The Devil Within von abgemeldet (Kampf der Teufel) ================================================================================ Kapitel 13: Ohne Plan?! ----------------------- So hab es endlich geschafft weiter zu schreiben^^ und ich bitte um Verzeihung, dass ich dieses Mal etwas länger gebraucht habe, aber meine Zeit wurde durch die Uni leider stark eingeschränkt :(...naja, auf jeden Fall viel Spaß beim Lesen und Frohe Weihnachten XDXDXD!!! ----------------------------------------------------------------------------------- Jin zwang sich ruhig zu bleiben. Das Einzige, was er jetzt nicht gebrauchen konnte, war die Kontrolle über sich zu verlieren. Innerlich versuchte er seinen Puls zu spüren und gleichmäßig zu atmen. Dieses rote Auge starrte ihn unerbittlich an. Wie ein Speer bohrte es sich in seine Seele und er fühlte sich, als ob er in einem Sumpf stehen würde, der ihn langsam in eine tiefe Schwärze zog. Aber er musste standhaft bleiben. „So? Du willst also mitkommen?“, zischte Kazuya und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Er sah wie eine Bestie aus, die jeden Moment zu schlagen würde, doch Jin hatte keine Angst vor ihm. Er hatte mehr Angst vor sich selber und dem, was in ihm lebte. Dagegen wirkte Kazuya fast harmlos, obwohl er die eigentliche Ursache war, aber Jin schob schnell diesen Gedanken beiseite und versuchte abermals konzentriert zu bleiben. Er befand sich hier in Indien, in einem kleinen Dorf, namens Angnao, mit seinen beiden größten Feinden, einer Einheimischen und einer verzweifelten Brasilianerin, die vergeblich über den Verbleib ihres Freundes aufgeklärt werden wollte, an dessen Verschwinden, er angeblich Schuld war. Er war anscheinend über 5 Jahre verschwunden gewesen, ein machtgieriger Mensch hatte seinen Konzern übernommen und er hatte keine Ahnung wie es weiter gehen sollte. Ein paar gute Gründe konzentriert zu bleiben. Fast hätte er laut aufgelacht, als er einen flüchtigen Blick durch das kleine Haus der Inderin warf, die es, wie er annahm, vermutlich bereute, sie in ihr Heim gelassen zu haben. Dennoch, seine Miene blieb ausdruckslos. Dass das Ganze kein schlechter Traum war, bestätigte seine schmerzende Unterlippe, ein kleines Souvenir von Kazuya, der mit dieser Situation auf seine ganz eigene Art und Weise umging: Er verlor einfach die Beherrschung. Und dann war da noch Heihachi, der nach ihrem Zusammentreffen mit diesen Menschenfresser- Pack, fast über den Jordan gegangen war und nun zwar eine scharfe, spöttische Zunge führte, aber noch nicht ganz auf dem Damm war. Einen winzigen Augenblick kräuselten sich seine beiden Mundhälften. Das hier war einfach zu bizarr, um wahr zu sein, doch eine kleine warnende Stimme in seinem Hinterkopf, flüsterte ihm zu, dass dies die Realität war und er mitten drin steckte. „Lachst du mich etwa aus, Kazama?“, fauchte plötzlich Kazuya und innerlich schreckte Jin aus seiner Gedankenwelt auf. „Lass Bubi hier, doch einfach ein wenig Spaß haben. Wenn ich dich sehe, ist mir auch immer zu lachen zumute, Kazuya“, bemerkte ein bleich wirkender Heihachi mit einer verbundenen Schulter und einem süffisantem Grinsen. „Du verfluchter Dreckssack“, erwiderte Kazuya knurrend und Jin wurde irgendwie an eine Bulldoge erinnert. „Ganz ruhig, Mishima“, sagte er und Kazuyas Kopf fuhr zu ihm herum. „Lass den Alten reden“, und zu Zafina gewandt, die sie immer noch mit Abstand und Abscheu betrachtete, meinte er, „Kannst du uns dann vielleicht zu dieser Kneipe führen?