Für ewig ... von irish_shamrock (und immer.) ================================================================================ Kapitel 1: Für ewig ... ----------------------- A S T O R I A Lerne zu vertrauen! Mein Name ist Astoria, Astoria Calantha Greengrass und bis zum gestrigen Abend blieb das auch so. Doch jetzt ist es anders. Denn er liegt neben mir. Ein Mann, der nun mein Ehemann ist. Ich bin jetzt zweiundzwanzig Jahre alt und habe vor fünf Jahren meinen Abschluss an der neu errichteten Schule für Hexerei und Zauberei, Hogwarts, gemacht, nachdem es durch den "großen Kampf" fast nur noch in Trümmern lag. Meine Noten waren gut, selbst meine ältere Schwester Daphne konnte mir nicht das Wasser reichen. "Eine gute Ausbildung sichert euer Leben, Mädchen!", hatte unsere Mutter immer zu sagen gepflegt. "Wer klug ist, und wie wir, reinblütig, hat die besten Chancen auf ein Leben in Wohlstand!" Als wenn wir Greengrasses nicht schon längst Wohlhabend wären? Doch meine Mutter schärfte uns stets ein, dass Geld allein auch nicht alles sei, nein. Denn ein Titel, ein Name in der Zauberwelt, müsse her, damit wir uns um nichts mehr Sorgen mussten, wenn wir erst einmal einen Mann aus den noch höheren Kreisen ehelichen würden! "Reinblut dem, dem es gebührt!", pflegte Vater zu sagen und murmelte die Worte meist wie eine Predigt immer wieder vor sich her. Die Eltern würden schon dafür Sorge tragen, dass die beiden Greengrass Mädchen vernünftige Ehemänner abbekamen! Und das taten sie auch. Daphnes Gatte war schnell gefunden. Ein Slytherin? - Natürlich! Reinblütig? - Sowieso! Und Reich? - Immer! Ja, für sie wurde ein Junge bestimmt, mit dem sie schon Hogwarts besuchte. Schnell wurde ein Arrangement mit den Zabinis getroffen, doch Daphne war nicht glücklich mit der vorherrschenden Situation denn sie wusste, dass ich heimlich für den Zabini-Zögling schwärmte. Doch als das Gerücht umher ging, dass dieser ein Auge auf das Weasley-Mädchen geworfen hatte, war auch diese erste Verliebtheit meinerseits vorbei. Daphnes Hochzeit, vor sechs Jahren, hatte man so schnell es möglich war über die Bühne gebracht, nachdem die Verlobung zwischen Blaise Zabini und ihr bereits Hogwarts vereinbart wurde, im Jahr, als der dunkle Lord gefallen war. Daphne weigerte sich gegen diese Verbindung. Stets beteuerte sie, dass Blaise nicht liebte und dass man ihr diese Last nicht aufbürden könne, doch Vater und Mutter entschieden nicht zu ihren Gunsten, da auch Lady Blandine Zabini als eine Verfechterin der Ehe zwischen reinen Blutlinien galt. Mir wurde aufs schmerzlichste bewusst, dass auch ich mich eines Tages würde fügen müssen, wenn jeglicher Widerspruch im Keime erstickt wurde. Und ich würde, stillschweigend, gehorchen. Eines Nachmittages im Spätsommer diwawn Jahres, als ich in unserem hiesigen Garten Geige spielte (Mutter und Vater verachteten diese Muggel-Instrumente, jedoch ließen sie sich ein Mal erweichen und kauften mir ein Instrument), hetzte unsere Hauselfe auf mich zu, um mich zurück ins Haus zu berufen. Verärgert wies ich sie an, mich in Ruhe zu lassen, jedoch gehörte absoluter Gehorsam zu den hervorstechensten Eigenschaften der Dienerin unseres Hauses. Missmutig trottete ich hinter ihr her. "Sie müssen sich herrichten, junge Herrin", plapperte die Hauselfe und so fuhr ich mir fahrig durch die brünetten Locken. "Ihr Kleid, junge Herrin!" Genervt blickte ich an mir herab, doch es war nichts zusehen auf dem himmelblauen Stoff, nicht einmal Grasflecken. Wütend sah ich zu ihr herunter. Die Elfe duckte sich und trollte sich davon. "Astoria!", hörte ich Mutters Stimme, laut und klar, selbst durch die massive Eichentür, die zum Wohnraum führte. "Astoria!", donnerte Vater nun. Niedergeschlagen ließ ich den Kopf hängen, denn seitdem Daphne nicht mehr hier, sondern auf dem Landsitz der Zabinis wohnte, wurde alles auf mich abgewälzt! Ich griff nach den vergoldeten Griffen der Tür, zog diese ein Mal zu mir und dann von mir fort, ehe die Pforte aufsprang und ich das helle, große Zimmer betrat. Wie gewohnt begrüßten mich die Porträts der Greengrassdynastie. Mein Blick schweifte durch den saalähnlichen, lichtdurchfluteten Raum. Mutter saß auf dem schneeweißen Sofa mit Ausdrucksloser Miene, während Vater neben ihr wie immer grimmig dreinzublicken pflegte. Ich erschrak etwas, als ich die Gestalten bemerkte, die vor meinen Eltern aufragten. Ein hochgewachsener Herr, der recht ausgemergelt wirkte mit weißen, langen Haaren, stützte sich auf einen feinverzierten Gehstock. Neben ihm stand eine Frau, deren Falten und das hellblonde Haar, welches kunstvoll hochgesteckt wurde, ihr ausgezeichnet standen, ebenso die edle Robe, mit der sie sich umhüllt hatte. Sie hielt sich am Arm ihres Gatten fest, bei dieser Geste graute und faszinierte es mich gleicher Maßen. Sie unterhielten sich leise, doch erst jetzt fiel mir auf, dass es zwar drei Fremde waren, doch dass mir einer von ihnen sehr bekannt vorkam. Dieser hatte sich, als ich durch die Tür trat, in einen der umher stehenden Sessel gesetzt und sein Gesicht in den großen Händen verborgen. Ja, ich kannte ihn und wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, wäre ich wahrscheinlich auf den Stelle umgekehrt, doch irgendetwas an ihm schien mich so gefangen zunehmen, so zu fesseln, dass ich selbst heute nicht mehr von ihm loskommen will. Das Ministerium für Zauberei hatte seine Familie verschont, obwohl sie sich dem dunklen Lord verschrieben hatten. Draco Malfoy, Sohn von Lucius und Narzissa Malfoy, der einst ein Attentat auf Dumbledore verübt haben sollte, befand sich mit meinen Eltern und mir in einem Raum und dass konnte nur eines bedeuten! Ich war kalkweiß, als ich zu dem Sessel, der neben dem von Draco stand, dirigiert wurde. Das lederne Polster knirschte, als ich mich setzte. Meine Hände waren kalt und schwitzig und eine plötzliche Übelkeit überkam mich. Ich blickte verstohlen zu Draco, der sein Gesicht immer noch verbarg und dann an den Malfoys vorbei zu meinen Eltern, die munter und jetzt hocherfreut mit den Gästen Konversation hielten. Draco atmete schwer aus und räusperte sich, dann schaute er mich an. Mir lief es kalt den Rücken herunter. Sein Blick war kalt, und arrogant, genau wie ich es in Erinnerung hatte. Ich glaube, dass ich errötete, denn die plötzliche Kälte wich einer stechenden Hitze. Mein Körper prickelte. Nervös zupfte ich an meinem Kleid herum, strich eher überflüssig über die langen Ärmel. Ein schrilles Lachen, welches meiner Mutter entfuhr, ließen Draco und mich zu dem vierer Gespann herüber sehen. Ich war so erschrocken, dass ich augenblicklich zusammenzuckte. Das war das erste Mal, dass ich Draco lächeln sah, zumindest sah es so aus, denn seine Mundwinkel zuckten für einen kurzen Moment. "Ja, ja, so schnell wie möglich, gewiss, Lucius!", hörte ich Mutter eifrig sagen, der Blick, den sie mir dabei zuwarf, als sie an den Malfoys vorbeischaute, war drohend und fordernd. Ich hatte ihn so oft bei ihr gesehen, er bedeutete so etwas wie Keine Mätzchen, du tust, was wir sagen! Ich schluckte und hoffte, dass diese Tat wenigstens unbemerkt blieb. Ich war mir bewusst, dass die Malfoys ziemlich in Verruf gekommen waren, nach all dem, was ihnen zur Last gelegt wurde. Und nun schien eine Eheschließung mit dem Malfoy-Sprössling unausweichlich! Lucius' Stimme war es, die mir den Boden unter den Füßen wegriss. Dieser kalte Bariton sprühte Feindseligkeit und gleichzeitig Faszination aus. Dracos Vater war wohl sichtlich angetan von der Idee, den Namen "Malfoy" rein zu waschen. Narzissa Malfoy schwieg, genau wie ihr einziger Sohn, jedoch hatte ich in diesem Moment gehofft, dass sie ebenfalls ihre Stimme erheben würde. "In drei Monaten!", fast klang es wie ein Befehl aus Malfoy Seniors Mund. Ich fuhr abermals zusammen. Drei Monate? Wie bitte? So schnell? Und kaum hatte ich meinen letzten Gedanken zu ende gedacht, regte sich Draco neben mir. Seine Stimme war so klar und ausdrucksstark, als er seinem Vater widersprach. Bis zu diesem Zeitpunkt nahm ich an, dass sich Draco vor seinem Vater fürchtete, doch nun wurde ich eines Besseren belehrt. "Vater, ist das nicht zu früh?" Doch Lucius wandte sich so schnell zu uns um, dass ich kaum reagieren konnte. Der Blick aus den kalten, grauen Augen war mehr als bestimmend, doch zum Glück zupfte Narzissa an dem Umhang ihres Mannes und sah in bittend an. Doch mein zukünftiger Schwiegervater ließ sich nicht umstimmen. "Geh und pack das Nötigste, Astoria!" Vaters tiefe Stimme drang zu mir. Es war ein Befehl, doch ich tat so, als hätte ich es überhört. "Astoria!", donnerte er abermals und Mutter kam zu mir, mit eiligen Schritten. Sie ergriff meine Hände und zog mich hoch. Nun war ich völlig perplex. "Geh, Mädchen!", legte Mutter mir nahe und schob mich aus dem Raum. Doch als sie mich fast zur Tür gebracht hatte, drehte ich mich um, sah flehend zu Draco, der sich nun erhoben hatte, jedoch keine Notiz von dem Spektakel nahm. Dann blickte ich zu meinem Vater. "Vater! Das ist zu früh, ich kann noch nicht!" Meine Stimme war mehr als zitterig und brach fast. "Sei nicht töricht, Kind!", spottete er. "Selbst Daphne ist nun endlich eine ehrbare Frau!" Sein Joker und mein Wunderpunkt. Daphne! Wenn Daphne etwas hatte, warum sollte man es mir dann vorenthalten? "Aber Vater ...", beharrte ich wieder. Doch der Ausdruck in seinen Augen ließ keinen Widerspruch zu! Mein Schicksal sollte also besiegelt, und an den Malfoy-Jungen gebunden sein. "Nein!", kreischte ich und erlag dem Versuch, mich aus dem festen Griff zu befreien. Mutter drückte mir ihre langen, spitzgefeilten Fingernägel in den Oberarm. Sie zischte mir etwas zu, doch ich verstand es nicht, denn Vater war dermaßen erbost, dass er zu brüllen begann. "Ich werde schon dafür Sorgen, dass du diesen Jungen heiratest, auch wenn es das Letzte ist, das ich tue!!" Als er mir dies zurief, schien etwas in mit zu zerbrechen. Die Tränen flossen heiß über meine Wangen, ich befreite mich aus Mutters Gefangenschaft und verließ, so schnell wie es mir möglich war, das Zimmer. . . . Ich rannte in den Garten, zum großen Brunnen, der im Zentrum des Geländes stand und ließ mich zitternd auf den steinernen Rand des Beckens sinken. Ich konnte mir nur ausmalen, wie diese Szenerie auf die Malfoys und auf Draco gewirkt haben mochte. Wut über meine eigene, wie Vater es nannte, Torheit, kroch in mir hoch. Was war mit mir los? Es war mir doch von vornherein klar gewesen, dass es mir ebenso wie meiner Schwester ergehen würde. "Mit irgendeinem dahergelaufen Zauberer verheiratet zu werden ...", schimpfte ich leise und war derart in meine Schimpftriade vertieft, dass ich die gleichmäßigen Schritte nicht vernahm, die sich mir unaufhörlich näherten. "Ich bin aber kein daher gelaufener Zauberer!” Wieder war ich erschrocken und wieder krochen kalte und heiße Schauer über meinen Rücken. Draco stand so schnell vor mir, dass er mir meine Verwirrung angesehen haben musste. Mit seinem Erscheinen hatte ich nicht gerechnet. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah mich hasserfüllt an. Erst jetzt fiel mir auf, dass er seinen Reiseumhang abgelegt hatte, um mir nach draußen zu folgen. Eigentlich hätte er diesen ja auch anbehalten können, doch um Mädchen zu beeindrucken, war ihm jedes Mittel recht. Er nutzte seinen Charme und seine Erscheinung gekonnt aus und wusste schon zu Hogwarts´ Zeiten, wie er die Mädchen für sich gewann. Doch hatten die Malfoys noch das nötige Geld für Maßanfertigungen? Die schwarzen Schuhe, wie auch die schwarze Hose und das blütenweiße, langärmlige Seidenhemd ließen auf noch vorhandenes Vermögen und sehr exquisiten Geschmack schließen. Zugegeben, was bei Narzissa ja nicht verwunderlich war. Selbst wenn die Familie nicht einen Knut mehr hätte, würden sie trotzdem, nur der Etikette wegen, die teuersten Sachen am Leib tragen, dessen war ich mir jetzt endgültig sicher. "Es tut mir leid!", flüsterte ich hastig. Mein Augenmerk galt in diesem Moment meinen feinen Sommerschuhen, an die sich die grünen Grashalme schmiegten. Ein langes Schweigen entstand. Ab und zu blickte ich verstohlen zu dem Jungen auf, den ich eigentlich nur aus der Ferne kannte. Draco löste seine Hände, stemmte eine Hand in die Hüfte, mit der Anderen fuhr er sich durch das weißblonde, kurze Haar. Er sah sich in unserem Garten um, betrachtete die Felder ringsum und die vereinzelten Bäume, die auf unserem Land standen. "Nicht gerade groß!", brachte ich leise hervor, doch vernahm ich nur ein verspottendes Schnauben seinerseits. Ich war mir nicht sicher, ob ich diese Geste als positiv oder negativ empfinden sollte. Nun, unser Land war nicht gerade klein, doch war das Gut der Malfoy´schen Familie bestimmt doppelt, wenn nicht sogar drei mal so groß, mit einem prächtigen Anwesen, das malte ich mir zumindest in meinen Gedanken aus. Wie Recht ich doch damit haben sollte! "Na ja, bis auf die Albinopfauen, die bei uns herum stolzieren, ist es nicht anders. Vielleicht ein bisschen größer, aber nicht viel", ließ er versichern. Nicht viel? Wie lachhaft! "Also ...", begann Draco zu sprechen, er hatte mir den Rücken zugedreht und überblickte den Garten erneut,"Warum bist du weggelaufen?" Wie bitte? Was sollte diese Frage? Er selbst war doch ebenfalls der Annahme, dass eine Heirat zu früh wäre! Ich biss mir auf die Lippen und gab keinen Ton von mir. Jetzt schaute er zu mir, ich wich seinem Blick aus, bis die Worte allein ihren Weg aus meinem Mund fanden. "Kannst du dir das nicht denken?", fragte ich. Sein Blick ging zur Seite und dann heftete er ihn wieder auf mich. "Wie soll ich jemanden heiraten, den ich kaum kenne?", entfuhr es mir und ich konnte den leicht verzweifelten Ton nicht vermeiden. Wieder gab der junge Mann einen schnaufenden Ton von sich. "Aber, wir haben keine Wahl!" Seine Stimme war plötzlich barsch und wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich gesagt, dass er mich anschrie! . . . Doch schneller als es Draco und mir lieb war, wurden die Vorbereitungen getroffen. . . . Draco und ich hatten das Gespräch, welches wir am Brunnen begonnen hatten, mittels eines Spaziergangs seinerseits fortgeführt. Er erklärte mir, dass eher seine Mutter für diesen "Wahn" nach reinem Blut verantwortlich war (Lord Voldemorts Sturz zum Trotz), da man es ihr, ihren Schwestern und allen anderen Mitgliedern der Black´schen Familie eingebläut hatte. Wer gegen diese Regeln verstieß, wurde ausgeschlossen, gemieden und verachtet für den Rest seines Daseins! Ich nickte, denn bei Vaters Seite war dies ebenfalls zum Tragen gekommen. Zumindest hatten Draco und ich in diesem Punkt etwas gemeinsam, so zumindest