The Devil Within von abgemeldet (Kampf der Teufel) ================================================================================ Kapitel 15: Einer für Alle? --------------------------- ^^ So, da ich zur Zeit im Prüfungsstress bin und fast gar nicht mehr zum Schreiben gekommen bin, dachte ich mir, dass es wenigstens meinen Lesern gut gehen soll XDXD.... Viel Spaß beim Lesen ;) ----------------------------------------------------------------------------------- Leicht träge blinzelte Heihachi ins Sonnenlicht, das ihn, einfallend durch das kleine Fenster, direkt im Gesicht kitzelte, bis er sich schließlich aufrichtete und seinen Kopf in den Schatten brachte. Er fühlte sich immer noch leicht benommen in der Birne, obwohl das Schwindelgefühl einer seltsamen Klarheit gewichen war und sein Geist wieder frischer wurde. Es fühlte sich fast so an, als hätte er den Kopf abrupt in eiskaltes Wasser getaucht, mit der Tatsache, dass er mit einem Schlag ernüchterte und vollständig erwacht war. Erwacht aus einem endlosen Alptraum voller Schmerzen und Tod. Blitzartig schoss der bleich grinsende, tote Heihachi vor seinem inneren Auge vorbei und zu der Klarheit gesellte sich ein leichter Schauer, der sich über seinen Rücken schlängelte. Der Tod…ja, es war verdammt knapp gewesen, als er das Bewusstsein verloren hatte und kurz davor gewesen war, seine Reise in den Hades anzutreten, wo ihn der Fährmann quasi schon begrüßte. Unwillkürlich packte er sich an seine rechte Schulter. Diese verdammten Kannibalen in dieser dreimal verfluchten Höhle! Und doch; Er war lebendig und auf dem Weg der Besserung. Ein schmales Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Heihachi Mishima war nicht unterzukriegen!! Unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung. Ja, das war er. Ein Gigant, der dem endlosen Kosmos trotzte und… „Was grinst du denn so blöd, alter Mann?“ Bamm! Schlagartig wurde Heihachi wieder auf den Boden der Tatsache zurückgeholt, mit einer Welle Hass im Gepäck. „Kazuya, du verfluchter Hund. Geh mir nicht auf die Nerven“, knurrte er mürrisch und schaute wütend auf das höhnische Gesicht seines Sohnes, der mit verschränkten Armen auf einem Stuhl in einer dunklen Ecke der Küche saß, abgewetzt und zerfleddert, aber doch sichtlich erholt. Etwas weiter Abseits befand sich Heihachis Enkel, Jin Kazama, der ebenfalls verbraucht und von den Strapazen der letzten Tage deutlich gekennzeichnet war. Oder sollte er besser sagen: Von den letzten 5 Jahren? Innerlich versuchte er sich immer noch dagegen zu sträuben, dass auf einmal aus 5 Tagen des Verschwindens 5 Jahre geworden waren und die Welt nicht mehr so war, wie er sie angeblich verlassen haben sollte. Die Mishima Zaibatsu aufgelöst, die verhasste G-Corp. weg! Dafür die Burden Company her! Es kam ihm fast so vor, als befände er sich in einem schlechten Film, der aufgrund seines geringen Budgets ihn und die anderen beiden als Hauptdarsteller auserkoren hatte, im Hintergrund die Kulisse eines erbärmlich kleinen Dorfes, das von bösen Mächten bedroht wurde. Das er noch kein Laserschwert in der Hand hatte, grenzte schier an ein Wunder, obwohl er jeden Moment darauf gefasst war, einen schwarzen Helm auf dem Kopf zu haben, rasselnd zu atmen und die berühmten Worte zu sagen: „Ich bin dein Vater, Kazuya“! „NEIN!!“ War das Sarkasmus oder spielte er seine Rolle einfach nur schlecht? Mit einer Handbewegung scheuchte Heihachi seine Gedanken beiseite. Er musste sich auf das Wesentliche konzentrieren, auch wenn das bedeutete, dass er sich damit abfinden musste, 5 Jahre einfach so verschwunden gewesen zu sein. Langsam versuchte er auf zu stehen. Dass er sich schon besser fühlte war ein gutes Zeichen und mit einem Ruck war er auf den Beinen, die bedrohlich zitterten, doch er erlangte die Oberhand. „Nein. Was machen Sie da, Mr. Mishima? Sie müssen liegen bleiben“. Aha. Prinzessin Lea war also auch hier. Ohne Zafina auch nur eines Blickes zu würdigen, streckte er seine Glieder und ballte die rechte Hand zur Faust. „Ich muss gar nichts, Fräulein“, brummte er in seinen Bart hinein und fing sich nur einen verständnislosen, ängstlichen Blick der Inderin ein. Gut, sie hatte ihm das Leben gerettet, aber sie hätte das auch nicht tun müssen. Sollte er deswegen dankbar sein? Er musterte die schwarzhaarige Frau kurz von der Seite. Sie war ohne Zweifel noch sehr jung, hübsch und ansehnlich gebaut. Wäre er noch etwas jünger und nicht verheiratet gewesen, hätte er sie vermutlich nicht von der Bettkante gestoßen. Und doch: In ihren Augen war ein Erlebnis wie ein Stempel eingebrannt, das seine Spuren hinterlassen hatte. Bitterkeit, Verzweiflung und vor allem einen ohnmächtige Wut, wie er sie schon oft bei Menschen gesehen hatte, die sich nahe an einem Abgrund aufhielten, waren in diesen Augen vorzufinden. In diesen schwarzen, geheimnisvollen, glänzenden Augen. Heihachi wandte sich wieder ab. Die Geschichte dieser Frau ging ihn nichts an und sein Interesse sie zu erfahren war auf ein Minimum beschränkt. Er hatte im Moment andere Sorgen, die die Namen Kazuya, Jin und Burden Company trugen. Und alle drei bedurften einer planvollen Überlegung, sonst konnte er gleich hier bleiben und an den Gedanken nagen, wie eine dreimal verfluchte Zeitreise zur Wirklichkeit geworden war. „Uhh. Der alte Mann ist schon wieder fit. Ich hätte dich lieber verrecken gesehen“, unterbrach ihn Kazuya mit einem gehässigen Kommentar und, obwohl ihm eine böse Bemerkung auf der Zunge lag, schwieg er einen Augenblick lang. „Bedank dich wenigstens einmal in deinem verfluchten Leben. Zafina hat es dir immerhin erhalten“. Ach ja, Jin, der Moralapostel. Der ewige mit sich selbst Hadernde und sein Schicksal Verfluchende. Er war schon eine erbärmliche Existenz, die dort in der Weltgeschichte umherspukte, auf der endlosen Reise nach dem Sinn seines Daseins. Trotz allem: Dieser Junge kämpfte gegen sich und den Rest der Welt, was Heihachi innerlich ein wenig beeindruckte, obwohl er es vermutlich nie zugeben würde. Immerhin stand sein Ruf auf dem Spiel. „Hör zu, Bubi. Ich hab dir schon einmal gesagt, dass es ganz allein meine Angelegenheit ist, wem ich meine Dankbarkeit zeige und wem nicht. Also halt einfach deine Klappe und hol dir noch nen Glas Milch, ok?“ Mit einem süffisanten Grinsen beobachtete er den Farbwechsel in Jins Gesicht von weiß in ein leichtes Rot. „Dreckskerl“, zischte dieser nur verächtlich, doch Heihachi achtete nicht weiter auf ihn. Stattdessen drehte er sich wieder zu Zafina, die sie ausdruckslos ansah. „Wirklich, hübsche Augen“, kam es Heihachi in den Sinn bevor er sagte: „Also, Fräulein. Wie du siehst, sind wir eine große, glückliche Familie, die super miteinander auskommen“. Er legte eine kurze Pause ein und genoss einen Augenblick lang das wütende Schnauben von Kazuya, bis er schließlich fortfuhr: „Aber jeder Spaß ist irgendwann einmal vorbei und deswegen meine Frage: Wo ist die nächst größere Stadt mit einem Flughafen? Ich meine, selbst in Indien, dem Land der fließenden Menschenmassen, sollte so was vorzufinden sein, oder nicht?