Career Only For Love (Teil 1) von Lina_Kudo (Karriere für die Liebe (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 14: Tenderly Badinages ------------------------------ Kapitel 14: TENDERLY BADINAGES »Wie ein offenes Buch …« *********************************************Rückblick********************************************* »Du, Seiya?«, fragte ich ihn auf einmal, obwohl ich mich gerade mitten bei der Erzählung über einen meiner Live-Konzerte befand. Eine sehr wichtige Frage war mir ganz plötzlich in den Sinn gekommen. »Ja? Was ist denn, Schätzchen?« »Du bleibst jetzt doch endgültig auf der Erde, oder?« Mit großen Augen blickte ich ihn an. Sein Blick wurde sofort zärtlich. Er hob seinen linken Arm hoch, nahm sanft ein paar meiner langen blonden Haarsträhnen und ließ sie langsam durch seine Finger hindurchgleiten. »Solange du es wünschst ... und es auch zu deinem Besten ist ...« Ich erwiderte sein zärtliches Lächeln etwas verlegen, aber mit der gleichen Zuneigung. Also hatten wir es nicht eilig - andere Gesprächsthemen hatten noch genügend Zeit. Wir hatten schließlich die Ewigkeit vor uns … *********************************************Rückblick********************************************* Ein neuer Tag brach an. Die Sonne schickte Strahlen in mein stilles Zimmer, die meine Nase kitzelten und mich dadurch sanft aufweckten. Langsam öffnete ich verschlafen meine Augen, gähnte herzhaft und rieb mir den Schlafsand weg. Von der morgendlichen Ruhe war keine Spur mehr übrig, als mir die letzte Nacht wieder einfiel. Sofort blickte ich neben mich, bevor ich mich suchend im Zimmer umsah. Keiner außer mir war hier. Nein, das konnte ich doch unmöglich geträumt haben. Oder? »Bitte, bitte lass die Geschehnisse des gestrigen Abends kein Traum gewesen sein!«, flehte ich panisch in Gedanken. Ich wusste, dass es für mich sonst den Gnadenstoß schlechthin darstellen würde. Das durfte nicht sein. Ich konnte doch sogar noch seinen wunderbaren Duft wahrnehmen. Ich konnte mir das nicht alles eingebildet haben! Eine große Flut der Erleichterung überkam mich, als ich einen kleinen weißen Zettel neben meinem Kissen erblickte. Ich griff blitzschnell nach dem Stück Papier und las ihn mir durch. Ein mildes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Es war definitiv kein Traum gewesen. Guten Morgen Schätzchen! Na, hast du gut geschlafen? :-) Ich werde um 11 Uhr im Café ›Dolce Vita‹ auf dich warten. Komm mit einem leeren Magen! ;-) Dein Seiya Mir wurde bei diesen Worten warm ums Herz. Er hatte eine wunderschöne Handschrift. Und das fiel mir erst jetzt auf. Und in diesem Moment wurde mir mit leichter Wehmut bewusst, wie wenig ich doch eigentlich über ihn wusste. Sogar seine Handschrift lernte ich erst jetzt richtig kennen. Früher war sie mir nie so richtig aufgefallen. Zwar waren wir einige Wochen in die gleiche Klasse gegangen und hin und wieder hatte ich auch oberflächliche Blicke in seine Unterlagen geworfen, doch ich hatte nie so genau hingeschaut, um sagen zu können, dass er eine sehr ordentliche Schrift hatte. Gedankenverloren ließ ich meinen Blick zu meiner Uhr schweifen, die sich auf meinem Nachttisch befand. Im gleichen Moment sprang ich jedoch erschrocken auf, als ich realisierte, wie spät es wirklich war: 10:51 Uhr! Wenn ich noch rechtzeitig da sein wollte, musste ich mich nun aber richtig beeilen! Ich sprintete los ins Bad, putzte meine Zähne, machte mich fertig, sprintete zurück in mein Zimmer, bürstete mir meine Haare durch und suchte nebenbei ein geeignetes Outfit im Kleiderschrank aus. Und alles in rekordverdächtiger Geschwindigkeit. Dabei war ich so schnell, dass mich diese Tatsache selbst ins Staunen versetzte. In einer roten hüftlangen Strickjacke und indigoblauen Jeans polterte ich die Treppen hinunter und schlüpfte in meine langen schwarzbraunen Absatzstiefel. »Wo willst du denn hin Usagi?