Career Only For Love (Teil 1) von Lina_Kudo (Karriere für die Liebe (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 13: A Disclosing Conversation ------------------------------------- Kapitel 13: A DISCLOSING CONVERSATION »Endlich verstehe ich dich und deine Gefühle …« *********************************************Rückblick********************************************* »Seiya ...«, flüsterte ich kaum hörbar, und da überkam es mich. Die Tränen flossen wie Sturzbäche meinen Wangen runter. Es grenzte sowieso an ein Wunder, wie ich mich bis zu diesem Moment zurückhalten konnte. Alle Gefühle, die sich in letzter Zeit bei mir Reihe gestanden hatten - all meine Sehnsucht nach ihm, meine Schmerzen, meine Leiden und allen voran nun die grenzenlose Erleichterung und das pure Glück - fielen auf mich ein. Einladend breitete er seine Arme aus, und ich zögerte nicht, mich sofort in sie reinzuwerfen. Endlich. Endlich war ich dort, wo ich hingehörte. Ich spürte, wie sich mein Herz aus dem tiefen schwarzen Loch befreite. Wie er mein Herz aus dem Loch herausholte und dessen tiefe Wunden heilte. *********************************************Rückblick********************************************* »Darf ich dich nach Hause bringen, Schätzchen?«, fragte Seiya mich, nachdem das Konzert beendet war und alle Zuschauer inzwischen die Konzerthalle verlassen und sich bereits auf dem Heimweg befanden. Unerklärlicherweise waren auch meine Freundinnen ziemlich schnell verschwunden. Aber das störte mich eigentlich auch nicht sonderlich. Wahrscheinlich wussten sie, dass ich jetzt mit Seiya alleine sein wollte und erst einmal sowieso nur Augen für ihn hatte. Ich lächelte breit. »Was für eine Frage ...« Bevor wir losgingen, half mir Seiya noch in meinen langen Mantel. Er war schon immer ein Gentleman gewesen. Während des Weges redeten wir nicht viel. Das lag jedoch keinesfalls daran, dass wir zu wenig Gesprächsstoff und uns nichts zu sagen hatten. Der eigentliche Grund war, dass ich einfach nicht wusste, wo ich anfangen sollte. Ich hatte so viele Fragen an ihn und musste erst einmal überlegen, was ich ihn als Erstes löchern könnte. Und ich war mir sicher, dass es ihm in dieser Situation nicht anders ging. Aber ein langes Gespräch war sowieso nicht angebracht, denn wir befanden uns mitten in der Stadt, die prall gefüllt war. Kein Wunder, denn schließlich war es Freitagnacht. Aber das war mir eigentlich ganz recht, denn durch die vielen Menschenmassen, die größtenteils mit sich selbst beschäftigt waren, wurden wir nicht so schnell erkannt. Auch Seiya war natürlich trotz seiner längeren Abwesenheit immer noch kein ungeschriebenes Blatt. Daher gab es sicher ein paar Leute, die wirklich einmal stutzig wurden. Doch bis sie sich umdrehen oder uns ansprechen konnten, waren wir schon in der Menge verschwunden. Obwohl es um uns herum alles Andere als leise war, konnte ich alles um uns herum ausblenden und meinen eigenen Gedanken nachhängen. Ich konnte es immer noch nicht so recht fassen, dass Seiya nun wirklich wieder hier war. Es erschien mir alles zu unrealistisch. Einfach viel zu schön, um wahr zu sein. Es war keinesfalls so, dass wir gleich eng umschlungen durch die Straßen schlenderten. Eine gewisse Distanz gab es schon noch zwischen uns, sowohl auf physischer Basis als auch auf emotionaler. Es würde schon eine gewisse Zeit brauchen, bis wir uns erst einmal an die Anwesenheit des anderen gewöhnen beziehungsweise überhaupt realisieren konnten. Für mich zumindest. Als wir gemeinsam um die Ecke abbogen, wurde es ruhiger. Gleichzeitig kam ich wieder in die wirkliche Realität zurück, da es in dieser Gasse wirklich nur ihn und mich gab. »Hm ...