Leitartikel von SummoningIsis (Küss mich bis zur Deadline) ================================================================================ Kapitel 3: Die Wohnung, der Brummer, der Abschied und der kalte Kaffee ---------------------------------------------------------------------- SEBASTIAN/JADE Ein Donnerstagnachmittag war scheinbar der perfekte Zeitpunkt zum Shoppen. Es war gerade erst kurz nach 16 Uhr, als Jade nach seiner achtstündigen Schicht doch recht glücklich die schwarze Schürze beiseite legte. Ali und Katja waren längst dabei ihren Feierabend zu genießen und die beiden weiblichen, viel zu sehr mit Make-Up vollgeschmierten Teilzeitkräfte, mit denen er die letzte Stunde über hatte auskommen müssen, hatten ihn wirklich mehr als müde gemacht. Nun lief er durch die hellen, steril wirkenden und völlig überfüllten gigantischen Gänge des schimmernden Einkaufszentrums, in dem jeder Laden mit prunkenden Farben und glitzernden Lichtern die Kundschaft lockte, zusätzlich zu den im Schaufenster beworbenen „Aktionen“, bei denen es sogar bis zu 50% Rabatt auf einige ausgewählte, „tolle“ Artikel gab. Wahrscheinlich die hässlichsten Hosen, die sie für den ursprünglichen Preis einfach nicht loswerden konnten. Oder irgendwelche T-Shirts mit lächerlichen Aufschriften wie „Help me, I’m blond.“ Wobei dieser Spruch, den er gerade auf einem pinken Oberteil eines jungen Mädchens erblickt hatte, relativ witzig wirkte – auch wenn dem Gör eigentlich dunkle Haare auf dem Kopf wuchsen. Jade selbst war stolz auf seine naturschwarzen Haare. Wie oft hatten ihn jetzt eigentlich schon Leute auf diese angesprochen? „Färbst du deine Haare???“, lautete die immer wieder gestellte Frage, die ihm langsam auf den Wecker ging, ihm andererseits immer wieder die Möglichkeit bot mit dem dunklen Ton zu prahlen und erstaunte Blicke, sowie anerkennendes Nicken zu ernten. Er betrachtete sich in einigen Schaufenstern an denen er vorbeischlenderte, an H&M, Avanti, Janko Jones und Mustang-Jeans. Gar nicht mal so schlecht, dachte er sich, als er sein Spiegelbild durchgängig musterte und die ihn leicht interessiert, und vielleicht auch ein bisschen schmachtend, musternden Blicke einiger Bummler nicht entgingen. Die meisten von ihnen waren junge Frauen, einige vielleicht sogar noch Schülerinnen, die umgehend nach Schulschluss ihr Taschengeld für etliche, eigentlich völlig überflüssige Dinge ausgaben. Wobei, tat er das nicht manchmal selber? Jetzt musste er doch ein wenig an seine letzte Errungenschaft denken, das Paar rot karierter Chucks für 69.95 Euro. Sein drittes Paar in seiner Schuhsammlung… Verdammt, manchmal verhielt er sich einfach wirklich wie ein unreifes, junges Mädchen. Und dabei ging er stark auf die 25 zu. Ein Viertel Jahrhundert… Schleunigst verwarf er den Gedanken an seinen Geburtstag, der nur noch zwei Monate entfernt lag. In leicht gedämpfter Stimmung und mit dem ihn einzig und allein antreibenden Willen direkt nach Hause zu fahren, eine Pizza in den Ofen zu schieben und dann den Rest des Tages in seinem Zimmer zu verbringen, bewegte er sich flink die Treppen hinunter. Hunderte von Autos füllte die Untergrundgarage des „Rainbow Zentrums“ und Jade war abermals dankbar für seine schlanke Figur. Er war nicht zierlich, aber seine Gene erlaubten es ihm auf diese angenehme Art und Weise sein durchschnittlich gutes Gewicht zu halten, egal was er aß und egal wie viel Sport er machte oder eben nicht. So passte sein schlanker Körper durch den kleinen Türspalt ohne Probleme, als er vorsichtig in seinen Golf klettern musste, um den viel zu dicht an seinem Wagen parkenden BMW nicht