Career Only For Love (Teil 1) von Lina_Kudo (Karriere für die Liebe (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Prolog: Searchless Desire ------------------------- CAREER ONLY FOR LOVE - Teil 1 - Prolog: SEARCHLESS DESIRE »Ich werde es wagen ...« Gedankenverloren stand ich am Fenster und blickte der untergehenden Sonne entgegen. Der Himmel war in wunderschöne verschiedene Farben getaucht, von einem satten Gelb bis zu einem stichartigen Rot, welches schon eher in einen sehr hellen Ton überging. Wieder war ein Tag vergangen ... Ich seufzte. Egal wie sehr man es sich auch wünschte, egal wie sehr man sich danach sehnte, dass es anders kam ... Irgendwann würde ein Tag immer zu Ende gehen ... Ja, irgendwann würde alles zu Ende gehen ... Niemals hätte ich damals gedacht, dass die Liebe zwischen Mamoru und mir jemals abnehmen geschweige denn vollends verblassen könnte. Doch wenn ich nun ganz ehrlich sein sollte, war es irgendwie doch schon vorhersehbar gewesen. Irgendwann hätte es einfach so kommen müssen. Wir hatten es beide kommen sehen. Wie naiv ich damals doch gewesen war ... Gut, ich musste zugeben: Auch heute war ich noch ziemlich naiv und glaubte stets an das Gute der Menschen, jedoch nicht mehr so unerschütterlich wie früher ... Mein Glaube war nicht mehr so grenzenlos mit Optimismus gefüllt, dass sie schon an Dummheit nahte. Nein, so schlimm war es nicht mehr. Ich war einfach erwachsen geworden. Ich hatte mich verändert, sah den wahren Tatsachen ohne eine rosarote Brille ins Auge, womit wir wieder beim alten Thema wären: Heute verstand ich wirklich nicht so richtig, wie Mamoru und ich uns damals nur so geliebt haben konnten ... Wir waren schon immer wie Feuer und Wasser. Okay, klar, es hieß ja immer, dass sich Gegensätze anziehen und optimal ergänzen, doch alles hatte ihre Grenzen. Wir hatten nie wirklich gemeinsame Interessen gehabt, waren nie auf einer Wellenlänge gewesen, hatten kaum über die gleichen Dinge gelacht ... Unsere ganze Beziehung war einfach zu ... eintönig. Mamoru war viel zu erwachsen, viel zu fest auf dem Boden der Realität, sachlich, hatte mich nie so richtig zum Lachen bringen können. Uncharmant, realistisch und unromantisch - so konnte man ihn in aller Kürze beschreiben. Und meine ganze Person konnte man damals und eigentlich auch heute ebenfalls mit wenigen Eigenschaften zusammenfassen: Sehr lebhaft, kindisch, übersensibel, romantisch, undiszipliniert, hoffnungslos verträumt und tollpatschig. Was hatten wir damals nur aneinander gefunden? Was hatten wir uns mit dieser beinahe schon abwegigen Verbindung versprochen? Hatte uns anfangs an den anderen etwa die völlig umgedrehte Weltanschauung so fasziniert? Wenn dem so wäre, dann war in der Zwischenzeit aus der anfänglichen Faszination Langeweile und Desinteresse entstanden ... Mamoru und ich hatten uns getrennt ... als Freunde ... Auch seine Gefühle mir gegenüber hatten sich verändert, auch er konnte nicht nachvollziehen, wie wir uns damals nur so geliebt haben konnten ... Mochte sein, dass es sich ziemlich komisch anhörte, aber so war es, und ich konnte es nicht anders beschreiben. Die leidenschaftlichen Gefühle waren einfach weg ... wenn sie wirklich je präsent gewesen waren ... Mamorus Theorie war, dass wir uns nie wirklich geliebt hatten, sondern uns nur etwas vorgemacht hatten wegen unserer gemeinsamen Vergangenheit ... Dass wir uns somit unsere Gefühle fast schon erzwungen hatten. Dass sich Prinzessin Serenity und Prinz Endymion wahrhaftig geliebt hatten, aber nicht Usagi und Mamoru ... Schon ziemlich einleuchtend, diese Sicht der Dinge. Und zugleich sehr paradox, schließlich war ich die Wiedergeburt von Serenity, also war ich sie doch auch: Die Mondprinzessin. Und doch war ich eine ganz andere Person, lebte in einer vollkommen anderen Zeit ... Dafür hatte ich auch ein ganz simples Beispiel: Meine Mutter war nicht Königin Serenity, sondern Ikuko Tsukino. Schon allein diese Tatsache genügte doch, um zu beweisen, dass ich nicht mit der damaligen Prinzessin Serenity identisch war, oder? Ich war eine eigene Persönlichkeit. Ich war einfach keine billige Kopie Serenitys. Ich war und wollte Usagi sein, ich selbst! Warum musste ich mich diesem Schicksal beugen, gegen meinen eigenen Willen? Wenn ich wirklich die Prinzessin war, dann würde ich sie auch bleiben, beziehungsweise würde sie schon noch werden, unabhängig davon ob ich mit Prinz Endymion zusammen war oder nicht. Selbstverständlich hatten wir uns auch um Chibiusa Gedanken gemacht. Bestimmt war auch sie ein Grund dafür gewesen, warum wir noch aneinander so festgehalten hatten, obwohl wir in Wahrheit genau gewusst hatten, dass nichts mehr zu retten gewesen war ... Mamoru und ich waren mit der Hilfe von Sailor Pluto in die Zukunft gereist, um persönlich mit Königin Serenity und König Endymion darüber zu sprechen. Dabei waren wir gemeinsam zu folgendem Ergebnis gekommen: Wenn das Schicksal es so bestimmen würde, dann würde Chibiusa auf die Welt kommen, und es war nun einmal bestimmt, dass sie die Tochter der Mondkönigin Serenity werden würde. Darüber müssten wir uns keine Gedanken machen, hatte das Königspaar uns versichert. Natürlich waren sie schon etwas schockiert über die Nachricht gewesen, dass wir uns nicht mehr liebten, doch sie hatten es letztendlich akzeptiert. Was wäre ihnen auch sonst übrig geblieben? Die Liebe konnte man nicht bezwingen ... Sie tat, was sie wollte. Das Schicksal hatte sich sowieso schon verändert, als Chibiusa von der Zukunft hier aufgetaucht war. Eigentlich war es nicht weiter verwunderlich oder gar total unerwartet, dass Chibiusas Aufenthalt hier in der Vergangenheit Folgen mit sich brachte und auch gebracht hatte. Aber Chibiusa würde als meine Tochter weiter existieren, ganz bestimmt ... Ich spürte es ... Schließlich war ich doch auch die zukünftige Prinzessin Serenity, hatte aber andere Eltern als die ursprüngliche Mondprinzessin, oder? Dieser Fakt reichte mir. Ich schaute zum Himmel empor. Inzwischen war es schon Nacht geworden. Zahlreiche Sterne schmückten den dunklen Himmel und ließen ihn strahlen und funkeln. Selbstverständlich hatte ich schon ein bisschen Angst, denn bisher war meine Zukunft ja immer vorherbestimmt gewesen. Wir hatten immer ganz genau gewusst, wie unser Leben in vielen Jahren aussehen würde. Hatten uns nie ernsthafte Sorgen machen müssen, was der morgige Tag bringen würde, weil wir ohnehin schon ganz genau gewusst hatten, was geschehen würde. Im Nachhinein dachte ich mir: Was war das denn für ein Leben gewesen? Konnte man das überhaupt als Leben bezeichnen? Wenn man schon von Vornherein wusste, dass man diesen und jenen Menschen begegnen würde? Wenn man sich schon mehrere Jahre vor der Hochzeit im Klaren war, wer der zukünftige Gatte werden würde, mit dem man dann sein ganzes Leben verbringen würde? Wenn man schon die eigene ungeborene Tochter genau kannte, Ewigkeiten vor ihrer Geburt? Mit all ihren Charakterzügen, ihrer Art und ihrem Aussehen? Wo war da noch der Reiz am Leben? Was würde denn noch Großartiges passieren? Es würde keine Überraschung mehr geben, keine unerwartete Wendung, einfach nichts Erlebenswertes, Actiongeladenes mehr ... Das war dann doch kein Leben mehr, nicht wahr ...? Und außerdem war da noch etwas ... Tief in meinem Herzen schrie es ... Schrie es unermüdlich ... nach einer bestimmten Person ... Einer Person, der mir in Wirklichkeit näherstand als jeder andere ... Obwohl unsere gemeinsame Zeit sehr kurz gewesen war, verzehrte sich mein Herz vor Sehnsucht nach ihm … Es litt ... Es blutete ... Es durchlebte Höllenqualen ... Alles in meinem Unterbewusstsein, ohne dass ich es selbst kontrollieren konnte. Lange Zeit hatte ich mein Leiden nicht einmal richtig deuten können. Vielleicht war diese eine Person der Grund, warum ich mich unbewusst immer mehr von Mamoru abgewandt hatte. Ich weitete meine Augen. Das war doch eben eine Sternschnuppe gewesen?! Ein zuversichtliches Lächeln bildete sich auf meinen Lippen ... Jedes Ende war der Beginn von etwas ganz Neuem ... Kapitel 1: Memories Of An Old Friend ------------------------------------ Kapitel 1: MEMORIES OF AN OLD FRIEND »Warum bist du immer in meinen Gedanken?« »Bin ich denn nicht gut genug?« Tiefblaue Augen schauen mich zärtlich an ... Dieser Blick bohrt sich regelrecht in mein Innerstes ... An meinen Schultern spüre ich seinen sanften und zugleich so bestimmten Griff ... »Schätzchen!« Ich schlug meine Augen auf. Gedankenverloren starrte ich meine weiße Zimmerdecke an. Mein Puls ging schnell. Sehr schnell. Die Sonne schickte vereinzelte Sonnenstrahlen in mein Zimmer. Die Vögel zwitscherten ihren täglichen Morgengesang. Es war alles so friedlich ... So voller Harmonie. Zumindest der Schein. Wieder hatte ich von ihm geträumt ... Seit er mich verlassen hatte, verfolgte er mich jede Nacht in meinen Träumen. Und wann hatte er sich mit Taiki, Yaten und seiner Prinzessin auf den Rückweg gemacht? Mein Blick schweifte zum Kalender. Es war der 31. Juli ... Also exakt ein Jahr war es nun schon her ... Doch dieser Traum war nicht wie die bisherigen gewesen. Seit der Trennung von Mamoru waren die Träume irgendwie ... noch realistischer, noch intensiver als sie es ohnehin schon gewesen waren ... Der letzte Traum, den ich gerade durchlebt hatte, bildete da keine Ausnahme. Mein Herz pochte immer noch heftig gegen meinen Brustkorb. Es fühlte sich an, als wäre es tatsächlich geschehen. Als wäre er tatsächlich hier bei mir gewesen. Seinen sanften Griff um meine Schultern hatte ich wirklich gespürt und spürte es selbst jetzt immer noch. Genau wie vor einem Jahr auch … Konfus stand ich von meinem Bett auf, ging zum Kleiderschrank und suchte mir ein geeignetes luftiges Outfit für den heutigen Tag aus. Da fiel mir das hellblaue Oberteil in die Hände, welches ich bei unserer Verabredung damals getragen hatte. Bei dieser Erinnerung musste ich unwillkürlich schmunzeln. Wie viel Spaß wir doch zusammen gehabt hatten ... »Warum nicht?«, dachte ich achselzuckend, suchte gleich noch die dazugehörige beigefarbige kurze Hose und wurde sofort fündig. Ich konnte nicht verleugnen, dass ich ihn vermisste. Und das wollte ich auch gar nicht, denn was war denn so falsch daran, einen so wichtigen Freund, den ich sehr tief in mein Herz geschlossen hatte, zu vermissen? Was war daran so verwerflich? Mir fiel kein triftiger Grund ein. Doch Moment mal … Wieso ertappte ich mich selbst dabei, die ganze Sache so gut es ging herunterzuspielen? Warum suchte ich nach jeden möglichen Argumenten, um die ganze Geschichte zu verharmlosen? Da war doch wirklich nichts dabei gewesen ... »Du, Seiya?« »Ja? Was ist denn Schätzchen?« »Kann man mit jemanden Freundschaft schließen, der aus einem weit entfernten Land kommt, in dem man selbst noch nie gewesen ist?« Der Angesprochene, sichtlich verwirrt über diese merkwürdige Frage, hakte noch nach: »Wieso fragst du mich sowas?« Das Mädchen mit den langen blonden Haaren blieb hartnäckig: »Sag mir: Was meinst du?« »Tja, was meine ich dazu? Ich ...«, er suchte nach den richtigen Worten. Dann gab er ihr endlich eine passende Antwort, die sie zufriedenstellte: »Ich komme doch zum Beispiel auch aus einem weit entfernten Land, in dem du bis jetzt noch nie gewesen bist, oder?« Sie wurde hellhörig. Erstaunt sah sie ihn an, erkannte, wie sein Blick warm und zärtlich wurde. Ein Anblick, der ihr Herz unbewusst schneller schlagen ließ. »Und ich glaube, wir sind doch schon auch schon so etwas wie Freunde geworden ...« Ich schmunzelte wieder, ohne es selbst zu bemerken. Ja, wir waren Freunde. Er war mein allerbester Freund. Der beste Freund, den ich jemals gehabt hatte. Genau, wir waren beste Freunde, und zugleich war da noch etwas ... Vielleicht Seelenverwandtschaft? Möglicherweise ... Inzwischen war ich im Badezimmer angekommen, entkleidete mich und stieg unter die Dusche. Dann ließ ich lauwarmes Wasser sanft auf mich herabprasseln und stand einfach erst einmal nur da, ließ meine Arme schlaff an mir herunterhängen und genoss die Wärme, die mir das Wasser spendete. Ich liebte es zu duschen. Da konnte ich mich immer sehr gut entspannen und über verschiedenste Dinge nachdenken, die mich besonders beschäftigten. Oder auch mal nur vor mich hinträumen, was ich bis heute immer noch sehr gerne tat. Noch immer war ich ein sehr verträumtes Mädchen, und das war auch gut so ... fand ich zumindest. Was war denn an einem Leben ohne Träume lebenswert? Wahrscheinlich war auch das ein Grund dafür gewesen, warum Mamoru und ich vor vier Wochen beschlossen hatten, in Zukunft getrennte Wege zu gehen. Diese vorherbestimmte Zukunft hinderte mich daran, zu träumen. Denn wenn ich genau wusste, dass ich eine sichere Zukunft mit Prinz Endymion an meiner Seite haben würde und gemeinsam mit ihm Crystal Tokyo regieren werden würde, von was sollte ich dann noch träumen? Ich konnte nicht von einem Traumjob als Supermodel oder Superstar träumen, weil ich Königin werden würde. Ich konnte den Traum von vielen süßen eigenen Kindern vergessen, weil ich genau wusste, dass Chibiusa unser einziges Kind werden würde. Jeder Traum zerplatzte regelrecht wie eine Seifenblase. Und ich war einfach ein Mensch, der seine Träume zum Leben brauchte ... genauso wie Essen, Trinken und andere lebensnotwendige Tätigkeiten. Auch die Tatsache, dass Mamoru nicht besonders viele Träume hatte und nur an die Sachen glaubte, die er auch mit eigenen Augen sehen konnte, hatte unsere bröckelnde Beziehung keinesfalls vereinfacht. Vielleicht war er am Anfang noch fasziniert von meinen Träumen gewesen, doch mit der Zeit hatte es angefangen ihn zu nerven. Er hatte es zwar nie offen und direkt gesagt, schließlich wollte er mich nicht verletzen, doch ich hatte es sehr wohl bemerkt. Und so wanderten meine Gedanken wieder zu Seiya ... Wie es ihm wohl gerade ging? Was er wohl gerade machte? Hatten sie inzwischen ihren Planeten wieder komplett neu aufgebaut? Ich hatte so viele Fragen an ihn, die ich ihm so gerne stellen würde ... am liebsten natürlich auf der Stelle. Okay – vielleicht nicht jetzt direkt unter der Dusche ... Das würde dann doch etwas zu schnell gehen ... Ich schmunzelte kopfschüttelnd über meine eigenen absurden Gedanken. Sanft massierte ich mein langes goldenes Haar mit dem Shampoo ein, dessen Duft das ganze Badezimmer einnahm. Es roch nach leckeren Pfirsichen. Seit er gegangen war, fehlte in mir immer etwas ... Irgendwie war so eine tiefe Leere in mir ... und zugleich war sie so tief in meinem Herzen verborgen, dass sie kaum zu entdecken war. Manchmal trat sie doch in Erscheinung- Jedes Mal, wenn das passierte, fühlte ich mich so unendlich leer. Von Zeit zu Zeit wurde dieses schwarze Loch in meinem Herzen größer und größer, wuchs bis ins Unermessliche ... Keiner hatte diese Leere füllen können, niemand hatte es geschafft. Nicht einmal Mamoru, oder treffender ausgedrückt: Gerade er nicht. Die Liebe zu Mamoru war einfach verschwunden. Sie war schon weg gewesen, als er damals abgeflogen und Seiya das erste Mal in mein Leben getreten war. Das wurde mir erst im Nachhinein klar. »Bitte fühl dich nicht verunsichert, dass ich dich liebe ... Ich weiß ganz genau, dass es nur eine einseitige Liebe ist ...« Ich schloss meine Augen und spielte diese Szene immer und immer wieder in meinem Kopf ab. Ich fing an zu lächeln. Er war sich seiner Sache wirklich ziemlich sicher gewesen, hatte mich damals gar nicht aussprechen lassen. Dennoch: Gar nichts hatte er gewusst ... Aber zugleich konnte ich ihm auch nichts vorwerfen, schließlich war ich damals selbst so ahnungslos gewesen. Aber ich konnte es ihm nicht sagen ... Er würde es wohl niemals erfahren ... Erschrocken riss ich meine Augen auf. Moment, was dachte ich denn da? »Gar nichts hatte er gewusst …«? Was hatte das denn schon wieder zu bedeuten? Plötzlich verschwand das Lächeln aus meinen Lippen. Diese Verwirrtheit wurde auf einmal von einem anderen, unschönen Gedanken verdrängt ... »Schätzchen ... Ich ... Ich werde dich bestimmt niemals vergessen ...« Genau das hatte er mir damals gesagt bei unserem Abschied ... Und es klang nach einem Abschied für immer, denn schließlich hatte er mir ja nicht versprochen, dass er zurückkehren würde, oder? Und ich hatte ihm dieses Versprechen auch gar nicht unbedingt abnehmen wollen, schließlich war ich damals noch viel zu glücklich darüber gewesen, dass Mamoru endlich wieder bei mir gewesen war. Ich war viel zu blind gewesen, um diesen Tatsachen ins Auge zu sehen … Und was hatte ich dann nochmal darauf gesagt? »Natürlich nicht, schließlich sind wir doch nun Freunde für immer, oder?« Ich dumme Nuss ... Wie sehr musste ihn dieser Satz von mir verletzt haben? Nun begriff ich erst, warum alle so belustigt darüber gelacht hatten ... Viel zu spät einfach … Ich drückte meine flache Hand gegen den geschlossenen Mund. Diese grenzenlose Naivität war mir gerade wirklich oberpeinlich. Nun konnte ich es wirklich problemlos nachvollziehen, dass mich Rei damals so angegiftet hatte ... Wie konnte ich nur so gefühlsresistent gewesen sein und seine wahren Emotionen, die hinter diesem Satz verborgen waren, einfach so überhören und gar nicht erst zur Kenntnis nehmen? War ich damals wirklich so dumm gewesen? Oder wollte ich es eigentlich gar nicht wissen? Hatte sich mein inneres Unterbewusstsein selbstständig gemacht und sich in Verteidigungsposition gestellt? Hatte es gewusst, dass ich diese Gefühle nicht zulassen durfte aufgrund meiner gemeinsamen Vergangenheit und Zukunft mit Prinz Endymion? Aufgrund dieses Schicksals, auf welches wir eigentlich keinerlei Einfluss ausüben durften? Die vier wandten sich gerade zum Gehen, als sich Seiya noch einmal umdrehte und ihn das erste Mal direkt ansprach. Es kostete ihn einiges an Überwindung und er hoffte inständig, dass es ihm niemand anmerkte. »Mamoru?«, sein Blick war ernst. Dieser schaute verwundert auf. Seiya atmete tief durch. »Ich gebe dir den Rat: Pass sehr gut auf Usagi auf!« Mamoru verstand immer noch nicht, denn an Seiyas ernster Miene hatte sich nichts verändert. Seiya versuchte diese Situation noch zu entschärfen, indem er lächelte und die ganze Sache mit einem Zwinkern herunterspielte: »Denn sonst komm ich wieder, und dann übernehme ich den Job, hast du verstanden?« Hatte er das ernst gemeint? Schließlich hatte er dabei plötzlich gegrinst ... Ich seufzte. Woher sollte er überhaupt etwas von den Geschehnissen auf der Erde mitbekommen? Er war immerhin mehrere Lichtjahre von hier entfernt! Nicht gerade ein Katzensprung. Also konnte ich daraus schließen, dass er es wohl nicht ernst gemeint hatte. Auf einmal zog sich in mir alles auf's Schmerzlichste zusammen. Das Loch in meinem Herzen, die diese unendliche Leere verursachte, fing mit einem Mal wieder an ein ganzes Stück zuzunehmen. Es bereitete mir solche Schmerzen, dass ich glaubte, es kaum noch aushalten zu können. Ich kniete mich ächzend hin. Das Wasser prasselte immer noch auf mich herab, doch das realisierte ich kaum noch. »Seiya ... Du fehlst mir ...«, flüsterte ich kaum hörbar. Das war das erste Mal, dass ich diesen Gedanken laut aussprach. Er fehlte mir wirklich ... Ich vermisste alles an ihm ... Seine stets fröhliche und offene Art; seinen ausgeprägten Sinn für Humor, der mich immer wieder zum Lachen bringen konnte; seinen frischen Duft; seine zärtlichen Hände; seine glänzend dunklen Haare; seine elfenhaft blasse Haut; seine samtweiche Stimme, seine ... tiefblauen, strahlenden Augen, die dem funkelnden Sternenhimmel in nichts nachstanden ... Vor meinem geistigen Auge sah ich wieder die Szene, die ich heute erschreckend intensiv geträumt hatte. »Bin ich denn nicht gut genug für dich?« »Nein ...«, Tränen bildeten sich in meinen Augen, wurden jedoch gleich von dem lauwarmen Wasser fortgespült. »Nein ... Du bist nicht gut genug für mich ...«, ich schaute hoch zum Duschkopf, lehnte mich an die kalte Fließwand und ließ das fließende Wasser auf mein Gesicht prasseln. »Du bist mehr als nur gut genug für mich ...« Kapitel 2: Strange Feelings --------------------------- Kapitel 2: STRANGE FEELINGS »Ich verstehe meine eigenen Gefühle nicht mehr …« *********************************************Rückblick********************************************* »Bin ich denn nicht gut genug für dich?« »Nein ...«, Tränen bildeten sich in meinen Augen, wurden jedoch gleich von dem lauwarmen Wasser fortgespült. »Nein ... Du bist nicht gut genug für mich ...«, ich schaute hoch zum Duschkopf, lehnte mich an die kalte Fließwand und ließ das fließende Wasser auf mein Gesicht prasseln. »Du bist mehr als nur gut genug für mich ...« *********************************************Rückblick********************************************* Ich verstand mich einfach nicht mehr. Was war nur los mit mir? Was war nur in mich gefahren?! Dieser Gefühlsausbruch vorhin unter der Dusche war erstmalig gewesen, und ich verstand selbst nicht, was da mit mir geschehen war. Klar, ich wusste schon länger, dass Seiya mir fehlte, aber dass ich ihn so entsetzlich vermisste … Daran hätte ich nicht einmal im Traum gedacht. Inzwischen befand ich mich wieder in meinem Zimmer. Ich blickte zum Regal, ging darauf zu und suchte meine gesamte Musiksammlung durch. Meine Augen weiteten sich, als mich ein Bild von ihm anstrahlte. Er sah so gut aus in seinem roten Anzug. Mal ganz von seinem typischen Seiya-Grinsen zu schweigen ... Sofort griff ich nach der längst verstaubten CD von den ›Three Lights‹. Ich konnte mir nicht erklären, warum diese CD schon seit so langer Zeit unberührt in meinem Regal lag ... Hatte ich ganz bewusst einen großen Bogen darum gemacht? Um die Zukunft ja nicht zu gefährden? Ich handelte ganz automatisch, als ich die kleine Platte in meinen Rekorder hineinlegte, auf »Play« drückte und dabei das Lied »Search For Your Love« auf die Endlosschleife setzte. Dann ließ ich mich vor meinem riesigen Spiegel nieder und kämmte mir in aller Ruhe meine langen Haare. Nebenbei hörte ich seine samtweiche Stimme - und da überkam es mich plötzlich: Ich fühle mich wie im Himmel, als würde ich schweben ... Mit einem Schlag wurde meine innere Leere mit Wärme gefüllt ... Um mich herum wurde alles in blendendes Weiß getaucht. Ich drehte mich einige Male um meine eigene Achse, um die Gegend abzusuchen. Ich war alleine ... Aber - Was war denn das? Ich blickte zu mir herunter und erkannte, dass ich ein schneeweißes elegantes Kleid trug, welches schulterfrei war. Dazu passende weiße Pumps, die wie angegossen passten. »Schätzchen!« Erschrocken drehte ich mich um. Und da stand er ... In einem eleganten schwarzen Anzug und einer roten Rose in der kleinen linken Brusttasche. Kurze schwarze Haarsträhnen, die teilweise seine glatte Stirn verdeckten. Ein verschmitztes Grinsen auf den Lippen, wie ich ihn kannte. Dazu seine strahlenden blauen Augen, nach denen ich mich insgeheim so sehr gesehnt hatte ... Zeitgleich gingen wir aufeinander zu. Nun trennte uns nur noch ein halber Meter. Plötzlich beugte er sich zu mir runter und streckte seine linke Hand aus. »Darf ich um diesen Tanz bitten, Schätzchen?« Wie sehr ich seine Stimme doch vermisst hatte ... Ich konnte nur lächeln, nickte leicht und legte meine rechte Hand auf seine. Und schon wirbelten wir herum, ehe ich mich versah. Wie gut er doch führen konnte ... Er war ein ausgezeichneter Tänzer. Gab es überhaupt irgendetwas, was er nicht beherrschte? Ich fühlte mich so frei ... so frei wie eine weiße Taube ... und zugleich so geborgen und beschützt ... »Ich liebe dich, Moonlight Princess ...«, fing er an zu singen. »Ich wart‘ auf dich ...«, stimmte auch ich auf seinen wundervollen Gesang ein. »Ich brauche dich ...«, sangen wir nun im Chor. »Voller Sehnsucht ...!« »Hey Usagi! Machst du etwa heimlich Tanzübungen?« Entgeistert fuhr ich hoch und sah zur Zimmertür. »Mein Gott Rei, hast du mich erschreckt!«, stieß ich atemlos hervor und wurde etwas rot um die Wangen. Gut, sie war zwar meine beste Freundin, und doch war es irgendwie schon ein wenig peinlich, bei einem scheinbar unbeobachteten Moment beim Singen und Tanzen erwischt zu werden. Aus dem frechen Grinsen wurde ein warmes Lächeln, als Rei eintrat und sich auf mein Bett setzte. »So lange ich dich schon kenne, habe ich dich noch nie so wunderschön singen gehört. Du hast ja doch eine sehr schöne Stimme ...«, versuchte Rei das Gespräch scheinbar harmlos einzuleiten. Ich musste über dieses liebe Kompliment lächeln, denn so viele Komplimente bekam ich von Rei nicht, besonders nicht in so banalen, alltäglichen Situationen. »Danke Rei ...«, bedankte ich mich lächelnd. Immer noch lief »Search For Your Love« im Hintergrund. »›Three Lights‹ ... Dieses Lied habe ich ja schon ewig nicht mehr gehört. Wirklich schade, dass sie aufgehört haben, nicht? Sie hatten wirklich wahnsinnig gute Musik und wundervolle Lieder ... Kaum zu glauben, dass sie damals wirklich nur gesungen haben, um ihre Prinzessin zu finden. Bei ihrem Talent, ihrer bedingungslosen Hingabe und der Ausstrahlung wäre es viel naheliegender und glaubhafter gewesen, wenn sie nur aus Liebe zur Musik gesungen hätten ...«, sprach Rei weiter. Darauf nickte ich nur. »Ja, da hast du Recht ...« Gedankenverloren blickte ich aus dem Fenster und dachte an meinen neuesten Tagtraum nach. Wieder war er so erschreckend realistisch gewesen ... Reis Blick wurde weicher, doch das blieb mir verborgen. »Du vermisst ihn sehr, stimmt's?« Ich zuckte sichtlich zusammen bei dieser Frage. Noch nie haben wir so direkt über die »Three Lights« oder treffender gesagt über Seiya gesprochen. Warum fing sie also gerade jetzt damit an? Ich holte tief Luft, bevor ich ihr mit einem Kopfnicken antwortete. Es war klar, dass sie damit Seiya meinte, und ich wollte mich auch nicht dümmer stellen, als ich war. Das würde sie nur unnötig aufregen, und außerdem hatte ich auch keinen besonderen Grund mehr, das zu verleugnen, oder? Diese Zeit war doch schon längst vorbei. »Ja ... Aber kannst du mir das verübeln? Er ... Er ist so etwas wie mein bester Freund gewesen ... Ist doch klar, dass ich ihn vermisse, oder?« Und dennoch versuchte ich, es herunterzuspielen ... Ich schenkte meiner besten Freundin ein trauriges, gequältes Lächeln. Dieses Lächeln wurde von der Schwarzhaarigen mit den gleichen Emotionen erwidert. »Ja, er ist wirklich dein bester Freund gewesen. Das war nicht zu übersehen. Mit ihm hast du über alles geredet. Du hast ihm sogar erzählt, dass dir Mamoru damals nicht geantwortet hat, seit er abgeflogen ist, was du sonst keinem anderen anvertraut hast. Nicht einmal uns ... Keine Frage, er ist dein bester Freund gewesen und ist es bis heute noch, und doch wissen wir, dass es nicht die einzige Verbindung zwischen euch ist ...«, dabei sah sie mir tief in die Augen. Dafür erntete sie von mir jedoch nur einen verständnislosen Blick. »Rei ... Warum bist du eigentlich hergekommen? Etwa nur, um mit mir über Seiya zu sprechen?« Ein lauter Seufzer entfuhr mir, als ich mich dann neben sie auf mein Bett fallen ließ. Ich schaute sie nicht an, sondern richtete mein Blick zum Fenster hinaus. Rei schwieg eine ganze Weile. Hatte ich mit meiner Aussage etwa ins Schwarze getroffen? »Usagi ...«, begann sie mit fester Stimme und drehte sich nun ganz zu mir um. »Es ist jetzt genau ein Jahr her, seit uns die ›Star Lights‹ verlassen haben. Glaubst du, ich habe nicht gemerkt, dass du dich seit diesem Tag so … verändert hast?«, rückte sie nun allmählich mit der Sprache heraus. Ich sah ihr ebenfalls in die Augen und hob dabei ratlos eine Augenbraue. »Was meinst du damit? Ich bin wie immer! Der einzige Unterschied ist, dass ich nicht mehr mit Mamoru zusammen bin und somit unsere vorhersehbare Zukunft so ziemlich komplett auf den Kopf gestellt habe, aber sonst bin ich doch immer noch ich!« Ich tat es schon wieder ... Abermals wollte ich mich den wahren Tatsachen nicht stellen und versteckte mich hinter dieser starken Fassade ... »Usagi Tsukino!«, herrschte sie mich auf einmal an. Reis legendäres feuriges Temperament kam nun zum Vorschein. Ja, genau so kannte ich sie. »Du kannst mir nichts vormachen! Ich kenne dich inzwischen viel besser als du dich selbst! Du hast dich doch nicht ohne Grund von Mamoru abgewandt! Gib es doch endlich zu, dass du in dir immer eine unerklärliche Leere getragen hast! Klar, vor unseren Augen hast du immer wieder die alte, lebensfrohe und lustige Usagi vorgelebt, die glücklich ist, aber Fakt ist doch, dass alles nur Show gewesen ist - bis heute! Warum belügst du dich selbst?« Das war eine Ansage, die saß. Wenn Rei mich damit zu einer vollständigen Selbsterkenntnis bringen wollte, dann hatte das ihre Wirkung nicht verfehlt. Sie hatte Recht. Sie hatte in jedem Punkt Recht. Erst jetzt wurde mir klar, was das zu bedeuten hatte. Was meine ganzen Empfindungen, Emotionen und Gefühle in letzter Zeit zu bedeuten hatten. Nun konnte ich dadurch sämtliche Geschehnisse der letzten Zeit logisch zusammenfügen, wusste nun, was der Auslöser für das Ganze hier war. »Schon damals, als wir Abschied von den ›Star Lights‹ und ihrer Prinzessin nahmen, spürte ich eine schleichende Leere in mir ...« Rei horchte auf, als ob sie ganz genau wüsste, dass ich ihr nun alles offenbaren würde. »Damals dachte ich mir nicht viel dabei. Immerhin war es doch ganz normal, dass man einen leisen Schmerz verspürt, wenn man weiß, dass man so liebe Freunde für eine sehr lange Zeit, womöglich sogar für immer, nicht mehr wiedersehen wird, nicht wahr? Und so intensiv spürte ich diesen Schmerz zu dieser Zeit auch noch gar nicht. Viel zu glücklich war ich darüber, dass Mamoru endlich wieder da war. Doch es blieb nicht bei dieser kleinen Lücke in meinem Herzen ... Schon in der Nacht, als sie fortgegangen waren, träumte ich das erste Mal von ihm ... Träumte davon, dass er zurückkehren würde ... Die Träume häuften sich. Bis ich dann jede Nacht von ihm träumte. Ich versuchte, sie so gut es ging herunterzuspielen. ›Ich habe Seiya nun mal sehr ins Herz geschlossen und vermisse ihn deshalb so.‹, redete ich mir immer wieder ein, doch dadurch wurde es leider alles andere als einfacher. Die Träume häuften sich immer mehr an. Die Leere wuchs ebenfalls. Es nahm kein Ende mehr ... Es war schon ein seltsames Gefühl, ihn plötzlich nicht mehr bei mir zu haben, denn während der ganzen Zeit, als Mamoru weg gewesen war, war er immer an meiner Seite gestanden. Er war immer bei mir gewesen, war nicht eine Sekunde von meiner Seite gewichen, hat mich jedes Mal mit Einsatz seines Lebens beschützt ... besonders bei unserem gemeinsamen Kampf gegen Galaxia. Ich muss zugeben: In der Zeit, die ich in der Gegenwart Seiyas verbracht hatte, hatte ich kaum an Mamoru gedacht. Ich hatte mich so wohl gefühlt in seiner Nähe ... so unglaublich geborgen ... In dieser kurzen Zeit hatte ich mich bereits so sehr an seine Anwesenheit gewöhnt. Sie war für mich fast schon selbstverständlich geworden. Als wäre es das Natürlichste auf der Welt gewesen, ihn bei mir zu haben. Aber als er dann fort war und ich wieder richtig mit Mamoru zusammen war, musste ich ununterbrochen an Seiya denken… Die gemeinsame Zeit mit Mamoru wurde mit der Zeit einfach unerträglich. Ich wurde regelrecht von Schuldgefühlen erdrückt, weil ich in seiner Nähe ständig an einen anderen dachte. Aber ich hatte auch Seiya gegenüber unerklärlicherweise ständig ein schlechtes Gewissen. Ich konnte keinen Kuss mit Mamoru genießen. Keinen einzigen Kuss ... Und auch sonst lief es alles andere als gut zwischen uns. Wir haben einfach völlig verschiedene Interessen. Wir konnten uns über kein Thema ausgiebig unterhalten; schwiegen uns letzten Endes nur noch an, weil wir einfach kein Thema fanden, was uns beide gleichermaßen ansprechen und faszinieren konnte. Wir sind einfach viel zu verschieden, aber ich glaube, das muss ich dir gar nicht sagen. Das weißt du auch so.«, ich machte eine kleine Pause und lächelte Rei mild an. Das war das erste Mal, dass ich so offen über die Beweggründe unserer Trennung redete. Bisher hatte ich es stets vermieden, wollte nie darüber reden. Hatte es immer als Kleinigkeit abgetan, indem ich ihnen versichert hatte, dass sie sich keine Sorgen machen mussten, weil es mir wirklich gut ging. Das hatte ja zumindest teilweise der Wahrheit entsprochen: Ich war zwar nicht vollkommen glücklich, aber trotzdem glücklicher als vor der Trennung. Doch ich hatte mich davor gehütet, mehr preiszugeben. Allein schon, weil ich mir doch selbst nicht im Klaren gewesen war über meine Gefühle. Bis jetzt. Als Rei mich weiter erwartungsvoll anschaute, fuhr ich fort: »Irgendwann merkten wir dann, dass es mit uns einfach nicht mehr klappen konnte ... Wir nie auf einer Wellenlänge gewesen waren, dass die Chemie schlicht und einfach nie gestimmt hat zwischen uns. Dass wir uns die ganze Zeit nur etwas vorgemacht hatten wegen den Gefühlen von Serenity und Endymion ...