The Meaning of Life von Sweet_Sakura0307 (Kakashi X Sakura) ================================================================================ Kapitel 28: Loving Ghosts - Family ---------------------------------- Schwermütig seufzte die Rosahaarige als sie an diesem Tag sicher ihre hundertste Krankenakte in den Händen hielt, alle Punkte rutiniert durchging und gleich darauf mit einem Lächeln aufsah und einen im Bett liegenden älteren Patienten aufmunternd ansah und sagte: “Die Operation ist gut verlaufen, Takahashi-san. Ihre Werte sind auch wieder im Normalbereich. Wenn alles so über Nacht bleibt, können Sie morgen schon wieder nach Hause gehen.” “Danke, Haruno-san. Das sind gute Neuigkeiten, da wird sich meine Frau bestimmt freuen.”, antwortete der Greis und schenkte der kompetenten Schwester ebenfalls ein glückliches Lächeln. Sakura verabschiedete sich noch mit einem leichten “Ja, bestimmt.” und verließ das Zimmer des Patienten schließlich. Sie freute sich für ihn und für seine Frau. Beide waren schon sehr alt und hatten niemanden mehr außer einander. Seine Frau war sicher sehr einsam ohne ihn zu Hause. Immerhin war er schon seit einer Woche hier im Krankenhaus. Diese Einsamkeit, die man empfand wenn jemand, den man jeden Tag um sich hatte, plötzlich nicht mehr da war, konnte sie sehr gut nachvollziehen. Mit einer einfachen Handbewegung drückte sie vor dem Patientenzimmer einer jüngeren Schwester die Akte in die Hand und wünschte ihren Kolleginnen auf der Schwesternstation einen schönen Abend. Auch die anderen verabschiedeten sich von der Oberschwester und wünschten ihr einen schönen Feierabend. Kurz nachdem sie aus dem Koma erwacht war, hatte sie wieder angefangen im Krankenhaus zu arbeiten. Sie konnte es einfach nicht ertragen zu Hause herum zu sitzen und nichts zu tun. Vor einem Monat war sie dann von Tsunade von einer einfachen Schwester zur Oberschwester der Station ernannt worden, was sie sehr freute, allerdings hatte sie nun auch mehr Verantwortung als vorher. So hatte sie den ganzen Tag Menschen um sich herum, musste Krankenvisiten erledigen und wirkte auch bei größeren und kleineren Operationen mit. Und wenn sie nach Hause kam, kuschelte sie sich müde und erschöpft mit dem kleinen Kater Naruto ins Bett. In ihrem Büro legte sie ihren Schwesternkittel und ihre Haube ab, kämmte nochmal ihre Haare durch und machte sich wieder frisch. Kurz warf sie einen Blick aus dem Fenster. Obwohl es erst sechs Uhr war, war es bereits stockdunkel gewesen. Außerdem hatte es gestern angefangen zu schneien und auch jetzt fielen dicke, weiße Schneeflocken vom Himmel. Besser sie würde einen Schirm mitnehmen, sonst würde sie noch als Schneemann nach Hause kommen. Doch bevor sie den Heimweg antrat, wollte sie noch einen Umweg zur Intensivstation machen. Vor Kakashis Zimmer legte sie ihre Sachen ab, zog sich keimfreie Schutzkleidung an und betrat leise und geräuschlos den Raum, der mit einer hermetischen Tür verriegelt war. Kurz überprüfte sie die Werte, die auf der Krankenakte vor seinem Bett lag. Seine Werte waren stabil und auch allgemein war sein Zustand besser geworden, trotzdem war er immer noch nicht aufgewacht. Seit man ihn vor zwei Monaten auf die Intensivstation gekommen war, hatte sich sein Bewusstsein noch nicht gerührt. Sie wusste noch nicht einmal, ob er seine Umwelt wahrnahm oder nicht. Wusste er, dass sie jetzt in diesem Moment, genau wie jeden Tag, neben ihm stand und ihn die Tränen unterdrückend beobachtete? Spürte er ihre Anwesenheit, wenn sie den Raum betrat und wieder ging? Spürte er ihre Berührungen, roch er ihren Duft? Auch wenn er direkt vor ihr lag, schien er ganz weit weg zu sein. Auf einem anderen Stern, in einer anderen Welt. War er dort wo so viele andere Komapatienten auch waren oder schwebte sein Geist genau neben ihr umher und umgab sie? In zwei Wochen, wenn seine Werte wieder in Normalbereich liegen würden, würde er von der Intensivstation auf ein normales Zimmer verlegt werden, dann konnte sie öfter bei ihm vorbei schauen, ihm ab und an Blumen ans Bett stellen und er könnte die Wärme der durch das Fenster fallenden Sonnenstrahlen spüren. Zwar war sie keine Spezialistin im Umgang mit Komapatienten, allerdings war sie der festen Überzeugung, dass diese kleinen Dinge einen Unterschied machten. Nun stand sie schon eine ganze Weile nachdenklich und bedrückt neben dem Silberhaarigen und genoss es einfach nur bei ihm zu sein. Sanft strich sie ihm eine Haarsträhne aus der Stirn und fuhr dabei zärtlich über seine Wangen und seine Narbe. Die untere Hälfte seines Gesichts war natürlich verdeckt und sie wachte höchstpersönlich über dieses Geheimnis. Unmerklich