Career Only For Love (Teil 1) von Lina_Kudo (Karriere für die Liebe (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 11: A Farewell Concert? ------------------------------- Kapitel 11: A FAREWELL CONCERT? »Soll ich es wirklich noch ein letztes Mal wagen?« *********************************************Rückblick********************************************* Ein schwerer Dolch durchbohrte langsam sein Herz. Mit blankem Entsetzen starrte er mit weit aufgerissenen Augen auf das Foto. Konnte sich von diesem Bild nicht losreißen, obwohl er das Gefühl hatte, diesen Anblick keine Millisekunde länger ertragen zu können. Doch wegschauen konnte er auch nicht. »Schätzchen ...«, flüsterte er schmerzerfüllt und fuhr zaghaft über ihr Gesicht. Nach einer ganzen Weile des Schocks schaffte Seiya es endlich, zu den vier ihm gegenüber Sitzenden aufzublicken. »Sie braucht dich. Und zwar dringend.« *********************************************Rückblick********************************************* Es war die allerschlimmste Zeit meines Lebens, die ich gerade durchstehen musste. Ich war kaum noch eine Minute alleine. Im eigentlichen Sinne. Zwar war immer jemand bei mir, doch in meinem Inneren war ich stets alleine. Nein, nicht bloß alleine: Ich war ... einsam ... Nachdem Haruka und Michiru mich zu Rei gebracht und ihr alles erzählt hatten, hatten sich alle darauf geeinigt, mich keine einzige Minute mehr aus den Augen zu verlieren. Das schienen jede Einzelne von ihnen sehr ernst zu nehmen. Dies sah man schon allein an der Tatsache, dass es ihnen wirklich irgendwie gelungen war, meine Eltern dazu zu überreden, mich für eine Zeit lang bei Rei aufzunehmen. Aber ich kannte sie ja: Wenn sie etwas machten, dann richtig. Okay, ich konnte es schon nachvollziehen, dass sich meine Freundinnen Sorgen um mich machten: Schließlich befand ich mich geistig irgendwo in einer Zwischendimension zwischen Leben und Tod. Zwar schlug mein Herz noch und ich atmete, doch ich lebte nicht mehr wirklich. Ich tauschte hin und wieder mit Rei und den anderen ein paar Worte aus, doch nur, wenn es wirklich nötig war. In der restlichen Zeit war ich tief in meiner eigenen Welt gefangen. Normalerweise ließ ich mich nicht so gehen. Eigentlich nahm ich immer all meine Kraft zusammen, um meinen Lieben keine Sorgen zu bereiten. Doch nicht einmal dazu hatte ich noch die Energie und den Willen. Den Willen, ihnen weiter etwas vorzumachen. Ihnen eine heile Welt vorzugaukeln, die schon lange für mich gestorben und in unerreichbare Ferne gerückt war. Und ich schaffte es auch nicht mehr, selbst wenn ich es gewollt hätte. Ich hatte … aufgegeben. Deswegen bekam ich auch nur sehr oberflächlich mit, dass nun in ganz Japan über mich gesprochen wurde, vor Reis Tempel Tausende von Presseleuten auf mich lauerten und ich in jeder Boulevard-Zeitung zu sehen war – und das nicht unbedingt von meiner schönsten Schokoladenseite. Der »erbärmlichste und lebloseste Moment meines Lebens« traf es wohl viel eher. All das kriegte ich nur sehr vage mit, oder treffender ausgedrückt: Mich interessierte das alles einfach nicht. Es erschien mir alles so gleichgültig. So unwichtig. Es würde mich nicht einmal mehr jucken, wenn jetzt die Welt untergehen würde. Mein einziges Leben war nur noch ein gigantischer Scherbenhaufen. Einfach sinnlos. Zum Wegwerfen geeignet. Klar, es ging um mich, doch es ging doch immer nur um mich in den Medien! Und zugleich sprachen die Leute von einer ganz anderen Person, weil sie mich im Grunde genommen doch gar nicht wirklich kannten. Sie unterhielten sich über mich, als ob sie meine Persönlichkeit besser als ihre eigene Westentasche kennen würden. Aber in Wahrheit wussten sie absolut nichts. Gar nichts. Sie wussten