«, gab er kurz von sich, und ich linste sofort zu ihm hoch. Verträumt schaute er zum Himmel hoch. »Was ist?«, fragte ich ihn gleich neugierig. »Es kommt mir so vor, als ob die Sterne hier von der aus Erde viel leuchtender und intensiver strahlen als von unserem Heimatplaneten. Es kann aber natürlich auch sein, dass ich mir das nur einbilde.« Dabei sah er mir plötzlich tief in die Augen mit einer Zärtlichkeit, die mir abermals den Atem raubte. Sollte mir diese Aussage etwas sagen? Ich runzelte ratlos die Stirn. Ich wurde einfach nicht schlau aus ihm. Inzwischen waren wir vor meinem Haus angekommen und blieben synchron stehen. »W- Willst du vielleicht noch reinkommen?«, fragte ich ihn nach einer Weile etwas verlegen. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Willst du wirklich? J- Ja, a- also ... ich hab nichts dagegen, aber brauchst du nicht deine Ruhe nach dem Konzert? Und deine Eltern werden bestimmt auch nicht begeistert sein, wenn du einen wildfremden Typen nachts mit zu dir nach Hause nimmst.«, meinte er etwas stotternd und wurde etwas rosa um die Wangen. Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen bei diesem süßen Anblick. »Meine Eltern werden nichts bemerken. Sie sind schon längst im Bett. Und außerdem brauche ich nicht meine Ruhe. Warum denkst du, habe ich überhaupt gesungen, hm?« Ich wartete gar nicht erst auf seine Antwort, sondern schob ihn gleich zum Hauseingang vor. Ich hatte schon viel zu lange auf ihn warten müssen. So leise wie es nur möglich war schloss ich die Tür auf. Zwar waren die Schlafzimmer ziemlich weit von der Haustür entfernt, doch ich wollte trotzdem kein unnötiges Risiko eingehen. Der Preis dafür wäre viel zu hoch. Leise schlichen wir uns in mein Zimmer. Ich ging schnell zu meinem Kleiderschrank und holte meine Schlafsachen heraus. »Mach es dir hier schon mal bequem. Ich mach mich nur schnell fertig. Willst du vielleicht etwas trinken?«, fragte ich Seiya leise, der sich gerade in meinem Zimmer umsah. »Ist gut, lass dir ruhig Zeit damit. Ähm, ein Glas Wasser vielleicht, wenn es dir keine großen Umstände macht.«, antwortete er mit einem schwachen Grinsen. Ich musste innerlich aufseufzen. Wie sehr ich dieses Grinsen doch vermisst hatte ... Nach einer Viertelstunde kam ich in einem niedlichen orangefarbenen Häschen-Pyjama gekleidet, mit offenen Haaren und zwei Gläsern Wasser in mein Zimmer zurück. Ich schluckte kurz, als ich ihn erblickte. Seine bloße Erscheinung brachte mich beinahe um den Verstand. Seine Hände in den Hosentaschen vergraben stand er gerade mit dem Rücken zu mir. Er sah einfach so gut aus. Selbst aus dieser Perspektive. So ... göttlich ... Ein anderes Wort war diesem Anblick nicht gerecht. Nicht einmal annähernd. Er drehte sich nicht um. Hatte er etwa gar nicht bemerkt, dass ich mich inzwischen wieder im Zimmer befand? Auf Zehenspitzen ging ich auf ihn zu und als ich unmittelbar hinter ihm stand, sah ich, dass sein Blick wie hypnotisiert nach unten gerichtet war. Ich folgte seinem Blick und sah direkt in das einzige gemeinsame Foto von Seiya und mir, welches auf meinem Nachttisch stand. »Seiya?« Wie von der Tarantel gestochen drehte er sich zu mir um. »Gott hast du mich erschreckt!