Unser aller Schicksal von Cindy (The Organizations Fate) ================================================================================ Kapitel 1: Nr. III - Xaldins Schicksal -------------------------------------- „Entschuldigung, Ihre Karten bitte... Danke, ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Film.“ Alles war wie immer... Und genau das nervte mich an meinem Leben. Alles war normal, es war so... durchschnittlich. Ich hasste es. Meine Eltern haben immer gesagt: „Junge, sieh dich an, aus dir wird nie etwas!“. Das Arbeitsamt hält mich für einen hoffnungslosen Fall und die Schule hat mich aufgegeben. Im Gefängnis bin ich öfters gesehen... Nun gut, vielleicht haben sie alle Recht, doch was blieb einem Kind wie mir unter solchen Bedingungen anderes übrig als abzurutschen? Immer tiefer und tiefer... bis ich dort ankam, wo ich jetzt bin... _~*~_~*~_~*~_~*~_~*~_ Alles war wie immer. Er zog sich um, zusammen mit allen anderen Mitarbeitern aus dem Großstadtkino, er verließ das Gebäude wie jeder andere auch... „Hey, wir sehen uns morgen, oder?“ „Ja, natürlich. Gute Nacht.“ Doch für ihn würde es wieder eine lange Nacht werden, das wusste er jetzt schon. Seine Schritte führen ihn weg, immer weiter. Sie führen ihn nicht nach Hause, nicht zu seinen Eltern, nicht in die Arme seiner Geliebten. Er war allein, das war er schon immer gewesen... Doch er hatte gelernt damit umzugehen, das sagte er sich zumindest selbst. Langsam schritt er weiter, fort von den Lichtern der Stadt, fort von den bunt leuchtenden Schildern, ja sogar fort von jeglichem Licht, bis er an einer kleinen Unterführung anhielt. Ja, hier war er jemand, jemand von Bedeutung, jemand mit Stellung, dies war sein Reich. „Hey Xaldin, hast du den Stoff dabei?“ „Wie immer...“ Mit diesen Worten ließ er das kleine Päckchen mit dem weißen Pulver darin zu Boden fallen, doch keiner griff danach. Alle hatten Respekt. Ja, hier war er jemand... Während Xaldin sich langsam zu Boden gleiten ließ musste er schmunzeln. Der Name war albern, ein billiges Synonym, doch er erfüllte seinen Zweck, konnte er schließlich in dieser Gegend nicht unter seinem echten Namen auftreten. Bisher hatte es niemand bemerkt, keiner wusste, dass er schon seit langem abhängig war und sollte es doch einer bemerkt haben, so schwieg er. Tagsüber ließ es sich gut verbergen, unter den Arbeitsshirts des Kinos, die den unglaublichen Vorteil hatten, dass sie bis über die Ellbeugen gingen. Seine Freunde hatten versucht ihm den Job als eine Art Chance, einen Neuanfang, zu verkaufen, doch er wusste, was es wirklich war. Nur eine weitere von vielen Kurzzeitstellen von denen er schon zu viele hinter sich hatte. Es war wie immer. Nach spätestens zwei Monaten wurde er entlassen, noch nicht mal aus der Probezeit heraus. Mit ihm konnte man es machen. Trotz des wüsten Auftretens schluckte er alles runter, ein Vulkan, der tief unter der Oberfläche, unbemerkt von allen, einen Ausbruch vorbereitete. Er hatte sich lange Haare wachsen lassen, trug diese immer zu Dread locks geflochten. Manche sahen es als Hilferuf, doch Xaldin blockte immer ab. Er wollte keine Hilfe, er brauchte keine Hilfe, nicht mehr. Sie hätten ihm helfen können, als es noch nicht zu spät war... Jetzt war er 20 und sah keinen Funken Licht mehr im Leben. „Mann, du hast diesmal ganz schön viel Zeug dabei...“ Xaldin schaute auf. „Wenn es dir nicht passt, dann verpiss dich! Und keine Sorge, das ist nicht alles für dich, jeder hier will was ab haben, aber jetzt erst mal Geld her, Jungs.