“ „Ich….von mir aus“. „Nicht so schnell“. Zwei wütende braune Augen starrten ihn an und in Jin regte sich gewisser Unmut. Christie trat mit verschränkten Armen vor ihn und meinte trotzig: „Du kommst erst an mir vorbei, wenn du mir sagst, was….“. „Was mit Eddy passiert ist. Ich weiß es jetzt langsam“, vollendete Jin genervt den Satz und in Christies Augen blitzte ärgerlich auf, doch er konnte keine Rücksicht mehr nehmen. „Hör zu. Ich weiß nicht, was du von mir verlangst, was ich jetzt hier tun soll, aber schalt einfach mal dein Denkaperrat ein, ok?“ Christies Mund klappte auf und zu. In ihrer Miene spiegelte sich Zorn und Verblüffung wieder, aber Jin fuhr eiskalt fort. „Wenn ich tatsächlich über 5 Jahre verschwunden gewesen sein soll, wie soll ich dann wissen, wo dieser Kerl steckt? Vor allem, wenn es die Mishima Zaibatsu nicht mehr gibt, dann existiert auch die Tekkenforce nicht mehr und dort hat er sich als letztes befunden. So!“ „Er heißt Eddy“, flüsterte Christie kaum hörbar und in ihren Augen glitzerte es. „Und er hat nie und nimmer für dich gearbeitet“, schrie sie auf einmal, wie vom Blitz getroffen los. Ein Schwall Tränen floss über gebräuntes Gesicht und ihre Hände hatten sich zu Fäusten geballt, doch Jin blieb unberührt. Im Moment hatte er andere Sorgen. Mit einem scharfen Blick auf die Brasilianerin, erwiderte er: „Entweder du glaubst mir, oder nicht. Eddy Gordo war zuletzt unter meinem Kommando in der Tekkenforce und was aus der geworden ist, weiß nicht. Akzeptier es einfach!“ „Du lügst. Eddy hätte niemals für so Verbrecher, wie ihr es seit gearbeitet“, krächzte sie mühsam hervor und Zafina, die aussah, als wüsste sie nicht, was sie tun sollte, nahm die schluchzende Frau kurzerhand in den Arm. „Ich wusste ja gar nicht, dass du so ein Weiberheld bist, Kazama“, spottete Heihachi gehässig und auch Kazuya verzog höhnisch die Mundwinkel. „Schnauze, alter Mann. Sei lieber froh, dass du noch am Leben bist“, kam es klirrend kalt von Jin und Heihachis Miene verfinsterte sich schlagartig, aber Jin achtete nicht weiter auf ihn. Stattdessen sagte er zu Zafina, deren Augen immer wieder nervös zu Kazuya huschten: „Können wir jetzt gehen? Ich glaube, sie hier, kommt ganz gut alleine zu Recht“. Mit einem unterdrückten Schrei, riss sich Christie von Zafina los und stürmte aus dem Raum. Etwas perplex und verwirrt blieb die Inderin stehen, bis sie Kazuya anherrschte: „Los jetzt. Zeig uns den Weg!“ Schweigend verließen sie das kleine Haus, das in der untergehenden, gold-orange Sonne, lange Schatten warf. Jin hatte überhaupt nicht bemerkt, wie schnell die Zeit verflogen war Es war spürbar kühler geworden und ein leichter Wind ließ die Blätter des alten Olivenbaums, sachte rauschen. In der Dämmerung wirkte er, wie ein knochiger Riese, der stumm in die Ferne blickte, bereit das kleine Haus zu bewachen. Die Erde knirschte leise unter Jins Schuhen, die durch ihre Strapazen mit deutlichen Spuren gekennzeichnet waren. „Man soll eben keine Anzugsschuhe für eine Höhlen- und