«, kam es atemlos von ihm. Bei der Betrachtung seines erschrockenen Gesichts musste ich unwillkürlich lachen. Ich lachte tatsächlich von Herzen. Es war schon so lange her, dass ich mich bis dato gar nicht mehr daran erinnerte, wie es sich anfühlte, so unbeschwert zu sein. Und dabei war ich mir phasenweise schon fast sicher gewesen, dieses ehrliche und offenherzige Lachen schon längst verlernt zu haben. Seiya hatte mir mein Lachen genommen, doch mir mit seiner Rückkehr auch wieder zurückgegeben. Dafür war ich ihm so unendlich dankbar. Allein seine Rückkehr ließ mich all meine Pein der letzten Zeit lückenlos vergessen. »Haha, sehr witzig«, meinte er darauf nur trocken, doch seine leicht eingeschnappte Miene wandelte sich in der nächsten Sekunde wieder in ein Lächeln um. »Tut mir leid, aber du hättest dich mal sehen sollen!«, entschuldigte ich mich immer noch lachend, drückte ihm sein Glas Wasser in die Hand, stellte mein eigenes auf den Nachttisch ab und setzte mich auf die innere Hälfte des Bettes. Ich blickte erwartungsvoll zu ihm hoch und bekam von ihm nur einen fragenden, zögernden Blick. »Du kannst dich ruhig neben mich setzen. Ich beiße schon nicht!«, forderte ich ihn seufzend und zugleich neckend auf. Ein selbstgefälliges Grinsen umspielte seine Lippen, welches mein Herz ganz nebenbei wieder zum sekundenlangen Stillstand brachte. Oder war doch eher das Gegenteil der Fall, dass mein Herz plötzlich wie verrückt gegen meinen Brustkorb hämmerte? Oder ging beides nahtlos ineinander über? Ich konnte es gar nicht deuten. Es fühlte sich irgendwie alles gleich an. In diesem Moment spürte ich da keinen Unterschied. »Selbst das würde mich nicht davon abhalten.«, äußerte er sich frech und setzte sich neben mich auf mein Bett. Nachdem er einen Schluck aus seinem Glas getrunken hatte und es ebenfalls auf den Nachttisch positioniert hatte, folgte ein ernstes, längeres Schweigen. In dieser Ruhe beschäftigte ich mich damit, alle meine Fragen an ihn sinnvoll einzuordnen. »Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich so lange auf mich habe warten lassen ...«, durchbrach er die Stille endlich. Ich schaute gleich zu ihm und wollte gerade etwas darauf erwidern, doch seine tiefblauen wunderschönen Augen verrieten mir, dass ich ihm erst einmal nur zuhören sollte. Nun wandte er mir seinen ganzen Oberkörper zu, bevor er weitersprach. »Ich hörte deine Botschaft schon sehr lange. Du erreichtest mich bereits bei deinem allerersten Konzert. Sie überwältigte mich wirklich, denn ich hätte wirklich nicht im Traum damit gerechnet, dass du mich zu dir zurückrufen würdest, wo du doch so glücklich mit Mamoru zu sein schienst. Die Erkenntnis, dass du mich dringender als jeden anderen brauchtest ... Dieses Gefühl war einfach ...« Er suchte nach dem richtigen Wort, bis er es schließlich auch fand: »... unbeschreiblich. Mein Glück war aber auch mit einer gewissen Wehmut verbunden, denn ich konnte dir einfach nicht antworten ... Zu groß war mein Pflichtbewusstsein gegenüber der Prinzessin und meinem Planeten. Ich konnte doch nicht einfach meinen Planeten ein weiteres Mal im Stich lassen. Schon damals, als ich gesehen hatte, wie sehr du und die anderen euch für die Erde aufgeopfert hattet, hatte ich Reue verspürt, dass wir damals unserem eigenen Planeten einfach den Rücken gekehrt hatten. Man merkt es mir vielleicht nicht sofort an, aber ich war immer ein sehr loyaler und verantwortungsbewusster Diener. Mein einziger Lebensinhalt musste darin bestehen, unseren Planeten und die Prinzessin mit meinem Leben zu beschützen. Ohne sie sollte mein Leben so gut wie wertlos sein. Meinen eigenen Bedürfnissen durfte ich nicht nachgehen; sonst wäre ich wohl damals schon hiergeblieben und hätte um deine Liebe gekämpft bis zum bitteren Ende. Auch wenn ich mich dann mit Mamoru angelegt hätte – davor hätte ich mich nicht gescheut. Es ist schlicht und einfach gegen meine Natur, zu verlieren, und daran hat sich bis heute nichts geändert: Ich hasse es, zu verlieren.