“ Während ihm seine Freunde murrend das Geld in die Hand drückten ließ Xaldin seinen Blick über sie wandern... Meist waren sie zu fünft. Alles andere Freundesfreunde, die nur gelegentlich vorbei schauten. Fünf Menschen, vier weitere arme Seelen, die genauso verzweifelt waren wie er... Und keiner half ihnen. Es war wie immer. Sobald Xaldin das Geld hatte öffnete er die Tüte. Er war derjenige aus der Gruppe, der den Stoff besorgte. So war es schon immer gewesen... Sie hatten sich jede Aufgabe geteilt, so konnte man sie nicht erwischen. Die Polizei wusste, dass etwas hinter ihrem Rücken vonstatten ging, doch schnappen konnten sie keinen von ihnen. Xaldin gab den Beutel weiter, ein anderer war jetzt an der Reihe. Schweigend beobachtete er, wie das Pulver zum Erhitzen in eine Schale gekippt und kurz darauf auf eine kleine Kerzenflamme gestellt wurde, die es schon bald flüssig werden lassen würde. Ein anderer holte die Spritzen raus. Sie schwiegen... Wie immer... Meist war es eine stumme Kommunikation zwischen ihnen, keiner fragte, wie der Tag des anderen so verlaufen war, sie waren alle hier um zu vergessen. Als ihm die Spritze gereicht wurde nahm Xaldin sie stumm entgegen, nickte nur. Von jemand anderem bekam er die Nadel. Kurz herrschte allgemeines Geraschel während sie ihr „Werkzeug“, wie sie es liebevoll nannten, auspackten. Die Prozedur war bekannt. Es war alles wie immer... Genau als sie fertig waren war auch ihr Stoff fertig. Doch keiner fing an. Xaldin spürte die wartenden und zugleich auffordernden Blicke auf sich. Er schaute auf, schenkte jedem einen Blick in die Augen. Vier Seelen, genauso kaputt wie seine. „Worauf wartet ihr, meine Freunde? Lasst uns anfangen...“, erhob Xaldin die Worte, gab somit einen weiteren Abend frei, an dem sie alles taten um der Verzweiflung zu entkommen. Doch etwas ließ Xaldin zögern. Er schaute noch mal auf, fand auch die Ursache für sein komisches Gefühl. Mex... Sein bester Freund. Er kannte ihn länger als jeden anderen seit er zurück denken konnte. Zusammen hatten sie Geschäfte ausgeraubt, Fenster zertrümmert und vieles mehr getan und jetzt schaute er ihn an. Tief, so tief wie noch niemand zuvor in ihn geblickt hatte, wie sich noch nie einer die Mühe gemacht hatte und sein Blick sagte ihm: Ich weiß was du vorhast, tu es nicht... Doch Xaldin schüttelte den Kopf. Das war Unsinn. Mex war tot... Vor zwei Jahren schon fand er den Tod... und sein Stoff war daran schuld. Doch Xaldin hatte nichts gelernt, fing an stärkere Drogen zu nehmen um die Verzweiflung zu unterdrücken, doch es klappte nicht immer... Nein, das war nicht wie immer und Xaldin hatte beschlossen, dass heute alles anders werden sollte. Mit diesem Gedanken steckte Xaldin endlich auch die Spritze in das kleine Gefäß, zog sie auf... Immer mehr und mehr, bis sie völlig gefüllt war. Keiner hatte es bemerkt, keiner würde es bemerken, bis es zu spät war. So verzweifelt sie auch zusammen waren, so war doch jeder auf sich allein gestellt. Zumal war die Hälfte schon zu abwesend um sich überhaupt noch um ihn zu kümmern, ihren Körpern entschwebt, mit einem dämlichen Grinsen auf dem Gesicht. Langsam steckte Xaldin die Nadel auf die Spritze, schob den Ärmel seines Shirts hoch. Er musste nicht lange suchen, seine Venen waren schon immer gut sichtbar gewesen, doch inzwischen verrieten ihm die vielen Einstichlöcher, wo er zu suchen hatte. Xaldin stach zu und wusste sofort er hatte getroffen. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht als er anfing die klare Flüssigkeit in seinen Körper zu drücken. Er wusste jetzt schon was ihn erwartete. Ein lauter Knall, der alles Grau um ihn herum zerbrechen ließ bis nur noch völlige Glückseligkeit zurück blieb. Doch leider war dies nicht von Dauer. Es war wie immer... Morgens aufzuwachen, kalt und halb erfroren von der Nacht im Freien, meist irgendwie verschlungen mit den anderen, doch damit war jetzt Schluss... Er wollte es nicht mehr, war es leid. Entschlossen drückte Xaldin mehr Stoff in sich, biss die Zähne zusammen. Am Rande spürte er, wie sein Kopf in den Nacken fiel, er nach Luft schnappte. Sein Körper wehrte sich dagegen. Doch trotz allem machte Xaldin weiter, zwang sich bei Verstand zu bleiben, auch wenn er das Gefühl hatte sein Kopf müsse explodieren. „Scheiße Mann, Xaldin was machst du da? Bist du wahnsinnig?“ Die Stimme ließ ihn aufschrecken und er öffnete die Augen. Im ersten Moment dachte er Mex zu sehen, doch das Bild veränderte sich wieder. Schnell schloss Xaldin die Augen, bevor er ihm ganz entschwebte. „Keine Sorge mein Freund... Du musst jetzt nicht mehr alleine sein... Und ich auch nicht... Lass uns zusammen die Hölle auf den Kopf stellen...“ Die Worte kamen nur flüsternd über seine Lippen, doch war er sich sicher, dass Mex sie gehört hatte. In diesem Moment spürte er, wie die Spritze einrastete, das letzte bisschen in seinem Körper verschwand... Und nichts war mehr wie immer... _~*~_~*~_~*~_~*~_~*~_ Als Xaldin die Augen öffnete war sein erster Gedanke, dass es sich nicht schön anfühlte zu sterben. Er hatte es sich anders vorgestellt... Nicht so... schmerzhaft... Den kalten Wind auf seiner Haut konnte er jedenfalls nicht als angenehm bezeichnen. Langsam ließ er eine Hand zu seinem Kopf wandern, stöhnte gequält. „Steh auf!“ Eine eiskalte Stimme ließ Xaldin das Blut in den Adern gefrieren, seine Augen öffneten sich mit einem Schlag weit. Er hatte es nicht bemerkt, hatte nicht wahrgenommen dass jemand vor ihm stand. Schnell sah er auf, blickte in ein dunkles Gesicht das fast völlig vom Schatten verdeckt war. Xaldin beugte sich leicht vor um sein Gegenüber besser erkennen zu können, doch alles was er erntete war ein scharfer abweisender Blick aus Augen, die er wohl nie wieder vergessen würde. Doch anstatt Furcht spürte er nichts... Nur Kälte... Wie er sie immer gespürt hatte... „Steh auf!“, befahl ihm die Stimme erneut und diesmal gehorchte Xaldin. Er wusste nicht warum er es tat. Er hatte bisher noch niemandem gehorcht, doch er konnte nicht anders, spürte dass es wichtig war. Als er nun vor dem Fremden stand musterte er ihn. Ein schwarzer Ledermantel verhüllte den Körper komplett, doch darunter konnte er eine ziemlich ausgebildete Statur erkennen. Unter der Kapuze schauten die Spitzen weißer Haare hervor. Xaldin senkte den Kopf. „Xemnas...“, flüsterte er ganz instinktiv, bemerkte auch ohne aufzugucken, wie sich ein kaltes Lächeln auf das Gesicht des anderen legte. „Wer bist du?“, fragte die Stimme kalt. „Mein Name ist Xaldin, drittes Mitglied der Organisation XIII, stets zu Diensten...“ „Nun gut, dann komm mit mir...