Für ewig ... von irish_shamrock (und immer.) ================================================================================ Kapitel 2: ... und immer. ------------------------- D R A C O Lerne zu lieben! Würgegeräusche aus dem Bad lassen mich erwachen. Ich taste nach rechts, dorthin, wo eigentlich meine Frau liegen sollte, doch wie es sich vernehmen lässt, übergibt sie sich gerade wieder einmal in die Toilette. Seit drei Wochen geht das nun schon so und wir beide sind glücklich über diesen Umstand, der gerade bei uns herrscht. Nicht, dass ich masochistisch veranlagt wäre und mich am Leid anderer ergötze, oh nein! Ich bin nur einfach glücklich, dass es mit Astoria und mir endlich funktioniert. Bis hierhin sei vermerkt, dass sie nun seit zwei Jahren meine mich, so glaube ich, über alles liebende Frau ist. Und ich liebe sie ebenfalls. Wir beide harmonieren ausgesprochen gut miteinander. Doch ein Schatten überlagerte unsere eheliche Beziehung. Auf drängen der Eltern, sowohl meiner, als auch ihrer, sollte so schnell wie möglich Nachwuchs in Planung gebracht werden. “Seht euch Daphne an!”, hielt mir Astoria einst vor, als sie von einem Besuch bei ihren Eltern wieder nach Hause kam. Meine Frau besitz das außergewöhnliche Talent, andere perfekt zu imitieren und selbst ihre Mutter ist dann keine Ausnahme mehr. Ein Lacher entfloh mir, woraufhin mir meine Gattin einen verständnislosen Blick entgegen brachte. “Ich meine es ernst, Draco!”, sagte sie und sah mich flehend an. “Ich weiß, dass es dich belastet, wenn deine Mutter euch ständig miteinander vergleicht, nicht wahr, Liebes?”, hatte ich erwidert, dabei ihre Hand genommen und meine andere Hand an ihre Wange gelegt. Mit betrübtem Gesicht hatte Astoria meine Frage bejaht. Und als auch meine lieben Eltern darauf bestanden, dass nur allzu bald ein kleiner Quälgeist durch unser Anwesen fegen würde, wurde meiner Frau und mir schmerzlich bewusst, dass all unsere Mühen vergebens waren. Ich liebe sie, wirklich. Ich liebe wie sie sich bewegt, etwas sagt, wie sie es sagt. . . . Meine anfängliche Distanziertheit hatte sich, nachdem sie bei uns einquartiert worden war, alsbald gelegt. Nicht, dass ich vor meiner Frau keine Mädchen gehabt hätte. Aber waren diese “Beziehungen” zu meiner Schulzeit oder zu späteren Zeiten eher oberflächlicher Natur. Ich hatte sie damals wohl bemerkt, da sie die kleine Schwester einer meiner Mitschülerinnen war, doch hatte ich sie nicht recht für voll genommen. Obwohl sie sich des Öfteren zu Daphne gesellte und diese eine Freundschaft mit Pansy Parkinson zuteilen pflegte, sah ich sie nie. Erst, als man Blaise, einen Jungen, der zwar in meinem Haus und meinem Jahrgang war, den ich aber einfach nur akzeptierte weil er ebenso reich und reinblütig war, mit Daphne Greengrass, dem hübschesten Mädchen meiner Altersklasse verlobte, registrierte ich meine spätere Frau. Sie war wohl ebenfalls ein hübsches Mädchen, jedoch ohne weiblich Vorzüge, zumindest zu diesem Zeitpunkt. Deshalb war ich nicht sonderlich begeistert gewesen, als mein Vater mir befiehl, eine Ehe mit dem jüngsten Spross der Greengrasses einzugehen. Die schöne Daphne war also schon aus dem Rennen, schon längst mit dem Zabini verheiratet und ich bekam also die kleine Schwester. Doch jede Voreingenommenheit war sofort verflogen, als sie, ganz selbstverständlich, in das Wohnzimmer ihrer Eltern schritt. Das himmelblaue, langärmelige Kleid, welches bis kurz über ihre Knie ging, passte sich hervorragend ihrer nunmehr weiblichen Figur an. Man hatte sie wohl darauf vorbereitet, dass auch sie eines Tages verheiratet werden würde, jedoch schien sie als letztes an die Malfoys gedacht zuhaben, da ihr Blick Bände sprach. Verunsichert, scheu und beinahe ängstlich hatte sie sich neben mir niedergelassen. Von diesem Zeitpunkt an, konnte ich meine Augen nicht mehr von ihr lassen. Als die Luft im Raum Funken zu sprühen schien, und man ihr befahl, ihre Sachen zupacken, da sie sofort zu uns ziehen sollte, bat sie darum, die Heirat zu verschieben, doch ihr Vater beharrte darauf. Auch ich versuchte meinem Vater zu widersprechen, doch auch dieser war nicht gewillt, sich umstimmen zulassen. Als Astoria dann in den Garten der Greengrasses floh, wies mich meine Mutter an, sie auf der Stelle zurückzuholen. Ich fand sie am Brunnen sitzend und unzusammenhängende Dinge brabbelnd, ehe sie erschrak, da ich mich lauthals in ihr Selbstgespräch einzumischen versuchte. Heute lache ich darüber, wenn ich mich daran zurück erinnere. Wir beide, wohl gemerkt. Als wir uns an den Bach zurückgezogen hatten und uns unterhielten, seltsamerweise fragte sie mich nach meiner Lieblingsfarbe, erschien die junge Hauselfe der Familie und bat uns, das Haus aufzusuchen. Hauselfen reden zu viel! Als diese Kreatur damit herausplatzte, dass Astorias Sachen schon längst gepackt wären, wurde diese kreidebleich. Sie schwankte und wenn ich nicht nach ihrem Arm gegriffen hätte, hätte sie wohl Bekanntschaft mit dem harten, kalten Boden gemacht. Mit Astoria auf meinem Arm, apparierte ich mit Mutter und Vater zu unserem Anwesen. Mutter hatte dafür gesorgt, dass man mein altes Zimmer neu einrichtete. Also legte ich sie in das große Bett, ebenso bestand sie darauf, dass Astoria neue Kleider bekam. Sie scheuchte mich aus dem Zimmer, damit sich unsere Hauselfen um das junge Fräulein kümmern konnten. Mit piepsiger Stimme teilte mir die älteste Elfe mit, dass es dem Mädchen soweit gut ginge, also betrat ich das Schlafzimmer. Ich setzte mich in den großen Sessel und sah sie einfach nur an. Irgendwann fielen mir wohl die Augen zu. Als ich plötzlich das Knarren der alten Tür vernahm, schreckte ich auf. Astoria klammerte sich an die Tür und sah mich ängstlich an, dann sackte sie schon wieder zusammen. Ich verfrachtete sie auf die Bettkante und erklärte ihr, wo sich ihre Sachen befanden, als sie danach fragte. Ich zeigte ihr den großen Kleiderschrank, den sie mit ihren Sachen befüllen konnte, damit sie so wenigstens etwas besänftigt wäre, dann gingen wir gemeinsam nach unten um mit meinen Eltern zu Abend zu essen. Das Essen war ein Disaster! Beim Speisen bemerkte ich sehr wohl, dass meiner baldigen Frau eher unwohl zumute war. Als Vater und Mutter endlich gegangen waren, war es Astoria wohl zu viel. Sie schluchzte und schniefte. Ich glaube, ich habe die Situation noch schlimmer gemacht als ich ihr sagte, wie leid es mir getan hätte, dass sie sich nicht von ihren Eltern verabschieden konnte. Doch wie bitte beruhigt man ein Mädchen? Ich reichte ihr mein Taschentuch und legte ihr noch meine Hand auf ihre Hand. Dann begann sie auch noch fürchterlich zu weinen. Es ist doch zum Verzweifeln mit den Frauen! Nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatte, brachte ich sie zurück in ihr Zimmer. Ich wartete erst einmal ab, ob sie mich herein bitten würde, doch sie tat es nicht. Also