Career Only For Love (Teil 1) von Lina_Kudo (Karriere für die Liebe (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 10: Forgive Me ... -------------------------- Kapitel 10: FORGIVE ME … »Ich kann nicht zu dir zurückkehren … Vergib mir bitte!« *********************************************Rückblick********************************************* »Ja, das war's ...«, beendete ich leise meine Erzählung. Wieder flossen Tränen meinen Wangen hinab. Er wollte mich nicht mehr sehen. Die ganze Arbeit der letzten Monate war völlig umsonst gewesen. Alles vergebens. Plötzlich erschien mir alles so sinnlos, so zwecklos ... Nicht zuletzt auch mein Leben. Ich schrak aus meinen Gedanken, als Haruka plötzlich aufstand. Ihre Miene war unergründlich. Ich konnte sie überhaupt nicht deuten. »Komm! Wir bringen dich zu den anderen.« *********************************************Rückblick********************************************* Dieses Ereignis war nun zwei Wochen her. In den folgenden Tagen befand sich nicht das gesamte Sailorteam auf der Erde. Vier Sailorkriegerinnen hatten ihren Heimatplaneten kurzzeitig verlassen, um durch zahlreiche Galaxien zu reisen. Die Milchstraße hatten sie schon längst hinter sich gelassen. Sie reisten an vielen Sternen vorbei, die sie durch ihre enorme Geschwindigkeit nur ganz kurz als kleine leuchtende Punkte wahrnahmen, die sofort wieder verschwanden. Und sie hatten alle ein Ziel vor Augen: Den Planeten Kinmoku, auch Euphe genannt, der sich in der Galaxie Hoshi befand. Uranus, Neptun, Pluto und Saturn. Vier starke Sailorkriegerinnen mit einer gemeinsamen Mission. »Ich kann es schon sehen! Da ist der Planet Euphe! Hundertprozentig.«, sagte Pluto mit ruhiger Stimme und deutete mit ihrem langen Stab darauf. Die anderen drei nickten konzentriert, doch plötzlich blieb Saturn stehen, sodass auch die anderen aufgehalten wurden. »Was ist denn, Saturn?«, fragte Neptun sie mit leicht hochgezogener Augenbraue. »Wir haben keine Zeit zu verlieren!«, meinte auch Uranus mit gereiztem Ton und wäre gar nicht erst stehen geblieben, wenn Neptun sie nicht festgehalten hätte. »Wir müssen einen Umweg nehmen. Wenn wir weiter in die Richtung reisen, werden wir sehr bald auf ein schwarzes Loch treffen.«, sah Saturn mit ernster Miene vorher. Die nächsten Stunden wurden anstrengend und waren gespickt mit einigen unfreiwilligen Umwegen und Komplikationen. So war es für die Reisenden eine große Erleichterung, als sie endlich den Boden des Planeten Euphe unter ihren Füßen spürten. Sie verloren keine Zeit und setzten ihre Reise weiter fort. Sie gönnten sich keine Verschnaufpause, denn schließlich hatten sie bereits ganze sechzehn Tage gebraucht, um überhaupt herzukommen. Verständlich, dass sie nun keine einzige weitere Sekunde unnötig vergeuden wollten. Euphe ähnelte der Erde sehr. Der einzig wesentliche Unterschied lag darin, dass dieser Planet längst nicht so modern war wie ihr heimischer Himmelskörper. Statt hochmodernen Wolkenkratzern gab es kleinere, unscheinbare Gebäude. Was für die Erde Großstädte waren, so galten in Euphe anscheinend Dörfer als Metropole. Außerhalb der zahlreichen Dörfer war Natur pur. Dichte Wälder und Täler, Flüsse und Meere. Dementsprechend war die Luft hier auch viel angenehmer und frischer als die auf der Erde, die täglich gegen Ausstöße von Kohlenstoffmonooxid und anderen Schadstoffen zu kämpfen hatte. Inzwischen fanden sich die vier Durchreisenden mitten in einem kleinen Dorf wieder. »Entschuldigung?