Esmes Geschichte von Lesemaus (CarlislexEsme) ================================================================================ Prolog: -------- Esmes Geschichte Prolog Leise wurde die Tür zu Esmes Krankenzimmer geöffnet, indem sie alleine lag. Sie hatte keine Zimmergenossen, so war es ein leichtes für den blondhaarigen, jungen Arzt ungestört mit ihr zu sein. Er hatte ihre Krankenakte genau studiert, damit ihr Verschwinden nicht auffallen würde, gerade jetzt, wo wieder eine tödliche Grippewelle die Welt überrollte und tausende von Seelen auslöschte. Er hatte genau darauf geachtet, was er tat. Sie speziell hatte er ausgesucht, gleich als sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Es bestanden nur wenig Überlebenschancen für sie, wenn sie ein Mensch blieb, doch er wollte sie nicht sterben lassen. Indem Moment als er sie gesehen hatte, hatte er sich für sie entschieden, sein Herz hatte sie auserwählt. Eigentlich war er nicht der Typ Vampir, der kurzfristig ein menschliches Leben einfach auslöschte, doch sie stand kurz davor auf die andere Seite zu gehen. Es würde nicht mehr lange dauern. Still trat er an ihr Sterbebett heran, sah noch einmal über seine Schulter um sicher zu gehen, dass auch niemand in der Nähe war, dessen Herz er spüren konnte, ehe er sich zu ihr runterbeugte. Ihr Atem strich über sein Gesicht, der ruhig und beinahe beängstigend langsam ging. Ihr süßlicher Duft erfüllte den ganzen Raum und machte es ihm erheblich schwierig, sich zu kontrollieren. Er wollte sie zu einer von sich machen, nicht umbringen. Kurz vor ihrem Hals hielt er noch einmal inne, um sich zu beruhigen, sich klar zu machen, dass er wie zuvor bei Edward widerstehen musste, um sie zu retten, bis er dann seine kalten Lippen auf ihren Hals drückte. Ihr verheißungsvoller Puls schlug stark unter ihrer Haut, sodass er nur Sekunden brauchte, bis er seine Zähne ausfuhr und sie sanft, aber bestimmend in ihren Hals versenkte. Es war schon eine ganze Zeit dunkel um mich herum, als der gleißende Schmerz durch meinen Körper zuckte. Ich wusste, ich war nach meinem Selbstmordversuch ins Krankenhaus eingeliefert worden, schwer verletzt, doch ich hatte nicht mehr viel Hoffnung auf Genesung. Von wollen war dort gar nicht die Rede, nachdem ich mein Kind verloren hatte. Es war noch zu klein gewesen, um den hohen Sturz von der Treppe im Einkaufszentrum zu überleben. Für mich brach dadurch eine Welt zusammen. Nur wegen ein paar Jugendlichen, die herumtollten und meinten andere Leute anrempeln zu müssen, verlor ich meinen kleinen Spatz für immer. Danach stürzte ich mich von der Klippe. Doch dieser jetzige Schmerz, war gegen den Klippensturz gar kein Vergleich gewesen. Ich hatte noch nie etwas schmerzvolleres gespürt, nie etwas vergleichbares, dass mich an die Oberfläche der Ohnmacht reißen wollte. Der Schmerz breitete sich von meinem Hals stetig in meinen Körper aus, als hätte man mir eine Spritze hemmungslos in meine Halsschlagader gerammt, die mit einem Feuer gefüllt war. Ich dachte ich würde in Flammen aufgehen, meine Adern schienen in Brand zu stehen, so stark war der Schmerz. Mein Körper zitterte schwach, doch ich konnte mich nicht rühren, trotz dem Verlangen um mich zu schlagen. Meine Lippen ließen keinen Ton entweichen, weder zum Schreien noch zum Reden, auch nicht, als ich von meinem Krankenbett mit einem Lacken gehoben wurde. Ich spürte nur den feinen Luftzug, ehe ich mich bereits auf fremden Armen befand, die selbst durch das Lacken kühl schienen, beinahe eiskalt. Während ich in den starken Armen getragen wurde, hingen meine Arme und Beine schlaff von meinem Körper, als würde sie gar nicht zu mir gehören. Durch meine geschlossenen Augenlider sah ich die grellen Deckenlampen, die über mich und der Person, die mich trug, hinweg zogen. Ich wollte die Augen öffnen, den Menschen betrachten, der mich fortbrachte, doch sie waren zu schwer, wie jedes andere meiner Körperteile auch. Und da war noch dieses Feuer. Dieses Feuer was es mir zunehmends erschwerte irgendetwas um mich herum zu registrieren. Selbst den Körper an dem ich lehnte, konnte ich kaum noch wahrnehmen. Nur diesen leicht süßlichen Geruch, der an ihm klebte, wobei ich mir sicher war, dass es kein Parfüm war. So einen Geruch hatte ich noch nie eingeatmet und trotzdem fühlte ich mich davon berauscht, wenn ich von dem Schmerz absah. Der Weg, den der Mann mit mir ging, ich war mir deswegen so sicher das er ein Mann war, da mich eine Frau nicht einfach auf den Armen über einen längeren Zeitraum hätte tragen können, kam mir wie eine Ewigkeit vor und ich fragte mich, warum niemand von den Krankschwestern und Ärzten mein Verschwinden bemerkten. Ich war in einem Recht großen Krankenhaus eingeliefert worden, es hätte auffallen müssen. Ich wurde auf etwas Weiches gebettet, ehe mir eine kühle Hand eine meiner karamellfarbenen Haarsträhnen aus dem Gesicht strich, die mir wiederspenstisch dort klebte. Angestrengt versuchte ich die Augen zu öffnen, um mein Gegenüber zu erkennen, der mich einfach aus dem schützenden Krankenhaus entführte, doch ich war zu schwach dafür. So merkte ich nur wie die Autotür mit einem dumpfen Schlagen ins Schloss fiel und sich der Wagen in Bewegung setzte. Sein Motor war so leise, dass ich ihn kaum hörte und doch gelang es mir nicht im Geiste nach zu verfolgen, wohin wir fuhren. Es war still im Auto, selbst das Radio blieb den ganzen Weg ausgeschaltet, was mich doch Recht verwunderte, da sonst jeder gerne Musik während einer Autofahrt hörte. Mein Bewusstsein entglitt mir erst, als der Schmerz die volle Oberhand gewann und so stark auf mich prallte, wie als wenn ein Auto eine Steinmauer rammen würde, dass ich erschrocken aufkeuchte und mich krümmte. Danach fühlte ich nichts mehr. Zeit und Raum schwanden, wie Sand der durch eine Hand rieselte, nur der Schmerz, dieser unendliche Schmerz, der mein Herz zum Rasen brachte blieb und fraß sich weiter durch meine Glieder. So^^ Hier ist also meine erste Twilight-FF^^ Ich habe schon lange darüber nachgedacht eine zu schreiben, habe aber gezögert, weil ich schon so viele gleichzeitig am Laufen habe >-< Schließlich habe ich meine Bedenken über Bord geworfen und nun doch eine FF angefangen, die sich allerdings von den normalen, finde ich zu mindestens, unterscheidet. Ich finde das Pärchen Bella und Edward natürlich auch toll, aber Esme und Carlisle finde ich einen kleinen Tick besser^^ Ich werde höchstwahrscheinlich auch eine FF zu Bella und Edward schreiben, aber erst später, wenn ich mit dieser hier fertig bin^^ Diese FF handelt allein von Esme und Carlisle, wie Esme von Carlisle verwandelt wird und wie sie sich dann allmählich näher kommen, allerdings werde ich es so machen, dass Esme mit ihrer neuen Situation am Anfang nicht klar kommt und so auch Carlisle und Edward, der ja schon zu der Zeit an Carlisles Seite ist, nicht an sich heranlässt^^ Keine Sorge, ein Happy End wird es auf jeden Fall geben, ich bin nämlich eine absolute Drama-Hasserin, auch wenn diese gut geschrieben sind^^ Da verbrauche immer gleich Taschentücher>-< So, dann weiterhin viel Spaß bei meiner FF^^ Bitte bleibt mir treu^^ Lesemaus Kapitel 1: Erwachen ------------------- 1.Kapitel Erwachen Mein Bewusstsein kehrte erst zurück, als es still war. Kein Schmerz, kein unerträgliches Brennen in den Adern, bei denen ich glaubte innerlich zu zerbersten, keine tauben Glieder, mit denen ich nichts anfangen konnte, geschweige denn wehren, einfach gar nichts. Ich war allein in meinem Körper, zusammen mit meinen Gefühlen und Gedanken, die mich wie eine Flutwelle überrollten. Ich hatte mir vorgestellt Erleichterung zu empfinden, wenn ich erst einmal Ruhe hatte, doch diese wollte sich nicht einstellen. Stattdessen empfand ich Leere in mir, als würde etwas Wichtiges fehlen, etwas was vorher dort war. Ein Zeichen, ein Geräusch, dass mir sagte, dass ich noch lebte, doch es blieb aus. Das beruhigende Klopfen meines Herzens war für immer verstummt, verklungen wie eine Note bei einem kaputten Musikinstrument. Und da spürte ich es erst, meine neue Wahrnehmungskraft. Verschiedene Gerüche strömten auf mich ein, die ich mit Vanille, Avocado, Rosen, Lilien und Weihrauch benennen konnte. Es kam mir so unnatürlich vor, es war unnatürlich. Nie hätte ich mit solcher Prozession so viele Gerüche auseinander halten können, dass war schier unmöglich. Was passierte hier mit mir?, fragte ich mich ängstlich. Angestrengt versuchte ich mich an das letzte Ereignis zu erinnern, was mir noch im Geiste geblieben war. Ein Bild des Krankenhauses, indem ich noch vor kurzem stationiert war, erschien in meinen Gedanken. Ich war dort gewesen nach meinem Selbstmordversuch, der jämmerlich gescheitert war. Die Ärzte hatten kaum noch Hoffnung mich wieder zusammen zu flicken und ich wollte es auch gar nicht. Sollten sie mich doch sterben lassen, hatte ich dort gedacht. Der Tod würde mir Erleichterung verschaffen, ich wäre dann bei meinem Kind gewesen. Schwach erinnerte ich mich an den plötzlichen Schmerz, der durch meine Glieder gedrungen war. Es hatte so wehgetan, als hätte man mich lebendig in Flammen gehüllt. Die männliche Gestalt, die mich anschließend davontrug, hatte mit diesem Schmerz etwas zu tun, da war ich mir sicher. Doch was war ich jetzt? War ich tot? Mein verstummtes Herz wäre der stichhaltige Beweis gewesen, doch warum konnte ich dann noch denken? Meine Umgebung wahrnehmen? Vorsichtig, auf eventuellen Schmerz vorbereitet, bewegte ich meine Glieder, die sich noch leicht taub und schwer anfühlten. Kein Schmerz breitete sich aus, der mich zusammenzucken ließ. Das Bett, auf dem ich anscheinend lag, war angenehm weich. Die Lacken und Decken fühlten sich seidig, frisch gewaschen an, mit dem Unterschied, dass sie keinen Geruch versprühten. Die Kissen waren ausgeschüttelt worden, sodass ich Recht hoch lag. Es hätte so schön bequem sein können, wenn nicht die Furcht an mir nagen würde, wo ich mich befand, wer mich hierher verschleppt hatte. Ich machte einen Atemzug, doch das erfrischende Gefühl Luft in der Lunge zu haben, nicht zu ersticken, stellte sich nicht ein. Mein Unbehagen stieg weiter an. Hier lief etwas mit mir, was vollkommen falsch war, sich falsch anfühlte. Ich schlug meine Augen auf, um meine Umgebung wahr zu nehmen. Direkt über dem Bett prangte eine Deckenlampe, die angeschaltet war und mir grelles Licht entgegen schien. Trotzdessen, dass ich meine Augen weit geöffnet hatte, tat das kräftige, künstliche Licht in meinen Seelenspiegeln nicht weh, obwohl ich normaler Weise stark empfindlich auf Licht reagierte. Gestochen scharf schaute ich die Lampe an, erkannte die Struktur des Glases, sogar der heiße Draht, der die Lampe zum Leuchten brachte, stach mir ins Auge. So klar konnte kein Mensch sehen, so klar konnte niemand sehen!, fuhr es mir durch die Glieder. Eine Sekunde später hatte ich die Decke von meinem Körper gefegt und mich in eine sitzende Position bemüht. Obwohl ich mich schwach fühlte, wollte ich aufstehen. Ich musste hier weg, sofort! Wer wusste schon, welche Irren mich entführt und was sie genau mit mir angestellt hatten, selbst wenn ich in dem Nachthemd, welches perlweiß war und fast bodenlang, laufen müsste, würde ich die Beine in die Hand nehmen. Versuchsweise stemmte ich mich von meinem Bett hoch, doch meine Arme und Beine zitterten so stark, dass sie mein Gewicht nicht tragen konnten und ich mich frustriert wieder hinsetzen musste. Seit langem war ich nicht mehr so schwach gewesen, nur nach meinem Klippensturz. Mein Kopf schnellte zur Seite, als ich ein leichtes, beinahe lautloses Räuspern von der Zimmertür vernahm, in der plötzlich ein junger Mann stand. Sein bronzefarbenes Haar stach mir ins Gesicht. Er war unnatürlich blass, beinahe so weiß wie die Wand, seine große Statur sorgte dafür, dass er einschüchternd wirkte, doch seine warmen Augen sprachen eine andere Sprache. Sie waren flüssigem Karamell ähnlich und wirkten so tief, als könnten sie auf den Grund meiner Seele blicken. Ich war so verblüfft über diesen jungen Mann, dass ich nichts anderes tat, als ihn an zu starren. Sollte wirklich dieser unschuldig wirkende Jugendlich mich entführt haben? Das konnte und wollte ich mir nicht vorstellen. Aber was, wenn er es doch war? Was hatte er mit mir vor und warum war ich so verändert, dass ich mich selbst kaum wieder erkannte? So vieles war anders an mir, seit ich mein Bewusstsein zurück erlangt hatte. Sein zunächst vorsichtiger, beobachtender Gesichtsausdruck wechselte in ein süffisantes, wissendes Lächeln, als hätte er genau gewusst, was ich über ihn gedacht hatte. Oder? Prüfend legte ich den Kopf schief, sah ihn dabei mit einem konzentrierten Ausdruck im Gesicht an. Eine Vermutung machte sich in meinem Kopf breit, aber ich wusste, wenn ich nicht schon gänzlich den Verstand verloren hatte, dass das nicht stimmen, nicht sein konnte. So etwas gab es einfach nicht. „Bist du dir da so sicher Esme?