hielt ich mich zurück. Ich sagte ihr noch, dass Mutter mit ihr in die Winkelgasse gehen würde, damit sie ihren Kleidervorrat aufstocken konnte, dann zog ich mich in das Arbeitszimmer meines Vaters zurück. Was für ein grauenvoller Tag! Erst sagten mir Mutter und Vater, dass ich verlobt werden sollte, dann, mit wem ich verlobt werden sollte und zu allem Übel sollte es nicht einmal mehr drei Monaten soweit sein. Zugegeben, ich habe es doch eigentlich ganz gut erwischt! Besser hätte es mir wirklich nicht gehen können, fiel es mir ein, als ich mich auf das harte, schwarze Ledersofa in Vaters Arbeitszimmer legte. Die Tage und Wochen flogen vorbei, ich bemühte mich, so viel Zeit, wie mir erlaubt war, mit meiner zukünftigen Frau zu verbringen. Da sie musikalisches Talent besitzt, zeigte sie mir oft, wie man Klavier spielte. Erst setzte ich mich notgedrungen zu ihr, doch als ich bemerkte, wie viel Spaß sie und vor allem ich dabei hatte, übte sie mit mir immer, wenn es meine Zeit zu ließ. Meine gezielten Berührungen sollten ihr eher wie beiläufig erscheinen, denn ich wollte nicht, dass sie sich bedrängt fühlte. Und als bald fügte sie sich wie ein Mosaiksteinchen in unsere Familie. Vater ließ nichts negatives über sie kommen und Mutter schwärmte in den höchsten Tönen davon, wie gut sie aussehe und sich benehme. Sie hatten also eine exilente Wahl getroffen. Auch ich wahr sehr stolz, auf das Mädchen, welches bald meine Ehefrau sein würde. Das Einzige, was ihre Stimmung immer wieder trübte war, dass ihr der Kontakt zu ihrer Schwester Daphne nicht gelingen wollte. Jeden Morgen fragte sie, ob Post für sie angekommen sei. Zu ihrem Geburtstag, im späten September dann erklärte ich ihr, dass ich arbeiten müsse und sie deshalb bis zum Abend auf mich warten müsste. Sie zeigte sich einverstanden, auch wenn ihre Augen traurig wirkten. Ich musste mich beeilen, da am selben Abend auch noch unsere Verlobung bekannt gemacht wurde. . . . Ich apparierte zum Landsitz der Familie meines ehemaligen Klassenkameraden. Daphne öffnete mir die Tür, als ich den Klopfer betätigte. Sie sah so hübsch aus, wie eh und je. “Draco?”, fragte sie verwundert und musterte mich, ich nickte zur Bestätigung. “Daphne”, sagte ich nur und nickte abermals, “ich bin hier, um mit dir und deinem Mann zu sprechen.” “Selbstverständlich”, sagte sie und trat beiseite. Das türkisfarbene Kleid, welches sie trug, schwang rhythmisch hin und her, als sie mich in das große Zimmer am Ende des pompösen Flurs geleitete. “Du siehst gut aus”, sagte ich ihr, sie lächelte nur und nahm mein Kompliment nickend entgegen. “Blaise?”, fragte sie leise, als sie die Tür zum Zimmer öffnete. Ich vernahm das Rascheln von Papieren, dann ein Räuspern. Daphne öffnete die Tür und ließ mich eintreten. Blaise Zabini, wie ich ihn kannte! Extravagante Möbel und ein ebenso extravagantes Erscheinungsbild. “Malfoy”, sagte er kühl. “Zabini”, erwiderte ich in der selben Tonlage wie er. Beide nickten wir einander zu, bis Blaise mir einen Platz ihm gegenüber anbot. “Was führt dich zu uns?” Anscheinend hatte ich ihn bei irgendetwas gestört, doch das war mit egal! “Daphne”, sagte ich und drehte meinen Kopf in die Richtung der jungen Frau, die nun wieder an der Tür stand und gehen wollte. “Bleibst du bitte?!” Aufgrund meiner Forderung erntete ich nur einen bitterbösen Blick ihres Gatten. “Was erlaubst du dir?”, wetterte Blaise plötzlich, doch ich blieb die Ruhe selbst. Daphne schaute erst zu mir, dann zu ihrem Mann. Blaise nickte nur mürrisch und sie nahm an seiner Seite platz. Ich beugte mich nach vorn und knete nervös meine Hände, ehe ich zusprechen begann: “Es geht um deine Schwester!” Ich blickte in Daphnes Augen und wusste, was ihr durch den Kopf ging. Da waren der Schock, dass ich Astoria erwähnte, die Angst, etwas preiszugeben und der Drang, das Zimmer sofort fluchtartig zu verlassen. “Nein, bleib!”, sagte ich hastig, als ich ihren Fluchtversuch bemerkte. “Sie macht sich Sorgen!” “Woher willst du das wissen?”, fragte Blaise nun wütend. “Nein, nein, nein!”, sagte die junge Frau nun und hielt sich wie ein Kleinkind die Ohren zu, als ob sie so meine Worte nicht verstehen konnte. “Daphne!”, Blaises Stimme wurde nun lauter. “Ich wusste, dass es eines Tages so kommen würde, aber warum du?”, blaffte sie plötzlich. “Ich habe keine Wahl!”, schoss ich zurück. Blaise sah in diesem Moment ziemlich ratlos aus. “Was zum Drachenmist ist hier eigentlich los?”, schrie er nun, da Daphne und ich uns gegenseitig böse anfunkelten. “Meine Schwester soll verheiratet werden! Mit ihm!”, sie sagte es so abfällig, dass ich, wenn ich gekonnt hätte, ihr alle möglichen Flüche auf den Hals gehetzt hätte. Auf meine Familie und den Namen Malfoy ließ ich, trotz alle da gewesenen Umstände, dennoch nichts kommen! “Woher willst du das wissen?”, hakte Blaise nach. “Sie schreibt mir, ziemlich oft sogar.”, kam die Antwort prompt. Blaise blickte ziemlich verwirrt drein. “Daphne, solltest du es gewagt haben, ihr zurückzuschreiben dann...” Daphne schüttelte ehrfürchtig das blonde Haupt, als Blaise seine Drohung aussprach. “Ich weiß, dass ihr euch verstecken müsst, allerdings ist es mir unklar, weshalb!”, sagte ich und starrte beide abwechselnd an. Ihr Blick war von Unverständnis gekennzeichnet und seiner strotzte nur so vor Hass. “Kommt wieder runter!”, meinte ich beschwichtigend. “Ihr habt euch doch nichts zu schulden kommen lassen, oder irre ich mich, Zabini? Hat deine Familie etwa Dreck am Stecken?” Meine Provokation beantwortete er mit einem selbstgerechten Lächeln. “Es ist immer von Vorteil, im Hintergrund zu bleiben, Malfoy! Dann wäre es deiner Familie nämlich besser ergangen!” “Halt meine Familie daraus!”, forderte ich und erlag erneut dem Versuch, nach meinem Zauberstab zu greifen. Aber ich besann mich rasch, denn schließlich ging es hier nicht um mich. “Lassen wir das!”, sagte ich bestimmend und lenkte den Fokus wieder auf mein eigentliches Anliegen. “Ja, Daphne... Astoria soll meine Frau werden, und das bereits in zwei Wochen!” Daphne schnappte nach Luft und schüttelte den Kopf. “Sie kommt fast um vor Sorge um dich! Alle Geheimniskrämerei zum Trotz, bitte ich euch, dich vielmehr, Daphne. Der Krieg ist vorbei, ihr braucht euch nicht mehr zu verstecken! Kommt zu unserer Hochzeit!”, meine sonst so sichere Haltung sank tiefer, als ich es je für möglich gehalten hätte. Mein Niveau war für mich kaum mehr wahrnehmbar. Ich versuchte flehend das Mädchen anzusehen, welches sich gerade an den Arm ihres Gatten klammerte. Es funktionierte. Traurig murmelte sie etwas, das ich als “es waren sechs lange Jahre” verstand. Damit verabschiedete ich mich von den Zabinis und reiste zurück. . . . Ich verließ mich auf die stumme Abmachung, die wir, Blaise, Daphne und ich, getroffen hatten. Am Tage nach Astorias Feier und unserer Verlobung ging ich mit ihr in den