Nameless von Wolllollie (Eine Geschichte aus einem etwas anderen Blickweinkel) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel II --------------------- Als ich noch klein war hatte ich viele Freunde mit denen ich viel unternommen habe, im Laufe der Zeit wurden es immer weniger bis nur noch ein paar übrig waren. Mittlerweile brauche ich mir darüber keine Gedanken mehr machen, auf diese Idee würde ich niemals kommen, mein Körper ist eins mit der Ewigkeit, denn ich bin Tod. Ich streife über die Welt und sehe wie sie und ihre Bewohner sich verändern. Gerade bin ich auf ein junges Mädchen im zarten Alter von 12 Jahren gestoßen. Etwas an ihr hat mich gefesselt, ich kann noch nicht genau sagen was, aber ich werde es herausfinden. Sie sitzt auf einer Bank, lässt die Beine baumeln und schaut auf den kleinen See auf dem ein Pärchen Enten schwimmt. Sie wirkt für ihr Alter sehr erwachsen, Erwachsener vielleicht als gut ist. Ihr Blick streift über die Landschaft zu ihrer rechten und bleibt an zwei Kindern hängen, die auf sie zugelaufen kommen. Ein Blütenblatt tanzt im Wind herab, ich denke es ist Frühling. In der Ewigkeit hat man kein Zeitgefühl. Mittlerweile ist das Mädchen aufgestanden und streift durch die Straßen, den Blick auf den Betonboden vor ihren Füßen gerichtet. Sie zieht Blicke auf sich, einige schütteln traurig den Kopf, andere drehen sich schnell weg, kichern und tuscheln. Vor einem Hauseingang bleibt sie stehen, wühlt in ihrer Tasche und zieht einen kleinen, silber glänzenden Schlüssel heraus. Auf der anderen Seite der Tür sitzt ein kleiner struppiger Hund der sie aus trüben Augen ansieht. Er reagiert kaum auf sie, sondern sitzt weiter vor der, wieder geschlossenen, Tür. Sie geht stumm an ihm vorbei, den Flur entlang in die Küche. Es herrscht Chaos, alles liegt durcheinander. Frische Lebensmittel neben Schimmelnden Geschirr, Abfall auf dem Boden und Hundekot auf den Stühlen. Über Abfallberge geklettert greift sie nach einen Apfel, welchen sie skeptisch beäugt und wieder fallen lässt, weil er schon bis zur hälfte braun und schimmelig ist. Die Haustür öffnet sich und der Hund fängt freudig an zu bellen, ihre Mutter ist nach Hause gekommen. Ihr Mantel fällt zu Boden, sie nimmt den Hund auf den Arm, küsst ihn, streichelt ihn und spricht liebevoll mit ihm. Das Mädchen streift ihre Mutter mit einem kurzen Blick und geht von der Küche ins Wohnzimmer. Von ihr wird keine Notiz genommen, die Mutter widmet ihre volle Aufmerksamkeit dem Hund in ihrem Arm. Das Wohnzimmer gleicht auch einem Trümmerfeld, überall Müll, Klamotten und benutztes Geschirr, nur in einer Ecke liegt eine schmutzige Matratze. Sie durchstreift den Raum und lässt sich auf die dreckige Matratze sinken. Ich habe das Gefühl das Mädchen ist einsam, ich würde sie gerne aufheitern, umarmen, aber mein Zustand lässt es nicht zu. Ich kann es versuchen, aber sie nimmt keinerlei Notiz von den Berührungen oder von mir. Verloren geglaubte Emotionen kehren zurück. Hinter mir steht der Hund und beäugt meine Körperlose Silhouette. Er scheint freundlich zu sein. Etwas womit ich nie gerechnet hätte passiert. Ein Schuh fliegt von hinten auf den Hund zu, trifft ihn am Kopf und der Sturm bricht los. Das Tier jault auf, das Mädchen schreit, die Mutter stürzt herbei und verprügelt das Kind. Hilfs- und Fassungslos schwebe ich im Raum und beobachte das grausige Szenario. Das Mädchen, verzweifelt wie es ist, schlägt zurück und dann ist alles vorbei. Die Mutter hockt schwer keuchend über ihrer Tochter, steht auf und wendet sich dem Hund zu. Durch ihre eigene Bewegung ist das Kind mit dem Hinterkopf auf eine Flasche geschlagen und blutet übel aus der Wunde. Mühevoll stemmt sie sich hoch, schleppt sich an ihrer Mutter vorbei in den Flur und aus der Haustür. Sie taumelt über die Straße, sieht nichts mehr als graue, verwaschene Schemen und bricht zusammen. Stumm sehe ich wie eine ältere Dame herbei läuft und das Mädchen auf den Fußweg zieht, hysterisch schreit sie jemand solle Hilfe holen. Mein körperloser Blick streift das Fenster der Wohnung in dem wie uns eben noch befanden. Ihre Mutter steht am Fenster, den Hund auf dem Arm und betrachtet