zu zerkratzen. Wieder einmal hatte sich irgend so ein Arschloch auf den Starbucks-Parkplatz gestellt. Eigentlich hätte Jade am liebsten seinen Schlüssel herausgezogen und mit einem nervenzerreißendem Quietschen eine wunderhübsche Linie in den dunkelblauen Lack des teuren Fahrzeugs geritzt. Da jedoch überall ebenso teure Überwachungskameras angebracht waren und er sich eigentlich ungern Ärger mit der Polizei eingefangen hätte, besann er sich und schloss die Tür seines Wagens mit einem lauten Knall. Er musste den Golf drei Mal treten, bis der Motor mit einem lauten Surren endlich ansprang. Ja, Hauptsache er fuhr, wiederholte Jade als er die Garage verließ. Erstaunlicherweise geriet er heute in keinen Stau. Jedenfalls nicht in einen solchen, bei dem man hätte fürchten müssen, im eigenen Auto übernachten und/oder verhungern zu müssen. Die eigentlich nur 15 Minuten dauernde Fahrt verlängerte sich um lediglich zehn Minuten. Ein guter Schnitt. Und einen Parkplatz direkt vor dem Wohnhaus erhaschte er ebenfalls. Ja! Die Gegend in der Torsten und er hausten war, was Parkplätze anging, zum fürchten. Es war eine Fußweg- und Fahrradgegend, mit engen Straßen auf denen es fast täglich zu kleinen Blechschäden beim Ein- und Ausparken kam und auf denen man höllisch auf die besagten Fahrradfahrer achten musste, die fast schon respektlos über jegliche Wege brausten, ohne dabei auf Autos oder Passanten zu achten. Es war eine Gegend in der die Mieten nicht hoch waren und die dadurch durchaus populär unter Studenten geworden war. Oder Leuten wie Torsten und Jade, Leuten die fast ständig knapp bei Kasse waren. Auf den Luxus einer eigenen Wohnung aber nicht verzichten wollten. Nicht verzichten konnten. Sie wohnten im dritten Stock eines zwischen weiteren Blocks eingepferchten, in den 50ern erbauten Hauses, dessen weißer Putz stellenweise von irgendwelchen Schmierereien verunstaltet worden war, wie auch der Rest der Straße. In dieser Stadt war vor den verkannten „Künstlern“ einfach nichts sicher. Jade hatte schon bessere Gegenden gesehen, an deren mit Mühe erbauten Einfamilienhäusern schlimmere Obszönitäten in den fast nicht zu entziffernden, grellen Lettern gemalt worden waren. Sinnlose Satzfetzen oder einzeln stehende und scheinbar nichts bedeutende Wörter. Die Tür quietschte leicht als er sie aufschloss und wieder einmal notierte er sich in seinem Kopf, dass sie die Scharniere schleunigst einölen mussten. Aber nicht heute… Seine Jacke hang er an einen der wenigen Haken im Eingangsbereich auf. Ihre 2-Zimmer-Wohnung war klein, betrug gerade mal 55 m². Durchtrat man die Haupttür, fand man sich in dem winzigen Flur wieder, in den nicht mal eine Kommode wirklich hineinpassen würde, ohne einen am Durchgang zu hindern. Ihre Schuhe bewahrten sie deshalb lieber in ihren Schlafzimmern auf. Die erste Tür links, Torstens Zimmer, stand weit offen und als Jade vorbeiging, lugte er kurz hinein, doch sein Mitbewohner war nicht da. Auch die Tür rechts gegenüber von Torstens Zimmer, die in das kleine Bad mit der schmalen Dusche führte, war offen, von dem Mann mit den leicht rötlichen Haaren war jedoch auch dort keine Spur. Gleich neben dem Bad befand sich die enge Küche, die Gott sei Dank irgendwie doch genügend Platz für einen Küchentisch bot und in der sie die Waschmaschine hatten unterbringen können. Jades Zimmer befand sich am Ende des Flures. Mit einem Seufzer stieß er die graue Holztür auf und entledigte sich zunächst seiner Schuhe, die er ziemlich achtlos in die Ecke warf. Und dann öffnete er die Tür zum Balkon und ließ die immer wärmer werdende Nachmittagsluft ins