His Dream - His Life von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Die Straße war nass und die Gasse, durch die er ging, dunkel. Die Hauptstraße, in die er einbog, war komplett in Grau getaucht und seit Stunden regnete es. Und genauso lange schlenderte er schon ziellos durch die Gegend. Der große, schlanke Mann war von oben bis unten vollständig durchnässt. Seine Haare hingen schlapp herunter und von den Haarspitzen, die ihm ins Gesicht fielen, tropfte das Wasser unaufhörlich auf ihn herab. Sein Hemd klebte an seinem Körper und es wurde kälter und kälter. Dass er allmählich anfing zu frieren, kümmerte ihn recht wenig. Er hatte seine Gefühle abgestellt – wollte einfach nur nachdenken. Und egal, wie lange er dafür brauchen würde – solange würde er nicht nach Hause gehen. „Aki! Aki!“ Ein Mädchen lief hastig durch die dunklen Straßen, denn es war bereits Nacht geworden. Das einzige Licht, das man sah, war von den Straßenlaternen, die nacheinander aufgereiht am Straßenrand standen und von den Scheinwerfern der Autos, die ab und an an ihr vorbeifuhren. Ihre blond gefärbten Haare schienen durch die Nässe des Regens dunkel und auch ihre Klamotten waren bereits komplett durchnässt. Sie schrie immer wieder den selben Namen und flüsterte vor sich hin: „Wo bist du...?“ Als sie kurz stehen blieb und sich an eine Hausmauer lehnte, zum Himmel sah und kurz verschnaufen wollte, hielt sie plötzlich inne. Sie stützte sich von der Mauer ab und rannte in die Richtung, von der sie gekommen war. Eine ganze Weile ging es nur geradeaus, bis eine kleine schmale Straße kam, die von Bäumen umsäumt war. Am Ende der Straße stand ein alleinstehendes Gebäude mit einem großen Eingangstor, das einen Spalt offen stand – nur wenn jemand auf dem Grundstück war, war dieses geöffnet. „Er ist hier...“ Sie ging durch den Eingang, am Gebäude vorbei, über das Grundstück bis sie von Weitem eine große, schlanke Gestalt stehen sah. Sie stand am Rande eines kleinen Abhangs. Darunter führte ein kleiner Feldweg vorbei und bis zum Horizont konnte man nur Felder und Wiesen sehen. „Was willst du?“, kam es plötzlich von der nach vorne starrenden Person. „Ich hab doch gesagt, dass ihr mich in Ruhe lassen sollt.“ Das Mädchen, mit dem Namen Rei ballte ihre Hände zu Fäusten. „Du sturer Bock! Du gibst doch sonst nicht so schnell auf! Warum tust du's dann ausgerechnet jetzt?“ Keine Antwort. Während es immernoch heftig regnete, ging Rei noch einige Schritte auf Aki zu, stoppte kurz, packte ihn an einem Arm, dessen Hand er in der Hosentasche vergrub und zwang ihn, ihr ins Gesicht zu sehen. Sie sah Spuren von Wasser auf seinen Wangen. Sie kamen nicht vom Regen. Er sah müde aus und seine Augen glänzten von den Tränen, die ihm noch immer in den Augen standen. Auch die Augen des Mädchens füllten sich mit Tränen. Als er sie plötzlich packte, umarmte und sie an seiner Brust lehnte, fielen ihr die Worte von den drei Bandmitgliedern wieder ein. „Wer weiß...vielleicht nie wieder...“ „Was soll das heißen - „Nie wieder“?“, entgegnete sie entrüstet und wartete auf Antwort. „Mao!“ „Es soll heißen, dass entweder wieder alles in Ordnung geht oder wir ohne Aki auszukommen haben oder die Band auflösen müssen.“, ergriff Shinji das Wort. Die Jungs der Band hatten sich am frühen Abend bei Mao zu Hause getroffen, um zu diskutieren, wie es weitergehen sollte. Aki hatte sich vor einigen Wochen das Handgelenk ernsthaft angebrochen. Der Bassist wollte ihnen beim Treffen das Ergebnis der letzten Untersuchung mitteilen. Der Drummer der Band, Yuuya, saß vorm Couchtisch und trommelte mit seinen Drumsticks fleißig auf diesem herum, während er Aki's Freundin weiter aufklärte: „Der Arzt hätte wohl gemeint...“, er machte eine kleine Pause und legte seine Sticks neben sich auf den Boden. „Er hätte wohl gemeint, dass das Handgelenk normal verheilt, aber dass er noch nicht weiß, wie es mit dem weiteren Bassspielen aussehen wird. Die Chancen liegen 50 zu 50.“ Es war der Schock, der in die Knochen fuhr. Für einen Menschen gibt es nichts Schlimmeres, als das aufgeben zu müssen, was man von Herzen liebt und – im Falle von Aki – was einem vielleicht sogar wichtiger ist als das eigene Leben. „Ihr gebt ja sehr schnell auf.“, warf Gitarrist Shinji in die Runde ein. „Ihr gebt doch sonst nicht so schnell auf. Besonders bei unserem Bassisten wundert es mich, dass er schon den Kopf hängen lässt. Immerhin stehen die Chancen auch zur Hälfte gut, dass sich alles wieder einrenkt.“ „Mag sein.“, Der Sänger der Band, Mao, stand am Fenster, blickte in den Regen hinaus, zündete sich eine Zigarette an und pustete langsam den Rauch gegen die Scheibe. „Ohne Aki wird es keine Band mehr geben. Entweder wir alle zusammen oder keiner.“ Rei stand von der Couch auf und ging in Richtung Tür. „Das habt ihr ihm so gesagt oder? Wo ist er jetzt hin?“, wollte sie wissen, während sie den Türgriff in die Hand nahm. Yuuya schüttelte den Kopf und antwortete: „Keine Ahnung. Er ist ohne ein Wort aus der Tür.“ Das nicht allzu große Mädchen riss die Tür auf, schlug sie von außen wieder zu und begann, ihn zu suchen. Nach zwei Stunden hatte sie ihn gefunden und umklammerte nun diesen großen und schlanken Menschen, der ihr so viel bedeutete. Wie es weitergehen würde, wusste niemand der beiden. Der Bassist mit den schwarzen Haaren griff in seine Hosentasche und holte eine Schachtel Zigaretten hervor, aus der er eine nahm und sich anzündete. Der Regen hatte endlich aufgehört und die Wolken verzogen sich allmählich. „Hier seid ihr ja!“, kam plötzlich eine Stimme von hinten. Als sich Rei erschrocken umblickte, sah sie drei Gestalten näher kommen. „Mao! Shinji! Yuuya!“, stutzte sie. „Wir dachten schon, dass du hierher kommen würdest.“, grinste der Sänger Mao. „Ist schließlich unser Häuschen, in dem wir immer proben.“, ergänzte Shinji. „Und hier werden wir auch weiterhin proben – mit unserem Bassisten Akiiii.“, scherzte Yuuya und stupste Aki an der Schulter an, der sich daraufhin jetzt erst zu den Jungs umdrehte. „Wir gehören zusammen. Wir sind und bleiben eine Band!“, kam es von dem Sänger, dem Gitarristen und dem Drummer im Chor. Rei und Aki fingen an, leicht zu grinsen. Alle gemeinsam standen sie nun mitten in der Nacht beieinander und alle wussten sie das Gleiche: Der Bassist würde wieder spielen können – irgendwann – vielleicht schon bald. Und die Band würde zusammen bleiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)