die Szene mit ausdrucksloser Miene. Schließlich dreht sie sich weg und liebkost den Hund. Ich bemerke die näher kommenden Sirenen und das Blaulicht des Krankenwagens. Die Polizei nähert sich im scharfen Tempo und blockiert schließlich die Straße, Sanitäter laufen zum Mädchen und beginnen mit der ersten Hilfe. Die Dame steht, bleich im Gesicht wie eine Rigipswand beim Mädchen. Ihr Blick verändert sich und sie geht zu einem Polizisten. Ich bin zu weit entfernt um hören zu können was sie sagt, aber die Frau gesteckuliert hektisch und deutet immer wieder auf das Haus aus dem wir kamen. Die Kleine wird auf eine Trage gelegt und in den Krankenwagen gehoben. Die Polizei stürmt das Haus und ich beobachte das Szenario still und Emotionslos. Das Mädchen hat es geschafft, sie lebt. Sie hatte Glück im Unglück, eine Gehirnerschütterung, eine Platzwunde und einige Schnittwunden. Ihre Mutter wurde in Polizeigewarsam genommen, der Hund ist bei Familienangehörigen untergekommen. Es soll ein Gerichtsverfahren geben, die Mutter wird wegen mutwilliger Körperverletzung und unterlassener Hilfeleistung verurteilt werden, das ist klar. Die Sozialhilfe vermittelt das Mädchen in eine neue Familie. Anfangs hätte ich nicht damit gerechnet dass so etwas passieren würde. Meine Entscheidung wiedergeboren zu werden siebe ich weiter vor mir her. Es sind 6 Monate vergangen, heute ist der Gerichtstermin bei dem entschieden wird was mit dem Mädchen passiert. Wenn ich mir so die Gesichter ansehe, sehe ich ernst, Bestürzung und Erleichterung. Nur in einem Gesicht kann ich nicht lesen, in dem der Mutter. Es erscheint blass, unbewegt, wie aus Stein gemeißelt um für die Ewigkeit erhalten zubleiben. Der Richter nimmt platz und die Verhandlung beginnt. Sie zieht sich über mehrere Stunden hin, es wird über Menschen unwürdige Lebensverhältnisse, Soziale Isolation und Demütigung gesprochen. Das Mädchen hatte es wirklich schwer. Ihr Vater ist unbekannt, ihre Mutter wollte sie nicht und hat sich kaum um sie gekümmert, Zuneigung, wärme oder liebe kennt sie nicht. Die Schule und den Kindergarten hat sie nie besucht, Verwandte kennt sie keine. Der Hund wurde um einiges besser behandelt als sie, natürlich ist es verständlich das sie auf diesen Eifersüchtig war. Sie sah wie ihre Mutter den Hund behandelte und wollte dies auch für sich. Sie weiß bis jetzt nicht das der Hund nachts bei ihr auf der dreckigen Matratze schlief und ihr wärme schenkte. Dies weiß wohl niemand außer dem Hund, der Mutter und mir. Die Atmosphäre ist angespannt, mittlerweile sind sie soweit dass das Mädchen weint, die Mutter zeigt keinerlei Regung. Der Richter verlangt nun dass der Hund, der so viel besser behandelt wurde, herein gebracht wird. Die Gerichtstür öffnet sich und ein Gerichtsdiener bringt eine Tiertransportbox mit dem kleinen struppigen Hund herein. Das Mädchen streift die Box nur mit einem Blicken, während ihre Mutter aus ihrer Versteinerung erwacht, aufspringt und nach ihrem „Baby“ ruft. Auf Wunsch des Richters wird der Hund aus der Box gelassen. Er tritt aus dieser, schüttelt sich und sieht sich um. Die Mutter des Mädchens ruft freudig ihren Hund, wird aber von ihm ignoriert, er dreht sich zum Mädchen und trabt schwanzwedelnd auf sie zu. Die Augen der 12 Jährigen werden groß als der Hund an ihrer Seite stehenbleibt und sich zu ihr setzt. Protestierende Rufe ihrer Mutter werden laut. Sie bezeichnet ihre eigene Tochter als verkommenes Subjekt, als Diebin und einiges noch schlimmeres. Die Geschworenen wechselten besorgte Blicke und der Richter musste die Frau zur Ordnung rufen. Ich habe etwas erfahren was wohl niemand wusste. Der Hund mochte das Mädchen viel lieber als deren Mutter, weil diese früher immer mit ihm gespielt hatte. Schlussendlich wurde beschlossen der Mutter das Sorgerecht zu entziehen und sie wurde zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Dam Mädchen und dem Hund geht es in ihrer neuen Familie gut. Was meinen Entschluss angeht bin ich immer noch unschlüssig… Beides hat ein für und wieder, ich werde noch etwas abwarten und mir den Verlauf der Welt weiter anschauen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)