“ Er verzog den Mund zu einem spöttischen Grinsen, als es in Zafinas Augen kurz aufblitzte wie ein Wetterleuchten, doch sie hatte sich weiterhin unter Kontrolle. „Ja, selbst in Indien gibt es einen Flughafen. Also, die nächst größere Stadt hier ist Bikaner, so ca. 10 Kilometer von hier entfernt“. Die Inderin stockte kurz und ihr Blick verlor sich ins Leere. „Früher fuhr immer ein Bus dorthin, doch jetzt…“. „Jetzt müssen wir laufen, oder was?“, unterbrach sie Kazuya scharf und die Frau fuhr zusammen. „Ja, es tut mir leid, Mr. Mishima, aber ich fürchte es gibt keine andere Möglichkeit mehr. Ich kenne zumindest niemanden hier im Dorf, der ein Auto besitzt“, entschuldigte sie sich unterwürfig und für den Bruchteil einer Sekunde hatte Heihachi Mitleid mit der Frau, die sein missratener Sohn anscheinend auf dem Kieker hatte. Weshalb auch immer. „Aber Kazuya. Du wirst doch wohl in der Lage sein die paar Kilometer zu laufen. Ich meine, du bist doch jung und fit“. „Ach halt dein verfluchtes Maul, du alter Bastard. Wer sagt denn überhaupt, dass du dieses Haus lebendig verlassen wirst?“. „Na, na. Nicht böse werden“, grinste Heihachi hinterhältig, doch in Kazuyas Worten schwang ein bedrohlicher Unterton mit, der Heihachi überhaupt nicht gefiel. Denn insgeheim hatte Kazuya Recht: Ihr seltsam entstandenes Zweckbündnis hatte viel zu lange gehalten, als das man von einem „Wir“ sprechen konnte. Unbemerkt wie ein Dieb schlich sich die Erkenntnis in die Köpfe der Drei, dass nun langsam die Zeit kam, in der man getrennte Wege gehen würde und nicht die unglückliche Familienvereinigung feiern würde. Nein, es gab zwar einen neuen Feind in Form von einem Konzerne vernichtenden Konzernchef, doch wer würde behaupten, dass dieser nicht auch im Alleingang besiegt werden konnte? Skeptisch musterte Heihachi die anderen beiden. Er war sich sicher, dass sich Kazuya längst in Gedanken über die Leiche von Le’zaza Burden beugte und den Namen der Burden Company schnellst möglich in G-Corp. umbenennen würde. Eine Tatsache, die er vermutlich auch nicht anders machen würde, abgesehen von dem Konzernamen. „Mishima Zaibatsu“ hatte immerhin Tradition. Bei Jin hingegen war er sich nicht so ganz sicher. Der Junge machte, auch wenn er bemüht war es nach außen hin nicht zu zeigen, einen unentschlossenen Eindruck. Fast wie ein Esel, der sich nicht zwischen zwei Futtersäcken entscheiden konnte, bis er schließlich den Hungertod starb. Dennoch, er könnte für Heihachi eine Gefahr darstellen, wenn er sich für Sack A entscheiden würde und deshalb musste sein Plan gut durchdacht sein. Diese Zweckgemeinschaft würde solange halten, bis sie einen Flughafen erreicht hatten, so viel stand für ihn fest. Dann würde wieder ihr altbekannter Kleinkrieg ausbrechen und Heihachi hatte vor, dieses Mal als Sieger hervor zu gehen. Was also tun? Nachdenklich strich er sich über seinen Bart. Ob er direkt zwei auf einmal ausschalten könnte? Oder sollte er sich lieber erst um einen kümmern? Hmm, schwierige Entscheidung und er beschloss abzuwarten. Es würde sich schon eine Gelegenheit ergeben, die ihm die Entscheidung abnehmen würde. „Kannst du uns den Weg in diese Stadt zeigen?