schien es mir in diesem Moment, als wir an das Ufer des kleinen Bächleins kamen, welcher die Grenze unseres Landes beschrieb. Unsere Familien hatten sich einer klaren, reinen Blutlinie verschrieben. Tradition. Ja, so sollte es sein! "Wie geht es Daphne?", fragte er plötzlich, als er sich an das schmale Ufer setzte, die Schuhe auszog und seine Füße im Wasser kühlte. Mit verdutzter Miene sah ich zu ihm. Erst dann fiel mir ein, dass er ja mit Daphne und ihrem Mann bekannt war und zuckte mit meinen schmalen Schultern. "Ich weiß es leider nicht!", gab ich traurig zu, "All die Eulen die ich ihr geschickt habe, kamen wieder, jedoch ohne eine Antwort." Ich ließ mich, mit genügend Abstand, neben ihm nieder. Irrte ich, oder schmunzelte er? "Du hast dich also noch nicht damit abgefunden, dein Leben mit mir zu verbringen?", schloss er schnell. Dass er einen Messerscharfen Verstand besaß, war mir bekannt und bewusst. Ich sagte nichts, sondern starrte auf das Glitzern der Sonne, die sich im Fluss des Wassers brach. "Bis heute Nachmittag wusste ich noch nicht einmal, dass ich verheiratet werden sollte!" Draco antwortete nicht, er ließ sich ins Gras fallen und atmete langsam ein und aus. "Wusste ich bis heute Morgen auch noch nicht!", gab er zu. Wie sehr vier Menschen oder besser zwei über die Schicksale anderer entscheiden konnten, es war beängstigend! "Ich hab angst!", entkam es mir leise, da ich diesen Gedanken immer noch verfolgte. Ich zupfte an ein paar Halmen herum, fand ein paar noch nicht ganz vertrocknete Gänseblumen und versuchte, diese zusammenzubinden. Meine Locken fielen mir ins Gesicht, es war lästig sie immer wieder weg zu pusten oder zurück zuhalten. Das Blumenknüpfen, welches Daphne mir vor Jahren beigebracht hatte, beruhigte mich, erst jetzt wurde mir richtig bewusst, was heute Nachmittag vorgefallen war und das der Junge neben mir, bald mein Mann sein würde. Aus einer Laune heraus, begann ich plötzlich zu plaudern. Ich weiß nicht mehr, warum und vorüber ich redete, doch Draco schien mir zu zuhören. Ab und zu gab er einen Kommentar von sich, nicht abfällig, eher, als würde ihn das Gespräch wirklich interessieren. Ich stellte ihm abwechselnd Fragen, ob er noch Kontakt zu seinen Freunden hatte, wobei ich wusste, dass einer von ihnen im Kampf ums Leben kam, oder welche Lieblingsfarbe er hatte. Diese Frage schien ihn eher zu verwirren, da er mir keine rechte Antwort darauf geben wollte. "Ich weiß es wirklich nicht, vielleicht ist es blau oder gelb.", vermutete er, nachdem ich nicht aufgegeben hatte und ihn drängte, mir doch seine Lieblingsfarbe preiszugeben. Eine plötzliche Leichtigkeit überkam mich, als ich mit ihm an dem Flüsschen saß und über dieses und jenes mit ihm plauderte. Es beruhigte mich, und langsam erkannte ich eine Verbindung zwischen uns. Er wollte mir gerade etwas erzählen, als die Hauselfe meiner Familie mit einem leisen "Plopp" vor mir erschienen war, um uns aufzufordern, wieder zurück zum Haus zugehen. "Meine junge Herrin, mir wurde aufgetragen, ihre Sachen zupacken, damit sie mit den Herrschaften (hier warf sie Draco einen ehrfürchtigen Seitenblick zu und verneigte sich) abreisen können." Obwohl es mir bewusst war, musste ich wohl ziemlich fassungslos geschaut haben. Irgendetwas war passiert, denn mit einem Mal verspürte ich eine kräftige Hand, die sich um meinen rechten Oberarm schloss und eine andere Hand wurde um meine Taille gelegt und hielt mich fest. Irgend jemand zerrte mich fort, ich hörte in der Ferne die schrille Stimme meiner Mutter und den Spott von Dracos Vater, der sich über meinen Zustand zu amüsieren schien. . . . Ich wachte in einem mir fremden Zimmer auf. Wo war ich? Ich stützte mich von dem weichen Laken ab und erschrak, da ich nicht mehr mein Kleid trug. Doch der neue Stoff, der mich nun umhüllte, war mir nicht unangenehm auf der Haut. Es war ein großes, helles Zimmer. Mein Blick schweifte umher. Ich lag in einem riesigen Bett, auf dem blütenweiße Wäsche prangte. Jeweils links und rechts standen kleine Kommoden mit Lampen, deren Kristallschirme fein verziert waren. Ich meinte Schmetterlinge darauf erkennen zu können. Eine große Flügeltür aus hellem Holz lag dem Bett gegenüber. Riesige Fenster lenkten mein Augenmerk zur rechten Seite. Der Vollmond schien hinein, doch war das Licht nicht ausreichend genug, um alles zu erkennen, nein, kleine Leuchten waren über meiner Schlafstätte angebracht worden, deshalb war es mir möglich, mir alles anzusehen. Ein Geräusch, welches hier nicht hingehörte, ließ mir fast das Blut in den Adern gefrieren. Mein Kopf schoss schnell zur linken Seite, dort saß in einem großen Ohrensessel ein junger Mann, dessen Haar ihm verstrubbelt ins Gesicht fiel, dessen Hemd zerknittert war und der in aller Seelenruhe ein Schläfchen hielt. Er hatte seinen Kopf auf die rechte Hand gestützt, da sich sein Arm auf der Lehne befand und er immer wieder gleichmäßig vor und zurück wippte. Das war mir nicht geheuer, also wickelte ich mir die Decke um den Körper, rutschte zur Kante des Bettes, setzte meine Füße ab und tapste leise zur Tür, wobei mein Blick immer wieder zu Draco schweifte. Vorsichtig ergriff ich die vergoldeten Klinken der Tür, welche mit einem lauten Knarren aufsprang. "Wo willst du hin?", fragte jemand völlig verschlafen hinter mir. Erwischt! Ich fühlte mich ertappt und könnte nicht einen Schritt mehr tun. Mein Blick ging langsam über meine Schulter und blieb an Draco hängen, der sich nun murrend durch das weißblondes Haar fuhr. "Wo bin ich?", fragte ich forsch und wunderte mich selbst, dass ich so reagierte, denn dieser Ort war mir absolut nicht vertraut! "Malfoy Manor!" Ich hielt mich an den goldenen Türöffnern fest, da meine Beine plötzlich einsackten. "Astoria!" Das war das erste Mal, dass er mich beim Namen nannte und so schnell er diesen ausprach, genauso eilig war er bei mir, umfasste meine Taille und hob mich hoch. Draco schleppte mich zum Bett und platzierte mich darauf. "Ich merke schon, du kannst nicht gut mit Neuigkeiten und Überraschungen umgehen!", schloss er, da ich wohl zum zweiten Mal am heutigen Tage zusammenbrach. "Wie komme ich hier her?", fragte ich schnell. "Apparieren!", Draco zuckte mit den Schultern, also ob es das Normalste der Welt wäre, von einem Ort zum anderen zu gelangen, mit nur einem Wimpernschlag! Ich nickte langsam, denn ich hatte nur mit Mühe diese Prüfung damals bestanden und vermied es stets apparieren oder disapparieren zu müssen. "Hier!" Er reichte mir ein langes, seidenes Stück Stoff. "Wo sind meine Sachen?", ich sah ihn misstrauisch an, ergriff aber dennoch den Mantel, der fließend durch meine Finger glitt. "Im Schrank." Er deutete hinter sich. Mir war gar nicht aufgefallen, dass dieses Etwas ein Schrank sein sollte, da ich eigentlich dachte, es wäre eine Wand des Zimmers. Draco schnippte kurz mit den Fingern und schon schoben sich die Türen des wandähnlichen Holzmöbels gleichmäßig und leise zusammen. "Er gehört dir!", meinte er mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Mir blieb der Mund offenstehen. Der Schrank misste gute drei Meter und diesen durfte ich ab sofort mit Kleidungsstücken befüllen? Einsam und verloren hingen ein paar meiner Sachen in der Mitte des Schrankes. Unsere Hauselfe sagte ja, dass sie mir Kleidung eingepackte hätte, vorrangig tat sie dies mit meinen edelsten Stücken, wofür ich ihr plötzlich sehr dankbar war. Im Sitzen warf ich mir den seidenen Mantel über. "Hunger?", fragte Draco monoton und ich nickte. Einen Fingerschnipp später schlossen sich die Türen des riesigen Schrankes wieder und Draco ging langsam zur Pforte. Als er mein Zögern bemerkte, blieb er stehen und schaute angespannt, warum ich denn nicht hinterher käme. Ich sah mich noch ein Mal zögernd um, bis ich seinen Blick auf mir spürte. Einen tiefen Atemzug später schritt ich neben ihm her. Ich schwebte anmutig den langen Flur entlang. Manieren und fließende Bewegungen wurden mir schon sehr früh beigebracht, da Vater oft Veranstaltungen besuchte und auch bei uns zu Haus des öfteren wohlhabende Zauberer und Hexen empfing. Ja, wir Greengrasses hatten wahrlich einen guten Ruf, der nun auch den Malfoys zuteil werden sollte. Als wir, Daphne und ich, älter wurden, nahm Vater uns, statt Mutter, mit zu diesen Veranstaltungen, damit man auf uns schon einmal ein Auge werfen konnte. Dass man uns Mädchen mit wesentlich älteren Zauberen verheirateten sollte, missfiel Mutter sehr, Merlin sei Dank! Und nun stolzierte ich die großen, langen Treppen und Stufen des Malfoy´schen Anwesens hinab. Draco hielt vor einer sehr breiten und großen Tür. Er öffnete diese und trat hinein. Langsam und zögernd folgte ich ihm. Eine lange Tafel bildete das Zentrum des riesigen Saals. Mister und Misses Malfoy saßen bereits auf ihren Plätzen und warteten, um mit dem Essen beginnen zu können. Aus Höflichkeit, die ich nicht erwartet hatte, rückte mir Draco einen der großen Stuhle zurecht. Ich bedankte mich nickend und zupfte an dem elfenbeinfarbenen Kleid herum, welches mir angelegt wurde. Durch ein lautstarkes Räuspern, welches von Lucius Malfoy ausging, ließ ich von meinem Tun ab und starrte nun den edelgekleideten Herrn an, der mir gegenüber an der langen Tafel saß. Narzissa hatte sich mit Abstand links neben ihm eingefunden. Ihr gegenüber nahm nun Draco Platz, der nun etwas angespannt wirkte. Lucius trug ein dunkelgrünes Gewand, welches mir sehr altmodisch erschien, da weiße Rüschen aus den Ärmeln der Jacke hervor lugten. Das weiße Haar hielt er mit einem, zu seinem Kleidungsstil passenden Band zusammen. Narzissa hatte sich in edles Tuch gehüllt, welches in den selben dunklen Farben gehalten war, wie das ihres Gatten. Das straff gespannte Korsett hob ihren Busen beachtlich an und das teure Collier mit den grünlich glänzenden Smaragden hing schwer zwischen den Brüsten. Ihr Haar war nicht wie am heutigen Nachmittag frisiert, denn es lag wellenförmig auf ihren schmalen Schultern. Nur kurz erhob sie ihre Stimme, um Draco auf sein zerknittertes Äußeres aufmerksam zumachen. Dieser versuchte, die Liegefalten, die er vom sitzen im Sessel bekommen hatte, schnell zu straffen und zu glätten, vergebens. "Nun, Draco, vielleicht hättest du dich umziehen sollen." Lucius gab der Aufforderung seiner Frau nachdruck. "Es war meine Sch...", wollte ich ihn verteidigen, da ich ja nicht ganz unschuldig an seiner Zerknittertheit war. Doch wurde ich durch die Blicke seiner Eltern zum Schweigen verdammt. Draco zuckte nur mit den Schultern. "Verzeiht, Vater und Mutter. Gewiss werde ich mich Morgen besser bekleiden, nur leider ließ meine baldige Gattin mir durch ihre Ohnmachtsanfälle wenig Zeit, zum Wechseln meine Garderobe." Draco blieb ruhig, jedoch aalglatt bei seinen Aussagen, während ich am liebten vor Scham und Wut aus dem Zimmer gerannt wäre. Wieso zog er mich so ins Lächerliche? Er hätte sich doch umziehen können, wäre er nicht bei mir geblieben. Darüber verlor er jedoch kein Wort. Lucius' Blick ruhte während des gesamten Essens auf mir, niemand sagte etwas. Die Gänge wurden auf- und wieder abgetragen. Ich aß sehr wenig, fast nichts, doch niemand schien es zu bemerken, bis auf die Hauselfen der Malfoys. Meine Schwester hatte mir einmal von der Hauselfe der Malfoys erzählt, die durch einen Trick die Freiheit wieder erlangte, doch wurden der Familie nun mehr Hauselfen in den Dienst gestellt, die stets die Tafel deckten. Ich nahm mir vor, Draco irgendwann danach zu fragen, wie es dazu gekommen war. Narzissa erhob sich schweigend und leise aus ihrem thronähnlichen Stuhl, als sie ihr Mahl beendet hatte. Lucius tat es ihr gleich und beide verließen wortlos das Zimmer. Ich saß auf meinem Platz und starrte nun auf die weiße Spitzentischdecke. In meinem Kopf drehte sich plötzlich alles, meine Gedanken flogen wirr umher. Betrübt stellte ich fest, dass ich mich nicht einmal von meiner Familie verabschiedet hatte. Es ließ sich nicht verhindern, dass meine Augen anfingen zu brennen, doch ich war bemüht leise zu sein und keine Schwäche zu zeigen. "Weine ruhig!", hörte ich Draco leise sagen. "Ich weiß, dass du dich nicht verabschieden konntest und das tut mir leid." Ich kniff die Augen fest zusammen, da ich nicht wollte, dass er mich weinen sah. Verhindern, dass sich die salzigen Tränen ihren Weg suchten, konnte ich nicht. Zu allem Übel reichte er mir auch noch ein hübsch besticktes Taschentuch, welches ich benutzen sollte und da brachen alle Mauern der Selbstbeherrschung in sich zusammen. Ich weiß nicht mehr, ob ich vor Verzweiflung aufschrie oder einfach stumm vor mich hin weinte. War es aus Mitgefühl oder einfach nur, weil er ganz Kavalier war? Auf jeden fall aber griff Draco nach meiner Hand und versuchte mich mit dieser Geste zu trösten und es half, zumindest vorerst. Er brachte mich zurück in mein Zimmer. Verflogen war die anfängliche Wut auf ihn, dass er mich vor so seinen Eltern vorgeführt hatte, denn ich erkannte plötzlich, dass dieser Mann mehr war. Trotz seiner herablassenden Art, schien in ihm noch etwas anderes zu sein. Diese andere Seite an ihm gefiel mir. Er war bemüht und sorgte sich um mich, auch wenn er es nicht sagte. Schweigend öffnete er die Tür zu meinem Zimmer, er ließ mich eintreten und wartete. Wäre ich in guter Stimmung gewesen, hätte ich ihn herein gebeten, doch loderte das geschürte Feuer von eben noch zu hoch, als dass ich jetzt Gesellschaft vertragen würde. Er akzeptierte, wünschte mir eine ruhige und erholsame Nacht. Bevor er die Türe von Außen schloss, kam mir plötzlich ein Gedanke: Wo verbrachte er eigentlich die Nacht? Wenn dieses riesige Zimmer für mich allein bestimmt war, warum sollte man uns dann erst verheiraten? Ich sagte ihm, dass er warten solle. Er tat es und sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. Ich fragte ihn wo er denn schliefe und er meinte mit einer Gelassenheit in Stimme und Blick: "Eigentlich sollte ich dort drinnen meine Nächte verbringen, doch da du sicherlich allein sein möchtest, nehme ich mit dem Arbeitzimmer meines Vaters vorlieb." Ich war erstaunt und gerührt gleichermaßen. Draco meinte auch, dass seine Mutter am morgigen Tage mit mir in die Winkelgasse gehen und neue Kleider für mich kaufen würde. Ich war etwas irritiert, wusste ich doch um die Lage der Malfoys, doch Draco und seine Eltern schien es nicht zu kümmern. "Mutter ist ganz anders als Vater", versuchte er mich zu ermuntern, da ich wohl ziemlich schockiert geschaut haben musste, "Sie will nur versuchen, dich ein wenig abzulenken." Mit diesen Worten wandte er sich zum gehen. Ich schloss die Pforte und sah mich erneut in dem großen Zimmer um und obwohl