Career Only For Love (Teil 1) von Lina_Kudo (Karriere für die Liebe (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 12: Reunion Of Lovers ----------------------------- Kapitel 12: REUNION OF LOVERS »Bleibst du jetzt endlich für immer an meiner Seite?« *********************************************Rückblick********************************************* Erstmals schrieb ich sogar ein Duett und übte ihn auch fleißig mit Daisuke Ugurashi ein, der ebenfalls zurzeit ein sehr aktiver Sänger der japanischen Musikbranche war. Er war nicht viel älter als ich, zwanzig. Gut aussehen tat er auch, hatte eine athletische Figur, kurzes mittelbraunes Haar und tiefblaue Augen. Doch viel mehr nahm ich nicht zur Kenntnis. Er war mein Arbeitskollege – nicht mehr und nicht weniger. Und so verging die Zeit der harten Vorbereitung wie im Flug, bis der Tag des Konzertes anstand. Heute würde es vorbei sein ... Für immer ... *********************************************Rückblick********************************************* Schweren Herzens machte ich mich auf den Weg zur Konzerthalle, wo es in zwei Stunden beginnen sollte. Tief in mir wusste ich, dass ich durchaus immer noch hoffte ... Ich war nicht bereit, mit Seiya abzuschließen. Ich konnte einfach nicht. Doch dieses vorläufige Abschiedskonzert würde ich noch geben, denn vielleicht ... vielleicht hörte er mich ja ... Vielleicht. Ich seufzte. Ich wusste selbst, dass es schwachsinnig war, noch zu hoffen. Mein Kopf wusste das schon längst, aber mein Herz … leider nicht. Es wehrte sich noch strikt dagegen und wollte diese bittere Wahrheit nicht einfach so akzeptieren. Und ich war eben ein Mensch, der weniger auf seinen Kopf, sondern viel eher auf sein Herz hörte. Und mein Herz sagte mir, dass ich hoffen sollte ... dass ich meine Hoffnung aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen nicht aufgeben durfte. Mit dem großen Risiko, dafür später umso tiefer abzustürzen … Ich war ja schon immer eine unverbesserliche, hoffnungslose Optimistin gewesen. Doch dieser Optimismus grenzte in diesem Fall schon an schlichte Dummheit. Das musste ich mir selbst eingestehen. Und doch konnte ich nichts dagegen machen. Deswegen wusste auch niemand außer meinen Freundinnen, die ja diese Idee erst hatten entstehen lassen, dass es sich hierbei um ein Abschiedskonzert handelte. Diese kleine Lücke der Entscheidungsfreiheit wollte ich mir noch nicht nehmen lassen. Wenn ich wirklich bereit war, würde ich am Ende des Konzertes meinen Rücktritt ansagen. Ich wollte noch warten, wenn es so weit war. Denn ich war mir einfach noch zu unsicher. Und in meinem tiefsten Inneren wusste ich, dass ich längst nicht bereit war, mich zu verabschieden ... mich von ihm zu verabschieden. Ich war noch lange nicht stark genug, um ihn endgültig loszulassen. Und gleichzeitig hatte ich nicht die nötige Kraft und Energie dazu, diese Karriere noch weiter voranzutreiben. Ich befand mich damit in einem schwierigen Dilemma und wusste einfach nicht, was nun zu tun war. War mir nicht darüber im Klaren, was richtig oder was falsch war. Es war doch zum Haareausraufen! Ich traf mich dann ein letztes Mal vor dem Konzert mit Takumi auf der Bühne, um noch einmal ein paar Lieder durchzusingen als Generalprobe. Wenigstens hier lief alles ganz glatt. »Das wird wieder ein voller Erfolg werden!