“ Xaldin nickte, richtete sich wieder auf und folgte der Gestalt in die Dunkelheit um für immer zu verschwinden... Und nichts war mehr wie immer... Kapitel 2: Nr. X - Luxords Schicksal ------------------------------------ Es war spät abends, als ich zum ersten Mal den Vorhang vor meinem Fenster beiseite schob und meine Augen mit einer Hand gegen das grelle Licht abschirmte. Doch was mich blendete war nicht etwa die Sonne, sondern die bunten flimmernden Lichter von Las Vegas, Nevada. Ja, hier wohne ich nun schon seit ein paar Jahren und bin sogar recht glücklich damit. Natürlich ist meine Wohnung nicht die Größte und Schönste, aber sie ist meine und bietet mir ein warmes Dach über dem Kopf, mit dem ich vollauf zufrieden bin. Mit diesem Gedanken wandte ich mich vom Fenster ab und betrat das Bad, was meines Erachtens nach leider doch etwas zu klein geraten war. Aber trotzdem will ich mich nicht beschweren, schließlich wohnt nicht jeder so dicht bei der Arbeit wie ich. Unten aus der Tür raus, links abbiegen, zwei Blöcke gehen und voila, schon bin ich da. Ihr wollt nun wissen was ich arbeite, in dieser aufregenden Stadt Las Vegas, die sich so vieles offen hält? Nun, dann kommt doch einfach mit und hört euch meine Geschichte an... _~*~_~*~_~*~_~*~_~*~_ „Hey, da bist du ja endlich!“ „Ja, tut mir Leid, dass ich zu spät bin!“ „Kein Problem, wenn wir uns beeilen schaffen wir es noch uns rechtzeitig umzuziehen!“ Es war wie immer. Sie begrüßten sich wie an jedem anderen Tag auch. Lux und Aysel. Wer dieses Paar kannte wollte seine Gesellschaft meist nicht mehr missen. Sie ergänzten sich wie zwei Hälften eines zerbrochenen Herzes an einer Kette. Die meisten sagen es liegt an der Art wie sie sich kennen gelernt haben. Aysel arbeitete fast schon so lange hier wie Lux. Sie ein Las Vegas Showgirl, er ein bekannter Croupier. Zusammen hatten sie wohl schon mehr Zeit im Casino verbracht als andere in ihrem Bett, doch bisher war noch keinem die Arbeit lästig geworden. Während Lux sich in der Unisexumkleide mit Aysel und seinen anderen Kollegen umzog gingen ihm einige Sachen durch den Kopf. Manchmal fragte er sich ob in seinem Leben nicht etwas schief lief. Und zwar gewaltig... Er konnte nicht sagen was, aber eine Unruhe hatte ihn ergriffen, mit der er nichts anzufangen wusste, die ihn verunsicherte und sein Leben durcheinander warf. Oft hatte er überlegt ob er nicht schon zu alt für diesen Job war. Schließlich konnte es nicht gesund sein ständig nachts zu arbeiten, in diesem Lärm und Rauch, zusammen mit glücklichen und unglücklichen Menschen, doch seine Arbeit machte ihm Spaß und die meisten Kunden ihres Casinos kannten ihn. Wahrscheinlich war dies der einzige Grund warum er blieb, auch wenn die Bezahlung nicht so schlecht war. Doch was ihn wirklich hier hielt, was er sich aber niemals eingestehen würde... war Aysel. Das blonde Mädchen hatte es ihm wirklich angetan. Und während Lux in seine schwarze Hose schlüpfte lies er beinahe zufällig einen Blick über sie wandern. Er mochte es, er hatte es schon immer gemocht wenn sie ihr enges Kostüm anzog, in dem sie ihn an einen Schneehasen erinnerte, auch wenn der Stoff schwarz war. Aber ihre weichen Haare, die helle Haut, die fast so aussah als könnte sie einer edlen Porzellanpuppe gehören, erweckten in ihm immer den Eindruck etwas sehr Reinen und Unverdorbenen. Zwar hatte dieser Schneehase gelbe Löffel, aber nun gut, er mochte blonde Frauen, vor allem wenn sie so hübsch waren wie diese hier. Und während er so verträumt in der Umkleide stand, immer noch nur mit einer Hose bekleidet bemerkte sie seine Blicke und zwinkerte ihm mit einem Lächeln zu, was nur dazu führte dass er errötete und seinen Blick abwand. Sie hatten sich kennen gelernt als Lux gerade mal einen Monat hier war. Schon damals hatte es zwischen ihnen gefunkt, dass wusste sie genau. In dem Moment wo sie die Umkleide betreten hatte, noch nervös