit einem einfach "Klar." und auch Sakura verließ keuchend das Zimmer und schob die Tür hinter sich zu. Erst jetzt bemerkte Kakashi das die Kirschblüte sich nicht wohlzufühlen schien. Er machte sich zwar Sorgen, doch gleich waren seine Gedanken wieder bei dem Yakuza-Boss. Dass dieser sich so stark für Sakura interessierte, gefiel ihm nicht nur, er fragte sich auch, warum er ausgerechnet sie haben wollte. Gewiss, das Mädchen mit den rosa Haaren und den meerfarbenen Augen war sehr hübsch, doch es gab sicherlich Frauen, die schöner und reifer waren als sie. Ein Mädchen wie sie würde überhaupt nicht an seine Seite passen. Also was bezweckte er bloß damit? War es vielleicht auch nur ein Ablenkungsmanöver um einen unschlagbar hohen Preis für die Schriftrolle auszuhandeln? Aber auch das machte keinen Sinn, denn Hakuro war sich sehr wohl bewusst, dass er so viel Geld rausschlagen konnte, wie er nur wollte. Sicher war ihm absolut bewusst, dass Tsunade jeden erdenklichen Preis zahlen würde. Was also könnte dann dahinter stecken? "Kakashi.", sprach nun Shikamaru den Silberhaarigen an und riss ihn damit aus seinen Gedanken, "Am besten wir ziehen uns vorerst auch zurück. Wir reden dann morgen beim Frühstück nochmal." Kakashi willigte wortlos ein und beide gingen auf ihre Zimmer zurück. Auf dem Weg dorthin irrte der Ältere gedankenverloren durch die Gänge des Ryoukan herum. Nicht, dass er den vergessen hatte wo sein Zimmer lag, aber er dachte immer noch nach und da fühlte er sich wohler, wenn er sich etwas dabei bewegen konnte. Dabei war er so in Gedanken versunken, dass er nicht merkte, dass er fast in eine der Hotelangestellten gelaufen wäre, wenn diese ihm nicht im letzten Moment ausgewichen wäre. Es war zufälligerweise auch gerade das Mädchen, das für sein Zimmer zuständig war und sprach ihn an: "Entschuldigen Sie mein Herr." Der Silberhaarige vernahm die Frauenstimme und drehte sich um, dann lächelte sie verlegen und sagte: "Sie sehen sehr erschöpft aus. In unserem Hotel gibt es auch einen Onsen im Außenbereich. Ein Bad darin wird Sie sicher wieder entspannen." Sie verbeugte sich höflich, ging schließlich weiter und ließ Kakashi verdutzt hinter ihrem Rücken zurück. Sah er wirklich so fertig aus? Dabei fühlte er sich gar nicht beansprucht oder in irgendeiner Weise auch nur annähernd erschöpft. Aber vielleicht hatte das Mädchen Recht. Wahrscheinlich war die ganze Sache auch ihm ziemlich zu Kopf gestiegen und hatten ihn psychisch mehr belastet als er es wahrnahm. Und ungeachtet seines Zustandes schien die Idee ein heißes Bad im Onsen zu nehmen nicht schlecht. Da es sowieso noch nicht allzu spät war und er sicher nur wach in seinem Futon liegen würde, beschloss er vor dem Schlafengehen die heiße Quelle aufzusuchen. Mit einem leichten Baumwollkimono bekleidet ging er in die Umkleidekabine, band sich ein kurzes, weißes Handtuch vor die Lenden und stieg, nachdem den Außenbereich betreten hatte, ins angenehm heiße Wasser. Sogleich spürte er wie sich seine Seele fallen ließ und sein Körper zunehmends entspannte. Da es mittlerweile Herbst geworden und die Nächte bitterkalt wurden, war es in dem Wasser angenehm warm, während seine Schultern und sein Oberkörper aus dem Wasser ragten und für die nötige Abkühlung sorgten. Er schien der einzige im Bad zu sein, doch das war ihm nur recht. Gedankenverloren setzte er sich auf einen abgerundeten Stein, der im Wasser als Sitzplatz galt und sah in den klaren, sternenbesetzten, dunklen Nachthimmel hinauf. Sakura sah heute wunderschön aus und, da sein Körper nun wieder entspannter war, merkte er, dass die Gefühle für sie wieder aufblühlten und er sie in der ganzen Zeit nicht verdrängt hatte. Dass dieser Yakuza-Boss ihr so nahe gekommen war, machte ihn fast rasend. Doch eigentlich nur, weil er wusste, dass seine Liebe für die Kirschblüte selbst keine Chance hatte. Es war wirklich aussichtslos. Den ganzen Weg nach Mizu no Kuni war sie so distanziert gewesen, natürlich war er sich bewusst, dass er auch eine Mitschuld daran gehabt hatte. Er war auch nicht offen auf sie zugegangen. Aber nach der ganzen Sache hatte er so unendlich Angst. Die Nähe die sich in diesem halben Jahr zwischen ihnen gebildet hatte und die er immer als so angenehm empfand, war nun verschwunden. Ja, in ihrer Nähe fühlte er sich so wohlig warm wie in dem heißen Wasser, in dem er gerade badete. Und, wenn er ehrlich war, war ihm diese Nähe wichtiger als die unrealistische Chance, dass aus ihnen ein Liebespaar werden könnte. Seine Liebe zu ihr konnte er im Moment nicht vergessen, aber vielleicht würde sich dieses Gefühl bald ändern. Ändern in ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen, wenn sie ihn anlächelte und seinen Namen rief. Und im selben Moment überkamen ihn wieder tausend Schetterlinge in seinem Bauch und er fühlte, dass es unmöglich war, dass es so werden würde. Wahrscheinlich würde er ewig in sie verliebt bleiben. Immerhin war auch sie es, die in ihm dieses Gefühl hervor gebracht hat. Früher hatte er seine Shinobikollegen, die so viel früher als er geheiratet immer belächelt. Dabei konnte er nie nachvollziehen, wieso sie sich Männer in der Blüte ihrer Jahre an eine Frau banden. Doch nun wusste er, dass er eigentlich immer nur neidisch war. Zwar hatte er viele Affären mit den schönsten Frauen gehabt und es gab keine, die seinem Blick hätte widerstehen können. Richtig verliebt war er nie gewesen. Daher konnte er das Gefühl, dass man sein ganzes Leben mit einer Person verbringen wollte, nicht verstehen. Jetzt wusste er wie sich das anfühlte. Leider wusste er nun auch, wie es war, wenn diese Liebe unerreichbar bleiben würde. Trotzdem war er für beide Gefühle dankbar. Er würde lieber sein ganzes Leben unglücklich in sie verliebt bleiben, als sie nie kennengelernt zu haben. Mit diesem letzten Gedanken und nun einem Lächeln auf den Lippen, wollte er gerade das Bad verlassen, bog um die Felsenwand, an der er gesessen hatte, als plötzlich im Nebel eine andere Gestalt auftauchte. Erst als diese durch den Kampf näher zu kommen schien, erkannte er, dass es die rosahaarige Kirschblüte war, die nackt und mit nichts weiter als einem Handtuch um den Oberkörper bekleidet, auf ihn zukam. Hätte er sie früher gesehen, dann hätte er schleunigst die Flucht ergriffen, doch nun war es etwas zu spät dafür. Auch Sakura hatte zu spät erkannt, dass der Mann im Nebel der Silberhaarige war und konnte sich nun nicht mehr umdrehen und so tun als hätte sie ihn nicht gesehen. Für beide war die Situation sich in einer heißen Quelle höchst unangenehm. Fast wie in einem schlechten Manga. Sakura fühlte sich auch deshalb total unwohl, weil sie mit nichts weiter als einem Handtuch bekleidet war und unten nichts an hatte. Zwar bedeckte das Handtuch alles, aber trotzdem wünschte sie sich zurück in die Umkleidekabine. "Hallo, Kakashi-Sensei.", überwand Sakura, erwachsen wie sie geworden war, nun als Erste die Stille und begrüßte ihren Lehrer. "Hallo, Sakura. Entschuldige, ich wusste nicht, dass das ein gemischtes Bad ist. Ich wollte sowieso auch gleich gehen. Also dann noch viel Spaß.", begrüßte auch der Jonin nun die Rosahaarige, murmelte in seiner Verlegenheit, den Blick zur Seite richtend, etwas vor sich hin und hatte sich auch schon zum Gehen umgewand, da hörte er abermals die liebliche Stimme seiner Krischblüte. "Warte!", rief das Mädchen ihm hinterher und ihre Stimme nahm dabei einen bittenden, fast flehenden Ton an. Kakashi blieb daraufhin stehen, doch wagte er nicht sich umzudrehen. Sein Herz raste und sein Atem pulsierte. Ein Teil von ihm hätte alles getan um diesen Satz endlich aus ihrem Mund zu hören. Das Wort, das ihm wieder nach so langer Zeit die Erlaubnis gab, etwas länger in ihrer Gegenwart zu verweilen. Für einen anderen Teil war nun die schlimmste Befürchtung wahr geworden, denn nun war der Augenblick gekommen, in dem er sich der Wahrheit stellen musste. Innerlich bebte er vor Anspannung bis sie schließlich abermals das Wort ergriff. "Kakashi-Sensei, wir müssen reden. Ich kann das nicht mehr. Diese komische Atmosphäre zwischen uns. Ich will endlich klar sehen. Ich will wissen, was das zwischen uns ist." Kapitel 25: First Dokidoki -------------------------- Sakura sah Kakashi mit festen Blick an. Sie hatte das unstillbare Bedürfnis endlich die Wahrheit zu erfahren. Egal was das für das Verhältnis zwischen ihnen bedeuten würde. Diese Ungewissheit, die zwischen ihnen lag, war schlimmer als jedes Geständnis. Wissend, dass sie nun einiges zwischen ihr und Kakashi zerstören könnte, stellte sie die Frage, die ihr schon die ganze Zeit durch den Kopf ging: „Wieso hast du mich geküsst?“ Die Frage, die der Silberhaarige so sehr fürchtete, über die er so lange nachgedacht und trotzdem immer noch keine Antwort gefunden hatte. Was sollte er Sakura jetzt sagen? Er konnte es verstehen, dass sie sich unwohl fühlte, und zurecht. Immerhin hatte er sie aus heiterem Himmel geküsst, ohne dass vorher irgendeines dieser Gefühle in der Luft lag. Sie hatten ein freundschaftliches Verhältnis zueinander gepflegt. Zwar viel mehr als ein Lehrer-Schüler-Verhältnis, doch auch nicht ungewöhnlich, wenn man bedachte, dass er sich nun schon fast ein Jahr um sie kümmerte, damit sie über den Schmerz über Narutos Tod hinweg kam. Jedes Mal hatte er sie in die Arme genommen, wenn sie geweint hatte und jedes Mal war er glücklich, wenn sie lachte. Irgendwann hatte sich das Blatt gewendet und sie war es, die ihm half mit dem frühen Tod seines Vaters und der Vergangenheit seiner Familie zurecht zu kommen. Normalerweise hätte ihre Beziehung noch inniger, freundschaftlicher, familiärer werden müssen. Doch etwas war schief gelaufen. Ja, es war ein komischer Wink der Natur gewesen, dass diese komischen Gefühle in ihm aufgekommen waren. Und nun war der Moment gekommen, da sie ihn nun zur Rede stellte. Letztes Mal war er weggelaufen und die ganze Zeit über hatte er sich vor ihr versteckt, jetzt musste er ihr Rede und Antwort stehen. Und es fiel ihm nicht leicht die Worte dafür zu finden, doch er wusste, dass Sakura geduldig sein würde. Sie setzten sich Rücken an Rücken an eine Felsenecke, was den einfachen Hintergrund hatte, dass der Jonin nicht weiter den halbnackten Körper seiner ehemaligen Schülerin vor sich haben wollte, und auch dass sie beide viel zu verlegen waren um dem anderen in die Augen zu sehen. So sahen sie beide in den unendlichen Sternenhimmel und hofften dort die Wahrheit ergründen zu können. „Sakura, die Wahrheit ist,“, fing er langsam an, „dass ich es selbst nicht weiß, was da über mich gekommen ist. Ich sage das nicht um dich irgendwie hinzuhalten, sondern weil ich keine Ahnung habe, wie ich mit diesen Gefühlen umgehen soll und was sie für mich bedeuten. Du bist der erste Mensch, der mir emotional so nah gekommen ist. Nie habe ich jemanden näher an mich rangelassen, immer waren meine Beziehungen zu anderen oberflächlich und auf einer rein pragmatischen Ebene. Die Menschen in Konoha kennen mich und die dunkle Vergangenheit um meine Familie. Jeder weiß, warum der Name meines Vaters nicht auf dem Granitstein steht und empfinden es als gerecht. Du warst die Erste, der ich dieses Vertrauen entgegen gebracht und der ich es erzählt habe. Und du hast mich nicht enttäuscht. Anders als alle anderen bist du naiv und aufrichtig genug um nichts auf das Gerede der Leute zu geben. Du warst die Erste und Einzige, die mich als Menschen aufgenommen und in Wärme gehüllt hat.“ Während Kakashi erklärte, hörte Sakura aufmerksam zu. Bei seinen Worten fühlte sie sich unheimlich geschmeichelt. Er stellte sie als einzigartig dar, dabei hatte sie nur getan, was sie für richtig empfand. Doch sie wollte sich nicht zu viel auf seine schönen Worte einbilden und nicht vergessen, worum es hier eigentlich ging. Es ging hier nämlich um sie beide und um den Kuss. Doch Kakashi war noch nicht fertig. „Obwohl ich als herausragendes Ninjatalent, als Anbu und Jonin meinen Dienst und mein Leben Konoha gewidmet habe, verachten mich die Bewohner, vor allem seit ich mich so intensiv um dich kümmere. Deshalb war ich immer ein Einzelgänger und ich muss sagen, dass ich damit mein ganzes Leben gut gefahren bin. Aber jetzt ist es anders. Obwohl ich alle verloren habe, die zu mir standen und die mir wichtig waren, sagtest du mir, ich solle auf sie vertrauen. Darauf dass alles gut wird. Damit hast du mich ziemlich verwirrt. Ich kann dir nicht sagen, was das alles bedeutet, auch nicht warum ich dich geküsst habe, aber fest steht für mich, dass…“ Jetzt drehte sich der Silberhaarige um, womit er Sakura total überraschte, die sich ebenfalls instinktiv etwas umgedreht hatte und Kakashi nun in die Augen sah. Sie konnte die Spannung zwischen ihnen fast nicht mehr ertragen und ihr Herz klopfte deshalb so schnell, dass sie davon ganz unruhig wurde. Doch man merkte, dass Kakashi, obwohl er von sich behauptete selbst unsicher zu sein, in dieser Hinsicht viel reifer als die Rosahaarige war und sich seine Nervosität zumindest nicht anmerken ließ. Er konnte den Ernst dieser Unterhaltung gut einordnen und verhielt sich erwachsener als sie. Deshalb wollte er ihr auch in die Augen schauen, wenn er ihr die Worte sagte, die ihm sehr am Herzen lagen und mit denen er auch ihr Herz erreichen wollte. „…dass du mir sehr wichtig bist.“ Die Worte hatten bei Sakura wie eine Bombe eingeschlagen und ihr die Röte schneller noch als das kochendheiße Onsenwasser in die Wangen geschossen. Jetzt war sie diejenige, die am liebsten davon laufen und das Weite suchen wollte. Zu allem Übel setzte Kakashi sogar noch einen oben drauf und sagte, „Du bist der wichtigste Mensch der Welt für mich.“ Natürlich wusste er nicht, was er dadurch in seiner ehemaligen Schülerin anrichtete, doch mindestens genauso viel wie der Kuss und sie musste sagen, dass dieser Satz sie kein Stück schlauer machte. Schlimmer noch, wusste sie gar nicht wie sie das Gesagte einordnen sollte. War das nun eine Liebeserklärung oder war es keine? Danach zu fragen wäre natürlich auch blöd gewesen, da es sie als unglaublich unsensibel und gefühlsbehindert dargestellt hätte. Und noch blöder war für sie jetzt, dass sie im Zugzwang stand. Sie musste ihm eine Antwort geben, obwohl sie sich ihrer Gefühl genauso wenig im Klaren war, wie Kakashi. Sakura war für ihren ehemaligen Lehrer natürlich viel durchsichtiger als es umgekehrt der Fall war. Sie konnte nicht lügen und ihre Gefühle spiegelten sich jedes Mal ungefiltert in ihrem Gesicht wieder. Einerseits war es unvorteilhaft für die Rosahaarige, doch genau das liebte Kakashi sehr an ihr. Und um die Situation zu entspannen konnte er es sich nicht verkneifen einen seiner Playboysprüche fallen zu lassen. „Hab ich dich jetzt in Verlegenheit gebracht?“, grinste er sie nun breit an. Wie erwartet wich Sakura ihm aus und starrte nun wie besessen und mit hochroten Wangen die Mondspiegelung im Wasser an als sie ihm antwortet: „Natürlich bin ich verlegen“ Gleichzeitig aber gewann sie ihr altes Selbst zurück. Da diese heftigen Gefühle in ihr langsam überkochte und sie sich nicht anders zu helfen wusste, das das Wut- und Aggressionsventil zu betätigen. Schließlich setzte sie an ihren ruhigen ersten Satz an und schrie dem Älteren nun barsch ins Gesicht: „ABER DAS LÖST UNSER PROBLEM NICHT!!!“ Nachdenklich musste auch Kakashi feststellen, dass sie recht hatte. Trotzdem wusste er, wie er doch eine Lösung herbei zaubern konnte und sagte lächelnd: „Aber wenigstens reden wir wieder miteinander.“ „Ja stimmt, du bist ein Genie, Sensei!“, fiel es nun auch Sakura wie Schuppen von den Augen. Im Endeffekt waren diese unausgesprochenen Gefühle immer noch zwischen ihnen, doch die Hauptsache war, dass sie wieder miteinander redeten und vielleicht war es tatsächlich nicht zu viel verlangt, wenn… „Könnte es denn wieder so wie früher werden zwischen uns? Also ich meine, dass wir wieder miteinander reden, so wie früher, so wie immer.“ Der silberhaarige Jonin grinste sie nun noch breiter an und antwortete mit einem einfachen „Klar.“ worüber Sakura sehr glücklich war und ihr das durch ein Lächeln auch ins Gesicht geschrieben stand. Währenddessen war Kakashi sehr zufrieden damit, dass er Sakura kein eindeutiges Liebesgeständnis gemacht hatte. So hatte er ihr zwar nicht die Wahrheit gesagt, aber sie auch nicht belogen. Es war eine Halbwahrheit, mit der sie beide mehr als zufrieden waren und er hielt sich die Tür durchaus offen, wohin sich seine und ihre Gefühle weiter hin entwickeln würden. Wichtig war erst mal, dass sie wieder miteinander redeten. Auch Sakura konnte nicht glücklicher sein, denn die komische Atmosphäre zwischen ihnen war verschwunden und sie redeten wieder normal miteinander und in ihrer Brust breitete sich ein wohlig warmes Gefühl der Geborgenheit aus. „Also ich geh dann mal. Ich war schon viel zu lange im Wasser.“, meinte Kakashi nach einiger Zeit der zufriedenen Stille und wurde von der Rosshaarigen mit einem „Ja, gute Nacht.“ verabschiedet und beobachtete dabei ungewollt seinen starken durchtrainierten Rücken. Es war gut jetzt einen Moment alleine zu sein, denn sie musste auch für sich Klarheit schaffen. Als Kakashi ihr gesagt hatte, dass sie ihm wichtig war, fühlte sie etwas, das davor nicht da gewesen war. Natürlich war sie verlegen, doch ihr Herz klopfte immer noch vor Freude und Aufregung. Das war so ungewöhnlich. Es war anders als sonst immer. Wieso hatte ihr Herz so nie früher geklopft, als sie zusammen gewohnt hatten. Es waren genug Gelegenheiten da sich in ihn zu verlieben. In den Momenten, in denen sie auf seinem Schoß geschlafen hatte, er sie in seinen Armen getröstet und ihr sanft über den Kopf gestreichelt hatte. Wieso war das Gefühl da nie gekommen? Vielleicht konnte sie es damals einfach nicht. Vielleicht war sie zu sehr in ihrer armes-kleines-trauriges-Mädchen-Rolle vertieft und konnte diese Gefühle gar nicht entwickeln. Seit sie über Naruto hinweggekommen war und mehr und mehr in Kakashis Vergangenheit verstrickt wurde, sah sie in ihm mehr als nur ihren ehemaligen Lehrer. Aber mittlerweile brauchte sie nicht mehr beschützt zu werden, sondern hatte das Gefühl selbst jemanden beschützen zu wollen, jemand der ihr wichtig war. Nun wollte sie sich um Kakashis verletzte Seele kümmern. Außerdem hatte sie sich vorhin dabei ertappt wie sie seinen männlichen Rücken bewunderte, das hieß dass sie ihn durchaus als Mann begehrte. Und jetzt hatte sie es tatsächlich gedacht. War sie etwa ein bisschen verliebt in ihn? Das Herzrasen deutete zumindest darauf hin. Andererseits war es nicht gerade der Standard-Junge in ihrem Alter, in den sie dabei war sich zu verlieben. Er war viel älter als sie, hatte sicher schon unzählige Frauen gehabt, während sie noch Jungfrau war und lange Zeit nicht mal über ihre erste Liebe Sasuke hinweggekommen war. Sicher wäre ihre Beziehung auch deshalb ungewöhnlich, weil sie soviel jünger und früher seine Schülerin war. Auch wenn das schon einige Jahre her war, würde ihre Beziehung ein schlechtes Licht besonders auf Kakashi werfen. Doch davon abgesehen, war er in vielen Aspekten war er ein absoluter Traummann und sie ein kleines unerfahrenes Mädchen, aber der Gedanke, dass der silberhaarige Jonin sie liebte, ließ ihr Herz höher schlagen. Damit ließ sie ihre Gedanken erst einmal ruhen und beschloss selbst zu Bett zu gehen, da es mittlerweile auch schon ziemlich spät geworden war. Als sie aus dem heißen Wasser dampfend hinaus stieg, trocknete sie sich ab, streifte sich den leichten Baumwollyukata über und schlich leise durch die Gänge in ihr Zimmer. Mittlerweile war es schon ein Uhr geworden, als sie sich nun endlich in ihren Futon kuschelte und die Augen schloss. Doch genau wie Kakashi konnte sie noch nicht einschlafen. Unter ihrer Decke fühlte sie sich wohlig warm, fast so wie in Kakashis Armen. Eigentlich konnte sie es sich sehr gut vorstellen in ihn verliebt zu sein. Und je mehr sie ihre Gedanken in diese Richtung verfolgte, desto mehr schienen diese Wirklichkeit zu werden und obwohl es anfangs eine etwas ungewohnte Vorstellung war, konnte sie jetzt kaum richtiger sein. Vielleicht träumte sie diese Nacht sogar von ihm und von der Zeit in der sie sorglos bei ihr wohnten. Und mit diesem schönen Gedanken schlief sie nach langer Zeit wieder einmal sorglos mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Währenddessen lag auch der Silberhaarige unter seiner Decke mit geschlossenen Augen und dachte an seine geliebte Sakura. Das Gespräch war besser gelaufen als er gedacht hatte. Und da er sie zumindest wieder zum lachen gebracht hatte, malte er sich sogar Chancen bei ihr aus. Sicher konnte er sie irgendwann rumbekommen. Dazu müsste er zwar etwas Geduld aufbringen, aber bei der grünäugigen Kirschblüte würde er auch Jahre warten, bis sie sich in ihn verliebte. Er wusste, dass sie die richtige war, genauso wie Yuri die große Liebe seines Vaters gewesen war. Außerdem wollte er auch nichts überstürzen, da er vor allem auch auf Tsunades Einverständnis aus war. Er wollte auf keinen Fall, dass es so endete wie in seiner Familie. Sakura sollte glücklich und zufrieden sein und nicht die bösen Blicke der Leute auf sich spüren. Aber abgesehen davon konnte er sich seine Zukunft mit Sakura sehr gut vorstellen. Doch anders als Sakura konnte er bei diesen Gedanken nicht einschlafen und darauf hoffen von einer schönen Zukunft zu träumen. Er war immer noch hellwach und wollte es sich lieber in seinen Gedanken ausmalen, wie glücklich er Sakura in seinen Armen hielt. Doch plötzlich hörte er verdächtige Geräusche, die ihn aus seinen tiefsinnigen Gedanken herausholten. Jemand schlich in diesen Gängen herum. Zwar sehr leise und unbemerkt, sodass es wahrscheinlich von dem normalen Hotelpersonal gar nicht wahrgenommen wurde, doch durch seine außerordentlichen Fähigkeiten konnte er es mehr als deutlich vernehmen. Leise stand er auf und verließ in der Dunkelheit der Nacht sein Zimmer. Da es schon so spät nachts war, war auch das Personal bereits zu Bett gegangen. Selbst die Lichter waren aus und im Flur brannte nur noch das Notlicht. Lautlos und wachsam schlich er den gang entlang und bemerkte, dass der Fremde ihn in Richtung von Sakuras Zimmer führte bis er schließlich direkt vor ihrer Schiebetür ankam und laschte. Plötzlich war es wieder verdächtig still. Der Silberhaarige musste sich sehr konzentrieren und konnte jetzt neben dem ruhigen Atem seiner geliebten Kirschblüte einen zweiten vernahm, verbunden mit einem rasenden Puls und aufgeregten Herzschlag, die von dem Fremden in ihrem Zimmer kamen. Schlagartig änderte sich die Situation erneut als er Sakuras unterdrücktes Schreien und das Strampeln ihrer Hände und Beine, die auf den Boden aufschlugen und sich gegen den Angreifer wehrten, hörte und nun die Tür aufschlug. In der Dunkelheit erkannte er einen schwarzgekleideten Ninja, der Sakura mit einem Tuch Chloroform den Mund zu hielt, sodass sie mittlerweile ohnmächtig geworden war. In Kakashi stieg die Wut auf als er seine Geliebte so sah und den Ninja der offensichtlich gerade dabei war sie zu entführen. Doch noch bevor er in das Zimmer schnellen und den Ninja zur Strecke bringen konnte, schlug dieser eine Rauchbombe auf den Boden was dem Jonin zunächst die Sicht vernebelte. Er musste erst warten, bis sich der Rauch gelegt hatte und erkannte, dass der Unbekannte durch die Tür, die zum im Außenbereich liegenden Garten und der heißen Quelle führte, entkommen war. Als auf auf den Außenflur sprintete, konnte er ihn gerade noch in das Dickicht des angrenzenden Waldes verschwinden sehen und folgte ihnen mit weiten, schnellen Sprüngen. Sakura schien währenddessen wieder zu Bewusstsein zu kommen und nahm die ganze Situation nur sehr verschwommen war. Allerdings war ihr Geist wach genug um zu spüren, dass etwas nicht stimmte, dass sie Angst hatte und dass Kakashi ihnen aber auf den Fersen lag. Ihr Körper war immer noch verschlafen, sie konnte sich kaum bewegen um sich zu wehren, nicht einmal um Hilfe konnte sie schreien. Nur ein heißeres Flüstern entfleuchte ihrer Kehle, das „Kakashi…“ rief. Doch obwohl es so leise und kaum vernehmbar war, hörte Kakashi sie laut und deutlich. Es fachte die Wut in ihm nur noch mehr an und das Verlangen sie zurück zu bekommen und den Halunken zu Strecke zu bringen. Sein Atem schlug schneller, während er auch seine Geschwindigkeit erhöhte um den Vorsprung aufzuholen. Auch der Ninja geriet sichtlich in Panik als er sah, dass der Vorsprung zu seinem Verfolger immer geringer wurde. Um den Silberhaarigen loszuwerden warf er mit Shuriken und Kunai nach ihm, doch Kakashi wich ihnen geschickt aus. Als er sie schließlich eingeholt hatte, musste er wohl oder übel den Nahkampf suchen, sodass beide mit den Kunai aneinander gerieten. Allerdings gewann Kakashi schnell die Oberhand. Er hatte schon von Anfang an gesehen, dass dieser Ninja ihm nicht das Wasser reichen konnte. Der Unbekannte wusste, dass er es nur auf das Mädchen abgesehen hatte und so ließ er Sakura wissend fallen um sich von Kakashi zu befreien, der der Rosshaarigen hinterher hechtete, um sie aufzufangen. Kaum hatte er sie aber in seinen Armen gefangen, wurde er erneut angegriffen und konnte nur haarscharf dem Kurzschwert ausweichen, lockerte aber den Griff um das Mädchen, sodass sie wieder dem Angreifer in die Hände fiel. Dieser versuchte abermals das Weite zu suchen und sprintete nun wieder über die Baumäste zurück Richtung Ryokan, dicht gefolgt von Kakashi. Endlich machte der ehemalige Anbu einen finalen Sprung und drückte den Ninja gegen einen Baumstamm. Den scharfen Kunai dicht an seine Kehle gepresst knurrte Kakashi: „Was willst du mit dem Mädchen?“ Die Shinobiregeln besagten zwar, dass man einem gegnerischen Ninja nichts von seinen Missionen erzählen durfte, selbst nicht unter Drohung, doch der Ninja wusste, dass er es hier mit Kakashi Hatake zu tun hatte, ein Shinobi, der bereit war für seine Freunde alle hinzumetzeln und abzuschlachten. Anscheinend bedeutete ihm dieses Mädchen sehr viel und, wenn ihm sein Leben lieb war, sollte er ihm antworten. Der Unbekannte schluckte schwer und nahm seine Kraft zusammen um nach Luft zu ringen und dem Silberhaarigen mit dem Sharingan eine Antwort zu geben: „Es war mein Auftrag sie zu entführen.“ „Wer hat dir den Auftrag erteilt?! Wer ist dein Boss?!“, schrie Kakashi ihn nun an. Allerdings dachte der Ninja gar nicht daran ihm das zu verraten, sondern holte aus seiner Seitentasche eine Rauchbombe raus, die er Kakashi direkt ins Gesicht schlug. Kakashi konnte gerade noch von dem Anderen ablassen, davon springen. Er wollte zwar schon wieder die Verfolgung aufnehmen, da sah er, dass er Sakura nicht mehr bei sich hatte, sondern dass er sie weit und hoch in die Luft geworfen hatte um zu entkommen. Doch Sakura war ihm wichtiger als diesen Halunken zur Strecke zu bringen, sodass er seiner Geliebten panisch hinterher sprang um sich vor einem unsanften Aufschlag zu bewahren. Er konnte sie gerade noch ergreifen und in seine schützende Umarmung ziehen, als sie das Außenbecken der heißen Quelle fielen. Der Schreck hatte Sakura wieder zu vollem körperlichen Bewusstsein gebracht und sie sprang nach Luft ringend und hustend mit einem lauten Schnappen aus dem heißen Wasser heraus und Kakashi gleich mit ihr. Besorgt beugte er sich zu seiner ehemaligen Schülerin herunter, strich ihr die nassen Strähnen aus dem Gesicht und wanderte mit seinem Blick prüfend über ihren ganzen Körper. „Geht’s dir gut? Bist du verletzt Sakura?“, fragte er sie mit immer noch aufgeregter Stimme. Sein Puls war auf hundertachtzig weil er sich so rumgehetzt hatte, doch die Hauptsache war, dass er die Rosshaarige wieder zurück hatte und dass sie unbeschadet war. „Nein, mir geht es gut.“, meinte das Mädchen und lächelte den Größeren mit ihren türkisen Augen glücklich und erleichtert an, „Dank dir.“ Das Herz schien er fast aus der Brust zu springen. Er hatte sie schon wieder gerettet. So wie früher, so wie immer. Doch dieses mal hatte er sich nicht um seine Schülerin gesorgt, sondern um das Mädchen, das ihm etwas bedeutete. Wie ein edle Ritter war er ihr zu Hilfe gekommen, hatte sich um sie gesorgt. Und so panisch und rigoros wie er reagiert hatte, musste er sie wirklich sehr sehr gern haben. Es war das erste Mal, dass sich jemand so um sie bemühte. Bei Sasuke hatte sie nie eine Chance gehabt und Naruto und Lee hatten nur die Gefühle eines testosterongesteuerten Pubertierenden für sie. Aber Kakashi war anders. Der Silberhaarige hatte seine Sexualität schon mit unzähligen Frauen genossen. Frauen, denen sie an Weiblichkeit und Sexappeal niemals das Wasser reichen könnte. Aber wenn sie die Sorge in seinen Augen sah und seine zitternden großen Hände, die unbeholfen über ihren kleinen Kopf fuhren, spürte sie die Sanftheit und Reinheit seiner Gefühle für sie. Auch wenn er vorhin behauptet hatte, er die wahre Natur seiner Gefühle nicht erkannte, fühlte sie von ganzem Herzen wie unsterblich verliebt in sie war. Und je mehr ihr das bewusst wurde, desto mehr bekam sie Herzklopfen. Ihr Herz schien quasi überzulaufen, dabei war ihr der Kuss so unangenehm gewesen. Selbst die Vorstellung, dass er sie lieben könnte, hatte in ihr Panik und Entsetzen ausgelöst. Doch jetzt war es als ob ihr Herz sie sabotiert hätte und ohne ihre Zustimmung zu Kakashi übergelaufen war. Wie hatte er das nur gemacht? Innerhalb weniger Stunden waren in ihr vollkommen unbekannte Gefühle aufgekommen und sie wurden immer stärker, durchdringender und fordernder. Sie wollte dass er sie zu sich in die Arme zog. Und kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, wattete er mit großen Schritten durch das Wasser zu den Ablagen am Onseneingang um ihr ein Handtuch zu holen. Dass er sich nicht einmal selbst abtrocknete sondern dabei nur an sie dachte, verblüffte sie abermals. Schnell hechtete er wieder zu ihr zurück, legte ihr das Handtuch mit einem „Hier. Sonst erkältest du dich in der kalten Herbstluft.“ um die Schultern, hob sie unter den Kniekehlen in seine Arme und trug sie so aus dem Wasser. Sakura hob den Blick etwas an und sah, dass Kakashi angestrengt und schüchtern in eine andere Richtung starrte, was sie ausnutzte um sich das schöne Profil des Älteren genauer anzusehen. Sie hatte noch nie sein Gesicht ganz gesehen, nicht einmal als sie zusammen in ihrer Wohnung gelebt hatten und es hatte sie in dieser Zeit auch nicht interessiert. Jetzt brennte sie darauf es zu sehen. Sie wollte so gern seine schönen Augen, seine Narbe und seinen Mund betrachten und sich noch mehr in ihn verlieben. Doch zu schnell wurde sie wieder in die Realität zurück geholt, als Kakashi sie auf dem Holzflur des Außenbereichs absetzte. „Du solltest schnell in dein Zimmer gehen und dich wieder schlafen legen. Und keine Sorge, ich werde diese Nacht Wache halten und aufpassen, dass du nicht schon wieder unerwarteten Besuch bekommst.“, meinte er und war dabei wieder in seinen Wachhundmodus übergegangen. Er war nicht nur sauer, sondern stinksauer. Jede Faser seines Körpers war hellhörig und in absoluter Alarmbereitschaft. Und er würde diese Nachtschicht ebenfalls nutzen um nachzudenken, wer und warum Sakura entführen haben lassen könnte. Jedenfalls hatte er schon einen Verdächtigen. „Dann werde ich jetzt mal schlafen gehen.“, sagte Sakura und holte ihn aus seinen Gedanken heraus. Er war so abgelenkt, dass sein Herz einen Sprung machte, als er von ihr überraschend herunter gezogen wurde und er ihrem Gesicht nun so nah war wie schon seit dem Kuss nicht mehr. Doch jetzt war sie diejenige, die sein Gesicht zu ihr gedreht hatte und ihm einen leichten Kuss auf die Wange hauchte. Aber dabei wollte sie es vorerst belassen, fest entschlossen nicht gleich alles zu überstürzen, sondern ihren Gefühlen zunächst einmal etwas Zeit geben zu reifen. „Danke noch mal, Kakashi.“, war deshalb das Einzige das sie ihm sagen konnte und ging schließlich das Handtuch umschlungen wieder den Außenflur entlang in ihr Zimmer. In Kakashi aber entbrannte das Feuer stärker denn je, er musste seine ganze Willenskraft aufbringen um sie nicht zurück in seine Arme zu ziehen. Aber er wollte ihr seine Gefühle nicht aufzwingen. Er wollte nicht einer dieser Typen sein, der sich bei einer unerwiderten Liebe mit Gewalt nahm was er wollte. Auch er wollte warten. Warten bis die Zeit gekommen war und sich die kleine Kirschblüte ihm bereitwillig öffnete und ihm vielleicht sogar die selben Gefühle entgegen brachte. In seinem ganzen Leben hatte er so viele Frauen gehabt, dass es nicht mehr nötig hatte und er ruhig und geduldig auf die Eine richtige warten wollte. Nach dem Kuss jedoch, konnte er sich vorstellen, dass er vielleicht auch gar nicht mehr so lange warten musste. Und so ging auch er wieder in sein Zimmer, behielt aber Augen und Ohren offen und alarmbereit, auch wenn bezweifelte dass der Ninja es ein zweites Mal versuchen würde. In aller Früh würde er Shikamaru über die Vorkommnisse informieren und dann würden sie Hakuro ein Angebot unterbreiten das er unmöglich abschlagen konnte. Kapitel 26: Deja-vu ------------------- Nach dem Vorfall, als Sakura mitten in der Nacht entführt worden war, setzte sich Kakashi vor die Tür seines Schützlings und hielt Wache. Doch seitdem war alles still und selbst zwei Stunden später schien alles in Ordnung zu sein. Ab und an ging er geräuschlos die Flure und die Veranda-gänge entlang und hielt nach verdächtigen Schatten Ausschau. Mittlerweile war es schon fünf Uhr morgens und nachdem er sich sicher sein konnte, dass er seinen Wachposten sorgenlos verlassen konnte, machte er sich auf den Weg zu Shikamarus Zimmer um ihn über die Vorkommnisse in der Nacht zu informieren. Wissend, dass Shikamaru, der die Gruppe anführte, schon wach war, klopfte er kurz an und betrat dann leise das Zimmer. Auch für den Schwarzhaarigen war der Besuch des Anbu zu dieser frühen Stunde keine Überraschung, denn sie waren mit demselben unguten Gefühl zu Bett gegangen. Im Gegensatz zu Kakashi jedoch, ließ er sich nicht nur von seinem Bauchgefühl leiten, sondern konzentrierte sich auf seinen Verstand und versuchte mit einem kühlen Kopf die Lage objektiv zu betrachten. Danach war das Gespräch gestern zwar nicht gerade positiv verlaufen, allerdings hatte er keinen Grund Hakuro nicht zu vertrauen. Trotzdem spürte er die Unsicherheit bei Kakashi und Sakura und konnte auch nicht ignorieren, dass das die Gruppendynamik nun merklich geschwächt war. Nachdem sie sich kurz mit einem „Guten Morgen.“ gegrüßt hatten, kam Kakashi also gleich zur Sache. „Shikamaru, ich hab ein ungutes Gefühl bei der Sache. Lass uns hier keine Zeit mehr vergeuden, den Deal jetzt beim Frühstück vom Tisch bringen und dann verschwinden.“, sagte Kakashi mit Nachdruck und sah dem Schwarzhaarigen dabei fest in die Augen. „Ich hatte nicht vor länger zu bleiben. Aber abgesehen davon - “, antwortete der Jonin, und hatte die Alarmbereitschaft in den Augen seines Kollegen gesehen, „Alles in Ordnung? Ist etwas in der Nacht vorgefallen?“ Er hatte anscheinend nichts gemerkt, ein Anzeichen dafür, wie sauber Hakuros Leute vor gingen. „Jemand ist heute in Sakuras Zimmer eingedrungen und wollte sie entführen. Ich konnte ihn gerade noch so aufhalten, aber der Ninja ist mir entkommen.“, erklärte Kakashi den Vorfall kurz und bündig und sah den Schock in Shikamarus Augen, der nun auch eine erhöhte Gefahrenstufe einsehen musste, „Der Angreifer war stark und schnell. Wenn wir von Hakuros Leuten angegriffen werden, haben wir keine Chance. Wir sind definitiv in der Unterzahl, Konoha ist weit weg und solange wir uns im Gebiet von Mizugakure befinden, haben wir keine Verbündeten, die uns zur Hilfe kommen könnten. Egal wie viel Geld wir ihm heute anbieten, er wird uns angreifen. Und er wird sich alles holen - die Schriftrolle, das Geld und Sakura.“ Shikamaru musste schlucken und ballte die Fäuste. Sie waren in großer Gefahr und egal wie er es drehte und wendete saßen sie in der Falle. Hakuro hatte sie in seiner Hand. Wie kleine Vögelten gaukelte er ihnen vor er würde sie nicht zudrücken, aber wie Kakashi schon gesagt hatte, waren sie in der Unterzahl. Sie mussten dieses Gebiet so schnell wie möglich verlassen. Wenn sie erst mal die Grenzen überschritten hatten, würden ihre Chancen wesentlich steigen. Bis dahin konnte Hakuro sie jederzeit angreifen und für diese Zeit musste er auf jeden Fall für den Schutz seiner Truppe sorgen. „Du hast Recht, Kakashi. Die Situation sieht nicht gut für uns aus.“, murmelte er und sprach schnell ein Jutsu woraufhin ein Falke erschien. Schnell schrieb er etwas auf eine kleine Schriftrolle und band diese an den Fuß des Greifvogels, „Ich fordere Verstärkung an, sie sollen uns entgegen kommen und den Rücken decken. Das ist das einzige was wir jetzt noch tun können.“ Beide waren zur Veranda gegangen, öffneten die Tür und ließen den Vogel frei. Innerhalb von ein paar Stunden würde er schon im nächsten Grenzgebiet ankommen, in dem sie befreundete Truppen hatten. Falls es zu einem Angriff käme, würden sie sie rechtzeitig erreichen. Doch als hätte Kakashi seine Gedanken gelesen, legte er ihm seine Hand auf die Schulter und sagte: „Keine Sorge, Shikamaru. Falls es zu einem Angriff kommt, werde ich euch beide beschützen. Ich lasse nicht zu, dass jemand euch ein Haar krümmen wird.“ Daraufhin musste Shikamaru lächeln und fühlte sich nun wieder sicherer: „Danke, Kakashi-Sensei. Ich weiß, dass wir auf dich zählen können.“ Die Hokage hatte nicht umsonst ihre besten Ninja geschickt, sie würden Hakuros Leuten auf jeden Fall stand halten können. Pünktlich um fünf vor acht Uhr trafen sich die drei im Eingangsbereich des Ryokan um sich um acht Uhr wieder mit dem Yakuza-Anführer zum Frühstück zu treffen und die Verhandlungen weiter aufzunehmen. Nach dem nächtlichen Vorfall war die Atmosphäre zwischen ihnen nun noch angespannter als zuvor schon gewesen. Jedem war klar, dass sie gestern eine Kostprobe von Hakuros Skrupellosigkeit bekommen hatten. Vorsorglich hatte Shikamaru deshalb beschlossen auf jede Provokation den Schwanz einzuziehen um sein Team nicht zu gefährden. Aber dadurch, dass sie ihm gestern schon eine immens hohe Summe für das Artefakt angeboten hatten und er in seinen Augen sehen konnte, dass obwohl Hakuro vorgab unentschlossen zu sein, da er es eigentlich auf Sakura abgesehen hatte, er sich schon gestern für den Tausch entschieden hatte. Es würde diesmal also keine weiteren, länger andauernden Verhandlungsgespräche mehr geben. Kurz sah er zu Kakashi und Sakura hinüber, die etwas abseits von ihm sich nahe gegenüber standen, und er hörte, wie der Silberhaarige sie sanft fragte, ob alles in Ordnung sei und ob sie noch hatte schlafen können. Die rosahaarige Kirschblüte bejahte dies und sah mit geröteten Wangen nach unten. Es schien wieder alles normal zwischen ihnen zu sein und vielleicht sogar etwas mehr. Zumindest würde wahrscheinlich nur ein Blinder nicht bemerken, dass zwischen den beiden etwas in der Luft lag. Dabei musste Shikamaru bei dem Gedanken Grinsen, dass Sakuras Entführung sie sogar näher zusammen gebracht hatte. Gemeinsam gingen sie nun zu dem für sie vorbereitete Zimmer, wünschten einen guten Morgen nachdem sie eingetreten waren und setzten sich gleich an den Tisch Hakuro gegenüber um zu frühstücken. Schon nach einigen Minuten hatte sich die angespannte Atmosphäre gelockert und alle konnten ausgelassen essen. Zumindest hatte es so den Anschein, in Wirklichkeit wussten sowohl Kakashi als auch Shikamaru, dass Hakuro ein ziemlich guter Schauspieler war. Er musste sehr erzürnt darüber gewesen sein, als sein Spion ohne das Mädchen zurück gekommen war. Wahrscheinlich musste er dafür sogar mit seinem Leben bezahlen und auch sie mussten höllisch aufpassen, wenn sie lebend aus der Sache raus kommen wollten. Nachdem die Tische abgeräumt worden waren, wurden alle beteiligten wieder ernst und der Blonde erhob das Wort: „Shikamaru-sama, ich freue mich Euch mitzuteilen, dass ich mich dazu entschlossen habe Euer Angebot anzunehmen. Eine Milliarde Ryou gegen das Artefakt, die mythische Schriftrolle.“ Shikamaru, Kakashi und Sakura verbeugten sich tief und nun ergriff der schwarzhaarige Sprecher das Wort: „Wir danken Euch für das Entgegenkommen, Hakuro-sama. Zusätzlich würden wir alles gerne in einem Vertrag schriftlich festhalten. Eine Anzahlung von von fünfhundert Millionen werde ich sofort kommen lassen. Sakura, wärst du so freundlich?“, gab er an die Rosahaarige das Zeichen, die daraufhin aufstand und das Zimmer verließ um den Koffer mit dem Geld zu holen. Gleichzeitig gab auch der Yakuza ein Zeichen um die Schriftrolle bringen zu lassen. Währenddessen wurde von einem der Leute Hakuros ein Dokument gebracht, das den Tausch des Artefaktes gegen die Geldsumme festhielt. Sowohl Hakuro als auch Shikamaru hatten ihre Unterschrift darunter gesetzt, somit hatte bisher alles seine Ordnung. In der Zwischenzeit hatte auch Sakura den Koffer geholt und war zurück gekommen. Sie öffnete den Koffer um zu beweisen, dass die geforderten Summe sich auch darin befand. Lächelnd strich sie über das Geld um zu verbergen wie ihr Körper vor Anspannung bebte und sagte: „Fünfhundert Millionen Ryou, Hakuro-sama.“ Während sie nun dem Yakuza gegenüber stand, war ein Ninja mit einer Schriftrollenhülle gekommen, stellte sich mit dem Rücken an Sakuras Rücken,nun Shikamaru gegenüber, öffnete diese zum Beweis, genau wie Sakura, und holte das schon fast zerfallene Pergament heraus. Kakashi beobachte die Situation mit Adleraugen, denn bei der kleinsten verdächtigen Bewegung würde er Sakura in Sicherheit bringen. Gleichzeitig waren sowohl der Ninja als auch Sakura einen Schritt nach vorne getreten und legten das Tauschobjekt auf den Tisch. Doch in dem Moment, in dem Shikamaru die Schriftrollenhülle entgegen nahm, standen sich auch Sakura und der Yakuza kurz nahe, woraufhin er ihr Kinn zu sich zog und seine Lippen auf die ihrigen presste. Erschrocken riss sie die Augen auf, konnte sich sonst aber unter Kontrolle halten. Auch wenn sie sich am liebsten weggestoßen hätte, durfte sie den reibungslosen Ablauf jetzt nicht gefährden. Ruhig schloss sie die Augen und entspannte ihre Schultern. Nur ein Blick auf ihre geballten Fäuste verriet wie sehr sie sich zurück halten musste. Genauso ging es dem silberhaarigen Anbu, der ebenfalls fast aufgesprungen wurde und mit einer unscheinbaren Geste von Shikamaru gestoppt wurde. Auch er musste sich mit aller Kraft beherrschen, obwohl er den Anblick der beiden nicht ertragen konnte. Als der Yakuza nach einem langen, leidenschaftlichen Kuss nun endlich von Sakura abließ, grinste er sie mit siegreichen Blick an und sagte: „Ich hoffe, dass wir uns jetzt, da sich unsere beiden Dörfer so nahe stehen, nun öfter sehen werden, Sakura-chan.“ „Danke, das wäre sehr schön, Hakuro-sama.“, antwortete das Mädchen, schlug beschämt die Augen nieder, verbeugte sich und ging schließlich wieder zurück an die Seite von Shikamaru. Gleichzeitig verbeugten sich alle drei höflich: „Wir danken für die gute Zusammenarbeit, Hakuro-sama.“ Auch der Yakuza neigte seinen Oberkörper etwas und erwiderte: „Ich habe zu danken. Lasst mich Euch später verabschieden, wenn ihr Eure Rückreise antretet.“ „Wir werden es Euch wissen lassen.“, war Shikamarus letztes Wort und sie zu Dritt nun den Raum mit der Schriftrolle verließen. Sogleich machten sie zwei weitere Schattendoppelgänger von der Hülle und dem Pergament, damit die Echte bei einem Überfall verdeckt blieb. Jeder kehrte auf sein Zimmer zurück, packte seine Sachen und machte sich zur Abreise fertig. Eine Stunde später trafen sie sich wieder vor dem Eingang des Ryokans und auch der blonde Yakuza-Boss war gekommen um sie zu verabschieden. „Eine gute und sichere Reise.“, wünschte ihnen Hakuro, was Kakashi schon äußerst heuchlerisch vorkam, „Welche Route werdet ihr nehmen?“ Schnell und sicher antwortete Shikamaru, dass sie die direkte Route nach Süden nehmen würden, wohl wissend, dass es eine Finte Hakuros war, denn dieser bestätigte ihnen, dass diese die sicherste Option war und bestätigte abermals seine Sorge um die Sicherheit der Gruppe. Nach einer kurzen letzten Verbeugung, machten sie sich schließlich nach Süden hin auf den Weg. Erst nachdem sie die Stadt durch das Tor verlassen hatten und schon ein Stück im Wald gegangen waren, entfernte sich Shikamaru von der Route und bewegte sich Richtung Westen. „Wir werden einen Umweg einschlagen. Das was der Typ gesagt hat, kam mir schon sehr verdächtig vor.“, begründete er sein Vorgehen. „Aber vielleicht laufen wir dadurch genau in seine Falle. Wenn wir vom Weg abkommen, weiß niemand wo wir uns befinden.“, entgegnete Kakashi, folgte aber gehorsam den Anweisungen seines Anführers. Doch Shikamaru konnte sein Team beruhigen, da er vorgesorgt hatte: „Wir gehen über Amegakure, weil der Weg dorthin kürzer ist, und holen uns dort eine weitere Eskorte. Der dortige Hokage, dem ich den Falken geschickt habe, wird uns sicher schon eine Hilfstruppe entgegen geschickt haben, auf die wir bald treffen sollten.“ Kakashi ging voraus um die Lage auszukundschaften. Momentan war noch alles ruhig, doch mit seinem Sharingan würde er es als Erstes merken, wenn ihnen jemand auf den Fersen war. Außerdem hegte er auch immer noch einen unheimlichen Groll in ihm und wollte nicht, dass die anderen davon etwas mitbekamen. Von dem her war er ganz froh, etwas weiter von den anderen entfernt zu sein. Der Kuss ging ihm einfach nicht aus dem Kopf und schien sich vor sein inneres Auge gebrannt zu haben. Auch wenn er wusste, dass Sakura sich innerlich gegen den Kuss gewehrt hatte, änderte das nichts daran, dass dieses Schwein ihre Lippen berührt hatte. Schon wegen seines verletzten Stolzes konnte er ihn deshalb nicht einfach so ungeschoren davon kommen lassen. Doch plötzlich hörte er Schritte hinter ihm her laufen und spürte gleich darauf Sakruas Hand, die seine zärtlich berührte. Sie hatte sich Sorgen gemacht, weil der Silberhaarige ungewöhnlich weit vor ihnen gegangen war und in Gedanken versunken zu sein schien. „Alles in Ordnung, Kakashi?“, fragte sie ihn mit ruhiger Stimme und glich ihre Schritte seinem Tempo an. Kakashi allerdings entzog seine Hand, die er zu einer Faust geballt hatte und machte aus seinem Groll keinen Hehl. Schließlich wusste sie um seine Gefühle mittlerweile mehr oder weniger Bescheid und fand es deshalb umso provokanter, dass sie ihn auch noch unwissend zu fragen schien. Sollte sie ruhig wissen, dass er nicht nur eifersüchtig sondern auch wütend auf sie war: „Wieso fragst du noch? Du weißt ganz genau, dass ich dem am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre. Schien dir immerhin weniger ausgemacht zu haben, als damals bei mir.“ und spielte damit gewollt auf seinen Kuss an, als sie sich von ihm weggestoßen hatte und davon gelaufen war. Zuerst hatte sich das Mädchen stark verletzt und kritisiert gefühlt. Doch sie war nicht dumm und wusste, dass er ihr damit eigentlich nur sagen wollte, wie eifersüchtig er war, und damit wiederum wie sehr er sie liebte. Noch vor ein paar Monaten wäre sie bei dieser Zurückweisung in Tränen ausgebrochen, aber jetzt war sie wieder die alte Sakura, die das auf sich nicht sitzen ließ. Außerdem spürte sie nun die Gelegenheit ihm auch ihre Zuneigung zu gestehen. Mit klopfendem Herzen nahm sie all ihren Mut zusammen und ergriff seine Hand, sah aber mit erröteten Wangen immer noch zu Boden: „Keine Ahnung, warum du so böse bist. Ich habe seinen Kuss längst vergessen, ich war lediglich etwas erschrocken. Aber bei dir war es anders, Kakashi. Deinen Kuss kann ich bis heute nicht vergessen.“ Ungläubig und verdutzt sah der Silberhaarige das Mädchen an und konnte nicht glauben was da gerade gesagt hatte. War das ihr ernst gewesen oder hatte sie das nur so daher gesagt? Spielte sie mit ihm, weil sie wusste was er für sie fühlte? Jedenfalls konnte sie sich nicht vorstellen was sie damit gerade in ihm angerichtet hatte. Sein Herz schlug wie wild und er verspürte das Verlange sie in seine Arme zu schließen. Dass sie seinen Kuss nicht vergessen konnte, hieß das dass sie an ihn dachte? Dass er ihr nicht aus dem Kopf ging? Oder war es doch anders, was sie damit sagen wollte. Doch es änderte nichts daran, wie verrückt er nach ihr war. Wie sehr er sie wollte. Zum ersten Mal war ihm bewusst geworden, wie sehr er sich wünschte sie würde seine Gefühle erwidern. Ein weit entfernter Wunschtraum, der jetzt in unendlicher Nähe zu sein schien. Doch die Romantik hielt nicht lange an, denn plötzlich schrie Shikamaru hinter ihnen „RUNTER MIT EUCH!“, woraufhin Kakashi Sakura und sich zu Boden warf und gerade noch einem Kunai ausweichen konnten. Verdammt, er war abgelenkt gewesen und nichts von der Horde Ninja bemerkt, die sie jetzt umzingelt hatten. Shikamaru kam zu ihnen angehechtet und stellte sich Rücken und Rücken zu ihnen, sodass sie einen Kreis bildeten und alle Seiten im Blick hatten. Es schien alles ruhig zu sein, doch sie spürten die Gegenwart des Feindes, der hinter den Baumstämmen und in den Baumkronen auf ein Zeichen des Angriffs warteten. Wie erwartet waren es hunderte, die ihnen Hakuro an den Kopf gehetzt hatte. Mit einem Nicken gab Shikamaru das Zeichen und jeder von ihnen warf eine Rauchbombe auf den Boden, wodurch alles für einen kurzen Moment nebelig wurde und sie im Rauch entkommen konnten. Shikamaru hatte von Anfang an den Plan gehabt erst einmal zu flüchten und sich später, wenn es keine Möglichkeiten mehr gab, zu kämpfen. Die Rauchbombe hatte ihnen einen kleinen Vorsprung verschafft, allerdings wurden sie schon kurz darauf eingeholten und nun direkt angegriffen. Da jeder von ihnen vorgab die Hülle mit der Schriftrolle zu tragen, wurde jeder zu gleichen Teilen angegriffen. Nach einem weiteren Ablenkungsmanöver gelang ihnen abermals die Flucht und und ein Entkommen in Richtung Amegakure Shikamaru hoffte inständig, dass ihnen bald jemand zur Hilfe kommen würde, denn lange würden sie das nicht aushalten. Kakashi kam dabei eine besonders schwierige Aufgabe zu, denn er musste sich selbst verteidigen, aber gleichzeitig auch immer Shikamaru im Blick behalten, der der eigentliche Träger der Rolle war. Sakura war das schwächste Mitglied, deren Kampferfahrung schon länger zurück lag, weshalb der Anbu auch auf sie besonders achten musste. Der Schwarzhaarige war ein ausgezeichneter Ninja, hatte viel Erfahrung und konnte sich durch seine Schattentechnik die Gegner vom Leib halten. Plötzlich sah Kakashi aus dem Augenwinkeln, wie die Rosahaarige Probleme mit einem Ninja hatte, sprang zu ihr und erledigte ihn kurzerhand. Außer Atem und mit pochendem Herzen sah das Mädchen ihn überrascht an und fragte ihn ohne darüber nachzudenken: „Hast du mich gerettet weil ich deine Schülerin war oder weil…?“ Lächelnd blickte Kakashi über seine Schulter und antwortete: „Dummerchen, für dich würde ich mein Leben geben.“ Plötzlich hörten sie einen Schrei Shikamarus, den die Ninja überwältigt und an einen Baum gefesselt hatten. Somit war er ausgeschaltet und die beiden auf sich allein gestellt. Triumphierend riss der Anführer der Truppen Hakuros Shikamarus Hülle an sich, sah hinein und meinte: „Nicht drin.“ Im ersten Moment waren Sakura und Kakashi überrascht, doch dann kam ihnen der Gedanke, dass der Jonin die Schriftrolle ohne ihr Wissen irgendwo im Wald versteckt haben musste. „Das Mädchen muss die Schriftrolle haben. Sie wird schon die ganze Zeit von dem Silbernen beschützt.“, schlussfolgerte der Anführer und setzte mit einem Grinsen hinzu, „Aber das ist ja ganz praktisch, zumal wir sie ja sowieso mitbringen sollten.“ Mit einem Fingerschnippen sprang nun alle auf Sakura und Kakashi und griffen sie an. Die ersten konnte die Kunnoichi noch zurück schlagen, doch es waren einfach zu viele wodurch sie schon nach kurzer Hand in ihre Hände gefallen wäre, wenn Kakashi sie nicht beschützt hätte. Mit seinem Sharingan konnte er viele Attacken vorhersehen und zurückschlagen, aber gegen die Masse konnte er nichts ausrichten. Schließlich schafften sie es die beiden voneinander zu trennen und hatten nun Sakura in ihrer Gewalt. Der Anbu war in höchster Rage, konnte sich seiner Gegner aber nicht entledigen. Egal wie viele er von ihnen schon zurück geschlagen hatte, es wurden immer mehr. Sakura wurden die Arme und Füße gefesselt und von dem Anführer persönlich zurück gehalten. So musste sie mit ansehen, wie der Silberhaarige zu Grunde gerichtet wurde. Anfangs musste er nur ein paar kleine Kratzer und Verletzungen hinnehmen, doch stetig wurden es mehr. Kakashi war mittlerweile auch ganz außer Atem, einer nach dem anderen warf mit Kunais und Shuriken nach ihm. Den meisten konnte er ausweichen oder sie abwehren. Nun kamen allerdings noch physische Angriffe dazu und nachdem er einen kräftigen Schlag in die Leber abbekommen hatte, sank er erschöpft zu Boden. Sein ganzer Körper war mit Schnitten übersät. Er konnte sich nicht mehr rühren. Reglos lag er nun da und konnte nur noch dumpf vernehmen wie das Mädchen panisch seinen Namen rief. Auch sie wurde an Armen und Körper von zwei Ninja festgehalten und konnte sich nicht loskriegen, egal wie viel sie zappelte. „Was wollt ihr denn noch? Ihr habt mich, lasst die anderen gehen!“, schrie sie und wollte so diesen ungerechten Wahnsinn beenden. Kakashi war währenddessen wieder aufgestanden, konnte sich aber kaum auf den Beinen halten. Verzweifelt sah sie wie das Blut aus all seinen Wunden klaffte und sich um ihn ein Kreis von Gegnern gebildet hatte, die darauf warteten ihn anzugreifen. „Aber aber meine Liebe, ich werde mir doch nicht die Gelegenheit entgehen lassen, den Mann mit den tausend Techniken ein für alle mal aus dem Weg zu räumen.“ Kurz gab er ein Zeichen, woraufhin einer aus seinem Arm eine Dornenranke wachsen ließ und im nächsten Moment Kakashi diese durch den Bauch jagte. „NEEEEEIIIIIIIN!!!“, schrie das Mädchen entsetzt auf während Kakashi leblos zu Boden fiel. Im selben Moment stürmte eine Armee Ninja mit dem Abzeichen „Regen“ auf ihren Stirnbändern über sie hinweg und überwältigte sowohl ihre Festhalter als auch die Ninja um Kakashi herum, sodass Sakura nun endlich zu dem auf dem Bauch liegenden Anbu eilen konnte. Sie drehte ihn auf den Rücken und sah mit Erleichterung, dass er noch atmete und die Augen zu ihr aufgeschlagen hatte. „Zum Glück ist dir nichts passiert.“, röchelte er und streckte seine Hand nach dem Gesicht seiner Geliebten um ihre Wange zu streicheln. „Sssshhh, nichts reden. Spar dir deine Kräfte.“, meinte das Mädchen etwas grob und wandte sich nun wieder der klaffenden Wunde zu. Mit zitternder Hand erschuf sie das Medic-Jutsu und hielt es auf das Loch in seinem Bauch, aber es half nichts. Das Blut wurde zwar weniger, aber die Wunde schloss sich nicht, sodass das Blut immer weiter austreten konnte. Wieso? Wieso war sie nur wieder in dieser Situation? Es war wie ein Deja-vu. Diese Situation, genau wie bei Naruto. Sie, ihr Jutsu, war zu schwach um die Wunde zu versorgen. Verzweifelt und verbittert fing sie an zu zittern und zu große Tränen liefen ihr über die Wangen. Doch dieses Mal durfte sie ihn nicht sterben lassen. Sie musste ihn retten. Und auch wenn es ihre ganze Lebensenergie kostete. Doch jetzt hatte sie schon fünfzig Prozent ihrer Kräfte verbraucht und es hatte sich noch nichts nennenswert getan. „Das kann nicht sein! Gott, das ist doch ein schlechter Scherz!“, fluchte sie unter Tränen hervor. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen und unter ihnen hatte sie eine rote Blutlache gebildet. Blut, überall Blut. „Sakura, darf ich dir etwas sagen?“, fragte der Silberhaarige und drehte sein Gesicht zu der kleinen Kirschblüte. Er spürte dass es mit ihm zu Ende ging. Aber das war nicht schlimm. Im Gegenteil, obwohl im alles weh tat, spürte er keine Schmerzen. Er war sogar erleichtert. Als würde von ihm eine große Last fallen. Nun würde er endlich zu den Menschen gehen, die er liebte und die im Totenreich auf ihn warteten. Rin, Obito, Minato-Sensei und seine Eltern. Bevor er aber dorthin ging, wollte er Abschied nehmen. Abschied nehmen von seiner immer reinen Liebe. „Nein, hier wird nichts gesagt. Du kannst mir das alles sagen, wenn ich die Wunde gestoppt habe.“, antwortete die Angesprochene knirschend. Auch Sakura spürte, dass der Silberhaarige aufgegeben hatte, wollte dies aber nicht wahr haben. Sie würde ihn nicht gehen lassen. Sie würde ihn nicht verlieren. „Wenn ich die Wunde gestoppt habe…Und ich werde sie auch…“, murmelte sie wie ein kaputter Plattenspieler vor sich hin um sich selbst zu überzeugen, doch das Loch riss abermals auf und das Blut klaffte weiter hervor. Der Regen vermischte sich mit ihren Tränen und mit dem Blut. Der Blutsee um sie herum wurde größer. Ihre Kräfte waren zu siebzig Prozent aufgebraucht, wenn sie weitermachte würde sie auch sich in Gefahr bringen. Doch Kakashi sterben zu lassen war keine Option. Ihr Herz raste, ihre ganzer Körper bebte unter der Vorstellung ihn nicht retten zu können. Dieses Ereignis durfte sich nicht wiederholen. „Sakura, ich bin so froh, dass du in mein Leben getreten bist…“, flüsterte Kakashi angestrengt mit einem Lächeln, bevor er schließlich die Augen schloss und bewusstlos wurde. Kapitel 27: Loving Ghosts - Naruto ---------------------------------- „Sakura, ich bin so froh, dass du in mein Leben getreten bist…“, flüsterte Kakashi angestrengt mit einem Lächeln, bevor er schließlich die Augen schloss und bewusstlos wurde. Seine Hand, die er noch zuvor nach ihrem weinenden Gesicht ausgestreckt hatte, knallte schwer auf den Boden. Im selben Moment setzte auch Sakuras Herz aus. Ungläubig riss sie die Augen weit auf und versuchte mit bebender Stimme, Kakashi wieder zu sich zu rufen. “Kakashi, bleib bei mir! Bitte, komm wieder zu dir! Du darfst mich nicht verlassen, hörst du?! HÖRST DU, KAKASHI?! BLEIB BEI MIR!!!”, schrie sie wütend und verzweifelt auf, doch es half nichts. Er hatte schon zu viel Blut verloren, das wusste sie genau. Selbst, wenn sie die Wunde noch schließen konnte, waren die Chancen, dass er es überleben würde gering. Ein erwachsener Mann hat circa sechs Liter Blut in sich. Blutverlust von bis zu einem und sogar eineinhalb Liter sind absolut unkritisch. Verliert er aber mehr als zwei Liter, bricht der Blutkreislauf zusammen, man erleidet einen Schock, verliert das Bewusstsein und stirbt. Kakashi hatte sicher schon mehr als zwei Liter verloren. Doch je mehr ihr das bewusst wurde, desto weniger wollte sie ihn aufgeben. Sie würde nicht zulassen, dass sich Narutos Schicksal wiederholen würde. Kakashi war der einzige Mensch der ihr geblieben war. Die ganze Zeit hatte er so hart um sie gekämpft. Dafür, dass sie Narutos Tod überwinden und wieder lachen konnte. Obwohl er selbst ein wenig geliebter Mensch im Dorf war, hatte er ihr so viel Liebe gegeben. Tagtäglich hatte sie seine ganze Liebe erfahren. Davon war sie so verwöhnt, dass sie erst selbst spät merkte, wie traurig er eigentlich in Wirklichkeit war. Trotzdem gab es Tage, da spürte sie, dass ihre reinen Gefühle ihn glücklich machten. Deshalb würde sie nie vergessen, wie überwältigt er war, als sie gegen die anderen Dorfbewohner verteidigt hatte, den Namen seines Vaters in den Stein geritzt und ihm an seinem Geburtstag Dangos gemacht hatte. Und je mehr sie an diese schönen Momente dachte, desto mehr wollte sie ihn zurück haben. Verzweifelt rannen ihr Schweiß und Tränen übers Gesicht, während sie weiter ihr Chakra in seinen Körper pumpte. Doch sie sah, dass das Chakra nicht von seinem Körper aufgenommen und stattdessen an die Umgebung abgegeben wurde. Es half nicht mehr. Dass sein Körper die Energie nicht mehr annahm, war ein Zeichen dafür, dass sein Kreislauf zusammengebrochen war. Trotzdem hörte sie nicht auch, obwohl sie wusste, dass es nichts mehr brachte und sie damit auch selbst gefährdete. Denn wenn sie noch mehr Chakra abgab, würde auch ihr Zustand kritisch werden. Mittlerweile wurde ihr ebenfalls schwindelig, bald würde auch sie bewusstlos werden. “BLEIB BEI MIR, KAKASHI!!!”, schrie sie verzweifelt auf, biss ein letztes Mal die Zähne zusammen und versuchte noch einmal alles aus sich rauszuholen. Es musste einfach klappen. Es musste. Und tatsächlich sah sie, wie sich die Wunde im Bauch langsam zu schließen begann. Wenn sein Körper jetzt auch noch ihr Chakra wieder aufnehmen würde, könnte sie ihn damit wieder reanimieren. Doch sie spürte auch, dass ihr Körper an der Grenze war. Es waren die letzten Tropfen ihres Chakras, die sie ihm gab. Aber vielleicht war in der Hilfstruppe auch ein Medicnin dabei, der an ihrer Stelle weiter machen würde. Apathisch aber glücklich lächelte sie, während sie sah wie sich die Wunde Centimeter um Centimeter schloss und wandte ihren Blick kurz zur Seite. Neben ihr sah sie Narutos Geist, der eine Hand auf ihre Schulter, die andere auf Kakashis Bauch gelegt hatte und sie gütig anlächelte. Erschöpft lächelte er auch sie ihn an und meinte: “Du warst also die ganze Zeit bei mir. Danke, Naruto, ich danke dir von ganzem Herzen.” Währenddessen beobachteten Shikamaru, der sich in der Zwischenzeit befreien konnte und sich Hakuros Ninja nun vom Hals geschafft hatte, Ino und Choji, die ebenfalls in der Nähe waren und sich dem Hilfstrupp angeschlossen hatten, das Schauspiel aus der Ferne. Sakura pumpte und pumpte unentwegt ihr Chakra in Kakashi ohne Aussicht auf Erfolg. Die Blonde wollte schon dazwischen gehen, da sie wusste, dass auch ihre langjährige Freundin dadurch ihr Leben aufs Spiel setzen würde. Doch Shikamaru hielt sie zurück, da Sakuras Chakra-Aura plötzlich orange aufleuchtete. Erschrocken machte nun auch Choji einen Schritt zurück: “Was hat das zu bedeuten?” “Warum leuchtet ihr Chakra so komisch, Shikamaru?”, fragte auch Ino besorgt. “Das ist nicht Sakuras Chakra.”, meinte der Jonin und riss durch diesen Moment der Erkenntnis weit die Augen auf, “Es ist Narutos. Sein Geist umgibt sie wie ein Schutzfilm.” So unglaublich es auch klingen mochte und wenn Shikamaru es nicht selbst sehen würde, hätte er es nie geglaubt. Aber für ihn gab es nicht den geringsten Zweifel, dass der Rest von Narutos Chakra an dem Tag an dem er gestorben war nicht in der toten Körperhülle geblieben war, sondern sich in die Umgebung freigesetzt hatte. Und weil er sich solche Sorgen um seine beste Freundin gemacht hatte, das Mädchen das er immer geliebt hatte, passte er weiterhin auf sie auf. Shikamaru erinnerte sich noch gut daran, wie Sakura tage- und wochenlang nicht zu sehen war und sich zu Hause die Augen ausgeweint hatte. Dabei war Naruto die ganze Zeit bei ihr gewesen. Und jetzt, da sie ihn am meisten brauchte, gab er ihr seine letzte Kraft, auch wenn das bedeutet, dass er nun wirklich verschwinden würde. Es war einfach unglaublich, was sich vor ihren Augen abspielte. Auch Sakura konnte es nicht glauben. Neben ihr sah sie ihren besten Freund. Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen, doch sie wusste, dass es nur eine Halluzination war. Ihr Körper war so erschöpft, dass sie schon Geister zu sehen glaubte, was wissenschaftlich gesehen unmöglich war. Doch Narutos Anblick gab ihr Kraft und die Zuversicht, dass alles gut werden würde, wenn sie noch ein bisschen länger durchhielt. Nur noch ein bisschen länger, dann könnte sie Kakashi retten. Dann könnten sie noch mal von vorne anfangen. Nicht mehr als Schülerin und Lehrer, sondern als zwei Menschen, die Gefühle füreinander entwickelt hatten und die auch dazu stehen konnten. Anfangs war die Vorstellung komisch gewesen, dass ihr Lehrer, Kakashi, der sich monatelang in einem freundschaftlichen Verhältnis um sie gekümmert hatte, sich in sie verliebt haben soll. Doch auch wenn sie Angst vor seinen Gefühlen gehabt hatte, konnte sie nicht anders als sich auch in ihn zu verlieben. In diesen starken Mann, für den sie so wichtig zu sein schien. Der selbstlos alles für ihr Glück und ihre Gesundheit tat ohne zu zeigen, dass er selbst eine verletzte und verunsicherte Seele besaß. Glücklich lächelte Sakura als sie sah, dass sich die Wunde des Silberhaarigen endlich vollkommen geschlossen hatte. Kurz teste sie auch den Puls an seinem Handgelenk und spürte erleichtert das sanfte Pochen. Er war stabil. Sie hatte ihn gerettet und das Wunder vollbracht, das sie bei Naruto nicht geschafft hatte. Durch das Chakra, das er durch sie und Naruto aufgenommen hatte, konnte sein Körper auch nun wieder neues Blut bilden. Schweißgebadet blickte sie jetzt zur Seite und hauchte ein “Danke, Naruto.” hervor, bevor auch sie über Kakashis Körper erschöpft zusammenbrach. Ino wollte ihr schon zur Hilfe eilen und ihrem Körper Chakra einflösen, doch Shikamaru hielt sie mit einem “Warte, Ino.” auf. Abermals leuchte ihr Körper orange auf, bevor das Leuchten immer schwächer wurde und schließlich ganz verblasst war. Narutos Chakra war nun vollkommen verbraucht gewesen. Sein Geist würde nicht mehr unter ihnen weilen und konnte endlich seine Ruhe und seinen Frieden finden. “Ist er jetzt für immer von uns gegangen, Shikamaru?”, fragte Choji unsicher, was das abklingende Leuchten zu bedeuten hatte. “Ja und nein. Er hat seine restliche Energie komplett verbraucht und an Kakashi und Sakura abgegeben. Von nun an wird er in den beiden weiter leben.”, antwortete der Schwarzhaarige gelassen. Sakura hatte es geschafft und um sie herum hatten die Hilfstrupps die feindlichen Ninjas in die Flucht geschlagen, einige als Gefangene genommen. Sie würden nach Verhandlungen für ein hohes Lösegeld oder andere Zugeständnisse wieder an Miau no Kuni ausgeliefert werden. Glücklicherweise war auch die Schriftrolle unbeschadet geblieben. Der Jonin ging nun auf die beiden reglosen Körper zu und war nach einem kurzen Abtasten des Pulses erleichtert, dass beide am Leben waren. Lächelnd streichelte der Rosahaarigen über die Haare und lobte sie mit einem “Gut gemacht, Sakura.” Danach gab er Anweisungen über das weitere Vorgehen. Sakura und Kakashi wurden auf zwei Tragen gelegt, während Shikamaru die Schriftrolle aus ihrem Versteck wieder an sich nahm. Anschließend bildeten die Ninja des Hilfstrupp einen schützenden Kreis um sie, sodass sie vor einem erneuten Angriff Hakuros geschützt sein würden. Als sie geschlossen in Konoha angekommen waren, empfing sie Tsunade, die über den Überfall bereits benachrichtigt worden war, besorgt und besah sich als erstes die Verletzungen Sakura und Kakashis an, die dann sofort ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Im Hauptsitz der Hokage übergab Shikamaru ihr schließlich offiziell die Schriftrolle und bestätigte nicht nur die erfolgreich beendete Mission, sondern auch das Überleben aller drei Mitglieder. “Ihr hattet großes Glück, Shikamaru. Wenn Sakura nicht dabei gewesen wäre, hätte er euch vielleicht schon im Hotel umbringen lassen. Ich bin froh, dass ich euch alle drei wieder lebend in Konoha habe.”, lobte ihn die Hochjage. “Danke, Tsunade-sama. Wie geht es Sakura und Kakashi?”, erkundigte sich der Jonin nun nach seinen Teammitgliedern. Die blonde Hochjage stand von ihrem Schreibtisch auf, ging an ihre große Fensterscheibe dahinter und meinte ernst: “Sie leben und sind stabil. Sakura hat einen beträchtlichen Teil ihres Chakras an Kakashi gegeben. Nachdem ihr Körper wieder genug neues Chakra gebildet hat, wird sie aufwachen. Was Kakashi angeht…” Plötzlich hielt sie inne. Der Schwarzhaarige wartete darauf, dass sie den Satz weiterführen würde, doch das tat sie nicht. Wie der Satz weiter ging, würde ihm verborgen bleiben und Shikamaru erkannte, dass das auch für Kakashis Leben galt. Als er das erkannte, musste er schwer schlucken. Mit pochendem Herzen und zitterndem Körper verbeugte er sich und verließ schließlich das Gebäude. Wie der Blitz rannte er durch die Stadt, spürte Inos Schatten auf und als er sie gefunden hatte, schloss er sie so fest in die Arme als wollte er sie fast zerbrechen. Durch die Körperspannung seiner festen Umarmung merkte sie nicht wie er zitterte, doch sie wusste auch so das etwas nicht stimmte. Verstehend grub sie ihren Kopf zwischen seinen Hals und seine Schulter, erwiderte seine Umarmung und strich ihm mit ihrer Hand beruhigend über den Nacken: “Was ist los, Shika?” “Nichts, es ist gleich wieder alles okay.”, er hielt sie noch fester in der Angst sie auch irgendwann bei einer Mission verlieren zu können. Nie zuvor war ihm das so bewusst geworden, wie in diesem Augenblick. Noch nie hatte er ein Teammitglied bei einer seiner Missionen verloren und nun schwebte einer davon in Lebensgefahr. Seit er als Jonin seinen Dienst angetreten hatte, war ihm bewusst gewesen, dass er bei jeder Mission sterben konnte. Doch da sie in einer Zeit des Friedens mit den anderen Dörfern lebten, verlor er nach und nach diese realistische Sichtweise und ein Gefühl der Zuversicht hatte sich in ihm ausgedehnt. Schlagartig war es ihm jetzt wieder bewusst geworden. Dass das Leben eines Ninja kurz sein und dass man jeden Tag geliebte Menschen, Freunde und Kollegen verlieren konnte. Allerdings wuchs aus diesem Gedanken auch das Streben stärker zu werden, um alle die er liebte beschützen zu können. Ein Gefühl, dass er schmerzvoll erlangen musste, das er aber jetzt mit vielen anderen Ninjas teilte. Aber für den Augenblick war er einfach nur glücklich, dass er und Ino am Leben waren und, dass er sie in den Armen halten konnte. —— Eine Woche später wachte Sakura verwirrt auf und starrte auf eine schneeweiße Decke und erkannte sofort, dass es die Krankenhausdecke war, die sie noch nie aus dieser Perspektive gesehen hatte. An ihrem Arm waren viele Nadeln eingestochen, die alle zu irgendwelchen Geräten oder an den Tropf angeschlossen waren. Obwohl sie einen Verband um ihren Kopf trug und einige Pflaster an sich sah, hatte sie keine Schmerzen. Was war passiert? Wie war sie hierher gekommen? Um diese Fragen beantwortet zu bekommen, drückte sie an einer neben ihr liegenden Fernbedienung den Knopf für das Pflegepersonal. Keine Minute später kam eine Krankenschwester außer Atem ins Zimmer geplatzt, überglücklich darüber Sakuras wachen Zustand zu sehen, was das Mädchen noch mehr verwirrte. War sie so lange nicht ansprechbar gewesen? Die Krankenschwester stellte ihr zunächst einige Fragen, wie sie sich fühlte und ob sie sich aufrichten könne. Sakura, die nur ein langes Nachthemd an hatte, zog sich eine Strickjacke an, die sich auf dem Bett befand, während die Krankenschwester davon eilte um der Hokage Bescheid zu sagen. Kurz aus dem Fenster blickend, sah sie, dass das Laub bereits vollkommen von den Bäumen gefallen war. Ein dicker Nebel hatte sich über Konoha gelegt und ließ die hellen Strahlen der Sonne nicht durch, sodass es Düster und Ungemütlich draußen zu sein schien. Auch Reif hatte sich mittlerweile auf dem Laub, dem abgestorbenen gelben Gruß und den nackten Ästen gebildet. Es war kalt geworden und der Winter nahte. Plötzlich hörte sie wieder Schritte und es kamen abermals ein paar Ärzte ins Zimmer, um sie nochmals zu untersuchen. Nachdem auch sie ihr okay gegeben hatten, wurde sie von den Geräten getrennt und durfte aufstehen. Keiner wollte ihr bisher sagen, wie sie ins Krankenhaus gekommen war, welche Verletzungen sie erlitten hatte und wie es dazu gekommen war. Doch kurz darauf sprang auch die Hokage wie von der Biene gestochen ins Zimmer und schnellte überglücklich auf sie zu. “Wie schön, dass du aufgewacht bist, Sakura.”, meinte sie und nahm erleichtert das Gesicht der Rosahaarigen in ihre Hände. “Was ist passiert, Tsunade-sama?”, fragte sie auch ihre Meisterin und blickte in die nun wieder ernste Miene der Hochjage. Tsunade schluckte, bevor sie schließlich zum Reden ansetze: “Du, Shikamaru und Kakashi seid von Hakuro auf dem Weg von Mizu no Kuni nach Konohagakure angegriffen worden. Eine andere Einsatzgruppe konnte euch gerade noch zur Hilfe eilen. Shikamaru geht es gut, aber Kakashi…” Plötzlich fiel es ihr wieder wie Schuppen von den Augen ein. Die Hand, die sich durch Kakashis Bauch und Rücken gebohrt hatte und wie sein Körper leblos zu Boden gesackt war. Sie erinnerte sich wieder daran, wie sie verzweifelt versucht hatte, den Zustand des Jonin zu stabilisieren und es ihr aber nicht gelungen war. Besorgt schoss es aus ihr heraus: “Was ist mit Kakashi?!” Die blonde Hokage musste schwer durchatmen bevor sie das Mädchen an sich heran zog und sie auf die Intensivstation führte. Dort, in einem von Neonröhren künstlich hell erleuchteten Zimmer lag der silberhaarige Jonin. Er war an eine Atemmaske und zusätzlich mit fielen Kanülen und Einstichen an andere Geräte angeschlossen, die ihn versorgten und seinen Zustand überwachten. Um seinen Bauch war ein breiter, weißer Verband gewickelt, sowie um viele andere Stellen an seinem Körper. Als Sakura dieses Bild vor sich sah, lief es ihr eiskalt über den Rücken. In ihrem Magen wurde es flau und kalter Schweiß brach aus ihr aus, während sie am ganzen Körper zu zittern begann, sich es aber nicht anmerken lassen wollte und es mit der Bemerkung abschlug, dass ihr kalt wäre. Schließlich antwortete Tsunade auf Sakuras unausgesprochene Frage: “Du konntest zwar die Wunde stoppen und ihn mit Chakra versorgen, aber durch den anfänglichen Blutverlust und den Schock ist er ins Koma gefallen und noch nicht wieder aufgewacht. Ehrlich gesagt wissen wir nicht, ob er je wieder zu sich kommen wird.” Kapitel 28: Loving Ghosts - Family ---------------------------------- Schwermütig seufzte die Rosahaarige als sie an diesem Tag sicher ihre hundertste Krankenakte in den Händen hielt, alle Punkte rutiniert durchging und gleich darauf mit einem Lächeln aufsah und einen im Bett liegenden älteren Patienten aufmunternd ansah und sagte: “Die Operation ist gut verlaufen, Takahashi-san. Ihre Werte sind auch wieder im Normalbereich. Wenn alles so über Nacht bleibt, können Sie morgen schon wieder nach Hause gehen.” “Danke, Haruno-san. Das sind gute Neuigkeiten, da wird sich meine Frau bestimmt freuen.”, antwortete der Greis und schenkte der kompetenten Schwester ebenfalls ein glückliches Lächeln. Sakura verabschiedete sich noch mit einem leichten “Ja, bestimmt.” und verließ das Zimmer des Patienten schließlich. Sie freute sich für ihn und für seine Frau. Beide waren schon sehr alt und hatten niemanden mehr außer einander. Seine Frau war sicher sehr einsam ohne ihn zu Hause. Immerhin war er schon seit einer Woche hier im Krankenhaus. Diese Einsamkeit, die man empfand wenn jemand, den man jeden Tag um sich hatte, plötzlich nicht mehr da war, konnte sie sehr gut nachvollziehen. Mit einer einfachen Handbewegung drückte sie vor dem Patientenzimmer einer jüngeren Schwester die Akte in die Hand und wünschte ihren Kolleginnen auf der Schwesternstation einen schönen Abend. Auch die anderen verabschiedeten sich von der Oberschwester und wünschten ihr einen schönen Feierabend. Kurz nachdem sie aus dem Koma erwacht war, hatte sie wieder angefangen im Krankenhaus zu arbeiten. Sie konnte es einfach nicht ertragen zu Hause herum zu sitzen und nichts zu tun. Vor einem Monat war sie dann von Tsunade von einer einfachen Schwester zur Oberschwester der Station ernannt worden, was sie sehr freute, allerdings hatte sie nun auch mehr Verantwortung als vorher. So hatte sie den ganzen Tag Menschen um sich herum, musste Krankenvisiten erledigen und wirkte auch bei größeren und kleineren Operationen mit. Und wenn sie nach Hause kam, kuschelte sie sich müde und erschöpft mit dem kleinen Kater Naruto ins Bett. In ihrem Büro legte sie ihren Schwesternkittel und ihre Haube ab, kämmte nochmal ihre Haare durch und machte sich wieder frisch. Kurz warf sie einen Blick aus dem Fenster. Obwohl es erst sechs Uhr war, war es bereits stockdunkel gewesen. Außerdem hatte es gestern angefangen zu schneien und auch jetzt fielen dicke, weiße Schneeflocken vom Himmel. Besser sie würde einen Schirm mitnehmen, sonst würde sie noch als Schneemann nach Hause kommen. Doch bevor sie den Heimweg antrat, wollte sie noch einen Umweg zur Intensivstation machen. Vor Kakashis Zimmer legte sie ihre Sachen ab, zog sich keimfreie Schutzkleidung an und betrat leise und geräuschlos den Raum, der mit einer hermetischen Tür verriegelt war. Kurz überprüfte sie die Werte, die auf der Krankenakte vor seinem Bett lag. Seine Werte waren stabil und auch allgemein war sein Zustand besser geworden, trotzdem war er immer noch nicht aufgewacht. Seit man ihn vor zwei Monaten auf die Intensivstation gekommen war, hatte sich sein Bewusstsein noch nicht gerührt. Sie wusste noch nicht einmal, ob er seine Umwelt wahrnahm oder nicht. Wusste er, dass sie jetzt in diesem Moment, genau wie jeden Tag, neben ihm stand und ihn die Tränen unterdrückend beobachtete? Spürte er ihre Anwesenheit, wenn sie den Raum betrat und wieder ging? Spürte er ihre Berührungen, roch er ihren Duft? Auch wenn er direkt vor ihr lag, schien er ganz weit weg zu sein. Auf einem anderen Stern, in einer anderen Welt. War er dort wo so viele andere Komapatienten auch waren oder schwebte sein Geist genau neben ihr umher und umgab sie? In zwei Wochen, wenn seine Werte wieder in Normalbereich liegen würden, würde er von der Intensivstation auf ein normales Zimmer verlegt werden, dann konnte sie öfter bei ihm vorbei schauen, ihm ab und an Blumen ans Bett stellen und er könnte die Wärme der durch das Fenster fallenden Sonnenstrahlen spüren. Zwar war sie keine Spezialistin im Umgang mit Komapatienten, allerdings war sie der festen Überzeugung, dass diese kleinen Dinge einen Unterschied machten. Nun stand sie schon eine ganze Weile nachdenklich und bedrückt neben dem Silberhaarigen und genoss es einfach nur bei ihm zu sein. Sanft strich sie ihm eine Haarsträhne aus der Stirn und fuhr dabei zärtlich über seine Wangen und seine Narbe. Die untere Hälfte seines Gesichts war natürlich verdeckt und sie wachte höchstpersönlich über dieses Geheimnis. Unmerklich kam ihr der Gedanke, dass Kakashi sich in den Momenten, in denen sie bewusstlos in ihrem Bett lag, genauso gefühlt haben musste wie sie jetzt. Hilflos und unsicher. Sie wollte etwas für ihn tun, damit er sich besser fühlte und wieder aufwachte, doch sie konnte nichts tun. Da wurde ihr bewusst, wie klein und machtlos sie doch war. Nur Gott besaß die Kraft ihn wieder zurück zu holen. Gott und Kakashi selbst. “Hey, Kakashi, hörst du mich?”, fragte in den stillen Raum hinein, doch es kam keine Antwort, kein Zucken, keine Reaktion. Voller Trauer zog sich ihr Herz zusammen, Tränen stiegen in ihr auf, die sie zu unterdrücken versuchte. Mit zusammengezogener Kehle setzte sie sich schwer atmend auf den nebenstehenden Stuhl, nahm die Hand des Silberhaarigen in ihre und streichelte sie. Schwermütig spielte sie mit seiner großen Hand herum, ließ ihre Finger zwischen seine gleiten, strich über seine Handfläche und legte sie schließlich auf ihre Wange. Sie hatte solche Angst um ihn. Seine Werte waren zwar stabil, aber je mehr Tage seines unbewussten Zustandes verstrichen, desto geringer wurde die Chance, dass er überhaupt wieder aufwachte. In Anbetracht des harten Kampfes und der Verletzungen, die er hinter sich hatte, waren die zwei Monate noch kein Grund zur Beunruhigung, wenn man bedachte, dass sein Chakra sich erst vor Kurzem wieder vollkommen regeneriert hatte. Aber dass es überhaupt keine Anzeichen seines Bewusstseins gab, machte ihr Sorgen. Und es war überhaupt nicht absehbar, wann es zurück kommen würde. Es konnte schon morgen sein oder noch Tage, Wochen oder Monate kommen; oder aber gar nicht. Doch daran wollte sie nicht denken. Trotz allem versuchte sie positiv zu bleiben und daran zu glauben, dass er bald aufwachen würde. Seufzend stand sie auf, gab ihrem Geliebten einen Kuss auf die Stirn und machte sich schließlich auf den Heimweg. Es war eine schöne Nacht draußen. Der Himmel war zwar bewölkt, aber es schneite immer noch dicke Schneeflocken. Konoha war vollkommen eingeschneit. Alles war weiß. Der Schnee und die Wolken reflektierten das Licht der Straßenlampen, wodurch alles angenehm hell erleuchtet war. Langsam stapfte sie durch den hohen Schnee, der von den Wegen noch nicht weggeräumt worden war und genoss die schöne Atmosphäre. Es war zwar kalt, aber sie mochte die reine, klare Luft, die ihren ganzen Körper belebte und ihren Geist befreite. Manchmal sah sie im Krankenhaus so viele unheilbar kranke Menschen, dass sich das auf ihre Einstellung gegenüber Kakashi übertrug. Deshalb halfen ihr die Kühle und Klarheit des weißen Winters besonders, die Lage wieder realistisch zu betrachten. Kakashi war ein starker Ninja und einer der besten in Konoha und der ganzen Welt. Als talentierter Anbu und Jonin hatte er in seiner Karriere sicher schon viel schlimmere Verletzungen überstanden. Er würde jetzt auch stark genug sein, diese “paar Kratzer” zu überleben. Wenn nicht, würde sie persönlich bei ihm im Himmel vorbei schauen und ihm gehörig in den Arsch treten. “Fight, Kakashi!”, schrie sie plötzlich wieder voller Energie motiviert in die Stille hinein, in dem Glauben ihr Optimismus würde ihn erreichen. Allerdings kam aus einem gerade geöffneten Fenster nur ein lautes “Ruhe, verdammt!”, weshalb sie ertappt das Weite suchte. Wenigstens hatte sie jetzt wieder gute Laune, was der Silberhaarige sicher auch spürte. Irgendwie würden ihre Gefühle ihn sicherlich erreichen, denn daran wollte sie fest glauben. Als sie zu Hause ankam, Schuhe und Schirm vom Schnee ausklopfte und mit glühenden Wangen die warme Wohnung betritt, wurde sie schon von dem hungrigen Kater empfangen, der mit einem Schnurren zur Begrüßung ihre Beine umschmiegte. Nachdem sie ihn ebenfalls mit Kraulen und Streicheleinheiten begrüßt hatte, machte sie sich auf in die Küche, öffnete eine Katzenfutterdose für ihn und stellte ihm in einer Schüssel das Nassfutter hin. Während sich nun der kleine Naruto über das Futter her machte, kümmerte sie sich um ihr eigenes Abendessen, wärmte sich aber, weil sie keinen großen Hunger hatte, nur eine Ramennudelsuppe mit Hühnerfleisch auf. Es war zwar erst acht Uhr, aber da es ja bereits eine gefühlte halbe Ewigkeit schon dunkel gewesen war, gähnte sie und beschloss heute etwas früher schlafen zu gehen. Bevor sie sich jedoch ins Bett legte, nahm sie noch ein Bad. Im heißen Wasser, das ihr bis zum Hals ging, konnte sie sich vollkommen entspannen und vom Krankenhausalltag abschalten. Obwohl sie nicht gerade ein Freund der Winterjahreszeit war, hatte diese auch den Vorteil, dass man es sich zu Hause so richtig gemütlich machen konnte. Das Badezimmer und besonders den näheren Bereich der Badewanne hatte sie mit Kerzen, die den dunklen Raum in ihr sanftes Licht hüllten. Allerdings musste sie auch unheimlich aufpassen nicht einzuschlafen und deshalb verließ sie schweren Herzens auch relativ bald das wohlig warme Wasser um aber gleich darauf schnell in ihren warmen Pyjama und unter die kuschelige Decke zu schlüpfen. Naruto ließ sich diese Gelegenheit natürlich auch nicht entgehen und sprang zu ihrem Frauchen aufs Bett um sich verwöhnen zu lassen. Doch auch der Kirschblüte machte es Spaß mit ihrem Kater zu schmusen und zu kuscheln, so hatten sie schließlich beide was davon. Und während sie in ihrem Bett unter der Decke saß und ihre Finger durch das weiche Fell fahren ließ, fiel ihr Blick auf ihr altes Team 7 Foto und ganz besonders hatte sie Kakashi im Blickfeld. Seit sie erkannt hatte, wie sehr sie eigentlich in ihn verliebt war, vermisste sie ihn mehr denn je. Manchmal fragte sie sich ob es nicht selbstsüchtig war, so sehr an sich statt an seine Gesundheit zu denken, denn immer wenn ihre Gedanken zu ihm wanderte, dachte sie nicht daran, dass er bewusstlos im Krankenhaus lag, sondern nur an seine Berührungen, die ihr so sehr fehlten. Sie sehnte sich nach seiner Hand, die immer sanft über ihren Kopf, ihre Haare und ihren Körper gefahren war. Sein Blick und seine Augen, die sie anfangs beschützend und zuletzt sehnsüchtig angesehen hatten. Am meisten verzehrte sie sich nach seinen starken Armen, mit denen er sie oft umarmt hatte und nach seiner Brust, an der sie sich ganz unwissend angelehnt hatte. Seufzend kuschelte sie sich nun ganz unter die Decke, machte ihre Augen zu und versuchte einzuschlafen. Doch im Geist war sie hellwach, denn ihre Gedanken kreisten einzig und allein um den silberhaarigen Jonin und vor ihrem geistigen Auge sah sie nur sein Gesicht. Seine mal glücklichen, mal traurigen Augen, sein Lächeln, die Präsenz seines Körpers ganz dicht neben ihrem. Allein der Gedanke an ihn, ließ ihr Herz schneller schlagen und brachte ihre Wangen zum glühen. Unter der Decke war es so schön warm und gemütlich, genau wie in seinen schützenden Armen. Und während sie sich vorstellte eigentlich in seinen Armen zu liegen und nicht unter ihrer Decke, schlief sie kurz darauf ein und merkte noch nicht einmal wie sie im Schlaf Kakashis Namen seufzte. Kakashi. Kakashi. Kakashi… ———— “Kakashi? Kakashi? Kakashi!”, plötzlich ertönte in den Ohren des Silberhaarigen eine allzu bekannte Stimme. Doch an wen erinnerte sie ihn? Er sah nichts, alles war dunkel. Eine angenehme, gemütliche Dunkelheit, die ihn umhüllte, deshalb wollte er noch nicht zurück ins Licht. Allerdings wollte ihn die Stimme einfach nicht in Ruhe lassen und rief die ganze Zeit seinen Namen. Ging das nicht etwas leiser? “Jetzt komm schon, steh auf.”, nein er wollte noch nicht aufstehen, sondern weiterschlafen. Müde versuchte er die Stimme zu ignorieren und so zu tun als würde er tief und fest schlafen und hätte sie noch gar nicht gehört. Einen Moment lang schien die Taktik auch ganz gut zu klappen, zumindest war jetzt wieder angenehme Stille um ihn herum, bis er jedoch ein noch lauteres “AUFSTEHEN, DU SCHNARCHNASE!” hörte und einen weichen Schlage ins Gesicht spürte, weshalb er schließlich kapitulieren musste. Als er nun genervt die Augen aufschlug und die Person mit einem grimmigen “Was zum Teufel?!” anfahren wollte, verstummte er plötzlich als er sah, wen er da eigentlich mit einem großen Kissen in der Hand vor sich hatte. “Sakura?!”, stotterte er ungläubig und rutschte in dem Bett, in dem er sich anscheinend befand, etwas zurück, da er das Mädchen nur mit einem knappen T-Shirt und Unterhose bekleidet vor sich halb auf ihm drauf liegen sah. “Na klar, wer denn sonst?”, meinte die Rosahaarige, fiel ihm um den Hals und kuschelte sich so noch mehr an ihn, was den Silberhaarigen ganz kirre machte. War er im falschen Film? Wieso lag er mit dem Mädchen halb nackt in einem Bett? “Oder hast du etwa von jemand anderem geträumt?”, fragte sie jetzt schmollend und sah ihn skeptisch an, was er aber mit einem “Nein, natürlich nicht!” hastig beantwortete. Daraufhin kicherte sie leise: “Ich mach uns erst mal einen Kaffee.”, rutschte aus dem Bett und schwebte schließlich barfuß aus dem Zimmer. Noch verwirrter sah er ihrem wackelnden Arsch hinterher und wusste nicht, was er davon halten sollte. Er war immer noch Kakashi und das war Sakura, seine Schülerin um die er sich nun ziemlich lange gekümmert hatte. Vor kurzem hatte er zwar erkannt, dass er in Wirklichkeit ganz andere Gefühle für sie entwickelt hatte, allerdings gab es einige Punkte, die gegen eine Beziehung sprachen, nicht zuletzt, dass nach seinem letzten Stand der Dinge, Sakura nicht so fühlte wie er. Je mehr er darüber nachdachte, desto unlogischer und mysteriöser wurde alles. Träumte er etwa immer noch? Nein, eine kräftige Ohrfeige, mit der er sich fast aus dem Bett gehauen hatte, bewies dass er hellwach war. War das Ganze womöglich nur inszeniert und spielte ihm hier jemand womöglich nur einen Streich? Versteckte Kamera oder so? Spielte ihm Genma einen Streich und hatte die Rosahaarige bestochen um bei der Sache mitzumachen? Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, kam die Kirschblüte wieder fröhlich ins Zimmer gehüpft und reichte ihm eine Tasse Milchkaffee, die er dankend annahm. Danach setzte sie sich auf der anderen Seite des Bettes wieder neben ihn, nippte etwas an der Tasse um sie gleich wieder auf den Nachttisch zu stellen und sich an die nackte Brust des Älteren zu schmiegen. “Hast du gut geschlafen?”, fragte sie ihn und sah verliebt zum ihm nach oben. Unsicher was hier gespielt wurde und wie er darauf reagieren sollte, setzte er ebenfalls seine Tasse auf dem daneben liegenden Tisch ab und legte seinen Arm um ihre Schultern. Obwohl er sich das immer mehr als alles andere gewünscht hatte, überkam ihn ein ungutes Gefühl bei der Sache. Wenn das jemand sah, würde er dafür ganz sicher ins Gefängnis wandern. Mit der anderen Hand nippte er abermals an der Tasse und nuschelte: “Gut geschlafen schon, ehrlich gesagt glaube ich, dass ich immer noch schlafe.” “Müde weil du dich gestern beim Sex so verausgabt hast?” Kakashi dachte sich verhört zu haben und musste bei dem Wort “Sex” gleich den heißen Kaffee wieder ausspucken. Mit hochrotem Kopf sah er nach unten und erblickte die verführerischen tieftürkisgrünen Augen seiner sonst so unschuldigen Kirschblüte. Hatte sie das gerade eben wirklich gesagt? Aber so wie sie ihn ansah muss es wahr sein. Rot wie eine Tomate wich er beschämt ihrem Blick aus. Ihm graute es schon bei dem Gedanken, dass er jetzt nicht nur im Gefängnis landen, sondern von Tsunade persönlich hingerichtet werden würde. Außerdem fing er so langsam an zu glauben, dass Sakura ihn ganz und gar nicht auf den Arm nehmen wollte, sondern dass diese Nummer ihr voller Ernst, um nicht zu sagen die Realität war. Aber so ganz wollte er es immer noch nicht wahr haben. Wenn das die Wirklichkeit war, wieso konnte er sich dann an nichts erinnern und hatte stattdessen Erinnerungen aus einem scheinbar ganz anderem Leben? Gab es etwa mehrere Realitäten? So in Gedanken versunken, hatte er gar nicht gemerkt, dass sich das Mädchen mittlerweile auf seine Oberschenkel gesetzt hatte und nach Aufmerksamkeit bettelnd mit den Händen vor seinem Gesicht hin und her fuchtelte: “Hallo, Sakura an Kakashi, bitte kommen.”, wofür sich der Silberhaarige mit einem verwirrten Lächeln auch gleich für seine Abwesenheit entschuldigte. “Was ist los mit dir?”, hackte die Rosahaarige nun aber weiter nach, legte dabei schmollend ihre Stirn auf seine und sah ihn eindringlich an, “Du bist schon die ganze Zeit so komisch.” “Tut mir Leid, wenn ich gleich noch komischer sein werde, weil ich dir jetzt nämlich ein paar Fragen stellen muss. Vielleicht hab ich wirklich nur komisch geträumt.”, sagte er nun mit ernster Miene und wurde von Sakura, die sich mittlerweile fragte ob das der selbe Mensch war mit dem sie gestern schlafen gegangen war, daraufhin irritiert angeglotzt. Er fing mit seinen Fragen ganz simpel an: “Ich bin Kakashi.” “Ja.” “Und du bist Sakura.” “Ja.” “Du bist 14 Jahre jünger als ich…” “Jup.” “Und meine ehemalige Schülerin?” “Stimmt genau.” “Und wir sind aber trotzdem zusammen?”, der letzte Satz viel ihm dabei besonders schwer laut auszusprechen und er konnte nicht anders als abermals ihrem Blick auszuweichen. Sakura hingegen fand dieses Frage-Antwort-Spiel äußerst befremdlich. Es war fast so als hätte der Silberhaarige all seine Erinnerungen verloren. Allerdings fand sie es auch total süß, wie unsicher und schüchtern er plötzlich ihr gegenüber war. Ganz anders als in der letzten Nacht. Dass er bei seinem letzten Satz so viele Pausen machte und das Wort “zusammen” so zögerlich aussprach, brachte sie dabei besonders zum Schmunzeln. “Ja, wir sind zusammen.”, antwortete sie auf Kakashis Frage hin grinsend und kam sich vor wie eine Mutter, die ihrem Jungen die Geschichte von den Bienchen und Blümchen erklärte, “Wieso sollten wir nicht zusammen sein?” “Wegen der eben genannten Punkte.”, meinte Kakashi als ob das ganz offensichtlich wäre. “Wieso sollte jemand ein Problem damit haben?”, stellte sie allerdings die Gegenfrage. Sie wusste wirklich nicht auf was der Silberhaarige anspielte. Als würde irgendjemand ein Problem damit haben, dass sie seine Freundin wäre. Was für ein abwegiger und absurder Gedanke. Keiner von ihren Freunden hatte etwas gegen den Jonin und schon gar nicht, dass sie ein Paar waren. Immerhin liebten sie sich und von dem her war doch alles in Ordnung. Kakashi war heute wirklich komisch, aber sie verzieh ihm das gerne nach der phänomenalen letzten Nacht. Außerdem hatte er momentan wirklich viel um die Ohren und vielleicht wirkte sich das auf seine Psyche aus. Verliebt lächelnd wuschelte sie ihm durch die Haare, gab ihm einen langen sinnlichen Kuss und sagte, nachdem sie sich von ihm gelöst hatte: “Keine Sorge, niemand hielte mich davon ab dich zu lieben. Ich gehöre nur dir, Kakashi Hatake.” Das Mädchen sprach die Worte so selbstverständlich aus als hätte sie sie schon tausend Mal gesagt, doch in Kakashis Ohren klangen sie das erste Mal und ließen in seinem Bauch tausend Schmetterlinge frei. Sie liebte ihn, genauso wie er sie liebte. Wie sehr hatte er sich immer gewünscht, dass sie seine Freundin würde. Und nun saß sie tatsächlich mit ihm im Bett und hatte ihn geküsst. Der schönste Kuss, den er je auf seinen Lippen gespürt hatte, löste ein wohliges Gefühl in seinem Körper aus. Zum ersten Mal in seinem Leben war er glücklich und bis über beide Ohren verliebt. Bevor der Silberhaarige das Mädchen allerdings wieder in seine Arme ziehen konnte, entschlüpfte sie ihm, meinte fröhlich: “So, da wir das jetzt geklärt haben, könne wir ja endlich aufstehen und raus gehen. Schau, das Wetter ist so schön.” und wollte schon aus dem Bett springen und die Vorhänge zur Seite ziehen. Wäre doch schade bei dem strahlenden Sonnenschein den ganzen Tag nur drinnen zu bleiben. Doch der Ältere warf sich gerade noch auf sie drauf, begrub das zierliche Mädchen unter seinem Gewicht und grinste sie schelmisch an: “Wozu denn raus gehen, wenn ich hier genauso schöne Aussichten habe? Lass uns noch etwas im Bett bleiben.” Nun konnte er sich endlich nehmen, was ihm so lange verwehrt geblieben war und da würde ihn das schöne Wetter auch nicht davon abhalten. Anfangs protestierte die Rosahaarige noch, wandte sich unter ihm und betonte ihren Wunsch die Sonne zu genießen. Allerdings hatte sie damit auch Kakashis Ehrgeiz geweckt, der nicht umsonst der beste Liebhaber Konohas war und den Ruf hatte jede Frau rumzukriegen. Genüsslich hauchte er ihr deshalb einen Kuss nach dem anderen auf die Lippen, während er mit seiner Hand sanft durch ihre Haare fuhr und sie mit dem Kraulen ganz benommen machte. Auch wenn das Mädchen vorgab sich zu wehren, wusste er wie sehr es ihr gefiel und liebkoste sie weiter bis sie mit einem lieblich seufzenden “Okay, überredet.” ihr wohlwollendes Einverständnis in das aufflammende Liebesspiel gab. Und er würde sich jetzt viel Zeit nehmen um jeden einzelnen Centimeter ihres Körpers zu lieben und nach ihm verrückt zu machen. Ein paar Stunden später wurde es den beiden dann aber doch zu langweilig im Bett und sie beschlossen an die frische Luft zu gehen. Da es draußen warm und sonnig zu sein schien, zogen sich beide sommerlich an und schlenderten händchenhaltend durch die Straßen zur besten Eisdiele Konohas. Der Silberhaarige konnte es noch gar nicht fassen, dass keiner sie ansprach, ihnen giftige Blicke zuwarf oder sie sogar mit Steinen bewarf. Einige bekannte Gesichter grüßten sie sogar freundlich. Alles war so schön normal, ruhig und friedlich. Ohne Übertreibung der schönste Tag in seinem ganzen Leben. Kurze Zeit später kamen sie an der besagten Eisdiele an, mussten erst einmal zehn Minuten in der Schlange stehen und gönnten sich dann aber schließlich ihr wohlverdientes Eis bei diesen heißen dreißig Grad. Sakura nahm eine Kugel Zitrone und eine Amarena Kirsch, Kakashi entschied sich für Zartbitter-Schokolade und Vanille. Nachdem sie sich beide an dem kühlen Milchprodukt erfrischt hatten, setzten sie sich zusammen auf eine im Schatten stehende Bank, während Kakashi seinen Kopf auf Sakuras Schoß legte und sich von ihr genüsslich kraulen ließ. Verschlafen sah er in den Himmel und beobachtete wie sich die Baumkronen im Wind wie ein Mobile hin und her bewegte. Die kühle Brise streichelte angenehm seine Haut und ließ ihn in der aggressiven Sommerhitze zur Ruhe kommen. Lächelnd beugte sich die rosahaarige Kirschblüte über ihn und sah ihren Geliebten mit ihren türkisen Augen sanft an: “Geht’s dir gut? Du siehst so glücklich aus.” “Ja, ich bin glücklich. Du machst mich glücklich.”, erwiderte er ebenfalls lächelnd, zog ihren Kopf zu sich runter und hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, in den sie genüsslich einstimmte. Auch wenn er es immer noch nicht glauben konnte, dass sie so ausgelassen in der Öffentlichkeit ihre Liebe zeigen konnte, schien es doch die Realität zu sein. Sein anderes Leben, in dem ihnen viele Hindernisse entgegen stünden war nichts weiter als ein böser Traum gewesen. Ein böser Traum, den er lange geträumt hatte und aus dem er nicht mehr erwachen konnte. Doch jetzt war es vorbei und er war glücklicher als je zuvor. Nach einer kurzen Weile stand das Pärchen wieder auf und machte sich auf den Nachhauseweg. Die Straßen von Konoha waren auch jetzt in den späten Nachmittagsstunden so überfüllt, dass er hinter der Rosshaarigen gehen musste. Plötzlich wurde er am Handgelenk in eine dunkle Seitenstraße gerissen und war überrascht, wen er nun vor sich sah. Es war Naruto, der sich in voller Größe vor ihm ernst positioniert hatte. “Na-Naruto, du lebst?”, fragte er und war sich unsicher ob er nicht doch einen Geist vor sich hatte. “Nein, Kakashi-Sensei.”, antwortete er ernst, “Ich habe dir mein ganzes Chakra eingeflöst um dich zu retten. Ich bin jetzt ein Teil von dir.” Der Angesprochene war total perplex. Es schien als wäre auch das kein Traum, sondern sein blondhaariger Schüler in Fleisch und Blut, genauso wie er ihn in Erinnerung hatte. Doch genau wie heute Morgen, war auch diese Begegnung für ihn unreell und unlogisch. Wie konnte es sein, dass er noch lebte? Oder war sein Tod auch nur ein Traum gewesen? Aber wieso erzählte er ihm dann so komische Sachen? Und was bedeutete überhaupt, dass er ihn gerettet hatte? Wovor? “Ich bin hergekommen, um dich zu warnen bevor es zu spät sein wird.”, meinte Naruto nun merklich angespannt und bekam von dem Silberhaarigen die Gegenfrage gestellt, “Wovor willst du mich warnen?” “Du darfst dich von dieser Welt nicht täuschen lassen, Sensei. Das ist nicht die Wirklichkeit, auch wenn sie real zu sein scheint.” “Wie meinst du das?” “Wir sind in deinem Unterbewusstsein und du bist hier, weil du ins Koma gefallen bist.” “Ich bin im Koma?”, fragte Kakashi ungläubig. “Ja, im Prinzip träumst du eigentlich nur. Diese Welt ist absolut identisch mit dem wirklichen Konoha, aber dadurch dass sie auch ein Produkt deines Unterbewusstseins ist, reflektieren sich hier deine innigsten Wünsche.” Und bei dieser Aussage wusste der Silberhaarige mehr als genug, dass er auf Sakura anspielte. “Sensei, diese Sakura ist nur ein Produkt deiner Phantasie.”, fuhr der blonde Junge ihn plötzlich an, “Sie ist nicht die echte Sakura. Du darfst dich von ihr nicht täuschen lassen!” So langsam bekam es Kakashi mit der Angst zu tun. Er war verwirrt und unsicher, als würde er vor einem riesigen Abgrund stehen. Als würde Naruto von ihm verlangen sich in diesen tiefen schwarzen Abgrund zu stürzen. Aber das stimmte nicht was er da erzählte. Sakura war real. Er hatte sie geküsst, konnte sie in den Armen halten. Sie war ein Mensch aus Fleisch und Blut und war genauso echt wie diese Welt. Stattdessen musste er davon ausgehen, dass dieser Junge, der sich als sein verstorbener Schüler ausgab, nur eine Ausgeburt seiner Phantasie war. Ungläubig trat er zurück, wurde allerdings von dem Blonden am Handgelenk festgehalten: “Lass dich von ihr nicht täuschen, Sensei, denn je länger du mit ihr zusammen bist, desto schwerer wird es dir fallen wieder aufzuwachen und zurück zu kehren. Denk an die echte Sakura, sie wartet schon so lange auf dich!” “SEI STILL!!”, schrie Kakashi nun verzweifelt auf, riss sich von ihm los und rannte wieder aus der dunklen Gasse heraus und hinein in die Menschenmenge, in der er Sakura verloren hatte. In seinem Kopf drehte sich alles. Er war total verwirrt, verängstigt und wusste überhaupt nicht mehr was und wem er noch glauben sollte. Was war real und was war eine Lüge? Sollte er wirklich im Koma liegen? Aber wieso? Wovor hatte Naruto ihn angeblich gerettet und was war passiert? Mittlerweile hatte sich der Himmel verfinstert. Dunkle Wolken waren aufgezogen und es schien in absehbarer Zeit ein Gewitter zu geben. Alles hier fühlte sich echt an. Der starke Wind, der ihn ins Gesicht peitschte, die Leute, mit denen er zusammen stieß, der Staub der Straßen, der in seine Augen wehte. Wieso sollte das also nicht die Wirklichkeit sein? Andererseits konnte er es auch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit beweisen. Verloren und hilfesuchend rannte er ins Ungewisse. Wohin wusste er nicht. Er wollte einfach nur weglaufen. Irgendwohin wo es sicher war. “Kakashi, da bist du ja wieder!”, tauchte plötzlich wie aus dem Nichts die Rosahaarige wieder auf und grinste ihn fröhlich an. Da war sie endlich wieder, das Mädchen, das die Angst aus ihm vertreiben und ihn vom Abgrund wegziehen konnte. Wie unglaublich beruhigend ihr Lächeln auf ihn wirkte. Nur sie schaffte es den Spuk zu beenden. Der Wind wurde nun immer stärker und das Gewitter mit leisem Donner seinen Anfang. “Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt?”, fragte sie ihn, nahm sanft bei der Hand und zog ihn mit sich, “Wir wollten doch noch zu deinen Eltern.” Allmählich begann es auch zu tröpfeln und um nicht ganz in den Platzregen zu kommen, zog Sakura ihn jetzt fordernder hinter sich her. Im ersten Moment glaubte Kakashi sich verhört zu haben: “Zu meinen…?” “Na klar, wir haben doch schon letzte Woche versprochen, dass wir sie mal wieder besuchen gehen.”, erinnerte Sakura ihn, da ihr einfiel dass ihr Geliebter seit heute Morgen an diesem komischen Gedächtnisschwund litt. Doch Kakashi konnte es immer noch nicht glauben. Perplex und verdattert ließ er sich von Sakura hinterher ziehen, die schon fast rannte. Sie führte ihn genau in die richtige Richtung. Zusammen gingen sie die Hauptstraße entlang, bogen dann links und wieder links ab und dort stand es tatsächlich. Das riesige Anwesen, in dem er aufgewachsen war, obwohl er dort nur ein paar Jahre lebte. Der Ort, an dem ihn seine liebenden Eltern ihn großgezogen hatten. Als Sakura ihn in den großen Vorgarten führte, konnten sie gerade noch unter das Dach der Terrasse springen, bevor es anfing wie aus Eimern zu schütten. “Gerade noch geschafft.”, keuchte sie erleichtert außer Atem. Zusammen sahen sie sich noch etwas den heftigen Sturm an, zogen schließlich ihre Sandalen aus und betraten barfuß das Haus. Es war noch genauso wie es Kakashi in Erinnerung hatte in dem traditionell japanischen Stil mit dunklen Holzböden in den Fluren und hellen Papiertüren. Während er sich unsicher und wie ein Fremder fühlte, schien sich Sakura ganz zu Hause zu fühlen. Sie ging schon mal voraus, schob eine Papiertür zur Seite, von der er wusste dass es die Küche sein musste, und rief beim betreten des Zimmers freundlich: “Yuri-san, wie geht’s dir?” Plötzlich hielt er inne. Konnte dort hinter dieser Tür wirklich seine Mutter sein? Seine Mutter, die er fast vergessen hatte, weil sie schon so früh verstorben ist? Doch dann hörte er ihre Stimme: “Hast du Kakashi gar nicht mitgebracht?” Mit pochendem Herzen trat er nun ebenfalls ins Zimmer und hatte seinen Blick immer noch schüchtern auf den Boden geheftet. Doch als er sich endlich traute aufzublicken, mochte er seinen Augen kaum glauben. Ihm gegenüber und an Sakuras Seite stand wirklich seine Mutter. Sie war etwas älter als in seiner Erinnerung, hatte aber nur wenig Falten aber immer noch den gleichen liebevollen Blick. Zögerlich ging er auf sie zu, während auch sie ihm entgegen ging. Zitternd vor Freude, musste er die aufkommenden Tränen in sich unterdrücken und sich beherrschen ihr nicht gleich um den Hals zu fallen und sie zu umarmen. Allerdings brauchte es für seine Mutter nicht fiel um die Zurückhaltung ihres Jungen zu erkennen. Deshalb machte sie, um ihn nicht zu beschämen, den ersten Schritt, ging auf ihn zu, legte ihre Hand auf seine zitternde Wange und hieß ihn mit einem “Okaeri, Kakashi-chan.*” während er ihr mit glitzernden Augen “Tadaima, Kaa-san.*” antwortete. Während Sakura im Sinne einer guten Schwiegertochter seiner Mutter ihre Hilfe anbot, bat diese sie freundlich in das Aufenthaltszimmer. Seine Füße kribbelten als er die allzu bekannten Tatamimatten betrat. Schon als Kind mochte er dieses Zimmer, durch das man ebenfalls auf die Terrasse und in den weiten Hintergarten gelangen konnte, in dem mehrere mittelgroße Kiefernbäume und ein kleiner Teich mit Koifischen stand. Er konnte sich noch genau daran erinnern, dass er einmal als er zu tief in den Teich gesehen hatte und ein Koi an die Oberfläche getaucht war, sich so erschreckt hatte, dass er prompt hinein gefallen war und sein Vater ihn ausgelacht und seine Mutter ihn mit einem wärmenden Handtuch empfangen hatte. Während sie sich auf Sitzkissen an einem kleinen Tisch niederließen, brachte ihnen das Dienstmädchen Matcha-Tee und mit süßer Bohnenpaste gefüllte Manju. Obwohl Sakura sich sehr ausgelassen und ungezwungen mit seiner Mutter unterhielt, traute Kakashi sich kaum sie anzusehen, so schüchtern war er. Aufgeregt machte er einen Blick zur Seite um sie dadurch beobachten zu können. Ihr Lachen war süß und auch ihre Angewohnheit die Hand beim Lachen vor den Mund zu heben. Nur sie hatte dieses unverwechselbare gütige Lächeln, wenn sie ihn und ihren Vater ansah. Erst jetzt merkte er, wie sehr er sie liebte und verehrte. Sie war so ganz anders als die Kirschblüte und doch konnte er eine gewisse Ähnlichkeit erkennen. In Sakuras Nähe empfand er das gleiche angenehme Gefühl, das er auch bei seiner Mutter hatte. Dieses Gefühl sich fallen lassen zu können und von zwei liebenden Armen umarmt zu werden. “Dein Vater müsste auch bald zurückkommen. Er wollte eigentlich nur einen kleinen Spaziergang machen.”, erzählte Yuri und richtete ihren Blick wartend auf die überdachte Terrasse und den Garten. Sie hatten die Papiertür aufgeschoben und ließen die vom Regen abgekühlte Sommerluft den Raum erfrischen. Draußen schüttete es wie aus Eimern und der Regen der aufs Dach prasselte bildete eine laute Geräuschkulisse im Hintergrund ihres Gesprächs. Sein Vater liebte es bei Regen spazieren zu gehen, denn dann war niemand auf der Straße und man konnte seine Umgebung umso lebendiger erfahren. Die klare Luft zu atmen und die plätschernde Melodie des Regens der sich in den Pfützen sammelte zu hören hatten eine meditative, beruhigende Wirkung auf ihn. Kaum hatte es aufgehört und die letzten Tropfen fielen vom Dach, lichteten sich auch schon die Wolken und mit den ersten durchdringenden Sonnenstrahlen, die ins Zimmer drangen, schloss auch der legendäre “Weiße Reiszahn” seinen roten Kyo-Wagasa-Regenschirm und betrat mit einem “Hallo, mein Junge.” durch die Terrasse den sonnendurchfluteten Tatamiraum. “Hallo, Too-san.”, begrüßte auch Kakashi seinen Vater und nickte ihm kurz zu. Sein Herz pochte aufgeregt etwas schneller, als der Mann auf sie zu kam und sich ebenfalls zu ihnen an den Tisch setze, nachdem er Yuri einen sanften Kuss auf die Wange gegeben hatte. Sein Vater hatte nichts von der Würde und dem Stolz verloren, die er schon damals für den kleinen Kakashi ausgestrahlt hatte. In Begleitung anderer Ninja stach er immer durch seine Hoheit, die sein Rang aber auch seine langjährige Erfahrung ausmachten, besonders hervor. Alle zollten ihm Respekt und Achtung. In Gegenwart seiner Mutter jedoch, war er handzahm, freundlich und gütig. Auch wenn er sich manchmal vor der Strenge seines Vaters gehütet hatte, so hatte er trotzdem nie die Wärme und Sanftheit seiner schützenden Hand vergessen. Und obwohl er nun ebenfalls ein erwachsener Mann und ein erfahrener Jonin war, fühlte er sich neben dem Älteren wieder wie ein kleiner schusseliger Bub. Mittlerweile war es schon Abend geworden und während Yuri sich entschuldigte um das Abendessen vorzubereiten und Sakura ihr dabei zur Hand ging, wollte Sakumo seinen Sohn für einige Minuten nach draußen entführen. Er führte Kakashi die Holzstegveranda entlang und zusammen verließen sie das Anwesen und gingen in den nahegelegenen Wald. Das Licht und Schattenspiel zwischen den hohen Baumstämmen war jetzt in den Abendstunden besonders schön anzusehen. “Es ist schön dich wiederzusehen, mein Sohn.”, sagte Sakumo nach einer Weile der Stille und legte ihm freundlich die Hand auf die Schulter, “Auch deine Mutter freut sich sehr.” Sie gingen weiter auf eine Waldlichtung mit einem See zu, wo sich der Ältere auf eine Bank setzte und seinem Sohn ebenfalls einen Platz anbot. Nervös mit seinem Vater allein zu sein, setzte sich der Silberhaarige neben ihn, nahm ein paar Steine in die Hand und schmiss sie in den stillen See. Die kreisförmigen Wellen, die der eintauchende Stein hinterließ, spiegelten sich bunt im Licht der rötlich untergehenden Sonne und den purpurnen Überbleibsel der Regenwolken. “Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.”, setzte nun auch Kakashi an und richtete seinen Blick weiterhin schüchtern auf das spiegelnde Wasser des Sees. Für ihn war es wirklich eine Ewigkeit, trotzdem versuchte er seine Aussage so zu formulieren um seinen Vater nicht zu verwirren. Hätte er irgendetwas anderes gesagt, wäre dieser sicher genauso verwundert gewesen wie Sakura heute Morgen. “Ja da hast du Recht.”, antwortete Sakumo freundlich und suchte den Blick seines Sohnes zu erhaschen. Als dieser ihm endlich in die Augen sah, sprach er weiter: “Aber trotzdem solltest du auch bald wieder aufbrechen.” Doch nun war es Kakashi der seinen Gegenüber verwundert und fragend anstarrte, auch wenn er glaubte zu wissen worauf dieser anspielte. “Schau Kakashi, diese Welt mag zwar schön und harmonisch sein, aber sie ist nicht die Wirklichkeit.”, auch wenn Sakumo ihn verständnisvoll anlächelte, waren es die gleichen Worte die bereits Naruto zu ihm gesagt hatte. Deshalb war auch Kakashis Reaktion auch dieses Mal eine Ähnliche, der sich skeptisch von den Weißhaarigen abwandte. Sakumo hatte so etwas allerdings bereits vorausgesehen und wusste dass er aus diesem Grund mit besonderer Empfindsamkeit an die Sache heran gehen musste. *Okaeri = Willkommen zurück. / Tadaima = Ich bin wieder da. => Begrüßungsfloskel, wenn man das Haus wieder betritt. Kapitel 29: Where I belong -------------------------- “Komm her, mein Sohn.”, sagte er um dem Jüngeren seine Furcht zu nehmen, schlug ihm einen Arm um die Schulter und zog ihn etwas näher zu sich her, “Versteh mich nicht falsch, deine Mutter und ich sind überglücklich, dass wir dich noch einmal sehen durften. Aber sie, ich und Naruto sind bereits tot und leben nur noch hier in deinem Unterbewusstsein weiter, weil wir dein Fleisch und Blut sind. Hab keine Angst, wir sind weder Geister noch Fragmente deiner Erinnerung. Als dein Vater und deine Mutter sind wir ein Teil von dir und auch Naruto, der durch sein Chakra dein Leben rettete, ist so mit dir auf ewig verbunden. Trotzdem darfst du nicht vergessen, dass wir alle drei nicht mehr in der Welt der Lebenden weilen.” Während Sakumo das sagte, versetzte es Kakashi einen heftigen Stich ins Herz, der dadurch wieder schmerzvoll an den Tod der Menschen erinnert wurde, die er mehr als alles andere auf der Welt geliebt hatte. Dass er hier alle wieder treffen konnte, verschleierte für ihn die Erinnerung an ihren eigentlichen Tod. Es war für ihn eine günstige Gelegenheit gewesen, so zu tun als wären all die schrecklichen Dinge nie geschehen. Jetzt von seinem Vater, der so real neben ihm saß, daran erinnert zu werden empfand er als besonders schmerzhaft. Sakumo konnte das sehr gut nachvollziehen. Auch er hätte seinen Sohn am liebsten für immer bei ihm behalten. Doch Kakashis Wohlergehen zuliebe, musste er ihm einfach die Wahrheit sagen: “Weißt du noch, was du Sakura gesagt hast? Auch wenn sie Naruto vermisse, dürfe sie sich nicht an ihn klammern, denn er war tot und sie lebte. Genauso ist es jetzt bei dir Kakashi. Dein Platz ist im Diesseits. Deshalb musst du wieder dorthin zurückkehren.” “Nein, ich will das nicht.”, protestierte nun der Silberhaarige, womit Sakumo bereits gerechnet hatte, “Wieso soll ich in eine Welt zurück gehen, in der mich alle hassen und alle gestorben sind, die mir wichtig waren? Du und Mutter seid hier und auch Sakura.” “Sakura, hm. Sie ist das Mädchen, das du liebst, nicht wahr?”, natürlich kannte der Ältere bereits die Antwort darauf und wusste deshalb genau wie er Kakashi überzeugen konnte, “Aber die Sakura, die hier existiert, ist nur ein Produkt deiner Phantasie. Ich weiß, es ist schwer zu begreifen, aber auch, wenn jetzt alles harmonisch zu sein scheint, wirst du mit ihr nicht glücklich werden. Sie ist nichts weiter als eine Marionette deiner unterbewussten Traumvorstellung von ihr. Deshalb wird sie sich immer so verhalten wie du es dir insgeheim wünschst.” Betroffen wich Kakashi dem Blick seines Vaters aus und wollte nicht wahr haben, was dieser ihm versuchte zu vermitteln. Auch, wenn er als vernunftgeleiteter erwachsener Mann es verstand und Einsicht zeigte, widerstrebte es seinen innigsten Gefühlen trotzdem zu gehen. Seine verletzte Seele wollte nie wieder an diesen schrecklichen Ort zurück kehren. Hier war er glücklich. “Erzähl mir, was du an diesem Mädchen so toll findest. Immerhin habe ich sie nie wirklich kennengelernt. Wie ist sie so?”, prompt wurde Sakumo auf seine Frage hin verschüchtert von seinem Sohn angesehen. Liebe war zwar etwas ganz natürliches, trotzdem war es ihm unangenehm ausgerechnet mit seinem Vater darüber zu sprechen. Mit Freunden oder Kollegen hätte er sehr ausgelassne über dieses Thema reden können, zumal es ihm ja das erste Mal so ging, dass er in jemanden richtig verliebt war, aber bei den Eltern war es eine andere Sache. Trotzdem versuchte er sich mit seinem Vater auf Augenhöhe zu begeben, räusperte sich kurz und fing dann etwas zögerlich und gleichzeitig aufgeregt an zu erzählen: “Also, ich habe mich ja jetzt eine ganze Weile um sie gekümmert und habe stets neue Facetten an ihr kennengelernt. Ich mag ihre Lebendigkeit, manchmal kann sie ziemlich aufbrausend sein. Sie ist total emotional, ziemlich nah am Wasser gebaut und fängt schnell an zu weinen, kann aber auch stark sein. Sie ist für mich eingestanden und hat mich verteidigt, das hatte noch nie jemand für mich gemacht. Ehrlich gesagt, kann ich dir auch nicht so genau erklären, was ich an ihr so besonders finde. Schließlich sind sicher tausend andere Frauen genauso, und mit denen hätte ich weit weniger Schwierigkeiten gehabt was die soziale Akzeptanz beträfe. Trotzdem ist sie für mich die Einzige. Ich will sie nie verlieren.” Während er erzählte, tauchten tausend Bilder seiner geliebten Kirschblüte vor seinem inneren Auge auf. All die Charakterzüge, die er an ihr liebte und auch die Gefühle, die sie in ihm hervor gebracht hatte. Wenn er an sie dachte, wurde er von Wärme und Glücksgefühlen durchflutet. Nun wusste er auch, was sein Vater vorhin gemeint hatte. Die Sakura, die hier lebte, war nicht die echte. Auch, wenn sie genauso liebenswürdig zu sein schien und genauso lächelte, war sie nicht die Richtige. Das spürte er. Denn seine Sakura war ganz anders, war ein Energiebündel, hatte Temperament und man wusste nie wann und warum sie als nächstes an die Decke ging und ihm für seine “perversen Kommentare” einen Tritt in den Hintern verpasste. Genau diese Ungestümtheit liebte er so an ihr. “Ich weiß und kann aus Erfahrung sagen, dass ihr es wegen eures großen Altersunterschieds schwer haben werdet, aber ist sie es nicht wert, dass du für sie all diese Hürden aufnimmst?” “Doch, auf jeden Fall. Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass es mir egal wäre, was die anderen Leute über mich sagen. Aber ich will dass jeder sieht, dass meine Gefühle für sie echt und aufrichtig sind und ich bin bereit hart dafür zu kämpfen.”, antwortete Kakashi und fühlte sich plötzlich voller Leben. Er war motiviert wie noch nie zuvor und hatte das Gefühl Berge versetzen zu können. Sakumo kannte dieses Strahlen in den Augen seines Sohnes. Auch er war einst davon überzeugt, die Meinungen der Dorfbewohner ändern zu können. Leider, wurde er vom Gegenteil überzeugt. Damals hatten die alle so schlecht über ihn gesprochen und ihn so sehr verachtet, dass er schließlich an der sozialen Exklusion kaputt gegangen war. Doch im Gegensatz zu Yuri schien Sakura ein starkes Mädchen zu sein. Mit ihrer Hilfe würden sie es schaffen, da war er sich sicher. Mit den letzten Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne, die hinter den Bäumen hervor stachen, gab Sakumo sich selbst einen Ruck um auch seinem Sohn den letzten Anstoß zu geben: “Dann solltest du sie jetzt nicht länger warten lassen und zu ihr gehen. Sie vermisst dich sicher sehr.” Zusammen standen die beiden auf und lächelten sich noch ein letztes Mal schweren Herzens an. Beide waren den Tränen nahe, wollten den Abschied aber nicht unnötig lange hinaus zögern. “Danke, Too-san.”, verabschiedete sich Kakashi von seinem Vater. Jener antwortete mit einem Lächeln und sagte: “Los, geh schon zu ihr.”, bevor der Silberhaarige sich schließlich ohne sich noch einmal umzudrehen ihm den Rücken zuwandte und im goldenen Schein aus Licht und Schatten aus dem Wald heraus lief. Sakumo war traurig seinen Sohn ziehen lassen zu müssen, aber auch unheimlich stolz, dass aus seinem kleinen Jungen ein so toller Mann geworden war. Jahrelang hatte er sich Vorwürfe gemacht, weil er nicht stark und mutig genug gewesen war unter den Menschen zu bleiben. Stattdessen hatte er lieber feige den Tod gewählt, konnte aber auch dort keine Ruhe finden, da sein schlechtes Gewissen ihn plagte. Jetzt aber war er froh und dankbar darüber, dass Gott ihm noch eine zweite Chance gegeben hatte wenigstens diesmal für seinen Sohn da zu sein. Zufrieden und erleichtert konnte er deshalb nun endlich in Frieden ins Jenseits gehen. ——— Müde und verschlafen blinzelte Sakura unter der Decke hervor und stand mit einem Mal kerzengerade und hellwach in ihrem Bett als sie realisiert hatte, dass die Sonne bereits durch ihre Vorhänge hinein spitzelte. Panisch warf sie einen Blick auf den Wecker um keine Sekunde drauf aus dem Bett zu hechten und sich in ihre Klamotten zu werfen. Es war schon acht Uhr, dabei hatte ihre Schicht bereits um sechs angefangen. Schnell machte sie noch einen Abstecher ins Bad, um sich die Zähne zu putzen, das Gesicht zu waschen und die Haare zu kämmen. Es kam selten vor, dass sie verschlief, doch meistens wusste sie - genau wie heute - nicht ob sie den Wecker im Schlaf ausgestellt oder ob dieser einfach nicht geklingelt hatte. Bevor sie zur Tür raus ging, stellte sie ihrem Kater Naruto noch etwas Nassfutter auf den Küchenboden, ihr eigenes Frühstück ließ sie dieses Mal gezwungener Maßen aus. Ihre Müdigkeit war wie weggeblasen, während sie die lange Kirschblütenallee neben dem Fluss entlang lief. Verträumt sah sie hoch in rosa Baumkronen, die bald aufblühen würden. Sie liebte diese Jahreszeit. Alles war wie ein zartes, weiß-rosa Meer. Ein Meer, von dem man die Augen nicht wegdrehen konnte. Die Kirschblüten verzauberten einen und zogen jeden in ihren Bann, luden ein sich in ihnen zu verlieren. Und tatsächlich merkte sie gar nicht, wie sie immer geistesabwesender wurde, während sie weiter rannte und ihre Blick immer noch nicht abwenden konnte. Es war fast so als wären die Leute um sie herum verschwunden, als wäre sie die einzige auf diesem Weg, unter diesen Kirschbäumen. Die Zeit verging langsamer, ihre langen Schritte bewegten sich nur noch in Zeitlupe. Was war das? Als ob sie sich in einer Parallelwelt befände. Träumte sie etwa noch? Als ihren Kopf wieder nach Vorne richtete, sah sie plötzlich einen Mann und eine Frau auf sie zu gehen, doch sie konnte nicht stehen bleiben. Sie rannte immer noch direkt auf sie zu, ohne dass sie ihre Beine anhalten konnte. Als die beiden ihr schon ganz nah waren, verschloss sie panisch die Augen und wandte sich aus Angst vor der bevorstehenden Kollision ab. Mit rasendem Herzschlag erwartete sie den schmerzenden Aufprall, der jedoch ausblieb. Verwundert öffnete sie wieder ihre Augen und fand sich auf dem Gehweg unter vielen vorbeilaufenden Menschen wieder. Das konnte doch nicht sein, sie war doch bis gerade eben noch allein auf der Straße. Sie drehte sich um, doch auch die Leute, in die sie fast reingerannt wäre, konnte sie nicht entdecken. War es ein Tagtraum oder diese beiden womöglich Geister gewesen? Doch bevor sie länger darüber nachdenken konnte, hörte sie den lauten Gong einer naheliegenden Schule und wurde dadurch wieder daran erinnert, wie spät es eigentlich war. Obwohl ihre Gedanken jetzt wieder mehr als zuvor in der Realität - nämlich wie sie ihrer Kollegin, die sie schon vor zwei Stunden hätte ablösen sollen ihr Zuspätkommen erklären wollte - weilte, konnte sie nicht aufhören an dieses ungleiche Paar zu denken. Sie war klein und zierlich, hatte lange weiße Haare und strahlend blaue Augen, wie der wolkenlose Himmel. Er dagegen war mindestens einen Kopf großer als sie, hatte eine Jonin-Uniform getragen und hatte lange grau-silberne Haare, die hinten zusammen gebunden waren und dunkelgraue Augen. Sakura war ihnen noch nie begegnet, das wusste sie, aber trotzdem hatte sie das Gefühl, mit den beiden schon lange bekannt zu sein. Komisch, dass sie sie nicht mehr gesehen hatte. Sicher waren sie nur in der Menschenmenge untergegangen und sie hatte sie deshalb nicht mehr finden können. Zumindest war diese Erklärung in ihren Augen plausibler als die, dass sie Geistern begegnet war. Im Krankenhaus angekommen, musste sie sich eine riesen Standpauke von ihrer Kollegin anhören, allerdings konnte sie auch nichts tun als sich entschuldigen, den Wutanfall über sich nickend ergehen zu lassen und versprechen in nächster Zeit irgendwann zwei Stunden länger zu bleiben. Da diese aber auch keine Zeit mehr vergeuden wollte, konnte Sakura schon nach fünf Minuten Geschrei und Gemecker, wovon ihr immer noch die Ohren klingelten, in ihrem Büro endlich aufatmen. Erleichtert öffnete sie das Fenster und ließ in ihr muffig-stickiges Büro die frische Frühlingsluft eindringen. Auch das Krankenhaus war von wunderschönen Kirschbäumen umgeben. Nicht mehr lange und sie würden in voller Blüte stehen. Wenn sie jetzt an den Winter zurück dachte, war dieser recht schnell vorbei gegangen, obwohl es ihr noch vor ein paar Monaten eine schiere Ewigkeit war, bis sich der Frühling ankündigen würde. Wenn schon Kakashi kein Zeichen des Aufwachens von sich gab, so zauberte zumindest das schöne Wetter ein aufmunterndes Lächeln auf die Lippen und erinnerte sie daran, den Kopf nicht hängen zu lassen. Kurzerhand warf sie sich ihren Arztkittel um, schnappte sich ihr Aktenbrett und fing mit den täglichen Visiten an. Komischerweise, war sie heute wirklich fröhlich und gut gelaunt. Auch wenn sie wusste, dass, wenn sie wie jeden Tag Kakashi besuchte, dieser unverändert da liegen würde, wollte sie sich nicht unterkriegen lassen. Das war sie ihm schuldig, dass er sich ebenso lange um sie gekümmert und sie auch nicht aufgegeben hatte. Später, wenn sie zur Mittagszeit zu seinem Zimmer gehen würde, würde sie ihm auf jeden Fall Blumen vorbei bringen. Darauf freute sie sich schon jetzt und verbrachte den Vormittag genauso gut gelaunt mit ihren Patienten, die ihre Fröhlichkeit ebenfalls spürten. Die Zeit verging wie im Flug und ein kurzer Blick auf die Uhr an ihrem Handgelenk, zeigte ihr, dass es schon fast zwei Uhr war. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass es bereits so spät war. Ein Zeichen dafür, dass sie ihre Arbeit gerne tat. Doch jetzt war erstmal ihr geliebter Kakashi-Sensei dran. So hatte sie ihn schon lange nicht mehr genannt. Seit er sie geküsst hatte und sie sich so unweigerlich näher gekommen waren, fand sie es komisch ihn Sensei zu nennen. Seitdem sah sie ihn nicht mehr als Beschützer, sondern als Mann, der sie heiß und innig begehrte. Anfangs hatte sie das als große Veränderung verspürt, die sie nicht wahrhaben wollte, weil sie sich über ihre Gefühle selbst nicht im Klaren war. Im Nachhinein konnte sie auch sagen, dass sie damals zwar nicht vollkommen angewidert und abgeneigt war, da sie ihn als Mann schon immer attraktiv gefunden hatte, aber Liebe war es ganz sicher nicht gewesen. Diese Gefühle hatten sich erst zuletzt und ohne, dass sie es bemerkt hatte, entwickelt. Sie konnte zwar nicht sagen, dass sie ihn auch liebte, aber es war erleichternd, dass zumindest sie selbst über ihre eigenen Gefühle Bescheid wusste. Jetzt stellte sie sich jeden Tag vor, wie sie ihm ihre Liebe offenbarte, doch mit hundertprozentiger Sicherheit würde sie es nicht über die Lippen bringen, wenn er erst einmal aufgewacht war. Mittlerweile war der Silberhaarige von der Intensivstation auf ein normales Zimmer verlegt worden. Seine Wunden waren vollkommen geheilt, nur auf seinem Bauch war eine lange, breite Narbe geblieben, die restlichen Schrammen und Kratzer sah man jetzt nicht mehr. Auch sein Chakra hatte sich regeneriert und weil er auch sonst normale Werte hatte und normal atmete, brauchte er nicht mal eine Atemmaske. Er lag friedlich im Bett und schlief fast wie Dornröschen. Ehrlich gesagt, hatte Sakura auch schon mehrmals versucht ihn wach zu küssen, aber es hatte nicht geklappt, was sie sich hätte auch davor denken können. Jetzt würde sie diese peinliche Erinnerung am liebsten aus ihrem Gedächtnis streichen. Es hatte etwas Beruhigendes zu wissen, dass er da liegen würde, wenn sie kam. Als würde er auf sie warten. Nach fast einem halben Jahr, da er nun im Koma lag, verbrachte sie auch keine halbe Ewigkeit mehr vor seinem Krankenbett, sondern begrenzte die Zeit auf fünf bis zehn Minuten inklusive aller Aufräum- und Dekorierarbeiten. Seit er auf einem normalen Zimmer lag, stellte sie jede Woche frische Blumen neben sein Bett und veränderte alle paar Wochen auch die übrige Dekoration. Mal stellte sie ihm das alte Team 7 Foto hin, mal sein heiß geliebtes Icha Icha Paradise. Manchmal, wenn sie besonders gut drauf war, sang sie ihm sogar etwas vor. Das ganze machte ihr wahrscheinlich mehr Spaß als, dass es eine tatsächliche Wirkung auf seinen Gesundheitszustand hatte, aber zumindest bildete sie sich das ein. Lächelnd stand sie nun vor seinem Bett und fuhr ihm mit ihren Fingern sanft durch die Haare und strich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass alles ganz in Ordnung war, ging sie vergnügt zum Krankenhaus-Konbini und wurde dort von der Betreiberin mit einem freundlichen “Irashaimase”, während die Rosahaarige sich in dem Laden umsah. Obwohl sie eigentlich nichts außer Blumen kaufen wollte, spazierte sie gerne durch die Regale, da ihr vielleicht doch noch das ein oder andere ins Auge fallen würde. Sie arbeitete viel und war manchmal so in ihre Welt, bestehend aus Koma-Kakashi und Krankenhaus, vertieft, dass sie es wichtig empfand den Blick für die Wirklichkeit und den Menschen darin nicht zu verlieren. Manchmal kaufte sie ein paar Nigiri oder Kuchen und verteilte diese entweder an Patienten oder an Kollegen in der Pause, einfach um die Gesellschaft von anderen zu genießen. Doch heute entschied sie sich nur für ein paar Nelken. Etwas Einfaches, weil bei Kakashi auch schon ein Strauss oranger Lilien standen. “Sie sind heute gut gelaunt, Haruno-san. Ist etwas Schönes passiert?”, fragte die Verkäuferin als sie die Blumen über den Scanner zog und noch ein Päckchen Schnittblumengranulat dazulegte. “Nein”, antwortete das Mädchen und nahm die Blumen entgegen, “Aber heute ist einfach ein schöner Tag.” “Stimmt. Die Sonne scheint und die Tage werden wärmer und länger. Wenn der Frühling kommt, bringt er auch Licht und Wärme in unsere Herzen.”, antwortete die Frau und konnte bei so viel Fröhlichkeit nicht anders als ebenfalls in dieses Lächeln einzustimmen. Nach einem kurzen Gespräch verabschiedete sich Sakura und ging zu einem kleinen Abstellraum, in dem sich Extrageschirr und andere Sachen befanden. Aus dem Regal holte sie sich eine Glasvase, schnitt die Blumen am Stiel noch etwas nach und tat sie dann zusammen mit dem Granulat in die mit kaltem Wasser zur Hälfte aufgefüllten Vase. “Dang, dango, dango, dango, dango eine große Familie. Die Dango Freunde werden alle, händehaltend, einen Kreis bilden. Sie werden eine Stadt auf dem Dango Planeten bilden und alle zusammen lächeln. Die Hasen winken vom Mond aus. Wickle alle traurigen und fröhlichen Dinge ein.”, sang sie fröhlich während sie den Strauss zurecht machte. Woher sie das Lied kannte wusste sie nicht. Es war ein Kinderlied, sicher hatte sie es als Kind irgendwo aufgeschnappt und gelernt. Irgendwie war es trotzdem in ihrem Kopf mit schönen Gedanken und Gefühlen von Geborgenheit und Sicherheit verbunden. Vielleicht war das der Grund gewesen, weshalb sie das Lied an Kakashis Geburtstag so instinktiv gesungen hatte, während sie die Dangos gemacht hatte. An dem Tag war er so ergriffen gewesen. Dass er sich innerlich so einsam gefühlt haben musste, dass er sich über diese einfache, eigentlich selbstverständliche Geste so freute, hatte sie sich damals nicht vorstellen können. Er freute sich sicher auch, wenn er aufwachte und um sich herum überall Blumen sehen würde. Während sie die Blumen herrichtete, hörte sie plötzlich auf dem Gang Schritte und eine liebliche Frauenstimme ebenfalls das Dango-Lied singen: “Dang, dango, dango, dango, dango eine große Familie.” “Kannst du das Lied immer noch?”, unterbrach eine tiefe jedoch sanfte Männerstimme nun und neckte sie, “Schon komisch, dass du immer dieses Kinderlied singst, Yuri-chan.” “Na und?”, schmollte die Angesprochene, “Es gefällt mir nun mal. Oder wäre es dir lieber, wenn ich diese Enka-Lieder (japanische Volksmusik) krächzen würde? Außerdem hat Kakashi-chan es mir beigebracht.” Hellhörig spitzte Sakura plötzlich die Ohren, als die Frau Kakashis Namen fallen ließ, woraufhin der Mann einhackte, “Stimmt, lass ihn uns doch besuchen.” Wie vom Blitz getroffen, ließ sie alles stehen und liegen und schnellte zur Tür um zu sehen, wer Kakashis Besucher wohl sein mochten. Sie dachte, dass der Silberhaarige eigentlich von allen im Dorf außer von den, die ihn kannten gehasst wurde. Deshalb war sie total gespannt, wer diese Bekannten zu sein schienen, die ihn offenbar schon sehr lange kannten, da die Frau ihn “Kakashi-chan” genannt hatte. Doch als die Tür öffnete und sich umsah, war niemand auf dem Gang. Weder Stimmen noch Schritte waren jetzt zu hören. Hatte sie sich das etwa wieder nur eingebildet? Musste wohl so sein, da weit und breit wirklich niemand zu sehen war. Sie konnte sich allerdings vorstellen, dass die Stimmen gut zu dem auffälligen Paar gepasst hätten, die sie auf dem Arbeitsweg gesehen hatte. Da ihr solche realistisch-unrealistischen Dinge heute bereits zwei Mal passiert waren, fing sie ernsthaft an sich selbst an zu zweifeln. Sie hatte diese Leute hundertprozentig gesehen und gehört, und trotzdem waren sie nicht da, als sie ihre Existenz überprüfen wollte. Wirklich sehr seltsam. Vielleicht war sie einfach überarbeitet, was wahrscheinlich der naheliegendste Ursache für ihre Phantasien sein könnte. Kein Wunder, seit sie wieder angefangen hatte zu arbeiten, hatte sie sich kein einziges Mal Urlaub genommen. Auch an Weihnachten und Neujahr hatte sie gearbeitet. Von dem her könnte sie eine kleine Auszeit wohl vertragen. Außerdem dachte sie bei diesem kurzfristigen Urlaub nicht nur an sich, sondern auch an ihre Patienten. Da ihr Körper sie so dermaßen irre führte, konnte sie auch ihren Patienten keine sichere Behandlung garantieren. Deshalb wollte sie lieber auf Nummer sicher gehen. Abermals ließ sie die Blumen allein, und ging auf die Schwesternstation, wo sie sich mit den anderen Kolleginnen absprach. Diese meinten, dass es kein Problem wäre und dass sie sich ruhig zwei Wochen Urlaub nehmen könnte, gerne auch sofort. Die Rosahaarige bedankte sich und verschwand, da ihr die Blumen im Abstellraum wieder einfielen. Kurzerhand holte sie die Vase mit den Blumen drin um diese noch an Kakashis Bett zu stellen. Plötzlich hielt sie jedoch inne. Ein merkwürdiges Gefühl umgab sie. Was war das? Als würde sie jemand antreiben, ein unsichtbarer Wind sie in Richtung des Silberhaarigen wehen und flüstern “Geh zu ihm.” Ihr Herz schlug schneller und in ihrem ganzen Körper breitete sich ein nervöses Kribbeln aus. Auch ihre Füße bewegten sich nun wie von Geisterhand gelenkt. Waren es die Geister, die sie schon heute Vormittag gesehen hatte? Aber diesmal war es anders. Sie fühlte, dass gleich ein Wunder geschehen würde. Denn jemand rief nach ihr, rief nach ihrem Herzen. Sie wusste nicht wer oder was es war, doch sie konnte nicht anders als dem sehnsuchtsvollen Ruf ihres Herzens zu folgen. Ihre Füße führten sie direkt und instinktiv vor Kakashis Zimmer, doch als sie dort angekommen war und vor der Tür stand war das Gefühl verschwunden. Kein Herzklopfen, kein Kribbeln, gar nichts mehr. Da es mittlerweile das dritte Mal war, dass ihr an diesem Tag so etwas Paranormales passierte und sowohl ihr Körper als auch ihr Geist zwischen dem Dies- und Jenseits hin- und herbewegten, war sie weder verwundert noch irritiert. Stattdessen waren ihr jetzt ihre Unzurechnungsfähigkeit durchaus bewusst, weshalb sie dieses Phänomen diesmal genervt ignorierte und sich keine weiteren Gedanken machte. Seufzend drückte sie die Türklinke hinunter und trat in das Lichtdurchflutete Zimmer. Die Sonne stand auch jetzt zur Mittagszeit so tief, dass sie ihr direkt ins Gesicht schien und sie zuerst gar nichts sehen konnte. Dann aber, als sich ihre Augen an das gleißende Licht gewöhnt hatten, und sie wieder blinzelnd Umrisse erkennen konnte, erblickte sie im Licht glitzernde silberne Haare. Anfangs wollte sie ihren Augen nicht glauben, doch als das Bild schärfer wurde, sah sie tatsächlich, dass Kakashis Körper aufrecht im Bett saß. Wie zur Salzsäule erstarrt, hielt sie inne, bewegte keinen Muskel und zuckte nicht einmal mit dem Lied aus Angst die Fata Morgana würde gleich wieder verschwinden. War das schon wieder nur eine ihrer Halluzinationen? Eine Täuschung? Zu ihrem Erschrecken drehte sich der Oberkörper zu ihr und Kakashis makelloses Gesicht, das von einer Papiermaske verdeckt war und seine Augen lächelten sie freundlich an. Als sie immer noch keine Anstalten machte sich zu bewegen, ergriff nun Kakashis vermeintlicher Geist die Initiative und begrüßte sie: “Guten Morgen, Sakura.” Kapitel 30: Shining in the Sky ------------------------------ Traurigen Herzens hatte Kakashi seinem Vater den Rücken zugewandt, fest entschlossen sich nicht wieder umzudrehen. Er hatte keine Erinnerung wie es passiert war, doch anscheinend war er seine sterbliche Hülle so stark verletzt worden, dass er zwischen Leben und Tod schwebte. Das hatte er nun in dem Gespräch mit seinem Vater begriffen. Doch auch, wenn sich keiner wünschte dem Tod so nahe zu kommen, war er froh diese Erfahrung gemacht zu haben, denn dadurch hatte er seine Eltern wieder getroffen. Seine Mutter, die er schon in seiner frühen Kindheit verloren hatte und von der kein Foto oder sonst eine bildliche Erinnerung hatte. Sie war wunderschön und liebreizend gewesen, ganz genau so wie er sich sie ausgemalt hatte. Auch sein Vater war der gleiche geblieben. Und er war der glücklichste und dankbarste Mensch auf der ganzen Welt, dass er seine letzte Energie aufgebraucht hatte, um ihn auf den rechten Weg zu weisen. Sakura hatte Recht gehabt, seine Eltern und alle die ihm jemals nahe gestanden hatte und gestorben waren, umgaben ihn mit ihrer positiven Energie und gaben ihm Kraft. Das wollte er ihr jetzt sagen. Aufgeregt rannte er aus dem Wald hinaus und kam wieder in die Stadt, die nun menschenleer war. Die menschlichen Doppelgänger, die sein Gedächtnis produziert hatte um die Konohagakure und seine Bewohner echt wirken zu lassen, waren verschwunden. Lediglich die Geisterstadt als Gerüst war geblieben. Ein Zeichen dafür, dass sein Bewusstsein stärker wurde. Doch eine einzige Person erblickte er noch, die er schon Weitem an dem orangenen Trainingsanzug erkannte. Naruto stand am Ende der Hauptstraße, die er jetzt langsam entlang schritt, Mitten auf dem Marktplatz. Kurz vor seinem Schüler hielt er an und sagte: “Es tut mir Leid, dass ich dir nicht geglaubt habe, Naruto. Aber jetzt sehe ich die Dinge endlich klar.” Gutmütig wie der blonde Junge war, winkte er nur ab und antwortete: “Ich hatte schon befürchtet, dass du hier noch eine halbe Ewigkeit festsitzen würdest, denn dann wäre Sakura im Diesseits bestimmt schon eine alte Oma!” “Was?! Wie viel Zeit ist denn vergangen?”, sprudelte es aus dem Jonin entsetzt, dem jetzt erst das zeitliche Ausmaß seiner verspäteten Erkenntnis bewusst wurde. Naruto grinste und war sichtlich amüsiert über das entgleiste Gesicht seines ehemaligen Lehrers. Irgendwie gefiel es ihm als Toter so viel Macht zu haben und er klopfte Kakashi lachend auf die Schulter: “Mach dir nicht gleich in die Hose, Sensei, die Zeit die vergangen ist hält sich im Rahmen, wollte dich nur ein bisschen erschrecken.” “Du hast gut Lachen, du bist ja schon tot, aber wenn man nur so halbtot ist und die eigene Lebenszeit am seidenen Faden hängt, ist das gar nicht lustig.”, grummelte der Silberhaarige über den Spaß den er über sich ergehen lassen sollte. “Du hast Recht, Spaß bei Seite.”, jetzt wurde auch Naruto wieder ernst, behielt aber dennoch weiterhin ein schelmisches Grinsen auf. Mit ernster Miene fragte Kakashi, was ihm schon lange auf der Zunge brannte: “Wie komme ich wieder zurück?” “Keine Sorge, das wird dein Körper von selbst erledigen. Je mehr dein Bewusstsein wieder die Oberhand gewinnt, desto schneller wachst du auf. Dass es in dieser Stadt keine Menschen mehr gibt, ist schon mal ein gutes Zeichen.”, antwortete Naruto und während er sprach, lösten sich bereits die Gebäude in Sand um sie herum auf. Und er sollte Recht behalten, denn die Stadt löste sich in rasender Geschwindigkeit einfach auf und auch Kakashi wurde von dem Sog ergriffen, während der Blonde seine feste Position behielt. Kakashi war darüber so erschrocken in den Strudel eingesaugt zu werden, dass er sich nicht mehr bei seinem verstorbenen Schüler bedanken konnte. Stattdessen sah er wie Naruto ihm mit einem etwas traurigen Lächeln hinterher rief: “Mach sie für mich glücklich, Sensei!” Keine Sekunde später spürte er, dass sein Bewusstsein wieder in seinen Körper gedrungen war. Es war zwar dunkel und seine Augen immer noch geschlossen, doch er konnte ganz deutlich alle seine Gliedmaßen fühlen, konnte seine Zehen und Finger bewegen, wenn wollte. Seinem Urteilsvermögen zufolge lag er in einem weichen Bett und wenn ihn nicht alles täuschte befand er sich dem typischen Geruch nach im Krankenhaus. Doch er spürte keine Bandagen oder Schienen an sich, nur den Nadeleinstich höchstwahrscheinlich einer Infusion, die ihn mit Nährstoffen versorgen sollte. Innerlich grummelnd bemerkte er zu seinem Entsetzen auch, dass er eines dieser ekligen Op-Hemden an hatte, die hinten offen waren, Gott weiß warum. Nachdem er mit seinen ins Bewusstsein zurück gekehrten Sinnen die aktuelle Situation ausgekundschaftet hatte, beschloss er, dass jetzt der Moment war endlich die Augen zu öffnen. Das gelang ihm allerdings nur sporadisch, da er seine Lider gleich wieder zu kniff, da die hellen Sonnenstrahlen, die seine Augen anscheinend schon länger nicht mehr zu Gesicht bekommen haben, ihn schmerzten. Deshalb ging dieser Prozess nur langsam von statten, doch als er seine Umgebung klar und unverschwommen erkennen konnte, bestätigten die eingehenden Bilder seine Vermutung. Auch die ersten Versuche den Kopf zu drehen und den Oberkörper leicht zu heben, waren von Erfolg gekrönt. Und da er auch seine Beine fühlen konnte, war er sich sicher, dass er auf jeden Fall nicht gelähmt war. So weit, so gut. Als er sich mit seinen Ellbogen abstützend aufrichtete und nun aufrecht im Bett saß, bemerkte er die ganzen Sachen, die um sein Bett herum standen. Da war ein Bilderrahmen mit dem alten Team 7 Foto, das sie vor Ewigkeiten gemacht hatten, eine Vase mit schon etwas herabhängenden gelb-roten Tulpen und ein Shikishi das mit bunten Schriftzügen und Zeichnungen bedeckt war. Er nahm es in die Hand und sah es sich genauer an. Darauf hatten alle seine Freunde unterschrieben und wünschten ihm eine gute Besserung. Genma, Iruka, Asuma, Gai, Kurenai und auch etliche der ehemaligen Genin, die er und die anderen Trainer in den Teams trainiert hatten wie Ino, Shikamaru, Choji, Hinata, Rock Lee und Neiji - alle hatten sie mindestens ein “Gute Besserung, Kakashi” hinterlassen. Sicher hatte Sakura all die Sachen für ihn dort hin gestellt. Sie war wirklich ein Engel. Bei dem Gedanken nun endlich wieder die richtige Sakura wieder zu sehen, bekam er Herzklopfen. Unweigerlich malte er sich aus, wie erstaunt sie wohl sein würde, was auch ihm ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Doch da nach der ganzen Zeit in der er nun schon wach war niemand gekommen war, überlegte er sich vielleicht selbst auf den Weg zu machen und sich zurück unter den Lebenden zu melden. Zumindest fühlte er sich kräftig und erholt genug um diesen kleinen Spaziergang alleine in Angriff nehmen zu können. Im gleichen Moment allerdings, als er diesen Beschluss gefasst hatte, wurde die Türklinke seines Zimmers herunter gedrückt und die Tür öffnete sich. Plötzlich stand das rosahaarige Mädchen mit den türkisen Augen mit einer mit Blumen gefüllten Vase in der Tür und sah aus als wäre sie gerade zur Salzsäule erstarrt und auch der Silberhaarige war im ersten Moment so erstaunt, dass er keinen Muskel bewegte. Er konnte gar nicht glauben, dass aus den vielen Krankenschwestern gerade seine geliebte Kirschblüte ins Zimmer getreten war. Kurz hatte sein Herz ausgesetzt, doch nur um nun schneller denn je zu schlagen. Dass sie so lange geschockt da stand, hatte allerdings auch den Vorteil, dass er sie ausgiebig mustern konnte. Das Erste was ihm auffiel, war, dass ihre Haare länger geworden, und jetzt schulterlang waren. Sie trug jetzt einen anderen Kittel und war anscheinend in der Krankenschwesterhierarchie, wenn er nicht ganz daneben lag zur Oberschwester, aufgestiegen. Außerdem war sie auch etwas gewachsen und wirkte erwachsener als er sie in Erinnerung hatte. Alles in allem strahlte sie insgesamt nicht nur mehr Autorität, sondern auch mehr Selbstbewusstsein und Erfahrung aus. Aufgeregt fing sein Herz an nervös zu klopfen, da er das Gefühl hatte sich gerade in eine vollkommen andere Sakura zu verlieben. Gott war er froh, dass ihm seine Geistesfamilie in den Arsch getreten haben, sonst hätte er diese heranwachsende klasse Frau womöglich jemand anderem überlassen müssen. Charakterlich schien sie sich allerdings nicht verändert zu haben, sonst hätte sie schon etwas gesagt und wäre nicht so hilflos da gestanden. “Guten Morgen, Sakura.”, begrüßte sie der Silberhaarige als Erster und lächelte sie freundlich an, doch sie hatte sich immer noch keinen Centimeter bewegt. Sah er vielleicht wie ein Geist aus? Langsam regten sich in Sakura jetzt aber wieder die Geister und sie begann zu fassen, dass es tatsächlich Kakashi war. Es war ganz eindeutig seine Stimme gewesen. Und obwohl er so lange nichts gesagt hatte, war sie weder rau noch heißer gewesen, sondern tief und klar, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Auch seine schwarzen Augen, die für ein halbes Jahr geschlossen waren, lächelten sie sanft an. Er war wach. Endlich wach. Und er war lebendiger als sie sich es in ihren kühnsten Träumen hätte ausmalen können. Je mehr ihr das bewusst wurde, desto weniger konnte sie es glauben. Doch er war es wirklich. Diesmal spielten ihr ihre Sinne keinen Streich. Er war es wirklich und er war wach. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, das sich plötzlich in ihr ausbreitete. Ihre Emotionen übermannten sie vollkommen, ihr Herz stockte und Tränen schossen ihr in die Augen, während sie überwältigt nach Luft schnappte. Immer noch hallten seine Worte in ihren Ohren wider. Sicher war bereits eine gefühlte Ewigkeit vergangen in der sie einfach nur geschockt da stand. Sie konnte die Tränen, die ihre Augen füllten, nun nicht mehr aufhalten und ließ ihren Gefühlen freien Lauf, während sie auf Kakashis Begrüßung mit bebender Stimme erwiderte: “Morgen? Es ist doch schon längst Mittag.” Sie war total durcheinander, unendliches Glück überwältigte ihr vor Freude hüpfendes Herz. Ihre Hände und ihr ganzer Körper zitterte vor Aufregung so sehr, dass sie die Vase fallen ließ und mit ausgebreiteten Armen auf den Silberhaarigen zu lief. Es war kein Geist, keine Hallzination, keine Fata Morgana. Es war wirklich Kakashi. Mit einem Satz fiel sie ihm um den Hals, drückte ihn fest an sich und überraschte damit auch den Silberhaarigen. Nie im Leben hätte er mit einer derart emotionalen Reaktion gerechnet. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sich das Mädchen jemals so stark an seinen Oberkörper gepresst hatte. Nicht einmal die herzzerreißendste Trauer nach Narutos Tod in ihr war so groß gewesen, wie das Glück, das sie jetzt empfand. Sie spürte die angenehme Wärme seiner Brust, den rhythmischen, kraftvollen Schlag seines Herzens. Gab es ein größeres Glück auf dieser Erde, als wenn ein geliebter Mensch wieder zum Leben erwachte? Diesem Geschenk der Götter wollte sie ewig dankbar sein. “Hey Sakura, du zerdrückst mich ja.”, keuchte der Jonin unter der erstickenden Umarmung seiner geliebten Kirschblüte hervor. Einerseits war er etwas unbeholfen, wusste nicht wie er die Umarmung erwidern sollte. Andererseits bemerkte er, dass sein Körper doch nicht so fit war, wie er anfangs geglaubt hatte. Er hatte das Gefühl, dass sein Brustkorb unter Sakuras starken Umarmung beinahe zusammen brechen würde. Doch das Mädchen schüttelte den Kopf, versteckte ihr tränenüberflutetes Gesicht in seinem Nacken und weinte unaufhörlich weiter. Da sie Kakashi gegenüber genauso schüchtern war, konnte sie nicht anders als ihm schluchzend etwas barsch zu erwidern: “Ist mir doch egal. Und außerdem, wieso hat das überhaupt so lange gedauert? Hast du dir ne Sondergenehmigung von da oben holen müssen?” “So ungefähr.”, antwortete Kakashi lachend, schlang seine Arme nun endlich auch um Sakuras Schultern und erwiderte die Umarmung. Die echte Kirschblüte in seinen Armen haltend schämte er sich jetzt, dass er sie fast gegen ein billiges Fantasieprodukt eingetauscht hätte. Dabei hatte sie die ganze Zeit so lange auf ihn gewartet. Jede andere hätte ihn wahrscheinlich längst aufgegeben, vergessen und sich einen anderen gesucht, doch Sakuras Glaube (bzw. Sturheit) war einfach unerschütterlich. Sein Vater hatte Recht gehabt. Und er wollte von jetzt an all seine Kraft und seine Lebensenergie darauf verwenden sie glücklich zu machen. Mittlerweile lagen sich beide still in den Armen, ohne weiteres zu sagen, denn keine Worte der Welt konnten beschreiben, was sie in diesem Moment fühlten. Sanft strich der Silberhaarige seiner Geliebten über den Rücken, die ihr Gesicht immer noch in seinem Nacken vergraben hatte. Doch sie beruhigte sich merklich und ihr anfänglicher fester Klammergriff wurde lockerer. Auch ihr Herz pochte nicht mehr so wild und ihre Brust hob sich langsam und gleichmäßig. Innerlich war das Mädchen allerdings mehr als aufgeregt. Sie hatte sich nämlich ganz fest vorgenommen, dass sie es ihm sagen wollte, wenn er aufwachen würde. Jetzt wo der Moment gekommen war, war das aber gar nicht mehr so einfach. Aber sie würde jetzt unter gar keinen Umständen kneifen. Nervös klammerte er sich abermals an ihn und flüsterte schüchtern: “Ich bin so froh, dass ich dich wieder hab.” Kakashi war darüber so erstaunt, dass er nicht wusste was er sagen sollte. In ihm wurden gerade tausend Schmetterlinge, tausend Laternen und ein ganz großes Feuerwerk auf einmal losgelassen. War das an ihn als Freund gerichtet oder war es womöglich eine versteckte, unterschwellige Liebeserklärung? Aber egal was es war, der Silberhaarige freute sich riesig darüber. Sie war seine Sakura und er würde sie niemals hergeben. Er hätte sie gerne geküsst, doch er traute sich nicht die Umarmung zu lösen. Für ihn wurde gerade wahr, was er seit dem unerwiderten Kuss nie für möglich gehalten hatte. Deshalb wollte er sein Glück nicht überstrapazieren. Im Moment war er einfach nur glücklich darüber sie in den Armen halten zu dürfen. Er war der glücklichste Mann der Welt. Vorsichtig drückte der Silberhaarige das Mädchen etwas von sich weg, was gar nicht so einfach war, da sie ihn wie ein Klammeräffchen fest umschlungen hielt, und sah sie lächelnd an: “Na, geht’s dir wieder etwas besser? Hast du dich beruhigt?” Schüchtern wich sie seinem Blick aber aus, hatte ihr Gesicht zur Seite gewandt und wagte nicht ihm in die Augen zu schauen während sie mit hochrotem Kopf schmollte: “Schau mich doch nicht so genau an. Ich bin total verheult und sehe bestimmt schrecklich aus.” “Dummchen.”, schallte sie Kakashi und zog sie wieder liebevoll zurück in seine schützende Umarmung, “Für mich hast du nie schöner ausgesehen.” Nun lagen sich die beiden in den Armen, keiner wollte sich von dem anderen lösen, denn zu lange hatten beide auf diesen Moment gewartet. Unter normalen Umständen hätte Sakura Kakashis Kompliment als megakitschig empfunden, aber jetzt freute sie sich am meisten darüber Kakashis Stimme nach so langer Zeit wieder zu hören. Glücklich kuschelte sie sich noch weiter an seine Brust und ließ genussvoll seine Finger über ihren Rücken und ihre Haare streichen. Jeden Tag hatte sie dafür gebetet, dass er doch bald aufwachen würde. Jeden Tag war sie hoffnungsvoll in sein Zimmer gegangen und in der Nacht einsam und sehnsuchtsvoll eingeschlafen. Die Tage hatten sich so hingezogen. Rückblickend allerdings war die Zeit wie im Flug vergangen. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass er tatsächlich aufgewacht war. Kakashi konnte sich nicht einmal im Traum ausmalen, wie sehr sie ihn vermisst hatte, wie sehr sie tief in ihrem Herzen gelitten hatte. Niemand konnte das. Jetzt war es für sie wie ein Wunder. Auch Kakashi genoss es, dass das Mädchen sich so bereitwillig an ihn schmiegte. Er wusste, dass sich die jetzige Umarmung von jener zuvor unterschied. Während sie ihn zuvor von ihren Glücksgefühlen überwältigt um den Hals gefallen war um ihre Freude auszudrücken, zeigte sie ihm jetzt, dass es mehr als nur Freude war, weshalb sie ihn umarmte. Er wäre dumm gewesen, würde er nicht die Zuneigung spüren, die sie für ihn empfand. Er brauchte sein Sharingan nicht um in ihr Innerstes zu sehen. Er fühlte es auch so. Vielleicht war es zu früh von Liebe zu sprechen, aber es waren die gleichen Gefühle, die er ihr entgegen brachte. Auch Sakura war feinfühlig genug, um den Moment nicht mit plumpen Worten kaputt zu machen, die sowieso pure Übertreibung gewesen wären und war froh, dass Kakashi das anscheinend genauso sah. Sie wusste genau, dass er wusste, dass sie ihn liebte. Deshalb musste sie nichts mehr sagen, denn die Art und Weise wie sie sich in den Armen lagen, wie er sie zärtlich liebkoste und sie es wortlos genoss, waren Beweis genug. Am liebsten hätte sie ewig in dieser Stellung verharrt. Hier in seinen Armen, wo Raum und Zeit aufhörten zu existieren und wo einfach alles egal war, solange er sie weiter fest umschlungen hielt. Und während die beiden ihre Umwelt längst vergessen hatten, waren zwei Krankenschwestern an dem Zimmer vorbei gekommen und hatten die Szene mitbekommen. Die eine hatte ihre Kollegin von der offenen Tür weggezogen und versteckten sich zusammen im sicheren Schatten der Flurwand. “Das ist unglaublich. Hatake-san ist wieder aufgewacht, wir müssen sofort Tsunade-sama Bescheid geben.”, plapperte die eine aufgeregt vor sich hin und wollte sich schon auf den Weg machen, da wurde sie von der anderen aufgehalten, die ihr die Hand auf den Mund legte. Sie lächelte und flüsterte der Unwissenden zu: “Gib ihnen noch einen einen Moment” und setzte nochmals gerührt nach “Denn das haben die beiden sich nach so langer Zeit wirklich verdient.” Kapitel 31: First kiss, first doubts ------------------------------------ Ruhig atmend lagen sich Kakashi und Sakura immer noch in den Armen. Die Kirschblüte genoss es, wie der Silberhaarige ihr zärtlich über die Haare strich. Sie spürte seinen Atem, der sie sanft am Hals kitzelte. Ob er seinen Kopf wohl absichtlich dort positioniert hatte um ihren Geruch einzufangen? Es war so ein schönes Gefühl. Ihre Sinne waren wie berauscht. Jetzt konnte sie endlich nachvollziehen, wie es sich für ihren Kater Naruto anfühlen musste, wenn er unter ihrem Kraulen schnurrte. Genau wie ein schnurrendes Kätzchen wollte sie nicht, dass er aufhörte. Mach weiter, dachte sie innerlich. Und tatsächlich zog der Ältere sie noch näher an sich heran, sodass sie nun seitlich auf der Matratzenkante saß. Ob er wohl ihre Gedanken lesen konnte? Immerhin konnte er damit auch in die Seele eines anderen sehen. Jedenfalls wäre es praktisch, denn dann könnte sie sich die Peinlichkeit ersparen ihm ihre Liebe direkt zu gestehen. Hör nicht auf mich zu streicheln, dachte sie, und Kakashi schien ihr den Wunsch zu erfüllen. Mit seinen großen Händen fuhr zärtlich ihren Rücken herunter, legte seinen Kopf noch mehr in ihren Nacken und fuhr mit seiner Nasenspitze fast ohne sie zu berühren an ihrer Pulsader herunter zu ihren Schultern. Ab und zu gelangen seine weichen Lippen an ihre Haut und hinterließ an dieser Stelle ein angenehmes Kribbeln. Da es nur ein oder zwei Mal passierte, fiel es dem Mädchen schwer zu erraten, ob er es ein Versehen oder Absicht war. So hatte es den Anschein als entwickelte sich diese einfache Umarmung zu einem ersten vorsichtigen Liebesspiel. Jedoch war sie selbst so schüchtern, dass sie sich nicht traute auch die Initiative zu ergreifen, weshalb sie ihre Finger einfach nur in Kakashis Hemd vergrub, während er weiterhin ihren Körper liebkoste. Sanft drückte er ihren Rücken näher an sich, wodurch ihr Oberkörper nun seinen berührte. Leise flüsterte er fragend ihren Namen: “Sakura…?” worauf sie ihm mit einem seufzenden “Hm?” antwortete. “Kann es sein, dass deine Brüste größer geworden sind?”, fragte er sie. Als die Rosahaarige nun realisiert hatte, was er da gerade gesagt hatte, riss sie geschockt die Augen auf und drückte sich mürrisch von ihm weg. Wütend sprang sie daraufhin vom Bett auf und gab ihm eine saftige Ohrfeige. “Wie kann man in so einem Moment nur so etwas Unpassendes sagen?!”, bellte sie, wobei sie auf diese Frage keine ernsthafte Antwort erwartete. Stattdessen marschierte sie schaubend aus dem Zimmer und befahl dem Silberhaarigen sich nicht vom Fleck zu rühren, bis sie mit Tsunade wieder kam. Als sie auf den Gang trat, rannte sie fast in zwei andere Schwestern unter ihr, die vor Schreck auf den Boden fielen. Mit wütendem Blick sah Sakura sie an und knurrte: “Ihr habt doch wohl nicht gelauscht?” “Nein, haben wir nicht - also - wir haben nur - wollten nur -“, stammelten die beiden sowohl peinlich berührt als auch zitternd vor ihrer übergroßen Vorgesetzten, die schon so manchen aus dem Krankenhaus geschmissen hatte. Sie machte ihrer Sensei alle ehre. Doch Sakura war kein Mensch, der ihren Ärger grundlos an anderen ausließ. Außerdem sahen ihre beiden auf dem Boden liegenden und verängstigten Kolleginnen so urkomisch aus, dass sie ihnen gar nicht böse sein konnte. Verständnisvoll schmunzelte sie die beiden an und sagte im Vorbeigehen: “Würdet ihr vielleicht die ersten Voruntersuchungen an Hatake-san vornehmen, ihm die Infusion entfernen und ihm eine Tasse Tee bringen? Ich hole in der Zwischenzeit Tsunade-sama.” Die zwei jüngeren Mädchen standen nur verdattert über die ausbleibende Schelte auf und gingen aber sogleich dem nach, was die Oberschwester ihnen beauftragt hatte. Mit pochendem Herzen ging die Rosahaarige die Krankenhausgänge entlang, versuchte ihr überglückliches Gemüt zu beruhigen und sich nichts anmerken zu lassen. Bestimmt hatte sie einen ganz roten Kopf. Kein Wunder, alles war so neu für sie. Sie war glücklich, dass der Jonin wieder aus dem Koma erwacht war, jedoch kam sie wieder zu klarem Verstand als sie daran dachte, dass sich jetzt Vieles zwischen ihnen ändern würde. Sicher würde Tsunade-sama nicht mehr erlauben, dass sie zusammen wohnten, aber das war wahrscheinlich auch besser so. Immer noch hatte die Hokage absolut keine Ahnung von ihren Gefühlen zu ihrem ehemaligen Lehrer. Bisher war es nie relevant gewesen ihr davon zu erzählen, da sich erst mit ihrer Reise nach Mizugakure alles geändert hatte. Aber jetzt da Kakashi aufgewacht war, wusste sie nicht wie sie damit umgehen sollte. Immerhin musste sie selbst mit der Situation klar kommen. Jetzt sah es noch so aus, als würde sie sich einfach nur freuen, dass Kakashi aus dem Koma erwacht war. Aber sie würde ihre Gefühle nicht ewig geheim halten können. Hinzu kam, dass sie keine Ahnung hatte wie die Sache rechtlich aussah. Sie war letzten Monat siebzehn geworden und würde erst nächstes Jahr volljährig werden. Außerdem hatten sie ein merkwürdiges Verhältnis zueinander, da sie früher seine Schülerin war. Das war zwar lange her, dennoch war er immer noch Lehrer und sie hatte die Shinobi Schule noch nicht abgeschlossen. Wie wohl die Anderen reagieren würden? Bisher hatte sie noch nie jemandem anvertraut, dass sie sich in Kakashi verliebt hatte, nicht einmal Ino. Wahrscheinlich war Shikamaru der Einzige, der wusste was zwischen ihr und Kakashi war. Er war feinfühliger als andere und hatte es bestimmt schon erraten bevor sie sich ihrer Gefühle sicher war. Jedoch waren sie nicht so gut befreundet und sie wusste nicht, ob Shikamaru der beste Ansprechpartner war, wenn es um Liebe ging. Sicher hatte das ganze Zeit und außerdem hatte Kakashi auch ein Wörtchen mitzureden. Allerdings würde sie es irgendwann allen sagen müssen. Mittlerweile stand sie vor der Tür der Hokage und schallte sich in Gedanken selbst, weil sie sich über diese Dinge mal wieder viel zu viele Gedanken machte. Deshalb war sie jetzt auch eher betrübt, statt überglücklich zu sein, da ja gerade Kakashi aufgewacht war. Doch genau in dem Moment als ihr das in den Sinn kam, klopfte ihr Herz wieder wie verrückt und zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie klopfte kurz, dann trat sie ein und verkündete lauthals: “Tsunade-sama, Kakashi-Sensei ist wieder aufgewacht!”, woraufhin die blonde Hokage geschockt ihren Stift fallen ließ. Keine zwei Minuten später waren Sakura und Tsunade wieder vor Kakashis Zimmer angekommen, damit sich die Hokage selbst davon überzeugen konnte. Während sie weg waren, hatten die zwei jüngeren Schwestern, wie beauftragt, mit den Untersuchungen begonnen. Kakashi saß quicklebendig auf der Bettkante und hatte bereits die ersten Reflexuntersuchungen absolviert, nachdem die Infusion und die zugehörige Kanüle entfernt wurde. Er hatte sich mittlerweile des Krankenhaushemdes entledigt und saß nun nur mit Shorts bekleidet da. Als Sakura wieder als erste die Tür öffnete, zuckte sie deshalb erschrocken zusammen. Sie hatte ihn noch nie oben ohne gesehen und jetzt saß er fast ganz nackt da; das machte sie völlig fertig! Eigentlich war es kindisch, da sie schon viele nackte Männer gesehen hatte, jedoch schoss ihr bei dem Anblick Kakashis die Röte ins Gesicht. Peinlich berührt konnte sie ihn nicht einmal ansatzweiße ansehen und starrte deshalb kontinuierlich auf den Boden, währen sie spürte, dass er umso mehr ihren Blick suchte. Auch die Hokage ließ sich nicht anmerken, dass sie aufgeregt war. Noch auf dem Weg von ihrem Büro wollte Tsunades Herz noch aus dem Brustkorb springen, so aufgeregt war sie, zwang sich allerdings zur Ruhe zu kommen. Schließlich war sie immer noch die Hokage und wollte sich als solche eine gewisse Seriosität ausstrahlen. Doch, dass Kakashi nach so langer Zeit aufgewacht war, war in der Tat ein Wunder. Anfangs war sie noch positiv, dass nur sein Körper wieder zu Kräften kommen musste. Nicht, dass sie ihn gleich aufgegeben hatte, jedoch sanken die Chancen schon nach einigen Wochen wieder aufzuwachen in den Keller. Statistisch als auch klinisch war es also wirklich ein Wunder, dass er jetzt wieder unter den Lebenden war. Sowohl persönlich als auch als Oberhaupt des Dorfes war sie überglücklich, dass sie nun wieder auf ihren besten Mann zählen konnte. Grinsend schüttelte sie deshalb nur den Kopf, trat auf den Silberhaarigen zu und sagte: “Quicklebendig; als hätte er nur ein Nickerchen gemacht.” erstaunt über Kakashis scheinbar ausgezeichneten Gesundheitszustand. “Ein etwas zu langes Nickerchen.”, entgegnete der Jonin und kratzte sich verlegen lächeln am Kopf. Auch Kakashi konnte sehen, dass sie sich freute. “Wie fühlst du dich?”, fragte sie ihn nun wieder sachlicher, woraufhin er “Ehrlich gesagt, erstaunlich gut” antwortete. Er fühlte sich tatsächlich ausgeruht und fit, als hätte er nur geschlafen. Auch Schmerzen hatte er keine, weder an den Gliedmaßen, am Kopf oder am Oberkörper, wo er am schlimmsten verwundet wurde. Sein allgemein guter Gesundheitszustand wurde auch von den beiden Schwestern bestätigt: “Das stimmt, Tsunade-sama. Auch die ersten EKG und VKG Werte sowie Blutdruck und das Blutbild waren normal.” Tsunade nickte erfreut, wollte aber trotzdem nichts überstürzten: “Für’s erste bin ich zufrieden. Jedoch wirst du diese Nacht noch hier bleiben müssen, damit wir auch über die Spätfolgen und -komplikationen sicher sein können.” Jetzt zog sie Sakura, die bisher in ihrem sicheren Schatten gestanden war, zu sich und meinte stolz: “Ich werde dich nun wieder in Sakuras Obhut geben. Sie ist jetzt übrigens Oberschwester.” “Herzlichen Glückwunsch.”, gratulierte der Silberhaarige seiner Kirschblüte zur Beförderung. Tatsächlich realisierte er erst jetzt, wie lange er weg war und dass sich in dieser Zeit einiges verändert hatte. Die Rosahaarige war darüber allerdings etwas peinlich berührt, dass ihre Lehrerin das so hervorgehoben hatte und antwortete mit erröteten Wangen den Blick immer noch zu Boden gewandt mit einem kurzen “Danke.” Nachdem die Hokage Sakura und den beiden anderen Schwestern Anweisungen über die weiteren notwendigen Untersuchungen geben hatte, entschuldigte sie sich wieder, bestätigte jedoch abermals, dass sie glücklich über Kakashis Erwachen war und ließ die Mädchen nun allein mit dem Jonin. Sakura wusste, dass die Hokage in letzter Zeit viel zu tun hatte und hatte deshalb viel Verständnis dafür gehabt, dass sie sich nur ab und an im Krankenhaus blicken ließ, obwohl ihr Hauptsitz im Gebäude nebenan war. Allerdings hätte sie sich gewünscht, dass sie zu dieser besonderen Gelegenheit etwas länger geblieben wäre. Auch die beiden Mädchen waren verschwunden um die nötigen Vorbereitungen zu treffen und der Röntgen- und CT-Abteilung Bescheid zu geben, sodass das Mädchen wieder alleine mit ihrem Geliebten war. Obwohl sie glücklich darüber sein sollte, fühlte sie sich überaus unwohl in der Situation. Doch ihr kam eine rettende Idee, wie sie sich aus der Affäre stehlen konnte: “Also ich gehe dann auch mal und werde deine Wohnung für Morgen herrichten.” “Was?”, antwortete Kakashi überrascht, “Aber ich dachte du untersuchst mich?” Er konnte nicht fassen, dass sie diese Gelegenheit nicht nutzen wollte um in seiner Nähe sein und seinen heißen Körper berühren zu können. Warum bin ich über diese Reaktion wohl nicht erstaunt, fragte sie sich innerlich genervt und antwortete gereizt schnaubend: “Das hättest du wohl gern, du Perversling!” “Nein, jetzt mal ernsthaft.”, mittlerweile hatte sie es raus ihre Gefühle von einer Sekunde auf die andere beiseite zu schieben und sachlich zu werden, “In deiner Wohnung ist seit Monaten keiner mehr gewesen. Deshalb werde ich etwas klar Schiff machen und einkaufen gehen, damit du morgen sorglos einziehen kannst.” Doch bevor sie ihm den Rücken zuwenden und gehen konnte, zog er sie am Handgelenk zurück, gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange und flüsterte sehnsüchtig: “Bleib aber nicht zu lange, okay?” “Okay.”, hauchte seine Geliebte schüchtern zurück und wollte sich umdrehen, doch der Blick des Silberhaarigen hatte sie tief in den Bann gezogen und ließ sie nicht gehen. So stand sie für Sekunden mit pochendem Herzen wie erstarrt einfach nur da und konnte ihren Blick nicht von ihrem Geliebten wenden. Hatte er sie etwa mit seinem Sharingan hypnotisiert? Es war als hätte sie vergessen, weshalb sie eigentlich weg wollte. Wieder war sie in einem tranceähnlichen Zustand, in dem sie keine Kontrolle mehr über ihren Körper hatte. Sie war immer noch unfähig sich zu bewegen als er sie fragte: “Wolltest du nicht gehen?” und sie am Handgelenk noch näher an sich heran zog. Jetzt war sie seinem makellosen Gesicht, das sie nicht los ließ, schon wieder so nah. Er sah sie sehnsüchtig und leidenschaftlich zugleich an, während er selbst so tat als wäre er vollkommen unschuldig. Sein rechtes, anthrazitfarbenes Auge war wie eine geheimnisvolle Höhle, an deren Ende etwas Glitzerndes funkelte. Sie wollte tiefer in diese Höhle eintauchen und weiter nach diesem funkelnden Schatz suchen. “Ja, ich gehe gleich.”, antwortete sie murmelnd, beugte sich unweigerlich weiter zu ihrem Geliebten herunter und meinte: “Ich hab nur noch etwas vergessen…” Nun streckte Kakashi seine Hand nach ihr aus, fuhr mit seinen langen Fingern durch ihr Haar, während er seine Papiermaske herunter zog, und löst die letzten verbliebenen Zentimeter zwischen ihnen aus um mit ihren zart rosanen Lippen zu verschmelzen. Sakura schloss die Augen und gab sich dem Jonin hin, während er den Moment genoss, die Lippen des Mädchens, das er so lange hoffnungslos begehrt hatte, auf seinen zu spüren. Trotzdem wollte er nichts überstürzen und begann den Kuss langsam und vorsichtig. Rhythmisch löste er sich von ihr, knabberte abwechselnd an ihrer Ober- und Unterlippe. Die Kirschblüte war wie berauscht, wusste nicht was mit ihr geschah. Es kribbelte in ihrem ganzen Körper, ein unglaublich schönes Gefühl breitete sich aus. Es dauerte nicht lange, da hatte sie ihre Schüchternheit überwunden und fuhr nun auch mit ihrer Hand zärtlich die Gesichtskonturen ihres Geliebten nach. Am liebsten hätte sie sich gewünscht, dass der Kuss nie geendet hätte, doch schon im nächsten Moment vernahm Kakashi mit seinen scharfen Sinnen die sich von Weitem nähernden Schritte der Schwestern. Notgedrungen löste er sich von ihr, lächelte sie liebevoll an und meinte vielsagend: “Du solltest jetzt gehen.” Auch Sakura hörte nun die Schritte, nickte, schnappte sich ihren Mantel und verschwand aus dem Zimmer noch bevor die beiden zurück gekommen waren. “So, dann wollen wir mit den Untersuchungen weitermachen, Hatake-san.”, meinte eine von ihnen und fand allerdings nur ein leeres Bett vor sich. Fragend und suchend sah sie sich in dem Zimmer und im Nebenraum um, doch sie fanden ihn nicht, denn der Jonin war genauso schnell wie Sakura auf die Toilette verschwunden um seinen erregten Körper zu beruhigen. Als er an sich herunter auf die Beule seiner Shorts blickte, wusste er in dem Moment nicht, ob er sich freuen oder darüber ärgern sollte, dass bei ihm anscheinend wirklich alles funktionierte. Auch das Mädchen mit den rosa Haaren war so schnell sie konnte aus dem Krankenhaus geflohen um die überschüssige Energie loszuwerden. Außerdem hatte sich die Nachricht, dass Kakashi wieder aufgewacht war, sicher schon herum gesprochen, weshalb sie nicht aufgehalten werden und allerlei Fragen beantworten wollte. Glücklicherweise war Konoha keine große Stadt, sodass man jeden Ort innerhalb kurzer Zeit erreichen konnte. Zuerst düste sie zu ihrer eigenen Wohnung, um von dort den Schlüssel zu holen und dann weiter zu Kakashis Apartment. Dort angekommen schloss sie leise und unbemerkt die Tür hinter sich zu und lehnte sich an diese um erst einmal zu verschnaufen. Da sie schon lange keine Missionen mehr angenommen hatte, war ihre Kondition wohl nicht mehr dieselbe wie früher. Doch sie wusste genau, dass ihr Herz nicht so raste weil sie außer Atem war, sondern weil der Kuss immer noch auf ihren Lippen brannte. Auch wenn sich ihr Atem beruhigt hatte, klopfte ihr Herz immer noch wie verrückt. Es kribbelte in ihrem ganzen Körper und ihre Knie waren weich wie Pudding, sodass sie den Rücken an der Tür gelehnt zu Boden sackte. Ein paar Minuten meditierte sie, ließ ihren Geist zur Ruhe kommen und schaltete Kakashi völlig aus ihrem Kopf aus. Als sie sich endlich beruhigt hatte, machte sie sich an die Arbeit. Öffnete erst einmal alle Fenster, ließ die kühle Frühlingsluft eindringen und überzog im Schlafzimmer Bett, Decken und Kissen mit frischen Lacken und Bettwäsche. Es war gut endlich alleine zu sein, so konnte sie über einige Dinge nachdenken. Noch gestern hätte sie es nicht für möglich gehalten, dass sie hier stehen und die Wohnung für ihren aufgewachten Geliebten herrichten würde. Allerdings waren an diesem Tag viele Dinge anders gekommen, als sie es sich vorgestellt hatte. Sie dachte, dass sie alles ruhig und vorsichtig angehen würde. Aber nach ihrem ersten Kuss war sie sich da nicht mehr so sicher. Der Kuss hatte in ihr ein unheimliches Verlangen ausgelöst. Sie wollte mehr davon. Viel mehr. Und genau das beunruhigte sie. Wie würde es sein, wenn sie das nächste Mal alleine unter sich wären? Wenn er ihr näher kommen und sie küssen würde, noch sinnlicher und leidenschaftlicher als er es vorhin getan hatte, was würde sie dann tun? Sie hatte Angst, dass sie den Verstand verlieren würde, wenn sie sich das nächste Mal küssten, sich nicht mehr beherrschen könnte. Sicher war dieses Gefühl für den Jonin anders, immerhin hatte er schon mit unzähligen Frauen etwas gehabt. Aber für sie war es das erste Mal. Das erste Mal, dass sie einen Menschen liebte und er ihre Liebe erwiderte; ihr erster Kuss. Und danach - ihr erstes Mal? Mit ernster Miene starrte sie das leere Doppelbett an, ließ sie die Decke fallen und stellte erschrocken fest, dass es kein danach geben dürfte. Sie war erst siebzehn Jahre alt, laut Gesetz noch minderjährig. Kakashi würde sich strafbar machen, wenn irgendjemand auch nur den Verdacht schöpfte, dass sie ein Liebesverhältnis zueinander hatten. Und wenn es Tsunade erfahren würde, würde es garantiert nicht gut ausgehen. Wahrscheinlich würde er nicht ins Gefängnis kommen, aber sie hatte andere Mittel und Wege. Sie würde ihn ganz einfach auf eine lange, lange Mission schicken. Als Jonin war er durch seinen Eid gesetzlich verpflichtet keine Mission zu verweigern. Dann würden sie sich für eine Ewigkeit nicht mehr sehen können. Als der Roshaarigen diese Angst bewusst wurde, verkrampfte sich ihr Herz und klammerte sich niedergeschlagen an die frisch überzogene Bettdecke. Sie liebte Kakashi, sie liebte ihn so sehr und sie hätte nicht glücklicher sein können als er heute aufgewacht war, sie in seine warmen Arme gezogen und geküsst hatte. Doch die Realität war, dass er vierzehn Jahre älter, sie noch nicht einmal volljährig und ihre Liebe unter allen sozialen Maßstäben illegal und inakzeptabel war. Erst jetzt realisierte sie wie schlecht ihre Chancen standen. Und wenn sie nicht wollte, dass sie irgendjemand trennte, dann musste sie jetzt die ersten Konsequenzen daraus ziehen. Keiner durfte sie zusammen sehen, was hieß, dass sie so wenig Kontakt wie möglich halten sollten. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn sie sich ab morgen, wenn sie ihn nach Hause begleitet hatte, erst einmal nicht mehr sähen. Für einen Moment legte sie sich auf das frisch gemachte Bett, schloss ihre Augen und versuchte ihre wirren Gedanken zwischen liebestrunkener Euphorie und grausamem Schicksalsschlag zu ordnen. “Wieso ist nur alles so kompliziert?…”, fragte sie in die Stille hinein. Kapitel 32: Spinning like a top in an endless loop -------------------------------------------------- “Wieso ist nur alles so kompliziert?…”, seufzte sie in die Stille hinein. Immer noch war es für sie schwer vorstellbar, dass jetzt nach Kakashis Erwachen alles schwieriger war als zuvor. Ob ihre anfänglichen Gefühle füreinander das überstehen würden? Vielleicht wäre es auch besser wenn sie sich gleich trennen würden? Immerhin wäre es im Vergleich zu später ein erträglicher Verlust. Unter ihrem Arm, den sie über ihre Augen gelegt hatte, blinzelte sie und sah das gleißende Licht hervor scheinen, stand daraufhin auf und ging zu der geöffneten Balkontür. Es wehte ein kühler, wenn doch frischer, klarer Wind hinein und umspielte die durchsichtigen, weißen Vorhänge. Die Luft pfiff durch die noch kahlen Äste eines Kirschbaumes, der zwar schon Knospen trug, aber erst in den nächsten Tagen erblühen würde. Auch die Sonne schien heute außergewöhnlich kräftig. Mit geschlossenen Augen stand die Rosahaarige auf dem Balkon und empfing hungrig die wärmenden Strahlen des mächtigen Sternes. Jetzt im Frühling konnte man spüren wie sie jeden Tag stärker wurde. Sie hatte den kalten Winter ein für alle mal besiegt und sammelte nun ihre ganze Kraft um alles zum Erblühen zu bringen. Die ersten Palmkätzchen, Schneeglöckchen und Krokusse waren schon da, während Tulpen, Stiefmütterchen und Narzissen sehnsüchtig auf ihre Energie warteten um endlich all ihre farbliche Pracht zeigen zu können, genauso wie die Bäume und Wiesen, die nicht abwarten konnten in sattem Grün zu erstrahlen. Die Vögel waren außer Rand und Band, zwitscherten - ja schrieen fast - so laut sie konnten und versuchten einen Partner zu ergattern mit dem sie sich paaren konnten. Alles war wieder voller Energie, voller Leben, voller Liebe und auch Sakura fühlte sich, die Energie der Sonne tankend, gestärkt und wieder mit positiv Energie aufgeladen. Sie wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde bis die Sonne ihre ganze Kraft erreicht hatte und die Tage merklich wärmer werden würden. Ja, bald würde der bunte Frühling und gleich darauf der heiße Sommer kommen. Die Sonne ließ sich jetzt nicht mehr aufhalten. Vielleicht war ihre Liebe auch so; so kraftvoll und unaufhaltsam wie die Frühlingssonne? Gut gelaunt über das schöne Wetter tat sie die letzten Handgriffe in der Wohnung und ging schließlich einkaufen. Da Kakashi buchstäblich gar nichts mehr im Kühlschrank hatte, nahm sie vorsorglich einen großen Rucksack und mehrere Einkaufstaschen mit. Im größten Supermarkt Konohas kaufte sie deshalb die Regale leer, von frischen Lebensmitteln wie Milch, Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Obst und Gemüse zu länger haltbaren Produkten wie Nudeln, Misopaste, Dashi, Gewürzen, getrocknete und tiefgekühlte Waren, Hygieneartikel und was man sonst noch so alles brauchte, wenn man praktisch fast neu in seine Wohnung einzog. Nicht nur, dass sie an der Kasse ein halbes Vermögen bezahlte, sondern auch das Gewicht ihrer Einkäufe war so überwältigend, dass sie hoffte, dass der Jonin das zu schätzen wissen würde, wenn er morgen einen vollen Kühlschrank vor sich sah. Mit zitternden Knien und angespannten Muskeln stemmte sie den tonnenschweren Rucksack und die Taschen und setzte langsam, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und rückwärts umzufallen, einen Fuß vor den anderen. Einmal mehr wurde sie an diesem Tag schmerzlich an ihre schlechte körperliche Fitness erinnert und war fest entschlossen morgen nicht nur in aller Früh Joggen zu gehen, sondern auch am Abend wieder im Wald wie früher zu trainieren. Auf dem Weg zurück, traf die Kirschblüte, dessen rosa Haare in der Abendsonne einen goldenen Stich bekamen, die ehemalige Kunoichi Kasumi, mit der sie sich mittlerweile gut angefreundet hatte. “Hallo, Sakura-chan.”, begrüßte sie die Ältere. “Hallo, Kasumi-san. Lange niche gesehen. Wie geht es dir?”, erwiderte die Jüngere und ließ die schweren Tragetaschen so gut es ging, vorsichtig auf dem Boden ab. Sie erinnerte sich wieder daran, dass die junge Frau diejenige war, die ihr die Liebe zu Kakashi prophezeit hatte. Schon komisch, dass sie sich gerade heute, an diesem schicksalshaften Tag trafen. Nach ein bisschen bedeutungslosem Geplauder fragte Kasumi sie, ob sie schon bei Kakashi gewesen wäre. Überrascht und aus allen Wolken fragte Sakura, woher sie von der Nachricht wüsste. Doch die Rotbraunhaarige lächelte nur geheimnisvoll und antwortete: “Ich habe es gespürt.” In diesem Moment sah sie aus wie ein Eichhörnchen. “Eichhörnchen” war in ihrer Kunoichi-Zeit auch ihr Spitzname. Weil sie so leichtfüßig von Baum zu Baum, von Ast zu Ast hüpfen konnte, sodass man sie mal sah und mal nicht und später wieder ganz wo anders auftauchte. Doch sie hatte schon vor einiger Zeit als Ninja aufgehört und widmete sich jetzt nur noch ihrem Mann, ihrem Friseurgeschäft und betrieb nebenbei einen kleinen Hobby-Wahrsagersalon. Meistens kam Sakura wie eine ganz gewöhnliche Frau vor, doch es gab Momente wie diese, in denen sie ihre mysteriöse, okkulte Aura spürte. “Und noch etwas bedrückt dich, hab ich nicht Recht?”, hackte sie nach, legte ihre Hand tröstend auf die Schulter des Mädchens und sah ihr aufmunternd in die Augen. Ertappt erschrak sich Sakura etwas und musste sich diesmal eingestehen, dass mehr ihr besorgte Gesichtsausdruck als Kasumis hellseherischen Fähigkeiten sie verraten hatten. Ihrem Blick ausweichend antwortete sie mit einem drucksenden “Ja, du hast Recht…” Doch statt ihr einen helfenden Rat zu geben, klopfte Kasumi ihr scherzhaft noch mehr auf die Schulter und meinte grinsend: “Mach dir keine Sorgen, es wird schon alles gut werden.” und hüpfte dann mit einem “Also dann, ich muss weiter.” fröhlich an ihr vorbei und ging ihres Weges und ließ Sakura verdutzt alleine stehen. Manchmal konnte sie nicht anders, als sie für eine Art Reinkarnation Narutos zu halten, denn in gewissen Dingen waren sie sich geradezu erschreckend ähnlich. Nachdem Sakura die Einkäufe zu Kakashi nach Hause getragen hatte, beschloß sie für den restlichen Tag nicht mehr zu ihm ins Krankenhaus zurück zu gehen. Sie musste erst einmal wieder einen klaren Kopf bekommen und sie wusste, dass sie in seiner Gegenwart nur verkopft und nachdenklich sein würde, ganz abgesehen von dem Herzklopfen und der nervlichen Anspannung die sie in seiner Nähe empfinden würde. Doch sie wollte auch nicht zu sich nach Hause gehen, denn dort würde sie sich wahrscheinlich genauso verrückt machen. Stattdessen machte sie nur einen kurzen Abstecher in die Wohnung um sich umzuziehen, lief schließlich in den Wald und machte dort auf dem Trainingsgebiet ein ausgiebiges, hartes Workout. Nachdem sie mehrere Staffelläufe mit Sprints hingelegt hatte, machte sie Schatten-Kick-Boxen und übte danach mit einem Schattendoppelgänger noch den Zweikampf. Dieses Training zog sie bis weit nach Sonnenuntergang durch und viel nach einer heißen Dusche, einem kurzen Abendessen und etwas Kuscheln mit ihrem Kater Naruto, wie beabsichtigt in tiefen, festen Schlaf. Es war schon nach Mitternacht als der Silberhaarige Jonin immer noch hellwach in seinem Bett lag und den durch sein Fenster scheinenden, hell-weißen Halbmond stillschweigend beobachtete. Auch er hatte nach den ersten Gehirntomographiescans und anderen Checks ein paar Reha-Übungen zum trainieren seiner erschlafften Muskeln absolvieren müssen. Er konnte es gar nicht fassen, dass er nach fünf Liegestütze, zehn Kniebeugen und ein paar Schlägen mit Ein-Kilo-Hanteln fix und fertig war, lag im Moment wie ein Stein in dem Krankenbett und konnte gerade noch seine Zehen bewegen. Die Physiotherapeutin hatte ihm zwar empfohlen das normale Rehaerogramm mitzumachen, aber er dachte sie würde scherzen, immerhin war dieses Programm für über 60-jährige. Morgen würde er sicher einen zweiten Tod durch den immensen Muskelkater verspüren, den er heute schon voraussagen konnte. Trotz der körperlichen Anstrengung war sein Geist aber hellwach. Er dachte an Sakura, die heute nicht mehr zurück gekommen war, obwohl sie es ihm versprochen hatte. Vielleicht hatte er sie mit seiner ungestümen Art zu sehr bedrängt und sie traute sich jetzt nicht mehr aus Angst er würde über sie herfallen in seine Nähe. Dabei konnte er ihr den Gedanken gar nicht so übel nehmen, denn er musste sich jetzt mehr denn je schon sehr zusammen reißen. In seinem Traum war er glücklich darüber, dass Sakura und er ein Paar waren. Die ungezwungene Art wie sie sich ihm gegenüber verhielt, war so normal, dass er sich es nicht hätte vorstellen können, etwas schöneres zu fühlen. Doch als er sah, wie sehr sie geweint hatte, musste er sich eingestehen, dass er keine Ahnung hatte, wie sehr sie die ganze Zeit über gelitten haben musste. Aber jetzt war er wieder da und wollte sie beschützen. Ihm war es mittlerweile egal, was die Dorfbewohner über ihn, seinen Vater und seine Mutter dachten. Denn nach dem Treffen war ihm wieder bewusst, dass seine Eltern ihn mehr als alles andere geliebt hatten. Auch, dass ihre Gefühle füreinander echt gewesen waren. Als sein Vater starb, war er noch zu klein um das alles zu begreifen und das Unverständnis und die Schuldgefühle wurden größer je älter er wurde. Er konnte es den Menschen nicht verübeln, dass sie Abscheu für ihn und seiner Familie empfanden, immerhin war sein Vater 26 Jahre älter und seine Mutter noch ein Kind gewesen. Als er allerdings im Traum den Geist seiner Mutter getroffen hatte, konnte er spüren wie glücklich sie war und damals gewesen sein musste. Und indem er sich jetzt dazu entschied zu seinen Gefühlen zu Sakura zu stehen, stand er auch zu seiner Familie, denn einen Menschen zu lieben war kein Verbrechen. Während er durch das geschlossene Fenster nach draußen sah, erblickte er einen vom Halbmond angeleuchteten Kirschbaum. Es war egal wie frostig die Winter in Konoha waren, sie würden jedes Jahr im Frühling aufs neue erblühen. Keiner konnte sie aufhalten. Doch genau so wie er den Winter über geschlafen hatte, und er nun die zartrosanen Kirschblüten unvermittelt in einiger Ferne vor sich sah, fragte er sich wie die Transformation der Gefühle in Sakura stattgefunden hatte. Wieso schienen sich ihre Gefühle verändert zu haben? Noch vor der Reise nach Mizu no Kuni hatte sie ihn gemieden. Doch als sie ihm heute Nachmittag um den Hals gefallen ist und ihn geküsst hatte, spürte er wie sehr sich ihre Gefühle verändert hatten. Ihre Lippen waren unbeschreiblich weich und zart gewesen. Ihr Oberkörper und ihre Schultern klein und zierlich. Trotzdem war sie stark, denn auch ein heftiger Hagelsturm im Frühling würde die Blüten eines Kirschbaumes nicht zu Fall bringen. Deshalb musste er sich keine Sorgen um sie machen, dass er sie mit seinen Gefühlen überforderte. Der Gedanke an ihr süßes Lächeln, ließ seine Wangen erröten und brachte ihm leichtes Herzklopfen. Er schloss die Augen und nahm sich vor etwas zu schlafen, damit die Nacht schneller vorüber ging und der Morgen, an dem sie wieder vor ihm stehen würde, eher anbrach, denn er konnte es kaum erwarten. Anders als Kakashi hatte Sakura das Piepen ihres Weckers, die ganze Nacht über gefürchtet und kein Auge zugetan. Sie wusste, dass sie jetzt aufstehen und ins Krankenhaus gehen musste. Im Gegenzug zu gestern Abend, gab es keine Ausrede und keinen Ausweg mehr. Außerdem hatte sie es versprochen. Kakashi freute sich sicher, wieder nach Hause zu gehen und wäre sicher mehr als enttäuscht, wenn eine der anderen Schwestern sie begleiten müsste, weil sie nicht gekommen war. Widerwillig drehte sie sich im Bett von einer Seite auf die andere und konnte nicht glauben, was für eine abscheuliche Person sie war. Da sollte sie eigentlich total aus dem Häuschen sein und das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommen und stattdessen versteckte sie sich vor ihrem schlechten Gewissen unter ihrer Bettdecke. Doch es half alles nichts und so stand sie auf als würde sie an diesem Tag das jüngste Gericht erwarten. Auch während des Hinweges zerbrach sie sich den Kopf darüber, wie sie den Silberhaarigen auf Distanz halten konnte ohne ihn zu verletzten. Allerdings machte sie sich keine Illusionen, dass ihr seltsames Verhalten sein Misstrauen wecken würde. Da sie noch nie die beste Schauspielerin war und Kakashi ihr ihre schlechten Vorstellungen sowieso nie abgekauft hatte, war es auch jetzt nur eine Frage der Zeit bis er sie darauf ansprechen würde. Als das Mädchen jedoch im Krankenhaus in Kakashis Zimmer eintrat, war sie erstaunt und gleichzeitig erleichtert festzustellen, dass er nicht alleine war. Shikamaru stand ebenfalls an seinem Bett und unterhielt sich angeregt mit dem im Bett liegenden Kakashi, der mittlerweile bis auf den Kopfverband keine sichtbaren Bandagen mehr trug. Während sie sich den beiden näherte, drehten auch sie sich um und begrüßten die Kirschblüte mit einem Lächeln. “Lange nicht gesehen, Shikamaru. Woher hast du erfahren, dass Kakashi wieder aufgewacht ist?”, fragte sie den schwarzhaarigen Jonin, den sie seit der Mission nur noch spärlich gesehen hatte. “Du glaubst doch nicht, dass du dieses Geheimnis für dich behalten konntest. Die Nachricht, “dass Kakashi wieder von den Toten zurück gekehrt ist”, hat sich natürlich schon in ganz Konoha rumgesprochen.”, schäkerte Shikamaru. Er war sofort, nachdem er es heute Morgen von einem anderen Jonin erfahren hatte, zum Krankenhaus geeilt. Den Silberhaarigen mit offenen Augen sein geliebtes “Icha Icha Paradise” im Bett lesen zu sehen ließ in ihm einen großen Stein vom Herzen fallen, denn auch ihn hatte es die ganze Zeit über gequält, dass er ein Mitglied seiner Truppe nicht unbeschadet aus der Mission nach Mizu no Kuni zurück bringen konnte. Auch Kakashi war erleichtert zu erfahren, dass die geheimnisvolle Schriftrolle sicher in Tsunades Hände gelangt war, sodass sein Opfer nicht umsonst gewesen war. Bedrückend war allerdings, dass Hakuro untergetaucht war. Besorgt runzelte Kakashi die Stirn und meinte: “Es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir ihn gesehen haben. Sicher plant er seinen nächsten Gegenschlag aus dem Untergrund.” Ein Punkt über den sich Sakura noch nie Gedanken gemacht, womit ihr Geliebter aber Recht hatte. Vielleicht plante er sogar einen gezielten Racheschlag gegen sie beide. Sie waren noch nicht sicher. Wahrscheinlich würden sie nie sicher sein, solange er noch frei herum lief. Doch Shikamaru legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter und antwortete: “Darüber solltest du dir jetzt keinen Kopf machen; wichtig ist, dass du wieder zu Kräften kommst.” “Auch aus dem Grund, weil wir auf so einen exzellenten und erfahrenen Jonin wie dich nicht verzichten können.”, betonte nun auch die hinzugekommene Hokage mit kräftiger Stimme, während sie sich zu der bereits existierenden Gruppe gesellte, “Versteh mich bitte nicht falsch: Natürlich hat deine vollkommene Genesung erste Priorität, aber Konoha braucht dich sobald du wieder einsatzfähig bist. Sakura? Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du so viel im Krankenhaus arbeitest, aber dich möchte ich ebenfalls in naher Zukunft als Medic-nin wieder einer Gruppe zuteilen. Vernachlässige also dein Training nicht.” “Ja, Hokage-sama!”, antworteten Sakura und Kakashi im Kanon pflichtbewusst und salutierten gewohnheitsmäßig mit stramm herausgestreckter Brust. Shikamaru war allerdings erstaunt über die ungewöhnliche Strenge der blonden Frau, die er angesichts des freudigen Anlasses etwas unverständlich fand, nicht zuletzt auch deshalb da Konoha sich in keinem Krieg oder anderen auf einen Krieg hindeutenden Auseinandersetzungen befand. Wozu also die Eile Kakashi und Sakura so schnell wie möglich wieder in den Dienst einzugliedern? Er hielt sich im Hintergrund und analysierte das merkwürdige Verhalten der Hokage, während sie noch ein paar Worte mit den beiden anderen wechselte. Da Kakashis Zustand nicht nur stabil sondern ungewöhnlich gut aussah, erlaubte sie ihm nach den letzten Checks am Mittag nach Hause zu gehen. Sakura sollte ihn begleiten, wurde aber spätestens morgen wieder zur Spätschicht erwartet. Danach verabschiedete sie sich wieder, sagte sie würde noch woanders erwartet. Sie zeigte keinerlei Freude darüber ihren besten Jonin und langjährigen Bekannten wieder munter zu sehen, sondern wirkte eher sachlich und professionell. Vielleicht fiel es ihr aber was dies anbelangte auch schwer ihre Freude zum Ausdruck zu bringen. Als nächstes kam auch gleich eine der Krankenschwestern herein, entschuldigte sich dafür, dass sie den Silberhaarigen zur Röntgenabteilung mitnehmen müsse, sodass sich Shikamaru von ihm verabschiedete: “Also dann, vergiss nicht dir genug Zeit zu nehmen, um wieder gesund zu werden und auch für…”, plötzlich hielt er inne, brach den Satz ab und winkte schelmisch grinsend und geheimnisvoll mit einem “ach, nichts” ab, nachdem er sich umgedreht hatte und aus dem Zimmer spazierte. Panisch sah Sakura ihre schwarzhaarigen Rettung aus dem Zimmer verschwinden und flüchtete ihm mit dem Satz “Ich gehe mit Shikamaru unten noch einen Kaffee trinken; ich komme dich später abholen.” ebenfalls hinterher und ließ Kakashi mit der Schwester alleine, der dieses umgeschlagene Verhalten seiner Kirschblüte schon zum zweiten Mal bemerkte. Er würde es sich für später aufheben sie danach zu fragen, denn vorerst müsste er die letzten Checks abschließen. Während der Silberhaarige also die restlichen Untersuchungen absolvierte, nahm sich Shikamaru noch etwas Zeit um sich bei dieser Gelegenheit mal wieder mit der Gleichaltrigen auszutauschen. Auch Shikamaru war es aufgefallen, dass Sakura ungewöhnlich hektisch aus dem Raum geflohen war und sprach sie deshalb darauf an: “Alles ok mit dir? Du wirkst irgendwie so gestresst? Hat es was mit Kakashi zu tun?” Ertappt schreckte die Rosahaarige auf. Sie war weniger überrascht als erstaunt darüber, dass Shikamaru ihr Verhalten gleich mit ihrem heimlichen Geliebten in Verbindung brachte. Kein Wunder, dass er nicht zuletzt wegen seiner bemerkenswerten Scharfsinnigkeit so schnell zum Jonin befördert wurde. “Ach, ich weiß auch nicht. Ich freue mich, dass er wieder aufgewacht ist, sehr sogar. Aber ich habe das Gefühl, dass sich seit der Mission einiges verändert hat.”, antwortete sie nachdenklich. Da sie bekanntlich schlecht im Lügen war, versuchte sie diesmal die Wahrheit zu sagen, ohne aber ihre wahren Gefühle preiszugeben. “Die Mission hat uns alle verändert, deshalb solltest du dir keine Gedanken machen. Einschneidende Ereignisse prägen uns immer. Manchmal sind wir danach nicht mehr dieselben und egal wie weh es tut, können wir nicht mehr zurückkehren. Aber das ist okay, solange wir uns selbst treu bleiben. Wenn dich etwas bedrückt, solltest du darüber reden. Es ist besser als nur vor sich hin grübeln.”, meinte er ruhig mit klarer Stimme. Irgendwie schien die Welt um sie in diesem Moment aufgehört haben zu existieren. Shikamaru war nie ein Mann großer Empfindsamkeit, sondern ein Stratege. Jemand, der auch in den ausweglosesten Situationen konzentriert und fokussiert blieb, ohne sich in den Wahnsinn treiben zu lassen oder die Fassung verlor. Ein kühler Kopf, der ihre hitzigen, Feuer fangenden Gedanken und rauchenden Entscheidungsapparat, in dem sie sich im Kreis zu drehen und festgefahren schien, abkühlte. Sakura fühlte sich plötzlich sorglos und entspannt, nur Shikamarus klare Stimme hallte in ihrem Kopf wieder. Wie ein Windspiel, das sie im Sommer sanft von der erdrückenden Hitze ablenkte. Er redete nicht viel um den heißen Brei herum, brachte Sachen genau auf den Punkt. Doch genau damit half er ihr ihre Gefühle klar zu ordnen und wieder geradeaus zu sehen. Allerdings war Shikamaru auch nicht ein Mann langer Kaffeekränzchen, weshalb er mit einem “Also dann, wir sehen uns.” unangekündigt aufstand und Sakura verdutzt alleine ließ. Als würde sie aus einer Hypnose aufwachen, blinzelte sie und realisierte wieder, dass sie sich im Café des Krankenhauses befand und um sie herum lebhafter Betrieb war. Da zwei ältere Damen auf den Tisch zugingen und höflich fragten, ob sie sich zu ihr setzten dürften, überließ Sakura, die sowieso fertig war, ihnen zuvorkommend den Platz. Sie ging auf die Schwesternstation, um in der übrigen Zeit ihren Plan für morgen zu überfliegen, während sie auf Kakashi wartete. Shikamaru hatte Recht. Sie sollte weniger grübeln und den Silberhaarigen direkt darauf ansprechen. Damit hatte er ihr die morgendliche Angst und Nervosität gänzlich genommen, sodass sie nun wenige Stunden später unangespannt und relaxt ihren heimlichen Geliebten in seinem Zimmer abholte. Die Schwester, die die Tests durchgeführt hatte, zeigte ihr die in einer Tabelle zusammengefassten Ergebnisse auf einem Klemmbrett und machte Sakura darauf aufmerksam, dass es unter Umständen später zu größerer Erschöpfung und Müdigkeit kommen konnte, da wahrscheinlich schon der Heimweg den Jonin überanstrengen würde. Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, Sakura unterschrieben hatte, dass sie den Patienten nach Hause begleiten würde, verließen die beiden das Krankenhaus und wurden von der strahlenden Frühlingssonne begrüßt. Kakashi musste regelrecht die Augen zusammen kneifen und sich einige Sekunden an das gleißende Licht gewöhnen, dem er so lange nicht mehr direkt ausgesetzt war. Langsam gingen Kakashi und Sakura nebeneinander her und plauderten ungezwungen über alles was in seiner Abwesenheit passiert war. Mit dem Mädchen schien wieder alles in Ordnung zu sein und auch er spürte, wie das Leben mit jedem Schritt mehr in ihn zurückkehrte. Nicht nur die Sonne, auch die frische Luft tat wahre Wunder. Während sich der Jonin angeregt mit der Rosshaarigen über alle Veränderungen in Konoha unterhielt, konnte er nur schwer seine Augen und Konzentration auf dem Mädchen lassen. Denn, wie ein Kind, das zum ersten Mal die Welt sieht, so ging er durch die belebten Straßen der Stadt und saugte alle Eindrücke um ihn herum - die Farben der Häuser, den Geruch der Ramenbuden, das Lachen der Menschen in ihnen - hungrig auf und erhaschte hier und da auch ein paar erstaunte und überraschte Gesichter und Leute, die ungläubig mit dem Finger auf ihn zeigten. Glücklicherweise wurden sie von niemandem aufgehalten, sonst hätte der Weg wahrscheinlich ewig gedauert und sie wären nie angekommen. Auch Sakura bemerkte das und war froh, dass es in den Köpfen der Menschen langsam in Vergessenheit geriet, dass der so viel ältere Jonin und seine ehemalige Teenager-Schülerin in ihrer schwierigen Phase ein ungewöhnlich enges Verhältnis zueinander pflegten, das vielen suspekt und pervers vorgekommen war und was sogar dazu führte, dass er an seltenen Gelegenheiten dafür angeprangert wurde. Trotzdem fühlte sie hier und da einen erdolchenden Blick und hörte tuschelnde Stimmen. Es rief ihr wieder in den Sinn, dass die Gefühle zwischen ihnen für manche offensichtlich waren. Das hatten ihr auch Kasumis Andeutungen und Shikamarus direkte Frage abermals bewusst gemacht. Die beiden hatten zwar ein besonders feinfühliges Gespür für menschliche Beziehungen, doch es war klar, dass sie dieses Geheimnis nicht lange aufrecht erhalten könnte. Sie konnte Lügen, sie konnte Kakashi aus dem Weg gehen, sie konnte eine Maske aufsetzen - aber das alles wäre nicht genug, denn die Leute würden sich nicht so einfach zum Narren halten lassen. Deshalb ging es jetzt darum mit Kakashi die Lage zu besprechen. Als sie in dem Apartment des Silberhaarigen ankamen und Sakura die Tür hinter sich schloß, verstummten ihre Gespräche und es herrschte eine bedrückende Stille zwischen den beiden. Die Rosahaarige ging in die Küche, um noch ein paar Sachen einzuräumen und auch Kakashi konnte nicht umhin mit einem “Danke, dass du gestern für mich einkaufen warst” die Stimmung auflockern zu wollen. Jedoch unterbrach das Mädchen diesen Versuch, indem sie die Kühlschranktür wieder zufallen ließ und sagte: “Kakashi, wir müssen reden.” Kapitel 33: Because you believed in me -------------------------------------- “Kakashi, wir müssen reden.”, sagte Sakura und hatte ernst, aber sanft die Kühlschranktür zugemacht. Der Silberhaarige hatte schon auf dem Hinweg bemerkt, dass sie irgendwie in Gedanken versunken war. Sie hatten sich zwar normal unterhalten, allerdings wäre es unmöglich gewesen zu merkten, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Da er mit der Kirschblüte so viele Monate zusammen gewohnt und sie nach Narutos Tod wieder aufgepäppelt hatte, kannte er sie nun in und auswendig. Er hatte alle ihre Gefühlslagen mitgemacht und wusste, wie sehr sie sich manchmal in einer Sache verkopfen konnte. Mehrere Male war sie plötzlich zusammen gebrochen, weil sie sich für den Tod ihres besten Freundes die Schuld gab. Auch, wenn er nicht immer wusste, was die Ursache für ihren meist plötzlichen Stimmungswechsel war oder was in ihrem Kopf genau vorging, war es doch immer leicht zu sehen, dass sie etwas bedrückte. Und jedes Mal, wenn er sie darauf ansprach, blockte sie nicht ab, sondern sprach oder weinte sich bei ihm aus, wofür er ihr sehr dankbar war, dass sie ihm weiteres Nachbohren ersparte. “Was ist los mit dir, Süße? Du warst schon die ganze Zeit neben der Spur.”, fragte er mild nach, wie er es schon so oft getan hatte. Zu seiner Überraschung trat eine betretene Stille ein. Verwundert sah er die Rosahaarige an, die seinem Blick aber auswich. Nervös biss sie sich auf die Lippe, drehte von ihm weg, ging hin und her um, dann wieder stehen zu bleiben. Nachdem sie aber nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch nichts gesagt hatte, wollte Kakashi etwas nachhaken; nicht weil er ungeduldig war oder um sie zu bedrängen, sondern weil er ihrer Schüchternheit einen kleinen Ruck geben wollte: “Du hast doch was, das seh’ ich doch.” “Nichts. Egal - passt schon - ist nicht so wichtig.”, schoss es plötzlich aus ihr heraus. Erschrocken über diese Reaktion sah Kakashi das gekünstelte, übermütige aber zerbrechliche Grinsen in ihrem Gesicht. Es war als war in ihr eine Sicherung durchgebrannt. So hatte sie noch nie reagiert. Lachend versuchte sie vom Thema abzulenken, drehte sich weg und meinte: “Ach, da fällt mir ein, dass ich ja noch etwas bei mir zu Hause vergessen habe, das ich dir geben wollte. Warte ich gehe es schnell holen.” Dabei versuchte sie sich in Windeseile an dem Älteren vorbei zu mogeln. Doch Kakashi griff sie am Handgelenk und hielt sie zurück. Er wusste, wenn er sie davon kommen ließ und jetzt nicht die Notbremse zog, würde sie mit dieser Lüge weitermachen. Allerdings merkte er erst jetzt, wie stark sie am ganzen Leib zitterte, sodass sich dieses sogar über ihre Hand spüren konnte. “Sakura, du zitterst ja.”, bemerkte er seufzend. Was ging nur in ihr vor, fragte sich der Silberhaarige verzweifelt. Was hatte dazu geführt, dass sie von einem Tag auf den anderen wie verändert war. Er hatte schon eine gewisse Vorahnung gehabt als sie gestern nicht mehr wie versprochen zum Krankenhaus gekommen war, doch es sowas gravierendes war hätte er nicht gedacht. Ihr Verhalten grenzte schon fast an die Vorfälle von damals und er hatte noch nicht einmal den leisesten Schimmer um was es sich überhaupt handelte. Jedoch das Mädchen sollte seine Frage im selben Moment beantworten, als sie sich ihm in die Arme warf und sich wimmernd so fest an ihn heran schmiegte, dass er das Gefühl hatte sie wollte sich in sein Innerstes bohren. “Um Himmels Willen, Sakura, was ist denn los?”, meinte er abermals bestürzt als er für einen Moment den leeren Ausdruck in ihren Augen gesehen hatte. Fest drückte er sie an sich heran, versuchte sie reibend wieder zu beruhigen, aber sie hörte nicht auf zu schluchzen und wollte nicht mehr von ihm ablassen. Mittlerweile hatte sie sich wild in sein Shirt gekrallt, damit er sie nicht von sich wegdrücken konnte, sodass er sie unter den Kniekehlen anhob und sich mit ihr zusammen auf seinem Schoß auf die Couch setzte. Behutsam streichelte er ihren Kopf, den sie zwischen seinem Nacken und Schulter vergraben hatte, während er ihr beruhigend zuflüsterte: “Ssshhh, es ist alles gut, ich bin bei dir, alles okay.” Sie weinte nicht und hatte ihres Anfalls keine einzige Träne vergoßen, allerdings waren das laute Schluchzen und unaufhörliche Schnappen nach Luft keineswegs normal, weshalb er sich langsam sorgen machte. Und plötzlich kam ihm eine Idee wie er sie wieder aus dem Reich der Dunkelheit holen konnte. Leise fing er an eine Melodie zu summen, dann hob er seine Stimme und sang mit seiner dunklen Stimme den Refrain des Dango Liedes, das sie so gern mochte: “Dango, dango, dango, dango, dango, dango, daikazoku…” Seine Stimme vibrierte in ihrer Brust und hallte in ihren Ohren wieder und so wurde ihr Atem allmählich ruhiger und das Zittern hörte auf. Auch Kakashi lächelte erleichtert als sich das Mädchen auf seinem Schoß merklich entkrampfte und schließlich ihren Kopf erschöpft an seinem Schlüsselbein anlehnte. Immer noch hatte sie den Blick von ihm abgewandt und er zwang sie auch nicht ihm in die Augen zu sehen. Sakura hatte sich wieder beruhigt, der Schrecken war aus ihr gewichen, was aber nicht hieß, dass ihre Sorgen verschwunden waren. Jetzt war in ihr eine bedrückende Leere entstanden. Eine Leere, die sie, obwohl sie in Kakashis Armen war, Einsamkeit und Hilflosigkeit spüren ließ. Während sie vorhin noch wie in eine Ecke gedrängt nur noch die Flucht nach Vorne sah, saß sie jetzt kraftlos und apathisch in einem Loch. Der Silberhaarige hatte seine Hand vorsichtig gehoben um ihre Wange zu streicheln, doch statt es geschehen zu lassen, hatte auch die Kirschblüte ihm ihre kleine Hand entgegen gestreckt. Zögernd glitten ihre Finger zuerst seine wie eine Landkarte erscheinende Handfläche entlang. Auf ihr erstreckten sich kleine Hügel mit vielen, sich verzweigenden Flüssen, die sie allesamt nachfuhr. Danach erkundete sie seine langen, dünnen Finger, nahm nun auch ihre zweite Hand hinzu und tastete seine Hand mit ihren ab. Sie war viel größer und rauer als ihre, aber es war ein schönes Gefühl seine Wärme und Zärtlichkeit durch sie zu spüren. Nachdem Kakashi sich die ganze Zeit über keinen Millimeter bewegt hatte und alles mit sich geschehen ließ, führte er seine Hand, die immer noch von denen Sakuras sanft umschlossen war, an ihre Wange und streichelte sie sanft. “Na”, fragte er sie, “alles wieder gut mir dir?”, hob ihr Kinn etwas an und gab ihr einen zärtlichen, langen Kuss auf die Stirn, sodass sie an dieser Stelle schon fast zu glühen anfing. Doch auch wenn ihr Anfall vorbei war, tat es in ihrem Herzen immer noch weh. Es zog sich zusammen und verkrampfte sich, als würde es irgendetwas nicht hinein lassen wollen. Seufzend führte sie Kakashis Hand, die sie immer noch umspielte, an ihre heiße Wange und fragte ihn direkt: “Findest du nicht auch, dass wir das ganze lieber bleiben lassen sollten?” “Das ist doch nicht dein Ernst?”, entgegnete er und war eher überrascht als schockiert. Er kannte seine Kirschblüte und wenn sie das sagte, dann nicht, weil es eine Abfuhr sein sollte, sondern weil sie unsicher war. Das war es also, was sie bedrückt hatte. Und er musste sich eingestehen, dass sie in dieser Hinsicht schon viel weiter dachte als er, der sich noch keine Gedanken um die weitere Zukunft gemacht hatte. (Zugegebener Maßen hatte er auch bis gestern geschlafen.) Doch er wusste genau was sie meinte. Ihn hatten diese Gedanken schon vor geraumer Zeit heimgesucht, damals als er sich seiner Gefühle erst bewusst geworden war. Es war wie ein dunkles Labyrinth, in das man sich, je tiefer man hineinging um den Ausgang zu finden, immer weiter verstrickte. Irgendwann war man dazu verdammt in seiner Verzweiflung aufzugeben. Auch er hatte sich einmal in diesem Labyrinth befunden. Jedoch hatten Sakura, Naruto und nicht zuletzt sein Vater ihn wieder heraus ans Licht geführt. Doch er wollte seiner Sakura, die schon mit einer Erklärung ansetzte, erst einmal zuhören, immerhin sollte sie jetzt die Gelegenheit bekommen sich ihre Sorgen von der Seele zu reden. Er würde ihr zuhören. “Es ist mein Ernst, Kakashi. Schau uns beide doch an. Ich bin viel jünger als du; und zu allem Übel noch deine ehemalige Schülerin. Ich bin vielleicht etwas naiv, aber kein Dummkopf, ich weiß, dass es für uns unmöglich sein wird eine Beziehung zu führen, von der alle wissen. Alle werden dagegen sein, es wird genauso sein wie bei deinen Eltern. Und irgendwann wird uns der Hass kaputt machen. So will und kann ich nicht leben, Kakashi.”, sagte sie mit beherrschter Stimme, denn es war das erste Mal, dass sie ihre Gedanken laut aussprach. Und nun, da die düstere Welt, die sie prophezeite, den Raum erfüllte, war es noch auswegloser als zuvor. Aber egal, ob sie sich eine Zukunft vorstellte, in der sie und Kakashi von den Dorfbewohnern verachtet wurden oder sie sich dazu entschied ohne ihn weiterzuleben, war es eine Dystopie. “Und wenn wir es geheim halten?”, fragte der Silberhaarige vorsichtig und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, doch Sakura schüttelte den Kopf und konterte abermals. Er sah förmlich wie sie sich weiter und weiter in dem endlosen Labyrinth verstrickte. Obwohl er mehrmals versucht hatte ihren Blick zu erhaschen, wandte sie ihn ab. Ihre weit aufgerissenen Augen waren geradeaus gerichtet und sahen einen schwarzen, unvermeidbaren Abgrund vor sich, der sie in sich hinein zu saugen schien. Egal wie sehr sie es versuchte, sie konnte ihren Blick einfach nicht von ihm wenden. “Das würde doch gar nichts bringen. Außerdem: würdest du so leben wollen? Sowas klappt vielleicht am Anfang, aber auf Dauer kann das niemals gut gehen.”, entgegnete sie und machte eine kleine Pause, um sich zu beruhigen, denn sie würde jetzt etwas aussprechen, was wahrscheinlich das Ende ihrer Liebe sein würde; ihre Liebe, die nicht einmal begonnen hatte, “Ich bin nicht stark genug, um das alles zu ertragen; dich ein zweites Mal zu verlieren. Deshalb will ich es lieber hier und jetzt beenden.” Schon am Anfang hatte ihre Stimme wie Espenlaub gezittert, doch zum Ende hin konnte sie sich nicht mehr beherrschen und brauch bei dem Gedanken verzweifelt in Tränen aus. Um nicht Kakashis Reaktion zu sehen und ihm ihre Tränen zu zeigen, hatte sie ihre Hände vors Gesicht geschmissen und weinte nun bitterlich in sie hinein. Der Jonin aber lächelte sanft und gütig, denn diese übertriebene Reaktion war typisch für sie. Es war gut, dass er so viel älter war als sie, denn es war wohl die Unerfahrenheit der Jugend, die aus allem immer eine Tragödie zu machen schien. Abermals küsste er sie auf die Stirn, hielt sie fest in seinen Armen und streichelte ihr tröstend über den Rücken um sie zu beruhigen. Als sie etwas leiser geworden war, reichte er ihr ein Taschentuch, damit sie sich die Tränen wegwischen konnte. Schließlich meinte er: “Sakura, darf ich dich etwas fragen?” Sie nickte nur schluchzend und fuhr in einer ruhigen, aufmunternden Stimme fort, “Wie groß war die Chance, dass ich wieder aufwache?” “Was soll die Frage?”, schnäuzte sie ins Taschentuch und bekam darauf von ihrem Geliebten nur ein “Sag doch.” Ernst antwortete sie daraufhin: “8 bis 14 Prozent.” “Hast du mich aufgegeben?” Das Mädchen schüttelte heftig den Kopf: “Nein, ich habe immer geglaubt, dass du wieder aufwachen wirst.” “Siehst du?”, meinte er und lächelte sie freundlich an. So wie er es immer getan hatte, wenn sie weinte und er sie aufmuntern musste. Damals als sie noch die kleine 14-jährige Genin und er ihr Sensei war. Es waren dieser warme Blick und dieses sanftmütige Lächeln, das er immer nur ihr geschenkt hatte um ihr zu sagen “Es ist alles in Ordnung”, denn er hatte es sich schon damals zu seiner Lebensaufgabe gemacht all ihre Probleme zu lösen, damit sie nicht weinen musste. Allerdings wollte sie sich noch nicht ganz überzeugen lassen und meinte ungläubig: “Aber so einfach ist das nicht wie du dir das vorstellst.” Jedoch grinste er sie siegessicher an und bezwang sie mit nur einem Satz: “Wie du siehst, bin ich wieder aufgewacht!” Abermals schoßen ihr die Tränen in die Augen und überwältigt von seiner Willenskraft schmiss sie sich mit einem lauten “Kakashi!” an seine Brust und umarmte ihn mit dem Ziel ihn nie wieder loszulassen. Jetzt plagte sie das schlechtes Gewissen, dass sie aufgegeben und kein Vertrauen in ihre Liebe gehabt hatte. Sie hatte sich so alleine und verloren gefühlt als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen, dabei war der Silberhaarige die ganze Zeit bei ihr gewesen. Ihr war durchaus bewusst, dass es keine Garantie dafür gab, dass es zwischen ihnen klappen würde und die Zukunft war ungewiss, aber wenigstens waren sie zusammen. Beinahe war es ihr schon etwas peinlich, dass sie sich so kindisch verhalten hatte, wofür sie sich auch bei dem Älteren, der sie zufrieden in den Armen hielt, entschuldigen wollte. Erleichtert wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und meinte: “Tut mir Leid, dass ich so schwach war. Ich bin echt ein Schisser.” “Nein Sakura, mir tut es Leid.”, erwiderte Kakashi, woraufhin sich Sakura verwundert von ihm drückte und nachfragte, wie er das meine. Diesmal nahm er ihre Hand in die seine und fuhr sie mit seinen Fingern genauso ab wie sie es zuvor getan hatte. Auch er kam zu dem Schluss, dass ihre Hand ganz anders als seine war. Sie war klein und zart, hatte keine Schwielen und Narben an ihnen. Langsam ließ er sie zwischen seinen Händen hin und her gleiten, streichelte sie und legte seine Finger zwischen seine, während er seine Aussage etwas betrübt erläuterte: “Ich habe mich durch das Gerede der Leute unter Druck setzen lassen, bin eingeknickt und habe schließlich nicht nur an mir, sondern auch an meiner Familie gezweifelt. Du hast mich wieder aufgerichtet, dabei hätte ich eigentlich für dich da sein sollen. Und dann hast du mich monatelang nicht aufgegeben, obwohl ich eigentlich fast tot war. Für all das werde ich dir ewig dankbar sein.” Er machte eine kleine Pause, nahm ihre Hand und legte sie an seine Wange als er endlich weitersprach und ihr dabei tief in die Augen blickte: “Von nun an werde ich dich stärken, wenn du schwach bist, werde dich überzeugen, wenn du zweifelst. Und ich soll verflucht sein, solltest du irgendwann Grund haben wegen mir traurig zu sein. Bitte, glaube auch diesmal an mich, Sakura. Ich werde dich glücklich machen.” “Ja, ich vertraue dir, Kakashi. Ich vertraue unserer Liebe.”, antwortete das Mädchen glücklich und erleichtert, schloss ihre Augen und legte ihre Stirn seine. Ihr war gerade ein riesiger Stein vorm Herzen gefallen, als der Silberhaarige das gesagt hatte. Es war gut zu fühlen, dass er hinter ihr stand. Die Zukunft war ungewiss, doch sie fühlte sich als könnte sie alles schaffen, solange Kakashi nur bei ihr war und ihr Mut gab an das Beste zu glauben. Allerdings hatte sie sich ebenfalls insgeheim geschworen, ihren Geliebten nicht zu enttäuschen. “Lass es uns aber vorerst trotzdem geheim halten, okay?”, meinte der Ältere, worauf die Rosahaarige mit einem Nicken antwortete. Sie wollte auch stärker werden um Kakashi zu unterstützen, da er die Last dieser verbotenen Beziehung unmöglich alleine tragen konnte. Er war der ältere und juristisch gesehen in allen Punkten der zu Verantwortung ziehende und Schuldige. Dass ihr Verhältnis zueinander nicht aufflog war oberste Priorität. Beide einigten sich im selben Moment noch darauf, dass sie sich so selten wie möglich zusammen sehen lassen sollten und auch sonst den nötigen Sicherheitsabstand wahrten. Zwar brodelte die Gerüchteküche sicher jetzt schon, allerdings wollten sie dem nicht noch mehr Nahrung zufügen. Für die Außenwelt wollten sie weiterhin ehemalige Lehrer und Schülerin bleiben, die nichts weiter als ein freundschaftliches Verhältnis pflegten. Mittlerweile war es später Nachmittag und der Sonnenuntergang brach golden durch die Vorhänge der Westfenster in die Wohnung hinein. Draußen war es etwas frisch geworden, doch da der Winter für Sakura lang und bitter war und Kakashi die Sonne seit fast ebenso langer Zeit misste, hatten sie Lust auf einen kleinen Abendspaziergang und beschloßen zum Kriegsdenkmal zu gehen um Naruto zu besuchen. Außerdem wollte der Anbu so schnell wie möglich wieder fit werden und mit dem Training beginnen, allerdings warnte ihn die rosahaarige Ärztin zu früh anzufangen und es für den Rest der Woche langsam angehen zu lassen, weil seine Muskeln und Knochen noch nicht belastbar genug wären. Ansonsten textete ihn das Mädchen den ganzen Weg über mit aufschlussreichen Informationen zu dem menschlichen Körper und was er beim Training alles beachten müsse. Kein Wunder, dass Kakashi nicht einmal die Hälfte behalten konnte. Dieses ganze Wissen konnte sie sich doch unmöglich in den paar Monaten angesammelt haben. Erstaunt sah er zu ihr herunter und meinte: “Wow, so jung und trotzdem schon so kompetent. Naruto wäre bestimmt sehr stolz auf dich gewesen.” “Ach, meinst du wirklich? So viel weiß ich ja nun auch wieder nicht, du übertreibst.”, kicherte die Rosahaarige peinlich berührt und klatschte ihre Hände schnell auf ihre Wangen, die feuerrot geworden waren. Doch schon im nächsten Moment hörten sie auf miteinander zu schäkern und rissen weit die Augen auf, denn vor ihnen stand plötzlich eine allzu bekannte Person: “Sasuke-kun?” Kapitel 34: It's never easy, that's why we have to fight -------------------------------------------------------- Entgeistert starrte die Rosahaarige den jungen Mann hundert Meter vor ihr an. War es wirklich Sasuke? Oder war es nur ihre Einbildung, ein Wunschdenken? Obwohl es eine Ewigkeit war seit er dem Dorf den Rücken gekehrt und sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er ein ständiger Besucher ihrer Gedanken und nächtlichen Träume gewesen. Wahrscheinlich war das der Grund warum ihr ihre letzte Begegnung höchstens wie ein paar Monate her zu sein schien, doch tatsächlich waren es schon drei Jahre. Der Mann vor ihr sah ganz anders aus als der Sasuke, den sie in Erinnerung hatte, denn er war größer und etwas muskulöser als damals. Jedoch glaubte sie dem Bild, das ihre Augen ihr zeigten immer noch nicht. Welchen Grund hätte er gehabt nach Konoha zurück zu kehren? Erst als der ebenfalls neben ihr stehengebliebene Kakashi ungläubig den Namen seines ehemaligen Schülers wisperte, wusste sie, dass es keine Einbildung war. “Hallo, Sakura.”, begrüßte er sie zögernd und seine dunkle Stimme hallte in ihren Ohren verfremdet wieder. Sie klang so vertraut und gleichzeitig wusste sie, sie hatte die neue Tiefe seiner Stimme nie gehört. Ungewollt spürte sie wie ihr Herz auf einmal anfing schneller zu schlagen, ihr das Blut in die Wangen schoss und ihr Körper ungeduldig pulsierte. Es war fast so als hätten seine tiefen Stimmwellen ihren Kreis bis in ihren Brustkorb gezogen und die alten, schlummernden Gefühle in ihr geweckt. Ja, sie spürte seine Stimme immer noch in ihrer Brust vibrieren, die all die glücklichen, schmerzvollen Erinnerungen in ihr erweckte. Sasuke, den sie geliebt und, der ihre Liebe nie erwidert hatte. Sasuke, mit dem sie durch Team 7 untrennbar verbunden war und, der ihr aber auch Konoha durch seine Desertion signalisiert hatte, dass sie Feinde waren. Naruto und Kakashi hatten ihr immer versprochen, dass alles wieder gut werden würde, dass es nicht an ihr lag, dass Sasuke das Team verlassen hatte und, dass sie ihn wieder zurück holen würden. Doch die Wahrheit war, dass sie tief in ihr den Schmerz nie überwunden hatte. Den Schmerz zu glauben, dass sie Sasuke nahe war und er sie als Freundin und Mitglied von Team 7 schätzte. Herauszufinden, dass er sie die ganze Zeit über gehasst hatte, hatte in ihr etwas unwiderrufbar zerbrochen. Wie naiv sie damals doch gewesen war. Doch, dass er jetzt zurück gekommen war, zurück zu ihr und ihren Namen rief, hatte etwas in ihr ausgelöst. Es war das kleine Mädchen, das alles hinter sich lassen und mit ihm gehen wollte und das einen Teil ihrer kindlichen Unschuld verlor, als er sie abgewiesen hatte. Nun war sie nicht mehr das kleine Mädchen und er nicht mehr der Junge. Gezeichnet durch so viele Verluste hatte sie mit ihren jungen 17 Jahren jegliche verblümten Weltvorstellungen abgelegt. Auch Sasuke schien alle Extremen durchlebt zu haben, hatte sich aber im Gegensatz zu ihrer letzten Begegnung verändert. Dass er sich seiner Rachegelüste befreit hatte, verrieten ihr seine Augen, die nun eine ungewohnte Milde ausdrückten. Diese Vermutung legte auch seine Kleidung nahe, die nicht mehr das Zeichen der Akatsuki Gruppe trug. So vieles hatte sich verändert und es war, als könnten sie noch mal von Vorne beginnen, als könnten sie zu dem Team 7 werden, dass sie nie sein konnten - wenn nicht ein Teammitglied fehlen würde. Narutos Tod - wie sollte sie es Sasuke erklären? Bestimmt würde er sie gleich fragen, wo Naruto war, wie es ihm ginge, ob er immer noch so ein Kindskopf war. Der Gedanke daran, dass er sie nichtswissend das alles fragen würde und sie ihm spätestens dann sagen müsste, dass Naruto nicht mehr da war, ließ sie erschaudern. Liebe, Trauer, Schmerz, Einsamkeit, Glück, Hoffnung - all diese unterschiedlichen, gegensätzlichen Gefühle vermischten sich in ihr und nahmen ihren Körper unter Kontrolle. Vollkommen überwältig stürzten plötzlich unaufhörlich Tränen ihre Wangen hinunter, während sich wie aus dem nichts ihre Beine verselbstständigten und sie auf den Dunkelhaarigen zu rannte. Auch Sasuke hatte diese emotionale Reaktion vorhergesehen und empfing seine alte Freundin in seinen ausgebreiteten Armen. Freundschaftlich umschlang er sie und strich ihr tröstend über den Kopf, da sie nicht aufhörte schluchzend seinen Namen zu rufen. Er war lange her, dass er das Dorf verlassen hatte, jedoch hatte er sich auch schon vor geraumer Zeit von der Akatsuki Gruppe getrennt. Er hätte zurück kommen, um Vergebung und Wiederaufnahme bitten können, aber er hatte Zeit gebraucht. Zeit um sich zu finden, um zu wissen, wer er war und was er wollte. Dabei wurde ihm klar, dass er nicht zu den Menschen in Konoha zurückkehren konnte, allerdings gab es auch Dinge, die er zu erledigen hatte. Eines dieser Dinge war sich bei seiner langjährigen Freundin zu melden, die für ihn immer wie eine kleine Schwester war und nach der er sich gesehnt hatte. Und es gab noch etwas anderes. Während er das Mädchen sanft lächelnd sich ausweinen ließ, trat sein ehemaliger Lehrer langsam an ihn heran, zog Sakura aus seinen Armen und trat mit ihr einige Schritte in sichere Entfernung. “Warte, Sakura. Er ist immer noch Konohas Feind, wir wissen nicht was er im Schilde führt. Es könnte sogar eine Falle sein.”, belehrte Kakashi die Rosahaarige, die sich ungläubig die Tränen aus dem Gesicht wischte und wandte sich schließlich an seinen großbewachsenen Schüler: “Was willst du hier, Sasuke?” Es war kein feindlicher Ton, den der Silberhaarige anschlug, aber trotzdem signalisierte er Vorsicht. Immerhin war ihre letzte Begegnung eine kämpferische Auseinandersetzung gewesen und seitdem wusste sie nichts mehr über seinen Verbleib oder seine Gesinnung. Er trat vertrauenswürdig auf, was aber nicht so sein musste. Sasuke blieb währenddessen ruhig, denn er konnte Kakashi verstehen. Seine Sorge war durchaus berechtigt und er war froh, dass er bisher so besonnen reagiert hatte. Andere hätten vielleicht schon Alarm geschlagen, eine Hilfstruppe organisiert oder ihn vielleicht selbst attackiert. Sein ehemaliger Lehrer allerdings besaß ein besonderes Feingefühl und eine Menge Erfahrung, weshalb feindliche Begegnungen mit Teams unter seiner Führung selten eskalierten. Andererseits haben viele Ninjas auch gehörigen Respekt vor ihm und scheuten den Kampf mit ihm. Auch ihn und Naruto hatte er schon oft auseinander gebracht, wenn sie sich mal wieder wegen einer Kleinigkeit in die Haare kriegten. Damals waren sie noch in der Pubertät; Voller Energie und testosterongesteuert meinten sie dauernd sich messen zu müssen. Es war diese Besonnenheit und Fingerspitzengefühl, das Kakashi gegenüber Menschen besaß, dass er an seinem ehemaligen Lehrer immer bewundert hatte. Der Dunkelhaarige schwang einen Teil seines langen Kimonooberteils zur Seite und legte dadurch den Blick auf seine Hüfte frei. Er trug keine Waffe bei sich, ein Zeichen, dass er in friedlicher Absicht kam. Damit wollte er zumindest Kakashis Befürchtung vor einem möglichen Angriff vorerst entkräften. Jedoch hatte er immer noch keinen Grund für sein plötzliches Erscheinen genannt. “Ich bin gekommen…”, fing er langsam an und brach zunächst seinen angefangenen Satz ab und schürte damit die Ungeduld in den beiden anderen. Einige Sekunden vergingen, während er versuchte die richtigen Worte zu finden und er schließlich mit einem schlucken seinen Satz weiterführte: “Ich wollte Naruto die letzte Ehre erweisen.” Ungläubig schlug sich die Rosahaarige die zitternde Hand vor den Mund. Abermals schoßen ihr Tränen in die Augen, als Kakashi sie daraufhin schnell in seine Arme zog und sie ihr Gesicht in seine Brust vergrub. Er wusste, dass es unumgänglich sein würde, dass sie immer und immer wieder an den Tod ihres besten Freundes erinnert werden würde. Doch auch, wenn sie sich heute nicht mehr einredete, dass er wegen ihrer Schwäche gestorben war, so würde der Gedanke, dass sie nicht stark genug war ihn zu retten weiterhin ein Teil von ihr bleiben. Der Silberhaarige dachte, dass sie abermals wegen ihrer damaligen Ohnmacht weinte, dem war allerdings nicht so. Nicht wegen der Erinnerung an Naruto weinte sie, sondern weil Sasuke trotz all des Hasses immer noch mit Naruto verbunden war. Er hatte ihn nicht vergessen. Und egal wie oft sie sich damals gegeneinander gekämpft hatten, egal welche Gegensätze sie trennten, waren sie beide Außenseiter und konnten das Leid des anderen nachvollziehen. Zusammen gingen sie in den langen Schatten des Waldes zu dem Kriegerdenkmal. Kakashi fürchtete, dass sie auf dem Weg anderen Ninjas begegnen könnten, deshalb schlug er vor einen Umweg durch den dichteren Teil des Waldes zu gehen sie so unerkannt an ihr Ziel gelangen würden. Auf dem Weg dorthin herrschte zwischen ihnen betretene Stille. Jeder war in sich gekehrt, in Gedanken an ihren gemeinsamen toten Freund. Sakuras anfängliche Freude war getrübt durch das traurige Motiv, das den Dunkelhaarigen hergeführt hatte. Als sie mit dreizehn Jahren Genin wurde und mit Naruto und Sasuke unter Kakashis Leitung Team 7 gründeten, hätte sie sich viele Schicksalsschläge nicht vorstellen können. Weder dass Sasuke in Feindschaft Konoha verlassen, noch dass Naruto so jung sterben würde. Jedoch hatte das Schicksal auch sie und ihren ehemaligen Lehrer zusammen geführt - und darüber war sie sehr glücklich und dankbar. Bei dem Kriegerdenkmal angekommen, war die Sonne schon fast untergegangen. Der Abendhimmel war in ein tiefes orangepink getaucht, das langsam in violette und blau überging, wo man schon ein paar weiße Sterne erkennen konnte. Es war auch kälter geworden, sodass man nun seinen weißen Atem sehen konnte. Auch, wenn die Sonne tagsüber warm und kräftig war, konnte sie den Boden noch nicht nachhaltig wärmen. Vor dem schwarzen Granitstein kniete Sasuke auf den harten, gefrorenen Boden nieder und strich langsam über Narutos Namen, der darauf eingraviert war. Als ihn die Nachricht vom Tod seines Freundes rein zufällig ereilte, wollte er es anfangs nicht glauben. Deshalb war er hierher gekommen. Entgegen aller Behauptungen hatte er tief in seinem Herzen gehofft, dass es ein Gerücht sein und dass er hier Naruto, der ihn mit seinem Lächeln und einem dümmlichen Spruch über den Weg laufen würde. Doch je mehr er sich Konoha näherte, desto mehr erschlich ihn das Gefühl, dass dem nicht so war. Naruto war ein guter Kerl, ganz im Gegensatz zu ihm. Dass sein Freund tot war und er immer noch sein geschändetes Dasein fristete, gab ihm mal wieder zu verstehen wie willkürlich das Schicksal manchmal sein konnte. Denn wenn es irgendwo einen Gott gäbe, dann hätte er ihn gerichtet und nicht Naruto. Ich wünschte du wärst bei uns, alter Freund, dachte er traurig und verbeugte sich ehrfürchtig. Es war eine Geste, die Sakura einen Schauer über den Rücken jagte und auch Kakashi überraschte. Sie beide standen etwas abseits hinter dem Dunkelhaarigen und verfolgten stillschweigend das Ritual, während auch ihre Gedanken schweren Herzens um den Verstorbenen kreisten. Doch diese Mal sah der silberhaarige Sharinganträger klarer. Er wunderte sich, dass er es früher nie gesehen, nie gespürt hatte, dass Naruto nie ganz tot war, sondern, dass sein Geist immer noch Sakura wie eine schützende Hülle umgab. Durch den Zwischenfall, in dem Naruto Sakura sein letztes Chakra vermachte um ihn zu retten, war seine Aura nur noch sehr schwach, aber sie war da. Deshalb war es das erste Mal seit langer Zeit, dass sein Herz an diesem Ort ein kleines bisschen leichter wog als sonst und er sogar nachdenklich lächelnd seinen Kopf gen Himmel wog um den Geist seines ehemaligen Schülers zu erspüren. Nachdem Sasuke in Ruhe von Naruto Abschied genommen hatte, drehte er sich zu den beiden anderen um und meinte: “Es ist Zeit für mich wieder aufzubrechen.” “Bist du sicher, Sasuke-kun? Es ist schon fast dunkel.”, entgegnete die rosahaarige Kirschblüte besorgt und sah in den Himmel, der fast gar keine violetten Nuancen mehr hatte. “Hast du für heute Nacht schon eine Bleibe?”, fragte Kakashi nach, womit der junge Mann verneinte und er sogleich das Angebot nachschoss: “Dann kannst du bei mir schlafen.” Jedoch sah der Dunkelhaarige nur abweisend zu Boden und kommentierte das damit: “Ich möchte lieber nicht, Kakashi-Sensei. Ich habe euch verraten und so viel angetan, deshalb möchte ich eure Freundlichkeit lieber nicht annehmen…” “Sasuke”, unterbrach ihn sein ehemaliger Lehrer dabei, legte ihm plötzlich die Hand auf die Schulter, was ihn zusammen zucken ließ und er daraufhin seinen Kopf anhob, “Egal was in der Vergangenheit passiert ist, du bist bei uns immer willkommen.” Abermals senkte Sasuke den Blick, diesmal jedoch nicht aus Scham sonder aus Verlegenheit. Es war hart gewesen sich die ganze Zeit alleine durchzuschlagen, denn seit Itachi tot war und er sich auch von Akatsuki getrennt hatte, hatte er niemanden mehr. Schon vor langer Zeit hatte er es aufgegeben zu weinen, allerdings gab es immer noch Nächte in denen er sich einsam fühlte und jemanden an seiner Seite wünschte. Jetzt in diesem Moment, in dem sein ehemaliger Lehrer ihn zu sich nach Hause einlud, spürte er das Stück Geborgenheit, nach dem er sich immer so sehnte. Auch, wenn sie nicht mehr das alte Team 7 waren, gab es trotzdem etwas das sie verband. Nickend nahm Sasuke also die Einladung an, woraufhin Sakura lautstark dazwischen fiel: “Dann möchte ich aber auch übernachten!” und freute sich innerlich schon auf eine Wiedervereinigungs-Übernachtungs-Party. “Abgelehnt!”, ließ Kakashi allerdings ihre Luftschloss mit einem Wort zerplatzen. “Was, warum nicht?!”, empörte sich das Mädchen darauf. “Ich gebe dir gerne mehrere Gründe: Erstens sind wir zwei Männer und du bist schon lange dem Kindesalter entwachsen. Zweitens soll das keine Pyjamaparty werden. Und drittens wollen wir doch nicht die Gerüchteküche anheizen, wenn rauskommt, dass du bei mir übernachtet hast.” Grummelnd gestand sich Sakura ein, dass Punkte eins und zwei wohl zutrafen, was aber keinesfalls hieß, dass sie diese Argumente zählen ließ. Bei Punkt drei allerdings musste sie sich geschlagen geben. Doch, dass Sasuke zu Kakashi ging und sie nicht mit durfte, hieß allerdings auch, dass sie sich hier von ihrem Freund verabschieden musste. Ob es Zufall oder eine vom Schicksal herbeigeführte Begegnung war würde sie nie erfahren, aber sie glücklich ihn nach so langer Zeit und allem was geschehen war wiedergesehen zu haben - ihre erste unerfüllt gebliebene Liebe. Traurig trat sie an den jungen Mann heran und sah ihm tief in die Augen: “Auf Wiedersehen, Sasuke-kun.” Sie würden sich sicher sobald nicht mehr sehen. “Machs gut, Sakura.”, lächelte der Dunkelhaarige und streichelte zum Abschied sanft ihre Schulter. Da Kakashi drängte von dem Denkmalsplatz zu verschwinden und wieder den Sicheren Schutz des finsteren Waldes zu suchen, wurde es ein kurzweiliger Abschied, da sich die Gruppe schon im nächsten Moment trennte und Sakura und Kakashi und Sasuke in entgegen gesetzt Richtungen verschwanden. Damit Sasuke unentdeckt blieb, musste der silberhaarige Jonin zu einigen Tricks greifen. Unauffällig ging er wie ganz gewöhnlich in seine Wohnung, quatschte hier und da noch mit ein paar Nachbarn, die ihn zu seiner Genesung beglückwünschten um sie abzulenken. Als er Tür hinter sich schloß, zog er alle Vorhänge zu und öffnete im Gästezimmer, das am hinteren Ende des Gebäudes lag und so von der Straße weg zeigte, das Fenster. Sasuke wartete ab bis alles sicher zu sein schien und sprang dann von dem Baum, in dem er sich versteckt hatte und der genau vor dem Zimmer lag, in die Wohnung hinein. Schnell schloß Kakashi auch dieses Fenster und zog den Vorhang zu und machte das Licht an. “Danke, dass du mich übernachten lässt.”, sagte der Dunkelhaarige wobei es sich nicht um eine Formalität handelte, denn er wusste in welche Schwierigkeiten sich sein ehemaliger Lehrer bringen könnte, wenn heraus kam, dass er einen Deserteur beherbergte. “Nicht der Rede Wert.”, antwortete Kakashi und ging gleich fröhlich zum Wesentlichen über, “Lass uns mal sehen, was uns Sakura so in den Kühlschrank gepackt hat.” Er wollte nicht, dass Sasuke sich von nun an immer in seiner Schuld stehend fühlen musste, denn für ihn war es selbstverständlich, dass er seinem ehemaligen Schüler die Gastfreundschaft anbot. Es störte es ihn auch nicht, dass er etwas verbotenes tat, solange er von der Richtigkeit der Sache überzeugt war. Zusammen ließen sie den Abend ausklingen, indem sie sich ein paar Instant Ramen aufgoßen und diese an seinem kleinen Küchenbaltisch zusammen mit einem kühlen Bier verzehrten. Da Kakashi nach der langen Auszeit sich außerstande sah ein Fünfgängemenü zuzubereiten und Sasuke, darauf bestand keine Umstände bereiten zu wollen, war es die beste Mahlzeit die sie auftreiben konnten, die auch hervorragend zu ihnen passte - ein einfaches Abendessen für zwei einfache Männer. Nach dem Abendessen war vor dem Schlafengehen - und so beschloßen beide gleich danach sich zur Ruhe zu legen, obwohl es noch nicht einmal zehn Uhr war. Für den Silberhaarigen war es ein langer Tag gewesen. Gestern war er gerade noch aus dem Koma aufgewacht und heute schon entlassen worden. Von dem her war es ein anstrengender Tag für ihn gewesen, obwohl er nichts Anstrengendes getan hatte. Auch Sasuke war müde von der ganzen Reise nach Konohagakure gewesen und wollte morgen auch früh wieder abreisen. Kakashi legte in dem leeren Gästezimmer zwei große Futons mit einem kleinen Abstand nebeneinander aus, in denen sie lagen und in die Dunkelheit des Zimmers sahen. “Du und Sakura also?”, konstatierte er ruhig während er weiterhin auf die Zimmerdecke starrte. Kakashi wandte seinen Blick nicht zu ihm, war allerdings doch überrascht über den gelassenen Ton mit dem er diese Beobachtung ausdrückte. Weder vorwurfsvoll noch verurteilend, sondern neutral, monoton ja schon fast gleichgültig hatte er es gesagt. Fand er es nicht komisch, dass ein alter Sack wie er sich an seine gleichaltrige Freundin ranmachte? “Ja.”, war das einzige, das der Jonin genauso gelassen erwiderte. Es verstrichen einige Sekunden bis Sasuke diese Information verarbeitet hatte und er das Gespräch angemessen weiterführte: “Ihr werdet es nicht leicht haben. Viele werden dagegen sein.” Als er das sagte, wurde Kakashi bewusst, was er früher an dem Jungen so geschätzt hatte. Naruto besaß Tatendrang, Impulsivität und Spontanität, neigte aber oft zu unüberlegten Aktionen, wenn er provoziert wurde. Sasuke hingegen war abwartend, versuchte die Absichten und Hinterhalte der Gegner zu durchschauen und kombinierte daraus seine nächsten Moves. Sasuke, Sakura und Naruto waren alle so unterschiedlich gewesen, hatten sich allerdings auch gut ergänzten und jeder von ihnen hatte großes Potential sich über seine Grenzen hinaus weiterzuentwickeln. Das war der Grund warum er damals Team 7 übernommen hatte. Naruto hatte sich bis zu seinem Tod prächtig weiterentwickelt und auch Sakura war durch die Verarbeitung von Narutos Tod und seinem beinahem Verlust stark geworden. Und auch Sasuke war in all der Zeit erwachsen geworden, wie er jetzt feststellen konnte. Damals als er Konoha desertierte und zu Orochimaru und Itachi überlief, dachte er, dass die Seele des Jungen für immer verloren sein würde. Menschen, die den falschen Weg einschlugen, fanden selten wieder auf den richtigen zurück. Sasuske allerdings schien seine Gründe gehabt zu haben, sich von Akatsuki zu trennen und vielleicht lag es daran, dass er spürte bei ihnen an seine persönlichen Entwicklungsgrenze gestoßen zu sein. Er hatte ihm vorhin bei Rabenessen erzählt, dass er seitdem weitestgehend als Einzelgänger gekämpft, meistens in den Wäldern und Bergen zurückgezogen gelebt und die Städte gemieden und dadurch viel Zeit zum Nachdenken hatte. Auch er hatte es nicht leicht gehabt und wusste wie hinterhältig und feige Menschen sein konnten, wenn sie dich für einen Außenseiter hielten, der anders als sie war und nicht zu ihnen gehörte. “Der richtige Weg ist nunmal nicht immer der leichteste Weg. Trotzdem wird mich das nicht davon abhalten dafür zu kämpfen.”, erwiderte der Jonin fest auf das Bedenken des Jungen neben ihm. Sasuke schmunzelte und antwortete: “Das ist die richtige Einstellung.”, schloß die Augen und verfiel in tiefen Schlaf. Er hörte es nicht mehr als sein ehemaliger Lehrer zu ihm abschließend sagte: “Ich werde mich auch für dich einsetzen, an dem Tag, an dem du wieder nach Konoha zurück kommen wirst.”, woraufhin auch er einschlief. Der nächste Morgen begann früh für beide, da Sasuke schon um fünf Uhr das Haus verlassen wollte und Kakashi ihn noch zur Stadtmauer begleitete. Glücklicherweise war um die Zeit noch niemand auf der Straße, sodass sie unbesorgt durch die Dunkelheit der kleinen Gassen schlichen. Die beiden reichten sich die Hand, als sie sich voneinander verabschiedeten und Sasuke sich abermals für die Gastfreundschaft bedankte. Er versprach sich hin und wieder über eine Vogelnachricht bei ihm und Sakura zu melden, sodass Kakashi ihn ruhigen Gewissens gehen lassen konnte. Er stand noch lange und sah dem jungen, erwachsen gewordenen Mann hinterher, während er in den Bäumen verschwand. Kapitel 35: Welcome-Back-Party ------------------------------ Eine Woche später ging es Kakashi schon viel besser. Bei den weiteren Tests, die im Krankenhaus durchgeführt wurden, zeigte er weder physische noch psychische Rückschläge oder andere Auffälligkeiten. Sakura war darüber sehr erleichtert, denn es war sogar in fast jedem Fall so, dass Patienten nach so einem schweren und langen Wachkoma bleibende Schäden aufwiesen. Doch Kakashis Stärke und Willenskraft erstaunte sie jedesmal aufs Neue. Jetzt schon stand er wieder jeden Tag auf dem Trainingsplatz um seine Muskeln, Kondition und Schnelligkeit wieder aufzubauen. Meistens reichten schon eine zweiwöchige Grippe, dass man danach fitnesstechnisch wieder bei null anfangen durfte, doch nachdem er monatelang nicht einmal einen kleinen Finger gerührt hatte, waren seine Muskeln praktisch nicht mehr existent. Da das Wetter jetzt im Frühling immer besser und die Tage länger und wärmer wurden, konnte Kakashi den Tag voll ausnutzen. Er fing zwar klein an, stand aber schon um sechs Uhr auf und startete den Tag mit einer Runde Joggen. Je nachdem wie Sakuras Schichten im Krankenhaus gelegen waren, besuchte sie ihn in der Früh und machte ihm Frühstück und ein Obento für später, am Abend ging sie meistens direkt zum Trainingsplatz und half ihm beim Training. So konnten sie beide wieder fit werden, denn auch sie hatte Mizugakure keine Mission mehr angenommen. Noch vor ein paar Wochen waren die Tage grau und trist, sie war antriebslos, weinte sich manchmal in den Schlaf, weil wieder ein Tag vergangen und der Silberhaarige immer noch nicht aufgewacht war. Die Monate vergingen und der Herbst ging in den dunklen, endlosen Winter über. In ihrem ganzen Leben war sie noch nie so einsam gewesen wie damals. Doch jetzt konnte sie es kaum erwarten aus der Arbeit rauszukommen und in Kakashis Nähe zu sein. Jeder Tag war pures Glück, sein Lächeln sehen zu können, zu wissen, dass er lebte und sein Herz schlug. Manchmal konnte sie sich kaum zurück halten ihm nicht um den Hals zu fallen, wenn sie ihm auf den Trainingsplatz sah. Meistens kam sie angerannt und überlegte es sich dann aber zweimal, wenn sie sein völlig durchgeschwitztes Tshirt sah und roch. In der Öffentlichkeit gab sie sich Mühe den nötigen Sicherheitsabstand zu wahren, sie wollte der Gerüchteküche keinesfalls Grund geben sich über sie den Mund zu zerreissen. Besonders Tsunade gegenüber wollte sie unangreifbar sein, erledigte ihre Aufgaben immer pflichtbewusst und sprach nur über Kakashi, wenn sie von ihrer Meistern auf ihn angesprochen wurde, denn wenn sie davon erfahren würde, wäre es aus zwischen ihnen. Es war Samstag spät am Nachmittag, da hatte sie sich mit Kakashi in einem Café verabredet. Da sie die ganze Woche Frühschicht hatte und dazu Überstunden schieben musste, hatte sie es nicht zum Training geschafft und den Silberhaarigen dementsprechend nicht gesehen. Von dem her litt sie schon fast an Kakashi-Entzug. Überschwänglich winkte sie dem Jonin, der gerade in das volle Café eintrat und dem die Rosahaarige sofort ins Auge sprang. Peinlich berührt winkte er zurück und quetschte sich an den vielen Leuten vorbei. Er hatte sie ja in der Woche genauso vermisst, doch wenn er das überschwänglich winkende Mädchen sah kam er zu der Erkenntnis, dass seine Freude mit ihrer nicht ganz mithalten konnte. Es gab Momente wie diesen, da erinnerte sie ihn an einen Hund und an die Freude eines Hundes, der sein Herrchen sah, kam wirklich niemand ran. Gut, dass Sakura reserviert hatte, denn das Café war beliebt und randvoll, was ihnen aber auch zugute kam, denn so würde sie niemand beachten und in der Menge an Paaren und Freunden, die sich hier trafen, untergehen. Sakura bestellte sich zunächst einen Matcha Latte während Kakashi sich für einen Cappuccino entschied. Sie redeten über die Arbeit und über das Training. Der Jonin erzählte von dem Muskelkater, der ihn seit Anfang der Woche plagte, dabei war er früher so fit gewesen, dass er nicht einmal wusste, was ein Muskelkater ist. “Es ist unglaublich.”, sagte er etwas nostalgisch und sah dem Mädchen dabei tief in ihre türkisblauen Augen. “Was denn?”, fragte sie ihn lachend, als sie sich vorstellte, dass Kakashi immer wenn er lachte, Bauchschmerzen vom Muskelkater haben musste. Doch als sie plötzlich spürte, wie Kakashi unter dem Tisch ihre Hand nahm und sie jetzt erst seinen schüchternen Blick, der auf ihr lag, bemerkte, verstummte ihr Lachen. “Vor langer Zeit bat mich Tsunade-sama dir zu helfen Narutos Tod zu überwinden und wieder ins Leben zurück zu finden. Dennoch habe ich das Gefühl, dass eher du mir geholfen hättest als ich dir. Jeden Tag habe ich so viel von dir gelernt. Du hast mir vieles gezeigt und beigebracht. All diese neuen Erfahrungen, die ich ohne dich nie gemacht hätte.”, erklärte er und und sah sie dabei so liebevoll an, dass Sakuras klopfendes Herz fast aus ihrem Brustkorb hüpfen wollte. Obwohl er es nicht aussprach, war es als würde er tausend mal “Ich liebe dich.” sagen. Ohne diese Worte zu benutzen, ohne sie zu küssen oder zu umarmen, nur indem er ihre Hand hielt, ihr tief in die Augen sah und ihr diese lieben Dinge sagte. Es war das größte Geschenk, das er ihr in der Anfangsphase ihrer Liebe machen konnte. “Sogar, dass ich im Koma lag, hatte den Vorteil, dass ich jetzt weiß, wie es ist sich anfühlt im Training so richtig ackern zu müssen.”, scherzte er jetzt wieder und hoffte inständig, dass ihn keiner seiner Jonin oder Anbu Kollegen je so sehen würde, wenn er nicht zum Lacher des Dorfes werden wollte. bekam dafür aber gleich eine Kopfnuss von Sakura. “Baka, sag so etwas nicht!”, sagte sie ernst. Der Silberhaarige erwiderte ihren besorgen Blick allerdings abermals mit einem verständnisvollen, freundlichen Lächeln: “Mach dir keine Sorgen, ich bin doch da und ich werde nie wieder weggehen. Du musst nicht mehr traurig sein.” “Ja, ich weiß.”, meinte sie seufzend und erkannte im nächsten Augenblick selbst, wie kindisch sie reagiert hatte. Doch ihre Anfängliche Heiterkeit wurde plötzlich von einer dunklen Wolke überflogen. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, entschuldigte sie sich kurz bei Kakashi und verschwand in der nächsten Sekunde auf die Damentoilette. Dort schwang sie sich erst einmal kaltes Wasser ins Gesicht und versuchte sich zu beruhigen. Was war bloß los mit ihr? Kakashi war gerade so lieb zu ihr gewesen und doch hatte sich ihr Herz so stark zusammengezogen als hätte ihr jemand ein Messer in die Brust gerammt. Immer, wenn er sie mit seinen schmalen Augen ansah, spürte sie wie sehr er sie liebte. In seinem Blick lag immer eine gewisse Traurigkeit und Einsamkeit, aber auch unendliche Großzügigkeit, Hingabe und Selbstlosigkeit. Er liebte sie so sehr, dass sie das Gefühl hatte ihm nie die Liebe zurückgeben zu können, die er verdient hatte. Sie war so viel jünger als er, noch ein richtiges Kind und es wurde ihr in diesen Momenten immer wieder schmerzlich bewusst, dass sie entwicklungstechnisch überhaupt nicht auf einer Wellenlänge waren. Während seine einfachen Worte fast schon wie ein Heiratsantrag klangen, hörte sich ihr “Ich liebe dich” primitiv und unglaubwürdig an. Und je mehr sich der Satz in ihrem Gedächtnis abspielte, desto leerer hörten sich die Worte für sie an. Für ein gewöhnliches Mädchen mit siebzehn Jahren hörten sich diese Worte noch wahnsinnig aufregend an. Doch Kakashi hatte sie wahrscheinlich schon von zig Frauen gehört und sie genauso vielen ins Ohr geflüstert. Wie lächerlich mussten es deshalb in seinen Ohren klingen, dieses “Ich liebe dich.” Das rosahaarige Mädchen sah sich bedrückt im Spiegel an und musste laut Seufzen. Egal wie sehr sie es versuchte, sie konnte nicht wie eine Erwachsene denken. Deshalb war sie auch immer so unsicher. Kakashi liebte sie, daran zweifelte sich auch nicht, sondern vielmehr daran, ob sie diejenige war, die ihn wirklich glücklich machen konnte. Es gab nichts, das sie ihm kaufen oder schenken konnte, um ihm eine Freude zu bereiten, denn alles was er wollte, konnte er sich selbst besorgen. Dabei wollte sie ihm so viel zurück geben. Die ganze Zeit hatte er sie geliebt und sie hatte ihn von sich weggestoßen, obwohl sie die einzige war, die ihm je das Gefühl gegeben hatte, eine Familie zu haben. Schon im nächsten Moment aber wandelten sich ihre Sinne und sie sprach sich mit einem gedanklichen ’Genau!’ neuen Mut zu, denn nur sie hatte das geschafft. ‘Shanaroo! Hell yeah!”, nur sie konnte das, ihm ein Lächeln auf die Lippen zaubern, wenn er am Boden zerstört war. Und sie würde es wieder tun. Heute Abend. Schnell ging sie zu dem Silberhaarigen zurück, wo auch schon ihr Matcha Latte auf sie wartete. Ungezwungen unterhielt sie sich weiter mit ihrer männlichen Begleitung und schlürfte genüsslich durch den Strohhalm das grüne Milchgetränk. Ein Blick durch die große Fensterfront verriet ihr, dass die Sonne schon wieder unterging. Auch, wenn die Tage mittlerweile wieder länger geworden waren, dämmerte es immer noch vergleichsweise früh. Auf der anderen Seite zeigte es ihr, dass der Abend näher rückte, was ein teuflisches Grinsen auf die Lippen legte, wobei auch Kakashi nicht umhin kam das zu bemerken. “Denkst du an was Lustiges?”, fragte er sie unwissend, woraufhin sie nur noch mehr anfing zu lachen und erwiderte: “Stimmt genau, ist aber mein Geheimnis!” Diese Antwort verwunderte Kakashi tatsächlich umso mehr. Allerdings fragte er aber auch nicht nach, sondern nahm es einfach so hin ohne sich etwas dabei zu denken. Eine Weile später bezahlten beide und als sie das Lokal verließen, wollte der Jonin sich schon von ihr verabschieden, doch Sakura erklärte daraufhin ihn nach Hause zu begleiten, sie müsse nur noch schnell etwas von zu Hause holen. Wieder eine dieser Ungereimtheiten, der Kakashi nicht weiter nachging. Wahrscheinlich wollte sie einfach noch länger in seiner Nähe sein, so dachte er jedenfalls. Außerdem freute er sich auch tatsächlich darüber den Frühlingsabend mit ihr nach Hause zu spazieren. Den ganzen Tag über war es warm gewesen, doch sobald die Sonne verschwand merkte man, wie die Temperaturen in den niedrigen, einstelligen Bereich fielen. Trotzdem hörte man schon die Vögel zwitschern und es weckte allerlei positiver Energien in ihm. Mehr denn je spürte er dieses Frühlingsgefühl in ihm, von dem immer alle redeten und das sein Herz dazu brachte schneller zu schlagen. Vor Sakuras Haustür angekommen, kramte sie in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel. Eine typische Frauensache über die sich der Silberhaarige schon immer gewundert hatte. Wie konnte Frauen in einer so kleinen Tasche nie finden, was sie gerade dringend brauchten? Seine einzige Erklärung war bisher immer gewesen, dass es darin ein unsichtbares schwarzes Loch geben musste. Oder ein Wurmloch, das die Gegenstände in eine andere Zeit oder Dimension verschwinden ließ. Deshalb konnte sich Kakashi einen kleinen, neckenden Kommentar nicht verkneifen und meinte: “Ich dachte schon, wir würden ausgesperrt bleiben.” und Sakura mit einem schmollendem, augenrollendem “Jetzt übertreib mal nicht, so lange hat es auch wieder nicht gedauert.” Beim Eintreten wurden sie auch gleich überschwänglich von dem Kater Naruto begrüßt. Unüblicherweise hatte er sein Frauchen dieses Mal übergangen und direkt den großen Mann mit der silbernen Mähne fokussiert. Man sagt Katzen ja allgemein nach, dass sie gleichgültiger als Hunde wären, doch Naruto war Kakashi vor Freude direkt um den Hals gefallen und stieß seinen orangenen Kopf schnurrend gegen sein Kinn. ‚Das hat er bei mir noch nie gemacht‘, grummelte Sakura innerlich und schielte den Kater giftig an. Der würde heute ganz sicher nicht bei ihm im Bett schlafen dürfen, darauf konnte er sich schon mal gefasst machen. Was für eine bodenlose Ungerechtigkeit. Da hatte sie sich den ganzen Tag so zusammenreißen müssen um ihre Gefühle zu verstecken und Naruto war ihm ohne jegliche Zurückhaltung direkt wie ein wildes Tier sein Opfer der Begierde angefallen. Und während Kakashi den orangenen Kater kaum loswerden konnte, war die Kirschblüte schon mal eifersüchtig in die Küche gegangen und aus ihrem Kühlschrank eingelegtes Fleisch und frisch geschnittene Zutaten in ein Platikboxen und das ganze in eine Tüte zu packen. „Eifersüchtig?“, sanft kitzelte sie Kakashis leise Stimme, der unbemerkt dicht hinter sie getreten war. „Was meinst du? Und auf wen überhaupt?“, fragte sie scheinheilig und wurde dabei knallrot im Gesicht. Dabei war es gut, dass sie mit dem Rücken zu ihm stand und er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Sie wusste selbst, wie blöd es war auf ihr eigenes Haustier eifersüchtig zu sein. Noch dazu einen KATER. Obendrein war es ihr jetzt auch noch peinlich, dass der Silberhaarige sie - wie immer natürlich - dabei ertappt hatte. Unfassbar, dass er mit ihr seine Spielchen spielen konnte, wie er wollte. „Immer noch die gleiche unbegründete Eifersucht.“, zog sie der Listige grinsend weiter, was Sakura sich nicht so ohne Weiteres gefallen lassen wollte und mit einem empörenden „Hör mal!“, sich zu ihm drehte. Doch als sie stand enger an ihm dran, als sie es gedacht hätte. Der Silberhaarige war plötzlich einschüchternd groß vor ihr und hatte mit dem Finger seine Maske heruntergezogen. Ihre Augen weiteten sich und ihr Atem stockte als sie sein wunderschönes, makelloses Antlitz sah und sein Sharingan und sein schwarzer Opal sie in ihren Bann zogen. Was wollte sie eigentlich noch mal sagen? Sie hatte es total vergessen. Aber gerade eben war sie doch wütend gewesen. Hatte er ihre Wut mit seinem Sharingan etwa in sich aufgesogen? Kakashi genoß es sichtlich seine so viel jüngere Freundin zu beeindrucken. Nur seine Ausstrahlung, die Tatsache, dass ein reifer, gutaussehender Mann vor ihr stand, hatte eine große Wirkung auf sie. Das entzückte ihn immer wieder aufs Neue. Ältere Frauen hatten in seinen früheren Affären immer versucht ihren weiblichen Charme spielen zu lassen, doch Sakura war noch zu unerfahren dazu. Seine Männlichkeit musste großen Eindruck auf sie machen, da war er sich sicher, denn er spürte, dass, auch sie als Frau darauf reagierte. Sie war kein kleines Mädchen mehr, allerdings noch nicht so weit fortgeschritten um das nötige Selbstbewusstsein zu besitzen und deshalb noch unsicher. Doch Stück für Stück wollte er sie zur Frau machen und ihr diese Sicherheit geben. Allerdings wäre er auch ein Langweiler, wenn er ihre jetzige Hilflosigkeit nicht für seine schelmischen Spielereien ausnutzen würde. Er hob sie an ihren Hüften auf die Küchenarbeitsfläche, sodass sie nun auf gleicher Augenhöhe waren und er sie dadurch mit seinem Blick noch mehr durchdringen konnte. Verführerisch sah er sie an und fragte sie: „Möchtest du etwa auch gestreichelt werden?“ und küsste sie dabei zärtlich. Es war ein langer Kuss, der anfangs nur von dem Jonin ausging, doch nach und nach stieg auch Sakura ein und nachdem er sich von ihr gelöst hatte, musste Kakashi teuflisch grinsen. Er hatte sein Ziel erreicht, denn ihr Mund verlangte schüchtern aber unmissverständlich nach mehr. „Mir scheint, als hätte ich mich heute nicht genug um dich gekümmert. Aber das wollen wir gleich nachholen.“, grinste er und verschmolz seine Lippen daraufhin gleich wieder mit seiner Geliebten, die den Kuss ungeduldig erwiderte. Da das Mädchen hungrig war, wurde der Kuss schnell leidenschaftlicher. Immer wieder löste er sich in kleinen Abständen von ihr um ihr gleich darauf einen ebenso zärtlichen Kuss aufzuhauchen. Und auch Sakura stimmte in das Liebesintermezzo ein. Mittlerweile war sie so erregt, dass ihre Wangen feuerrot glühten und ihr Herz gar nicht mehr aufhören wollte schneller zu schlagen. Es kam Kakashi wie eine Ewigkeit vor, als er sich von ihr löste und einen Moment inne halten wollte. Er keuchte, auch sein Herz schlug schneller als er es für möglich gehalten hatte und war erstaunt darüber. Anfangs wollte er nur etwas mit ihr spielen, doch nun musste er sich ordentlich am Riemen reißen um seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Denn sonst würde er noch garantiert Sachen mit ihr anstellen, die er vor ein paar Minuten noch nicht vorhatte. Allerdings hatte er da das rosahaarige Mädchen vergessen, die nicht so aussah als wäre sie noch Herrin ihrer Sinne. Wie in Vampir hatte sie den Mund leicht geöffnet um ihn gierig zu empfangen. Schon im nächsten Moment schlang sie ihre Beine um seine Hüften und wollte ihn so an sich ketten. Es war jedoch Kakashis Glück, dass sie dabei ein paar Flaschen neben sich umwarf und diese laut zu Boden fielen und die erotische Atmosphäre zwischen ihnen damit hinüber war. Auch Sakura fiel wieder ein weshalb sie eigentlich zu ihr nach Hause gegangen waren. Kakashi trat einen Schritt zurück, sodass sie von der Küchenablage herunterrutschen und die Taschen fertig packen konnte. Damit verließen sie wieder die Haustür hinter sich schlossen und machten sich auf den Weg zu Kakashis Wohnung. Es war schon ziemlich spät geworden und Kakashi fragte sich warum sie das ganze Zeug zu ihm nach Hause schleppten. Immerhin war sein Kühlschrank randvoll und Feiertage standen auch keine an. „Willst du mir nicht endlich verraten, wozu das ganze Essen ist? Bereiten wir uns auf eine Zombieapokalypse vor?“, fragte er sie immer und immer wieder bekam aber nichts aus ihr heraus. Sie antwortete dann nur: „Es ist nie verkehrt etwas mehr im Haus zu haben.“ und grinste dabei in sich hinein. Als Kakashi die Tür seiner Wohnung aufschloss und das Licht im Flur anmachen wollte, schien es die Sicherung heraus gehauen zu haben. Er tastete sich vor zum Wohnzimmer und als er das Licht dort anmachte, gab es einen Lauten knall. Plötzlich standen vor ihm zwanzig Leute, die laut „Überraschung!“ riefen, ihn mit Konfetti bewarfen und einen „Willkommen zurück, Kakashi!“-Banner in den Händen hielten. Kakashi war mehr als verdutzt und stand in den ersten Sekunden nur reglos mit großen Augen da ohne sich rühren zu können. Alles grinsten ihm fröhlich entgegen bis sich Kasumi unter den anderen hervor mogelte, den Silberhaarigen an der Hand nahm und in die Mitte des Wohnzimmers führte. „Oje, da haben wir dich wohl ganz schön überrumpelt, was Kakashi!“, veräppelte sie kichernd den Älteren und klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. „Nur keine falsche Scheu, Sensei.“, meinte auch Ino und bat ihn sich an den langen Tisch in der Mitte zu setzen, an dem drei Teppanyaki-Grills und mehrere Teller aufgedeckt waren. „Was ist das denn? Ich hab doch nicht Geburtstag.“, fragte er konsterniert. Er stand immer noch neben sich. „Na eine „Willkommen-zurück“-Party.“, was denn sonst?“, sagte Yamato, der so eine Antwort von seinem ehemaligen Anbu-Kollegen schon erwartet hatte. Während der Jonin die Situation immer noch nicht realisiert hatte, legten die jungen Damen Sakura, Ino und Hinata schon mal etwas Fleisch und Gemüse auf den Grill und reichten ein paar Beilagen herum. Ein Blick in die Runde genügte um alle bekannten Ninja-Gesichter auszumachen. Neben seinen gleich alten Kollegen Yamato, Iruka, Kasumi und Hitomi war auch Kurenai gekommen. Und von den jüngeren waren die meisten aus den anderen Teams dabei: Shikamaru, Neiji, Choji und Temari. Noch waren so viele Leute bei ihm zu Hause gewesen. Auch, wenn er immer der Meinung war, dass seine Wohnung eigentlich recht groß war, kam sie ihm jetzt ziemlich winzig vor. Es dauerte eine Weile bis er wieder in die Realität zurückgekehrt war. Das Fleisch brutzelte schon auf dem Teppanyaki und verbreitete einen wohlriechenden Duft im Wohnzimmer, der jedem das Wasser im Munde kommen ließ. Kakashi selbst saß am Tisch in der Mitte und sah dem Tischende rechts zum anderen Ende nach links. Das Gerede und Gelächter erfüllte neben dem Brutzeln des Grills den Raum, sodass sich mittlerweile ein gehöriger Geräuschpegel erhoben hatte. Doch als Kurenai als eine der Ältesten das Glas erhob und mit einer Gabel dagegen klirrte, verstummten alle und wandten ihre Aufmerksamkeit auf ihn. Alle lächelten, hatten nun die Gespräche eingestellt und ihr Glas auf ihn erhoben. „Auf dich, Kakashi! Schön, dass wir dich wieder haben!“, sprach nun Iruka den Tost aus, worauf auch laute Zustimmung von den anderen kam. Der Silberhaarige war absolut überwältigt. Sein ganzes bisheriges Leben hatte er gedacht, dass er immer alleine gewesen wäre. Ein schwarzes Schaf, dessen Eltern schon vor ihm unangenehm aufgefallen war und dessen Fluch er nun auf sich trug. Ein Außenseiter, der es nur durch sein Talent zu etwas geschafft hatte und trotzdem immer das einsame Wunderkind und Genie geblieben war. Erst durch Team 7 hatte er das Gefühl bekommen, dass er etwas weitergeben wollte und Sakura die erste Person, die ihn als Person brauchte. Nun fiel es ihm aber wie Schuppen von den Augen, dass er immer so viele Menschen um ihn herum gehabt hatte. Ihm war es nie in den Sinn gekommen, dass diese flüchtigen Bekannten, die er hauptsächlich durch seine Ninjatätigkeit kennengelernt hatte im Lauf der Jahre zu engen Vertrauten und sogar zu echten Freunden geworden waren. Freunde, denen er jeden Tag begegnete, mit denen er hier und da ein Pläuschchen hielt und auch, wenn es nie weltbewegende Gespräche waren, so waren sie schon sein vielen Jahren bei ihm. Wieso hatte er nie gemerkt, dass diese ganzen Menschen, die nun mit ihm an einem Tisch saßen, langsam zu einer Art Familie geworden waren? „Oh Mann, ihr macht mich echt fertig, Leute.“, meinte er mit einem Kloß im Hals und trug dabei sein übliches verlegenes Lächeln auf, dabei war ihm allerdings zum Heulen zumute. Er fühlte sich überglücklich und schämte sich gleichzeitig in Grund und Boden dafür, dass er die Menschen, die ihm am nächsten standen so verkannt hatte. Dabei gelang es ihm nur mit Mühe die in ihm aufkommenden Tränen zu unterdrücken. „Das sagt gerade der Richtige.“, konterte Hitomi schlagfertig und gab dem Silberhaarigen eine Kopfnuss, da sie nicht weit von ihm saß, „Es war der Schock meines Lebens als ich erfahren habe, wie schwer du im Kampf verletzt wurdest!“ „Da hat sie Recht.“, bestätigten das auch die jüngeren Ninja-Nachkömmlinge, „Wir waren krank vor Sorge, Sensei. Du lagst so lange im Koma, dass eigentlich keine Hoffnung mehr bestand, dass du je wieder aufwachen würdest.“ „Nur Sakura hat dich nie aufgegeben. Sie war es übrigens auch die diesen Abend für dich organisiert hat. Es war schwierig einen Termin zu finden, der für alle passt, aber wir haben es geschafft.“, sagte Shikamaru und sah zu der rosshaarigen Kirschblüte hinüber. Dabei tat er sein Bestes damit sein Blick nicht zu verstohlen zu sein schien, denn er war wahrscheinlich der Einzige neben Kasumi, der von den beiden Bescheid wusste. „Sie will es nicht zugeben, aber sie war sogar jeden Tag am Schrein und hat für dich gebetet.“, grinste nun auch Temari, wodurch Sakuras Kopf nun aber hochrot vor Verlegenheit war. „Ja, wenn man es nicht besser wüsste, könnte man glatt meinen, dass die kleine Sakura etwas für ihren Sensei übrig hat“, schäkerte auch Ino herum, doch nun wurde es Sakura definitiv zu bunt. Rot wie eine Tomate empörte sie sich über die ganzen Witze über sie: „Jetzt hört endlich auf damit! Sensei, hat sich so lange um mich gekümmert, da war es doch logisch und selbstverständlich, dass ich mir genauso viel Sorgen um ihn gemacht habe!“ „Oh, du bist ja ganz rot geworden, ob das wohl etwas zu bedeuten hat?“, grinste Ino. Sakura konnte man einfach zu gut ärgern. „INO!“, schrie Sakura und warf sich nun auf die Blonde und hielt ihr den Bund zu, da diese wirklich nicht mehr aufhören konnte Blödsinn zu reden. Doch statt besorgt zu sein, dass jemand wirklich etwas mitbekommen haben könnte, lachte er genauso ungezügelt wie die anderen. Alle feierten eine ausgelassene Party und aßen und tranken. Choji war am Ende so betrunken, dass er sich nicht davon abbringen lassen wollte, Karaoke zu singen. Kakashi konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal, ja ob er jemals, so einen ausgelassenen Abend gehabt hatte. Sicher war es auch das erste Mal, dass er so viel gelacht hatte, dass ihm der Bauch davon wehtat. Dieser Spaß und diese Heiterkeit gingen bis spät in die Nacht als sich endlich die letzten betrunkenen verabschiedeten. Da Sakura noch mit aufräumen helfen wollte, stand sie zusammen mit dem Silberhaarigen in der Tür und winkte den Letzten, Choji, Ino und Shikamaru, hinterher und dankten ihnen fürs Kommen. Anstatt sich jedoch ans Aufräumen zu machen, sackten die beiden erst einmal fix und fertig auf der Couch zusammen und stießen einen angestrengten Seufzer aus. Wieso waren schöne Abende eigentlich immer so ermüdend? Glücklicherweise war morgen Sonntag, so konnten sie sich zumindest von der Party erholen. Beide saßen auf der Couch und starrten die Decke an. Das mit dem Aufräumen würde heute wahrscheinlich nichts mehr werden. „Danke für heute.“, meinte der Silberhaarige nach einer Weile der Stille und drehte seinen Kopf zu ihr, „Es war ein schöner Abend.“ Auch das Mädchen wandte ihren Blick um und antwortete mit einem Lächeln: „Schön, dass es dir gefallen hat. Ich glaube, es tut dir gut wieder unter Leute zu kommen.“ Der Silberhaarige sah seine Geliebte müde und verträumt an und führte seine Hand streichelnd über ihre Wange. Sie wirkte fast wie eine große Bärentatze in ihrem kleinen Gesicht. „Ja, die Gesellschaft hat gut getan.“, antwortete er, „Jetzt bin ich aber froh wieder mit dir alleine zu sein.“ Dabei zog er sie näher an seine Brust und küsste sie zärtlich. Auch die Kirschblüte war sichtlich in Stimmung, schmiegte sich an seinen starken Körper und fuhr mit ihrer Hand ungestüm und seine strubbeligen Haare, während sie den Kuss leidenschaftlich erwiderte und dieses Mal sogar von sich aus mit ihrer Zunge um Einlass bat. So leicht wollte Kakashi aber die Führung nicht hergeben und behielt im Zungenspiel die Oberhand. Es war unglaublich wie schnell das junge Mädchen dazu lernte. Obwohl sie keinerlei Erfahrungen hatte und anfangs eher passiv und empfangend war, war sie jetzt aktiv und fordernd und gab sich ihrer Liebe und ihren Gefühlen vollkommen hin ohne sich zurückzuhalten. Im Gegenteil, denn wie immer wurde sie auch bei diesem Kuss ihrer Sinne beraubt. Ihre Scham war komplett ausgeschalten und ließ während des Kusses nicht mehr von Kakashi ab. Der Ältere konnte dabei nicht verstecken, dass sein Verlangen nach dem Mädchen anstieg. Sein Glied war mittlerweile schon hart geworden und pochte an Sakuras Jeans. Auch in ihr stieg die Lust und sie schlang ein Bein um Kakashis Hüfte um sein Glied noch mehr zu spüren und es noch fester an sich zu pressen. Das machte den Älteren so scharf, dass er nun seine Hand unter ihren Pullover führte und über ihren Bauch hoch zu ihren Brüsten glitt. Es war das erste Mal, dass er ihre Haut und ihren Oberkörper spürte. Ihre Haut fühlte sich weich und zart an, genauso wie er es sich vorgestellt hatte. Doch als sich sein Verstand wieder einschaltete und er merkte wie weit sie eigentlich schon gekommen waren, ließ er von ihr ab und verschwand auf der Toilette. Schnell schwang er sich am Waschbecken kaltes Wasser ins Gesicht um wieder zu Vernunft zu kommen. Noch eine Minute länger und er wäre wahrscheinlich komplett über sie hergefallen. Sie war so verlangend und fordernd, dass er kaum von ihr ablassen konnte. Auch als er die Augen wieder geöffnet und von ihr heruntergerutscht war, hatte sie ihn so verdammt verführerisch angesehen. Er hoffte, dass sie ihm nicht böse sein würde, dass er ihr Liebesspiel abgebrochen hatte. Als er jedoch wieder zurückkam, sah er, dass ganz das Gegenteil der Fall war. Das Mädchen war so müde gewesen, dass sie direkt nach dem Kuss noch ganz benommen und auf der Couch eingeschlafen war. Das erschöpfte Gesicht der Schlafenden brachte Kakashi ein Schmunzeln auf die Lippen und er schaltete das Licht im Wohnzimmer aus und deckte sie zu. Während er sich seine Geliebte er noch eine Weile ansah, trübten sich seine Gedanken. Auch, wenn er sie noch so sehr liebte und sie ihn, so war sie mit ihren siebzehn Jahren immer noch minderjährig. Es war eine Tatsache, die er nicht ändern konnte. Wenn die Sache herauskäme, würde er sich strafbar machen und Sakura sicherlich in Verruf geraten. Das wollte er unter gar keinen Umständen. Nach all dem was sie für ihn getan hatte, konnte er ihr Leben nicht einfach so ruinieren. Auch, die anderen wussten nichts von ihnen und er hatte auch keine Ahnung, wie sie zu einer Beziehung zwischen ihnen stehen würden. Doch er wollte das Vertrauen seiner Freunde nicht ausnutzen. Er wollte noch ein Jahr warten bis das Mädchen zumindest volljährig war. Erst dann könnte er ihr geben, was sie jetzt schon so sehnsüchtig von ihm wollte. Bis dahin musste sie sich aber noch gedulden. Und er auch. Fest entschlossen ihre Unschuld bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag nicht anzurühren, ging er in sein Schlafzimmer und ließ die Rosahaarige alleine auf der Couch schlafen. Kapitel 36: Risen from the Dead ------------------------------- Als Sakura am nächsten Morgen auf der Couch aufwachte und zu Kakashi ins Schlafzimmer huschen wollte, war dieser schon verschwunden. Verdutzt stand sie vor einem leeren Zimmer, in dem die Vorhänge aufgezogen und Bett gemacht war. Faltenfrei. Als hätte er nie darin geschlafen. Dabei war es doch Sonntag. Wo konnte er nur hingegangen sein? Durch die durchsichtigen Vorhänge hindurch blitzten einzelne Sonnenstrahlen und einzelne Windströme bewegten ihn hin und her. Das Wetter schien herrlich zu sein. Vielleicht war er laufen gegangen? Doch statt noch länger untätig herum zu stehen, wollte das Mädchen sich frisch machen, ging ins Bad und warf sich einen Schwung kaltes Wasser ins Gesicht. Dann bürstete sie ihre kurzen rosa Haare etwas durch und fing an Frühstück vorzubereiten. Als allerdings schon eine Stunde vergangen war und Sakuras Essen auf dem Teller eigentlich schon kalt geworden war, beschloß sie es ohne den Silberhaarigen zu essen. Sie wartete eine weitere Stunde, ohne, dass Kakashi zurück gekommen war. Er hatte komischerweise auch keine Nachricht hinterlassen. Irgendwie kam sie sich unerwünscht vor. Aber sie wusste nicht was los war. Sie hatten gestern doch einen schönen Abend gehabt. Wieso verschwand er dann am nächsten Morgen ohne ein Wort zu sagen? Sie kam sich wie nach einem One-Night-Stand vor, obwohl gar nichts zwischen ihnen passiert war. Traurig packte Sakura deshalb ihre Teller zusammen und schloss unerkannt hinter sich die Tür. Auch sie hatte keinen Zettel geschrieben. Kakashis Frühstück hatte sie auf dem Teller stehen lassen. Es war nun schon Mai und Kakashi hatte sich einen ganzen Monat nicht bei ihr gemeldet. Hatte sie weder im Krankenhaus besucht, noch auf ihre Anrufe reagiert. Er war weder auf dem Trainingsgelände, noch in der Ninja Akademie oder bei der Hokage zu finden. Auch bei Kasumi im Laden hatte sie es schon probiert. Es war als wäre er komplett von der Erdoberfläche verschwunden. Zufällig lief sie einmal Shikamaru über den Weg und fragte ihn nach Kakashis Verbleib. Er habe gehört, dass der Silberhaarige eine längere Mission angenommen hätte, sollte mittlerweile aber wieder in der Stadt sein. Das kam dem Mädchen merkwürdig vor. Genau wie damals nach dem Kuss. Doch was ihr dieses Mal Kopfschmerzen bereitete, war, dass sie absolut keine Ahnung hatte, warum er sie meiden wollte. Nach allem was sie durchgemacht hatten, kannte sie Kakashi und wusste, dass es eine Vermeidungsstrategie war. Aber wieso? Hatte sie irgendwas falsch gemacht? Jeden Tag und jede Nacht quälte es sie nicht zu wissen was los war. Mann, wieso konnte er nicht einfach mit ihr reden, wie normale Menschen auch, die ein Problem mit einem anderen haben auch?! Währenddessen entledigte der Silberhaarige in der Umkleidekabine des Trainingsgeländes sein pitschnass verschwitztes Tshirt, stieß einen lauten erschöpften Seufzer aus: „Boa, bin ich geschafft!