«, sprach Neptun einen vorbeigehenden Passanten freundlich an, der auch sofort stehen blieb. »Ja?« Er war ein junger Mann, etwa in ihrem Alter – also um die Anfang zwanzig vielleicht. Er war groß, hatte dunkelbraune kurze Wuschelhaare und bernsteinfarbige Augen. Er machte einen ganz sympathischen Eindruck. »Kannst du uns sagen, wo wir die Prinzessin finden können? Prinzessin Kakyuu.«, fragte Neptun ihn weiterhin mit einem netten Ton. »Ihr wollt zur Prinzessin? Klar, ihr Palast liegt gleich im nächsten Dorf, etwa fünf Kilometer von hier entfernt. Ich kann euch auch gerne hinbringen, habe sowieso gerade nichts Besseres zu tun. Hm, mal so nach euren Outfits zu urteilen stammt ihr wohl nicht von hier, oder? Ganz abgesehen davon, dass ihr nicht wisst, wo Prinzessin Kakyuu lebt ...?« Uranus blickte nur finster drein. »Du kannst uns zu ihr führen, aber nur, wenn du deinen Schnabel hältst. Wir sind nicht gekommen, um fröhlich mit wildfremden Leuten zu plaudern.«, giftete sie ihn gleich an. Neptun stellte sich sofort zwischen ihnen und lächelte die neue Bekanntschaft entschuldigend an. »Tut mir leid, aber so ist sie ... Es ist ihre ganz eigene Art, Kontakte zu knüpfen. Nimm es ihr bitte nicht übel! Und natürlich nehmen wir dein nettes Angebot dankend an.« Der Angesprochene nickte nur, sichtlich verwirrt über Uranus‘ grobe Art. »Mein Name ist übrigens Haruki ...« Neptun, Pluto und Saturn stellten sich ebenfalls freundlich vor – Uranus‘ Part übernahm allerdings Neptun gleich mit, um weitere Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Es war vernünftiger, Uranus so wenig wie möglich mit Haruki reden zu lassen. Für alle Beteiligten, aber besonders für den jungen, hilfsbereiten Mann. Nach einem zügigen Fußmarsch, der aufgrund von vereinzelten giftigen Blicke Uranus' ziemlich schweigsam verlief, standen sie einige Zeit später vor dem riesigen Tor des gigantischen Palastes. »Danke.« Alle Anwesenden starrten ungläubig auf die junge Frau mit den kurzen sandblonden Haaren. »Äh, g- gern geschehen. Hab ich doch g-«, fing Haruki an zu stottern, doch die Kriegerin des Windes fiel ihm sogleich mitten ins Wort: »Kein Plaudern hab ich gesagt!« Sie seufzte innerlich. »Mit ›Danke‹ meinte ich auch, dass du nun gehen kannst.«, versuchte sie es in einem einigermaßen freundlicheren Tonfall. Schließlich waren sie dem jungen Mann ja doch zu Dank verpflichtet. Und eigentlich hatte sie ja nichts gegen ihn, nur war ihre Stimmung in letzter Zeit mehr als nur gereizt gewesen. Haruki hatte sie einfach zu einem verdammt ungünstigen Zeitpunkt erwischt. In dieser Verfassung ging ihr einfach alles und jeder auf die Nerven. Mit Ausnahme von Michiru vielleicht. Ohne ein weiteres Wort zog Haruki sich zurück. Zwar kannte er diese Uranus noch nicht sonderlich lange, doch konnte sie bereits so gut einschätzen, um zu wissen, dass es keineswegs schlau war, sich ihrem Willen nicht zu beugen. Oder mit anderen Worten ausgedrückt: Dieser Jemand, der das wagte, war schlicht und einfach lebensmüde. Neptun, Pluto und Saturn warfen ihm noch ein dankbares Lächeln zu, bevor ihre Mienen sofort wieder ernst wurden. Nun waren sie tatsächlich endlich am Ziel angelangt. Uranus machte die Tür schwungvoll auf, bevor sie ohne zu zögern reinstürmten. Die entrüsteten Rufe der Wachmänner nahmen sie gar nicht wahr. Viel zu sehr waren sie auf ihr eigentliches Ziel konzentriert, nämlich ihre Prinzessin endlich wieder lächeln zu sehen ... Das war der Grund. Das war der einzige Grund, warum sie den langen Weg auf sich genommen hatten. Sie wollten ihre Prinzessin endlich wieder glücklich sehen ... »Na warte Seiya, wenn ich dich in die Finger kriege ... Du wirst dir wünschen, nie auf die Erde gekommen zu sein!