The Meaning of Life von Sweet_Sakura0307 (Kakashi X Sakura) ================================================================================ Kapitel 38: This distance between us/My aching heart ---------------------------------------------------- „Lass es uns tun.“, erwiderte das Mädchen und sah ihn mit festen Augen an. Obwohl er gerade noch so hungrig und wild auf sie gewesen war, meldete sich jetzt sein Verstand wieder. Das einzige was jetzt noch wie wild war, waren waren seine Alarmglocken, die ihm bewusst machten, dass er hier mit der jungen Kirschblüte fast halbnackt auf dem Bett lag und fast über sie hergefallen wäre. Fast wäre es wirklich dazu gekommen, dass er sich ganz vergessen hätte und er zu einem hungrigen Tier geworden wäre. Die ganze Zeit über hatte er sich so zurückgehalten, war dem Mädchen aus dem Weg gegangen, doch im Endeffekt hatte es seine Sehnsucht nach ihr nur noch gesteigert. Letztendlich sprach Sakura nur das in Worten aus, wozu es in wenigen Minuten ohnehin gekommen wäre - und was er unter allen Umständen vermeiden wollte. Kakashi schluckte ungläubig. Gerade war ihm, als hätte sein Herz für eine Sekunde aufgehört zu schlagen. Was hatte sie da gerade gesagt? Meinte sie das tatsächlich ernst? Voller Scham wandte er seinen Blick ab. Er schämte sich so sehr, dass er am liebsten im Boden versunken wäre, denn er lag hier mit einem Mädchen, das vierzehn Jahre jünger war als er. Ihr Körper war so zierlich und zerbrechlich, ganz anders als die Frauen über denen er bisher gelegen hatte. Erst jetzt spürte er, wie er mit seinem männlichen, schweren Körper, den der rosahaarigen Kirschblüte fast unter sich vergrub. Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen - die Realität, wieso das Recht und das Gesetz dieses zerbrechliche Wesen schütze. Sakura war diesen Frühling erst siebzehn geworden, damit war sie noch minderjährig. Immer wieder haderte er mit sich, dass der Altersunterschied und die Tatsache, dass sie noch minderjährig war, nichts zur Sache täten und nichts zwischen der Liebe zwischen ihnen ändern würden. Doch die Realität sah anders aus. Denn die Gesellschaft, die Recht, Gesetze und Ordnung schaffte, hatte schon vorher die Schwäche und Zerbrechlichkeit erkannt und deren Schutz angeordnet. Einerseits war Sakura ein Mädchen, das sich gerade zu einer Frau entwickelte. Andererseits lagen erst ein paar Jahre hinter ihr, in denen sie noch körperlich als auch geistig ein Kind war. Ihre körperliche Akzeleration trügte, denn innerlich konnte sie einer erwachsenen Frau noch lange nicht das Wasser reichen. Auch, wenn sie nicht mehr ganz ein Kind war, konnte man sie auch nicht als voll entwickelte Frau betrachten. Dies wurde ihm jetzt unweigerlich bewusst. Sie war wie eine junge Kirschblüte im März, wenn die Luft immer noch winterlich und frisch war. Erst, wenn die Sonne warm und stark wird, können sie zu voller Blüte erblühen. Jetzt mit Sakura zu schlafen, wäre wie eine halbgeöffnete Blüte abzureißen, sie in einem Moment zu pflücken, wenn sie am zerbrechlichsten ist. Welcher Teufel hatte ihn bloß geritten? Unweigerlich trafen sich ihre Blicke wieder. Immer noch sah sie ihn mit festen, standhaftem Blick erwartungsvoll an. Nein, es war anders. Es war nicht so, als ob er hier über ein wildfremdes junges Ding herfallen würde. Es war das Mädchen, das er über alles liebte und nach dem sich sehnte. Sowohl sein Körper als auch sein Geist wollten eins mit ihr