“ Jins Blick war auf Zafina gerichtet, doch bevor diese antworten konnte, fuhr Kazuya unwirsch dazwischen: „Natürlich wird sie uns den Weg zeigen. Ansonsten kannst du dich von diesem Haus verabschieden“. „Mishima! Du lässt sie in Frieden, verstanden? Ansonsten kannst du dich von deinem Leben verabschieden“, entgegnete Jin kalt wie Eisblock und Kazuya schien fast der Kragen zu platzen. „Du jämmerliches Stück Scheiße. Was glaubst du eigentlich was du bist?“ „Ich bin es eher wert zu Leben, als du!“ „Ohh. Bubi hat den Ton gewechselt. Kazuya, da musst du dich warm anziehen“, spottete Heihachi belustigt und wie eine Schlange schoss der Kopf des Schwarzhaarigen zu ihm. Kazuyas Blicke erdolchten ihn förmlich, aber Heihachi lachte nur hämisch. Dieser Ausdruck war einfach Gold wert. „Doch genug Spaß für heute. Fräulein, Bubi hier hat Recht. Also zeig uns den Weg und du bist uns schneller los, als dass du den Namen deines kleinen Dorfes sagen kannst“. Ein Hauch von Erleichterung spiegelte sich mit einem Mal in der Miene der Inderin wieder und mit einem leichten Kopfnicken erwiderte sie: „Natürlich werde ich euch den Weg zeigen“. „Na also. Geht doch“, grinste Heihachi wie ein Haifisch, der mit seiner Beute spielte, „Dann würde ich sagen, brechen wir auf. Ihr habt doch gepackt oder nicht? Buhaha!“ „Was bin ich froh, wenn du endlich sechs Fuß unter der Erde liegst“, knurrte Kazuya, wie eine Bulldoge und schob sich ohne ein weiteres Wort zu verlieren zur Tür hinaus. Jin folgte ihm, nicht ohne Zafina ein kleines „Danke“ zu zuraunen, was die Inderin mit einem sanften Lächeln erwiderte. Heihachi lag eine spitze Bemerkung auf der Zunge, doch er entschied sich dafür, sie runter zu schlucken und trat ebenfalls ins Freie. Draußen war es warm und plötzlich schoss Heihachi das Bild von der Wüste in den Kopf, in der er fast verreckt wäre, wenn nicht…Ja, wenn ihn die anderen beiden nicht mitgeschleppt hätten. „Ach“, murmelte er leise ärgerlich in seinen Bart hinein und schob den Gedanken beiseite. Das Hier und Jetzt zählte. Und nichts anderes. Ein leichter Wind strich wie eine unsichtbare Hand über seinen spärlich bedeckten Kopf und die Blätter des großen Baumes, der wie ein Wächter vor dem kleinen Haus stand, rauschten leise im Takt. In der Ferne erstreckten sich die schmalen, weißen Häuser des Dorfes Angnao wie aufgereihte Zinnsoldaten und verliehen der karg wirkenden Landschaft etwas von Leben und einer heimischen Idylle, was Heihachi anfangs überhaupt nicht aufgefallen war. Gut. Er war ja auch mehr schlecht als recht am Leben gewesen. Trotzdem: Ließ man den bräunlichen Sand und die abgestorbenen Baumstümpfe weg, die hier und da wie Finger aus dem Boden hervorragten, so konnte sich Heihachi mit einem Sonnenhut, Cocktail schlürfend auf einer Veranda einer kleinen Villa mit Grünanlage sehen, wie er hier seinen Lebensabend verbringen würde. Gut, vielleicht würde er es eher als Zweitwohnsitz zu seiner Villa am Meer zählen lassen, aber der Gedanke hatte etwas für sich und so schritt er in sich schmunzelnd den anderen hinterher. Schweigend näherten sie sich dem kleinen Dorf wie eine Freizeitgesellschaft auf Wanderschaft, als Zafina auf einmal stoppte. „Was ist los, zum Teufel?“, fuhr Kazuya sie scharf an, doch die Frau reagierte nicht. Stattdessen schien sie angestrengt in das Dorf hinein zu lauschen. In Heihachis Hinterkopf schrillte leise eine Alarmglocke. Etwas stimmte hier nicht. „Kazuya hat Recht. Was los?