«, vernahm ich die Stimme meiner Mutter aus der Küche. »Ich frühstücke mit einem Freund! Bis später Mama!«, rief ich hektisch zurück, warf mir meinen knielangen Mantel über, öffnete die Tür und ließ sie achtlos ins Schloss fallen. Mittlerweile musste ich meiner Familie nicht mehr haargenau erklären, wohin ich ging, denn in letzter Zeit war ich ja mehr unterwegs als zu Hause durch die Arbeit als Sängerin. Sie freuten sich ja schon, wenn ich mich überhaupt einmal zu Hause blicken lassen konnte und wenigstens die Nacht in meinem Zimmer verbrachte. Ich eilte zum ›Dolce Vita‹, der sich direkt bei uns um die Ecke befand. Dieses Café war das einzige, wo ich mich ungestört blicken lassen konnte, da sich hier nur Leute aus der unmittelbaren Umgebung aufhielten, die mich schon seit vielen Jahren kannten und mich immer noch als kleines Nachbarsmädchen Usagi sahen. Daher machten die Gäste hier keinen so großen Aufruhr wegen meiner Anwesenheit. Dafür war ich ihnen sehr dankbar, denn so konnte ich endlich einmal ungestört essen oder etwas trinken gehen, ohne dass ich ständig um Autogramme gebeten oder von Fotokameras verfolgt wurde. Als ich dort ankam, stürmte ich, vielleicht etwas zu laut und auffällig, hinein. Erstaunt richteten sich die Blicke der Gäste auf mich. Ich wurde augenblicklich etwas rot und lächelte sie entschuldigend an. Zwar war ich es mittlerweile gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen, aber so war es dann doch recht peinlich. Mit immer noch leicht rotem Kopf sah ich mich um und blickte direkt in ein saphirblaues Augenpaar, welches nur ihm gehören konnte. Ich steuerte geradewegs auf den Tisch zu, der sich direkt neben dem Fenster befand und setzte mich mit einem leisen Seufzer auf den ihm gegenüberliegenden Platz. Obwohl wir an einem sehr schönen Fleck der Gaststätte saßen, befand sich in einem Radius von zehn Metern niemand außer uns. Ich wurde den Gedanken nicht los, dass dies kein bloßer Zufall war. »Guten Morgen, Schätzchen!«, begrüßte er mich heiter und sichtlich amüsiert. »Tut mir leid für die Verspätung ...«, entschuldigte ich mich kleinlaut. Theatralisch blickte er gelassen zu seiner silbernen Armbanduhr. »Na ja ... Neun nach ist es. Das geht ja noch. Für deine Verhältnisse ist das sogar ziemlich pünktlich.«, er verzog seine Lippen zu seinem typisch frechen Grinsen. »Aber mal im Ernst: Du hättest dich nicht so zu beeilen brauchen! Ich bin‘s doch nur! Auch wenn es natürlich schön ist, dein peinlich berührtes Gesicht zu sehen ... Einfach unbezahlbar, dieser Anblick!« Ich starrte verlegen zu meinen Oberschenkeln hinunter. Normalerweise wäre ich nach seinen neckenden Bemerkungen sofort an die Decke gegangen, doch ich konnte nicht. Die Wahrheit war: Ich war einfach zu geschmeichelt von seinen Worten. Gleichzeitig konnte ich ihm aber auch nicht offen gestehen, dass ich mich doch gerade wegen ihm so beeilt hatte. Denn er war nicht nur irgendwer, sondern für mich die wichtigste Person auf dieser Welt. Obwohl das hier kein wichtiges Meeting und nichts mit dem Geschäft zu tun hatte, wollte ich unbedingt pünktlich sein. Und insgeheim wusste ich auch, warum: Ich wollte ihn so schnell wie möglich wiedersehen. Als mir diese Tatsache in diesem Moment richtig klar wurde, glich mein Gesicht nur noch ein Stückchen mehr einer überreifen Tomate. Allein das verriet ihm wohl meine wahren Hintergründe. Er war schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Ich hatte ohnehin bei ihm schon immer das Gefühl gehabt, dass ich für ihn wie ein offenes Buch war und er mich mit seinem messerscharfen Blick jederzeit durchschauen konnte. Ich vernahm ein munteres leises Lachen von seiner Seite. »Was ist?«, fragte ich ihn sofort. »Gar nichts, nur müsstest du dich jetzt mal vor einen Spiegel stellen – dich könnte man wirklich nicht von einer Tomate unterscheiden.« »Wirklich sehr witzig ...