was sie erwarten würde, schmalzen ihre Sorgen nur so dahin als sie den durchtrainierten Kerl erblickte, der von nun an ihr Partner sein sollte. Natürlich nur im geschäftlichen Sinne, denn bereit sich zu binden war sie noch nicht, auch wenn sie es sich für diesen Kerl durchaus überlegen würde. Mit diesem Gedanken schlüpfte sie vollständig in ihr Kostüm, was nicht gerade viel verbarg. Ein tiefer Ausschnitt, lange sexy Beine und ein Puschelschwänzchen am Hintern gehörten in diesem Beruf einfach dazu. Zufrieden streckte sie Lux die Zunge raus als dieser seine Augen mal wieder nicht bei sich behalten konnte, ließ im Gegenzug ihre Blicke auch über ihn wandern. Sie mochte die Kombination der schwarzen Hose mit dem weißen Hemd, was er gewohnheitshalber oben immer offen ließ. Natürlich war es ihre Dienstkleidung und alle Männer liefen so rum, doch Lux stand es immer noch am Besten von allen. Oft hatte sie sich gewundert wie er auf seinen Namen gekommen ist, solange bis sie den Mut aufbringen konnte ihn zu fragen. Seine Antwort war überraschend simpel. „Weißt du, meine Freundin hatte mich damals gerade eben erst auf die Straße gesetzt, es hat geregnet und ich war klatschnass, besaß nichts anderes mehr als mein Hemd am Körper. Schließlich kam ich an diesem Laden vorbei und ging einfach rein, schließlich war es hier trocken und warm. Und als ich mich umgeschaut habe fiel mir auf, dass an dem Black Jack Tisch viele Leute standen. Sie schienen sich aufzuregen und ich ging hin. Ein wichtig aussehender Mann mit Anzug versuchte ein paar aufgebrachte Gäste zu beruhigen, die sich darüber beschwerten, dass ihr Croupier erkrankt sei. Ich hörte eine Weile zu, bis ich meine Hilfe anbot. Es stellte sich heraus das dieser wichtig aussehende Mann im Anzug der Chef dieses Casinos war und natürlich war dieser nicht begeistert von meinem Vorschlag, doch nachdem ich ihm erklärt hatte dass ich kein Geld zum Ausgeben hätte und den Job ohne Bezahlung erledigen würde stimmte er mir zu. Ich will ja nicht angeben, aber er merkte ziemlich schnell, dass ich Talent hatte und stellte mich ein. Seitdem arbeite ich hier, auch wenn inzwischen meine damaligen Kollegen alle gegangen sind, bis auf dir Aysel... Na ja, aber deine eigentlich Frage habe ich dir noch nicht beantwortet, tut mir Leid... Mein Name ist ziemlich einfallslos, wie du sicher bemerkt hast, schließlich bin ich ein Mann. An dem Abend wo ich zum ersten Mal hier gearbeitet habe verließ ich früh morgens total müde das Gebäude und drehte mich noch mal um, dort prangte es mir in großen Leuchtbuchstaben entgegen: „Das Luxor“. Also was hätte es für einen besseren Namen geben können als gleich auf meinen Arbeitsplatz anzuspielen? Von daher entschied ich mich kurzerhand dazu als Decknamen Lux herzunehmen, kurz, bündig, vielaussagend und ein Synonym braucht hier jeder. Hast du sonst noch Fragen, wenn nicht, ich muss jetzt weiter arbeiten und du solltest auch schon hinter der Bühne sein, meine Liebe...“ Ja, so war das damals zwischen ihnen gewesen. Und mit diesem Gedanken ging sie noch etwas wacklig durch die jedes Mal aufs Neue ungewohnten Stöckelschuhe in Richtung Ausgang und somit auch in Richtung Lux. Bei ihm blieb sie kurz stehen, musterte ihn scheu. Doch dies blieb nicht lange bestehen und ihre Arbeitsmoral setzte sich wieder durch. Kurz drückte sie sich in seinen Arme, spürte zufrieden wie er seine eigenen um sie schloss und sie kurz festhielt. „Wir sollten aufpassen, in den Nachrichten habe ich gehört sie haben den Mann immer noch nicht geschnappt, der jetzt schon bewaffnet drei Casinos überfallen hat.