“, fragte er und ließ einen finsteren Blick über die Häuser schweifen. „Ich kann es nicht genau sagen, aber es ist verdächtig still. Normalerweise hört man ab hier immer die Stimmen der Marktleute, die zu dieser Zeit ihre Waren anbieten. Aber jetzt…“Sie stockte einen Augenblick lang und ihre Augen wanderten unruhig umher. „Aber jetzt ist es fast zu still. Wir sollten vorsichtig sein“. „Ach was. Die Stimmen kamen garantiert aus deinem Kopf. Hier ist doch nichts“. Verächtlich spuckte Kazuya aus. „Zeig uns einfach den Weg. Verstanden?“. „Sie hat Recht, Mishima. Irgendetwas stimmt hier nicht“, kommentierte Jin das Ganze trocken, doch Heihachi entging nicht, dass auch er den Blick auf dem Dorf ruhen hatte, so als ob jeden Moment die Apokalypse über sie herein brechen könnte und Heihachis Körper strafte sich. Diese warnende, kleine Stimme in seinem Hinterkopf hatte ihm schon oft gute Dienste geleistet und im Laufe der Jahre hatte er gelernt auf sie zu hören. In seiner Zeit als das Oberhaupt der Zaibatsu kam es einmal in einer Woche bis zu sechs Anschlägen auf sein Leben, die er nur dank seines Frühwarnsystems und einer gehörigen Portion Glück überlebt hatte. Seit dem war dieser Wachposten in seinem Gehirn und in seiner Wahrnehmung fest verankert, mit dem Resultat, dass er immer noch putzmunter durch die Weltgeschichte spazierte. „Gehen wir weiter“, kam es leise von Zafina, nachdem Kazuya noch ein paar weitere wüste Beschimpfungen vom Stapel gelassen hatte und aufmerksam setzten sie sich wieder in Bewegung. Sie passierten langsam die ersten Häuser, die lange Schatten auf die schmale Straße warfen, die sich wie ein Fluss ihren Weg durch die weißen Quadrate bahnte. Vereinzelt war das kehlige Gackern von Hühnern zu hören, die sich über den immer höher werdenden Stand der Sonne beschweren zu schienen und eine bleierne Hitze schwebte unheilvoll über dem Dorf. Lästige Fliegen folgen aufgeregt wie kleine Bomber durch die Gegend, angezogen von dem Geruch verfaulten Essens, das scheinbar einfach so in kleinen Haufen auf die Straße gekippt wurde. Heihachi rümpfte angewidert die Nase, als ein penetranter Gestank aus Kot und Dung an ihm vorüber zog und einen Augenblick lang sehnte er sich nach kühler Bergluft und den Geruch von Wäldern. Beides würde wohl noch warten müssen. Möglichst darauf bedacht, nirgendwo rein zu treten, ging er weiter, als Zafina mit jedem Schritt langsamer wurde. „Das kann nicht sein“, murmelte sie leise in sich hinein, gemischt dem Klang des Verstörten. Sofort spitzte Heihachi die Ohren. Dieser Ton gefiel ihm ganz und gar nicht. „Was kann nicht sein?“, zischte er scharf, die Umgebung musternd. „Sie sind schon wieder gekommen“, hauchte die Inderin kaum hörbar. „Wer, verflucht noch mal?“ „Asuras Schergen“. Zafinas Stimme schien sich immer weiter zu entfernen und Heihachi konnte ihre Bitterkeit und ihren Hass förmlich spüren. Wer auch immer dieser Asura war, er hatte anscheinend ein nicht allzu gutes Bild bei der Schwarzhaarigen hinterlassen. „Wartet hier einen Augenblick“, befahl sie abwesend, „Ich werde das kurz überprüfen. Andernfalls müssen wir einen anderen Weg einschlagen“. „Ach, Schwachsinn! Mit solchen Idioten werde ich doch locker fertig“, zischte Kazuya mürrisch, doch Zafina war schon in einer Seitengasse verschwunden, ohne auf die Worte zu achten. „Schön, Kazuya. Dann geh doch schon mal vor. Ich schick dir dann ne Karte aus Japan“, bemerkte Heihachi trocken, den Blick immer noch hin und her schweifend. „Pah! Hast du etwa Schiss, alter Mann? Oder sind dir deine Kalktabletten nicht bekommen? Ach ja, ich vergaß. Du warst ja zu dem Zeitpunkt, als wir diese „unglaublich bösen“ Schergen gesehen haben, nur nen Haufen Scheiße, der sich nicht