ich sehr müde war, verzichtete ich nicht auf meine all-abendliche Schönheitspflege. Die reine, glatte Haut hatten Daphne und ich unserer Mutter zu verdanken. Ich zog mir das bereit herausgelegte Nachthemd über und legte den Mantel und das Kleid, welches ich getragen hatte über die Lehne des Sessels, indem sich Draco ausgeruht hatte. Ich schlüpfte unter die Bettdecke, löschte das Licht und rollte mich zusammen wie eine Kätzchen. Erst jetzt drangen die schmerzlichen Momente wieder hervor: Der Schock über die Vermählung, der rasche Zeitpunkt der Trauung und die Trennung von meinen Eltern. Ich hatte sie wirklich lieb, auch wenn sie ein strenges Regiment führten. Ich vermisste sie sehr. Schluchzend und unter Tränen fielen mir irgendwann die Augen zu. . . . Meine zukünftige Schwiegermutter bemühte sich sehr um meine Gunst. Ihre kalte und abwesende Art, trug sie nur zum Schein, damit ihre Welt, die Welt der Malfoys, nicht aus den Fugen, sondern im Gleichgewicht blieb. Ich lebte mich sehr schnell bei meiner neuen Familie ein. Narzissa und ich verstanden uns bestens. Beide bevorzugten wir teuren Schmuck und edle Kleider. Diese Gemeinsamkeiten durfte ich an meinem zweiten Tag bei den Malfoys feststellen. Es war kurz vor halb neun, als eine der Hauselfen an meine Tür klopfte. Sie sprach mich mit “Gebieterin” oder “Herrin” an und bat mich, mich für das Frühstück herzurichten, da dies der Hausherr so befohlen hatte. Lucius Malfoy hatte durch Einfluss seine Arbeit im Ministerium für Zauberei behalten können, was den meisten Zauberern und Hexen, die dort ihre Arbeit taten, nicht sehr gefiel. Während ich mich herrichtete, klopfte es an meiner Tür. Zu meiner Verblüffung stand die Mutter meines zukünftigen Gatten vor mir, auf dem Arm trug sie etwas, das sich alsbald als Kleid herausstellen sollte. Wortlos schritt die Frau in mein Zimmer und breitete den Stoff auf dem Bett aus. Ich schluckte schwer, der fliederfarbene Samt schimmerte in der Morgensonne. "Ich war der Meinung, dass diese Farbe dir stünde", sagte Narzissa und ich glaubte eine Spur Freude darin erkennen zu können. "Dieser Stoff ist aus feinstem Material, du meinst vielleicht, er wäre neu ..." Sie sprach weiter, doch dann sah sie mich erwartungsvoll an, ich nickte hastig. "Doch dieses Kleid gehörte einst mir", fuhr sie fort und strich beinahe ehrfürchtig über den Samt. Ihre Augen strahlten und leuchteten, doch als sie das Wort erneut an mich richtete, gefror ihre Stimme: "Wir mögen vielleicht kalt erscheinen, doch wir haben es weit gebracht, nicht allein, weil wir uns jahrelang verstellen mussten, sei es zum Guten oder weniger Guten gewesen. Ich möchte nur, dass du das weißt, Astoria!" Darauf war ich nicht gefasst. Meiner Familie war bekannt, dass man den Malfoys Gnade gewährte, da sie dem Retter der Zauberwelt geholfen hatten (auf welche Weise auch immer). Ihre Stimme strotzte zwar vor Kälte, doch waren ihre Augen es leid, ständig diese Worte wiedergeben zu müssen. Wie oft sie sich wohl gerechtfertigt hatten, um nach all diesen Jahren wieder dort zusein, wo sie einst waren? Und eine Hochzeit war der letzte Schritt in die Normalität. Ich nickte langsam und zögerte, da sie mich mit ihrem Blick durchbohrte. "Ich hoffe, dass mein Sohn mit dir darüber sprach, was ich oder besser wir heute vorhaben?!" Es war mehr eine Feststellung als eine Frage und wieder nickte ich. "Ja, das tat er noch", erlaubte ich mir zu sprechen. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihre Lippen. Kleine, zarte Falten legten sich um ihre Augen. "Dann werde ich jetzt gehen!", sagte sie und verließ das Zimmer. Nachdem Narzissa mein Gemach verlassen hatte, griff ich nach dem langen Kleid und hielt es an meinen Körper. Länge und Form passten, beinahe perfekt, schoss es mir durch den Kopf. Ich bürstete mein Haar sorgfältig, ehe ich es mit Spangen hoch und fest steckte. Ein kurzes, energisches Pochen, darauf ein lautstarkes Räuspern ließ mich darauf schließen, dass Draco vor der Tür auf mich wartete. Als wir gemeinsam die Treppen herunter zum Speisesaal gingen, fragte er mich, wie ich geschlafen hätte. Ich dachte kurz nach, dann gab ich vor, sehr gut genächtigt zuhaben. Er nahm es hin, jedoch sagten seine Augen etwas anderes. Wir setzten das Gespräch nicht weiter fort, denn Draco öffnete bereits die Pforte zum Speisezimmer. Wie gestern Abend saßen Lucius und Narzissa auf ihren Plätzen. Narzissa räusperte sich vernehmlich und Lucius sah sich gezwungen, von dem Tagespropheten aufzublicken. Er stutzte kurz. "Welch eine angenehme Überraschung!", säuselte er und starrte mich an. "Fällt dir nichts auf?", fragte Narzissa nun. Lucius blickte nun energischer an mir auf und ab, dann verstand er wohl, was seine Gattin gedachte ihm mitzuteilen. Ein arrogantes Grinsen legte sich auf seine Lippen. "Ah, Fräulein Astoria, dieses Kleid steht Ihnen ausgezeichnet, meine Frau trug es einst, als man uns verlobte.", sagte er und betrachtete das Minenspiel auf meinem Gesicht. Nachdem mein Herz wieder dort saß, wo es hingehörte und nicht mehr, so schien es mir, zu meinen Füßen lag, bedankte ich mich und setzte mich auf den Stuhl, den Draco mir immer noch hinhielt. Er murmelte etwas wie "steht dir sehr gut" und setzte sich an seinen Platz. Zufrieden legte sich Narzissa ihre Serviette auf den Schoß und begann zu speisen. Lucius schlürfte leise seinen Tee, ehe er zur Arbeit aufbrach. Ich griff nach einer Scheibe des herrlich duftenden Brotes und bestrich diese mit Butter und etwas Konfitüre. Das rascheln und zerknautschen der Zeitung ließ uns aufblicken, denn der Herr des Hauses schien sich nun auf den Weg zumachen. Er erhob sich und Draco tat es ihm gleich. Ich tupfte mir gerade den Mund an der Serviette ab, als Draco kurz meine Schulter berührte, nickte und dann seinem Vater aus dem Zimmer folgte. Nun saß ich mit Narzissa allein an dem großen Tisch. Diese setzte gerade eine mit goldenen Rand verzierte Teetasse an ihre Lippen und trank genüsslich, als ich mich räusperte. "Misses Malfoy", begann ich zögerlich, doch ich kam nicht weit, da sie mich mit großen Augen ansah. "Astoria, da du jetzt zur Familie gehörst, bitte ich dich, diese Förmlichkeiten zu unterlassen, du darfst Narzissa zu mir sagen!" Ich war leicht schockiert, nahm es aber als freundliche Geste in Empfang. "Hat man dir schon den Garten gezeigt?", fragte sie, ohne auf meine Frage, oder zumindest auf das, was ich fragen wollte, einzugehen. Jetzt erschien es mir unwichtig, sie mit solch einer Lappalie zu belästigen, deshalb ging ich auf ihre Frage ein und verneinte. "Wie dumm von mir, ich zeige ihn dir!", sagte sie rasch und erhob sich. Ich war ein wenig überrascht, doch jetzt entschied ich mich meine Frage an sie zu richten. "Narzissa,", begann ich zögernd. "Wie gedenken wir zur Winkelgasse zu reisen?" Ein helles Lachen ließ mich verstummen. "Das hat noch Zeit, erst einmal möchte ich dir unser Grundstück nahe legen, kommst du?!", es war wieder mehr eine Anordnung, als eine Frage und doch fügte ich mich. Es war mir nur der Teil des Hauses bekannt, in dem sich die oberen Zimmer und der Speisesaal befanden, doch als sie mit mir vor die Tür trat, war das Heimweh, welches ich gestern und auch heute morgen noch verspürt hatte, beinahe nicht mehr vorhanden. Draco hatte nicht gelogen, denn auf den Hecken und den mit Kieseln bestreuten Wegen wanderten tatsächlich Albinopfauen umher. "Sie sind mein ganzer Stolz, abgesehen und Draco und meinem Mann natürlich." Erhabenheit schwang in ihrer Stimme mit. Ich sollte recht behalten, denn das Anwesen der Malfoys war um einiges größer, als das meiner Familie. Narzissa führte mich in den Garten, dessen Blumenpracht mich schier überwältigte und wies mich daraufhin, dass sie sich mittels eines Zaubers das ganze Jahr an ihren herrlichen Rosen erfreute. Sie tippte mir auf die Schulter und zeigte mir, wo sich mein oder besser das Zimmer von Draco und mir befand. Ich erlaubte mir, sie nach Dracos Arbeit zu fragen und Narzissa bestätigte mir, dass Draco mit den Arbeiten seines Vaters vertraut gemacht und schon allzu bald dessen Position einnehmen werde. . . . Als wir eine gute Stunde über das Anwesen gegangen waren, wurde es wohl Zeit, sich in die Winkelgasse zu begeben. Ich vertraute Nazissa an, dass ich zuhause noch Kleidung hätte, sie verneinte jedoch kopfschüttelnd und meinte, dass eine Frau nie genug Kleider haben könne. Wie üblich bekam mir das Apparieren in die Winkelgasse nicht, doch Narzissa bestand darauf, da es sich in ihren Augen nicht schickte, dass ihre Familie mit Flohpulver reise. Selbstverständlich bevorzugte sie nur die teuersten Läden, die die Winkelgasse anbot. Als ich nach zehn seidenen, acht samtenen und fünf aus Chiffon bestehenden Kleidern langsam nicht mehr konnte, hielt Narzissa inne. Sie war ganz vernarrt in die Stoffe und beteuerte mir, wie gut ich in diesen Gewändern ausgesehen hatte. "Aber das wichtigste Kleid fehlt noch", meinte sie entzückt, als wir das Geschäft mit drei großen Tüten verließen. "Doch das hat Zeit." Erleichtert stieß ich die angehaltene Luft aus. Nachdem der Einkauf ganze drei Stunden in Anspruch genommen hatte, reisten wir wieder zum Anwesen zurück. Die Hauselfen überschlugen sich beinahe, da Narzissa nach einem aufwendigen Essen verlangte. Später, als wir unser Mahl zu uns genommen hatten, führte sie mich im Haus herum. Die Bibliothek interessierte mich besonders. Narzissa hielt vor einer Tür, die nicht weit von der hauseigenen Bücherei entfernt war. "Das Musikzimmer", trällerte sie beinahe und musste wohl das Leuchten in meinen Augen bemerkt haben, da sie plötzlich lächelte. Ich betrat den Raum und mir stockte beinahe der Atem. "Lucius verbringt sehr viel Zeit hier", meinte meine Schwiegermutter und strich sanft über den weißen Flügel, der vor einem der großen Fenster stand. Meine Aufmerksamkeit galt jedoch einer Sammlung vieler Flöten und Violinen. Ein Cello lehnte an einen, für diesen Raum sehr einfach wirkenden, Stuhl. "Mein Gatte pflegt sehr oft darauf zu spielen", meinte Narzissa, da sie bemerkte, wie sehr ich mich für dieses Instrument interessierte. "Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas hier finden würde." Ich konnte meiner Begeisterung für diese wunderbaren Stücke nicht zurückhalten, "darf ich?" Zögernd deutete ich auf eine der Violinen. Narzissa nickte und setzte sich auf das weiße Sofa, welches neben dem Flügel stand und sah mir zu. Ich führte den Geigenbogen mal schnell und mal bedächtig über die Saiten. Als ich mein Lied beendet hatte, sah sie zu mir und nickte anerkennend. "Lucius würde es bestimmt erfreuen, wenn du ihn nach einem Duett fragen würdest. Ich bin leider völlig unmusikalisch", gestand sie, erhob sich wieder und griff nach meiner Hand, die den Bogen festhielt, "und Draco ebenfalls." Damit führte sie mich wieder aus dem Raum hinaus auf den Gang. Gegen den späten Nachmittag apparierten die Herren des Hauses vor das Tor des Anwesens. Ich hatte Narzissa gefragt, ob wir uns nicht in den Garten begeben wollten, damit ich ihr noch ein wenig auf der Geigen vorspielen konnte. Begeistert willigte sie ein und so spielte ich ein paar Stücke. Wir waren beide so vertieft in die Musik, dass wir gar nicht bemerkten, wie die Herren über den Rasen auf uns zu schritten. Erst, als mir jemand eine Hand auf die freie Schulter legte und mein Stück durch den Schreck ein schnelles Ende fand, erkannte ich, wer es war. Lucius sah müde aus und abgekämpft, jedoch glitzerten seine grauen Augen, als er sah, dass ich für Narzissa spielte. "Ausgezeichnet!", sagte er knapp, ließ meine Schulter los, um dann nach der Hand seiner Gattin zu greifen. Diese erhob sich von der Decke, auf der sie gesessen hatte und lächelte ihrem Mann zufrieden entgegen. Das Bild der Beiden war nun so anders, als ich es oft auf dem Bahnhof Kingscross gesehen hatte. Die Anspannung, die Last, die sie damals tragen mussten, wog nun nicht mehr so schwer. Draco trat an meine Seite, griff zaghaft nach meiner Hand, in der die Geige ruhte und bat mich leise mit ihm zurück zum Haus zu gehen. Schweigend lief ich neben ihm her, er hielt mir die schwere Eingangstür auf und ließ mich vor gehen. Ich erklärte ihm, dass ich die Geige wegbringen wollte und er willigte ein, mich zu begleiten. Als die Geige wieder ihren angestammten Platz fand, begann Draco zusprechen. "Hat Mutter dir erzählt, dass ich nicht spielen kann?" Ich nickte zaghaft, erwiderte aber, dass es mir nichts ausmachte. Draco setzte sich auf den Schemel, der vor dem Klavier stand und drückte eine der Tasten. Ein dumpfer Ton entstand, dann sah er mich an. Ich stellte mich neben ihn und betätigte ein paar der weißen und schwarzen Tasten. Ich konnte nicht gut spielen, dass wusste ich, doch schien sich Draco nicht daran zu stören. Er lauschte den Klängen und als ich den letzten Ton spielte, sah er mich wieder an. "Soll ich es dir zeigen?", bot ich an. Er nickte langsam und machte mir Platz. Ich deutete ihm, wo er seine Finger patzieren musste. Ich zählte die Takte und immer wenn ich ihm zu nickte, sollte er mit den Fingern die Tasten betätigen. Langsam aber sicher begriff er und auch wenn das Lied oft stockte, schien es ihm Spaß zu machen. . . . Die Zeit bis zur Hochzeit rückte immer näher. Draco und ich näherten uns Stück für Stück einander an. Lucius und Narzissa schienen mich als ihre Schwiegertochter akzeptiert zu haben und damit mir meine Familie nicht fehlte, wurde alle zwei Wochen ein Treffen einberäumt. Meine Mutter war sehr aufgewühlt und auch mein Vater konnte sich so manches Mal kaum beherrschen. Immer wieder fragten sie mich, ob es mir gut ginge. Dass sie sich jetzt sorgten, verwunderte mich ein wenig, da sie es doch waren, die diese Hochzeit arrangierten und mich zu den Malfoys geschickt hatten. Diese Zusammentreffen der Familien wurde schon bald eine Art Ritual, nur leider fehlte eine Person. Meine Schwester reagierte auch jetzt nicht auf meine Briefe. Niemand wusste etwas, nicht einmal meine Eltern. Am Morgen meines Geburtstages weckte mich Draco sanft aus meinem Schlaf. Seit drei Wochen schlief er nun mit in diesem Zimmer. Da ich nun eine gewisse Zuneigung zu ihm empfand, war es an der Zeit, dass er aus dem Arbeitzimmer seines Vaters zu mir ziehen sollte. Immerhin war er so rücksichtsvoll gewesen und ließ mir Zeit. Als ich die Augen aufschlug, grinste er verschlagen. Er amüsierte sich meist prächtig darüber, wie ich morgens aussah. Durch natürliche Schönheit verzichtete ich weitesgehend auf Make-up, doch war ein schönes Gesicht meist nur eine Seite der Medaille. Mein Haar war fast immer eine meiner größten Sorgen gewesen und heute sah ich wieder zum Fürchten aus. "Ich bin gleich soweit!", murmelte ich verschlafen, als Draco darauf bestand, dass ich aufstehen sollte. Ich schälte mich aus Kissen und Decken und erblickte zu meinen Füßen eine kleine Schatulle. "Oh!", entkam es mir verwundert, doch Draco grinste weiterhin. "Alles Liebe zum Geburtstag", sagte er und küsste mich auf die Stirn. Das tat er seit Neustem oft und es missfiel mir keinesfalls. Er reichte mir das Schmuckkästchen und öffnete es. Zum Vorschein kamen zwei Ohrringe, ein Armreif und eine Halskette aus Gold, die mit kleinen, gelben Saphiren bestückt waren. "Bei Merlin!", brachte ich erstaunt hervor. Draco griff nach der Kette, beugte sich vor und legte sie mir um den Hals. Er nahm den Armereif und legte ihn mir um das linke Handgelenk. Als er dichter an mich heran rückte, um mir Ohrringe anzulegen, begann das Blut plötzlich schneller durch meine Adern zu fließen. Viel zu überwältigt war ich von der Pracht des Schmuckes und von Dracos Nähe ganz zu schweigen. "Musst du heute zur Arbeit?", fragte ich leise, als er sich zum Gehen wandte. "Ja leider", sagte er noch knapp. "Ich würde wirklich lieber hier bleiben!" Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und ließ mir so Zeit, mich zurecht zumachen. Passend zu dem Schmuck trug ich ein langärmliges, in gelb gehaltenes Kleid. Zu meiner Verblüffung stellte ich fest, dass nicht nur die Malfoys im Esszimmer auf mich warteten, auch meine Eltern waren gekommen um mir zu gratulieren. "Meine Astoria!", hörte ich Vater rufen, als ich das Zimmer betrat. "Du bist genauso hübsch, wie es deine Mutter früher war." Mutter warf Vater daraufhin einen bösen Blick zu, der fragte, ob sie jetzt nicht immer noch schön und hübsch wäre. Der Abend wurde noch heiterer, sollte doch auch noch die offizielle Verlobungsfeier vollzogen werden. Es waren allerhand Leute zugegen. Bekannte der Malfoys, Reporter vom Tagespropheten, Freunde meiner Familie. Gegen Mitternacht verließen die Gäste das Haus. Narzissa hatte verlangt, dass Verlobung und Hochzeit ganz groß im Propheten erscheinen sollten. Am nächsten Tag dann, als Lucius wie jeden Morgen die Zeitung durchblätterte, wies er stolz auf die riesige Annonce hin. Nun wusste die gesamte Zauberer- und Hexenwelt, dass eine weitere, reinblütige Hochzeit bevorstünde. Draco hatte sich nochmals bei mir entschuldigt, dass er am gestrigen Tage arbeiten musste, jedoch versprach er mir, diesen heutigen Tag mit mir zu verbringen. Da es bereits Ende September war und es zusehends kälter wurde, legte Draco mir nahe, warme Kleidung anzuziehen. Ich tat ihm den Gefallen. Am frühen Nachmittag dann, da die Familie das Mittagessen vorverlegt hatte, verließen Draco und ich gemeinsam das Haus. Ich trug den Schmuck, den er mir geschenkt hatte. Dieser vertrug sich hervorragend mit meiner Garderobe. Ich bevorzugte für diesen Nachmittag die Farbe violett. Fliederfarbene Stiefel und ein lilafarbenes, langes Kleid harmonierten in feinster Weise mit meiner Erscheinung. Draco schlenderte mit mir, Hand-in-Hand, durch den Garten. In der anderen Hand trug er einen Weidenkorb mit einer Decke darüber. Unter einem Baum, der langsam sein prächtiges Laubwerk verlor, ließen wir uns nieder. Er berichtete mir, wie er mit der Arbeit zurecht kam und ich erzählte ihm, wie sehr mir doch hier alles gefiel und dass ich mich recht gut eingelebt hatte. "Bist du immer noch, dagegen, dass man uns verheiratet?", fragte er und blickte über die Wiese. "Ich war nie dagegen, es kam nur sehr überraschend", sagte ich und sah ihn verwundert an, "ich musste euch doch erst einmal kennen lernen." Er lächelte und doch vermied er immer noch den Blickkontakt. Ich ergriff seine Hand und fuhr fort. "Ich musste die Entscheidung meiner Eltern respektieren", erklärte ich. Draco nickte, er reagierte jdoch nicht auf meine Berührung. "Ich weiß, was du meinst!", sagte er knapp. "Zuerst war ich wütend, weil sie mich fortschickten. Ich hatte Angst, dass du wütend sein würdest, dass du mich nicht haben wollen würdest. Ich fühlte mich fremd, nicht willkommen", gestand ich leise. Draco sagte nichts und das verunsicherte mich noch mehr. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Ich nahm meine Hand von seiner und griff nach der Tasse mit Tee darin, die er bereitgestellt hatte. Ehe ich die Tasse an meine Lippen gesetzt hatte, griff er plötzlich danach. Der Kuss kam schnell und doch dauerte er eine wunderbare Ewigkeit. Ich hielt meine Augen geschlossen, da ich diese Berührung so am intensivsten empfand. Als er von mir abließ, öffnete ich zaghaft meine Lider und blickte in seine grauen Augen. Es war ein durchdringender Blick. Die sonst so kalt dreinblickenden Augen strahlten nun eine vertraute Wärme aus. "Ich dachte mir, wir üben vorher ein wenig, nicht dass wir uns blamieren." Er setzte ein Grinsen auf und auch mir entfloh ein Lachen. Draco hielt die Tasse immer noch fest, ich nahm sie ihm ab, trank hastig den nicht mehr ganz so heißen Tee und stellte die Tasse beiseite. "Man muss aber sehr viel üben, um Meister zu sein", provozierte ich und Draco biss an. Er schloss mich in seine Arme, so fest, als ob er Angst hätte, mich fallen zu lassen. Es war der schönste Nachmittag in meinem bisherigen Leben. . . . Drei Tage bevor man uns vermählen sollte, apparierten Narzissa und ich (zu meinem Leidwesen) in die Winkelgasse um mir mein Hochzeitskleid zu besorgen. Draco machte sich mit seinem Vater auf den Weg, um die Ringe abzuholen. Ich schlief sehr schlecht in den Nächten, wurde auch, nach den Aussagen meiner Mutter und Narzissas immer blasser. Meine Eltern hatten sich nun, so kurz vor der Heirat, bei den Malfoys einquartiert, um mir und ihnen bei allen Vorbereitungen zu helfen. "Das ist die Aufregung, ich habe vor meiner Hochzeit siebeneinhalb Pfund verloren", meinte meine baldige Schwiegermutter, als wir Frauen uns in das große Wohnzimmer der Malfoys zurückgezogen hatten. "Das Kleid steht ihr wahrlich ausgezeichnet!" Mutter warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu. "Ich weiß, dass du und Vater auch gern dabei gewesen wärt.", sagte ich leise an meine Mutter gewandt, doch diese strich mir kurz über die Wangen und lächelte nur. Der Tag meiner Hochzeit begann recht zeitig. Draco und ich schliefen nun seit zwei Tagen in getrennten Zimmern (wieder einmal) und man verbot uns sogar, uns zu begegnen. Mutter und Schwiegermutter platzten in aller Frühe in mein Gemach. Narzissa bestand drauf, mir die Haare zurichten, während Mutter sich daran machte, mir alles Mögliche auf Lippen und Augen zu streichen. "Ich komme mir so albern vor!", klagte ich und erntete nur verwirrte Blicke. "Red keinen Unsinn, Kind!", befahl Mutter und tupfte mir noch etwas auf die Stirn. "Draco wird Augen machen!", trällerte Narzissa und schwebte beinahe durch mein Zimmer. "Fort mit euch!" In kreischendem, herrischem Ton verließ die Aufforderung ihren Mund. Mutter und ich blickten einander verwirrt an. "So heiratest du mir nicht!", donnerte Narzissa weiter. Anscheinend waren Draco und die Väter im Garten, um alles mit kritischen Augen zu überblicken. "Aber Mutter ...", begann mein Verlobter nun, doch Narzissa schlug die Türen zum Balkon heftig zu. Nach drei Stunden klopfte es leise an der Tür. Narzissa stürmte zur Pforte und erhielt die Nachricht, dass alles soweit vorbereitet sei. Die beiden Frauen verließen eiligst das Zimmer und ließen mich allein zurück. Ich saß vor dem großen Spiegel und betrachtete mein Äußeres. Als ich kurz mein Spiegelblid berühren wollte, klopfte es erneut. Mein Vater trat ein. Er kam auf mich zu und legte mir beide Hände auf die Schultern. "Meine Astoria, ich bin so stolz auf euch, auf Daphne und dich!", sagte er und ich hörte, wie ernst es ihm damit war. "Ich weiß, Vater", sagte ich und erhob mich von dem Hocker, auf dem ich gesetzt und fertig gemacht worden war. Das lange, weiße, mit Perlen bestickte Kleid raschelte, als ich mich bewegte. Mein Vater begann augenblicklich über das gesamte Gesicht zu strahlen. "Ah", machte er und holte etwas aus seinem Jackett. Er drehte mich herum, sodass ich nun mit dem Rücken zu ihm stand, und legte mir vorsichtig etwas um den Hals. Feine, schmale, mit Schnörkeln verzierte Glieder schlängelten sich um ebendiesen. "Sie gehörte deiner Großmutter", sagte er nur und ich betrachtete das kleine Kettchen im Spiegel. Dieses Schmuckstück war mir nicht unbekannt, hatte ich es doch so oft an meiner Großmutter gesehen. Diese erzählte uns Mädchen einst, dass es von Generation zu Generation an die Frauen der Greengrass-Familie weitergegeben wurde, und nun, nachdem sie vor sechs Jahren verstarb, in meinen Besitz übergehen sollte. Ich schluckte schwer, stand ich meiner Oma doch eigentlich immer sehr nahe. "Meine Mutter wollte, dass du diese Kette bei deiner Hochzeit tragen sollst. Die Erbstücke deiner Mutter sind ja in Daphnes Besitz übergegangen", meinte Vater, wobei seine Augen plötzlich müde und traurig wirkten. Ich nickte nur, drehte mich herum und umarmte ihn innig. "So ein hübsches, bezauberndes Mädchen!", sagte er weiter und griff nach meinen Händen. "Können wir dann?", fragte ich vorsichtig, da die Nervosität langsam bis ins unermessliche anstieg. "Dein Verlobter ist schon längst bei der Kirche", sagte er und schob mich aus dem Zimmer. Weder Draco, noch ich hatten die Kapelle jemals vorher gesehen. Alle Vorbereitung lag ja in den Händen der Eltern. Vater und ich apparierten nicht, da es mir ja nicht bekam. Wir fuhren mit Muggelwagen zu der Muggelkirche, in der Draco und ich vermählt werden sollten. Das rauschende Fest sollte auf dem Malfoy´schen Anwesen beginnen. Gemächlich stiegen Vater und ich aus dem Wagen und gingen die große, lange Treppe empor. Alle Gäste saßen bereits auf ihren zugewiesenen Plätzen. Ich reckte den Hals um meinen Verlobten zu erblicken, als mich Mutter hinter einen Pfeiler zog. "Bist du verrückt?!", zischte sie leise. "Soll er dich jetzt schon sehen?" Erleichtert atmete ich aus, er war also da. "Philomena", polterte Vater und schob sie mit leichter Grobheit den Gang entlang, der zum Altar führte. Mutter schritt schnell nach vorn und wies den alten Muggelpriester an, mit der Zeremonie zu beginnen. Als die Musik erklang, schritten Vater und ich im Takt zum Altar. Von oben herab rieselten Blüten auf uns nieder. Leise fragte ich meinen Vater, ob es nicht zu auffällig wäre, doch dieser sagte mir, dass sich dieser Pastor wohl über gar nichts mehr wundern würde, immerhin hatte man die nötigen Vorkehrungen getroffen. Seltsam war es schon, dass sich zwei Sprösslinge reinblütiger Zaubererfamilien von einem Muggelgeistlichen verheiraten ließen. Vater bestätigte mir, dass sich diese Muggel wohl am Besten damit auskennen würden, also nahm ich es hin. Als Vater seine Hand von meiner löste, um sie zu Dracos zuführen, begann ich plötzlich zu zittern. Ich meinte, dass meine Hände zu Eisklumpen erstarrt wären, während die Hände meines Verlobten nur so zu verbrennen schienen. Er lächelte mich an, nickte kaum merklich und wir nahmen auf den bereitgestellten Sitzmöglichkeiten Platz. Die Gäste taten es uns gleich. Als ich es mir erlaubte, und schnell über Dracos Schulter blickte, erkannte ich den Mann meiner Schwester, neben Dracos Vater stehend. Ich zuckte zusammen, als ich ein mir vertrautes Kichern zu meiner Linken vernahm. Neben meiner Mutter stand eine junge Frau, die ich nun seit fast einer Ewigkeit, so kam es mir vor, weder gesehen, noch mit ihr schriftlichen Kontakt hatte. Meine Schwester lächelte mir zu, und wenn ich nicht neben Draco gesessen hätte, wäre ich aufgesprungen und hätte sie hier und jetzt in meine Arme geschlossen. Der Pfarrer begann währenddessen mit Gebeten und Reden. Endlich kam er zu der bestimmten Stelle. Mit lauter und kräftiger Stimme, bejahten sowohl Draco als auch ich unsere Liebe zueinander. Einen Kuss später erhoben sich unsere Gäste von den Bänken und stürmten auf uns zu. Links und rechts von uns standen die Eltern, um ebenfalls die Glückwünsche in Empfang zu nehmen. Tränen des Glücks flossen von meinen geschminkten Wangen. Meine Schwester mit ihrem Gatten waren die Letzten, die uns Glück wünschten. Ich fiel ihr in die Arme und schluchzte. Auch sie konnte die Tränen nicht zurück halten. Ich umarmte auch ihren Mann, der zuvor meinem Gatten freundschaftlich auf die Schulter geklopft hatte. "Was war los?", fragte ich leise, doch Daphne verwies unser Gespäch auf einen späteren Zeitpunkt. . . . Die Hochzeitfeierlichkeiten waren berauschend! Auch war das Wetter für den oft kalten Oktober sehr zufriedenstellend. Man verlegte die Feier nach draußen, in den großen Garten der Familie. Die Temperaturen waren angenehm, sodass sich kaum jemand beklagte. Die riesigen Pavillons, die Blumenranken und die Lichter ringsum sorgten für ein prächtiges Ambiente. Ich war nun insgeheim sehr dankbar dafür, dass Narzissa darauf bestand, das Draco und ich das Tanzen erlernen sollten. Es waren schmerzhafte Wochen gewesen, das Gelernte umzusetzten, doch nun schien es sich doch zu lohnen. Ich wurde von einem Gast zum Nächsten gereicht und wenn ich dann ein wenig verschnaufen wollte, war es mit der Ruhe auch schon wieder vorüber. Draco genoss die Gespräche mit Freunden und Bekannten, während ich damit beschäftigt war, nicht den Halt auf diesen Folterinstrumenten, die sich Schuhe schimpften, zu verlieren. Als der Abend herein brach, das Festmahl verzehrt worden war und die Atmosphäre immer heiterer wurde, zog ich meine Schwester, die sich gerade zu ihrem Ehemann setzten wollte, fort und ging mit ihr ein wenig auf dem Gelände umher. "Wo willst du hin? Man wird die Braut vermissen!", spottete sie kichernd und stolperte hinter mir her. An dem Baum, wo Draco und ich einst gepicknickt hatten, hielt ich inne und lehnte mich vorsichtig gegen den Stamm. Ich sah meiner Schwester in die Augen, doch sie vermied das Selbige bei mir. "Daphne ...", begann ich, doch sie tänzelte um die Eiche herum, wie eine Nymphe um ihren Satyr. Als sie den Baum drei Mal umringt hatte, hörte sie auf, mir auszuweichen. Betrübt sah sie zu mir und griff nach meiner Hand. "Es tut mir so leid, Astoria", sagte sie bekümmert. "ich wollte dir schreiben, doch hatten Blaise und ich so viel zu erledigen." Mit Argwohn nahm ich ihre Worte auf. Wer bei allen Hexen und Magiern hatte denn solch eine schwere Arbeit, dass er sich nicht bei der Familie melden konnte? Sie las die Frage wohl in meinem Gesicht, denn ihre Antwort kam schnell. "Nachdem, was damals passiert war, waren alle reinblütigen Familien, die noch existierten, in Verruf gekommen, wie du sicherlich weißt. Blaise hatte mühe, dass man nicht auch