werden. Genau wie bei anderen Liebenden auch, egal ob es Erwachsene, ein altes Paar in ihren 60er waren oder sie beide. Sie waren Mann und Frau. Zwei Menschen, die sich liebten und die das natürliche Verlangen hatten miteinander zu verschmelzen. Und doch war es falsch. Er war ein Mann, sie war ein Kind, das hatte er nun begriffen. Es war ein vollkommen rationaler Gedanken, der nun die Oberhand über ihn gewonnen hatte und dem zu folgen ihm auch sein Herz gebot. Vorher war es nur ein halbherzige Überlegung gewesen zu warten bis sie volljährig sein würde, jetzt hatte er mit jeder Faser seines Körpers diese Überzeugung angenommen. Er konnte nicht mehr zurück. Langsam glitt er von ihr herunter, setzte sich auf die Bettkante und erwiderte leise: „Ich kann nicht. Es geht nicht, Sakura.“ Es waren wahrscheinlich die härtesten Worte, die er je zu ihr gesagt hatte und doch hatte er sie in keinem Moment mehr geliebt als jetzt. „Was, wieso nicht?“, fragte sie ihn und hatte sich ebenfalls aufgesetzt. Sakura hatte ihn noch nie enttäuschter angesehen. Er wusste, egal wie er es ihr erklären würde, sie würde es nicht verstehen. Dennoch musste er sich jetzt diesem Gespräch stellen, zumindest das war er ihr schuldig. Vom ersten Moment an hatte sie gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Die ganze Zeit hatte sie sich so einsam gefühlt, dass sie ihn jetzt mehr denn je spüren wollte. Wollte seine Liebe und seine Hingabe spüren. Es war als hätte diese Rin ihn ihr irgendwie weggenommen. Deshalb wollte sie jetzt all seine Aufmerksamkeit. Sie wollte, dass er in diesem Moment nur ihr gehörte. Auch, wenn sie es nicht zugeben wollte, hatte sie Rin gegenüber Minderwertigkeitskomplexe. Rin war eine attraktive, junge Frau im gleichen Alter wie der Silberhaarige und war ihm in jeglicher Beziehung gleichgestellt. Sie hatte alles, was ganz weit von ihr entfernt war. Und egal wie sehr sie es wollte, egal wie sehr sie sich danach sehnte eine „erwachsene“ Frau zu sein, könnte sie die Tatsache nicht ändern, dass sie im Moment erst siebzehn war und noch viele Jahre warten musste. Einerseits hatte sie Kakashis Liebe immer beruhigt. Die Tatsache, dass er sich in sie verliebt hatte und nicht in eine Frau seines Alters, gab ihr das Gefühl, dass der Altersunterschied zwischen ihnen und ihre Jugendlichkeit keine Rolle zu spielen schienen. Andererseits konnte sie nicht leugnen, dass sie schon zu Beginn auf Frauen wie Kasumi, Hitomi und dieses Mädchen am Schrein eifersüchtig war. Kakashis zunehmende Zuwendung zu Rin hatte dieses Gefühl wieder in ihr hervor gerufen - und gleichzeitig noch etwas in ihr ausgelöst. Sie wollte so schnell wie möglich erwachsen werden. Und sie wollte, dass Kakashi sie zur Frau machte. Zu seiner Frau. Doch statt ihr eine Antwort zu geben, schwieg der Silberhaarige. „Hat es etwa etwas mit Nohara-san zu tun?“, fragte sie zögerlich, „Seid sie wieder aufgetaucht ist, bist du so komisch.“ Es war dumm von ihr das Thema auf den Tisch zu bringen, besonders in einem Augenblick wie diesem, das wusste sie selbst. Aber sie wusste auch, dass es ihr keine Ruhe lassen würde, wenn sie nicht darüber sprechen würde. Es war als würde sie vor einem Abgrund stehen, wissentlich, dass sie abstürzen würde, wenn sie sich weiter darauf zu ging. Trotzdem bewegten sich ihre Füße wie von selbst. Und sie wusste auch, dass sie Kakashi damit in die Enge trieb. Wieso sagte sie das alles, obwohl das alles sowieso nach hinten losgehen würde? „Es hat nichts mit ihr zu tun, sie ist nur eine Freundin aus Kindertagen.