« Darauf bekam ich ein zustimmendes Nicken von Reis Seite. Zwar hatte ich ihnen nicht viel erzählt, aber meine Freundinnen hatten sich bestimmt ihren Teil denken können. »Nachdem wir uns getrennt hatten, wurde diese Leere in mir nur noch größer, weil ich sie bis zu diesem Zeitpunkt wegen Mamoru ja immer zu unterdrücken versucht hatte. Na ja, aber wenigstens wurde ich das schlechte Gewissen endlich los und bekam meine Freiheit. Ich träumte weiterhin immer noch von Seiya, doch diese Träume veränderten sich: Sie wurden viel realistischer und intensiver als früher, und seit geraumer Zeit verfolgen sie mich sogar schon tagsüber.« »Ach, hast du deswegen eben noch so getanzt?«, fragte Rei mit einem breiten Grinsen. Ich blickte verlegen zur Seite und bestätigte ihre Vermutung mit einem leisen »Ja ...«. Ich fuhr unbewusst schwärmend fort: »Er ist einfach unglaublich ... So sanft und zugleich so männlich ... so stark und doch so zärtlich ...« Lächelnd erinnerte ich mich zurück an meine Träume, an unsere gemeinsamen Erlebnisse ... »Du liebst Seiya sehr, nicht wahr?«, zog Rei kurzerhand diesen Schluss. Ich zuckte verblüfft zusammen und sprang wie von der Tarantel gestochen auf. »Nein, wie kommst du jetzt darauf?!« Dabei blickte ich meine immer noch sitzende Freundin entsetzt an. Rei seufzte nur kurz, bevor sie zu mir hochschaute und mit ihrer groben Art kein Blatt mehr vor den Mund nahm: »Du brauchst es gar nicht mehr zu verleugnen! Sogar ein Blinder mit einem Krückstock würde sehen, dass du dich bis über beide Ohren in ihn verschossen hast!« Ich wurde unsicherer und fuhr mir verzweifelt durch die Haare. »Nein ... Er ... Er ist mein bester Freund, ich kann also nicht ...« Rei stand ebenfalls auf und legte ihre Hände beruhigend auf meine Schultern. Ihr Blick wurde wieder sanfter. »Du belügst dich ja schon wieder selbst. Dieses Glänzen in deinen Augen, wenn du an ihn denkst oder über ihn sprichst sprechen Bände ... Und ja, er ist dein bester Freund!«, pflichtete mir Rei letztendlich dann auch bei. Ich lächelte sie fast schon erleichtert an, doch dann sprach sie weiter. Mein Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war. »... und zugleich ist er deine große Liebe ...« Kapitel 3: Admission -------------------- Kapitel 3: ADMISSION »Immer noch halte ich meine Augen vor der Wahrheit verschlossen …« ****Rückblick**** Ich wurde unsicherer und fuhr mir verzweifelt durch die Haare. »Nein ... Er ... Er ist mein bester Freund, ich kann also nicht ...« Rei stand ebenfalls auf und legte ihre Hände beruhigend auf meine Schultern. Ihr Blick wurde wieder sanfter. »Du belügst dich ja schon wieder selbst. Dieses Glänzen in deinen Augen, wenn du an ihn denkst oder über ihn sprichst sprechen Bände ... Und ja, er ist dein bester Freund!«, pflichtete mir Rei letztendlich dann auch bei. Ich lächelte sie fast schon erleichtert an, doch dann sprach sie weiter. Mein Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war. »... und zugleich ist er deine große Liebe ...« ****Rückblick**** »Meine große Liebe ...?«, wiederholte ich leise und geistesabwesend. Langsam schloss ich meine Augen. »Nein ...«, flüsterte ich mit gebrochener Stimme. »Wie?«, fragte mich Reis Stimme verwundert. »Nein, das darf nicht sein!«, schrie ich aus heiterem Himmel und sackte in mich zusammen. »Nein, das darf nicht sein! Das soll nicht sein!«, ich hielt mir verzweifelt meinen Kopf, zahlreiche Tränen quollen aus meinen Augen. Es durfte nicht sein, und doch wusste ich, dass es stimmte ... Rei, sicherlich schockiert über meinen plötzlichen Nervenzusammenbruch, kniete sich zu mir runter und nahm mich fest in ihre Arme. »Ach Usagi ...«, versuchte sie verzweifelt, mich zu trösten. Ich drückte mein Gesicht gegen ihre Schulter, erwiderte ihre Umarmung krampfhaft und ließ meinen Tränen freien Lauf. »Warum? Warum immer noch? Warum akzeptierst du nicht endlich, dass es die Zukunft mit Mamoru nicht mehr geben wird? Du hast so lange gebraucht, um dich endlich von dieser Zukunft zu verabschieden ...«, flüsterte Rei nur leise und strich mir beruhigend über meinen blonden Schopf. Ich schüttelte meinen Kopf. »Hm?« »Nein Rei, darüber mache ich mir keine Gedanken. Das Thema Mamoru ist abgeschlossen, und zwar endgültig ...«, meldete ich mich schluchzend zu Wort und nahm dankend das Taschentuch an, welches mir Rei gerade anbot. Ich beruhigte mich wieder etwas. »Ich habe euch nicht alles erzählt über unsere Trennung ... Mamoru, Setsuna und ich sind in die Zukunft gereist und haben mit Endymion und Serenity persönlich gesprochen ...«, erzählte ich ihr nun die ganze Wahrheit über unsere Trennung. »Ihr wart in der Zukunft?«, ich hörte an ihrer Stimmlage, wie sie diese Tatsache überraschte. »Ja ... Und nach unserem offiziellen Gespräch mit dem Ergebnis, dass sich das Schicksal schon fügen würde, habe ich noch gebeten, mit Serenity alleine zu reden ... Und weißt du, was ich da erfahren habe? In Serenitys eigener Vergangenheit hat es die ›Star Lights‹ nie gegeben ... und somit auch kein Seiya ...« Reis Augen weiteten sich ungläubig. »Also ist die Vergangenheit völlig aus den Fugen geraten! Es hat sich tatsächlich alles verändert …«, zählte sie Eins und Eins zusammen. »Ja ... Chibiusas Erscheinen in unserer Zeit hat alles verändert ...«, stimmte ich ihr ruhig zu. »Dann verstehe ich aber nicht, wo das Problem liegt, Usagi! Es ist nicht deine Schuld, dass unser Schicksal so eine dramatische Wendung gemacht hat und dass die ›Star Lights‹ bei uns aufgetaucht sind. Du kannst gar nichts dafür! Und für deine Gefühle kannst du natürlich auch nichts! Warum, warum also gestehst du dir nicht endlich ein, dass du Seiya liebst?« Rei war am Rande der Verzweiflung. Das sah ich ihr deutlich an. Ich schaute zur Seite. Ich konnte ihr einfach nicht in die Augen sehen. »Weil ... weil es einfach nicht geht ...«, ich schluckte meine wieder aufsteigenden Tränen runter. »Wieso? Wieso sollte es nicht gehen?«, hakte Rei ungeduldig nach. »Weil ... weil ich ihn wahrscheinlich sowieso nie mehr wiedersehen werde ...«, nun sah ich ihr direkt in die Augen. »Ich weiß nicht einmal genau, wo er sich gerade aufhält; wo sich sein Heimatplanet befindet. Und selbst wenn ich es wüsste, könnte ich ihn unmöglich zwingen, nur meinetwegen zur Erde zurückzukehren. Sicher baut er sich mit der Prinzessin und seinen Freunden ein neues, friedliches, harmonisches Leben auf. Ich habe nicht das Recht, ihn daran zu hindern, indem ich ihn bitte, wieder bei mir zu sein, wo er vielleicht nicht mal glücklich ist ... So egoistisch darf ich nicht sein. Deswegen darf ich ihn nicht lieben ... weil diese Liebe keinen festen Bestand hat, es schon von Anfang an hoffnungslos gewesen ist ...« Abermals sammelten sich Tränen in meinen Augen. »Ich ... Ich will nicht unglücklich sein ... Ich will uns beide wegen meinen blöden Gefühlen nicht ins Unglück stürzen! Und außerdem ...«, ich schluckte meinen Kloß, der sich in der Zwischenzeit in meinem Hals gebildet hatte, mühsam runter. »Es tut so weh ... Es tut so verdammt weh, zu wissen, dass ich ihn nie mehr wiedersehen werde ... Es tut so schrecklich weh! Der Schmerz wird immer unerträglicher Rei. Ich hab solche Angst ...« »Usagi ...«, Rei suchte nach den richtigen Worten. Dann blickte sie mich einfühlsam an. »Manchmal erkenne ich dich einfach nicht mehr wieder ... Du bist doch sonst kein Mensch, der so schnell aufgibt! Du hast immer daran geglaubt, dass wir alles schaffen werden, ausnahmslos alles, oder etwa nicht? Dein grenzenloser Optimismus hat zwar teilweise schon sehr stark an Dummheit gegrenzt, doch trotzdem haben wir es durch unser Glauben an das Gute immer wieder geschafft, alle Probleme zu bewältigen! Wir haben bisher doch schon alles zusammen gemeistert! Warum also bist du jetzt so von Zweifeln geplagt?« Sie machte eine kurze Pause. »Du kannst dich immer noch nicht daran gewöhnen, dass du deine Zukunft nicht kennst, hab ich Recht?« Ich sah zu Boden und schwieg. Vielleicht hatte sie Recht ... Obwohl es so ein befreiendes Gefühl für mich gewesen war, nachdem mir klar geworden war, dass ich von nun an genau wie jeder andere Mensch auch leben konnte und keine vorherbestimmte Zukunft mehr besaß, nach der ich mich zu richten hatte. Aber gewöhnungsbedürftig war es in der Tat. Fast schon … befremdlich? »Wieso kannst du dich nicht einfach freuen, deine Zukunft nicht mit all ihren Einzelheiten zu kennen? Einfach leben zu können? Sag mir, was hindert dich daran? Warum hast du noch solche Hemmungen? Bist du nicht gerade deshalb so glücklich, dass du in der Hinsicht keine Verpflichtungen mehr hast?«, fragte sie weiter und ließ nicht locker. Darauf hatte ich wirklich kein schlagfertiges Gegenargument. Denn genau das dachte ich ja schließlich auch und war wirklich froh, dass ich nun wieder ungehindert träumen konnte. »Eigentlich gar nichts ... Es ist nur so ... neu und dementsprechend sehr … gewöhnungsbedürftig, wie du schon sagtest ...«, gab ich letztendlich ehrlich zu und stieß bei Rei auf Verständnis. »Das weiß ich doch. Schließlich sitzen wir alle im gleichen Boot! Auch wir haben eine vorherbestimmte Zukunft gehabt, zwar war sie nicht so ausgeprägt und relevant wie deine, und doch haben wir alle schon gewusst, was in vielen Jahren wohl aus uns werden würde. Jetzt lebe doch einfach und denke nicht so viel nach, früher hast du doch auch nicht so viel über solches Zeug gegrübelt!« »Ach Rei ... Ich weiß einfach nicht mehr weiter ... Ich weiß ganz genau, dass ich ihn nicht lieben darf, und doch kann ich nicht anders ... Ich würde ihn so gerne wiedersehen ... Ich will ihn sehen ...« Meine ohnehin schwache Stimme versagte mir nun endgültig. »Du wirst ihn wiedersehen, ganz bestimmt!«, tröstete Rei mich und streichelte sanft meinen Kopf. »Und wie? Wie soll ich ihn bitte erreichen, wenn ich nicht einmal mehr weiß, wo er ist? Es ist hoffnungslos ...« »Ach Usagi, reiß dich endlich zusammen! Wir werden ihn finden, glaub mir! Du darfst niemals aufgeben! War das nicht schon immer unser Motto gewesen?«, langsam aber sicher riss Rei der Geduldsfaden, was ich ihr gar nicht mal verdenken konnte: Aus mir war einfach ein Häufchen Elend geworden ohne jeglichen Hoffnungsschimmer. Ich an ihrer Stelle wäre wohl früher oder später auch wütend geworden. Erst recht bei ihrem berüchtigten Temperament … Erschrocken riss ich meine Augen bei ihren Worten auf. Es gab schon einmal eine Situation, in der ich aufgeben wollte, ohne es vorher überhaupt versucht zu haben ... »Das ist ein Fehler! Du darfst niemals aufgeben. Sonst verlierst du immer!« »Niemals aufgeben!«, ahmte die kleine Chibi-Chibi ihrem »Vorbild« nach. Lächelnd legte Seiya seine Hand auf ihren lockigen roten Schopf. »Wenigstens du verstehst mich, Chibi-Chibi ...«, sagte er sanft und blickte dann eindringlich in die großen blauen Augen Usagis. »Merk dir das, Schätzchen: Man darf niemals aufgeben!« Genau das hatte er mir damals gesagt, nachdem er mit mir für das bevorstehende Softballspiel trainiert hatte. Ja, er hatte seine ganze Freizeit, die ohnehin mehr als nur begrenzt war, für mich geopfert, nur damit wir uns weiterhin treffen konnten. Wieder wurde mir unwillkürlich warm ums Herz bei dieser Erinnerung ... »Du hast Recht ... Ich muss endlich etwas tun! Herumsitzen, jammern und gar nichts tun hilft mir auch nicht weiter!«, entschied ich mich endlich und wischte mir die letzten Tränen, und somit auch die letzten Zweifel, weg. Rei stand die Verwundung und Ratlosigkeit über den schnellen Wandel meines Gemütszustandes ins Gesicht geschrieben. Ich grinste selbstsicher, löste mich aus ihren Armen und stand auf. »Mir wird schon irgendetwas einfallen, wie ich ihn wiederfinden kann! Ich ... Ich werde alles Erdenkliche dafür tun ...«, mit neuer Energie geladen lächelte ich meine Freundin zuversichtlich an. »Natürlich! Und auf uns kannst du immer zählen! Wir werden immer hinter dir stehen!«, ermutigend zwinkerte Rei mir zu. Ich verschränkte meine Finger ineinander und drückte sie leicht gegen meine Brust. Ja, ich werde dich finden, und wir werden uns wiedersehen ... ganz bestimmt ... Ich gebe dir mein Wort darauf, Seiya … Kapitel 4: A New Aim -------------------- Kapitel 4: A NEW AIM »Verrate mir, wie ich dich erreichen kann …« *********************************************Rückblick********************************************* »Mir wird schon irgendetwas einfallen, wie ich ihn wiederfinden kann! Ich ... Ich werde alles Erdenkliche dafür tun ...«, mit neuer Energie geladen lächelte ich meine Freundin zuversichtlich an. »Natürlich! Und auf uns kannst du immer zählen! Wir werden immer hinter dir stehen!«, ermutigend zwinkerte Rei mir zu. Ich verschränkte meine Finger ineinander und drückte sie leicht gegen meine Brust. Ja, ich werde dich finden, und wir werden uns wiedersehen ... ganz bestimmt ... Ich gebe dir mein Wort darauf, Seiya … *********************************************Rückblick********************************************* »So ist das also ...«, meinte Ami leise. Allgemeines Schweigen legte sich wie eine Decke auf uns. Wir befanden uns gerade alle bei Rei und ich hatte inzwischen auch meinen anderen drei Freundinnen - Ami, Makoto und Minako - meine ganze Geschichte über Seiya erzählt. Glücklicherweise stieß ich auch bei ihnen auf vollstes Verständnis. Auch wenn ich nichts Anderes erwartet hatte, so war ich doch sehr erleichtert. »Du hättest dich doch nicht alleine damit herumquälen müssen! Du hättest es uns doch schon viel früher sagen können Usagi ...«, meldete sich Makoto zu Wort und sah mich mit zuvorkommender Miene an. »Makoto hat Recht! Wir hätten dir doch helfen können!«, pflichtete Minako, die neben ihr saß, bei. »Das weiß ich doch Freunde!«, versuchte ich mich zu rechtfertigen und setzte eine Unschuldsmiene auf. »Aber ich wusste doch selbst nicht, was wirklich mit mir los war ... Wie hätte ich es euch dann erklären sollen?« Wieder allgemeines Schweigen. »Usagi braucht Seiya, da müssen wir wirklich keine unnötige Zeit durch bloßes Herumsitzen vertrödeln! Wir brauchen einen Plan! Hat jemand von euch eine Idee, wie wir Kontakt mit dem Planeten Euphe aufnehmen könnten? «, sprach Rei nun ein Machtwort und schaute mit prüfendem Blick durch die Runde. »Ich weiß nicht ... Wo sollten wir denn überhaupt anfangen? Das ganze Universum absuchen? Das wäre unsinnig! Das könnte Ewigkeiten dauern. Das Universum hat keine Grenzen. Außerdem verfügen wir nicht über die Kraft wie die Star Lights, durch das Weltall, noch dazu bis außerhalb unserer Galaxie zu reisen. Bis zum Mond oder zumindest innerhalb unseres Sonnensystems können wir es zwar mit unseren vereinten Kräften schaffen, aber über so eine lange Strecke, noch dazu ohne festen Anhaltspunkt ... Nein, das ist unmöglich! Wir müssten wirklich das Geheimnis kennen, wie man durch das gesamte Weltall fliegt ...«, begann Ami die physikalischen Aspekte zu analysieren. »Da fällt mir ein ...«, vernahmen wir Minakos aufgeregte Stimme und horchten sofort auf. »Uranus, Neptun, Pluto und Saturn! Sie besitzen bestimmt die Fähigkeit, sich im Universum fortzubewegen! Schließlich sind sie doch dafür zuständig, die Erde vor Angriffen außerhalb unseres Sonnensystems zu schützen, oder? Also außerhalb der Erde - schließlich ist es doch ihre Aufgabe, dass Eindringliche gar nicht erst auf unserer Erde landen, oder irre ich mich da?« Vier Augenpaare richteten sich überrascht auf Minako. »Was denn? Ich hab eben auch Einfälle, ist das denn so abwegig?!«, fragte Minako gleich etwas eingeschnappt und zugleich war sie sehr stolz auf sich. Das war wirklich nicht zu übersehen. »Aber ja! Warum sind wir nicht gleich darauf gekommen? Und die vier kennen sich deswegen auch bestimmt sehr gut aus in der Galaxis. Vielleicht wissen sie sogar auch, in welchem Sonnensystem sich der Planet Euphe befindet? Pluto müsste das doch bestimmt wissen!«, fügte Makoto hinzu. »Genau! Usagi, dann kannst du doch zu Seiya fliegen! Ist das nicht genial?«, auch Rei war von diesem Plan sichtlich angetan. »Nein ...« Perplex richteten sich die Köpfe zu mir. »Nein, das ist keine so gute Idee ... Ich will nicht auch noch Haruka, Michiru, Setsuna und Hotaru mit in diese Sache hineinziehen ... Und außerdem habe ich zufällig von Setsuna erfahren, dass Michiru und besonders Haruka nicht gerade davon angetan sind, dass sich unsere Zukunft, Crystal Tokyo, so drastisch verändern wird. Abgesehen davon, dass das Verhältnis zwischen Seiya und Haruka nicht wirklich das Beste war ... Und sie gegen ihren Willen dazu zu zwingen, mich ausgerechnet zu ihm zu führen ... Nein, das kann ich nicht machen. Das kann ich ihnen nicht antun. Tut mir leid Freunde, aber diese Möglichkeit werde ich erst in Betracht ziehen, wenn ich wirklich keine andere Wahl mehr habe.« Übereinstimmendes Seufzen. Nachdenklich schloss ich meine Augen, grübelte über eine weitere Alternative nach, und unwillkürlich kam mir das Lied in den Sinn ... »Search For Your Love«. Schon einige Male hatten wir durch dieses Lied kommuniziert ... Auch hatte ich immer das Gefühl gehabt, durch dieses Lied eine Verbindung zu ihm aufbauen zu können … Moment mal! Genau, das war doch die Idee! »Ihr wisst doch bestimmt noch, wie die ›Three Lights‹ damals die Prinzessin gesucht haben, oder?«, fing ich sofort an. »Na klar wissen wir das noch. Sie haben durch ihre Lieder, durch jede ihrer Auftritte Botschaften an sie gesendet.«, antwortete mir Minako in einem lässigen Tonfall, als ob das jedes kleine Kind wüsste. Ich nickte bestätigend. »Ganz genau. Bei ihrem Abschiedskonzert haben sie übrigens auch nach dem ‚Licht der Hoffnung‘ gesucht, und damals hatten wir ja noch vermutet, dass es sich irgendwo in den Weiten des Universums befinden musste. Also ist es doch klare Sache, dass solche Botschaften wohl bis ans Ende des Universums reichen könnten, oder? Sonst hätten sie gar nicht erst den Versuch gestartet, nach dem ‚Licht der Hoffnung‘ zu suchen, oder? Denn die Chance, dass es sich hier unmittelbar auf der Erde befinden könnte, war schon ziemlich gering. Das glaubten alle zumindest. Schließlich hat niemand auch nur geahnt, dass in Wirklichkeit Chibi-Chibi das ‚Licht der Hoffnung‘ war.« Ich bekam im ersten Moment nur erstaunte Blicke zu sehen. Anscheinend waren sie überrascht über meinen plötzlichen Scharfsinn. Zugegebenermaßen ging es mir da nicht viel anders. »Du meinst also, dass du nun auch eine Karriere als Sängerin anstreben und berühmt werden willst? Du willst wie die ‚Three Lights‘ damals Botschaften durch deine musikalischen Auftritte verschicken?«, erläuterte Ami meinen kurzen Einfall näher. »Öh ...« Nein, daran hatte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. »Nein, so habe ich das eigentlich nicht gemeint! Es war nur so ein kurzer Geistesblitz, wie man mit ihnen kommunizieren könnte ... Keine Ahnung, wie ich ausgerechnet darauf gekommen bin! An mich habe ich dabei ganz bestimmt nicht gedacht! Ihr kennt mich doch! Ich kann doch nicht vor Tausenden von Menschen auftreten. Ich bin nicht für die Bühne gemacht! Ich würde mich nur blamieren! Mal ganz davon zu schweigen, dass ich nicht einmal weiß, wie es funktioniert mit diesem Botschaften! Das haben wirklich nur Seiya, Taiki und Yaten drauf!« »Usagi ...«, hörte ich die scharfe Stimme Reis direkt rechts neben mir. Vorsichtig lugte ich zu ihr rüber - auf alles gefasst. »Hast du nicht gesagt, du wirst alles Erdenkliche dafür tun, um ihn wiederzusehen?«, fragte sie mich mit polemischer Stimme und nicht minder sarkastischem Blick. Als ich gerade etwas darauf erwidern wollte, wurde aus ihrem höhnischen Grinsen ein freundliches Lächeln, welches mich augenblicklich verstummen ließ. »Und außerdem hast du wirklich eine wunderschöne Stimme. Die Idee ist es wirklich wert, in Erwägung gezogen zu werden.« Wow. Ein solches Kompliment von Rei, und das in Anwesenheit aller anderen. Das musste ich erst einmal sacken lassen. »Man sollte aber auch nicht über die ernsten Risiken hinwegsehen, wenn man richtig berühmt wird ...«, wies Ami auch auf die dunklen Schattenseiten einer solchen Karriere hin. »Der Druck und der Stress können einen schon sehr leicht über den Kopf wachsen. Je höher man steigt, desto tiefer kann man natürlich auch abstürzen wie man in den Medien nur allzu gut mitverfolgen kann. Du darfst das nicht so auf die leichte Schulter nehmen, Usagi. Es ist gefährlicher als du denkst!« Überrascht und etwas verunsichert sah ich Ami an. »Ja ... Daran habe ich gar nicht gedacht ...«, murmelte ich kleinlaut und mir schossen unweigerlich Bilder von abgestürzten Prominenten in den Kopf, die inzwischen völlig am Ende und in einem Sumpf aus Drogen und Alkohol gelandet waren. »Ach!« Minako machte eine lässige, abwerfende Handbewegung. »Usagi weiß ganz genau, was sie tut! Deswegen ist sie sich auch vollkommen bewusst, warum und für wen sie das alles macht. Es ist eine Karriere nur für die Liebe, und aus diesem Grund wird sie schon nicht abheben, zumindest nicht im negativen Sinne! Sie wird schon auf dem Boden bleiben. Außerdem sind wir doch da, um auf sie aufzupassen!« »Ja, Minako hat Recht! Also ist auch dieses Problem geklärt, oder?«, stimmte Makoto mit überein. »Genau! Und wie gesagt: Im Notfall sind wir ja auch noch da und werden zusehen, dass du auf dem Teppich bleibst und dir die wirklich wichtigen Dinge des Lebens nochmal deutlich vor Augen führen, auch wenn ich überzeugt bin, dass das nicht nötig sein wird. Bisher hast du deine wirklich wahren Ziele auch nie aus den Augen verloren. Warum sollte das jetzt anders sein?« Nun waren auch die letzten Zweifel dank den Ermunterungen meiner besten Freundinnen beseitigt. Sie hatten alle Recht. Und Seiya hatte es doch auch geschafft. Ich strebte ihm doch sozusagen gerade nach und würde es auch schon schaffen. Ganz bestimmt. Da war ich sehr zuversichtlich. Mein anfänglich einfach nur in den Raum geworfener Grundgedanke wurde nun automatisch von meinen vier Freundinnen in rekordverdächtiger Geschwindigkeit zu einem akribischen Plan ausgearbeitet. Sie waren einfach nicht mehr zu stoppen. »Hast du verstanden, Usagi? Zuerst setzt du dich zu Hause hin und schreibst einfach deine wirren Gedanken auf, wenn du an Seiya denkst!«, fing Rei mit dem gerade ausgeheckten Vorhaben an. »Und mit diesem Text triffst du dich mit uns allen und wir bearbeiten ihn gemeinsam.«, fuhr Ami fort. »Dann gibst du mir diesen Text mit und ich gebe ihn an einen guten Musikproduzenten, den ich auch persönlich kenne, und er wird es ganz bestimmt annehmen!« Minako war - wie auch nicht anders zu erwarten war - ebenfalls Feuer und Flamme. »Und wenn er annimmt, daraus ein Lied entwickelt und du im Tonstudio landest, um dieses Lied aufzunehmen, sind wir schon einen ganzen Schritt weiter!«, beendete Makoto die Vorstellung und rundete sie somit gleichzeitig ab. Zunächst blickte ich nur dumm aus der Wäsche. Mit dieser Übereifer, dem Tatendrang und dieser Leidenschaft konnte eigentlich gar nichts schiefgehen, oder? Ich schenkte allen ein warmes Lächeln. Genau dafür liebte ich meine Freunde so sehr. »Was würde ich nur ohne euch machen ...«, ich war zutiefst gerührt. Ja, ohne meine Freundinnen wäre ich nichts und ich war zutiefst dankbar, sie zu haben. Meine Augen begannen zu glänzen, doch ich schaffte es erstaunlicherweise noch, die Tränen zurückzuhalten. »Ach Usagi, warum sind Freunde sonst da?« »Genau, wir wollen schließlich alle, dass du endlich glücklich wirst. Und das bist du nur, wenn Seiya bei dir ist ...« Sie lächelten mir alle aufmunternd zu. »Also ran an die Arbeit!«, riefen wir alle fröhlich im Chor und standen synchron auf. Ich musste am heutigen Tag jedoch noch einen Anschlag ausüben. Die eigentliche Hürde musste noch bewältigt werden. Natürlich musste ich auch meinen Eltern offenbaren, dass ihre Tochter nun ernsthaft eine Musikkarriere anstrebte. Das würde wohl alles Andere als leicht werden, ihre Zustimmung zu bekommen ... »Mama? Papa? Ich möchte mit euch reden ...«, begann ich endlich, nachdem sich alle gemütlich am Esstisch versammelt hatten Das gemeinsame Abendessen war immer der idealste Zeitpunkt, um sich über ernstere Dinge zu unterhalten, weil da die allgemeine Atmosphäre im Haus am lockersten war. Das nutzte ich natürlich schamlos aus für meine Zwecke. »Ja? Was ist denn mein Schatz?«, fragte mich meine Mutter sanft und schob sich danach eine kleine Sushi-Rolle in den Mund. Auch mein Vater horchte auf. Shingo dagegen aß desinteressiert weiter, was mich nicht weiter störte. Ich war inzwischen schon fast eine Meisterin darin, meinen kleinen nervigen Bruder zu ignorieren. »Ich ... Ich ...«, schlagartig wurde mein Hals ganz trocken. Ich seufzte kurz, atmete tief durch und schluckte mit einem Mal das lästige Etwas in meiner Kehle runter. Ich durfte nicht schon an dieser Stelle scheitern. Es stand doch so viel auf dem Spiel. Ich musste mir immer vor Augen halten, für wen ich das alles hier tat! »Ich will Sängerin werden!« So, nun war es raus. Diese Aussage saß bei allen anscheinend tief, denn es löste ein langes, unbehagliches Schweigen aus. Drei Augenpaare ruhten auf mir. Sie spiegelten Verwunderung, Überraschung und ... ja, leider auch Entsetzen wider. Die Stille wurde durch ein lautes Prusten Shingos unterbrochen. »Der war gut! Der war echt gut!«, brüllte mein kleiner Bruder los und konnte sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegen. Das Lachen lockerte die Atmosphäre nicht. Zumindest nicht für mich. Mir war überhaupt nicht nach Lachen zu Mute. Warum auch? Diese Sache war für mich ernster denn je. Für mich stand viel zu viel auf dem Spiel. Diese Angelegenheit entschied über meine ganze Zukunft. Über mein ganzes Leben. Über mein Glück. Normalerweise hätten auch meine Eltern das als einen phasenabhängigen Wunsch interpretiert, doch durch meinen fest entschlossenen Gesichtsausdruck wussten sie sofort, dass ich es diesmal wirklich ernst meinte. Sie kannten mich eben doch besser, als ich dachte. Mein Vater fing ruhig an, bemühte sich dabei um Sachlichkeit, wie es nun einmal seiner Art entsprach: »Usagi ... Erkläre uns bitte warum. Warum diese plötzliche Leidenschaft für eine Gesangskarriere?« Ganz toll, genau vor dieser Frage hatte ich mich so gefürchtet. Was sollte ich darauf antworten? Ich bereute es zutiefst, mir nicht zuvor schon eine gut durchdachte Antwort zurechtgelegt zu haben. Dann stünde ich nicht in dieser misslichen Lage ... Aber was soll's? Am weitesten kam ich mit der Wahrheit, zumindest mit einem Teil davon. »Na ja, ich will berühmt werden, um einen alten Freund wiederzufinden, der an einem sehr fernen Ort ist, den ich nicht kenne ... Und außerdem habe ich endlich meine große Leidenschaft für das Singen entdeckt!« Wie hörte sich das wohl für einen Außenstehenden an? Deswegen hatte ich auch sofort noch den zweiten Grund hinzugefügt, doch ob mir das wirklich helfen oder eher das Gegenteil meiner gewünschten Wirkung erzielen würde? »Hm, bist du dir wirklich ganz sicher? Wir haben dich noch nie richtig singen gehört, höchstens mal unter der Dusche oder in deinem Zimmer. Es hat wirklich nicht schlecht geklungen, aber damit gleich ins große Musikgeschäft ... Mutest du dir da nicht etwas zu viel zu?«, mischte sich nun auch meine Mutter in das Gespräch ein. Die Debatte hielt bis in die späte Nacht an, aus der ich als Siegerin hervorging. Eigentlich war es schon vorherzusehen gewesen. Sie konnten mir schließlich nicht verbieten, es wenigstens zu versuchen. Schließlich war es mein Traum. Und schließlich hatten sie mir immer gesagt, dass ich stets versuchen musste, um meine Träume und Ziele zu kämpfen. Da waren sie die Letzten, die mir dabei im Weg stehen wollten. Außerdem hatten auch sie gemerkt, dass ich in letzter Zeit sehr unglücklich gewesen war, auch wenn ich mir alle Mühe gegeben hatte, es mir nicht anmerken zu lassen. Aber Eltern durchschauten es anscheinend immer sofort, wenn mit dem eigenen Kind etwas nicht stimmte. Sie waren der Meinung, dass mir Ablenkung sicher nicht schaden würde. Und abgesehen davon war ihre Entscheidung sowieso zweitrangig gewesen. Ich hätte es getan, selbst wenn sie es mir verboten hätten. Ich würde bis ans Äußerste gehen, um meine Träume zu erreichen ... ... um diesen Traum zu erreichen ... Der Traum, der mir wichtiger war als alles Andere … Kapitel 5: Ultimate Ending From The Old Destiny ----------------------------------------------- Kapitel 5: ULTIMATE ENDING FROM OLD DESTINY »Endlich kann ich mich von den alten Fesseln lösen …« *********************************************Rückblick********************************************* Und schließlich hatten sie mir immer gesagt, dass ich stets versuchen musste, um meine Träume und Ziele zu kämpfen. Da waren sie die Letzten, die mir dabei im Weg stehen wollten. Außerdem hatten auch sie gemerkt, dass ich in letzter Zeit sehr unglücklich gewesen war, auch wenn ich mir alle Mühe gegeben hatte, es mir nicht anmerken zu lassen. Aber Eltern durchschauten es anscheinend immer sofort, wenn mit dem eigenen Kind etwas nicht stimmte. Sie waren der Meinung, dass mir Ablenkung sicher nicht schaden würde. Und abgesehen davon war ihre Entscheidung sowieso zweitrangig gewesen. Ich hätte es getan, selbst wenn sie es mir verboten hätten. Ich würde bis ans Äußerste gehen, um meine Träume zu erreichen ... ... um diesen Traum zu erreichen ... Der Traum, der mir wichtiger war als alles Andere … *********************************************Rückblick********************************************* Ich saß in meinem Zimmer. Im Hintergrund lief schon den ganzen Nachmittag lang »Search For Your Love«. Ich verstand selbst nicht warum, aber Texte über meine Gefühle zu schreiben fiel mir erstaunlicherweise einfach. Ich konnte sie regelrecht aus dem Armen schütteln. Ausgerechnet ich, eine der schlechtesten Schülerinnen des Jahrgangs! Na ja, jeder hatte nun einmal Talente. Trotzdem war es schon irgendwie schade, dass ich dieses Talent bei mir erst jetzt entdeckte. Ich legte meinen Kugelschreiber beiseite. Die Länge des Textes könnte schon der Länge eines normalen Liedes entsprechen. YEARNING FOR YOU (Sehnsucht nach dir) Früher, mein Liebster ... Früher saßen wir im gleichen Boot ... Früher, mein Liebster ... waren wir zusammen ... Doch dann musstest du gehen ... musstest mich verlassen ... Zwischen uns, das ging einfach nicht. Und doch kann ich dich nicht vergessen ... Hoffe, dass du glücklich bist und zugleich ... dass du mich nicht vergessen hast ... dass du mich immer noch liebst ... für alle Zeiten ... ~ Refrain ~ Mein Liebster! Ich vermisse dich! Ich vermisse dich so sehr! Mein Herz schreit nach dir ... Es wird immer nach dir schreien ... Ich werde mich immer nach dir sehnen ... Warum müssen wir so weit voneinander entfernt sein? Warum nur sehne ich mich so sehr nach dir?... Ich kenne nun die Antwort ... Vergiss nie, was ich dir jetzt offenbare: Du bist nun der wichtigste Mensch in meinem Leben ... ~ Refrain Ende ~ ~ Bridge ~ Endlich weiß ich es ... Endlich kenne ich meine Gefühle für dich ... Doch was bringt das, wenn du nicht mehr bei mir bist? Nur Leere, Schmerz und Hoffnungslosigkeit? ~ Bridge ~ Wegen dir, Liebster ... habe ich alles aufgegeben ... Wegen dir, Liebster ... kenne ich den unbändigen Schmerz der Liebe ... Darf ich noch auf dich hoffen? Darf ich auf deine Rückkehr warten? Darf ich warten, ohne dabei ständig Angst zu haben: Du wirst doch nie wiederkommen? Doch ich trage diese leise Hoffnung noch in mir ... Ich versuche auch nicht, sie zu verscheuchen ... Denn diese Hoffnung ist das, was uns neben unserer Liebe ... in dieser schweren Zeit der Trennung noch verbindet ... ~ Refrain ~ Mein Liebster! Ich vermisse dich! Ich vermisse dich so sehr! Mein Herz schreit nach dir ... Es wird immer nach dir schreien ... Ich werde mich immer nach dir sehnen ... Warum müssen wir so weit voneinander entfernt sein? Warum nur sehne ich mich nur so nach dir? Ich kenne nun die Antwort ... Vergiss nie, was ich dir jetzt offenbare: Du bist nun der wichtigste Mensch in meinem Leben ... ~ Refrain Ende ~ Mein Liebster! Ich vermisse dich! Ich vermisse dich so sehr! Mein Herz schreit nach dir ... Es wird immer nach dir schreien ... Ich werde mich immer nach dir sehnen ... ~ Bridge ~ Endlich weiß ich es ... Endlich kenne ich meine Gefühle für dich ... Doch was bringt das, wenn du nicht mehr bei mir bist? Nur Leere, Schmerz und Hoffnungslosigkeit? ~ Bridge ~ Früher, mein Liebster ... Früher saßen wir im gleichen Boot ... Früher, mein Liebster ... waren wir zusammen ... Doch, ich war eigentlich ganz zufrieden mit diesem Text. Jetzt mussten ihn nur die anderen nochmal durchchecken und dann würde es in die Hände eines waschechten Musikproduzenten gelangen. Meine Güte ... wusste ich überhaupt, auf was ich mich da einließ!? Eigentlich traute ich mir ja keine große Gesangskarriere zu. Doch der Gedanke, dass ich damit das Gleiche wie er machen würde, gefiel mir ... Dadurch fühlte ich mich ihm noch näher als sonst; fühlte mich mehr mit ihm verbunden ... Sorgfältig faltete ich meinen Entwurf zusammen, steckte sie in meine Schultasche und machte mich auf dem Weg ins Badezimmer. Nachdem ich mich für die Nacht fertig gemacht hatte, ging ich zu meinen alten Schubläden, schob sie auf und kramte nach einem ganz bestimmten Foto. Nach geschlagenen fünf Minuten wurde ich endlich fündig. Auf dem Foto waren Seiya und ich abgebildet. Es war das einzige gemeinsame Foto von uns. Wir standen nebeneinander, während er locker seinen Arm um meine Schulter gelegt hatte. Wir strahlten, lachten so richtig in die Kamera hinein. Damals, bei unserer Verabredung im Rummel ... Seiya und Usagi verbrachten einen schönen Vormittag zusammen. Auf besonderem Wunsch Usagis wurde auch sehr viel gegessen und getrunken. Dabei ging selbstverständlich alles, ganz gentlemanlike, auf Seiya. Auch wenn er sich oft wie ein ungehobelter Flegel verhielt – er verstand etwas von Anstand. Das musste Usagi ihm lassen. Und das offenbarte sie ihm kurzerhand auch, ohne sich viel dabei zu denken. »Vielen Dank für das Essen! Du scheinst ja doch nicht von so schlechten Eltern zu sein und hast sehr wohl Manieren, wie es anfangs ja so gar nicht den Anschein hatte ...