kam ihr der Gedanke, dass Kakashi sich in den Momenten, in denen sie bewusstlos in ihrem Bett lag, genauso gefühlt haben musste wie sie jetzt. Hilflos und unsicher. Sie wollte etwas für ihn tun, damit er sich besser fühlte und wieder aufwachte, doch sie konnte nichts tun. Da wurde ihr bewusst, wie klein und machtlos sie doch war. Nur Gott besaß die Kraft ihn wieder zurück zu holen. Gott und Kakashi selbst. “Hey, Kakashi, hörst du mich?”, fragte in den stillen Raum hinein, doch es kam keine Antwort, kein Zucken, keine Reaktion. Voller Trauer zog sich ihr Herz zusammen, Tränen stiegen in ihr auf, die sie zu unterdrücken versuchte. Mit zusammengezogener Kehle setzte sie sich schwer atmend auf den nebenstehenden Stuhl, nahm die Hand des Silberhaarigen in ihre und streichelte sie. Schwermütig spielte sie mit seiner großen Hand herum, ließ ihre Finger zwischen seine gleiten, strich über seine Handfläche und legte sie schließlich auf ihre Wange. Sie hatte solche Angst um ihn. Seine Werte waren zwar stabil, aber je mehr Tage seines unbewussten Zustandes verstrichen, desto geringer wurde die Chance, dass er überhaupt wieder aufwachte. In Anbetracht des harten Kampfes und der Verletzungen, die er hinter sich hatte, waren die zwei Monate noch kein Grund zur Beunruhigung, wenn man bedachte, dass sein Chakra sich erst vor Kurzem wieder vollkommen regeneriert hatte. Aber dass es überhaupt keine Anzeichen seines Bewusstseins gab, machte ihr Sorgen. Und es war überhaupt nicht absehbar, wann es zurück kommen würde. Es konnte schon morgen sein oder noch Tage, Wochen oder Monate kommen; oder aber gar nicht. Doch daran wollte sie nicht denken. Trotz allem versuchte sie positiv zu bleiben und daran zu glauben, dass er bald aufwachen würde. Seufzend stand sie auf, gab ihrem Geliebten einen Kuss auf die Stirn und machte sich schließlich auf den Heimweg. Es war eine schöne Nacht draußen. Der Himmel war zwar bewölkt, aber es schneite immer noch dicke Schneeflocken. Konoha war vollkommen eingeschneit. Alles war weiß. Der Schnee und die Wolken reflektierten das Licht der Straßenlampen, wodurch alles angenehm hell erleuchtet war. Langsam stapfte sie durch den hohen Schnee, der von den Wegen noch nicht weggeräumt worden war und genoss die schöne Atmosphäre. Es war zwar kalt, aber sie mochte die reine, klare Luft, die ihren ganzen Körper belebte und ihren Geist befreite. Manchmal sah sie im Krankenhaus so viele unheilbar kranke Menschen, dass sich das auf ihre Einstellung gegenüber Kakashi übertrug. Deshalb halfen ihr die Kühle und Klarheit des weißen Winters besonders, die Lage wieder realistisch zu betrachten. Kakashi war ein starker Ninja und einer der besten in Konoha und der ganzen Welt. Als talentierter Anbu und Jonin hatte er in seiner Karriere sicher schon viel schlimmere Verletzungen überstanden. Er würde jetzt auch stark genug sein, diese “paar Kratzer” zu überleben. Wenn nicht, würde sie persönlich bei ihm im Himmel vorbei schauen und ihm gehörig in den Arsch treten. “Fight, Kakashi!”, schrie sie plötzlich wieder voller Energie motiviert in die Stille hinein, in dem Glauben ihr Optimismus würde ihn erreichen. Allerdings kam aus einem gerade geöffneten Fenster nur ein lautes “Ruhe, verdammt!”, weshalb sie ertappt das Weite suchte. Wenigstens hatte sie jetzt wieder gute Laune, was der Silberhaarige sicher auch spürte. Irgendwie würden ihre Gefühle ihn sicherlich erreichen, denn daran wollte sie fest glauben. Als sie zu Hause ankam, Schuhe und Schirm vom Schnee ausklopfte und mit glühenden Wangen die warme Wohnung betritt, wurde sie schon von dem hungrigen Kater empfangen, der mit einem Schnurren zur Begrüßung ihre Beine umschmiegte. Nachdem sie ihn ebenfalls mit Kraulen und Streicheleinheiten begrüßt hatte, machte sie sich auf in die Küche, öffnete eine Katzenfutterdose für ihn und stellte ihm in einer Schüssel das Nassfutter hin. Während sich nun der kleine Naruto über das Futter her machte, kümmerte sie sich um ihr eigenes Abendessen, wärmte sich aber, weil sie keinen großen Hunger hatte, nur eine Ramennudelsuppe mit Hühnerfleisch auf. Es war zwar erst acht Uhr, aber da es ja bereits eine gefühlte halbe Ewigkeit schon dunkel gewesen war, gähnte sie und beschloss heute etwas früher schlafen zu gehen. Bevor sie sich jedoch ins Bett legte, nahm sie noch ein Bad. Im heißen Wasser, das ihr bis zum Hals ging, konnte sie sich vollkommen entspannen und vom Krankenhausalltag abschalten. Obwohl sie nicht gerade ein Freund der Winterjahreszeit war, hatte diese auch den Vorteil, dass man es sich zu Hause so richtig gemütlich machen konnte. Das Badezimmer und besonders den näheren Bereich der Badewanne