«, dachte sich Uranus gehässig und lief allen voraus. Keiner war dazu fähig, es mit ihrer Schnelligkeit aufzunehmen. Nicht umsonst war sie die Kriegerin des Windes. Sie war so sehr in ihren Gedanken vertieft, dass sie den entgegenkommenden Menschen um die Ecke zu spät sah, sodass passierte, was passieren musste: Sie prallte an ihn ab und wurde unsanft zu Boden katapultiert. Verärgert blickte sie wieder nach vorne und sah in ein allzu bekanntes Gesicht. Die Person saß ebenfalls auf dem Boden und rieb sich ihr schmerzendes Gesäß. Als sie zu den vier Sailorkriegerinnen aufblickte, stockte ihr schlagartig der Atem. »Ihr?«, entwich es kaum hörbar aus Fighters Lippen. Die Überraschung stand ihr wie ins Gesicht geschrieben. Äußerlich hatte sie sich überhaupt nicht verändert. Sie trug ihre langen glänzend schwarzen Haare immer noch zu einem langen Pferdeschwanz und hatte gerade ihre schwarze »Sailor Star«-Uniform an. Allen Anschein nach war sie also gerade im Dienst. Wenn man aber tief in ihre klaren blauen Augen sah, erkannte man die unauffällige, aber bedeutende Veränderung. Es war durchaus etwas anders. Ihre Augen hatten sich verändert. Sie strahlten nicht mehr so wie früher ... »Wir sind den weiten Weg hergekommen, um mit dir zu reden.«, erklärte Pluto ihr und beantwortete somit ihre erste unausgesprochene Frage. Fighter nickte ihr dankend zu, bevor sie ihnen mit seriösem Gesichtsausdruck den Rücken kehrte. »Dann kommt mit.« Und so führte Fighter den unerwarteten Besuch von der Erde in ihr Zimmer. Von einer Sekunde auf die andere nahm Fighter ihre männliche Gestalt wieder an, als sie die Tür schloss. Nun war »sie« wieder ein »er«. Seiya. Sein wahres Ich. Er trug eine schwarze Hose und ein weißes Leinenhemd. »Warum hast du dich in einen Mann zurückverwandelt?«, fragte Saturn ihn neugierig. Seiya lächelte etwas verlegen. »Nun ja ... Ich bin in Wahrheit ein Mann. Das ist eine lange Geschichte. Die weibliche Gestalt der Sailor Star Fighter nehme ich nur an, wenn ich im Dienst bin oder kämpfen muss.«, wollte er seine Erklärung so kurz wie möglich halten. Denn das war sicherlich nicht der Grund, warum sie hergekommen waren. Er konnte schon ahnen, was der wahre Grund für ihren Besuch war. Da durfte er sich schon rüsten und sich auf das Schlimmste gefasst machen. Er blickte zu den anderen drei Frauen, die mitten im Raum standen. »Setzt euch doch. So lässt es sich bestimmt viel besser reden«, sagte er und deutete auf seine lange schwarze Couch. Sie nickten stumm und setzten sich hin. Uranus nur widerwillig. Ihr gefiel der Gedanke gar nicht, seinen Worten lakaienhaft Folge zu leisten. »Darf ich euch etwas anbieten?«, fragte Seiya seine Gäste, obwohl er wusste, dass das überflüssig war. Aber der Freundlichkeit halber ... »Wir sind nicht zum Teetrinken hergekommen.«, fauchte Uranus gleich los. Seiya musste sich ein Grinsen verkneifen. Zumindest sie hatte sich nicht verändert. Doch das hätte ihn aber auch sehr schwer gewundert. »Das habe ich mir schon fast gedacht ...