« Natürlich tat sie dies nicht, ohne ihn ein wenig aufzuziehen. »Tja, ich stecke eben voller Überraschungen«, grinste der Angesprochene sie darauf gleich schief an mit seinem typischen Popstar-Lächeln. Kurz verdrehte sie ihre Augen und wies ihn gleich zurecht: »Ja ja, kein Grund, um gleich überheblich zu werden.« Obwohl sie eigentlich empört sein müsste, war sie es nicht. Eher etwas eingeschüchtert durch sein unwiderstehliches Grinsen, doch diese Empfindung konnte sie damals überhaupt nicht richtig einordnen. Um ihre Verlegenheit zu verbergen, beschleunigte sie ihren Marsch etwas, um ihr verräterisches Gesicht vor ihm zu verbergen. Seiya konnte dank seiner längeren Beine und Sportlichkeit natürlich problemlos mit ihr Schritt halten. Zu ihrem letzten Kommentar entgegnete er ausnahmsweise mal nichts. Zwar war er wirklich kein Mensch, der sich vor Konflikten oder Streit scheute und solche Neckereien gerne auf sich sitzen ließ, aber dieser Tag verlief gerade so schön. Da wollte er keine unnötige Auseinandersetzung mit seinem Schätzchen beginnen. Ein Mann mittleren Alters steuerte mit einer Fotokamera in der Hand geradewegs auf sie zu. »Wollen Sie vielleicht gemeinsam ein Foto von sich schießen lassen?«, fragte der Mann mit hoffnungsvollem Funkeln in den Augen. »Sie sehen nämlich wahnsinnig gut zusammen aus und haben beide eine unfassbare Ausstrahlung!« Darauf grinste Seiya nur verschmitzt und ließ es sich nicht nehmen, sogleich seinen Arm um Usagi zu legen. »Klar machen wir das! Ein schönes Erinnerungsfoto von unserem ersten Date! Perfekt!« Er wartete gar nicht auf die Zusage Usagis, denn was sollte sie auch großartig dagegen einzuwenden haben? »Na gut, aber nur unter einer Bedingung!«, gab sich das Mädchen mit den zwei langen Zöpfen fast geschlagen. Verwundert hob der Schwarzhaarige eine Augenbraue. »Du stellst Bedingungen auf?« Von einer Sekunde auf die andere verwandelte sich der etwas irritierte Gesichtsausdruck jedoch in ein breites, selbstgefälliges Grinsen. »Aha, also scheint dir das Foto wohl doch nicht so egal zu sein. Klar, schließlich wird es unser erstes gemeinsames Foto von unserer ersten Verabredung. In siebzig Jahren werden wir bestimmt noch als altes Ehepaar darüber lachen, wenn wir uns das Foto zusammen anschauen.« »W-« Usagi bekam vor Verlegenheit kein richtiges Wort mehr raus und schaute rasch zur Seite. Mit der verschwindend geringen Hoffnung, dass er ihre Unsicherheit nicht bemerkt haben könnte. Sowie auch ihre treulosen geröteten Wangen. Wieso verhielt sie sich nur so merkwürdig in seiner Gegenwart? Warum fühlte sie sich gleich so bedrängt – auf angenehme Art und Weise? Er war doch nur ein einfacher Freund, der ab und zu halt seine blöden Scherze machte, oder? Warum nahm sie das so ernst? »Ich mache nur ein Foto mit dir, wenn du deine Sonnenbrille absetzt!« Sie machte nicht ganz ohne Absicht einen großen Bogen um seine freche Anspielung. »Gefalle ich dir mit Sonnenbrille etwa nicht?«, fragte er ganz unschuldig und musste sich ein Grinsen verkneifen. Sehr wohl hatte er natürlich Usagis Blöße bemerkt, denn schließlich war er nicht blöd oder gar blind. Sie war einfach so leicht zu durchschauen. Wie ein offenes Buch. Einfach nur unwiderstehlich süß. Moment, was dachte er da gerade? Erwischte er sich etwa gerade selbst dabei, wie er heimlich in Gedanken von ihr schwärmte? Er, der Frauenschwarm schlechthin, schwärmte über ein einfaches, durchschnittliches Mädchen? Was lief denn hier bloß falsch? »N- Nein, das ist es nicht, die Sonnenbrille steht dir ... sehr gut«, stotterte sie und schaute dabei zu Boden, weil es ihr doch peinlich war, ihm in die Augen zu sehen, während sie ihm doch tatsächlich ein Kompliment machte. Jetzt war es also raus. Sie hatte ihm wirklich offenbart, dass er einfach nur supergut aussah mit seiner coolen Sonnenbrille. Aber warum machte sie sich überhaupt so viele Gedanken? War doch eigentlich nicht wirklich mehr als nur ein harmloses Kompliment gewesen. Oder? »Ich will aber, dass man auf dem Foto das Gesicht von uns beiden gut erkennen kann. Mit Gesicht meine ich also auch die Augen, und deine Sonnenbrille würde wohl logischerweise die freie Sicht auf deine Augen verhindern. Deswegen sollst du sie gefälligst absetzen, klar?« Ich kicherte vor mich hin bei dieser Erinnerung. Manchmal war mein Dickkopf doch zu etwas zu gebrauchen, denn ohne ihn wäre mir der Blick in seine bezaubernden Augen jetzt verwehrt geblieben ... Sogar im Foto sah man dieses unverwechselbare Leuchten in ihnen ... Es war so schön bei ihm gewesen ... So wunderschön ... Wie oft hatte er mich damals zum Lachen gebracht? Unzählige Male ... Ich griff nach dem Bilderrahmen, der sich in dem untersten Schubfach befand. Darin befand sich noch ein Foto von Mamoru und mir. Als ich die beiden Bilder nun unmittelbar nebeneinander vor mir hielt, fiel mir der Unterschied sofort auf: Auf dem Bild mit Mamoru lachte ich zwar auch, aber er tat es nicht ... fast schon gelangweilt blickte er in die Kamera. Matt und gleichgültig. Wahrscheinlich hatte ich auf dem Bild auch nur gelacht, weil ich es auf Fotos immer tat ... Aber auf dem Bild mit Seiya lachten wir beide ... aus ganzem Herzen ... Ich überlegte nicht lange, bevor ich kurzerhand das Bild mit Mamoru im Bilderrahmen durch mein gemeinsames Foto mit Seiya ersetzte und auf meinen Nachttisch stellte. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen legte ich mich ins Bett, schaltete das Licht aus und schloss meine Augen. Ich war wirklich stolz auf mich, denn nun hatte ich meine alte Bestimmung, mein altes Schicksal endlich für immer losgelassen. Nun gab es kein Zurück mehr ... Kapitel 6: First Step In A Hard Career -------------------------------------- Kapitel 6: FIRST STEP IN A HARD CAREER »Der erste Schritt ist getan …« *********************************************Rückblick********************************************* Ich überlegte nicht lange, bevor ich kurzerhand das Bild mit Mamoru im Bilderrahmen durch mein gemeinsames Foto mit Seiya ersetzte und auf meinen Nachttisch stellte. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen legte ich mich ins Bett, schaltete das Licht aus und schloss meine Augen. Ich war wirklich stolz auf mich, denn nun hatte ich meine alte Bestimmung, mein altes Schicksal endlich für immer losgelassen. Nun gab es kein Zurück mehr ... *********************************************Rückblick********************************************* Inzwischen war eine Woche vergangen. »Was?«, fragte ich meine blonde Freundin ein weiteres Mal völlig fassungslos. Minako nickte unbeirrt. »Ja! Der Musikproduzent fand den Songtext sehr gut und hat sogar schon eine Melodie dazu komponiert! Er will dich heute um 15 Uhr bei ihm treffen! Und keine Angst: Ich werde dich natürlich begleiten!« Minako hatte gut reden: Sie hatte schließlich schon des Öfteren die Chance gehabt, ins Musikgeschäft reinzuschnuppern und hat sie auch genutzt. Noch dazu hatte sie doch sogar schon einen Plattenvertrag so gut wie in der Tasche, den sie damals bei dieser Talentshow gewonnen hatte, in der Yaten in der Jury gesessen war. Nach dem Schulabschluss würde mit ihrer Gesangskarriere wohl voll durchstarten. Ja, auch eine Minako war so vernünftig und wollte erst einen richtigen Schulabschluss in den Händen halten, bevor sie sich voll und ganz ihrer Karriere widmete. »Ich wusste gar nicht, dass das so schnell geht!«, brachte ich nur heraus. Nicht, dass ich es nicht eilig hatte, endlich zu Seiya Kontakt aufzunehmen. Schließlich wollte ich ihn so bald wie möglich wiedersehen. Aber etwas mulmig war mir schon zu Mute, heute einen großen Mann im Musikgeschäft zu begegnen, und noch dazu würde keine Geringere als ich im Mittelpunkt stehen. »Ach Usagi, bekommst du jetzt etwa schon Lampenfieber? Das solltest du dir für dein erstes Live-Konzert aufheben!«, ermutigte sie mich mit einem Augenzwinkern. Es war wohl überflüssig zu erwähnen, dass dieser Beruhigungsversuch mehr als fehlschlug, oder? Aber ich dachte nicht daran, aufzugeben. Keine einzige Sekunde lang. Ich würde doch jetzt keinen Rückzieher mehr machen! Dann wäre alles vorbei ... »Ist gut!«, erklärte ich mich einverstanden. »Sehr gut! Gleich nach der Schule müssen wir los. Zu so einem wichtigen Termin sollte man nicht unpünktlich erscheinen, denn das hinterlässt keinen guten Eindruck! Es ist eh schon sehr großzügig von ihm gewesen, dass er uns so kurzfristig in seinen überfüllten Kalender reinquetschen konnte.« »Minako Aino!«, ertönte plötzlich die gereizte Stimme unserer Klassenlehrerin. »Hättest du die Güte, dich endlich auf deinen Platz hinzusetzen?« Wir waren so tief in unser Gespräch vertieft gewesen, dass wir gar nicht mitbekommen hatten, dass die Lehrerin schon längst das Klassenzimmer betreten hatte. »Ja, natürlich ...«, murmelte Minako etwas beschämt und ging widerwillig auf ihren Platz zurück. »Minako, warum hast du es denn so verdammt eilig? Wir haben noch eine gute Stunde, und so weit entfernt ist sein Haus doch gar nicht, oder?«, rief ich ihr zu, als sie gleich nach Unterrichtsschluss meinen Arm packte und mit mir aus dem Klassenzimmer stürmte. »Es kommt immer gut an, überpünktlich aufzutauchen! Außerdem haben wir dann mehr Zeit mit ihm zur Verfügung! Ich muss dir wohl nicht nochmal sagen, dass der Terminkalender eines gefragten Musikproduzenten rappelvoll ist und er nicht ewig Zeit für uns hat, oder? Wir können froh sein, dass er überhaupt vorhat, seine kostbare Zeit für uns zu opfern! Abgesehen davon: Ich wette mit dir, dass du noch nie dort gewesen bist, wo er lebt! Sein Haus ist ziemlich abgelegen und liegt einige Kilometer außerhalb Tokyos«, bekam ich als Antwort, während wir weiter durch die Straßen sprinteten. Sie war gerade dabei, ihr Handy aus ihrer Schultasche zu kramen, als ein Taxi auf uns zufuhr. Sofort winkte Minako es zu uns rüber. »Zum Tomoya-Anwesen, bitte!«, völlig außer Puste schnallten wir uns an, nachdem wir eingestiegen waren. Der ältere Taxifahrer, der etwa um die sechzig Jahre alt sein müsste und dessen Bart graumeliert war, war etwas verwundert darüber, dass wir es so eilig hatten, sprach uns jedoch nicht darauf an und fuhr mit einem kurzen Nicken los. Anscheinend war er nicht gerade der Gesprächigste, aber wir wären wohl in dieser Situation auch nicht die idealsten Gesprächspartner gewesen in unserer momentan ziemlich angespannten Verfassung. »Hier wären hier!«, vernahm ich die raue Stimme des Taxifahrers nach einer halbstündigen Fahrt. Während der ganzen Fahrt hatten wir vor stetig wachsender Nervosität und Aufregung kein Wort miteinander ausgetauscht. Ich blickte zum Fenster heraus – und es traf mich der Schlag. Wir befanden uns vor einem gigantischen Anwesen, welches von einer dicken, sandfarbenen Mauer umschlossen wurde. Das Tor in der Mitte bestand nicht aus der Mauer, sondern aus einem klassischen Gitter aus verschiedensten eleganten kurvigen Verzierungsmustern. Ehrfurcht überkam mich. Minako bezahlte den Taxifahrer, bevor wir aus dem Auto stiegen. Mir blieb immer noch die Luft weg. Wenn mich schon allein das Äußere, selbst von der Distanz aus, faszinierte, wie sähe es dann erst innen aus, aus nächster Nähe? Würde ich dann vor Sauerstoffmangel umkippen? Oder würde ich eher einen Gesichtskrampf erleiden, weil ich vor Erstaunen permanent meinen Mund offen halten musste? »Ja?«, kam es aus dem Lautsprecher unmittelbar neben dem Gittertor. »Minako Aino und Usagi Tsukino hier!«, sprach die Angesprochene etwas aufgeregt hinein. Schon wurde das Tor automatisch geöffnet. Ich staunte nicht schlecht. Alles hochmodernste Technik. Doch was hatte ich auch Anderes erwartet? »Na auf was wartest du denn noch, Usagi!? Oder willst du hier etwa Wurzeln schlagen?«, drängte mich Minako etwas ungeduldig, als ich keine Anstalten machte, mich vom Fleck zu rühren. »J- Ja, ich komm ja schon!«, antwortete ich sofort und folgte ihr gehorsam. Der Garten war nicht minder atemberaubend. Zahlreiche Blumen traten in Erscheinung und verliehen der ganzen Umgebung eine frische Frühlingsatmosphäre. Das kleines Stück eines Swimmingpools lugte hinter der Villa hervor. Auch die Villa selbst war sehr neu und modern. Das sah man sofort auf den ersten Blick, selbst für so unerfahrene Augen wie meine. Rechts unten gab es eine größere Abschrägung, die von reinem Glas bedeckt war: Ein wunderschöner Wintergarten. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es wohl wäre, in so einem Anwesen zu leben. Bestimmt wäre es sehr schön ... Von so einem Leben würde wohl jeder träumen. Obwohl ... eigentlich war es entscheidender, mit wem man sein Leben verbrachte. Das »Wo« war in diesem Fall eher zweitrangig - ja, fast schon unbedeutend. Bevor ich vollends in meine Traumwelt eintauchen konnte, wurde ich unsanft von Minako in die Seite gestupst. Ich sah auf, geradewegs zu einem Mann - ungefähr um die dreißig Jahre alt - der auf uns zusteuerte und mich von weiteren Beobachtungen und Bewunderungen dieses Ortes zunächst abhielt. Ein freundliches Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und er schüttelte uns nacheinander die Hände mit einem ziemlich festen Handgriff. Er war so fest, dass ich einen leisen Schmerzenslaut unterdrücken musste. »Minako Aino, dich kenne ich ja schon! Und du musst ja dann Usagi Tsukino sein! Ich bin Takumi Tomoya. Freut mich, dich kennenzulernen!« Er war schlank und recht groß, hatte schulterlanges dunkelblondes Haar und leuchtend grüne Augen. Auf den ersten Blick ein sehr sympathischer Mann, mit dem man bestimmt gut zusammenarbeiten konnte. »Tretet doch ein!«, bat er uns und hielt die Tür zu seiner Villa auf. Minako ging mir voraus. Sie war ja nicht zum ersten Mal hier und dementsprechend auch nicht so eingeschüchtert wie ich. Das Innenleben stand den Äußerlichkeiten in keinster Weise nach. Alles war sehr stilvoll und luxuriös eingerichtet. Dieses Gebäude beinhaltete bestimmt locker um die fünfzig Zimmer! Leider konnte ich nicht alles begutachten, da Herr Tomoya uns sofort in ein Zimmer führte, in welches sich so ziemlich genau in der Mitte ein wunderschöner schwarzer Flügel befand. Mitten in der Bewegung musste ich stoppen. Ich glaubte nicht, was ich da vor meinen Augen sah: Ein Mann saß auf dem Hocker direkt vor dem Flügel. Und es war kein Geringerer als … »Seiya …« Schnell rieb ich mir meine Augen und blickte wieder zu der Stelle. Nur der Hocker. Ich seufzte kurz. Wieder eine meiner Tagträumereien … Diesmal jedoch sehr stark auf die reale Umgebung zugeschnitten, denn normalerweise befanden wir uns in meinen Wachträumen immer an einem ganz anderen Ort. Doch gerade hatte ich ihn wirklich auf dem Hocker sitzen gesehen, der wirklich existierte. Irgendwie schon etwas unheimlich ... Doch kurz darauf musste ich schon wieder schmunzeln. Mit Seiya verband ich nämlich nur positive, schöne Gefühle. Gefühle, die mich automatisch glücklich machten. Konnte Seiya überhaupt Klavier spielen? Zumindest hatte ich ihn noch nie spielen sehen, aber was hieß das schon? Ich wusste zu meinem Bedauern sowieso viel zu wenig über ihn. Aber ich konnte nicht abstreiten, dass ich die Vorstellung, dass Seiya mit einem eleganten Anzug auf dem Flügel spielte, mehr als nur anziehend fand. »Usagi! Kommst du jetzt endlich?«, wurde ich unsanft aus meinen Gedanken gerissen und wieder in die Realität zurückgeholt. »Ja ...«, murmelte ich etwas neben der Spur und ging zu Minako und dem Musikproduzenten, der in der Zwischenzeit schon auf dem langen Hocker Platz genommen hatte. »Also auf ausdrücklichem Wunsch Minakos habe ich mir deinen Entwurf mal angeschaut und muss sagen, dass ich ihn sehr gefühlvoll finde. Der Songtext hat mich sofort gefesselt, obwohl er ja eigentlich ziemlich simpel ist. Ich weiß nicht warum, aber ich spüre hinter diesen Zeilen sehr starke Emotionen, schwer zu beschreiben ... Auf jeden Fall war ich sofort fasziniert davon und mir kam sofort eine Melodie dazu. Wir können es ja schon einmal durchproben und sehen, wie sich das Lied anhört!«, ohne Vorwarnung drückte er mir ein paar Blätter in die Hand. Ich sah mir die Blätter kurz an. Es war mein Text, nur mit dem Unterschied, dass nun über jeder Zeile des Textes Noten herumschwirrten. »Fangen wir an?«, fragte er und legte seine Finger schon auf die Tasten, doch ich unterbrach ihn schnell. »M- Moment! Ich … Ich kann aber keine Noten lesen«, gab ich nun peinlich berührt zu und starrte mit etwas geröteten Wangen zu Boden. Normalerweise hätte ich es mit Humor genommen, doch danach war mir bei dieser ernsten Angelegenheit überhaupt nicht zu Mute. Ich wollte ihn so schnell wie möglich finden und keine einzige Sekunde vergeuden . Und doch zog sich alles unnötig in die Länge - das Schlimmste daran war ja: Ich war der Grund dafür, dass alles so sehr hinausgezögert wurde ... Herr Tomoya hob überrascht eine Augenbraue. »Hm, das ist nicht gerade optimal! Notenlesen ist im Musik-Business klare Voraussetzung. Ohne Notenkenntnisse geht gar nichts!« Ich starrte weiterhin niedergeschlagen den Boden an, spürte schon die Ansammlung der Flüssigkeit in meinen Augen, als ich mir einen Ruck gab, mit einem Mal aufschaute und die Tränen gleichzeitig runterschluckte. Die Unsicherheit in meinen Augen verwandelte sich in pure Entschlossenheit. Das war nicht der richtige Zeitpunkt zum Heulen oder für Selbstmitleid. »Dann werde ich es lernen! So schnell es geht!«, entschied ich kurz gebunden. »Ja! Ich werde es ihr beibringen! Spätestens in einer Woche wird sie Noten lesen können!«, bot Minako mir ihre helfende Hand hin. Ich schenkte ihr dafür ein dankbares Lächeln. Was würde ich nur ohne sie tun …? Herr Tomoya nickte kurz. »Okay, aber trotzdem möchte ich jetzt ganz gerne deine Stimme hören, wenn das für dich in Ordnung ist. Habe davon ja nur Positives gehört. Minako? Wärst du bitte so lieb und singst uns bitte mal die ersten Zeilen vor? Da Usagi anscheinend gesanglich recht stark ist, so wie ich gehört habe, wird sie wohl auch über ein gutes akustisches Gehör verfügen und dir problemlos nachsingen können!« Minako erklärte sich auch dafür sofort bereit. Schon begann er mit dem Vorspiel, und es verzauberte mich sofort. Jeder Akkord, jede Klaviertaste war so süß, emotionsreich, romantisch ... und kurze Zeit danach erklang Minakos kräftige Stimme. Schon ein merkwürdiges Gefühl, einen von mir selbst erstellten Text als solch ein wundervolles Lied zu hören. »So, jetzt bist du dran!«, forderte er mich nach den ersten gesungenen Zeilen von Minako auf. Ich nickte stumm und stellte mich hinter ihm. Wieder das süße Vorspiel. Ich atmete tief durch und sah auf das Blatt. »Früher, mein Liebster ... Früher saßen wir im gleichen Boot ... Früher, mein Liebster ... waren wir zusammen ...« Der Flügel verstummte plötzlich. Verwundert blickte ich auf. Herr Tomoya sah mich durch ernsten Augen an. Es wurde ganz still im Raum. Beinahe schon unangenehme peinlich. Mein Herz fing an, schneller zu klopfen. War es etwa nicht gut? Wieso sagte er nicht endlich etwas? Verunsichert warf ich Minako einen Blick zu, die jedoch gespannt zu dem jungen Musikproduzenten sah und ihren Blick nicht von ihm abwandte. »Also Minako, erstmal zu dir ...«, durchbrach er endlich die Stille und linste zu ihr. »Du singst mit ganzem Herzen und hast eine sehr kraftvolle, mechanische Stimme. Technisch hast du es optimal gesungen. Du weißt es sicher, denn ich hab es dir ja schon einmal gesagt: Deine Stimme ist für schnellere Popsongs mit einem klaren Rhythmus wie geschaffen. Also im Bereich R'n'B oder auch schnellerer Pop bist du bestens aufgehoben. Und Usagi ...« Ich hielt unbewusst die Luft an. Was würde jetzt wohl kommen? Ich ballte meine Hände zu zwei Fäusten zusammen und zitterte auffällig. Jetzt würde sich alles entscheiden ... Alles war nun von seiner Antwort abhängig. Alles ... Ob ich wirklich eine Gesangskarriere starten konnte ... Ob ich ihn wiedersehen konnte ... Ob ich überhaupt … weiterleben konnte … »Eine sehr außergewöhnliche Stimme ... sehr sanft, zart und trotzdem ist viel Energie drin. Und was mir am meisten bei dir auffällt: Du singst voller Gefühl ... Man kann den Text regelrecht auf der Haut spüren. Du singst es wirklich so, wie du es meinst. Der Gänsehautfaktor ist also ziemlich hoch - eine äußerst wichtige Voraussetzung! Für dich sind gefühlvolle Balladen wie gemacht - so wie auch dieses Lied.« Er griff nach einem kleinen Notizbuch mit einem schwarzen festen Umschlag und notierte sich etwas. »Also in deiner Stimme steckt außergewöhnlich viel Potenzial. Ein bisschen professioneller Gesangsunterricht wird aber sicher auch nicht schaden. Schließlich wollen wir das Beste aus dir herausholen. Du hast zwar zweifelsohne Talent, aber das richtige Atmen und die Anwendung deiner Stimme solltest du noch optimieren. Hinzu kommt, dass du auch Notenlesen können musst, aber hat sich ja Minako schon dazu bereit erklärt, dir das beizubringen. Nebenbei könntest du weitere Texte schreiben.«, während er sprach, schrieb er sich noch weitere Vermerke auf. »Parallel dazu könntest du vielleicht jeden Nachmittag herkommen, damit wir zusammen das Lied weiter einstudieren können. Ich schätze, in einer Woche können wir den Song dann aufnehmen. Ich weiß nicht warum, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass sie im Nu die japanischen Oricon-Charts stürmen wird. Ich weiß zwar nicht warum, aber ich hatte schon immer ein gewisses Gespür für so etwas gehabt …« Kapitel 7: Hard Working ----------------------- Kapitel 7: HARD WORKING »Der Weg zu dir ist nicht einfach … doch ich nehme alles in Kauf!« *********************************************Rückblick********************************************* »Also in deiner Stimme steckt außergewöhnlich viel Potenzial. Ein bisschen professioneller Gesangsunterricht wird aber sicher auch nicht schaden. Schließlich wollen wir das Beste aus dir herausholen. Du hast zwar zweifelsohne Talent, aber das richtige Atmen und die Anwendung deiner Stimme solltest du noch optimieren. Hinzu kommt, dass du auch Notenlesen können musst, aber hat sich ja Minako schon dazu bereit erklärt, dir das beizubringen. Nebenbei könntest du weitere Texte schreiben.«, während er sprach, schrieb er sich noch weitere Vermerke auf. »Parallel dazu könntest du vielleicht jeden Nachmittag herkommen, damit wir zusammen das Lied weiter einstudieren können. Ich schätze, in einer Woche können wir den Song dann aufnehmen. Ich weiß nicht warum, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass sie im Nu die japanischen Oricon-Charts stürmen wird. Ich weiß zwar nicht warum, aber ich hatte schon immer ein gewisses Gespür für so etwas gehabt …« *********************************************Rückblick********************************************* Es folgte eine sehr stressige und harte Zeit. Doch ich dachte keinen Moment lang daran, aufzugeben. Niemals ... Egal wie schwer oder hart es werden würde ... Ich würde niemals aufgeben ... Ich würde kämpfen! Kämpfen ... um ihn endlich wiederzusehen ... Kämpfen ... für uns ... Okay, ich konnte natürlich nicht sagen, ob er mich noch liebte, wie er es damals getan hatte ... Ich wusste es nicht, doch ich wollte mir auch gar keine großen Gedanken darüber machen. Es war mir sogar fast schon egal. Es war nur noch eines wichtig: Ich wollte ihn wieder bei mir haben. Ich wollte wieder in seiner Nähe sein. Ich wollte ihn sehen. Ich wollte wieder aus ganzem Herzen lachen können ... Mich wieder unbeschwert und frei fühlen … So wie ich es nur bei ihm sein konnte … Inzwischen hatte sich ein fester Rhythmus in meinen Alltag eingespielt. Die folgenden Tage liefen immer im gleichen Schema ab: Vormittags besuchte ich ganz gewöhnlich die Schule. Anschließend ging es zur Gesangslehrerin direkt gegenüber unserer Schule für den zusätzlichen Gesangsunterricht. Die Lehrerin, Frau Itsuka, hatte schulterlanges, hellbraunes Haar, welches sie stets in einer strengen Hochsteckfrisur verwickelt trug. Die Brille verlieh ihrer Ausstrahlung zusätzlich die passende Härte. Sie sah zwar noch jung aus, ging aber schon auf die Vierzig zu, wenn man Herrn Tomoyas Auskunft Glauben schenken konnte. Da ihm dies versehentlich rausgerutscht war, hatte er mich inständig gebeten, ihr ja nicht zu verraten, dass ich ihr wahres Alter kannte. Da sie mich nicht gerade mit Samthandschuhen anfasste, blieb mir sowieso kein Gedanke frei, um mit ihr über belanglose Dinge zu plaudern. Im Gegenteil: Ich musste mich immer sehr bemühen, dass mir ja kein blöder Fehler unterlief, den ich hätte vermeiden können. Es war auf die Dauer zwar anstrengend mit ihr, doch vielleicht würde sich der Druck, den sie auf mich ausübte, am Ende doch noch ausbezahlen und das Resultat sich sehen lassen. Zumindest rette mir ein Lob von ihrer Seite wirklich den Tag, wenn denn mal eins kam, was selten genug der Fall war. Und auch ihre Tipps waren auch äußerst hilfreich und professionell. Von einem richtigen Profi eben. Ein netter, angenehmer Ausgleich waren dagegen die Stunden beim Herrn Tomoya. Bei ihm lernte ich die Lieder ein, die aus meinen Texten und seinen Melodien entstanden waren. Und zum runden Abschluss des Tages ging es zu Minako, die mir das Notenlesen beibrachte. Obwohl ich da ja mit einer engen Freundin lernte, war es trotz der entspannteren Atmosphäre nicht unbedingt weniger strapaziös. Der innere Druck war präsent und ging von mir selbst aus - die ganze Zeit. Notenlesen lernte man nicht von heute auf morgen. Das hatte ich schon sehr früh im eigenen Leibe zu spüren bekommen. Die Tonleiter mit den acht Tönen rauf- und runterzusingen war dabei wirklich das Allersimpelste von allen. »Und zwischen welchen zwei Noten liegt nochmal das Fis oder Ges?« Mit solchen und ähnlichen Fragen, die ich anscheinend sehr oft wiederholte, ohne es selbst zu bemerken, trieb ich die arme Minako mehrmals innerhalb von zwei Stunden in den Wahnsinn. Da war es fast kaum zu glauben, dass ich nach einer Woche wirklich einigermaßen das Notenlesen beherrschte. Etwa gegen 20 Uhr kam ich immer nach Hause, aß zu Abend, erledigte grob die Hausaufgaben und versuchte mich danach nicht selten noch an einen neuen Songtext. Dies kam mir immer sehr gelegen, denn schließlich konnte ich sowieso an nichts Anderes denken. Sobald ich ein wenig Ruhe hatte, kreisten meine Gedanken nur um Seiya … Und so verlief jeder Tag, nun schon seit einer Woche ... »Ich glaube, wir sind so weit! Zumindest den Song ›Yearning For You‹ können wir schon mal aufnehmen!«, entschied Herr Tomoya kurzerhand und führte mich in sein Tonstudio. Minako war heute nicht dabei. Sie konnte ja nicht ständig anwesend sein und hatte auch andere Dinge zu erledigen. Ich war noch nie in einem Tonstudio. So staunte ich auch nicht schlecht, als ich seines betrat. Ich stand gerade direkt vor einer riesigen Tafel aus zahlreichen schwarzen Knöpfen und Kästchen. Da ich mich nicht sonderlich gut auskannte, konnte ich die ganzen Gerätschaften auch nicht wirklich benennen, geschweige denn korrekt benennen. Hinter dieser schwarzen Tafel war eine riesige gläserne Wand, hinter der sich ein mittelgroßer Raum befand. Darin standen in der Mitte ein hoher Hocker und davor ein Mikrofon, der an einem langen Ständer befestigt war. Von der Decke taumelte ein langer schwarzer Seil, an der ein ebenso schwarzer Kopfhörer befestigt war. »Okay, du kannst schon reingehen und dich hinsetzen«, er machte die Glastür auf und bedeutete mir mit einer einladenden Geste, einzutreten. Ich ging hinein und stellte mich vor dem Mikrofon. Ich wollte mich nicht hinsetzen, weil mir beim Stehen das Singen viel einfacher fiel. »Beim Singen sollte man immer stehen, da bei Sitzen das Zwerchfell zusammengedrückt wird und es sich auch auf die Stimme auswirkt, zumindest bei den schwierigeren, höheren Tönen!«, hörte ich die resolute Stimme Frau Itsukas im Hinterkopf. Es war wie eine stumme Bestätigung meines Handelns. »Setz bitte den Kopfhörer auf!«, hörte ich durch einige Lautsprecher im Raum die Anweisung meines Musikproduzenten und Managers. Ich tat wie mir geheißen, griff nach dem taumelnden Kopfhörer und setzte ihn auf. Irgendwie schon sehr unangenehm, in so einem Raum ganz alleine zu sein. Noch dazu mit einem Mann, der einen durch die Glaswand permanent anstarrte. »Mach dich bereit! Wir fangen jeden Moment an!«, hörte ich ihn wieder. Ich atmete kurz durch, bevor ich auf meine Liedblätter sah, die ich bereits in den Händen hielt. Das Klaviervorspiel erklang. Bis zu meinem Einsatz durchliefen noch diverse Gedanken mein Gehirn. Jetzt wurde es richtig ernst. Das, was ich nun singen würde, würde aufgenommen werden und als Single erscheinen. Das, was ich nun singen würde, könnte in den verschiedensten Radiosendungen laufen. Das, was ich nun singen würde, könnte ihn erreichen … Ich öffnete wie im Rausch meine Lippen. Der erste, sanfte Ton verließ meine Kehle … »Früher, mein Liebster ... « Gleich am nächsten Tag hatte ich einen Termin für ein professionelles Fotoshooting, um Werbung für meine erste Single zu machen. Unmittelbar davor wurde ich schön aufgetakelt. Fünf Stylistinnen pinselten auf meinem Gesicht, als wäre es eine Leinwand. Sie fummelten an meinen Haaren herum und zogen mir irgendeinen Fetzen Stoff an. Ich bekam schon lange nicht mehr alles detailgerecht bin - so schnell verlief die ganze Prozedur. Bereitwillig ließ ich alles stumm über mich ergehen. Na ja, fast. Ab und zu entfuhr mir schon ein kleiner Schmerzenslaut, als eine junge Kosmetikerin dabei war, mir einige Augenbrauen auszuzupfen. Es war alles schon sehr gewöhnungsbedürftig und merkwürdig. Meine Single war noch gar nicht mal draußen, doch wurde ich jetzt schon so aufgedonnert. Wie würde es dann aussehen, wenn ich erst einmal wirklich berühmt sein würde? Aber ich würde es schon aushalten. Es blieb keine Zeit zum Herumjammern. Nicht jetzt! Und außerdem … hatte er doch bestimmt das Gleiche durchmachen müssen damals. Es klang komisch, doch ich fühlte mich ihm auch dadurch noch näher als sonst. Allein der Gedanke gab mir die nötige Kraft, um durchzuhalten. Kurze Zeit später betrachtete ich mich fassungslos im Spiegel. Ich konnte mich kaum selbst wiedererkennen. Mein Gesicht war glücklicherweise sehr dezent geschminkt worden: Meine Wimpern waren mehrfach schwarz getuscht; rosig-pastellfarbener Lidschatten ließen meine blauen Augen noch mehr strahlen als sonst; zarter Rosé-Lipgloss schenkte meinen Lippen einen verführerisch-unschuldigen Glanz. Das leichte apricotfarbene Rouge um die höchste Stelle meiner Wangen gab meiner Ausstrahlung noch einen frischeren Touch. Die gezupften Augenbrauen, die nun sanft geschwungen waren, verliehen meinem Gesicht noch mehr Ausdruck und Kontur. Meine langen goldenen Haare waren zu einer aufwendigen Hochsteckfrisur frisiert. Das enganliegende Abendkleid reichte mir bis zu den Knien, bestand aus Seide und war schulterfrei. Mein Make-Up war perfekt darauf abgestimmt, da das Kleid hellrosa war. Passend dazu trug ich gleichfarbige Handschuhe, die bis zum Ellenbogen reichten. Die hohen Stöckelschuhe, die ich trug, waren silber, besaßen dazu aber rosafarbige kleine Steine, die wunderschön funkelten. Genauso funkelten die langen silbernen Hängerchen, die elegant unter meinen zwei Ohrläppchen taumelten. Mein Spiegelbild war kurz gesagt überwältigend. Das sollte jetzt keinesfalls eingebildet klingen, doch ich musste wirklich zugeben, dass die Stylisten wirklich das Allerbeste aus mir rausgeholt hatten. Ich hätte mich noch Stunden weiter aus jeder Seite und Perspektive betrachten können, doch dazu blieb leider nicht viel Zeit, denn die Arbeit rief. Anfangs war ich zwar schon noch etwas verkrampft und konnte die Anweisungen des Fotografen nicht zu seiner vollsten Zufriedenheit befolgen. Doch nach und nach schmolz das Eis und ich taute auf: Ich traf die Posen, wurde selbstsicherer, strahlte in die Kamera, da ich mir immer wieder ins Gedächtnis rief, für wen ich das Ganze hier tat. Mit diesem aufmunternden Gedanken begann es mir sogar, Spaß zu machen. Nach dem Fotoshooting ging es mit dem gleichen Outfit sofort in den japanischen Fernsehturm, der sich im Herzen Tokyo befand. Schließlich sollte ich auch im Fernsehen für meine baldige Single werben. Dort stieg die Herausforderung noch um ein ganzes Level höher, denn diesmal musste ich wohl auch mit den Leuten da draußen reden. Klar und deutlich und ohne zittrige Laute - das verstand sich ja von selbst. Nach einigen Fehlversuchen meisterte ich aber auch diese Hürde. Es nahm alles fast schon automatisch seinen Lauf. Und vor allem: rasend schnell. So dauerte es nicht lange, bis meine erste Single »Yearning For You« erschien, sofort die japanischen Charts stürmte und auf Platz Eins landete, so wie es Herr Tomoya prophezeit hatte. Obwohl es laut ihm auch eine wahre Sensation war, da die heutige Musik schließlich geprägt war von R'n'B, Pop, Hip Hop und Rock, wo man richtig abtanzen konnte. In diesem knallharten Wettbewerb gingen die gefühlvollen Balladen fast schon unter - zumindest bei der derzeitigen Jugend. Bis jetzt. Denn ich hatte mit meinem überraschenden Erfolg das Gegenteil bewiesen. »Dank dir ist die Zeit der wahren Romantik wieder voll im Trend!