“, sagte sie leise zu ihm. Als Antwort bekam sie erst nur ein Lächeln. „Keine Sorge, es gibt hier so viele Casinos, warum sollte er ausgerechnet unseres nehmen? Und außerdem hat er zwar schon drei Casinos überfallen, aber bisher gab es noch keine Verletzten und wenn doch, dann werde ich mich natürlich heldenhaft vor dich schmeißen und jede Kugel mit den Zähnen abfangen.“ Lachend entließ er sie aus seinen Armen. „Und jetzt komm, die Gäste warten...“ Mit diesen Worten hielt er ihr die Tür auf, stupste noch mal kurz ihren Häschenschwanz an und betrat dann hinter ihr das Casino. Er mochte seine Arbeit wirklich, es machte ihm Spaß mit so vielen verschiedenen Menschen umzugehen. Natürlich war jeder anders und nicht jeder leicht, aber trotzdem hatte er seinen Spaß. Selten traf man hier Frauen, dafür leistete ihm die Frau seiner Träume immer Gesellschaft wenn es ihre Auftritte erlaubten. Und das taten sie oft genug. Viele kannten Lux und Aysel nicht ohne den jeweils anderen und es war ihm recht so. Die Männer freuten sich wenn sie an ihrem Tisch war und das Geschäft lief. Es lief nicht mal schlecht und dementsprechend war auch ihr Lohn. Lux konnte sich wirklich nicht beklagen, alles in seinem Leben war zu seiner Zufriedenheit, auch wenn er sich manchmal eine kleine Familie wünschte, doch dazu hatte er noch Zeit, er würde warten wenn es sein müsste auch noch weitere zehn Jahre... Leise, aber zufrieden seufzend teilte Lux an einen Spieler eine Karte aus, als ihn ein plötzlicher Tumult zu seiner linken Seite aufmerken ließ. Schneller als er es bewusst gekonnt hätte waren seine Augen schon herüber gewandert, beobachteten die Situation. Er hatte in den langen Jahren vieles gesehen, doch noch nie so etwas. Am Eingang des Casinos stand ein Mann, vermummt von Kopf bis Fuß, nur seine Augen schauten aus der Skimütze heraus. In seiner Hand hielt er eine Pistole, wahrscheinlich geladen. Als er jedoch sah was sich in seiner anderen Hand befand konnte Lux direkt spüren wie ihm sein Herz und wohl noch einige andere Organe in die Hose rutschten. Das Mädchen dass dort zitternd und verängstigt in seinen Armen stand war Aysel. Nur Sekunden später packte ihn eine Wut, die er kaum zu zügeln vermochte. Laut knallte er die Karten auf den Tisch, wobei ihn keiner beachtete. Schon längst hatten die anderen Gäste den Mann bemerkt, der die Pistole immer noch in die Menge hielt, aber an Ort und Stelle verharrte. Ohne groß zu überlegen drückte Lux einen roten Knopf unter seinem Pult, löste somit einen stummen Alarm bei der Polizei aus, die innerhalb weniger Minuten hier sein würden und ging fast ohne Unterbrechung in Richtung des Mannes. Ein paar Gäste kamen ihm entgegen die möglichst unauffällig aber bestimmt Abstand zwischen sich und den Mann brachten. Lux hingegen verringerte diesen mit jedem Schritt, bis er sich ganz nach vorne durch die starrende Menge gekämpft hatte. Kaum war er dort angekommen konnte er Aysels Blick auf sich spüren, sah wie sie leicht den Kopf schüttelte, doch er erwiderte dies nur mit einem genauso leichten Nicken. Kurz darauf trat er aus der Menge heraus, kam dem Mann drei Schritte näher, der sofort seine Waffe auf ihn richtete. „Stehen bleiben!“, schrie er. Lux blieb stehen und hob seine Hände. „Ganz ruhig, Mann...“, versuchte er ihn zu erreichen, doch der Mann blickte sich nervös um, hielt die Waffe weiterhin auf ihn gerichtet. Er schien Lunte zu riechen. Schnell versuchte Lux ihn hinzuhalten. „Kann ich Ihnen helfen?