“, antwortete Kakashi und schaffte es nicht mehr dem Mädchen in die Augen zu sehen. Komisch, er hatte gar nicht mitbekommen, dass Sakura eifersüchtig auf Rin gewesen war. Aber Frauen taten das immer, egal ob alt oder jung. Immer rivalisierten sie miteinander und versuchten sich gegeneinander auszustechen. Sicher gehörte Sakura nicht zu den Frauen, die eine krankhafte Eifersucht entwickeln würden, dazu war sie nicht der Typ dafür. Ihre Reaktion war aber nachvollziehbar. Es gab eigentlich keinen logischen Grund für seine plötzliche Abwendung, logisch, dass sie da nach anderen Gründen suchte. „Aber seit sie wieder aufgetaucht ist, bist du nur noch mit ihr zusammen. Du hast dich von mir entfernt, Kakashi. Ich verstehe das alles nicht!“, rief sie und packte ihn an seinem Arm, versuchte ihn dazu zu bringen, sie wenigstens wieder anzusehen. „Da gibt es nichts zu verstehen. Ich kann einfach nicht mit dir schlafen.“, erwiderte er trocken. „Sag mir, was dann der Grund ist! Warum nicht?“, schrie sie nun fast panisch und verlangte nach einer Antwort. Ihr Griff an seinem Arm wurde immer stärker, sodass sich ihre Finger in seine Muskeln bohrten. Trotzdem tat es nicht weh. Nichts schmerzte ihn in dem Moment mehr als sein Herz, während er monoton sagte: „Weil du noch minderjährig bist.“ Sakura war geschockt. Ihr Herzschlag setzte aus und in ihre Gedanken wurden leer. Als wäre neben ihr eine schallende Bombe explodiert, die ihr Gehör betäubt hatte, wurden ihre Ohren zuerst dumpf, danach hörte sie nichts weiter als ein einsames Piepen. Ihre Hand, die sich zuvor, als ginge es um ihr Leben, in Kakashis Arm gebohrt hatte, erschlaffte als wäre jegliches Leben aus ihrem Körper geflogen. Plötzlich war die Zeit stehen geblieben und sie stand sie wie ein Geist neben sich und sah den Silberhaarigen wie einen Fremden an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? War das überhaupt wirklich Kakashi? Sie bezweifelte, dass sich diese Szene gerade überhaupt abgespielt hatte. War das wirklich der Grund? Seine Worte klagen so unecht. So unauthentisch. So etwas zu sagen, passte gar nicht zu ihm. Oder vielleicht doch? Zuvor hatte sie sich eingebildet den früheren Anbu zu kennen. Immerhin hatten sie eine ganze Weile zusammen gelebt und waren durch schwierige Zeiten gegangen. Aber vielleicht hatte sie sich da getäuscht. Trotzdem, hätte sie nie gedacht, dass er so etwas Verletzendes zu ihr sagen würde. Irgendwie war sie weder traurig noch wütend. In ihrem Innersten war es einfach nur leer. „Du bist noch minderjährig. Nein, eigentlich gibt es so viele Gründe. Du bist erst siebzehn, ich bin neunundzwanzig. Ich kann nicht mit dir schlafen.“ Ihr Innenleben fing an verrückt zu spielen, denn innerlich musste Sakura laut auflachen. Das Ganze war zu einer Farce geworden. Immerhin hatten die Tatsache, dass sie minderjährig war und ein Altersunterschied von vierzehn Jahren schon die ganze Zeit zwischen ihnen bestanden. Es jetzt als ernstzunehmenden Grund zu nennen war nichts weiter als eine Ausrede. Eine Ausrede, die so absurd war, dass sie nichts weiter konnte, als darüber zu lachen. Leise giggelte sie und meinte: „Das meinst du doch nicht ernst, oder? Das hat doch bisher auch nie eine Rolle zwischen uns gespielt.“ „Doch, es spielt eine Rolle.