hatte sie mit Kerzen, die den dunklen Raum in ihr sanftes Licht hüllten. Allerdings musste sie auch unheimlich aufpassen nicht einzuschlafen und deshalb verließ sie schweren Herzens auch relativ bald das wohlig warme Wasser um aber gleich darauf schnell in ihren warmen Pyjama und unter die kuschelige Decke zu schlüpfen. Naruto ließ sich diese Gelegenheit natürlich auch nicht entgehen und sprang zu ihrem Frauchen aufs Bett um sich verwöhnen zu lassen. Doch auch der Kirschblüte machte es Spaß mit ihrem Kater zu schmusen und zu kuscheln, so hatten sie schließlich beide was davon. Und während sie in ihrem Bett unter der Decke saß und ihre Finger durch das weiche Fell fahren ließ, fiel ihr Blick auf ihr altes Team 7 Foto und ganz besonders hatte sie Kakashi im Blickfeld. Seit sie erkannt hatte, wie sehr sie eigentlich in ihn verliebt war, vermisste sie ihn mehr denn je. Manchmal fragte sie sich ob es nicht selbstsüchtig war, so sehr an sich statt an seine Gesundheit zu denken, denn immer wenn ihre Gedanken zu ihm wanderte, dachte sie nicht daran, dass er bewusstlos im Krankenhaus lag, sondern nur an seine Berührungen, die ihr so sehr fehlten. Sie sehnte sich nach seiner Hand, die immer sanft über ihren Kopf, ihre Haare und ihren Körper gefahren war. Sein Blick und seine Augen, die sie anfangs beschützend und zuletzt sehnsüchtig angesehen hatten. Am meisten verzehrte sie sich nach seinen starken Armen, mit denen er sie oft umarmt hatte und nach seiner Brust, an der sie sich ganz unwissend angelehnt hatte. Seufzend kuschelte sie sich nun ganz unter die Decke, machte ihre Augen zu und versuchte einzuschlafen. Doch im Geist war sie hellwach, denn ihre Gedanken kreisten einzig und allein um den silberhaarigen Jonin und vor ihrem geistigen Auge sah sie nur sein Gesicht. Seine mal glücklichen, mal traurigen Augen, sein Lächeln, die Präsenz seines Körpers ganz dicht neben ihrem. Allein der Gedanke an ihn, ließ ihr Herz schneller schlagen und brachte ihre Wangen zum glühen. Unter der Decke war es so schön warm und gemütlich, genau wie in seinen schützenden Armen. Und während sie sich vorstellte eigentlich in seinen Armen zu liegen und nicht unter ihrer Decke, schlief sie kurz darauf ein und merkte noch nicht einmal wie sie im Schlaf Kakashis Namen seufzte. Kakashi. Kakashi. Kakashi… ———— “Kakashi? Kakashi? Kakashi!”, plötzlich ertönte in den Ohren des Silberhaarigen eine allzu bekannte Stimme. Doch an wen erinnerte sie ihn? Er sah nichts, alles war dunkel. Eine angenehme, gemütliche Dunkelheit, die ihn umhüllte, deshalb wollte er noch nicht zurück ins Licht. Allerdings wollte ihn die Stimme einfach nicht in Ruhe lassen und rief die ganze Zeit seinen Namen. Ging das nicht etwas leiser? “Jetzt komm schon, steh auf.”, nein er wollte noch nicht aufstehen, sondern weiterschlafen. Müde versuchte er die Stimme zu ignorieren und so zu tun als würde er tief und fest schlafen und hätte sie noch gar nicht gehört. Einen Moment lang schien die Taktik auch ganz gut zu klappen, zumindest war jetzt wieder angenehme Stille um ihn herum, bis er jedoch ein noch lauteres “AUFSTEHEN, DU SCHNARCHNASE!” hörte und einen weichen Schlage ins Gesicht spürte, weshalb er schließlich kapitulieren musste. Als er nun genervt die Augen aufschlug und die Person mit einem grimmigen “Was zum Teufel?!” anfahren wollte, verstummte er plötzlich als er sah, wen er da eigentlich mit einem großen Kissen in der Hand vor sich hatte. “Sakura?!”, stotterte er ungläubig und rutschte in dem Bett, in dem er sich anscheinend befand, etwas zurück, da er das Mädchen nur mit einem knappen T-Shirt und Unterhose bekleidet vor sich halb auf ihm drauf liegen sah. “Na klar, wer denn sonst?”, meinte die Rosahaarige, fiel ihm um den Hals und kuschelte sich so noch mehr an ihn, was den Silberhaarigen ganz kirre machte. War er im falschen Film? Wieso lag er mit dem Mädchen halb nackt in einem Bett? “Oder hast du etwa von jemand anderem geträumt?”, fragte sie jetzt schmollend und sah ihn skeptisch an, was er aber mit einem “Nein, natürlich nicht!” hastig beantwortete. Daraufhin kicherte sie leise: “Ich mach uns erst mal einen Kaffee.”, rutschte aus dem Bett und schwebte schließlich barfuß aus dem Zimmer. Noch verwirrter sah er ihrem wackelnden Arsch hinterher und wusste nicht, was er davon halten sollte. Er war immer noch Kakashi und das war Sakura, seine Schülerin um die er sich nun ziemlich lange gekümmert hatte. Vor kurzem hatte er zwar erkannt, dass er in Wirklichkeit ganz andere Gefühle für sie entwickelt hatte, allerdings gab es einige Punkte, die gegen eine Beziehung sprachen, nicht zuletzt, dass nach seinem letzten Stand der Dinge, Sakura nicht so fühlte wie er. Je mehr er darüber nachdachte, desto unlogischer und mysteriöser wurde alles. Träumte er etwa immer noch? Nein, eine kräftige Ohrfeige, mit der er sich fast aus dem Bett gehauen hatte, bewies dass er hellwach war. War das Ganze womöglich nur inszeniert und spielte ihm hier jemand womöglich nur einen Streich? Versteckte Kamera oder so? Spielte ihm Genma einen Streich und hatte die Rosahaarige bestochen um bei der Sache mitzumachen? Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, kam die Kirschblüte wieder fröhlich ins Zimmer gehüpft und reichte ihm eine Tasse Milchkaffee, die er dankend annahm. Danach setzte sie sich auf der anderen Seite des Bettes wieder neben ihn, nippte etwas an der Tasse um sie gleich wieder auf den Nachttisch zu stellen und sich an die nackte Brust des Älteren zu schmiegen. “Hast du gut geschlafen?”, fragte sie ihn und sah verliebt zum ihm nach oben. Unsicher was hier gespielt wurde und wie er darauf reagieren sollte, setzte er ebenfalls seine Tasse auf dem daneben liegenden Tisch ab und legte seinen Arm um ihre Schultern. Obwohl er sich das immer mehr als alles andere gewünscht hatte, überkam ihn ein ungutes Gefühl bei der Sache. Wenn das jemand sah, würde er dafür ganz sicher ins Gefängnis wandern. Mit der anderen Hand nippte er abermals an der Tasse und nuschelte: “Gut geschlafen schon, ehrlich gesagt glaube ich, dass ich immer noch schlafe.” “Müde weil du dich gestern beim Sex so verausgabt hast?” Kakashi dachte sich verhört zu haben und musste bei dem Wort “Sex” gleich den heißen Kaffee wieder ausspucken. Mit hochrotem Kopf sah er nach unten und erblickte die verführerischen tieftürkisgrünen Augen seiner sonst so unschuldigen Kirschblüte. Hatte sie das gerade eben wirklich gesagt? Aber so wie sie ihn ansah muss es wahr sein. Rot wie eine Tomate wich er beschämt ihrem Blick aus. Ihm graute es schon bei dem Gedanken, dass er jetzt nicht nur im Gefängnis landen, sondern von Tsunade persönlich hingerichtet werden würde. Außerdem fing er so langsam an zu glauben, dass Sakura ihn ganz und gar nicht auf den Arm nehmen wollte, sondern dass diese Nummer ihr voller Ernst, um nicht zu sagen die Realität war. Aber so ganz wollte er es immer noch nicht wahr haben. Wenn das die Wirklichkeit war, wieso konnte er sich dann an nichts erinnern und hatte stattdessen Erinnerungen aus einem scheinbar ganz anderem Leben? Gab es etwa mehrere Realitäten? So in Gedanken versunken, hatte er gar nicht gemerkt, dass sich das Mädchen mittlerweile auf seine Oberschenkel gesetzt hatte und nach Aufmerksamkeit bettelnd mit den Händen vor seinem Gesicht hin und her fuchtelte: “Hallo, Sakura an Kakashi, bitte kommen.”, wofür sich der Silberhaarige mit einem verwirrten Lächeln auch gleich für seine Abwesenheit entschuldigte. “Was ist los mit dir?”, hackte die Rosahaarige nun aber weiter nach, legte dabei schmollend ihre Stirn auf seine und sah ihn eindringlich an, “Du bist schon die ganze Zeit so komisch.” “Tut mir Leid, wenn ich gleich noch komischer sein werde, weil ich dir jetzt nämlich ein paar Fragen stellen muss. Vielleicht hab ich wirklich nur komisch geträumt.”, sagte er nun mit ernster Miene und wurde von Sakura, die sich mittlerweile fragte ob das der selbe Mensch war mit dem sie gestern schlafen gegangen war, daraufhin irritiert angeglotzt. Er fing mit seinen Fragen ganz simpel an: “Ich bin Kakashi.” “Ja.” “Und du bist Sakura.” “Ja.” “Du bist 14 Jahre jünger als ich…” “Jup.” “Und meine ehemalige Schülerin?” “Stimmt genau.” “Und wir sind aber trotzdem zusammen?”, der letzte Satz viel ihm dabei besonders schwer laut auszusprechen und er konnte nicht anders als abermals ihrem Blick auszuweichen. Sakura hingegen fand dieses Frage-Antwort-Spiel äußerst befremdlich. Es war fast so als hätte der Silberhaarige all seine Erinnerungen verloren. Allerdings fand sie es auch total süß, wie unsicher und schüchtern er plötzlich ihr gegenüber war. Ganz anders als in der letzten Nacht. Dass er bei seinem letzten Satz so viele Pausen machte und das Wort “zusammen” so zögerlich aussprach, brachte sie dabei besonders zum Schmunzeln. “Ja, wir sind zusammen.”, antwortete sie auf Kakashis Frage hin grinsend und kam sich vor wie eine Mutter, die ihrem Jungen die Geschichte von den Bienchen und Blümchen erklärte, “Wieso sollten wir nicht zusammen sein?” “Wegen der eben genannten Punkte.”, meinte Kakashi als ob das ganz offensichtlich wäre. “Wieso sollte jemand ein Problem damit haben?”, stellte sie allerdings die Gegenfrage. Sie wusste wirklich nicht auf was der Silberhaarige anspielte. Als würde irgendjemand ein Problem damit haben, dass sie seine