«, meinten meine Freundinnen und waren sichtlich stolz auf mich. Innerhalb kürzester Zeit war mein Gesicht überall zu sehen. In Magazinen, in Zeitschriften, im Fernsehen und auch in diversen Geschäften, die meine Platten verkauften. Im Radio lief »Yearning For You« rauf und runter, Interviews von mir wurden wiederholt abgespielt, und, und, und ... So So lag es nahe, dass ich zumindest in Tokyo kaum noch unerkannt blieb. Ich war nun tatsächlich zu einer Berühmtheit geworden. Hätte ich das selbst nicht miterlebt, würde ich es auch heute nicht glauben können, wie schnell ich die Karriereleiter raufgeklettert war. Damit gehörten auch Blitzlichtgewitter, verrückte Fans und kranke Paparazzia ebenfalls sehr schnell zu meiner Tagesordnung. Mein Leben drehte sich innerhalb weniger Tage um ganze hundertachtzig Grad. Nichts war mehr so, wie es vorher war. Immer mehr Songs nahmen wir auf, denn natürlich schrieb ich unermüdlich weiter emotionale Texte. Jeder Text hatte etwas Wahres an sich und hatte - wie sollte es auch anders sein - mit unserer Geschichte zu tun. Einige darunter waren eher verschleiert und im metaphorischen Sinne gemeint. Ich fing wirklich an, meine künstlerische Ader zu entdecken. Es war wie eine unbändige Sucht. Zufrieden legte ich meinen Stift beiseite und summte den neuen Song vor mir her, in dem ich unsere innige Verbundenheit als eine wunderschöne Rose darstellte ... GROWING ROSE (Wachsende Rose) Du schenktest mir damals eine kleine, unreife Rose ... So klein und unscheinbar wie der sanfte Nebel im Wind ... Ich brachte die Rose nach Hause und behielt sie ... sowohl so als auch in meinem Herzen. Ich pflegte sie, goss sie, kümmerte mich um sie. Sie fing langsam an, zu wachsen und zu gedeihen. Aus dem sanften, unscheinbaren Nebel wurde starker Rauch. Ist das ein Zeichen dafür, dass du endlich bald zurückkommst? ~ Refrain ~ Du bist wie ein Vogel, der den Weg zurück nach Hause vergessen hat ... Ich warte hier schon so lange ... Bitte heilige Flügel: Bringt ihn mir wieder zurück ... So bald wie möglich ... Was ist, wenn du zu spät zurückkommst? Wenn bis dahin die Rose längst verwelkt ist? Nichts mehr von ihr übrig geblieben ist? Ich sie nicht mehr pflegen konnte? Nein, bitte lass es nicht so weit kommen ... Ich trage die Rose weiterhin tief in meinem Herzen ... werde sie pflegen und immer mehr wachsen lassen ... Bis du wieder zu mir zurückkehrst ... ~ Refrain Ende ~ Ich pflegte sie, goss sie, kümmerte mich um sie. Sie fing langsam an, zu wachsen und zu gedeihen. Aus dem sanften, unscheinbaren Nebel wurde starker Rauch. Ist das ein Zeichen dafür, dass du endlich bald zurückkommst? ~ Refrain ~ Du bist wie ein Vogel, der den Weg zurück nach Hause vergessen hat ... Ich warte hier schon so lange ... Bitte heilige Flügel: Bringt ihn mir wieder zurück ... So bald wie möglich ... Was ist, wenn du zu spät zurückkommst? Wenn bis dahin die Rose längst verwelkt ist? Nichts mehr von ihr übrig geblieben ist? Ich keine Kraft mehr gehabt hatte, sie zu pflegen? Ist es dann endgültig vorbei mit uns? Nein, bitte lass es nicht so weit kommen ... Ich trage die Rose weiterhin tief in meinem Herzen ... werde sie pflegen und immer mehr wachsen lassen ... Bis du wieder zu mir zurückkehrst ... ~ Refrain Ende ~ Es wurden immer mehr und mehr Songs: »Whisper Your Name«, »Our Last Song«, »Glimmering Love«, »You Can't Know ... «, »Faraway Love«, »Dreaming Love« ... bis schließlich mein erstes Album im Markt erhältlich und innerhalb rekordverdächtiger Zeit auch schon ausverkauft war. Da ließ auch das erste Live-Konzert nicht mehr lange auf sich warten … Kapitel 8: The First Message ---------------------------- Kapitel 8: THE FIRST MESSAGE »Hörst du mich, mein Geliebter?« *********************************************Rückblick********************************************* Es wurden immer mehr und mehr Songs: »Whisper Your Name«, »Our Last Song«, »Glimmering Love«, »You Can't Know ... «, »Faraway Love«, »Dreaming Love« ... bis schließlich mein erstes Album im Markt erhältlich und innerhalb rekordverdächtiger Zeit auch schon ausverkauft war. Da ließ auch das erste Live-Konzert nicht mehr lange auf sich warten … *********************************************Rückblick********************************************* »Ich kann es immer noch glauben! Du bist innerhalb eines Monats zu einem nationalen Star geworden! Quasi über Nacht! Wie viele haben Jahre gebraucht, um dort stehen zu können, wo du dich gerade befindest!« »Wenn das so weitergeht, wirst du schon sehr bald sogar international bekannt und gefeiert werden!« Solche und etliche ähnliche Sätze bekam ich gerade von meinen Freundinnen zu hören. Ich lächelte schwach. »Ja, ich weiß. Ich kann auch kaum glauben, dass es so schnell gegangen ist ... Doch natürlich bin ich überaus dankbar. Ich habe ja nicht vor, die Zeit so lang wie möglich hinauszuzögern ...«, antwortete ich darauf nur etwas wortkarg. Es war eine der wenigen Stunden, die ich nun noch mit meinen Freundinnen zusammen verbringen konnte. Verständlich, dass es seit meinem großen Durchbruch schwer war, noch bei unseren gemeinsamen Nachmittagen dabei zu sein. Mein ganzes Leben war mit Fotoshootings, Dreharbeiten für diverse Reklamen, zahlreichen Interviews, vereinzelten Autogrammstunden, Meetings mit dem Manager und dem Plattenlabel und Gastauftritten vollgestopft. Und nun stand auch das erste richtige Konzert an. Genauer gesagt schon heute Abend, in wenigen Stunden ... Diesmal konnte ich die Freizeit mit meinen Freundinnen nicht wirklich genießen. Viel zu aufgeregt und nervös war ich vor dem ersten Live-Auftritt. Wem würde das wohl nicht so gehen? Ich würde das erste Mal vor Tausenden von Zuschauern singen! Dass die Konzertkarten im Nu ausverkauft waren, machte mir die ganze Sache nicht direkt einfacher. Sie waren alle offensichtlich begeisterte Fans von mir, die sich sehr viel versprachen von dem Konzert. Glasklar, dass sie schon einige Erwartungen gestellt hatten. Bestimmt auch sehr hohe. Dadurch wuchs der Druck, alles perfekt zu machen, noch zusätzlich ein ganzes Stück mehr. Parallel dazu wurde natürlich auch die Angst enorm, irgendetwas falsch zu machen. Diese Möglichkeit bestand doch leider immer. »Das schaffst du schon! Du hast es so weit gebracht. Da kannst du jetzt doch nicht davor zurückschrecken! Denk einfach an Seiya und schick ihm deine Botschaft, während du auf der Bühne stehst! Dann wirst du doch gleich vergessen, dass du vor einem riesigen Publikum singst!«, munterte Rei mich auf, nachdem ich ihnen meine geheimen Befürchtungen letztlich doch noch anvertraut hatte. Minako nickte zustimmend und pflichtete bei: »So ist es! Und außerdem wirst du keine winzige Minute alleine sein: Wir werden alle die ganze Zeit voll hinter dir stehen. Darauf kannst du dich verlassen! Wir glauben ganz fest an dich! Du machst das schon!« Sie hatten Recht. Ich musste dabei nur an eine ganz bestimmte Person denken: Einzig und allein an ihn. Der Rest würde sich schon von selbst ergeben ... So hoffte ich zumindest. Zuversichtlich schaute ich zum wolkenlosen blauen Himmel empor. Wenige Stunden später saß ich bereits im Backstage-Bereich und es versammelten sich wieder etliche Stylisten und Visagistinnen um mich herum. Ich nahm es kaum noch wahr. Mit der Zeit gewöhnte man sich wirklich einfach an alles. Während sie also abermals an mir herum malten und trimmten, schweiften meine Gedanken weit weg ... zu Seiya. Wohin denn auch sonst? Ob er wohl schon etwas mitbekommen hatte? Ich bezweifelte es. Zwar liefen meine Songs den ganzen Tag lang in vielen Radiosendern, doch nicht einmal ich war optimistisch genug, um zu glauben, dass es ausreichen könnte, um bis nach Euphe zu gelangen. Das bedarf schon eines richtigen Live-Auftritts mit einer großen Live-Botschaft. Irgendwie hatte dieser ganze Stress doch etwas Positives: Es lenkte mich ab und brachte mich auf andere Gedanken; ließ mich nicht ununterbrochen an Seiya und meine Sehnsucht nach ihm denken. Auch wenn ich diese »Liebes-Karriere«, wie Minako sie liebevoll getauft hatte, ja nur wegen ihm anstrebte. Aber neben diesem Pflichtgefühl, alles nur für Seiya auf mich zu nehmen, machte mir die Arbeit auch Spaß - auch wenn sie natürlich mit viel Stress verbunden war. Aber das war es mir wert ... Wie er wohl reagieren würde, wenn er die Botschaft wirklich bekommen würde? Würde er sich freuen oder würde meine Nachricht eher das Gegenteil auslösen? Ich schüttelte diesen wirren Gedanken schleunigst ab, bevor er mich weiter quälen konnte. Wieso sollte er sich nicht darüber freuen, nach über einem Jahr etwas von seiner alten Freundin von der Erde zu hören? Noch dazu war Seiya kein Typ, der seine Freunde so schnell vergaß. Ganz und gar nicht ... Derjenige, den er erst einmal richtig ins Herz geschlossen hatte, konnte sich sicher sein, diesen Platz auch für immer zu behalten. Das konnte ich trotz unserer sehr begrenzten gemeinsamen Zeit ohne jegliche Zweifel sagen. Vor allem auch, weil ich ... genauso war ... Dieser vorherige Gedanke war also mehr als nur absurd! Natürlich würde er sich darüber freuen ... »Usagi Tsukino! Dein Auftritt!«, wurde ich von der Stimme Tomoyas wieder zur Realität zurückbefördert, als er die Tür der Garderobe geräuschvoll aufriss. »Was? Jetzt schon?« Sie hatten doch gerade erst mit der Maske begonnen - oder war die Zeit wirklich so schnell vergangen, ohne dass ich es realisiert hatte? Ich riskierte einen flüchtigen Blick in den riesigen Wandspiegel und staunte nicht schlecht. Okay – ich war definitiv bereit. Zumindest was die Optik betraf. Das Kleid, welches ich trug, war dem Kleid aus dem allerersten Fotoshooting, mit dem ich auch auf meinem ersten CD-Cover abgebildet war, sehr ähnlich. Der einzige Unterschied: Es war nicht rosa, sondern rot. So war meine Ausstrahlung ganz automatisch sehr viel femininer und weniger mädchenhaft. Zum Glück wurde ich jedoch nicht viel stärker geschminkt - die Visagisten wussten offenbar ganz genau, dass mir starke Schminke einfach überhaupt nicht stand. Aber das sollten sie auch wissen. Schließlich war das ja ihr Beruf und somit ihre Aufgabe, die sie in meinem Fall hervorragend gemeistert hatten. Genau wie es meine Aufgabe war, nun schleunigst auf der Bühne zu stehen. Zwar konnte ich mich nicht mehr länger im Spiegel betrachten, doch das konnte ich schon verkraften. Seiya konnte mich schließlich nicht sehen, und außerdem war es doch viel wichtiger, dass meine Botschaft bei ihm ankommen würde. Minuten später befand ich mich auf der Bühne. Direkt nachdem ich auf der Bildfläche erschienen war, herrschte Totenstille in der Konzerthalle. Es war fast stockdunkel, nur vereinzelt fielen ein paar bläuliche Lichtstrahlen. Im nächsten Moment wurde ich komplett vom Scheinwerferlicht eingehüllt. Gebannt richteten sich alle Augenpaare auf mich, da ich schließlich die einzige Person in der Halle war, die man problemlos erkennen konnte. Das goldene Licht, welches mich erhellte, stach immerhin sofort ins Auge. Ganz davon zu schweigen, dass ich auf einer riesigen Bühne stand und damit im zentralen Mittelpunkt des Geschehens war. Und natürlich, dass es sich hierbei tatsächlich um mein Konzert handelte ... Wenn man all diese Faktoren zusammenfasste, war es wohl mehr als naheliegend, dass ich jede Aufmerksamkeit auf mich lenkte. Dennoch: Obwohl es vorhersehbar war, hätte ich nie damit gerechnet, dass mein Lampenfieber doch so groß sein würde, wie es jetzt war. Mir war heiß und kalt und ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht auf der Stelle in Ohnmacht zu kippen. Mühselig versuchte ich, den immer größer werdenden Kloß in meinem Hals zum Wachstumsstopp zu bringen und ihn danach runterzuschlucken. Mein Herz rutschte mir fast in die Hose, oder treffender gesagt ins Kleid, als ich auf das jubelnde Publikum blickte. Gleich in der ersten Reihe entdeckte ich Rei, Minako, Ami und Makoto. Sie schenkten mir aufmunternde Blicke, die ihr offensichtliches Ziel nicht verfehlten: Ich wurde wirklich etwas sicherer. Ja, ich war nicht alleine ... Das musste ich mir immer und immer wieder ins Gedächtnis rufen! Ich stellte mich nun aufrecht vor das schräg stehende Mikrofon und sprach mit einem Lächeln: »Es freut mich sehr, dass so viele heute Abend zu meinem allerersten Live-Konzert gekommen sind. Das bedeutet mir wirklich sehr viel ...«, und stockte kurz. Dieses schnelle Herzklopfen war nicht wirklich geeignet für eine regelmäßige Atmung, die ich nebenbei verzweifelt versuchte zu erlangen. »Bitte verzeiht mir, aber ich bin gerade sehr nervös. Es ist ja mein erstes Live-Konzert ...«, lächelte ich den Zuschauern entschuldigend zu und bekam dafür von jedem Einzelnen, bei dem mein Blick zufällig schweifte, ein mehr als nur verständnisvolles Lächeln und zustimmendes Nicken. Es war, als ob sie mit mir fühlen würden. Als würden sie mir meine Ehrlichkeit sehr hoch anrechnen, weil es für einen Star sonst doch so untypisch war, Schwäche zu zeigen. Kam es vielleicht tatsächlich so gut an, dass ich mich so offen von meiner schwachen menschlichen Seite zeigte? Durch diesen hoffnungsvollen Gedanken blühte ein weiteres Stück Selbstsicherheit in mir auf. Zugleich nahm der größte Teil der Nervosität und Aufregung zu meiner vollsten Zufriedenheit ab. »Bevor wir gleich mit dem Konzert beginnen, möchte ich noch etwas loswerden: Jedes meiner Lieder beruht auf wahre Begebenheiten. Jedes Lied spiegelt mein eigenes, privates Seelenleben wider. Öffnet bitte eure Herzen und gewährt diesen verschiedenen Emotionen Einlass. Egal, wie traurig die Songs auch sind: In jedem habe ich ein Funken Hoffnung eingebaut. Lasst die Hoffnung in eure Herzen, denn es ist nie zu spät um zu hoffen!« Ich musste meine Rede kurz unterbrechen, da es bereits an dieser Stelle tosenden Applaus gab. Ich wartete geduldig mit einem strahlenden Lächeln, bis das allgemeine Klatschen allmählich nachgab und letztendlich ganz verstummte. »Und ihr müsst noch wissen, dass ich mit meinen Songs eine ganz bestimmte Person erreichen möchte: Einen alten Freund, der mir sehr viel bedeutet. Er ist vor einem Jahr in seine weit entfernte Heimat zurückgereist, und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ich will ihn liebend gerne mit meinen Songs erreichen ...« Jetzt war es raus. Ich hoffte sehr, dass ich damit keinen schwerwiegenden Fehler begangen und meine männliche Fangemeinde mit einem Schlag rigoros halbiert hatte. Aber es war die Wahrheit. Und ich wollte mich nicht verstellen; wollte meine Gefühle nicht mehr verstecken. Das hatte ich in der Vergangenheit schon viel zu lange getan und bereute es jede Sekunde. Ich schenkte dem Publikum abermals mein strahlendstes Lächeln. »Also wäre ich euch wirklich sehr dankbar, wenn ihr mich bei dieser Mission meines Herzens unterstützen würdet. Das geht ganz einfach: Lasst meine Lieder zu euch durchdringen ... Lasst es einfach zu! Verbreitet diese Gefühle auf der ganzen Welt!« Ich machte noch eine letzte kurze Pause und sog nochmal ganz viel Luft ein. »Und nun wünsche ich euch viel Spaß! Lehnt euch zurück und genießt ›Yearning For You‹!« Ich sah Herrn Tomoya hinter mir unauffällig an, der vor einem weißen Flügel saß und nur darauf gewartet hatte, dass ich ihm ein Zeichen gab. Das Klavierstück begann. »Früher, mein Liebster ... Früher saßen wir im gleichen Boot ... Früher, mein Liebster ... waren wir zusammen ...« Hörst du mich, Seiya? Ich bin‘s, Usagi … Hoffentlich hast du mich nicht schon vergessen. Schließlich ist es schon lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Viel zu lange … Aber ich weiß, dass es unmöglich ist. Du bist schließlich nicht der Typ, der seine Freunde so schnell vergisst. Ich kann es kaum glauben: Ich, die kleine Usagi, stehe und singe wirklich ganz alleine vor einem riesigen Publikum. Und du wirst es wahrscheinlich auch nie glauben, bis du es nicht mit eigenen Augen gesehen hast. Kann ich dir auch nicht verübeln: Mir würde es genauso gehen. Das hast übrigens nur du ermöglicht. Ohne dich wäre ich nie so weit gegangen. Ohne dich hätte ich nie so ehrgeizig eine Gesangskarriere angestrebt, sondern wäre nach ein paar Tagen schon von dieser Sache gelangweilt gewesen und hätte mich schnell wieder davon abgewandt. Doch es ist nicht nur irgendeine ganz normale Karriere ... Ich singe nur für dich ... »Doch dann musstest du gehen ... musstest mich verlassen ... Zwischen uns, das ging einfach nicht. Und doch kann ich dich nicht vergessen ...« Ich war damals so naiv gewesen? Wieso hatte ich dich nur gehen lassen? Inzwischen bereue ich es zutiefst, denn ein großes Stück meiner Seele hat mich mit dir verlassen. Du hast es mir genommen. Und du bist der einzige Mensch auf dieser Welt, der mir dieses große Stück wieder zurückgeben kann ... »Hoffe, dass du glücklich bist und zugleich ... dass du mich nicht vergessen hast ... und dass du mich immer noch liebst ... für alle Zeiten ...« Du gehst mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Wir haben so viel zusammen erlebt ... Ich vermisse unsere gemeinsame alte Zeit sehr, und natürlich ganz besonders ... dich ... Bitte melde dich wieder bei mir. Nur deswegen bin ich Sängerin geworden: Um dich wiederzusehen ... Du fehlst mir so sehr, Seiya ... »Mein Liebster! Ich vermisse dich! Ich vermisse dich so sehr!« Ich möchte meinen besten Freund wieder in meiner Nähe haben ... Mit dem ich über alles reden kann ... Bei dem ich mich geborgen und sicher fühle ... Mit dem ich wieder viel Spaß haben und aus tiefstem Herzen lachen kann ... »Mein Herz schreit nach dir ... Es wird immer nach dir schreien ... Ich werde mich immer nach dir sehnen ...« Ich möchte dir noch so viel erzählen, Seiya ... Es ist in der Zwischenzeit so viel passiert ... »Warum müssen wir so weit voneinander entfernt sein? Warum nur sehne ich mich nur so nach dir? Ich kenne nun die Antwort ... Vergiss nie, was ich dir jetzt offenbare: Du bist nun der wichtigste Mensch in meinem Leben ...« Ich brauche dich, Seiya! Erst als das Lied vorbei war und ich mich auch auf geistiger Ebene wieder auf der Bühne befand, bemerkte ich die heißen Tränen, die meine Wangen runterliefen. Oh mein Gott! Doch nicht vor dem Publikum! Wie würde das denn ankommen? Mit meinen Fingern versuchte ich noch zu retten, was zu retten war und strich mit dem Zeigefinger vorsichtig durch die dünne Haut unter meinem Auge. Verstohlen warf ich einen Blick auf meinen Finger. Zum Glück war keine Mascarafarbe zu sehen. Also war sie wohl wasserfest. Ein kleiner Stein fiel mir vom Herzen. Zumindest dieses Malheur blieb mir erspart. Erschrocken schaute ich auf, als die Zuschauer heftig anfingen zu klatschen. Offensichtlich war meine erste Performance doch ganz gut angekommen trotz der Tränen. Oder vielleicht waren auch gerade die Tränen der Auslöser für diese Begeisterung? Es war ja immerhin zuvor auch schon gut angekommen, dass ich so offen über meine Gefühle gesprochen hatte? Mit etwas verschwommener Sicht, ausgelöst durch die salzige Körperflüssigkeit, sah ich auf die breite Zuschauertribüne. Vielen Frauen und Mädchen standen selbst die Tränen in den Augen. Vor Rührung? Auch bei den leuchtenden Augen meiner Freundinnen sah ich es glitzern. Ich warf ihnen einen fragenden Blick zu, der so viel heißen sollte wie »War ich wirklich so gut?«. Ihre Augen verrieten mir die Antwort: »Das fragst du noch? Du warst bezaubernd!« Auch der weitere Abend wurde ein voller Erfolg. Doch ob ich damit wirklich mein eigentliches Ziel erreichte, blieb noch ungewiss ... Kapitel 9: Sorrow Of Love ------------------------- Kapitel 9: SORROW OF LOVE »Es gibt keinerlei Hoffnung mehr …« *********************************************Rückblick********************************************* Mit etwas verschwommener Sicht, ausgelöst durch die salzige Körperflüssigkeit, sah ich auf die breite Zuschauertribüne. Vielen Frauen und Mädchen standen selbst die Tränen in den Augen. Vor Rührung? Auch bei den leuchtenden Augen meiner Freundinnen sah ich es glitzern. Ich warf ihnen einen fragenden Blick zu, der so viel heißen sollte wie »War ich wirklich so gut?«. Ihre Augen verrieten mir die Antwort: »Das fragst du noch? Du warst bezaubernd!« Auch der weitere Abend wurde ein voller Erfolg. Doch ob ich damit wirklich mein eigentliches Ziel erreichte, blieb noch ungewiss ... *********************************************Rückblick********************************************* Das erste Konzert war nun schon Monate her. Natürlich blieb es nicht bei diesem einzigen Auftritt. Ich veranstaltete so oft es meine psychische und physische Kraft nur zuließ so viele Aufführungen wie möglich und schrieb so viele neue Songs wie es nur ging. Es kam durchaus schon vor, dass mir ganz plötzlich schwarz vor Augen wurde und ich zusammenbrach durch den ganzen Stress und den stetig wachsenden Druck. Ich hatte bisher verdammt viel Glück gehabt, dass ich bisher bei meinen Anfällen immer alleine gewesen war. Niemand durfte davon erfahren. Sobald jemand davon Wind bekam, würde es ein ewiges Theater geben. Vor allem wenn es sich dabei um jemanden handelte, der mir nahestand: Der- oder diejenige würde zweifelsohne alles in die Wege leiten, um mich davon abzuhalten, meine Karriere weiter fortzusetzen. Und das durfte ich nicht zulassen! Zwar machten sich meine Familie und Freunde auch so schon große Sorgen um mich, weil sie mich kaum noch zu Gesicht bekamen und mich kaum noch bei ihnen meldete. Auf der anderen Seite: Was konnten sie schon großartig dagegen tun? Sie konnten mich nicht aufhalten, egal wie sehr sie auch auf mich einreden würden. Ich konnte nicht eher ruhen, bis ich ein Lebenszeichen von Seiya bekommen würde ... Bis es so weit war, würde ich auf gar keinen Fall aufgeben. In all den Monaten war nichts von ihm zurückgekommen. Gar nichts ... Doch das motivierte mich nur weiter statt mich abzuschrecken. Vielleicht hatte er meine Botschaften ja auch gar nicht erhalten? Erst recht ein Grund, nicht aufzuhören! Ich gab immer mehr und mehr Auftritte. Für mein Glück musste ich einfach durchhalten. Mehr noch: Für … unser Glück. Das hatte ich immer inständig gehofft. Dass es auch für Seiya Glück bedeuten würde, wenn wir eines Tages doch noch zueinander finden würden. Doch als ich an jenem verhängnisvollen Tag endlich eine Antwort von Seiya erhielt, wünschte ich mir, sie niemals bekommen zu haben ... Es war mitten im Dezember. Am dunklen Abend. Es war kalt. Ich lag auf einer Wiese, auf der sich eine dicke weiße Schneedecke gebildet hatte. Der Schnee fiel immer noch vereinzelt vom Himmel. Und ... Ich war alleine. Zusammengekauert und in Embryonalstellung lag ich auf der Schneewiese. Zwar hatte ich mich dick angezogen - sonst hätte mich meine Mutter kaum aus dem Haus gelassen - doch trotzdem wärmte sie mich nicht. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass die wenigsten Mäntel vor der Kälte schützen würden, wenn man sich direkt in den Schnee legte und schon seit Stunden in dieser Position verharrte. Aber irgendwie war mir auch nicht kalt. Zumindest spürte ich diese Kälte schon längst nicht mehr ... Ich war immun gegen Kälte oder Wärme, war taub. Genauso taub wie in meinem Inneren. Kein Schmerz, kein Leid, kein Kummer, keine Hoffnungslosigkeit. Keine Freude, keine Trauer, keine Verzweiflung. Gar nichts. Gar nichts empfand ich. Es war nur diese Leere da, die inzwischen mein ganzes Herz eingenommen hatte. Dieses anfangs so kleine Loch war nun so groß geworden, dass es mein Herz vollkommen verschluckt hatte. Nur eine einzige Person wäre im Stande gewesen, dieses Herz aus diesem Loch herauszuholen. Doch diese Person ... würde niemals kommen ... Nie wieder ... Ich war tot. Innerlich. Meine Augen waren offen, doch hatten keinerlei Ausdruck mehr. Hatten jeglichen Glanz, jegliches Funkeln, jeglichen Lebenswillen verloren. Matt und teilnahmslos starrten sie in die Ferne, ganz zufällig auf die Kameras, die gerade wild um sich schossen. Doch das nahm ich kaum wahr, sah nur ganz benebelt einige Lichter an verschiedenen Orten aufblitzen. »Aus dem Weg da!« Was war das? Eine weit entfernte, bekannte Stimme ließ doch etwas in meinem Inneren aufhorchen. Eine Gestalt war plötzlich vor mir, kniete sich vor mich hinunter. »Oh mein Gott, Usagi!«, sagte die Stimme schockiert und beinahe schon verängstigt, und irgendwie hörte es sich total verkehrt an. Diese Angst passte überhaupt nicht zu dieser sonst so starken Stimme. Ganz und gar nicht. Ich spürte nur noch, wie mich jemand mit den Armen hochtrug. Im nächsten Moment wurde um mich herum endgültig alles in ein endloses Schwarz getaucht. Ich fühlte mich nicht gut. Mir war sehr kalt. Doch diese Kälte kam nicht von außen. Ich spürte, dass ich in eine dicke Decke eingewickelt war. Diese Kälte kam von innen und verursachte eine unangenehme Gänsehaut. Um mich war es totenstill. Moment ... Es war da doch etwas … Ein leises Atmen … Oder waren es doch zwei? Ich regte mich etwas, bevor ich die Augen aufschlug. »Ah, du bist wach!« Erschrocken blickte ich in die Richtung, aus der die Stimme kam. »Michiru ... Haruka ...«, brachte ich nur verwundert raus. Beide saßen ganz still auf der Couch mir gegenüber. Links Michiru, die mich stets freundlich und zugleich auch mit leichter Besorgnis anlächelte. Doch Harukas Anblick, die neben Michiru saß, ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Ihre kurzen sandfarbenen Haare waren total zerzaust. Augenringe waren unter ihren Augen zu sehen, und der Ausdruck in ihren Augen – Wut, Verwirrung, Hilflosigkeit, Sorge, Verständnislosigkeit und Reue. Es war schwer zu sagen, welches Gefühl nun am meisten dominierte. Sie sah total fertig und müde aus, als ob sie tagelang kein Auge zugemacht hätte. Beide starrten mich an. »Wie geht es dir?«, fragte Michiru mich dann. »Äh ... ganz okay. Danke Michiru«, natürlich war das gelogen, doch ich konnte ihnen doch nicht mehr Sorgen bereiten als sie ohnehin anscheinend schon hatten, indem ich jetzt noch mit der Wahrheit herausrückte. Etwas unsicher schaute ich dann zu Haruka. »Haruka? Was ist mit dir? Du siehst nicht gut aus ...« Ich zuckte zusammen, als sie ohne Vorwarnung die Stille des Raumes zerstörte, indem sie hart mit ihrer Faust auf den Tisch schlug. »Schluss jetzt mit Smalltalk! Das müsste ich dich fragen! Was hast du dir dabei nur gedacht, oder besser gesagt nicht gedacht?!«, fragte sie mich aufgebracht. »Du hättest sterben können, wenn du ein paar Stunden länger dort liegen geblieben wärst! Ist dir das überhaupt bewusst?« Der Schock stand mir wie ins Gesicht geschrieben. So verzweifelt hatte ich Haruka noch nie erlebt, und das hatte ich eigentlich auch nie gewollt. Diese andere, verletzliche Seite von Haruka machte mir schon etwas Angst. Und das war noch leicht untertrieben. »Haruka, beruhige dich erstmal ...«, versuchte ich nach einigen Augenblicken dann, obwohl ich wusste, dass es nichts bringen würde. Doch ein Versuch war es ja immer wert, bevor ich gar nichts von mir gab. »Ich soll mich beruhigen? Sag mir wie! Mich macht ja schon allein der Gedanke an die ganzen Arschlöcher von Paparazzi ganz krank, die einfach nur tatenlos herumgestanden sind und keinen Finger gerührt haben. Sie hätten dich ohne mit der Wimper zu zucken sterben gelassen! Hauptsache, ein toller Schnappschuss und mächtig viel Kohle kassieren – alles Andere geht ihnen total am Arsch vorbei! Am liebsten hätte ich denen auf der Stelle den heuchlerischen Hals umgedreht!« »Haruka ...«, Michiru legte ihre Hand auf die Schulter Harukas, doch die liebevoll gemeinte Geste verfehlte ihre Wirkung. »Ach nein!«, tobte die Sandblondine weiter und lachte auf einmal verbittert auf. »Natürlich waren sie nicht tatenlos! Wie konnte ich das auch nur vergessen? Sie haben schön ihren verdammten Job gemacht!« »Haruka!«, Michirus Stimme wurde nun fester und nachdrücklicher. Diesmal schaltete Haruka tatsächlich einen Gang zurück und versuchte ihren überhöhten Pulsschlag wieder unter Kontrolle zu bringen. »Okay ... Gehen wir nicht weiter auf die Pressefotografen ein. Sie sind ja eigentlich auch das geringste Problem ...«, fuhr Haruka mit deutlich ruhigerer Stimme fort. »Viel wichtiger ist natürlich, wieso du dich abends bei tiefen Minusgraden feucht-fröhlich auf irgendwelchen x-beliebigen Grashalmen legst und keine Anstalten machst, wieder aufzustehen? Wenn wir nicht zufällig vorbeigekommen wären -«, Haruka hielt an dieser Stelle inne. Ich sah deutlich den Schmerz in ihren Augen. Mein Anblick lag ihr wohl immer noch tonnenschwer in den Knochen. Was sollte ich ihnen darauf antworten? Was wollten sie hören? Sollte ich ihnen wirklich von Seiyas vernichtenden Antwort erzählen? Zumindest eine Sache hinderte mich schon ganz stark daran: Harukas Reaktion, von der ich jetzt schon Schweißausbrüche bekam. Außerdem wollte ich auch gar nicht darüber reden; wollte diese schreckliche Erinnerung an den vergangenen Nachmittag nicht wieder auffrischen. Mein Herz steckte immer noch tief in diesem leeren Loch drin, doch dank der Anwesenheit meiner Freunde schaffte ich es, diese grenzenlose Leere zumindest für eine gewisse Zeit lang zu verdrängen. Michiru bemerkte meine innerliche Zerrissenheit Zögern und ermunterte mich darauf mit sanfter Stimme: »Usagi, du kannst uns wirklich alles erzählen! Vielleicht stehen wir dir nicht so nahe wie Rei, Ami, Makoto und Minako, aber trotzdem sind wir eine deiner engsten Verbündeten und Freunde!« Ich seufzte leise. Ihre Worte haben mir den letzten Schub, ihnen nun doch alles zu offenbaren. Ja, ich musste es ihnen erzählen. Vorher würden sie nicht locker lassen, und auf einem anderen Weg konnte ich mich auch nicht aus der Affäre ziehen. Ich konnte sie da aber auch sehr gut verstehen. Sie würden mich nie ohne eine klare zufriedenstellende Erklärung, warum ich offensichtlich jeglichen Lebenswillen verloren hatte, gehen lassen. Ich ging das Risiko ein, dass Haruka nach meiner Erzählung Seiya wohl noch weniger leiden konnte als sowieso schon. Obwohl ich mir fast schon sicher war, dass Haruka und Seiya sich in Wahrheit ganz gut riechen konnten, es nur niemals zugeben würden wegen ihrer beiden Dickschädel. Sie waren sich einfach zu ähnlich. Die größten Streithähne waren meist immer die engsten Freunde - da waren Rei und ich das beste Beispiel dafür. Das Paar war auch über die Hintergründe dieser Karriere im Bilde. Zumindest das hatte ich ihnen offenbart, auch wenn sie es schon zuvor gewusst und akzeptiert hatten. Sie waren schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Also konnte ich ihnen gleich von der verhängnisvollen Nachricht berichten. »Okay, ich erzähle euch alles. Aber ich hätte noch eine Bitte ...« Haruka hob misstrauisch eine Augenbraue. »Du stellst Bedingungen auf?« Es war deutlich aus ihrer Stimmlage herauszuhören, dass sie nicht sonderlich angetan davon war. Mein Herz, welches sich in dem schwarzen Loch befand, zog sich bei dieser Frage plötzlich krampfartig zusammen ... »Du stellst Bedingungen auf?« Genau das hatte Seiya mich damals auch gefragt bei unserer ersten Verabredung im Rummel, als ich ihn gebeten hatte, für das gemeinsame Foto seine Sonnenbrille abzunehmen, was er letztendlich auch getan hatte. Ich nickte vorsichtig. »J- Ja, bitte ... unterbrecht mich nicht währenddessen und lasst mich ausreden, ja?« Zwei Augenpaare betrachteten mich prüfend, bis Haruka schließlich zaghaft nickte. »Ist gut.« war ihre kurze und knappe Antwort. Ich holte tief Luft. »Also es war folgendermaßen ...«, begann ich zu erzählen. Es war eine der wenigen Nachmittage, in denen ich wirklich meine Ruhe hatte. Ich lag flach in meinem Bett und hing einfach nur meinen Gedanken nach. In letzter Zeit hatte ich ja kaum noch Gelegenheiten dazu gehabt. Aus diesem Grund musste ich es umso mehr auskosten, wenn sich die Chance einmal ergab. Ich schloss meine Augen und dachte über einen neuen Songtext nach. »An dem Tag, als du gegangen bist ...« Ich setzte mich sofort auf, bewegte mich auf meinen Schreibtisch zu, griff nach Notizbuch und Stift und schrieb gleich den ersten Satz auf, bevor ich ihn vergessen konnte. »Usagi!