seine Familie mit Voldemort in Verbinden bringen konnte. Ich wollte dir schreiben, doch hielt es Blaise für zu riskant, dass man die Eulen abfangen könnte um so an irgendwelche Information gelangen zukönnen." "Was für Informationen?", schrie ich fast und war plötzlich außer mir vor Wut. "Das heißt dann wohl, dass ihr euch lieber versteckt, als euch zu rechtfertigen?" Verdutzt starrte mich Daphne an, nickte aber langsam. "Die Zabinis haben sich nichts zu Schulden kommen lassen!", meinte sie mit fester Stimme. "Und warum, in Merlins Namen, dann diese Geheimnistuerei?", fragte ich barsch. Daphne sah verwundert aus und zuckte mit den Schultern. Doch dann strahlte sie plötzlich. "Astoria, dass hat doch jetzt alles ein Ende. Außerdem ...", begann sie, hielt jedoch mitten im Satz inne. Sie nahm meine Hand, an der der goldene Ehering prangte, und legte sie auf ihren Bauch. Da begriff ich, warum mir aus dem Weg gegangen war. Ich machte große Augen, und obwohl ich mich dagegen wehrte, strahlte ich mit ihr. Mein Zorn auf sie war fort, ich musste wohl akzeptieren, warum sie sich nicht gemeldet hatte. "Weiß er es?", fragte ich leise, als wir wieder zur Feier zurück gingen und Daphne nickte. "Wollt ihr es behalten?" Abermals nickte meine Schwester und strahlte über das gesamte Gesicht. Gerade als ich mich auf meinen Platz setzten wollte, kam Draco auf mich zu, lächelte mich an und ich gab ihm meine Hand. "Kannst du noch?", wollte er leise wissen, als er ich mich zum Takt des langsamen Walzers führte. Ich nickte. "Wo warst du? Ich dachte schon, man hätte sich entführt?", fragte er und ich erzählte ihm, dass ich im Gespräch mit meiner Schwester war. "Daphne ist schwanger", brach es plötzlich aus mir heraus. Draco nickte. "Ich weiß!" Misstrauisch sah ich ihn an ehe ich begriff, von wem er wohl diese Neuigkeit hatte. "Blaise", sagte ich und wir beide bejahten kopfnickend. Jemand tippte auf Dracos Schulter, wir stoppten mitten im Lied, als sein Vater mit mir über das Parkett gleiten wollte. "Ich hätte mir wahrlich keine bessere Frau für meinen Sohn vorstellen können." Dieses Kompliment nahm ich dankend entgegen. "Ich hoffe doch, dass Draco und du uns auch bald Enkel schenken werdet." Ein Lächeln legte sich auf Lucius' Zügen und irgendetwas in seinem Blick , von dem ich nicht wusste, was er war, verwirrte mich. Selbstverständlich verbreitete sich das freudige Ereignis meiner Schwester wie ein Lauffeuer unter den Gästen. Das Fest, unser Fest, ging weit bis über Mitternacht hinaus. Als die verbliebenen Besucher verschwunden waren, trug mich Draco auf Händen nach oben. Ich wäre gern selbst gelaufen, doch wollten meine Füße nicht recht, wie ich es gern gesehen hätte. Draco half mir noch, die Spangen aus meiner äußerst aufwändigen Haarpracht zu entfernen. Auch holte er eine Schüssel mit Wasser, damit meine Beine und Sohlen abschwellen konnten. Gähnend hielt ich mir die Hand vor den Mund. Ich lauschte aufmerksam, doch hörte ich nichts. Das Haus war ruhig, nicht einmal die Hauselfen ließen Arbeit vernehmen. Als ich meine Füße kühlte, knöpfte mir Draco hilfsbereit die Haken des Kleides auf. "Dein Vater will jetzt auch unbedingt Großvater werden!", sagte ich müde und wäre am liebsten einfach auf dem Stuhl eingeschlafen. Draco lachte leise. "Misses Malfoy, wir wären dann soweit", spottete er. Misses Malfoy? Daran musste ich mich wohl erst noch gewöhnen. Ich lachte und mein Mann stimmte mit ein. "Was die Sache mit den Großeltern betrifft...", sagte Draco, reichte mir ein Handtuch und half mir aus der Schüssel mit kaltem Wasser, "eilt es zwar nicht, aber üben könnten wir schon mal." Dann hielt er mich fest und küsste mich innig, dass ich wahrlich Angst hatte, den Boden unter meinen Füßen zu verlieren. Kapitel 2: ... und immer. ------------------------- D R A C O Lerne zu lieben! Würgegeräusche aus dem Bad lassen mich erwachen. Ich taste nach rechts, dorthin, wo eigentlich meine Frau liegen sollte, doch wie es sich vernehmen lässt, übergibt sie sich gerade wieder einmal in die Toilette. Seit drei Wochen geht das nun schon so und wir beide sind glücklich über diesen Umstand, der gerade bei uns herrscht. Nicht, dass ich masochistisch veranlagt wäre und mich am Leid anderer ergötze, oh nein! Ich bin nur einfach glücklich, dass es mit Astoria und mir endlich funktioniert. Bis hierhin sei vermerkt, dass sie nun seit zwei Jahren meine mich, so glaube ich, über alles liebende Frau ist. Und ich liebe sie ebenfalls. Wir beide harmonieren ausgesprochen gut miteinander. Doch ein Schatten überlagerte unsere eheliche Beziehung. Auf drängen der Eltern, sowohl meiner, als auch ihrer, sollte so schnell wie möglich Nachwuchs in Planung gebracht werden. “Seht euch Daphne an!”, hielt mir Astoria einst vor, als sie von einem Besuch bei ihren Eltern wieder nach Hause kam. Meine Frau besitz das außergewöhnliche Talent, andere perfekt zu imitieren und selbst ihre Mutter ist dann keine Ausnahme mehr. Ein Lacher entfloh mir, woraufhin mir meine Gattin einen verständnislosen Blick entgegen brachte. “Ich meine es ernst, Draco!”, sagte sie und sah mich flehend an. “Ich weiß, dass es dich belastet, wenn deine Mutter euch ständig miteinander vergleicht, nicht wahr, Liebes?”, hatte ich erwidert, dabei ihre Hand genommen und meine andere Hand an ihre Wange gelegt. Mit betrübtem Gesicht hatte Astoria meine Frage bejaht. Und als auch meine lieben Eltern darauf bestanden, dass nur allzu bald ein kleiner Quälgeist durch unser Anwesen fegen würde, wurde meiner Frau und mir schmerzlich bewusst, dass all unsere Mühen vergebens waren. Ich liebe sie, wirklich. Ich liebe wie sie sich bewegt, etwas sagt, wie sie es sagt. . . . Meine anfängliche Distanziertheit hatte sich, nachdem sie bei uns einquartiert worden war, alsbald gelegt. Nicht, dass ich vor meiner Frau keine Mädchen gehabt hätte. Aber waren diese “Beziehungen” zu meiner Schulzeit oder zu späteren Zeiten eher oberflächlicher Natur. Ich hatte sie damals wohl bemerkt, da sie die kleine Schwester einer meiner Mitschülerinnen war, doch hatte ich sie nicht recht für voll genommen. Obwohl sie sich des Öfteren zu Daphne gesellte und diese eine Freundschaft mit Pansy Parkinson zuteilen pflegte, sah ich sie nie. Erst, als man Blaise, einen Jungen, der zwar in meinem Haus und meinem Jahrgang war, den ich aber einfach nur akzeptierte weil er ebenso reich und reinblütig war, mit Daphne Greengrass, dem hübschesten Mädchen meiner Altersklasse verlobte, registrierte ich meine spätere Frau. Sie war wohl ebenfalls ein hübsches Mädchen, jedoch ohne weiblich Vorzüge, zumindest zu diesem Zeitpunkt. Deshalb war ich nicht sonderlich begeistert gewesen, als mein Vater mir befiehl, eine Ehe mit dem jüngsten Spross der Greengrasses einzugehen. Die schöne Daphne war also schon aus dem Rennen, schon längst mit dem Zabini verheiratet und ich bekam also die kleine Schwester. Doch jede Voreingenommenheit war sofort verflogen, als sie, ganz selbstverständlich, in das Wohnzimmer ihrer Eltern schritt. Das himmelblaue, langärmelige Kleid, welches bis kurz über ihre Knie ging, passte sich hervorragend ihrer nunmehr weiblichen Figur an. Man hatte sie wohl darauf vorbereitet, dass auch sie eines Tages verheiratet werden würde, jedoch schien sie als letztes an die Malfoys gedacht zuhaben, da ihr Blick Bände sprach. Verunsichert, scheu und beinahe ängstlich hatte sie sich neben mir niedergelassen. Von diesem Zeitpunkt an, konnte ich meine Augen nicht mehr von ihr lassen. Als die Luft im Raum Funken zu sprühen schien, und man ihr befahl, ihre Sachen zupacken, da sie sofort zu uns ziehen sollte, bat sie darum, die Heirat zu verschieben, doch ihr Vater beharrte darauf. Auch ich versuchte meinem Vater zu widersprechen, doch auch dieser war nicht gewillt, sich umstimmen zulassen. Als Astoria dann in den Garten der Greengrasses floh, wies mich meine Mutter an, sie auf der Stelle zurückzuholen. Ich fand sie am Brunnen sitzend und unzusammenhängende Dinge brabbelnd, ehe sie erschrak, da ich mich lauthals in ihr Selbstgespräch einzumischen versuchte. Heute lache ich darüber, wenn ich mich daran zurück erinnere. Wir beide, wohl gemerkt. Als wir uns an den Bach zurückgezogen hatten und uns unterhielten, seltsamerweise fragte sie mich nach meiner Lieblingsfarbe, erschien die junge Hauselfe der Familie und bat uns, das Haus aufzusuchen. Hauselfen reden zu viel! Als diese Kreatur damit herausplatzte, dass Astorias Sachen schon längst gepackt wären, wurde diese kreidebleich. Sie schwankte und wenn ich nicht nach ihrem Arm gegriffen hätte, hätte sie wohl Bekanntschaft mit dem harten, kalten Boden gemacht. Mit Astoria auf meinem Arm, apparierte ich mit Mutter und Vater zu unserem Anwesen. Mutter hatte dafür gesorgt, dass man mein altes Zimmer neu einrichtete. Also legte ich sie in das große Bett, ebenso bestand sie darauf, dass Astoria neue Kleider bekam. Sie scheuchte mich aus dem Zimmer, damit sich unsere Hauselfen um das junge Fräulein kümmern konnten. Mit piepsiger Stimme teilte mir die älteste Elfe mit, dass es dem Mädchen soweit gut ginge, also betrat ich das Schlafzimmer. Ich setzte mich in den großen Sessel und sah sie einfach nur an. Irgendwann fielen mir wohl die Augen zu. Als ich plötzlich das Knarren der alten Tür vernahm, schreckte ich auf. Astoria klammerte sich an die Tür und sah mich ängstlich an, dann sackte sie schon wieder zusammen. Ich verfrachtete sie auf die Bettkante und erklärte ihr, wo sich ihre Sachen befanden, als sie danach fragte. Ich zeigte ihr den großen Kleiderschrank, den sie mit ihren Sachen befüllen konnte, damit sie so wenigstens etwas besänftigt wäre, dann gingen wir gemeinsam nach unten um mit meinen Eltern zu Abend zu essen. Das Essen war ein Disaster! Beim Speisen bemerkte ich sehr wohl, dass meiner baldigen Frau eher unwohl zumute war. Als Vater und Mutter endlich gegangen waren, war es Astoria wohl zu viel. Sie schluchzte und schniefte. Ich glaube, ich habe die Situation noch schlimmer gemacht als ich ihr sagte, wie leid es mir getan hätte, dass sie sich nicht von ihren Eltern verabschieden konnte. Doch wie bitte beruhigt man ein Mädchen? Ich reichte ihr mein Taschentuch und legte ihr noch meine Hand auf ihre Hand. Dann begann sie auch noch fürchterlich zu weinen. Es ist doch zum Verzweifeln mit den Frauen! Nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatte, brachte ich sie zurück in ihr Zimmer. Ich wartete erst einmal ab, ob sie mich herein bitten würde, doch sie tat es nicht. Also hielt ich mich zurück. Ich sagte ihr noch, dass Mutter mit ihr in die Winkelgasse gehen würde, damit sie ihren Kleidervorrat aufstocken konnte, dann zog ich mich in das Arbeitszimmer meines Vaters zurück. Was für ein grauenvoller Tag! Erst sagten mir Mutter und Vater, dass ich verlobt werden sollte, dann, mit wem ich verlobt werden sollte und zu allem Übel sollte es nicht einmal mehr drei Monaten soweit sein. Zugegeben, ich habe es doch eigentlich ganz gut erwischt! Besser hätte es mir wirklich nicht gehen können, fiel es mir ein, als ich mich auf das harte, schwarze Ledersofa in Vaters Arbeitszimmer legte. Die Tage und Wochen flogen vorbei, ich bemühte mich, so viel Zeit, wie mir erlaubt war, mit meiner zukünftigen Frau zu verbringen. Da sie musikalisches Talent besitzt, zeigte sie mir oft, wie man Klavier spielte. Erst setzte ich mich notgedrungen zu ihr, doch als ich bemerkte, wie viel Spaß sie und vor allem ich dabei hatte, übte sie mit mir immer, wenn es meine Zeit zu ließ. Meine gezielten Berührungen sollten ihr eher wie beiläufig erscheinen, denn ich wollte nicht, dass sie sich bedrängt fühlte. Und als bald fügte sie sich wie ein Mosaiksteinchen in unsere Familie. Vater ließ nichts negatives über sie kommen und Mutter schwärmte in den höchsten Tönen davon, wie gut sie aussehe und sich benehme. Sie hatten also eine exilente Wahl getroffen. Auch ich wahr sehr stolz, auf das Mädchen, welches bald meine Ehefrau sein würde. Das Einzige, was ihre Stimmung immer wieder trübte war, dass ihr der Kontakt zu ihrer Schwester Daphne nicht gelingen wollte. Jeden Morgen fragte sie, ob Post für sie angekommen sei. Zu ihrem Geburtstag, im späten September dann erklärte ich ihr, dass ich arbeiten müsse und sie deshalb bis zum Abend auf mich warten müsste. Sie zeigte sich einverstanden, auch wenn ihre Augen traurig wirkten. Ich musste mich beeilen, da am selben Abend auch noch unsere Verlobung bekannt gemacht wurde. . . . Ich apparierte zum Landsitz der Familie meines ehemaligen Klassenkameraden. Daphne öffnete mir die Tür, als ich den Klopfer betätigte. Sie sah so hübsch aus, wie eh und je. “Draco?”, fragte sie verwundert und musterte mich, ich nickte zur Bestätigung. “Daphne”, sagte ich nur und nickte abermals, “ich bin hier, um mit dir und deinem Mann zu sprechen.” “Selbstverständlich”, sagte sie und trat beiseite. Das türkisfarbene Kleid, welches sie trug, schwang rhythmisch hin und her, als sie mich in das große Zimmer am Ende des pompösen Flurs geleitete. “Du siehst gut aus”, sagte ich ihr, sie lächelte nur und nahm mein Kompliment nickend entgegen. “Blaise?”, fragte sie leise, als sie die Tür zum Zimmer öffnete. Ich vernahm das Rascheln von Papieren, dann ein Räuspern. Daphne öffnete die Tür und ließ mich eintreten. Blaise Zabini, wie ich ihn kannte! Extravagante Möbel und ein ebenso extravagantes Erscheinungsbild. “Malfoy”, sagte er kühl. “Zabini”, erwiderte ich in der selben Tonlage wie er. Beide nickten wir einander zu, bis Blaise mir einen Platz ihm gegenüber anbot. “Was führt dich zu uns?” Anscheinend hatte ich ihn bei irgendetwas gestört, doch das war mit egal! “Daphne”, sagte ich und drehte meinen Kopf in die Richtung der jungen Frau, die nun wieder an der Tür stand und gehen wollte. “Bleibst du bitte?!” Aufgrund meiner Forderung erntete ich nur einen bitterbösen Blick ihres Gatten. “Was erlaubst du dir?”, wetterte Blaise plötzlich, doch ich blieb die Ruhe selbst. Daphne schaute erst zu mir, dann zu ihrem Mann. Blaise nickte nur mürrisch und sie nahm an seiner Seite platz. Ich beugte mich nach vorn und knete nervös meine Hände, ehe ich zusprechen begann: “Es geht um deine Schwester!” Ich blickte in Daphnes Augen und wusste, was ihr durch den Kopf ging. Da waren der Schock, dass ich Astoria erwähnte, die Angst, etwas preiszugeben und der Drang, das Zimmer sofort fluchtartig zu verlassen. “Nein, bleib!”, sagte ich hastig, als ich ihren Fluchtversuch bemerkte. “Sie macht sich Sorgen!” “Woher willst du das wissen?”, fragte Blaise nun wütend. “Nein, nein, nein!”, sagte die junge Frau nun und hielt sich wie ein Kleinkind die Ohren zu, als ob sie so meine Worte