«, meinte er seufzend und setzte sich dann auf den Sessel ihnen gegenüber. »Also, warum seid ihr hier? Worüber wollt ihr mit mir reden?« Allein dieses Verhalten zeigte, dass Seiya sich stark verändert hatte. Früher hätte er sicher nicht so gelassen reagiert, wenn man ihn so angefahren hätte. Er hätte sicher wie immer einen blöden Spruch parat gehabt, so schlagfertig, wie er gewesen war. Uranus wollte schon aufspringen und ihre angestaute Wut rausbrüllen, wurde von Neptun jedoch zurückgehalten. »Es geht um unsere Prinzessin.«, gab Pluto ihm die Antwort. Sofort drehte sich Seiya mit schmerzverzerrtem Gesicht weg. Das hatte er sich doch gleich gedacht. Dennoch war es ein Schlag, es nun definitiv zu wissen. Wollten sie ihm etwa Vorwürfe machen, dass er sie womöglich so tief verletzt hatte mit seiner Antwort? Doch so, wie er die Outers kannte, konnte das nicht alles gewesen sein. Sie würden doch nicht all ihre Energie verschwenden, nur, um ihm eine Standpauke zu halten? Uranus vielleicht, aber der Rest? War es etwa im Bereich des Möglichen, dass ihr etwas zugestoßen war ...? Sofort platze ihm besorgt die erste Frage raus: »Ist ihr etwa etwas passiert?« Neptun schüttelte den Kopf. »Nein, so wie du jetzt denkst ist es nicht.« »Nein, gar nicht! Mal ganz abgesehen davon, dass sie fast an Unterkühlung gestorben wäre, ist alles in bester Ordnung!«, meldete sich Uranus zynisch zu Wort. »Was ...?«, fassungslos starrte Seiya sie an. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. »Und dreimal darfst du raten, wessen Schuld das ist!«, fügte die junge Frau, der es bekanntlich überhaupt nicht an Temperament fehlte, hinzu. »Es ist wirklich sehr schlimm ...«, kam es von Saturn. »Unsere Prinzessin leidet ... sie leidet sehr ... und es tut weh, sie in einem so erbärmlichen Zustand zu sehen ...« »Mal ganz abgesehen davon, dass sie wegen einem Typen wie dir so leidet, kann ich sie sogar verstehen: Seit Monaten singt sie sich die Kehle aus dem Hals, und als der Herr sich nach Ewigkeiten endlich mal dazu aufrafft, ihr eine Antwort zu geben, ist es eine eiskalte Abfuhr. Die ganze Arbeit war also für die Katz‘ gewesen. Wem würde es da nicht absolut beschissen gehen? Vor allem, wenn man so sensibel wie Usagi ist, muss sich das ja wie der reinste Weltuntergang anfühlen.« Man sah, dass Uranus ebenfalls litt. Sie litt mit ihrer Prinzessin, mit ihrem Mondgesicht. Das kleine, naive Mädchen war für immer so etwas wie eine kleine Schwester gewesen, die sie immer beschützen wollte und musste. Keiner durfte ihr das Herz brechen. Keiner hatte das Recht dazu. Keiner. Und wenn es doch einer wagte, konnte sich derjenige darauf einstellen, dass sie ihm dafür alle Knochen brach. Seiya hatte während ihrer Schimpftirade auf den Boden gestarrt und sie stillschweigend über sich ergehen lassen. Er hatte es verdient. Sämtliche Gefühle des vergangenen Jahres, vor allem der vergangenen zwei Wochen, kamen in diesem Moment wieder in ihm hoch. Keiner wusste, was in ihm vorging. Sie machten es sich alle ziemlich einfach. Niemand konnte verstehen, in was für einer misslichen Lage er sich befand. Allein bei diesem Gedanken platzte nun auch ihm der Kragen und er funkelte Uranus an. Er öffnete seinen Mund, und die Worte verließen seine Kehle, bevor er noch weiter darüber nachdenken konnte: »Glaubt ihr wirklich, ich bin glücklich darüber, so wie es jetzt ist? Dass ich mich nicht über ihre Botschaften gefreut habe? Dass sie mich völlig kalt gelassen haben? Dass es mir Spaß gemacht hat, Usagi zu sagen, dass wir uns nie mehr wiedersehen werden? Dann kennt ihr mich wirklich nicht. Wisst ihr: Am liebsten würde ich das alles hier hinschmeißen und auf die Erde zurückkehren, so wie es ihr Wunsch ist!