bewegen konnte“, spottete Kazuya diabolisch und in Heihachi fing es langsam aber sicher an zu kochen. „Du kleine verlogene Ratte von einem Untoten. Bei deiner Wiederbelebung haben sie anscheinend vergessen, dir ein ordentliches Hirn einzupflanzen, Kazuya. Aber gut, nicht jeder erkennt den Unterschied zwischen Schiss und Taktik“, sagte Heihachi süffisant, während die Gesichtsfarbe seines Sohnes ein tiefes dunkles Rot annahm und sein linkes Auge förmlich Funken sprühte. „Jetzt reicht’s, du verfluchte Kakerlake“. Plötzlich, ohne jede Vorwarnung, schoss sein rechtes Bein wie ein Pistolenschuss nach vorne, Heihachis Kopf im Visier. Dieser reagierte blitzschnell und wich zur linken Seite aus, die Faust schon im Anschlag, um einen Gegenangriff zu starten. Wenn es Kazuya auf diese Tour wollte, ok: Für eine Prügelei war er jederzeit zu haben und warum Kazuya nicht schon hier ausschalten? Dann musste er sich nur noch um Jin kümmern, was seine Chancen in Sachen Wiedererlangung der Zaibatsu erheblich steigen lassen würde. Wie ein Blitzstrahl zischte seine Faust durch Luft, genau auf Kazuyas Kinn zu, doch dieser blockte geschickt und setzte zu einem weiteren Tritt an. Heihachis Herzklopfen beschleunigte sich. Seine Deckung war viel zu weit offen, als dass er es noch rechtzeitig schaffen würde, das Bein aufzuhalten und geistig stellte er sich auf Schmerzen ein. Doch Kazuyas Tritt kam nicht. Stattdessen tönte ein lautes Fluchen durch die stillen Häuserreihen, dass leise von den weißen Wänden zurückgeworfen wurde. „Verdammt. Lass mich los, Kazama. Dann kann ich dir endlich dein verfluchtes Genick brechen“. „Beruhig dich, Mishima“. Erst jetzt registrierte Heihachi, was geschehen war und ohne weiter darüber nachzudenken, startete er einen Angriff. Das Adrenalin floss wie glühende Lava durch seine Adern. So eine Möglichkeit musste man einfach ausnutzen: Kazuya bewegungslos, durch Jin aufgehalten, der ihm, ganz im Kazama-Style, den Arm verdreht hatte und Kazuya Richtung Boden drückte. Ein gezielter Schlag von Heihachi und sein Sohn würde ein zweites Mal mit dem Tod Bekanntschaft machen. Dieses Mal für immer. Wie in Zeitlupe näherte sich seine Faust Kazuyas Gesicht, dessen Augen sich weit öffneten. Ein Zeichen davon, dass ihm auf einem Mal bewusst wurde, welche Gefahr ihm da drohte. Zentimeter um Zentimeter schob sich Heihachis Faust nach vorne, als plötzlich etwas Merkwürdiges passierte: Vor seinem geistige Auge war der alte Mann schon am Jubeln und den jahrelangen aufgestauten Hass gegenüber Kazuya, wie süßen Nektar am Schlürfen, aber die Realität sprach eine andere Sprache. Heihachis Faust kam nicht weiter. Sie befand sich nur noch ein paar Millimeter von ihrem Ziel entfernt, doch sie traf es nicht. Einen Moment lang wusste Heihachi nicht, ob er sich nicht doch in einem Film befand oder nicht. Es schien fast so, als hätte jemand in diesem entscheidenden Augenblick einfach auf die Pause – Taste gedrückt und den Film angehalten. So sehr er auch versuchte weiter zu kommen, es wollte ihm nicht gelingen. „Was zur Hölle…?