«, meinte Takumi sofort mit seinem grenzenlosen Optimismus. Ich stimmte untypischerweise nicht in seinen Enthusiasmus überein, sondern nickte nur ernst. Dieser Abend würde schwer werden. Sehr schwer ... Ein tiefer Seufzer entfuhr mir. Danach ging es in den Backstagebereich in meine Garderobe. Dort ließ ich mich wieder von den Stylisten und Visagisten für die bevorstehenden Auftritte zurechtmachen. Es war also wie immer, und doch spürte ich plötzlich, dass etwas anders war in dieser Atmosphäre ... Ich konnte dieses Gefühl nicht zuordnen, doch ich spürte, dass da etwas war ... Etwas Beruhigendes ... und Warmes ... Dass sich dieser Abend doch noch irgendwie unerwarteterweise zum Positiven entwickeln könnte ... Ja, da war sie wieder. Diese abwegige Hoffnung. Einfach nur albern. Lange betrachtete ich mich im Spiegel. Ich trug ein langes weißes Abendkleid, welches bis zu den Knien sehr figurbetont war, unten etwas weiter auseinanderging und bis zum Boden reichte. Die Träger waren durchsichtig und schleierartig und aus dem gleichen Material wie die zwei spaltenbreiten Stoffe im unteren, breiteren Teil des Kleides, sodass man trotz der Länge beim passenden Winkel die weißen Pumps sehen konnte. Alles also sehr schlicht, und so gefiel es mir auch am besten. Meine goldenen Haare wurden zwar wieder zu einer etwas aufwendigen Frisur hochgesteckt, doch auch das stand mir hervorragend. Dezentes Make-Up umspielte mein Gesicht. Es war immer meine oberste Bedingung gewesen, die Schminke immer einfach und unkompliziert zu halten. Ich wollte keine zentimeterdicke Schicht auf meinem Gesicht tragen und mich hinter dieser Maske verstecken. Ich wollte Usagi bleiben. Mal ganz abgesehen davon, dass starke Schminke auch gar nicht zu mir passte. Also trug ich nur wieder das Gewöhnliche: Leichtes Puder, roséfarbigen Rouge, schwarze Mascara und goldene Lidschatten passend zu dem goldenen Schmuck, den ich trug. Es handelte sich um eine glänzende Kette mit einem schönen Blumenmuster mit weißen kleinen Steinchen. Dazu gab es ein passendes Armband und golden schimmernde Ohrhänger. Ich wollte jetzt wirklich nicht eingebildet oder hochnäsig klingen, doch meine äußere Erscheinung hatte wirklich etwas Engelhaftiges an sich … »Na dann ... Los geht's!« Inzwischen stand ich auf der Bühne. Die Zuschauertribüne war wieder prall gefüllt, und wieder saßen alle meine Freundinnen in der ersten Reihe. Sogar Haruka, Michiru, Setsuna und Hotaru waren da, die mir ruhig und aufmunternd zulächelten. Rei und Minako neben ihnen waren dagegen sichtlich aufregt. Zu aufgeregt für meinen Geschmack. Sie konnten kaum mehr still sitzen und grinsten mich überbreit an. Daraus wurde ich jedoch nicht schlau. Was war nur mit ihnen los? Noch nicht einmal bei meinem allerersten Live-Konzert waren sie so dermaßen aufgeregt. Warum also heute? Wirklich nur, weil das hier mein letztes Konzert werden sollte? Ich konnte jedoch nicht länger darüber nachgrübeln, da ich schon ein Zeichen bekam, endlich zu beginnen. »Es freut mich, dass ihr alle wieder so zahlreich erschienen und mir treu geblieben seid trotz meiner einmonatigen, unangekündigten Pause. Es hat ja ziemlich viel Wirbel um mich in letzter Zeit gegeben, vor allem das unschöne Foto von mir ist dafür ja der Auslöser schlechthin gewesen. Ich kann dazu nur sagen, dass ich wirklich in einer persönlichen privaten Krise gesteckt habe. Es ist nicht der Druck oder der Stress des Musikbusiness gewesen, denn damit komme ich trotz meinen jungen siebzehn Jahren eigentlich ganz gut klar. Das sollte jetzt nicht eingebildet klingen; ihr sollt nur wissen: Ich fühle mich wirklich stark genug für dieses Geschäft. Also braucht ihr euch darüber wirklich keine Sorgen zu machen. Der wahre Grund für meinen Absturz liegt in meiner privaten Gefühlswelt. Näher möchte ich darauf nicht eingehen. Ich habe auch dieses Konzert in Erwägung gezogen, um mit meinen privaten Problemen hiermit endlich abzuschließen. Ich hoffe, ihr helft mir wieder tatkräftig dabei, wie ihr es bisher immer getan habt. Den ersten Song dieses Abends habe ich während dieser schwierigen Phase geschrieben. Dementsprechend ist sie auch mit viel Traurigkeit und Aussichtslosigkeit verbunden. Und im Gegensatz zu meinen anderen Liedern trägt dieses Lied keinerlei Hoffnung. ›I Have Nobody...