nicht, warum ich vor drei Wochen wie ein Häufchen Elend auf der Wiese gelegen hatte. Die Theorie, die sie dazu hatten, war, dass ich wohl als junges kleines Mädchen dem harten Druck des Business nicht mehr standhalten konnte. Oder dass ich mir vielleicht sogar aus einer Notsituation heraus Ecstasy, Speed und Marihuana eingeworfen hatte und mir deswegen mitten auf der Straße so kotzübel geworden war. Doch was waren das schon? Nicht mehr als fadenscheinige Vermutungen, Behauptungen und Gerüchte! Niemand konnte das beweisen, weil es eben einfach nicht der Wahrheit entsprach! Aber kaum kam ein Idiot daher und stellte solche witzlosen Behauptungen auf, und schon glaubte ihm jeder, weil sie keine andere Begründung für meine damalige Verfassung parat hatten. Gab es irgendeine Person, die einmal auf den Gedanken kam, wie es wirklich abgelaufen sein könnte? Nein, wie sollten sie auch. Sie kannten mich ja nicht. Womit ich wieder bei meiner alten These angelangt wäre: Sie wussten überhaupt nichts über mich. Es war ein ewiger Teufelskreislauf. Sie wussten nicht, warum mein Herz in ein tiefes Loch gefangen war. Sie kannten den Grund nicht. Und doch konnte ich ihnen auch keine Vorwürfe machen. Schließlich konnten sie nichts für ihre Ahnungslosigkeit. Sie konnten nichts dafür, dass es für Seiya und mich niemals eine Zukunft geben würde ... Und es war ja nicht so, dass ich die Menschen, die solche Behauptungen aufstellten, verachtete. Ich verachtete niemanden. Nicht meine Fans. Nicht meine Feinde. Nicht die Leute von der Presse. Ich hasste gar niemanden. Ich liebte jeden einzelnen Bewohner auf dieser Erde hier, sonst hätte ich sie nicht jahrelang beschützt ... Es war nämlich in erster Linie Liebe, kein Pflichtbewusstsein, was mich dazu veranlasst hatte, meine Missionen zu erfüllen. Und auch wusste ich, dass es unfair ihnen gegenüber war, den Schmerz meiner verschmähten Liebe an ihnen auszulassen. Nichtsdestotrotz konnte ich nicht verhindern, dass sich bei mir allein beim Gedanken an die Presse eine gewisse Entrüstung anstaute. Klang widersprüchlich – war es auch. Doch ich kümmerte mich nicht weiter darum. Warum sollte ich denn auch? »Usagi, das geht so einfach nicht mehr weiter!«, brach Rei plötzlich das Schweigen zwischen uns, als sie, Ami, Makoto, Minako und ich in meinem vorübergehenden Zimmer im Tempel saßen. Ich schaute zaghaft zu ihr auf. Mit der Gleichgültigkeit in den Augen, die ich schon seit jenem Tag hatte. Und doch war ein leiser Hauch von Überraschung über ihren so energischen Tonfall dabei. Ein Hauch, der in meinen Freundinnen anscheinend neue Hoffnung aufkeimen ließ. »Usagi ... Wir können einfach nicht mehr weiter tatenlos dabei zusehen, wie von Tag zu Tag ein kleines Stück in dir stirbt! Klar, Seiya ist wirklich der Traummann schlechthin gewesen, aber kein Typ auf der Welt ist es wert, dass du dich wegen ihm so gehen lässt! Akzeptiere bitte einfach, dass er nicht zurückkehren kann. Und verstehe ihn bitte, denn er hat bestimmt seine guten Gründe. Wir wissen schließlich alle, dass du ihm auch sehr wichtig bist! Aber er hat auch Pflichten auf seinem Planeten, und so verantwortungsbewusst, wie er nun einmal ist, lässt er sie bestimmt nicht Hals über Kopf hinter sich. Und außerdem heißt das doch nicht, dass ihr keine Freunde mehr seid. Du kannst ihn doch besuchen! Gemeinsam mit Haruka, Michiru, Setsuna und Hotaru klappt das bestimmt! Aber bitte fang endlich wieder an zu leben! Ich bitte dich!«, der letzte Satz klang fast schon flehend, und diesen Tonfall ausgerechnet bei Rei zu hören hinterließ mir eine unangenehme Gänsehaut. »Du fehlst uns ...« Ich sah tief in ihre Augen. Sie strahlten pure Verzweiflung aus. Wie groß musste ihre Sorge um mich sein? »Es tut mir leid, dass ihr meinetwegen so leiden müsst ...