“ „Frag nicht so blöd! Du bist doch hier angestellt, ich will das Geld haben! Wird´s bald!“ Schon wieder wurde er angeschrieen. Lux versuchte ruhig zu bleiben. Trotzdem klopfte ihm sein Herz bis zum Hals. Vorsichtig machte er noch einen Schritt auf den Mann zu, schätzte sogar kurz ab, wie schnell er sein müsste um ihn zu überwältigen bevor er abdrücken konnte, entschied sich dann aber dagegen. Doch dies schien ihm zu weit zu gehen. „Es reicht, runter auf den Boden! Und zwar alle!“, schrie er in die Menge, fuhr mit seiner Pistole von einer Seite des Casinos bis zur anderen. Hinter sich konnte Lux hören wie die Gäste und anderen Angestellten sich duckten, er selber blieb stehen. Dies entging dem Mann natürlich nicht, auch Aysel deutete ihm mit einem Kopf schütteln an sich zu ducken. „Ich hab gesagt runter!“, unterbrach die Stimme des Mannes die plötzlich herrschende Stille. Die Automaten verstummt, das Gemurmel der Menschen eingestellt. „Hören Sie zu, Sie bekommen Ihr Geld... Dafür will ich meine Freundin, jetzt bitte...“, mit diesen Worten streckte Lux seine Hand mit der offenen Fläche nach oben, schaute den Mann eindringlich an, der sich unter den Blicken sichtlich unwohl fühlte. „Vergiss es! Sie bleibt bei mir, bis ich meine Kohle habe, also her damit!“ Lux zwang sich tief durchzuatmen. So kamen sie nicht weiter. Er fragte sich wie gefährlich dieser Mann wohl wirklich war. „Ich bitte Sie inständig. Geben Sie mir meine Freundin wieder!“ Die Antwort kam ziemlich pampig. „Nun mach schon!“ Lux senkte kurz seinen Blick, strafte seine Schultern. „Nein!“, sagte er bestimmt, schaute den Mann wieder an. Er war kleiner als er, nicht so breit, wirkte nervös durch seine Beharrlichkeit. Doch trotzdem war er gefährlich. Gerade als Lux noch einen Schritt auf ihn zumachen wollte, langsam, bedächtig, hörte er ein Geräusch, dass ihm fast ein Stein vom Herzen fiel. Wie oft hatte er es hier schon gehört, hatte doch aber nie gedacht dass sie ihm einmal zu Hilfe kommen müssten. Die Sirenen der Polizei. Doch einen Nachteil gab es, den er nicht bedacht hatte. Der Mann hörte sie auch und dies schien ihn nur noch mehr zu irritieren. „Wer von euch hat die Bullen gerufen? Los, sagt es!“ Lux spürte wie über ihn ebenfalls eine Nervosität kam. Schnell versuchte er diese zu verdrängen, sie runter zu schlucken, was jedoch nur halb klappte. „Das... war ich.“, gab er schließlich zu, als der Mann erneut anfing seine Waffe auf andere Personen zu richten. Es war seine Aufgabe sie zu schützen, alle hier. Natürlich sah er wie Aysel blass wurde, jetzt fast die gleiche Farbe hatte wie der flaumige Aufsatz weißen Plüsches ihres Kostüms, doch er ignorierte es, konzentrierte sich dafür voll und ganz auf den Mann, dem man seinen Hass sogar durch die Skimütze ansehen konnte. „Bitte, wenn Sie mir jetzt meine Freundin wieder geben, dann können Sie noch rechtzeitig abhauen, bevor die Polizei überhaupt angehalten hat. Das ist Ihre letzte Chance, ich flehe Sie an!