“, fragte mich der junge Mann, dessen Namen ich nicht kannte. Hatte er mir gerade eine Frage zu meiner gedanklichen Aussage gestellt?, fragte ich mich innerlich ungläubig. Jetzt wurde ich verrückt, es war soweit! „Um auf deine Frage zurück zu kommen, ja, ich habe dir auf deine Aussage eine Frage gestellt und keine Sorge, du wirst nicht verrückt, ansonsten wäre ich es wahrscheinlich schon längst.“, antwortete er mir schmunzelnd, blieb aber an Ort und Stelle stehen, als wollte er mich nicht noch zusätzlichem Stress aussetzen. „Ich bin übrigens Edward. Ich wohne hier mit Carlisle zusammen und das solltest du wirklich lassen.“, bat er mich vorsichtig, als ich einen erneuten Versuch wagte mich hochzustemmen, dabei aber jämmerlich versagte und mir eingestehen musste, dass ich aufgeschmissen war. Mein verzogenes Gesicht sprach Bände. „Warum bin ich hier?“, fragte ich ihn neugierig. Diese Frage brannte mir schon seit meinem Erwachen in diesem fremden Haus auf der Zunge. Seine zusammengezogenen Augenbrauen ließen mich stutzen, obwohl sie seiner anerkennenden Schönheit keinen Abbruch taten. Wusste er etwa nicht, warum ich genau hier war? Man hatte mich bestimmt nicht umsonst aus dem Krankenhaus gebracht. „Entschuldige bitte.“, unterbrach Edward meine Gedankengänge und antwortete mir somit auf meine zuvor ausgesprochene Frage. „Carlisle hat mir noch nicht viel erzählt, nur dass ich auf die aufpassen soll, wenn er zum Dienst geht und du bis dahin noch nicht wach sein solltest. Ich habe ihn bereits angerufen. Er wird in wenigen Minuten hier sein und dir dann alles erklären.“, versicherte er mir, jedoch hadelte ich noch mit mir, ob ich diesem Carlisle auch wirklich kennenlernen wollte. Ob er mein Entführer war? Was hatte er mir angetan? Was war ich jetzt? Vielleicht bekam ich auf all diese Fragen bald eine Antwort, die plausibler klingen würde, als meine neuen Fähigkeiten und die ich vielleicht verarbeiten konnte, ohne über zu schnappen. „Wo sind meine Sachen?“, fragte ich leise, um mich selbst von dieser abstrusen Situation abzulenken, meinen Blick auf meine Hände gerichtet, die in meinem Schoß gebettet waren, während mich Edward weiterhin von der Zimmertür aus kritisch beäugte. „Du hattest nur einen Krankenhauskittel an, deswegen hat Carlisle dir etwas anderes angezogen und den Kittel entsorgt.“, erklärte Edward mir leise, um mir den Schock an der Situation zu nehmen. Es hätte fast funktioniert, doch die Tatsache, dass ein mir fremder Mann mich angefasst hatte, ob er nun Arzt war oder nicht, ließ mich angstvoll schlucken. Ich hatte mit einer Gänsehaut auf den Armen gerechnet, die somit meine Gefühle der Umwelt vermittelte, aber nichts geschah, obwohl ich sonst immer ein sehr emotionaler Mensch war. Auch wenn ich mein Unbehagen weniger durch meinen Körper äußern konnte, sah man es mir deutlich , mehr noch durch meine Augen, an. „Im Schrank sind Sachen für dich, wenn du möchtest kannst du dich umziehen gehen. Ich war dann solange draußen im Wohnzimmer auf dich.“, schlug er vor. Stumm nickte ich und er gewährte mir meinen Wunsch nach Ruhe, indem er in Bruchteil einer Sekunde, ich wusste nicht wie er das so schnell gemacht hatte, aus meinem Schlafzimmer verschwand. Nur das dumpfe Klicken der Tür verriet es mir, danach war ich allein und im ersten Moment versuchte ich die weite Fensterseite gegenüber dem Bett, deren Ausblick in ein kleines Wäldchen mündete, mit etwas einzuschlagen, um zu entkommen. Da ich aber eine Vermutung zu Edwards Fähigkeiten hatte, nämlich das er Gedanken lesen konnte, ließ ich die Idee mit dem Fenster lieber bleiben, um nicht mehr Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, als nötig. Stattdessen nahm ich seinen Rat an und wandte meinen Blick zum Kleiderschrank, der sich direkt auf der rechten Seite des Beetes befand. Um dorthin zu kommen, musste ich aufstehen. Ein wenig zweifelte ich daran, dorthin zu gelangen, ohne dass meine Beine unter mir nachgaben. Entschloss straffte ich die Schultern, ließ mich vom Betta auf den Boden gleiten und krabbelte zum Schrank hinüber, was wesentlich besser klappte, als die Aktion mit dem Laufen. Die Schranktür konnte ich dadurch ganz einfach aufstoßen. Doch dieser Schrank entpuppte sich als doppelt so groß, wie er von außen den Eindruck erweckte. Auf einer metallenen Stange, die quer durch den gesamten Schrank lief, hingen an Kleiderbügeln ordentlich gebügelte Kleidungsstücke in jeder möglichen Form und Farbe: Tops, T-Shirts, Sweatshirts, Pullovers, sogar Kleider in unterschiedlicher Länge. In mehreren Fächern darunter stapelten sich Hosen sowie… Ich stutzte, als ich eins der äußeren Fächern in Betrachtung nahm und dabei feststellte, dass es sich um eins der notwendigen Übel handelte: Unterwäsche. Im ersten Moment kam es mir gruselig vor, aber im weiteren Verlauf meines Denkens musste ich erkennen, dass ich nur ängstlich war, weil ich diese Situation nicht kannte. Niemand hatte sich je um mich so gekümmert oder bemüht. Ich hätte in sonst für einem Zustand sein können, verletzt, gefesselt, stattdessen wachte ich in einem weichen Bett auf in einem wundervollen Zimmer. Bedächtig holte ich aus dem großen Kleiderschrank eine einfache Jeanshose, einen weißen Pullover und Unterwäsche. Das Anziehen erwies sich als wesentlich leichter, als das davorige aufstehen. Ich brauchte zwar meine Zeit, doch nach etwa zehn Minuten hatte ich mich vollends angekleidet. Die Jeans ging mir bis zu meinen Knöcheln und hatte einen Schlag, saß dabei eng um meine Hüften, als hätte der Käufer gewusst, welche Konfektionsgröße ich besaß. Der Rollkragenpullover reichte über meine Hüften und verdeckte den Ansatz meines Kinns, sodass ich mich sozusagen halb verstecken konnte. Meine Haare band ich mit Hilfe eines Zopfbands, was ich auf dem Nachttisch neben meinem Bett gefunden hatte, zu einem Dutt, damit mir meine langen Haare nicht ins Gesicht fielen. Nachdem ich mich angezogen hatte, schlich ich krabbelnd zur Zimmertür, die zu meiner Verwunderung nur angelehnt war, aber ich war mir sicher, dass Edward sie zugezogen hatte. Schulterzuckend krabbelte ich aus dem Zimmer und fand mich auf einem Flur mit drei weiteren Türen wieder, zwei auf der linken Seite, eine auf der rechten Seite neben meiner. Eine lange Treppe führte hinunter in den Flur, indem eine Kommode sowie ein Kleiderhacken ihren Platz hatten. Nur wenige Meter würden zu meiner Freiheit führen. Wenn ich es darauf anlegen würde, hätte ich eventuell eine Chance rechtzeitig aus der Tür zu kommen, bevor Edward mir nachsetzen konnte und mir einen Strich durch die Rechnung machte. Lauernd hockte ich mich auf eine der Treppenstufen weiter oben und wartete, mein Kinn weit in den Pulli vergraben. Auf irgendetwas wartete ich, verstrich meine Chance zur Flucht, doch ich konnte nicht sagen, worauf ich wartete. Es war etwas, was näher kam. Während ich wartete, auf etwas lauerte, spürte ich ein mir unangenehmes Gefühl in mir aufsteigen, welches mir in der Kehle brannte. Automatisch fasste ich mir an die Kehle und schluckte angestrengt. Es war mir, als hätte man mir ein brennendes Eisen in den Hals geschoben. Keuchend schnappte ich nach Luft, obwohl es seit neustem gar nicht notwenig war, Sauerstoff durch meine Lungen zu jagen. Es war die Angewohnheit. Kurze Zeit erschien Edwards Gesicht im Flur und begutachtete mich besorgt, ehe er ins Wohnzimmer zurückkehrte. Sah ich wirklich so übel aus? War das eine der Nebenwirkungen meines neuen Wesens? Doch e ich weiter darüber nachdenken konnte, öffnete sich die Tür, die nach draußen führte. Da ich am Ansatz der Treppe saß, konnte ich die Gestalt, die nun durch die Haustür trat, nur bis zu seinen Schultern sehen, da die Decke den Kopf der Gestalt verdeckte. Ich erkannte, dass es ein Mann sein musste, seine Statur war zu kräftig, zu muskulös für eine Frau. Außerdem trug die Person einen Arztkittel, der ihm fast bis zu den Kein reichte. Die Arzttasche stellte die Person neben die Kommode auf den Boden, ehe sie einen weiteren Schritt in Richtung Wohnzimmer machte, mit einem suchenden Blick. Als ich die Person nun doch besser erkennen konnte, verschlug es mir den Atem und lenkte mich für einen Augenblick von meinem brennenden Hals ab. Der Arzt entpuppte sich als großer, schlanker, blonder Mann. Seine Statur war muskulös, aber nicht zu übertrieben. Breite Schultern, schmales Becken. Seine Haut sah blass aus, genauso wie bei Edward. In diesem Arztkittel wirkte er professionell, als würde er sein Handwerk schon Jahrzehnte machen. Er besaß eine gewisse Ausstrahlung, die uralt wirkte. Ich war neugierig auf diesen Mann, bei ihm spürte ich eine eigenartige Verbundenheit, die ich mir nicht erklären konnte. Dann wanderte sein Blick zu mir, obwohl ich mucksmäuschen still auf der Treppe hockte. Ich hatte mich durch kein Geräusch oder Bewegung verraten, aber wie hatte ich mich sonst verraten? Sein Anblick war wie ein Schlag ins Gesicht. Er hatte genau dieselben Augen wie Edward, flüssiges Karamell. Sein blick war warm fast fürsorglich. Ich zog irritiert die Augenbrauen hoch, versteckte mein Gesicht bis zur Nasenspitze hinter meinem Kragen, um mich nicht durch irgendwelche Grimassen zu verraten. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er mich musterte. „Du bist wach.“, stellte der mir fremde Mann fest. Seine glockenhelle Stimme hallte durch den Raum und hörte sich so himmlisch an, dass ich sie bei ihrem ersten Klang als verboten tat. So konnte niemand sprechen, niemand menschliches und genau das waren wir: keine Menschen. An mir war nichts menschliches mehr, genauso wie bei Edward und ihm. Ich erwiderte nichts auf seine Aussage, wozu auch? Es war nicht mehr als eine Feststellung. Minutenlang starrten wir zwei uns an, aufmerksam, wie zwei Tiere, die sich sprungbereit umkreisten. Er war der erste, der sich aus diesem scheinbar magischen Moment riss und einen Schritt zur Treppe trat. In diesem Moment geschahen drei Dinge auf einmal. Ich bewegte mich mit einer Schnelligkeit, die mich für den Bruchteil einer Sekunde unsichtbar machte, nach hinten und schlug ein Rad, nur um sicher in der oberen Etage auf meinen Füßen zu landen. Der blonde Mann erstarrte in seiner Bewegung und blieb wo er war. Das Gesicht von Edward tauchte neben den Fremden auf, um uns besorgt zu mustern. Ich hatte instinktiv reagiert, wurde mir gerade klar und ich sah wieder verwundert über diese Kraft auf meine Hände, die ich gehoben hatte, um sie betrachten zu können. Eine kurze, angespannte Stille herrschte, ehe der Arzt wieder das Wort ergriff. „Du brauchst keine Angst zu haben, Esme.“, sprach er beruhigend auf mich ein. „Weder Edward noch ich werden dir etwas tun. Ich bin Carlisle und du hast gewiss viele Fragen, ich würde sie dir gerne beantworten, wenn du mich lässt.