Wüstenwanderung anziehen“, schoss Jin bitter durch den Kopf und erst jetzt fiel ihm auf, wie schäbig und abgenutzt er im Ganzen wirkte. Sein schwarzer Mantel war ein einziges Flickwerk geworden, sein schwarzes Hemd hatte einen hellen, ungesund wirkenden, Grauton angenommen und seine Hose bedeckte mehr schlecht, als recht seine Beine. Vermutlich sah er wirklich so aus, als wäre er seit Jahren verschwunden gewesen, doch irgendwie wollte er sich mit diesem Gedanken nicht so ganz anfreunden. Kein Wunder, er war ja auch völlig abstrus und trotzdem: Er ahnte, dass dieses Telefonat, das er jeden Moment führen wollte, im Sande verlaufen würde. Er warf einen kurzen Seitenblick auf Kazuya, der mit unergründlicher Miene und gewissem Abstand neben Zafina herlief. Er sah keinen Deut besser aus, als Jin und in der immer größer werdenden Dunkelheit wirkte er wie ein bleiches, graues Gespenst, das nur ein Schatten seiner selbst war. Ob er ebenfalls ahnte, dass ihnen vor wenigen Augenblicken, doch die Wahrheit erzählt worden war? Jin wandte sich wieder ab. Kazuya war ein unverbesserlicher Starrkopf und hundsgemein noch oben drein. Außerdem fiel Jin auf, dass er die ganze Zeit über, angespannt wirkte. So als stände er unter Dauerstrom. Ihm war seine Abneigung gegenüber Zafina nicht entgangen und auch in Jin regte sich, jedes Mal wenn diese sprach, ein seltsames Gefühl. Ein kleiner Teil von ihm bekam plötzlich Lust ihr den Hals umzudrehen, obwohl er nicht wusste, warum. Sie hatte ihnen nichts getan. Im Gegenteil, eigentlich war sie diejenige gewesen, die sie vor diesen merkwürdigen Schergen Asuras, gerettet und sie vor dem Hungertod bewahrt hatte. Dankbarkeit war angemessen, dennoch: Durch Zafina floss eine geheimnisvolle, kaum wahrnehmbare Energie, die Jin auf der einen Seite faszinierte und anzog, auf der anderen, aber auch irgendwie wütend machte. Er wusste selber nicht warum, doch bevor er sich weiter in diverse Theorien verstricken konnte, wurde er von Kazuya unterbrochen, der sich lautstark beschwerte: „Wie weit ist es denn noch? Sag schon“. Die Schwarzhaarige zuckte merklich zusammen, versuchte aber ausdruckslos zu wirken und erwiderte leise: „Wir sind gleich da. Da vorne ist es schon“. Sie deutete mit ausgestrecktem Arm auf einen schwachen, matten Lichtschein, der sich in der wachsenden Dunkelheit verlor und dumpfes Gläserklirren drang an Jins Ohr. Sie befanden sich wieder auf dem Dorfplatz, auf dem gestern die Familie hingerichtet worden war, die es nicht rechtzeitig geschafft hatte, sich vor diesen Affen mit Maschinengewehren zu verbeugen und der Geruch von verfaultem Fleisch und eingetrocknetem Blut wehte zu ihnen rüber. Offenbar waren die Leichen weggeschafft worden, dennoch ragte der Galgen als Erinnerung an die grausame Tat, wie ein Mahnmal in der nächtlichen Dämmerung auf. Mit zügigen Schritten überquerte Zafina den Platz und Jin kam es so vor, als wollte sie nur möglichst schnell weg von hier. Der gedämpfte Lärm von einzelnen Stimmen wurde nun lauter, bis sie endlich vor einem schäbig wirkendem Haus standen, das von außen den Eindruck machte, als wäre es schief gebaut worden. Der Gestank von Tabak, Alkohol und menschlichem Schweiß drangen in Jins Nase, als Zafina den Vorhang beiseite schob, der