nicht verstehen konnte. “Daphne!”, Blaises Stimme wurde nun lauter. “Ich wusste, dass es eines Tages so kommen würde, aber warum du?”, blaffte sie plötzlich. “Ich habe keine Wahl!”, schoss ich zurück. Blaise sah in diesem Moment ziemlich ratlos aus. “Was zum Drachenmist ist hier eigentlich los?”, schrie er nun, da Daphne und ich uns gegenseitig böse anfunkelten. “Meine Schwester soll verheiratet werden! Mit ihm!”, sie sagte es so abfällig, dass ich, wenn ich gekonnt hätte, ihr alle möglichen Flüche auf den Hals gehetzt hätte. Auf meine Familie und den Namen Malfoy ließ ich, trotz alle da gewesenen Umstände, dennoch nichts kommen! “Woher willst du das wissen?”, hakte Blaise nach. “Sie schreibt mir, ziemlich oft sogar.”, kam die Antwort prompt. Blaise blickte ziemlich verwirrt drein. “Daphne, solltest du es gewagt haben, ihr zurückzuschreiben dann...” Daphne schüttelte ehrfürchtig das blonde Haupt, als Blaise seine Drohung aussprach. “Ich weiß, dass ihr euch verstecken müsst, allerdings ist es mir unklar, weshalb!”, sagte ich und starrte beide abwechselnd an. Ihr Blick war von Unverständnis gekennzeichnet und seiner strotzte nur so vor Hass. “Kommt wieder runter!”, meinte ich beschwichtigend. “Ihr habt euch doch nichts zu schulden kommen lassen, oder irre ich mich, Zabini? Hat deine Familie etwa Dreck am Stecken?” Meine Provokation beantwortete er mit einem selbstgerechten Lächeln. “Es ist immer von Vorteil, im Hintergrund zu bleiben, Malfoy! Dann wäre es deiner Familie nämlich besser ergangen!” “Halt meine Familie daraus!”, forderte ich und erlag erneut dem Versuch, nach meinem Zauberstab zu greifen. Aber ich besann mich rasch, denn schließlich ging es hier nicht um mich. “Lassen wir das!”, sagte ich bestimmend und lenkte den Fokus wieder auf mein eigentliches Anliegen. “Ja, Daphne... Astoria soll meine Frau werden, und das bereits in zwei Wochen!” Daphne schnappte nach Luft und schüttelte den Kopf. “Sie kommt fast um vor Sorge um dich! Alle Geheimniskrämerei zum Trotz, bitte ich euch, dich vielmehr, Daphne. Der Krieg ist vorbei, ihr braucht euch nicht mehr zu verstecken! Kommt zu unserer Hochzeit!”, meine sonst so sichere Haltung sank tiefer, als ich es je für möglich gehalten hätte. Mein Niveau war für mich kaum mehr wahrnehmbar. Ich versuchte flehend das Mädchen anzusehen, welches sich gerade an den Arm ihres Gatten klammerte. Es funktionierte. Traurig murmelte sie etwas, das ich als “es waren sechs lange Jahre” verstand. Damit verabschiedete ich mich von den Zabinis und reiste zurück. . . . Ich verließ mich auf die stumme Abmachung, die wir, Blaise, Daphne und ich, getroffen hatten. Am Tage nach Astorias Feier und unserer Verlobung ging ich mit ihr in den Garten. Es war kühl, beinahe eiskalt. Sie wollte wissen, wie es mit meiner Arbeit lief. Ich erklärte ihr, dass Vater bald nicht mehr im Stande war, die Aufgaben zu erfüllen, weshalb ich nun in seine Machenschaften eingewiesen wurde. Astoria ihrerseits schwärmte mir vor, wie sehr sie sich hier eingelebt hatte, was mich natürlich freute. Dann sank ihre Stimmung, denn sie gestand mir, dass sie ängstlich und unsicher gewesen war, dass ich sie nicht akzeptieren würde. Um ihr zu beweisen, wie sehr ich sie akzeptierte, respektierte, vielleicht sogar liebte, küsste ich sie zum ersten Mal. Von diesem Zeitpunkt an rauschten die Tage nur so an uns vorbei. Eine Woche bevor man uns vermählte, sollten wir auf Geheiss unserer Eltern in getrennten Räumen schlafen. Astorias Eltern zogen kurzerhand in unser Heim. Die Frauen waren stets damit beschäftigt, sich Sorgen um die Heirat zu machen! Und endlich war es dann soweit. Ich band mir gerade die Fliege, die man mir zurecht gelegt hatte, als Astorias Vater, mein Schwiegervater, in mein Zimmer trat. Der alte Mann, der genauso besessen von einer Hochzeit reinen Blutes war, wie meine Mutter. “Manchmal frage ich mich...”, begann er und schritt im Raum auf und ab und warf mir ab und zu einen Blick zu, “Ob ich meine Töchter nicht einfach hätte wählen lassen.” War das eine Entschuldigung? Oder wollte er wissen, ob ich tatsächlich so etwas wie tiefere Gefühle für seine jüngste Tochter hegte? “Nun...”, ich suchte nach Worten, die den alten Herren nicht verletzten, aber auch so ausdrucksstark waren, dass ihm klar wurde, dass ich sein kleines Mädchen wirklich liebte. Ich drehte mich um und sah in die müden Augen des Vaters meiner Verlobten. Er schüttelte den Kopf und legte eine Hand auf meine Schulter. “Ich habe sie verraten, meine Mädchen!”, beteuerte er. Ich meinerseits legte ebenfalls eine Hand auf die knochige Schulter meines Gegenübers. “Ich werde sie heiraten!”, sagte ich, “Und ich werde mich bemühen, sie glücklich zu machen!” Dann leuchteten die Augen des Alten merkwürdig auf. Er klopfte mir auf die Schulter und lächelte schwach. Mein Schwiegervater wandte sich zum Gehen, damit ich mich fertig machen konnte, doch ehe er das Zimmer verließ sagte ich: “Daphne wird kommen!” Der betagte Herr drehte sich um und sah mich misstrauisch an. “Wenn das ein Scherz sein soll, Draco...”, warnte er, doch ich schüttelte mein Haupt. Verschiedene Emotionen wechselten auf dem Gesicht des Alten. “Meine Daphne ...”, murmelte der alte Mann leise, ehe er das Zimmer verließ. Ich ging in den Garten um nochmals alles zu überdenken. Es gab jetzt kein Zurück mehr! Und würde ich es überhaupt wollen? Ich könnte auf der Stelle irgendwohin apparieren, flüchten, reisen, doch irgendetwas hielt mich zurück. War es die Schuld, die ich tragen musste, nach allem, was man meiner Familie ankreidete? Nein ... das war es nicht. Was war es? Vater unterhielt sich keine drei Meter von mit entfernt mit meinem Schwiegervater. Plötzlich ertönte die Stimme meiner Mutter vom Balkon des Zimmers, in dem Astoria zurechtgemacht wurde. Mutter schimpfte mit mir und ich verstand nichts. Ich erwiderte etwas, doch schon schlug sie die Flügeltüren zu. Mein Vater schritt zu mir und wies mich an, nun zur Kirche zu reisen. Ich hoffte inständig, dass der alte Greengrass nichts von Daphne erzählte. . . . Die Muggelkirche war wie jede andere. Ich hastete die Stufen empor und betrat das Gotteshaus. Vater schob mich zum Altar und dort sah ich sie stehen: Blaise und Daphne. Daphne trug das lachsfarbene Kleid der Brautjungfern und Blaise den teuersten Anzug, den ich je gesehen hatte. Ich reichte Blaise die Hand und er grinste. “Ich dachte mir, du könntest einen Trauzeugen gebrauchen!” Ich nickte, schrumpften meine Freunde doch seit dem Krieg auf ein paar wenige. “Daphne!”, sagte ich und nickte ihr anerkennend zu. Sie lachte, und in diesem Moment sah sie aus wie Astoria. Die Kirche füllte sich mit Bekannten und Gästen beider Familien. Endlich kam der Pfarrer auf mich zu. Er erzählte mir, wie wir uns verhalten sollten und wies mich ein, doch welcher Zauberer hörte schon auf das, was Muggel sagten?! Ich nickte nur und zwang mich ab und zu zu einem Lächeln. Dann ging alles ziemlich schnell. War ich aufgeregt? Ich weiß es gar nicht mehr. Doch sicherlich, denn jetzt kam ein neuer Abschnitt auf mich oder besser uns, zu. Astoria schritt mit ihrem Vater auf den Priester und mich zu. Sie sah bezaubernd aus. Noch schöner als jedes Mädchen, das ich bis dahin jemals vor Augen hatte. Das mit Perlen verzierte, lange Kleid schmeichelte ihrer Figur. Mir war, als schritt ein Engel auf mich zu. Sie küsste ihren Vater auf beide Wangen, eher dieser unsere Hände miteinander verband. Ihre Hände waren kalt und sie zitterte. Wir sollten uns setzten. Als wir dies taten, sah sie an mir vorbei und erblickte zu ihrem Staunen Blaise, dann schoss ihr Kopf zur anderen Seite und sie sah ihre Schwester, die leise kicherte. Ich drückte ihre Hand etwas fester, damit sie gleich aufspringen und Daphne so an sich drücken konnte. Sie musste warten, bis wir das hier überstanden hatten. Als der alte Muggelpriester mich fragte, ob ich Astoria Lieben und Ehren werde, bis dass der Tod uns scheide, bejahte ich mit lauter Stimme. Astoria tat es mir gleich. Nachdem wir uns die Ringe angesteckt hatten, ich meine Lippen auf ihre legte und wir uns ansahen, stürmten die Gäste von ihren Plätzen auf uns zu. Nach etlichen Gratulationen und dem tränenreichen Wiedersehen der beiden Schwestern, verlegten wir die Feier in den Garten meiner Familie. Die Hochzeitfeier war zufriedenstellend. Astoria und ich eröffneten den Tanz und wir lachten und strahlten. Als es fast Mitternacht schlug sah ich sie sich an den Tisch setzen, an dem wir, das Brautpaar gesetzt worden waren. Ich bat sie, mit mir zu tanzen. Sie tat es. Zuvor hatte ich mich mit meinem Schwager ausgesprochen, denn Blaise und ich waren ja nun beinahe verwandt. Er erklärte mir, dass man den Zabinis ebenfalls diverse Sachen zur Last legte bis dahin, dass man seine Mutter des Mordes an verschiedenen Männern bezichtigte. Blaise erzählte auch, dass es mit Daphne und ihm nach einigen Schwierigkeiten nun besser ginge. Sie sei in anderen Umständen, kurzum: Schwanger. Sie trug sein Kind in sich. Nach dem Gespräch mit Blaise ergriff ich die Hand meiner Frau und führte sie zur Mitte des Parketts. “Daphne ist schwanger”, sagte sie plötzlich und klang gar nicht erschrocken. “Ich weiß!”, bestätigte ich. Ihr Blick war verwirrt, dann nickten wir Beide. “Blaise!”, bestätigten wir uns. Dann trat mein Vater an uns heran und entführte mir meine Frau. Als die Gäste endlich gegangen waren, trug ich meine Gattin die Treppen zu unserem Zimmer empor. Sie bestand darauf, selbst zu laufen, doch ich redetete ihr ihr Vorhaben schnellst möglich aus. Ich trug sie bis zu dem Schemel und ließ sie drauf nieder. “Ich hol´ dir Wasser!”, sagte ich, entschwand im Badezimmer, welches an unser Zimmer grenzte und kam mit einer Schüssel kaltem Wasser wieder. Während sie ihre Füße kühlte, entfernte ich die Perlenspangen aus ihrem dunklen Haar. Ihre Mähne fiel in Locken herab auf ihre Schultern und ihren Rücken. Dann sagte sie, dass Lucius sie bekniet hätte und nun ebenfalls auf Enkelkinder pochte. Sie gähnte herzlich und nickte beinahe kurz ein. “Misses Malfoy, wir wären dann soweit!”, sagte ich, als ich die Haarklammern entfernt und ihr auch noch das Kleid aufgeknüpft hatte. Ich reichte ihr ein Handtuch, damit sie sich ihre lädierten Füße abtrocknen konnte. Sie entstieg erst der Schüssel, dann dem edlen Kleid. Trotz aller Müdigkeit beiderseits zog ich sie an mich und raunte ihr leise zu, dass ich einer Familienplanung nicht abgeneigt wäre. Dann küsste ich sie innig. . . . Die Nacht mit meiner Frau oder besser, die Stunden vergingen viel zu schnell. Ich war ziemlich erschöpft. Wie weich sie sich angefühlt hatte, wenn ich sie berührte. Es war ein berauschendes Erlebnis gewesen. Und obwohl wir uns beinahe täglich unseren Gefühlen hingaben, wollte es mit uns beiden nicht funktionieren. Die Last, die wir beide trugen, der Druck, dem wir beide ständig ausgesetzt waren, ließ unsere Beziehung bröckeln. Meine Eltern beharrten darauf, dass meine Frau ihnen nun endlich einen Enkel schenkte. Als Daphne dann auch noch, ein halbes Jahr später, ihr Kind gebar schien es Astoria mehr mitzunehmen, als es uns lieb war. Selbstverständlich freute sie sich für ihre Schwester. Blaise, als stolzer Vater erzählte jedem der es hören wollte, wie sehr er in seine Frau und das Kind vernarrt war. Das Mädchen hatte die Farbe seines Vaters und die Schönheit seiner Mutter. Als Astoria das kleine Kind auf den Armen trug, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Ich legte meine Hände auf ihre Schultern, als Daphne ihr das Mädchen abnahm, um es in die Wiege zu legen. Astoria wollte nach dem Kind greifen, ließ es jedoch bleiben und sah traurig auf ihre Nichte herab. Sie drehte sich zu mir, legte mir ihre Hände um den Hals und schluchzte bitterlich. Als wir wieder zum Anwesen reisten und sie sich für das Bett herrichtete, saß sie auf der Bettkante und starrte ins Nichts. Sie wurde immer apathischer. Selbst Mutter wurde misstrauisch, bis ich ihr eines Tages verbot, in Astorias Gegenwart jemals wieder etwas zu erwähnen, das mit Schwangerschaften zu tun hatte. Mutter hielt sich daran, auch Vater vermied darüber zu sprechen. “Draco ...”, sagte meine Frau flehend, “Ich kann nicht mehr ...” Wieder saß sie auf dem Bett und starrte in den Kamin. Das Feuer knisterte und knackte. Ich drehte mich zu ihr und sah sie an. Ihre einstige Schönheit schien in diesem Moment nie existiert zu haben. Sie sah krank aus, müde, ausgezehrt. Ich ging zu ihr, fuhr mit den Händen durch ihr Haar, welches nun schlaff auf ihren Schultern lag. “Meine Astoria!”, sagte ich und küsste sie. “Lass uns für eine Weile weggehen.” “Aber, Draco, deine Arbeit ...”, wollte sie protestieren, doch ehe sie Weiteres sagen konnte, versiegelte ich ihre Lippen mit einem Kuss. “Keine Widerrede!”, betonte ich. “Morgen!” “Morgen?”, fragte sie und ich nickte. . . . Das Städtchen Dover bot uns Entspannung. Im Februar des Jahres, als ich meinen sechsundzwanzigsten und Astoria ihren vierundzwanzigsten Geburtstag begehen sollte, reiste ich mit ihr in Englands Süden. Das milde Wetter und die Briesen, die von der Nordsee herüberkamen, sorgten dafür, dass sich meine Frau von Tag zu Tag mehr erholte. Bald hatte sie ihren schönen, makellosen Teint zurück. Auch ihre Laune verbesserte sich. Als ich sie eines Abends zum Essen ausführte, sah sie aus, wie damals, als ich sie zum ersten Mal sah. Ich konnte meine Augen kaum von ihr lassen. Der Abend wurde lang und zog sich beinahe bis zum nächsten Tag dahin. Es waren unsere letzten Stunden und ich wollte, dass sie sich zumindest in dieser Zeit keine Gedanken über mögliche Schwangerschaftsversuche machte. Gesättigt von dem genussvollen Essen, schlenderten wir noch an der See entlang, ehe wir zurück zu unserem Domizil gingen. Astoria bedankte sich bei mir für diese drei wunderbaren Tage. “Ich will nur, dass es dir gut geht!”, hatte ich ihr versichert und sie lächelte ihr bezauberndes Lächeln. Als ich in dieser Nacht das Bett mit ihr teilte, war es anders als sonst. Wir beide konnten uns ganz auf uns konzentrieren und brauchten keinerlei Rücksicht auf andere nehmen. Dieses Zusammentreffen war anders und nach dem wir wieder zum Malfoy´schen Anwesen zurückreisten, strahlte Astoria eine Zufriedenheit aus, wie ich sie lange nicht mehr bei ihr gesehen hatte. Auch die Besuche bei ihrer Schwester ließ sie mit freudiger Miene über sich ergehen. Selbst Daphne war verwundert, da ihr ihre Schwester irgendwie glücklicher erschien. “Du bist so ausgelassen!”, stellte Daphne fest, als sie uns zum Tee einlud. Astoria zuckte mit den Schultern und beschäftigte sich weiterhin mit ihrer kleinen Nichte. “Die