“, schrie nun Kakashi wütend. Was gab es da zu lachen? Innerlich war es als ob es ihn zerreißen würde; da gab es nichts zu lachen! Aber ihm war von vornherein klar, dass Sakura nicht verstehen würde, worauf er anspielte. Er hatte gedacht, hatte gehofft, dass er es nicht direkt sagen müssten, um sie nicht noch mehr zu verletzten, doch die Situation ließ ihm keine andere Wahl. Er war in die Ecke getrieben, hatte keine Ausweichmöglichkeiten; jetzt blieb nur noch die Flucht nach vorne als er sagte: „Sakura, du bist schließlich…noch ein Kind.“ Im selben Moment hätte er sich auf die Zunge beißen können. Wieso hatte er das nur gesagt? Worte, die man einmal laut ausgesprochen und so Form angenommen hatte, konnte man nie wieder ungeschehen machen. Einerseits war es als wäre ihm ein Stein vom Herzen gefallen, weil er endlich das sagen konnte, was ihn schon immer bedrückt hatte - und was schon immer, seit die Hokage ihn damals gebeten hatte, sich des Mädchens anzunehmen - zwischen ihnen lag. Andererseits würde er diese Worte nie wieder ungeschehen machen können. Ihre unschuldige Beziehung war in diesem Augenblick zu Ende gegangen. Selbst, wenn sie sich wieder vertragen würden, würden diese Worte immer zwischen ihnen stehen - Worte, die aus seinem Mund kamen und mit denen er sie absichtlich verletzt hatte. Für die rosahaarige Kirschblüte ging die Welt unter als der Silberhaarige dieses Messer in ihr Herz gestochen hatte. Kakashi, dem sie mehr als alles vertraute, dem sie sich hingegeben hatte, seit er damals zu ihr in die Wohnung gezogen war und, der immer wieder betont hatte, dass er ihre jugendliche Unschuld vor der Erfahrenheit anderer erwachsener Frauen bevorzugen würde, hatte ihr gerade die blanke Wahrheit ins Gesicht geschmettert. Nicht aber die Tatsache, dass Kakashi teilweise Recht hatte, verletzte sie, sondern, dass dieser Satz ausgerechnet aus seinem Mund kam. Doch sie weigerte sich, das auf ihr sitzen zu lassen, denn sowohl sie, als auch der ältere, wussten genau das sie kein „Kind“ mehr war und so konterte sie dagegen: „Wie kannst du nur so etwas sagen? Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Ich bin kein Kind mehr. Ich war vielleicht ein kleines, schwaches, verletztes Mädchen als du vor eineinhalb Jahren nach Narutos Tod zu mir gezogen bist, aber seitdem ist viel Zeit vergangen. Ich bin siebzehn Jahre alt, Kakashi, ich bin eine junge Frau!“ Unweigerlich fing Sakura an zu weinen, dabei wusste sie selbst nicht warum, aber zum ersten Mal fühlte sie diese Mischung zwischen Wut und Enttäuschung. Sie hätte nie gedacht, dass ihr Herz so wehtun könnte. Das konnte doch nicht sein Ernst sein, dass er sie mit einem Kind verglich. Hatte er denn nie gemerkt, dass sie sich verändert hatte? Nicht nur hatte sie andere Denkweisen angenommen, sondern vor allem hatte sie sich auch körperlich verändert. Sie war definitiv kein Kind mehr. Doch Kakashi ging darauf nicht ein. Immer noch saß er regungslos auf dem Bett und würdigte sie keines Blickes. „Sieh mich an, bitte“, wimmerte sie, doch auch das half nichts. Schließlich wurde es ihr zu bunt. In einem Moment brannten bei ihr die Sicherungen durch und sie griff nach Kakashis Hand und legte sie ihre Brust: „Fühlst du das, Kakashi? Ich bin eine Frau!