«, tat ich leicht gekränkt und versuchte nebenbei verzweifelt, meine ursprüngliche Gesichtsfarbe wiederherzustellen. Leider war das eben nicht so einfach zu kontrollieren, wie ich mal wieder feststellen musste. »Tut mir leid.«, er räusperte sich, wenn auch immer noch etwas belustigt. »Weißt du schon, was du bestellen möchtest?« »Hm ...«, ich überlegte eine Weile. »Ich glaube, ich nehme eine heiße Schokolade und ein ... Wie wäre es mit einem gemeinsamen Frühstücksmenü für zwei Personen?« »Ja, an sich keine schlechte Idee, aber ... reicht uns das auch?« Ich sah in sein vergnügtes Grinsen. Wieder zog er mich auf. Aber es ärgerte mich nicht. Ganz und gar nicht. Viel zu lange hatte ich darauf verzichten müssen. Auf irgendeine Art und Weise liebte ich es sogar, wenn er mich aufzog. Denn das zeigte, dass er mich trotz meiner Fehler und Macken akzeptierte und mochte. Würde er sonst so liebevolle Scherze damit machen? Und außerdem brachte er mich damit auch zum Lachen: Es war wie Balsam für meine Seele. Äußere Anzeichen dafür, dass ich seine Neckereien in Wahrheit genoss, versuchte ich zu verbergen, denn so einfach wollte ich es ihm nun auch wieder nicht machen. Es beanspruchte all meine schauspielerischen Fähigkeiten. Und ich war keine gute Schauspielerin. Ich hatte meine wahren Gefühle noch nie richtig verstecken können. Dafür war ich viel zu ehrlich und offen. Gut, damals hatte ich gute Miene zum bösen Spiel gemacht und meinen Freundinnen nicht erzählt, dass sich Mamoru damals seit seiner Abreise nicht bei mir gemeldet hatte. Aber da hatte ich auch einen - in meinen Augen - sehr guten Grund gehabt: Ich hatte ihnen keine unnötigen Sorgen bereiten wollen. Durch diese Absicht war es mir entschieden leichter gefallen, so zu tun, als ob zwischen Mamoru und mir alles in bester Ordnung gewesen wäre. Und auch dank Seiya, denn in den gemeinsamen Momenten mit ihm war ich ja wirklich glücklich gewesen und konnte meine Trauer wegen Mamoru für diese Zeit vergessen. »Das reicht problemlos. Inzwischen esse ich nicht mehr so viel wie früher.«, antwortete ich im ernsten Ton, jedenfalls versuchte ich es, und es gelang mir auch. Denn es stimmte ja auch: Ich aß wirklich kaum noch etwas. »Wie kommt‘s?« Statt der Belustigung prägte nun die Überraschung seinen Gesichtsausdruck. »Na ja, wegen dem Stress und dem Zeitmangel, die eine Laufbahn als Sängerin nun einmal mit sich bringt, habe ich gar nicht so viel Zeit zum Essen.«, antwortete ich wahrheitsgemäß und lächelte schwach. »Oh ...«, kam es nur von ihm. Sein Lächeln schwand und melancholisch blickte er aus dem Fenster. Ich sah ihn verwirrt an und biss mir innerlich fluchend auf die Lippen. Hatte ich etwa etwas Falsches gesagt? Ich wollte mich gerade entschuldigen, als er mir das Wort abschnitt. »Es tut mir sehr leid ... Das ist alles meine Schuld.«, er drehte sich wieder zu mir um und sah mir reumütig in die Augen. »Aber nein, mach dir jetzt bloß nicht wieder Vorwürfe! Außerdem bin ich ganz froh, jetzt weniger zu essen als früher!«, winkte ich sofort ab. Er sah mir lange mit einer Intensität in die Augen, so dass mein Herz wieder begann, schneller gegen meinen Brustkorb zu klopfen. Es war so, als würden seine glühenden Augen meine Seele durchdringen und all meine Gedanken und Emotionen in Ruhe lesen. Aus seiner ernsten Miene entnahm ich, dass er von meinem Argument nicht besonders überzeugt zu sein schien. »Ich hoffe, du schenkst mir die Zeit, alles wiedergutzumachen, was ich dir angetan habe … Ich befürchte aber, dass nicht einmal mein ganzes Leben dafür ausreichen wird. Meine Tat darf nicht ungesühnt bleiben.