Garten. Es war kühl, beinahe eiskalt. Sie wollte wissen, wie es mit meiner Arbeit lief. Ich erklärte ihr, dass Vater bald nicht mehr im Stande war, die Aufgaben zu erfüllen, weshalb ich nun in seine Machenschaften eingewiesen wurde. Astoria ihrerseits schwärmte mir vor, wie sehr sie sich hier eingelebt hatte, was mich natürlich freute. Dann sank ihre Stimmung, denn sie gestand mir, dass sie ängstlich und unsicher gewesen war, dass ich sie nicht akzeptieren würde. Um ihr zu beweisen, wie sehr ich sie akzeptierte, respektierte, vielleicht sogar liebte, küsste ich sie zum ersten Mal. Von diesem Zeitpunkt an rauschten die Tage nur so an uns vorbei. Eine Woche bevor man uns vermählte, sollten wir auf Geheiss unserer Eltern in getrennten Räumen schlafen. Astorias Eltern zogen kurzerhand in unser Heim. Die Frauen waren stets damit beschäftigt, sich Sorgen um die Heirat zu machen! Und endlich war es dann soweit. Ich band mir gerade die Fliege, die man mir zurecht gelegt hatte, als Astorias Vater, mein Schwiegervater, in mein Zimmer trat. Der alte Mann, der genauso besessen von einer Hochzeit reinen Blutes war, wie meine Mutter. “Manchmal frage ich mich...”, begann er und schritt im Raum auf und ab und warf mir ab und zu einen Blick zu, “Ob ich meine Töchter nicht einfach hätte wählen lassen.” War das eine Entschuldigung? Oder wollte er wissen, ob ich tatsächlich so etwas wie tiefere Gefühle für seine jüngste Tochter hegte? “Nun...”, ich suchte nach Worten, die den alten Herren nicht verletzten, aber auch so ausdrucksstark waren, dass ihm klar wurde, dass ich sein kleines Mädchen wirklich liebte. Ich drehte mich um und sah in die müden Augen des Vaters meiner Verlobten. Er schüttelte den Kopf und legte eine Hand auf meine Schulter. “Ich habe sie verraten, meine Mädchen!”, beteuerte er. Ich meinerseits legte ebenfalls eine Hand auf die knochige Schulter meines Gegenübers. “Ich werde sie heiraten!”, sagte ich, “Und ich werde mich bemühen, sie glücklich zu machen!” Dann leuchteten die Augen des Alten merkwürdig auf. Er klopfte mir auf die Schulter und lächelte schwach. Mein Schwiegervater wandte sich zum Gehen, damit ich mich fertig machen konnte, doch ehe er das Zimmer verließ sagte ich: “Daphne wird kommen!” Der betagte Herr drehte sich um und sah mich misstrauisch an. “Wenn das ein Scherz sein soll, Draco...”, warnte er, doch ich schüttelte mein Haupt. Verschiedene Emotionen wechselten auf dem Gesicht des Alten. “Meine Daphne ...”, murmelte der alte Mann leise, ehe er das Zimmer verließ. Ich ging in den Garten um nochmals alles zu überdenken. Es gab jetzt kein Zurück mehr! Und würde ich es überhaupt wollen? Ich könnte auf der Stelle irgendwohin apparieren, flüchten, reisen, doch irgendetwas hielt mich zurück. War es die Schuld, die ich tragen musste, nach allem, was man meiner Familie ankreidete? Nein ... das war es nicht. Was war es? Vater unterhielt sich keine drei Meter von mit entfernt mit meinem Schwiegervater. Plötzlich ertönte die Stimme meiner Mutter vom Balkon des Zimmers, in dem Astoria zurechtgemacht wurde. Mutter schimpfte mit mir und ich verstand nichts. Ich erwiderte etwas, doch schon schlug sie die Flügeltüren zu. Mein Vater schritt zu mir und wies mich an, nun zur Kirche zu reisen. Ich hoffte inständig, dass der alte Greengrass nichts von Daphne erzählte. . . . Die Muggelkirche war wie jede andere. Ich hastete die Stufen empor und betrat das Gotteshaus. Vater schob mich zum Altar und dort sah ich sie stehen: Blaise und Daphne. Daphne trug das lachsfarbene Kleid der Brautjungfern und Blaise den teuersten Anzug, den ich je gesehen hatte. Ich reichte Blaise die Hand und er grinste. “Ich dachte mir, du könntest einen Trauzeugen gebrauchen!” Ich nickte, schrumpften meine Freunde doch seit dem Krieg auf ein paar wenige. “Daphne!”, sagte ich und nickte ihr anerkennend zu. Sie lachte, und in diesem Moment sah sie aus wie Astoria. Die Kirche füllte sich mit Bekannten und Gästen beider Familien. Endlich kam der Pfarrer auf mich zu. Er erzählte mir, wie wir uns verhalten sollten und wies mich ein, doch welcher Zauberer hörte schon auf das, was Muggel sagten?! Ich nickte nur und zwang mich ab und zu zu einem Lächeln. Dann ging alles ziemlich schnell. War ich aufgeregt? Ich weiß es gar nicht mehr. Doch sicherlich, denn jetzt kam ein neuer Abschnitt auf mich oder besser uns, zu. Astoria schritt mit ihrem Vater auf den Priester und mich zu. Sie sah bezaubernd aus. Noch schöner als jedes Mädchen, das ich bis dahin jemals vor Augen hatte. Das mit Perlen verzierte, lange Kleid schmeichelte ihrer Figur. Mir war, als schritt ein Engel auf mich zu. Sie küsste ihren Vater auf beide Wangen, eher dieser unsere Hände miteinander verband. Ihre Hände waren kalt und sie zitterte. Wir sollten uns setzten. Als wir dies taten, sah sie an mir vorbei und erblickte zu ihrem Staunen Blaise, dann schoss ihr Kopf zur anderen Seite und sie sah ihre Schwester, die leise kicherte. Ich drückte ihre Hand etwas fester, damit sie gleich aufspringen und Daphne so an sich drücken konnte. Sie musste warten, bis wir das hier überstanden hatten. Als der alte Muggelpriester mich fragte, ob ich Astoria Lieben und Ehren werde, bis dass der Tod uns scheide, bejahte ich mit lauter Stimme. Astoria tat es mir gleich. Nachdem wir uns die Ringe angesteckt hatten, ich meine Lippen auf ihre legte und wir uns ansahen, stürmten die Gäste von ihren Plätzen auf uns zu. Nach etlichen Gratulationen und dem tränenreichen Wiedersehen der beiden Schwestern, verlegten wir die Feier in den Garten meiner Familie. Die Hochzeitfeier war zufriedenstellend. Astoria und ich eröffneten den Tanz und wir lachten und strahlten. Als es fast Mitternacht schlug sah ich sie sich an den Tisch setzen, an dem wir, das Brautpaar gesetzt worden waren. Ich bat sie, mit mir zu tanzen. Sie tat es. Zuvor hatte ich mich mit meinem Schwager ausgesprochen, denn Blaise und ich waren ja nun beinahe verwandt. Er erklärte mir, dass man den Zabinis ebenfalls diverse Sachen zur Last legte bis dahin, dass man seine Mutter des Mordes an verschiedenen Männern bezichtigte. Blaise erzählte auch, dass es mit Daphne und ihm nach einigen Schwierigkeiten nun besser ginge. Sie sei in anderen Umständen, kurzum: Schwanger. Sie trug sein Kind in sich. Nach dem Gespräch mit Blaise ergriff ich die Hand meiner Frau und führte sie zur Mitte des Parketts. “Daphne ist schwanger”, sagte sie plötzlich und klang gar nicht erschrocken. “Ich weiß!”, bestätigte ich. Ihr Blick war verwirrt, dann nickten wir Beide. “Blaise!”, bestätigten wir uns. Dann trat mein Vater an uns heran und entführte mir meine Frau. Als die Gäste endlich gegangen waren, trug ich meine Gattin die Treppen zu unserem Zimmer empor. Sie bestand darauf, selbst zu laufen, doch ich redetete ihr ihr Vorhaben schnellst möglich aus. Ich trug sie bis zu dem Schemel und ließ sie drauf nieder. “Ich hol´ dir Wasser!”, sagte ich, entschwand im Badezimmer, welches an unser Zimmer grenzte und kam mit einer Schüssel kaltem Wasser wieder. Während sie ihre Füße kühlte, entfernte ich die Perlenspangen aus ihrem dunklen Haar. Ihre Mähne fiel in Locken herab auf ihre Schultern und ihren Rücken. Dann sagte sie, dass Lucius sie bekniet hätte und nun ebenfalls auf Enkelkinder pochte. Sie gähnte herzlich und nickte beinahe kurz ein. “Misses Malfoy, wir wären dann soweit!”, sagte ich, als ich die Haarklammern entfernt und ihr auch noch das Kleid aufgeknüpft hatte. Ich reichte ihr ein Handtuch, damit sie sich ihre lädierten Füße abtrocknen konnte. Sie entstieg erst der Schüssel, dann dem edlen Kleid. Trotz aller Müdigkeit beiderseits zog ich sie an mich und raunte ihr leise zu, dass ich einer Familienplanung nicht abgeneigt wäre. Dann küsste ich sie innig. . . . Die Nacht mit meiner Frau oder besser, die Stunden vergingen viel zu schnell. Ich war ziemlich erschöpft. Wie weich sie sich angefühlt hatte, wenn ich sie berührte. Es war ein berauschendes Erlebnis gewesen. Und obwohl wir uns beinahe täglich unseren Gefühlen hingaben, wollte es mit uns beiden nicht funktionieren. Die Last, die wir beide trugen, der Druck, dem wir beide ständig ausgesetzt waren, ließ unsere Beziehung bröckeln. Meine Eltern beharrten darauf, dass meine Frau ihnen nun endlich einen Enkel schenkte. Als Daphne dann auch noch, ein halbes Jahr später, ihr Kind gebar schien es Astoria mehr mitzunehmen, als es uns lieb war. Selbstverständlich freute sie sich für ihre Schwester. Blaise, als stolzer Vater erzählte jedem der es hören wollte, wie sehr er in seine Frau und das Kind vernarrt war. Das Mädchen hatte die Farbe seines Vaters und die Schönheit seiner Mutter. Als Astoria das kleine Kind auf den Armen trug, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Ich legte meine Hände auf ihre Schultern, als Daphne ihr das Mädchen abnahm, um es in die Wiege zu legen. Astoria wollte nach dem Kind greifen, ließ es jedoch bleiben und sah traurig auf ihre Nichte herab. Sie drehte sich zu mir, legte mir ihre Hände um den Hals und schluchzte bitterlich. Als wir wieder zum Anwesen reisten und sie sich für das Bett herrichtete, saß sie auf der Bettkante und starrte ins Nichts. Sie wurde immer apathischer. Selbst Mutter wurde misstrauisch, bis ich ihr eines Tages verbot, in Astorias Gegenwart jemals wieder etwas zu erwähnen, das mit Schwangerschaften zu tun hatte. Mutter hielt sich daran, auch Vater vermied darüber zu sprechen. “Draco ...”, sagte meine Frau flehend, “Ich kann nicht mehr ...” Wieder saß sie auf dem Bett und starrte in den Kamin. Das Feuer knisterte und knackte. Ich drehte mich zu ihr und sah sie an. Ihre einstige Schönheit schien in diesem Moment nie existiert zu haben. Sie sah krank aus, müde, ausgezehrt. Ich ging zu ihr, fuhr mit den Händen durch ihr Haar, welches nun schlaff auf ihren Schultern lag. “Meine Astoria!”, sagte ich und küsste sie. “Lass uns für eine Weile weggehen.” “Aber, Draco, deine Arbeit ...”, wollte sie protestieren, doch ehe sie Weiteres sagen konnte, versiegelte ich ihre Lippen mit einem Kuss. “Keine Widerrede!”, betonte ich. “Morgen!” “Morgen?”, fragte sie und ich nickte. . . . Das Städtchen Dover bot uns Entspannung. Im Februar des Jahres, als ich meinen sechsundzwanzigsten und Astoria ihren vierundzwanzigsten Geburtstag begehen sollte, reiste ich mit ihr in Englands Süden. Das milde Wetter und die Briesen, die von der Nordsee herüberkamen, sorgten dafür, dass sich meine Frau von Tag zu Tag mehr erholte. Bald hatte sie ihren schönen, makellosen Teint zurück. Auch ihre Laune verbesserte sich. Als ich sie eines Abends zum Essen ausführte, sah sie aus, wie damals, als ich sie zum ersten Mal sah. Ich konnte meine Augen kaum von ihr lassen. Der Abend wurde lang und zog sich beinahe bis zum nächsten Tag dahin. Es waren unsere letzten Stunden und ich wollte, dass sie sich zumindest in dieser Zeit keine Gedanken über mögliche Schwangerschaftsversuche machte. Gesättigt von dem genussvollen Essen, schlenderten wir noch an der See entlang, ehe wir zurück zu unserem Domizil gingen. Astoria bedankte sich bei mir für diese drei wunderbaren Tage. “Ich will nur, dass es dir gut geht!”, hatte ich ihr versichert und sie lächelte ihr bezauberndes Lächeln. Als ich in dieser Nacht das Bett mit ihr teilte, war es anders als sonst. Wir beide konnten uns ganz auf uns konzentrieren und brauchten keinerlei Rücksicht auf andere nehmen. Dieses Zusammentreffen war anders und nach dem wir wieder zum Malfoy´schen Anwesen zurückreisten, strahlte Astoria eine Zufriedenheit aus, wie ich sie lange nicht mehr bei ihr gesehen hatte. Auch die Besuche bei ihrer Schwester ließ sie mit freudiger Miene über sich ergehen. Selbst Daphne war verwundert, da ihr ihre Schwester irgendwie glücklicher erschien. “Du bist so ausgelassen!”, stellte Daphne fest, als sie uns zum Tee einlud. Astoria zuckte mit den Schultern und beschäftigte sich weiterhin mit ihrer kleinen Nichte. “Die kleine Diane wird ja bald zwei Jahre!”, plapperte Astoria und hielt das Kind sanft an den Armen fest. “Ein Sommerkind!”, sagte sie und Astoria nickte. Ich hob gerade die Tasse an meinen Mund, als Blaise eintrat und mir auf die Schulter schlug. “Lass das!”, knurrte ich und meine kleine Nichte juchzte begeistert auf. “Ja, ja, halte du nur zu deinem Vater!” Wieder quiekte das Kind und Astoria reichte sie mir plötzlich. “Was?”, fragte ich verwirrt, als sie mir das Mädchen in die Hand drückte. “Ich geh mich kurz frisch machen!”, hatte sie gesagt und entschwand dem Zimmer. “Was hast du mit ihr gemacht?”, verlangte Blaise mit Neugierde in der Stimme zu wissen. Nach der Hochzeit hatte sich die Spannung zwischen uns gelegt. Ich zuckte mit den Schultern. “Woher soll ich das wissen? Ich wollte nur, dass sie mal ein bisschen ausspannt und sich erholt!”, sagte ich und wippte die kleine Diane auf meinem Knie. “Ausspannen?”, hakte Daphne nach und ich nickte wieder. “Hat es denn funktioniert?” “Natürlich!”, sagte ich überzeugt davon, dass es wirklich funktioniert hatte und sah zu meiner Schwägerin, “Seht ihr doch, oder meint ihr, sie spielt mir etwas vor?” “Ich weiß nicht, obwohl sie schon früher solche Anwandlungen hatte, also was das Schauspielern betrifft.”, murmelte Daphne und stellte den Teller, von dem sie den teuren Kuchen aß, vor sich auf den Glastisch. Als Astoria das Zimmer betrat, war sie genauso bleich wie damals, als sie erfuhr, sie müsse mich heiraten. “Wir gehen jetzt!”, sagte sie bestimmend und ich folgte ihr nach draußen. “Astoria!”, rief Daphne noch, doch meine Frau apparierte noch vor mir zum Anwesen zurück. “Was hat sie denn?”, wollte Blaise wissen und schaukelte seine Tochter auf den Armen. “Draco!”, Daphne schob sich an ihrem Mann vorbei und hielt mich an meinem Umhang