« Mir stockte mit einem Mal der Atem. Geschockt und fassungslos ließ ich den Stift phlegmatisch fallen. Mein Herz zog sich zusammen, doch zugleich fühlte es sich so unendlich frei an. Diese Stimme ... Es war seine Stimme, zweifelsohne ... Diese Stimme würde ich selbst aus Abermillionen von durcheinander sprechenden Stimmen identifizieren können. »Seiya ...«, flüsterte ich leise, stand auf und blickte mich um. Er war nirgends zu entdecken. »Wo bist du?«, fragte ich etwas lauter und suchte ihn weiter verzweifelt mit meinen Augen. Auf einmal bekam ich solche Angst ... Angst, dass ich mir das nur eingebildet haben könnte. Die Enttäuschung danach würde nicht zu ertragen sein ... »Usagi, ich ...« Da war sie wieder! Nein, ich hatte es mir nicht eingebildet! Ganz sicher nicht. »Ja? Wo bist du? Ich will dich sehen!«, fragte ich nachdrücklich, doch etwas ruhiger als zuvor. »Das geht leider nicht. Ich bin gerade nicht in deiner Nähe. Jedenfalls nicht körperlich.« »Dann komm her!«, versuchte ich seinen zögernden Unterton zu überhören. Obwohl ich eigentlich schon stutzig hätte werden müssen, als er mich »Usagi« genannt hatte. Doch ich ignorierte weiterhin stur alle unheilvollen Anzeichen. »Das geht auch nicht. Usagi, es tut mir leid, aber ich kann nicht auf die Erde zurückkehren. Es geht einfach nicht, versteh das bitte. Ich kann dir nicht erklären, warum. Akzeptiere bitte, dass wir uns nicht mehr wiedersehen können ... dass ich nicht mehr bei dir sein kann, so weh es mir auch tut. Wir haben eine sehr schöne Zeit zusammen erlebt, und diese Zeit werden wir für immer in unseren Herzen als schöne Erinnerung tragen. Mehr ... ist nicht möglich ... Leb wohl Schätzchen ... Ich werde dich niemals vergessen ...« »Ja, das war's ...«, beendete ich leise meine Erzählung. Wieder flossen Tränen meinen Wangen hinab. Er wollte mich nicht mehr sehen. Die ganze Arbeit der letzten Monate war völlig umsonst gewesen. Alles vergebens. Plötzlich erschien mir alles so sinnlos, so zwecklos ... Nicht zuletzt auch mein Leben. Ich schrak aus meinen Gedanken, als Haruka plötzlich aufstand. Ihre Miene war unergründlich. Ich konnte sie überhaupt nicht deuten. »Komm! Wir bringen dich zu den anderen.« Kapitel 10: Forgive Me ... -------------------------- Kapitel 10: FORGIVE ME … »Ich kann nicht zu dir zurückkehren … Vergib mir bitte!« *********************************************Rückblick********************************************* »Ja, das war's ...«, beendete ich leise meine Erzählung. Wieder flossen Tränen meinen Wangen hinab. Er wollte mich nicht mehr sehen. Die ganze Arbeit der letzten Monate war völlig umsonst gewesen. Alles vergebens. Plötzlich erschien mir alles so sinnlos, so zwecklos ... Nicht zuletzt auch mein Leben. Ich schrak aus meinen Gedanken, als Haruka plötzlich aufstand. Ihre Miene war unergründlich. Ich konnte sie überhaupt nicht deuten. »Komm! Wir bringen dich zu den anderen.« *********************************************Rückblick********************************************* Dieses Ereignis war nun zwei Wochen her. In den folgenden Tagen befand sich nicht das gesamte Sailorteam auf der Erde. Vier Sailorkriegerinnen hatten ihren Heimatplaneten kurzzeitig verlassen, um durch zahlreiche Galaxien zu reisen. Die Milchstraße hatten sie schon längst hinter sich gelassen. Sie reisten an vielen Sternen vorbei, die sie durch ihre enorme Geschwindigkeit nur ganz kurz als kleine leuchtende Punkte wahrnahmen, die sofort wieder verschwanden. Und sie hatten alle ein Ziel vor Augen: Den Planeten Kinmoku, auch Euphe genannt, der sich in der Galaxie Hoshi befand. Uranus, Neptun, Pluto und Saturn. Vier starke Sailorkriegerinnen mit einer gemeinsamen Mission. »Ich kann es schon sehen! Da ist der Planet Euphe! Hundertprozentig.«, sagte Pluto mit ruhiger Stimme und deutete mit ihrem langen Stab darauf. Die anderen drei nickten konzentriert, doch plötzlich blieb Saturn stehen, sodass auch die anderen aufgehalten wurden. »Was ist denn, Saturn?«, fragte Neptun sie mit leicht hochgezogener Augenbraue. »Wir haben keine Zeit zu verlieren!«, meinte auch Uranus mit gereiztem Ton und wäre gar nicht erst stehen geblieben, wenn Neptun sie nicht festgehalten hätte. »Wir müssen einen Umweg nehmen. Wenn wir weiter in die Richtung reisen, werden wir sehr bald auf ein schwarzes Loch treffen.«, sah Saturn mit ernster Miene vorher. Die nächsten Stunden wurden anstrengend und waren gespickt mit einigen unfreiwilligen Umwegen und Komplikationen. So war es für die Reisenden eine große Erleichterung, als sie endlich den Boden des Planeten Euphe unter ihren Füßen spürten. Sie verloren keine Zeit und setzten ihre Reise weiter fort. Sie gönnten sich keine Verschnaufpause, denn schließlich hatten sie bereits ganze sechzehn Tage gebraucht, um überhaupt herzukommen. Verständlich, dass sie nun keine einzige weitere Sekunde unnötig vergeuden wollten. Euphe ähnelte der Erde sehr. Der einzig wesentliche Unterschied lag darin, dass dieser Planet längst nicht so modern war wie ihr heimischer Himmelskörper. Statt hochmodernen Wolkenkratzern gab es kleinere, unscheinbare Gebäude. Was für die Erde Großstädte waren, so galten in Euphe anscheinend Dörfer als Metropole. Außerhalb der zahlreichen Dörfer war Natur pur. Dichte Wälder und Täler, Flüsse und Meere. Dementsprechend war die Luft hier auch viel angenehmer und frischer als die auf der Erde, die täglich gegen Ausstöße von Kohlenstoffmonooxid und anderen Schadstoffen zu kämpfen hatte. Inzwischen fanden sich die vier Durchreisenden mitten in einem kleinen Dorf wieder. »Entschuldigung?«, sprach Neptun einen vorbeigehenden Passanten freundlich an, der auch sofort stehen blieb. »Ja?« Er war ein junger Mann, etwa in ihrem Alter – also um die Anfang zwanzig vielleicht. Er war groß, hatte dunkelbraune kurze Wuschelhaare und bernsteinfarbige Augen. Er machte einen ganz sympathischen Eindruck. »Kannst du uns sagen, wo wir die Prinzessin finden können? Prinzessin Kakyuu.«, fragte Neptun ihn weiterhin mit einem netten Ton. »Ihr wollt zur Prinzessin? Klar, ihr Palast liegt gleich im nächsten Dorf, etwa fünf Kilometer von hier entfernt. Ich kann euch auch gerne hinbringen, habe sowieso gerade nichts Besseres zu tun. Hm, mal so nach euren Outfits zu urteilen stammt ihr wohl nicht von hier, oder? Ganz abgesehen davon, dass ihr nicht wisst, wo Prinzessin Kakyuu lebt ...?« Uranus blickte nur finster drein. »Du kannst uns zu ihr führen, aber nur, wenn du deinen Schnabel hältst. Wir sind nicht gekommen, um fröhlich mit wildfremden Leuten zu plaudern.«, giftete sie ihn gleich an. Neptun stellte sich sofort zwischen ihnen und lächelte die neue Bekanntschaft entschuldigend an. »Tut mir leid, aber so ist sie ... Es ist ihre ganz eigene Art, Kontakte zu knüpfen. Nimm es ihr bitte nicht übel! Und natürlich nehmen wir dein nettes Angebot dankend an.« Der Angesprochene nickte nur, sichtlich verwirrt über Uranus‘ grobe Art. »Mein Name ist übrigens Haruki ...« Neptun, Pluto und Saturn stellten sich ebenfalls freundlich vor – Uranus‘ Part übernahm allerdings Neptun gleich mit, um weitere Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Es war vernünftiger, Uranus so wenig wie möglich mit Haruki reden zu lassen. Für alle Beteiligten, aber besonders für den jungen, hilfsbereiten Mann. Nach einem zügigen Fußmarsch, der aufgrund von vereinzelten giftigen Blicke Uranus' ziemlich schweigsam verlief, standen sie einige Zeit später vor dem riesigen Tor des gigantischen Palastes. »Danke.« Alle Anwesenden starrten ungläubig auf die junge Frau mit den kurzen sandblonden Haaren. »Äh, g- gern geschehen. Hab ich doch g-«, fing Haruki an zu stottern, doch die Kriegerin des Windes fiel ihm sogleich mitten ins Wort: »Kein Plaudern hab ich gesagt!« Sie seufzte innerlich. »Mit ›Danke‹ meinte ich auch, dass du nun gehen kannst.«, versuchte sie es in einem einigermaßen freundlicheren Tonfall. Schließlich waren sie dem jungen Mann ja doch zu Dank verpflichtet. Und eigentlich hatte sie ja nichts gegen ihn, nur war ihre Stimmung in letzter Zeit mehr als nur gereizt gewesen. Haruki hatte sie einfach zu einem verdammt ungünstigen Zeitpunkt erwischt. In dieser Verfassung ging ihr einfach alles und jeder auf die Nerven. Mit Ausnahme von Michiru vielleicht. Ohne ein weiteres Wort zog Haruki sich zurück. Zwar kannte er diese Uranus noch nicht sonderlich lange, doch konnte sie bereits so gut einschätzen, um zu wissen, dass es keineswegs schlau war, sich ihrem Willen nicht zu beugen. Oder mit anderen Worten ausgedrückt: Dieser Jemand, der das wagte, war schlicht und einfach lebensmüde. Neptun, Pluto und Saturn warfen ihm noch ein dankbares Lächeln zu, bevor ihre Mienen sofort wieder ernst wurden. Nun waren sie tatsächlich endlich am Ziel angelangt. Uranus machte die Tür schwungvoll auf, bevor sie ohne zu zögern reinstürmten. Die entrüsteten Rufe der Wachmänner nahmen sie gar nicht wahr. Viel zu sehr waren sie auf ihr eigentliches Ziel konzentriert, nämlich ihre Prinzessin endlich wieder lächeln zu sehen ... Das war der Grund. Das war der einzige Grund, warum sie den langen Weg auf sich genommen hatten. Sie wollten ihre Prinzessin endlich wieder glücklich sehen ... »Na warte Seiya, wenn ich dich in die Finger kriege ... Du wirst dir wünschen, nie auf die Erde gekommen zu sein!«, dachte sich Uranus gehässig und lief allen voraus. Keiner war dazu fähig, es mit ihrer Schnelligkeit aufzunehmen. Nicht umsonst war sie die Kriegerin des Windes. Sie war so sehr in ihren Gedanken vertieft, dass sie den entgegenkommenden Menschen um die Ecke zu spät sah, sodass passierte, was passieren musste: Sie prallte an ihn ab und wurde unsanft zu Boden katapultiert. Verärgert blickte sie wieder nach vorne und sah in ein allzu bekanntes Gesicht. Die Person saß ebenfalls auf dem Boden und rieb sich ihr schmerzendes Gesäß. Als sie zu den vier Sailorkriegerinnen aufblickte, stockte ihr schlagartig der Atem. »Ihr?«, entwich es kaum hörbar aus Fighters Lippen. Die Überraschung stand ihr wie ins Gesicht geschrieben. Äußerlich hatte sie sich überhaupt nicht verändert. Sie trug ihre langen glänzend schwarzen Haare immer noch zu einem langen Pferdeschwanz und hatte gerade ihre schwarze »Sailor Star«-Uniform an. Allen Anschein nach war sie also gerade im Dienst. Wenn man aber tief in ihre klaren blauen Augen sah, erkannte man die unauffällige, aber bedeutende Veränderung. Es war durchaus etwas anders. Ihre Augen hatten sich verändert. Sie strahlten nicht mehr so wie früher ... »Wir sind den weiten Weg hergekommen, um mit dir zu reden.«, erklärte Pluto ihr und beantwortete somit ihre erste unausgesprochene Frage. Fighter nickte ihr dankend zu, bevor sie ihnen mit seriösem Gesichtsausdruck den Rücken kehrte. »Dann kommt mit.« Und so führte Fighter den unerwarteten Besuch von der Erde in ihr Zimmer. Von einer Sekunde auf die andere nahm Fighter ihre männliche Gestalt wieder an, als sie die Tür schloss. Nun war »sie« wieder ein »er«. Seiya. Sein wahres Ich. Er trug eine schwarze Hose und ein weißes Leinenhemd. »Warum hast du dich in einen Mann zurückverwandelt?«, fragte Saturn ihn neugierig. Seiya lächelte etwas verlegen. »Nun ja ... Ich bin in Wahrheit ein Mann. Das ist eine lange Geschichte. Die weibliche Gestalt der Sailor Star Fighter nehme ich nur an, wenn ich im Dienst bin oder kämpfen muss.«, wollte er seine Erklärung so kurz wie möglich halten. Denn das war sicherlich nicht der Grund, warum sie hergekommen waren. Er konnte schon ahnen, was der wahre Grund für ihren Besuch war. Da durfte er sich schon rüsten und sich auf das Schlimmste gefasst machen. Er blickte zu den anderen drei Frauen, die mitten im Raum standen. »Setzt euch doch. So lässt es sich bestimmt viel besser reden«, sagte er und deutete auf seine lange schwarze Couch. Sie nickten stumm und setzten sich hin. Uranus nur widerwillig. Ihr gefiel der Gedanke gar nicht, seinen Worten lakaienhaft Folge zu leisten. »Darf ich euch etwas anbieten?«, fragte Seiya seine Gäste, obwohl er wusste, dass das überflüssig war. Aber der Freundlichkeit halber ... »Wir sind nicht zum Teetrinken hergekommen.«, fauchte Uranus gleich los. Seiya musste sich ein Grinsen verkneifen. Zumindest sie hatte sich nicht verändert. Doch das hätte ihn aber auch sehr schwer gewundert. »Das habe ich mir schon fast gedacht ...«, meinte er seufzend und setzte sich dann auf den Sessel ihnen gegenüber. »Also, warum seid ihr hier? Worüber wollt ihr mit mir reden?« Allein dieses Verhalten zeigte, dass Seiya sich stark verändert hatte. Früher hätte er sicher nicht so gelassen reagiert, wenn man ihn so angefahren hätte. Er hätte sicher wie immer einen blöden Spruch parat gehabt, so schlagfertig, wie er gewesen war. Uranus wollte schon aufspringen und ihre angestaute Wut rausbrüllen, wurde von Neptun jedoch zurückgehalten. »Es geht um unsere Prinzessin.«, gab Pluto ihm die Antwort. Sofort drehte sich Seiya mit schmerzverzerrtem Gesicht weg. Das hatte er sich doch gleich gedacht. Dennoch war es ein Schlag, es nun definitiv zu wissen. Wollten sie ihm etwa Vorwürfe machen, dass er sie womöglich so tief verletzt hatte mit seiner Antwort? Doch so, wie er die Outers kannte, konnte das nicht alles gewesen sein. Sie würden doch nicht all ihre Energie verschwenden, nur, um ihm eine Standpauke zu halten? Uranus vielleicht, aber der Rest? War es etwa im Bereich des Möglichen, dass ihr etwas zugestoßen war ...? Sofort platze ihm besorgt die erste Frage raus: »Ist ihr etwa etwas passiert?« Neptun schüttelte den Kopf. »Nein, so wie du jetzt denkst ist es nicht.« »Nein, gar nicht! Mal ganz abgesehen davon, dass sie fast an Unterkühlung gestorben wäre, ist alles in bester Ordnung!«, meldete sich Uranus zynisch zu Wort. »Was ...?«, fassungslos starrte Seiya sie an. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. »Und dreimal darfst du raten, wessen Schuld das ist!«, fügte die junge Frau, der es bekanntlich überhaupt nicht an Temperament fehlte, hinzu. »Es ist wirklich sehr schlimm ...«, kam es von Saturn. »Unsere Prinzessin leidet ... sie leidet sehr ... und es tut weh, sie in einem so erbärmlichen Zustand zu sehen ...« »Mal ganz abgesehen davon, dass sie wegen einem Typen wie dir so leidet, kann ich sie sogar verstehen: Seit Monaten singt sie sich die Kehle aus dem Hals, und als der Herr sich nach Ewigkeiten endlich mal dazu aufrafft, ihr eine Antwort zu geben, ist es eine eiskalte Abfuhr. Die ganze Arbeit war also für die Katz‘ gewesen. Wem würde es da nicht absolut beschissen gehen? Vor allem, wenn man so sensibel wie Usagi ist, muss sich das ja wie der reinste Weltuntergang anfühlen.« Man sah, dass Uranus ebenfalls litt. Sie litt mit ihrer Prinzessin, mit ihrem Mondgesicht. Das kleine, naive Mädchen war für immer so etwas wie eine kleine Schwester gewesen, die sie immer beschützen wollte und musste. Keiner durfte ihr das Herz brechen. Keiner hatte das Recht dazu. Keiner. Und wenn es doch einer wagte, konnte sich derjenige darauf einstellen, dass sie ihm dafür alle Knochen brach. Seiya hatte während ihrer Schimpftirade auf den Boden gestarrt und sie stillschweigend über sich ergehen lassen. Er hatte es verdient. Sämtliche Gefühle des vergangenen Jahres, vor allem der vergangenen zwei Wochen, kamen in diesem Moment wieder in ihm hoch. Keiner wusste, was in ihm vorging. Sie machten es sich alle ziemlich einfach. Niemand konnte verstehen, in was für einer misslichen Lage er sich befand. Allein bei diesem Gedanken platzte nun auch ihm der Kragen und er funkelte Uranus an. Er öffnete seinen Mund, und die Worte verließen seine Kehle, bevor er noch weiter darüber nachdenken konnte: »Glaubt ihr wirklich, ich bin glücklich darüber, so wie es jetzt ist? Dass ich mich nicht über ihre Botschaften gefreut habe? Dass sie mich völlig kalt gelassen haben? Dass es mir Spaß gemacht hat, Usagi zu sagen, dass wir uns nie mehr wiedersehen werden? Dann kennt ihr mich wirklich nicht. Wisst ihr: Am liebsten würde ich das alles hier hinschmeißen und auf die Erde zurückkehren, so wie es ihr Wunsch ist!« »Was hindert dich daran?«, fragte die Frau mit den türkisfarbenen schulterlangen Locken mit ihrer ruhigen Stimme nach. Es klang fast schon ironisch, obwohl es keineswegs so gemeint war. »Ich ... Ich darf meinen Planeten nicht wieder im Stich lassen. Und ich kann meine Prinzessin auch nicht verlassen. Mein ganzer Lebensinhalt besteht darin, der Prinzessin zu dienen und sie mit meinem Leben zu beschützen. Für nichts Anderes lebe ich. Eigene Bedürfnisse haben da keinen Platz«, begann seine Stimme zu zittern. Er quälte sich sehr. Das sah man ihm sofort an. Und er sagte die Wahrheit, daran gab es ebenfalls keine Zweifel. »Weiß eure Prinzessin Bescheid?« Pluto musste nicht noch nachdrücklich erwähnen, dass sie damit die letzten Ereignisse zwischen ihm und Usagi meinte. Er verneinte mit einem Kopfschütteln. »Nein, sie weiß nichts von den Botschaften. Und so soll es auch bleiben.« »Warum? Hast du etwa Angst, dass sie dich gehen lassen könnte?«, war der beißende Spott in Uranus‘ Stimme nicht zu überhören. »Ja, das wundert mich jetzt aber auch ein bisschen. Warum weihst du deine Prinzessin nicht in die Geschichte ein? Sie sollte doch über alles in deinem Privatleben Bescheid wissen, damit sie auch weiß, wessen Leben einzig und allein für sie weggeschmissen werden könnte oder schon hingeschmissen worden ist - rein hypothetisch angenommen. Wenn sie dich nicht gehen lässt, ist sie es wirklich nicht würdig, eine Prinzessin zu sein. Eine wahre Prinzessin kümmert sich um das Wohl all ihrer Untergebenen, oder etwa nicht?«, fuhr Neptun im sachlichen Ton fort. Pluto pflichtete ihr bei, indem sie ohne jegliches Zögern eine Behauptung in den Raum warf, von der sie felsenfest überzeugt war: »Und du bist hier nicht glücklich.« »Woher willst du das wissen?«, hinterfragte Seiya sie sofort, der bis zu diesem Zeitpunkt noch geschwiegen hatte. »Deine Augen«, kam Saturn ihrer Freundin mit der Antwort zuvor, »verraten alles. Sie strahlen nicht mehr so, wie sie es auf der Erde einmal getan haben.« Uranus schnaubte kurz und lenkte all die Aufmerksamkeit abermals auf sich. »Wo ist also das Problem? Sie vermisst dich - ich verstehe zwar immer noch nicht warum und es wird für mich immer unbegreiflich sein, aber sie tut es - und du willst in Wahrheit auch zurück. Und diese Rückkehr wird dir deine Prinzessin mit Sicherheit genehmigen, wenn du sie einfach fragst. Ich verstehe also nicht, warum wir noch hier herumsitzen und weiter darüber diskutieren müssen. Die Sache ist doch klar.« »Nein, das ist sie eben nicht. Ich kann meinen Heimatplaneten einfach nicht verlassen. Ich kann nicht wieder alles hinter mir lassen und alle im Stich lassen. Ihr würdet die Erde doch auch nie verlassen wollen, oder?«, stellte er die Gegenfrage. »Das ist etwas völlig Anderes. Das kannst du nicht vergleichen. Wir haben schließlich keinen wichtigen Anlass, um die Erde zu verlassen. Aber du hast ihn. Außerdem geht es um das Wohl der Prinzessin und somit um das Wohl aller Beteiligten.«, entgegnete Pluto, worauf Seiya wieder nur mit einem Schweigen antworten konnte. »Warum siehst du nicht endlich ein, dass du auch dein eigenes Leben hast? Das Wohl der Prinzessin steht über allen und so weiter und so fort, aber das hat ihre Grenzen! Wir müssen unsere Prinzessin schließlich auch mit unserem Leben beschützen, aber wir tun es nicht nur aus Pflichtbewusstsein, sondern weil wir es auch wollen. Wir wollen sie mit unserem Leben beschützen, weil sie weniger unserer Prinzessin, sondern vielmehr unsere Freundin ist. Außerdem lässt sie uns auch unser eigenes Leben und unsere eigenen Bedürfnisse. Verstehst du Seiya? Es ist nicht falsch, neben der Pflicht, der Prinzessin zu dienen, auch ein eigenes Leben zu führen. Und wenn deine Prinzessin zugleich auch deine Freundin ist, wird sie es dir auch gewähren. Und du musst deswegen auch gar kein falsches schlechtes Gewissen haben.«, machte Saturn ihm klar. Ganz sicher war sich Seiya bei dieser ganzen Sache immer noch nicht. Sein ganzes Leben lang war er der loyalste Diener der Prinzessin gewesen. Für ihn war die Prinzessin das wichtigste Wesen des ganzen Universums gewesen. Zumindest, bis er auf Usagi traf ... und sich das erste Mal in seinem Leben wahrhaftig verliebte ... Usagi hatte ihm gezeigt, was »Liebe« bedeutete. Sie hatte ihm beigebracht, jemanden zu lieben ... Und ... es war ein schönes Gefühl. Auch wenn seine Gefühle lange Zeit nicht erwidert worden waren. Die Liebe selbst war unglaublich schön und hatte schlummernde Kräfte in ihm freigesetzt, von denen er bis zu dem Zeitpunkt nicht einmal etwas geahnt hatte. Eine unfassbare Macht hatte sie, diese ominöse Liebe, von der alle sprachen, aber die wenigsten sie wirklich erklären konnten. »Sag mir jetzt bitte nicht, dass du immer noch zögerst!«, stöhnte Uranus genervt und murmelte weiter vor sich her. »Ich fass es nicht, dass du doch so ein Feigling bist! Ich frage mich echt, was Usagi überhaupt an dir findet. Was bist du schon? Ein Waschlappen, der es nicht mal auf die Reihe bringt, seine eigene Prinzessin um Erlaubnis zu fragen, ob er gehen darf! Ist doch eh schon nett und zollst ihr mehr als genug Respekt, indem du sie überhaupt fragst! Ich an deiner Stelle würde einfach so abhauen.« Sie warf ihm noch alle möglichen Provokationen um die Ohren, jedoch nicht, ohne kurzerhand etwas herauszukramen. Anschließend warf sie die Zeitungstitelseite auf den Tisch, sodass Seiya ungehinderte Sicht darauf hatte. Doch im gleichen Moment wünschte er sich nichts sehnlicher als dieses Bild nie gesehen zu haben. Es war ein Bild, welches sich für immer glühend heiß in sein Herz einbrannte. Gleich auf der Titelseite war ein riesiges Foto von Usagi. Auf einer Schneewiese liegend. Mit toten Augen lethargisch in die Kamera blickend. Darüber prangte eine gewaltige Schlagzeile in Großbuchstaben. »SÄNGERIN USAGI TSUKINO VÖLLIG AM ENDE!« Ein schwerer Dolch durchbohrte langsam sein Herz. Mit blankem Entsetzen starrte er mit weit aufgerissenen Augen auf das Foto. Konnte sich von diesem Bild nicht losreißen, obwohl er das Gefühl hatte, diesen Anblick keine Millisekunde länger ertragen zu können. Doch wegschauen konnte er auch nicht. »Schätzchen ...«, flüsterte er schmerzerfüllt und fuhr zaghaft über ihr Gesicht. Nach einer ganzen Weile des Schocks schaffte Seiya es endlich, zu den vier ihm gegenüber Sitzenden aufzublicken. »Sie braucht dich. Und zwar dringend.« Kapitel 11: A Farewell Concert? ------------------------------- Kapitel 11: A FAREWELL CONCERT? »Soll ich es wirklich noch ein letztes Mal wagen?« *********************************************Rückblick********************************************* Ein schwerer Dolch durchbohrte langsam sein Herz. Mit blankem Entsetzen starrte er mit weit aufgerissenen Augen auf das Foto. Konnte sich von diesem Bild nicht losreißen, obwohl er das Gefühl hatte, diesen Anblick keine Millisekunde länger ertragen zu können. Doch wegschauen konnte er auch nicht. »Schätzchen ...«, flüsterte er schmerzerfüllt und fuhr zaghaft über ihr Gesicht. Nach einer ganzen Weile des Schocks schaffte Seiya es endlich, zu den vier ihm gegenüber Sitzenden aufzublicken. »Sie braucht dich. Und zwar dringend.« *********************************************Rückblick********************************************* Es war die allerschlimmste Zeit meines Lebens, die ich gerade durchstehen musste. Ich war kaum noch eine Minute alleine. Im eigentlichen Sinne. Zwar war immer jemand bei mir, doch in meinem Inneren war ich stets alleine. Nein, nicht bloß alleine: Ich war ... einsam ... Nachdem Haruka und Michiru mich zu Rei gebracht und ihr alles erzählt hatten, hatten sich alle darauf geeinigt, mich keine einzige Minute mehr aus den Augen zu verlieren. Das schienen jede Einzelne von ihnen sehr ernst zu nehmen. Dies sah man schon allein an der Tatsache, dass es ihnen wirklich irgendwie gelungen war, meine Eltern dazu zu überreden, mich für eine Zeit lang bei Rei aufzunehmen. Aber ich kannte sie ja: Wenn sie etwas machten, dann richtig. Okay, ich konnte es schon nachvollziehen, dass sich meine Freundinnen Sorgen um mich machten: Schließlich befand ich mich geistig irgendwo in einer Zwischendimension zwischen Leben und Tod. Zwar schlug mein Herz noch und ich atmete, doch ich lebte nicht mehr wirklich. Ich tauschte hin und wieder mit Rei und den anderen ein paar Worte aus, doch nur, wenn es wirklich nötig war. In der restlichen Zeit war ich tief in meiner eigenen Welt gefangen. Normalerweise ließ ich mich nicht so gehen. Eigentlich nahm ich immer all meine Kraft zusammen, um meinen Lieben keine Sorgen zu bereiten. Doch nicht einmal dazu hatte ich noch die Energie und den Willen. Den Willen, ihnen weiter etwas vorzumachen. Ihnen eine heile Welt vorzugaukeln, die schon lange für mich gestorben und in unerreichbare Ferne gerückt war. Und ich schaffte es auch nicht mehr, selbst wenn ich es gewollt hätte. Ich hatte … aufgegeben. Deswegen bekam ich auch nur sehr oberflächlich mit, dass nun in ganz Japan über mich gesprochen wurde, vor Reis Tempel Tausende von Presseleuten auf mich lauerten und ich in jeder Boulevard-Zeitung zu sehen war – und das nicht unbedingt von meiner schönsten Schokoladenseite. Der »erbärmlichste und lebloseste Moment meines Lebens« traf es wohl viel eher. All das kriegte ich nur sehr vage mit, oder treffender ausgedrückt: Mich interessierte das alles einfach nicht. Es erschien mir alles so gleichgültig. So unwichtig. Es würde mich nicht einmal mehr jucken, wenn jetzt die Welt untergehen würde. Mein einziges Leben war nur noch ein gigantischer Scherbenhaufen. Einfach sinnlos. Zum Wegwerfen geeignet. Klar, es ging um mich, doch es ging doch immer nur um mich in den Medien! Und zugleich sprachen die Leute von einer ganz anderen Person, weil sie mich im Grunde genommen doch gar nicht wirklich kannten. Sie unterhielten sich über mich, als ob sie meine Persönlichkeit besser als ihre eigene Westentasche kennen würden. Aber in Wahrheit wussten sie absolut nichts. Gar nichts. Sie wussten nicht, warum ich vor drei Wochen wie ein Häufchen Elend auf der Wiese gelegen hatte. Die Theorie, die sie dazu hatten, war, dass ich wohl als junges kleines Mädchen dem harten Druck des Business nicht mehr standhalten konnte. Oder dass ich mir vielleicht sogar aus einer Notsituation heraus Ecstasy, Speed und Marihuana eingeworfen hatte und mir deswegen mitten auf der Straße so kotzübel geworden war. Doch was waren das schon? Nicht mehr als fadenscheinige Vermutungen, Behauptungen und Gerüchte! Niemand konnte das beweisen, weil es eben einfach nicht der Wahrheit entsprach! Aber kaum kam ein Idiot daher und stellte solche witzlosen Behauptungen auf, und schon glaubte ihm jeder, weil sie keine andere Begründung für meine damalige Verfassung parat hatten. Gab es irgendeine Person, die einmal auf den Gedanken kam, wie es wirklich abgelaufen sein könnte? Nein, wie sollten sie auch. Sie kannten mich ja nicht. Womit ich wieder bei meiner alten These angelangt wäre: Sie wussten überhaupt nichts über mich. Es war ein ewiger Teufelskreislauf. Sie wussten nicht, warum mein Herz in ein tiefes Loch gefangen war. Sie kannten den Grund nicht. Und doch konnte ich ihnen auch keine Vorwürfe machen. Schließlich konnten sie nichts für ihre Ahnungslosigkeit. Sie konnten nichts dafür, dass es für Seiya und mich niemals eine Zukunft geben würde ... Und es war ja nicht so, dass ich die Menschen, die solche Behauptungen aufstellten, verachtete. Ich verachtete niemanden. Nicht meine Fans. Nicht meine Feinde. Nicht die Leute von der Presse. Ich hasste gar niemanden. Ich liebte jeden einzelnen Bewohner auf dieser Erde hier, sonst hätte ich sie nicht jahrelang beschützt ... Es war nämlich in erster Linie Liebe, kein Pflichtbewusstsein, was mich dazu veranlasst hatte, meine Missionen zu erfüllen. Und auch wusste ich, dass es unfair ihnen gegenüber war, den Schmerz meiner verschmähten Liebe an ihnen auszulassen. Nichtsdestotrotz konnte ich nicht verhindern, dass sich bei mir allein beim Gedanken an die Presse eine gewisse Entrüstung anstaute. Klang widersprüchlich – war es auch. Doch ich kümmerte mich nicht weiter darum. Warum sollte ich denn auch? »Usagi, das geht so einfach nicht mehr weiter!«, brach Rei plötzlich das Schweigen zwischen uns, als sie, Ami, Makoto, Minako und ich in meinem vorübergehenden Zimmer im Tempel saßen. Ich schaute zaghaft zu ihr auf. Mit der Gleichgültigkeit in den Augen, die ich schon seit jenem Tag hatte. Und doch war ein leiser Hauch von Überraschung über ihren so energischen Tonfall dabei. Ein Hauch, der in meinen Freundinnen anscheinend neue Hoffnung aufkeimen ließ. »Usagi ... Wir können einfach nicht mehr weiter tatenlos dabei zusehen, wie von Tag zu Tag ein kleines Stück in dir stirbt! Klar, Seiya ist wirklich der Traummann schlechthin gewesen, aber kein Typ auf der Welt ist es wert, dass du dich wegen ihm so gehen lässt! Akzeptiere bitte einfach, dass er nicht zurückkehren kann. Und verstehe ihn bitte, denn er hat bestimmt seine guten Gründe. Wir wissen schließlich alle, dass du ihm auch sehr wichtig bist! Aber er hat auch Pflichten auf seinem Planeten, und so verantwortungsbewusst, wie er nun einmal ist, lässt er sie bestimmt nicht Hals über Kopf hinter sich. Und außerdem heißt das doch nicht, dass ihr keine Freunde mehr seid. Du kannst ihn doch besuchen! Gemeinsam mit Haruka, Michiru, Setsuna und Hotaru klappt das bestimmt! Aber bitte fang endlich wieder an zu leben! Ich bitte dich!«, der letzte Satz klang fast schon flehend, und diesen Tonfall ausgerechnet bei Rei zu hören hinterließ mir eine unangenehme Gänsehaut. »Du fehlst uns ...« Ich sah tief in ihre Augen. Sie strahlten pure Verzweiflung aus. Wie groß musste ihre Sorge um mich sein? »Es tut mir leid, dass ihr meinetwegen so leiden müsst ...«, entschuldigte ich mich kleinlaut und blickte betroffen zu Boden. Ami wollte gerade etwas sagen, doch ich unterbrach sie mit einer kleinen Handbewegung. Es war an der Zeit, wieder richtig mit meinen Freundinnen zu reden. Das war ich ihnen schuldig für all die Umstände und Sorgen, die ich ihnen in letzter Zeit bereitet hatte. »Es ist wirklich schön, dass ihr mich alle aufheitern wollt ... Ich möchte nochmal auf Reis Vorschlag zurückkommen. Nämlich, dass ich Seiya ja besuchen könnte ... Ich ... Ich kann nicht zu ihm, jedenfalls nicht jetzt. So sehr ich es auch will, so sehr mein Herz vor Sehnsucht nach ihm schreit, so sehr mein Herz von ihm aus dem tiefen schwarzen Loch gerettet werden will ... Ich kann nicht ... Ich kann ihm jetzt nicht mit dem Wissen gegenüberstehen, dass es für uns keine gemeinsame Zukunft geben wird. Und da ich ja nicht ewig auf Euphe bleiben kann, werden sich unsere Wege auch sehr bald wieder trennen, versteht ihr? Es tut so weh, nun zu wissen, dass wir niemals für eine lange Zeit einfach nur zusammen sein können ... Ich kann diesen Gedanken einfach nicht ertragen.« Das war das erste Mal seit diesem verhängnisvollen Ereignis auf dem Grasteppich, dass ich mich meinen vier Freundinnen so öffnete. Es war ein merkwürdiges, aber zugleich auch sehr befreiendes Gefühl. Ein betretendes Schweigen folgte. Was hätten sie darauf auch großartig sagen sollen? »Aber du musst wirklich mal wieder raus! Du musst über ihn hinwegkommen Usagi! Wir wollen doch nur das Beste für dich und dich wieder lächeln sehen!«, fügte Makoto einfühlsam hinzu. Sie kannte Liebeskummer nur allzu gut durch ihren Exfreund. »Wie soll ich denn glücklich sein? Wie denn ohne meine bessere Hälfte? Ohne ihn bin ich nicht ganz, nicht vollkommen, versteht ihr? Und ein unvollkommener Mensch kann einfach nicht glücklich werden ...«, wandte ich energisch ein, wurde immer monotoner und starrte abwesend durch das Fenster. »Aber Usagi, das kannst du doch nicht einfach so kampflos hinnehmen ...«, versuchte Ami mich auf den für sie alle richtigen Weg zu lenken, bevor sich Minako aufgeregt einschaltete. »Ich hab eine geniale Idee! Wie wäre es, wenn du wieder ein Konzert gibst?« Wir alle starrten sie fassungslos an. Hatte sie den Verstand verloren ...? Wie konnte sie mir das zumuten? In meinem momentanen Zustand? Und außerdem hatte ich doch nur gesungen, um ihm nahe sein zu können. Ich würde doch sofort zusammenbrechen auf der Bühne, wenn ich wieder an seine Antwort denken müsste. Das konnte einfach nicht gut gehen! »Nun schaut doch nicht gleich so!