‹« Damit kündigte ich das folgende Lied an. Gleich darauf ertönte das relativ schnelle Pianovorstück, gespielt von Takumi Tomoya. »An dem Tag, als du mich verlassen hast hast du auch mein mit Trauer überfülltes Herz mitgenommen. Hast unsere gemeinsame Vergangenheit, unsere Liebe und mich zurückgelassen. Und das wohl für immer ... Hast mich hier in dieser einsamen Gegend allein zurückgelassen. Ich habe niemanden, der mich liebt und der sich um mich sorgt. Ich bin ganz auf mich allein gestellt, denn du, mein einziger Lebensinhalt, hast mich verlassen. Ich bin ganz alleine ... Tränen der Liebe treten aus meinen Augen. Wir werden uns nie wieder so lieben wie früher ...« ~ Wir werden uns nie wieder so lieben wie früher ... ~ (Background) » Aber da ich für die Liebe lebe, so bin ich auch bereit, für die Liebe zu sterben ...« ~ Ich lebe nur für die Liebe, aber ich habe meine Liebe verloren ... ~ (Background) »Wenn das Herz vor unbändiger Sehnsucht nach der Liebe hemmungslos schreit, so gibt es keine Hoffnung mehr ...« ~ So gibt es keine Hoffnung mehr ... ~ (Background) »Mein Herz wird zergehen ... Es wird vor Sehnsucht irgendwann sterben ... Ich sitze immer noch alleine hier und warte immer noch auf deine Liebe. Es ist mir dabei egal, dass die Liebe inzwischen bitter oder sauer geworden ist ... Aber es gibt keine Hoffnung mehr … Mein Herz wird irgendwann daran sterben ...« ~ Es gibt keine Hoffnung mehr – Mein Herz wird irgendwann daran sterben ... ~ (Background) »Die Liebe, die du mir damals geschenkt hast ... Wo ist sie geblieben? Wo ist sie jetzt? Wohin hast du sie gebracht? Warte und hoffe vergebens, dass sie zurückkehrt ... Tränen der Liebe treten aus meinen Augen. Wir werden uns nie wieder so lieben wie früher ...« ~ Wir werden uns nie wieder so lieben wie früher ... ~ (Background) »Aber da ich für die Liebe lebe, so bin ich auch bereit, für die Liebe zu sterben ...« ~ Ich lebe nur für die Liebe, aber ich habe meine Liebe verloren ... ~ (Background) »Wenn das Herz vor unbändiger Sehnsucht nach der Liebe hemmungslos schreit, so gibt es keine Hoffnung mehr ...« ~ So gibt es keine Hoffnung mehr ... ~ (Background) »Dein Herz wird zergehen ... Es wird vor Sehnsucht irgendwann sterben ... Ich sitze immer noch alleine hier und warte immer noch auf deine Liebe. Es ist mir dabei egal, dass die Liebe inzwischen bitter oder sauer geworden ist ... Aber es gibt keine Hoffnung mehr … Mein Herz wird irgendwann daran sterben ...« ~ Es gibt keine Hoffnung mehr – Mein Herz wird irgendwann daran sterben ... ~ (Background) »Wenn das Herz vor unbändiger Sehnsucht nach der Liebe hemmungslos schreit, so gibt es keine Hoffnung mehr ...« ~ So gibt es keine Hoffnung mehr ... ~ (Background) »Es ist mir dabei egal, dass die Liebe inzwischen bitter oder sauer geworden ist ... Aber es gibt keine Hoffnung mehr – Mein Herz wird irgendwann daran sterben ...