fest, ehe ich meiner Frau folgen konnte. Ich blieb stehen und sah zu ihr herunter. “Wenn sie seltsame Gelüste entwickeln sollte, hindere sie bloß nicht dran und verbiete ihr nichts, hast du verstanden?!”, forderte die junge Frau von mir. Völlig perplex reiste ich nach Haus. Ich rief nach meiner Frau, doch stieß ich auf eine der Hauselfen die mir berichtete, dass Astoria hinauf in unser Zimmer gestürmt sei. Als ich nach oben ging, war jedoch nichts von ihr zu entdecken. Seltsame Geräusche aus dem Badezimmer gegenüber ließen mich nach deren Ursprung suchen. Meine Frau kniete vor der Toilettenschüssel und übergab sich. “Astoria?”, fragte ich leise und hielt ihre Schultern. Sie sagte nichts, erhob sich, spülte sich den Mund aus und putzte sich auch gleich noch die Zähne. “Ich glaube, der Kuchen war nicht gut!”, sagte sie knapp und entwand sich meiner Berührung. Als sie sich umgezogen hatte, gingen wir nach unten ins Esszimmer, da es bereits Zeit für das Abendessen war. Was hatte Daphne gemeint? Seltsame Gelüste? Ich beobachtete meine Gattin genau, jedoch aß sie das, was sie immer zu sich zunehmen pflegte, es ließ sich kein Unterschied erkennen. “Draco!”, Mutter mahnte mich zu essen. Ich aß, jedoch ließ ich meine Frau nicht aus den Augen. Als sie fertig war, tupfte sie sich den Mund mit einer Serviette ab, bedankte sich für das Essen und erhob sich schon vorzeitig von ihrem Platz. “Draco!?”, wiederholte Mutter, jedoch mit drohendem Ton. Ich sah zu ihr und zuckte mit den Schultern. “Ich habe nichts getan!”, verteidigte ich mich. Damit verließ auch ich das Zimmer. Astoria stand auf dem großen Balkon, nur mit ihrem Winterkleid bekleidet und sah hinaus zum verschleierten, dunklen Himmel. Ich zog meinen Mantel aus und legte ihn ihr um die Schultern. Meine Hände glitten an ihrem Körper herab und ich verschränkte meine Arme um sie. Sie lehnte ihren Kopf an meine Brust und begann langsam zu schaukeln. Ich stützte meinen Kopf auf ihre Schulter und schwang nun mit ihr zusammen hin und her. “Ist alles in Ordnung?”, fragte ich leise. “Selbstverständlich!”, sagte Astoria und tat so, als hätte sie sich vor einer knappen Stunde nicht übergeben müssen. Sie wandte sich aus meiner Umarmung, hielt jedoch meine Hand und sah mich lächelnd an. “Kommst du?”, fragte sie und ließ mir keine Zeit zur Bestätigung. Ich schloss die Balkontüren, schob die Gardinen und Vorhänge an deren rechtmäßige Stelle. “Ich gehe mich baden!”, flüsterte sie mir zu und ich nahm es kopfnickend zur Kenntnis. Als ich das Feuer im Kamin schürte und es munter vor sich hin prasselte, rief sie nach mir. Ich tapste ins Bad und sah, nichts. Der heiße Dampf ließ absolut nichts erkennen. Ich wedelte mit den Händen und versuchte etwas wahrzunehmen. Astorias bekanntes Lachen führte mich durch die Dunstschwaden. Sie hatte ihre Arme auf den Wannerand platziert, ihren Kopf darauf gestützt und lachte mich an, oder eher aus? Die Schaumwölkchen schmiegten sich an ihren Körper und der aromatische Duft des Badeöls stieg mir in die Nase. “Willst du nicht mit rein kommen?”, fragte sie und lachte wieder. Ich zog mir die Schuhe aus und das Hemd über den Kopf ehe ich ihr antwortete: “Was meinst du denn?” . . . Ermattet schlief sie, dicht an mich gedrängt, ein und auch ich schloss irgendwann die Augen. Erneutes Würgen ließ mich aufschrecken. Ich schaute auf die Uhr, die auf dem Nachttischen neben dem Bett stand und schüttelte den Kopf. Halb vier Uhr morgens. Ich schlich leise zum Bad und sah meine Frau, die müde in den Spiegel blickte. Als ich ihren Namen nannte, schreckte sie auf und funkelte mich wütend an. Ich ging zu ihr und legte meine Hand an ihre Stirn. Sie zog diese fort und meinte, dass es ihr gut ginge und sie kein Fieber hätte. Es stimmte, Fieber hatte sie nicht, jedoch machte ich mir Sorgen, auch das teilte ich ihr mit. Astoria schüttelte den Kopf und drängte mich zurück in unser Schlafzimmer. Diese ganze Scharade dauerte drei Wochen, bis ich, oder eher Mutter, einen Arzt kommen ließ. “Ich weiß nicht, was mit mir los ist!”, beteuerte meine Frau, als sich der Arzt nach ihrem Befinden erkundete. Der Arzt entnahm ihr Blut, gab ihr Tabletten und ließ auch noch eine kleine Schachtel zurück. Schnell ließ Astoria das Päckchen verschwinden. In drei Tagen sollten wir das Ergebnis des Bluttests bekommen. Astoria wurde immer nervöser. Sie schien förmlich auf das Ergebnis zu lauern, denn sie war stets die Erste, die die Post entgegen nahm. Dann endlich flog ein Kauz ans Küchenfenster. “Fräulein Astoria!”, quickte eine Hauselfe und kam in das Wohnzimmer gestürmt. Astoria erblickte den Brief, riss ihn der Elfe aus den kleinen Händen und verschwand. Ich setzte ihr nach, doch als ich sie fast erreicht hatte, sperrte sie die Tür zu unserem Zimmer zu. Ein Schrei ertönte und ich hämmerte gegen die Pforte. Ich rief ihren Namen und brüllte durch die Tür. Mutter und Vater standen nun ebenfalls neben mir. Ein Klicken ließ uns aufsehen. Astoria starrte uns fassungslos an, dann schob sich Mutter an mir vorbei und Astoria wieder zurück ins Zimmer. Ich schaute ratlos zu meinem Vater, auch ihn schien diese Situation zu verwirren. Stimmengewirr. Mutters Stimme war deutlich zu vernehmen. Dann wurde die Tür aufgerissen, Mutter zog Astoria hinter sich her und hinein ins Bad. Etwa fünf Minuten später klickte das Schloss und meine Mutter trat hinaus. Sie schaute mich giftig an, dann hellte sich ihre Mine verwirrend schnell wieder auf. Sie nahm mich in den Arm, ließ dann von mir ab um meinen Vater nach unten zubringen. Mutter zog so schnell, dass Vater mit seinem Gehstock kaum hinterher kam. Astoria trat an meine Seite, ihre Wangen glühten und in ihren Augen glitzerten Tränen. Sie warf sich meine Arme und weinte. Ich war völlig perplex, dann fiel mir das kleine Päckchen in ihrer Hand auf. Ich griff danach und schaute ungläubig. Astoria wischte sich die Tränen mit dem Handrücken fort sah mich schuldig an. Dann schlug sie gegen meine Brust und schrie: “Es ist alles deine Schuld!” Wie bitte? Ja was denn? Ich hielt sie an den Oberarmen fest, schob sie von mir weg und funkelte sie böse an. “Was bei allen Zauberern ist bitte meine Schuld?”, fauchte ich. Mit verweinten Augen sah sie auf das Schächtelchen in meiner Hand. Dann deutete sie darauf und ich las. Schwangerschaftstest? Sie sah die Frage in meinen Augen und nickte. “Ja, ich bin schwanger!”, sagte sie mit fester Stimme. Ich sah sie an, schaute direkt in ihre Augen. “A-aber ...”, stotterte ich, ich wusste kaum, was ich sagen sollte. Astoria stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste mich plötzlich. “Ich will es behalten!”, sagte sie und ich nickte nur. . . . Astorias Übelkeit legte sich und die Nachricht, dass nun endlich auch die zweite Greengrass Tochter ein Kind erwartete, war für meine Schwiegereltern wie ein Segen. Auch meine Eltern, allen voran mein