Zimmer. Torsten und er hätten sich wahrscheinlich um dieses Zimmer geprügelt, hätte Dirk, ein gemeinsamer Freund, sie nicht dazu bewegt es einfach auszulosen. Jade grinste. Er hatte wirklich Glück gehabt. Der Balkon war, wie der Rest der Wohnung, klein, aber sich ab und an auf den Gartenstuhl zu setzen und den Sonnenuntergang zu genießen, oder eine Nacht mit klarem Mondschein an der frischen Luft zu verbringen, das war schon etwas Besonderes. Ein Rascheln aus der hinteren linken Ecke seines Olivgrün gestrichenen Zimmers ließ ihn auf Anhieb umdrehen und lächeln. Sein kleines Monster saß auf den riesigen Hinterpfoten und versuchte den Käfig mit den Vorderbeinen aufzutreten, forderte Jades Aufmerksamkeit. Hatte Hunger. Wie immer. „Ich komm ja schon, mein Großer…“, sagte Jade mit sanfter Stimme und ging dem ihn mit großen, dunklen, kugelförmigen Augen anbettelnden Kaninchen freudig entgegen. Seine Mutter hatte ihm „Koko“ vor fast fünf Jahren geschenkt. Als Friedensangebot. Als Entschuldigung. Vielleicht auch aus Mitleid. Das hellbraune Knäuel war damals so winzig gewesen, das es nicht mal seine ganze Handfläche hatte ausfüllen können. Und die Wut, die er bei diesem „Spontanbesuch“ seiner Mutter zunächst verspürt hatte, war damals wie weggeblasen, als ihn diese Augen zum ersten Mal betrachteten. Doch „Koko“, so niedlich der Name auch war, passte nach bereits einigen Monaten so gar nicht mehr zu dem „Knäuel“, welches jetzt eher einem fast ausgewachsenen Kater glich. Vom Gewicht her ganz definitiv einer ausgewachsenen, wohl ernährten Katze. Tja, von wegen Zwergkaninchen. Koko glich einem Masttier. Als das Kaninchen jetzt völlig aufgeregt gegen das obere Gitter drückte, da sein Herrchen ihm immer näher kam, musste Jade fast laut auflachen. Dieser Anblick war einfach zu ulkig. Vorsichtig öffnete er den Käfig und hob „Brummer“ hoch, der ihn umgehend mit seinen langen Barthaaren beschnupperte und versuchte an ihm weiter hoch zu klettern. „Hey!“, sagte Jade lachend und ging schnell in die Hocke um seinen Liebling den täglichen Auslauf zu gewähren. Sein ganzes Zimmer war kaninchensicher gestaltet. Brummer war so groß, dass Jade es nicht übers Herz brachte ihn im Käfig sitzen zu lassen, wann immer er in der Wohnung war. Und so war es eigentlich schon normal geworden, dass Jades Zimmer, auch Brummers Zimmer war. Natürlich waren schon etliche Möbelstücke, Kleidung, Hefte und Kabel angenagt worden, aber Jade besserte sich und wusste wie er die Sachen zu verstauen hatte, damit Brummer sie nicht aus Versehen auffraß. Er stellte dem Tier, welches nun wild durch das Zimmer sprang und sich streckte, einen Napf mit etwas Trockenfutter hin und beobachtete belustigt, wie sich das Kaninchen wild drauf stürzte. Manchmal konnte er das stundenlang tun. Einfach nur dasitzen und Brummer beim Hoppeln zusehen. Eine debile Tätigkeit, die ihn doch so oft erfüllen konnte. Er war sich sicher, dass ihm das niemand glauben würde. Niemand außer Torsten, der schon des Öfteren still neben ihm gesessen hatte und Brummer beim sinnlosen „durch das Parkett graben“ zugesehen hatte. Plötzlich hörte er die Tür knallen. „Jade?“, rief die ihm bekannte Stimme aus dem Flur. „Anwesend!“, rief der Schwarzhaarige zurück und öffnete seine Zimmertür. Torsten war ein 28-Jähriger, 1,80 m großer Tontechniker mit leicht rötlichem Haar, welches er stets zu einem kleinen Zopf gebunden trug. Seine Arme waren gut durchtrainiert, dank seines regelmäßigem Hanteltrainings, doch wie der Gouverneur Kaliforniens wollte er dennoch „nie und nimmer aussehen.“ Nun stand er mit zwei vollgestopften ALDI-Tüten im Flur und wirkte irgendwie nervös auf Jade. „Alles klar, Mann?