« »Was hindert dich daran?«, fragte die Frau mit den türkisfarbenen schulterlangen Locken mit ihrer ruhigen Stimme nach. Es klang fast schon ironisch, obwohl es keineswegs so gemeint war. »Ich ... Ich darf meinen Planeten nicht wieder im Stich lassen. Und ich kann meine Prinzessin auch nicht verlassen. Mein ganzer Lebensinhalt besteht darin, der Prinzessin zu dienen und sie mit meinem Leben zu beschützen. Für nichts Anderes lebe ich. Eigene Bedürfnisse haben da keinen Platz«, begann seine Stimme zu zittern. Er quälte sich sehr. Das sah man ihm sofort an. Und er sagte die Wahrheit, daran gab es ebenfalls keine Zweifel. »Weiß eure Prinzessin Bescheid?« Pluto musste nicht noch nachdrücklich erwähnen, dass sie damit die letzten Ereignisse zwischen ihm und Usagi meinte. Er verneinte mit einem Kopfschütteln. »Nein, sie weiß nichts von den Botschaften. Und so soll es auch bleiben.« »Warum? Hast du etwa Angst, dass sie dich gehen lassen könnte?«, war der beißende Spott in Uranus‘ Stimme nicht zu überhören. »Ja, das wundert mich jetzt aber auch ein bisschen. Warum weihst du deine Prinzessin nicht in die Geschichte ein? Sie sollte doch über alles in deinem Privatleben Bescheid wissen, damit sie auch weiß, wessen Leben einzig und allein für sie weggeschmissen werden könnte oder schon hingeschmissen worden ist - rein hypothetisch angenommen. Wenn sie dich nicht gehen lässt, ist sie es wirklich nicht würdig, eine Prinzessin zu sein. Eine wahre Prinzessin kümmert sich um das Wohl all ihrer Untergebenen, oder etwa nicht?«, fuhr Neptun im sachlichen Ton fort. Pluto pflichtete ihr bei, indem sie ohne jegliches Zögern eine Behauptung in den Raum warf, von der sie felsenfest überzeugt war: »Und du bist hier nicht glücklich.« »Woher willst du das wissen?«, hinterfragte Seiya sie sofort, der bis zu diesem Zeitpunkt noch geschwiegen hatte. »Deine Augen«, kam Saturn ihrer Freundin mit der Antwort zuvor, »verraten alles. Sie strahlen nicht mehr so, wie sie es auf der Erde einmal getan haben.« Uranus schnaubte kurz und lenkte all die Aufmerksamkeit abermals auf sich. »Wo ist also das Problem? Sie vermisst dich - ich verstehe zwar immer noch nicht warum und es wird für mich immer unbegreiflich sein, aber sie tut es - und du willst in Wahrheit auch zurück. Und diese Rückkehr wird dir deine Prinzessin mit Sicherheit genehmigen, wenn du sie einfach fragst. Ich verstehe also nicht, warum wir noch hier herumsitzen und weiter darüber diskutieren müssen. Die Sache ist doch klar.« »Nein, das ist sie eben nicht. Ich kann meinen Heimatplaneten einfach nicht verlassen. Ich kann nicht wieder alles hinter mir lassen und alle im Stich lassen. Ihr würdet die Erde doch auch nie verlassen wollen, oder?«, stellte er die Gegenfrage. »Das ist etwas völlig Anderes. Das kannst du nicht vergleichen. Wir haben schließlich keinen wichtigen Anlass, um die Erde zu verlassen. Aber du hast ihn. Außerdem geht es um das Wohl der Prinzessin und somit um das Wohl aller Beteiligten.