Vater, sorgte sich beinahe liebevoll um seine Schwiegertochter. Mutter schleifte Astoria von einem Geschäft, welches Kinder- und Babyartikel führte, zum Nächsten. In den ersten drei Monaten war nicht sehr viel zu erkennen. Vater ließ alle möglichen Ärzte zu uns kommen, damit es seiner “Tochter” an Nichts mangelte. Auch ich gab mein Bestes, ich arbeitete hart und viel, damit es meiner Familie gut erging. Wie damals schon, vereinbarten die Frauen nun jedes Wochenende ein Treffen und wir Männer konnten uns nur zurückziehen. Mutter und Schwiegermutter standen den beiden Mädchen bei Erziehungsfragen Rede und Antwort. Mir wurde die kleine Diane anvertraut mit der Begründung, dass ich schon mal üben könne, wie es wäre, Vater zu sein. Entnervt warf ich Blaise einen Blick zu, der jedoch nur mit den Schultern zuckte. . . . Im Sommer dann, am zweiundzwanzigsten Juni als Daphnes und Blaise´ Tochter zwei Jahre alt wurde, reisten wir zum Zabini Landsitz. Wir wunderten uns kaum, als alles Wertvolle von den Anrichten genommen wurde, da die kleine Diana von einem Zimmer ins nächste flitzte sehr zum Missfallen der Hauselfen, die jedoch nicht wagten, sich zu beklagen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit apparierten wir wieder zum Anwesen meiner Familie zurück. Astoria stand jeden Abend vor dem großen Spiegel, drehte sich von einer Seite zur Anderen und strich über den kleinen Bauchansatz, der sich bereits gebildet hatte und als sie sich wieder einmal betrachtete fragte sie plötzlich: “Draco, wirst du mich auch noch schön finden, auch wenn ich dick und hässlich werde?” Verdutzt spitzte ich die Ohren und spähte in das Zimmer, da ich auf dem Balkon stand um den Sonnenuntergang auf mich wirken zulassen. “Wie bitte?”, fragte ich und sah sie an. “Ich fragte, ob du mich auch noch schön finden wirst, wenn ich dick und hässlich bin?!”, wiederholte sie und suchte meinen Blick. Ich eilte durch den Raum auf Astoria zu, um sie in meine Arme zu nehmen. Ich strich ihr über den Rücken uns sagte ihr, dass es mir völlig egal wäre, wie sie aussähe. Mit skeptischen Blick sah sie zu mir auf. Ich verdrehte die Augen und versicherte ihr, schwor ihr, dass ich sie nicht verlassen würde. . . . So schnell wie die Monate dahin rasten, desto dicker und runder wurde ihr Bauch. Einer der Ärzte hatte gemeint, dass wir das Kind im Oktober oder November zu erwarten hätten. “Was wird es denn?”, fragte Astoria neugierig und ich wollte wissen, auf was ich mich einstellen musste. “Nun, Misses Malfoy, ich würde auf einen gesunden Stammhalter setzten!”, erklärte der Doktor. Freudestrahlend wackelte Astoria auf mich zu, küsste mich und sagte mir, was der Arzt vermutete. Ein Sohn? Mein Sohn! Die Suche nach einem passenden Namen, nach dem man uns bestätigte, dass es ein männliches Kind sein würde, erwies sich als schwierig. Mutter holte sofort den alten Stammbaum der Familie Black hervor, verglich die Namen und machte Vorschläge. Astoria und ich waren uns einig, dass ein bereits existierender Name nicht für uns in Frage kam. Wer wollte sein Kind schon nach einem verstorbenen Vorfahren benennen? An einem Abend im Oktober, ein paar Wochen nachdem Astoria ihren vierundzwanzigsten Geburtstag feierte, stieg sie bereits schnaufend die Treppen zu unserem Schlafzimmer hoch und ich ließ sie vor gehen, damit sie sich nicht vernachlässigt fühlte. Als sie sich Bettfertig machte, und sich ihr Haar kämmte sagte sie: “Weißt du, welcher Name mir gefallen würde?” Zufrieden strich sie wieder über ihren Bauch und ihre Augen leuchteten vor Stolz. Ich schüttelte den Kopf. “Hyperion!”, sagte sie überzeugt und erneut wandte ich mein Haupt von einer Seite zur anderen. “Was soll das denn?”, hakte ich nach. “Ich mag den Namen!”, erwiderte sie trotzig. “Nein, nicht doch! Wenn der Arzt sagt, es soll im November ...”, erwiderte ich verwirrt. “Oder Oktober”, unterbrach sie mich. “Ja, oder Oktober, also... bald auf die Welt kommen, warum dann nicht Scorpius?”, schlug ich vor. Die Namensfrage blieb bis zu einem Morgen Ende Oktober bestehen. Wir einigten uns kaum, auch Mutter erklärte sich nicht damit einverstanden, dass ihr Enkel einen solchen Namen tragen sollte. “Wie wäre es mit dem Namen deines Großvaters?”, fragte sie. Astoria und ich wechselten vielsagende Blicke. Auf keinen Fall! Mit einem Mal schrie Astoria auf und fasste nach dem Kind in ihrem Bauch. Vor Schreck ließ ihre Mutter die Teller fallen, die sie für das wöchentliche Kaffeetrinken geholt hatte. Alles war in Aufruhe. “Astoria!”, schrie meine Mutter und griff nach ihrer Hand. “Arzt!”, keuchte meine Frau und warf mir einen vielsagenden Blick zu. Ich trug meine Frau in eines der Gästezimmer, da diese überall im Haus verteilt lagen. Treppensteigen erschien uns zu riskant. Hauselfen kamen mit Decken, Handtüchern und Schüsseln voll heißem Wasser ins Zimmer gestürzt. Als der Arzt endlich vor unser Portal apparierte, hörte ich nur, wie Mutter ihn anschrie: “Hätten Sie nicht früher hier sein können? Meine Schwiegertochter stirbt!” Ja, einen Hang zur Übertreibung hegte meine werte Frau Mutter ja schon immer. Astoria statt dessen saß aufrecht in ihrem Bett und sah den Doktor freudestrahlend an. “Sie stirbt!”, keifte Mutter noch immer, ehe Vater sie aus dem Raum schob und mit ihr in den Garten ging, damit sie sich beruhigen konnte. Der Arzt teilte mir mit, nach dem er meiner Frau etwas beruhigendes eingeflößt hatte, dass es sich um vorzeitige Wehen gehandelt hätte und wir nun ganz besonders auf sie und das Kind achten sollten. Die Tage krochen dahin, Astoria vermisste es, sich bewegen zu dürfen. Ich ließ mich von der Arbeit freistellen, Vater erklärte sich bereit dazu, dass ich der Abteilung fern bleiben konnte. In der Nacht, als sich der kalte Oktober verabschiedete, um in den regnerischen November überzugehen, weckte mich Astoria in dem sie mich von dem Bett stieß, auf dem ich neben ihr gelegen hatte. Sie keuchte hektisch und ich vernahm nur etwas wie “Fruchtblase geplatzt, keine Zeit für Krankenhaus!”