Freundin wäre. Was für ein abwegiger und absurder Gedanke. Keiner von ihren Freunden hatte etwas gegen den Jonin und schon gar nicht, dass sie ein Paar waren. Immerhin liebten sie sich und von dem her war doch alles in Ordnung. Kakashi war heute wirklich komisch, aber sie verzieh ihm das gerne nach der phänomenalen letzten Nacht. Außerdem hatte er momentan wirklich viel um die Ohren und vielleicht wirkte sich das auf seine Psyche aus. Verliebt lächelnd wuschelte sie ihm durch die Haare, gab ihm einen langen sinnlichen Kuss und sagte, nachdem sie sich von ihm gelöst hatte: “Keine Sorge, niemand hielte mich davon ab dich zu lieben. Ich gehöre nur dir, Kakashi Hatake.” Das Mädchen sprach die Worte so selbstverständlich aus als hätte sie sie schon tausend Mal gesagt, doch in Kakashis Ohren klangen sie das erste Mal und ließen in seinem Bauch tausend Schmetterlinge frei. Sie liebte ihn, genauso wie er sie liebte. Wie sehr hatte er sich immer gewünscht, dass sie seine Freundin würde. Und nun saß sie tatsächlich mit ihm im Bett und hatte ihn geküsst. Der schönste Kuss, den er je auf seinen Lippen gespürt hatte, löste ein wohliges Gefühl in seinem Körper aus. Zum ersten Mal in seinem Leben war er glücklich und bis über beide Ohren verliebt. Bevor der Silberhaarige das Mädchen allerdings wieder in seine Arme ziehen konnte, entschlüpfte sie ihm, meinte fröhlich: “So, da wir das jetzt geklärt haben, könne wir ja endlich aufstehen und raus gehen. Schau, das Wetter ist so schön.” und wollte schon aus dem Bett springen und die Vorhänge zur Seite ziehen. Wäre doch schade bei dem strahlenden Sonnenschein den ganzen Tag nur drinnen zu bleiben. Doch der Ältere warf sich gerade noch auf sie drauf, begrub das zierliche Mädchen unter seinem Gewicht und grinste sie schelmisch an: “Wozu denn raus gehen, wenn ich hier genauso schöne Aussichten habe? Lass uns noch etwas im Bett bleiben.” Nun konnte er sich endlich nehmen, was ihm so lange verwehrt geblieben war und da würde ihn das schöne Wetter auch nicht davon abhalten. Anfangs protestierte die Rosahaarige noch, wandte sich unter ihm und betonte ihren Wunsch die Sonne zu genießen. Allerdings hatte sie damit auch Kakashis Ehrgeiz geweckt, der nicht umsonst der beste Liebhaber Konohas war und den Ruf hatte jede Frau rumzukriegen. Genüsslich hauchte er ihr deshalb einen Kuss nach dem anderen auf die Lippen, während er mit seiner Hand sanft durch ihre Haare fuhr und sie mit dem Kraulen ganz benommen machte. Auch wenn das Mädchen vorgab sich zu wehren, wusste er wie sehr es ihr gefiel und liebkoste sie weiter bis sie mit einem lieblich seufzenden “Okay, überredet.” ihr wohlwollendes Einverständnis in das aufflammende Liebesspiel gab. Und er würde sich jetzt viel Zeit nehmen um jeden einzelnen Centimeter ihres Körpers zu lieben und nach ihm verrückt zu machen. Ein paar Stunden später wurde es den beiden dann aber doch zu langweilig im Bett und sie beschlossen an die frische Luft zu gehen. Da es draußen warm und sonnig zu sein schien, zogen sich beide sommerlich an und schlenderten händchenhaltend durch die Straßen zur besten Eisdiele Konohas. Der Silberhaarige konnte es noch gar nicht fassen, dass keiner sie ansprach, ihnen giftige Blicke zuwarf oder sie sogar mit Steinen bewarf. Einige bekannte Gesichter grüßten sie sogar freundlich. Alles war so schön normal, ruhig und friedlich. Ohne Übertreibung der schönste Tag in seinem ganzen Leben. Kurze Zeit später kamen sie an der besagten Eisdiele an, mussten erst einmal zehn Minuten in der Schlange stehen und gönnten sich dann aber schließlich ihr wohlverdientes Eis bei diesen heißen dreißig Grad. Sakura nahm eine Kugel Zitrone und eine Amarena Kirsch, Kakashi entschied sich für Zartbitter-Schokolade und Vanille. Nachdem sie sich beide an dem kühlen Milchprodukt erfrischt hatten, setzten sie sich zusammen auf eine im Schatten stehende Bank, während Kakashi seinen Kopf auf Sakuras Schoß legte und sich von ihr genüsslich kraulen ließ. Verschlafen sah er in den Himmel und beobachtete wie sich die Baumkronen im Wind wie ein Mobile hin und her bewegte. Die kühle Brise streichelte angenehm seine Haut und ließ ihn in der aggressiven Sommerhitze zur Ruhe kommen. Lächelnd beugte sich die rosahaarige Kirschblüte über ihn und sah ihren Geliebten mit ihren türkisen Augen sanft an: “Geht’s dir gut? Du siehst so glücklich aus.” “Ja, ich bin glücklich. Du machst mich glücklich.”, erwiderte er ebenfalls lächelnd, zog ihren Kopf zu sich runter und hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, in den sie genüsslich einstimmte. Auch wenn er es immer noch nicht glauben konnte, dass sie so ausgelassen in der