«, entgegnete Pluto, worauf Seiya wieder nur mit einem Schweigen antworten konnte. »Warum siehst du nicht endlich ein, dass du auch dein eigenes Leben hast? Das Wohl der Prinzessin steht über allen und so weiter und so fort, aber das hat ihre Grenzen! Wir müssen unsere Prinzessin schließlich auch mit unserem Leben beschützen, aber wir tun es nicht nur aus Pflichtbewusstsein, sondern weil wir es auch wollen. Wir wollen sie mit unserem Leben beschützen, weil sie weniger unserer Prinzessin, sondern vielmehr unsere Freundin ist. Außerdem lässt sie uns auch unser eigenes Leben und unsere eigenen Bedürfnisse. Verstehst du Seiya? Es ist nicht falsch, neben der Pflicht, der Prinzessin zu dienen, auch ein eigenes Leben zu führen. Und wenn deine Prinzessin zugleich auch deine Freundin ist, wird sie es dir auch gewähren. Und du musst deswegen auch gar kein falsches schlechtes Gewissen haben.«, machte Saturn ihm klar. Ganz sicher war sich Seiya bei dieser ganzen Sache immer noch nicht. Sein ganzes Leben lang war er der loyalste Diener der Prinzessin gewesen. Für ihn war die Prinzessin das wichtigste Wesen des ganzen Universums gewesen. Zumindest, bis er auf Usagi traf ... und sich das erste Mal in seinem Leben wahrhaftig verliebte ... Usagi hatte ihm gezeigt, was »Liebe« bedeutete. Sie hatte ihm beigebracht, jemanden zu lieben ... Und ... es war ein schönes Gefühl. Auch wenn seine Gefühle lange Zeit nicht erwidert worden waren. Die Liebe selbst war unglaublich schön und hatte schlummernde Kräfte in ihm freigesetzt, von denen er bis zu dem Zeitpunkt nicht einmal etwas geahnt hatte. Eine unfassbare Macht hatte sie, diese ominöse Liebe, von der alle sprachen, aber die wenigsten sie wirklich erklären konnten. »Sag mir jetzt bitte nicht, dass du immer noch zögerst!«, stöhnte Uranus genervt und murmelte weiter vor sich her. »Ich fass es nicht, dass du doch so ein Feigling bist! Ich frage mich echt, was Usagi überhaupt an dir findet. Was bist du schon? Ein Waschlappen, der es nicht mal auf die Reihe bringt, seine eigene Prinzessin um Erlaubnis zu fragen, ob er gehen darf! Ist doch eh schon nett und zollst ihr mehr als genug Respekt, indem du sie überhaupt fragst! Ich an deiner Stelle würde einfach so abhauen.« Sie warf ihm noch alle möglichen Provokationen um die Ohren, jedoch nicht, ohne kurzerhand etwas herauszukramen. Anschließend warf sie die Zeitungstitelseite auf den Tisch, sodass Seiya ungehinderte Sicht darauf hatte. Doch im gleichen Moment wünschte er sich nichts sehnlicher als dieses Bild nie gesehen zu haben. Es war ein Bild, welches sich für immer glühend heiß in sein Herz einbrannte. Gleich auf der Titelseite war ein riesiges Foto von Usagi. Auf einer Schneewiese liegend. Mit toten Augen lethargisch in die Kamera blickend. Darüber prangte eine gewaltige Schlagzeile in Großbuchstaben. »SÄNGERIN USAGI TSUKINO VÖLLIG AM ENDE!« Ein schwerer Dolch durchbohrte langsam sein Herz. Mit blankem Entsetzen starrte er mit weit aufgerissenen Augen auf das Foto. Konnte sich von diesem Bild nicht losreißen, obwohl er das Gefühl hatte, diesen Anblick keine Millisekunde länger ertragen zu können. Doch wegschauen konnte er auch nicht. »Schätzchen ...«, flüsterte er schmerzerfüllt und fuhr zaghaft über ihr Gesicht. Nach einer ganzen Weile des Schocks schaffte Seiya es endlich, zu den vier ihm gegenüber Sitzenden aufzublicken. »Sie braucht dich. Und zwar dringend.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)