“ Angestrengt dachte ich nach, ob ich wirklich wissen wollte, was mit mir passiert war. Schweigend schaute ich auf, direkt in diese karamellfarbenen Augen, die unendliche Ruhe und Gefasstheit ausstrahlten, die mich beinahe erdrückte, da ich solche Fürsorge nicht kannte, dann nickte ich langsam und bürdete Carlisle damit eine der schwierigsten Aufgaben auf. Was die Zukunft für mich bereit hielt? Ich war mir sicher es in den nächsten Minuten zu erfahren. So^^ Das wars auch schon wieder^^ Tut mir Leid, dass ich so lange gebraucht habe, aber meine Vor- und Abschlussprüfungen standen vor der Tür, für die ich natürlich lernen musste. Jetzt sind sie vorbei und ich habe meine Mündliche Prüfung in Ernährung bestanden!!!^^ Ich werde mich aber bemühen regelmäßig weiter zu schreiben, sofern es meine schulischen Aktivitäten zulassen^^ Bis dahin wünsche ich euch viel Spaß und hoffe ihr bleibt mir treu^^ Lesemaus PS:Bin jetzt auch bei FanFiction unter „Lesemaus16“ angemeldet, könnt ja mal vorbei schauen wenn ihr Lust habt^^ Dort stelle ich nämlich auch meine Geschichten rein, allerdings gibt es dort ein paar Änderungen: Ich überschreibe nämlich ein paar Kapitel meiner bei Animexx bereits veröffentlichten FFs und stelle dort die neuen überarbeiteten Kapitel on, da es bei Animexx sonst zu verwirrend wäre. Könnt ja mal vorbei schauen, wenn ihr wollt^^ Wird allerdings noch etwas dauern^^ Kapitel 2: Das, was ich bin --------------------------- 3.Kapitel Das, was ich bin Ich ließ ihnen den Vortritt ins Wohnzimmer, hielt Sicherheitsabstand, um mir die Möglichkeit zur Flucht zu lassen und mich selbst zu beruhigend, da ich mich wegen dem brennendem Gefühl im Hals mies fühlte. Nebenbei versuchte ich einfach meine Ruhe zu bewahren, ich war so aufgewühlt, dass ich am liebsten auf der Stelle ohnmächtig werden wollte, zu viele neue Eindrücke und Personen traten gerade in mein friedliches, langweiliges, von Schmerz gezeichnetes Leben, die ich dort nicht haben wollte. Ich schlich lautlos hinter Edward und Carlisle her, bedacht keinen Mucks zu machen, ihre Aufmerksamkeit damit wieder auf mich zu ziehen. Als ich am Raumanfang des Wohnzimmer stand, war ich gelinde gesagt überrascht, da ich es mir etwas anders vorgestellt hatte. Der Boden war mit Parket überdeckt, weiße Wände erstreckten sich bis zur Decke, ein eingelassener Kamin säumte die Frontseite des Raumes, eine Glaswand sorgte für genug Ausblick in den leicht, aber hübsch gerichteten Garten. Eine Couchgarnitur stand mitten im Raum, auf den Boden darunter ein heller Teppich, um zu verhindern, dass der Holzboden beschädigt wurde. Der kleine weiße Tisch in der Mitte rundete den ganzen Anblick ab. Getrennt wurde der Raum durch einen Perlenvorhang, der zu einer gemütlich eingerichteten Leseecke mit kleinen Sesseln sowie einem großen Bücherregal, dass alles Mögliche an bildenden und fantasievollen Büchern in sich vereinigte. „Setz dich doch bitte.“, forderte Carlisle mich auf, weil ich noch untätig im Raum stand, während er und Edward bereits bequem auf der Couch saßen, jedoch so, dass sie mich sprichwörtlich in die Zange nehmen würden, da nur noch in der Mitte etwas frei war, sodass ich schon fast dazu gezwungen war mich dorthin zu setzen, es sei denn ich wollte gerne stehen, aber genau damit hatte ich gar kein Problem. Nervös, aber immer noch mürrisch, verschränkte ich meine Arme vor der Brust, blieb damit an Ort und Stelle stehen. „Danke, ich stehe bequem.“, presste ich zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen hervor. Sie taten in meiner Anwesenheit vielleicht nett, aber ich war immer noch stink sauer auf sie. Irgendetwas hatten sie mit mir angestellt, was nicht normal für einen Mensch war und ich wollte endlich wissen, was! Carlisle, der Arzt, war überzeugt von meiner Aussage, ging deshalb nicht weiter auf mich ein, doch gerade sein jüngerer Gefährte Edward wollte mich eines Besseren belehren. „Im Sitzen lässt es sich wirklich besser miteinander reden.“, entgegnete er nachdrücklich, sah mir dabei mit seinen karamellfarbenen Augen an, die ich ihm am liebsten ausgestochen hätte, da ich plötzlich eine Wut in mir hoch brodeln fühlte, die nichts Gutes hieß. Ich kann nicht verhindern, dass meine Hände sich zu Fäusten ballen, dass Ziehen in meinem Hals wird immer stärker, aber ich ignoriere es. Mein Magen scheint Purzelbäume zu schlagen, dass aufgeregte siedend heiße Kribbeln bestätigte dies nur. Ohne den blonden Mann weiter zu beachten, wandte ich mich Edward zu und funkelte ihn aus wütenden Augen an, die meine Gefühlswelt am besten verkörperten. Mit Zufriedenheit sehe ich sein leises, kaum hörbares Schlucken wie er sich abwendet. Gut, ich hatte endlich den gewünschten Effekt hervorgerufen, vielleicht nahm er mich dann ernst und unterließ es mit mir zu reden, als würde ich ein kleines, gestörtes, verängstigtes, total paralysiertes Mädchen sein, was unbedingt eine helfende Hand benötigte. „War ich auch so?“, fragte Edward den anderen, obwohl ich nicht genau den Sinn dieser Frage erfassen konnte. Was meinte er damit? Er tat gerade so, als würde ich ihm jeden Moment an die Kehle springen würde, was natürlich ein verlockender Gedanke war, aber viel zu viel Dreck hinterlassen hätte. Wer sollte das sauber machen? Carlisle dagegen musste schmunzeln, da ihn Esmes aufbrausende Art gefiel, die Edward einschüchterte, schließlich ließ sich der Jugendliche selten ihn die Schrank weißen, selbst von ihm selbst. Aber Esme faszinierte Carlisle immer mehr, je länger sie in seiner unmittelbaren Umgebung war. Ihre blutroten, Funken sprühenden Augen sprachen deutlich über ihre Gefühle, sie hätte dabei gefährlich gewirkt, wenn sie nicht so klein gewesen wäre. Edward dagegen war in seiner Anfangszeit kämpferischer gewesen, er legte es gerne aufs Ganze an, ehe er wieder zur Vernunft kam. „Nein, du warst eher von der Art deine Kraft sprechen zu lassen, Edward.“, sprach er den Jüngeren mit deutlich belustigtem Unterton aus der Stimme an. Missmutig lehnte Edward sich im Sessel zurück, als würde er jeden Moment anfangen zu schmollen. Wo war ich hier noch mal gelandet? Allmählich kam ich mir nämlich wie eine Clownfigur vor, da sowohl Edward als auch Carlisle irgendwelche Geheimnisse um mich herum machten und sich über etwas unterhielten, womit ich nichts anfangen konnte, weil ich noch nicht einmal das Thema erfassen konnte. Ein Knurren, wie das einer Raubkatze, löste sich aus meiner Kehle, die daraufhin nur noch mehr zog. Verwirrt, aber auch um das Zusammenziehen irgendwie zu stoppen, griff ich mir an den Hals, die zwei anderen Personen blendete ich komplett aus meinen Gedanken, die meine Reaktion irritiert, auch besorgt, zur Kenntnis nahmen. Carlisle wollte sich schon erheben, als er Esmes keuchendes Einatmen vernahm, als ich mit der Hand abwinkte. „Es ist nichts.“, flüstere ich leise, um meinen Hals so wenig wie möglich zu bewegen, bevor er es mir wieder mit einem heftigen Ziehen heimzahlen konnte. Keineswegs davon überzeugte, wandte sich Carlisle an Edward. „Du weißt was zu tun ist. Mach dich auf den Weg und komm so schnell wieder, wie du kannst.“, redete er mit ernster Stimme auf den Jüngeren ein, der nur nickte, ehe er von einer Sekunde auf die andere verschwunden war. Weg, als hätte er die letzten Minuten nicht auf dem Sofa gesessen. Hatte er das auch so gemacht, als ich oben allein sein wollte? „Esme?“ Carlisle sah mich fragend an, um meine Aufmerksamkeit ringend, die ich ihm nur ungern geben wollte. Er wusste genau, was mit mir war, vermutlich hatte er mich so verändert, wenn ich ihm die Macht über dieses Gespräch gab, würde ich wahrscheinlich die Beine in die Hand nehmen, so unsicher war ich, auch wenn ich noch diese ungezügelte Wut in meinem Inneren spürte. Widerstrebend drehte ich mich zu ihm, vermied es dabei aber, aufs äußerste konzentriert, ihm ins Gesicht zu sehen. „Was bin ich?“, fragte ich mit kalter Stimme, die unangenehm von den Wänden widerhallte. Ich wollte eine Antwort und ich würde sie auch bekommen, selbst wenn ich dafür etwas grober werden musste. „Das ist nicht einfach zu erklären Esme.“, seufzte Carlisle leise. „Du hast bestimmt schon Eindrücke wahrgenommen, die anders waren, nachdem du aufgewacht bist. Anders als bei einem menschlichen Wesen. Leute unserer Art jagen, sie sind die perfekten Jäger, gemacht um zu töten, aber Edward und ich sowie einige kleinere Zirkel unterscheiden sich von ihnen. Wir jagen auch, aber auf andere harmlosere Art und Weise.“, erklärte er mir, wobei ich um ehrlich zu sein, nur Bahnhof verstand. Jagen? Töten? Zirkel? Von was redete dieser Mann? Carlisle bemerkte die Irritation in meinen Augen und seufzte im Stillen, um sich klar zu machen, wie er es mir am harmlosesten beibringen konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass ich überreagierte oder schlimmer, floh. Schweigend beobachtete ich den blonden Mann auf dem Sofa, der in Gedanken vertieft zu sein schien, um mir meine Situation doch noch irgendwie schmackhaft zu machen, während ich fieberhaft am Überlegen war, was genau mit mir passiert war. Einzeln zählte ich die Fakten zusammen: Bessere Sinneseindrücke, Schmerzen in der Kehle, kein…kein Herzschlag, kein Erröten, nichts was man von außen sehen könnte, außer meiner Augen, durch die ich noch Gefühle übermittelte. Apropo meine Augen, hatte Edward nicht wegen ihnen überreagiert? Schließlich hat er bestimmt schon mal eine Frau wüten sehen und war deswegen doch nicht gleich schockiert, es war eine normale Reaktion. Aber was war bei mir? Ich sah mich noch einmal aufmerksam im Raum um, doch es hing nirgendwo ein Spiegel, in den ich schauen konnte, also musste ich das nächste Badezimmer aufsuchen. Leise, darauf bedacht keinen Mucks von mir zu geben, legte ich den Rückwärtsgang ein, hielt meinen Blick direkt auf Carlisle gerichtet, um zu Not sofort zu stoppen, damit er keinen Verdacht schöpfte, dass ich gerade am Abhauen war. Als ich bereits den Türrahmen erreicht hatte, atmete ich erleichtert auf und verschwand schnell hinter der Kurve, um zu der Treppe zu gelangen, die ich bereits vorhin runtergekommen bin. Ich schlich sie hinauf, warf dabei immer wieder nervöse Blicke ins Wohnzimmer, doch kein Laut drang an meine nun besseren Ohren, der mich hätte alarmieren müssen. Schnell verschwand ich im Badezimmer, bevor mir noch irgendein Fehler unterlief. Ich nahm mir keine Zeit, dass Badezimmer genauer zu inspizieren, obwohl es bestimmt genauso hübsch eingerichtet war, wie die anderen Räume, sondern suchte einfach nur den Spiegel über dem Waschbecken auf der linken Seite, um meine Theorie bezüglich meiner Augen näher zu kommen. Ich wollte wissen, ob ich falsch oder richtig lag, aber gleichzeitig musste ich mich der Angst stellen. Angst, nun anders zu sein, gefährlicher. Als sich mein bleiches Gesicht oval im Spiegel abhob, schlug ich mir vor Entsetzen die Hand vor den Mund, um einen Schrei zu verhindern, der bestimmt bis zur Nachbarschaft, wenn es die denn gab, gereicht hätte. Was zum Teufel hatten sie mit mir gemacht?! War das alles hier ein schlechter Scherz, irgendwo eine versteckte Kamera?! Allmählich glaubte ich nämlich meinen Verstand zu verlieren, wenn ich es nicht selbst im Spiegel sehen würde. Ein Gefühl ergriff mich, was ich schon seit sehr sehr langer Zeit nicht mehr gespürt hatte, etwas, was ich eigentlich nie mehr spüren wollte, doch in diesem Fall machte ich überaus gerne eine Ausnahme! Heiß, beinahe Lava artig, brodelte es in meinem Magen hoch, der sich schmerzhaft zusammenzog vor unterdrückter Wut und verteilte sich rasend schnell durch meinen Körper, bis hin zur kleinsten, noch so unbedeutenden, Zelle. Alles stellte sich bei mir auf Durchzug, jedes irgend mögliche rationale Denken schaltete sich