“ und ließ sich auf die Umkleidebank fallen. „Ach so anstrengend war es heute doch gar nicht, Kakashi!“, meinte sein Trainingspartner Ebisu, der sich ebenfalls auf der Bank die Schuhe auszog. Keine Sekunde später stank es in dem kleinen Raum, wie in einem Pumakäfig. Allerdings musste Kakashi eingestehen, dass der gleichaltrige Ebisu recht hatte. Es gab sicher Tage, da war das Training härter gewesen ohne dass er danach so geschafft war. „Vielleicht kommst du etwas in die Jahre, mein Guter!“, stichelte Ebisu und grinste den Silberhaarigen an. „Das hättest du wohl gern! Soweit bin ich noch lange nicht, dass ich mir über den Ruhestand Gedanken machen sollte!“, konterte er geschickt zurück. „Oder du bist auf Sexentzug. Wie ich gehört hab, hattest du schon lange keine mehr am Start. An deiner Stelle würde ich aber nichts anbrennen lassen, sonst bringst du es bald nicht mehr!“, doch kaum hatte Ebisu sich diesen Kommentar erlaubt, hatte Kakashi ihm sein nasses Tshirt ins Gesicht geklatscht und war wortlos in den nächsten Raum unter der eiskalten Dusche verschwunden. Er musste sich erst einmal abreagieren. Ebisu hatte einen empfindlichen Punkt bei ihm getroffen. Verdammt, natürlich war er auf Sexentzug! Und die Beherrschung und Disziplin, die er aufwenden musste um das Mädchen, das er heiß fand, nicht bei der nächsten Gelegenheit flachzulegen, raubte ihm all seine Energie am Tag und seinen Schlaf in der Nacht. Wieso zum Teufel konnte Sakura nicht ein Jahr älter sein? Nur ein Jahr! Dann könnte er seinem Verlangen rechtlich gesehen zumindest problemlos nachgehen. Aber sei es drum. Er konnte die Tatsachen nicht ändern und hatte sich geschworen noch ein Jahr zu warten. Und weil er auch nur ein Mann war, empfand er es als das Beste sie so oft wie möglich zu meiden und hatte dabei gehofft, dass die Zeit vielleicht schneller vergehen würde. Doch Fehlanzeige. Der Monat allein hatte sich schon angefühlt wie ein Jahr. Seit einem Monat schon hatte er die Rosahaarige weder gesehen noch angefasst. Sein ganzer Körper verzehrte sich regelrecht nach ihr, das spürte er. Was wäre aber, wenn er sie jetzt wiedersehen würde. Ob dann wohl das Tier in ihm durchgehen würde? Dabei versuchte er so oft es ging sich von seiner Gentleman-Seite zu zeigen. Frisch geduscht aber immer noch unbefriedigt, verließ er die Umkleide und trat aus dem stinkenden Pumakäfig hinaus an die frische Luft. Nach seinem morgendlichen zwei Stunden Training war es jetzt sieben Uhr und Konoha erwachte erst langsam aus seinem Schlaf. Die Geschäfte öffneten erst um neun Uhr, weshalb es auf den Straßen immer noch sehr ruhig und gemächlich zuging. Die Ruhe wurde allerdings durch jemanden unterbrochen, der von hinten immerzu seinen Namen schrie und ihn, als er sich umgedreht hatte, fast über den Haufen gerannt hatte. Es war Yamato, der ihn nun wild am Arm hinter sich herzog und erklärte, dass er sofort mitkommen müsse. „Aber was ist denn passiert? Was soll ich denn schon so früh im Hokagegebäude?“, fragte der Silberhaarige panisch, es hörte sich nämlich wie ein Notfall an. War das Dorf etwa überfallen worden? „Du wirst es mir nicht glauben, Kakashi-Senpai! Du musst es mit deinen eigenen Augen sehen!“, betonte der Jüngere und hechtete weiter wie ein Sturm die Straße entlang. Doch Kakashi verstand nur Bahnhof, als Yamato abermals ansetzte: „Es ist wie ein Wunder! Als wäre sie von den Toten wieder auferstanden!“ Die beiden kamen atemlos endlich im Regierungsgebäude an und stürmten direkt in das Zimmer der Hokage ohne überhaupt anzuklopfen wie es die Etiquette verlangte. Dort beugte sich der ehemalige Anbu, der sich nach diesem Lauf wohl doch eingestehen musste, etwas in die Jahre gekommen zu sein, erst einmal mit Seitenstechen auf seine Knie und rang nach Luft. Entweder es war das Alter oder immer noch sein mangelndes Training nach dem langen Koma. Nachdem sein Gehirn wieder mit Sauerstoff versorgt war, entschied er sich allerdings für das letztere. Als Kakashi sich aber wieder erholt hatte, stockte ihm der Atem. Selbst jetzt sah er, das wovon Yamato gesprochen hatte, und wollte es nicht glauben. Hielt es für eine Halluzination. Vor ihm stand eine Person, die eigentlich schon seit langer Zeit tot war. Eine Frau mit kurzen, rotbraunen Haaren und violetten, rechteckigen Streifen im Gesicht. Sie waren auch schon damals ihr Markenzeichen gewesen. „Das ist unmöglich.“, wisperte der Silberhaarige ungläubig. „Lange nicht gesehen. Na, erkennst du mich, Kakashi-kun?“ Es war acht Uhr dreißig als Sakura das Haus verließ um ins Krankenhaus zu gehen. Betrübt ließ sie die Tür hinter sich zufallen und hielt einen Moment inne. Kakashi hatte sich immer noch nicht bei ihr gemeldet. Dabei hatte sie aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass er erst kürzlich von einer Mission zurückgekehrt war und sich nun in der Stadt aufhielt. Trotzdem hatte er sie noch nicht aufgesucht. Hatte er denn gar keine Sehnsucht nach ihr? War sie ihm plötzlich egal geworden? Aber warum nur? Seit wieder diese Funkstille zwischen ihnen herrschte, war sie antriebs- und motivationslos geworden. Obwohl es ein wunderschöner Morgen war, konnte sie kein Lächeln auf die Lippen bringen. Sogar die anderen Schwestern und Patienten hatten ihre Stimmungsschwankung mitbekommen und sie darauf angesprochen. Das Mädchen seufzte laut auf und brachte sich dann in Bewegung. Es half ja doch nichts darüber nachzugrübeln. Sie musste sich einfach eingestehen, dass sie weder einen Hinweis hatte, was los sein könnte, noch dass sie Kakashis Gedanken lesen konnte. Kaum hatte sie einen Schritt nach vorne gemacht, wurde sie von Hinten umgerannt. Eine Person hatte sie schnell wieder auf die Beine gezogen und zerrte sie nun hinter sich her. An dem blonden Pferdeschwanz erkannte sie, dass es Ino war, die sie so überrumpelt hatte. „Ino, was soll denn das? Wohin rennst du?“, schrie Sakura und versuchte sich aus Inos Griff zu befreien, doch es war zwecklos. „Wir müssen sofort zur Hokage! Sie ist wieder aufgetaucht!“ „Hä, wen meinst du? Wer ist wieder aufgetaucht?“ „Rin! Rin Nohara! Das zweite Mitglied im Team Yondaime und Kakashis ehemalige Kameradin!“ „Rin? Bist du es wirklich?“, wisperte Kakashi immer noch. Die junge Frau kam lächelnd auf ihn zu und antwortete: „Ja, ich bin es, Kakashi-kun.“ „Aber wie kann das sein? Du bist doch gestorben? Damals als du in meine Attacke reingelaufen bist?“, stotterte der Silberhaarige und wich zurück bis er schließlich die Wand im Rücken hatte. „Diesen Anschein hatte ich vor zu erwecken. Tatsächlich war ich aber all die Jahre am Leben.“, erklärte sie mit ruhiger Stimme und ging immer weiter auf den ängstlichen jungen Mann zu. „Nein, das kann nicht sein. Ich hab mit eigenen Augen gesehen, wie du…“ „Dann spüre jetzt…“, sagte sie, nahm seine Hand und führte sie an ihre Wange, während sie ihn mit Tränen in den Augen anlächelte, „…dass ich lebe.“ Sakura hatte keine Ahnung wovon Ino sprach. Rin Nohara war schon lange tot. Sie konnte doch nicht so einfach wieder von den Toten auferstanden sein. Doch auch auf mehrere Nachfragen hin, antwortete die Gleichaltrige, dass sie selbst nicht viel wüsste. „Ich weiß auch nicht mehr als du. Sie ist gerade eben erst bei der Hokage eingetroffen. Da wollte ich jetzt hin, um mehr zu erfahren.“, erklärte Ino. Nachdem sich Sakura nun von der anfänglichen Überraschung erholt hatte, legte sie einen Zahn zu und rannte nun gleichauf mit ihrer besten Freundin. Bis zum Regierungsgebäude war es nicht mehr weit. Und wenn tatsächlich die Totgeglaubte dort sein sollte, würde sie ganz sicher auch Kakashi dort treffen. Und genauso war es auch. Als beide zur Tür herein platzten (ebenfalls ohne anzuklopfen), sah sie den Silberhaarigen bei bester Gesundheit mitten im Raum stehen. Doch statt sich über das Wiedersehen zu freuen, überkam sie plötzlich ein Tobsuchtsanfall und mit einem großen Satz rannte sie auf Kakashi zu und kickte ihn mit einem rechten, fliegenden Knie gegen das Bücherregal. Dann packte sie seinen Kragen und schrie ihn laut an: „Du! Du! Seit Wochen hast du dich nicht bei mir blicken lassen, nach allem was ich für dich getan habe! Schämst du dich eigentlich nicht?“ Oje, da hab ich mir ja was eingebrockt, dachte Kakashi, der die Attacke nicht kommen sehen hatte. Allerdings war Sakuras Reaktion nur allzu verständlich. Bevor Kakashi sich aber erklären konnte, unterbrach Rin die beiden Streithähne. „Oh, Kakashi-kun, das ist aber ein stürmisches Mädchen? Wer ist sie? Willst du uns nicht bekannt machen?“, trat die junge Frau amüsiert an die beiden heran und nun fiel Sakuras Fokus endlich auf sie. Das war sie. Rin Nohara. Sakura hatte sie einmal auf einem Foto in Kakashi Wohnung gesehen. Kakashi war eher schlicht, beinahe schon fast karg eingerichtet. In seiner ganzen Wohnung gab es wenig dekorative oder sentimentale Elemente. Er hatte nirgendwo Bilder an den Wänden hängen, bis auf zwei Fotos, die eingerahmt über seinem Bett standen. Das eine war ein Foto von Team 7 und das andere ein Foto von Team Yondaime aus seiner Kindheit. Sie war das Mädchen auf dem Foto. Natürlich war sie nun eine erwachsene, gut aussehende Frau, doch die Gesichtszüge, die kurzen rotbraunen Haare und die violetten Streifen im Gesicht waren gleich geblieben. Erst jetzt fiel Sakura auf, wie unhöflich sie eigentlich war: „Entschuldigung, es war nicht meine Absicht Sie zu übergehen.“, meinte sie und verbeugte sich zur Begrüßung. Auch der Silberhaarige befreite sich aus dem Regal und klopfte den Staub von seinen Schultern, bemerkte aber erst jetzt in welch verzwickten Situation er sich befand. Es half jedoch alles nichts unter er musste die beiden einander vorstellen. „Das…äh…sie ist meine ehemalige Schülerin…Sakura Haruno. Sakura, das ist Rin.“, bei dieser Erklärung durchfuhr die Rosahaarige ein kalter Schauer. Kakashis Stimme durchbohrte sie und es fühlte sich an als hätte er ein Messer in ihre Herz gestoßen. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen und verbeugte sich abermals begrüßend, während seine Worte „meine Schülerin“ wie eine kaputte CD immer wieder in ihren Ohren klangen und sie in ein tiefes, emotionales Loch fiel. Seine Schülerin. Seine Schülerin. Ja, irgendwie war sie immer noch seine Schülerin. Nur dumpf hörte sie wie auch Rin sie mit einem „Freut mich dich kennenzulernen, Sakura-chan.“ Wieder ein Stich in ihr Herz. Auch Kakashi nannte sie liebevoll „Sakura-chan“, bei ihm fand sie es süß. Gegenüber dieser Frau wurde ihr jetzt aber bewusst, dass sie nur eine 17-jährige Jugendliche war. Während sie nun wie versteinert neben dem Jonin stand und kein Wort mehr heraus bringen konnte, erzählte Kakashi munter aus seiner Vergangenheit und dem ersten Team, das es geschafft hatte, ihm die Glöckchen zu entwenden. Merkte er denn gar nicht wie sehr er sie verletzt hatte, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen? „Tut mir Leid, wenn ich euer Wiedersehen unterbrechen muss, doch ich habe Rin nicht umsonst hergerufen.“, durchbrach nun die Stimme der Hokage, die sich schon die ganze Zeit an ihrem Schreibtisch gesessen hatte, das Gespräch, „Eigentlich wollte ich, dass das unter strikter Geheimhaltung bleibt, doch da nun so viele von euch davon erfahren haben, schätze ich, dass ich vor allem Kakashi eine Antwort schuldig bin.“ „Bitte lassen Sie mich erklären, Tsunade-sama.“, bot sich die Braunhaarige an und stellte sich nun an die Seite der Hokage, während alle schwiegen und auf Rins Geschichte warteten. „Kakashi-kun, erst einmal muss ich mich bei dir entschuldigen. All die Jahre musstest du in dem Glauben leben, dass du mich als Teamkameradin verloren hattest. Noch dazu gleichzeitig mit Obito zusammen. Doch kurz vor unserer Mission, in der wir die Kannabi-Brücke zerstören sollten, wurde ich zu dem Sandaime Hokage bestellt. Er sah in mir großes Potential und wollte mich zu einer geheimen Nachwuchs-Spionin Konohas machen. Eine große Ehre, da es nur eine Handvoll dieser Ninja gibt, die direkt dem Hokage unterstellt sind. Außer mir gibt es noch vier andere. An der ganzen Geschichte gibt es allerdings einen Hacken. Keiner kennt unsere Identität, wir leben komplett im Untergrund. Ähnlich den Anbu sind wir Wesen der Nacht. Deshalb musste ich alles vor dir und Obito geheim halten.“ „Ich habe zwar noch nie von dieser Sondereinheit gehört, aber ich natürlich verstehe ich deine geheime Vorgehensweise. Nur eines verstehe ich nicht: Ich habe dich mit meiner Attacke getötet, du bist doch vor meinen Augen zu Boden gegangen. Wie kommt es, dass du immer noch am lebst?“, fragte Kakashi, dem es bei dieser ganzen Geschichte kalt den Rücken herunter lief. „Nicht ganz. Du bist ohnmächtig geworden und in dem Moment kam Minato-Sensei, der als nächster Hokage in die Sache eingeweiht war, rettete mich und entfernte das Sanbi aus meinem Körper. Mein vorgetäuschter Tod war notwendig, damit meine frühere Identität, Rin Nohara, verschwinden und ich als Spionin wiedergeborene werden konnte. Ich habe jetzt mehrere Namen und mehrere Identitäten. Das Mädchen, das du damals gekannt hast, ist also wirklich gestorben.“, erklärte die Braunhaarige weiter. „Ich verstehe“, meinte Kakashi. In seinem Kopf spielten sich tausend Gedankenfetzen aus seiner Vergangenheit ab, die sich um diesen einen Tag, ihren Tod drehten. Sie hatte Recht. Er hatte sie nie wirklich sterben sehen. Den Körper, den er vorgefunden hatte, nachdem er wieder zu Bewusstsein kam, war also ein lebloser Schattendoppelgänger gewesen, „Deshalb stand dein Name auch nie auf dem Grabstein, zusammen mit den anderen Shinobis.“ „Seitdem wurde ich weiter ausgebildet, arbeite nun als Mitglied der besagten Spezialeinheit und unterstehe Tsunade-sama persönlich. Normalerweise halte ich mich fern von Konohagakure. Heute hatte Tsunade-sama mich aber aufgrund besonderer Umstände herbefohlen. Dass mich jemand in der Früh auf den Weg in das Gebäude erkannte, ist einerseits meiner Nachlässigkeit zu verschulden, andererseits war es wohl kaum zu vermeiden, dass mich jemand wiedererkennen würde.“, doch kaum hatte die junge Frau diesen Satz zu Ende gesprochen, spürte sie einen leichten Klatsch auf ihrer Wange. Auch Sakura, Ino und Yamato zuckten kurz erschrocken zusammen Kakashi hatte sich mit seinen Emotionen nicht zurückhalten können und schrie sie an: „Willst du damit sagen, dass ich von allem nur durch Zufall erfahren habe? All die Jahre habe ich geglaubt du seist tot! Weißt du eigentlich wie ich mich damals gefühlt habe?! Wie mich mein schlechtes Gewissen aufgefressen hat, dass ich Obitos Versprechen nicht halten konnte?!“ Angewidert wandte er sich von den anderen ab. Er konnte das alles nicht glauben. Es fühlte sich an als wäre es eine Intrige gegen ihn gewesen. Spezialeinheit unter strengster Geheimhaltung hin oder her, man konnte nicht einfach den Tod eines Menschen vorgaukeln und die ganze Welt von diesem Glauben überzeugen. Der Zweck heiligt nicht alle Mittel und das war abscheulich! Hatte dabei eigentlich überhaupt jemand an die Hintergeblieben gedacht? Hatte jemand daran gedacht, wie er sich fühlte?! „Es tut mir Leid, Kakashi-kun. Ich wusste nicht, dass es für dich so schlimm sein würde.“, flüsterte Rin mit schlechten Gewissen und wollte ihm die Hand auf die Schulter legen, wobei er sich aber wieder nur abrupt wegdrehte. „Tze, was hast du denn gedacht? Dass ich schon „irgendwie drüber hinweg komme“?“, hisste der Silberhaarige. Er war kurz davor diese ganze Gesellschaft hinter sich zu lassen. „Ich weiß auch nicht. Aber ich dachte nicht, dass es dir so nahe gehen würde. Schließlich hatte ich nie das Gefühl für dich was besonderes zu sein…“ Nun war es die junge Frau, der Tränen in die Augen stiegen, wobei sie nicht wusste, ob es die Reue über ihr schlechtes Gewissen war oder die Traurigkeit über alte Wunden, die hier in diesem Moment wieder aufgerissen wurden. Doch nun war es Kakashi, der ein schlechtes Gewissen hatte sie zum Weinen gebracht zu haben. Schlimmer noch, er hatte sie geohrfeigt. Sein Herz wurde weich, er drehte sich wieder um und nahm sie in die Arme: „Baka, wie kannst du sowas sagen? Dabei warst du mir wichtiger als alles andere!“ Kapitel 37: Love and Jealousy ----------------------------- „Dabei warst du mir wichtiger als alles andere!“, hatte Kakashi gesagt und die gleichaltrige, junge Frau dabei fest in den Armen gehalten. Immer noch ging der Rosahaarigen diese Szene nicht aus dem Kopf. Natürlich war es nach rationalem Denken mehr als verständlich, wenn er seine totgeglaubte Kindheitsfreundin aus reiner Freude des Wiedersehens umarmte, denn würde Naruto von den Toten wieder auferstehen, wäre ihre Reaktion wahrscheinlich nicht anders gewesen. Doch zu sehen wie eine andere Frau in den Armen ihres Geliebten lag, war als würden tausend Messerstiche in ihr Herz gerammt werden. Und doch hatte sie es geschafft sich in diesem Moment zu beherrschen und sich nichts anmerken zu lassen. Bis auf ein paar Ausnahmen wusste immer noch niemand etwas von ihrem Verhältnis, nur Menschen mit einer extrem scharfsinnigen Auffassungsgabe hatten es gemerkt. Shikamaru, der schon auf der Reise nach Mizunokuni bemerkt hatte, dass es zwischen ihnen geknistert hatte und Kasumi, die die Zukunft vorhergesagt hatte lange bevor sie es wussten - beide konnten dieses Geheimnis für sich behalten. Bisher war es auch kein Problem gewesen es zu verheimlichen. Während Kakashi seinem Rehabilitationstraining nachging, arbeitete sie Vollzeit im Krankenhaus, deshalb sahen sie sich nicht auffällig häufig. Bisher hatte Sakura auch nie ein Problem damit gehabt. Doch jetzt bekam sie den Silberhaarigen kaum noch zu Gesicht. Er trainierte den ganzen Tag mit Rin und am Abend verschlug es sie meistens in irgendeinen Izakaya, wo sie gemeinsam etwas tranken und über alte Zeiten plauderten. Wenn sie Spätschicht hatte, versuchte sie zumindest ihn zur Mittagspause abzufangen, damit sie zusammen Mittagessen konnten. Keine Chance - immer war Rin bei ihm. Jetzt ging das schon seit einem Monat so und mit jedem Tag wurde sie mehr und mehr von Eifersucht aufgefressen. Noch schlimmer war, dass sie mit niemandem darüber reden konnte. Deshalb entschloss sie sich eines Tages Kasumis Friseursalon einen Besuch abzustatten. „Guten Tag, was kann ich für Sie - oh, Sakura-chan.“, begrüßte sie das Mädchen mit den rotbraunen Haaren vergnügt. „Ein Mal Spitzen schneiden bitte.“, antwortete Sakura und wurde sofort von Kasumi an einen Platz geführt. Vorahnungsvoll hatte sie einen etwas abgelegten Frisierstuhl ausgesucht, allerdings war Vormittag unter der Woche auch sonst wenig los. Auch wenn das Mädchen immer unbesorgt zu sein schien und ein leichtes Gemüt hatte, war sie äußerst weise. Sakura wusste, dass sie ihre Karriere als Kunoichi an den Nagel gehängt hatte und jetzt diesen gutbesuchten Friseursalon führte. Doch als Friseurin pflegte sie einen engen Kontakt zu vielen Kunden. Viele ihrer Stammkunden plauderten immer mit ihr über Gott und die Welt, einige kamen auch extra zu ihr um sich von ihrer fröhlichen und unbekümmerten Art von den alltäglichen Sorgen ablenken zulassen. Auf diese Weise erfuhr sie alles was die Menschen in Konoha bewegte, meistens Alltägliches und Nichtigkeiten, teilweise aber auch Privates, Geheimes und streng Vertrauliches. So fragte sich Sakura manchmal, ob Kasumi insgeheim nicht zu irgendeiner Spezialeinheit des Geheimdienstes fungierte. „Du wirkst bedrückt, Sakura-chan. Worum geht es diesmal?“, fragte Kasumi mit einem wissenden Lächeln, während sie der Jüngeren den schwarzen Umhang um den Oberkörper schwang und ihn an ihrem Hals befestigte. „Rin Nohara - kennst du sie?“, entgegnete Sakura und blickte dabei nur starr in den Spiegel. „Nicht direkt, sie ist vor ewigen Zeiten von der Bildfläche verschwunden. Das war bevor Kakashi-kun und ich uns kennenlernten. Bist du etwa eifersüchtig auf sie?“ Für einen Moment schwieg die Kirschblüte. So direkt auf ihre hässliche Seite angesprochen zu werden, war einerseits grausam andererseits aufrichtig. „Niemand gibt solche negativen Gefühle gerne zu, es ist nur menschlich Sakura-chan.“ „Weißt du, es ist unglaublich, dass du das mit Kakashi und mir vorher gesehen hast. Und obwohl ich damals noch keine Gefühle dieser Art für ihn hatte, war ich schon immer auf alle Frauen eifersüchtig, die in seiner Nähe waren. Auch auf dich. Bist du sicher, dass sich deine Prophezeiung erfüllen wird?“ „Das liegt nicht in meiner Hand, meine Liebe, ich bin keine Hellseherin. Aber ich besitze eine unverkennbare Menschenkenntnis und bei euch beiden müsste ich mich schon sehr geirrt haben. Ehrlich gesagt, wusste Sakura selbst nicht, was sie hier wollte. Was wollte sie aus Kasumis Mund hören? Dass sie füreinander bestimmt waren und auch eine Rin Nohara sie nicht auseinander bringen konnte? „Außerdem kann ich dir nur helfen, wenn du ehrlich und aufrichtig zu mir bist, kleine Sakura-chan.“ Ehrlich und aufrichtig? Stimmt, sie war doch sonst auch immer so. Wenn sie all die Eifersucht beiseite tat, welche Gefühle blieben dann in ihr übrig? Plötzlich wurde Sakura schwer ums Herz, fast so als wollte sie einfach anfangen zu weinen: „Weißt du, er war in letzter Zeit so beschäftigt, dass ich ihn seit einem Monat nicht mehr alleine gesehen habe. Ich vermisse ihn.“ „Das kann ich verstehen. Kakashi verbringt wirklich außergewöhnlich viel Zeit mit ihr, nicht wahr? An deiner Stelle wäre ich auch eifersüchtig.“ „Naja, sie haben sich ja auch eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ist ja auch irgendwie verständlich. Sie haben viel nachzuholen.“ Und plötzlich fiel es Sakura wie Schuppen von den Augen. Wieso war sie überhaupt nach all den Jahren wieder aufgetaucht? Sie selbst hatte erzählt, dass sie zu Tsunades topsecret Spezialeinheit gehörte, die nur ihr unterstanden. Sie unterstand Tsunade höchstpersönlich. Aber, wenn sie all die Jahre untergetaucht war, diverse Namen angenommen hatte um ihre eigentliche Identität zu verbergen und all den Aufwand betrieben hatte - sogar ihren eigenen Tod gefaket hatte nur um unerkannt zu bleiben - wieso war sie dann vor aller Augen wieder hier aufgetaucht? Hatte sie einen Spezialauftrag von Tsunade erhalten? Aber wieso verbrachte sie dann ihre sämtliche Zeit mit Kakashi? Sollte sie etwa mit ihm trainieren bis er wieder sein altes Niveau vor dem Koma erreicht hatte? War das ihr Auftrag? Sie wusste plötzlich nicht wieso, aber irgendetwas erschien ihr faul an der Sache. Ihr Auftauchen und ihre Erklärungen - alles passte nicht wirklich zusammen und machte keinen Sinn. Was könnte so wichtig sein, dass sie all ihre bisherigen Anstrengungen zunichte gemacht hatte? Nach einer halben Stunde war Sakuras Haarschnitt wieder auf der üblichen Länge und Kasumi begleitete sie nach draußen. Während die Kirschblüte sich bedankte, verabschiedete sich Kasumi mit einem Lächeln und setzte noch nach: „Mach dir nicht zu viele Gedanken, Sakura-chan, sonst bekommst du noch schneller graue Haare als dir lieb ist.“ bevor sich das Mädchen winkend umdrehte und verschwand. Plötzlich tauchte an Schatten an der Ecke des Friseurladen auf und meinte: „Sakura hat guten Grund eifersüchtig zu sein. Ich beobachte die beiden auch schon seit einiger Zeit und finde Rins und Kakashis Verhalten mehr als misstrauisch.“ „Wir sollten uns da nicht einmischen, Hitomi.“, antwortete Kasumi und aus dem Schatten trat die junge Frau mit den langen dunkelbraunen Haaren hervor. „Keine Sorge, ich werde mich im Hintergrund halten.“, entgegnete sie, verschwand wieder und ließ Kasumi etwas besorgt alleine zurück. Seit dem Friseurbesuch bei Kasumi vergingen einige Tage, in denen die Rosahaarige Kakashi und besonders Rin gezielter beobachtete. Anfang schienen sie sich nicht sonderlich ungewöhnlich zu verhalten. Sie trafen sich jeden Morgen zum Training und auch, wenn sie nicht den ganzen Tag über zusammen trainierten, befanden sie sich trotzdem auf dem gleichen Gelände in unmittelbarer Nähe zueinander. Sehnsuchtsvoll stand die Rosahaarige an diesem Abend im Sonnenuntergang hinter dem hohen Maschendrahtschutzzaun und beobachtete die beiden. Immer wenn Sakura sie zusammen sah, tobte in ihr ein Gefühlschaos. Sie war so schrecklich eifersüchtig und konnte absolut nichts dagegen tun. Wieso nur? Obwohl sie doch wusste, dass Kakashi sie liebte. Dabei versuchte sie immer rational und vernünftig zu denken. Versuchte ihr verkrampftes und schmerzendes Herz davon zu überzeugen, dass es vollkommen normal war, wenn sie jetzt so oft miteinander abhingen. Würde sie wahrscheinlich auch tun, wenn Naruto wieder von den Toten auferstehen würde. Wieso konnte sie ihre Selbstzweifel nicht ignorieren? Lag es daran, dass sie so viel jünger war? War sie vielleicht in ihrem Innersten doch noch ein Kind? Vielleicht konnten Erwachsene mit solchen Gefühlen besser umgehen, weil sie reifer waren, mehr Erfahrung und einen erweiterten Horizont hatten? Und dann bemerkte sie noch etwas anderes. Vielleicht war auch das Einbildung oder ein Zeichen der verzerrten Wirklichkeit, wenn sie die zwei in ihrer Eifersucht beobachtete, jedoch kam es ihr vor, als würde sich Kakashi anders in Rins Nähe verhalten. Freier. Natürlicher. Sicher war es ihrer beider Vergangenheit und des Altersunterschieds geschuldet, dass er ihr gegenüber immer etwas belehrend war. Manchmal hatte sie auch das Gefühl, dass er ihretwegen zu sehr versuchte ein perfekter, vorbildlicher Erwachsener zu sein. Da es immer schon so war, kannte sie ihn nicht anders. Erst jetzt realisierte sie den Altersunterschied zwischen ihnen, denn Rin gegenüber war er ganz anders. Sein Lachen, Gestiken, die Art wie er redete - alles war so ungezwungen. Als hätte er sich bei ihr immer zurückhalten müssen, mit Rin aber konnte er so sein, wie er wirklich war. Diese Seite an ihm hatte sie noch nie gesehen. Diesen Kakashi kannte sie nicht. Logischerweise lag es daran, dass sie gleicht waren. Sie waren als Kinder zusammen aufgewachsen, waren im gleichen Team und gute Freunde gewesen. Freunde im gleichen Alter, die Erinnerungen an eine gemeinsam erlebte Vergangenheit teilten. Freunde, die absolut gleichrangig waren und sich auf der selben Augenhöhe begegneten. Sie dagegen würden niemals auf gleicher Augenhöhe sein. Niemals. Plötzlich sah aus der Ferne, wie die beiden ihren Trainingskampf unterbrachen, zu der nahegelegenen Bank gingen und sich mit einem Handtuch das Gesicht abtrockneten. Nach einem kurzen Gespräch, indem sie sich von Kakashi zu verabschieden schien verließ die junge Frau das Gelände, während der Silberhaarige sitzen blieb. Das war ihre Chance nach langer Zeit wieder etwas Zeit mit ihm zu verbringen und so fasste sie sich ein Herz, betrat das Trainingsgelände und ging mit zögerlichen Schritten im Sonnenuntergang auf die Holzbank zu. „Hey. Otsukaresama.“, sagte sie und zwang sich zu einem leichten Lächeln. „Oh, Sakura. Ich habe gar nicht gemerkt, dass du uns zugesehen hast. Mann bin ich fertig!“, begrüßte er das Mädchen so normal wie immer. Sakura versuchte so gut es ging, die negativen brodelnden Gefühle in ihr zu überspielen und den Smalltalk weiterzuführen: „Ihr habt ja auch ganz schön hart trainiert. Darf ich mich setzen?“ Kakashi rutschte ein Stück zur Seite, sodass das Mädchen neben ihm Platz nehmen konnte und führte das Gespräch unbekümmert weiter: „Ja, das Koma hat ganz schön geschlaucht. Im Prinzip fange ich fitnessmäßig wieder bei Null an. Aber das Training mit Rin ist sehr effektiv. Ich spüre wie ich jeden Tag wieder mehr an meine alte Form heran komme, obwohl es noch ein paar Monate dauern wird bis ich wieder als Jonin eine Mission annehmen kann.“ Kakashi plauderte munter weiter. Klar, sie hatten sich ja auch schon seit Ewigkeiten nicht mehr miteinander gesprochen. Allerdings war es eher ein Monolog, als ein richtiges Gespräch, denn die junge Kirschblüte verhielt sich eher wortkarg. Und je mehr Ältere euphorisch von dem Training mit seiner Partnerin schwärmte, desto unsicherer wurde sie. Irgendwie kam es ihr vor, als wäre diese Sehnsucht absolut einseitiger Natur. Vermisste nur sie ihn? Empfand er nicht auch das Gleiche? Merkte denn gar nicht, dass sie, in diesem Moment, neben ihm, innerlich zerbrach? Komisch, sonst hatte er doch sonst auch so einen sechsten Sinn. Doch heute war es, als wäre er ein absoluter Gefühlskrüppel. Erst nachdem sie eine ganze Weile gar nichts mehr gesagt hatte, nur noch nickte und mit leisen „mhm“ bestätigte, dass sie dem Gespräch folgte, war er stutzig geworden. „Alles okay, Sakura? Du sagst ja gar nichts.“, fragte er und sah sie verdutzt an. Irgendwie verletzte sie diese Reaktion noch mehr, doch sie gab sich einen Ruck und wollte ihm direkt, offen und ehrlich ihre Gefühle beichten. „Naja, weißt du, um ehrlich zu sein, vermisse ich dich in letzter Zeit total. Ich weiß, du hast viel zu tun und ich respektiere deinen Wunsch mit Nohara-san so viel Zeit wie möglich zu verbringen, aber könntest du vielleicht auch etwas Zeit für mich frei machen?“, fragte sie mit leiser Stimme. Kakashi war etwas irritiert. Irgendwie hatte er gar nicht das Gefühl gehabt, dass sich die Rosahaarige vernachlässigt fühlen könnte. Immerhin war sie genauso beschäftigt wie er, hatte die Frühschicht im Krankenhaus und musste auch manchmal aufgrund von Krankheit anderer Kollegen deren Schichten übernehmen. Deshalb waren für ihn die letzten Wochen wie im Flug vergangen. „Tut mir Leid, dass ich dich etwas vernachlässigt habe. Ich würde dich jetzt gerne umarmen, sollten wir hier aber nicht tun.“ Sie wollte es aber. Sie wollte, dass er sie hier und jetzt in seine Arme schloss. Sie wurde fast wahnsinnig, versuchte aber ruhig zu bleiben. „Ja, schon okay. Aber könntest du, ich meine, könnten wir nicht …“ Weiter kam sie nicht, denn schon kam Rin wieder aus der Ferne heiter mit zwei kleinen Plastikflaschen angelaufen. „Kakaaaashi-kun, ich habe uns eiskalten Grünen Tee zur Erfrischung besorgt.“, rief sie voller Energie und machte verdutzt kurz vor der rosahaarigen Kirschblüte halt, „Oh, Sakura-chan. Tut mir Leid, ich wusste nicht, dass du kommst, sonst hätte ich dir auch was mitgebracht.“ „Nicht schlimm, Nohara-san. Konntest du ja nicht wissen.“, entgegnete die Jüngere schüchtern und rutschte ein wenig zur Seite, sodass Rin in der Mitte zwischen ihr und Kakashi Platz nehmen konnte. Beide öffneten die Plastikflaschen und tranken genüsslich die kalte, grünliche Flüssigkeit. Irgendwie fühlte sie sich wie das dritte Rad am Wagen. „Was machst du eigentlich genau, Sakura-chan? Soweit ich weiß bist du Tsunade-samas Schützling.“, fragte Rin interessiert, da sie sich bisher nicht viel unterhalten hatten. „Ich bin Oberschwester im Krankenhaus und bin für Station VII zuständig, helfe aber, wenn Not am Mann ist, auch in anderen Stationen aus.“, erzählte Sakura von sich. „Und Missionen übernimmst du auch von Zeit zu Zeit?“ „Ehrlich gesagt, in letzter Zeit überhaupt nicht mehr.“, gab sie kleinlaut zu. Sie war zwar Chuunin und wäre als Medic-Nin eine der kompetentesten Hilfen bei einer Rang-B oder sogar aufgrund ihrer außerordentlichen Qualifikation einer Rang-A-Mission, hatte aber seit der letzten Mission nach Mizugakure keine mehr übernommen. Dies lag einerseits daran, dass sie sich um den im Koma liegenden Kakashi kümmern wollte, andererseits empfand sie sich aber auch - und, das schon seit Narutos Tod - selbst als mental labil. Deshalb hatte sie entschieden vorläufig keine Missionen mehr anzunehmen. Trotzdem musste sie sich aber eingestehen, dass es an ihrem Ego kratzte. Es war als wäre sie nur eine zweitklassige Kunoichi. „Wirklich schade. Aber du bist ja so jung, du hast noch genug Zeit die Karriereleiter hochzuklettern. Wie alt bist du nochmal?“ „Ich bin 17.“ „Ach, zarte 17. So jung wäre ich auch gerne wieder.“, scherzte Rin fröhlich, doch jedes Mal versetzte es Sakura ein Stich ins Herz, „Da können wir alten Knacker nicht mehr mithalten, nicht wahr Kakashi-kun?“ „Naja, so hart würde ich es nicht ausdrücken, aber in gewisser Weise hast du Recht. Mit 17 hätte ich mich wesentlich schneller regeneriert und wäre schön längst wieder in Form.“, lachten die beiden herzlich miteinander. Eigentlich sollte sich Sakura geschmeichelt fühlen, doch diese ständigen Anspielungen auf ihr Alter versetzten ihr jedes Mal ein Stich ins Herz. Als würde Rin es absichtlich tun. Als würde sie Sakura absichtlich vor Augen führen, dass sie nicht mit ihr mithalten könnte, weil sie so viel jünger war. Weil sie immer noch „zarte 17“ war. Als würde sie nie dazugehören können. Das war so gemein. So gemein, dass sie es nicht mehr aushalten konnte. „Hört mal, mir ist gerade eingefallen, dass mich eine Kollegin gebeten hatte heute etwas früher zu kommen um ihre Schicht zu übernehmen. Also dann. Bis bald, Nohara-san und Kakashi-sensei.“, meinte sie mit einem aufgesetzten Lächeln. Glücklicherweise konnte sie sich umdrehen und davon laufen bevor die ersten Tränen ihre Wange herunter kullerten. „Hach, wirklich schade, dass Sakura-chan schon gehen musste. Sie scheint wirklich viel zu tun zu haben.“, meinte Rin und musste sich dabei ein hämisches Grinsen verkneifen. Doch sie war ein Profi und natürlich merkte man ihr ihre Unehrlichkeit nicht an. „Ja, das hat sie.“, erwiderte Kakashi und sah der Jüngeren noch hinterher, „Sakura ist ein herausragendes Talent, eine hervorragende Medic-Nin und im Krankenhaus unverzichtbar. Jeden Tag gibt sie ihr Bestes, das bewundere ich sehr an ihr. Obwohl sie jüngere ist, denke ich oft, dass ich mir eine Scheibe von ihr abschneiden könnte.“, schwärmte der Silberhaarige von seiner Geliebten. Auch, wenn es oft schwer war, sie in einem freien Moment zu erwischen, liebte er genau diese Aufopferungsbereitschaft an ihr. Es waren Momente wie diese, in denen er merkte, wie sehr er ihren Charakter liebte. Er liebte sie als Mensch. Auch, wenn sie jünger war. Rin sah allerdings, dass sie das Gegenteil in Kakashi bewirkt hatte und sah sich gezwungen ihren ehemaligen Teamkollegen in die Realität zurück zu holen. „Kakashi-kun, da fällt mir ein, dass ich noch über etwas mit dir reden wollte. Können wir uns heute Abend bei Ichiraku treffen?“, fragte sie ihn und war bereits neben ihm aufgestanden. „Klar gerne, worum geht’s denn?“, antwortete er etwas verwundert aber neugierig. „Sag ich dir dann. Also bis später.“, zwinkerte sie ihm zu und gab ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange, „Ich geh mich jetzt erst einmal duschen und umziehen.“ Auch sie war binnen kurzer Zeit verschwunden. Über den Wangenkuss war der Silberhaarige sogar noch verdutzter als ohnehin schon. Wieso hatte sie das denn getan? Dabei lief zwischen ihnen absolut gar nichts. Wie kam sie darauf ihm einen Wangenkuss zu geben. Noch dazu hatte er jetzt ein schlechtes Gewissen seiner geliebten Kirschblüte gegenüber. Sie hatten wirklich schon lange nicht mehr Zeit alleine verbracht. Wenn er sich beeilte, könnte er sie allerdings noch zu Hause abfangen. Er verlor keine Zeit, machte sich auf zu ihrem Wohnung und stieg von dem hohen Baum vor ihrem Haus durch das Fenster ein, so wie er es immer tat. Obwohl die Sonne schon untergegangen war, war es immer noch etwas hell draußen. Doch bald würde auch die letzte Helligkeit verschwinden. Diesen Zeitraum nutzte er aus, denn so mussten sie das Licht noch nicht anmachen und keiner würde seinen Schatten in ihrer Wohnung sehen. Geräuschlos betrat er Sakura Schlafzimmer, in dem sie sich gerade umzog, um sich für die Schicht fertig zu machen. Sakura hatte schon vorher gehört, dass er in das Fenster eingestiegen war und war deshalb nicht überrascht als plötzlich die Tür aufging. Zuvor hatte sie sich im Bad die Augen ausgeheult. Der Gedanke, dass sie Rin nicht das Wasser reichen konnte, ließ sie einfach nicht los. Jetzt allerdings hatte sie sich etwas beruhigt und dass ihr Geliebter gekommen war, beruhigte sie auf angenehme Weise. Sanft umarmte er die Rosahaarige von hinten und flüsterte leise in ihr Ohr: „Entschuldige, wir haben wirklich wenig Zeit miteinander verbracht. Bist du mir böse?“ „Nein, ich kann ja verstehen, dass du so schnell wie möglich wieder fit werden willst. Aber ich bin froh, dass du gekommen bist. Ich habe dich so vermisst.“, sagte sie, drehte sich zu ihm, legte den Kopf an seine Brust und fuhr mit einer Hand unter sein schwarzes Tshirt um zärtlich über seine darunter liegenden Bauchmuskeln zu streicheln, „Weißt du, ich habe mich immer zurück gehalten, aber es fiel mir wirklich schwer. Ich will, dass du mich umarmst und mich nie wieder loslässt. „Nichts lieber als das, meine Süße.“, meinte er, kam ihrer Aufforderung nach und schlang sie fest in seine Arme. Es war lange her, dass er ihren Körper so nah an seinem gespürt hatte und komischerweise hatte er auch in letzter Zeit kein Verlangen nach ihr gehabt. Das Training hatte ihn immer so ausgepowert, dass er jedes Mal fix und alle war. Erst jetzt zeigte sein Körper erste Entzugserscheinungen und er wollte das Mädchen mit jeder Faser seines Körpers. Überraschender Weise war Sakura auch fordernder und aktiver als sonst. Mit ihrem Händen fuhr sie unter seinem Tshirt die Konturen seines muskulösen Rückens entlang, stellte sich auf Zehenspitzen und stahl ihm einen hungrigen Kuss. Auch der Silberhaarige konnte nicht von ihren Lippen ablassen, sodass sie beide in einem leidenschaftlichen Zungenkuss versanken. Das Mädchen spürte wie Kakashis Penis an ihrem Bauch pulsierte und immer härter wurde. Sie machte eine Schritt zurück, sodass sie das Gleichgewicht verlor und sie beide auf ihre Bett landeten. Wild fielen sie übereinander her, konnten ihre Hände nicht voneinander lassen. Sakura war wie eine Droge für ihn. Er wollte sie so sehr, dass er fast verrückt wurde. Auch das Mädchen spürte das. Wissentlich nahm sie während des heißen Kusses seine Hand und führte sie unter ihr Oberteil, schob ihren BH etwas nach oben und legte sie auf ihre Brust. Kakashi war zuerst etwas geschockt und fuhr mit seiner Hand gleich wieder an eine sicherere Stelle ihres Körpers, doch das Mädchen ließ nicht locker und legte seine Hand immer wieder auf ihre Brust. Und dieses Mal ging sie auch wesentlich weiter als bisher. Sie öffnete seine Hose, was bei Kakashi nur noch mehr die Alarmglocken läuten ließ. Er spürte das das jetzt schon zu weit ging und versuchte sich von ihr zu lösen, doch sie erlaubte es nicht. Schließlich fuhr sie tatsächlich mit ihrer Hand in seine Unterhose und streichelte sein pochendes Glied. Panisch schnappte der Silberhaarige nach Luft: „Sakura, du bist ja heute so stürmisch. Aber wollen wir es nicht …“ „Lass es uns tun.“, erwiderte das Mädchen und sah ihn mit festen Augen an. Kapitel 38: This distance between us/My aching heart ---------------------------------------------------- „Lass es uns tun.“, erwiderte das Mädchen und sah ihn mit festen Augen an. Obwohl er gerade noch so hungrig und wild auf sie gewesen war, meldete sich jetzt sein Verstand wieder. Das einzige was jetzt noch wie wild war, waren waren seine Alarmglocken, die ihm bewusst machten, dass er hier mit der jungen Kirschblüte fast halbnackt auf dem Bett lag und fast über sie hergefallen wäre. Fast wäre es wirklich dazu gekommen, dass er sich ganz vergessen hätte und er zu einem hungrigen Tier geworden wäre. Die ganze Zeit über hatte er sich so zurückgehalten, war dem Mädchen aus dem Weg gegangen, doch im Endeffekt hatte es seine Sehnsucht nach ihr nur noch gesteigert. Letztendlich sprach Sakura nur das in Worten aus, wozu es in wenigen Minuten ohnehin gekommen wäre - und was er unter allen Umständen vermeiden wollte. Kakashi schluckte ungläubig. Gerade war ihm, als hätte sein Herz für eine Sekunde aufgehört zu schlagen. Was hatte sie da gerade gesagt? Meinte sie das tatsächlich ernst? Voller Scham wandte er seinen Blick ab. Er schämte sich so sehr, dass er am liebsten im Boden versunken wäre, denn er lag hier mit einem Mädchen, das vierzehn Jahre jünger war als er. Ihr Körper war so zierlich und zerbrechlich, ganz anders als die Frauen über denen er bisher gelegen hatte. Erst jetzt spürte er, wie er mit seinem männlichen, schweren Körper, den der rosahaarigen Kirschblüte fast unter sich vergrub. Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen - die Realität, wieso das Recht und das Gesetz dieses zerbrechliche Wesen schütze. Sakura war diesen Frühling erst siebzehn geworden, damit war sie noch minderjährig. Immer wieder haderte er mit sich, dass der Altersunterschied und die Tatsache, dass sie noch minderjährig war, nichts zur Sache täten und nichts zwischen der Liebe zwischen ihnen ändern würden. Doch die Realität sah anders aus. Denn die Gesellschaft, die Recht, Gesetze und Ordnung schaffte, hatte schon vorher die Schwäche und Zerbrechlichkeit erkannt und deren Schutz angeordnet. Einerseits war Sakura ein Mädchen, das sich gerade zu einer Frau entwickelte. Andererseits lagen erst ein paar Jahre hinter ihr, in denen sie noch körperlich als auch geistig ein Kind war. Ihre körperliche Akzeleration trügte, denn innerlich konnte sie einer erwachsenen Frau noch lange nicht das Wasser reichen. Auch, wenn sie nicht mehr ganz ein Kind war, konnte man sie auch nicht als voll entwickelte Frau betrachten. Dies wurde ihm jetzt unweigerlich bewusst. Sie war wie eine junge Kirschblüte im März, wenn die Luft immer noch winterlich und frisch war. Erst, wenn die Sonne warm und stark wird, können sie zu voller Blüte erblühen. Jetzt mit Sakura zu schlafen, wäre wie eine halbgeöffnete Blüte abzureißen, sie in einem Moment zu pflücken, wenn sie am zerbrechlichsten ist. Welcher Teufel hatte ihn bloß geritten? Unweigerlich trafen sich ihre Blicke wieder. Immer noch sah sie ihn mit festen, standhaftem Blick erwartungsvoll an. Nein, es war anders. Es war nicht so, als ob er hier über ein wildfremdes junges Ding herfallen würde. Es war das Mädchen, das er über alles liebte und nach dem sich sehnte. Sowohl sein Körper als auch sein Geist wollten eins mit ihr werden. Genau wie bei anderen Liebenden auch, egal ob es Erwachsene, ein altes Paar in ihren 60er waren oder sie beide. Sie waren Mann und Frau. Zwei Menschen, die sich liebten und die das natürliche Verlangen hatten miteinander zu verschmelzen. Und doch war es falsch. Er war ein Mann, sie war ein Kind, das hatte er nun begriffen. Es war ein vollkommen rationaler Gedanken, der nun die Oberhand über ihn gewonnen hatte und dem zu folgen ihm auch sein Herz gebot. Vorher war es nur ein halbherzige Überlegung gewesen zu warten bis sie volljährig sein würde, jetzt hatte er mit jeder Faser seines Körpers diese Überzeugung angenommen. Er konnte nicht mehr zurück. Langsam glitt er von ihr herunter, setzte sich auf die Bettkante und erwiderte leise: „Ich kann nicht. Es geht nicht, Sakura.“ Es waren wahrscheinlich die härtesten Worte, die er je zu ihr gesagt hatte und doch hatte er sie in keinem Moment mehr geliebt als jetzt. „Was, wieso nicht?“, fragte sie ihn und hatte sich ebenfalls aufgesetzt. Sakura hatte ihn noch nie enttäuschter angesehen. Er wusste, egal wie er es ihr erklären würde, sie würde es nicht verstehen. Dennoch musste er sich jetzt diesem Gespräch stellen, zumindest das war er ihr schuldig. Vom ersten Moment an hatte sie gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Die ganze Zeit hatte sie sich so einsam gefühlt, dass sie ihn jetzt mehr denn je spüren wollte. Wollte seine Liebe und seine Hingabe spüren. Es war als hätte diese Rin ihn ihr irgendwie weggenommen. Deshalb wollte sie jetzt all seine Aufmerksamkeit. Sie wollte, dass er in diesem Moment nur ihr gehörte. Auch, wenn sie es nicht zugeben wollte, hatte sie Rin gegenüber Minderwertigkeitskomplexe. Rin war eine attraktive, junge Frau im gleichen Alter wie der Silberhaarige und war ihm in jeglicher Beziehung gleichgestellt. Sie hatte alles, was ganz weit von ihr entfernt war. Und egal wie sehr sie es wollte, egal wie sehr sie sich danach sehnte eine „erwachsene“ Frau zu sein, könnte sie die Tatsache nicht ändern, dass sie im Moment erst siebzehn war und noch viele Jahre warten musste. Einerseits hatte sie Kakashis Liebe immer beruhigt. Die Tatsache, dass er sich in sie verliebt hatte und nicht in eine Frau seines Alters, gab ihr das Gefühl, dass der Altersunterschied zwischen ihnen und ihre Jugendlichkeit keine Rolle zu spielen schienen. Andererseits konnte sie nicht leugnen, dass sie schon zu Beginn auf Frauen wie Kasumi, Hitomi und dieses Mädchen am Schrein eifersüchtig war. Kakashis zunehmende Zuwendung zu Rin hatte dieses Gefühl wieder in ihr hervor gerufen - und gleichzeitig noch etwas in ihr ausgelöst. Sie wollte so schnell wie möglich erwachsen werden. Und sie wollte, dass Kakashi sie zur Frau machte. Zu seiner Frau. Doch statt ihr eine Antwort zu geben, schwieg der Silberhaarige. „Hat es etwa etwas mit Nohara-san zu tun?“, fragte sie zögerlich, „Seid sie wieder aufgetaucht ist, bist du so komisch.“ Es war dumm von ihr das Thema auf den Tisch zu bringen, besonders in einem Augenblick wie diesem, das wusste sie selbst. Aber sie wusste auch, dass es ihr keine Ruhe lassen würde, wenn sie nicht darüber sprechen würde. Es war als würde sie vor einem Abgrund stehen, wissentlich, dass sie abstürzen würde, wenn sie sich weiter darauf zu ging. Trotzdem bewegten sich ihre Füße wie von selbst. Und sie wusste auch, dass sie Kakashi damit in die Enge trieb. Wieso sagte sie das alles, obwohl das alles sowieso nach hinten losgehen würde? „Es hat nichts mit ihr zu tun, sie ist nur eine Freundin aus Kindertagen.“, antwortete Kakashi und schaffte es nicht mehr dem Mädchen in die Augen zu sehen. Komisch, er hatte gar nicht mitbekommen, dass Sakura eifersüchtig auf Rin gewesen war. Aber Frauen taten das immer, egal ob alt oder jung. Immer rivalisierten sie miteinander und versuchten sich gegeneinander auszustechen. Sicher gehörte Sakura nicht zu den Frauen, die eine krankhafte Eifersucht entwickeln würden, dazu war sie nicht der Typ dafür. Ihre Reaktion war aber nachvollziehbar. Es gab eigentlich keinen logischen Grund für seine plötzliche Abwendung, logisch, dass sie da nach anderen Gründen suchte. „Aber seit sie wieder aufgetaucht ist, bist du nur noch mit ihr zusammen. Du hast dich von mir entfernt, Kakashi. Ich verstehe das alles nicht!“, rief sie und packte ihn an seinem Arm, versuchte ihn dazu zu bringen, sie wenigstens wieder anzusehen. „Da gibt es nichts zu verstehen. Ich kann einfach nicht mit dir schlafen.“, erwiderte er trocken. „Sag mir, was dann der Grund ist! Warum nicht?“, schrie sie nun fast panisch und verlangte nach einer Antwort. Ihr Griff an seinem Arm wurde immer stärker, sodass sich ihre Finger in seine Muskeln bohrten. Trotzdem tat es nicht weh. Nichts schmerzte ihn in dem Moment mehr als sein Herz, während er monoton sagte: „Weil du noch minderjährig bist.“ Sakura war geschockt. Ihr Herzschlag setzte aus und in ihre Gedanken wurden leer. Als wäre neben ihr eine schallende Bombe explodiert, die ihr Gehör betäubt hatte, wurden ihre Ohren zuerst dumpf, danach hörte sie nichts weiter als ein einsames Piepen. Ihre Hand, die sich zuvor, als ginge es um ihr Leben, in Kakashis Arm gebohrt hatte, erschlaffte als wäre jegliches Leben aus ihrem Körper geflogen. Plötzlich war die Zeit stehen geblieben und sie stand sie wie ein Geist neben sich und sah den Silberhaarigen wie einen Fremden an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? War das überhaupt wirklich Kakashi? Sie bezweifelte, dass sich diese Szene gerade überhaupt abgespielt hatte. War das wirklich der Grund? Seine Worte klagen so unecht. So unauthentisch. So etwas zu sagen, passte gar nicht zu ihm. Oder vielleicht doch? Zuvor hatte sie sich eingebildet den früheren Anbu zu kennen. Immerhin hatten sie eine ganze Weile zusammen gelebt und waren durch schwierige Zeiten gegangen. Aber vielleicht hatte sie sich da getäuscht. Trotzdem, hätte sie nie gedacht, dass er so etwas Verletzendes zu ihr sagen würde. Irgendwie war sie weder traurig noch wütend. In ihrem Innersten war es einfach nur leer. „Du bist noch minderjährig. Nein, eigentlich gibt es so viele Gründe. Du bist erst siebzehn, ich bin neunundzwanzig. Ich kann nicht mit dir schlafen.“ Ihr Innenleben fing an verrückt zu spielen, denn innerlich musste Sakura laut auflachen. Das Ganze war zu einer Farce geworden. Immerhin hatten die Tatsache, dass sie minderjährig war und ein Altersunterschied von vierzehn Jahren schon die ganze Zeit zwischen ihnen bestanden. Es jetzt als ernstzunehmenden Grund zu nennen war nichts weiter als eine Ausrede. Eine Ausrede, die so absurd war, dass sie nichts weiter konnte, als darüber zu lachen. Leise giggelte sie und meinte: „Das meinst du doch nicht ernst, oder? Das hat doch bisher auch nie eine Rolle zwischen uns gespielt.“ „Doch, es spielt eine Rolle.“, schrie nun Kakashi wütend. Was gab es da zu lachen? Innerlich war es als ob es ihn zerreißen würde; da gab es nichts zu lachen! Aber ihm war von vornherein klar, dass Sakura nicht verstehen würde, worauf er anspielte. Er hatte gedacht, hatte gehofft, dass er es nicht direkt sagen müssten, um sie nicht noch mehr zu verletzten, doch die Situation ließ ihm keine andere Wahl. Er war in die Ecke getrieben, hatte keine Ausweichmöglichkeiten; jetzt blieb nur noch die Flucht nach vorne als er sagte: „Sakura, du bist schließlich…noch ein Kind.“ Im selben Moment hätte er sich auf die Zunge beißen können. Wieso hatte er das nur gesagt? Worte, die man einmal laut ausgesprochen und so Form angenommen hatte, konnte man nie wieder ungeschehen machen. Einerseits war es als wäre ihm ein Stein vom Herzen gefallen, weil er endlich das sagen konnte, was ihn schon immer bedrückt hatte - und was schon immer, seit die Hokage ihn damals gebeten hatte, sich des Mädchens anzunehmen - zwischen ihnen lag. Andererseits würde er diese Worte nie wieder ungeschehen machen können. Ihre unschuldige Beziehung war in diesem Augenblick zu Ende gegangen. Selbst, wenn sie sich wieder vertragen würden, würden diese Worte immer zwischen ihnen stehen - Worte, die aus seinem Mund kamen und mit denen er sie absichtlich verletzt hatte. Für die rosahaarige Kirschblüte ging die Welt unter als der Silberhaarige dieses Messer in ihr Herz gestochen hatte. Kakashi, dem sie mehr als alles vertraute, dem sie sich hingegeben hatte, seit er damals zu ihr in die Wohnung gezogen war und, der immer wieder betont hatte, dass er ihre jugendliche Unschuld vor der Erfahrenheit anderer erwachsener Frauen bevorzugen würde, hatte ihr gerade die blanke Wahrheit ins Gesicht geschmettert. Nicht aber die Tatsache, dass Kakashi teilweise Recht hatte, verletzte sie, sondern, dass dieser Satz ausgerechnet aus seinem Mund kam. Doch sie weigerte sich, das auf ihr sitzen zu lassen, denn sowohl sie, als auch der ältere, wussten genau das sie kein „Kind“ mehr war und so konterte sie dagegen: „Wie kannst du nur so etwas sagen? Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Ich bin kein Kind mehr. Ich war vielleicht ein kleines, schwaches, verletztes Mädchen als du vor eineinhalb Jahren nach Narutos Tod zu mir gezogen bist, aber seitdem ist viel Zeit vergangen. Ich bin siebzehn Jahre alt, Kakashi, ich bin eine junge Frau!“ Unweigerlich fing Sakura an zu weinen, dabei wusste sie selbst nicht warum, aber zum ersten Mal fühlte sie diese Mischung zwischen Wut und Enttäuschung. Sie hätte nie gedacht, dass ihr Herz so wehtun könnte. Das konnte doch nicht sein Ernst sein, dass er sie mit einem Kind verglich. Hatte er denn nie gemerkt, dass sie sich verändert hatte? Nicht nur hatte sie andere Denkweisen angenommen, sondern vor allem hatte sie sich auch körperlich verändert. Sie war definitiv kein Kind mehr. Doch Kakashi ging darauf nicht ein. Immer noch saß er regungslos auf dem Bett und würdigte sie keines Blickes. „Sieh mich an, bitte“, wimmerte sie, doch auch das half nichts. Schließlich wurde es ihr zu bunt. In einem Moment brannten bei ihr die Sicherungen durch und sie griff nach Kakashis Hand und legte sie ihre Brust: „Fühlst du das, Kakashi? Ich bin eine Frau!“ Der Silberhaarige sah sie entgeistert an, während er ihre weiche Brust unter seiner Hand spürte. Obwohl das Gefühl nicht neu für ihn war - schließlich hatte er davor schon im Eifer des Gefechts während des Küssens ihre Brüste berührt - löste es diesmal Ekel und Abscheu in ihm aus, nicht wegen Sakura, sondern vor sich selbst. Als ob er seine Hand auf eine heiße Herdplatte gelegt hätte, zog er sie schnell angewidert wieder weg, sein Herz raste dabei wie wild. Doch genau wie eine Verbrennung hatte es eine spür- aber nicht sichtbare Narbe auf seiner Handfläche hinterlassen. Währenddessen kullerten stärker denn je große Tränen Sakuras Wangen herunter, die sie nicht mehr aufhalten konnte. Kakashi konnte die ganze Situation, weder ihre Enttäuschung, noch seine beinahe begangene Schandtat, nicht mehr ertragen, sprang aus dem Schlafzimmerfenster und lief davon. Draußen hatte sich ein Sturm aus schwarzen Wolken zusammen gebraut. Mit zusammengekniffenen Augen lief er gegen den tobenden Wind an, der die Äste und jungen Blätter der Bäume umwehte. Während andere Menschen in die Stadt hinein liefen und Schutz unter Ladenplanen und -dächern vor dem starken Regen suchten, der sich mittlerweile durch kleine Tropfen angekündigt hatte, rannte er gegen den Strom der Menschen stadtauswärts. Mit jedem seiner Schritte musste er gegen den stärker werdenden Sturm ankämpfen. Mittlerweile hatten sich auch die kleinen Tropfen in einen Wolkenbruch verwandelt, der nun mit aller Gewalt gegen ihn gerichtet war. Kakashi lief aber immer weiter aus der Stadt hinaus und in den Wald hinein. Bald war um ihn herum keine Menschenseele mehr. Er rannte und rannte, wich Bäumen und Sträuchern geschickt und instinktiv aus bis er schließlich über einen Stein stolperte, mit seinem Gesicht und dem ganzen Vorderkörper in den Schlamm des aufgeweichten Bodens fiel und durch seine Geschwindigkeit bedingt mehrere Meter weit rutschte. Der Regen war stärker geworden und enthielt nun auch Schnee und Hagelkörner, die seinem Körper stechende Schmerzen hinzufügten. Er spürte jedes einzelne Hagelkorn wie es an seiner Haut entlang schrammte und einen kleinen roten Strich hinterließ als würde sein Körper aufgeschlitzt werden. Auch seine Hände, mit denen er sich ein Stück vom Boden wegdrückte, waren von dem Eisregen rot und gefroren. Wenngleich das Wetter seinen Körper zurichtete, schmerzte in dem Moment nichts mehr als sein Herz, das es innerlich zerriss. Er sah auf um zu sehen wo er gelandet war und erblickte vor sich das Steingrabmal. Unweigerlich fielen seine müden Augen direkt auf Obitos Namen. Er hätte alles dafür getan um sich jetzt in diesem Moment seinem besten Freund anvertrauen zu können, den er so sehr brauchte und vermisste. Doch Obito war tot - genau wie alle anderen Menschen, die er je geliebt hatte. Einzig und allein Sakura war ihm noch geblieben. Und ihr konnte, durfte er sich nicht anvertrauen. Wütend biss er die Zähne zusammen, hämmerte mit seinen Fäusten wie wild gegen die schlammige Erde und schrie: „Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt!!!“ Er liebte sie so sehr und doch durfte er sie nicht berühren. Wie sollte er das bloß anstellen? Wie sollte er so leben können, wenn er sie jeden Tag auf der Straße sah, ihr süßes Lächeln und ihr zierlicher Körper nach ihm riefen. Wie sollte er das ertragen sich ein Jahr von ihr fernzuhalten? Denn für ihn gab es keine andere Möglichkeit. Immer wenn er sie sah, hatte er das unaufhaltsame Verlangen sie in seine Arme zu schließen. So lange er lebte, würde dieses Verlangen in ihm nicht erlöschen. Aber er musste sich um jeden Preis zurückhalten. Aber wie? Es war einfach unmöglich, solange sie zusammen in der gleichen Stadt lebten. Sie nicht zu begehren, war das gleiche wie zu sterben. Verzweifelt hämmerte er so lange auf den Boden, bis er vor Erschöpfung zusammenbrach. Was sollte er bloß tun? „Obito…hilf mir…“, wisperte er, bekam aber keine Antwort. Nur das laute Rauschen des Regens war es das ihm antwortete. Am liebsten wäre er für immer hier liegen geblieben, doch es brachte sowieso nichts. Sein Jammern und sein Flehen würden wie so oft nicht erhört werden und die Einsicht ein weiteres Jahr voller innerlicher Schmerzen zu verbringen machte ihn taub. Wie ein Zombie stand er auf und torkelte durch den Wald zurück in die Stadt. Er war der einzige der noch in den Straßen umher lief, alle anderen waren vor dem Mairegen geflohen. Ganz automatisch trugen ihn seine lahmen Füße vor die hellen Eingangslaternen eines Izakaya. Das einzige was er jetzt wohl noch tun konnte, war sich zu betrinken. Obwohl er tropfnass war, schob er die Schiebetür des Izakaya auf und trat in die warme Stube ein. Erst jetzt wurde sein Körper von der Wärme aufgetaut. Auch seine Hände tauten langsam wieder auf, was er aber lieber vermieden hätte, denn so spürte er wieder die schmerzenden Risse an ihnen. Sicher half Alkohol dagegen. Er würde einfach so viel trinken bis alles in ihm wieder taub würde. Mit einem schweren Schritt überwand er die Eintrittsstufe und bewegte sich in den vollen Raum hinein. Die Gaststube war erfüllt von der Wärme und dem Gelächter betrunkener Leute. Die anderen Menschen waren allesamt mit Freunden oder Arbeitskollegen da und saßen an kleinen Gruppentischen. Er aber war allein und würde wie meistens einen Platz an der Bar nehmen. Seine Augen suchten den Tresen nach einem freien Platz ab und erblickten Rin, die ihn ebenfalls gesehen hatte und ihn freudestrahlend über diesen Zufall an einen freien Platz neben sich zuwinkte. „Oi, Kakashi, dich scheint’s ja voll erwischt zu haben, bist ja klatschnass geworden. Warte, ich bestelle dir warmen Sake, der wird dich aufwärmen.“, klopfte die junge Frau ihm in schallendem Gelächter auf die Schulter und kam ihrem Versprechen sogleich nach. Sie erzählt, dass sie vorhin mit Kurenai und Asuma getroffen hatte, die aber wieder gegangen waren, weil sie sich um die familiären Pflichten kümmern mussten. Rin schien gut drauf zu sein und redete wie ein Wasserfall - ein lebhaftes Energiebündel, das zwar das genaue Gegenteil von seinem jetzigen Gemütszustand war, die ihn aber von seinen eigenen Sorgen ablenken würde. Obwohl er ihr kaum zuhörte, schien es sie wenig zu kümmern. Außerdem machte es ihr Spaß ihrem ehemaligen Teamkollegen den heißen Sake einzuschenken. Sie redete und redete und erzählte schließlich davon, dass sie bald wieder die Stadt verlassen würde. Der Silberhaarige bekam ohnehin nur die Hälfte mit. In seinem Kopf dröhnte es. Eine Mischung aus Kopfschmerzen, Sake und dem lauten Gelächter machte ihm zu schaffen und sorgte dafür, dass die Hälfte von Rins Geschwafel nicht bei ihm ankam. Dann jedoch gewann sie seine Aufmerksamkeit. Und wie als hätte ihn der Blitz getroffen und ihm neues Leben eingehaucht, war er voll aufnahmefähig, wandte seine Ohren und seinen Blick der säuselnden Stimme der jungen Frau zu und hörte konzentriert zu: „Hör mal, Kakashi, Tsunade-sama hat mir eine Mission aufgetragen. Eine Rang-S-Mission, die ein gutes Jahr dauern würde. Hättest du nicht Lust mit mir zu kommen?“ Kapitel 39: The decision - This storm in spring, will it destroy all the blooming cherry blossoms? -------------------------------------------------------------------------------------------------- Kakashi lag wach im Bett und dachte an das Gespräch mit Rin nach. Er wusste nur, dass es eine Rang-S-Mission war. Andere Informationen konnte sie ihm aufgrund der hohen Geheimhaltung nicht geben. Doch es war nur eine Sache, die für ihn Ausschlag gebend war - nämlich, dass sie etwas mehr als ein Jahr dauern würde. In einem Jahr wäre Sakura volljährig und eine Beziehung mit ihr wäre dann gesellschaftlich vielleicht nicht erwünscht - wahrscheinlich würden sie es vor anderen immer noch geheim halten - aber in jedem Fall legal. Dann müsste er sich nicht mehr wie ein Schwerverbrecher oder Kinderschänder vorkommen. Einerseits war es eine einmalige Chance für ihn, andererseits hatte er Bedenken, denn er würde Sakura über ein Jahr nicht sehen können. Dabei hatte er während im Koma lag ebenfalls ein halbes Jahr verpasst. Auf der einen Seite wäre ein Jahr in dem er sie weder sehen noch anfassen könnte, auf der anderen Seite würde es ihn zerreißen in Sakura Nähe zu sein, sie aber nicht berühren zu dürfen. Es war dieses Dilemma an dem er scheinbar zerbrach. Dieses unendliche Verlangen nach ihr und die abgrundtiefen Schuldgefühle, die sein Herz zerquetschten. Jetzt hatte er eine Ahnung, wie sich sein Vater gefühlt haben musste, der sich ebenfalls in ein 25 Jahre jüngeres Mädchen verliebte, das später seine Mutter wurde. Er heiratete sie gegen den Willen ihrer Eltern und zog damit auch den Unwillen des Dorfes auf sich. Kein Wunder, dass viele Dorfbewohner etwas gegen ihn, das Kind dieser illegalen und gesellschaftlich nicht akzeptierten Verbindung, hatten, obwohl er selbst nichts verbrochen hatte - noch nicht. Doch, dass er sich jetzt ebenfalls in ein viel jüngeres Mädchen verliebt hatte, schien als würde sich seine Familiengeschichte wiederholen, als würde ein Fluch auf ihn liegen. Würden Sakura und er auch von der Gesellschaft ausgegrenzt werden? Und würden ihre Kinder ebenfalls diese ungerechtfertigte Abneigung zu spüren bekommen? Das konnte er nicht zulassen. Es war schlimm genug, dass er sich einsam fühlte. Er wollte Sakura da nicht auch noch mit hinein ziehen. Schließlich hatte der Silberhaarige seine Entscheidung getroffen: Er würde die Mission antreten. Nachdem sich sein aufgewühltes Herz etwas beruhigt und er seine Entscheidung gefasst hatte, schlief er nun nach einer geschlagenen wachgelegenen Stunde friedlich ein. In der Nacht jedoch hatte er das Gefühl von Stimmen verfolgt zu werden, wobei er nicht so recht ausmachen konnte, ob es sich um seine eigenen Schuldgefühle handelte oder ob es die eingebildeten Stimmen der Dorfbewohner waren. Immer wieder hörte er sie. „Dieser Kakashi vergreift sich an seiner Schülerin“, „Dabei ist Sakura noch so jung und unschuldig“, „Widerlich“, „Genau wie sein Vater“! Schweißgebadet drehte er sich in seinem Bett, krümmte und wandte sich. Plötzlich schrie er auf und fand sich in vollkommener Stille wieder. Er befand sich wieder in dem gleichen Wald, in den er auch mit seinem Vater gegangen war. Saß wieder auf der gleichen Bank. Als er neben sich blickte, war tatsächlich sein Vater neben ihm und lächelte ihn sanft an. „Too-san?“, fragend sah er seinen Gegenüber an, diesen älteren Mann, der ihm so sehr leichte, „Bin ich etwa schon wieder ins Koma gefallen?“ „Nein, du träumst nur. Entschuldige, dass ich dich so überfalle.“, beruhigte ihn der Ältere, „Aber ich bin gekommen, weil ich mir Sorgen um dich mache, mein Sohn.“ „Was, wieso das denn?“, der sonst so selbstsichere Kakashi war bei der Aussage seines Vaters so überrascht und verlegen, dass sich in seinem Gesicht eine leichte Röte bildete. Es war schon lange niemand mehr „besorgt“ um ihn gewesen. Besonders da seine Eltern früh gestorben waren, kannte er dieses Gefühl nicht. Unheimlich verwirrt von diesem Gefühl wusste er nicht was er sagen sollte. Sein Vater, der diese Worte ebenfalls zum ersten Mal aussprach, fasste sich genauso peinlich berührt kratzend und verlegend lachend an den Hinterkopf. „Weißt du, mein Sohn“, fing er langsam und immer noch etwas unsicher an, was er eigentlich sagen sollte an, „ Deine Mutter und ich waren sehr erleichtert als du Sakura gefunden hast. Wir sind beide früh gestorben und konnten dich daher nicht vor den Anfeindungen der Dorfbewohner schützen. Obwohl du noch ein Kind warst, musstest du mit all den negativen Gefühlen alleine klar kommen. Du musst sehr einsam gewesen sein.“ „Naja, es ging schon irgendwie. Ich lebe ja noch. Ihr müsst euch also keine Vorwürfe machen.