den Eingang darstellte, und sie ins Innere der Kneipe traten. Alte, verrunzelte Gesichter mit trüben Augen, musterten sie misstrauisch und der Lärm nahm schlagartig ab. Der Raum war nicht sonderlich groß. Eine lange, verschlissene Holztheke am Ende des Gebäudes verlief parallel zu der Wand und war gefüllt mit staubig wirkenden Flaschen. Hier und da befanden sich einzelne, schmale, niedrige Tische, um die herum vergilbte, wackelige Holzstühle aufgestellt waren und in mehreren kleinen Ecken, waren verdreckte Sitzkissen zu einem Rondell ausgelegt worden, in deren Mitte sich grünlich schimmernde Wasserpfeifen befanden. Von der Decke hingen vereinzelt Lampen, die mit ihrem matt gelblichen Licht, der ganze Atmosphäre einen käsigen Glanz verliehen und irgendwie wurde Jin an ein leuchtendes Geschwür erinnert, auf dem sich mehrere Fliegen tummelten. Zafina steuerte auf die Theke zu, hinter der sich ein dickes, glatzköpfiges, verschwitztes Gesicht mit vielen Falten und zwei gierig starrenden Augen befand, das die Neuankömmlinge prüfend musterte. Die anderen Gäste hatten sich zwar wieder ihren Gläsern zugewandt, doch Jin entging nicht, ihr Misstrauen und Skepsis gegenüber ihnen, was vielleicht auch teilweise an Kazuya lag, der mit finsterer Miene in den Raum getreten war und sich böse umschaute. „Was ist das denn für ein Drecksladen?“, schnaubte er verächtlich, aber Jin schenkte ihm nur einen kurzen Seitenblick. Langsam folgten sie Zafina, die sich auf Indisch, angeregt mit dem Wirt unterhielt, der immer wieder kurz zu ihnen rüberblickte und sich mit seinen dicken Wurstfingern über die vor Fett triefende Schürze fuhr. Schließlich verstummte er und musterte sie abermals kritisch. Jin beschlich ein ungutes Gefühl, doch er versuchte ruhig zu bleiben und wandte sich an Zafina: „Was ist? Gibt’s irgendwelche Probleme?“ „Nein. Nicht unbedingt“, zögerte sie und warf Kazuya einen angstvollen Blick zu, der sie mit grimmiger Miene anstarrte. „Es ist nur so. Er verlangt Geld dafür, dass ihr telefonieren könnt“. „Was?“, unterbrach sie Kazuya scharf, „Dann gib ihm welches!“ „Das würde ich ja gerne, aber ich habe momentan nichts“. In Zafinas Stimme lag etwas Flehendes und ein kleiner Teil von Jin bekam auf einmal Mitleid mit ihr, aber Kazuya verzog nur höhnisch die Mundwinkel. „So? Na dann, pass mal auf“. „Beherrsch dich, Mishima“, zischte Jin leise, aber bestimmt und Kazuya verzog ärgerlich eine Augenbraue. „Sag mir nicht, was ich tun soll und was nicht, Kazama“. Während er sprach, schoss plötzlich seine rechte Hand vor, packte einen völlig überraschten Wirt und zog ihn mit voller Wucht über die Theke. Gläser fielen klirrend zu Boden und verdutzte Gesichter drehten sich in ihrer Richtung. Innerlich schlug sich Jin die Hand auf den Kopf. Das dieser Mann auch nicht einmal normal mit jemanden reden konnte, ohne das direkt Chaos ausbrach. „Hör zu, du Wurm“, sagte Kazuya scharf und packte den Wirt, der nicht wusste wie ihm geschah, fest am Kragen. „Du wirst mir jetzt dieses verfluchte Telefon geben, oder ich breche dir erst deine Arme und dann deine Beine, verstanden?“ Mit dem letzten Satz war der Schwarzhaarige lauter geworden und Jin zweifelte daran, dass sie jetzt noch die Möglichkeit hatten, ihr gewünschtes Gespräch zu führen. „Meinst du, er versteht dich überhaupt?