ab. Meine Sinne schärften sich, zum Zerreißen gespannt. Jedes Quintchen an Geräuschen nahm ich war: Das Zwitschern eines Vogel außerhalb des Hauses, das gleichmäßige Atmen von Carlisle unten in der Wohnstube, selbst der angenehme, sanfte Wind draußen hörte sich für mich unangenehm laut an, als das Adrenalin durch meine Adern schoss. Mit einem knurrendem Laut, der mich irritierender Weise an einen Hund erinnerte und zudem aus meiner Kehle erklang, wandte ich mich der Badezimmertür zu, packte den Griff und öffnete sie ruckartig. Am liebsten wollte ich sie einfach nur an die Wand klatschen, an der sie angeschraubt war, aber die Wirkung, dass sie sich plötzlich unter bedrohlichem Ächtzen aus den Angeln hob, der Türknauf sie gefährlich in meiner Hand verbog, erzielte bei mir den vergleichbaren Effekt. Obwohl ich zunächst ziemlich erstaunt war, konnte ich meine Wut nicht vergessen, die sich wie ein undurchdringlicher Nebel um mein rationales Denken legte, sodass ich die Tür einfach achtlos fallen ließ und nicht einmal zusammenzuckte, als sie schwer auf den Fliesen aufkam, die ein mieses Knacken unter der Belastung von sich gaben. Elegant stieg ich über die gebrochene Tür hinweg, ohne ihr weiter Beachtung zu schenken, da ich momentan etwas Besseres zu tun hatte, etwas viel Besseres. Einen blondhaarigen, hirnlosen, unverantwortlichen Mann, der eigenverantwortlicher gar nicht hätte handeln können und mir damit mehr als nur meinen schlimmsten Alptraum beschert hat. Die Hölle. Ich ging in eine gebückte Haltung unter, um mich wie eine Raubkatze an mein neu anvisiertes Opfer zu pirschen, ohne, dass er mich bemerkte, obwohl Carlisle den Krach gar nicht hätte überhören können, selbst bei seinem empfindlichen Gehör hätte er taub sein müssen, um mich oben nicht gehört zu haben. Aus reinem Instinkt wusste ich, dass ich ihm überlegen war, sogar bei weitem. Würde ich ihn angreifen, obwohl ich nicht wusste, was für Kräfte ich genau besaß, ohne Vorwarnung, hätte er keine Chance gegen mich. Ich überlegte nicht weiter. Das Hier und Jetzt schien in meiner Wahrnehmung zu verschwimmen, ich konzentrierte mich nur noch auf meine Sinne, die so greifbar waren, wie nie zuvor. Ich wollte etwas tun, ich wollte ihm etwas tun! Ihm, der mein ganzes Leben aus den Fugen gebracht hatte! Hätte er mich doch nur im Krankenhaus verrecken lassen, meine Zeit war ohne mein Baby gekommen, es sollte dort vorbei sein, doch dann meinte der blonde Obermaker ankommen zu müssen, nur um mich von dem Fall, dem Unausweichlichen, zu retten oder wie ich es passender formulieren würde: Mich gewaltsam in das Leben zurückholte, mit dem ich schon längst abgeschlossen hatte, zusammen mit meinem toten Baby, meinem widerlichen Ehemann und meiner ahnungslosen Halbschwester, die irgendwo in Florida mit ihrer Tochter samt Ehemann wohnte. Oh ja, dachte ich sarkastisch, dass Leben meinte es richtig gut mit mir. Ab dem Moment schaltete ich einfach mein rationales Denken aus und stürzte mich auf Carlisle, der nur noch Zeit genug hatte, erstaunt, vielleicht auch verwundert, dass ich den Mut nahm einem fremden Mann den Hals umzudrehen, den Kopf in meine Richtung zu wenden, ehe ich ihn durch meinen Hechtsprung, der wie ich fand, mir äußert gut gelungen war, vom Sofa auf den Boden riss, zwischen die kleine Lücke, die es zwischen dem Tisch und dem Sofa überhaupt gab. Mühelos hatte ich meine Handgelenke an seinen Armen lang streichen lassen, bis ich seine Hände zu packen bekam und sie, genauso wie den Rest seines Körpers, auf den Boden drückte. Ich saß zwar nur auf seiner Hüfte, aber trotzdem konnte ich ihn seltsamer Weise am Boden halten, aber wahrscheinlich lag es zum Teil auch einfach da dran, dass er sich nicht sonderlich wehrte, kaum einen Versuch machte von mir loszukommen. „Was. Hast. Du. Mit. Mir. Gemacht?“, raunte ich ihm ganz nahe an seinem Gesicht zischend zu, da ich mich soweit es mein Gleichgewicht zuließ zu ihm runtergebeugt hatte, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen. Sein warmer Atem strich bei jedem Atemzug, wodurch sich seine Brust hob und senkte, über meine Wangen, bereiteten mir aber keinen Schauer, der mir über den Rücken lief, viel zu vertieft war ich in meiner überbrodelnden Wut, die mir den Magen schmerzhaft zusammenzog. Mit meinen blutroten Augen, die für Außenstehende Funken warfen, natürlich nur im übertragenem Sinne, versuchte ich ihn zu erdolchen, ihn in seine Schranken zu weisen, ihm eine auszuwischen, jedoch traf ich dabei nur auf einen neutralen, viel zu ruhigen, emotionslosen Blick, der jedem gnadenlosen Gerichtsvollzieher alle Ehre gemacht hätte und mich zudem verwirrte, da ich eigentlich damit gerechnet hätte, ihn überrascht zu haben, da er sich ansonsten nicht so einfach hätte vom Sofa reißen lassen. Spielte er mit mir oder war es etwas Ernstes? Ich konnte es mir selbst nicht erklären, aber es blieb mir auch nicht viel Zeit dazu, denn aus meinem Augenwinkel sah ich eine abrupte Bewegung, die deutlich schneller als normal war. Ruckartig wandte ich mit der Terrassentür zu, die nur leicht angelehnt war und entdeckte Edward, der irgendetwas in Händen hielt, mir dabei aber fest, fast finster, in die Augen sah, meinen Blick damit fesselte. Ich schwieg angespannt, während sich Edwards und mein Blick ineinander verharkten, sich gegenseitig aufzuspießen schienen, wobei ich nicht deuten konnte, wer von uns beiden die Oberhand hatte. Nur hatte ich Schwierigkeiten mich auf meinen Feind zu konzentrieren. Carlisle lag noch immer unter mir, ihm wollte ich an die Kehle, nicht Edward. Der Junge tat mir nichts und ich glaubte auch nicht, dass er etwas mit der Entführung aus dem Krankenhaus zu tun gehabt hatte, alles sprach gegen den Blonden man, der zudem noch einen Arztkittel besaß, der mich nur sehr schwer an seine Unschuld glauben ließ. „Esme, lass Carlisle bitte los.“, bat mich der Jugendliche mit sanftem, beruhigendem Ton. Einen Moment fragte ich mich selbst, was ich hier eigentlich machte. Sonst verhielt ich mich doch auch nicht so aufgewühlt und aggressiv, im Gegenteil: Ich war sonst immer der Ruhepol für alle, besänftigte sie, bevor ein Streit überhaupt ausbrechen konnte. Warum gelang es mir gerade jetzt nicht? Es fühlte sich an, als würde ich gegen meine Instinkte ankämpfen, würde ich den Mann unter mir jetzt loslassen, denn er hatte mir immer noch keine Antwort auf meine Frage gegeben. „Was bin ich?“, stellte Edward in den Raum, wich meinem verwunderten Blick aber nicht aus. „Diese Frage, Esme, habe ich mir zu Anfang auch gestellt. Du bist wütend, erzürnt, genau wie ich es damals war. Ich kann dich verstehen, sehr gut sogar. Ich habe mich auch noch nicht damit abgefunden, was ich bin, ich habe es nur akzeptiert.“, erklärte mir der Jugendliche auf so eine Art und Weise, dass ich nicht mal auf den Gedanken kam er könnte lügen. Ich presste meine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, lockerte langsam meinen Klammergriff um Carlisle Handgelenke und zog sie schließlich zurück. Trotzdem ließ ich es mir nicht nehmen, weiterhin auf seiner Hüfte sitzen zu bleiben, nur um auf Nummer sicher zu gehen, dass nicht gleich er den Spieß umdrehte und mich Angriff. „Dann beantworte mir die Frage Edward.“, verlangte ich. Der Jugendliche vor mir brauchte nicht zu fragen welche. Die Fähigkeit des Gedankenlesens machte es ihm sehr einfach. Gespannt hielt ich die Luft an, als ich auf eine Antwort wartete. Meine brodelnde Wut hatte sich zu einem Eisklumpen zurück entwickelt, der mir schwer im Magen lag. Ich verspürte das Gefühl einer Gänsehaut in meinem Inneren, die durch Angst ausgelöst wurde, doch äußerlich bildete sich auf meiner Haut gar nichts. Doch als der Jugendliche dann schließlich den einzigen Satz, den ich hören wollte aussprach, fiel ich in ein dumpfes Loch, aus dem ich glaubte nie wieder auftauchen zu würden. „Du bist ein Vampir Esme.“ So, das war es wieder^^ Hat ziemlich lange dauert, ich weiß >-< Aber mir wollte partout nichts einfallen und ich hatte in letzter Zeit so viel mit meiner Ausbildung zu tun, dass ich einfach nicht zum Schreiben gekommen bin >-< Aber ich werde mich nun bemühen, bei allen meinen FFs so schnell wie möglich weiter zu schreiben, obwohl ich euch nichts Genaues versprechen kann, da ich ab Morgen meine Ausbildung anfange ^-´ Deswegen habt bitte Verständnis für mich >-< Ich hoffe trotzdem das Kapi hat euch angesprochen und würde mich freuen, wenn ihr euch auch weiterhin für meine FFs interessiert^^ Lesemaus PS: Das nächste Kapi, dass ich schreibe ist für meine FF von Shaman King >Dein Spiegelbild<, da ich dort auch schon eine Weile nicht weiter geschrieben habe^^ Das Kapitel ist bereits in Arbeit und dürfte innerhalb der nächsten Woche, wenn es nicht allzu stressig wird, erscheinen^^ Kapitel 3: Die Flucht --------------------- 4.Kapitel Die Flucht „Du bist ein Vampir.“, hallte es unwirklich in meinen Ohren wider, wobei ich widerstehen musste mir eben diese zuzuhalten. Das konnte nicht wahr sein, es durfte nicht wahr sein! Es gab Legenden, ja, aber nie eine Spur der Wahrheit über diese Wesen. Sie galten als Mythos, Inhalt von Gruselgeschichten, um kleine Kinder davon abzuhalten, zu spät nach Hause zu kommen. Blutrünstig, unnahbar in ihrer Gestalt und Erscheinungsbild, die normale Menschen daneben wie Krüppel aussehen ließen, aber diese Zwei waren anders, auch wenn ich noch nicht erfassen konnte, in welcher Weise. Die Stille, die das Haus umgab, war gruselig, unnatürlich, wobei ich erst spät bemerkte, dass es daran lag, dass ich den Atem anhielt, jedoch kein Bedürfnis verspürte überhaupt Luft holen zu müssen. Da war gar nichts, nicht einmal ein Herzschlag und es würde auch nie wieder etwas zu hören sein. Nie wieder! Ich war über Carlisle erstarrt, hatte noch immer sein Hemd am Kragen gepackt, das jeden Moment an Material nachzugeben drohte, der Stoff knirschte bereits Unheil verkündend. Ich wusste, dass mein Mund vor Überraschung und Unglauben aufstand, da ich gerade zu einer spitzen Bemerkung meinerseits angesetzt hatte, als Edward mir diese Worte um die Ohren schleuderte. Seine Stimme hatte einen monotonen, ruhigen Ton, seinen Gesichtsausdruck konnte ich von meiner Sicht aus nicht erkennen, doch ich hatte das nagende Gefühl, dass er das Gesicht vor Ärger verzogen hatte, als würde er sich selbst hassen, für das, was er war. Der Mann allerdings unter mir, starrte mich mit geweiteten Augen an, vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, dass gerade Edward die Initiative ergriff, mir zu offenbaren, was mit mir geschehen war, was ich jetzt genau war! Aber ich verspürte nichts, kein Gefühl, nicht einmal Traurigkeit. Eine kalte Mauer schien sich um mein Herz zu legen, um den Rest meines menschlichen Daseins zu schützen, den Rest eines lebenden Organismus. Schon oft hatte ich diese wenigen Schocksekunden im Fernsehen gesehen, bevor ein wahrer Sturm von Gefühlen und Emotionen ausbrach und heftiger Streit entbrannte, meist zwischen Geliebten oder Familienmitgliedern, doch bei mir war nichts dergleichen, wirklich gar nichts. Ich fühlte mich leer, eine gähnende Leere klaffte in mir, dabei konnte ich alles logisch erfassen. Alles machte einen Sinn: Die Schmerzen in der Kehle, die blutroten, Angsteinflößenden Augen, die ungeahnten Kräfte, mit denen ich mühelos die Badezimmertür zertrümmert hatte und die vielen Sinneswahrnehmungen, die mich immer noch verwirrten, und verwirrt hatten, als ich oben im Schlafzimmer aufgewacht war und sie wie eine Flutwelle über mich gerast waren. Am liebsten wollte ich weinen, doch nicht einmal das schien ich zu können, das vertraute Brennen der Augen blieb aus, keine verräterische rote Gesichtsfarbe, keine Verschleierung der Sicht durch Tränen, die später an meinen Wangen herabkullern würden. Angst machte sich in mir breit, Angst