Öffentlichkeit ihre Liebe zeigen konnte, schien es doch die Realität zu sein. Sein anderes Leben, in dem ihnen viele Hindernisse entgegen stünden war nichts weiter als ein böser Traum gewesen. Ein böser Traum, den er lange geträumt hatte und aus dem er nicht mehr erwachen konnte. Doch jetzt war es vorbei und er war glücklicher als je zuvor. Nach einer kurzen Weile stand das Pärchen wieder auf und machte sich auf den Nachhauseweg. Die Straßen von Konoha waren auch jetzt in den späten Nachmittagsstunden so überfüllt, dass er hinter der Rosshaarigen gehen musste. Plötzlich wurde er am Handgelenk in eine dunkle Seitenstraße gerissen und war überrascht, wen er nun vor sich sah. Es war Naruto, der sich in voller Größe vor ihm ernst positioniert hatte. “Na-Naruto, du lebst?”, fragte er und war sich unsicher ob er nicht doch einen Geist vor sich hatte. “Nein, Kakashi-Sensei.”, antwortete er ernst, “Ich habe dir mein ganzes Chakra eingeflöst um dich zu retten. Ich bin jetzt ein Teil von dir.” Der Angesprochene war total perplex. Es schien als wäre auch das kein Traum, sondern sein blondhaariger Schüler in Fleisch und Blut, genauso wie er ihn in Erinnerung hatte. Doch genau wie heute Morgen, war auch diese Begegnung für ihn unreell und unlogisch. Wie konnte es sein, dass er noch lebte? Oder war sein Tod auch nur ein Traum gewesen? Aber wieso erzählte er ihm dann so komische Sachen? Und was bedeutete überhaupt, dass er ihn gerettet hatte? Wovor? “Ich bin hergekommen, um dich zu warnen bevor es zu spät sein wird.”, meinte Naruto nun merklich angespannt und bekam von dem Silberhaarigen die Gegenfrage gestellt, “Wovor willst du mich warnen?” “Du darfst dich von dieser Welt nicht täuschen lassen, Sensei. Das ist nicht die Wirklichkeit, auch wenn sie real zu sein scheint.” “Wie meinst du das?” “Wir sind in deinem Unterbewusstsein und du bist hier, weil du ins Koma gefallen bist.” “Ich bin im Koma?”, fragte Kakashi ungläubig. “Ja, im Prinzip träumst du eigentlich nur. Diese Welt ist absolut identisch mit dem wirklichen Konoha, aber dadurch dass sie auch ein Produkt deines Unterbewusstseins ist, reflektieren sich hier deine innigsten Wünsche.” Und bei dieser Aussage wusste der Silberhaarige mehr als genug, dass er auf Sakura anspielte. “Sensei, diese Sakura ist nur ein Produkt deiner Phantasie.”, fuhr der blonde Junge ihn plötzlich an, “Sie ist nicht die echte Sakura. Du darfst dich von ihr nicht täuschen lassen!” So langsam bekam es Kakashi mit der Angst zu tun. Er war verwirrt und unsicher, als würde er vor einem riesigen Abgrund stehen. Als würde Naruto von ihm verlangen sich in diesen tiefen schwarzen Abgrund zu stürzen. Aber das stimmte nicht was er da erzählte. Sakura war real. Er hatte sie geküsst, konnte sie in den Armen halten. Sie war ein Mensch aus Fleisch und Blut und war genauso echt wie diese Welt. Stattdessen musste er davon ausgehen, dass dieser Junge, der sich als sein verstorbener Schüler ausgab, nur eine Ausgeburt seiner Phantasie war. Ungläubig trat er zurück, wurde allerdings von dem Blonden am Handgelenk festgehalten: “Lass dich von ihr nicht täuschen, Sensei, denn je länger du mit ihr zusammen bist, desto schwerer wird es dir fallen wieder aufzuwachen und zurück zu kehren. Denk an die echte Sakura, sie wartet schon so lange auf dich!” “SEI STILL!!”, schrie Kakashi nun verzweifelt auf, riss sich von ihm los und rannte wieder aus der dunklen Gasse heraus und hinein in die Menschenmenge, in der er Sakura verloren hatte. In seinem Kopf drehte sich alles. Er war total verwirrt, verängstigt und wusste überhaupt nicht mehr was und wem er noch glauben sollte. Was war real und was war eine Lüge? Sollte er wirklich im Koma liegen? Aber wieso? Wovor hatte Naruto ihn angeblich gerettet und was war passiert? Mittlerweile hatte sich der Himmel verfinstert. Dunkle Wolken waren aufgezogen und es schien in absehbarer Zeit ein Gewitter zu geben. Alles hier fühlte sich echt an. Der starke Wind, der ihn ins Gesicht peitschte, die Leute, mit denen er zusammen stieß, der Staub der Straßen, der in seine Augen wehte. Wieso sollte das also nicht die Wirklichkeit sein? Andererseits konnte er es auch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit beweisen. Verloren und hilfesuchend rannte er ins Ungewisse. Wohin wusste er nicht. Er wollte einfach nur weglaufen. Irgendwohin wo es sicher war. “Kakashi, da bist du ja wieder!”, tauchte plötzlich wie aus dem Nichts die Rosahaarige wieder auf und grinste ihn fröhlich an. Da war sie endlich wieder, das Mädchen, das die Angst aus ihm vertreiben und ihn vom Abgrund wegziehen konnte. Wie unglaublich beruhigend ihr Lächeln auf ihn wirkte. Nur