“ Der Silberhaarige sah sie entgeistert an, während er ihre weiche Brust unter seiner Hand spürte. Obwohl das Gefühl nicht neu für ihn war - schließlich hatte er davor schon im Eifer des Gefechts während des Küssens ihre Brüste berührt - löste es diesmal Ekel und Abscheu in ihm aus, nicht wegen Sakura, sondern vor sich selbst. Als ob er seine Hand auf eine heiße Herdplatte gelegt hätte, zog er sie schnell angewidert wieder weg, sein Herz raste dabei wie wild. Doch genau wie eine Verbrennung hatte es eine spür- aber nicht sichtbare Narbe auf seiner Handfläche hinterlassen. Währenddessen kullerten stärker denn je große Tränen Sakuras Wangen herunter, die sie nicht mehr aufhalten konnte. Kakashi konnte die ganze Situation, weder ihre Enttäuschung, noch seine beinahe begangene Schandtat, nicht mehr ertragen, sprang aus dem Schlafzimmerfenster und lief davon. Draußen hatte sich ein Sturm aus schwarzen Wolken zusammen gebraut. Mit zusammengekniffenen Augen lief er gegen den tobenden Wind an, der die Äste und jungen Blätter der Bäume umwehte. Während andere Menschen in die Stadt hinein liefen und Schutz unter Ladenplanen und -dächern vor dem starken Regen suchten, der sich mittlerweile durch kleine Tropfen angekündigt hatte, rannte er gegen den Strom der Menschen stadtauswärts. Mit jedem seiner Schritte musste er gegen den stärker werdenden Sturm ankämpfen. Mittlerweile hatten sich auch die kleinen Tropfen in einen Wolkenbruch verwandelt, der nun mit aller Gewalt gegen ihn gerichtet war. Kakashi lief aber immer weiter aus der Stadt hinaus und in den Wald hinein. Bald war um ihn herum keine Menschenseele mehr. Er rannte und rannte, wich Bäumen und Sträuchern geschickt und instinktiv aus bis er schließlich über einen Stein stolperte, mit seinem Gesicht und dem ganzen Vorderkörper in den Schlamm des aufgeweichten Bodens fiel und durch seine Geschwindigkeit bedingt mehrere Meter weit rutschte. Der Regen war stärker geworden und enthielt nun auch Schnee und Hagelkörner, die seinem Körper stechende Schmerzen hinzufügten. Er spürte jedes einzelne Hagelkorn wie es an seiner Haut entlang schrammte und einen kleinen roten Strich hinterließ als würde sein Körper aufgeschlitzt werden. Auch seine Hände, mit denen er sich ein Stück vom Boden wegdrückte, waren von dem Eisregen rot und gefroren. Wenngleich das Wetter seinen Körper zurichtete, schmerzte in dem Moment nichts mehr als sein Herz, das es innerlich zerriss. Er sah auf um zu sehen wo er gelandet war und erblickte vor sich das Steingrabmal. Unweigerlich fielen seine müden Augen direkt auf Obitos Namen. Er hätte alles dafür getan um sich jetzt in diesem Moment seinem besten Freund anvertrauen zu können, den er so sehr brauchte und vermisste. Doch Obito war tot - genau wie alle anderen Menschen, die er je geliebt hatte. Einzig und allein Sakura war ihm noch geblieben. Und ihr konnte, durfte er sich nicht anvertrauen. Wütend biss er die Zähne zusammen, hämmerte mit seinen Fäusten wie wild gegen die schlammige Erde und schrie: „Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt!!!“ Er liebte sie so sehr und doch durfte er sie nicht berühren. Wie sollte er das bloß anstellen? Wie sollte er so leben können, wenn er sie jeden Tag auf der Straße sah, ihr süßes Lächeln und ihr zierlicher Körper nach ihm riefen. Wie sollte er das ertragen sich ein Jahr von ihr fernzuhalten? Denn für ihn gab es keine andere Möglichkeit. Immer wenn er sie sah, hatte er das unaufhaltsame Verlangen sie in seine Arme zu schließen. So lange er lebte, würde dieses Verlangen in ihm nicht erlöschen. Aber er musste sich um jeden Preis zurückhalten. Aber wie? Es war einfach unmöglich, solange sie zusammen in