“, fragte ihn der Barista und blickte ihn ebenso fragend an. „Ich bin nervös“, kam es zurück und irgendwie schien Torsten überhaupt gar keine Anstalten zu machen, sich vom Fleck zu bewegen. „Das sehe ich“, entgegnete Jade grinsend und tat einen Schritt auf seinen Mitbewohner zu. Sie kannten sich nun mittlerweile mehr als drei Jahre. Torsten war ein Freund eines Freundes von Mark gewesen (soweit Jade sich noch erinnern konnte) und sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden. Und da sich, so wollte es scheinbar der Zufall, beide schon bald auf einer Wohnungssuche befanden, entschlossen sie sich, eine WG zu gründen. Die bis heute gut funktionierte. Der Schwarzhaarige nahm dem Tontechniker eine der prall gefüllten Taschen ab und trug sie in die Küche. Und Torsten bewegte sich nun auch endlich. „Jana kommt heute“, sagte er dann plötzlich. „Jana?“ „Ja, ich hab sie heute Morgen in der U-Bahn kennengelernt.“, erzählte Torsten plötzlich aufgeweckter. „Eine klasse Frau, Mann, Mann, Mann… Sie studiert. Soziologie glaube ich. Und hübsch ist die! Stell dir vor, sie hat extra ihre Vorlesung geschwänzt, um noch einige Stunden mit mir zu plaudern.“ „Musstest du heute nicht ins „Lite“ wegen des Konzerts nächste Woche?“, fragte Jade ihn. „Ja! Da bin ich ja auch hin. Sie ist ja extra mit!“ „Oha!“, bemerkte der Jüngere grinsend, während er die eingekauften Sachen auspackte. „Ich koche heute für sie. Hab ihr einen netten DVD-Abend versprochen.“ „Und warum bist du jetzt nervös? Gestern als du diese Kleine Gothicfrau abgeschleppt hast, warst du überhaupt nicht nervös… Das bist du ja auch sonst nicht.“ Torsten verdrehte die Augen. „Mann, die gestern hat nichts bedeutet. Aber bei Jana… Ich spür da so was. Jade, ich glaub das ist sie…“, sagte er ernsthaft und blickte den Barista ebenso bedeutsam an. „Das ist sie…?“, Jade hob fragend die Augenbraue. „Wenn es Liebe auf den ersten Blick gibt, dann habe ich das heute erlebt“, erklärte Torsten ihm entschieden. Der Schwarzhaarige schmunzelte. „Mach dich nicht darüber lustig!“, herrschte Torsten ihn grinsend an und verstaute die Nahrungsmittel im kleinen Kühlschrank. „Mach ich nicht“, versicherte der Schwarzhaarige. „Wann kommt sie denn?“ „Um acht. Ich muss unbedingt noch zur Videothek. Idee?“ „Hmmmm…“, sinnierte der Jüngere. „Frauenfilme… Erstes Date… Hmmm… OK. „Der Goldene Kompass“, etwas Nettes, kein Kitsch, leichte Fantasykost. Oder ihr schaut „Wanted“, Angelina Jolie und ein schnuckeliger Protagonist, allerdings ziemlich blutig. Aber die Kamerawinkel sind abgedreht, falls ihr beiden euer Adrenalin etwas in Schwung gesetzt bekommen wollt… Oder du holst „P.S. Ich liebe dich“. Sie wird sich heulend in deinen Armen wiegen…“ „Ich hol alle drei!“ Beide Männer lachten. „Ich hau mich etwas hin, hatte nen anstrengenden Tag“, sagte Jade nach einer Weile. Bevor er die Küche verlassen konnte, drehte er sich noch ein Mal um und sagte: „Schade eigentlich, dass du unsere Seite nun wohl für immer verlässt…“, wonach er ihm spielerisch die Zunge ausstreckte und die wenigen Schritte zu seiner Zimmertür tat. Doch ehe er auch nur seine Hand auf die leicht rostige Klinke legen konnte, legten sich Torstens raue Hände auf seine Schultern und pressten seinen Rücken gegen das Holz. Sein Mitbewohner war nur um die zwei Zentimeter größer als er. Momentan blickten sie sich direkt in die Augen. Torsten grinste leicht. „Was wird das?