kleine Diane wird ja bald zwei Jahre!”, plapperte Astoria und hielt das Kind sanft an den Armen fest. “Ein Sommerkind!”, sagte sie und Astoria nickte. Ich hob gerade die Tasse an meinen Mund, als Blaise eintrat und mir auf die Schulter schlug. “Lass das!”, knurrte ich und meine kleine Nichte juchzte begeistert auf. “Ja, ja, halte du nur zu deinem Vater!” Wieder quiekte das Kind und Astoria reichte sie mir plötzlich. “Was?”, fragte ich verwirrt, als sie mir das Mädchen in die Hand drückte. “Ich geh mich kurz frisch machen!”, hatte sie gesagt und entschwand dem Zimmer. “Was hast du mit ihr gemacht?”, verlangte Blaise mit Neugierde in der Stimme zu wissen. Nach der Hochzeit hatte sich die Spannung zwischen uns gelegt. Ich zuckte mit den Schultern. “Woher soll ich das wissen? Ich wollte nur, dass sie mal ein bisschen ausspannt und sich erholt!”, sagte ich und wippte die kleine Diane auf meinem Knie. “Ausspannen?”, hakte Daphne nach und ich nickte wieder. “Hat es denn funktioniert?” “Natürlich!”, sagte ich überzeugt davon, dass es wirklich funktioniert hatte und sah zu meiner Schwägerin, “Seht ihr doch, oder meint ihr, sie spielt mir etwas vor?” “Ich weiß nicht, obwohl sie schon früher solche Anwandlungen hatte, also was das Schauspielern betrifft.”, murmelte Daphne und stellte den Teller, von dem sie den teuren Kuchen aß, vor sich auf den Glastisch. Als Astoria das Zimmer betrat, war sie genauso bleich wie damals, als sie erfuhr, sie müsse mich heiraten. “Wir gehen jetzt!”, sagte sie bestimmend und ich folgte ihr nach draußen. “Astoria!”, rief Daphne noch, doch meine Frau apparierte noch vor mir zum Anwesen zurück. “Was hat sie denn?”, wollte Blaise wissen und schaukelte seine Tochter auf den Armen. “Draco!”, Daphne schob sich an ihrem Mann vorbei und hielt mich an meinem Umhang fest, ehe ich meiner Frau folgen konnte. Ich blieb stehen und sah zu ihr herunter. “Wenn sie seltsame Gelüste entwickeln sollte, hindere sie bloß nicht dran und verbiete ihr nichts, hast du verstanden?!”, forderte die junge Frau von mir. Völlig perplex reiste ich nach Haus. Ich rief nach meiner Frau, doch stieß ich auf eine der Hauselfen die mir berichtete, dass Astoria hinauf in unser Zimmer gestürmt sei. Als ich nach oben ging, war jedoch nichts von ihr zu entdecken. Seltsame Geräusche aus dem Badezimmer gegenüber ließen mich nach deren Ursprung suchen. Meine Frau kniete vor der Toilettenschüssel und übergab sich. “Astoria?”, fragte ich leise und hielt ihre Schultern. Sie sagte nichts, erhob sich, spülte sich den Mund aus und putzte sich auch gleich noch die Zähne. “Ich glaube, der Kuchen war nicht gut!”, sagte sie knapp und entwand sich meiner Berührung. Als sie sich umgezogen hatte, gingen wir nach unten ins Esszimmer, da es bereits Zeit für das Abendessen war. Was hatte Daphne gemeint? Seltsame Gelüste? Ich beobachtete meine Gattin genau, jedoch aß sie das, was sie immer zu sich zunehmen pflegte, es ließ sich kein Unterschied erkennen. “Draco!”, Mutter mahnte mich zu essen. Ich aß, jedoch ließ ich meine Frau nicht aus den Augen. Als sie fertig war, tupfte sie sich den Mund mit einer Serviette ab, bedankte sich für das Essen und erhob sich schon vorzeitig von ihrem Platz. “Draco!?”, wiederholte Mutter, jedoch mit drohendem Ton. Ich sah zu ihr und zuckte mit den Schultern. “Ich habe nichts getan!”, verteidigte ich mich. Damit verließ auch ich das Zimmer. Astoria stand auf dem großen Balkon, nur mit ihrem Winterkleid bekleidet und sah hinaus zum verschleierten, dunklen Himmel. Ich zog meinen Mantel aus und legte ihn ihr um die Schultern. Meine Hände glitten an ihrem Körper herab und ich verschränkte meine Arme um sie. Sie lehnte ihren Kopf an meine Brust und begann langsam zu schaukeln. Ich stützte meinen Kopf auf ihre Schulter und schwang nun mit ihr zusammen hin und her. “Ist alles in Ordnung?”, fragte ich leise. “Selbstverständlich!”, sagte Astoria und tat so, als hätte sie sich vor einer knappen Stunde nicht übergeben müssen. Sie wandte sich aus meiner Umarmung, hielt jedoch meine Hand und sah mich lächelnd an. “Kommst du?”, fragte sie und ließ mir keine Zeit zur Bestätigung. Ich schloss die Balkontüren, schob die Gardinen und Vorhänge an deren rechtmäßige Stelle. “Ich gehe mich baden!”, flüsterte sie mir zu und ich nahm es kopfnickend zur Kenntnis. Als ich das Feuer im Kamin schürte und es munter vor sich hin prasselte, rief sie nach mir. Ich tapste ins Bad und sah, nichts. Der heiße Dampf ließ absolut nichts erkennen. Ich wedelte mit den Händen und versuchte etwas wahrzunehmen. Astorias bekanntes Lachen führte mich durch die Dunstschwaden. Sie hatte ihre Arme auf den Wannerand platziert, ihren Kopf darauf gestützt und lachte mich an, oder eher aus? Die Schaumwölkchen schmiegten sich an ihren Körper und der aromatische Duft des Badeöls stieg mir in die Nase. “Willst du nicht mit rein kommen?”, fragte sie und lachte wieder. Ich zog mir die Schuhe aus und das Hemd über den Kopf ehe ich ihr antwortete: “Was meinst du denn?” . . . Ermattet schlief sie, dicht an mich gedrängt, ein und auch ich schloss irgendwann die Augen. Erneutes Würgen ließ mich aufschrecken. Ich schaute auf die Uhr, die auf dem Nachttischen neben dem Bett stand und schüttelte den Kopf. Halb vier Uhr morgens. Ich schlich leise zum Bad und sah meine Frau, die müde in den Spiegel blickte. Als ich ihren Namen nannte, schreckte sie auf und funkelte mich wütend an. Ich ging zu ihr und legte meine Hand an ihre Stirn. Sie zog diese fort und meinte, dass es ihr gut ginge und sie kein Fieber hätte. Es stimmte, Fieber hatte sie nicht, jedoch machte ich mir Sorgen, auch das teilte ich ihr mit. Astoria schüttelte den Kopf und drängte mich zurück in unser Schlafzimmer. Diese ganze Scharade dauerte drei Wochen, bis ich, oder eher Mutter, einen Arzt kommen ließ. “Ich weiß nicht, was mit mir los ist!”, beteuerte meine Frau, als sich der Arzt nach ihrem Befinden erkundete. Der Arzt entnahm ihr Blut, gab ihr Tabletten und ließ auch noch eine kleine Schachtel zurück. Schnell ließ Astoria das Päckchen verschwinden. In drei Tagen sollten wir das Ergebnis des Bluttests bekommen. Astoria wurde immer nervöser. Sie schien förmlich auf das Ergebnis zu lauern, denn sie war stets die Erste, die die Post entgegen nahm. Dann endlich flog ein Kauz ans Küchenfenster. “Fräulein Astoria!”, quickte eine Hauselfe und kam in das Wohnzimmer gestürmt. Astoria erblickte den Brief, riss ihn der Elfe aus den kleinen Händen und verschwand. Ich setzte ihr nach, doch als ich sie fast erreicht hatte, sperrte sie die Tür zu unserem Zimmer zu. Ein Schrei ertönte und ich hämmerte gegen die Pforte. Ich rief ihren Namen und brüllte durch die Tür. Mutter und Vater standen nun ebenfalls neben mir. Ein Klicken ließ uns aufsehen. Astoria starrte uns fassungslos an, dann schob sich Mutter an mir vorbei und Astoria wieder zurück ins Zimmer. Ich schaute ratlos zu meinem Vater, auch ihn schien diese Situation zu verwirren. Stimmengewirr. Mutters Stimme war deutlich zu vernehmen. Dann wurde die Tür aufgerissen, Mutter zog Astoria hinter sich her und hinein ins Bad. Etwa fünf Minuten später klickte das Schloss und meine Mutter trat hinaus. Sie schaute mich giftig an, dann hellte sich ihre Mine verwirrend schnell wieder auf. Sie nahm mich in den Arm, ließ dann von mir ab um meinen Vater nach unten zubringen. Mutter zog so schnell, dass Vater mit seinem Gehstock kaum hinterher kam. Astoria trat an meine Seite, ihre Wangen glühten und in ihren Augen glitzerten Tränen. Sie warf sich meine Arme und weinte. Ich war völlig perplex, dann fiel mir das kleine Päckchen in ihrer Hand auf. Ich griff danach und schaute ungläubig. Astoria wischte sich die Tränen mit dem Handrücken fort sah mich schuldig an. Dann schlug sie gegen meine Brust und schrie: “Es ist alles deine Schuld!” Wie bitte? Ja was denn? Ich hielt sie an den Oberarmen fest, schob sie von mir weg und funkelte sie böse an. “Was bei allen Zauberern ist bitte meine Schuld?”, fauchte ich. Mit verweinten Augen sah sie auf das Schächtelchen in meiner Hand. Dann deutete sie darauf und ich las. Schwangerschaftstest? Sie sah die Frage in meinen Augen und nickte. “Ja, ich bin schwanger!”, sagte sie mit fester Stimme. Ich sah sie an, schaute direkt in ihre Augen. “A-aber ...”, stotterte ich, ich wusste kaum, was ich sagen sollte. Astoria stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste mich plötzlich. “Ich will es behalten!”, sagte sie und ich nickte nur. . . . Astorias Übelkeit legte sich und die Nachricht, dass nun endlich auch die zweite Greengrass Tochter ein Kind erwartete, war für meine Schwiegereltern wie ein Segen. Auch meine Eltern, allen voran mein Vater, sorgte sich beinahe liebevoll um seine Schwiegertochter. Mutter schleifte Astoria von einem Geschäft, welches Kinder- und Babyartikel führte, zum Nächsten. In den ersten drei Monaten war nicht sehr viel zu erkennen. Vater ließ alle möglichen Ärzte zu uns kommen, damit es seiner “Tochter” an Nichts mangelte. Auch ich gab mein Bestes, ich arbeitete hart und viel, damit es meiner Familie gut erging. Wie damals schon, vereinbarten die Frauen nun jedes Wochenende ein Treffen und wir Männer konnten uns nur zurückziehen. Mutter und Schwiegermutter standen den beiden Mädchen bei Erziehungsfragen Rede und Antwort. Mir wurde die kleine Diane anvertraut mit der Begründung, dass ich schon mal üben könne, wie es wäre, Vater zu sein. Entnervt warf ich Blaise einen Blick zu, der jedoch nur mit den Schultern zuckte. . . . Im Sommer dann, am zweiundzwanzigsten Juni als Daphnes und Blaise´ Tochter zwei Jahre alt wurde, reisten wir zum Zabini Landsitz. Wir wunderten uns kaum, als alles Wertvolle von den Anrichten genommen wurde, da die kleine Diana von einem Zimmer ins nächste flitzte sehr zum Missfallen der Hauselfen, die jedoch nicht wagten, sich zu beklagen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit apparierten wir wieder zum Anwesen meiner Familie zurück. Astoria stand jeden Abend vor dem großen Spiegel, drehte sich von einer Seite zur Anderen und strich über den kleinen Bauchansatz, der sich bereits gebildet hatte und als sie sich wieder einmal betrachtete fragte sie plötzlich: “Draco, wirst du mich auch noch schön finden, auch wenn ich dick und hässlich werde?” Verdutzt spitzte ich die Ohren und spähte in das Zimmer, da ich auf dem Balkon stand um den Sonnenuntergang auf mich wirken zulassen. “Wie bitte?”, fragte ich und sah sie an. “Ich fragte, ob du mich auch noch schön finden wirst, wenn ich dick und hässlich bin?!”, wiederholte sie und suchte meinen Blick. Ich eilte durch den Raum auf Astoria zu, um sie in meine Arme zu nehmen. Ich strich ihr über den Rücken uns sagte ihr, dass es mir völlig egal wäre, wie sie aussähe. Mit skeptischen Blick sah sie zu mir auf. Ich verdrehte die Augen und versicherte ihr, schwor ihr, dass ich sie nicht verlassen würde. . . . So schnell wie die Monate dahin rasten, desto dicker und runder wurde ihr Bauch. Einer der Ärzte hatte gemeint, dass wir das Kind im Oktober oder November zu erwarten hätten. “Was wird es denn?”, fragte Astoria neugierig und ich wollte wissen, auf was ich mich einstellen musste. “Nun, Misses Malfoy, ich würde auf einen gesunden Stammhalter setzten!”, erklärte der Doktor. Freudestrahlend wackelte Astoria auf mich zu, küsste mich und sagte mir, was der Arzt vermutete. Ein Sohn? Mein Sohn! Die Suche nach einem passenden Namen, nach dem man uns bestätigte, dass es ein männliches Kind sein würde, erwies sich als schwierig. Mutter holte sofort den alten Stammbaum der Familie Black hervor, verglich die Namen und machte Vorschläge. Astoria und ich waren uns einig, dass ein bereits existierender Name nicht für uns in Frage kam. Wer wollte sein Kind schon nach einem verstorbenen Vorfahren benennen? An einem Abend im Oktober, ein paar Wochen nachdem Astoria ihren vierundzwanzigsten Geburtstag feierte, stieg sie bereits schnaufend die Treppen zu unserem Schlafzimmer hoch und ich ließ sie vor gehen, damit sie sich nicht vernachlässigt fühlte. Als sie sich Bettfertig machte, und sich ihr Haar kämmte sagte sie: “Weißt du, welcher Name mir gefallen würde?” Zufrieden strich sie wieder über ihren Bauch und ihre Augen leuchteten vor Stolz. Ich schüttelte den Kopf. “Hyperion!”, sagte sie überzeugt und erneut wandte ich mein Haupt von einer Seite zur anderen. “Was soll das denn?”, hakte ich nach. “Ich mag den Namen!”, erwiderte sie trotzig. “Nein, nicht doch! Wenn der Arzt sagt, es soll im November ...”, erwiderte ich verwirrt. “Oder Oktober”, unterbrach sie mich. “Ja, oder Oktober, also... bald auf die Welt kommen, warum dann nicht Scorpius?”, schlug ich vor. Die Namensfrage blieb bis zu einem Morgen Ende Oktober bestehen. Wir einigten uns kaum, auch Mutter erklärte sich nicht damit einverstanden, dass ihr Enkel einen solchen Namen tragen sollte. “Wie wäre es mit dem Namen deines Großvaters?”, fragte sie. Astoria und ich wechselten vielsagende Blicke. Auf keinen Fall! Mit einem Mal schrie Astoria auf und fasste nach dem Kind in ihrem Bauch. Vor Schreck ließ ihre Mutter die Teller fallen, die sie für das wöchentliche Kaffeetrinken geholt hatte. Alles war in Aufruhe. “Astoria!”, schrie meine Mutter und griff nach ihrer Hand. “Arzt!”, keuchte meine Frau und warf mir einen vielsagenden Blick zu. Ich trug meine Frau in eines der Gästezimmer, da diese überall im Haus verteilt lagen. Treppensteigen erschien uns zu riskant. Hauselfen kamen mit Decken, Handtüchern und Schüsseln voll heißem Wasser ins Zimmer gestürzt. Als der Arzt endlich vor unser Portal apparierte, hörte ich nur, wie Mutter ihn anschrie: “Hätten Sie nicht früher hier sein können? Meine Schwiegertochter stirbt!” Ja, einen Hang zur Übertreibung hegte meine werte Frau Mutter ja schon immer. Astoria statt dessen saß aufrecht in ihrem Bett und sah den Doktor freudestrahlend an. “Sie stirbt!”, keifte Mutter noch immer, ehe Vater sie aus dem Raum schob und mit ihr in den Garten ging, damit sie sich beruhigen konnte. Der Arzt teilte mir mit, nach dem er meiner Frau etwas beruhigendes eingeflößt hatte, dass es sich um vorzeitige Wehen gehandelt hätte und wir nun ganz besonders auf sie und das Kind achten sollten. Die Tage krochen dahin, Astoria vermisste es, sich bewegen zu dürfen. Ich ließ mich von der Arbeit freistellen, Vater erklärte sich bereit dazu, dass ich der Abteilung fern bleiben konnte. In der Nacht, als sich der kalte Oktober verabschiedete, um in den regnerischen November überzugehen, weckte mich Astoria in dem sie mich von dem Bett stieß, auf dem ich neben ihr gelegen hatte. Sie keuchte hektisch und ich vernahm nur etwas wie “Fruchtblase geplatzt, keine Zeit für Krankenhaus!”