«, entschuldigte ich mich kleinlaut und blickte betroffen zu Boden. Ami wollte gerade etwas sagen, doch ich unterbrach sie mit einer kleinen Handbewegung. Es war an der Zeit, wieder richtig mit meinen Freundinnen zu reden. Das war ich ihnen schuldig für all die Umstände und Sorgen, die ich ihnen in letzter Zeit bereitet hatte. »Es ist wirklich schön, dass ihr mich alle aufheitern wollt ... Ich möchte nochmal auf Reis Vorschlag zurückkommen. Nämlich, dass ich Seiya ja besuchen könnte ... Ich ... Ich kann nicht zu ihm, jedenfalls nicht jetzt. So sehr ich es auch will, so sehr mein Herz vor Sehnsucht nach ihm schreit, so sehr mein Herz von ihm aus dem tiefen schwarzen Loch gerettet werden will ... Ich kann nicht ... Ich kann ihm jetzt nicht mit dem Wissen gegenüberstehen, dass es für uns keine gemeinsame Zukunft geben wird. Und da ich ja nicht ewig auf Euphe bleiben kann, werden sich unsere Wege auch sehr bald wieder trennen, versteht ihr? Es tut so weh, nun zu wissen, dass wir niemals für eine lange Zeit einfach nur zusammen sein können ... Ich kann diesen Gedanken einfach nicht ertragen.« Das war das erste Mal seit diesem verhängnisvollen Ereignis auf dem Grasteppich, dass ich mich meinen vier Freundinnen so öffnete. Es war ein merkwürdiges, aber zugleich auch sehr befreiendes Gefühl. Ein betretendes Schweigen folgte. Was hätten sie darauf auch großartig sagen sollen? »Aber du musst wirklich mal wieder raus! Du musst über ihn hinwegkommen Usagi! Wir wollen doch nur das Beste für dich und dich wieder lächeln sehen!«, fügte Makoto einfühlsam hinzu. Sie kannte Liebeskummer nur allzu gut durch ihren Exfreund. »Wie soll ich denn glücklich sein? Wie denn ohne meine bessere Hälfte? Ohne ihn bin ich nicht ganz, nicht vollkommen, versteht ihr? Und ein unvollkommener Mensch kann einfach nicht glücklich werden ...«, wandte ich energisch ein, wurde immer monotoner und starrte abwesend durch das Fenster. »Aber Usagi, das kannst du doch nicht einfach so kampflos hinnehmen ...«, versuchte Ami mich auf den für sie alle richtigen Weg zu lenken, bevor sich Minako aufgeregt einschaltete. »Ich hab eine geniale Idee! Wie wäre es, wenn du wieder ein Konzert gibst?« Wir alle starrten sie fassungslos an. Hatte sie den Verstand verloren ...? Wie konnte sie mir das zumuten? In meinem momentanen Zustand? Und außerdem hatte ich doch nur gesungen, um ihm nahe sein zu können. Ich würde doch sofort zusammenbrechen auf der Bühne, wenn ich wieder an seine Antwort denken müsste. Das konnte einfach nicht gut gehen! »Nun schaut doch nicht gleich so!«, winkte Minako etwas verlegen ab. Mit einem Mal war sie wieder in Hochstimmung. Offenbar war sie sehr überzeugt von ihrer eigenen Idee. »Überlegt doch mal: Okay, Seiya hat dir geantwortet und gesagt, dass er nicht zu dir zurückkehren kann, aus welchem Grund auch immer. Doch du bist inzwischen ein groß gefeierter Star, ein wahres Teenie-Idol! Da kannst du deine Karriere doch nicht einfach so in der Luft hängen lassen! Das darfst du deinen Fans doch nicht antun! Klick doch nur mal auf deine Webseite oder schau mal in deine hunderttausend Fanbriefe im Postfach rein! Das werden sie dir niemals verzeihen, wenn du einfach so aufhörst! Und auch du selbst wirst es eines Tages bereuen. Du brauchst etwas, um alles zu einem richtigen Ende zu bringen. Um die ganze Sache vernünftig abzurunden. Mit dem Thema Seiya abschließen und dich gleichzeitig von deinen Fans verabschieden. Was ist da geeigneter als ein großes Abschiedskonzert? Und wie es danach aussieht, sehen wir schon! Vielleicht eine künstlerische Pause von ein paar Monaten oder Jahren, und dann kannst du ja wieder voll durchstarten mit einem Comeback, wenn du möchtest! Du kannst immer wieder zurück! Schließlich hast du es bis zur absoluten Spitze geschafft! Ich meine, neben dem Ziel, Seiya zu erreichen, hat dir die Gesangskarriere doch auch trotz Druck und Stress zumindest ein wenig Spaß gemacht, oder? Der Spaß ist nur sehr in den Hintergrund gerückt, weil du dich zu sehr auf Seiya fixiert hast. Wer weiß schon, was in zwei, drei Jahren ist? Vielleicht siehst du dann die Singerei tatsächlich als deine Berufung an?