“, meinte der Jüngere nun abwinkend. Obwohl sein Vater natürlich Recht hatte, war es ihm unangenehm, dass er sich jetzt so bei ihm entschuldigte. „Aber obwohl dich die Dorfbewohner immerzu ausgegrenzt haben und dich nie akzeptiert haben, obwohl sie immer gegen dich waren, versuchst du jetzt ihr Wohlwollen zu erlangen. Wieso?“ „Nein, so ist das nicht, Otoo-san. Ich möchte nur-“ „Damit hintergehst du Sakura, die immer zu dir gehalten hat! Sakura, die dir immer verdeutlicht hat, dass sie sich einen Dreck um das Gerede der Leute schert!“ „Genau deshalb ja!!!“, schrie Kakashi nun, da er sich nicht mehr zurückhalten konnte und sein Vater verstummte plötzlich. Er konnte ja verstehen, dass der Ältere sich um ihn sorgte. Wahrscheinlich hatte er diesen Traum wirklich nicht ohne Grund, denn unterbewusst tobten bei ihm ein Gefühlschaos. Dennoch gab es Gründe, vernünftige und rationale Gründe, die ihn zu dieser radikalen Entscheidung gezwungen hatten. Nach einigen Minuten der Stille, in der sich der Silberhaarige beruhigt hatte, setzte er noch einmal neu an um seinem Vater seine Beweggründe zu erläutern: „Genau deshalb möchte ich Sakura beschützen. Kurz nachdem ich aus dem Koma aufgewacht war, erzählte sie mir, dass sie Bedenken hätte. Ich habe ihr zwar versichert, dass ich unsere Liebe immer beschützen würde, doch ich war ein Idiot. Wie ein Kind habe ich ihr das blaue vom Himmel versprochen, ohne die weitreichenden Folgen kritisch abzuwägen. Erst jetzt ist mir bewusst geworden, dass ich Sakura ins Verderben stürzen würde. Ich möchte nicht, dass sie so leiden muss wie Mutter.“ Währenddessen hatte sich Kakashi mit seinen Ellbogen auf seinen Knien abgestützt, die Hände ineinander gepresst und zitterte vor Anspannung. Er konnte seinen Vater ja verstehen, immerhin war er der Letzte der sich freiwillig von seiner geliebten Kirschblüte trennen wollte. Auch Sakumo, der sah wie Kakashis Gefühle ihn plagten, konnte die Leiden seines Sohnes mehr als nachvollziehen und legte ihm verständnisvoll und gleichzeitig mutmachend seine Hand auf seine Schulter und setzte gerade dazu an das Gespräch weiterzuführen, da hörten sie beide das leise Piepen des Weckers in der Stille des Waldes. „Tut mir Leid, unser Gespräch ist nun beendet, du wirst gleich aufwachen. Aber ich bitte dich deine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Nicht um meinet Willen, sondern um Sakuras.“ Schweißgebadet und schnappatmend wachte Kakashi vom Geräusch des Weckers auf und saß kerzengerade in seinem Bett. Erst nachdem er sich nach ein paar Sekunden gefasst hatte, stellte er den Wecker aus. Dieser Traum den er hatte kam daher, dass es in seinem Inneren tatsächlich wie Kraut und Rüben zuging. Obwohl er wirklich gestern das Gefühl hatte seine Entscheidung aus vollster Überzeugung getroffen zu haben, war das wohl nicht der Fall. Es würde nicht einfach sein das Dorf und seine geliebte Kirschblüte zu verlassen, doch er hatte keine andere Wahl. Außerdem würde es ja nicht das Ende sein. In etwas mehr als einem Jahr würde er wieder zurückkehren. Viele Dinge würden sich verändert haben. Auch Sakura - denn dann würde sie endlich 18 sein. Diesen Gedanken innerlich in Stein gemeißelt schwang er seine Beine aus dem Bett, stand auf und zog die noch zugezogenen, dunklen Vorhänge schwungvoll auf, die nun die kraftvollen Sonnenstrahlen in das Zimmer ließen. Denn in einem Jahr würde eine neue Zukunft anbrechen. Währenddessen zog das rosahaarige Mädchen in ihrer Wohnung ebenfalls ihre Vorhänge auf. Allerdings war sie weniger guter Dinge als der Ältere. Die ganze Nacht hatte sie kein Auge zugemacht und als Resultat zierten die dunkelsten Augenringe, die sie je von einer schlaflosen Nacht davongetragen hatte, ihr Gesicht. Ihre Augäpfel und Wangen waren stark errötet, da sie sich stundenlang die Augen ausgeheult hatte. Eine Ausrede hatte sie sich für Nachfragen im Krankenhaus schon bereitgelegt: sie würde einfach erzählen, dass sie gegen die Frühjahrspollen allergisch war. Obwohl ihr ganz und gar nicht danach zu Mute war, würde sie wie jeden Tag ganz normal ihre Schicht antreten, da sie Ablenkung jetzt mehr als nötig hatte. Die ganze Nacht hatte sie gegrübelt, was sie tun sollte und wie es jetzt weitergehen würde. Einerseits könnte sie den Silberhaarigen auf den Mond schießen - schließlich und endlich hatte sie genau aufgrund dieser Bedenken die Sache schon ganz am Anfang beenden wollen - andererseits überlegte sie die ganze Nacht, ob sie nicht zu Kakashis Wohnung gehen solle um sich mit ihm zu versöhnen, obwohl es rein gar nichts gab weshalb sie sich überhaupt entschuldigen müsste. Im Bad versuchte sie mit viel Make-up und Conceiler ihre Augenringe so gut es ging zu kaschieren und ging dann ganz normal zur Arbeit. Im Krankenhaus kam es aber häufig dazu, dass sie geistesabwesend war, was dazu führte, dass sie von Kollegen und Kolleginnen gefragt wurde, ob sie sich tatsächlich fit fühle oder nicht doch lieber nach Hause gehen wolle. Immerzu stellte sie sich dieselbe Frage: Wie würde es jetzt weitergehen? Ob es bloß ein harmloser Streit war, Kakashi seine Meinung ändern und sich bei ihr entschuldigen würde? Sollte sie ein paar Tage warten und den Kontakt mit ihm vermeiden? Oder sollte sie lieber gleich zu ihm gehen? Die Unruhe in ihr wollte sofort Nägel mit Köpfen machen und verlangte nach Gewissheit. Am liebsten hätte sie sich den sanitären Arztkittel vom Leib gerissen und wäre auf der Stelle zu ihm gerannt. Andererseits hatte sie schon oft auf diesen Beratungsseiten in Frauenzeitschriften gelesen, dass genau der falsche Weg war und man lieber Gras über die Sache wachsen lassen sollte. Immer noch geknickt und deprimiert ging sie dann im Sonnenuntergang nach Hause. Der Silberhaarige hatte sich den ganzen Tag nicht blicken lassen. Den ganzen Tag hatte sie über den Streit nachgedacht und obwohl er sie gestern so verletzt hatte, würde sie ihm verzeihen, wenn er sich aufrichtig bei ihr entschuldigen würde. Kakashi, der im Krankenhaus in einer Tür stand, während sie einen Patienten behandelte und fragt, ob sie kurz Zeit hätte - davon hatte sie heute den ganzen Tag geträumt. Natürlich kam er nicht. „Kakashi, dieser Idiot.“, grummelte sie und kickte einen Kieselstein vor sich hin. Innerlich verfluchte sie ihn aber noch viel mehr: ‚Dieser verdammte Playboy. Ich dachte ja, dass er sich geändert hätte, aber da habe ich mir wohl selbst etwas vorgemacht. Während er früher mit Kasumi, Hitomi, diesem Schreinmädchen und was weiß ich noch wie vielen Frauen rumgeschäkert hat, treibt er das gleiche jetzt mit dieser Rin! Argh, ich könnte ihn an die Wand klatschen!‘ Plötzlich sah sie aus der Ferne einen Schatten auf sich zureden. Da sie die untergehende Sonne blendete, konnte sie zuerst nicht erkennen wer es war. Schließlich erkannte sie mit zusammengekniffenen Augen eine Frauensilhouette. Es war Kasumi, die schließlich keuchend vor ihr stehen blieb. „Nanu, alles in Ordnung, Kasumi-san?“, fragte sie verwunderte. Doch das Mädchen mit dem Eichhörnchenpferdeschwanz verlor keine Zeit und verkündete der Jüngeren schließlich: „Sakura-chan, du musst sofort mit Kakashi sprechen. Ich weiß nicht, welcher Teufel ihn geritten hat.“ „Hä, wieso? Was ist denn los?“, innerlich wunderte ahnte sie, dass es um ihren Streit von letzter Nacht gehen musste. Aber warum sollte ausgerechnet SIE den ersten Schritt machen. Doch sogleich offenbarte Kasumi ihr die Hiobsbotschaft: „Kakashi will eine längere Mission annehmen! Angeblich für über ein Jahr!“ Die Rosahaarige hörte weder weiter zu was die junge Frau zu sagen hatte, noch verabschiedete sie sich von ihr, sondern rannte wie vom Blitz getroffen in Richtung des Traininggeländes, wo sich der ehemalige Anbu aufhalten sollte. Wenn das stimmte, was die junge Frau ihr berichtet hatte, dann war sie jetzt mehr als sauer. Am liebsten würde sie Kakashi direkt kräftige Ohrfeige verpassen - und diesmal hätte er es sogar mehr als verdient. Komischerweise kam ihr die plötzlich von den Toten auferstandene Rin in den Sinn und sie würde einen Besen fressen, wenn nicht diesmal tatsächlich sie dahinter steckte. Gestern hatte sie sich wirklich von Kakashi überzeugen lassen, dass sie nur einen Sündenbock für ihre Beziehungskrise suchte und sie keinerlei Schuld traf. Doch, das der Silberhaarige aus heiterem Himmel eine so lange Mission annahm, auch noch ohne ihr ein Sterbenswörtchen davon zu sagen, konnte nur auf ihre Kappe gehen. Als sie beim Trainingsgelände ankam, war von Rin weit und breit keine Spur. Zu schade eigentlich, denn dann hätte sie ihr ebenfalls einen Denkzettel verpasst. Stattdessen traf sie Kakashi alleine an, der sich gerade geduscht hatte und jetzt in der Umkleidekabine umzog. Stocksauer trat sie mit dem Fuß die Tür ein und positionierte sich in aller Größe vor ihm. Diesmal würde sie mit ihren Gefühlen nicht so zurückhalten sein. „Soso, du hast also eine neue Mission angenommen, wie ich gehört habe! Noch dazu für ein ganzes Jahr!“, keifte sie ihn geradewegs an, „Und noch dazu sagst du mir nichts davon!“ Er sollte nur spüren, dass sie langsam genug von seinen unbegründeten Stimmungsschwankungen hatte. Der Silberhaarige war keineswegs überrascht, weder davon, dass die temperamentvolle Kirschblüte nur ein Tag nach seiner gefällten Entscheidung hier und jetzt aufkreuzte, noch dass sie ihn wie eine wildgewordene Katze ansprang. Da er das alles bereits voraus gesehen hatte, antwortete er ruhig: „Ich habe meine Gründe.“ „Und wieso sagst du sie mir nicht? Wieso muss ich hier bittend und bettelnd vor dir stehen, um zu erfahren was los ist?“, Sakura war nicht nur wütend, mehr noch - sie war maßvoll enttäuscht. Noch vor ein paar Wochen war sie überglücklich und hätte ihre Hand dafür ins Feuer gelegt, dass Kakashi mit ihr durch dick und dünn gehen würde. Dass er, egal welche rationale Gründe gegen ihre Beziehung sprechen, zu ihr stehen würde. Das gestrige Gespräch, in dem er ihr offenbart hatte, dass er jetzt doch Gewissensbisse zu haben schien und nun doch den Schwanz einziehen würde, war schon zu viel des Guten, doch dieser Egotripp sprengte den Rahmen. Immer hatte sie gegenüber dem Älteren Minderwertigkeitskomplexe gehabt. Hatte Angst gehabt, dass sie ihm was Standhaftigkeit und Geradlinigkeit anging nie das Wasser reichen könnte. Jetzt entpuppte sich aber, dass sie sehr viel mehr Mann war als er. Einerseits wusste der junge Mann zwar nicht, wie das Mädchen so schnell an diese Information rangekommen war, andererseits konnte er sich gut vorstellen, dass sich gerade in Konoha sowas schnell rumgesprochen hat. Obwohl er die Gerüchteküche Konohas kannte, war er etwas beunruhigt. Schließlich waren Rang-S-Mission topsecret. Nur Rin, die ihm das Angebot unterbreitet hatte und der er bei ihrem Gespräch gestern ohne jedes Zögern eine Zusage gegeben hatte, wusste davon. Niemand sonst außer Rin wusste davon, wie also konnte die Information überhaupt an Unbeteiligte gelangen? Doch über den Maulwurf würde er sich später gelangen, denn jetzt forderte das aufbrausende Mädchen, das ihm eine Standpauke hielt, die er durchaus verdient hatte, seine ganze Aufmerksamkeit. Da er aber seine Entscheidung nicht im Geringsten bereute, hatte er die Ruhe weg und antwortete offen und ehrlich: „Sakura, ich habe eine Entscheidung getroffen.“ „Aber ganz offensichtlich ist das eine Entscheidung, die mich auch betrifft. Wir würden uns über ein Jahr nicht sehen!“, konterte das Mädchen und obwohl sie wütend war, stiegen Tränen in ihr auf, „Kannst du das? Macht es dir nichts aus, dass wir uns ein ganzes Jahr nicht sehen? Ist es dir egal, was in diesem einen Jahr alles passieren kann?“ In ihr tobte wieder dieser Sturm der Gefühle. Wieso schien Kakashi so gleichgültig zu sein? War ihm egal, was in diesem Jahr alles passieren könnte? Nicht nur, dass sie sich weder sehen noch berühren konnten, sondern auch, dass sie in diesem Jahr jemand anderen kennenlernen könnte? Konnte er das einfach so hinnehmen? Auch für Kakashi war es das erste Mal, dass er sich diese Gedanken machte? Was würde er tun, wenn er zurückkommen würde und Sakura einen Anderen hätte? Schließlich wurde er weich. Er wusste dem Mädchen die Hintergründe schildern. Denn, wenn er nach all dem was er für sie aufgegeben und für sie durchgemacht hatte, zurückkäme und an ihrer Seite einen anderen finden würde, könnte er das nicht verkraften. Mit stechendem Herzen und zitternder Stimme offenbarte er nun: „Sakura, die Wahrheit ist: Ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich sehr. Aber ich sehne mich zu sehr nach dir. Ich kann nicht neben dir leben, ohne dich zu berühren.“ „Dann berühre mich! Ich wünsche mir nichts sehnlicher als das!“, schrie sie ihn verzweifelt mit aller Kraft an. Ehrlich gesagt verstand sie das Problem nicht. Wenn sie sich beide doch so sehr liebten, wieso konnten sie ihrer Liebe dann nicht freien Lauf lassen? Doch, auch, wenn sie in Sakuras Augen in dieser Hinsicht ein vollkommen normales Paar waren, sah der Silberhaarige das komplett anders und er wies sie deshalb auch entscheidend zurück: „Nein, das würde mich zu einem Verbrecher machen.“ Während der Silberhaarige das gesagt hatte, sah er reuevoll zu Boden, wich abermals wie in der Nacht zuvor ihrem Blick aus. „Wie? Wie meinst du das?“, fragte sie mit zitternder Stimme, bekam jedoch keine Antwort. Kakashi schwieg, als wäre es so das Beste. Dieses Gefühl, als würde er schon auf der Anklagebank sitzen und der Staatsanwalt ihn mit den die Schwere seiner Schuld bewusst machen, während die Dorfbewohner Konohas in den Zuschauerreihen saßen und wie Aasgeier schadenfreudig auf das vernichtende Todesurteil warteten. Endlich verstand das Mädchen, worauf der Ältere hinaus wollte. Zuvor hatte er es immer nur angedeutet indem er ihr den Altersunterschied verdeutlichte, doch diesmal war es klar. Sie konnte die Gefühle ihres Geliebten nachvollziehen und trotzdem fühlte sie sich alleine gelassen - schließlich saß sie genauso auf der Anklagebank. Außerdem ging es hier und jetzt nicht um seine Schuldgefühle, sondern darum, dass er eine Entscheidung ging, die ihrer beider Leben verändern würde und genau das hielt sie ihm jetzt vor: „Und diese Entscheidung hast du ganz alleine getroffen? Ohne mich zu fragen? Ohne mit mir darüber zu reden? Wer gibt dir das Recht eine so wichtige Entscheidung alleine zu treffen?!“ „Das ist jetzt unwichtig und es macht auch keinen Sinn diese Diskussion weiterzuführen.“, meinte Kakashi kalt und wollte sich fertig angezogen an ihr vorbei drängeln. Sakura allerdings wollte ihn nicht durchlassen und positionierte sich demonstrativ vor ihm. Vielleicht konnte sie ihn noch umstimmen? „Kakashi, ich liebe dich! Ich liebe dich von ganzem Herzen, deshalb will ich mit dir schlafen. Ich will, dass wir ein wirkliches Paar werden. Mir ist alles egal, solange wir nur zusammen sind!“ Sie hoffte das ihre Worte, ihre starken, aufrichtigen Worte sein Herz erreichen würden, doch sie bewirkten genau das Gegenteil. Innerlich zerbrach Kakashi, konnte nichts dazu sagen und schwieg immer noch. „Kakashi, schau mich an! Seit wann kümmert es dich, was die Leute denken? Die Menschen, die dich und deine Familie verachten? Ist es dir tatsächlich so wichtig, was sie von dir halten?“, schrie sie ihn verzweifelt an und hielt ihm die Tatsachen vor Augen. Das Herz des ehemaligen Anbu war jedoch zu Stein geworden, ihre Worte erreichten ihn nicht mehr. Stattdessen betonte er abermals abweisend: „Sakura, es tut mir Leid. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde morgen früh mit Rin das Dorf verlassen.“ Kapitel 40: The time when I fought at your side/I thought we would always be a team ----------------------------------------------------------------------------------- „Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde morgen früh mit Rin das Dorf verlassen.“, sagte Kakashi und blickte ihr dabei entschuldigend aber mit vollem Ernst in die Augen. Danach beherrschte Stille den Raum. Sekunden um Sekunden vergingen, in denen das Mädchen sprachlos dastand und wartete. Ehrlich gesagt, dachte sie, dass es nur eine Sprechpause wäre, Kakashi sich sammeln müsste, seine Rede aber fortsetzen würde. Dachte, dass der großgewachsene Silberhaarige sich weiter erklären, sie beschwichtigen, trösten und ihr hoffnungsvolle Worte zuflüstern würde. Dass er ihr versprach, dass es nur für eine begrenzte Zeit - nämlich bis sie nächstes Jahr volljährig sein würde. Dass es sein Herz zerriss, er aber ihr zu Liebe bis nächstes Jahr warten wollen würde. Doch er sagte nichts dergleichen. In seinem letzten Satz konnte man weder Trost noch Reue heraushören. Nur Abweisung, die sich auch in seiner Stimmlage widergespiegelt hatte. Diese monotone, tiefe Stimme, die zum Ende des Satzes immer tiefer abklang bevor sie letztendlich abbrach. Im ganzen letzten Jahr hatte sie den Anbu noch nie so ernst und herzlos gesehen. Es war so ungewohnt, fast gespenstisch, dass sie glaubte, gleich würden Kasumi, Minagi, Ino und die anderen hervorspringen und alles wäre nur ein Scherz gewesen. Wieso ging die Sprechpause nicht zu Ende? Wieso sagte er nicht, dass es ein Scherz war? Wieso ließ er sie in dieser Stille alleine. Es war, als wäre er jetzt schon weggegangen. Als hätte er sie allein gelassen. Obwohl er ihr damals doch gesagt hatte, dass er immer bei ihr sein würde, ließ er sie jetzt alleine. Wieso? Was hatte sie falsch gemacht? Sie verstand es nicht. Rückblickend gab es einen Moment, ab dem sie sich tief mit dem Silberhaarigen verbunden gefühlt hatte. Es war die Nacht, in der er ihr von seiner Vergangenheit erzählt hatte. Von seinem Vater und seiner Mutter und der Ausgrenzung durch die Dorfbewohner. In dieser Nacht hatte Kakashi ihr seine Schwäche offenbart und sich ihr anvertraut. Obwohl sie damals noch keine romantischen Gefühle für ihn hegte, war es, als hätte sich ein starkes Band um sie gelegt und sie untrennbar miteinander verbunden. In den darauffolgenden Wochen gab er immer mehr von sich preis und zum ersten Mal war sie tatsächlich für die verachtenden Blicke und das gehässige Flüstern sensibilisiert. Der Ältere hatte das alles schon seit Kindertagen abbekommen, deshalb hatte er jede Gegenwehr aufgegeben. Doch auch, wenn er sich mit seinem Schicksal abgefunden hatte, wollte sie das nicht hinnehmen. Immer noch konnte sie Narutos Tod nicht vergessen und dennoch gewann sie durch Kakashis Schwäche neue Stärke. Er gab ihrem Leben einen neuen Sinn. Und sie erinnerte sich an all die Momente, in denen ihr Herz vor Emotionen überquoll als sie ihn immer wieder in Schutz nahm: „Es ist mir egal, wenn man über mich schlecht redet, aber bei Ihnen ertrage ich das nicht länger! Die Menschen sind alle so ungerecht! Sie sind so ein lieber Mensch und haben nie etwas Schlechtes getan und trotzdem sagen sie solche komischen Dinge über Sie! Ich will das nicht!“ „Keiner darf über meinen geliebten Sensei so schlecht sprechen! Das erlaube ich nicht!“ „Ich wollte Ihnen sagen, dass Sie ein total lieber Mensch sind!“ „Bitte glauben Sie daran, Sensei!“ „Bitte lassen Sie sich von dem Gerede der Leute nicht beirren. Ihr Vater hat Ihre Mutter ganz sicher wirklich geliebt. Deshalb hat er Sie so liebevoll erzogen und deshalb ist Kakashi-Sensei jetzt immer noch so liebevoll!“ Der Moment, als Kakashi ihr die traurige Geschichte seiner Familie erzählte und sie nicht mehr aufhören konnte zu weinen; der Moment, als sie in einem Izakaya ihr Glas gegen die Wand geschmissen hatte um die bösen Zungen der anderen Besucher zum Schweigen zu bringen; der Moment, als sie zwei Shinobi verprügelte, die ebenfalls schlecht über ihn gesprochen hatten; der Moment, als sie den Namen von Kakashis Vater in den schwarzen Granitstein eingeritzt hatte; der Moment, als sie ihm in der Kirche Hoffnung schenken wollte. Es waren diese Momente, in denen sie sich stärker denn je zu ihm hingezogen fühlte und ihn gegen alles Böse beschützen wollte. Denn an jenem Abend hatte sie Kakashis vernarbte Seele gesehen und indem sie sein Leid in sich aufgenommen hatte, erwuchs daraus eine selbstlose, ungeahnte Stärke. Auch, wenn sie nie darüber gesprochen oder das auf diese Weise reflektiert hatte, war es für sie, als ob seit diesem Zeitpunkt Kakashi und sie auf einem Schlachtfeld gegen die bösen Zungen von Konohagakure kämpften. Es ging ihr nicht in den Sinn, dass Kakashi, der sich die ganze Zeit über so liebevoll um sie gekümmert hatte, von anderen so verstoßen wurde. Wo andere sie nach Narutos Tod links liegen gelassen hatten und jeder seiner Wege ging - die Welt dreht sich schließlich weiter - hatte er sich ihrer angenommen. Deshalb würde sie jetzt für ihn da sein und an seiner Seite kämpfen. Auch, wenn er selbst schon längst aufgegeben hatte, würde sie, komme was wolle, sich für ihn weiter einsetzen. Und auch, wenn es sonst niemanden gäbe, der zu ihnen halten würde; auch auf die Gefahr hin selbst zum Außenseiter zu werden, würde sie ewig an seiner Seite kämpfen. Und seit sie ein Paar waren, war sie noch mehr dazu bereit alle Strapazen auf sich zu nehmen, die ihre Beziehung mit sich bringen würde. Jetzt, da der Silberhaarige jedoch seinen Rückzug angekündigt hatte, war es, als würde er Fahnenflucht begehen und sie alleine auf dem Schlachtfeld zurücklassen. Er beteuerte zwar, dass die Annahme der einjährigen Mission mit seinen unbändigen Gefühlen für sie zusammenhinge, dennoch empfand sie es als feige, egoistisch und zutiefst enttäuschend, dass er auf diese Weise das Feld räumte. Obwohl sie sich so für ihn eingesetzt hatte, ließ er sie jetzt allein, warf ihre Hilfe weg und ließ sie hilflos zurück. Dabei hätte sie alles für ihn getan, wenn er nur mit ihr darüber gesprochen hätte. Sie wäre auch mit ihm gegangen, hätte dem Dorf und ihren Freunden den Rücken gekehrt. Das alles hätte sie für ihn in Kauf genommen. Jetzt kam sie sich dumm und wie der letzte Dreck vor. Sie hatte ihm gezeigt, wie sehr er ihr vertrauen konnte, statt aber darauf aufzubauen, wollte er seine „Probleme“ lieber alleine klären. Einerseits typisch Mann, andererseits hätte sie mehr von ihm erwartet. Und, wenn er alles besser wissen musste, sodass er sie anscheinend weder zu seiner Entscheidungsfindung, noch zu sonst irgendetwas in seinem Leben brauchte, dann würde sie jetzt ebenfalls die Konsequenz daraus ziehen. Mit vor Wut und Trauer bebender Stimme durchbrach sie nun die Stille zwischen ihnen und flüsterte: „Weißt du, ich finde es extrem unfair, wie du mich behandelst. Zuerst faselst du was von Liebe, beteuerst mir, dass uns nichts und niemand trennen könne - und ich naives Ding habe dir geglaubt, obwohl ich selbst Zweifel gehegt habe. Tag und Nacht habe ich für dich gebetet als du im Koma warst und habe stets zu dir gehalten und jetzt servierst du mich hier so ab.“ Den Älteren trafen ihre Worte wie ein Messer, trotzdem ließ er es über sich ergehen, obwohl er widersprechen wollte. Immerhin stellte sie einige Tatsachen falsch dar. Denn es war nie seine Intention gewesen, ihr erst Hoffnungen zu machen und sie dann fallen zu lassen. ‚Glaub mir, Sakura, ich hätte anders entschieden, wenn ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte.‘, dachte er deshalb nur im Stillen. Wieder sagte er nichts und die abermalige geräuschlose Atmosphäre zwischen ihnen bestätigte ihre Annahme, dass alles was sie ihm jetzt an den Kopf warf, ihn eh nicht mehr kümmerte, weil er ihre Beziehung womöglich schon abgeschrieben hatte. Es war diese Stille, diese Teilnahmslosigkeit, die sie mehr als alles andere verletzte. Wütend schrie sie ihn nun an: „Anscheinend schert es dich überhaupt nicht, wie ich mich fühle oder was ich dazu denke. Der Altersunterschied zwischen uns oder die Tatsache, dass ich noch minderjährig bin - das sind doch alles nur Ausreden und das weißt du auch! Erst jetzt scheint es dir gedämmert zu haben, dass unsere Beziehung schwierig werden würde. Dass es Leute geben könnte, die uns verstoßen und, dass sich sogar unsere eigenen Freunde von uns abwenden könnten! Aber weißt du was? Darüber hatte ich mir schon viel früher Gedanken gemacht und du hast gesagt, du würdest immer zu mir halten! Trotzdem ziehst du jetzt den Schwanz ein, lässt mich hier alleine zurück und frägst mich nicht einmal, ob ich mit dir kommen wollen würde! Das ist echt das Letzte!“ Jedes ihrer Worte war wahr. Es war wahr, dass sie sich über alle Komplikationen und Gefahren schon viel früher den Kopf zerbrach und er ihr Versprechen gemacht hatte, die er jetzt im Nachhinein nicht mehr halten konnte. Und es war wahr, dass er wie ein feiger Hund den Schwanz einzog, weil er sich nicht schuldig machen wollte, sich an einer Minderjährigen vergangen zu haben. Lag man alle Tatsachen auf den Tisch, dann war es, wie sie es sagte: Er war echt das Letzte! Und dennoch hatte er sie in keinem Moment mehr geliebt als jetzt. Umso mehr schmerzte ihn ihre abschätzigen Worte, denn obwohl sie wahr waren, waren seine Motive aufrichtig und rein. Nichts desto trotz war seine junge, geliebte Kirschblüte die Leidtragende und das konnte er ihr nicht verübeln. Deshalb ließ er es über sich ergehen. „Und wenn du das alles nicht für mich in Kauf nehmen willst…“, Sakura konnte ihre Tränen nun nicht weiter unterdrücken und fing an hemmungslos zu weinen, „wenn du eh nicht den Mut hast, das alles mit mir durchzustehen, dann ist es vielleicht das Beste …“, kurz musste sie den Satz abbrechen und schnappte panisch nach Luft, denn der Schmerz war einfach zu groß und drückte ihr die Kehle zu. Tatsächlich war es eine Sache, diese Dinge zu denken und eine Andere, sie laut auszusprechen. Gedanken nehmen in dem Moment Form an, indem sie als Worte laut ausgesprochen werden. Zum ersten Mal wurden dem Mädchen das Ausmaß von „Worten“ bewusst. Dass sie die Gegenwart formen und somit auch die Zukunft beeinflussen. Allen eventuellen positiven Szenarien, die davor in ihrem Kopf umherschwirrten und ihre letzte Hoffnung waren, wurden ebenfalls ein Ende gesetzt. Genauso wie Sakura jetzt ein Ende an einen kurzen Anfang setzte, indem sie unter Schluchzen hervor schrie: „Dann ist es das Beste, wenn wir uns hier und jetzt trennen!“ Ohne Kakashis Reaktion zu erwarten, drehte sie sich um, schlug die Tür auf und rannte davon, während der Silberhaarige zur Salzsäule erstarrt war. Wie in Trance sah er dem Schatten des Mädchens hinterher, der sich immer weiter von ihr entfernte, ohne stehenzubleiben, ohne zurückzublicken. Der Silberhaarige dachte, sein Herz hätte aufgehört zu schlagen, als sie die letzten Worte gesagt hatte. Als er den Entschluss gefasst hatte, ein Jahr wegzugehen, hatte er nicht gleich automatisch an ein Ende gedacht. War es jetzt zu Ende? Aber vielleicht war es auch besser so. Morgen würde er Konohagakure und das alles hinter sich lassen. So würden seine und auch Sakuras Schmerzen und dieses Dilemma endlich ein Ende haben. Denn es war besser so, oder? Aber wieso tat dann sein Herz so weh? Wieso flüsterte etwas tief in ihm drin, dass er ihr nachrennen sollte? Trotzdem würde er diesem Reflex entgegen die Schmerzen aushalten. Denn so war es das Beste. In einem zweiten Gedanken wurde ihm jedoch bewusst, dass er gerade seine Geliebte zum letzten Mal gesehen hatte. Als er vor eineinhalb Jahren zu ihr kam, hatte sie geweint, weil Naruto für immer von ihr gegangen war. Jetzt weinte sie, weil er den selben Weg einschlug und ebenfalls von ihr wegging. Welch’ eine Ironie. In seinem Gedächtnis würde sich ewig ihr weinendes Gesicht festgebrannt haben. Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken herausgerissen, denn die gleichaltrige Rin betrat fröhlich und vergnügt die Umkleidekabine: „Sorry Kakashi-kun, ich hab’ noch etwas hier vergessen“. Sie sah hinter eine der Sitzbänke und fischte mit einem „Ah, da ist er ja!“ einen Schal hervor, der vorhin anscheinend durch die Balkenspalten heruntergerutscht war. Der Silberhaarige wusste nicht, wie lange sie schon vor der Hütte gestanden hatte und wollte sie auch nicht darauf ansprechen, ob sie etwas mitgehört hatte. Es tat eh nichts mehr zur Sache. Trotzdem bemerkte Rin seine Niedergeschlagenheit und sprach ihn geradewegs darauf an: „Kakashi-kun, alles in Ordnung mit dir? Du siehst wankelmütig aus.“ „Das kommt dir nur so vor.“, winkte er schnell ab, ohne großartig zu kommentieren, wandte sich von ihr ab und sammelte ebenfalls seine verschwitzen Trainingsklamotten zusammen. „Wie dem auch sei, wir treffen uns morgen vor dem Tor, dort werde ich auf dich warten. Ich werde die Mission antreten, auch wenn du nicht kommen solltest.“, meinte sie kalt bevor sie ihm ebenfalls den Rücken zudrehte und ging. „Keine Sorge, ich werde da sein.“, antwortete Kakashi und sicherte ihr seine unumstößliche Zusage zu. Er würde seine Entscheidung nicht mehr ändern, jetzt nicht mehr. Dafür war es schon zu spät. Währenddessen verließ die junge Frau mit gemächlichen Schritten das Trainingsgelände, grinste in sich hinein und dachte: ‚Gut, alles verläuft nach Plan.‘ Kapitel 41: Because you are everything to me/The meaning of life ---------------------------------------------------------------- Es tat weh. Es tat so weh. „Dann ist es vielleicht das Beste, wenn wir uns hier und jetzt trennen“ - diese Worte taten so weh. Endlich war Sakura zu Hause angekommen und ließ sich nun weinend und zitternd mit dem Rücken an der Haustür herunter. Draußen hatte sie sich aus Angst, dass jemand sie sehen könnte zurückgehalten, doch nun ließ sie ihren Tränen freien Lauf. „Uaaaaaaaaaaaaaah!!!“, unter Tränen schrie sie auf und vergrub ihr Gesicht in ihren Armen. Ihr Herz schmerzte so sehr, dass sie die Finger gequält in ihre Arme bohrte. Dabei schoben sich ihre Nägel tief in ihre Haut, doch sie spürte diesen physischen Schmerz nicht einmal, denn der Schmerz in ihrem Herzen war tausendmal schlimmer. Ihr Herz - es war zerbrochen, als läge es in Scherben über dem ganzen Boden zerteilt. Wild pumpte es Sauerstoff in ihre Lungen, während sie nicht mehr aufhören konnte zu weinen und verzweifelt röchelte und schluchzend schnappatmete. Immer, wenn sich der Muskel erneut aufblies und zusammenzog, war es als würde jemand ein Messer in ihr Herz rammen. Doch es war nicht das erste Mal, dass sie diesen Schmerz fühlte. Narutos Tod, der Tod ihres Patienten, Kakashis Koma - nein, sie hatte ihn schon so oft gefühlt: diesen Schmerz, der ihr die Kehle zuschnürte. Seit letztem Jahr war er ihr ständiger Begleiter und gab es einmal ein Hoch in ihrem Leben, dann wusste sie, dass es nicht lange andauern würde. „Wieso ich? Wieso immer ich?“, fragte sie schluchzend in die Stille hinein. Wieso war immer sie diejenige, die - so wie jetzt - heulend auf dem Boden ihres Flures lag? Wieso war immer sie diejenige, die von allen verlassen wurde? Kakashi hatte versprochen für immer bei ihr zu bleiben - und jetzt?! Wieso war sie immer diejenige, die vom Leben so enttäuscht wurde? War sie zu hoffnungsvoll? Zu naiv? Zu gutgläubig? Wieso kam es ihr vor, dass das Leben immer nur sie bestrafen würde? Ihr lieb und teuer gewordene Menschen immer und immer wieder entriss. Die Sterne, die am Himmel für sie leuchteten und ihr den Weg wiesen. Sie erloschen alle, einer nach dem anderen. Jetzt saß sie hier in vollkommener Dunkelheit. Als Kakashi aus dem Koma erwacht war, konnte sie ihr Glück kaum fassen und war überzeugt davon, dass jetzt alles gut werden würde. Dass nichts und niemand sie jetzt noch trennen könnte und dass es auch für sie ein Happy End geben könnte. Doch der Silberhaarige würde sie nun ebenfalls verlassen und ab morgen würde sie wieder allein sein. Allein in diesem Dorf. Allein in diesem Krankenhaus. Allein in dieser Wohnung. In dieser Wohnung, in der sie einmal für eine kurze Zeit zusammengewohnt hatten. In dieser Wohnung, in der sie sich nach Narutos Tod eingeschlossen hatte. Naruto, er fehlte ihr so sehr. „Naruto, wo bist du jetzt…Wieso bist du nicht bei mir?…“, flüsterte sie weinend. Keine Antwort - lediglich ihr orangefarbener Kater, der nun ein ganzes Stück gewachsen war, kam leise angeschlichen, stupste mit seiner kalten Nase ihre Hand an und schleckte etwas daran. Naruto war der einzige der immer zu ihr gehalten hatte. Und obwohl sie seine Gefühle nie erwiderte, hätte er alles für sie getan. Er war sogar gestorben für sie. Gerade in Augenblicken, wo sie sich hilflos und alleingelassen fühlte, musste sie immer an ihn denken - ihren besten Freund. Sie sehnte sich nach seinem Lachen, nach seinen Albernheiten, seiner heiteren Art. Auch er konnte manchmal traurig und nachdenklich sein, war aber andererseits stur genug immer wieder gegen das Schicksal anzukämpfen. Es waren Zeiten wie diese, in denen sie realisierte, dass sie eigentlich - genauso wie ihr blonder Freund - alleine war und niemanden hatte. Natürlich hatte sie viele Bekannte im Dorf und Kollegen bei der Arbeit. Aber sie hatte niemand, dem sie sich in Zeiten wie diesen anvertrauen konnte. Obwohl sie so beliebt war, war die traurige Wahrheit, dass sie eigentlich alleine war. Bei dem Gedanken Ino anzurufen oder bei Kasumi vor dem Friseursalon zu erscheinen und ihnen ihre Seele auszuschütten, dazu hatte sie nicht den Mut und das nötige Vertrauen. Das konnte sie bei niemandem. Und so langsam fing sie an, den Sinn des Lebens anzuzweifeln, denn alle ihre Anstrengungen hatten nie Früchte getragen. Man sagte zwar, dass das Leben für jeden von uns Höhen und Tiefen bereithielt, allerdings konnte man beides doch nur überstehen, wenn es jemand gab, mit dem es teilen konnte. Jemand, mit dem man in guten Zeiten lachen und in traurigen Zeiten weinen konnte. Doch bisher war sie in den Schicksalsschlägen ihres Lebens immer allein gewesen. Der einzige Mensch, der sie nie verlassen hätte, war sowieso tot. Mittlerweile hatte sie so viel geweint, dass ihre Ärmel sich mit den Tränen vollgesogen hatten und schon ganz nass waren. Kaum zu glauben, aber obwohl sie noch vor einer Stunde das Gefühl hatte an diesem unaufhörlichen Schmerz zu zerbrechen, war sie jetzt vollkommen leer. Auch, wenn ihr immer noch einzelne, glitzernde Perlen die Wange hinunter kullerten, hatten ihre Augen den glänzenden Schimmer des Lebenswillens verloren. Sie fühlte nichts mehr, sie wusste nicht einmal weshalb sie so fürchterlich geweint hatte, denn es hatte sowieso keinen Sinn mehr. Ihr Leben hatte keine Sinn mehr, denn es gab nichts mehr, für das es sich zu leben lohnte. Erschöpft sank sie zu Boden und schloss die Augen, während sie flüsterte: „Naruto…Ich wäre jetzt so gerne bei dir…“ Sie war in vollkommene Dunkelheit gehüllt und um sie herum war alles still. Sie fühlte auch nichts mehr und war erstaunt, wie angenehm sie diesen Zustand fand. Ja, hier in dieser Dunkelheit wollte sie für immer bleiben. „Aber das geht nicht, Sakura-chan.“, hörte sie plötzlich eine sanfte Stimme und hob den Kopf. Über ihr sah sie strahlende blaue Augen und ein verständnisvolle Lippen, die sie anlächelten. „Narutooooooo!“, schrie das Mädchen freudenjauchzend auf und fiel ihrem besten Freund stürmisch um die Taille; denn anscheinend hatte sie schon die ganze Zeit auf seinem Schoss geschlafen und war gerade auf seinem Oberschenken wachgeworden, „Ich hab dich so vermisst! Die ganze Zeit über! Wieso bist du nicht eher zu mir gekommen?!“ „Baka“, schellte der Blonde sie und strich ihr sanft über den Kopf, „Ich war doch die ganze Zeit bei dir und hab über dich gewacht.“ Sie weinte so sehr, dass sie mit ihren Tränen einen ganzen See füllen könnte und hörte eine ganze Weile nicht auf - diesmal aber aus Freude. „Sakura, hör mir zu. Es gibt wichtige Dinge, die ich dir sagen muss.“, meinte der Gleichaltrige bestimmt und versuchte sie etwas von sich wegzudrücken. Doch die Rosahaarige ließ es nicht zu, umklammerte ihn stattdessen nur noch fester und protestierte: „Nein, ich will für immer hier bei dir bleiben! Ich hab doch sonst niemanden außer dich! Bitte Naruto, ich brauche dich! Ich will nicht wieder von dir getrennt sein!“ Nun kamen all seine Gefühle wieder in ihm hoch und er schloss seine Arme ebenfalls stark um den Rücken des Mädchens. Er liebte sie so sehr - auch jetzt noch. Und es war wie ein Traum, dass sie ihn so umarmte und er diese Worte aus ihrem Mund hörte. Diese Worte, die er die ganze Zeit hören wollte. Dass er immer noch so starke Gefühle für sie hatte, war vollkommen unnormal. Denn wenn Menschen starben, dann verließ normalerweise der Geist den irdischen Körper, der auf der Erde verfiel. Die Seele kehrte dabei ins Totenreich ein, Gefühle und Erinnerungen an das irdische Leben werden bei dem Eintritt gelöscht. Seine Gefühle für Sakura waren aber so stark, dass er als Geist über das Mädchen wachte und sie immerzu schützend umgab. Anscheinend waren auch seine Gefühle, die er für sie hatte, immer noch die Selben. Egal, was er tat, er würde seine Liebe zu ihr nie vergessen können. Allerdings durfte er eins nicht vergessen: denn, wenn sie damals schon in unerreichbarer Ferne für ihn war, weil sie seine Liebe nicht erwiderte, so war die Distanz zwischen ihnen nun endlos und seine Chance mit ihr glücklich zu sein gleich Null geworden - immerhin war er tot und sie am Leben. Deshalb musste er jetzt alles tun, damit wenigstens die lebende Sakura ihr Glück finden würde. Als er sich nun endlich überwunden hatte, sagte er wie immer mit seiner aufmunternden Art: „Kakashi-Sensei liebt dich wirklich, Sakura-chan. Von ganzen Herzen. Er liebt dich so sehr, dass er nicht mehr ohne dich leben kann.“ Wild schüttelte sie daraufhin den Kopf und fragte: „Wieso geht er dann weg? Wieso verlässt er das Dorf und dann auch noch ohne mir etwas davon zu sagen?“ Nein, egal was ihr bester Freund auch an Gründen anbrachte, Kakashis Verhalten war für sie unentschuldbar. Seine Worte und Taten hatten einen Keil zwischen sie getrieben, sie würde ihm nie wieder verzeihen können. Und auch Naruto konnte Sakura aus vollem Herzen verstehen. Trotzdem gab es Dinge, die ihr Urteilsvermögen trübten. Diese wollte er ihr nun näher bringen und erklärte: „Sakura, als jemand, der von allen immer gemocht wurde, verstehst du das nicht aber… Auch, wenn es für dich auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist, aber in Wirklichkeit, sind Kakashi-Sensei, Sasuke und ich uns sehr ähnlich.“ „Wie meinst du das?“, fragte sie stirnrunzelnd nach. Das war wohl der hanebüchenste Vergleich den sie je gehört hatte. „Doch es stimmt.“, meinte Naruto und führte seine Erklärung weiterhin aus, „Kakashi-Sensei war immer ein Außenseiter. Als solcher versucht man mehr als alle anderen dazu zugehören. Auch, wenn Kakashi-Sensei es nie zugeben würde, aber, seit seiner Kindheit, seit er das Training bei dem vierten Hokage begann, gab er sein Bestes um mit seinem Talent hervorzustechen und sich in die Gesellschaft unauffällig einzufügen. Als Sohn des „Weißen Reißzahns“, der eine Minderjährige heiratete und mit ihr ein Kind zeugte, war er von Anfang an gebrandmarkt, doch als Jonin und Anbu wollte er sein herausragendes Talent in den Dienst des Dorfes stellen. Er wollte irgendwann, in ferner Zukunft, von den Dorfbewohnern als nützliches Mitglied der Gesellschaft akzeptiert werden. Das allein war sein innigster Wunsch und der Sinn seines Lebens - er wollte nie etwas anderes als es allen Recht zu machen und einen unscheinbaren Platz in ihrer Mitte einzunehmen. Der Sinn seines Lebens war es allen Recht zu machen? Ungläubig sah ihn an, während sie weiterhin aufmerksam zuhörte. „Deshalb…Glaub bitte nicht, dass er dich als reinem Egoismus verlassen würde. Er tut es vielmehr um dich auch zu schützen.“, er quälte sich zu einem motivierenden, unbekümmerten Lächeln, packte sie an den Armen und drückte sie entschlossen von sich weg, als er sagte: „Und auch, wenn ich dich am liebsten hier bei mir behalten würde und es mir das Herz zerreißt dich wegzuschicken, aber du solltest jetzt aufhören zu weinen - und zu ihm gehen. Denn du bist alles, was er hat.“ Als das Mädchen wieder aufwachte, war es stockdunkel. Langsam erhob sie ihren noch müden Oberkörper von dem harten, kalten Parkettboden und hielt sich die schmerzende Stirn. Es war wohl alles nur ein Traum und trotzdem fühlte sie sich jetzt etwas leichter. Auch, wenn Naruto Tod war, würde ihr in den schweren Stunden beistehen - das wusste sie jetzt. Denn er würde immer in ihr weiter leben. Dass Kakashi in ein paar Stunden für lange Zeit das Dorf verlassen würde, war immer noch real und dennoch gingen ihr Naruto Worte immer noch nicht aus dem Kopf. „Kakashi, du Idiot.“, murmelte sie und biss sich wütend und traurig auf die Lippe. Durch das Gespräch mit ihrem besten Freund war sie zu der Erkenntnis gekommen, dass dieser ihrem Geliebten innerlich näher war, als sie es ihm je sein würde. Schließlich teilten sie das gleiche Schicksal. Wahrscheinlich gab es Dinge, die sie nie ändern können würde - zum Beispiel, dass sie vierzehn Jahre auseinander waren und, dass der Silberhaarige einen Großteil seines Lebens ohne sie verbracht hatte, weil sie damals noch nicht einmal auf der Welt war. Besonders in seiner Kindheit gab es Schicksalsschläge, die ihn geprägt hatte und obwohl er mit ihr darüber geredet hatte, war ihr nie bewusst wie stark diese immer noch sein Tun und Handeln in der Gegenwart beeinflussen würden. Und trotzdem war sie nicht deshalb wütend. Nein. Sie war wütend, weil Kakashi ihr nicht die Wahrheit gesagt hatte und nicht offen mit ihr war. Aber vielleicht konnte sie das auch nicht von ihm erwarten. Vielleicht war jetzt sie an der Reihe auf ihn zuzugehen. Einerseits dachte sie zwar, dass sie ihm schon ihre unumstößliche Unterstützung zugesichert hatte, aber anscheinend war das noch nicht genug. Andererseits erinnerte sie sich auch daran, wie schwer es für sie kurz nach Narutos Tod war, offen mit dem Älteren über ihre Wünsche zu sprechen und sie ihm anzuvertrauen. Doch was könnte sie jetzt in diesem Moment in dem er seinen Entschluss schon gefasst hatte für ihn tun? Auch, wenn sie das noch wusste und keinen klaren Gedanken gefasst hatte, stand sie auf, verließ das Haus und ging zu ihm - genauso wie Naruto gesagt hatte. Während dessen war der Silberhaarige ebenfalls in seiner stockdunklen aber vom Vollmond erhellten Wohnung und packte seinen Rucksack. Er entschloss sich für Allwetterkleidung, ein paar T-Shirts, ein bis zwei Pullis, eine wasserabweisende und winddichte Allzweckjacke und Winterstiefel; Sandalen würde er gleich anziehen. Den Schlüssel für seine Wohnung würde er Iruka mit einem Brief und der Bitte diese für ein Jahr unterzuvermieten morgen beim Weggehen in den Briefkasten werfen. Unschlüssig wanderte seine Hand zu dem Bilderrahmen mit dem Team 7 Foto. „Die gute, alte Zeit“, flüsterte er wehmütig und entschloss sich dazu das Bild…nicht mitzunehmen. Nichts dürfte seine Entscheidung jetzt noch gefährden. Mit Rin würde er sich morgen um fünf Uhr treffen, stellte deshalb seinen Wecker auf Vier und legte sich aufs Bett um noch ein kleines Nickerchen zu machen. Unmittelbar nachdem er die Augen geschlossen hatte, legte sich ein schwerer Schleier über ihn und er schlief sofort ein. Unsicher wandelte sein Körper durch die Dunkelheit seiner schlafenden Seele. Links wie rechts, geradeaus wie hinter ihm - überall war es dunkel. Sogar seine eigene Hand konnte er nicht sehen, selbst wenn er sie ganz nah vor sein Gesicht hielt. Trotzdem konnte er spüren, dass sein Körper eine Form besaß und so machten sich seine Füße auf in eine ungewisse Richtung zu gehen. Der Weg war eben und es gab nicht worüber er stolpern könnte. Normalerweise war auch ihm wie jedem Menschen etwas mulmig bei so vollkommener Dunkelheit und dennoch hatte er keine Angst. Im Gegenteil, er fühlte sich sogar irgendwie geborgen. Und so ging er weiter bis er plötzlich am Horizont ein Licht aufblitzen sah. Immer schneller lief er darauf zu, bis er schließlich in weißes, stechendes Licht gehüllt war, sodass er die Augen zusammen kniff. Als er seine Augen wieder langsam öffnete, um sich an das Licht zu gewöhnen und sich in seiner Umgebung zu orientieren, war das Erste, das er unter sich vor seinen Augen sah, blaugrauer Leinenstoff. Sofort wusste er dieses Muster und das Kleidungsstück zuzuordnen. Nie würde er es vergessen. Denn es war der Yukata, den seine Mutter immer trug. Mit aufgeregt klopfenden Herzen hob er den Kopf an und blickte nach oben. „Hast du gut geschlafen?“, fragte die sanfte Stimme der weißsilberhaarigen jungen Frau und lächelte ihn gütig an. Überrascht und etwas verlegen schreckte er mit einem „Kaa-san?!“ hoch und wurde dabei etwas rot im Gesicht. Hatte er so etwa die ganze Zeit auf ihrem Schoß geschlafen? „Sei doch nicht so. Du hast früher immer so auf meinem Schoß geschlafen.“, grinste die Weißhaarige belustigt über das Verhalten ihres Sohnes, was ihn nur noch verlegener machte. Wie peinlich! Er war doch kein kleines Kind mehr. Doch plötzlich kam ihm wieder in den Sinn, dass - so sehr er sich auch freute - seine Mutter ihm nicht umsonst erschienen war und er fragte skeptisch: „Hat dich Vater hergeschickt, weil er sich Sorgen um mich macht?“ „Nein, wie kommst du denn darauf?“, winkte sie ab, „Ich wollte nur…ein paar Dangos mit dir essen!“, grinste sie nun noch breiter und zog hinter ihrem Rücken eine braunes Holzschälchen mit Dangospießen hervor. Der Silberhaarige wusste nun gar nicht mehr in welchem Film er war, aber seine Mutter war schon immer etwas eigen gewesen. Obwohl sie früh gestorben war und er nie viel Zeit gehabt hatte sie wirklich kennenzulernen, hatte sie einen sehr simplen und leicht zu durchschauenden Charakter und so wusste er gleich, dass es keinen Sinn hatte abzulehnen. So saßen sie still nebeneinander und aßen die bunten Dangos. Es waren Dangos in den Frühlingsfarben rosa, weiß und blattgrün. Schließlich blieb nur noch ein Spieß übrig, den Yuri ihm mütterlich anbot. Abermals wusste Kakashi genau was zu tun war und lehnte ab, worüber die junge Frau sehr erleichtert war und genüßlich die letzten drei Dangos verzehrte. „Weißt du, Essen ist schon eine komische Sache.“, begann sie nun zu erzählen, „Das was wir essen und unser Körper aufnimmt, beeinflusst auch unseren Charakter und unser Handeln. Ein austrainierter Anbu achtet strikt auf seine Ernährung, was sich auch in seiner Diszipliniertheit widerspiegelt. Fleischesser sind voller Energie und geraten häufig in Streitigkeiten mit anderen. Menschen brauchen eine ausgewogene Ernährung aus Proteinen, Vitaminen und Fetten. Süßigkeiten braucht unser Körper eigentlich nicht. Und doch essen wir sie so gerne. Warum wohl?“ „Naja, sie schmecken so gut, dass man eben nicht widerstehen kann.“, antwortete Kakashi ohne viel darüber nachzudenken. Auf welche komischen Themen seine Mutter manchmal so kommen konnte. Ohne aber auf Kakashis Antwort einzugehen, erzählte sie weiter: „Dein Vater war häufig auf ewig langen und kraftzehrenden Missionen. Mein Vater hatte einen guten Draht zum Hokage und, da er unsere Heirat missbilligte, bat er ihn häufig Sakumo die schwersten und längsten Missionen zu geben. Oft schickten ihn diese durch die Wüste und karge Landschaften, wo er oft tagelang an keinem Dorf oder einer Stadt vorbei kam. Wenn er dann nach Hause kam, war er wie ein ausgehungertes Tier. Und obwohl ich ihm immer sein Lieblingsessen gekocht hatte, schlug er sich den Bauch mit Süßigkeiten voll. Er sagte immer, dass ihn die Süßigkeiten wieder zu einem „Menschen“ machen würden.“ Aufmerksam und interessiert lauschte der ehemalige Anbu den Geschichten seiner Mutter. Obwohl viele der älteren Anbu seinen Vater gekannt hatten, hörte er so eine Geschichte zum ersten Mal. Überhaupt sprach ihn nie jemand zu seinem Vater an. Diese kleinen Details aus der Perspektive seiner Mutter zu erfahren, gab dem Ganzen eine besonderen Geschmack. Obwohl er scheinbar nie das Bedürfnis hatte mehr über seine Eltern zu erfahren - und da die meisten sowieso nur schlecht über sie redeten, war er glücklich und dankbar darüber, wenn ihn niemand darauf ansprach - könnte er jetzt stundenlang zuhören. Doch er befürchtete fast, dass seine Mutter ihm damit etwas anderes sagen wollte und diese Geschichte nicht ohne Grund auf den Tisch gebracht hatte. „Eigentlich brauch unser Körper keine Süßigkeiten, wir können auch ohne sie überleben.“, fuhr sie fort, „Aber immer, wenn wir die Süße in unserem Gaumen zergeht, breitet sich ein Gefühl des Glücks und der Geborgenheit in uns aus, und wir erinnern uns wieder daran, was das Leben lebenswert macht, denn erst dadurch bekommt unser Leben einen Sinn.“ Bedeutungsvoll sah die Weißhaarige ihren Sohn an und Kakashi wusste genau worauf sie anspielte. Also hatte doch ihr Vater sie geschickt. Bedrückt wich er ihrem Blick aus und entgegnete: „Welchen Sinn hat das Leben, wenn man isoliert den Unwillen aller spüren muss und von Feinden umgeben ist? Du weißt nicht, was ich als Kind durchmachen musste - die Blicke der Dorfbewohner, das Getuschel. Ich möchte Sakura das alles ersparen.“ Nachdenklich musste Kakashi feststellen, dass er einen Vergangenheitskomplex hatte. Sein Vater und seine Mutter mochten ihn vielleicht für pessimistisch halten, aber er hatte das Leid, das er erfahren hatte nie vergessen. Und er hatte Angst. Angst, dass die Dorfbewohner tatsächlich recht haben könnten und sich das Schicksal seiner Eltern in ihm und Sakura wiederholen könnte. Diese Angst würde ihn sein ganzes Leben lang begleiten. „Es tut mir Leid, dass du da so mit hineingezogen wurdest. Eigentlich gingen all der Hass immer gegen mich und gegen deinen Vater. Und es stimmt - letztendlich ist unsere Familie daran zerbrochen.“, seufzte Yuri und wurde einen Moment lang nachdenklich. Sie waren damals zu naiv gewesen. Anders als sie in der Vergangenheit hatte Kakashi eine Weisheit und Weitsicht jenseits seines Alters. Doch dann erinnerte sie sich wieder an die stürmische, aufbrausende Kirschblüte und schöpfte neuen Mut, den sie auch an ihren Sohn weitergeben wollte: „Aber Sakura ist Sakura und du bist du, Kakashi. Sakura ist stark und auch du bist zu mehr fähig als du es dir zutraust. Solange nur Sakura an deiner Seite sein wird.“ Sakura an seiner Seite? Nein, er hatte sich bereits entschieden. Seine Entscheidung war unumstößlich. Nichts konnte daran mehr rühren und rütteln. Auch nicht die Worte seiner Mutter. Auch nicht seine eigenen Gefühle. Dann würde ein Jahr herum gehen, vielleicht auch zwei oder drei. Und dann, wird sie ihn vergessen haben - und er sie. Als er daran dachte wurde ihm schwer ums Herz. Aber dann, irgendwann werden sie sich im Dorf über den Weg laufen und sich vollkommen gleichgültig sein. Dann würde er nicht mehr diesen stechenden Schmerz in seinem Herzen fühlen, den er jetzt fühlte. Diesen stechenden Schmerz der seinen Körper lähmte und seine Entscheidung zum Wanken brachte. Diesen Schmerz, der ihm jetzt Tränen in ihm aufsteigen ließ. Sanft legte ihm seine Mutter ihre Hand auf die Schulter, sah ihm verständnisvoll in die glitzernden Augen und fragte: „Kakashi, ein Leben ohne Süßigkeiten, ist kein Leben. Kannst du, willst du wirklich ohne Sakura leben? Du liebst sie doch, oder?“ „Mehr als alles andere auf der Welt.“, wisperte er mit bebender Stimme und wischte sich mit seinem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. Er konnte nicht. Er konnte es einfach nicht übers Herz bringen. Denn er liebte sie einfach zu sehr. Er konnte nicht mehr ohne sie leben. Denn sie wie die bunten Dangos im Frühling, machte sie das Leben lebenswert. „Hab Mut und vertraue dem Mädchen, das du liebst, mein Sohn.“, sagte Yuri bevor sie ihrem Sohn einen Kuss auf den Kopf gab und dann verschwand. Plötzlich wachte Kakashi mit pochendem Herzen schweißgebadet auf und Tränen flossen ihm die Wangen herunter. Er musste sich erst einmal beruhigen, Luft schnappen und zur Ruhe kommen. Seinen Atem kontrollierend, setzte er sich auf den Bettrand, trank das Glas Wasser, das auf seinem Nachttisch stand in einem Zug aus und atmete schwer ein und aus. Er musste gerade einen mitreisenden Traum gehabt haben, doch jetzt konnte er sich nicht mehr daran erinnern. Völlige Leere herrschte in seinem Kopf und alles fühlte sich dumpf und pelzig an, wenn er versuchte sich daran zu erinnern. Egal, wie sehr er es versuchte, kamen ihm keine Erinnerungen mehr in den Sinn. Alles vollkommen weggeblasen. Doch er fühlte starke Schmerzen in seiner Brust und seine Augen brennten wie Feuer. Was in Gottes Namen hatte er da gerade geträumt? Wie aus heiterem Himmel viel ihm ein, dass er sich ja mit Rin vor dem Tor treffen wollte und sah panisch auf seinen Wecker. Puh - fünf Minuten vor vier Uhr. Er war wohl noch vor dem Weckerklingeln aufgewacht und hatte jetzt glücklicherweise noch viel Zeit sich fertig zu machen. So packte er seine restlichen Sachen in seinen Rucksack, schnürte ihn fest zu, zog seine Sandalen an, öffnete die Haustür und plötzlich - „Sa…Sakura?!“, gerade als er vor die Tür treten wollte, stand die rosahaarige Kirschblüte vor ihm und sah aus, als wollte sie eben gerade anklopfen. Kakashi versuchte zu schlucken, doch ein Kloß steckte in seinem Hals und er bekam kein Wort heraus. Nein, er durfte jetzt nicht ins Wanken geraten. Er hatte seine Entscheidung bereits getroffen und so würde es das beste für alle sein. Egal, was sie jetzt noch zu ihm sagte oder mit ihm verhandeln wollte, würde er sich nicht mehr umstimmen lassen. Auch dem Mädchen schien die Situation unangenehm zu sein, denn auch sie wusste nicht richtig wie sie beginnen sollte: „Ähm, also, …“, druckste sie herum, „Entschuldige, dass ich so früh morgens bei dir antanze. Du wolltest bestimmt los und ich hatte auch nicht vor dich aufzuhalten.“ Doch obwohl sie das so sagte, bewirkte sie genau das Gegenteil. Nein, hör auf, sprich nicht weiter, dachte der Silberhaarige. Sein Herz pochte wie wild vor Aufregung und Angst die Kontrolle über seinen Körper zu verlieren. Er musste dem jetzt standhalten, sonst würde er sie beide ins Verderben stürzen. Allerdings spürte er auch, wie er gerade von ihrer Präsenz übermannt wurde. Ihr schlanker Körper, ihre klaren türkisblauen Augen, das feine Haar. Und obwohl so klein und zierlich war, hatte er das Gefühl, dass von ihrem Körper eine gewaltige Kraft ausging. Schon damals als sie eifersüchtig auf alle anderen Frauen in seiner Umgebung war, hatte er gespürt, dass sie anders war. Ihm war schon vorher aufgefallen, dass er - im Gegensatz zu anderen Männern - nicht den weiblichen Rundungen und bezirzenden Charme anderer Frauen erlag, was ihm immer sehr zu Gute kam, denn so konnte er Viele von Ihnen für seine Zwecke gebrauchen. Aber Sakura war anders - sie war aufrichtig und rein und es waren genau diese Eigenschaften denen er nicht widerstehen konnte. Und genau jetzt, in einem so unpassenden Augenblick wie diesem, kamen ihm all diese Momente wieder in den Sinn, in denen sie ihn mit ihrer Aufrichtigkeit, Reinheit und Stärke so beeindruckt hatte, dass seine Liebe zu ihr überquoll. Immer noch brachte er kein Wort über die Lippen, denn all seine Kräfte flossen in die Zurückhaltung seines Körpers. Das Mädchen ihm gegenüber merkte nichts von seinem Kampf und seiner Anspannung und brauchte ebenfalls eine Weile bis sie die richtigen Worte fand. Doch auch ihr viel es nicht leicht vor ihrem Geliebten zu stehen. „Also, was ich sagen wollte…“, setzte sie an und brach wieder ab, da ihr Tränen in die Augen schossen und sie sich nicht mehr zurückhalten konnte. Eigentlich für ihn nichts Neues, denn, wie oft hatte er sie schon weinen gesehen? Es war ein gewohnter Anblick und dennoch löste es diesen Reflex in ihm aus sie in seine Arme zu ziehen, ihre Tränen zu trocken und ihr Leid zu lindern. Was sollte er jetzt tun? Konnte er wirklich gehen und sie alleine lassen? Auf irgendeine Art und Weise brauchte sie ihn doch. Nein, falsch, er brauchte sie. Er brauchte sie wie ein Fisch das Wasser, wie die Luft zum Atmen. Er brauchte sie wie süße, bunte Dangos an einem schönen Frühlingstag. Er konnte einfach nicht ohne sie leben. Und schließlich nahm auch Sakura all ihren Mut zusammen und lächelte den Silberhaarigen mit glitzernden Tränen in den Augen an, als sie sagte: „Kakashi, ich möchte, dass du weißt, dass auch, wenn ein Jahr furchtbar lange ist - ich werde auf dich warten! Ich werde warten, bis du wieder zurückkommst. Weil ich dich von ganzem Herzen liebe!“ Als wären an ihm alle Kontrollstricke und Ketten gerissen, zog er das Mädchen zu sich in die Arme, machte einen Schritt rückwärts in seinen Wohnungsflur und schloss die Tür hinter ihnen. Schließlich konnte er sich nicht mehr beherrschen, umarmte sie so stark, dass sie fast zerbrach und übersäte sie mit Küssen. „Wolltest du nicht gehen?“, fragte Sakura irritiert und wusste gar nicht wie ihr geschah. Obwohl sie die lang ersehnten Küsse ihres Geliebten genoss, zögerte sie dieses Glücksgefühl zuzulassen. „Nein, ich werde nie wieder gehen und dich alleine lassen. Ich werde für immer hier bleiben. Bei dir.“, erwiderte er und drückte sie noch fester an sich heran. Erst jetzt schlang auch sie die Arme um seine Taille und lies nicht mehr los. „Wieso bist du so früh überhaupt wach?“, fragte er und sog den lieblichen Duft ihrer Haare genüßlich ein. Auch das Mädchen genoß das leichte Kitzeln und schmiegte sich weiter an ihn heran als sie antwortete: „Blödmann, das hatte ich doch gerade gesagt, oder hörst du mir nicht zu? Außerdem konnte ich nicht schlafen.“ „Dann lass und jetzt gemeinsam schlafen gehen.“, er schwang kurzerhand seine Arme unter ihre Kniekehlen, trug sie zu seinem Bett und ließ sie sanft hinab während er sich ebenfalls zu ihr legte. „Du bist echt der größte Blödmann auf der ganzen Welt.“, meinte sie, während sie sich wieder an seine Brust kuschelte und erleichtert die Augen schloß. „Ja, und du bist die größte Heulsuse auf der ganzen Welt.“, erwiderte er und setzte hinzu, „Aber deshalb liebe ich dich so.“ Kapitel 42: Mission complete - Mission failed/ The bond between those two/ Promise ---------------------------------------------------------------------------------- „Spezialeinheit, Agentin „N. R.“ meldet sich zur Stelle, Tsunade-sama!“, sagte die junge Frau mit fester Stimme, während sie vor dem massiven Holzschreibtisch der Hokage kniete. Ehrfürchtig hatte sie den Kopf gesenkt und wagte es nicht das Oberhaupt des Dorfes anzublicken. Es war das routinierte Berichterstattungsprozedere, das sie zum Abschluss jeder Mission anstand und da sie im direkten Auftrag der Hokage handelte, befand sie sich häufig in diesem Zimmer mit dem großen Holzschreibtisch. Manchmal übergab sie der Hokage einen schriftlichen Bericht in Form einer Schriftrolle, heute würde der Bericht mündlich ausfallen. Es war noch früh am Morgen und sie war etwas verwundert dennoch nicht überrascht, dass sie so früh schon empfangen wurde. Die blonde Frau mit dem trügerischen, jugendlichen Antlitz hatte ihr den Rücken zugekehrt, sah scheinbar uninteressiert aus dem großen Glasfenster ihres Arbeitszimmers, von dem aus sie die ganze Stadt sehen konnte. Die Scheiben waren von außen mit einer Spiegelfolie beklebt, sodass sie zwar alles sehen aber von draußen nicht gesehen werden konnte. Obwohl die Sonne schon die Hausdächer mit ihren Strahlen erfasste, waren kaum Menschen auf der Straße. Konoha schlief noch und auch sie war noch etwas müde. Dennoch wusste sie, dass ihre Spezialagentin an diesem Morgen zu ihr kommen würde, weshalb sie sie bereits erwartetet hatte. Neugierig fragte sie also gleich: „Was hast du zu berichten, Spezialagentin?“ „Mission fehlgeschlagen.“ „Erläutere.“ Für die junge Frau begann nun das schematische Abarbeiten aller Punkte, die zum Erfolg oder zum Scheitern der Mission führten. Mit ihren neunundzwanzig Jahren hatte sie schon etliche Missionen hinter sich, die sowohl erfolgreich verliefen, manche aber auch missglückt waren. Sie kannte das Prozedere in und auswendig und würde nun zur Auswertung kommen - natürlich wäre es ihr aber deutlich lieber, wenn sie Positives zu berichten hätte. Sie fing an: „Das anvisierte Objekt, Jonin H. K., der in die Rang-S-Mission einwilligte, erschien nicht am vereinbarten Treffpunkt.“ „Gründe?“, auch Tsunade kannte das Protokoll genau und wusste, welche Fragen sie zu stellen hatte. Dass genau diese Mission aber misslang, sorgte in ihr für persönliches Unbehagen, deshalb erwartete sie gespannt die Auswertung. „Es sind keine Gründe bekannt. Seine Aussagen schienen äußerst verlässlich. Ich rechnete mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von neunundachtzig Prozent.“ „Hm, deine Berechnungen waren bisher immer relativ genau und deine psychologischen Manipulationsfähigkeiten ebenfalls ein verlässliches Mittel - weitere Faktoren, die das Fehlschlagen erklären?“ „Keine erklärbaren.“ „Wie war deine Einschätzung des mentalen Zustandes des anvisierten Objektes?“ „Meiner Einschätzung nach war das Objekt mental extrem labil. Sowohl körperliche Merkmale, wie dunkle Schatten unter den Augen, starre Pupillen und eine angespannte Körperhaltung gegenüber des Beobachtungsobjekts H. S., als auch seine ausweichende Haltung und abweisenden, auf Distanz haltenden Gesprächen mit dem Beobachtungsobjekt, schienen die Wahrscheinlichkeit der Trefferquote zu erhöhen.“ „Erläutere die Beziehung des anvisierten und des Beobachtungsobjekts.“ „Betreffend des Beobachtungsobjekts ergab meine Psychoanalyse eine starke Bindung und emotionale Abhängigkeit zum anvisierten Objekt, die auf einer zuverlässigen Vertrauensbasis basiert. Von H. S. aus gehend kalkuliere ich eine Bindungsfestigkeit von neunzig Prozent. Das anvisierte Objekt schätze ich polarisiert ein. H. K. besitzt gegenüber H. S. einen starken Schutzinstinkt von hundert Prozent, die emotionale Abhängigkeit ist ebenfalls relativ hoch, die Bindungsfestigkeit liegt bei fünfundneunzig Prozent. Aus der Intensität der Bindungsfestigkeit und der Komplexität der persönlichen Merkmale, die sich hierarchisch zu H. S. verhalten, ergibt sich jedoch eine große Diskrepanz. Aufgrund dessen berechnete eine mutmaßliche, zweite Bindungs-Reißwahrscheinlichkeit von siebenundneunzig Prozent.“ „Finale Auswertung und weitere Einschätzung.“ „…“ Für einen Moment brach die sonst so flüssige und professionelle Analyse der jungen Frau ab und eine kurze Zeit der Stille trat ein, woraufhin die Hokage abermals nachhakte: „Ich verlange um die die finale Auswertung und weitere Einschätzung!“ Nach weiteren verstreichenden Sekunden stand die junge Frau mit den weinroten Haaren ruckartig auf und antwortete, diesmal weniger roboterhaft, sondern mit kraftvoller Stimme: „Meine Mission war das anvisierte Objekt H. K. so zu manipulieren, dass er in die Annahme einer Mission einwilligte und das Dorf für längere Zeit verlassen sollte.“, rekapitulierte sie ihren Auftrag, „Obwohl ich lange an seiner Überzeugung arbeitete, hatte ich mich wohl verrechnet. Und offenbar kann ich Euch auch nicht sagen, wieso H. K. schließlich nicht erschien. Ich kann Euch nur so viel sagen, dass dieser Mann und dieses Mädchen eine so große Bindung zueinander haben, wie ich sie nur selten gesehen habe. Vergebt mir Tsunade-sama, aber ich glaube, dass keine Kraft der Welt die beiden auseinander bringen kann. Es tut mir Leid, wenn ich Euch enttäuscht haben sollte und erbitte abtreten zu dürfen.“ - und verbeugte sich daraufhin ehrerbietig. „Nein,“, meinte die Hokage daraufhin ruhig ohne sich umzudrehen, „Mir tut es Leid, dass ich deinen Dienst für meine persönlichen Zwecke eigennützig missbraucht habe. Es muss nicht leicht für dich gewesen sein deinem ehemaligen Teamkollegen gegenüber zu treten.“, natürlich war sie enttäuscht und hatte sich einen anderen Ausgang und mehr noch eine andere Auswertung erhofft - schließlich hatte sie ihre beste Agentin um diesen Gefallen gebeten - allerdings lag es nicht an ihren mangelnden Fähigkeiten. Deshalb konnte sie ihr nicht böse sein. Als die Rothaarige sich schließlich umdrehte, meinte sie aber mit einem Lächeln: „Nein Tsunade-sama, ganz im Gegenteil. Ich mich gefreut ihn nach so langer Zeit wieder zu sehen.“ „Du darfst dich entfernen.“ „Ich werde Mission trotzdem antreten, Tsunade-sama!“ „Tu das. Ich zähle auf dich.“, damit verschwand die Frau im Nichts, sodass nur noch die Blondhaarige allein im Raum blieb. Und ihre Angst wurde größer. Die Angst, dass sie ihr Liebstes und Teuerstes bald verlieren würde. Als die Straßen belebter wurden, hatte Rin das Dorf bereits unbemerkt verlassen. Doch bevor sie Konohagakure für einige Zeit wieder ganz den Rücken zuwandte, wollte sie einem alten Freund noch einen Besuch abstatten - und befand sich nun vor dem Granitgrabstein in der Lichtung des Waldes. Dort suchte sie den Stein nach seinem Namen ab und fand ihn gleich und genau darunter stand ihre eigener. „Du fehlst, alter Freund.“, flüsterte sie und fuhr mit dem Finger die eingravierten Zeichen von Obitos Namen nach, während sie an die alte Zeit zurück dachte als Obito, Kakashi und sie ein Team waren. Aus diesem Team war streng genommen nur noch Kakashi übrig, denn auch sie war im Grunde gestorben, was auch ihr Name auf dem Stein bestätigte. Schon ein komischer Gedanke tot zu sein und doch war sie am Leben. Und plötzlich sah sie noch etwas. Am Sockel des Steines stand noch etwas eingeritzt. Um es besser lesen zu können, kniete sie sich nieder und kniff die Augen zusammen. „Hatake Sakumo“, las sie laut vor. Da hatte jemand den Namen von Kakashis Vater eingeritzt, wenn auch nur eher schlecht als recht, denn ohne das richtige Werkzeug war es kaum lesbar. Trotzdem hatte sie einen leisen Verdacht wer den Namen auf dem Grabstein unerlaubt angebracht haben könnte. Leise musste sie schmunzeln. Sie war wirklich froh ihren ehemaligen Teamkollegen wiedergesehen zu haben, auch wenn es unter diesen Umständen passieren musste. Und sie war noch glücklicher darüber, dass er anscheinend in guten Händen zu sein schien und sagte: „Kakashi, verzeih, dass ich dich hinters Licht geführt habe. Auch, wenn ich nicht weiß, was die Zukunft für dich und das Mädchen, das du dir erwählt hast, bereithält, wünsche dir alles Glück der Welt…“, doch plötzlich verdüsterte sich ihre Miene und ein Schleier der Besorgnis legte sich auf ihr Gesicht, während sie noch ergänzte „…und ich hoffe, du bist für den herannahenden Tsunami gewappnet. Möge Obito dir beistehen.