“ „Der wird mich schon verstehen, nicht?“ Ohne Vorwarnung schlug Kazuya dem Mann ins Gesicht und schubste ihn von sich. Die anderen Gäste sprangen auf. Eine bedrohliche Stimmung lag plötzlich in der Luft und Jin entging nicht, dass einige sich unbemerkt in die Hosentaschen fuhren. Konnte es sein, dass hier auch Bewaffnete saßen? Der Wirt blutete mittlerweile aus der Nase und Zafina versuchte auf ihn einzureden, doch er stieß sie nur grob beiseite und verschwand in einem Hinterzimmer. Mit sich selbst zufrieden grinste Kazuya die Inderin an, die ihn mit unverhohlener Abscheu musterte und schließlich meinte, als der ein wütend ausschauender Wirt wieder zurückkam: „Kommt mit. Das Telefon steht dahinten“. „Na also geht doch“, sagte Kazuya überheblich und abermals spürte Jin, wie sein Hass auf seinen Vater wuchs. Wieso war dieser nur so ein verfluchter Bastard? Mühsam schluckte er eine bissige Bemerkung herunter und betrat das kleine stickige Hinterzimmer, in dem sich in einer Ecke auf einem kleinen Holztisch ein Telefon befand, das aussah, als stammte es aus einer Zeit, in der die Menschen das Rad erfunden hatten. Kazuya schnaubte verächtlich aus, als der den altertümlichen Aperrat sah, sagte aber nichts, sondern schob Jin und Zafina grob beiseite und nahm den Hörer ab. Der Wirt war mittlerweile wieder aus dem Zimmer verschwunden, hatte den Türvorhang vorgeschoben und Jin konnte von draußen, leise gedämpfte Stimmen wahrnehmen, die sich schnell und hastig unterhielten. Er warf der Inderin einen kurzen Blick zu. Zafina schien sich nicht wohl zu fühlen. Ihre Augen wanderten immer wieder unruhig zu Kazuya, dem Telefon und dann zur Tür. Irgendetwas schien sie nervös zu machen, doch bevor Jin sie fragen konnte, fluchte Kazuya lautstark los: „Verdammte Scheiße. Ist dieses Teil im Arsch, oder was? Es kommt keine Verbindung“. Wütend murmelte er noch einige wüste Beschimpfungen in sich hinein, bis er schließlich mit voller Wucht den Hörer auf die Gabel knallte und schlagartig wurde Jin klar, dass ihn seine leise Vorahnung nicht getäuscht hatte. „Ihr habt uns also doch die Wahrheit erzählt, oder?“ Zafina schreckte bei seinen Worten kurz hoch, fing sich jedoch wieder und nickte langsam. „Ja. Es stimmt. Eure Konzerne existieren nicht mehr“. „Das ist doch völliger Blödsinn. So was…“. „Mishima!“, unterbrach Jin Kazuya laut und dieser funkelte ihn böse an, doch Jin sprach unbeirrt weiter: „Sieh’s doch endlich ein. Sie hatten Recht. Sie haben uns nicht belogen. Ich muss noch nicht mal versuchen, die Zaibatsu zu erreichen, weil ich weiß, ich werde das gleiche Besetztzeichen hören, wie du“. Kazuya starrte ihn unverwandt an, als wäre er aus Stein. In Jin regte sich plötzlich die Dunkelheit. Wie ein Schatten kroch sie in ihm hoch. Lange, schwarze Tentakeln griffen nach seiner Seele und eine unmenschliche Kälte durchströmte ihn. Mühsam versuchte er konzentriert zu bleiben. Er durfte nicht gegen sich selbst verlieren. Nein! Er musste standhaft bleiben. Plötzlich brach Kazuya den Bann und wandte sich ruckartig ab. In Jin schrie das Monster laut und enttäuscht auf, doch so schnell wie es gekommen, so schnell verschwand es auch wieder. Einen Moment lang zweifelte Jin an dem seltsamen inneren Frieden. Wieso kam es immer so unerwartet, dass dieses verfluchte Teufelsgen in ihm auf einmal anfing, zu reagieren? Lag das wirklich nur an Kazuya? Oder war da noch etwas anderes im Spiel? Etwas weit aus gefährlicheres, als ein rotäugiger Teufel in Menschengestalt? „Wenn du wirklich so schlau bist, Kazama, dann weißt du ja auch mit Sicherheit wie es jetzt weiter gehen soll. Oder nicht?