« Er grinste warm während seiner letzten Aussage. Mein Herz schlug immer schneller beim letzten Teil. Schon allein seine Stimme machte mich verrückt, geschweige denn von dem Inhalt, den er von sich gab. Er schenkte mir ein trauriges Lächeln, bevor er wieder mit einer etwas ernsteren Miene fortfuhr. »Aber wie gesagt, eigene Bedürfnisse und Wünsche waren fehl am Platz. Und so musste ich versuchen, mein immer weiterwachsendes Verlangen nach dir zu zügeln. Es, so unmöglich es auch erscheinen mochte, im Zaum halten. Ich wollte sogar deine ganzen Botschaften ignorieren, sie nicht zu mir durchdringen lassen, aber es ging einfach nicht: Du verfolgtest mich sowieso schon Tag und Nacht in meinen Gedanken und Träumen. Da war es schier lächerlich, überhaupt den Versuch zu starten, deine realen Botschaften auszublenden. Nach einiger Zeit gab ich es auch auf, mich gegen die Nachrichten zu wehren und ließ sie zu. Obwohl ich mit größter Anstrengung versuchte, mich mit harten Trainingseinheiten und Kämpfen abzulenken, gelang es mir nicht. Der Wunsch, dich zu sehen, wuchs ins Unermessliche. Es fiel mir immer schwerer, meine immer stärker werdenden Gefühle für dich unter Kontrolle zu halten. Es wurde immer unerträglicher. Es gab sehr viele Momente, wo ich verdammt nahe dran war, mein Pflichtgefühl einfach über Bord zu schmeißen und zu dir zurückzukehren. Diese Sehnsucht nach dir wurde irgendwann so stark, dass ich dir endlich eine Antwort gab, auch wenn mir bewusst war, dass dir diese Antwort wohl das Herz brechen würde. Aber ich durfte keine Botschaften mehr von dir erhalten. Denn wenn das so weitergegangen wäre, hätte ich wirklich für nichts garantieren können. Dann hätte früher oder später doch mein Herz die Oberhand gewonnen und ich hätte wirklich alles hingeschmissen, was ich ja nicht zulassen durfte. Aber dass sich meine Antwort wirklich so verheerend auf dich auswirken würde, daran dachte ich Vollidiot natürlich nicht ...« Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich sah, wie sein Gesicht nach jeder Sekunde noch schmerzerfüllter wurde als in der vorherigen. Er wusste also Bescheid? Über alles? Gerade wollte ich ihn danach fragen, doch er bedeutete mir mit einem Kopfschütteln, zu schweigen und weiterhin nur zuzuhören. »Wie geplant bekam ich danach auch wirklich nichts mehr von dir zu hören. Ich hätte mich freuen sollen, hätte erleichtert sein sollen - doch das war ich keinesfalls. Im Gegenteil: Es wurde noch schlimmer, als ich nichts mehr von dir hörte. Viel schlimmer. Denn als du mir noch Botschaften gesendet hattest, war ich wenigstens im Bilde gewesen über deine Verfassung. In der Zeit, in der ich gar nichts mehr von dir hörte, wusste ich logischerweise nicht genau, wie es dir ging. Die Ungewissheit, ob es dir gerade gut ging oder nicht, machte mich mindestens genauso wahnsinnig wie die Sehnsucht. Also traf es mich gleich doppelt, denn nur, weil ich keine Botschaften mehr von dir erhielt, hieß ja noch lange nicht, dass die Sehnsucht mit den Botschaften verschwunden war. Also traf es mich gleich doppelt, denn nur, weil ich keine Botschaften mehr von dir erhielt, hieß ja noch lange nicht, dass die Sehnsucht mit den Botschaften verschwunden war. Diesmal herrschten jedoch deshalb noch erschwertere Bedingungen, weil neben der Sehnsucht, die sowieso schon schlimm genug war, jetzt auch noch die quälende Ungewissheit hinzukam. Es war also auch für mich alles Andere als leicht. Wahrscheinlich war diese Phase sogar die schlimmste Zeit meines Lebens. Doch bald darauf kamen unerwartet Uranus, Neptun, Pluto und Saturn und retteten mich vor meinem endgültigen persönlichen Absturz.