vor mir selbst, vor dem, was ich nun war und bleiben würde, für eine sehr, sehr lange Zeit bleiben würde. Mein Griff um Carlisles Kragen lockerte sich. Meine Muskeln spannten sich an, bereiteten sich auf eine Anstrengung vor und ich stieß mich mühelos vom Boden am, flog wenige Sekunden in der Luft, ehe ich katzenhaft auf dem Fußboden landete, in einer Kauerhaltung, die raubtierhaft wirkte, als hätte ich mein nächstes Opfer im Visier, aber das genaue Gegenteil war der Fall: Ich hatte einen Sicherheitsabstand von den beiden genommen, um mich von ihnen zu befreien. Ich hatte für mich selbst entschieden, dass ich gehen würde, sofort und unwiderruflich! Momentan war es mir egal, dass ich ein Vampir war, ich wusste nur, ich musste hier weg, ein für alle mal, sonst würde ich noch etwas tun, was ich mir später nie verzeihen würde. Wenn ich jetzt nicht das Weite suchen würde, würde die angestaute Wut, die bereits unheilvoll unter meiner Haut kribbelte und nur darauf zu warten schien, einen Riss in meiner Selbstbeherrschung zu finden, aus mir herausbrechen und ich glaubte, dann würde wirklich gar nicht, absolut gar nichts mehr von diesem Haus stehen bleiben. Die Haustür war nicht weit entfernt, Carlisle war noch zu überrascht von meiner Überrumpelung, also musste ich wenn nur Edward entkommen, wobei ich den Nachteil hatte, dass ich nicht genau ausmachen konnte, wie schnell er war. Ich wusste, dass ICH schnell war, doch er? Wenn ich Pech hatte, mir heute da oben jemand hasste, würde er mich einholen und wieder zurückschleppen, dass war definitiv das letzte, was ich wollte. Ich sah, wie sich Edwards Augen bei seiner Erkenntnis weiteten. Meine einzige Chance! Ich sprang auf und stürmte davon, ohne mich noch einmal umzudrehen. Obwohl er es verdient hätte, ließ ich die Haustür im ganzen Stück stehen, es widerstrebte mir irgendetwas zu zerschlagen, es passte wenig zu meinem freundlichen, offenen Wesen, was für immer durch das neue Wesen in mir verdrängt wurde. Draußen dämmerte es bereits, kurz sah ich mich um, entschied mich dabei versteckt zu halten und dies konnte ich nirgends anders besser, als im Wald, der direkt neben dem Haus begann. Während ich davon sauste, die Haare versuchte zu bändigen, damit sie meine Fährte nicht so leicht aufnehmen konnten, begannen sich die Forten des Himmels zu öffnen, die vorher schon durch eine dicke, dunkelblaue, finster wirkende Wolke angekündigt wurde. Ich hieß den Regen willkommen, meine Chancen stiegen zu entkommen und ich wollte unbedingt weg von diesen Leuten, meine Gedanken überschlugen sich bei ihren Taten. Angespannt hielt ich die Luft an, lauschte angestrengt auf andere Schritte, obwohl meine schon so leise waren, als wäre ein Schmetterling auf einer wild wachsenden Wiesenblume gelandet und wieder abgehoben, also schwierig. Kraft pulsierte in meinen Muskeln, ich hätte immer so weiterlaufen können, würde ich nicht verfolgt worden, denn Edward hatte meine Gedanken gelesen, er würde nicht zögern mir umgehend zu folgen. Ob er wohl befürchtete, dass ich auf fremde, wehrlose Menschen losgehen würde? Schließlich war das Brennen in meiner Kehle noch da, durch mein spärliches Wissen über die Vampire, blieb mir nur noch zu schätzen, dass gerade dies höchstwahrscheinlich der Blutdurst war, dem jeder Vampir erlag und ich betete, dass mir kein Mensch oder größeres Tier begegnete, ich wollte es in dieser verworrenen Situation nicht herausfordern auch noch zu töten, allein der Gedanke daran schnürte mir meinen Magen schmerzhaft zusammen, unmöglich, lieber hungerte ich mich runter und krepierte vorher, als irgendjemand oder –etwas anzufallen! Das kühle Nass, zumindest sollte es sich so für mich anfüllen, doch auf mich wirkte es irgendwie war, als besäßen wir fast dieselbe Temperatur, durchweichte innerhalb weniger Minuten, die mir durch die verschwommenen Umrisse der an mir vorbei zischenden Bäume wie Augenblicke vorkamen, die frisch angezogenen Kleider, die, wie sollte es auch anders sein, sich wie eine zweite Haut an mich schmiegten, auf eine unangenehme Art und Weise. Sie wurden schwer, klebten zusammen und nahmen mir so einen Teil meiner Bewegungsfreiheit, doch noch bestanden keine ernsthaften Sorgen. Meine Haare verfilzten zusätzlich, dass Wetter vertrug sich damit überhaupt nicht. Angestrengt versuchte ich an nichts zu denken, einfach nur das Hier und Jetzt zu spüren, damit Edward mich nicht fand, da ich nicht glaubte, dass Carlisle sich auch noch auf den Weg gemacht hatte. Zu zweit wären sie zwar in der Überzahl gewesen, aber auf den blonden, leider gut aussehenden Arzt, hatte ich nicht mit Wohlwollen reagiert, meine Gefühlsspate reichte bei ihm eher meterweit in die andere Richtung. Ich spitzte die Ohren, lauschte auf jeden Laut des Waldes. Tiere bewegten sich in ihm: Vögel stoben aus den Baumkronen, Rehe schreckten hoch, ganze Käferkolonien zogen sich in ihre Wimpfel zurück, so als würden sie einen sechsten Sinn für eine Gefahr haben: Mich. Es war eine erschreckende Erkenntnis, aber ich konnte es nicht ändern. Was mich viel mehr in Panik und nackte, unbeschreibliche Angst versetzte, war das unverfälschte Pochen der Herzen in diesem Wald. Diese Töne schienen sich in mein Gehirn zu fressen, obwohl ich mir immense Mühe gab, sie beiseite zu schieben, aber es hatte keinen Sinn. Das Brennen in meiner Kehle schien sich in eine ätzende Säure verwandelt zu haben, so sehr brannte es. Ich hatte Schwierigkeiten überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen, es warf mich zu sehr aus der Bahn! Gab es überhaupt irgendwo einen Ort, wo ich mit mir allein war? Mein Kiefer knackte protestierend, als ich während des Laufens meine Zähne zusammenbiss, um nicht der Versuchung zu widerstehen, irgendetwas Dummes zu tun. Irgendetwas schob sich über meine Lippen und brachte mich so aus der Bahn, dass ich beinahe gegen den nächsten Baum rannte. Fangzähne! Verdammt noch mal ich hatte Fangzähne! Kaltes Entsetzen machte sich in mir breit, kühlte meinen Körper noch weiter ab, als er es eh schon war. Ich schlug eine andere Richtung ein, weg von all diesen Geräuschen und Gerüchen, die mir vielsagend in der Nase prickelten, als stünde vor mir mein Lieblingsessen. Ich wusste nicht genau, wohin ich wollte, aber ich erkannte es sehr schnell, als mir eine Duftfahne von salziger Meeresluft entgegenkam. Das wunderbare Meer. Um diese Zeit und dem peitschendem Regen von allem und jeden verlassen, selbst die Tiere suchten im großen, dichten, durch die Baumkronen geschützten, leuchtenden Wald Schutz, niemand wäre jetzt hier. Es war das perfekte Versteck für mich! Ich raste runter zum Strand, den schmalen, sandigen Pfad hinunter übersah ich mit Absicht, stattdessen sprang ich vom Felsvorsprung die sieben Meter in die Tiefe. Ich wusste, ich würde mir nichts brechen, sonst hätten mir meine anderen Aktionen in Carlisles Haus schon längst das Genick gebrochen. Der breite Streifen feinster Sand verlief in beide Richtungen kilometerweit, bis sie hinter der Kurve verschwanden, die den weiten Horizont versteckte. Rechts von mir, keine fünfzig Meter von mir entfernt, verwandelte sich der körnige Boden in eine klaffende Felsenstrecke, die einen die nackten Füße aufreißen konnte, sollte man auf sie treten. Das Wasser fraß sich in den Felsen hinein, gestaut von seiner Kraft, die es aus dem Meer entzog, peitschte es gegen den harten Stein, spritzte nach oben und bildete die berühmte Brandung, bei der kleinste Wassertropfen meterweit flogen, bis sie erst dann auf die Erde trafen. Die Strömung musste an dem Ort gewaltig sein, es hätte mich nicht gewundert wären an diesem Ort schon mehrere Menschen drauf gegangen. Ob mir so etwas passieren konnte? Eigentlich nicht, ich brauchte keinen Sauerstoff mehr, also konnte ich einen Tauchgang mit uneingeschränkter Zeit machen. Trotzdem machte es mich traurig, nun anders zu sein, ich fühlte mich einfach nicht wohl in meiner Haut, beinahe fremd, als wäre ich nur die Hülle, nichts weiter. Ich verlangsamte meinen Schritt, bis ich zum Stehen kam und unschlüssig stehen blieb. Von oben herab vermochte man mich erst zu sehen, wenn man nahe genug am Rand stand, aber so wie ich Edward einschätzte, in der kurzen Zeit, in der ich ihn kennengelernt hatte, würde er wirklich gründlich nach mir suchen, allein schon um alles zu erklären, vernünftig, aber für mich gab es kein vernünftig sein mehr. Vampir war Vampir und würde auch Vampir bleiben, egal was er versuchte daran zu ändern. Eine kleine Hoffnung stieg in mir auf, als ich eine kleine Einkerbung im Felsen von weitem sah, als hätte sich eine Höhle hinein gegraben. Vielleicht war dieses mal ein klein wenig Glück auf meiner Seite, vielleicht konnte ich dieses eine Mal selbst entscheiden, was genau mit mir passierte. Kein Carlisle, kein Edward, kein Verlobter, der mir diese Entscheidung abnahm, nur weil er glaubte, ich würde dazu nicht allein in der Lage sein, zu unterbelichtet oder einfach über mich bestimmen sollte. Ich trat näher und spürte einen freudigen Hüpfer oder zumindest das vertraute Gefühl davon, als ich feststellte, dass meine Vermutung gold richtig war. Tatsächlich hatte sich über die Jahre eine kleine Höhle gebildet, nachdem das Wasser immer und immer wieder gegen die Felswand, die vorher dort gestanden hatte, geprescht war. Sie war zwar dunkel, modrig und feucht, aber es war besser als gar nichts und ich würde sowieso in dem Fall nichts mehr spüren, so wie ich jetzt war. Hoffentlich machte Edward einen großen Bogen hier herum, obwohl er ziemlich blind sein müsste, da ich mir keine Mühe gegeben hatte in irgendeiner Weise meine Spuren zu verwischen, wenn ich jetzt genau darüber nachdachte, könnte ich meinen Kopf gegen die Wand schlagen. Wo hatte ich heute meinen Denkapparat gelassen? Wahrscheinlich in meinem alten, nicht mehr vorhandenen, menschlichen Körper. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und machte den ersten Schritt, der sich durch mein feines Gehör wie ein mächtiger Schlag auf der feucht glänzenden Erde anhörte. Wenigstens würde ich ihn hören, wenn er die Höhle betrat, vielleicht führte sie im Inneren noch zu einem anderen Ausgang, sodass ich notfalls fliehen konnte. Unbeholfen tastete ich mich an der Wand entlang, wer hatte jemals behauptet Vampire sähen elegant aus? Ich würde dagegen wie ein unbeholfenes Fohlen aussehen, das gerade das Laufen lernte. Stellenweise stolperte ich beinahe über hervorragenden Steinen, die spitz aus dem Boden ragten. Obwohl ich in der Höhle wirklich alles sah, hatte ich meinen Körper kaum unter Kontrolle, der anscheinend den jetzigen Zeitpunkt dazu ausgesucht hatte, um ein Burn Out zu haben. Mit einem mal verließen mich meine Kräfte und ich konnte nichts anderes mehr tun, als weiter hinten in eine kleine, vom herein wehendem Wind und vor neugierigen Blicken geschützte Ecke zu kauern, die Beine eng an meinen Körper gepresst, dabei meine Arme stützend um sie geschlungen. Meinen Kopf drückte ich gegen meine Knie, lange rote Haare verdeckten mein Gesicht. Der Schmerz in meiner Kehle nahm immer weiter zu, am liebsten hätte ich meine Faust gegen die Wand raßen lassen und hätte geschrieen, bei soviel Scheiße, die ich momentan durchlebte, doch ich wusste es besser, diese Aktion hätte mir nur eine gebrochene Hand eingehandelt und die wollte ich mir gerade jetzt wirklich nicht antun, zudem ich nicht wusste, wie sich diese Verletzung in meiner neuen Gestalt auf meinen Körper auswirken würde, der nach Blut förmlich schrie. Ich wollte nicht, ich konnte nicht und ich würde nicht. Solange ich noch meinen Verstand hatte, dass schwörte ich mir, würde ich kein Blut zu mir nehmen, egal ob ich kurz vor dem Verrecken stand, selbst das wäre mir angenehmer, als als wandelnde Leiche durch die Gegend zu schwanken und braven Bürgern, die Nachts