« ~ Es gibt keine Hoffnung mehr … Mein Herz wird irgendwann daran sterben ... ~ (Background) Das Publikum war begeistert. Es folgten Standing Ovations und ein Sturm ineinander geklatschter Hände. Mir kam das Lied sehr nahe, sodass sich wieder unkontrolliert Tränen in meinen Augen gesammelt hatten, während ich es gesungen hatte. Mit einem tapferen Lächeln fuhr ich gleich im Anschluss mit anderen Liedern fort, bis ich in der späten Nacht endlich zum letzten Lied kam. »Das Konzert neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu ... Den letzten Song habe ich ebenfalls in den schwärzesten Tagen meines Lebens geschrieben, aber im Gegensatz zu ›I Have Nobody‹ ist sie nicht so schwarz geprägt. Jedenfalls nicht in dem Sinne. Es beruht auf einer wahren Liebesgeschichte ... Einer tragischen Liebesgeschichte, die bis zum Schluss kein Happy End gefunden hat.« Ja, in diesem letzten Lied hatte ich noch einmal die schönen Empfindungen und Emotionen unserer Liebe zusammengefasst - als wunderschöne Erinnerung sozusagen. »Genießt noch ein letztes Mal: ›Tragical Lovestory‹!« Dass dies vielleicht mein letztes Konzert sein würde, sagte ich immer noch nicht. Ich war mir immer noch nicht sicher. Meinen Gesangspartner sagte ich absichtlich nicht an, denn das sollte eine Überraschung werden. Erst einmal musste ich mit vier Verszeilen beginnen. Erst danach würde er erst auf der Bildfläche auftauchen. Das Gekreische seiner weiblichen Fans konnte ich jetzt schon deutlich in meinen Ohren vernehmen. Ich schloss meine Augen, als die glanzvolle Melodie erklang. Sie war so wunderschön ... Langsam führte ich das Mikrofon in Richtung meiner Lippen. »Es war plötzlich und unvorhersehbar, als du in mein Leben tratst ... Es war alles so banal, unscheinbar und schien so alltäglich zu sein ... Und obwohl wir schnell wieder auseinandergegangen waren, hatte uns das Schicksal sehr bald wieder zusammengeführt.« Es begann im Publikum, wie es schon vorherzusehen war, laut zu kreischen. »Und doch merkte ich sofort, dass zwischen uns etwas ganz Besonderes war ... Zunächst war es Sympathie. Wir wurden sehr schnell, ohne es selbst zu bemerken, beste Freunde ... Doch meine Empfindungen entwickelten sich schon bald zu einem sehr viel stärkeren Gefühl ...« Ich erstarrte. Diese Stimme gehörte nicht Daisuke Ugurashi. Sie war viel sanfter, engelsgleicher. Sie berührte die innerste Faser meines Herzens, ohne sich großartig anzustrengen. Diese Stimme ... würde ich überall wiedererkennen ... Wie in Trance drehte ich mich nach hinten und riss schockiert meine Augen auf. Tatsächlich ... Dort stand er. Seiya ... Beinahe hätte ich meinen Einsatz verpasst. Zum Glück eben nur beinahe. Ich starrte weiter gebannt auf ihn, während ich weitersang. »Es war augenblicklich tiefe Sympathie, doch mehr ließ ich nicht zu. Mehr durfte ich nicht zulassen, denn mein Herz ... sollte einem anderen Mann gehören ... So hatte das ursprüngliche Schicksal über mich entschieden ...« Er hatte sich nicht viel verändert. Nein, ein wenig schon ... Er sah noch besser aus als früher. Seine klaren blauen Augen leuchteten noch intensiver. Seine blasse Haut, sein Gesicht war noch glatter. Seine langen, glänzend schwarzen Haare trug er aber immer noch zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er trug seinen eleganten, feuerroten Anzug, welcher ihm so wahnsinnig gut stand. Schon damals ... und heute noch mehr. Er war einfach so wunderschön, dass es schon verboten gehörte ... Er lächelte. Strahlte mich an. Mir wurde augenblicklich warm ums Herz. Wie sehr ich dieses warme Lächeln vermisst hatte. Wie sehr ich diese Augen vermisst hatte, in denen ich unendliche Liebe lesen konnte. Wie sehr ich ihn vermisst hatte ... Er sang weiter mit seiner sanften und zugleich so männlichen Stimme: »Ich wusste davon. Ich wusste von dem Schicksal mit dir und dem anderen Mann. Und doch konnte ich mich gegen meine aufsteigenden Gefühle nicht wehren. Ich habe mir keine Hoffnungen gemacht, denn mir war bewusst, dass es aussichtslos war.