“, mit diesen Worten machte Lux noch einen Schritt nach vorne und hörte im nächsten Moment einen lauten Knall. Erschrocken weiteten sich seine Augen, er wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Langsam senkte sich sein Blick nach unten und er sah, wie sich sein sonst so sauberes weißes Hemd nach und nach rot färbte. Schmerzen spürte er keine, nur ein ungewohntes Gefühl. Ein Gefühl als ob alles egal wäre, als wäre es nicht wichtig. Mit diesem Gefühl sah er wieder auf, bemerkte das Grinsen unter der Maske, wandte seinen Blick jedoch zu dem blonden Mädchen, das wohl genauso entsetzt wie verzweifelt immer noch in seinen Armen stand. Dann wurde ihm schwarz vor Augen, die Welt begann zu kippen und das Letzte was er hörte war Aysels entsetzter Schreckensschrei... _~*~_~*~_~*~_~*~_~*~_ Es kam ihm vor als wären Tage vergangen als Lux zum ersten Mal wieder die Augen öffnete. Doch anstatt auf eine weiße Decke, wie er es erwartet hatte, starrte er auf einen grauen tristen Himmel, über den viele schwarze Wolken hinweg zogen, sah immer wieder Blitze zwischen ihnen aufzucken. Viele große alte Häuser befanden sich in seinem Blickfeld, die er auf den ersten Blick nicht zuordnen konnte. Langsam wand er seinen Kopf zur Seite, musterte den Asphalt auf dem er ausgestreckt lag. Nein, hier sollte er nicht sein... Man hatte ihn erschossen, nicht rausgeworfen... Oder war das alles nur ein Traum? Als sich plötzlich ein Paar schwarze Stiefel in sein Blickfeld schoben sah Lux auf, ließ seinen Blick entlang eines schwarzen Ledermantels wandern, nur um dann in dem Gesicht eines älteren Mannes mit einer Augenklappe zu landen. „Dude, Xemnas hatte wirklich Recht, Nr. X ist endlich da...“, murmelte dieser, hockte sich mit diesen Worten zu ihm runter. „Wo... bin ich?“, fragte Lux schwach. „Das ist nicht Las Vegas.“ „Jaha, da hast du allerdings Recht.“, gab der Mann zu. Er hielt ihm seine Hand hin, die Lux nach kurzem Zögern ergriff. Als er aufgezogen wurde und tatsächlich stehen blieb zweifelte er etwas an der ganzen Sache. Er fühlte sich nicht so als könnte er stehen, trotzdem hielten ihn seine Beine fest auf dem Boden. Langsam ließ er seinen Blick erst über die Umgebung, dann an sich runter wandern. Tatsächlich, er trug immer noch die Sachen aus dem Casino, ein kleines Loch prangte über seinem Herzen von wo aus sich jede Menge roten Blutes ausgebreitet hatte. Sein Gegenüber schien den Blick bemerkt zu haben, denn er tippte an die Stelle, wo sein Herz war. Instinktiv wollte Lux zu schreien anfangen, schließlich musste es weh tun, darum war er umso überraschter als nichts passierte. Er spürte nichts, nichts außer einer Kälte, die ihm in Mark und Bein kroch. „Um das hier musst du dir keine Sorgen mehr machen.“, erklärte der Mann nüchtern. „Du hast von nun an keins mehr...“ Lux sah ihn verständnislos an, doch der Mann trat nur einen Schritt zurück, breitete die Arme einladend aus und verneigte sich ein Stück. „Willkommen in der Welt die niemals war... Dem Reich der Niemande... Unserem Reich... Dem Reich der Organisation XIII...“, begrüßte er ihn. „Entschuldigung...?“, fragte Lux schwach. Er konnte damit nichts anfangen. Jedes Wort des anderen warf neue Rätsel auf, die er einfach nicht ausdrücken konnte, es auch nicht wollte. Warum wusste er nicht. Der andere kam ihm wieder näher, legte einen Arm um seine Schulter und signalisierte ihm sich in Bewegung zu setzen. Lux folgte der Einladung. „Komm mit, ich werde dir alles erklären... Erstmal müssen wir dich ankleiden, dann sehen wir weiter, Nr. X...“ Dies schien ihn an etwas zu erinnern und er blieb stehen. „Sag mir, mein Guter, wie ist dein Name?“ Lux sah ihn eindringlich an. Und plötzlich wusste er, was von ihm erwartet wurde. „Mein Name ist Luxord, zehntes Mitglied der Organisation XIII, stets zu Diensten...“ Mit diesen Worten hob er seinen Blick Richtung Himmel. /Aysel, ich werde dich wieder sehen, warte auf mich.../ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)