sie schaffte es den Spuk zu beenden. Der Wind wurde nun immer stärker und das Gewitter mit leisem Donner seinen Anfang. “Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt?”, fragte sie ihn, nahm sanft bei der Hand und zog ihn mit sich, “Wir wollten doch noch zu deinen Eltern.” Allmählich begann es auch zu tröpfeln und um nicht ganz in den Platzregen zu kommen, zog Sakura ihn jetzt fordernder hinter sich her. Im ersten Moment glaubte Kakashi sich verhört zu haben: “Zu meinen…?” “Na klar, wir haben doch schon letzte Woche versprochen, dass wir sie mal wieder besuchen gehen.”, erinnerte Sakura ihn, da ihr einfiel dass ihr Geliebter seit heute Morgen an diesem komischen Gedächtnisschwund litt. Doch Kakashi konnte es immer noch nicht glauben. Perplex und verdattert ließ er sich von Sakura hinterher ziehen, die schon fast rannte. Sie führte ihn genau in die richtige Richtung. Zusammen gingen sie die Hauptstraße entlang, bogen dann links und wieder links ab und dort stand es tatsächlich. Das riesige Anwesen, in dem er aufgewachsen war, obwohl er dort nur ein paar Jahre lebte. Der Ort, an dem ihn seine liebenden Eltern ihn großgezogen hatten. Als Sakura ihn in den großen Vorgarten führte, konnten sie gerade noch unter das Dach der Terrasse springen, bevor es anfing wie aus Eimern zu schütten. “Gerade noch geschafft.”, keuchte sie erleichtert außer Atem. Zusammen sahen sie sich noch etwas den heftigen Sturm an, zogen schließlich ihre Sandalen aus und betraten barfuß das Haus. Es war noch genauso wie es Kakashi in Erinnerung hatte in dem traditionell japanischen Stil mit dunklen Holzböden in den Fluren und hellen Papiertüren. Während er sich unsicher und wie ein Fremder fühlte, schien sich Sakura ganz zu Hause zu fühlen. Sie ging schon mal voraus, schob eine Papiertür zur Seite, von der er wusste dass es die Küche sein musste, und rief beim betreten des Zimmers freundlich: “Yuri-san, wie geht’s dir?” Plötzlich hielt er inne. Konnte dort hinter dieser Tür wirklich seine Mutter sein? Seine Mutter, die er fast vergessen hatte, weil sie schon so früh verstorben ist? Doch dann hörte er ihre Stimme: “Hast du Kakashi gar nicht mitgebracht?” Mit pochendem Herzen trat er nun ebenfalls ins Zimmer und hatte seinen Blick immer noch schüchtern auf den Boden geheftet. Doch als er sich endlich traute aufzublicken, mochte er seinen Augen kaum glauben. Ihm gegenüber und an Sakuras Seite stand wirklich seine Mutter. Sie war etwas älter als in seiner Erinnerung, hatte aber nur wenig Falten aber immer noch den gleichen liebevollen Blick. Zögerlich ging er auf sie zu, während auch sie ihm entgegen ging. Zitternd vor Freude, musste er die aufkommenden Tränen in sich unterdrücken und sich beherrschen ihr nicht gleich um den Hals zu fallen und sie zu umarmen. Allerdings brauchte es für seine Mutter nicht fiel um die Zurückhaltung ihres Jungen zu erkennen. Deshalb machte sie, um ihn nicht zu beschämen, den ersten Schritt, ging auf ihn zu, legte ihre Hand auf seine zitternde Wange und hieß ihn mit einem “Okaeri, Kakashi-chan.*” während er ihr mit glitzernden Augen “Tadaima, Kaa-san.*” antwortete. Während Sakura im Sinne einer guten Schwiegertochter seiner Mutter ihre Hilfe anbot, bat diese sie freundlich in das Aufenthaltszimmer. Seine Füße kribbelten als er die allzu bekannten Tatamimatten betrat. Schon als Kind mochte er dieses Zimmer, durch das man ebenfalls auf die Terrasse und in den weiten Hintergarten gelangen konnte, in dem mehrere mittelgroße Kiefernbäume und ein kleiner Teich mit Koifischen stand. Er konnte sich noch genau daran erinnern, dass er einmal als er zu tief in den Teich gesehen hatte und ein Koi an die Oberfläche getaucht war, sich so erschreckt hatte, dass er prompt hinein gefallen war und sein Vater ihn ausgelacht und seine Mutter ihn mit einem wärmenden Handtuch empfangen hatte. Während sie sich auf Sitzkissen an einem kleinen Tisch niederließen, brachte ihnen das Dienstmädchen Matcha-Tee und mit süßer Bohnenpaste gefüllte Manju. Obwohl Sakura sich sehr ausgelassen und ungezwungen mit seiner Mutter unterhielt, traute Kakashi sich kaum sie anzusehen, so schüchtern war er. Aufgeregt machte er einen Blick zur Seite um sie dadurch beobachten zu können. Ihr Lachen war süß und auch ihre Angewohnheit die Hand beim Lachen vor den Mund zu heben. Nur sie hatte dieses unverwechselbare gütige Lächeln, wenn sie ihn und ihren Vater ansah. Erst jetzt merkte er, wie sehr er sie liebte und verehrte. Sie war so ganz anders als die Kirschblüte und doch konnte er eine gewisse Ähnlichkeit erkennen. In Sakuras Nähe empfand er das gleiche angenehme Gefühl, das er auch bei seiner Mutter hatte. Dieses