« Inzwischen war er endlich bei mir angekommen, denn ich hatte mich seit seinem Erscheinen keinen Millimeter rühren können. Es beanspruchte schon all meine Selbstbeherrschung, mich auf das Singen zu konzentrieren. Am liebsten hätte ich das Mikrofon einfach weggeschmissen und wäre ihm in die Arme gelaufen. Ja, das hätte eher meinem Verlangen entsprochen. In nächster Nähe erkannte ich, dass er noch ein ganzes Stück gewachsen war. Obwohl ich hohe Schuhe trug, war er mindestens einundhalb Köpfe größer als ich. Sein Lächeln formte sich zu einem leichten Grinsen, als er mir seine Hand anbot. Meine Knie wurden merklich weich. Es war das Grinsen, nach dem ich mich so sehr gesehnt hatte ... Dieses Grinsen, das nur er draufhatte. Sein persönliches Seiya-Grinsen. Etwas verlegen legte ich zaghaft meine freie Hand in seine. Ganz automatisch verschränkten sich unsere Finger ineinander. Auch als Zeichen der Sicherheit, denn ich hatte Angst, dass sich diese ganze Situation hier abermals als Traum und Trugbild entpuppen könnte, wenn er mich loslassen würde. Denn zugegeben: Alles war wahrscheinlicher, als dass er hier tatsächlich mit Leib und Seele direkt vor mir stand! In dem Moment, als sich unsere Hände berührten, durchzuckte mich ein angenehmer Blitz. Die Spannung zwischen uns ging mir sogar unter die Haut. Nein, das konnte ich mir doch nicht eingebildet haben? Zwar waren meine Träume am Ende sehr real geworden, doch so real …? Aus seiner Mimik konnte ich herauslesen, dass er den gleichen Blitz gespürt hatte. Wir verstanden uns auch ohne viele Worte. Das hatten wir schon immer getan. Und dann geschah das schier Unfassbare: Ich lächelte. Aber nicht, weil ich es musste. Denn es war nicht die Tatsache, dass ich überhaupt lächelte, was so unbegreiflich erschien. Ich lächelte, weil mir wirklich danach zu Mute war. Ich lächelte, weil ich glücklich war ... Ich hatte geglaubt, dieses Lächeln schon längst verloren zu haben … Gemeinsam sangen wir weiter den Refrain: »Und so geschah es: Wir hatten uns ineinander verliebt. Und doch wussten wir beide, dass diese Liebe keine Zukunft haben konnte. Nicht haben durfte. Und doch konnten wir uns auf Dauer nicht gegen unsere Gefühle wehren. Tief in unserem Inneren war die unbändige Liebe da, doch sie durfte nicht aufblühen. Sie durfte nicht wachsen. Sie durfte nicht gedeihen. Unsere Liebe hatte keinen Bestand ...« Während wir sangen, sahen wir uns mit unzähmbarer Leidenschaft tief in die Augen. Die Unsicherheit war längst verschwunden. Ich hatte inzwischen sogar richtig viel Spaß dabei, mit ihm auf der Bühne zu stehen und zu singen. Ich hatte Gefallen daran gefunden. All die Fragen, die mir im ersten Moment gekommen waren, hatte ich nach hinten verdrängt. Ich würde schon früh genug Antworten darauf bekommen. Es war mir auch egal, dass er mich so lange hatte warten lassen. Es war alles so unwichtig. Es war alles so egal. Denn das Wichtigste war, dass er nun hier war. Ja, er war wirklich hier. Bei mir. »Und dann warst du gegangen, hattest mich verlassen. Denn auch du musstest eine wichtige Aufgabe erfüllen. Doch zuvor hattest du mir noch deine wahren Gefühle offenbart. Aber ich hatte es nicht gekonnt, viel zu spät gestand ich sie mir ein ...