« Im Raum war es totenstill. Alle machten sich ihre eigenen Gedanken über Minakos zugegebenermaßen waghalsigen Vorschlag. Selbst ich dachte über diese Möglichkeit nach. »Die Idee klingt wirklich nicht schlecht ...«, begann Ami. »Ja, das ist wirklich ein durchaus guter Weg, mit allem abzuschließen.«, pflichtete Makoto ihr bei. Mit einem neuen Hoffnungsfunken blickte Rei mir direkt in die Augen. »Bitte mach es, Usagi! Es ist wirklich die allerbeste Gelegenheit! Tu es für uns, für deine Fans und auch für Seiya! Du musst dich richtig von ihm verabschieden ...« Es versetzte mir einen Stich ins Herz, als ich das hörte. Mit Seiya abschließen ... mich richtig von ihm verabschieden ... Es hörte sich so endgültig an, so unwiderruflich. Nach diesem Konzert würde also alles vorbei sein ... Würde es keinerlei Verbindung mehr zwischen uns geben ... Ich musste zugeben, dass selbst nach Seiyas trauriger Nachricht immer noch ein winziger Teil in mir Hoffnung getragen hatte. Sie war zwar vernachlässigbar klein gewesen, doch trotzdem vorhanden. Sie war der einzige schwache und zugleich so starke Halt für mich gewesen, denn ohne ihn wäre es wirklich zu Ende mit mir gewesen. Da wären alle noch so großen Mühen meiner Freundinnen völlig vergebens gewesen ... Doch nach diesem Abschiedskonzert würde auch dieser letzte Hoffnungsschimmer verschwinden. Und das machte mir Angst. Angst, dass ich danach wirklich ein für alle Mal abstürzen würde ... Aber wenn man es von der anderen Seite betrachtete, hatten sie wirklich Recht. Das war eine ideale Möglichkeit, alles zu einem runden Abschluss zu bringen. Außerdem könnte ich mich durch die Vorbereitung auf das Konzert auch sehr gut ablenken. »Gut, ich mach‘s!«, antwortete ich schlicht. Aus den Mienen entnahm ich, dass sie erst einmal das eben von mir Gesagte richtig realisieren mussten und es zunächst kaum glauben konnten. Doch im nächsten Moment sprangen sie freudestrahlend auf. »Gut, wir werden uns um alles kümmern!« »In zwei Wochen. Geht das in Ordnung?« Ich nickte zustimmend. »Ja, in zwei Wochen werde ich sicher noch das eine oder andere neue Lied mit meinem Produzenten und Manager erstellen können. Und zwei Wochen werden auch für eine passable Vorbereitung reichen.« Hoffentlich war mir Takumi, wie ich ihn mittlerweile nennen durfte, nicht allzu böse, weil ich ja seit Wochen nicht auf seine zahlreichen Anrufe reagiert hatte. Aber so, wie ich ihn einschätzte, war er nicht nachtragend. Und damit lag ich glücklicherweise richtig. Er legte auch sogleich einen Termin fest. Genau in fünfzehn Tagen würde das Abschiedskonzert stattfinden. Somit saßen wir auch gleich gemeinsam an neuen Songs. Erstmals schrieb ich sogar ein Duett und übte ihn auch fleißig mit Daisuke Ugurashi ein, der ebenfalls zurzeit ein sehr aktiver Sänger der japanischen Musikbranche war. Er war nicht viel älter als ich, zwanzig. Gut aussehen tat er auch, hatte eine athletische Figur, kurzes mittelbraunes Haar und tiefblaue Augen. Doch viel mehr nahm ich nicht zur Kenntnis. Er war mein Arbeitskollege – nicht mehr und nicht weniger. Und so verging die Zeit der harten Vorbereitung wie im Flug, bis der Tag des Konzertes anstand. Heute würde es vorbei sein ... Für immer ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)