«, murmelte er leise, eher zu sich selbst, doch ich verstand jedes Wort. Mit geweiteten Augen wollte ich etwas darauf erwidern, doch im nächsten Moment platzte die Kellnerin rein. Nachdem wir die Bestellung aufgegeben hatten, lehnte er sich zurück und bedeutete mir wohl somit, dass er dieses Thema anscheinend erst einmal auf sich beruhen lassen wollte. »Hm, es hatte durchaus positive Seiten, diese Karriere ... Ich hätte es wirklich im Traum nicht für möglich gehalten, dass aus der einst so kleinen Usagi ein richtiger Star werden könnte. Du hast mich schon immer fasziniert und überrascht und tust es immer wieder auf‘s Neue. Aber dass du dann wirklich auf der Bühne vor Tausenden von Menschen singst ... und dann auch noch nur für mich. Das war einfach -«, er stockte und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Seine ganze Ausstrahlung zeigte mir, wie überwältigt er immer noch war. »Das war einfach ein unglaubliches Gefühl ... Und du hast wirklich eine wunderschön klare Engelsstimme. Ich habe ja nie gewusst, dass du so wundervoll singen kannst. Ich bin wirklich stolz auf dich ...« Ich starrte wie paralysiert in seine nachtblauen Augen, doch bevor ich mich endgültig in ihnen verlieren konnte, konnte ich mich dem Bann entreißen, indem ich kurz aus dem Fenster blickte und einige Male blinzelte. »D- Das ist aber auch auf dein Konto zuzuschreiben. Ohne dich und meine so ... starken Gefühle für dich hätte ich das nie getan ...«, offenbarte ich ihm zögernd. Es war schon sehr merkwürdig. Nach all den zahlreichen Andeutungen, sowohl in meinen Liedtexten als auch in unserem gestrigen Gespräch letzte Nacht … Wir wussten genau, was der eine für den anderen empfand, und doch gingen wir recht verkrampft miteinander um. Denn das große Geständnis war uns beiden bisher noch nicht direkt über die Lippen gekommen. Aber das würde schon noch sehr bald kommen. Da war ich mir ganz sicher. Wir hatten schließlich noch Zeit. Er war erst gestern zurückgekommen. Erst einmal musste er wieder ankommen und sich einleben. Wir hatten zwar noch nicht darüber gesprochen, doch ich war mir sicher, dass er genauso dachte. »Schätzchen ...«, fing er leise an, wurde jedoch vom Kellner unterbrochen, der uns unser Frühstück brachte. »Wo hast du eigentlich geschlafen letzte Nacht? Du hättest doch ruhig bei mir schlafen können. Es wäre genug Platz da gewesen.«, versuchte ich geschickt das eigentliche Thema zu wechseln. »Nun ja, mitten bei unserem nächtlichen Gespräch bist du ziemlich schnell eingeschlafen. Du warst wohl erschöpfter, als wir beide dachten.« Wenn ich mich nicht irrte, strahlten seine Augen richtig, als er sich gerade daran zurückerinnerte. »Und na ja ... Ich hab mich dann durch‘s Fenster rausgeschlichen. Ich glaube, es wäre keine angenehme Überraschung für deine Eltern gewesen, wenn sie morgens einen wildfremden Typen im Zimmer ihrer siebzehnjährigen Tochter auffinden würden. Da habe ich doch lieber freiwillig in einem Hotel übernachtet.« Dabei griente er verschmitzt. »Ach so ... Natürlich.« Ja, meine Eltern gab es da natürlich auch noch. Daran hatte ich im ersten Moment überhaupt nicht gedacht. Es hätte tatsächlich ein Donnerwetter gegeben, wenn mein Vater ihn in meinem Bett erwischt hätte. Himmel, das wollte ich mir gar nicht ausmalen! Gut, dass wenigstens einer von uns beiden so vernünftig war und daran gedacht hatte. Um meine Verlegenheit zu überspielen, nahm ich einen kleinen Schluck von meiner heißen Schokolade und mit einem »Aua! Heiß!« verbrannte mir prompt meine Zunge. Jammernd bemühte ich mich, meine Zunge irgendwie sofort zu kühlen, jedoch schlugen jegliche Versuche fehl. Er seufzte leicht. »Obwohl du jetzt ein großes Idol bist, steckt in dir immer noch die alte, tollpatschige Usagi.« Ich wollte gleich entrüstet etwas darauf entgegnen, doch seine Miene wurde mit einem Schlag wieder zärtlich. »Und das ist auch gut so.« Ich wurde sofort wieder ruhiger und spürte den brennenden Schmerz auf meiner Zunge kaum noch. Ich hatte schon immer dazu geneigt, mich leicht ablenken zu lassen. Und vor allem Seiya gelang dies spielend. »Soll ich pusten?