“, murmelte er leise verblüfft, als er aus dem Augenwinkel zwei schwarz glitzernde Pupillen wahrnahm. Eine seltsame, merkwürdige Energie floss durch diese zwei Augen, die weder Angst noch Wut ausstrahlten, sondern mit sich und dem Rest der Welt im Einklang zu stehen schienen. Zu diesen Seelenspiegeln gehörte auch ein Gesicht, dass ebenfalls vollkommen ausdruckslos wirkte, bis auf den wohlgeformten, schmalen Mund, der mit fester und klarer Stimme sprach: „Bitte, Mr. Mishima. Beruhigen Sie sich wieder. Sonst haben wir gleich Asuras Schergen am Hals“. Eine Hand löste sich von Heihachis Körper und mit ihr auch die Starre in seiner Faust. Immer noch verblüfft, ließ er seinen Arm sinken. Wie hatte es diese Inderin geschafft ihn aufzuhalten? Skeptisch musterte er die Frau, die aus dem scheinbaren Nichts aufgetaucht war, ohne dass er sie gehört oder gespürt hatte. Die zwei schwarzen Augen waren immer noch auf ihn gerichtet, wie eine Katze, die jeden Moment bereit war, den vor ihr baumelnden Faden zu ergreifen. Diese Frau konnte mehr, als sie nach außen hin vorgab. „Nicht schlecht“, brummte Heihachi nicht unbeeindruckt, „Du hast also auch ein paar nützliche Fähigkeiten“. In den schwarzen Augen flammte es einen Bruchteil auf, sodass sich seine Muskelfasern unwillkürlich spannten, doch Zafina schenkte ihm nur ein schwaches Lächeln: „Ja, manchmal ist es ganz praktisch, wenn man so was kann“. „Du alter Bastard“, kam es plötzlich von Kazuya, der ebenfalls begriffen hatte, was da gerade vor sich gegangen war und ihn nun mordlustig anstarrte, „Das wirst du mir büßen“. „Keine Sorge, Kazuya. Das nächste Mal wird dich keine Frau retten können“, entgegnete Heihachi finster und bedachte seinen wutschnaubenden Sohn mit einem Blick, der aus der Hölle entflohen war. Für einen weiteren Augenblick lang, war die Spannung wie eine Bombe kurz vorm Explodieren und Heihachi entging nicht, wie sich Zafina und Jin einen warnenden Blick zu warfen, bereit erneut einzugreifen. Doch mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck und verschränkten Armen, wandte sich Kazuya von ihm ab und starrte stattdessen hasserfüllt auf Zafina, die sich auf einmal sichtlich unwohl fühlte. „Also gut. Was ist da los, Zafina?“, fragte Jin trocken, ohne die anderen beiden aus den Augen zu lassen und in Heihachi wich die Wut langsam der Neugier. Vielleicht konnte er hier schon etwas über diesen geheimnisvollen Le’zaza Burden in Erfahrung bringen. Je mehr er wusste, desto besser konnte er sich darauf einstellen, was ihn erwartete, wenn er endlich in Japan ankommen würde. Mit oder ohne den anderen beiden. Zögernd fing Zafina an zu berichten: „Es ist leider so, wie ich angenommen hatte. Asura hat seine Leute erneut hier hin geschickt, warum auch immer. Normalerweise kommen sie nur einmal im Monat, um die Leute einzuschüchtern und um ihr Schutzgeld zu kassieren. Aber jetzt sind sie schon wieder hier und haben…“. „Was kümmert uns das?“, unterbrach sie Kazuya unwirsch und die Inderin zuckte kurz zusammen, „Du sollst uns einfach nur den Weg zu dieser größeren Stadt zeigen, verstanden? Was diese Idioten hier machen, ist mir völlig egal“. „Aber…Aber sie haben Christie gefangen genommen“. „Was?“, entfuhr es Jin erstaunt und vor Heihachis Geist zog das Bild, der braungebrannten Brasilianerin vorbei. „Na und?“, Kazuya spuckte verächtlich auf den Boden, „Wenn diese Tante nicht auf sich selber aufpassen kann, ist sie es selber schuld. Und jetzt zeig uns, verflucht noch mal den Weg“! „Aber bitte“, Zafinas Stimme nahm auf einmal einen flehenden Klang an und eine böse Vorahnung beschlich Heihachi. „Bitte, wir müssen ihr helfen, sonst wird sie getötet“. „Es ist mir scheiß egal, was mit der passiert“, donnerte Kazuya unbarmherzig, „Soll sie doch verrecken. Ich muss mich um meinen Kram kümmern“. In Zafinas Miene spiegelte sich eine unverhohlene Abscheu wider, doch ihr bittender Blick