“ Damit drehte sie sich um, ließ den Ort ihrer Geburt und gleichzeitig ihrer letzten Ruhestädte hinter sich und machte sich auf den Weg zu ihrer neuen Mission, denn das war das Schicksal und die Bestimmung einer Kunoichi der Spezialeinheit. „Oh man, ich kann überhaupt nicht einschlafen.“, meinte die rosahaarige Kirschblüte, während sie zusammen mit Kakashi im Bett lag und sich an seine Brust kuschelte. Sie war viel zu aufgeregt um jetzt auch überhaupt nur an Schlaf zu denken. Als hätte sie zu viel Cola getrunken. Ihr Herz pochte wie wild; die ganzen Geschehnisse, Gespräche und Gefühlsachterbahnen der letzten Tage waren einfach zu viel für sie. Überglücklich hielt der Ältere seine Geliebte in den Armen, streichelte ihren Kopf und küsste ihre Stirn. Dabei musste er kurz an Rin denken. Sicher würde sie ihn verfluchen, dafür, dass er nicht käme. Dabei hatte er ihr sein Wort gegeben. Jetzt müsste sie die Mission alleine antreten. Ob er sie jemals wiedersehen würde? Er war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, dass das Mädchen schon seit mehreren Sekunden zu ihm aufsah. „Alles in Ordnung, Kakashi?“, sagte Sakura, die seine Abwesenheit bemerkt hatte, „Du wirkst besorgt.“ „Es ist nichts, meine Süße.“, sagte er, küsste ihre Nasenspitze und schob den Gedanken beiseite. Er würde ihr nie wieder Kummer und Sorgen bereiten, das hatte er sich geschworen. Sakura allerdings hatte dieses „Es ist nichts“ schon allzu oft gehört und in neunundneunzig Prozent der Fälle, als Kakashi diesen Satz von sich gab, war doch etwas. Mittlerweile wusste sie das und einerseits wusste sie zwar, dass sie noch mehr nach hacken musste, andererseits läuteten bei ihr die Alarmglocken, denn meistens machte sie sich danach noch mehr Sorgen als zuvor. Das musste endlich aufhören und sie ergriff den Moment um ein ernstes Gespräch zu beginnen. Mit einem leisen Seufzer richtete sie sich auf und sah ihrem Geliebten tief in die Augen: „Kakashi, bitte tu das nicht mehr. Mir hast du früher auch keine Ruhe gegeben bis ich mit der Wahrheit heraus gerückt bin, selbst machst du aber immer ein großes Geheimnis darum. Dabei ist das gar nicht notwendig. Ich möchte wirklich, dass du offen und ehrlich mit mir über alles sprichst, denn sonst kommt es immer wieder zu Missverständnissen zwischen uns beiden.“ Kakashi war etwas überrascht über dieses Angebot, sah er in Sakura doch immer noch das traurige Mädchen, das er vor allem Kummer beschützen musste. Aber obwohl sie erst siebzehn Jahre alt war, sprach sie mit einer Weisheit weit jenseits ihrer Jahre. Sie war noch ein Kind, er war der Erwachsene von ihnen beiden und dennoch sprach sie in diesem Moment mit fast mütterlicher Fürsorge zu ihm. Es war ein Angebot seine Maske abzulegen und sich selbst einzugestehen, dass auch er schwach sein und sich fallen lassen durfte. In der ganzen Zeit war sie nicht nur erwachsen, sondern auch stark geworden. Nein, wenn er recht überlegte, dann war sie in einer Art und Weise immer stärker und erwachsener gewesen als er. Behutsam nahm er ihr Gesicht in seine Hände, führte ihre Lippen an die seinen und hauchte ihr einen langen, sinnlichen Kuss auf. Es war der längste Kuss, den sie seit langem gehabt hatten und dauerte eine gefühlte Ewigkeit, doch in dieser Zeit breitete sich in Sakura ein unbeschreiblich schönes Gefühl aus. Als würde sie von Kakashis Liebe, wie mit einer warmen, flauschigen Decke, eingehüllt werden, während sie ein angenehmes Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit durchströmte. Es war ihm etwas - nein nicht nur etwas, sondern extrem peinlich - doch dann nahm er ihre Hand und führte sie an sein pochendes Glied. „Sakura, ich bin ein Mann. Und ich will dich.“, offenbarte er mit vollem Er würde Sakura klug genug sein um diesen Satz richtig zu deuten, allerdings kam er sich vor, als würde er seine Absichten nur auf das Eine abzielen. Wie konnte etwas nur so primitiv beschämend und normal zugleich sein? Als hätte der Erwachsene es vorhergesehen, blickten die türkisfarbenen Augen leicht zur Seite und ein schüchternes Flüstern ertönte aus ihrem leicht geöffneten Mund: „Aber…will das doch auch.“, antwortete Sakura und machte Kakashi im ersten Moment sprachlos. Mittlerweile war er knallrot wie eine sonnengereifte Tomate. Er fühlte sich wie im falschen Film, denn gerade saßen er - ein erwachsener Mann, der schon mit unzähligen Frauen die wildesten Bettgeschichten hatte - und das Mädchen das er liebte - ein junges Ding, das seine vierzehn Jahre jüngere Schülerin war und noch dazu jungfräulich - sich gegenüber und erzählten sich, dass sie gerne Sex miteinander haben wollten. Die peinliche Stille, die sich gerade zwischen ihnen auftat, war diesbezüglich auch nicht förderlich. „Sakura, bitte versteh das nicht falsch! Also, was ich sagen wollte - was ich eigentlich gemeint habe - eh!“, stammelte Kakashi panisch abwehrend vor sich hin, während Sakura weiterhin ruhig blieb und erwiderte: „Nein, ich verstehe sehr wohl was du meinst, Kakashi. Und es ist unfair von dir, diese Gefühle nur auf dich zu reduzieren. Als wärst nur du der „Erwachsene“ von uns beiden und würdest dieses Monopol für dich beanspruchen. Dabei möchte ich - genauso wie du - Sex mit dir haben.“ Jetzt blickte sie ihn wieder zwar schüchtern aber sehr ernst an und ergänzte: „Denn ich bin auch eine Frau.“ „Ja, das bist du.“, musste der Ältere nun schließlich anerkennen. Nie war ihm das bewusster geworden als in diesem Moment, in dem sie ihn so felsenfest ansah. Auch, wenn sie noch keine Rundungen wie eine Zwanzigjährige hatte, änderte nichts an der Sache, dass sie ebenfalls eine begehrende Frau war, die den Mann den sie liebte, in sich spüren wollte. Trotzdem wollte und musste eine Sache klar stellen, damit nicht wieder Missverständnisse zwischen ihnen stünden. Außerdem wollte er auch Sakuras Wunsch aufrichtig folgen und ihr die Wahrheit sagen: „Aber, weil ich dich wirklich liebe, will ich warten bis du achtzehn bist. Das dauert noch ein Jahr, aber ich möchte, dass unsere Liebe legal, wenn auch nicht erwünscht ist. Genauso wie du auf mich warten wolltest, möchte ich auf dich warten. Wäre das für dich in Ordnung?“ Sakura musste eingestehen, dass es nicht die die Antwort war, die sie hören wollte. Doch einerseits konnte sie Kakashis Beweggründe nachvollziehen. Auch sie wollte dem Älteren nicht unnötige Schwierigkeiten verursachen. Ob ihre Liebe danach akzeptiert werden würde, sollten sie auffliegen, wäre wohl immer noch dahingestellt, jedoch würde Kakashi jedoch gesetzlich nichts passieren. Andererseits würde das bedeuten, dass sie für ein Jahr noch kein richtiges Paar werden könnten. Das stimmte sie etwas traurig, aber sie wusste, dass es die richtige Entscheidung war und diese indiskutabel war, egal ob es ihr gefiel oder nicht. Außerdem war es das erste Mal, dass der Silberhaarige sie auch nach ihrer Meinung fragte. Schon allein das genügte ihr. „In Ordnung. Wäre es dann aber immer noch okay, wenn wir uns küssen und so?“, fragte sie vorsichtig. „Natürlich.“, erwiderte Kakashi mit einem Kuss als Beweis, „Das möchte ich auf keinen Fall missen.“, und lächelte sie sanft und glücklich an. Dann verzog er aber wieder besorgt die Miene. Er konnte nicht garantieren, dass er bei einem leidenschaftlichen Liebesspiel nicht die Sinne verlieren würde. Und so musste er Sakura noch ein Versprechen abverlangen: „Aber eins musst du mir versprechen, hörst du? Wenn ich zu weit gehen sollte, musst auf jeden Fall „Stop“ sagen.“ „Aye-aye, Sir!“, salutierte auch die Rosahaarige mit einem Lächeln, überglücklich sich mit ihrem Geliebten vertragen und geeinigt zu haben. Plötzlich aber zuckte sie zusammen, denn gerade war ihr wie Schuppen von den Augen gefallen, dass sie heute die Frühschicht übernehmen und schon vor einer halben Stunde im Krankenhaus sein sollte. „So ein Mist aber auch!“, kreischte sie panisch, sprang aus dem Bett und rannte den Flur entlang um sich die Schuhe anzuziehen. Der Silberhaarige ging ihr noch hinterher und sah ihr dabei zu wie sie die Schnürsenkel zusammenband, während sie sich bei ihm entschuldigte: „Tut mir echt Leid, Kakashi. Ich wäre so gerne noch mit dir im Bett liegen geblieben, aber die Frühschicht hab ich ganz vergessen!“ „Kein Problem, holen wir auf jeden Fall nach.“, winkte er gleichzeitig entschuldigend und verabschiedend. „Versprochen, ja?“, sagte Sakura freudestrahlend, während sie leise und vorsichtig die Tür hinter sich schloss. Gott sei Dank, war es noch so früh, dass keiner bemerkte, wie sie aus der Wohnung schlich. Immerhin etwas Gutes hatte die Frühschicht. Kakashi blieb jedoch mit bedrücktem Herzen zurück, ging zurück ins Schlafzimmer, legte sich dort wieder uns Bett und atmete den noch wohlriechenden Kirschblütenduft seiner Geliebten ein. Schlechten Gewissens legte er seinen Arm über die Augen und versuchte seine Gedanken beiseite zu legen und zu schlafen. Es war doch alles gut. Sakura war glücklich und sie blieben zusammen. Übers ganze Gesicht hatte sie gestrahlt. Doch wie sollte er das ein ganzes Jahr schaffen - mit ihr zusammen zu sein ohne zu weit zu gehen? Sie zu küssen ohne die Sinne zu verlieren? „Obwohl ich dir dieses Versprechen gegeben habe, weiß ich nicht, ob ich es einhalten kann.“, flüsterte er in die Stille hinein. Kapitel 43: Spring Blues ------------------------ Bip-Bip Bip-Bip Bip-Bip Bip-Bip Bip… Unter der Decke kam ein kleine Hand zum Vorschein und schließlich ein langer, dünner Arm, der sich in Richtung eines Smartphones auf der Bettablage hervor streckte um den schrillen Weck-Klingelton auszuschalten. Die Hand nahm das Handy auf und plötzlich verschwand der Arm wieder samt Handy unter der Bettdecke - als würde ein Monster darunter leben und das Handy wäre gerade das Frühstück gewesen. Doch das elektrische Gerät durfte sein Leben weiter leben und leuchtete unter dem dunklen Stoff grell auf. Auf dem Display stand die Uhrzeit. 4:30 Uhr - viel zu früh! Dennoch öffnete sich das Tuch wieder - diesmal wurden zwei Beine hinaus geschoben - und schließlich erhob sich ein zierlicher Mädchenkörper. Im Zimmer war es noch dunkel, deshalb war sie noch müde - und natürlich wegen dieser unchristlichen Zeit - aber, wenn sie aus dem Fenster sah, konnte sie schon die Verfärbung des Himmels und den baldigen Sonnenaufgang erkennen. Da nun der Sommer heran nahte und die Tage länger wurden, ging auch die Sonne früher auf. Zu wissen, dass sie auf ihrem Arbeitsweg so früh am Morgen einen wunderschönen farbigen Himmel beobachten könnte, motivierte sie ungemein, sodass sie keine Mühe hatte richtig wach zu werden. Herzhaft gähnend, streckte und reckte sie sich, wuschelte sich durch die rosanen, kurzen Haare und rieb sich den Sand aus den verschlafenen türkisblauen Augen. Sie wollte gerade aufstehen, da wurde sie plötzlich von einer Hand wieder unter die Decke gezogen. „Geh noch nicht weg.“, murmelte eine verschlafene Stimme. Der Silberhaarige war nachts von einer Mission zurück gekommen und erst vor ein paar Stunden ins Bett gekrochen war. „Oh, guten Morgen. Tut mir Leid, hab ich dich geweckt, Kakashi?“, antwortete das Mädchen überrascht. Dabei war sie extra vorsichtig gewesen. Aber einem ehemaligen Anbu konnte sie natürlich nichts vormachen. Kakashi schlang seine Arme fest um ihren zierlichen Körper und drückte sie murmelnd an sich: „Bleib noch ein wenig. Ich hab dich ganze drei Tage nicht gesehen.“ „Okay,“ erwiderte Sakura und schmiegte sich ebenfalls an den muskulösen Körper ihres Geliebten, „aber nur fünf Minuten, danach muss ich wirklich gehen.“ Während Kakashi gleich wieder vom Schlaf übermannt wurde, genoss das Mädchen es seinen ruhigen Atem und den gleichmäßig, sich auf und ab bewegenden Oberkörper zu beobachten. Es hatte etwas entspannendes und beruhigendes ihren Geliebten in dieser sicheren Umgebung zu fühlen und hüllte auch sie in ein trügerisches Glücksgefühl ein, obwohl sie wusste, dass all das Glück, all der Friede nur vorübergehend war. Doch daran wollte sie jetzt nicht denken. Genau fünf Minuten später - 4:35 Uhr - schwang sie sich abermals halb aus dem Bett und wurde abermals von dem Silberhaarigen zurückgehalten, der mit mürrischer Stimme meinte: „Es ist halb fünf, wieso musst du schon gehen?“ „Naja, das bringt mein Beruf nun mal mit sich. Im Krankenhaus muss auch um diese Zeit schon jemand in der Station sein.“, antwortete sie, obwohl sie wusste, dass ihr Geliebter die Frage natürlich anders gemeint hatte. Fest entschlossen aufzustehen, wollte sie gerade aufstehen, wurde aber wieder - diesmal bestimmter - mit dem Satz „Dann such dir einen anderen Beruf und komm wieder schlafen“ ins Bett gezogen. Anfangs fand Sakura Kakashis Reaktion süß, der Ältere zeigte sich nämlich selten so anhänglich. Jetzt allerdings hörte der Spaß auf, immerhin nahm sie ihre Aufgabe im Krankenhaus sehr ernst und war auch davon überzeugt, dass der Silberhaarige das auch so empfand. Auch die Tatsache, dass er sie wieder ins Bett zurück zerrte, war für sie neu und beängstigend. „Was soll das, Kakashi, du weißt doch, dass ich für so was keine Zeit habe!“, meinte sie nun genervt und versuchte sich aus dem Griff zu befreien. Je mehr sie sich jedoch bewegte, desto stärker wurde die Hand die sie festhielt, „AUA, du tust mir weh!“ Erst jetzt erwachte Kakashi aus seinem Albtraum und starrte erschrocken auf seine Hand, die sich wie eine Fessel, wie eine Schelle unlösbar um Sakuras Handgelenk gewunden hatte. Von sich selbst verängstigt und angewidert ließ er sofort los. Um das Handgelenk des jungen Mädchens hatte sich ein roter Abdruck gebildet. Als Sakura das sah, zog sie ihre Hand schnell weg um den Abdruck zu verbergen. „Tut mir Leid, das wollte ich nicht.“, flüsterte der Ältere immer noch wie in Trance. „Das weiß ich doch, mach dir keine Sorgen, das geht gleich wieder weg.“, erwiderte die Jüngere sofort. „Tut mir echt Leid. Was ist bloß in mich gefahren.“ „Warst bestimmt noch im Halbschlaf. Wie schon gesagt, ist nicht schlimm.“ Die Atmosphäre zwischen den beiden wurde immer angespannter, sodass Sakura es als das Beste empfand sich wirklich rasch umzuziehen und den Tatort zu verlassen. Gesagt, getan, huschte sie ins Badezimmer, kleidete sich, unterzog sich einer Katzenwäsche und stylte kurz ihre Haare - sie war ohnehin ein Minimalist was das morgendliche Styling betraf und musste deshalb keine großen Abstriche machen. Um aber sich selbst und ihrem Geliebten den Morgen nicht vollständig zu ruinieren - immerhin hatte er es wirklich nicht böse gemeint, das wusste sie und davon war sie überzeugt - schlich sie auf Zehenspitzen wieder ins Schlafzimmer, kniete sich zu ihm nieder und hauchte ihm mit einem flüsternden „Ich geh dann mal“ einen sanften Kuss auf die Lippen. Sogleich erwiderte dieser den Kuss, kraulte sich mit seiner Hand in ihre wuscheligen, kurzen Haare, verlangte - als der Kuss leidenschaftlicher wurde - mit seiner Zunge um Einlass und zwischen den beiden entbrannte ein morgendliches Lustspiel. Da ihre Liebe noch frisch war, verlangten ihre Körper besonders morgens nacheinander, was sich auch heute wieder bemerkbar machte. Zögerlich löste sich das Mädchen, dessen Wangen nun leuchtend aufglühten und biss sich lustvoll auf die Lippen, den Saft ihres Geliebten genüsslich leckend: „Ich hasse es, wenn du das tust.“ „Ja? Wieso?“, lächelte Kakashi verschmitzt. Schmollend wich das Mädchen dem verführerischen Blick ihres Geliebten aus und erwiderte auf die ohnehin rhetorische Frage: „Warum wohl. Weil ich dich will, du Blödmann! So kann ich doch nicht in die Arbeit gehen.“ Nun musste der Silberhaarige lachen, denn Sakura war einfach zu süß: „Verschieben wir, okay? Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben - versprochen!“ Er war glücklich, weil er einerseits in ihrem kleinen unbefriedigenden Liebesspiel als Sieger hervorgegangen war, andererseits, weil er das Malheur von vorher wieder gutmachen konnte. „Also, viel Spaß auf der Arbeit.“, er gab ihr einen letzten, sanften Abschiedskuss auf die Wange und sah vergnügt zu wie seine Freundin, hoch erregt und unbefriedigt mit mürrischen Blick die Wohnung durch das Fenster verließ. Erst dann knallte er sich wütend ein Kissen ins Gesicht. Was war vorhin bloß los mit ihm? Er hätte nie gedacht, dass es mal so weit kommen würde, dass er Sakura unwillkürlich verletzten würde. Als hätte er den Verstand verloren und sein Körper ohne seine Zustimmung nach ihrer Hand gegriffen und den Griff immer weiter verstärkt, ohne, dass er es wollte. Vollkommen irrational hatte sich Angst in seinem Herzen breit gemacht. Ein Gefühl, das in der jetzigen Situation absolut keinen Sinn machte, da sie sich erst vor ein paar Tagen versöhnt hatten und es zwischen ihnen harmonischer nicht sein könnte, hatte er Angst sie zu verlieren. Deshalb wollte er nicht, dass sie ging oder sich von ihm entfernte. Er war selbst verwundert und erstaunt über diese Gefühlslage, denn er spürte Verlustängste. Dabei gab es gar keinen Grund dazu. Es hab niemanden auf den er eifersüchtig hätte sein können oder jemand der Sakura ihm wegnehmen könnte. Deshalb konnte er doch beruhigt sein. Dennoch wusste er, dass dieses Gefühl so schnell verschwinden würde, denn es gab etwas, das er unbedingt wollte, so schnell aber nicht bekommen würde. Und da er ohnehin nicht weiterschlafen konnte, entschied er sich aufzustehen, sich schnell seine Sporthose und einen Kapuzenpulli überzuziehen und joggen zu gehen um die Gedanken zu vertreiben. Währenddessen saß die rosahaarige Kirschblüte auf ihrer Station am Computer und erledigte einige bürokratischen Arbeiten: Bestandsaufnahme von Medikamenten, Nachbestellung und Abgleich von Patientenakten. Dabei erwischte sie sich selbst wie sie die gleiche Zeile zum zehnten Mal durchlas, da sie sich überhaupt nicht konzentrieren konnte, was ungewöhnlich für sie war. Dennoch musste sie die ganze Zeit über den Kuss von heute Morgen nachdenken. Kakashis weiche, aber fordernde Lippen und seine leidenschaftliche Zunge, die ihre Mundhöhle auskostete und in ihrem Unterleib begann es zu kribbeln. Sie wollte mehr, noch viel mehr. „Oh Gott, was mache ich nur?“, stöhnte sie und ließ ihren Kopf verzweifelt auf die Tastatur fallen. Sie war zu einem Sexmonster mutiert und konnte nur noch an das Eine denken. Sie war nicht so unschuldig, wie Kakashi von ihr dachte. Nichts wünschte sie sehnlicher als mit ihm eins zu werden. Dabei war ihr klar, dass sie diese Erfahrung so schnell nicht machen würde, was sie noch mehr frustrierte. Plötzlich spürte sie einen nasskalten Gegenstand an ihrer Wange: „Was ist los, du wirkst so niedergeschlagen?“ Es war Ino, die etwas im Krankenhaus zu erledigen gehabt hatte und bei dieser Gelegenheit auf der Station vorbei geschaut hatte um ihre beste Freundin zu besuchen. Mit einem kalten Dosenkaffee überredete sie die Rosahaarige eine Pause zu machen. Obwohl sie gerade eben erst angefangen hatte, begrüßte sie diese willkommene Ablenkung - immerhin war es gerade sowieso unmöglich an Arbeit zu denken - sodass sie aufs Dach gingen. Dort setzten sie sich auf eine schattige Bank, die an die Wand des Auffangendes angelehnt war. Über ihnen breitete sich ein strahlend blauer Himmel aus. Späterhin sollte es der erste heiße Tag dieses Frühsommers werden, doch jetzt gerade war es hier oben noch sehr angenehm, auch wenn sich unten auf der Station schon die Luft staute. „Also schieß los, wo drückt der Schuh? Solltest du nicht überglücklich sein, jetzt wo Kakashi-Sensei wieder gesund ist?“, fragte Ino, während sie an ihrer Kaffeedose nippte. Das Mädchen neben ihr jedoch sah immer noch unentschlossen auf die ungeöffnete Dose und antwortete: „Ja, du hast Recht. Ich weiß auch nicht so Recht, was mit mir los ist.“ Sie sah in den wolkenlosen, strahlend blauen Himmel und philosophierte vor sich hin: „Manchmal ist es schon komisch, oder? Es gibt Zeiten, da sollten wir doch eigentlich wunschlos glücklich und zufrieden sein. Familie und Freunde sind gesund und glücklich, es gibt nicht, was man sich noch kaufen oder wünschen würde und trotzdem ist da dieses unergründlich, bedrückende Gefühl. Diese Leere, die nicht gefüllt werden kann. Dieses nie zu stillende Verlangen nach etwas, von dem man selbst nicht weiß, was es ist.“ „Also, ich bin ja keine Ärztin, so wie du, für mich hört sich das aber ganz nach Frühjahrsblues an, Frau Doktor.“, lächelte die Blondhaarige verständnisvoll, nahm ihrer Freundin die Dose aus der Hand, öffnete sie für sie und gab sie ihr wieder zurück, „Und Antriebslosigkeit vertreibt man am besten indem man sich ins mitten ins Leben schmeißt. Wie wärs mit einer Party?“ „Frühjahrsmüdigkeit? Antriebslosigkeit? Party?“, stammelte das Mädchen mit Kaffeedose in den Händen überrumpelt. Da war sie gerade dabei Ino ihr Herz auszuschütten und schon wurde sie indirekt zu einer Party gedrängt - das hatte sie nicht im geringsten kommen sehen und versuchte sich noch irgendwie herauszureden: „Es ist doch jetzt schon mittlerweile FrühSOMMER, immerhin haben wir schon Juni und ich gehe eigentlich wirklich ungern auf Partys, das weißt du doch Ino.“ „Ach komm schon, es wird ja auch keine richtige Party, eher ein geselliges Nomikai (Trinkgelage) mit allen Jonin. Du hast schon so lange nicht mehr vorbeigeschaut und bist immer nur im Krankenhaus, da wäre es doch toll, um nicht den Anschluss zu verlieren. Kakashi-Sensei kommt bestimmt auch. Und deine Selbstzweifel verschwinden dann sicher auch wie von selbst, wenn du mal wieder unter Menschen kommst.“ „Na, wenn du meinst…“, überwältigt von Inos Überzeugungskraft konnte sie die Einladung wohl nicht mehr abschlagen und schlürfte nun endlich auch auch an dem kalten, bitteren Kaffee. „Nomikai?“, auch Kakashi wurde gerade von ein paar Kollegen in der Umkleidekabine gefragt. Und bei den besagten jungen Grashüpfern war es ganz offensichtlich, dass sie nur darauf aus waren die jungen, unerfahrenen und gerade aufgestiegenen Kunoichi betrunken zu machen und sich diese unter den Nagel zu reißen. Ein gefundenes Fressen für alle, die sonst keine abbekamen. Früher hätte er auch sofort zugesagt, nicht weil er es nötig hatte, Damen erst betrunken zu machen, sondern um sein soziales Netzwerk zu erweitern und seine Fühler bei sowohl neu hinzugekommen Kunoichi als auch alt-eingesessenen Ninja mit denen er bisher weniger zu tun gehabt hatte, auszustrecken und sich die Bekanntschaften für später zu sichern, man weiß ja nie, wer einem später nicht auf irgendeine Art und Weise bei der Erfüllung einer Mission behilflich sein könnte. Jetzt allerdings hatte er in seinem fortgeschrittenen Alter und seiner jetzigen Situation keine Verwendung dafür. Außerdem schwirrte ihm noch der Kopf von dem letzten Nomikai mit Rin. „Iruka-kun, gehst du auch?“, sein Blick wich hilfesuchend zu seinem jüngeren Kollegen. Dieser winkte jedoch - wie erwartet - ab und meinte: „Was soll ich denn bei dem Nomikai? Ich trinke sowieso kein Alkohol und die aufgedrehten Leute sind mir eh zu viel.“ „Sorry Jungs, also wenn Iruka-kun nicht kommt, komme ich auch nicht. Ich will nicht der einzige alte Hase unter euch Jungen sein. Lass uns mal wieder zusammen Ramen essen gehen, okay, Iruka-kun?“, entschuldigte sich der Silberhaarige und schwang verlegen lächelnd den Arm um den Braunhaarigen, dem die körperliche Nähe zu viel wurde und sich von ihm wegdrückte. „Was ist denn plötzlich in dich gefahren? Das sind ja ganz neue Töne. Und überhaupt, geh weg von mir, du kommst viel zu nah.“ „Aber Iruka-kun, ich dachte wir wären Freunde.“ „Ja, schon, aber…“ Ablenkend schäkerte Kakashi mit Iruka herum, der nicht im geringsten Verstand, dass es sich um eine Ausweichstrategie handelte. Trotzdem mochte er seinen unschuldigen Freund, der versuchte ihn mit hochrotem Kopf von sich wegzudrücken. Iruka war schon immer einer von der ruhigeren Sorte gewesen. Obwohl er sogar ganz gutaussehend, nett, treu und umgänglich war, zog er es vor als Einsiedlerkrebs zu leben - jedenfalls hatte er noch nie mitbekommen, dass der Ninja, der nur ein paar Jahre jünger war als er, mit Frauen verkehrte. Als Genin-Ausbilder und Lehrer hatte er aber zugegebenermaßen auch viel mit den Kindern zu tun, sodass man es ihm nicht übel nehmen konnte, wenn er für Frauen keine Zeit und keinen Nerv hatte. Mittlerweile war er so in das Schäkern vertieft - es machte ihm sogar richtig Spaß Iruka auf diese Weise aufzuziehen - dass, er gar nicht gemerkt hatte, dass die beiden Jungspunde immer noch aufgeregt über das Nomikai redeten. „Übrigens werden auch ganz viele Kunoichi kommen!“ „Ja, wen hast du eigeladen?“ „Natürlich ein paar heiße Feger: Temari-san, Hinata-san und Ino-san.“ „Oh ja, die schnappen wir uns!“ Hörte der Ältere das Gespräch mit und dachte bei sich nur „Die Armen“ im Gedanken daran, dass die Mädchen den ganzen Abend von diesen Armleuchtern belagert werden würden, wohl wissend, dass sie nichts weiter als eine saftige Ohrfeige bei jeglichen Fehlgriff zu spüren bekamen. „Ach ja, Sakura-san wollte auch kommen, wie ich gehört habe. Ino-san hat sie gefragt.“ „Ich komme auch!“, rief Kakashi, der plötzlich seine Meinung wie aus heiterem Himmel geändert hatte, in die Runde und ergänzte etwas kleinlaut als er merkte, dass ihn alle verängstigt und verwirrt anstarrten: „Ich habe an diesem Abend sowieso nichts vor.“ Kapitel 44: Nomikai - It will be fine, won't it? ------------------------------------------------ „Was, du kommst auch, Kakashi?! Aber-“, hallte die schrille Stimme der Rosahaarigen in den vier Wänden des Jonin wider, doch da hielt er ihr schon mit der Hand den Mund zu und ermahnte sie mit dem Zeigefinger vor den Lippen und einem „ssssst“ in seiner Wohnung gefälligst nicht so laut zu sein, es sei denn sie wollte in der ganzen Welt herum posauen, was da zwischen ihnen lief. „Entschuldige.“, flüsterte das Mädchen nun und fuhr die Lautstärke hinunter, „Aber das hat mich jetzt echt umgehauen. Wieso gehst du denn auf das Nomikai?“ „Warum wohl? Natürlich um dich vor diesen Lustmolchen zu beschützen. Jungs in dem Alter haben doch nur das Eine im Kopf. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede.“, erklärte Kakashi ohne dabei zu erwähnen, dass er das Gespräch der zwei jüngeren, frisch gebackenen Jonin mitbekommen hatte. Nicht, dass er Sakura in dieser Hinsicht nicht vertraute, allerdings wollte er es ihr einfach ersparen von diesen notgeilen Böcken umgarnt zu werden. „Du gönnst einem auch gar keinen Spaß. Außerdem bist du doch selbst einer von denen…“, schmollte Sakura und dachte dabei daran, was für ein Schürzenjäger Kakashi früher selbst gewesen war. „BIN ICH GAR NICHT!“, nun war es der Silberhaarige der sich aufbrausend verteidigte und Sakura diejenige, die ihm mit einem „psssst“ die Hand auf den Mund hielt. Nachdem sich der Silberhaarige beruhigt hatte, packte er die dünnen Arme des Mädchens und zog sie so nah an sich, dass sie ihm direkt ins Gesicht schauen musste. Mit ernster Miene meinte er nun: „Wirf mich bloß nicht mit denen in einen Topf. Ich liebe nur dich!“ Ungläubig erinnerte Sakura ihn jedoch daran: „Ach, und deine ganzen Affären von früher zählen nicht mehr, oder wie? Das Mädchen vom Schrein und so…“, Kasumi-san, Minagi-san und geschweige der ganzen anderen Frauengeschichte, die der gutaussehende Jonin früher am Laufen hatte. „ICH GLAUB’S NICHT, fängst du schon wieder-“, keifte Kakashi wieder, woraufhin Sakura ihm wieder die Hand vor den Mund hielt und ihn abermals mit dem gleichen „Psssssst“ zur Stille ermahnte. „Du bist heute aber wirklich aufbrausend, Kakashi-san.“, belehrte sie ihn nun auch noch in einem besserwisserischen Lehrerton und grinste ihn spielerisch an. „…“, grummelte der Ältere wortlos. Während ihm die Sache bitterernst war, trieb sie daraus ein Spiel. Nachdem sich der Silberhaarige zum zweiten Mal am Riemen reißen musste, meinte er beleidigt: „Mann, du bist echt nachtragend.“ Er wusste selbst, dass er früher ein Schürzenjäger war und mochte es gar nicht, wenn Sakura ihn darauf ansprach. Die Vergangenheit konnte er jetzt nicht mehr rückgängig machen, außerdem waren viele seiner Affären arbeitsbedingt gewesen. Die Jüngere amüsierte es jedoch, wie sie Kakashi damit aufziehen konnte und so schnell wollte sie sich den Spaß nicht verderben lassen. „Das hat nichts mit nachtragend zu tun, ich habe lediglich ein Elefantengedächtnis.“, erklärte sie. Früher hatte er sie immer mit solchen Sachen aufgezogen, jetzt drehte sie den Spieß einmal um und es machte ihr sichtlich Spaß ihren Geliebten so zu piesacken. Das hatte er nun davon, dass er sie immer wie ein Kleinkind behandelt hatte. Sie setzte sogar noch einen oben drauf: „Und wenn du nicht lieb zu mir bist, werde ich dir das noch bis ins Grab erzählen.“, grinste sie verschmitzt. „In gewisser Weise seid ihr Frauen alle gleich…“, grummelte Kakashi abermals und sah, dass das ein Spiel war, das er eh nicht gewinnen konnte. Jedoch waren die beiden vom Thema abgekommen, eigentlich hatte sie ja eine wirklich ernstes Problem beschäftigt: „Lass und Schluss damit machen. Sag mir lieber, wie das gut gehen soll, wir beide beim Nomikai?“ Nun wurde auch Sakura wieder ernst und analysierte mit verschränkten Armen die Lage: „Da hast du Recht. Dabei haben wir es die letzten Wochen, wo es nur ging, vermieden uns in der Öffentlichkeit zu treffen. Und wenn wir uns doch über den Weg liefen, dann haben wir uns nur flüchtig gegrüßt. Wir haben kaum Worte miteinander gewechselt, außer du warst mal zu einer Nachuntersuchung im Krankenhaus.“ Erst kehrte einige Sekunden Stille zwischen ihnen ein bis der Ältere zu dem Schluss kam: „Naja, das wird schon gut gehen. Du bist bei Ino und ich bin einfach bei meinen Leuten. Zum Glück konnte ich Iruka-kun und Shikamaru-kun auch überreden, sonst hätte ich es unter diesen Frischlingen echt nicht ausgehalten.“ Schon der Gedanke daran alleine nur mit diesen Jungspunden bei dem Trinkgelage zu sein, langweilte ihn zu Tode. In dieser Hinsicht war er wohl wirklich alt geworden. Früher waren Alkohol und Frauen genug um ihn bei Laune zu halten, jetzt schauderte ihn der Gedanken solche oberflächlichen Gespräche zu führen mit Leuten, mit denen er nichts zu tun hatte und nichts zu tun haben wollte. „Stimmt und ich werde mich bestimmt prächtig mit Ino, Temari und Hinata unterhalten. Zumal Hina-chan auch keine wirkliche Partybraut ist, leiste ich ihr in dieser Hinsicht etwas Gesellschaft.“, schlug Sakura die Faust auf die Handfläche und hielt es für eine blendende Idee. Sie hatte sich sowieso gewundert, dass Hinata überhaupt zugesagt hatte, denn normalerweise war auch sie eine Person, die solche gesellschaftlichen Großveranstaltungen mied. Jetzt war sie ehrlich gesagt heilfroh, denn so konnte sie sich den ganzen Abend mit Hinata in einer Zweiergruppe zurückziehen und sich mit ihr in einer stilleren Ecke gemütlich - und vor allem nüchtern - unterhalten. Sie sah es nämlich schon vor ihrem geistigen Auge, dass Ino - obwohl sie noch minderjährig war - sich sicher auf ein Bier oder zwei überreden ließ. Sie und Hinata hingegen respektierten jedoch das Gesetz. „Nur, wenn…“, unterbrach die dunkle Stimme des Silberhaarigen die Stille. „Wenn, was?“, Sakura war überrascht über Kakashis besorgten Unterton. Hatte er etwa Bedenken? „Nur, wenn einer dieser Kerle dir zu nahe kommen sollte, weiß ich nicht, wie ich reagieren werde.“, nun war die Rosahaarige Kirschblüte nicht nur überrascht, sondern ganz und gar perplex und sah ihren Geliebten mit großen Augen an. Gerade so einen Satz hatte sie gar nicht von ihm erwartet. Für gewöhnlich war sie es doch immer gewesen, die in aller Öffentlichkeit in die Luft ging, wenn die Frauen die Finger von ihrem Geliebten nicht lassen konnten. „Wirst du etwas eifersüchtig?“, hackte sie nach, denn, wenn sie genauer darüber nachdachte, hatte auch der Yakuza Boss Hakuro ihn ziemlich aus der Fassung gebracht.. „…“, dass Kakashi ihr darauf anscheinend auch keine Antwort geben wollte und stattdessen nur verlegen ihrem prüfendem Blick auswich, ließ ihr Herz ungewollt höher schlagen. Diese Seite, die sie nur so selten an ihm sah, machte sie auch etwas verlegen. Irgendwie kamen regelrecht Glücksgefühle in ihr auf. Da sie die jüngere und unerfahrenere der beiden war, war sie es gewohnt, immer nur auf Kakashis Liebschaften eifersüchtig zu sein und damit von ihrem Geliebten aufgezogen zu werden. Immer war sie am kürzeren Hebel gewesen und sich so abgehängt fühlte. Doch nun auch diese Hilflosigkeit an dem Älteren zu sehen, machte sie überglücklich. Anders als Kakashi wollte sie ihn damit aber nicht noch mehr aufziehen. Ganz im Gegenteil, sie musste sich ehrlich gesagt zurück halten, nicht stürmisch über ihn herzufallen und ihn in ihre Arme zu schließen. Sie spürte, dass das Band zwischen ihnen immer stärker wurde und, dass sie in diesem Moment nur eins wollte - ihn nie wieder loszulassen, diesen Mann, der sie so sehr liebte. Sie schluckte ihre überraschend aufkommenden Gefühle herunter und kicherte verlegen: „Keine Sorge, ich liebe auch nur dich! Oder vertraust du mir etwa nicht?“ Ehrlich gesagt, war sie erstaunt über sich selbst, dass ihr dieser Satz so halbherzig über die Lippen kam. Anscheinend war sie doch keine allzu schlechte Schauspielerin. Kakashi hatte glücklicherweise nichts von ihren eigentlichen Gefühlen bemerkt, sondern glaubte immer noch, sie würde ihn mit seinen halbherzigen Gefühlen für sie aufziehen, sodass er ihre Frage absolut ernst nahm und ihr deshalb auch eine genauso ernstgemeinte Antwort gab, nämlich: „Nein, das ist es nicht.“ „Was dann?“, hackte sie weiter nach. Nun war sie wirklich neugierig. „Ach, ich weiß auch nicht.“, seufzte der Ältere und beendete damit die Diskussion: „Egal, es wird schon nichts passieren.“ Auch, wenn er mit diesem unguten Gefühl zurückblieb, wollte er Sakura nicht damit beunruhigen. Schließlich konnte er dessen Ursprung selbst nicht ergründen und, wenn man rational darüber nachdachte, gab es wirklich keinerlei Grund zur Sorge. Bauchgefühl hin oder her. Sakura sprang schnell auf den Zug auf, da auch sie nicht wollte, dass das gesellige Nomikai dadurch getrübt wurde: „Ja, du hast Recht. Ich werde mich nur mit den Mädchen unterhalten und du wirst absolut keinen Grund haben eifersüchtig zu sein. Versprochen!“ „Aber eins musst du mir versprechen, hörst du? Wenn ich zu weit gehen sollte, musst auf jeden Fall „Stop“ sagen.“ - „Klar, versprochen!“ „Kein Problem, holen wir auf jeden Fall nach.“ - „Versprochen, ja?“ „Du wirst absolut keinen Grund haben eifersüchtig zu sein. Versprochen!“ Mit offenen Augen lag Kakashi wach im Bett und sah seufzend die weiße Zimmerdecke an, während er an Sakuras Versprechen dachte, das sie immer mit einem gütigen Lächeln äußerte. Anders als er war sie so lieb und hoffnungsvoll. Geduldig versprach sie zu warten bis der Tag kam an dem sie volljährig sein würde. Diese Verbindlichkeit, die in ihrem versprechen lag, befriedigte ihn einerseits, andererseits jedoch war es eine Last für ihn. Denn während er sich sicher war, dass sie das Versprechen einhalten würde, sah er den Tag kommen an dem er ihre Abmachung brechen würde. Anders als die junge Kirschblüte war er nicht so unschuldig und stark. Aber das musste er vielleicht auch nicht. Mit diesem Gedanken drehte er sich zur Seite, schloss die Augen und versuchte endlich erholsamen Schlaf zu finden. Der Abend des Nomikai war gekommen und unzählige Ninja und Kunoichi des Dorfes hatten sich in dem großen, traditionellen Tatami-Raum versammelt, den Ino organisiert hatte. Alle saßen auf Sitzkissen an den langen Tischreihen an denen teilweise Grills installiert waren, sodass man Fleisch und Gemüse grillen konnte. Die Atmosphäre war mit dem Gelächter, Grillrauchschwaden und Alkoholfahnen erfüllt. Während viele jüngere Kunoichi immer wieder Fleisch und Gemüse nachlegten und das Fertige an die anderen Ninja verteilten und Sake nachgoßen, sorgten die Männer für die Unterhaltung in Form von schlechten Witze und noch schlechteren Karaokevorstellungen. Alle aßen, tranken und scherzten miteinander. Der ehemalige Anbu jedoch war selten so schlecht drauf gewesen wie an diesem Abend. Kaum waren zweieinhalb Stunden vergangen, waren alle um ihn sturzbetrunken und dröhnte ihm die Ohren voll. An seinem Tisch hatten die Neuabsolventen die brillante Idee gehabt Strippoker zu spielen, dabei hatten sich diese Grashüpfer-Shinobi die falschen Kunoichi dafür ausgesucht. Verärgert sah Kakashi an den anderen Tisch an dem Sakura saß. Er würde keinen Grund zur Eifersucht haben, hatte sie gesagt. Und wieso hatte sie sich dann in Gottes Namen so aufgebrezelt? Da es heute ein besonders heißer Frühsommertag und jetzt am Abend noch dementsprechend warm gewesen war, trug sie ein dünnes, lockeres weißes Trägerkleid, das an den Seiten etwas tailliert war und nicht hauteng anlag, aber dadurch ihre zierliche Figur schön betonte. Ihre kurzen Haare hatte sie mit einer Kirschblütenhaarspange hinten zusammengebunden, sodass nur ihre längeren Strähnen nach vorne hingen und ihr Gesicht umschmiegten. Wie konnte sie ihm das nur antun? Mit hochrotem Gesicht tat er so als wäre es die brütende Hitze in dem Raum, die ihn so fertig machte und nippte deshalb unentwegt an seinem Glas Ginger Ale herum. Obwohl sie angestrengt versuchte sich nur mit Hinata zu unterhalten - er sah ihre Bemühungen in dieser Hinsicht - waren sie umringt von dutzenden 18- bis Anfang-Zwanzigjährigen. Ino wollte wohl bei der Party nichts dem Zufall überlassen und so hatte sie anscheinend mit Absicht als Anfangssitzordnung gleichviel männliche und weibliche Ninja platziert. Mit großen Schlucken kippte er verärgert die ganze Flüssigkeit herunter und verlangte mit einem lauten „Noch eins, bitte!“ und signalisiert mit dem leeren hochgehobenen Glas der Kellnerin seinen Wunsch. „Full House!“, kreischte währenddessen die neben ihm sitzende Anko nun schon zum dritten Mal in Folge und schlug siegreich ihre fünf Karten bestehend aus eine Pärchen Königen und einem Damendrilling auf den Tisch. Die beiden Anfang-20-jährigen Shinobi konnten es kaum glauben und starrten ungläubig auf die Karten. Obwohl die beiden erfahrenen Kunoichi Anko und Shizune auch schon Einiges gebechert hatten, waren die beiden nicht auf den Kopf gefallen. Mit ihrer Scharfsinnigkeit und List tricksten sie die Jüngeren so aus, dass sie alle Spiele gewannen. Kakashi der nüchtern geblieben war, hatte die versteckten Kartentricks natürlich bemerkt, ganz im Gegensatz zu den beiden anderen, die vorher schon bei einem Wetttrinken einige Bier getrunken hatten. „Sag mal, ihr schummelt doch. Drei Mal Full House hintereinander?“, lallte einer der beiden protestierend. „Wie sollen wir denn bitte geschummelt haben? Das war einfach Glück. Fortuna ist eben auf unserer Seite!“, grinste Shizue überzeugend, „So und jetzt - wenn ich bitten darf?“ Mit einer Handbewegung forderte sie die beiden Männer auf sich - gemäß der Verliererabmachung - eines Kleidungsstückes zu entledigen. Schluckend sahen sich die beiden Männer an. Als nächstes musste wohl die Hose dran glauben. Unglaublich - die beiden saßen mittlerweile nur noch in ihrer Unterwäsche dran. Wenn das wenigstens ein paar ansehnliche Shinobis wären, aber das waren zwei magere Hähne ohne Federn. Absolut nichts dran - nada. Wie konnte man nur alles bis auf die Unterhose verspielen? Kakashi war absolut fassungslos und beschämt über diese schlecht ansehnlichen Exemplare seiner Art. Er konnte nur hoffen, dass entweder - diese beiden an Erfahrung, Hirnzellen und Muskelfleisch in den nächsten Jahren noch etwas zulegen würden - oder die nächste Ninjageneration ansehnlicher ausfallen würde als diese beiden Vertreter. Shizune war schon dabei mit einem „Na, wer ist bereit für die nächste Runde?“ die Karten zu mischen und bekam aber nur ein verlegenes „Danke, wir verzichten.“ ‚Richtige Entscheidung, Jungs.‘, dachte der Silberhaarige insgeheim, ‚Bitte erspart uns zu erfahren, wie es unten herum bei euch aussieht.“ „Na, hast du nicht Lust, Kakashi?“, nun wandte sich Anko mit einem breiten Grinsen an den Älteren und hackte sich gleich mit einem Arm bei ihm ein. „Danke, ich verzichte ebenfalls.“, antwortete Kakashi und nippte an seinem eiskalten Ginger Ale. „Mann, bist du aber langweilig! Nun komm schon!“, versuchte ihn die Kurzhaarige doch irgendwie dran zu kriegen. Natürlich wollte Kakashi nicht als Spielverderber dastehen, immerhin schätze er seine zwei Tischdamen, mit denen er schon seit Jahren befreundet war, sehr und wollte die beiden nicht vergraulen. Deshalb konnte er es sich auch nicht nehmen lassen bei den beiden seine Charmeur-Seite heraus hängen zu lassen: „Nein, wirklich nicht. Ich will ja nicht so enden, wie die anderen beiden.“ Nun klinkte sich auch die hübsche Shizune ein: „Wirst du nicht. Mit dir spielen wir doch fair.“ und gab dabei zu das Spiel etwas in die richtige Richtung gelenkt zu haben. „Das sagt ihr jetzt, aber wer weiß, ob ihr euch beiden auch daran haltet. Mit zwei hübschen, gewieften Frauen wie euch, will ich mich ja nicht anlegen.“, meinte er charmant lächeln, trank sein zweites Glas Ginger Ale aus, stellte das leere Glas auf den Tisch, stand auf und setzte sich an einen anderen Tisch zu Shikamaru und Yamato, der zufälligerweise auch näher an Sakuras Tisch war. „Was treibt dich denn zu uns, Kakashi?“, begrüßte der braunhaarige Yamato seinen Senpai, während der jüngere Shikamaru ihm mit Handzeichen sein drittes Glas Ginger Ale bestellte. Erschöpft ließ sich der Silberhaarige auf einem der freien Sitzkissen nieder und antwortete: „Mich zu Meinesgleichen gesellen. Brauche etwas intelektuelle Erfrischung.“ In dem Raum wurde es zunehmend immer heißer, sodass er die Gelegenheit ergriff und sich mit einem neben ihm liegenden, herrenlosen Papierfächer Luft zufächelte. Schweißperlen liefen seinem Gesicht und seinen Nacken hinunter und verschwanden in der Kragenöffnung seines weißen T-Shirts. „So schlimm?“, witzelte Shikamaru und meinte damit natürlich die beiden Poker-Verlierer. „Du hast ja keine Ahnung.“, meinte Kakashi mit einem Seitenblick, „Dagegen hätte Naruto zur geistigen Elite gezählt. Der hätte sich niemals so übers Ohr hauen lassen.“ Während er ungehalten an Sakuras Tisch rüber starrte, bemerkte er gar nicht, wie sich mehrere ältere Männer ebenfalls noch zu ihrer Runde hinzu gesellten. Es waren etwas ältere und erfahrenere Shinobi-Veteranen, die dem Dorf schon länger dienten als er, was nicht unbedingt bedeutete, dass sie an sein Potential heranreichten. Trotzdem waren sie in gewisser Hinsicht seine Senpai. Einer von ihnen bemerkte, dass er vor sich nur ein Glas Ginger Ale stehen hatte und meinte etwas abfällig: „Sag mal, Kakashi-kun, trinkst du gar nichts?“ Der Silberhaarige entschuldigte dies mit einer höflichen Ausrede - nämlich, dass er sich wegen seines Gesundheitszustands noch etwas schonen wollte. „Ach komm schon, ich bestelle uns einen guten Sake!“, versuchte er von einem anderen Kollegen überredet zu werden, der auch schon etwas rot um die Nase war und ihm heiter auf die Schulter klopfte. „Danke, Senpai, aber ich will es nicht übertreiben. Außerdem, wenn man einmal angefangen hat, ist es wirklich schwer wieder aufzuhören.“, erklärte Kakashi ebenfalls heiter lachend, doch insgesamt war er noch angewiderter als vorher. Er hasste es zum Trinken überredet geschweige denn gezwungen zu werden. Der Abend wurde von mal zu mal unerträglicher. Vielleicht sollte er doch wieder an den anderen Tisch zu Anko und Shizune zurückkehren, die wollte ihn wenigstens nicht abfüllen. „Sakura-chan, du bist ja eine totale Überfliegerin! Ich hab gehört du bist jetzt schon Oberschwester im Krankenhaus.“ „Ach, so toll ist das nun auch wieder nicht.“ „Doch klar. Ich mag Mädchen, die nicht nur hübsch sind, sondern auch was in der Birne haben.“ „Da bin ich doch nicht die Einzige. Hina-chan, Ino-chan und die anderen Mädchen sind doch auch toll!“ „Gibst du mir deine Nummer? Vielleicht könnten wir uns ja mal treffen. Ich kenne da ein tolles, neues Café und würde dich gern einladen.“ „Dafür hab ich doch gar keine Zeit. Oberschwester zu sein hat eben auch die Kehrseite, dass ich hauptsächlich im Krankenhaus auf der Station sein muss.“ Kakashi hörte mit einem Ohr das Gespräch an Sakuras Tisch mit, was ihm die Haare zu Berge stehen ließ. Doch er wollte sich natürlich nichts anmerken lassen und blubberte deshalb missmutig in sein Ginger-Ale-Glas und versuchte sich auf die Älteren-Herrengespräche konzentrieren; immerhin gehörte er mittlerweile auch schon dazu. Neben ihm unterhielten sich die zwei Kollegen in den Vierzigern: „Shizune-kun ist in letzter Zeit besonders oben herum noch hübscher geworden!“ „Ja, man kann nur hoffen, dass sie sich charakterlich nicht zu einer zweiten Tsunade entwickelt.“ Und aus der jüngeren Ecke hörte er nur: „Echt jetzt? Die Blonde hast du abgeschleppt?“ „Psst, nicht so laut! Sie macht sich im Bad noch etwas frisch, dann treffen wir uns draußen hinter dem Schuppen und gehen zu mir!“ Aber, ob jung oder alt, irgendwie behandelten Männergespräche immer wieder die gleichen Themen, die ihn schon damals gelangweilt hatten. Keinesfalls wollte er abstreiten, dass er früher ebenfalls ein Aufreißer war, jedoch war es bei ihm anders, eher wie bei einem Connaisseur, der einen lieblichen Wein genoß, während er in einem zurückgezogenen Zimmer an einem einsamen Abend bei Kaminfeuer und klassischer Musik ein schönes Gemälde betrachtete. Bei aller Unehrenhaftigkeit der Sache hatte die Frauen stets wertgeschätzt, was bei seinen Kollegen, weder jung noch alt, nicht der Fall war. Er hatte das Gefühl, dass dadurch auch er beschmutzt und in den Dreck gezogen wurde. Je öfter er Blicke in die Ferne warf und die Situation beobachtete, merkte er, dass die Kirschblüte absolut keine Schuld traf. Sie versuchte allen Anmachen auszuweichen und hatte immer eine Ausrede parat, die Kerle ließen aber nicht locker. Die beste aller Ausreden, die sie sofort in unerreichbare Ferne hätte rücken lassen und alle zum Schweigen gebracht hätte, wäre natürlich gewesen, dass sie bereits vergeben wäre. Aufgrund vieler Hintergründe konnte sie diese Geheimwaffe nicht einsetzten. Am liebsten wäre er ihr mit dem Spruch „Finger weg von meiner Freundin!“ zur Hilfe geeilt - das war aber nur in seiner Traumwelt möglich. Von Eifersucht geplagt biss er die Zähne zusammen. Ja, genau das hätte er am liebsten gesagt, denn es war die Wahrheit. Keiner sollte sie anfassen, keiner sollte sie berühren oder auch nur wagen in ihre Nähe kommen zu wollen. Sie war ganz allein sein Mädchen. Doch genau das durfte er in der Öffentlichkeit weder aussprechen noch anders zeigen. Es machte ihn rasend zusehen zu müssen, wie sich diese Kerle an seine geliebte Kirschblüte heran machten, während er nur tatenlos zusehen konnte. Während er unsicher und verärgert zu Sakura hinüber blickte, erwiderte auch sie häufig seinen Blick sehnsüchtig nach Hilfe bittend. Das war so ungerecht und es zerriss sein Herz. „Willst du nicht auch mal etwas Sake probieren, Sakura-chan?“ „Nein danke, ich bin noch nicht volljährig.“ „Ach komm schon, ist doch nicht so schlimm!“ „Ja, richtig, wir verraten auch nichts!“ „Sorry Jungs, wirklich nicht!“ Auch die Rosahaarige war schon sichtlich genervt von den ganzen Anmachversuchen. Um nicht aufzufliegen, wollte sie sich nicht an Kakashis Tisch setzen und so richtig machte ihr der Abend auch keinen Spaß. Am liebsten wäre sie gegangen, brachte es aber nicht übers Herz, weil Ino dann bestimmt verärgert wäre, erst recht, wenn sie ging ohne Bescheid zu geben. Blieb also nichts anderes übrig als sich das dumme Geschwätz der Männer anhören zu lassen. Dass ihr die jungen Männer so auf die Pelle rückten, hätte sie nicht gedacht. Von einer Komfortzone hatten die wohl noch nie was gehört, so dicht wie die nun alle bei ihr saßen, geschweige denn davon zwischen den Zeilen zu lesen. „Hört mal, wenn sie nicht trinken will, dann lasst sie doch einfach. Sie ist sowieso noch minderjährig.“, hörte sie die griesgrämige Stimme des Silberhaarige an ihren den Tisch hinüber rufen. Einerseits war sie froh, wusste aber nicht, ob sie das auch so zeigen sollte. Tatsächlich hatte der ehemalige Anbu es nicht mehr ausgehalten und musste sich einfach einschalten. Nicht nur, dass es hier um seine Freundin ging, auch von der Perspektive eines Lehrers, der sich um seine Schülerin sorgte - eine Rolle, die er mehr als verinnerlicht hatte - konnte er das auf keinen Fall durchgehen lassen. Plötzlich wurde einer der Jungs an Sakuras Tisch angerempelt und prompt landete der Sake auf ihrem weißen Kleid. Erschrocken, verärgert und gleichzeitig beschämt sah das Mädchen auf ihr durchsichtig gewordenes, weißes Kleid, wodurch man nun ihren weißen BH durchscheinen sehen konnte. Für den Typ neben ihr war das eine willkommene Einladung ihr näher zu kommen. Schneller als sie schauen konnte, ergriff er eine Serviette und tupfte mit einem „Sorry, Sakura-chan, ich mach das gleich weg!“ die Flecken von ihrem Kleid ab. Fast wäre das Mädchen explodiert und wollte den Typ von sich weg boxen, doch Kakashi war schneller. „Oh nein, das wirst du schön bleiben lassen!“, packte den Jüngeren, der bei Sakura zu anzüglich geworden war, heftig am Handgelenk und zog ihn wuchtig weg. Etwas zu wuchtig, da der Junge prompt gegen den Tisch knallte an dem er gerade noch mit Shikamaru und Yamato gesessen war. Nun war die heitere Atmosphäre den Bach hinunter gegangen und alle starrten Kakashi verängstigt und geschockt an. Gerade noch waren alle so ausgelassen und plötzlich hatte sich die Situation um hundertachtzig Grad gewendet. Wäre Kakashi ein Junge im gleichen Alter gewesen oder jünger, hätte sich jetzt wohl eine Prügelei nicht vermeiden lassen. Trotzdem war die Atmosphäre extrem angespannt und die Rollenverhältnisse unklar, denn schließlich war derjenige, der so aggressiv geworden war Kakashi Hatake - ein ehemaliger Anbu und erstklassiger Jonin des Dorfes, der bekannt für seine durchdachten, absolut überlegten Handlungen war und Sakuras Lehrer. Keiner wusste, wie sie sich dem Silberhaarigen gegenüber verhalten sollte. Die Jüngeren konnten sich aufgrund ihres Alters, mangelnder Erfahrung und ihres Status nicht auflehnen, die Älteren hätten an Kakashi als den in der Hierarchie Untergeordneten zwar ein strenges Wort richten können, wollten aber den Abend nicht komplett ruinieren. Außerdem waren diese bereits so betrunken und in ihre Männergespräche vertieft gewesen, dass sie den Hintergrund gar nicht mitbekommen hatten. Ganz im Gegensatz zu Shikamaru, der schon lange insgeheim von dem Verhältnis zwischen seinem ehemaligen Lehrer und seiner Freundin wusste und hoffte, dass dieser nun nichts Unüberlegtes tun würde. Die Älteren wollten das Gleichgewicht wieder herstellen und versuchten den Silberhaarigen mit heiteren Worten zu besänftigen: „Lass doch gut sein, Kakashi. Ist doch ein lockerer Abend. Wir können ja verstehen, dass du einen Beschützerinstinkt bei Sakura hast, weil sie deine Schülerin war, aber du musst ja noch lange nicht übertreiben.“ Wie als wurde ein Dolch in sein Herz gestochen, biss er die Zähne zusammen und ballte die Finger in seine Faust um den Schmerz zu ertragen. Nein, er war nicht nur ihr Lehrer und sie war nicht nur seine Schülerin! Es war nicht nur der Beschützerinstinkt! Was wussten die anderen schon von ihnen? Nichts! Sie wussten nicht, wie sehr Sakura gelitten hatte! Wo waren die alle als Naruto gestorben war und die junge Kirschblüte an ihrer Trauer fast selbst zugrunde ging? Sie hatten sie alleine gelassen! Genau wie ihn. Als er ein kleines Kind war, frei von jeglicher Schuld seiner Eltern, hatte man ihn zum Sündenbock gemacht. Ihrer beider verlorener Seelen waren einfach dem Nichts überlassen worden. Wäre er nicht gewesen, wäre sie jetzt eine leblose Hülle. Wer waren die, jetzt über ihn und seinen überausgeprägten Beschützerinstinkt herzuziehen?! Er sollte sich beruhigen? Nicht den Beschützer spielen? Das meinten die doch nicht ernst! Als wäre Kakashi nicht schon auf hundertachtzig, gab auch noch ein anderer Kollege, der ihn aus seiner Anbu-Zeit kannte, grinsend seinen Senf dazu: „Und außerdem warst du früher doch der größte Schürzenjäger von uns allen. Da kannst du es den Jungen doch nicht verübeln.“ Nein, so war es nicht! Es war ganz anders! Sowohl die Frauen mit denen er geschlafen hatte, als auch die Gefühle, die er für das vierzehn Jahre jüngere Mädchen entwickelt hatte. Ganz anders! Er liebte sie so sehr, dass er sie um keinen Preis in das elendige Leben einer Ausgestoßenen stürzen wollte. Um sie zu beschützen, hielt er sein Verlangen zurück obwohl sein Körper sich so sehr nach ihr sehnte. Wie konnten sie es nur wagen, seine reinen Gefühle für sie mit ihren dreckigen Absichten zu vergleichen?! Mit Schlitzaugen warf er seinem Kollegen einen Blick der Verachtung zu, der so beängstigend war, dass er den Gleichaltrigen unweigerlich zum Schweigen brachte. Sein Sharingan leuchtete wie ein blutroter Strudel, der den vor Angst erstarrten Shinobi, in die Dunkelheit seines unendlichen schwarzen Lochs seiner Gefühle ziehen wollte. Er wollte etwas sagen, doch die Wut und der Schmerz schnürten ihm die Kehle zu. Sein Herz raste wie wild und er konnte seine Gefühle nun kaum mehr kontrollieren. Wieso glaubte eigentlich jeder ihn zu kennen? Wieso zogen ihn alle so in den Dreck? „Kakashi…nicht…“, flüsterte die junge Kirschblüte kaum hörbar besorgt darüber, dass ihr Geliebter den Verstand verlieren würde und sah ihn mit besänftigenden Augen eindringlich an. Auch, wenn sie die Worte genauso verletzten wie ihn, wollte sie unter gar keinen Umständen, dass er sich in diesen dunklen Gefühlen verlor. Doch kaum hatte der Silberhaarige ihre liebliche Stimme vernommen und in ihre tiefen, dunklen türkisen Augen geblickt, kehrte auch Ruhe in sein Sharingan. Wie ein stürmisches Meer, das sich beruhigte, nachdem der tosende Wind aufhörte zu toben, kehrte auch Frieden in sein Herz. Und auch, wenn er zunächst Sorge in ihrem Seelenspiegel lesen konnte, lag dahinter tiefer Schmerz verborgen. Doch er war kein Schürzenjäger! Das war er nicht! Und wenn schon - er hatte sich geändert. Sakura hatte ihn geändert. Mit ihrer süßen Unschuld und Aufrichtigkeit hatte sie ihn zu einem neuen Menschen gemacht. Zu jemanden, der nicht mehr nur sein eigenes Leid und seine Selbstsucht sah. Er war nun jemand, der das Wohl des Menschen, den er liebte, über Seines stellte. Er liebte Sakura und wollte nur, dass sie glücklich war. Und wenn es ihm gestattet wäre, noch einen egoistischen Wunsch zu äußern, dann den für immer mit ihr zusammen sein zu dürfen. Nur das wünschte er sich. Immer bei ihr zu sein. Auch, wenn man ihn früher als Schürzenjäger hätte bezeichnen können, war er jetzt nicht mehr und nicht weniger als ein Mann, der ein Mädchen aufrichtig und von ganzem Herzen liebte. Für sie würde er alles tun. Seine Liebe zu ihr ließ ihn alles ertragen - auch diesen Hass, der sich im Grunde genommen nur aus unendlichen Schmerzen zusammensetzte. Nur für sie. Seine angespannten Schultern lockerten sich, während er Sakuras besorgten Blick mit sanften Augen und einem leichten Lächeln unter der Maske erwiderte und ihr sagten: ‚Mach dir keine Sorgen, es ist alles gut. Ich liebe nur dich.‘ Ja, es war jetzt alles gut. Das Biest, die Bestie in ihm, war besänftigt. Kapitel 45: Not together - I'm sorry, I cannot keep our promise --------------------------------------------------------------- Obwohl Kakashi es dabei bewenden lassen wollte, waren die Jungs in Sakuras Alter anderer Meinung, halfen ihrem Freund auf und spukten böses Blut: „Tze, was glaubt der eigentlich, wer er ist?“ „Schon! Immerhin ist er nur einer der Lehrer.“ Der Silberhaarige aber drehte ihnen den Rücken zu und ignorierte sie, tat so als würde er es nicht hören, kam aber vielleicht auch deshalb zu arrogant und abgehoben rüber, sodass die Grünschnäbel in ihrem betrunkenen Zustand noch lauter wurden: „Genau, Sensei! Spiel dich bloß nicht so auf!“ Nun eilte auch Shikamaru herbei, um seinem Senpai den Rücken zu decken und damit die Situation nicht noch mehr eskalieren würde. Er stellte sich als Sichtschutz vor die Jüngeren, drückte diese weg, die gerade drauf und dran waren über Kakashi herzufallen und meinte: „Hey, reicht doch jetzt! Lasst doch einfach gut sein, oder wollt ihr ein blaues Auge kassieren?“ Doch alle waren so aufgebracht, dass sie sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen ließen und den Silberhaarigen noch mehr provozierten: „Was sollte diese Aktion? Du bist doch nicht etwa eifersüchtig? Und wenn schon - Du hast kein Recht dazu! Ist ja nicht so als ob ihr zusammen wärt, oder so!“ Plötzlich schnappte die rosshaarige Kirschblüte mit weit aufgerissenen Augen geschockt noch Luft. Kurz hatte ihr Herz still gestanden, dann atmete sie mit einem Zittern aus. „Nicht…zusammen…“, flüsterte sie zunächst kaum hörbar. Nur die neben ihr sitzende Hinata hatte es vernommen und war nun auf ihre Freundin aufmerksam geworden. Jetzt sah sie, dass das Mädchen mit den türkisen Augen vor sich in die Leere starrte. Besorgt fasste sie sie an den Schultern, rüttelte sie vorsichtig und fragte: „Sakura-chan, ist alles in Ordnung?“, bekam aber keine Antwort. Nicht zusammen - immer wieder hörte sie die Worte in ihren Ohren, wie auf einer kaputten Schalplatte. Und je öfter sie es hörte, desto mehr fühlte sie den stechenden Schmerz in ihrer Brust. Wieso war sie nur auf diese Party gekommen? Wieso lebte sie überhaupt in diesem Dorf, wenn alle so gemein waren? Wieso hackten alle immer auf Kakashi herum? Immer, wenn sie mit Kakashi zusammen in der Öffentlichkeit war, nutzen die Menschen jede Gelegenheit um ihn schlecht zu machen. Doch daran hatte sie sich eigentlich schon gewöhnt - so grausam das auch scheinen mag. Nein, das war nicht der Grund, weshalb sie so traurig war und ihr Herz so schmerzte. Der Grund war, dass ihr das erste Mal gezeigt wurde, dass ihre und Kakashis Liebe keine Zukunft haben würde. Nein, das stimmte nicht! Vielleicht hatte ihre Liebe eine Zukunft, aber diese bestand aus einem ewigen Geheimnis und Verleumdung. Sie würden für immer und ewig ihre Beziehung geheim halten müssen und, wenn das Thema auf den Tisch kam, würden sie dazu verdammt sein, sie zu dementieren. Selbst, wenn sie ihre Liebe hinter verschlossenen Türen leben konnten, sobald sie aus der Tür gingen, waren sie doch für alle nur Lehrer und Schülerin. So würde es bleiben. Für immer. Genau wie jetzt, würden komische Situationen entstehen. Situationen, die nicht nur sie, sondern auch Kakashi verletzten. Das hatte sie gemerkt, denn auch der Silberhaarige stand still als der Satz gefallen war. Eigentlich hatte er sich geschworen - nein, hatte Sakura geschworen - nicht auf diese Provokationen einzugehen, doch er konnte nicht anders. Wie man in den Wald schreit, so kommt es zurück. Dieser Typ hatte gehöhrlich eine verdient! Blitzschnell drehte er sich um, machte einen Sprung auf die Gruppe zu, schlug Shikamaru zur Seite und packte den Typ am Kragen. „Hör mal, du Armleuchter!“, rief er, hatte die Faust erhoben und wollte damit schon zuschlagen, als er ein leises „plitsch“ auf dem Tatamiboden vernahm. „Nicht…zusammen…“, hörte er ein Wispern. Instinktiv hielt er inne und drehte sich langsam um. Hinter sich sah er seine geliebte Kirschblüte mit leeren Augen, der unaufhörlich, ohne, dass sie es anscheinend zu merken schien und geistig gegenwärtig war, Tränen die Wangen herunter kullerten, während sie vor sich hin unverständliche Worte wisperte. Ohne zu zögern ließ er von dem Jungen ab - in dieser Hinsicht gab es nur eine Priorität - und schnellte zu seiner Geliebten. Erst jetzt verstand er, dass sie „nicht zusammen“, die gleichen Worte, die der Typ vorhin benutzt hatte, vor sich hinsagte. Er packte sie an den Schultern, doch, dass er sich nicht in ihren Augen sah beunruhigte ihn. Dieser Arsch hatte nicht den leisesten Schimmer gehabt, was er mit seinen Worten anrichtete! „Sakura, sieh mich an!“, sagte er zu ihr und schüttelte sie dabei etwas. Erst jetzt kam sie zu sich, sah ihren Geliebten vor sich und weinte nun noch mehr. Sie wollte das nicht. Das alles hatte sie nicht gewollt. Sie wollte doch, dass es ein schöner Abend werden würde, aber alles war in Scherben zerbrochen. „Kakashi…es tut mir Leid…“, war das einzige was sie unter den Strömen von Tränen schluchzend hervorbrachte und wurde von dem Jonin in die Arme geschlossen. In diesem Moment ging es ihm sonst wo vorbei, was die anderen von ihnen dachten. Und er hatte nur eins im Sinn - sie von hier wegzubringen. „Komm Sakura, ich bringe dich nach Hause.“, tröstete er sie, drehte sich um und prangerte diejenigen mit lauter Stimme an, die für dieses Unglück verantwortlich waren, „Einfach unglaublich wie sich manche Kollegen hier daneben benehmen!“ „Ach, Kakashi, das war doch nur Spaß! Sakura hat nur einen kleinen Schreck bekommen, weiter nichts.“, reagierte einer der Älteren darauf und lachte dabei heiter. Wäre der Silberhaarige nicht fest entschlossen, wäre er seinem Vorgesetzten wahrscheinlich an die Gurgel gesprungen. „Das hat ja mal wohl gar nichts mit Spaß zu tun!“, schrie er noch laut protestierend bevor er mit dem Mädchen zusammen in seinen Armen die Gesellschaft verließ. Draußen war die Luft dick und schwül geworden und über ihnen hatten sich dicke Gewitterwolken gebildet. Während sie die Straßen von Konohagakure entlang liefen, hielt der Silberhaarige die Kirsche fest an der Hand und ließ diese nicht los. Er ging voraus und sie trottete ihm mit niedergeschlagenen und gesenktem Blick nach, obwohl das nicht nötig gewesen wäre, doch sie brachte es nicht fertig auf gleicher Augenhöhe mit ihm zu gehen. Glücklicherweise war niemand draußen. Alle hatten sich vor dem großen Unwetter in Sicherheit gebracht, das schon am Morgen angekündigt worden war. Durch den starken Wind wurde der staubige Sandboden immer wieder aufgewirbelt und umspielte ihre Beine. Immer fester umschloss Kakashi Sakuras Hand während er wütend an die Szene von eben dachte. Doch seine rasende Wut hatte einen bitteren Beigeschmack. Auch Sakura fühlte es gerade in diesem Moment, denn es war der Grund, warum sie nicht aufhören konnte zu weinen und sie sich immer wieder die Tränen mit dem Handrücken aus dem Gesicht wischte. Es war das erste Mal, dass ihre Beziehung mehr oder weniger auf die Probe gestellt wurde und sie diese Probe nicht bestanden hatten. Und diese Erkenntnis schmerzte noch mehr als die ignoranten Worte seiner Ninjakollegen. Was war er doch für ein Idiot. Er hätte sie noch mehr verteidigen müssen, hätte sich das nicht alles gefallen lassen, sondern diesen Dummköpfen gehörig die Meinung geigen sollen. Nein, mehr noch: Er hätte offen und ehrlich sagen müssen, dass er sie liebte, denn das war das Mindeste, das er für ihre Liebe hätte tun können. So hatte er die Schlacht verloren ohne überhaupt gekämpft zu haben. Wie ein feiger Hund hatte er den Schwanz eingezogen. Was war er für ein Mann, wenn er nicht einmal seine Liebste beschützen konnte. Er hatte solche Angst Sakura genau jetzt zu verlieren, denn sie hätte allen Grund dazu gehabt ihn auf den Mond zu schießen. Dabei war sie das wichtigste der Welt für ihn und er wollte sich nie und nimmer von ihr trennen. Doch jede Liebe und jede Beziehung basierte auf Vertrauen. Wie konnte er von ihr verlangen ihm bedingungslos zu vertrauen, nachdem er sie heute Abend so hintergangen hatte? Am liebsten wäre er zurück gelaufen und hätte Kleinholz aus den anderen gemacht, aber das wäre ein noch uncoolerer Move gewesen. Wieso war die Sache so kompliziert und wieso machte er so viele Fehler? Er hatte gedacht, dass sein Ziel erreicht wäre und er einfach nur wunschlos glücklich wäre, wenn die rosahaarige Kirschblüte seine Liebe erwidern würde. Doch so einfach war es anscheinend nicht. Er musste auch an die Zukunft denken. Und in dieser Hinsicht konnte es nicht so weitergehen. Etwas musste sich ändern. Plötzlich brach ein Platzregen vom Himmel. Von einer Sekunde auf die andere waren aus wenigen dicken Tröpfchen ein harter, peitschender Regenguss geworden. An sich störte der Regen die beiden nicht, denn nichts desto trotz war er warm, fast wie eine angenehme Dusche. Doch als der Silberhaarige nach hinten auf Sakura blickte, merkte er, dass ihr weißes Kleid mittlerweile etwas durchsichtig geworden war und nass an ihrer Haut klebte, sodass man nicht nur ihre Oberschenkel und ihren Bauch sondern auch schon etwas ihren BH sehen konnte. Mit klopfendem Herzen und roten Wangen drehte er sich schnell wieder um und stammelte: „Hör mal, Sakura, wäre es für dich okay, wenn ich dich zu mir bringe? Sonst wirst du noch nässer und erkältest dich noch…“ Auch, wenn sie nichts weiter dazu sagte, spürte er ihr einwilligendes Nicken, sodass er an der nächsten Hausecke in die kleine Seitengasse einbog, sich durch weitere enge Gassen schlängelte und schließlich vor seinem kleinen Apartment-Wohnhaus ankam. Der Sturm war mittlerweile richtig turbulent geworden, Blätter und kleine Äste flogen durch die Luft und schrammten an ihren Körpern vorbei als sie nun endlich an seiner Wohnung ankamen. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, war es etwas stiller um die beiden herum geworden. Leise hörte man das „plitsch plitsch“ der Tropfen, die von Sakuras durchnässtem Kleid und ihren Haaren fielen und auf den unnachgiebigen Boden aufschlugen. Eine Totenstille hatte sich zwischen den beiden ausgebreitet, die erst wieder durch das heftige Krachen der Tür durchbrochen wurde, die durch den Durchzug und den tosenden Wind draußen im lockeren Türrahmen hin und her geworfen wurde. Da bemerkte Kakashi auch, dass er die Fenster offen gelassen hatte und der Wind die Vorhänge wild umher schwang. Schnell rannte er in alle Räume und schloss die Fenster, während Sakura weiterhin im Eingangsbereich stehen blieb. „Kakashi, es tut mir so Leid.