“ Die Stimme des Schwarzhaarigen dröhnte unangenehm in Jins Schädel und doch: Kazuya hatte genau den Punkt erwischt, an dem Jin ebenfalls so ratlos war, wie sein Vater, der ihn halb-ärgerlich halb-spöttisch anschaute. „Ich weiß es nicht“, meinte er leise und Kazuya hob gespielt die Augenbrauen. Jin ahnte, dass dieser gleich wieder explodieren würde, als Kazuya scheinbar harmlos fragte: „Kannst du das bitte noch einmal widerhohlen, Kazama?“ Jin drehte sich weg. Wut und Bitterkeit regte sich in ihm. Irgendwie schien er zum ersten Mal vollkommen planlos zu sein. „Ich weiß es nicht, verdammt noch mal“, entfuhr es ihm unwirsch und er konnte Kazuyas Fäuste knacken hören. Sein Körper straffte sich willkürlich. Wenn es jetzt zu einem Kampf kommen würde, dann…Doch plötzlich meldete sich Zafina zaghaft zu Wort: „V-vielleicht sollten wir einfach wieder zurück zu mir gehen. Ich glaube, es könnte hier gleich etwas unangenehm werden“. „Willst du mir etwa drohen?“, sagte Kazuya leise, noch immer merkwürdig ruhig, doch Jin konnte etwas anderes hinter seiner Fassade wahrnehmen: Wut und Mordlust. Kazuya schien kurz vorm Platzen zu sein und vor seinem geistigen Auge sah sich Jin aus einer brennenden Kneipe mit lauter Leichen rennen. „Nein. Das würde ich niemals wagen“, stotterte Zafina ängstlich und wich dem rot- funkelnden Auge aus. „Es ist nur so, dass der Wirt und die anderen Gäste hier nicht sonderlich erfreut über Ihre „Überredungskunst“ waren, Mr. Mishima“. Sie stockte kurz. Von draußen drangen gedämpft Stimmen zu ihnen herein und Stühle wurden hin und her geschoben. Leise fuhr Zafina fort: „Ihr müsst verstehen: Die Leute hier sind, seit Asura an der Macht ist, schrecklich nervös geworden, was Fremde an belangt und sie beraten sich gerade darüber, ob ihr zu seinen Leuten gehört oder nicht“. „Was, wenn sie zu dem Schluss kommen, dass wir nicht zu diesem Asura zählen? Was passiert dann?“ Kazuyas Stimme war fast ein Flüstern. Seine Miene war immer noch immer ausdruckslos. Dennoch, ein gefährlicher Glanz lag in seinen Augen und Jins Nackenhaare stellten sich auf, so als ständen sie unter Strom. Was zur Hölle ging in diesem Mann vor? „D-d-dann wollen sie euch…“, Zafina schluckte kurz, doch Kazuya brachte sie mit einer herrischen Handbewegung zum Schweigen. In seinem Gesicht lag ein langer Schatten und die Luft um ihn herum schien förmlich zu knistern. Jins unruhiges Gefühl verstärkte sich und jede einzelne Muskelfaser in seinem Köper war bis zum Zerreißen gespannt, doch plötzlich tat Kazuya was, was selbst Jin aus der Fassung brachte. Mit einem kurzen prüfenden Blick schritt der Schwarzhaarige zum Ende des kleinen Hinterzimmers und fuhr mit seiner linken Hand leicht über den rauen Stein. Dann, ohne jegliche Vorwarnung, ließ er einen Wutschrei ertönen, der selbst eine Herde von Löwen in die Flucht