wanderte weiter zu Heihachi, der versuchte ausdruckslos zu bleiben. Er verspürte wenig Lust auf eine Rettungsaktion und so gesehen, hatte Kazuya Recht. Was kümmerte ihn das Schicksal dieser Frau, die alt genug war, um auf sich selbst aufzupassen? Gar nicht! Und dabei würde es auch bleiben. Wenn er jetzt seine Zeit mit solchen unsinnigen Aktionen verschwenden würde, hätte Kazuya einen erheblichen Vorsprung in Sachen Burden Company und das konnte er auf keinen Fall zu lassen. Im Leben wurde nur derjenige was, der seine Chance nutzte, egal, wie diese aussahen. Nur mit diesem Vorsatz war zum Chef der Mishima Zaibatsu aufgestiegen und mit diesem Vorsatz würde er es wieder werden. „Tja, ausnahmsweise gebe ich Kazuya Recht. Diese Frau muss auf sich selber aufpassen können. Wenn du also so freundlich wärst und uns den Weg zeigen könntest…?“ „Ihr seid Teufel“, flüsterte Zafina kaum hörbar und sie warf Jin, der im Ganzen irgendwie unentschlossen wirkte, einen traurigen Seitenblick zu. Heihachi fiel wieder der Esel ein, der sich nicht zwischen den Futtersäcken entscheiden konnte. Auf einmal war ein weiterer Sack hinzugekommen und Heihachi konnte schon fast Verzweifelung in Jins Gesichtsausdruck herauslesen, welcher mit sich selber haderte. „Tja, Bubi. Esel haben es nun nicht leicht“, fuhr es dem alten Mann durch den Kopf und ein hämisches Grinsen zauberte sich auf seine Lippen. Es wurde Zeit aufzubrechen. Mit einem Ruck wandte sich Heihachi von Jin und Zafina ab und entfernte sich ein paar Schritte, nur um zu verdeutlichen, dass er es ernst meinte. „Diese Richtung?“, fragte er so harmlos, wie ein Krokodil, das sich träge vom Wasser treiben ließ. Ein stummes Nicken und eine knappe Antwort reichten ihm vollkommen aus: „Ja immer da lang gerade aus“, als plötzlich Leben in Jin kam, der aus seiner Starre scheinbar erwacht war. „Wartet!“ Betont langsam drehte sich Heihachi um und auch Kazuya, der sich auf seiner Höhe befand, verharrte einen Moment. Jin stand immer noch neben Zafina, die überrascht wirkte, doch sein Blick war auf Heihachi und Kazuya gerichtet. Anklagend streckte er den rechten Arm aus und erdolchte sie förmlich mit seinem Zeigefinger. Seine Stimme war fest und klar, einer Spur Trotz beigemischt, wie ein Rebell. Heihachi verzog spöttisch eine Mundhälfte. Der Esel hatte sich also entschieden. „Ihr könnt nicht einfach abhauen. Ihr seid Zafina etwas schuldig“. Fast hätte Heihachi laut aufgelacht, doch er schwieg und auch von Kazuya war nur ein verächtliches Schnauben zu vernehmen. „Du, alter Mann, weil sie dir das Leben gerettet hat und du, Mishima, weil sie dir zu essen und zu trinken gegeben hat“. „Hahah, Kazama, willst du mich verarschen?“, lachte Kazuya abfällig und drehte sich wieder um. „So einen Bullshit hör ich mir nicht länger an. Viel Spaß bei deiner Samariter – Tour. Vielleicht sehen wir uns in der Hölle wieder, du Bastard“. Mit diesen Worten wandte er sich wieder zum Gehen und auch Heihachi hatte genug gehört, um seinen Weg fortzusetzen. „Bubi, dein Herz mag vielleicht am rechten Fleck sitzen, aber den Guten geht es immer schlecht. Und das ist der große Unterschied zwischen uns beiden. Ich steh immer auf der Gewinnerseite, egal, was es mich kosten mag. Deswegen“, Heihachi warf Jin noch einen kurzen Blick zu, bevor er endgültig weiterging, „viel Glück bei deiner Befreiungssache. Ich schick dir nen Bild von der Zaibatsu, wenn ich in Japan bin. Buhahaha!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)