Gefühl sich fallen lassen zu können und von zwei liebenden Armen umarmt zu werden. “Dein Vater müsste auch bald zurückkommen. Er wollte eigentlich nur einen kleinen Spaziergang machen.”, erzählte Yuri und richtete ihren Blick wartend auf die überdachte Terrasse und den Garten. Sie hatten die Papiertür aufgeschoben und ließen die vom Regen abgekühlte Sommerluft den Raum erfrischen. Draußen schüttete es wie aus Eimern und der Regen der aufs Dach prasselte bildete eine laute Geräuschkulisse im Hintergrund ihres Gesprächs. Sein Vater liebte es bei Regen spazieren zu gehen, denn dann war niemand auf der Straße und man konnte seine Umgebung umso lebendiger erfahren. Die klare Luft zu atmen und die plätschernde Melodie des Regens der sich in den Pfützen sammelte zu hören hatten eine meditative, beruhigende Wirkung auf ihn. Kaum hatte es aufgehört und die letzten Tropfen fielen vom Dach, lichteten sich auch schon die Wolken und mit den ersten durchdringenden Sonnenstrahlen, die ins Zimmer drangen, schloss auch der legendäre “Weiße Reiszahn” seinen roten Kyo-Wagasa-Regenschirm und betrat mit einem “Hallo, mein Junge.” durch die Terrasse den sonnendurchfluteten Tatamiraum. “Hallo, Too-san.”, begrüßte auch Kakashi seinen Vater und nickte ihm kurz zu. Sein Herz pochte aufgeregt etwas schneller, als der Mann auf sie zu kam und sich ebenfalls zu ihnen an den Tisch setze, nachdem er Yuri einen sanften Kuss auf die Wange gegeben hatte. Sein Vater hatte nichts von der Würde und dem Stolz verloren, die er schon damals für den kleinen Kakashi ausgestrahlt hatte. In Begleitung anderer Ninja stach er immer durch seine Hoheit, die sein Rang aber auch seine langjährige Erfahrung ausmachten, besonders hervor. Alle zollten ihm Respekt und Achtung. In Gegenwart seiner Mutter jedoch, war er handzahm, freundlich und gütig. Auch wenn er sich manchmal vor der Strenge seines Vaters gehütet hatte, so hatte er trotzdem nie die Wärme und Sanftheit seiner schützenden Hand vergessen. Und obwohl er nun ebenfalls ein erwachsener Mann und ein erfahrener Jonin war, fühlte er sich neben dem Älteren wieder wie ein kleiner schusseliger Bub. Mittlerweile war es schon Abend geworden und während Yuri sich entschuldigte um das Abendessen vorzubereiten und Sakura ihr dabei zur Hand ging, wollte Sakumo seinen Sohn für einige Minuten nach draußen entführen. Er führte Kakashi die Holzstegveranda entlang und zusammen verließen sie das Anwesen und gingen in den nahegelegenen Wald. Das Licht und Schattenspiel zwischen den hohen Baumstämmen war jetzt in den Abendstunden besonders schön anzusehen. “Es ist schön dich wiederzusehen, mein Sohn.”, sagte Sakumo nach einer Weile der Stille und legte ihm freundlich die Hand auf die Schulter, “Auch deine Mutter freut sich sehr.” Sie gingen weiter auf eine Waldlichtung mit einem See zu, wo sich der Ältere auf eine Bank setzte und seinem Sohn ebenfalls einen Platz anbot. Nervös mit seinem Vater allein zu sein, setzte sich der Silberhaarige neben ihn, nahm ein paar Steine in die Hand und schmiss sie in den stillen See. Die kreisförmigen Wellen, die der eintauchende Stein hinterließ, spiegelten sich bunt im Licht der rötlich untergehenden Sonne und den purpurnen Überbleibsel der Regenwolken. “Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.”, setzte nun auch Kakashi an und richtete seinen Blick weiterhin schüchtern auf das spiegelnde Wasser des Sees. Für ihn war es wirklich eine Ewigkeit, trotzdem versuchte er seine Aussage so zu formulieren um seinen Vater nicht zu verwirren. Hätte er irgendetwas anderes gesagt, wäre dieser sicher genauso verwundert gewesen wie Sakura heute Morgen. “Ja da hast du Recht.”, antwortete Sakumo freundlich und suchte den Blick seines Sohnes zu erhaschen. Als dieser ihm endlich in die Augen sah, sprach er weiter: “Aber trotzdem solltest du auch bald wieder aufbrechen.” Doch nun war es Kakashi der seinen Gegenüber verwundert und fragend anstarrte, auch wenn er glaubte zu wissen worauf dieser anspielte. “Schau Kakashi, diese Welt mag zwar schön und harmonisch sein, aber sie ist nicht die Wirklichkeit.”, auch wenn Sakumo ihn verständnisvoll anlächelte, waren es die gleichen Worte die bereits Naruto zu ihm gesagt hatte. Deshalb war auch Kakashis Reaktion auch dieses Mal eine Ähnliche, der sich skeptisch von den Weißhaarigen abwandte. Sakumo hatte so etwas allerdings bereits vorausgesehen und wusste dass er aus diesem Grund mit besonderer Empfindsamkeit an die Sache heran gehen musste. *Okaeri = Willkommen zurück. / Tadaima = Ich bin wieder da. => Begrüßungsfloskel, wenn man das Haus wieder betritt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)