. Ich schrie nach meinen Eltern, und dass diese schleunigst einen Doktor benachrichtigen sollten. “Draco, es ist halb zwei Uhr morgens!”, meinte Mutter. Ich fauchte zurück, dass es mir egal wäre, wie spät es sei und Mutter ließ auf der Stelle einen Arzt in unser Haus zitieren. Der alte Greis, welcher sich als Arzt herausstellte, machte auf mich keinen sicheren Eindruck. Seine Augen waren riesig hinter der großen Brille, auch machte er einen etwas verrückten Anschein auf mich. Er verbot mir, das Zimmer zu betreten, die Schwestern wirbelten im Raum herum, ich hörte meine Frau schreien. “Ganz ruhig Misses Malfoy!”, hörte ich die ebenso in die Jahre gekommene Schwester sagen. Mutter hatte ein Ohr an die Tür gelehnt um zu lauschen. “Sie hat Misses Malfoy gesagt!”, quiekte Mutter und sah meinen Vater mit glitzernden Augen an, ehe sie das Wort an mich richtete. “Genau wie damals, als du geboren wurdest!” Schwärmend verfiel sie in Erinnerungen. Ich verdrehte die Augen, wollte ich doch nichts von meiner Geburt wissen, zumal ich es oft genug über mich hatte ergehen lassen müssen. Plötzlich war es ruhig im Zimmer, in dem meine Frau gerade, so hoffte ich, meinen, unseren Sohn gebar. Der Arzt kam aus dem Raum und schritt auf mich zu. Das Minenspiel in seinem Gesicht vermochte ich nicht zu deuten. Er zog mich beiseite und erklärte mir, dass es meiner Frau gut ginge. Dann schritt ich an ihm vorbei in den Raum, ließ Vater, Mutter und die Schwiegereltern draußen vor der Türe stehen. Dann sah ich sie und sie hätte in dem Moment wirklich nicht schöner aussehen können. Meine Frau hielt meinen Sohn in den Armen und lächelte. “Sei kein Feigling!”, provozierte sie und lachte. Ich trat vorsichtig an ihr Bett um das kleine, zarte Wesen in ihren Armen zu betrachten. “Er sieht aus wie du!”, sagte Astoria. “Apropos er ...”, meldete sich eine Schwester zu Wort. Die Dame sah zwar sehr alt aus, schien aber ebenso viel Erfahrung mit Kindern und Geburten zu haben und auf beruhigende Weise erinnerte sie mich an die Schulkrankenschwester auf Hogwarts. “Wie wird der Kleine denn heißen?” Sie holte ein Klemmbrett hervor um den Namen unseres Sohnes zu notieren. Ich holte gerade Luft, um zu antworten, da fiel mir Astoria ins Wort: “Scorpius, Scorpius Hyperion Malfoy!” Verdutzt sah ich zu ihr, sie zuckte bloß mit den Schultern und meinte, dass ich Recht hätte, wenn er schon im November zur Welt kam, dann sollte er auch so heißen dürfen. Als die Schwester meiner Frau das Kind abnahm, um es zu waschen, zu vermessen und zu wiegen, trat ich an ihr Bett, strich durch ihr schweißnasses Haar, küsste ihre Stirn und bedankte mich bei ihr, da sie mir so einen prächtigen Sohn beschert hatte. . . . Ich kann nicht sagen, wer ein stolzerer Vater war, Blaise oder ich? Aber ich wäre nicht Draco Malfoy, wenn ich diesen Platz einfach so jemand anderem überlassen würde! Astoria erholte sich von der Hausgeburt ziemlich schnell, zum Glück. Ich war so zufrieden, stolz und einfach nur glücklich, dass sie meine Frau war, dass ich es gar nicht recht in Worte fassen konnte, wenn mich jemand danach fragte. Meine Mutter war dermaßen entzückt über das Kind, dass wir ihn fast nicht mehr zu Gesicht bekamen. Auch erklärte sie sich damit einverstanden, welchen Namen wir für den Malfoy´schen Stammhalter gewählt hatten. In allen Zeitungen ließ sie schrieben, dass die Malfoys nun ein neues Familienmitglied hätten, einen Stammhalter, einen Sohn. So wusste nun wieder einmal die gesamte Zauberwelt um die Ereignisse einer der reichsten Familien. Astoria überließ das Wickeln des Kleinen den Hauselfen, jedoch bestand sie darauf, ihn füttern zu dürfen. Zwischen ihr und meiner Mutter entbrannte fast ein Kampf um die Gunst des Kindes, auch wenn mein Sohn erst wenige Wochen alt war und überhauptnichts davon mitbekam, was um ihn herum passierte. Er schlief immer so selig in seinem Bettchen, schrie kaum und war eigentlich eher pflegeleicht. Zugegeben, wenn man diese Unannehmlichkeiten wie füttern und das Wechseln der Windeln außer Acht ließ. Vater hatte aus seinem, beziehungsweise meinem, Arbeitszimmer das Zimmer für meinen Sohn herrichten lassen. Die grünen Tapeten, mit der silbernen Bordüre ließen schon jetzt erkennen, was aus ihm einmal werden sollte. Zu unserer Überraschung kamen sehr viele Glückwünsche in das Haus geflattert. Wir hatten schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass uns überhaupt irgend jemand zu unserem Sohn gratulierte. Verwundert war ich jedoch, als Astoria mir eines Morgens einen Brief unter die Nase hielt. Der Name unseres Kindes prangte auf dem Umschlag, auf dessen Rückseite waren die Initialen »H & G Potter« vermerkt. Ein zweiter Brief folgte sofort. “»R & H Weasley« Oh nein! Bei allen Zauberern, warum ausgerechnet die?”, fluchte ich laut. “Draco, mäßige deine Stimme!”, mahnte Mutter und schlürfte weiterhin ihren Tee. Astoria riss mir die Briefe aus der Hand und las sie. “Das haben niemals Potter und Weasley geschrieben!”, sagte sie ruhig und las aufmerksam weiter. Als sie fertig war, sah sie auf. “Wir sollten uns bei ihnen bedanken.”, sagte sie und Mutter rümpfte die Nase, jedoch besann sie sich rasch wieder. “Astoria hat recht!”, sagte sie plötzlich und so sah ich mich gezwungen, meinen ehemaligen Klassenkameraden für ihre Mühen zu danken. Astoria erzählte mir, was in den Briefen stand, da ich es vermied, solch einen Schund zu lesen. Sie sagte, dass Potter wohl das Weasley-Mächen geheiratet hätte und ebenfalls bereits einen fast einjährigen Sohn habe. Auch dieses Wiesel, nun, sie sagte Ron Weasley, habe diese Hermione Granger geehelicht und dass diese ebenso ein Kind erwarte. Mich interessierte es jedoch herzlich wenig, obwohl ich auch diesem Potter einiges zu verdanken hatte. . . . Die Erziehung meines Sohnes klappte reibungslos, gut, fast reibungslos, da sich Mutter, Schwiegermutter, Schwägerin und meine Frau oft darüber stritten, was für unseren Sohn das Besten wäre. Scorpius schien außerordentlich begabt. Als er bereits seinen vierten Geburtstag feiern sollte, saß er bei seinem Großvater auf dem Schoß und las ihm aus der Zeitung vor. Vater hatte sein Amt im Ministerium nun gänzlich unter meine Führung gestellt, damit ihm noch ein paar ruhige, entspannte Tage blieben. Immer häufiger redetete er davon, dass er alsbald abtreten würde, doch Mutter verwies darauf, seinem Gerede nicht all zu viel Beachtung zu schenken, er hätte eben nur einen Drang zur Melodramatik! “Er sieht dir von Tag zu Tag ähnlicher!”, meinte Astoria eines Tages an mich gewandt, als Scorpius völlig eigenständig zum Tintenfass griff, die Federspitze eintauchte und seinen Namen schrieb. Ich zog sie an mich und meinte, dass er dafür aber auch ihre Intelligenz geerbt hätte. So selbstständig er uns erschien, so unbeholfen und ängstlich war er manchmal. Als es an einem Dezemberabend zu stürmen und donnern begann, schlich er sich in unser Zimmer. Da es sich Astoria zur Gewohnheit gemacht hatte, oft noch in einem Buch zu lesen, fiel ihr als erste auf, dass der Kleine durch den dunklen Flur tapste. Sie stieß mich an. Murrend sah ich zu ihr und sie deutete auf die Tür, die sogleich zaghaft abgeschoben wurde. Der kleine Scorpius, in seinem dunkelblauen Schlafanzug mit Teddybären darauf, stolperte in unser Schlafzimmer. “Mama? Papa?”, fragte er leise und nuckelte an seinem Daumen. Astoria lächelte ihm zu. “Darf ich bei euch schlafen? Ich hab´ angst allein!” Astoria packte ihr Buch beiseite, schlug die Bettdecke zurück und der kleine Mann hopste zu uns ins Bett. Er kuschelte sich dicht an seine Mutter. “Aber morgen schläfst du wieder in deinem Zimmer.”, sagte ich und das wohl eine Spur zu streng, da Astoria mich wütend ansah. “Mach dir