«, winkte Minako etwas verlegen ab. Mit einem Mal war sie wieder in Hochstimmung. Offenbar war sie sehr überzeugt von ihrer eigenen Idee. »Überlegt doch mal: Okay, Seiya hat dir geantwortet und gesagt, dass er nicht zu dir zurückkehren kann, aus welchem Grund auch immer. Doch du bist inzwischen ein groß gefeierter Star, ein wahres Teenie-Idol! Da kannst du deine Karriere doch nicht einfach so in der Luft hängen lassen! Das darfst du deinen Fans doch nicht antun! Klick doch nur mal auf deine Webseite oder schau mal in deine hunderttausend Fanbriefe im Postfach rein! Das werden sie dir niemals verzeihen, wenn du einfach so aufhörst! Und auch du selbst wirst es eines Tages bereuen. Du brauchst etwas, um alles zu einem richtigen Ende zu bringen. Um die ganze Sache vernünftig abzurunden. Mit dem Thema Seiya abschließen und dich gleichzeitig von deinen Fans verabschieden. Was ist da geeigneter als ein großes Abschiedskonzert? Und wie es danach aussieht, sehen wir schon! Vielleicht eine künstlerische Pause von ein paar Monaten oder Jahren, und dann kannst du ja wieder voll durchstarten mit einem Comeback, wenn du möchtest! Du kannst immer wieder zurück! Schließlich hast du es bis zur absoluten Spitze geschafft! Ich meine, neben dem Ziel, Seiya zu erreichen, hat dir die Gesangskarriere doch auch trotz Druck und Stress zumindest ein wenig Spaß gemacht, oder? Der Spaß ist nur sehr in den Hintergrund gerückt, weil du dich zu sehr auf Seiya fixiert hast. Wer weiß schon, was in zwei, drei Jahren ist? Vielleicht siehst du dann die Singerei tatsächlich als deine Berufung an?« Im Raum war es totenstill. Alle machten sich ihre eigenen Gedanken über Minakos zugegebenermaßen waghalsigen Vorschlag. Selbst ich dachte über diese Möglichkeit nach. »Die Idee klingt wirklich nicht schlecht ...«, begann Ami. »Ja, das ist wirklich ein durchaus guter Weg, mit allem abzuschließen.«, pflichtete Makoto ihr bei. Mit einem neuen Hoffnungsfunken blickte Rei mir direkt in die Augen. »Bitte mach es, Usagi! Es ist wirklich die allerbeste Gelegenheit! Tu es für uns, für deine Fans und auch für Seiya! Du musst dich richtig von ihm verabschieden ...« Es versetzte mir einen Stich ins Herz, als ich das hörte. Mit Seiya abschließen ... mich richtig von ihm verabschieden ... Es hörte sich so endgültig an, so unwiderruflich. Nach diesem Konzert würde also alles vorbei sein ... Würde es keinerlei Verbindung mehr zwischen uns geben ... Ich musste zugeben, dass selbst nach Seiyas trauriger Nachricht immer noch ein winziger Teil in mir Hoffnung getragen hatte. Sie war zwar vernachlässigbar klein gewesen, doch trotzdem vorhanden. Sie war der einzige schwache und zugleich so starke Halt für mich gewesen, denn ohne ihn wäre es wirklich zu Ende mit mir gewesen. Da wären alle noch so großen Mühen meiner Freundinnen völlig vergebens gewesen ... Doch nach diesem Abschiedskonzert würde auch dieser letzte Hoffnungsschimmer verschwinden. Und das machte mir Angst. Angst, dass ich danach wirklich ein für alle Mal abstürzen würde ... Aber wenn man es von der anderen Seite betrachtete, hatten sie wirklich Recht. Das war eine ideale Möglichkeit, alles zu einem runden Abschluss zu bringen. Außerdem könnte ich mich durch die Vorbereitung auf das Konzert auch sehr gut ablenken. »Gut, ich mach‘s!«, antwortete ich schlicht. Aus den Mienen entnahm ich, dass sie erst einmal das eben von mir Gesagte richtig realisieren mussten und es zunächst kaum glauben konnten. Doch im nächsten Moment sprangen sie freudestrahlend auf. »Gut, wir werden uns um alles kümmern!« »In zwei Wochen. Geht das in Ordnung?« Ich nickte zustimmend. »Ja, in zwei Wochen werde ich sicher noch das eine oder andere neue Lied mit meinem Produzenten und Manager erstellen können. Und zwei Wochen werden auch für eine passable Vorbereitung reichen.« Hoffentlich war mir Takumi, wie ich ihn mittlerweile nennen durfte, nicht allzu böse, weil ich ja seit Wochen nicht auf seine zahlreichen Anrufe reagiert hatte. Aber so, wie ich ihn einschätzte, war er nicht nachtragend. Und damit lag ich glücklicherweise richtig. Er legte auch sogleich einen Termin fest. Genau in fünfzehn Tagen würde das Abschiedskonzert stattfinden. Somit saßen wir auch gleich gemeinsam an neuen Songs. Erstmals schrieb ich sogar ein Duett und übte ihn auch fleißig mit Daisuke Ugurashi ein, der ebenfalls zurzeit ein sehr aktiver Sänger der japanischen Musikbranche war. Er war nicht viel älter als ich, zwanzig. Gut aussehen tat er auch, hatte eine athletische Figur, kurzes mittelbraunes Haar und tiefblaue Augen. Doch viel mehr nahm ich nicht zur Kenntnis. Er war mein Arbeitskollege – nicht mehr und nicht weniger. Und so verging die Zeit der harten Vorbereitung wie im Flug, bis der Tag des Konzertes anstand. Heute würde es vorbei sein ... Für immer ... Kapitel 12: Reunion Of Lovers ----------------------------- Kapitel 12: REUNION OF LOVERS »Bleibst du jetzt endlich für immer an meiner Seite?« *********************************************Rückblick********************************************* Erstmals schrieb ich sogar ein Duett und übte ihn auch fleißig mit Daisuke Ugurashi ein, der ebenfalls zurzeit ein sehr aktiver Sänger der japanischen Musikbranche war. Er war nicht viel älter als ich, zwanzig. Gut aussehen tat er auch, hatte eine athletische Figur, kurzes mittelbraunes Haar und tiefblaue Augen. Doch viel mehr nahm ich nicht zur Kenntnis. Er war mein Arbeitskollege – nicht mehr und nicht weniger. Und so verging die Zeit der harten Vorbereitung wie im Flug, bis der Tag des Konzertes anstand. Heute würde es vorbei sein ... Für immer ... *********************************************Rückblick********************************************* Schweren Herzens machte ich mich auf den Weg zur Konzerthalle, wo es in zwei Stunden beginnen sollte. Tief in mir wusste ich, dass ich durchaus immer noch hoffte ... Ich war nicht bereit, mit Seiya abzuschließen. Ich konnte einfach nicht. Doch dieses vorläufige Abschiedskonzert würde ich noch geben, denn vielleicht ... vielleicht hörte er mich ja ... Vielleicht. Ich seufzte. Ich wusste selbst, dass es schwachsinnig war, noch zu hoffen. Mein Kopf wusste das schon längst, aber mein Herz … leider nicht. Es wehrte sich noch strikt dagegen und wollte diese bittere Wahrheit nicht einfach so akzeptieren. Und ich war eben ein Mensch, der weniger auf seinen Kopf, sondern viel eher auf sein Herz hörte. Und mein Herz sagte mir, dass ich hoffen sollte ... dass ich meine Hoffnung aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen nicht aufgeben durfte. Mit dem großen Risiko, dafür später umso tiefer abzustürzen … Ich war ja schon immer eine unverbesserliche, hoffnungslose Optimistin gewesen. Doch dieser Optimismus grenzte in diesem Fall schon an schlichte Dummheit. Das musste ich mir selbst eingestehen. Und doch konnte ich nichts dagegen machen. Deswegen wusste auch niemand außer meinen Freundinnen, die ja diese Idee erst hatten entstehen lassen, dass es sich hierbei um ein Abschiedskonzert handelte. Diese kleine Lücke der Entscheidungsfreiheit wollte ich mir noch nicht nehmen lassen. Wenn ich wirklich bereit war, würde ich am Ende des Konzertes meinen Rücktritt ansagen. Ich wollte noch warten, wenn es so weit war. Denn ich war mir einfach noch zu unsicher. Und in meinem tiefsten Inneren wusste ich, dass ich längst nicht bereit war, mich zu verabschieden ... mich von ihm zu verabschieden. Ich war noch lange nicht stark genug, um ihn endgültig loszulassen. Und gleichzeitig hatte ich nicht die nötige Kraft und Energie dazu, diese Karriere noch weiter voranzutreiben. Ich befand mich damit in einem schwierigen Dilemma und wusste einfach nicht, was nun zu tun war. War mir nicht darüber im Klaren, was richtig oder was falsch war. Es war doch zum Haareausraufen! Ich traf mich dann ein letztes Mal vor dem Konzert mit Takumi auf der Bühne, um noch einmal ein paar Lieder durchzusingen als Generalprobe. Wenigstens hier lief alles ganz glatt. »Das wird wieder ein voller Erfolg werden!«, meinte Takumi sofort mit seinem grenzenlosen Optimismus. Ich stimmte untypischerweise nicht in seinen Enthusiasmus überein, sondern nickte nur ernst. Dieser Abend würde schwer werden. Sehr schwer ... Ein tiefer Seufzer entfuhr mir. Danach ging es in den Backstagebereich in meine Garderobe. Dort ließ ich mich wieder von den Stylisten und Visagisten für die bevorstehenden Auftritte zurechtmachen. Es war also wie immer, und doch spürte ich plötzlich, dass etwas anders war in dieser Atmosphäre ... Ich konnte dieses Gefühl nicht zuordnen, doch ich spürte, dass da etwas war ... Etwas Beruhigendes ... und Warmes ... Dass sich dieser Abend doch noch irgendwie unerwarteterweise zum Positiven entwickeln könnte ... Ja, da war sie wieder. Diese abwegige Hoffnung. Einfach nur albern. Lange betrachtete ich mich im Spiegel. Ich trug ein langes weißes Abendkleid, welches bis zu den Knien sehr figurbetont war, unten etwas weiter auseinanderging und bis zum Boden reichte. Die Träger waren durchsichtig und schleierartig und aus dem gleichen Material wie die zwei spaltenbreiten Stoffe im unteren, breiteren Teil des Kleides, sodass man trotz der Länge beim passenden Winkel die weißen Pumps sehen konnte. Alles also sehr schlicht, und so gefiel es mir auch am besten. Meine goldenen Haare wurden zwar wieder zu einer etwas aufwendigen Frisur hochgesteckt, doch auch das stand mir hervorragend. Dezentes Make-Up umspielte mein Gesicht. Es war immer meine oberste Bedingung gewesen, die Schminke immer einfach und unkompliziert zu halten. Ich wollte keine zentimeterdicke Schicht auf meinem Gesicht tragen und mich hinter dieser Maske verstecken. Ich wollte Usagi bleiben. Mal ganz abgesehen davon, dass starke Schminke auch gar nicht zu mir passte. Also trug ich nur wieder das Gewöhnliche: Leichtes Puder, roséfarbigen Rouge, schwarze Mascara und goldene Lidschatten passend zu dem goldenen Schmuck, den ich trug. Es handelte sich um eine glänzende Kette mit einem schönen Blumenmuster mit weißen kleinen Steinchen. Dazu gab es ein passendes Armband und golden schimmernde Ohrhänger. Ich wollte jetzt wirklich nicht eingebildet oder hochnäsig klingen, doch meine äußere Erscheinung hatte wirklich etwas Engelhaftiges an sich … »Na dann ... Los geht's!« Inzwischen stand ich auf der Bühne. Die Zuschauertribüne war wieder prall gefüllt, und wieder saßen alle meine Freundinnen in der ersten Reihe. Sogar Haruka, Michiru, Setsuna und Hotaru waren da, die mir ruhig und aufmunternd zulächelten. Rei und Minako neben ihnen waren dagegen sichtlich aufregt. Zu aufgeregt für meinen Geschmack. Sie konnten kaum mehr still sitzen und grinsten mich überbreit an. Daraus wurde ich jedoch nicht schlau. Was war nur mit ihnen los? Noch nicht einmal bei meinem allerersten Live-Konzert waren sie so dermaßen aufgeregt. Warum also heute? Wirklich nur, weil das hier mein letztes Konzert werden sollte? Ich konnte jedoch nicht länger darüber nachgrübeln, da ich schon ein Zeichen bekam, endlich zu beginnen. »Es freut mich, dass ihr alle wieder so zahlreich erschienen und mir treu geblieben seid trotz meiner einmonatigen, unangekündigten Pause. Es hat ja ziemlich viel Wirbel um mich in letzter Zeit gegeben, vor allem das unschöne Foto von mir ist dafür ja der Auslöser schlechthin gewesen. Ich kann dazu nur sagen, dass ich wirklich in einer persönlichen privaten Krise gesteckt habe. Es ist nicht der Druck oder der Stress des Musikbusiness gewesen, denn damit komme ich trotz meinen jungen siebzehn Jahren eigentlich ganz gut klar. Das sollte jetzt nicht eingebildet klingen; ihr sollt nur wissen: Ich fühle mich wirklich stark genug für dieses Geschäft. Also braucht ihr euch darüber wirklich keine Sorgen zu machen. Der wahre Grund für meinen Absturz liegt in meiner privaten Gefühlswelt. Näher möchte ich darauf nicht eingehen. Ich habe auch dieses Konzert in Erwägung gezogen, um mit meinen privaten Problemen hiermit endlich abzuschließen. Ich hoffe, ihr helft mir wieder tatkräftig dabei, wie ihr es bisher immer getan habt. Den ersten Song dieses Abends habe ich während dieser schwierigen Phase geschrieben. Dementsprechend ist sie auch mit viel Traurigkeit und Aussichtslosigkeit verbunden. Und im Gegensatz zu meinen anderen Liedern trägt dieses Lied keinerlei Hoffnung. ›I Have Nobody...‹« Damit kündigte ich das folgende Lied an. Gleich darauf ertönte das relativ schnelle Pianovorstück, gespielt von Takumi Tomoya. »An dem Tag, als du mich verlassen hast hast du auch mein mit Trauer überfülltes Herz mitgenommen. Hast unsere gemeinsame Vergangenheit, unsere Liebe und mich zurückgelassen. Und das wohl für immer ... Hast mich hier in dieser einsamen Gegend allein zurückgelassen. Ich habe niemanden, der mich liebt und der sich um mich sorgt. Ich bin ganz auf mich allein gestellt, denn du, mein einziger Lebensinhalt, hast mich verlassen. Ich bin ganz alleine ... Tränen der Liebe treten aus meinen Augen. Wir werden uns nie wieder so lieben wie früher ...« ~ Wir werden uns nie wieder so lieben wie früher ... ~ (Background) » Aber da ich für die Liebe lebe, so bin ich auch bereit, für die Liebe zu sterben ...« ~ Ich lebe nur für die Liebe, aber ich habe meine Liebe verloren ... ~ (Background) »Wenn das Herz vor unbändiger Sehnsucht nach der Liebe hemmungslos schreit, so gibt es keine Hoffnung mehr ...« ~ So gibt es keine Hoffnung mehr ... ~ (Background) »Mein Herz wird zergehen ... Es wird vor Sehnsucht irgendwann sterben ... Ich sitze immer noch alleine hier und warte immer noch auf deine Liebe. Es ist mir dabei egal, dass die Liebe inzwischen bitter oder sauer geworden ist ... Aber es gibt keine Hoffnung mehr … Mein Herz wird irgendwann daran sterben ...« ~ Es gibt keine Hoffnung mehr – Mein Herz wird irgendwann daran sterben ... ~ (Background) »Die Liebe, die du mir damals geschenkt hast ... Wo ist sie geblieben? Wo ist sie jetzt? Wohin hast du sie gebracht? Warte und hoffe vergebens, dass sie zurückkehrt ... Tränen der Liebe treten aus meinen Augen. Wir werden uns nie wieder so lieben wie früher ...« ~ Wir werden uns nie wieder so lieben wie früher ... ~ (Background) »Aber da ich für die Liebe lebe, so bin ich auch bereit, für die Liebe zu sterben ...« ~ Ich lebe nur für die Liebe, aber ich habe meine Liebe verloren ... ~ (Background) »Wenn das Herz vor unbändiger Sehnsucht nach der Liebe hemmungslos schreit, so gibt es keine Hoffnung mehr ...« ~ So gibt es keine Hoffnung mehr ... ~ (Background) »Dein Herz wird zergehen ... Es wird vor Sehnsucht irgendwann sterben ... Ich sitze immer noch alleine hier und warte immer noch auf deine Liebe. Es ist mir dabei egal, dass die Liebe inzwischen bitter oder sauer geworden ist ... Aber es gibt keine Hoffnung mehr … Mein Herz wird irgendwann daran sterben ...« ~ Es gibt keine Hoffnung mehr – Mein Herz wird irgendwann daran sterben ... ~ (Background) »Wenn das Herz vor unbändiger Sehnsucht nach der Liebe hemmungslos schreit, so gibt es keine Hoffnung mehr ...« ~ So gibt es keine Hoffnung mehr ... ~ (Background) »Es ist mir dabei egal, dass die Liebe inzwischen bitter oder sauer geworden ist ... Aber es gibt keine Hoffnung mehr – Mein Herz wird irgendwann daran sterben ...« ~ Es gibt keine Hoffnung mehr … Mein Herz wird irgendwann daran sterben ... ~ (Background) Das Publikum war begeistert. Es folgten Standing Ovations und ein Sturm ineinander geklatschter Hände. Mir kam das Lied sehr nahe, sodass sich wieder unkontrolliert Tränen in meinen Augen gesammelt hatten, während ich es gesungen hatte. Mit einem tapferen Lächeln fuhr ich gleich im Anschluss mit anderen Liedern fort, bis ich in der späten Nacht endlich zum letzten Lied kam. »Das Konzert neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu ... Den letzten Song habe ich ebenfalls in den schwärzesten Tagen meines Lebens geschrieben, aber im Gegensatz zu ›I Have Nobody‹ ist sie nicht so schwarz geprägt. Jedenfalls nicht in dem Sinne. Es beruht auf einer wahren Liebesgeschichte ... Einer tragischen Liebesgeschichte, die bis zum Schluss kein Happy End gefunden hat.« Ja, in diesem letzten Lied hatte ich noch einmal die schönen Empfindungen und Emotionen unserer Liebe zusammengefasst - als wunderschöne Erinnerung sozusagen. »Genießt noch ein letztes Mal: ›Tragical Lovestory‹!« Dass dies vielleicht mein letztes Konzert sein würde, sagte ich immer noch nicht. Ich war mir immer noch nicht sicher. Meinen Gesangspartner sagte ich absichtlich nicht an, denn das sollte eine Überraschung werden. Erst einmal musste ich mit vier Verszeilen beginnen. Erst danach würde er erst auf der Bildfläche auftauchen. Das Gekreische seiner weiblichen Fans konnte ich jetzt schon deutlich in meinen Ohren vernehmen. Ich schloss meine Augen, als die glanzvolle Melodie erklang. Sie war so wunderschön ... Langsam führte ich das Mikrofon in Richtung meiner Lippen. »Es war plötzlich und unvorhersehbar, als du in mein Leben tratst ... Es war alles so banal, unscheinbar und schien so alltäglich zu sein ... Und obwohl wir schnell wieder auseinandergegangen waren, hatte uns das Schicksal sehr bald wieder zusammengeführt.« Es begann im Publikum, wie es schon vorherzusehen war, laut zu kreischen. »Und doch merkte ich sofort, dass zwischen uns etwas ganz Besonderes war ... Zunächst war es Sympathie. Wir wurden sehr schnell, ohne es selbst zu bemerken, beste Freunde ... Doch meine Empfindungen entwickelten sich schon bald zu einem sehr viel stärkeren Gefühl ...« Ich erstarrte. Diese Stimme gehörte nicht Daisuke Ugurashi. Sie war viel sanfter, engelsgleicher. Sie berührte die innerste Faser meines Herzens, ohne sich großartig anzustrengen. Diese Stimme ... würde ich überall wiedererkennen ... Wie in Trance drehte ich mich nach hinten und riss schockiert meine Augen auf. Tatsächlich ... Dort stand er. Seiya ... Beinahe hätte ich meinen Einsatz verpasst. Zum Glück eben nur beinahe. Ich starrte weiter gebannt auf ihn, während ich weitersang. »Es war augenblicklich tiefe Sympathie, doch mehr ließ ich nicht zu. Mehr durfte ich nicht zulassen, denn mein Herz ... sollte einem anderen Mann gehören ... So hatte das ursprüngliche Schicksal über mich entschieden ...« Er hatte sich nicht viel verändert. Nein, ein wenig schon ... Er sah noch besser aus als früher. Seine klaren blauen Augen leuchteten noch intensiver. Seine blasse Haut, sein Gesicht war noch glatter. Seine langen, glänzend schwarzen Haare trug er aber immer noch zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er trug seinen eleganten, feuerroten Anzug, welcher ihm so wahnsinnig gut stand. Schon damals ... und heute noch mehr. Er war einfach so wunderschön, dass es schon verboten gehörte ... Er lächelte. Strahlte mich an. Mir wurde augenblicklich warm ums Herz. Wie sehr ich dieses warme Lächeln vermisst hatte. Wie sehr ich diese Augen vermisst hatte, in denen ich unendliche Liebe lesen konnte. Wie sehr ich ihn vermisst hatte ... Er sang weiter mit seiner sanften und zugleich so männlichen Stimme: »Ich wusste davon. Ich wusste von dem Schicksal mit dir und dem anderen Mann. Und doch konnte ich mich gegen meine aufsteigenden Gefühle nicht wehren. Ich habe mir keine Hoffnungen gemacht, denn mir war bewusst, dass es aussichtslos war.« Inzwischen war er endlich bei mir angekommen, denn ich hatte mich seit seinem Erscheinen keinen Millimeter rühren können. Es beanspruchte schon all meine Selbstbeherrschung, mich auf das Singen zu konzentrieren. Am liebsten hätte ich das Mikrofon einfach weggeschmissen und wäre ihm in die Arme gelaufen. Ja, das hätte eher meinem Verlangen entsprochen. In nächster Nähe erkannte ich, dass er noch ein ganzes Stück gewachsen war. Obwohl ich hohe Schuhe trug, war er mindestens einundhalb Köpfe größer als ich. Sein Lächeln formte sich zu einem leichten Grinsen, als er mir seine Hand anbot. Meine Knie wurden merklich weich. Es war das Grinsen, nach dem ich mich so sehr gesehnt hatte ... Dieses Grinsen, das nur er draufhatte. Sein persönliches Seiya-Grinsen. Etwas verlegen legte ich zaghaft meine freie Hand in seine. Ganz automatisch verschränkten sich unsere Finger ineinander. Auch als Zeichen der Sicherheit, denn ich hatte Angst, dass sich diese ganze Situation hier abermals als Traum und Trugbild entpuppen könnte, wenn er mich loslassen würde. Denn zugegeben: Alles war wahrscheinlicher, als dass er hier tatsächlich mit Leib und Seele direkt vor mir stand! In dem Moment, als sich unsere Hände berührten, durchzuckte mich ein angenehmer Blitz. Die Spannung zwischen uns ging mir sogar unter die Haut. Nein, das konnte ich mir doch nicht eingebildet haben? Zwar waren meine Träume am Ende sehr real geworden, doch so real …? Aus seiner Mimik konnte ich herauslesen, dass er den gleichen Blitz gespürt hatte. Wir verstanden uns auch ohne viele Worte. Das hatten wir schon immer getan. Und dann geschah das schier Unfassbare: Ich lächelte. Aber nicht, weil ich es musste. Denn es war nicht die Tatsache, dass ich überhaupt lächelte, was so unbegreiflich erschien. Ich lächelte, weil mir wirklich danach zu Mute war. Ich lächelte, weil ich glücklich war ... Ich hatte geglaubt, dieses Lächeln schon längst verloren zu haben … Gemeinsam sangen wir weiter den Refrain: »Und so geschah es: Wir hatten uns ineinander verliebt. Und doch wussten wir beide, dass diese Liebe keine Zukunft haben konnte. Nicht haben durfte. Und doch konnten wir uns auf Dauer nicht gegen unsere Gefühle wehren. Tief in unserem Inneren war die unbändige Liebe da, doch sie durfte nicht aufblühen. Sie durfte nicht wachsen. Sie durfte nicht gedeihen. Unsere Liebe hatte keinen Bestand ...« Während wir sangen, sahen wir uns mit unzähmbarer Leidenschaft tief in die Augen. Die Unsicherheit war längst verschwunden. Ich hatte inzwischen sogar richtig viel Spaß dabei, mit ihm auf der Bühne zu stehen und zu singen. Ich hatte Gefallen daran gefunden. All die Fragen, die mir im ersten Moment gekommen waren, hatte ich nach hinten verdrängt. Ich würde schon früh genug Antworten darauf bekommen. Es war mir auch egal, dass er mich so lange hatte warten lassen. Es war alles so unwichtig. Es war alles so egal. Denn das Wichtigste war, dass er nun hier war. Ja, er war wirklich hier. Bei mir. »Und dann warst du gegangen, hattest mich verlassen. Denn auch du musstest eine wichtige Aufgabe erfüllen. Doch zuvor hattest du mir noch deine wahren Gefühle offenbart. Aber ich hatte es nicht gekonnt, viel zu spät gestand ich sie mir ein ...« Ich brachte so viel Gefühl und Leidenschaft in dieses Lied hinein, und er tat es auch. Doch das war auch nicht allzu schwer: Das Lied stimmte vollkommen mit unseren wirklichen Gefühlen überein ... »Ja, ich verließ dich, weil ich eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hatte. Und ich wollte dich auch hinter mir lassen, dich vergessen ... Denn ich konnte es nicht ertragen, dich mit dem anderen Mann zu sehen ... Doch ich konnte dich nicht vergessen ...« Ich nahm kaum wahr, dass er den ursprünglichen Text nach seinen wahren Gedanken verändert hatte. Ich bekam diese Abweichungen kaum mit, denn sie hörten sich so echt an ... so richtig. Das war die reine Wahrheit, und nichts als die Wahrheit, was wir gerade zusammen sangen. »Ich vermisste dich ... so unendlich ... Ich bereute es zutiefst, mir erst nach deinem Weggang endlich meine wahren Gefühle eingestanden zu haben. Denn du warst weg, und ich wusste nicht, wo du warst. Mein Herz schrie vor Sehnsucht nach dir, doch du hörtest mich nicht ...« »Doch, ich hörte dich ... Doch ich versuchte, deine Hilferufe zu ignorieren. Wollte mich nicht mehr in dein Leben drängen. Wollte deine Zukunft nicht gefährden. Wollte dich glücklich sehen, und mit mir würdest du nicht glücklich werden ... So glaubte ich zumindest.« Und dann sangen wir wieder im Chor den Refrain: »Und so geschah es: Wir hatten uns ineinander verliebt. Und doch wussten wir beide, dass diese Liebe keine Zukunft haben konnte. Nicht haben durfte. Und doch konnten wir uns auf Dauer nicht gegen unsere Gefühle wehren. Tief in unserem Inneren war die unbändige Liebe da, doch sie durfte nicht aufblühen. Sie durfte nicht wachsen. Sie durfte nicht gedeihen. Unsere Liebe hatte keinen Bestand ...« Und ein weiteres Mal erklang der Refrain synchron aus unseren Lippen. Bis es zum letzten Teil ging, welches wir ebenfalls gemeinsam sangen ... »Wie soll es nun mit uns weitergehen? Werden wir endlich wieder zueinander finden? Werden wir endlich zusammen glücklich werden dürfen? Das Schicksal wird es entscheiden ...« Das Ende des Liedes hatte ich absichtlich offengelassen beim Schreiben. Ich wollte kein endgültiges Ende, denn nach einem endgültigen Ende hätte ich nicht mehr weiter hoffen können. Ja, nicht nur beim Konzert hatte ich mir ein Hintertürchen freigelassen. Wir starrten uns immer noch tief in die Augen und bekamen den tosenden Applaus überhaupt nicht wahr. Unsere Hände waren immer noch ineinander verschränkt. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben und als ob nur wir beide existieren würden. »Du bist noch viel schöner als ich dich in Erinnerung gehabt habe, Schätzchen ...«, sprach er sanft. Ich zuckte zusammen. Da war es endlich wieder. Der Klang des Wortes »Schätzchen« auf seinen Lippen, durch seine überirdisch schöne Stimme zu hören ... Ich konnte mir keinen schöneren Klang auf dieser Welt vorstellen. »Seiya ...«, flüsterte ich kaum hörbar, und da überkam es mich. Die Tränen flossen wie Sturzbäche meinen Wangen runter. Es grenzte sowieso an ein Wunder, wie ich mich bis zu diesem Moment zurückhalten konnte. Alle Gefühle, die sich in letzter Zeit bei mir Reihe gestanden hatten - all meine Sehnsucht nach ihm, meine Schmerzen, meine Leiden und allen voran nun die grenzenlose Erleichterung und das pure Glück - fielen auf mich ein. Einladend breitete er seine Arme aus, und ich zögerte nicht, mich sofort in sie reinzuwerfen. Endlich. Endlich war ich dort, wo ich hingehörte. Ich spürte, wie sich mein Herz aus dem tiefen schwarzen Loch befreite. Wie er mein Herz aus dem Loch herausholte und dessen tiefe Wunden heilte. Kapitel 13: A Disclosing Conversation ------------------------------------- Kapitel 13: A DISCLOSING CONVERSATION »Endlich verstehe ich dich und deine Gefühle …« *********************************************Rückblick********************************************* »Seiya ...«, flüsterte ich kaum hörbar, und da überkam es mich. Die Tränen flossen wie Sturzbäche meinen Wangen runter. Es grenzte sowieso an ein Wunder, wie ich mich bis zu diesem Moment zurückhalten konnte. Alle Gefühle, die sich in letzter Zeit bei mir Reihe gestanden hatten - all meine Sehnsucht nach ihm, meine Schmerzen, meine Leiden und allen voran nun die grenzenlose Erleichterung und das pure Glück - fielen auf mich ein. Einladend breitete er seine Arme aus, und ich zögerte nicht, mich sofort in sie reinzuwerfen. Endlich. Endlich war ich dort, wo ich hingehörte. Ich spürte, wie sich mein Herz aus dem tiefen schwarzen Loch befreite. Wie er mein Herz aus dem Loch herausholte und dessen tiefe Wunden heilte. *********************************************Rückblick********************************************* »Darf ich dich nach Hause bringen, Schätzchen?«, fragte Seiya mich, nachdem das Konzert beendet war und alle Zuschauer inzwischen die Konzerthalle verlassen und sich bereits auf dem Heimweg befanden. Unerklärlicherweise waren auch meine Freundinnen ziemlich schnell verschwunden. Aber das störte mich eigentlich auch nicht sonderlich. Wahrscheinlich wussten sie, dass ich jetzt mit Seiya alleine sein wollte und erst einmal sowieso nur Augen für ihn hatte. Ich lächelte breit. »Was für eine Frage ...« Bevor wir losgingen, half mir Seiya noch in meinen langen Mantel. Er war schon immer ein Gentleman gewesen. Während des Weges redeten wir nicht viel. Das lag jedoch keinesfalls daran, dass wir zu wenig Gesprächsstoff und uns nichts zu sagen hatten. Der eigentliche Grund war, dass ich einfach nicht wusste, wo ich anfangen sollte. Ich hatte so viele Fragen an ihn und musste erst einmal überlegen, was ich ihn als Erstes löchern könnte. Und ich war mir sicher, dass es ihm in dieser Situation nicht anders ging. Aber ein langes Gespräch war sowieso nicht angebracht, denn wir befanden uns mitten in der Stadt, die prall gefüllt war. Kein Wunder, denn schließlich war es Freitagnacht. Aber das war mir eigentlich ganz recht, denn durch die vielen Menschenmassen, die größtenteils mit sich selbst beschäftigt waren, wurden wir nicht so schnell erkannt. Auch Seiya war natürlich trotz seiner längeren Abwesenheit immer noch kein ungeschriebenes Blatt. Daher gab es sicher ein paar Leute, die wirklich einmal stutzig wurden. Doch bis sie sich umdrehen oder uns ansprechen konnten, waren wir schon in der Menge verschwunden. Obwohl es um uns herum alles Andere als leise war, konnte ich alles um uns herum ausblenden und meinen eigenen Gedanken nachhängen. Ich konnte es immer noch nicht so recht fassen, dass Seiya nun wirklich wieder hier war. Es erschien mir alles zu unrealistisch. Einfach viel zu schön, um wahr zu sein. Es war keinesfalls so, dass wir gleich eng umschlungen durch die Straßen schlenderten. Eine gewisse Distanz gab es schon noch zwischen uns, sowohl auf physischer Basis als auch auf emotionaler. Es würde schon eine gewisse Zeit brauchen, bis wir uns erst einmal an die Anwesenheit des anderen gewöhnen beziehungsweise überhaupt realisieren konnten. Für mich zumindest. Als wir gemeinsam um die Ecke abbogen, wurde es ruhiger. Gleichzeitig kam ich wieder in die wirkliche Realität zurück, da es in dieser Gasse wirklich nur ihn und mich gab. »Hm ...«, gab er kurz von sich, und ich linste sofort zu ihm hoch. Verträumt schaute er zum Himmel hoch. »Was ist?«, fragte ich ihn gleich neugierig. »Es kommt mir so vor, als ob die Sterne hier von der aus Erde viel leuchtender und intensiver strahlen als von unserem Heimatplaneten. Es kann aber natürlich auch sein, dass ich mir das nur einbilde.« Dabei sah er mir plötzlich tief in die Augen mit einer Zärtlichkeit, die mir abermals den Atem raubte. Sollte mir diese Aussage etwas sagen? Ich runzelte ratlos die Stirn. Ich wurde einfach nicht schlau aus ihm. Inzwischen waren wir vor meinem Haus angekommen und blieben synchron stehen. »W- Willst du vielleicht noch reinkommen?«, fragte ich ihn nach einer Weile etwas verlegen. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Willst du wirklich? J- Ja, a- also ... ich hab nichts dagegen, aber brauchst du nicht deine Ruhe nach dem Konzert? Und deine Eltern werden bestimmt auch nicht begeistert sein, wenn du einen wildfremden Typen nachts mit zu dir nach Hause nimmst.«, meinte er etwas stotternd und wurde etwas rosa um die Wangen. Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen bei diesem süßen Anblick. »Meine Eltern werden nichts bemerken. Sie sind schon längst im Bett. Und außerdem brauche ich nicht meine Ruhe. Warum denkst du, habe ich überhaupt gesungen, hm?« Ich wartete gar nicht erst auf seine Antwort, sondern schob ihn gleich zum Hauseingang vor. Ich hatte schon viel zu lange auf ihn warten müssen. So leise wie es nur möglich war schloss ich die Tür auf. Zwar waren die Schlafzimmer ziemlich weit von der Haustür entfernt, doch ich wollte trotzdem kein unnötiges Risiko eingehen. Der Preis dafür wäre viel zu hoch. Leise schlichen wir uns in mein Zimmer. Ich ging schnell zu meinem Kleiderschrank und holte meine Schlafsachen heraus. »Mach es dir hier schon mal bequem. Ich mach mich nur schnell fertig. Willst du vielleicht etwas trinken?«, fragte ich Seiya leise, der sich gerade in meinem Zimmer umsah. »Ist gut, lass dir ruhig Zeit damit. Ähm, ein Glas Wasser vielleicht, wenn es dir keine großen Umstände macht.«, antwortete er mit einem schwachen Grinsen. Ich musste innerlich aufseufzen. Wie sehr ich dieses Grinsen doch vermisst hatte ... Nach einer Viertelstunde kam ich in einem niedlichen orangefarbenen Häschen-Pyjama gekleidet, mit offenen Haaren und zwei Gläsern Wasser in mein Zimmer zurück. Ich schluckte kurz, als ich ihn erblickte. Seine bloße Erscheinung brachte mich beinahe um den Verstand. Seine Hände in den Hosentaschen vergraben stand er gerade mit dem Rücken zu mir. Er sah einfach so gut aus. Selbst aus dieser Perspektive. So ... göttlich ... Ein anderes Wort war diesem Anblick nicht gerecht. Nicht einmal annähernd. Er drehte sich nicht um. Hatte er etwa gar nicht bemerkt, dass ich mich inzwischen wieder im Zimmer befand? Auf Zehenspitzen ging ich auf ihn zu und als ich unmittelbar hinter ihm stand, sah ich, dass sein Blick wie hypnotisiert nach unten gerichtet war. Ich folgte seinem Blick und sah direkt in das einzige gemeinsame Foto von Seiya und mir, welches auf meinem Nachttisch stand. »Seiya?« Wie von der Tarantel gestochen drehte er sich zu mir um. »Gott hast du mich erschreckt!«, kam es atemlos von ihm. Bei der Betrachtung seines erschrockenen Gesichts musste ich unwillkürlich lachen. Ich lachte tatsächlich von Herzen. Es war schon so lange her, dass ich mich bis dato gar nicht mehr daran erinnerte, wie es sich anfühlte, so unbeschwert zu sein. Und dabei war ich mir phasenweise schon fast sicher gewesen, dieses ehrliche und offenherzige Lachen schon längst verlernt zu haben. Seiya hatte mir mein Lachen genommen, doch mir mit seiner Rückkehr auch wieder zurückgegeben. Dafür war ich ihm so unendlich dankbar. Allein seine Rückkehr ließ mich all meine Pein der letzten Zeit lückenlos vergessen. »Haha, sehr witzig«, meinte er darauf nur trocken, doch seine leicht eingeschnappte Miene wandelte sich in der nächsten Sekunde wieder in ein Lächeln um. »Tut mir leid, aber du hättest dich mal sehen sollen!