. Ich schrie nach meinen Eltern, und dass diese schleunigst einen Doktor benachrichtigen sollten. “Draco, es ist halb zwei Uhr morgens!”, meinte Mutter. Ich fauchte zurück, dass es mir egal wäre, wie spät es sei und Mutter ließ auf der Stelle einen Arzt in unser Haus zitieren. Der alte Greis, welcher sich als Arzt herausstellte, machte auf mich keinen sicheren Eindruck. Seine Augen waren riesig hinter der großen Brille, auch machte er einen etwas verrückten Anschein auf mich. Er verbot mir, das Zimmer zu betreten, die Schwestern wirbelten im Raum herum, ich hörte meine Frau schreien. “Ganz ruhig Misses Malfoy!”, hörte ich die ebenso in die Jahre gekommene Schwester sagen. Mutter hatte ein Ohr an die Tür gelehnt um zu lauschen. “Sie hat Misses Malfoy gesagt!”, quiekte Mutter und sah meinen Vater mit glitzernden Augen an, ehe sie das Wort an mich richtete. “Genau wie damals, als du geboren wurdest!” Schwärmend verfiel sie in Erinnerungen. Ich verdrehte die Augen, wollte ich doch nichts von meiner Geburt wissen, zumal ich es oft genug über mich hatte ergehen lassen müssen. Plötzlich war es ruhig im Zimmer, in dem meine Frau gerade, so hoffte ich, meinen, unseren Sohn gebar. Der Arzt kam aus dem Raum und schritt auf mich zu. Das Minenspiel in seinem Gesicht vermochte ich nicht zu deuten. Er zog mich beiseite und erklärte mir, dass es meiner Frau gut ginge. Dann schritt ich an ihm vorbei in den Raum, ließ Vater, Mutter und die Schwiegereltern draußen vor der Türe stehen. Dann sah ich sie und sie hätte in dem Moment wirklich nicht schöner aussehen können. Meine Frau hielt meinen Sohn in den Armen und lächelte. “Sei kein Feigling!”, provozierte sie und lachte. Ich trat vorsichtig an ihr Bett um das kleine, zarte Wesen in ihren Armen zu betrachten. “Er sieht aus wie du!”, sagte Astoria. “Apropos er ...”, meldete sich eine Schwester zu Wort. Die Dame sah zwar sehr alt aus, schien aber ebenso viel Erfahrung mit Kindern und Geburten zu haben und auf beruhigende Weise erinnerte sie mich an die Schulkrankenschwester auf Hogwarts. “Wie wird der Kleine denn heißen?” Sie holte ein Klemmbrett hervor um den Namen unseres Sohnes zu notieren. Ich holte gerade Luft, um zu antworten, da fiel mir Astoria ins Wort: “Scorpius, Scorpius Hyperion Malfoy!” Verdutzt sah ich zu ihr, sie zuckte bloß mit den Schultern und meinte, dass ich Recht hätte, wenn er schon im November zur Welt kam, dann sollte er auch so heißen dürfen. Als die Schwester meiner Frau das Kind abnahm, um es zu waschen, zu vermessen und zu wiegen, trat ich an ihr Bett, strich durch ihr schweißnasses Haar, küsste ihre Stirn und bedankte mich bei ihr, da sie mir so einen prächtigen Sohn beschert hatte. . . . Ich kann nicht sagen, wer ein stolzerer Vater war, Blaise oder ich? Aber ich wäre nicht Draco Malfoy, wenn ich diesen Platz einfach so jemand anderem überlassen würde! Astoria erholte sich von der Hausgeburt ziemlich schnell, zum Glück. Ich war so zufrieden, stolz und einfach nur glücklich, dass sie meine Frau war, dass ich es gar nicht recht in Worte fassen konnte, wenn mich jemand danach fragte. Meine Mutter war dermaßen entzückt über das Kind, dass wir ihn fast nicht mehr zu Gesicht bekamen. Auch erklärte sie sich damit einverstanden, welchen Namen wir für den Malfoy´schen Stammhalter gewählt hatten. In allen Zeitungen ließ sie schrieben, dass die Malfoys nun ein neues Familienmitglied hätten, einen Stammhalter, einen Sohn. So wusste nun wieder einmal die gesamte Zauberwelt um die Ereignisse einer der reichsten Familien. Astoria überließ das Wickeln des Kleinen den Hauselfen, jedoch bestand sie darauf, ihn füttern zu dürfen. Zwischen ihr und meiner Mutter entbrannte fast ein Kampf um die Gunst des Kindes, auch wenn mein Sohn erst wenige Wochen alt war und überhauptnichts davon mitbekam, was um ihn herum passierte. Er schlief immer so selig in seinem Bettchen, schrie kaum und war eigentlich eher pflegeleicht. Zugegeben, wenn man diese Unannehmlichkeiten wie füttern und das Wechseln der Windeln außer Acht ließ. Vater hatte aus seinem, beziehungsweise meinem, Arbeitszimmer das Zimmer für meinen Sohn herrichten lassen. Die grünen Tapeten, mit der silbernen Bordüre ließen schon jetzt erkennen, was aus ihm einmal werden sollte. Zu unserer Überraschung kamen sehr viele Glückwünsche in das Haus geflattert. Wir hatten schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass uns überhaupt irgend jemand zu unserem Sohn gratulierte. Verwundert war ich jedoch, als Astoria mir eines Morgens einen Brief unter die Nase hielt. Der Name unseres Kindes prangte auf dem Umschlag, auf dessen Rückseite waren die Initialen »H & G Potter« vermerkt. Ein zweiter Brief folgte sofort. “»R & H Weasley« Oh nein! Bei allen Zauberern, warum ausgerechnet die?”, fluchte ich laut. “Draco, mäßige deine Stimme!”, mahnte Mutter und schlürfte weiterhin ihren Tee. Astoria riss mir die Briefe aus der Hand und las sie. “Das haben niemals Potter und Weasley geschrieben!”, sagte sie ruhig und las aufmerksam weiter. Als sie fertig war, sah sie auf. “Wir sollten uns bei ihnen bedanken.”, sagte sie und Mutter rümpfte die Nase, jedoch besann sie sich rasch wieder. “Astoria hat recht!”, sagte sie plötzlich und so sah ich mich gezwungen, meinen ehemaligen Klassenkameraden für ihre Mühen zu danken. Astoria erzählte mir, was in den Briefen stand, da ich es vermied, solch einen Schund zu lesen. Sie sagte, dass Potter wohl das Weasley-Mächen geheiratet hätte und ebenfalls bereits einen fast einjährigen Sohn habe. Auch dieses Wiesel, nun, sie sagte Ron Weasley, habe diese Hermione Granger geehelicht und dass diese ebenso ein Kind erwarte. Mich interessierte es jedoch herzlich wenig, obwohl ich auch diesem Potter einiges zu verdanken hatte. . . . Die Erziehung meines Sohnes klappte reibungslos, gut, fast reibungslos, da sich Mutter, Schwiegermutter, Schwägerin und meine Frau oft darüber stritten, was für unseren Sohn das Besten wäre. Scorpius schien außerordentlich begabt. Als er bereits seinen vierten Geburtstag feiern sollte, saß er bei seinem Großvater auf dem Schoß und las ihm aus der Zeitung vor. Vater hatte sein Amt im Ministerium nun gänzlich unter meine Führung gestellt, damit ihm noch ein paar ruhige, entspannte Tage blieben. Immer häufiger redetete er davon, dass er alsbald abtreten würde, doch Mutter verwies darauf, seinem Gerede nicht all zu viel Beachtung zu schenken, er hätte eben nur einen Drang zur Melodramatik! “Er sieht dir von Tag zu Tag ähnlicher!”, meinte Astoria eines Tages an mich gewandt, als Scorpius völlig eigenständig zum Tintenfass griff, die Federspitze eintauchte und seinen Namen schrieb. Ich zog sie an mich und meinte, dass er dafür aber auch ihre Intelligenz geerbt hätte. So selbstständig er uns erschien, so unbeholfen und ängstlich war er manchmal. Als es an einem Dezemberabend zu stürmen und donnern begann, schlich er sich in unser Zimmer. Da es sich Astoria zur Gewohnheit gemacht hatte, oft noch in einem Buch zu lesen, fiel ihr als erste auf, dass der Kleine durch den dunklen Flur tapste. Sie stieß mich an. Murrend sah ich zu ihr und sie deutete auf die Tür, die sogleich zaghaft abgeschoben wurde. Der kleine Scorpius, in seinem dunkelblauen Schlafanzug mit Teddybären darauf, stolperte in unser Schlafzimmer. “Mama? Papa?”, fragte er leise und nuckelte an seinem Daumen. Astoria lächelte ihm zu. “Darf ich bei euch schlafen? Ich hab´ angst allein!” Astoria packte ihr Buch beiseite, schlug die Bettdecke zurück und der kleine Mann hopste zu uns ins Bett. Er kuschelte sich dicht an seine Mutter. “Aber morgen schläfst du wieder in deinem Zimmer.”, sagte ich und das wohl eine Spur zu streng, da Astoria mich wütend ansah. “Mach dir keine Sorgen Schatz, das Gewitter ist bald wieder vorbei!”, damit strich sie ihm über den weißblonden, kurzen Schopf und warf die schwere Decke über die Beiden. Am morgen darauf lag eine weiße Schneedecke auf dem Haus und im Garten. Scorpius sprang voller Freude auf dem Bett herum, als ich ihn ermahnte, hielt er nur für ein paar Sekunden lang die Füße still, ehe er mit seinem Treiben fort fuhr. Astoria steckte sich neben mir, schwang sich aus dem Bett, öffnete die Vorhänge und auch gleichfalls die Balkontüren. Eisiger Wind fegte durch das Zimmer. “Komm Papa! Oh guck doch mal, Papa”, juchzte mein Sohn. Anscheinend schlug sich nun auch meine Frau auf seine Seite, denn sie half ihm, mir die Decke wegzuziehen. Murrend erhob ich mich, tätschelte meinem Sohn den Kopf, küsste meine Frau und begab mich ins Bad. “Muss Papa heute arbeiten?”, fragte Scorpius leise an seine Mutter gewandt, die anscheinend nickte, da ich keine Antwort von ihr vernahm. Im Ministerium war wahrlich die Hölle los, alles freute sich und war kaum mehr zu bändigen, da das Weihnachtsfest immer näher rückte. Als ich erschöpft nach Hause kam, teilte mir eine Hauselfe mit, dass sich meine Familie im Musikzimmer befand. Ich stieg also die Stufe zum besagten Zimmer hoch und hörte schon Gelächter und Jubel heraus. Ich öffnete die Tür und verstand sofort. Mein Vater spielte auf dem alten Cello, während Mutter sich an einer Triangel versuchte. Scorpius saß neben seiner Mutter am Flügel. Diese zeigte ihm gerade, wie man auf diesem Instrument die Tonleiter rauf und runter spielte. “Das habe ich deinem Vater auch schon gezeigt!”, sagte sie, küsste ihren Jüngsten auf den Kopf und sah mich lächelnd an. “Ah, dann kann Papa mir ja auch zeigen, wie das geht, oder?”, fragte der Kleine, sprang vom Schemel und lief schnurstraks auf mich zu. Ich hob ihn hoch, er gab mir einen Kuss auf die Wange und wir beide setzten uns neben seine Mutter und klimperten auf dem Flügel herum. Am Abend dann, rief mich mein Vater zu sich. Er wäre der Meinung, so sagte er, Astoria und ich würden unseren Sohn verhätscheln, ihn zu sehr verwöhnen. Ich widersprach, stritt mich fast mit ihm, als er sich plötzlich krümmte, schwer nach Luft schnappte und sich an die Brust griff. Man diagnostizierte einen Herzanfall. Ich machte mir Vorwürfe, da ich der Letzte war, mit dem er sprach und mich auch noch fürchterlich über die Erziehung meines Sohnes mit ihm stritt. Ich erzählte meiner Frau nichts davon, doch nun wurde auch mir wieder bewusst, dass mich mein Vater nie so behandelt hatte, wie ich es mit Scorpius tat. Vater stand unter ziemlichem Druck, was ich als kleiner Junge natürlich nie verstand. Diese kalte, abwesende Person die er war und bis heute auch noch blieb, die nur mahnen konnte und immer Gehorsam verlangte. Ich entschied mich dafür, die Zügel bei meinem Sohn nicht schleifen zu lassen. Ich ließ ihn früh merken, was ich von ihm erwartete. . . . Es ist schon seltsam, wenn einem selbst die eigene Frau vorwirft, man wäre wie der eigene Vater. Das tat sie nämlich, als ich mich nicht nur bei Scorpius im Ton vergriff, sondern mir auch noch aus Wut und Trotz die Hand ausrutschte. Im nachhinein tat es mir selbst leid, und das war auch der Grund, weshalb ich es vor zog, mich von meinem Vater zu distanzieren. Er merkte es wohl, und als ich es ihm erklärte, nickte er nur. Kein Bedauern, nichts dergleichen! Keine Entschuldigung dafür, das er mich selbst so behandelt hatte. Mein Sohn entzog sich meiner. Astoria hielt mir vor, dass ich mich beinahe mehr wie ein Monster verhielt, statt der Vater unseres Sohnes zu sein. Sie hatte recht, doch wie sollte ich das Vertrauen meines Kind zurück gewinnen? Ich versuchte, entgegenkommend zu sein. Half ihm, wenn er Fragen hatte, bot ihm an, im Winter Schneemänner zubauen und im Sommer mit ihm an den Fluss zugehen um zu spielen. . . . Als Scorpius elf Jahre alt wurde, bemerkten Astoria und ich einige Veränderungen und als dann der Brief aus Hogwarts eintraf, bestand er darauf, ihn selbst zu öffnen und zu lesen. Plötzlich rannte er freudig durch das Haus, sprang und hüpfte. Er sah so ausgelassen aus, wie ich es lange nicht mehr gesehen hatte. Scorpius war ohne jeglichen Zweifel klug und aufmerksam. Wissbegierig, Neugierig. Wir waren so angetan von unsrem Kind, dass es Astoria sehr schwer fiel, ihn nach Hogwarts gehen zulassen. Den bisherigen Hauslehrern, denen selbst unser Sohn noch etwas vor machte, konnten wir kündigen, denn er wusste jetzt schon mehr, als seine Altersgenossen. Am Tag der Abreise dann, weinte Astoria bitterlich. Scorpius nahm ganz selbstverständlich ihre Hand und sagte ihr, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauche. Ich ließ mir einen teuren Muggelwagen leihen und chauffierte meine Familie dann nach London. Auf dem Bahnhof Kingscross angekommen, war unser Sohn kaum mehr zu halten. Astoria erspähte ihre Schwester, die mit ihrem Mann und der bereits dreizehnjährigen Diane auf dem Gleis 9¾ standen. So viele Menschen drängten sich auf dem Bahnhof und den Gleisen herum, dass Scorpius beinahe nicht mehr den Mund zu bekam. Allein, als wir ihm die Sachen in der Winkelgasse besorgten, strahlten seine Augen. “Ich pass schon auf ihn auf!”, sagte meine Nichte und tätschelte ihrem Cousin den Kopf, dieser murrte leise und strich sein Haar wieder ordentlich. Als die Sachen im Wagon verstaut waren, wir hatten ihm eine Adlereule besorgt und einen neuen Zauberstab, Schilfrohr mit Drachenherzfaser, verabschiedeten wir uns von ihm. “Pass gut auf dich auf, und versuche, Reibereien zu vermeiden!”, tadelte Astoria. Ich klopfte meinem Sohn auf die Schulter und da sah ich dann zum ersten mal wieder, seit langer Zeit das bewundernde Glitzern in seinen Augen. Er nickte brav und umarmte mich kurz, ehe er einstieg. Astoria machte mich auf etwas aufmerksam: Nicht weit von uns standen die Potters und die Weasleys. Ich nickte meinem einstigen Feind zu. Wir erkannten einander an, mehr wollte ich aber nicht mit ihm zu tun haben. “Ich will noch ein Kind!”, platzte Astoria heraus, als sie, beinahe neidisch, zu dem kleinen Mädchen blickte, welches Ginny Weasley, nun Potter, sehr ähnlich sah. Ich hustete und überblickte noch einmal die Schar an Kindern, die zu den Potters und Weasleys gehörten. Als sich der Zug dann in Bewegung setzte, liefen Tränen an den Wangen meiner Frau herunter. Sie schaute wehmütig dem dampfenden und schnaufenden Hogwarts-Express hinterher, ehe sie mich am Ärmel meines Umhangs packte und mir somit sagte, dass wir uns nun auf den Weg machen konnten. “Möchtest du noch zum Grab gehen?”, fragte sie leise, als wir den Bahnhof verließen und ich nickte bejahend. “Ich hatte ihm viel zu verdanken!”, sagte ich und Astoria und ich begaben uns nach Spinners End, um Blumen auf das Grab meines Patenonkels zulegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)