der gleichen Stadt lebten. Sie nicht zu begehren, war das gleiche wie zu sterben. Verzweifelt hämmerte er so lange auf den Boden, bis er vor Erschöpfung zusammenbrach. Was sollte er bloß tun? „Obito…hilf mir…“, wisperte er, bekam aber keine Antwort. Nur das laute Rauschen des Regens war es das ihm antwortete. Am liebsten wäre er für immer hier liegen geblieben, doch es brachte sowieso nichts. Sein Jammern und sein Flehen würden wie so oft nicht erhört werden und die Einsicht ein weiteres Jahr voller innerlicher Schmerzen zu verbringen machte ihn taub. Wie ein Zombie stand er auf und torkelte durch den Wald zurück in die Stadt. Er war der einzige der noch in den Straßen umher lief, alle anderen waren vor dem Mairegen geflohen. Ganz automatisch trugen ihn seine lahmen Füße vor die hellen Eingangslaternen eines Izakaya. Das einzige was er jetzt wohl noch tun konnte, war sich zu betrinken. Obwohl er tropfnass war, schob er die Schiebetür des Izakaya auf und trat in die warme Stube ein. Erst jetzt wurde sein Körper von der Wärme aufgetaut. Auch seine Hände tauten langsam wieder auf, was er aber lieber vermieden hätte, denn so spürte er wieder die schmerzenden Risse an ihnen. Sicher half Alkohol dagegen. Er würde einfach so viel trinken bis alles in ihm wieder taub würde. Mit einem schweren Schritt überwand er die Eintrittsstufe und bewegte sich in den vollen Raum hinein. Die Gaststube war erfüllt von der Wärme und dem Gelächter betrunkener Leute. Die anderen Menschen waren allesamt mit Freunden oder Arbeitskollegen da und saßen an kleinen Gruppentischen. Er aber war allein und würde wie meistens einen Platz an der Bar nehmen. Seine Augen suchten den Tresen nach einem freien Platz ab und erblickten Rin, die ihn ebenfalls gesehen hatte und ihn freudestrahlend über diesen Zufall an einen freien Platz neben sich zuwinkte. „Oi, Kakashi, dich scheint’s ja voll erwischt zu haben, bist ja klatschnass geworden. Warte, ich bestelle dir warmen Sake, der wird dich aufwärmen.“, klopfte die junge Frau ihm in schallendem Gelächter auf die Schulter und kam ihrem Versprechen sogleich nach. Sie erzählt, dass sie vorhin mit Kurenai und Asuma getroffen hatte, die aber wieder gegangen waren, weil sie sich um die familiären Pflichten kümmern mussten. Rin schien gut drauf zu sein und redete wie ein Wasserfall - ein lebhaftes Energiebündel, das zwar das genaue Gegenteil von seinem jetzigen Gemütszustand war, die ihn aber von seinen eigenen Sorgen ablenken würde. Obwohl er ihr kaum zuhörte, schien es sie wenig zu kümmern. Außerdem machte es ihr Spaß ihrem ehemaligen Teamkollegen den heißen Sake einzuschenken. Sie redete und redete und erzählte schließlich davon, dass sie bald wieder die Stadt verlassen würde. Der Silberhaarige bekam ohnehin nur die Hälfte mit. In seinem Kopf dröhnte es. Eine Mischung aus Kopfschmerzen, Sake und dem lauten Gelächter machte ihm zu schaffen und sorgte dafür, dass die Hälfte von Rins Geschwafel nicht bei ihm ankam. Dann jedoch gewann sie seine Aufmerksamkeit. Und wie als hätte ihn der Blitz getroffen und ihm neues Leben eingehaucht, war er voll aufnahmefähig, wandte seine Ohren und seinen Blick der säuselnden Stimme der jungen Frau zu und hörte konzentriert zu: „Hör mal, Kakashi, Tsunade-sama hat mir eine Mission aufgetragen. Eine Rang-S-Mission, die ein gutes Jahr dauern würde. Hättest du nicht Lust mit mir zu kommen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)