keine Sorgen Schatz, das Gewitter ist bald wieder vorbei!”, damit strich sie ihm über den weißblonden, kurzen Schopf und warf die schwere Decke über die Beiden. Am morgen darauf lag eine weiße Schneedecke auf dem Haus und im Garten. Scorpius sprang voller Freude auf dem Bett herum, als ich ihn ermahnte, hielt er nur für ein paar Sekunden lang die Füße still, ehe er mit seinem Treiben fort fuhr. Astoria steckte sich neben mir, schwang sich aus dem Bett, öffnete die Vorhänge und auch gleichfalls die Balkontüren. Eisiger Wind fegte durch das Zimmer. “Komm Papa! Oh guck doch mal, Papa”, juchzte mein Sohn. Anscheinend schlug sich nun auch meine Frau auf seine Seite, denn sie half ihm, mir die Decke wegzuziehen. Murrend erhob ich mich, tätschelte meinem Sohn den Kopf, küsste meine Frau und begab mich ins Bad. “Muss Papa heute arbeiten?”, fragte Scorpius leise an seine Mutter gewandt, die anscheinend nickte, da ich keine Antwort von ihr vernahm. Im Ministerium war wahrlich die Hölle los, alles freute sich und war kaum mehr zu bändigen, da das Weihnachtsfest immer näher rückte. Als ich erschöpft nach Hause kam, teilte mir eine Hauselfe mit, dass sich meine Familie im Musikzimmer befand. Ich stieg also die Stufe zum besagten Zimmer hoch und hörte schon Gelächter und Jubel heraus. Ich öffnete die Tür und verstand sofort. Mein Vater spielte auf dem alten Cello, während Mutter sich an einer Triangel versuchte. Scorpius saß neben seiner Mutter am Flügel. Diese zeigte ihm gerade, wie man auf diesem Instrument die Tonleiter rauf und runter spielte. “Das habe ich deinem Vater auch schon gezeigt!”, sagte sie, küsste ihren Jüngsten auf den Kopf und sah mich lächelnd an. “Ah, dann kann Papa mir ja auch zeigen, wie das geht, oder?”, fragte der Kleine, sprang vom Schemel und lief schnurstraks auf mich zu. Ich hob ihn hoch, er gab mir einen Kuss auf die Wange und wir beide setzten uns neben seine Mutter und klimperten auf dem Flügel herum. Am Abend dann, rief mich mein Vater zu sich. Er wäre der Meinung, so sagte er, Astoria und ich würden unseren Sohn verhätscheln, ihn zu sehr verwöhnen. Ich widersprach, stritt mich fast mit ihm, als er sich plötzlich krümmte, schwer nach Luft schnappte und sich an die Brust griff. Man diagnostizierte einen Herzanfall. Ich machte mir Vorwürfe, da ich der Letzte war, mit dem er sprach und mich auch noch fürchterlich über die Erziehung meines Sohnes mit ihm stritt. Ich erzählte meiner Frau nichts davon, doch nun wurde auch mir wieder bewusst, dass mich mein Vater nie so behandelt hatte, wie ich es mit Scorpius tat. Vater stand unter ziemlichem Druck, was ich als kleiner Junge natürlich nie verstand. Diese kalte, abwesende Person die er war und bis heute auch noch blieb, die nur mahnen konnte und immer Gehorsam verlangte. Ich entschied mich dafür, die Zügel bei meinem Sohn nicht schleifen zu lassen. Ich ließ ihn früh merken, was ich von ihm erwartete. . . . Es ist schon seltsam, wenn einem selbst die eigene Frau vorwirft, man wäre wie der eigene Vater. Das tat sie nämlich, als ich mich nicht nur bei Scorpius im Ton vergriff, sondern mir auch noch aus Wut und Trotz die Hand ausrutschte. Im nachhinein tat es mir selbst leid, und das war auch der Grund, weshalb ich es vor zog, mich von meinem Vater zu distanzieren. Er merkte es wohl, und als ich es ihm erklärte, nickte er nur. Kein Bedauern, nichts dergleichen! Keine Entschuldigung dafür, das er mich selbst so behandelt hatte. Mein Sohn entzog sich meiner. Astoria hielt mir vor, dass ich mich beinahe mehr wie ein Monster verhielt, statt der Vater unseres Sohnes zu sein. Sie hatte recht, doch wie sollte ich das Vertrauen meines Kind zurück gewinnen? Ich versuchte, entgegenkommend zu sein. Half ihm, wenn er Fragen hatte, bot ihm an, im Winter Schneemänner zubauen und im Sommer mit ihm an den Fluss zugehen um zu spielen. . . . Als Scorpius elf Jahre alt wurde, bemerkten Astoria und ich einige Veränderungen und als dann der Brief aus Hogwarts eintraf, bestand er darauf, ihn selbst zu öffnen und zu lesen. Plötzlich rannte er freudig durch das Haus, sprang und hüpfte. Er sah so ausgelassen aus, wie ich es lange nicht mehr gesehen hatte. Scorpius war ohne jeglichen Zweifel klug und aufmerksam. Wissbegierig, Neugierig. Wir waren so angetan von unsrem Kind, dass es Astoria sehr schwer fiel, ihn nach Hogwarts gehen zulassen. Den bisherigen Hauslehrern, denen selbst unser Sohn noch etwas vor machte, konnten wir kündigen, denn er wusste jetzt schon mehr, als seine Altersgenossen. Am Tag der Abreise dann, weinte Astoria bitterlich. Scorpius nahm ganz selbstverständlich ihre Hand und sagte ihr, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauche. Ich ließ mir einen teuren Muggelwagen leihen und chauffierte meine Familie dann nach London. Auf dem Bahnhof Kingscross angekommen, war unser Sohn kaum mehr zu halten. Astoria erspähte ihre Schwester, die mit ihrem Mann und der bereits dreizehnjährigen Diane auf dem Gleis 9¾ standen. So viele Menschen drängten sich auf dem Bahnhof und den Gleisen herum, dass Scorpius beinahe nicht mehr den Mund zu bekam. Allein, als wir ihm die Sachen in der Winkelgasse besorgten, strahlten seine Augen. “Ich pass schon auf ihn auf!”, sagte meine Nichte und tätschelte ihrem Cousin den Kopf, dieser murrte leise und strich sein Haar wieder ordentlich. Als die Sachen im Wagon verstaut waren, wir hatten ihm eine Adlereule besorgt und einen neuen Zauberstab, Schilfrohr mit Drachenherzfaser, verabschiedeten wir uns von ihm. “Pass gut auf dich auf, und versuche, Reibereien zu vermeiden!”, tadelte Astoria. Ich klopfte meinem Sohn auf die Schulter und da sah ich dann zum ersten mal wieder, seit langer Zeit das bewundernde Glitzern in seinen Augen. Er nickte brav und umarmte mich kurz, ehe er einstieg. Astoria machte mich auf etwas aufmerksam: Nicht weit von uns standen die Potters und die Weasleys. Ich nickte meinem einstigen Feind zu. Wir erkannten einander an, mehr wollte ich aber nicht mit ihm zu tun haben. “Ich will noch ein Kind!”, platzte Astoria heraus, als sie, beinahe neidisch, zu dem kleinen Mädchen blickte, welches Ginny Weasley, nun Potter, sehr ähnlich sah. Ich hustete und überblickte noch einmal die Schar an Kindern, die zu den Potters und Weasleys gehörten. Als sich der Zug dann in Bewegung setzte, liefen Tränen an den Wangen meiner Frau herunter. Sie schaute wehmütig dem dampfenden und schnaufenden Hogwarts-Express hinterher, ehe sie mich am Ärmel meines Umhangs packte und mir somit sagte, dass wir uns nun auf den Weg machen konnten. “Möchtest du noch zum Grab gehen?”, fragte sie leise, als wir den Bahnhof verließen und ich nickte bejahend. “Ich hatte ihm viel zu verdanken!”, sagte ich und Astoria und ich begaben uns nach Spinners End, um Blumen auf das Grab meines Patenonkels zulegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)