«, fragte er mich lächelnd. Prüfend musterte ich ihn skeptisch. Er schien es tatsächlich ernst zu meinen. »Und wie soll das bitte funktionieren bei der Zunge?«, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue. »Also wenn du mich so direkt fragst ...« Als sein typisches Macho-Grinsen wieder zum Vorschein trat, fiel mir gleich ein, worauf er mit dieser Anspielung hinauswollte. Augenblicklich stieg mir die Schamesröte wieder ins Gesicht. Mit einem kurzen »Geht schon wieder.« widmete mich wieder etwas zu sehr dem Brötchen in meiner Hand. Bevor ein peinliches Schweigen zwischen uns folgen konnte, stellte ich ihm eine Frage, die mich eigentlich schon seit seiner Ankunft hätte beschäftigen sollen, sie nur in den Hintergrund gerückt war: »Sag mal Seiya ... Wie kommt es eigentlich, dass du gestern den Text des Liedes beherrscht hast? Ich habe ihn dir schließlich nicht gegeben. Und überhaupt: Seit wann bist du wieder auf der Erde?« Er nahm gemächlich einen Schluck seines Cappuccinos und stellte die Tasse danach elegant ab. »Ja, also das ist so: Ich bin schon vorgestern Abend zurück auf der Erde gelandet. Sofort nach der Ankunft wollte ich mich auf den Weg zu dir machen, doch da stieß ich zufällig auf Minako. Sie hielt mich davon ab, dir gleich an dem Abend einen Besuch abzustatten, denn ihr kam sofort die Iden, dass ich dich ja beim Konzert so überraschen könnte. Im nächsten Moment drückte sie mir schon das Liedblatt in die Hand und ich lernte es dann innerhalb eines Mittags. Es kam mir aber auch gelegen, denn die Ablenkung hatte ich bitter nötig. Es war schon unfassbar schwer, endlich wieder in deiner Nähe zu sein und trotzdem nicht zu dir zu können.«, erklärte er mir, während er nebenbei sein Brot mit Butter beschmierte. Aha, also hatte Minako da ihre Finger wieder im Spiel gehabt. Warum wunderte mich das im Nachhinein nicht? »Und außerdem habe ich einige Verszeilen verändert, nach meinen eigenen Empfindungen ... Fiel dir das nicht auf?«, fragte er mich neugierig, bevor er hungrig in sein Brot biss. Ich sah ihn verblüfft an, bevor ich seufzend zugab, dass mir das wirklich nicht aufgefallen war. »Du hast deinen Teil verändert? ... Nein, das habe ich wirklich nicht bemerkt. In diesem Moment war ich auch viel zu überrascht über dein Erscheinen. Es fiel mir ohnehin schon schwer genug, überhaupt meinen eigenen Text richtig zu singen ...« Er schmunzelte herzerwärmend. »Ja, dass du überrascht warst, hat man gesehen.« »Ja ja ... Hab ich mir fast schon gedacht.«, gab ich nur kichernd von mir und aß weiter. »Wie geht es eigentlich Yaten, Taiki und eurer Prinzessin? Wie haben sie es aufgenommen, als sie erfahren haben, dass du gehen willst? Und ist euer Planet inzwischen wieder vollständig aufgebaut?«, erkundigte ich mich nun auch über seine Freunde und Heimat. »Es geht ihnen allen sehr gut. Unser Planet ist vollständig wiederaufgebaut und ist schöner als je zuvor. Da haben wir mit gemeinsamen Kräften wirklich gute Arbeit geleistet. Und na ja, sie waren natürlich schon traurig darüber, als sie erfuhren, dass ich gehen wollte ... Aber sie hätten mich sowieso nicht zurückhalten können, also haben sie es akzeptiert. Außerdem war das ja kein Abschied für immer: Ich habe versprochen, dass ich sie sicher sehr bald mal besuchen komme. Und du wirst mich begleiten, das steht bereits fest!«, zwinkerte er mir zu. »Natürlich werde ich dich dann begleiten! Ich bestehe sogar darauf!«, gab ich grinsend zurück. Er nickte leicht. »Vielleicht kommen sie uns ja besuchen. Schließlich haben sie hier auch sehr gute Freunde gefunden und fühlen sich nach wie vor ebenfalls mit der Erde verbunden. Wir verbinden alle sehr schöne, unbezahlbare Erinnerungen mit der Erde.« Für die letzte Aussage schenkte ich ihm ein glückseliges Lächeln. »Da hast du Recht …« Und so neigte sich unser harmonischer Vormittag langsam dem Ende entgegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)