“, fragte Jade und grinste leicht zurück. „Ich muss mich doch noch verabschieden von, wie sagtest du eben, eurer Seite…“, sprach der Ältere mit einer sachten, gedämpften Stimme und bevor Jade protestieren konnte, legten sich seine rauen Lippen auf die des jüngeren Kaffeeliebhabers. Gegen seinen Willen seufzte der Schwarzhaarige leise in den Kuss hinein, als Torsten um Einlass bat und seine Lippen mit den eigenen auseinander drückte, seine unheimlich warme Zunge lebhaft in Jades Mundhöhle passieren ließ und den Jüngeren in ein mattes Spiel verwickelte. Torstens Lippen und Zunge wurden zunehmend fordernder. Plötzlich presste er seinen ebenso warmen Körper gegen Jade, drückte ihn fester gegen die Tür. Eine seiner Hände war zu dem Kopf des Jüngeren gewandert, seine Finger verwickelten sich in den nun losen Haarsträhnen und zogen leicht daran. Hungrig, so hätte man Torsten in diesem Moment beschreiben können. Er löste den Kuss, ohne seine Hände von Jade zu nehmen und blickte ihn mit halb offenem Mund an, grinste leicht. „Dein Scheiß Zungenpiercing ist so geil…“, brachte er flüstern heraus und wollte umgehend mit seinem innigen Kuss fortfahren, doch Jade legte ihm seine Hand auf die Brust und drückte ihn leicht, und dennoch bestimmend, von sich weg. Die beiden schauten sich an. „Jana…?“, fragte Jade mit einer leicht gedämpften, ernsten Stimme. Einige Sekunden lang starrte Torsten ihn an. Und ließ dann schließlich von ihm ab. Lachte sanft, während er wieder die Küche ansteuert. „Auf Wiedersehen, ihr männlichen Lippen…“, bemerkte der Mann mit den rötlichen Haaren immer noch lachend, während er sich wieder daran machte, seine eingekauften Sachen zu verstauen. Mit einem lauten Seufzer ließ Jade sich auf sein Bett nieder, rückte ein Kissen hinter seinen Rücken und lehnte sich dann mit dem Kopf gegen die Wand, starrte Brummer an, der sich unter seinem Schreibtisch ausgiebig putzte. Er und Torsten hatten sich schon mal geküsst. Öfters. Wenn sie zusammen getrunken hatten, oder mal auf der Tanzfläche eines Clubs zusammen tanzten. Das letzte Mal vor rund drei Monaten. Nein. Vor fünf Minuten. Jade seufzte erneut und strich sich mit dem Handrücken über die Lippen, wischte die Spuren fort. Scheiße. Er war echt einsam. Um sich abzulenken ging er den Zeitschriftenberg, der auf seinem Bett lag, durch. Zwischen zwei Publikationen hatte sich seine Handyrechnung vermischt. Er schauderte als er seinen vollen Namen auf dem Briefumschlag las. Sebastian Gilbert Malert. Er hasste seinen Namen. MICHAEL Als er endlich die Zeit fand zurück zum Starbucks zu gehen, war Jade bereits fort. Obwohl der Chefredakteur sich eigentlich selber hätte ausrechnen können, dass die Schicht des jungen Mannes nicht mehr als acht Stunden hätte dauern können. Jedenfalls behauptete Starbucks seine Mitarbeiter human zu behandeln. Vielleicht ging es ihm aber auch gar nicht mehr darum, den Barista zur Rede zu stellen, sondern einfach nur um eine weitere kurze Auszeit zu nehmen und sich abermals ein wenig vom Redaktionsstress zu erholen, der ihn heute wie gefangen hielt. Aber darüber wollte er nicht mehr nachdenken, wollte einfach nur einen weiteren Kaffee genießen. Er zückte sein I-Phone welches Tim ihm erst vor einem Monat geschenkt hatte und tippte dem besagten, wunderschönen Mann eine SMS, fragte, ob sie heute Abend nicht bei ihrem Lieblingsitaliener essen wollten. Schon sah er sie beide an einem wohl gedeckten Tisch bei Kerzenschein sitzen, da bekam er Tims Antwort. „Sorry, bin bei Mirko, Fußballgucken, wird spät, Lieb dich!“ Naja, so schlimm war es auch wieder nicht. Trotzdem seufzte er und wusste, dass er mindestens noch eine Stunde im Büro bleiben müsste. Und der Kaffee war auch schon kalt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)