« Ich brachte so viel Gefühl und Leidenschaft in dieses Lied hinein, und er tat es auch. Doch das war auch nicht allzu schwer: Das Lied stimmte vollkommen mit unseren wirklichen Gefühlen überein ... »Ja, ich verließ dich, weil ich eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hatte. Und ich wollte dich auch hinter mir lassen, dich vergessen ... Denn ich konnte es nicht ertragen, dich mit dem anderen Mann zu sehen ... Doch ich konnte dich nicht vergessen ...« Ich nahm kaum wahr, dass er den ursprünglichen Text nach seinen wahren Gedanken verändert hatte. Ich bekam diese Abweichungen kaum mit, denn sie hörten sich so echt an ... so richtig. Das war die reine Wahrheit, und nichts als die Wahrheit, was wir gerade zusammen sangen. »Ich vermisste dich ... so unendlich ... Ich bereute es zutiefst, mir erst nach deinem Weggang endlich meine wahren Gefühle eingestanden zu haben. Denn du warst weg, und ich wusste nicht, wo du warst. Mein Herz schrie vor Sehnsucht nach dir, doch du hörtest mich nicht ...« »Doch, ich hörte dich ... Doch ich versuchte, deine Hilferufe zu ignorieren. Wollte mich nicht mehr in dein Leben drängen. Wollte deine Zukunft nicht gefährden. Wollte dich glücklich sehen, und mit mir würdest du nicht glücklich werden ... So glaubte ich zumindest.« Und dann sangen wir wieder im Chor den Refrain: »Und so geschah es: Wir hatten uns ineinander verliebt. Und doch wussten wir beide, dass diese Liebe keine Zukunft haben konnte. Nicht haben durfte. Und doch konnten wir uns auf Dauer nicht gegen unsere Gefühle wehren. Tief in unserem Inneren war die unbändige Liebe da, doch sie durfte nicht aufblühen. Sie durfte nicht wachsen. Sie durfte nicht gedeihen. Unsere Liebe hatte keinen Bestand ...« Und ein weiteres Mal erklang der Refrain synchron aus unseren Lippen. Bis es zum letzten Teil ging, welches wir ebenfalls gemeinsam sangen ... »Wie soll es nun mit uns weitergehen? Werden wir endlich wieder zueinander finden? Werden wir endlich zusammen glücklich werden dürfen? Das Schicksal wird es entscheiden ...« Das Ende des Liedes hatte ich absichtlich offengelassen beim Schreiben. Ich wollte kein endgültiges Ende, denn nach einem endgültigen Ende hätte ich nicht mehr weiter hoffen können. Ja, nicht nur beim Konzert hatte ich mir ein Hintertürchen freigelassen. Wir starrten uns immer noch tief in die Augen und bekamen den tosenden Applaus überhaupt nicht wahr. Unsere Hände waren immer noch ineinander verschränkt. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben und als ob nur wir beide existieren würden. »Du bist noch viel schöner als ich dich in Erinnerung gehabt habe, Schätzchen ...«, sprach er sanft. Ich zuckte zusammen. Da war es endlich wieder. Der Klang des Wortes »Schätzchen« auf seinen Lippen, durch seine überirdisch schöne Stimme zu hören ... Ich konnte mir keinen schöneren Klang auf dieser Welt vorstellen. »Seiya ...«, flüsterte ich kaum hörbar, und da überkam es mich. Die Tränen flossen wie Sturzbäche meinen Wangen runter. Es grenzte sowieso an ein Wunder, wie ich mich bis zu diesem Moment zurückhalten konnte. Alle Gefühle, die sich in letzter Zeit bei mir Reihe gestanden hatten - all meine Sehnsucht nach ihm, meine Schmerzen, meine Leiden und allen voran nun die grenzenlose Erleichterung und das pure Glück - fielen auf mich ein. Einladend breitete er seine Arme aus, und ich zögerte nicht, mich sofort in sie reinzuwerfen. Endlich. Endlich war ich dort, wo ich hingehörte. Ich spürte, wie sich mein Herz aus dem tiefen schwarzen Loch befreite. Wie er mein Herz aus dem Loch herausholte und dessen tiefe Wunden heilte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)