geschlagen hätte und zertrümmerte mit voller Wucht die Wand, die, wie von Dynamit gesprengt, auseinanderbrach und eine dicke Staubwolke fegte durch die Luft. Die Stimmen in der Kneipe verstummten schlagartig und auch Jin starrte mit offenem Mund auf das mannsgroße Loch, durch das die kühle Nachluft drang. „Gehen wir“, zischte Kazuya und ohne eine Antwort abzuwarten, trat er ins Freie und verschwand in der spärlichen Dunkelheit der Nacht. Zafina sah so aus, als zweifelte sie an ihrem Verstand und auch Jin brachte nur ein leichtes Kopfschütteln zustande. Er hatte mit allem gerechnet: Einen toten Wirt, eine brennende Kneipe. Ja, sogar ein Massaker im ganzen Dorf, doch nicht mit einem Loch in der Wand. Wurde er langsam verrückt oder zeigte Kazuya ein wenig Vernunft ohne gleich tausende von Menschen umzubringen? Wortlos zog er die völlig perplexe Inderin mit sich in die Nacht und folgte Kazuya, der sich ein Stück voraus befand. Ohne irgendwelche Umwege, kehrten sie zurück zu Zafinas kleinem Haus, das so stumm und ruhig wirkte, als würde sich hier nie eine Menschenseele hin verirren. Heihachi schlief noch als sie eintraten und sah wie ein Großvater aus, der sich nach einer Flasche Schnaps und einer Pfeife ins Bett gelegt hatte, um dort den Schlaf der Gerechten zu halten. Von weiter oben drang hingegen immer wieder ein leises Schluchzen durch die Decke, doch Jin blieb unberührt: Er hatte Christie die Wahrheit erzählt und wusste keinen Grund, warum er mit ihr Mitleid haben sollte. Schließlich hatte er selber genug zu tun mit einem Wände, zertrümmerten Vater, einem irren Konzerne vernichtenden Typen und einem schnarchendem Großvater. Wie sollte er da noch den Überblick behalten können? Innerlich lachte er über seinen bitteren Sarkasmus. Was ihm blieb ihm auch anderes übrig? „I-ich glaube, ich gehe mal nach Christie schauen. Wenn ihr noch etwas zu Essen wollt, es ist noch was von Mittag übrig und Obst ist auch noch da“. Zafina schien endlich ihre Stimme wieder gefunden zu haben und war zu ihrer kleinen Kochstelle geeilt, in deren Nähe sich Kazuya auf einem Stuhl niedergelassen hatte. Unbeteiligt griff er nach einem Apfel und biss herzhaft und gedankenverloren hinein. Zafina warf ihm nur einen skeptischen Blick, verschwand dann aber aus dem Raum und Jin konnte sie die Treppe nach oben gehen hören. Mit gewissem Abstand setzte er sich auf einen zweiten Stuhl. Irgendwie traute er diesem friedvollen, Apfelessendem Kazuya nicht ganz über dem Weg, doch schließlich versuchte er möglichst gleichgültig zu fragen: „So. Was hast du jetzt also vor? Du wärst nicht so ruhig, wenn du keinen Plan hättest“. Einen Moment lang schlich sich ein fieses hasserfülltes Grinsen auf Kazuyas Gesicht, das aber sofort einem finsteren Blick wich, der Jin schier durchbohrte. „Was wohl, Kazama? Kannst du dir das nicht denken? Du bist doch sonst immer so schlau“. Dumpf dröhnte die Stimme durch den Raum und das Monster in Jin regte sich leise. Kazuya war also immer noch der Alte, doch der gefährliche Glanz in seinen Augen war seit dem Kneipenbesuch nicht gewichen. Wie ein Raubtier zischte er plötzlich zornig los: „Was wohl, Kazama? Ich werde, diesen Le’zaza Burden töten!!!!!!!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)