nur eine Runde Spazieren wollten, die Kehle aufzureißen, um an den roten Lebenssaft von so vielen Menschen auf dieser Erde zu kommen. Ich hatte Angst vor mir selbst. Angst vor diesem Körper, der mich in eisernen Klauen hielt. Selbstmordgedanken kamen mir zwar noch nicht in den Sinn, aber wodurch konnte ein Wesen wie ich es war schon sterben? Weder durch Kälte, noch Hitze. Kein von Menschenhand erschaffenes Metall konnte uns töten, ich erinnerte mich da nur an die Badezimmertür. Sie hatte nachgegeben, einfach so. Mit Carlisle und Edward war ich unfreiwillig an die Spitze der Nahrungskette geklettert, von der ich nun nicht mehr herunterkam. Ein hoffnungsloser Seufzer entwich meinen Lippen, ehe ich versuchte mein Denken abzustellen und nur auf die Geräuschkulisse zu achten, die mich umgab. Ein flüchtiger Blick zum Meer verriet mir, dass bereits die Dämmerung einbrach, doch Sorgen musste ich mir deshalb nicht machen. Meine Augen konnten in der Nacht besser als ein Nachtsichtgerät arbeiten. So gut es ging, ignorierte ich die vor sich hin hämmernden Herzen in näherer Umgebung, die heimlich auf mich einzureden schien, mich schwach zu machen, damit ich am Ende doch noch die Beherrschung verlor und jedes Lebewesen im Umkreis von fünfhundert Metern gnadenlos nieder metzelte. Es war schwer, verdammt schwer sogar! Es war, als wäre ich ein Verdursteter, den man auf einer einsamen Insel ausgesetzt hatte, keine Hoffnung, diese jeweils wieder zu verlassen und elendig zu Grunde zu gehen, weil er nichts anderes bei sich hatte, als eine halbe Flasche Wasser, die nicht länger als einen Tag reichen würde. Jetzt käme die große Frage: Die Flasche Wasser in den Sandboden niederstarren und eher draufgehen oder sich die kühle, Durst löschende Flüssigkeit gnadenlos die Kehle einzuverleiben, mit genau dem gleichen Hintergedanken, dass es trotzdem nicht vom Tod abbringen würde, aber doch eine letzte, zufrieden stellende Henkersmahlzeit war. Vielleicht könnt ihr euch jetzt verstehen, in welchem Zwiespalt ich mich gerade verzweifelt wand? Gut! Dann bekam ich plötzlich einen Schlag ins Gesicht. Betäubt von dem Schmerz, sah ich auf, doch niemand stand vor mir mit erhobener Hand. Hatte ich mir das nur eingebildet? Aber es hatte sich so echt angefühlt! Und dann bekam ich wieder einen Schlag ins Gesicht, doch nun vermochte ich ihn einzuordnen. Es war ein Geruch, ein berauschender, mich alles vergessen lassender Geruch, der sich wie ein Schlag anfühlte, als er auf meine mehr als empfindliche Nase traf. Ich wollte widerstehen, doch vermochte ich mich nicht zu entziehen. Schnüffelnd lugte ich unter meiner wirren Haarpracht hervor und hielt die Nase in den Wind, der frisch vom Strand hereinwehte. Da war dieser ganz eigene Geruch, der mich an Lavendel, flüssigem, gerade erst gereiften Honig, Rosenblätter im Badewasser, die langsam durch die erdrückenden Wassermassen nach unten gedrückt wurden und einer frischen Sommerbrise erinnerten. Ein geballter Fluss von Gerüchen, die mich geradezu dazu einluden auf die Person, wer immer sie auch sein mochte, loszugehen. Leise stöhnend hielt ich mir die Nase zu, um von der aufkeimenden Lust und Gier, dem erstickendem Brennen der Speiseröhre wegzukommen, die sogar meinen Magen beeinzuflussen schien, da dieser gerade protestierend aufbrummte. Oh ja, ich hatte hier eine willkommene Mahlzeit vor der Haustür stehen, die ihr Todesurteil unterschrieben hatte, wenn ich jetzt nicht meine sechs Sinne bei mir behielt. Danach hörte ich Schritte und wusste sofort, dass war ein Mensch, zumindest hatte es die Größe eines Menschen, als es in den Lichtwinkel der Höhle trat, sodass ich es sehen konnte. Mit gefurchter Stirn, zusammengepresstem Kiefer sah ich auf und erblickte direkt die Gestalt Carlisles, der am Eingang der Höhle stand und zu mir herüber spähte, genauso durchnässt vom Regen wie ich. In dem Moment war mein Kopf einfach nur leer, doch zwei Wörter zeichneten sich klar und deutlich in meinem Gedankensortiment ab, dass es beinahe gruselig war. In fetten rot blickenden Buchstaben blitzte in meinem Wort der Gedanke OH NEIN! mit Ausrufezeichen auf. Nun hatte ich verspielt. Hallo liebe Leute^^ Wie geht es euch? Ich hoffe gut^^ Endlich geht es nun auch bei mir weiter, ich weiß, ich habe wieder fürchterlich lange für dieses Kapi gebraucht, aber bin nun stolz, es euch präsentieren zu können!! Ich hoffe ich habe euren Geschmack getroffen, zumindest habe ich mir viel Mühe gegeben^^ Viel Spaß beim Lesen und ich hoffe ihr bleibt mir treu^^ Lesemaus Kapitel 4: Blutdurst -------------------- Kapitel 5 Blutdurst Irgendjemand mochte mich heute definitiv nicht, davon war ich überzeugt. Ich wusste nicht, ob es Gott gab, aber wenn ja, würde ich ihm am liebsten in den Hintern treten, verdient hätte er es! Das konnte doch nicht wahr sein! Von allen Lebewesen der Nacht, die in dieser Gegend lebten, und bedachte man darauf, dass es nur zwei gab, machte sich ausgerechnet Carlisle, der vorhin vor Überraschung zurückgeblieben war, als ich das Haus fluchtartig verlassen hatte, auf die Suche nach mir, obwohl Edward dies schon übernommen hatte, der die besseren Fähigkeiten dazu hatte, da er meine Spur mit Hilfe des Gedankenlesens nachvollziehen konnte. Mein Kiefer presste sich zusammen, zusätzlich hörte ich auf zu atmen, irgendetwas musste ich zur Linderung dieses Verlangens unternehmen, da ich die Luft nicht mehr zum Leben brachte, um diesem unstillbaren, brennenden Verlangen wenigstens etwas entgegenzusetzen, indem ich jetzt die Kontrolle über mich behielt. Ich musste einfach diesem Drang einfach nachzugeben, sich auf ihn zu stürzen und ihm irgendetwas anzutun, widerstehen. Niemandem würde es jetzt etwas bringen, wenn ich austickte, wobei ich mir mehr Sorgen um Carlisle machte, auch wenn er es verdient hatte, es lag einfach nicht in meiner Natur einem anderen Wesen zu schaden, selbst wenn es sich hierbei um einen Vampir handelte, der mich zu seines Gleichen gemacht hatte, nur um seine Einsamkeit zu überwinden, eine andere Person außer Edward wieder in seiner Nähe zu haben, die vom anderem Geschlecht war. Für mich war das keine Lösung. Natürlich, ich hatte keine Ahnung wie alt Carlisle war oder wie lange er schon allein mit Edward an seiner herumirrte, aber war es trotzdem ein Grund ein anderes Wesen aus seiner Lebenskette zu reißen, um es in eine neue Kategorie einzuteilen? Okay, ich hatte eh kurz vor dem Tod gestanden, aber ich hatte es so gewollt, hatte mich selbst die Klippe hinunterstürzen lassen, mit freiem Willen in die reißenden Fluten gestürzt, die mich sofort unter Wasser gespült hatten und mich tief unten in ihren Fängen umherwirbelten, damit ich dem Ertrinken gefährlich nahe kam, doch so hatte ich es doch auch gewollt. Der Schmerz über den Verlust meines Babys hatte mich gleichzeitig rasend und traurig gemacht, ich wollte nicht mehr leben, konnte nicht so weiter leben, also hatte ich das logischste gemacht, was mir in dieser aussichtslosen Situation übrig blieb: Selbstmord. Familie, die wurde mir genommen, Verlobter, hatte mich betrogen, mich erniedrigt, nur um seinen Spaß mit mir zu haben, meine Schwester… Einen Moment hielt ich in dem Wirr Warr meiner Gedanken inne. Meine Schwester…Hätte ich mehr Zeit über unsere gemeinsame Zeit nachzudenken, hätte ich wahrscheinlich angefangen zu heulen, wenn ich denn noch weinen konnte. Einmal waren wir die dicksten Freundinnen gewesen. Einmal, aber das war schon eine lange Zeit her. Kontakt hatten wir schon Jahre nicht mehr. Nun lebte sie mit ihrer kleinen Tochter und ihrem Mann, sehr wohl, sie hatte vor einem halben Jahr geheiratet, doch ich konnte trotz ihrer Einladung nicht hingehen, da mein Verlobter mich im Haus eingesperrt hatte. Ich hatte den schönsten Tag in ihrem Leben verpasst und ich bedauerte es immer noch. Ich hatte dabei sein wollen, sowohl als Brautjungfer, als auch als ihre Schwester, denn ich liebte sie noch immer und ich hoffte dieses innige Band, das uns nach all der Zeit noch verband, nie erlöschen mochte, denn dann würde ich ganz alleine sein. Über ihre kleine Tochter wusste ich nicht viel, nur dass sie wohl gerade ins Grundschulalter kam, wie gesagt, meine Familie hatte mehr Pläne mit mir gehabt, als mit ihr. Sie hatten sie eines Tages einfach vor die Tür geschmissen, ohne ein Dach über den Kopf und für mich keine Hoffnung, sie je wieder zu sehen. Ich schwor es mir: Sollte ich irgendwo noch einmal ein Lebenszeichen von ihr bekommen, ich würde mich sofort auf den Weg machen, die Koffer packen und mich in ihre Arme schmeißen, wenn ich denn willkommen war. Mit angehaltenem Atem versteckte ich meinen Kopf zwischen meinem Kinn, verkrampfte meine Finger in den blaufarbenen Jeansstoff, der ein Knirschen von sich gab, da meine Finger den Stoff gefährlich stark auseinander zu reißen drohten, wann ich wohl meine Kräfte unter Kontrolle bekam? Ich wagte zu bezweifeln, dass es allzu weit war, nachdem was ich schon alles in Carlisles Haus zerstört hatte. Geh weg, geh weg, geh weg…Ich wiederholte diese Worte wie ein Carma, dass mich beruhigen sollte, damit ich nicht vollends das rationale Denken ausschaltete und mich einfach wie von Sinnen trieben ließ, nur noch diesen exotischen Duft in mich aufsog, der alle meine Nerven nur auf sich zu konzentrieren schien. Von meinen eigenen Gedanken angeekelt wie noch nie, kauerte ich mich weiter in die kleine Kuhle, die mich hoffentlich ein wenig vor dem blonden, überaus gut aussehenden Vampir am Höhleneingang versteckte. Irgendwo musste doch auch mal ein klein bisschen Glück für mich übrig bleiben, bei dem was Gott heute da oben verschwendete, bei allen anderen Menschen, nur nicht bei mir, wobei ich momentan selbst einen kleinen Schubs in die richtige Richtung für eine großartige Unterstützung hielt. Innerlich fluchte ich. Gott, wenn es dich denn gab, würdest du dann bitte einmal zusehen und einfach das tun, was du immer gemacht hast? Leben retten!!! Wenn nicht gleich etwas passierte und ich hörte schon die präzis gesetzten Schritte, damit sie nicht auf den Boden ausglitten, näher kamen, würde dieser Arzt dran glauben. Für diese Situation konnte ich ihn erwürgen, er war Arzt, ein Vampir und das schon länger als ich, verdammt, kannte er denn die Reaktionen des vampirischen Körpers auf betörende Duftstoffe nicht?! Schließlich hatte er sie doch selbst einmal durchgemacht, auch wenn das bestimmt schon eine Ecke länger her war, das musste einem doch im Geist bleiben! Als dann aber der Klang von den widerhallenden Schritten an den Wänden beinahe vor mir war, konnte ich nicht anders, als erschrocken aufzusehen, als sich eine weiche, geschmeidige Hand auf meinen Kopf legte und wohl eben anfangen wollte, darüber zu streichelnd, hätte ich den Kopf nicht schlagartig gehoben. Da stand er vor mir: Sein blondes Haar klebte dunkel, nass und tropfend in seinem Gesicht, welches von einer angespannten, aber auch besänftigenden Miene eingenommen wurde, die jedoch nicht seine Augen erreichte, warum auch immer. Seine honigfarbenen Augen sprachen eine andere Sprache, die ich weder schon einmal gesehen noch wirklich zuordnen konnte. Ich vermochte nicht einmal sie genau zu definieren, da ich Angst hatte ihr einen Begriff zu geben. Etwas stimmte hier nicht, doch was? Eigentlich sollte er Angst vor mir haben und nicht ich, ich war gefährlicher, stärker als er, er war vielleicht schlauer, erfahrener und gerissener, doch war ich der Wolf im Schafspelz, da ich auch noch eine Frau war. Wer traute es einer Frau schon zu, Türen zerbersten zu können oder etwas durch die Gegend zu schleudern? Genau, niemand würde darauf kommen, dass ich eine Gefahr darstellen könnte, sobald ich meine Beherrschung verlor. Ich zuckte unweigerlich zurück, als er sich zu mir herunterkniete, damit wir auf einer Augenhöhe waren. Um nicht zu sprechen, biss ich mir auf die Unterlippe, massakrierte sie geradezu mit meinen Zähnen, damit ich eine Beschäftigung hatte, mit der ich mich auseinandersetzen konnte, ohne ihn wirklich beachten zu müssen. „Esme.