“, flüsterte sie weiterhin mit gesenktem Blick und wagte es nicht ihm in die Augen zu sehen, „Du hattest Recht, es wäre besser gewesen, wenn wir unsere Beziehung ein für alle mal beendet hätten. Aber ich war mal wieder viel zu positiv eingestellt. Es wäre besser gewesen, wenn du damals mit Nohara-san mitgegangen wärst. Wegen mir sind wir jetzt vielleicht aufgeflogen! Bitte verzeih mir!“ Ihre Brust schmerzte so sehr, dass sie nicht aufhören konnte zu weinen. Immer wieder schluchzte sie unter den Schmerzen Luft schnappend hervor. Mittlerweile sollte sie sich doch an diesen Schmerz gewöhnt haben, immerhin hatte sie darin eingewilligt. Wenn ihre Liebe ein Pakt wäre, den sie beide unterzeichnet hätten, dann war der Schmerz Teil des Kleingedruckten. Sie hatte es gelesen und war sich dessen bewusst und dennoch hatte sie die Konsequenzen verdrängt. Ja, es war absolut sinnlos zu weinen, denn dieses Gefühl würde sie ein leben lang begleiten. Solange sie Kakashi liebte, würde sie leiden, weinen und diesen Mann trotzdem bedingungslos lieben. „Der Gedanke, dass ich dich so sehr liebe, meine Liebe für dich aber immer unsichtbar bleiben wird, zerreißt mich. Ich weiß, dass wir unsere Liebe geheim halten müssen. Wir können nicht Händchen halten, uns in der Öffentlichkeit weder umarmen, noch küssen. Auch meinen Freundinnen kann ich nicht erzählen, dass wir zusammen sind. Was soll ich tun? Wie soll ich mit Eifersucht, wie mit Zweifel umgehen? Tief in meinem Inneren liebe ich dich über alles und weiß, dass du dasselbe für mich empfindest und genau deshalb kann ich vor anderen nicht so tun als hätten wir keine Gefühle füreinander. Ich brauche eine Bestätigung, dass unsere Liebe echt ist und wirklich existiert. Ich muss wissen, dass wir ein echtes Liebespaar sind. Entschuldige, dass ich wieder angefangen habe zu weinen. Entschuldige, dass ich so schwach und nicht stark genug bin, das auszuhalten.“, schluchzte sie und schlug sich die Hände verzweifelt vor das Gesicht. „Baka du bist doch die Letzte, die sich entschuldigen sollte!“, rief Kakashi jedoch und umarmte seine Geliebte stürmisch. An seiner Brust ließ sie ihren Tränen nun freien Lauf, während sie sein schmerzendes Herz gegen den beengten Brustkorb pochen hörte. Natürlich, das war mal wieder typisch für sie, dass sie alle Schuld auf sich lud. Aber er war genau so. Sie beide fühlten sich für alles immer überverantwortlich, aber das war wohl ihrer Situation geschuldet. Sie beide waren sich der Probleme dieser Beziehung bewusst und hatten das Gefühl den anderen in diese Liebe hineingedrängt zu haben. Deshalb war es normal, dass sie sich für das Leiden des anderen schuldig fühlten. Schmerz, Leid, Schuld, … - war das ihr Schicksal? Das Schicksal dieser verbotenen Liebe? Während Kakashi in den Abgrund seiner dunklen Gedanken immer weiter hinunter gesogen wurde, merkte die Rosahaarige, wie er seine Arme unweigerlich immer fester um sie schlang. Als wollte sie ihm jemand wegnehmen und er sie nicht loslassen wollen. In dieser Beziehung würde sie ihr Leben lang nur leiden und trotzdem wollte er sie nicht loslassen. Dessen war er sich bewusst. Gott, was war er für ein Monster? Und je mehr ihm das bewusst wurde, desto fester hielt er sie. Erst jetzt spürte Sakura in seinen Armen, dass der Silberhaarige zitterte. Seine sonst so starken und unnachgiebigen Arme, die ihr immer so viel Schutz und Sicherheit boten, bebten als würde er von einem innerlichen Erdbeben erschüttert werden. Sie war so mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass sie seine eigene Aufgewühltheit vorher nicht bemerkt hatte. Plötzlich wurde ihr Beschützerinstinkt aktiviert und die Tränen stoppten mit einem Mal. Das war immer so. Immer, wenn ihr Geliebter zu leiden schien, machte sie sich so große Sorgen, dass ihre eigenen Belange null und nichtig wurden. „Kakashi, ist alles in Ordnung?“, fragte sie ihn und erhob ihr Gesicht, das sie zuvor in seiner Brust vergraben hatte, bekam aber keine Antwort. „Hey Kakashi, was ist denn los? Sag schon.“, meinte sie und wurde nun unsicher, weil er schon wieder nicht antwortete. Besorgt versuchte sie nun sich von ihm wegzudrücken um ihm in die Augen zu sehen, doch je mehr sie sich zu lösen versuchte, desto fester drückte er sie an sich. „Sakura, ich kann einfach nicht mehr. Ich kann es einfach nicht mehr ertragen dich immer traurig zu sehen und diese Ungewissheit auch nicht mehr.“, murmelte er schließlich mit unterdrückter Stimme. Wieso war er denn nur so ein Schwächling. Seine so viel jüngere Geliebte hatte ihn am Anfang vor den Problemen dieser Beziehung gewarnt. Damals hatte er es selbstsicher lächelnd abgetan und sie mit Allüren in Sicherheit gewogen, sodass sie in die Beziehung eingewilligt hatte. Wie dumm er doch war. Jetzt ging es ihm genauso wie ihr. „Nicht zusammen“ - auch ihm gingen diese Worte durch und durch ins Mark. Er fühlte sich wie ein jemand, der Zeuge eines Verbrechens wurde und es einfach zugelassen hatte. Zugelassen, dass die Wahrheit verdreht wurde ohne auch nur einzuschreiten oder seine Stimme zu erheben. Er wollte es vergessen. Vergessen, dass sie seine Schülerin war und er ihr Lehrer. Dass sie einen Altersunterschied von 14 Jahren hatten und sie noch minderjährig war. Dass er der Sohn einer verstoßenen Familie war. Dass ihre Liebe keine Zukunft hatte. In diesem Moment wollte er alles vergessen. Einfach alles. Auch die junge Kirschblüte schlang nun tröstend ihre Arme um ihn und vergrub ihre Finger in seinen Haaren, während er sein verzweifeltes Gesicht in ihrem Nacken versteckte und dort von dem lieblichen Duft ihrer Haarspitzen und ihrer Haut besänftigt wurde. Nun war sie es, die verzweifelt war. Immer, wenn der Silberhaarige ihren Schutz suchte, war ihr etwas eingefallen um ihn aufzumuntern. Sie hatte die Gabe gehabt ihm die Sonnenseite zu zeigen, wenn er nur die dunkle Seite des Mondes sah. Doch jetzt konnte sie das nicht mehr. Was könnte sie sagen, was könnte sie tun? Nein, diesmal gab es nichts, was sie ihm geben konnte. Wie waren sie nur in diese missliche Lage gekommen? Dabei waren sie doch einfach zwei Menschen, die sich liebten. Liebe war immer rein und aufrichtig. Sie war immer etwas Gutes und nie etwas Schlechtes. Daran glaubte sie ganz fest, egal was andere sagten. Eine ganzen Weile der Stille hörte man nur ihren verzweifelten Atem, weil keiner der beiden die richtigen aufmunternden Worte fand. Doch der Ältere fasste nun wieder neuen Mut und erhob seine klare Stimme: „Wenn in der Öffentlichkeit dich irgendwelche Kerle anmachen, muss ich das hinnehmen. Aber das kann ich nicht. Ich will, dass du mein bist. Wenigstens hier und wenigstens jetzt will ich dich lieben dürfen. Damit ich vor anderen stark sein kann und nicht die Fassung verliere. Ich will dich berühren - überall. Dich küssen, umarmen und deinen Körper an meinem spüren. Ich halte das sonst nicht mehr aus. Deshalb…“ Bei diesen Worten setzte Sakuras Herz aus. Deshalb - was? „Bitte! Darf ich mit dir schlafen?“, fragte er sie nun frei heraus und zitterte immer noch am ganzen Körper. Wieder vergingen einige Sekunden. Sekunden, die wie eine Ewigkeit der Stille erschienen. In der ganzen Zeit hätte sie diese Frage nie erwartet. Über ihre Antwort musste sie aber nicht lange nachdenken. Und schließlich hörte man auch ihre leise aber glasklare Stimme, die ein kurzes einsilbiges Wort äußerte: „Ja.“ Sakura, ich kann unser Versprechen nicht halten. Es tut mir Leid.[I/] Kapitel 46: Love me like you do - Being one with you, the universe so close --------------------------------------------------------------------------- Wer bin ich? Existiere ich wirklich oder bilde ich mir das nur ein? Wie kann ich sicher sein, dass es mich wirklich gibt? Der berühmte griechische Philosoph Platon stellte einmal das Höhlengleichnis auf. Er beschreibt darin, wie Menschen in einer Höhle leben und immerzu auf eine Felswand blicken. Sie können der Höhle nicht entfliehen. Der Ausgang ist durch eine hohe Mauer versperrt. Draußen befinden ebenfalls Menschen, die bei Sonnenaufgang Papierschablonen ins Licht halten. So werden die Schatten der Schablonen an die Felswand geworfen und die Höhlenmenschen bekommen eine Vorstellung von der wirklichen Welt. Mit uns ist es genauso. Innerhalb dieser schützenden vier Wände können wir unsere Liebe ausleben. Draußen allerdings tun wir so als hätten wir keine Gefühle füreinander. Ja, nur die äußere Welt bildet die Wirklichkeit ab, daran besteht kein Zweifel. Aber was ist dann mit uns und unseren Gefühlen? Ist unsere versteckte Liebe am Ende nur ein Traum oder eine Vorstellung? Existiert sie eigentlich gar nicht? Die Menschen aus der Höhle schaffen es schließlich jedoch die Mauer zu überwinden und die Höhle zu verlassen. Die Schattenbilder der Tiere, die sie in der Höhle gesehen hatten, waren zwar nur sehr einfach gehalten, als sie nun aber die Tiere sahen, konnten sie sie sofort zu den Abbildern zuordnen. Ihre Vorstellung von den Tieren, die sie durch die Schattenbilder gewinnen konnten, wurden von der Wirklichkeit bestätigt. Platon beschreibt mit seinem Höhlengleichnis, dass alle sinnlich wahrnehmbaren Dinge nur unvollkommene und daher fragwürdige Abbilder waren. Bevor sie in die wirkliche Welt getreten waren, lebten die Höhlenbewohner in einer Kunst- und Phantasiewelt von Abbildern. Wenn etwas in der Wirklichkeit nicht bestätigt wird, wenn die Menschen immer in ihrer Höhle blieben, wie sollten sie dann wissen, dass etwas wirklich existierte? Wenn andere Menschen unsere Liebe nicht sehen, woher haben wir dann einen Beweis, dass sie wirklich existiert? „Ja.“, sagte das Mädchen ohne zu überlegen, doch war es mehr als hätte sie ihren Gedanken laut ausgesprochen. Erschrocken über ihre eigene Stimme, setzte sie rasch nach, „Nein. Warte. Das „ja“ ist mir so rausgerutscht. Nein, also was ich meine…“ Plötzlich spürte Sakura wie alle Sorgen in diesem Moment von ihr abgefallen waren und ihr Herz leicht wie eine Feder zu sein schien um dann doch wieder zu unüberwindbaren Ängsten zu kumulieren. Abermals füllten sich ihre Augen mit Tränen und ihr Herz wurde so schwer wie zuvor. War das nicht wieder ein Gespräch, das aus ihren überquellenden Emotionen heraus entstanden war? Hatte ihr Geliebter sie das nicht gerade nur im Eifer des Gefechts gefragt? Hin und her gerissen, schaffte sie es nicht ihm in die Augen zu sehen. Wenige Minuten davor war sie von diesem komischen Typen angemacht worden. Jetzt nachdem der Schrecken vorbei war, war sie auch froh und erleichtert, dass Kakashi dazwischen gegangen war. Wer weiß, wie weit der noch gegangen wäre. Wenn sie nur daran zurück dachte, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken und auf ihrem ganzen Körper bildete sich Angstschweiß und eine Gänsehaut aus. War sie vielleicht auch zum Teil selbst Schuld daran gewesen? Hätte sie sich nicht so aufbrezeln dürfen? Nein, so durfte sie nicht denken. Aber in diesen Momenten konnte sie nicht anders als unweigerlich sich selbst die Schuld zuzusprechen. Auch dieser Hakuro hatte sie gegen ihren Willen geküsst. Sie wollte das nicht. Keiner durfte sie berühren. Keiner außer Kakashi. Ja, sie wollte nur von ihm berührt werden. Zwar würde das Nomikai nicht ihre schönste Erinnerung werden, allerdings hatte es die verschwommenen Konturen ihrer Liebe verschärft. Das „nein“ hatte ihn sicher verletzt. Wahrscheinlich verstand er es missverständlich als Ablehnung. Deshalb musste sie klarer aussprechen, was sie wollte. „Was ich meine…“, flüsterte das Mädchen mit klarer Stimme während sie immer noch mit hochrotem Kopf zu Boden blickte. Ihr war heiß und kalt zugleich. Ihre Gänsehaut hatte sie voll im Griff, sodass sie wärmend die Arme verschränkte um mit ihren Händen ihre Oberarme zu wärmen. Mit pochendem Herzen flüsterte sie leise und kaum hörbar: „Kakashi, was ich will ist...Küss…mich.“ Als Kakashi sich zu ihr herunter beugte, zuckte sie kurz nervös und erschrocken auf als wäre es ihr unangenehm. Doch das war der Situation beim Nomikai geschuldet. Kein Wunder. Dass es eine schockierende Erfahrung für ein so junges Mädchen gewesen sein muss, konnte er gut nachvollziehen. Wahrscheinlich hatte jedes Mädchen, jede Frau in ihrem Leben schon etliche Erfahrungen dergleichen Art gemacht. Die Erfahrung, dass ihr ein Mann näher kam, als sie wollte. Sie berührte, obwohl sie es nicht wollte. Als Mann konnte sich der Silberhaarige diesen Ekel nur ausmalen, denn solche Erfahrungen hatte er nie gemacht. Sanft fasste er sie an den Schultern und drückte sie etwas an die schützende, warme Wand. In letzter Zeit war es so heiß gewesen, dass auch die Wände des Gebäudes sich aufgeheizt und die Wärme gespeichert hatten. Langsam beugte er sich zu ihr herunter, fuhr mit dem Stoff seiner Maske über ihr Gesicht. Über ihre Stirn, ihre Augenbrauen, ihre Lider hinunter zu ihren Wangen und hinterließ ein kaum merkliches Kitzeln bis er schließlich mit seiner Nase ihre Lippen umspielte. „Kein Angst.“, wiegte er sie mit seinen flüsternden Worten in Sicherheit, „Ich werde nie etwas tun, was du nicht willst, auch, wenn ich mich dafür zurückhalten muss.“ Mit seiner Nase und seinen Fingern berührte er sanft ihre Lippen. Auch die Rosahaarige fing an mit ihrer Nasenspitze kreisende Bewegungen zu machen, so die Gesichtskonturen ihres Geliebten nachzufahren und ihm zu signalisieren, dass sie es schön fand und er weitermachen sollte. Ja, er sollte sie weiter so berühren, denn diese Sanftheit besaß nur er. Seine großen, sanften Hände, seine Nase, seine Lippen, sein schützender Oberkörper - alles an ihm hatte eine unverwechselbare, unverkennbare Art. Nur er liebte sie so auf diese Weise. Mit einer langsamen Handbewegung zog sie seine Gesichtsmaske herunter und fing ebenfalls an über seine Lippen zu streichen. Sein Gesicht war so wunderschön, so makellos. Obwohl sie es schon so oft gesehen hatte, war sie jedes Mal aufs Neue wie elektrisiert. Auch das Muttermal an seinem Mundwinkel kannte nur sie. Ob er es auch mochte, wenn sie ihn so berührte? Wie eine Katze legte er sein Gesicht in ihre kleinen Hände um sich noch mehr von ihr streicheln zu lassen. Und genau wie sie vorhin, hauchte er ihren Fingerkuppen sanfte Küsse auf. Er war ihrem Gesicht so nahe, dass sie ihren Blick nicht weiter abwenden konnte. Ihre meerblauen Türkisedelsteine trafen auf seine tiefschwarzen Turmaline, wurden wie ein Magnet von ihnen angezogen und brachte sie damit in einen tranceähnlichen Zustand. Nun schloß er seine Augen und berührte leicht, kaum spürbar ihre Lippen ohne aber in einen Kuss mit ihr zu verschmelzen. Sie liebte es wie vorsichtig und behutsam er mit ihr umging. Genau wie jetzt, fühlte sie sich dabei so geborgen, dass sie gar nicht merkte, wie ihr Körper nach mehr verlangte. Lange Zeit hatte sie sein Gesicht nicht vollständig gesehen. Zuerst hatte sie sich wohl in seinen Charakter verliebt. Äußerlich hatte er eine attraktive, kräftige, aber keine einschüchternde Stimme und einen dezent muskulösen Körper. Da er immer eine Kleidergröße größer trug, konnte man ihm die Muskeln darunter nie ansehen. Doch sein Gesicht, seine Augen, seine Lippen waren einfach unwiderstehlich. „Soll ich aufhören?“, fragte er sie. Natürlich wollte sie nicht, dass er aufhörte und hob ihr Kinn nun merklich an, um die Berührung ihrer Lippen zu verdeutlichen. Mit ihren Lippen berührte sie seine immer und immer häufiger. Nun schloss sie ihre Augen und umschloss mit ihren Händen sein Gesicht, sodass er seine Lippen mit ihren versiegelte und nicht mehr ausweichen konnte. Immer und immer wieder verschmolzen sie miteinander, wobei Kakashi genau darauf achtete nicht zu schnell zu fordernd zu werden. Ab und an tat er so als ob er den Abstand zwischen den beiden vergrößern und aufhören wollte, doch Sakura ließ das nicht zu und holte seine Lippen mit einem erneuten fordernden, vorsichtigen Kuss wieder näher an sich heran. Zärtlich wanderten ihre Hände und Finger um seinen Hals und verirrten sich in seinen Haaren. Ihre Küsse wurden aktiv und fordernder, weil sie sah, dass es auch Kakashi gefiel. Anfangs war sie immer wie eine Marionette in seinen Händen, ließ alle Streicheleinheiten wohlwollend über sich ergehen und genoß alles, was er mit ihr tat. Doch je mehr sie in diesen genußvollen Zustand eintauchte, desto mehr wurde ihr bewusst, dass sie ihn auch so verwöhnen wollte. Ob sie mit ihren Berührungen auch dazu beitragen konnte ihm so ein schönes Gefühl zu geben, dass er davon mehr wollte. Immer erfuhr nur sie so viel Liebe und Zärtlichkeit von ihm. Doch sie wollte nicht immer nur nehmen, sie wollte auch geben. Sie wollte, dass er es auch spürte - dieses schöne, angenehme Gefühl, in dem man sich voll und ganz fallen lassen konnte. Kakashis Reaktion ließ nicht lange auf sich warten, denn prompt in dem Moment in dem sie ihm durch die Haare kraulte, wurde sein Kuss leidenschaftlicher. Er drückte sie immer mehr an die Wand um ihren Körper noch näher an seinem zu spüren. Und auch, wenn er mehr wollte, ließ er Sakura das Tempo bestimmen. Wohlwollend empfing er ihre Zunge, die an seinen Lippen nach Eintritt verlangte und umschlang sie genüsslich. Sie wollte, dass er ebenfalls spürte, wie sehr sie ihn liebte. Es war so ein schönes Gefühl, dass er kaum noch Luft bekam. Während ihres Kusses atmete er gierig ihren Duft ein. Er wollte sie noch mehr riechen und schmecken. Wenn ihr Duft ein Parfum wäre, würde er seinen ganzen Körper darin baden wollen. Seine Arme umschlangen ihre dünne Taille, sodass ihr Körper nun an seinem lag und das Mädchen nun unweigerlich die Erektion des Älteren an ihrem Bauch spürte. Sein Glied unter seiner Hose pochte heftig und stellte sich bei der Berührung mit ihrem Unterleib noch mehr auf. Auch Sakura schmiegte sich mehr an ihn heran, während er sich gegen sie presste. „Hör nicht auf, Kakashi…“, flüsterte sie in den Kuss hinein und gab ihm dieses Mal die klare Bestätigung weiterzumachen. Kaum zu glauben, dass es so einen Unterschied machte, wer einen berührte. Sie war überglücklich, dass auch dem Älteren ihre Berührungen zu gefallen schienen. Und um das zu gewährleisten, wollte sie noch einen Schritt weiter gehen. Mit ihrer Hand fuhr sie nach unten und fing an Kakashis pulsierendes Glied zu streicheln. Zuerst nur sanft und leicht und dann mit immer mehr Druck, sodass er in ihren Kuss hinein immer mehr hinein stöhnte. Der Kuss wurde immer feuriger und leidenschaftlicher. Beide rangen nach Luft und wollten sich trotzdem nicht von dem anderen lösen. Die Luft war wie elektrisiert und knisterte immer mehr. Schließlich hielt es der Silberhaarige Jonin nicht mehr aus, doch es war seine jüngere Geliebte, die ihn erlöste und sich nun wie ein Vampir an seinem Hals festbiss, während auch er sein Gesicht unter ihren Haaren an ihrem Nacken vergrub und schwer atmend keuchte und stöhnte, während sie sein Glied streichelte. Obwohl sie jetzt diejenige war, die in die aktive Rolle übergesprungen war, reagierte auch ihr Körper mit einer verlangenden Haltung. Je mehr sie sein Glied massierte und seinen heißen Atem an ihrem Nacken spürte, desto erregter wurde sie. Auch Kakashi wollte mehr, fuhr mit seiner Zunge an ihrem Ohr und ihrer Pulsader entlang, sodass auch Sakura plötzlich ungewollt vor Lust aufschrie und ihren Druck auf sein Glied verstärkte. Mittlerweile war er so erregt, dass er am ganzen Körper zitterte. Schwer atmend schaffte er es wieder Kontrolle über seinen Körper zu bekommen. Wenn sie so weiter machte, würde es nicht mehr lange dauern bis er unter seiner Hose abspritzen würde. Zu lange hatte er keine fremde Hand mehr daran gespürt und obwohl er nicht gerade der Schnellkommer war, konnte er sich bei seiner Geliebten nicht beherrschen. Zitternd ergriff er Sakuras Hand an seiner Hose und presste ihre Handgelenke fest an die Hand. Nun hatte er Zeit wieder nach Luft zu ringen. Erstaunlicher Weise bebte auch Sakuras Körper. Schnell hob und senkte sich ihr Brustkorb unter dem Pochen ihres rasenden Herzens. Der Kuss hatte sie all ihrer Sinne beraubt. Sie war so erregte, dass ihre Augen glasig geworden waren und ihr kleiner, leicht geöffneter Mund hungrig nach mehr verlangte. Er war so scharf auf sie, dass er gleich wieder begierig seine Lippen mit ihren verschloss um sein Verlangen nach ihr zu befriedigen. Immer mehr saugte er den Geschmack aus ihrer Speichelhöhle in sich auf und ließ sie nicht mehr zu Luft kommen. Das führte so weit, dass sie nun diejenige war, die in seinen Kuss hinein stöhnte. Nach endlos scheinenden Minuten musste er aber feststellen, dass, je länger der Kuss dauerte, er sie immer und immer mehr wollte. Schließlich löste er sich von ihr und keuchte mit wässrigem Mund hervor: „Sakura, ich halte es nicht mehr aus. Ich will dich ganz spüren. Ich will in dich eindringen.“ Mit einem Ruck hob er sie hoch und sie umklammerte seine Hüfte mit ihren schlanken Beinen wie ein Äffchen, während er sie ins Schlafzimmer trug und auf sein großes Bett legte. Obwohl er die ganze Wohnung, das Schlafzimmer natürlich eingeschlossen, den ganzen Tag über quergelüftet hatte, war es schwül und heiß. Oder kam ihm das unter seiner eigenen Erregtheit nur so vor? Es war so unerträglich heiß, dass er, gleich nachdem er das federleichte Mädchen auf Bett abgelegt hatte, sein T-shirt auszog und es auf einen Sessel hinter sich warf. Doch als er sich wieder umdrehte, wurde er plötzlich nervös. So erotisch und verführerisch wie die rosa Kirschblüte auf seinem Bett lag, hielt er unweigerlich inne. Ohne dass er es beabsichtigt hatte, war ihr Kleid die Beine hochgerutscht und ließ jetzt leicht ihr weißes Höschen darunter hervorkommen. Die Träger des Kleides und ihres BHs waren an ihren Schultern heruntergefallen und entblößten nun ihre schneeweiße Haut und ihre makellose Schlüsselbeinknochen. Ihre Haare waren so zerzaust, dass Sakura die Kirschblütenspange, die sie vorhin trug, entfernte und ihre Strähnen nun ihr Gesicht umspielten. Ohne es zu wollen war sie so aufreizend, dass er sich nervös umdrehte und sich auf die Bettkante etwas weiter von ihr setzte. Bei Sakura löste es jedoch eine gegenteilige Reaktion aus. Sie fragte sich, ob dem Älteren im letzten Moment doch Gewissensbisse kommen würden. War sie doch nicht attraktiv genug? Konnte sie doch nicht mit den ganzen Frauen in Kakashis Leben mithalten? Doch schnell waren die Gedanken durch ihre eigene aufkommende Lust wie weggeblasen. Das Zögern ihres Liebsten gab ihr nämlich selbst die Gelegenheit seinen Oberkörper zu mustern. Er war muskulös, aber dennoch rund und geschmeidig und von Narben übersäht. Sein Rücken und seine Schulterblätter waren ebenfalls stark und ausgeprägt. An seinem Bauch jedoch sah sie die große Narbe, die der letzte Kampf hinterlassen und ihrem Geliebten um ein Haar das Leben gekostet hätte. Seine Ausstrahlung hatte eine so große Wirkung auf sie, dass ihr Herz plötzlich wieder schneller schlug sie nach diesem gutaussehenden Mann die Hand ausstreckte um ihn zu berühren. Kakashi hatte mittlerweile gemerkt, dass sie sich aufgerichtet hatte, konnte sich aber noch nicht zu ihr umdrehen. Er brauchte noch einen kurzen Moment. „Tut mir Leid, ich muss mich kurz sammeln. Sonst falle ich noch über dich her.“, stammelte er und versuchte wieder Herr seiner Gefühle zu werden. Das Fleisch war schwach, aber sein Geist versuchte immer noch die Oberhand zu behalten. „Wieso?“, fragte das Mädchen einerseits unwissend, andererseits um ihren Geliebten etwas aufzuziehen, bekam aber prompt darauf ein nervös genervtes „Wieso wohl?!“ zu hören. Verlegen setzte er murmelnd dann doch noch nach: „Weil ich…viel zu scharf auf dich bin…“ „Sieh mich noch mehr an, Kakashi.“, protestierte das Mädchen mit kräftiger Stimme, erhob sich aus ihrer Liegeposition und kniete sich hin, nahm sein Gesicht in ihre Hand und drehte es zu ihr, sodass sie nun etwas größer war als er und er zu ihr aufblicken musste. Er wollte ihr ins Gesicht, in ihre wunderschönen Augen und auf ihren sinnlichen Mund sehen, doch sein Blick wanderte diesmal hinunter an ihrem weißen Hals, an dem er nun mehrere violette und dunkelrote Flecken hinterlassen hatte, weiter nach unten an ihre Hauptschlagader entlang bis zu dem Ausschnitt ihres Sommerkleides. Die ersten beiden Knöpfe hatten sich vorhin durch ihr wildes Liebesspiel von selbst geöffnet und gaben nun den Blick auf ihren weißen BH darunter frei. Nun schlug Kakashis Herz erhitzt und erregt bis zum Hals. Genau an dieser Stelle hatte auch vorhin der Sake ihre Unterwäsche entblößt. Auch Sakura sah, dass ihr Geliebter wie hypnotisiert auf ihr Dekolleté starrte, er aber vielleicht zu nervös war sie ohne ihre Erlaubnis dort zu berühren. Entschlossen nahm sie seine Hand und legte sie auf ihre Brust und flüsterte mit leiser Stimme: „Berühre mich, Kakashi. Streichle mich. Nur du darfst das.“ Das war für ihn wieder das Startsignal und er vereinte sich wieder gierig mit ihren Lippen, während er mit geschickten Griffen die anderen Knöpfe und den darunter liegenden BH öffnete. Mit seiner Nase und seiner Zunge fuhr er ihren Hals hinunter und schmiegte sich mit seinem Gesicht an ihren Brustkorb um in ihren vollen Duft einzutauchen. Ihre Taille war so zierlich, dass er sie mit seinen starken Armen vollkommen umschließen und sie fest an sich drücken konnte. Streichelnd umfuhr er mit seinen Fingerspitzen ihre Brustknospen, berührte sie sanft mit den Lippen und knabberte zärtlich an ihnen, was ihr ein lustvolles Stöhnen entlockte. Ihr Herz schlug so kräftig, dass er es tatsächlich spüren und hören konnte, wie es gegen ihren Brustkorb hämmerte. Ihr Herzschlag und die Wärme ihres Körpers waren das Zeichen, dass sie am Leben und dass ihre Liebe lebendig war. Er wollte sie noch mehr, noch intensiver riechen und ihre Wärme spüren. Deshalb öffnete er immer mehr Knöpfe ihres Kleides und glitt mit seinem Gesicht immer weiter ganz nah an ihrer Hautoberfläche hinunter bis das Kleid schließlich vollkommen an ihr herunterfiel und sie nur noch ihre schneeweiße Spitzenunterhose trug. Das Mädchen genoß die Streicheleinheiten und das leichte Kitzeln auf ihrer Haut so sehr und ließ ihre Hände ebenfalls an dem starken, muskulösen Rücken ihres geliebten entlang gleiten. Immer, wenn er auf eine besonders empfindliche Stelle traf, zuckte sie unweigerlich zusammen und fuhr mit ihren Fingerspitzen in seinen Rücken hinein, wodurch auch er immer weiter erregt wurde. Seine Nase folgte der Intensität ihres Duftes bis er auf den Rand ihrer Spitzenwäsche stieß. Er erschnüffelte schon, das ihr Geruch dort am intensivsten war. „Kakashi…warte…“, hörte er von oben ihre wimmernde leise Stimme und sah, dass ihre Wangen wird hochrot vor Erregung aber auch vor Scham glühten. Auch der Silberhaarige kniete sich nun auf das Bett und war nun wieder größer als sie und sie konnte nicht anders als peinlich berührt seinem Blick auszuweichen und unweigerlich nach unten zu ihrem Intimbereich sah. „Willst du, dass ich dich dort berühre?“, fragte er sie vorsichtig und bekam ein leichtes, wortloses Nicken als Antwort. Als Kakashi seine Finger an ihrem Höschen entlang nach unten gleiten ließ und am untersten Punkt ankam, spürte er wie verschwitzt sie dort war und war überglücklich über diese Erkenntnis. „Du bist ja triefend nass.“, lächelte er erheitert, denn es war die Bestätigung, dass sie ihn auch wollte. Dass auch seine Berührungen in ihr eine wohlwollende Reaktion auslösten. Doch dem Mädchen war es so peinlich, dass sie nur stammelte: „Tut mir Leid…dass ich schon so feucht bin…“ Sie war so erregt, dass sie es kaum noch aushalten konnte. „Dummkopf,“, schallte sie ihr Geliebter daraufhin, „Entschuldige dich nicht dafür.“, verstärkte sein Gewicht auf sie und drückte sie an den Handgelenken mit ihrem ganzen Körper aufs Bett. Auch er zog nun seine störende Hose aus bevor er sich zu ihr aufs Bett legte. Während er seinen Griff wieder lockerte, damit sie ihn in ihrer Erregung umarmen konnte, presste er ihren Oberkörper in seinem Arm noch weiter an sich heran. Mit der anderen Hand fasste er vorsichtig in ihr verschwitztes Höschen rein und glitt an ihrem Schamhügeln hinunter bis seine Finger ihre glitschigen Schamlippen berührte. Es fühlte sich so unglaublich an, dass sie unter seiner Berührung heftig aufzuckte und auf ihre Lippen biss um ihr Stöhnen zu unterdrücken. Schämend wandte sie ihren Blick zur Seite und wollte ihr hochrotes Gesicht in dem weißen Kissen verbergen. Kakashi drehte ihr Gesicht aber wieder zu sind und betrachtete überglücklich die gläsernen Augen, die pulsierenden Lippen und den feuchten, leicht offen stehenden Mund seiner Geliebten als er sagte: „Tu das nicht. Lass mich deine süße Stimme noch mehr hören. Lass mich dein erregte Gesicht sehen.“ Während er sie wild und leidenschaftlich küsste, streichelte er ihre Klitoris und führte langsam und rhythmisch seinen Finger ein kleines Stück rein und raus, was sie laut zum aufstöhnen brachte. Es fühlte sich so fantastisch an, dass sie nicht anders konnte als auch ihr Becken an seiner Hand zu reiben. Immer wieder entfleuchte ihr dabei ein „,mehr, mehr“, während sie sein Ohr mit ihrer ebenfalls triefenden Zunge umspielte und an ihm knabberte. Schließlich hielt sie es nicht länger aus und umschloss auch mit ihrer Hand seinen harten und pulsierenden Penis in seiner Unterhose. Das einzige was noch mehr pochte war sein vor Nervosität und Aufregung schlagendes Herz, denn der Moment war endlich gekommen. Um in die Schublade seines Nachtkästchens neben seinem Bett zu greifen, musste er sich kurz von ihr lösen und sich mit seinem Oberkörper aufrichten. Aus der Schublade zog er nun ein verpacktes Kondom, das er gerade aufreißen wollte, doch das Mädchen war wieder ihrer Sinne mächtig geworden, nahm ihm das Kondom aus der Hand und legte es beiseite. Der Ältere verstand nicht so recht und sah sie fragend an. Natürlich schuldete sie ihm Rede und Antwort und musste sich nun der Wahrheit stellen. „Ich…also…“, stammelte sie verlegen, „…nehme seit einem Monat die Pille.“ Sie hatte schon vorher gespürt, dass sie es bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag nicht aushalten würden und hatte bereits Vorkehrungen getroffen. Auch er wollte als vernünftiger Erwachsener nichts dem Zufall überlassen und hatte vorsichtshalber eine Packung in seinem Nachtkasten gebunkert. Doch was das bedeutete, realisierte er erst jetzt. „Dann darf ich…ohne…“, stotterte nun auch er verlegen und Sakura antwortete ihm mit einem leisen „Ja…“ Um sich wieder zu fassen, musste er kurz schlucken, zog mit zitternden Händen das Höschen der rosshaarigen Kirschblüte und dann seine eigene Boxershorts aus. Der Ältere hielt kurz inne und sah seine vierzehn Jahre jüngere Geliebte, ein Mädchen so zart und zerbrechlich wie eine Kirschblüte im Frühling, lange und still an, während er verträumt ihr Gesicht und ihre Haare streichelte. „Was hast du?“, fragte er sie ihn, legte ihr Gesicht in seine Hände um seine Streicheleinheiten noch intensiver spüren zu können und küsste liebevoll seine Fingerspitzen. Mit glitzernden Augen sah er ihr ebenfalls tief in die Augen und erwiderte mit gebrochener Stimme: „Ich liebe dich wirklich, Sakura! Du bist mein ein und alles! Ich verspreche dir, ich werde dich für immer und ewig lieben und glücklich machen! Auch, wenn das ganze Dorf sich gegen uns verbünden sollte, werde ich dich nicht verlassen. Denn meine Gefühle sind echt und aufrichtig. Ich meine es ernst mit dir! Dir habe ich mein Leben zu verdanken.“ Ihr Herz quoll fast über vor Liebe und Glück und entgegnete ihrem Geliebten: „Nein, Kakashi. Nach Naruto Tod war ich eine leblose Hülle. Erst du hast mir wieder Leben eingehaucht. Nur durch dich lebe ich. Nur durch dich hat mein Leben wieder einen Sinn bekommen.“ Leicht spreizte sie die Beine und breitete die Arme aus um den Älteren mit ihrer Liebe zu empfangen. Vorsichtig legte er sich nun halb auf sie, sodass sein steifes Glied ihren Schamhügel berührte. „Hast du Angst?“, fragte sie ihn lächelnd. „Nein“, antwortete er und küsste sie, „Ich kann es nur nicht glauben, dass dieser Moment endlich gekommen ist. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich liebe. Wie sehr ich mich jeden Tag und jede Nacht nach dir gesehnt habe. Ich will dich mit jeder Faser meines Körpers spüren.“ Sanft führte er sein Glied in sie ein und wurde sogleich von ihrer triefend feuchten und glitschig engen Scheide umschlungen. Er fing an sich leicht und vorsichtig zu bewegen, doch es fühlte sich so herrlich an, dass er bald schneller in sie hineinstieß. Doch das beste war, das die unter ihm liegende Sakura ebenfalls wollüstig unter seinen Bewegung aufstöhnte. Da auch sie ihr Becken seinen rhythmischen Bewegungen anpasste, dauerte es nicht lange bis er den Verstand verlor und sich in ihr ergoß. So erfüllte ihr Stöhnen die vier Wände des Schlafzimmers und wurde bloß von dem Gewitter und dem leisen Donner draußen unterbrochen. Die feuchte Luft hatte sich mit ihren Schweißperlen und mit ihren Körperdüften vermischt. Immer wenn es blitzte wurde der Schatten ihrer rhythmisch bewegenden nackten Körper an die Wand geworfen. So machten sie es die ganze Nacht hindurch mehrmals hintereinander. Manchmal schliefen sie erschöpft nebeneinander ein, um schon kurz später von dem nassverschwitzten und erigiert pulsierenden Körper des anderen, der nach mehr verlangte, aufwachten um dann wieder miteinander zu verschmelzen. Ihr Verlangen nacheinander war diese Nacht unstillbar. So blieb die Zeit stehen und sie wurden eins mit dem Universum. Mit den ersten Sonnenstrahlen des neuen Morgens wachten sie fest umschlungen nebeneinander auf. Alles schien immer noch so unwirklich gewesen zu sein. Ihre Sinne waren immer noch wie benebelt. Müde legte sie ihre Hand auf Kakashis Brust um seinen Herzschlag darunter zu spüren und blickte ihm tief in die Augen. „Bereust du es?“, fragte sie ihn, weil sie seine Gefühle nicht zuordnen konnte. Er schien müde und erschöpft zu sein. In seinen Augen spiegelte sich aber nichts anderes als ihr Gesicht wider. Sie hatten es so oft und so heftig miteinander getrieben, dass er all seine Kraft verloren hatte. Und trotzdem spürte er, wie sich das Verlangen in ihm wieder regte. Abermals umschlang er ihren Körper, drückte sie näher an sich heran um sich wieder über sie zu beugen und sein Glied in sie hineinzuführen. „Das einzige was ich bereue, ist dich nicht schon früher geliebt zu haben.“, sagte er und küsste sie hungrig um dann ein weiters Mal mit ihr Eins zu werden. Kapitel 47: Tsunade’s past / Unknown future - what is our destiny? ------------------------------------------------------------------ Sakuras Herz raste panisch in ihrem Brustkorb während Naruto leblos mit geschlossenen Augen vor ihr lag. Sie versuchte eine Mund-zu-Mund-Beatmung, doch diese Schlug fehl. Dann mit einer Herzmassage. Nichts. Kein Atem, kein Puls, kein Herzschlag. Wieder von vorne! Mund-zu-Mund-Beatmung. Herzmassage. Mund-zu-Mund-Beatmung. Herzmassage. Immer wieder. 30:2. Fehlanzeige. Nichts wirkte! Wieso? Wieso musste sie diesen Moment erleben? Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Während sie laut los schrie und die Tränen unaufhaltsam ihre Wange hinunter liefen, verwandelte sich Narutos Gesicht plötzlich in das von Kakashi. Wie konnte das sein? Naruto? Kakashi? Egal wer es war, vor ihr starb gerade einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben und sie konnte nichts tun. Hilflos rüttelte sie an den Schultern und schrie verzweifelt: „Wach auf! Wach auf! WACH AUF!!!“ „Wach auf, Sakura!“, rief sie eine ihr bekannte Männerstimme, woraufhin sie die Augen aufschlug und vor sich den Silberhaarigen erblickte. Wo war sie? Welcher Tag war heute? Wieso lag sie hier? Sie konnte das alles nicht zuordnen. Immer noch schnürte die Panik ihr das Herz und die Kehle zu, sodass sie von der Liege- in die Sitzposition hochschnellte und nach Luft rang. Ihr Atem ging schnell und obwohl sich ihre Brust wild auf und ab bewegte, wurde ihre Lunge irgendwie nicht mit Sauerstoff versorgt. Neben ihr saß ihr Geliebter und versuchte sie durch Worte zu beruhigen. Doch in ihren Ohren klang nur das Keuchen ihres eigenen Atems wie ein Rauschen, das seine Stimme übertönte, immer wieder hervor. Ihr Gehör war absolut dumpf und taub, doch so langsam kamen ihre Sinne wieder zurück. Es war ein Traum und sie hatte immer noch eine Panikattacke davon. Die Umstände realisierend, kehrte die Vernunft in ihren Kopf und das Leben in ihren Körper wieder zurück. Es war nur ein Traum. Naruto war schon lange tot, aber Kakashi, ihr geliebter Kakashi, lebte noch. Obwohl sich die Panik legte, klopfte ihr Herz immer noch wie wild. „Oh man, jag’ mir doch nicht so einen Schrecken ein. Alles wieder in Ordnung?“, fragte der Ältere mit seiner sanften, aber sorgenvollen Stimme, zog sie an den Schultern an seine Brust und streichelte ihr beruhigend über die Arme. Ja, es geht schon, wollte sie sagen, doch kein Laut entfleuchte ihr. Schlaff und gleichzeitig angespannt ruhte ihr zitternder Körper an seiner muskulösen Brust und kämpfte darum seiner Kräfte wieder Herr zu werden. Immer noch zitternd, griff sie nach ihrem Handy auf dem Nachttisch neben sich, wählte Inos Nummer und sprach mit gebrochener Stimme ins Telefon: „Hallo Ino…Entschuldige, dass ich dich so früh wecke, du hast bestimmt noch geschlafen…Ja, ich hatte gerade eine Panikattacke…Ja…Nein, schon gut, du brauchst nicht vorbei kommen…Aber ich werde es heute wohl nicht auf die Station schaffen…Tut mir nochmals Leid…Ja, danke, das mache ich…Ich melde mich dann…“ Nach dem kurzen Gespräch legte sie auf und ließ das Handy kraftlos auf die Matratze fallen, während sie sich nun wieder darauf konzentrierte sich von ihrem Geliebten beruhigen zu lassen. Kakashi kannte solche Momente natürlich zur Genüge. Mittlerweile war er ein selbsternannter Profi, wenn es darum ging auf Sakuras Panikattacken zu reagieren und hatte für sich selbst sogar schon ein Schritt-für-Schritt-Vorgehen entwickelt. 1. Auf Sakura so lange einreden, bis sie aus ihrer imaginären Endlosschleife wieder zu Sinnen kam. 2. Darauf achten, dass sie nicht hyperventiliert. 3. Sakura in die Arme nehmen und sie streicheln, bis sie sich beruhigt (teilweise kann dieser Schritt etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen als die anderen). 4. Und das war eines seiner wichtigsten Gebote: Mit dem Mädchen erst über ihre Gedanken und Gefühle reden, wenn sie dazu tatsächlich in der Lage ist. Als er anfangs den Auftrag von der Hokage bekommen hatte, sich um die damals erst 16 Jahre junge Kirschblüte zu kümmern, war er mit der Situation maßlos überfordert, hatte kein Gespür wie er mit ihr richtig umgehen sollte und war zunächst auch etwas unsensibel. Es erforderte viel Zeit und Feingefühl bis er herausfand, was das Problem war, was sie in diesen Situationen genau brauchte und wie er ihr helfen konnte. Gemäß dieser Anleitung und seiner Erfahrung dauerte es zunächst etwas bis sie sich beruhigt hatte und bereit war über ihren Traum zu sprechen. Da sie sich von der Arbeit frei genommen hatte, war dafür nun üppig Zeit und sie musste sich nicht zu sehr stressen. Auch die Kirschblüte selbst hatte gelernt mit ihren Panikattacken umzugehen und wusste nun, dass es nichts brachte alles in sich hinein zu fressen. Ein weiterer Punkt aus dem sie gelernt hatte, war, dass sie an solchen Tagen auf ihren Körper, der unter Stress und Anspannung stand, hörte und sich eine Auszeit gönnte. Mittlerweile lag sie wieder gleichmäßig atmend in Kakashis Armen und flüsterte nachdenklich: „Ob dieser Traum wohl etwas zu bedeuten hat?“ „Es war nur ein Traum. Narutos Tod und meine Fast-Tod waren schlimme Erfahrungen für dich. Das versucht dein Körper nach wie vor zu verarbeiten. Du solltest der Sache nicht zu viel Bedeutung zukommen lassen.“, versuchte der Silberhaarige mit seiner sonoren Stimme rational und vernünftig zu erklären. „Ja, da hast du wohl recht.“, erwiderte sie, dachte aber noch lange darüber nach. Einige Zeit schliefen die beiden ineinander umschlugen ein, wachten dann aber bald wieder auf. Als das Mädchen merkte, dass es schon Vormittag war und es nun wirklich Zeit war aufzustehen, waren die Vorhänge immer noch zugezogen und der Raum in eine stickige Dunkelheit gehüllt. Der Silberhaarige mit seinem Adoniskörper lag immer noch nackt neben ihr und hatte sich anscheinend irgendwann als sie es nicht mitbekommen hatte eine Boxershorts übergestreift. Sie wollte ihn nicht wecken, konnte aber nicht mehr schlafen und begab sich, als sie nun wieder physisch und psychisch dazu auch in der Lage war, ihren nackten Körper nur mit einem Bettlacken umwickelt zur Fensterfront, die bis zum Boden ging. Mit ihren Händen öffnete sie den schweren Vorhang einen Spalt, woraufhin ihr ein heller Sonnenstrahl entgegen schoss und sie die Augen zusammenkniff. Unter ihr sah sie das belebte Konohagakure, wie es geschäftig seiner Dinge nachging. Plötzlich spürte sie, wie sich zwei muskulöse Arme sanft um sie schlagen. „Wie lange wird das wohl noch so weiter gehen?“, fragte die Kirschblüte mehr in die Leere hinein als das die Frage an Kakashi gerichtet war. Der Silberhaarige antwortete trotzdem, denn auch ihm war dieser Gedanke schon durch den Kopf gegangen: „Gute Frage, ich weiß es nicht. Irgendwann werden wir bestimmt auffliegen. Es ist nur eine Frage der Zeit.“ „Ob sie uns voneinander trennen werden? Was tun wir dann?“ „Ich weiß es nicht.“ Auch der Büroraum der Hokage war durch große, schwere Vorhänge abgedunkelt und ließ nur mäßig Licht hinein. Es sollte ein heißer Tag werden, weshalb diese Maßnahme von Nöten war. Die dustere Atmosphäre und der Sauerstoffmangel in dem Raum aufgrund der geschlossenen Fenster, führte dazu, dass Tsunade auf ihrem Schreibtisch zunächst nur weggedöst und schließlich in einen langen, tiefen Schlaf gefallen war. Zeit und Raum verschwammen miteinander und sie befand sich in völliger Dunkelheit. Ihr Körper war der eines kleinen Mädchens und in der Ferne sah sie die Uniform eines Jonin. Obwohl sie sein Gesicht nicht erkennen konnte, hatte sie ein beklemmendes Gefühl. In ihrem Körper breiteten sich Angst und Panik aus. Sie kannte diesen Jonin zu gut und hatte Mühe ihre Gefühle zu kontrollieren. Sie wusste, dass sie sich in einem Traum befand, es war also nicht die Realität. Doch in dem Moment als der Jonin immer näher auf sie zukam und die Hand nach ihr ausstreckte, wachte sie schweißgebadet auf. Es war ein Albtraum. Das versuchte sich die blonde, gutaussehende Frau mit den zwei Zöpfen immer wieder bewusst zu machen, während sie ihr innerliches Zittern versuchte in den Griff zu bekommen und es nicht äußerlich in Erscheinung treten zu lassen. Kontrolliert atmete sie tief ein und aus und schluckte als sie sich wieder gefasst hatte. „Was tust du denn hier?“, grummelte sie mit gemischten Gefühlen als sie von ihrem Schreibtisch hoch blickte und sich Jiraiya vor ihr befand. Er war gerade von einer längeren Mission zurück gekommen. Eigentlich hätte sie froh sein sollen ihn zu sehen. Allerdings war der Moment gerade etwas unpassend. Außerdem war er schon seit ein paar Tage in der Stadt und, dass er sie erst jetzt aufsuchte, nahm sie ihm etwas übel, was ihre Laune nicht gerade hob. Sie hatte ihn gar nicht reinkommen gehört, was aber nicht heißen musste. Immerhin hatte sie tief und fest geschlafen und Jiraiya war ein erfahrener Ninja, der es ausgezeichnet verstand seine Präsenz zu verbergen. „Ich hatte geklopft, aber du hast nicht geantwortet. Und da die Tür offen war…“, rechtfertigte er sich vorsichtig und zeigte entschuldigend auf die Tür. Mittlerweile hatte sich die Frau von ihrem Sessel erhoben und war an einen Serviertisch gegangen um sich aus einer Karaffe mit Wasser, Zitronen- und Orangenscheiben und Eiswürfeln ein erfrischendes Glas einzuschenken. Der ältere Mann mit dem langen weißen Haar, ähnlich einer Löwenmähne, war auf sie zugekommen, nahm ihr sanft die Karaffe aus der Hand und küsste diese, während er für sie das Wasser in das Glas einschenkte, es ihr galant reichte und seinen Satz von vorhin zu Ende führte: „…Das ist unvorsichtig von dir. Als Hokage solltest du mehr auf deine Sicherheit achten.“ „Ja, du hast Recht.“, erwiderte die Blondhaarige kühl, ohne sich für das Wasser zu bedanken oder auf den Handkuss zu reagieren. Gierig exte sie das Glas Wasser hinunter und verzerrte ihr Gesicht, nachdem sie von den Eiswürfel einen Stich im Kopf verspürte. Sie wollte sich so wenig wie möglich anmerken lassen, doch Jiraiya kam ihr zuvor und fragte: „Hattest du wieder diesen Albtraum?“ Wortlos drehte Tsunade sich beschämt um und fasst sich unweigerlich an den Bauch. Eigentlich hätte sie sich das sparen können. Es brachte eh nichts. Immerhin war Jiraiya ihr Gruppenmitglied aus Kinder-Ninja-Zeiten, Jonin-Kollege und natürlich ein langjähriger Freund, vor dem sie nichts verbergen konnte, mit dem sie heran gewachsen war und der sie immer aus der Ferne beobachtet und beschützt hatte. Schon damals fiel es ihr schwer über Gefühle wie Trauer, Einsamkeit und alles persönliche, was in ihrem Herzen vorging, zu reden, war chronisch aufbrausend und meistens brummig, ungehalten und patzig, besonders, wenn man sie auf etwas Unangenehmes ansprach. Viele Menschen hatte sie damit vor den Kopf gestoßen und dadurch vergrault. Jiraiya war aber immer bei ihr geblieben und hatte sie so akzeptiert wie sie war. Dafür war sie ihm dankbar, auch, wenn sie es nicht zeigen konnte. Natürlich war Jiraiya auch jetzt diese kleine Geste nicht entgangen. Jedem anderen wäre sie wahrscheinlich nicht einmal aufgefallen, doch der Ältere kannte natürlich die Hintergründe, umarmte die Frau von hinten und flüsterte mit besorgter Stimme in ihre wohlduftenden Haare: „Wieso gibst du dich mir nicht hin? Du weißt, ich könnte dich alles vergessen lassen.“ Gut gemeint, hatte er aber in dieser Sache einen wunden Punkt bei ihr getroffen, sodass sie sich aus seiner Umarmung wand und ihm die kalte Schulter zeigte, „Sei nicht albern. Vergessen. Das kann ich nicht und werde es auch nie können.“ Damit war das Gespräch für sie schon beendet. Zwei Signal waren Jiraiya außerdem genug, sodass auch er keine weitern Annäherungsversuche startete. Anscheinend war heute kein guter Tag dafür, weshalb er sich dafür entschied, in gewissem Abstand der schlecht gelaunten Hokage beizuwohnen und ihr auf den Zahn zu fühlen, was ihr wohl über die Leber gelaufen sein könnte. Während Jiraya eines der Fenster öffneten, die auf der Nord- und damit der Schattenseite des Zimmers lag, und damit kühle Luft in den überhitzten Raum strömte, zog Tsunade den Vorhang beiseite. Die Fensterfront lag direkt oberhalb der Einkaufspassage von Konohagakure und unter ihr gingen die Dorfbewohner ihrer Geschäfte nach. Viele Menschen, die eilig die Straße hin und her gingen, sich mit jemandem unterhielten, stehen blieben oder rannten, jeder mit einem anderen Ziel. Ihr Blick fiel jedoch ins undefinierte Leere. Mit ihrem dritten Auge suchte sie nach einer bestimmten Person und fand sie auch. Sakura. Und neben ihr der ehemalige Anbu, einer ihrer fähigsten Leute, Kakashi. Beide befanden sich auf dem Trainingsgelände und Sakura reichte dem verschwitzten Jonin lächelnd ein Handtuch. Diese vertraute Nähe zwischen den beiden. Er - ein Erwachsener Jonin-Lehrer im besten Alter. Gutaussehend und attraktiv. Er könnte jede haben. Sie - eine minderjährige Jugendliche. Seine Schülerin. Ihr Unterleib zog sich abermals zusammen, während sie die beiden an etwas erinnerte. Nämlich an sie selbst und…den Jonin aus ihrem Traum. „Sag, Jiraiya, hast du die Gerüchte auch gehört? Findest du nicht, dass sich Kakashi und Sakura etwas zu nahe stehen?“, fragte sie und drehte sich zu dem Älteren um. „Ich verstehe nicht so recht was du meinst.“, entgegnete dieser mit hochgezogener Augenbraue. Natürlich hatte auch er in letzter Zeit des öfteren beobachtet, dass die beiden sehr vertraut miteinander waren. Obwohl ihm das nie negativ aufgefallen war, hatte er schon mitbekommen, dass Tsunade Missfallen daran empfand. „Ich habe zuverlässige Quellen, die mir berichten, dass die beiden eine extrem große Bindung zueinander haben. Findest du das normal?“, kritisierte die Hokage. Irgendwie wusste der Weißhaarige, wo der Hase hinlief, allerdings weigerte er sich gegen einen guten Freund und fähigen Kollegen Stimmung zu machen. Er versuchte Tsunade mit naiven Gegenargumenten zu besänftigen. „Naja, ist doch super, wenn die beiden miteinander auskommen.“ „Als Lehrer und Schülerin?“ „Ich hatte auch ein tolles Verhältnis zu Naruto.“ „Jiraiya, er ist ein 31-jähriger Mann und sie ein 17-jähriges Mädchen! Findest du das tatsächlich normal, dass die beiden so vertraut miteinander sind?!“ Tsunade war nun ernsthaft außer sich. Sie hatte ihn regelrecht angebrüllt und ihm eine gedankliche Ohrfeige für seine Pseudonaivität gegeben. Er konnte verstehen, dass der Ärger natürlich nicht aus dem Nichts kam. Die Blondhaarige hatte ihre Gründe, basierend auf schlechten Erfahrungen. Die hatten sie für das Leben gezeichnet und es war nur nachvollziehbar, dass sie sich um Sakura, die ihr so nahe war wie eine eigene Tochter, Sorgen machte. In gewisser Hinsicht war sie jedoch blind und hatte sich in der Sache verrannt. Trotzdem war es schwierig sie vom Gegenteil zu überzeugen. Sie sah nur noch das eine und versuchte aus ihm eine Bestätigung ihrer subjektiven Sichtweise zu finden, die er ihr aber nicht so einfach geben wollte. Ihm tat Kakashi Leid. Schließlich war er auch irgendwie Tsunades Spielball. Zuerst hatte er einen klaren Auftrag von ihr und hatte danach gehandelt, jetzt verdammte sie ihn dafür. „Nun lass mal die Kirche im Dorf.“, versuchte er die Frau zu besänftigen, „Außerdem war das doch dein Wunsch, oder habe ich da etwas falsch verstanden? Immerhin hat Kakashi auf deinen Befehl hin gehandelt.“ „Es war seine Mission, richtig. Sakura sollte wieder einen Sinn in ihrem Leben finden. Damit war nicht gemeint, dass er das werden sollte! Dass er sich Sakura so weit annähert, dazu hatte er keine Erlaubnis!“, knirschte sie mit den Zähnen. Jetzt musste sie sich auch noch anhören, dass eigentlich sie die Schuldige war. Nicht sie, sondern Kakashi hatte seine Kompetenzen und Befugnisse überschritten. Das wäre auch noch schöner, wenn sie jetzt in die Verantwortung gezogen werden würde. Sie wollte einfach nur, dass ihr Schützling nicht an dem Tod ihres besten Freundes zerbrach. Und wenn nicht schnell etwas unternommen würde, dann würde die Kirschblüte den gleichen Fehler begehen wie sie damals. Jiraiya spürte ihren aufkommenden Zorn und legte ihr mit einem „Aber meine Liebe, …“ beschwichtigend seine Hand auf die Schulter, die sie aber gleich wegschlug und ihm mit einem „Nenn mich nicht so!“ zu verstehen gab, dass auch er gerade mit dem Feuer spielte. Jiraiya schluckte. Er hatte wirklich den schlechtesten Moment ausgewählt, denn mit ihr war heute absolut nicht gut Kirschen essen. Und wenn er lebend aus diesem Raum rauskommen wollte, musste er jetzt sehr genau auf seine Worte achten, alle Späßchen beiseite. „Hokage-sama,…“, korrigierte er sich von vorhin und sprach sie jetzt mit ihrem offiziellen Titel und auch mit der nötigen Distanz an, „Ich verstehe trotzdem nicht, warum du so aufgebracht bist. Sakura ist wie eine Tochter für dich und du wolltest, dass sie glücklich ist. Lass die beiden doch in Ruhe. Du hast bekommen, was du wolltest.“ Wieder warf sie dem Weißhaarigen mit der Löwenmähne stechende Mörderblicke zu. „Nein, das werde ich nicht zulassen.“, keifte sie, „Ich werde nie zulassen, dass ihr das gleiche zustoßen könnte wie mir. Das ist nicht nur meine Verantwortung als Hokage und Vorgesetzte, sondern auch als Frau.“ Das hatte sie sich geschworen. Auch wenn man Fehler begeht und schmerzhafte Erfahrungen macht, man macht sie nur einmal. Die 17-jährige sollte nicht das gleiche Schicksal erleiden wie sie. „Verzeih mir, es war unsensibel von mir deine Erfahrung unberücksichtigt zu lassen.“, entschuldigte sich Jiraiya, „Aus deiner Perspektive hast du natürlich absolut Recht dich um Sakuras Wohlergehen zu sorgen.“ „Das ist nicht nur meine Perspektive, Jiraya! Das Gesetzt - “ „Ja, ich weiß, Hokage-sama.“, erhob der Ältere seine Stimme etwas als Zeichen dass er Nachgeben würde, seufzte und holte tief Luft, „Würdest du mich mit dieser Aufgabe betreuen: Ich werde die beiden ins Visier nehmen.“ „Tu was du nicht lassen kannst. Eigentlich bin ich kurz davor weitere Schritte einzuleiten. Es ist nur noch eine Frage der Zeit.“ Der Mann verabschiedete sich mit dem nötigen Respekt und Hochachtung bevor er im Sinne seines neuen Auftrages aus dem Raum in einer Rauchwolke verschwand. Zurück blieb eine erzürnte Tsunade, die unruhig um ihren Schreibtisch herum Kreise zog und in ihrem Raum hin und her stampfte. Sie war auch mal jung und naiv, hatte mit ihrem ehemaligen Lehrer geliebäugelt und war heimlich in ihn verliebt gewesen. Allerdings war es eine unschuldige Verliebtheit und natürlich hatte sie insgeheim davon geträumt, dass ihre Gefühle auch erwidert und daraus mehr werden könnte. Ihr Lehrer und Gruppenleiter, damals ein talentierter, junger, gutaussehender Ninja, der die Jonin-Prüfung mit Bravur und Auszeichnungen als jüngster Absolvent abgeschlossen hatte. Deshalb hatte sie ihn angehimmelt und bewundert. Damals konnte sie ihre Gefühle allerdings nicht zuordnen. Der junge Mann erwiderte ihre Annäherungsversuche und verabredete sich heimlich mit ihr sogar mehrere Male ohne, dass dabei etwas lief. Einmal hatten sie sich sogar geküsst und sie schwebte auf Wolke sieben. In einer Nacht wollte er mehr von ihr und sie ließ alles still über sich ergehen, obwohl sie es nicht wollte. Am nächsten Tag schämte sie sich, konnte ihm nicht in die Augen sehen und distanzierte sich von ihm. Trotzdem verlor sie zu niemandem ein Wort darüber und keiner hatte etwas gemerkt. Zumindest war der Plan ihre Beziehung vor allen geheim zu halten, ein voller Erfolg gewesen. Sie wusste selbst nicht warum, aber sie konnte sich ihm nie entgegen setzen. Es war wie ein Teufelskreis. Wenn er sich mit ihr verabredete, ging sie zu dem Treffen, obwohl sie nicht wollte. Wenn er mehr verlangte, ließ sie ihn gewähren. Ohne Murren und ohne Gegenwehr. Ohne Schreien und ohne Tränen. Obwohl sich in ihrem Körper jede Zelle gegen diesen Mann sträubte, er in ihr Abscheu und Ekel und alles, was er mit ihr tat, hervor rief, tat sie nie etwas um die Sache zu beenden. Sie wusste einfach nicht wie sie das tun sollte. Sie war einfach nur still und leise, starr und unbeweglich und hoffte, dass es irgendwann von selbst aufhörte. Dass er die Lust und den Spaß an ihr verlor. Doch dazu kam es nicht. Es ging immer weiter. Irgendwann merkte sie, dass ihre Periode ausblieb. Zunächst dachte sie sich nichts dabei, führte es auf den Stress und ihre Abneigung zurück und beruhigte sich mit der Tatsache, dass sie eh der Unregelmäßig-Typ war. Die Wochen vergingen ohne einen Tropfen Blut und schließlich merkte sie, dass sich ihr Körper auch sonst veränderte, besonders ihr Unterleib. Einerseits hatte sie die Schlussfolgerung nie richtig zu Ende dachte, andererseits war ihr, ihr aktueller Zustand tief in ihrem Inneren bewusst. Irgendwann sprach Orochimaru sie an und in dem Moment löste sie sich aus ihrer Starre und brach unaufhörlich in Tränen aus. Obwohl es ihr so schwer fiel darüber zu reden, erzählte sie ihm alles und bat ihn es für sich zu behalten. Sie hatte zu beiden ihren Team-Kammeraden einen guten Draht gehabt, war mit ihnen immer fröhlich, ausgelassen und aufbrausend, so wie eh und je. Und doch, war nur Orochimaru ihre Veränderung aufgefallen, da er der sensiblere von beiden war und Jiraiya zu dieser Zeit nur das Eine im Kopf hatte, ein richtiger Wildfang war und dafür nicht das richtige Feingefühl besaß. Von nun an wich Orochimaru nicht mehr von ihrer Seite. So konnte er verhindern, dass sich der Jonin mit Tsunade heimlich verabreden konnte. Wider seines Versprechens wandte er sich an Hiruzen Sarutobi und es wurden, ohne dass andere Beteiligte davon erfuhren oder es zu einem öffentlichen Verfahren kam, die nötigen Maßnahmen eingeleitet: Der Jonin wurden alle seine Ränge aberkannt, er wurde aus der Akademie ausgeschlossen und aus dem Dorf verbannt. Tsunade merkte von all dem nichts, außer, dass er irgendwann einfach nicht zum Training erschien und sie ihn danach nie wieder sahen. Sarutobi nahm die Gruppe unter dem neuen Namen „Team Hiruzen“ nun selbst in seine Obhut. So blieb Tsunade mit ihrem letzten Problem alleine zurück, doch auch damit half ihr Orochimaru, denn sie wollte dieses Kind unter keinen Umständen. Also trieb sie es ab. In einer dunklen Nacht entledigte sie sich dieses Balgs. Alleine. Es war grausam und schmerzhaft. Nicht nur die physischen Schmerzen des Prozesses in ihrer Gebärmutter und ihrem ganzen Unterleib, sondern auch die Schmerzen der Scham und der Schuld. Wenn sie nur nicht so naiv gewesen wäre, wäre es nicht so weit gekommen. Einsam quälte sie sich durch die Nacht und vergoß bittere Tränen. Danach blieb nur noch Leere in ihr. Und als sie glaubte wieder einigermaßen sich beherrschen zu können, trat sie in das Mondlicht der Nacht hinaus. Im Schatten eines Baumes stand eine Person die sie nicht erkennen konnte. Zunächst dachte sie es wäre Orochimaru. Doch dann - als diese Person aus dem Schatten trat - sah sie, dass es Jiraiya war. Das war unerwartet. Sein weißes Haar glitzerte im Mondlicht und sein Blick war ungewohnt ernst. Wieso war er hier? Hatte er etwas mitbekommen? Das hätte sie gewundert. Sie dachte, dass nur Orochimaru und Hiruzen-Sensei es mitbekommen hätten. Jiraiya war das komplette Gegenteil von Orochimaru: unsensibel, draufgängerisch, dachte nur an sich selbst und war absolut unempathisch. Er machte sich nie Gedanken darüber, wie es anderen ging, hatte kein Gespür dafür, was in anderen vorging und verletzte durch seine direkte Art auch manchmal unabsichtlich. Als Genin hatte er nur das Training im Kopf. Und Spaß. Manchmal war er ein richtiger Wildfang beim Training. Und als sie die ganze Zeit so distanziert und depressiv war, hatte er es nicht bemerkt. Oder etwa doch? Zumindest hatte er nie etwas gesagt. Und doch war es nicht Orochimaru, der jetzt vor ihm stand, sondern Jiraiya. So ernst wie nie. Sein Blick war standhaft und sah sie direkt an. War er wütend, dass sie ihn in das Geheimnis nicht eingeweiht hatte? Mit langsamen Schritten ging er auf sie zu und stand nun vor ihr. Keiner von beiden sagte etwas. Der Weißhaarige starrte sie so eindringlich an, dass sie seinem Blick auswich. Sie wollte ihn fragen, was er so spät nachts noch hier im Wald zu suchen hatte, doch dazu kam sie nicht. Denn er hatte eine Hand an ihren Hinterkopf gelegt und sie so an seine Brust gezogen. Er umarmte sie zunächst nur sanft, um ihr keinen Schreck einzujagen, dann aber war seine Umarmung stärker, aber auch nicht zu fest, sodass sie sich immer noch befreien konnte, wenn sie wollte. „Gut gemacht. Du warst die ganze Zeit über sehr stark. Jetzt ist es vorbei und du kannst noch mal neu anfangen.“, sagte er zu ihr und streichelte ihr über den Kopf. Dann fing sie an hemmungslos an zu weinen und klammerte sich in seinen Haori. Während sie weiterhin aus ihrer Fensterfront auf die Straße ins Leere blickte, kam der Blondhaarigen diese Erinnerung zurück. Mittlerweile gehörte diese Geschichte der Vergangenheit an. Keiner bis auf Jiraiya wusste davon. Und doch schmerzte ihr Unterleib, wenn sie daran zurück dachte. Sie würde auf jeden Fall verhindern, dass der Kirschblüte etwas ähnliches zustoßen könnte. Kakashi mag vielleicht jetzt noch so harmlos tun, allerdings würde es bald umschlagen und Sakura wäre dabei die Leidtragende. Aus der Geschichte muss man lernen. Sonst ist man dazu verdammt schmerzhafte Fehler zu wiederholen. Es reichte schon, dass sie so gelitten hatte. Sakura sollte das erspart bleiben. Das würde sie nicht zulassen. Ein paar Tage später schlenderte das rosshaarige Mädchen durch genau dieselbe Einkaufsstraße, auf die die Hokage von oben herab geblickt hatte. Obwohl der Silberhaarige sagte, sie solle sich keine Sorgen machen, ging ihr der Traum einfach nicht aus dem Kopf. Würde bald etwas schlimmes mit Kakashi passieren? Davor hatte sie am meisten Angst. Dabei gaben sie sich die größte Mühe ihre Beziehung in der Öffentlichkeit geheim zu halten, hatten nur noch selten Kontakt zueinander. Sie lebte in ihrer Wohnung, er in seiner. Sie arbeitete im Krankenhaus, er trainierte auf dem Trainingsgelände um wieder einsatzfähig zu werden. Nur manchmal sah sie ihm von einer Bank aus zu und beobachtete ihn, reichte ihm nach dem Training ein Handtuch und eine Wasserflasche. Auch im Krankenhaus hatte seine Weiterbehandlung eine andere Ärztin übernommen. Wer bisher noch keinen Verdacht geschöpft hatte, würde es jetzt wahrscheinlich auch nicht tun. „Sakura-can!“, rief sie eine quietschende Frauenstimme und holte sie aus ihrer Gedankenschleife raus. Als sie sich umdrehte war es Kasumi, die sie aus der Tür ihres Friseursalons zu sich winkte. Da sie sich schon lange nicht mehr gesehen hatten, wollte sie nur ein paar Worte wechseln, doch die junge Frau ließ sie nicht mehr entkommen und führte sie schnurstracks durch eine Hintertür ihres Salons in ein anderes Zimmer. Sie gingen durch einen engen Flur mehrmals links und rechts, sodass Sakura schon lange die Orientierung verloren hatte und plötzlich führte Kasumi sie in einen kleinen dunklen Raum voll mit orientalischen Tüchern mit indirektem Licht. In der Mitte der Raumes befand sich ein runder Tisch, an den sie sich setzte. Die Rotbraunhaarige brachte ihr einen kalten Eistee zur Erfrischung und lächelte sie geheimnisvoll an, während sie ebenfalls an ihrem Glas nippte. „Wo sind wir hier?“, fragte das Mädchen überrascht und war sich gar nicht bewusst wie sie so schnell in diese Lage hinein geraten war. „Wir sind…“, antwortete die junge Frau ihr gegenüber während sie mit ein paar Karten aus einem Deck spielte und die Karten in ihren Händen hin und her gleiten ließ, „In meinem Wahrsage-Raum. Irgendwas hat mir gesagt, dass dich heute etwas in meine Richtung treiben würde.“ Sie hatte es gewusst? Also vorhergesehen? Woher? Wie war das möglich? Und plötzlich taten sich ihr ganz viele Fragen auf. Fragen über Fragen, die aber letztendlich auf eine Sache hinausliefen. „Kasumi-san, darf ich dich etwas fragen?“, die junge Frau antwortete nicht, sondern schenkte ihr ein wohlwollendes Lächeln, „Du hast es gewusst, oder? Du hast es gewusst - das mit mir und Kakashi. Damals im Haarsalon hast du so komische Andeutungen gemacht.“ „Oh, daran erinnerst du dich noch?“, Kasumi war erstaunt, sie dachte, das Mädchen hätte diese Kleinigkeit schon lange vergessen. „Es ist mir gerade wieder in den Sinn gekommen.“, erinnerte sie sich wieder. Damals (Kapitel 3) hatte sie immer wieder davon gesprochen, dass Kakashi bald ein Auge auf sie werfen würde. Narutos Tod lag da noch nicht in so weiter Ferne und der Jonin hatte sich ihrer erst angenommen. „Du hast davon gesprochen, dass dich deine Intuition nie täuschen würde. Allerdings…hätten unsere Gefühle damals ferner nicht sein können…Woher hast du es gewusst?“ Dass sie mit dem ehemaligen Anbu zusammen kommen würde, war das letzte das sie sich hätte vorstellen können. Und jetzt im Nachhinein fragte sie sich, was die geheimnisvolle Frau nicht noch alles über sie wusste. Die rotbraunhaarige junge Frau breitete langsam die Karten verdeckt auf dem Tisch aus und meinte: „Ich sagte doch, dass ich ein Gespür für gewisse Dinge habe. Aber diese Antwort wird dich wahrscheinlich nicht befriedigen. Nun gut, ich erzähl’s dir. Weil du Kakashis Freundin bist.“ Sie zwinkerte ihr freundlich zu und wollte dem Mädchen nun ihr Geheimnis offenbaren: „Ich kann Dinge sehen, Sakura-chan. Teilweise habe ich prophetische Träume oder die Karten deuten mir die Zukunft an. Die Hokage lässt mich deshalb auch manchmal zu sich rufen. Manchmal kann ich auch die Auren der Menschen spüren.“ So war das also. Dieser Friseursalon, den sie führte, war nur eine Tarnung. Kasumi war also eine Spezial-nin und das Wahrsagen war ihre Spezialfähigkeit. Tsunade-sama nahm sicher oft ihre Dienste in Anspruch. Es gab aber noch etwas das Kasumi ergänzen wollte: „Aber bei dir und Kakashi war es anders. Als Kakashi dich mir vorstellte, spürte ich sofort wie eure Herzen miteinander verbunden waren.“ Plötzlich wurde dem Mädchen warm ums Herz und ihre Augen fingen an zu glitzern. Obwohl sie anfangs etwas nervös war und ein ungutes Gefühl bei der Sache hatte, was natürlich auch durch ihren Albtraum bedingt war, klopfte ihr Herz nun vor Freude. Ihre Herzen waren schon vorher miteinander verbunden. Vielleicht auch schon die ganze Zeit über ohne, dass sie beide etwas davon gemerkt hatten. Vielleicht war alles schon von Anfang an vorher bestimmt. War es ihr Schicksal? Das führte vielleicht doch etwas zu weit, aber sie wollte daran glauben. Sie wollte daran glauben, dass es kein Zufall war, dass sie beide sich ineinander verliebt hatten. Dass irgendwo irgendjemand oder irgendetwas sie beide füreinander vorher bestimmt hat. Und das würde auch im Umkehrschluss heißen, dass ihre Liebe nicht verdammt war. Sie war gewollt. Das zu wissen, machte sie unheimlich glücklich und kleine Tränen liefen ihr still die Wangen hinunter. „Darf ich dich noch etwas fragen?“, schluchzte die Kirschblüte und wischte sich die Tränen ab, „Wenn du unsere Zukunft voraussehen kannst, dann will ich wissen, was mit uns beiden geschehen wird. Ich will wissen, wie unsere Zukunft aussieht.“ Sie erwähnte zwar nicht ihren Traum und sie glaubte auch nicht, dass es sich dabei um einen prophetischen Traum handelte, aber trotzdem wollte sie sicher gehen. Immerhin könnte es um Leben und Tod gehen. „Das kann ich nicht.“, meinte die Rotbraunhaarige. Sakuras Hoffnung sank dahin. Dann hatte sie sich wohl zu viel eingebildet und müsste mit der Ungewissheit weiterleben. Kasumis Blick wurde jedoch wieder weich und warmherzig als sie hinzu fügte: „Niemand kann die Zukunft voraussehen, denn wir sind Menschen. Wir bestimmen unsere Zukunft selbst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)