« Ich unterbrach ihn mitten bei seiner Erzählung. »Was? Haruka, Michiru, Setsuna und Hotaru waren auf deinem Planeten?«, fragte ich ihn ziemlich überrascht. Er nickte darauf nur lächelnd. »Ja, und besonders Haruka hat mich ziemlich in den Arsch getreten, aber gerade das habe ich wirklich gebraucht und bin ihr deswegen auch sehr dankbar. Aber sag ihr das bloß nicht!« Er zwinkerte mir vielsagend zu, wurde jedoch schnell wieder ernst. »Sie haben mir die Augen geöffnet; mir geraten, endlich auf meine wahren Gefühle zu hören und ihnen eine Chance zu geben. Sie haben mir mein wahres, eigentliches Ziel vor Augen geführt: Nämlich, dich glücklich zu machen. Ja, das ist mein wahrer Lebensinhalt, ist es immer gewesen und wird es auch immer sein. Und das ist mir durch die vier endlich auch bewusst geworden. Sie haben mir den nötigen Mut gegeben, alles hinter mir zu lassen. Nur dank ihnen habe ich mich tatsächlich dazu überwunden, zurückzukehren. Den entscheidenden Stoß habe ich durch dieses ... Foto bekommen ... Und da wurde mir sofort klar, dass es dir nicht gut geht. Zwar hatte ich dann endlich die Gewissheit, aber das machte es mir keinesfalls leichter. Als ich dieses schreckliche Bild auf der Titelseite im ersten Moment erblickte, stand für mich sofort fest: ›Ich muss zurück!‹« Er hielt inne und schloss seine Augen. Seine Miene war von sichtbaren seelischen Schmerzen gezeichnet. Es tat mir weh, ihn so zu sehen. Ich litt mit ihm. Ich wollte nicht, dass er derartige Schmerzen erleiden musste. Er durfte sich nicht die Schuld an allem geben. Ich wollte ihn trösten und ich, sein schlechtes Gewissen nehmen, welches ihn innerlich aufzufressen schien, doch ich konnte nicht. Kein Wort kam aus meiner trocken gewordenen Kehle, die sich in dem Moment wie die Sahara anfühlte. Mal wieder fühlte ich mich total hilflos. Ich wusste sofort, dass er das Foto meinte, auf dem ich auf der kalten Schneewiese lag ... an jenem verhängnisvollen Abend ... Abrupt öffnete er seine blauen Augen wieder, und der Anblick, der sich mir gerade bot, ließ eiskalt mein Blut in den Adern gefrieren. Sein schmerzerfüllter, unendlich besorgter und auch vorwurfsvoller Blick. Ich weitete meine Augen, als ich ein leichtes Glitzern erkannte. Waren das Tränen? »Was war nur in dich gefahren? Du hättest sterben können; ist dir das überhaupt bewusst?! Was glaubst du, was dann aus mir geworden wäre, wenn es dich nicht mehr geben würde? Hast du mal daran gedacht?« Seine Stimme wurde immer eindringlicher, kratziger und letztendlich sogar heiser. Er musste sich sichtlich beherrschen, um nicht lauter zu werden. Sein Blick bohrte sich in meine Seele hinein. »Und weißt du, was das Schlimmste daran ist? Zu wissen, dass alles meine Schuld war ...« Am Ende handelte es sich nur noch ein bitteres Flüstern. Ich sah ihn nur weiterhin mit geweiteten Augen an. Brachte keinen Laut heraus. »Ich ...«, fing ich endlich hauchend an und räusperte mich. »Daran habe ich nicht gedacht ...«, gab ich dann etwas deutlicher zu und sah schuldbewusst zu Boden. »Davon gehe ich jetzt mal ganz stark aus, denn ich hoffe sehr, dass du es nicht getan hättest, wenn du daran gedacht hättest.« »Nein, das hätte ich dann wohl definitiv nicht ...«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Aber gib nicht dir die Schuld daran. Bitte …« »Da bin ich wirklich beruhigt, dass du es dann nicht getan hättest.