«, entschuldigte ich mich immer noch lachend, drückte ihm sein Glas Wasser in die Hand, stellte mein eigenes auf den Nachttisch ab und setzte mich auf die innere Hälfte des Bettes. Ich blickte erwartungsvoll zu ihm hoch und bekam von ihm nur einen fragenden, zögernden Blick. »Du kannst dich ruhig neben mich setzen. Ich beiße schon nicht!«, forderte ich ihn seufzend und zugleich neckend auf. Ein selbstgefälliges Grinsen umspielte seine Lippen, welches mein Herz ganz nebenbei wieder zum sekundenlangen Stillstand brachte. Oder war doch eher das Gegenteil der Fall, dass mein Herz plötzlich wie verrückt gegen meinen Brustkorb hämmerte? Oder ging beides nahtlos ineinander über? Ich konnte es gar nicht deuten. Es fühlte sich irgendwie alles gleich an. In diesem Moment spürte ich da keinen Unterschied. »Selbst das würde mich nicht davon abhalten.«, äußerte er sich frech und setzte sich neben mich auf mein Bett. Nachdem er einen Schluck aus seinem Glas getrunken hatte und es ebenfalls auf den Nachttisch positioniert hatte, folgte ein ernstes, längeres Schweigen. In dieser Ruhe beschäftigte ich mich damit, alle meine Fragen an ihn sinnvoll einzuordnen. »Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich so lange auf mich habe warten lassen ...«, durchbrach er die Stille endlich. Ich schaute gleich zu ihm und wollte gerade etwas darauf erwidern, doch seine tiefblauen wunderschönen Augen verrieten mir, dass ich ihm erst einmal nur zuhören sollte. Nun wandte er mir seinen ganzen Oberkörper zu, bevor er weitersprach. »Ich hörte deine Botschaft schon sehr lange. Du erreichtest mich bereits bei deinem allerersten Konzert. Sie überwältigte mich wirklich, denn ich hätte wirklich nicht im Traum damit gerechnet, dass du mich zu dir zurückrufen würdest, wo du doch so glücklich mit Mamoru zu sein schienst. Die Erkenntnis, dass du mich dringender als jeden anderen brauchtest ... Dieses Gefühl war einfach ...« Er suchte nach dem richtigen Wort, bis er es schließlich auch fand: »... unbeschreiblich. Mein Glück war aber auch mit einer gewissen Wehmut verbunden, denn ich konnte dir einfach nicht antworten ... Zu groß war mein Pflichtbewusstsein gegenüber der Prinzessin und meinem Planeten. Ich konnte doch nicht einfach meinen Planeten ein weiteres Mal im Stich lassen. Schon damals, als ich gesehen hatte, wie sehr du und die anderen euch für die Erde aufgeopfert hattet, hatte ich Reue verspürt, dass wir damals unserem eigenen Planeten einfach den Rücken gekehrt hatten. Man merkt es mir vielleicht nicht sofort an, aber ich war immer ein sehr loyaler und verantwortungsbewusster Diener. Mein einziger Lebensinhalt musste darin bestehen, unseren Planeten und die Prinzessin mit meinem Leben zu beschützen. Ohne sie sollte mein Leben so gut wie wertlos sein. Meinen eigenen Bedürfnissen durfte ich nicht nachgehen; sonst wäre ich wohl damals schon hiergeblieben und hätte um deine Liebe gekämpft bis zum bitteren Ende. Auch wenn ich mich dann mit Mamoru angelegt hätte – davor hätte ich mich nicht gescheut. Es ist schlicht und einfach gegen meine Natur, zu verlieren, und daran hat sich bis heute nichts geändert: Ich hasse es, zu verlieren.« Er grinste warm während seiner letzten Aussage. Mein Herz schlug immer schneller beim letzten Teil. Schon allein seine Stimme machte mich verrückt, geschweige denn von dem Inhalt, den er von sich gab. Er schenkte mir ein trauriges Lächeln, bevor er wieder mit einer etwas ernsteren Miene fortfuhr. »Aber wie gesagt, eigene Bedürfnisse und Wünsche waren fehl am Platz. Und so musste ich versuchen, mein immer weiterwachsendes Verlangen nach dir zu zügeln. Es, so unmöglich es auch erscheinen mochte, im Zaum halten. Ich wollte sogar deine ganzen Botschaften ignorieren, sie nicht zu mir durchdringen lassen, aber es ging einfach nicht: Du verfolgtest mich sowieso schon Tag und Nacht in meinen Gedanken und Träumen. Da war es schier lächerlich, überhaupt den Versuch zu starten, deine realen Botschaften auszublenden. Nach einiger Zeit gab ich es auch auf, mich gegen die Nachrichten zu wehren und ließ sie zu. Obwohl ich mit größter Anstrengung versuchte, mich mit harten Trainingseinheiten und Kämpfen abzulenken, gelang es mir nicht. Der Wunsch, dich zu sehen, wuchs ins Unermessliche. Es fiel mir immer schwerer, meine immer stärker werdenden Gefühle für dich unter Kontrolle zu halten. Es wurde immer unerträglicher. Es gab sehr viele Momente, wo ich verdammt nahe dran war, mein Pflichtgefühl einfach über Bord zu schmeißen und zu dir zurückzukehren. Diese Sehnsucht nach dir wurde irgendwann so stark, dass ich dir endlich eine Antwort gab, auch wenn mir bewusst war, dass dir diese Antwort wohl das Herz brechen würde. Aber ich durfte keine Botschaften mehr von dir erhalten. Denn wenn das so weitergegangen wäre, hätte ich wirklich für nichts garantieren können. Dann hätte früher oder später doch mein Herz die Oberhand gewonnen und ich hätte wirklich alles hingeschmissen, was ich ja nicht zulassen durfte. Aber dass sich meine Antwort wirklich so verheerend auf dich auswirken würde, daran dachte ich Vollidiot natürlich nicht ...« Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich sah, wie sein Gesicht nach jeder Sekunde noch schmerzerfüllter wurde als in der vorherigen. Er wusste also Bescheid? Über alles? Gerade wollte ich ihn danach fragen, doch er bedeutete mir mit einem Kopfschütteln, zu schweigen und weiterhin nur zuzuhören. »Wie geplant bekam ich danach auch wirklich nichts mehr von dir zu hören. Ich hätte mich freuen sollen, hätte erleichtert sein sollen - doch das war ich keinesfalls. Im Gegenteil: Es wurde noch schlimmer, als ich nichts mehr von dir hörte. Viel schlimmer. Denn als du mir noch Botschaften gesendet hattest, war ich wenigstens im Bilde gewesen über deine Verfassung. In der Zeit, in der ich gar nichts mehr von dir hörte, wusste ich logischerweise nicht genau, wie es dir ging. Die Ungewissheit, ob es dir gerade gut ging oder nicht, machte mich mindestens genauso wahnsinnig wie die Sehnsucht. Also traf es mich gleich doppelt, denn nur, weil ich keine Botschaften mehr von dir erhielt, hieß ja noch lange nicht, dass die Sehnsucht mit den Botschaften verschwunden war. Also traf es mich gleich doppelt, denn nur, weil ich keine Botschaften mehr von dir erhielt, hieß ja noch lange nicht, dass die Sehnsucht mit den Botschaften verschwunden war. Diesmal herrschten jedoch deshalb noch erschwertere Bedingungen, weil neben der Sehnsucht, die sowieso schon schlimm genug war, jetzt auch noch die quälende Ungewissheit hinzukam. Es war also auch für mich alles Andere als leicht. Wahrscheinlich war diese Phase sogar die schlimmste Zeit meines Lebens. Doch bald darauf kamen unerwartet Uranus, Neptun, Pluto und Saturn und retteten mich vor meinem endgültigen persönlichen Absturz.« Ich unterbrach ihn mitten bei seiner Erzählung. »Was? Haruka, Michiru, Setsuna und Hotaru waren auf deinem Planeten?«, fragte ich ihn ziemlich überrascht. Er nickte darauf nur lächelnd. »Ja, und besonders Haruka hat mich ziemlich in den Arsch getreten, aber gerade das habe ich wirklich gebraucht und bin ihr deswegen auch sehr dankbar. Aber sag ihr das bloß nicht!« Er zwinkerte mir vielsagend zu, wurde jedoch schnell wieder ernst. »Sie haben mir die Augen geöffnet; mir geraten, endlich auf meine wahren Gefühle zu hören und ihnen eine Chance zu geben. Sie haben mir mein wahres, eigentliches Ziel vor Augen geführt: Nämlich, dich glücklich zu machen. Ja, das ist mein wahrer Lebensinhalt, ist es immer gewesen und wird es auch immer sein. Und das ist mir durch die vier endlich auch bewusst geworden. Sie haben mir den nötigen Mut gegeben, alles hinter mir zu lassen. Nur dank ihnen habe ich mich tatsächlich dazu überwunden, zurückzukehren. Den entscheidenden Stoß habe ich durch dieses ... Foto bekommen ... Und da wurde mir sofort klar, dass es dir nicht gut geht. Zwar hatte ich dann endlich die Gewissheit, aber das machte es mir keinesfalls leichter. Als ich dieses schreckliche Bild auf der Titelseite im ersten Moment erblickte, stand für mich sofort fest: ›Ich muss zurück!‹« Er hielt inne und schloss seine Augen. Seine Miene war von sichtbaren seelischen Schmerzen gezeichnet. Es tat mir weh, ihn so zu sehen. Ich litt mit ihm. Ich wollte nicht, dass er derartige Schmerzen erleiden musste. Er durfte sich nicht die Schuld an allem geben. Ich wollte ihn trösten und ich, sein schlechtes Gewissen nehmen, welches ihn innerlich aufzufressen schien, doch ich konnte nicht. Kein Wort kam aus meiner trocken gewordenen Kehle, die sich in dem Moment wie die Sahara anfühlte. Mal wieder fühlte ich mich total hilflos. Ich wusste sofort, dass er das Foto meinte, auf dem ich auf der kalten Schneewiese lag ... an jenem verhängnisvollen Abend ... Abrupt öffnete er seine blauen Augen wieder, und der Anblick, der sich mir gerade bot, ließ eiskalt mein Blut in den Adern gefrieren. Sein schmerzerfüllter, unendlich besorgter und auch vorwurfsvoller Blick. Ich weitete meine Augen, als ich ein leichtes Glitzern erkannte. Waren das Tränen? »Was war nur in dich gefahren? Du hättest sterben können; ist dir das überhaupt bewusst?! Was glaubst du, was dann aus mir geworden wäre, wenn es dich nicht mehr geben würde? Hast du mal daran gedacht?« Seine Stimme wurde immer eindringlicher, kratziger und letztendlich sogar heiser. Er musste sich sichtlich beherrschen, um nicht lauter zu werden. Sein Blick bohrte sich in meine Seele hinein. »Und weißt du, was das Schlimmste daran ist? Zu wissen, dass alles meine Schuld war ...« Am Ende handelte es sich nur noch ein bitteres Flüstern. Ich sah ihn nur weiterhin mit geweiteten Augen an. Brachte keinen Laut heraus. »Ich ...«, fing ich endlich hauchend an und räusperte mich. »Daran habe ich nicht gedacht ...«, gab ich dann etwas deutlicher zu und sah schuldbewusst zu Boden. »Davon gehe ich jetzt mal ganz stark aus, denn ich hoffe sehr, dass du es nicht getan hättest, wenn du daran gedacht hättest.« »Nein, das hätte ich dann wohl definitiv nicht ...«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Aber gib nicht dir die Schuld daran. Bitte …« »Da bin ich wirklich beruhigt, dass du es dann nicht getan hättest.« Ich traute mich wieder, ihn anzuschauen und erkannte erleichtert, dass er sein Lächeln wieder aufgesetzt hatte. Ja, wenn ich gewusst hätte, wie sehr er darunter leiden würde, dann hätte ich es natürlich nicht getan. Ich hätte es nicht einmal in Erwägung gezogen, denn ich wollte nicht, dass Seiya auch nur eine Sekunde lang unglücklich war. Die Vorstellung, ihn traurig zu machen, war schlimmer als jedes andere Gefühl. Aber was wusste ich denn schon? »Außerdem brauchst du dir gar nicht die Mühe zu machen: Ich allein bin schuld an deinem Leiden. Das wissen wir beide.« Seine Stimme war kaum zu hören, und doch hörte ich laut die tiefe Zerknirschung heraus. Es folgte ein betretenes Schweigen. »Nachdem ich deine Antwort damals erhalten hatte, fiel ich auch wirklich in ein tiefes Loch. Es erschien mir alles so sinnlos, so zwecklos. Es war mir plötzlich alles egal, alles gleichgültig ... Schon seit du mit Taiki, Yaten und eurer Prinzessin die Erde verlassen hattest, hatte ich so eine schwache Leere in meinem Herzen gespürt, doch hatte sie damals noch fälschlicherweise als unbedeutenden Abschiedsschmerz abgestempelt.« So öffnete ich mich auch und erzählte ihm meine ganze Geschichte. Dass es mit mir und Mamoru irgendwann endgültig in die Brüche gegangen war wegen diesen unüberwindbaren Differenzen und ich erst viel zu spät erkannt hatte, dass es hauptsächlich wegen ihm, Seiya, gewesen war, dass ich mich immer mehr und mehr von Mamoru abgewandt hatte. Auch offenbarte ich ihm schüchtern, dass er mich ebenfalls Tag und Nacht verfolgt hatte, meine Freundinnen das natürlich mitbekommen hatten und Rei mir dann endlich die Augen geöffnet hatte über meine wahren Gefühle. Jedoch erwähnte ich meine Liebe zu ihm noch nicht explizit in einem Satz. Natürlich war ich mir inzwischen ganz sicher, dass ich ihn mehr als alles Andere auf diesem Universum liebte, doch ich war nicht bereit, es ihm jetzt schon zu gestehen ... Noch nicht. Dafür war die Zeit noch nicht reif. Ich erzählte ihm weiter von unserer gemeinsamen Idee mit der Gesangskarriere und dass ich erst durch ihn darauf gekommen war, denn meine Freundinnen hatten besser und vor allem eher gewusst als ich, dass ich Seiya zum Glücklichwerden brauchte. Wie ich angefangen hatte, die Liedtexte zu schreiben. Ich berichtete von meiner Karriere und dem dazugehörigen Stress, von dem gerade er selbst natürlich ein Lied singen konnte. Schließlich hatte er die ganze Prozedur selbst auch schon vor gar nicht allzu langer Zeit durchgemacht. Und so unterhielten wir uns weiter. Ich fühlte mich einfach so wohl in seiner Nähe. So geborgen, sicher und beschützt. So ... geliebt. Die ganze Nacht lang sprachen wir »nur« über unsere Gefühle, unsere Empfindungen und unsere Emotionen der letzten achtzehn Monate. »Du, Seiya?«, fragte ich ihn auf einmal, obwohl ich mich gerade mitten bei der Erzählung über einen meiner Live-Konzerte befand. Eine sehr wichtige Frage war mir ganz plötzlich in den Sinn gekommen. »Ja? Was ist denn, Schätzchen?« »Du bleibst jetzt doch endgültig auf der Erde, oder?« Mit großen Augen blickte ich ihn an. Sein Blick wurde sofort zärtlich. Er hob seinen linken Arm hoch, nahm sanft ein paar meiner langen blonden Haarsträhnen und ließ sie langsam durch seine Finger hindurchgleiten. »Solange du es wünschst ... und es auch zu deinem Besten ist ...« Ich erwiderte sein zärtliches Lächeln etwas verlegen, aber mit der gleichen Zuneigung. Also hatten wir es nicht eilig - andere Gesprächsthemen hatten noch genügend Zeit. Wir hatten schließlich die Ewigkeit vor uns … Kapitel 14: Tenderly Badinages ------------------------------ Kapitel 14: TENDERLY BADINAGES »Wie ein offenes Buch …« *********************************************Rückblick********************************************* »Du, Seiya?«, fragte ich ihn auf einmal, obwohl ich mich gerade mitten bei der Erzählung über einen meiner Live-Konzerte befand. Eine sehr wichtige Frage war mir ganz plötzlich in den Sinn gekommen. »Ja? Was ist denn, Schätzchen?« »Du bleibst jetzt doch endgültig auf der Erde, oder?« Mit großen Augen blickte ich ihn an. Sein Blick wurde sofort zärtlich. Er hob seinen linken Arm hoch, nahm sanft ein paar meiner langen blonden Haarsträhnen und ließ sie langsam durch seine Finger hindurchgleiten. »Solange du es wünschst ... und es auch zu deinem Besten ist ...« Ich erwiderte sein zärtliches Lächeln etwas verlegen, aber mit der gleichen Zuneigung. Also hatten wir es nicht eilig - andere Gesprächsthemen hatten noch genügend Zeit. Wir hatten schließlich die Ewigkeit vor uns … *********************************************Rückblick********************************************* Ein neuer Tag brach an. Die Sonne schickte Strahlen in mein stilles Zimmer, die meine Nase kitzelten und mich dadurch sanft aufweckten. Langsam öffnete ich verschlafen meine Augen, gähnte herzhaft und rieb mir den Schlafsand weg. Von der morgendlichen Ruhe war keine Spur mehr übrig, als mir die letzte Nacht wieder einfiel. Sofort blickte ich neben mich, bevor ich mich suchend im Zimmer umsah. Keiner außer mir war hier. Nein, das konnte ich doch unmöglich geträumt haben. Oder? »Bitte, bitte lass die Geschehnisse des gestrigen Abends kein Traum gewesen sein!«, flehte ich panisch in Gedanken. Ich wusste, dass es für mich sonst den Gnadenstoß schlechthin darstellen würde. Das durfte nicht sein. Ich konnte doch sogar noch seinen wunderbaren Duft wahrnehmen. Ich konnte mir das nicht alles eingebildet haben! Eine große Flut der Erleichterung überkam mich, als ich einen kleinen weißen Zettel neben meinem Kissen erblickte. Ich griff blitzschnell nach dem Stück Papier und las ihn mir durch. Ein mildes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Es war definitiv kein Traum gewesen. Guten Morgen Schätzchen! Na, hast du gut geschlafen? :-) Ich werde um 11 Uhr im Café ›Dolce Vita‹ auf dich warten. Komm mit einem leeren Magen! ;-) Dein Seiya Mir wurde bei diesen Worten warm ums Herz. Er hatte eine wunderschöne Handschrift. Und das fiel mir erst jetzt auf. Und in diesem Moment wurde mir mit leichter Wehmut bewusst, wie wenig ich doch eigentlich über ihn wusste. Sogar seine Handschrift lernte ich erst jetzt richtig kennen. Früher war sie mir nie so richtig aufgefallen. Zwar waren wir einige Wochen in die gleiche Klasse gegangen und hin und wieder hatte ich auch oberflächliche Blicke in seine Unterlagen geworfen, doch ich hatte nie so genau hingeschaut, um sagen zu können, dass er eine sehr ordentliche Schrift hatte. Gedankenverloren ließ ich meinen Blick zu meiner Uhr schweifen, die sich auf meinem Nachttisch befand. Im gleichen Moment sprang ich jedoch erschrocken auf, als ich realisierte, wie spät es wirklich war: 10:51 Uhr! Wenn ich noch rechtzeitig da sein wollte, musste ich mich nun aber richtig beeilen! Ich sprintete los ins Bad, putzte meine Zähne, machte mich fertig, sprintete zurück in mein Zimmer, bürstete mir meine Haare durch und suchte nebenbei ein geeignetes Outfit im Kleiderschrank aus. Und alles in rekordverdächtiger Geschwindigkeit. Dabei war ich so schnell, dass mich diese Tatsache selbst ins Staunen versetzte. In einer roten hüftlangen Strickjacke und indigoblauen Jeans polterte ich die Treppen hinunter und schlüpfte in meine langen schwarzbraunen Absatzstiefel. »Wo willst du denn hin Usagi?«, vernahm ich die Stimme meiner Mutter aus der Küche. »Ich frühstücke mit einem Freund! Bis später Mama!«, rief ich hektisch zurück, warf mir meinen knielangen Mantel über, öffnete die Tür und ließ sie achtlos ins Schloss fallen. Mittlerweile musste ich meiner Familie nicht mehr haargenau erklären, wohin ich ging, denn in letzter Zeit war ich ja mehr unterwegs als zu Hause durch die Arbeit als Sängerin. Sie freuten sich ja schon, wenn ich mich überhaupt einmal zu Hause blicken lassen konnte und wenigstens die Nacht in meinem Zimmer verbrachte. Ich eilte zum ›Dolce Vita‹, der sich direkt bei uns um die Ecke befand. Dieses Café war das einzige, wo ich mich ungestört blicken lassen konnte, da sich hier nur Leute aus der unmittelbaren Umgebung aufhielten, die mich schon seit vielen Jahren kannten und mich immer noch als kleines Nachbarsmädchen Usagi sahen. Daher machten die Gäste hier keinen so großen Aufruhr wegen meiner Anwesenheit. Dafür war ich ihnen sehr dankbar, denn so konnte ich endlich einmal ungestört essen oder etwas trinken gehen, ohne dass ich ständig um Autogramme gebeten oder von Fotokameras verfolgt wurde. Als ich dort ankam, stürmte ich, vielleicht etwas zu laut und auffällig, hinein. Erstaunt richteten sich die Blicke der Gäste auf mich. Ich wurde augenblicklich etwas rot und lächelte sie entschuldigend an. Zwar war ich es mittlerweile gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen, aber so war es dann doch recht peinlich. Mit immer noch leicht rotem Kopf sah ich mich um und blickte direkt in ein saphirblaues Augenpaar, welches nur ihm gehören konnte. Ich steuerte geradewegs auf den Tisch zu, der sich direkt neben dem Fenster befand und setzte mich mit einem leisen Seufzer auf den ihm gegenüberliegenden Platz. Obwohl wir an einem sehr schönen Fleck der Gaststätte saßen, befand sich in einem Radius von zehn Metern niemand außer uns. Ich wurde den Gedanken nicht los, dass dies kein bloßer Zufall war. »Guten Morgen, Schätzchen!«, begrüßte er mich heiter und sichtlich amüsiert. »Tut mir leid für die Verspätung ...«, entschuldigte ich mich kleinlaut. Theatralisch blickte er gelassen zu seiner silbernen Armbanduhr. »Na ja ... Neun nach ist es. Das geht ja noch. Für deine Verhältnisse ist das sogar ziemlich pünktlich.«, er verzog seine Lippen zu seinem typisch frechen Grinsen. »Aber mal im Ernst: Du hättest dich nicht so zu beeilen brauchen! Ich bin‘s doch nur! Auch wenn es natürlich schön ist, dein peinlich berührtes Gesicht zu sehen ... Einfach unbezahlbar, dieser Anblick!« Ich starrte verlegen zu meinen Oberschenkeln hinunter. Normalerweise wäre ich nach seinen neckenden Bemerkungen sofort an die Decke gegangen, doch ich konnte nicht. Die Wahrheit war: Ich war einfach zu geschmeichelt von seinen Worten. Gleichzeitig konnte ich ihm aber auch nicht offen gestehen, dass ich mich doch gerade wegen ihm so beeilt hatte. Denn er war nicht nur irgendwer, sondern für mich die wichtigste Person auf dieser Welt. Obwohl das hier kein wichtiges Meeting und nichts mit dem Geschäft zu tun hatte, wollte ich unbedingt pünktlich sein. Und insgeheim wusste ich auch, warum: Ich wollte ihn so schnell wie möglich wiedersehen. Als mir diese Tatsache in diesem Moment richtig klar wurde, glich mein Gesicht nur noch ein Stückchen mehr einer überreifen Tomate. Allein das verriet ihm wohl meine wahren Hintergründe. Er war schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Ich hatte ohnehin bei ihm schon immer das Gefühl gehabt, dass ich für ihn wie ein offenes Buch war und er mich mit seinem messerscharfen Blick jederzeit durchschauen konnte. Ich vernahm ein munteres leises Lachen von seiner Seite. »Was ist?«, fragte ich ihn sofort. »Gar nichts, nur müsstest du dich jetzt mal vor einen Spiegel stellen – dich könnte man wirklich nicht von einer Tomate unterscheiden.« »Wirklich sehr witzig ...«, tat ich leicht gekränkt und versuchte nebenbei verzweifelt, meine ursprüngliche Gesichtsfarbe wiederherzustellen. Leider war das eben nicht so einfach zu kontrollieren, wie ich mal wieder feststellen musste. »Tut mir leid.«, er räusperte sich, wenn auch immer noch etwas belustigt. »Weißt du schon, was du bestellen möchtest?« »Hm ...«, ich überlegte eine Weile. »Ich glaube, ich nehme eine heiße Schokolade und ein ... Wie wäre es mit einem gemeinsamen Frühstücksmenü für zwei Personen?« »Ja, an sich keine schlechte Idee, aber ... reicht uns das auch?« Ich sah in sein vergnügtes Grinsen. Wieder zog er mich auf. Aber es ärgerte mich nicht. Ganz und gar nicht. Viel zu lange hatte ich darauf verzichten müssen. Auf irgendeine Art und Weise liebte ich es sogar, wenn er mich aufzog. Denn das zeigte, dass er mich trotz meiner Fehler und Macken akzeptierte und mochte. Würde er sonst so liebevolle Scherze damit machen? Und außerdem brachte er mich damit auch zum Lachen: Es war wie Balsam für meine Seele. Äußere Anzeichen dafür, dass ich seine Neckereien in Wahrheit genoss, versuchte ich zu verbergen, denn so einfach wollte ich es ihm nun auch wieder nicht machen. Es beanspruchte all meine schauspielerischen Fähigkeiten. Und ich war keine gute Schauspielerin. Ich hatte meine wahren Gefühle noch nie richtig verstecken können. Dafür war ich viel zu ehrlich und offen. Gut, damals hatte ich gute Miene zum bösen Spiel gemacht und meinen Freundinnen nicht erzählt, dass sich Mamoru damals seit seiner Abreise nicht bei mir gemeldet hatte. Aber da hatte ich auch einen - in meinen Augen - sehr guten Grund gehabt: Ich hatte ihnen keine unnötigen Sorgen bereiten wollen. Durch diese Absicht war es mir entschieden leichter gefallen, so zu tun, als ob zwischen Mamoru und mir alles in bester Ordnung gewesen wäre. Und auch dank Seiya, denn in den gemeinsamen Momenten mit ihm war ich ja wirklich glücklich gewesen und konnte meine Trauer wegen Mamoru für diese Zeit vergessen. »Das reicht problemlos. Inzwischen esse ich nicht mehr so viel wie früher.«, antwortete ich im ernsten Ton, jedenfalls versuchte ich es, und es gelang mir auch. Denn es stimmte ja auch: Ich aß wirklich kaum noch etwas. »Wie kommt‘s?« Statt der Belustigung prägte nun die Überraschung seinen Gesichtsausdruck. »Na ja, wegen dem Stress und dem Zeitmangel, die eine Laufbahn als Sängerin nun einmal mit sich bringt, habe ich gar nicht so viel Zeit zum Essen.«, antwortete ich wahrheitsgemäß und lächelte schwach. »Oh ...«, kam es nur von ihm. Sein Lächeln schwand und melancholisch blickte er aus dem Fenster. Ich sah ihn verwirrt an und biss mir innerlich fluchend auf die Lippen. Hatte ich etwa etwas Falsches gesagt? Ich wollte mich gerade entschuldigen, als er mir das Wort abschnitt. »Es tut mir sehr leid ... Das ist alles meine Schuld.«, er drehte sich wieder zu mir um und sah mir reumütig in die Augen. »Aber nein, mach dir jetzt bloß nicht wieder Vorwürfe! Außerdem bin ich ganz froh, jetzt weniger zu essen als früher!«, winkte ich sofort ab. Er sah mir lange mit einer Intensität in die Augen, so dass mein Herz wieder begann, schneller gegen meinen Brustkorb zu klopfen. Es war so, als würden seine glühenden Augen meine Seele durchdringen und all meine Gedanken und Emotionen in Ruhe lesen. Aus seiner ernsten Miene entnahm ich, dass er von meinem Argument nicht besonders überzeugt zu sein schien. »Ich hoffe, du schenkst mir die Zeit, alles wiedergutzumachen, was ich dir angetan habe … Ich befürchte aber, dass nicht einmal mein ganzes Leben dafür ausreichen wird. Meine Tat darf nicht ungesühnt bleiben.«, murmelte er leise, eher zu sich selbst, doch ich verstand jedes Wort. Mit geweiteten Augen wollte ich etwas darauf erwidern, doch im nächsten Moment platzte die Kellnerin rein. Nachdem wir die Bestellung aufgegeben hatten, lehnte er sich zurück und bedeutete mir wohl somit, dass er dieses Thema anscheinend erst einmal auf sich beruhen lassen wollte. »Hm, es hatte durchaus positive Seiten, diese Karriere ... Ich hätte es wirklich im Traum nicht für möglich gehalten, dass aus der einst so kleinen Usagi ein richtiger Star werden könnte. Du hast mich schon immer fasziniert und überrascht und tust es immer wieder auf‘s Neue. Aber dass du dann wirklich auf der Bühne vor Tausenden von Menschen singst ... und dann auch noch nur für mich. Das war einfach -«, er stockte und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Seine ganze Ausstrahlung zeigte mir, wie überwältigt er immer noch war. »Das war einfach ein unglaubliches Gefühl ... Und du hast wirklich eine wunderschön klare Engelsstimme. Ich habe ja nie gewusst, dass du so wundervoll singen kannst. Ich bin wirklich stolz auf dich ...« Ich starrte wie paralysiert in seine nachtblauen Augen, doch bevor ich mich endgültig in ihnen verlieren konnte, konnte ich mich dem Bann entreißen, indem ich kurz aus dem Fenster blickte und einige Male blinzelte. »D- Das ist aber auch auf dein Konto zuzuschreiben. Ohne dich und meine so ... starken Gefühle für dich hätte ich das nie getan ...«, offenbarte ich ihm zögernd. Es war schon sehr merkwürdig. Nach all den zahlreichen Andeutungen, sowohl in meinen Liedtexten als auch in unserem gestrigen Gespräch letzte Nacht … Wir wussten genau, was der eine für den anderen empfand, und doch gingen wir recht verkrampft miteinander um. Denn das große Geständnis war uns beiden bisher noch nicht direkt über die Lippen gekommen. Aber das würde schon noch sehr bald kommen. Da war ich mir ganz sicher. Wir hatten schließlich noch Zeit. Er war erst gestern zurückgekommen. Erst einmal musste er wieder ankommen und sich einleben. Wir hatten zwar noch nicht darüber gesprochen, doch ich war mir sicher, dass er genauso dachte. »Schätzchen ...«, fing er leise an, wurde jedoch vom Kellner unterbrochen, der uns unser Frühstück brachte. »Wo hast du eigentlich geschlafen letzte Nacht? Du hättest doch ruhig bei mir schlafen können. Es wäre genug Platz da gewesen.«, versuchte ich geschickt das eigentliche Thema zu wechseln. »Nun ja, mitten bei unserem nächtlichen Gespräch bist du ziemlich schnell eingeschlafen. Du warst wohl erschöpfter, als wir beide dachten.« Wenn ich mich nicht irrte, strahlten seine Augen richtig, als er sich gerade daran zurückerinnerte. »Und na ja ... Ich hab mich dann durch‘s Fenster rausgeschlichen. Ich glaube, es wäre keine angenehme Überraschung für deine Eltern gewesen, wenn sie morgens einen wildfremden Typen im Zimmer ihrer siebzehnjährigen Tochter auffinden würden. Da habe ich doch lieber freiwillig in einem Hotel übernachtet.« Dabei griente er verschmitzt. »Ach so ... Natürlich.« Ja, meine Eltern gab es da natürlich auch noch. Daran hatte ich im ersten Moment überhaupt nicht gedacht. Es hätte tatsächlich ein Donnerwetter gegeben, wenn mein Vater ihn in meinem Bett erwischt hätte. Himmel, das wollte ich mir gar nicht ausmalen! Gut, dass wenigstens einer von uns beiden so vernünftig war und daran gedacht hatte. Um meine Verlegenheit zu überspielen, nahm ich einen kleinen Schluck von meiner heißen Schokolade und mit einem »Aua! Heiß!« verbrannte mir prompt meine Zunge. Jammernd bemühte ich mich, meine Zunge irgendwie sofort zu kühlen, jedoch schlugen jegliche Versuche fehl. Er seufzte leicht. »Obwohl du jetzt ein großes Idol bist, steckt in dir immer noch die alte, tollpatschige Usagi.« Ich wollte gleich entrüstet etwas darauf entgegnen, doch seine Miene wurde mit einem Schlag wieder zärtlich. »Und das ist auch gut so.« Ich wurde sofort wieder ruhiger und spürte den brennenden Schmerz auf meiner Zunge kaum noch. Ich hatte schon immer dazu geneigt, mich leicht ablenken zu lassen. Und vor allem Seiya gelang dies spielend. »Soll ich pusten?«, fragte er mich lächelnd. Prüfend musterte ich ihn skeptisch. Er schien es tatsächlich ernst zu meinen. »Und wie soll das bitte funktionieren bei der Zunge?«, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue. »Also wenn du mich so direkt fragst ...« Als sein typisches Macho-Grinsen wieder zum Vorschein trat, fiel mir gleich ein, worauf er mit dieser Anspielung hinauswollte. Augenblicklich stieg mir die Schamesröte wieder ins Gesicht. Mit einem kurzen »Geht schon wieder.« widmete mich wieder etwas zu sehr dem Brötchen in meiner Hand. Bevor ein peinliches Schweigen zwischen uns folgen konnte, stellte ich ihm eine Frage, die mich eigentlich schon seit seiner Ankunft hätte beschäftigen sollen, sie nur in den Hintergrund gerückt war: »Sag mal Seiya ... Wie kommt es eigentlich, dass du gestern den Text des Liedes beherrscht hast? Ich habe ihn dir schließlich nicht gegeben. Und überhaupt: Seit wann bist du wieder auf der Erde?« Er nahm gemächlich einen Schluck seines Cappuccinos und stellte die Tasse danach elegant ab. »Ja, also das ist so: Ich bin schon vorgestern Abend zurück auf der Erde gelandet. Sofort nach der Ankunft wollte ich mich auf den Weg zu dir machen, doch da stieß ich zufällig auf Minako. Sie hielt mich davon ab, dir gleich an dem Abend einen Besuch abzustatten, denn ihr kam sofort die Iden, dass ich dich ja beim Konzert so überraschen könnte. Im nächsten Moment drückte sie mir schon das Liedblatt in die Hand und ich lernte es dann innerhalb eines Mittags. Es kam mir aber auch gelegen, denn die Ablenkung hatte ich bitter nötig. Es war schon unfassbar schwer, endlich wieder in deiner Nähe zu sein und trotzdem nicht zu dir zu können.«, erklärte er mir, während er nebenbei sein Brot mit Butter beschmierte. Aha, also hatte Minako da ihre Finger wieder im Spiel gehabt. Warum wunderte mich das im Nachhinein nicht? »Und außerdem habe ich einige Verszeilen verändert, nach meinen eigenen Empfindungen ... Fiel dir das nicht auf?«, fragte er mich neugierig, bevor er hungrig in sein Brot biss. Ich sah ihn verblüfft an, bevor ich seufzend zugab, dass mir das wirklich nicht aufgefallen war. »Du hast deinen Teil verändert? ... Nein, das habe ich wirklich nicht bemerkt. In diesem Moment war ich auch viel zu überrascht über dein Erscheinen. Es fiel mir ohnehin schon schwer genug, überhaupt meinen eigenen Text richtig zu singen ...« Er schmunzelte herzerwärmend. »Ja, dass du überrascht warst, hat man gesehen.« »Ja ja ... Hab ich mir fast schon gedacht.«, gab ich nur kichernd von mir und aß weiter. »Wie geht es eigentlich Yaten, Taiki und eurer Prinzessin? Wie haben sie es aufgenommen, als sie erfahren haben, dass du gehen willst? Und ist euer Planet inzwischen wieder vollständig aufgebaut?«, erkundigte ich mich nun auch über seine Freunde und Heimat. »Es geht ihnen allen sehr gut. Unser Planet ist vollständig wiederaufgebaut und ist schöner als je zuvor. Da haben wir mit gemeinsamen Kräften wirklich gute Arbeit geleistet. Und na ja, sie waren natürlich schon traurig darüber, als sie erfuhren, dass ich gehen wollte ... Aber sie hätten mich sowieso nicht zurückhalten können, also haben sie es akzeptiert. Außerdem war das ja kein Abschied für immer: Ich habe versprochen, dass ich sie sicher sehr bald mal besuchen komme. Und du wirst mich begleiten, das steht bereits fest!«, zwinkerte er mir zu. »Natürlich werde ich dich dann begleiten! Ich bestehe sogar darauf!«, gab ich grinsend zurück. Er nickte leicht. »Vielleicht kommen sie uns ja besuchen. Schließlich haben sie hier auch sehr gute Freunde gefunden und fühlen sich nach wie vor ebenfalls mit der Erde verbunden. Wir verbinden alle sehr schöne, unbezahlbare Erinnerungen mit der Erde.