“, mein Name hörte sich aus seinem Mund wie der eines kostbaren Schatzes an, den er wieder gefunden hatte, doch das wollte ich nicht glauben. Vielleicht versuchte er mich auch nur einzulullen, damit ich mich ihm anschloss. Stur und gepeinigt seinen Geruch noch intensiver wahrzunehmen, dass ich selbst beinahe versucht war, mir den Kopf gegen die Wand zu schlagen, wandte ich das Gesicht ab und kniff die Augen zusammen. Meine Gedanken rasten, als ich irgendwie versuchte einen Ausweg aus dieser ganzen Misere zu finden. „Verschwinde.“, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich glaube ich habe dir bereits vorhin unmissverständlich klar gemacht, was ich von dir halte.“ Autsch! Ich hätte mich selbst unter diesen psychischen Schlag krümmen können, wenn nicht gerade ich selbst ihn ausgeteilt hätte. Der ging eindeutig unter die Gürtellinie, weit unter die Gerüttellinie, aber das musste ich ihm ja nicht auf die Nase binden. Fahrig strich sich Carlisle eine Strähne seines Haares aus dem Gesicht, welche ihm unweigerlich dorthin gerutscht war. „Du machst es einem nicht gerade einfach.“, sprach er halb belustigt, halb ernst aus. Wahrscheinlich wollte er sich selbst Mut machen. Wütend drehte ich mich zu ihm um, sein Duft traf mich überraschend hart in der Nase, doch meine restliche Geduld hielt an dem einzelnen Faden, den ich mir mühsam aufgebaut hatte, wobei ich spürte, dass dieser bereits zu fransen begann fest, ich musste zusehen, damit ich hier endlich wegkam, wenn keiner mehr hinter mir her war, konnte ich auch weg von hier, vielleicht in das alte Elternhaus, indem ich meine halbe Kindheit verbracht hatte, ehe wir umgezogen waren. „Weder habe ich dir erlaubt mich zu duzen, noch mir in irgendeiner Weise zu folgen!“, spuckte ich ihm regelrecht ins Gesicht und ich konnte deutlich sehen, dass er ein klein wenig zurückzuckte. Gut, ich hatte ihn verletzt, auch wenn s mir keine Selbstbefriedigung verschaffte, ich war nicht dieser Typ von Mensch. Er fing sich erstaunlich schnell, typisch Mann halt. Dieser Kerl ließ sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen, wie ich es mir selbst erhoffte, bedachte man, dass ich kurz vor dem Ausraster des Jahrtausends stand. Seine Hand wollte nach meiner greifen, die immer noch die Jeanshose umfasste, aber ich sah dies kommen und entzog mich ihr, indem ich ruckartig aufstand, um an seiner Seite an ihm vorbei zu huschen. Obwohl ich wusste, dass mein Herz mit Sicherheit nicht mehr schlug, tat es einen Satz, als er meine Flucht vorhersah und mir durch einen Schritt zur Seite einen Strich durch die Rechnung machte. Anstatt halbwegs an ihm vorbeizukommen, landete ich an seiner Brust, spürte nur einen Augenblick später die Arme um meinen Rumpf, die mich mit ihrem starken Muskelspiel zu einer Umarmung an ihn drückte. Mein Kopf, vergraben an seiner Schulter, dem Hals viel zu nah, war mit einem Mal leer gefegt. Sein Duft überrollte mich wie eine Welle und ich ließ mich fallen, sprengte die Mauer meines Verstandes und fühlte einfach nur noch mit meinen sechs Sinnen, die komplett auf die Person vor mir gerichtet waren, zum Zerreißen gespannt. Sie wollten sich austoben, an ihm laben, ihn besitzen und für diese eine Minute gönnte ich es ihnen. Mein Bewusstsein schaltete ab. Eine Hand streichelte mir über den Rücken, ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich angefangen hatte zu zittern. Doch weshalb zitterte ich? Ich kannte keine Antwort auf diese Frage, zu gefangen von diesem Mann, der mich um den Verstand brachte. Ich schmiegte mich näher an ihn, wie eine Raubkatze, bereit ihr Opfer anzufallen. Meine Gedanken waren wie von einem dichten, undurchdringbaren Nebel, der mich die Situation erfassen ließ, als stünde ich ganz weit weg, als würde ich gar nicht aktiv teilnehmen, wie ein Zuschauer, der sich gerade ein Fußballspiel ansah und dabei bequem auf einem Plastikstuhl in einer Menschenmenge saß, die bei jedem Tor die Arme jubelnd wie eine Welle in die Luft hoben, die einmal durch das ganze Stadion fegte. Carlisle stockte in seinem Streicheln, als ich mich in seine Halsbeuge kuschelte. Ob er etwas ahnte? Ob er wusste, wie sehr er mir gerade ausgeliefert war? Nur noch ein paar Zentimeter und ich wäre an dem Ort angelangt, die meine Nase magisch anzog. Der Ort, an dem sich diese herrliche Blütenduft sammelte und mich noch einmal zusätzlich reizte. Hätte ich einen Herzschlag gehabt, hätte er mir bestimmt bis zum Hals geschlagen. Genießerisch sog ich die Luft ein, wäre dieser Geruch nicht so angenehm in meiner Nase, ich hätte ihn als ätzend bezeichnet. Dieser Geruch konnte bestimmt jede festgelegte Entscheidung von mir ins Wanken bringen. Dann spürte ich innerlich das, wovor ich am meisten Angst hatte, da ich in meiner neuen Gestalt noch nicht über diese Hemmschwelle getreten war: Der Geduldsfaden riss mit einem lauten, innerlichen Knall, der mich zusammenzucken ließ. Ich riss meine Augen auf, die ich entspannt geschlossen hatte, als ich mich gegen ihn sinken ließ. Selbst ein Außenstehender, ein Mensch, hätte in der Dunkelheit gesehen, wie ihr Rotton sich in die Farbe des Blutes umgewandelt hatte, der bedrohlicher nicht hätte wirken können. Ich konnte es mir gut denken, sahen sie doch schon im Badezimmer mehr als erschreckend aus. Ein mir unbekanntes Gefühl stieg in mir auf, dass ich noch nie gefühlt hatte. Ich ließ mich davon treiben, umhüllen, während ich darauf wartete, was der Vampir in mir tun würde, jetzt wo ich ihm jede Freiheit ließ, die er gebraucht hatte. Mit einem Schlag nahm das Brennen in meiner Kehle ab, schlagartig, als hätte jemand einen Knopf gedrückt, der jedes Empfinden abstellte, doch dann erkannte ich warum. Ohne mein zutun beugte ich mich nach vorne, ließ meine Nase über die Haut von Carlisles Hals wandern, wo ich das Blut darunter deutlich riechen konnte. Mit einem angenehmen Schauder, der mir über den Rücken lief, nahm ich zur Kenntnis, dass der Arzt auf mich reagierte. Er zog mich noch enger an seinen Körper, der in keiner Weise zu kalt war, da wir dieselben Temperaturen innehatten, bis kein Blatt mehr zwischen uns passte. Finger berührten meinen Hinterkopf und führten mich noch näher an seine Kehle. War es eine Bestätigung? Gab er mir hiermit die Erlaubnis etwas zu tun, was ich später bestimmt bereuen würde? Auch wenn der Gedanke sehr verlockend war, ihm die messerscharfen Zähne ins Fleisch zu schlagen und etwas von diesem betörendem Blut zu kosten, bei welchem mir schon der Magen anfing zu knurren, meldete sich mein schlechtes Gewissen, der menschlichte Teil, der trotz meiner weit ausgeprägten Vampirsinne noch immer stark genug vorhanden war, um dem Vampir in mir Parollie zu bieten. Ich bekam mich wieder in den Griff, kam von dem Tripp runter, der beinahe einen Blutrausch bei mir ausgelöst hätte. Beschämt wollte ich mich von Carlisle entfernen, stemmte sogar die Hände zum Protest gegen seine breite Brust, doch er ließ sich nicht beirren. Weiterhin hielt er mich an sich gepresst, mein Mund seiner Halsschlagader gefährlich nahe. Erneut wurde mir schwindlig. Ich musste weg hier, wenn ich keinen Rückfall erleiden wollte. „Trink.“, raunte er mir zu. „Dann wird es dir besser gehen.“ Protestierend öffnete ich den Mund, aber es war zu spät. Mein Fehler und der Arzt würde dafür bezahlen, auch wenn er sich über meinen Protest hinweg gesetzt hatte. Seine Hand grub sich in meine Naturlocken, als er mich dazu brachte ihn zu beißen. Meine Zähne glitten durch seine Haut, wie ein Messer durch Butter. Es war viel zu leicht gewesen! Das köstlichste Blut floss in meinen Mund, umspülte meine Zunge, ehe es in meinen Rachen lief. Auch wenn ich wusste, dass ich nicht ersticken oder mich verschlucken konnte, zwang ich mich widerstrebend zu schlucken. Und danach war alles anderes. Kein Schmerz mehr da, nur noch der Hunger, der übermenschlich zu sein schien, als hätte ich seit Wochen nichts gegessen. Meine Hemmungen über Bord werfend, schlang ich meine Arme um ihn, um mich an ihm festzuhalten, da ich Angst hatte mit meinen wackligen Beinen jeden Moment umzufallen. Leise stöhnend tat ich es ihm gleich meine Hände durch sein Haar zu wühlen, um ihn zu fixieren, damit er mir nicht mehr entkam. Er tat es ohne zu murren ab, hielt still, damit ich sein Blut trinken konnte, damit dieser körperliche Schmerz und die Mattheit endlich ein Ende fand. Aber warum tat er das für mich? Ich hatte ihm so viele Gemeinheiten an den Kopf geschmissen, so viel Schmerz angetan, dass er mich eigentlich hassen müsste, aber er tat es nicht, machte mir keine Vorwürfe, gar nichts! Und ich hatte wirklich mein bestes gegeben ihn so wenig zu mögen und auf Distanz zu halten, doch dieser unbeschreibliche Duft machte alles zu nicht, was ich mir vorgenommen hatte. In solchen Momenten hasste ich mich selbst für diese Schwäche, die mich zu ihm zurückkommen ließ, wie ein verlorenes Kätzchen, was seinem Besitzer ausgebüchst war. Der Hunger wurde erträglicher, besser als ich es mir erträumt hatte, obwohl der metallische Geschmack auf meiner überaus sensiblen Zunge irritierend war. Ob ich jemals wieder etwas Normales essen konnte oder nur noch Blut vertrug, damit mein Magen nicht rebellierte? Oder ob die alten Vampirgeschichten aus alten Zeiten stimmten? Vertrugen Vampire kein Sonnenlicht, waren sie gegen Kruzifixe allergisch und hassten Gott? Ich wusste es nicht, aber ich würde, sobald sich die Situation aufgelöst hatte Fragen stellen, auf die ich ein Recht hatte sie beantwortet zu bekommen, dass war mir Carlisle schuldig. Nach dem nächsten Schluck hörte ich auf zu trinken, auch wenn ich noch nicht vollends befriedigt war. Der Mensch kam wieder in mir hoch, der sich gewaltsam, wie ein aufheulender Wolf, gegen das andere Wesen in mir auflehnte, sich dagegen stemmte, um die Kontrolle wieder unter meine Fittiche zu bringen, die mir entglitten war wie Sand. Meinem Instinkt folgend leckte ich über die Bisswunde, wie eine Entschuldigung, die sich danach wieder schloss, ob es nun von meinen Heilkräften abhing oder seinen vermochte ich nicht zu sagen. Das Blut, welches angenehm warm in meinem Magen pochte, frischte meinen Lebensgeist auf, gab mir neue Kraft, die meine angespannten Muskeln lockerte. Vorsichtig löste ich meine Hände von seinem Rücken, trat einen kleinen Schritt zurück, um mich und meine Gedanken sammeln zu können. Merkwürdiger Weise stellte ich fest, dass Carlisles Duft nachgelassen hatte, er übte nun keine so starke Wirkung auf mich aus, dass ich nicht mehr wusste wo oben und unten war. Mit gefurchter Stirn traute ich mich aufzusehen, direkt in Carlisles ebenmäßiges Gesicht, welches einem Engel hätte ähneln können, da es nicht von dieser Welt schien. Überhaupt zählte alles an diesem Mann dazu. Er schien nirgendwo richtig hinzupassen. Er sah mich ruhig an, als wäre das normalste der Welt passiert, doch gerade das war es nicht. Ich hätte ihn dafür erwürgen können, mit allem wäre ich besser fertig geworden, als mit dieser neutralen, ruhigen Maske. Er sollte anfangen mich anzuschreien, zu toben! Aber nein, er tat nichts, außer mir dieses leichte Lächeln zuzuwerfen, wie ein Erwachsener ein Kind, das kurz vor eine Tobsuchtsanfall stand, wahrscheinlich machte ich auch den Eindruck, als würde ich gleich an die Decke gehen. Schnaubend drehte ich den Kopf, verschränkte die Arme vor der Brust. Ich wusste, dass dies die Bestätigung für ihn sein würde, dass ich mich wie ein Kind benah, aber das machte mir gerade am wenigsten etwas aus. Innerlich musste ich meine Gefühle und Gedanken ordnen, die mich zu übermannen drohten. Zarte Fingerspitzen strichen mein Kinn entlang, ehe sie mit etwas mehr Druck meine Mundwinkel abwischten, wo anscheinend noch ein wenig Rest von seinem Blut kleben musste, welch Ironie. Meine Hände zitterten an meinen Armbeugen. Ich hatte Angst vor mir selbst, alles war so neu und so anders. Sachte wurde mein Kopf umfasst, zurückgedreht, sodass ich diesem blonden Engel erneut in die Augen sehen musste, die eine Nuance dunkler waren als flüssiger Honig, obwohl ich mir sicher war, dass sie vor ein paar Stunden, denn die waren unweigerlich schon vergangen, noch heller wirkten. Warum waren sie jetzt dunkler? Mit dem Daumen fuhr Carlisle meine durch das Blut rosige Wange nach, diese Berührung setzte tausend Stromstöße in mir frei, die ich mir nicht eingestehen wollte. Wie konnte ich diesem Typen nur so verfallen sein? Mein Blick heftete sich an seinen. „Esme.