« Ich traute mich wieder, ihn anzuschauen und erkannte erleichtert, dass er sein Lächeln wieder aufgesetzt hatte. Ja, wenn ich gewusst hätte, wie sehr er darunter leiden würde, dann hätte ich es natürlich nicht getan. Ich hätte es nicht einmal in Erwägung gezogen, denn ich wollte nicht, dass Seiya auch nur eine Sekunde lang unglücklich war. Die Vorstellung, ihn traurig zu machen, war schlimmer als jedes andere Gefühl. Aber was wusste ich denn schon? »Außerdem brauchst du dir gar nicht die Mühe zu machen: Ich allein bin schuld an deinem Leiden. Das wissen wir beide.« Seine Stimme war kaum zu hören, und doch hörte ich laut die tiefe Zerknirschung heraus. Es folgte ein betretenes Schweigen. »Nachdem ich deine Antwort damals erhalten hatte, fiel ich auch wirklich in ein tiefes Loch. Es erschien mir alles so sinnlos, so zwecklos. Es war mir plötzlich alles egal, alles gleichgültig ... Schon seit du mit Taiki, Yaten und eurer Prinzessin die Erde verlassen hattest, hatte ich so eine schwache Leere in meinem Herzen gespürt, doch hatte sie damals noch fälschlicherweise als unbedeutenden Abschiedsschmerz abgestempelt.« So öffnete ich mich auch und erzählte ihm meine ganze Geschichte. Dass es mit mir und Mamoru irgendwann endgültig in die Brüche gegangen war wegen diesen unüberwindbaren Differenzen und ich erst viel zu spät erkannt hatte, dass es hauptsächlich wegen ihm, Seiya, gewesen war, dass ich mich immer mehr und mehr von Mamoru abgewandt hatte. Auch offenbarte ich ihm schüchtern, dass er mich ebenfalls Tag und Nacht verfolgt hatte, meine Freundinnen das natürlich mitbekommen hatten und Rei mir dann endlich die Augen geöffnet hatte über meine wahren Gefühle. Jedoch erwähnte ich meine Liebe zu ihm noch nicht explizit in einem Satz. Natürlich war ich mir inzwischen ganz sicher, dass ich ihn mehr als alles Andere auf diesem Universum liebte, doch ich war nicht bereit, es ihm jetzt schon zu gestehen ... Noch nicht. Dafür war die Zeit noch nicht reif. Ich erzählte ihm weiter von unserer gemeinsamen Idee mit der Gesangskarriere und dass ich erst durch ihn darauf gekommen war, denn meine Freundinnen hatten besser und vor allem eher gewusst als ich, dass ich Seiya zum Glücklichwerden brauchte. Wie ich angefangen hatte, die Liedtexte zu schreiben. Ich berichtete von meiner Karriere und dem dazugehörigen Stress, von dem gerade er selbst natürlich ein Lied singen konnte. Schließlich hatte er die ganze Prozedur selbst auch schon vor gar nicht allzu langer Zeit durchgemacht. Und so unterhielten wir uns weiter. Ich fühlte mich einfach so wohl in seiner Nähe. So geborgen, sicher und beschützt. So ... geliebt. Die ganze Nacht lang sprachen wir »nur« über unsere Gefühle, unsere Empfindungen und unsere Emotionen der letzten achtzehn Monate. »Du, Seiya?«, fragte ich ihn auf einmal, obwohl ich mich gerade mitten bei der Erzählung über einen meiner Live-Konzerte befand. Eine sehr wichtige Frage war mir ganz plötzlich in den Sinn gekommen. »Ja? Was ist denn, Schätzchen?« »Du bleibst jetzt doch endgültig auf der Erde, oder?« Mit großen Augen blickte ich ihn an. Sein Blick wurde sofort zärtlich. Er hob seinen linken Arm hoch, nahm sanft ein paar meiner langen blonden Haarsträhnen und ließ sie langsam durch seine Finger hindurchgleiten. »Solange du es wünschst ... und es auch zu deinem Besten ist ...« Ich erwiderte sein zärtliches Lächeln etwas verlegen, aber mit der gleichen Zuneigung. Also hatten wir es nicht eilig - andere Gesprächsthemen hatten noch genügend Zeit. Wir hatten schließlich die Ewigkeit vor uns … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)