« Für die letzte Aussage schenkte ich ihm ein glückseliges Lächeln. »Da hast du Recht …« Und so neigte sich unser harmonischer Vormittag langsam dem Ende entgegen. Kapitel 15: New Plans For The Future ------------------------------------ Kapitel 15: NEW PLANS FOR THE FUTURE »Die Rose unserer Liebe wächst stetig weiter …« *********************************************Rückblick********************************************* »Es geht ihnen allen sehr gut. Unser Planet ist vollständig wiederaufgebaut und ist schöner als je zuvor. Da haben wir mit gemeinsamen Kräften wirklich gute Arbeit geleistet. Und na ja, sie waren natürlich schon traurig darüber, als sie erfuhren, dass ich gehen wollte ... Aber sie hätten mich sowieso nicht zurückhalten können, also haben sie es akzeptiert. Außerdem war das ja kein Abschied für immer: Ich habe versprochen, dass ich sie sicher sehr bald mal besuchen komme. Und du wirst mich begleiten, das steht bereits fest!«, zwinkerte er mir zu. »Natürlich werde ich dich dann begleiten! Ich bestehe sogar darauf!«, gab ich grinsend zurück. Er nickte leicht. »Vielleicht kommen sie uns ja besuchen. Schließlich haben sie hier auch sehr gute Freunde gefunden und fühlen sich nach wie vor ebenfalls mit der Erde verbunden. Wir verbinden alle sehr schöne, unbezahlbare Erinnerungen mit der Erde.« Für die letzte Aussage schenkte ich ihm ein glückseliges Lächeln. »Da hast du Recht …« Und so neigte sich unser harmonischer Vormittag langsam dem Ende entgegen. *********************************************Rückblick********************************************* Es vergingen einige Tage. Seiya und ich verbrachten sehr viel Zeit zusammen. Eigentlich so gut wie jede freie Minute, wenn es uns möglich war. Natürlich musste ich hin und wieder mal zu einem Meeting mit Takumi, doch das war auch schon alles. Die Konzerte und weitere Auftritte hatten schließlich noch genug Zeit. So eilig hatte ich es ja nun nicht mehr. Es war einfach so schön mit ihm ... Es war, als ob er nie weggewesen wäre. Diese Vertrautheit zwischen uns war irgendwie auf einem Schlag wieder da gewesen nach anfänglichen Unsicherheiten. Wir konnten wieder ganz unbefangen miteinander umgehen, als wäre dies das Natürlichste auf der Welt. In den letzten eineinhalb Jahren hatte ich nicht annähernd so viel gelacht wie in dieser Zeit mit Seiya. Die Verbindung, die Vertrautheit zwischen uns wurde mit jedem Tag, mit der Stunde und sogar mit jeder Minute immer stärker. Es war wie ein wundervoller Traum ... Wir wurden auf Anhieb wieder zu besten Freunden, und auch die andere, viele mächtigere Bindung zwischen uns – unsere frische, neue Liebe – begann langsam, zu wachsen ... wie eine Rose. Gemeinsam pflegten wir diese Rose liebevoll, wachten über sie, gossen sie jeden Tag. Sie sollte bald in voller Pracht erblühen und erstrahlen ... über das gesamte Universum. Denn wenn ich schon jetzt so glücklich war, wie sehr würde ich dann erst vor Glück platzen, wenn ich richtig mit ihm zusammen sein durfte? Ich würde sicher nicht mehr an mich halten können, mein ganzes Glück in die Welt hinauszuschreien. »Schätzchen?«, unterbrach Seiya die Stille der nächtlichen Natur. Wie unternahmen gerade einen nächtlichen Mondspaziergang an einem ruhigen Waldrand, etwas außerhalb Tokyos. Hier hatten wir unsere Ruhe und waren wirklich alleine. Heute war Vollmond – also war es trotz der späten Stunde noch gar nicht so finster. Er hatte mir inzwischen seinen Arm um die Schulter gelegt, und das machte mir auch überhaupt nichts aus. Ganz im Gegenteil. »Ja?« »Mir ist letzte Nacht ganz spontan eine Idee gekommen ... Da du ja inzwischen nun auch schon eine aktive Musikkünstlerin geworden bist, habe ich mir gedacht, vielleicht auch wieder einzusteigen. Diesmal allerdings nicht mit dem einzigen Ziel vor Augen, die Prinzessin zu finden, sondern allein aus meiner Liebe zur Musik ... Was hältst du davon?« Ich lächelte erfreut. »Die Idee ist genial! Weißt du, obwohl ich auch nur gesungen habe, um Kontakt mit dir aufzunehmen ... Während dieser Karriere habe auch ich meine Leidenschaft zur Musik entdeckt. Auch wenn du jetzt endlich wieder da bist, will ich das Singen nicht aufgeben. Dann wären wir beide Stars und könnten ja oft gemeinsam auftreten. Wie wir ja gesehen haben, harmonieren wir auch auf der Bühne perfekt zusammen.« Seiyas Lächeln wurde zärtlich bei dem kleinen Wörtchen »auch«. Da bemerkte ich erst, was ich eigentlich gesagt hatte und lächelte gleich etwas verlegen. Dann offenbarte er schließlich: »Den gleichen Gedanken hatte ich auch.« »Hm? Was meinst du denn damit?«, fragte ich ihn etwas ratlos und runzelte die Stirn. »Na die gemeinsamen Auftritte, du Dummerchen.«, lachte er leicht und wurde wieder ernster. »Ich wünsche mir, dass du bei meinem Comeback-Konzert mit mir singst. Ein paar Duette ...« Mich überraschte sein eindringlicher Ton. Es war doch nichts dabei: Ich würde es sofort machen. Wenn ich schon alleine Konzerte geben konnte, dann war es doch kein Problem, sozusagen ein gemeinsames Konzert, noch dazu mit Seiya, zu halten, oder? Und außerdem war es ein wundervolles Gefühl gewesen, mit ihm auf der Bühne zu stehen und zu singen. Als ob ich geschwebt wäre ... Genauso hatte sich das angefühlt ... Und wir beide waren schon beim ersten Eintritt so wahnsinnig gut aufeinander eingespielt gewesen - als ob wir nie etwas Anderes gemacht hätten. Und ich war mir sicher, dass er es auch so empfunden hatte. »Na klar, ich bin dabei.«, sagte ich ohne Zögern zu. »Alles klar!«, er lächelte erfreut. »Jetzt brauch ich nur noch einen Manager. Dann werden wir gemeinsam ein paar Songs schreiben und schon steht einem Comeback nichts mehr im Wege.« Wir waren inzwischen schon lange stehen geblieben und standen direkt unter dem Vollmond, der mir irgendwie noch voller und strahlender erschien als in den sonstigen Vollmondnächten. »Mit dem Manager wird es wohl keine weiteren Probleme geben. Takumi, mein Musikmanager und auch Produzent, wird uns bestimmt beide gemeinsam managen können.«, nahm ich ihm gleich schon einmal eine Sorge weg. »Das ist gut. Und selbst wenn es nicht klappen sollte, gäbe es da ja noch den alten Manager von den ›Three Lights‹.« Sanft hob er seine rechte Hand und strich behutsam über meinen Kopf. Ich verstummte augenblicklich. »Ein perfekter Grundstein für eine wunderbare Zukunft ist also gelegt ...« Verwundert schaute ich zu ihm hoch und wollte nachfragen, weil ich nicht ganz verstand, was er konkret damit meinte, doch ich kam gar nicht erst dazu. Er beugte sich zu mir herunter und gab mir einen sanften Kuss auf meine Stirn. Mein Puls verdoppelte sich augenblicklich, als ich seine Lippen auf meiner Haut spürte. Selbst Minuten nachdem er seine Lippen wieder von mir entfernt hatte spürte ich noch die heiße Stelle, auf der er mich berührt hatte. War das nun ein freundschaftlicher Kuss oder schon so etwas wie eine ... Liebesgeste? Ich konnte es nicht genau deuten, und doch glaubte ich, deutlich seine Liebe zu spüren. Ich sehnte mich nach mehr, doch … Alles zu seiner Zeit. Und so verging sie auch ... Takumi war sofort damit einverstanden, auch Seiya zu managen. Schließlich kannte er noch die überaus erfolgreiche ehemalige Band »Three Lights«. So war er auch ganz aus dem Häuschen, Seiya überhaupt managen zu dürfen. Das war für ihn ja eher ein Privileg und keine Aufgabe. Wie ich also bereits prophezeit hatte, machte das keine weiteren Schwierigkeiten. Wir hatten auch schon sofort einen festen Termin für Seiyas Comeback-Konzert: In vier Wochen würde es soweit sein. Das hörte sich zwar nach sehr viel Zeit an, aber so viel war es gar nicht, wenn man bedachte, was man alles in dieser Zeit erledigen musste: Da es ein größeres Konzert werden sollte, mussten mindestens zehn neue Lieder her. Da Seiya unter anderem auch Melodien komponieren konnte, schafften wir es auch zu zweit, die Lieder komplett zu schreiben: Gemeinsam schrieben wir die Texte, während er die passenden Melodien dazu verfasste. Bei seinen Solo-Liedern bestand er jedoch darauf, sie alleine zu schreiben, was aber auch verständlich war: Ich konnte logischerweise nicht so gut die Gefühle eines Mannes beschreiben wie er, was wohl auch ein Grund dafür war, warum er einige Zeilen unseres Duettes »A Tragical Lovestory« umgeändert hatte. Obwohl … da hatte er ja eh gemeint, dass er diesen Text auf seine wahren, individuellen Empfindungen zugeschnitten hatte. So gut konnte ich darüber also gar nicht Bescheid wissen, geschweige denn sie korrekt wiedergeben. Um das Konzert so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, waren unsere Lieder durchgemischt: Einige waren gefühlvolle Balladen, und andere waren etwas schneller und im harten rhythmischen Takt, die aber trotzdem zu unseren Stimmen passten. Vor allem Seiya konnte ja alles singen. Alle, die ihn damals als reinen Schmusesänger abgestempelt hatten, konnten sich nun auf etwas gefasst machen! Es war kaum zu glauben: Selbst in der Arbeit ergänzten wir uns einfach perfekt. Neben den Liedern gab es natürlich auch dazu gehörende Choreographien. Bei den gefühlvollen Balladen war das nicht schwer. Zwar mussten wir sehr viel Gefühl herüberbringen, doch das empfanden wir als ziemlich einfach, weil sowieso jedes einzelne Lied genau unseren Gefühlen entsprach. Um eine ganze Stufe schwieriger waren die Choreographien für die schnelleren Songs, bei denen ganz klare Tanzbewegungen vorausgesetzt waren - zu einem fünfminütigen Tanzmarathon zusammengefasst. Es war ziemlich ungewohnt, denn meine Lieder waren bisher ja immer nur gefühlvolle, emotionale Balladen gewesen, in denen ich mich nicht allzu viel bewegen musste - erst recht nicht schnell - sodass nun diese Art von Auftritt bereits eine sportliche Herausforderung für mich war. Es war wegen meiner Unsportlichkeit schon anstrengend genug, nebenbei noch genug Luft zu bekommen, um richtig zu singen. Und sich dann auch noch die ganzen Tanzbewegungen einzuprägen und ja keinen falschen Schritt zu tun, machte die ganze Sache nur noch viel schwieriger. Ein paar verkehrte Moves und der gesamte Auftritt wäre verhauen. So kam zusätzlich auch noch der Druck hinzu, ja nichts Falsches zu machen, vermischt mit der berüchtigten Versagensangst. Denn ich würde es mir niemals verzeihen können, wenn ich ausgerechnet ihn vor dem ganzen Land blamieren würde. Und doch beinhaltete das Tanztraining auch sehr schöne, atemlose Momente ... Denn dadurch kamen Seiya und ich uns sehr nahe und berührten uns fast ständig. Besonders, als er hinter mir stand und mich an seine starke, männliche Brust drückte. Es war ein unglaubliches Gefühl, sein Herzklopfen an meiner Haut zu spüren ... Zwar war es nur eine Anweisung unserer Tanzchoreographin, doch ich hatte irgendwie trotzdem das Gefühl, dass es ihm mehr als nur gelegen kam. Als ob er diese Chance gleich nutzte und mich länger in den Armen hielt als eigentlich notwendig für das reine Training. Und auch für mich war das mehr als nur ein Job. Die Texte, die Berührungen, die Bewegungen – alles stimmte einfach mit unseren echten Gefühlen überein. Und so verlief auch die fünfte Tanzstunde diese Woche nicht weniger anstrengend und »interessant« als die vorherigen ... »Das war der falsche Fuß, Usagi! Wie oft soll ich es dir noch sagen! Der linke Fuß! Der linke!«, schimpfte mich unsere Tanzchoreographin, die zufällig auch meine strenge Gesangslehrerin Frau Itsuka war, wieder einmal aus. Schwer atmend stemmte ich meine Hände gegen meine Kniescheiben. Der Schweiß tropfte mir von der Stirn. »T- Tut mir leid ...«, entschuldigte ich mich schon zum wiederholten Male. »Können wir eine Pause machen? Schließlich haben wir schon zwei ganze Stunden ohne Unterbrechung trainiert.«, bat Seiya sie, der an meiner Rechten stand und mich stützte. Er war nicht annähernd so erschöpft wie ich, aber bei seiner sportlichen Ausdauer war das auch nicht weiter verwunderlich. »Fünfzehn Minuten.«, gewährte sie uns lapidar und drehte sich um. Die Backgroundtänzer verließen die Trainingshalle, um sich etwas zu trinken zu holen. »Komm, wir haben eine Erfrischung auch bitter nötig!«, äußerte er sich mit einem lockeren Lächeln. Ich schaute etwas angestrengt hoch und nickte dann. »Tut mir leid, dass ich so unglaublich unsportlich bin ...«, entschuldigte ich mich bei Seiya und starrte schuldbewusst zu Boden, als wir uns vor den Kabinen befanden und uns inzwischen unsere Getränke geholt hatten. Ich wusste, dass es schwachsinnig war, mich wegen meiner Unsportlichkeit zu entschuldigen, doch ich hatte einfach das Bedürfnis danach. Schließlich war es ganz allein meine Schuld, dass der Tanzpart so schleppend voranschritt. »Ach was! Du schlägst dich doch schon super! Wir werden es schon schaffen, davon bin ich ganz fest überzeugt! Gemeinsam haben wir bis jetzt doch schon viel schwierigere Dinge überwältigt! Im Vergleich dazu ist so eine harmlose Tanzeinlage doch gar nichts! Du darfst niemals aufgeben, Schätzchen ... Weißt du noch?« Augenblicklich formten sich meine Lippen zu einem Lächeln. Meine Augen verloren den letzten Funken an Depression. Natürlich wusste ich noch, wie er mir vor dem Softballspiel damals Mut gemacht hatte ... Er hatte mich immer wieder auf den rechten Weg gebracht und mir neue Kraft und Zuversicht gegeben. Daran hatte sich bis heute nichts geändert. »Wie schaffst du das nur?«, fragte ich ihn in einem milden Ton. »Was schaffe ich denn?«, kam es etwas verwirrt von ihm. »Mich egal, wie deprimiert ich bin, so einfach wieder aufzuheitern?« Darauf schenkte er mir sein schönstes Lächeln, hob seine Hand und streichelte sanft und vorsichtig über meine Wange. »Und nimm dir die Worte von Frau Itsuka nicht so zu Herzen. Ich habe mich vor ein paar Tagen mal mit ihr angelegt, weil ich nicht mehr länger mit ansehen konnte, wie grob sie dich behandelt. Aber in ihr steckt auch ein weicher Kern. Sie ist nur so streng, weil sie das Beste aus dir herausholen will. Das war ja damals bei Akane genauso.« Ich strahlte ihn über das ganze Gesicht an. Es war so unendlich lieb von ihm, dass er sich immer so sehr für mich einsetzte. Womit hatte ich ihn nur verdient? Lange starrten wir uns nur in die Augen. Die elektrische Spannung zwischen uns war greifbar und deutlich zu spüren. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben. »Es geht weiter!«, vernahmen wir die Stimme unserer Tanzchoreographin, die uns aus diesem innigen Moment riss. Mit neuer positiver Energie betrat ich wieder gemeinsam mit Seiya die riesige Trainingshalle. Mitten beim Tanz trat plötzlich ein Fuß einer Backgroundtänzerin hinter mir auf meinen. Ich verlor sofort das Gleichgewicht und wäre auf den harten Boden geknallt – hätte Seiya mich dank seiner schnellen Reflexe nicht mit seinen starken Armen aufgefangen. »Hoppla.«, kam nur grinsend aus seinen Lippen. Ich schaute zu ihm auf; wollte mich entschuldigen, doch erschrak – unsere Gesichter waren höchstens noch zwei Zentimeter voneinander entfernt. Ich hielt unbewusst die Luft an. Mein Herz setzte für einen Moment lang aus. Er hielt meinem Blick stand. Wir waren wie gefesselt. »Sorry, das war keine Absicht!«, entschuldigte sich die Stimme der Backgroundtänzerin. Gleichzeitig blickten wir zu ihr. »Sch- Schon okay, es ist ja nichts Schlimmes passiert!«, verscheuchte ich ihr ihre Vorwürfe noch etwas benommen. Anschließend befreite ich mich ganz vorsichtig und sanft aus seiner Umarmung – obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte, aber diese momentane Situation war alles Andere als günstig für solche Augenblicke – hielt dabei aber unseren intensiven Blickkontakt aufrecht. Ich konnte mich einfach nicht von diesen faszinierenden Augen lösen. »D- Danke, dass du mich aufgefangen hast.«, bedankte ich mich stotternd. Auch er schien noch ganz berauscht von diesem kurzen, aber sehr intensiven und leidenschaftlichen Moment. »Du brauchst dich doch nicht dafür zu bedanken! Das ist doch selbstverständlich!« Im Gegensatz zu mir schien er schnell wieder zu sich zu finden und bedeutete mir mit einem vielsagenden Blick, dass wir nicht alleine waren. Sofort stellte ich mich etwas errötend auf meine Position und versuchte so zu tun, als ob nie etwas geschehen wäre. Die restlichen Tanzstunden verliefen trotz dieses - eigentlich doch angenehmen - Zwischenfalls sehr viel erfolgreicher. Seiya und ich harmonierten perfekt miteinander in unseren Bewegungen. So verbrachten wir, obwohl wir viel um die Ohren hatten, sehr viel Zeit zusammen, und mit jeden Tag wuchs unsere Rose um ein kleines Stückchen mehr ... Sie blühte, wenn auch zaghaft, immer ein kleines Stückchen weiter auf. Kapitel 16: Together - Forever ------------------------------ Kapitel 16: TOGETHER - FOREVER »Viel zu lange habe ich auf diesen Moment warten müssen …« *********************************************Rückblick********************************************* »D- Danke, dass du mich aufgefangen hast.«, bedankte ich mich stotternd. Auch er schien noch ganz berauscht von diesem kurzen, aber sehr intensiven und leidenschaftlichen Moment. »Du brauchst dich doch nicht dafür zu bedanken! Das ist doch selbstverständlich!« Im Gegensatz zu mir schien er schnell wieder zu sich zu finden und bedeutete mir mit einem vielsagenden Blick, dass wir nicht alleine waren. Sofort stellte ich mich etwas errötend auf meine Position und versuchte so zu tun, als ob nie etwas geschehen wäre. Die restlichen Tanzstunden verliefen trotz dieses - eigentlich doch angenehmen - Zwischenfalls sehr viel erfolgreicher. Seiya und ich harmonierten perfekt miteinander in unseren Bewegungen. So verbrachten wir, obwohl wir viel um die Ohren hatten, sehr viel Zeit zusammen, und mit jeden Tag wuchs unsere Rose um ein kleines Stückchen mehr ... Sie blühte, wenn auch zaghaft, immer ein kleines Stückchen weiter auf. *********************************************Rückblick********************************************* Es war der Abend seines Comeback-Konzertes. Die Konzertkarten waren sofort nach den ersten Tagen ausverkauft gewesen. Sämtliche begeisterte Anhänger der ehemaligen ›Three Lights‹ waren natürlich ganz aus dem Häuschen gewesen, weil der absolute Liebling der früheren Band eine Solo-Karriere startete. Da wir unter anderem bekannt gemacht hatten, dass auch ich in vielen Liedern mitsingen würde, kamen daneben zahlreiche Fans von mir. Das Konzert war also schon vor Beginn zumindest ein kommerzieller Erfolg. Während der Auftritte war durch die Reaktionen und Jubelrufe des Publikums zu vernehmen, dass alle auch von unseren gesanglichen und tänzerischen Fähigkeiten begeistert waren. Mir machte jedes Duett mit ihm Spaß, denn wir waren uns bei jedem körperlich sehr nahe. Vor allem bei den gefühlvollen Balladen turtelten wir öffentlich herum. Ich wusste nicht, ob das Publikum sah, dass die ganzen Auftritte keineswegs nur geschauspielert waren. Aber das war mir eigentlich auch egal: Wir waren zusammen, sangen gemeinsam auf der Bühne und ich war ihm hilflos mit Haut und Haaren ausgeliefert. Er sah in seinem schwarzen Anzug einfach ... zum Sterben gut aus. Einfach nicht von dieser Welt. Mehr als ihn brauchte ich nicht, um glücklich zu sein. Am Ende unseres letzten gemeinsamen Liedes »A Tragical Lovestory«, welches wir mindestens genauso schön und vor allem sicherer sangen als beim ersten Mal, kamen sich unsere Gesichter gefährlich nahe ... Unsere Lippen waren nur noch höchstens einige Millimeter voneinander entfernt. Wie verzaubert sahen wir uns tief in die Augen. Mein Herzschlag setzte abermals für Sekunden aus. Nein, das war eigentlich nicht geplant gewesen. In keiner Generalprobe hatten wir das ausgemacht! Er hatte einfach am Ende des Liedes seine Arme um mich geschlungen und war meinem Gesicht immer nähergekommen. Ich war zunächst etwas erschrocken darüber gewesen, doch trotzdem hatte ich es zugelassen. Ich hatte mich ja schlecht wehren können, mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass ich mich dagegen auch gar nicht wehren wollte. Obwohl die Melodie des Liedes schon seit Sekunden zu Ende und die ganze Halle von einer Totenstille umhüllt war, machte Seiya keine Anstalten, sich wieder von mir zu entfernen. Nein … Unmöglich! Das wollte er doch nicht wirklich wagen, oder? Vor den ganzen Leuten! Okay, mittlerweile kannte ich ihn schon gut genug, um zu wissen, dass er es auch trotz Zuschauer ohne Zögern tun würde, weil es ihm total am Allerwertesten vorbeiging, was die Medien über ihn dachten, aber verdammt – doch nicht jetzt! Aber ich konnte auch nichts dagegen tun und war berauscht von seinem Blick. Diesem Blick, der so voller Liebe war ... Die Stille wurde durch einen sehr lauten und tosenden Applaus durchbrochen. Seiya lächelte mich schwach an und entfernte sein Gesicht langsam von meinem. Ich atmete endlich wieder. Zwar war ich erleichtert, aber zugleich auch ... enttäuscht. Ja, enttäuscht. Was wollte ich eigentlich? Ich verstand mich selbst nicht mehr ... Wie sollte mich da ein anderer verstehen? Mir war doch echt nicht mehr zu helfen … »Kommen wir zum Abschluss ...«, sprach Seiya ins Mikrofon, der inzwischen alleine auf der Bühne stand. Meine »Arbeit« war getan, und so saß ich mit den anderen zusammen in der ersten Reihe, um ihn zu bewundern. »Schätzchen ...« Ich zuckte zusammen, als er mich direkt ansah und offensichtlich auch ansprach. »Dieses Lied singe ich, wie auch alle vorherigen Lieder, nur für dich ... Sie vermitteln dir alle meine wahren Gefühle für dich. Das folgende Lied soll dir verraten, wie ich die Zeit ohne dich empfand. Wie es in meinem Inneren aussah. Also, genießt ›Soledad‹!« Damit kündigte er den letzten Song des Abends an und sah mir dabei tief in die Augen. Er nahm auf dem Hocker neben ihm Platz, während ein Helfer mit einer Gitarre auf ihm zuging und sie ihm überreichte. Seiya nahm sie mit einem dankbaren Nicken an und ließ nicht lange auf sich warten, die ersten Töne zu spielen. Das Vorspiel war bezaubernd. Es zog mich sofort in seinen Bann. Mir wurde augenblicklich warm ums Herz ... Während er sang, sah er nur mich an. Der ganze Song war ... perfekt. Genau wie die anderen Songs, doch dadurch, dass ich nun wusste, dass er alle seine Lieder nur für mich sang, wurde der Song noch viel emotionaler, gewann mehr an Wert und berührte mich noch mehr als er es ohnehin so schon getan hätte. »If only you could see the tears in the world you left behind? If only you could heal my heart just one more time ... Even when I close my eyes ... There's an image of your face. And once again I come to realize You're a loss I can't replace ... Soledad It's a keeping for the lonely ... Since the day that you were gone. Why did you leave me? Soledad In my heart you were the only ... And your memory lives on. Why did you leave me? Soledad …« Mein Herz begann zu rasen. Seine Stimme berührte die tiefste Faser meines Herzens. Alles in mir kribbelte wie verrückt. Gut, ich verstand nicht besonders viel Englisch, doch in diesem Fall kannte ich erstaunlicherweise die Bedeutung jedes Wortes. Konnte es aus seinen Augen ablesen. Aus seiner Botschaft. In jeden Ton packte er so unfassbar viel Gefühl hinein, dass es schon wehtat. Es zerriss mich von innen. »Walking down the streets of Nothingville ... Where our love was young and free. Can't believe just what an empty place ... It has come to be. I would give my life away ... If it could only be the same. Cause I can't still the voice inside of me ... That is calling out your name ... Soledad It's a keeping for the lonely ... Since the day that you were gone. Why did you leave me? Soledad In my heart you were the only ... And your memory lives on. Why did you leave me? Soledad Time will never change the things you told me. After all we're meant to be love will bring us back to you and me ... If only you could see ... Soledad It's a keeping for the lonely ... Since the day that you were gone. Why did you leave me? Soledad In my heart you were the only ... And your memory live on. Why did you leave me? Soledad …« Ich hielt es nicht mehr länger aus. Noch bevor der Song komplett ausklang, sprang ich auf und rannte hoch zu ihm auf die Bühne. Mit inzwischen tränenbenetztem Gesicht warf ich mich in seine offenen Arme. »Warum weinst du denn jetzt?«, fragte er mich sanft und strich mir behutsam über meinen Kopf. »E- Es war so schön ...«, wimmerte ich mit tränenerstickter Stimme und hielt ihm mein Gesicht entgegen. »Das ist doch kein Grund zum Weinen!«, meinte er leichthin und kam mir abermals gefährlich nahe. »Hiermit verspreche ich dir, dass ich es von nun an nie wieder zulassen werde, dass du weinst! ...«, er schien plötzlich zu überlegen, bevor sich sein ernster Gesichtsausdruck in ein verschmitztes Grinsen verwandelte. »Freudentränen sind aber gerade noch so erlaubt!« Kaum als ich mich versah, lagen seine Lippen schon auf meinen eigenen. Die Zeit blieb stehen ... Alles um uns herum blendete ich wie automatisch aus. Somit war es mir auch gleichgültig, dass uns Tausende von Leuten dabei zusahen. Nur wir existierten ... Reflexartig legte ich meine Arme um seinen Nacken. Er schmeckte so süß .... Das Kribbeln in mir wurde immer intensiver. Ein pures Glücksgefühl durchströmte meinen gesamten Körper. Wir verschmolzen zu einem immer leidenschaftlicher werdenden Kuss. Nur zögernd und langsam lösten wir uns voneinander. Bedächtig machte ich meine Augen auf und blickte direkt in seine. »Ich liebe dich, Schätzchen ...« Ich stockte, als ich realisierte, was er da eben gesagt hatte. Gut, ich wusste zwar schon vorher über seine wahren Gefühle Bescheid, besonders während seines letzten Liedes, aber es direkt von ihm zu hören war dann doch etwas vollkommen Neues. Mit nichts auf dieser Welt zu vergleichen. Es war ein weitaus größeres, stärkeres und intensiveres Gefühl. Das schönste Gefühl, was ich je erleben durfte. Meine Tränen häuften sich dadurch nur noch. »Ich ... Ich liebe dich auch, Seiya ...«, schluchzte ich stockend. Endlich. Endlich war es nun raus. Endlich waren wir endgültig vereint. Für immer ... Unsere Rose blühte nun endlich in voller Pracht und Schönheit auf. Und sie würde niemals verwelken ... Ganz bestimmt nicht. Epilog: Beautiful Days ---------------------- Epilog: BEAUTIFUL DAYS »Ich werde für immer an deiner Seite bleiben …« Die Zeit verging. Das Leben nahm seinen gewohnten Lauf. Es lief alles wie immer. Nun ja, fast wie immer. Every time we come to a fork in the road We choose one and go forward Rei lebte natürlich immer noch mit ihrem Großvater im Tempel und war weiterhin als Miko tätig. Dort war sie einfach in ihrem Element, schließlich hatte sie auch nie etwas Anderes gemacht. Das große Leben als Star würde für sie wohl immer nur ein alter, unerfüllter Kindheitstraum bleiben. Stattdessen investierte sie alle Mühe darin, eine hohe Shintopriesterin zu werden. Und was die Liebe betraf ... Nun ja, da war eigentlich auch nichts. Yuichiro war immer noch weg, aber ich war mir eigentlich fast schon sicher, dass er irgendwann wieder hier angetanzt kommen würde, so unsterblich, wie seine Liebe zu ihr gewesen war. But the other way we didn't choose Always looks so bright Why? Ami nutzte natürlich, wie sollte es auch anders sein, den Großteil ihrer Freizeit mit Lernen, so wir wie sie eben kannten. Gut, sie sollte für uns alle ein Vorbild sein, denn schließlich stand für uns alle das Abschlussjahr an. Die Freude hielt sich bei uns allen, wie sollte es auch anders sein, in Grenzen. Mit unserem Genie konnten wir alle natürlich nach wie vor nicht mithalten. Zumindest was ihre schulischen Leistungen betraf, denn in Sachen Jungs war sie nämlich noch keinen Schritt weitergekommen. Schule war eben wichtiger. What's a Beautiful Day? What's a Beautiful Day? When you hesitate over a choice, surely (You know) Makoto lebte immer noch alleine. In Bezug auf Jungs hatte auch sie sich nicht sonderlich stark verändert. Sie sah nach wie vor in jedem hübschen Typen ihren Exfreund oder bildete es sich zumindest ein. Okay, ein wenig gebessert hatte es sich inzwischen schon, schließlich wurden wir alle langsam auch mal erwachsen. Doch diese kleinen Veränderungen kamen erst allmählich nach und nach. Stück für Stück. What's a Beautiful Day? What's a Beautiful Day? You already know That you are just hesitating to choose the answer you want to choose Und Minako hatte es inzwischen trotz Schule doch noch geschafft, ihre erste Single herauszubringen. Mein Ruhm hatte sie dazu motiviert, ebenfalls so schnell wie möglich ins Musikbusiness zu landen. Immerhin war es ja immer ihr Traum gewesen, ein Star zu werden. Auch sie konnte nicht mehr länger warten. Sie wurde ebenfalls von Takumi Tomoya gemanagt. Das war ja schon längst beschlossene Sache, dass die beiden spätestens nach ihrem Abschluss zusammenarbeiten würden. Mit drei Topstars hatte nun auch Takumi alle Hände voll zu tun und war rund um die Uhr beschäftigt. Doch es machte ihm ja Spaß: Er ging in seiner Arbeit richtig auf. Wir hatten stets viel um die Ohren, doch Ami würde sich schon darum kümmern, dass wir die Schule nicht völlig aus den Augen verlieren. It's a Beautiful Day It's a Beautiful Day You don't have to be afraid Haruka, Michiru, Setsuna und Hotaru lebten ihr Leben auch wie bisher ohne nennenswerte Veränderungen. Wir liefen ihnen oft über dem Weg. Wie immer gab es zwischen Seiya und Haruka die eine oder andere Zankerei, doch man merkte, dass sie es im Grunde genommen nie wirklich ernst meinten und sich tatsächlich an die Gurgel gehen könnten. In Wahrheit konnten sie sich ganz gut riechen, auch wenn die beiden Dickköpfe es niemals zugeben würden. Dafür waren sie sich einfach viel zu ähnlich. We are scared of tomorrow Because we are so anxious about what we haven't yet seen Warum ich erst jetzt so ausführlich auf das Leben meiner Freunde eingehe? Nun ja, in letzter Zeit hatte ich eher meine ganze Aufmerksamkeit auf mein eigenes Leben gerichtet und war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen. But if tomorrow is too obvious to see It's so much boring Don't you think so? Doch das würde sich in Zukunft ändern. Ich würde diese verlorene Zeit wieder nachholen und immer für meine Freunde da sein, so wie früher. Das war ich ihnen einfach schuldig. Und schließlich wollte ich das selbst auch am meisten. Aber zuletzt doch noch zu mir ... What's a Beautiful Day? What's a Beautiful Day? It's easy to get a beautiful moment, but (You know) Ich ... war endlich glücklich. Glücklich mit Seiya. Mit Seiya zusammen zu sein war einfach ... das schönste Gefühl, was es auf diesem Universum gab. Als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre, dass wir beide zusammen waren. Dass wir zusammengehörten. Trotz vorbestimmter Zukunft, in der wir jedoch nie unser wahres Glück gefunden hätten. Ganz gewiss nicht. What's a Beautiful Day? What's a Beautiful Day? Wenn ich manchmal daran zurückdachte, wie lange ich gebraucht hatte, bis ich mir meine Gefühle für Seiya eingestanden hatte … Und daraufhin endlich meine Entscheidung, für unser Glück zu kämpfen und dabei auch keinen Halt vor einer nationalübergreifenden Karriere zu machen ... … dann war ich einfach nur dankbar dafür. Diese Zeit war sehr hart gewesen und hatte mir alle meine Nerven abverlangt, besonders nachdem mich Seiya damals scheinbar abgewiesen hatte. You already know That you can't get beautiful things just by being beautiful Obwohl ... Wenn ich ganz ehrlich sein sollte ... hatte ich unbewusst sogar an diesen Schmerzen festgehalten, denn sie waren das Einzige gewesen, was mich noch mit ihm verbunden hatte. Ich würde wirklich tausendmal lieber mein ganzes Leben lang Schmerz und Leid ertragen als auch nur eine winzige Sekunde gedanklich nicht bei Seiya zu sein. Nicht auf irgendeine Art und Weise mit ihm verbunden zu sein ... Es wäre mir dabei vollkommen egal gewesen, wenn ich mein komplettes Leben völlig aufgegeben hätte und mein weiteres restliches Leben grau und trist verlaufen wäre. Das hätte ich ohne mit der Wimper zu zucken in Kauf genommen. It's a Beautiful Day It's a Beautiful Day You don't have to be afraid Für Außenstehende mochte das unvorstellbar oder einfach nur dumm und naiv klingen, und vielleicht hatten sie sogar Recht. Aber ich empfand eben so, und es war mir eigentlich auch ziemlich egal, was andere von mir dachten oder hielten. So lange all die Menschen, die mir nahestanden, mich verstanden, war doch alles in Ordnung. What journey will you make In your limited time? Der ganze Schmerz und die ganze Qual waren es wert gewesen. Ich würde es immer wieder tun ... You don't have to be afraid We are scared of tomorrow Because we are so anxious about what we haven't yet seen Ohne diese Entscheidung und dem darauffolgenden, mit schweren Hindernissen gepflasterten, Weg wäre es nie dazu gekommen, zu was es nun gekommen war. Seiya wäre nie zurückgekehrt. Wir hätten nie so eine traumhafte Zeit erfahren, die wir gerade gemeinsam erlebten. But if tomorrow is too obvious to see It's so much boring Don't you think so? Es war einfach die glücklichste und unbeschwerteste Zeit meines Lebens. Jeder Tag war ein wunderschöner Tag ... So lange Seiya an meiner Seite war, war alles gut. Das Leben konnte beginnen! Unsere Rose blühte noch weiter auf. Wuchs und wuchs ... Es war kein Ende in Sicht. Und das sollte auch so bleiben. Für alle Zeiten … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)