“, wieder diese sanfte Liebkosung meines Namens. „Komm bitte mit zurück. Ich weiß, dass das alles momentan alles andere als einfach ist, aber du bist hier draußen nicht sicher. Ich werde dir alles Zuhause erklären, aber bitte gib mir die Möglichkeiten dazu.“, bat er mich, sah mich eindringlich an. Ich überlegte hin und her welche Möglichkeiten ich hatte und ich wusste, es waren nicht viele. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf. Wie konnte ich in die Wohnung des Mannes zurückkehren, der mir dies alles eingebrockt hatte?! Mein Kopf wurde fester gepackt, aber so, dass es mir nicht wehtat. „Esme bitte!“, eindringlich wurde ich von ihm angesehen, in dessen Stimme so viele Emotionen angestaut waren, die ich dem neutralen Arzt gar nicht zugetraut hätte. Und ich nickte. Ich wusste selbst nicht warum, aber ich nickte. Ich brauchte endlich Antworten und wie sollte ich besser an diese kommen, als noch einmal in das Schlangennest zurückzukehren? Kapitel Ende Hallo^^ Da bin ich wieder und dieses Mal sogar früher als erwartet, normaler Weise hätte ich länger gebraucht, aber zu diesem Kapitel hatte ich erstaunlich schnell eine Idee und ich hoffe es gefällt euch^^ Ich hab so ne Szene noch nie geschrieben, meine erste Vampir-FF und ich hoffe ich habe es einigermaßen hinbekommen^^ Es bleibt spannend zwischen Edward, Carlisle und Esme und so wie ich mich einschätze, wird diese FF noch sehr lange weitergehen^^ Mit dem nächsten Kapitel kann es etwas dauern, da ich momentan in Schulstress bin, jetzt kommen alle Arbeiten auf einmal und Quartalsende bei der Arbeit ist auch noch in drei Wochen -_- Alle möglichen Patienten werden noch vor Weihnachten eintrudeln und uns förmlich die Bude einrennen-_- Also seit mir bitte nicht böse, wenn es nicht so schnell weitergeht >-< Habe mich extra schon mit diesem Kapitel beeielt>-< Man sieht sich^^ Und weiterhin viel Spaß^^ Kapitel 5: Weihnachtspecial: Wenn der Schnee anfängt zu fallen... ----------------------------------------------------------------- Wenn der Schnee anfängt zu fallen… Im Raum war es still, nur meine tippelnden Füße waren zu hören, was auch kein Wunder war, denn ich lief auf und ab, so aufgeregt war ich. Gestern Abend hatte es endlich angefangen zu schneiden, drei Tage vor Weihnachten! Wenn das Wetter mitspielte, würde es hoffentlich ein weißes Weihnachten werden, die Chancen standen gut. Auch jetzt rieselte es, draußen lag deshalb schon eine beachtliche Menge an der perlweißen Pracht und ich wartete mit Ungeduld auf Carlisles und Edwars Rückkehr am Abend, dann würde ich sie mir packen und nach draußen gehen, um eine herrliche Schneeballschlacht zu machen. So lautete der Plan und den würde ich auch auf jeden Fall durchsetzen, selbst wenn ich die Zwei zu ihrem Glück zwingen musste, ein bisschen Spaß würde ihnen nicht schaden. Ein Blick zum Fenster sagte mir, dass es bereits dämmerte. Carlisle würde jetzt wahrscheinlich aus dem Krankenhaus kommen, es sei denn es stand noch eine Teambesprechung oder Notfall an, dass wusste man ja nie. Edward dagegen müsste jetzt von seinem Klavierunterricht kommen, er war schon richtig gut, die Schule war schon längst aus, aber er bereitete mir Sorgen. Carlisle und ich hatten uns, aber wen hatte Edward? Das Letzte was ich wollte war, dass er mir in Depressionen verfiel. Mittlerweile sah ich ihn als eine Art Sohn an, so wie Carlisle, obwohl er als Vampir um Jahre älter war als ich, da kamen einfach meine versteckten Muttergefühle in mir hoch, die ich nicht richtig ausleben konnte, da ich keine Kinder bekommen konnte, zumindest nicht als Vampir. Aber das war eine andere Sache. Völlig in meinen Gedanken gefangen, bemerkte ich gar nicht die geöffnete Tür der Haustür, erst als mir eine kalte Hand auf die Schulter gelegt wurde, die mich erschrocken herumfahren ließ. Vor mir stand in seiner ganzen Schönheit, an die ich mich noch immer nicht gewöhnt hatte, Carlisle. Wie sonst auch trug er einen schwarzen Anzug, sein blaues Hemd stach hervor, vereinzelte Schneeflocken hatten sich in seiner blonden Mähne gesammelt, die nun durch die warme Raumtemperatur anfingen zu schmelzen und so kleine Tröpfchen hinterließen, die sein Haar durchnässten. Ich musste ihn eine längere Zeit angestarrt haben, denn zwischendurch hatte er seinen langen Mantel, den er zur Abwehr der Kälte trug, abgelegt hatte, obwohl das eigentlich nicht nötig war, weil er die Kälte sowieso nicht spürte. Ein leichtes Lächeln hatte sich auf seine Lippen geschlichen, als er meinen musternden Blick bemerkte, den ich ihm schon des Öfteren zugeworfen hatte. Meine Gefühle für ihn hatten sich geändert, erst langsam, bis ich schließlich Hals über Kopf in ihn verliebt war, aber wirklich zugeben würde ich das wohl nie, wenn man mir Sturkopf keinen Tritt in die richtige Richtung gab. Ich musste ebenfalls grinsen über die Situation, da kam mein Erschaffer und neuer Freund nach Hause und ich hatte nicht mal den Mut ihn zu begrüßen, aber das konnte ich ja jetzt auch noch nachholen und dann würde ich ihn gnadenlos wieder nach draußen scheuchen, damit wir im Schnee tollen konnten. Es gab für ihn kein Entkommen, dafür würde ich sorgen! „Guten Abend Esme, wie war dein Tag?“, fingen wir unser alltägliches Begrüßungsritual an, was sich ergeben hatte, nachdem wir endlich nach den aufregenden vier Wochen, bis ich meinen Blutrausch unter Kontrolle hatte. Ich stieg automatisch mit ein, wie gesagt, dass ging jeden Abend so und es machte Spaß. „So wie immer. Ich habe das Haus auf Fordermann gebracht, Wäsche gewaschen und ein bisschen gelesen. Wie die Menschen Vampire darstellen verblüfft mich immer wieder.“, schmunzelte ich zum Schluss, schließlich gehörte ich auch mal zu diesen ahnungslosen Menschen, die dachten, dass Vampire im Sonnenlicht zerfielen, mit einem Flock durch ihr Herz starben usw. Es war schon merkwürdig, was sie sich zusammenbastelten, um Bücher zu verkaufen, aber träumen durfte jeder, dass war kein Verbrechen. Mein Tagesablauf bestand meistens darauß zu putzen und danach zu lesen, durch meine blutroten Augen, die noch mehrere Monate anhalten würden, konnte ich nicht unter Menschenmassen gehen, selbst wenn ich mich unter Kontrolle hatte, wenn ich ihr Blut roch, sie würden mich für ein Monster halten und ich würde sehr wahrscheinlich eine Massenpanik auslösen, außer vielleicht bei den Jugendlichen, die würden unweigerlich denken, dass entweder ein Film gedreht wurde oder ich einfach Kontaktlinsen trug. Aber zurück zum Thema. Stirnrunzelnd betrachtete er mich. Ich wusste, was er mir sagen wollte. „Wir lassen dich viel zu lange alleine.“, seufzte er, fuhr sich dabei durch die Haare, dabei rutschte eine Strähne davon in sein ebenmäßiges Gesicht, ich musste widerstehen, sie zurückzustreichen. Abwinkend trat ich einen Schritt näher. „Ihr habt beide zu arbeiten, du ihm Krankenhaus und Ed in der Schule, dass verstehe und akzeptiere ich.“, wischte ich seine Selbstanschuldigung von der Hand. Er machte sich viel zu viele Gedanken um mich, dass hatte selbst meine Mutter nicht gemacht, als sie mich mit meinem ehemaligen Verlobten verlobt hatte. „Trotzdem. Ich werde versuchen Morgen ein wenig früher Schluss zu machen.“, erwiderte er hartnäckig, aber an mir konnte er sich die Zähne ausbeißen, ich wusste, was ich wollte. „Würdest du nach draußen mit mir kommen, um eine Schneeballschlacht zu machen?“, fragte ich, konnte dabei nicht den aufgeregten Unterton in meiner Stimme verbannen, kontrollierte mich aber, indem ich meine Finger ineinander verharkte, damit ich sie durchkneten konnte. Total perplex wurde ich angesehen. „Wie bitte?“, fragte Carlisle noch einmal vorsichtshalber nach und mein Grinsen vertiefte sich, dass ich mein winziges Grübchen in der Wange bekam und ich wusste mit dieser Nummer, würde er nicht nein sagen. „Du hast mich schon verstanden. Los Hop ins Schlafzimmer, zieh dich um, ich warte an der Terrassentür!“, flötete ich gut gelaunt, drehte mich mit Schwung um, um schnell im Wohnzimmer zu verschwinden, welches eine Verbindung zum Garten hatte. Wenn ich ihn stehen ließ, würde er sich meinem Willen fügen, allein schon, weil er mir keinen Wunsch verweigern konnte, dass hatte ich schon am Anfang herausgefunden und manchmal, aber nur manchmal, nutzte ich das nur zu gerne aus. Damit mein Plan aufging, hatte ich mir bereits eine Jacke sowie Schal und Handschuhe bereit gelegt, damit ich zum „Schein“ nicht fror. Ich streifte sie mir eilig über, zog die bereit gestellten Winterstiefel über und wartete einen Moment. Mein Gehör ließ mich nicht im Stich. Ich hatte die letzten Wochen darauf gebaut, es so gut wie es möglich war zu trainieren, damit ich schon die leisesten Geräusche wahrnahm, darunter auch Carlisles und Edwards Schritte, die leicht und leise waren, wie das Aufkommen eines Blattes auf den Boden. Da!, ich sah auf, direkt in Carlisle honigfarbene Augen, die mich interessierten anschauten. Ich hatte zum ersten Mal die Fähigkeit benutzt, ihn zu hören. Ich nahm ihn an der Hand mit nach draußen, meinem Wunsch sich umzuziehen war er nachgekommen, obwohl die Winterjacke an seiner schmalen Gestalt ein bisschen merkwürdig aussah. Der Schnee knirschte unter unseren Füßen, als wir die ersten Schritte machten, beinahe versanken wir bis zum Stiefelansatz in dem meterhohen Schnee, aber es machte mir unheimlich viel Spaß und lachte fröhlich auf, ließ die Hand von dem Arzt los und drehte mich ein paar Mal mit weit ausgebreiteten Armen um die eigene Achse. Vereinzelte Flocken schlugen mir mit einer kühlen Windböe ins Gesicht, aber es war nicht unangenehm, im Gegenteil. Wann hatte ich das letzte Mal so viel Spaß, wenn ich den Schnee nur sah? Eben, gar nicht. Und dann geschah es doch tatsächlich, dass ich mich plötzlich mit einem kalten, feuchten Schneeball konfrontiert sah, der mir mitten ins Gesicht geklatscht wurde. Ich blieb wie erstarrt stehen, es tat nicht weh, aber ich hatte mich deutlich erschrocken. Blinzelnd schaute ich zu meinem Begleiter, dabei bröckelte schon die Hälfte des restlichen Schneeballs aus meinem Gesicht und fiel lautlos zu Boden. Das gab es ja nicht! Da stand doch tatsächlich Carlisle mit einem provozierenden Schneeball in der Hand und schaute mich herausfordernd durch seine wunderschönen Seelenspiegel an, die jedoch ein wenig an Helligkeit verloren hatte. Ob er schon wieder Hunger bekam? Er hatte gut durchgehalten, beinahe vier Tage ohne, dass sich auch nur ein leisestes Anzeichen einer Schwäche zeigte. Das bedeutete Krieg, aber so was von! Schnell beugte ich mich runter, schaufelte Schnee auf eine Handfläche und formte sie zu einem Ball, während ich einen Sprung zur Seite machte, als ich bereits wieder beworfen wurde. Lachend feuerte ich meinen Ball ab und siehe da: Ich traf! So wie ich Carlisle kannte, würde er nicht so einfach aufgeben und ich auch nicht, in dem Punkt waren wir uns einig. Das würde also noch ein langer Abend werden und ich freute mich jetzt schon auf Edwards verblüfftes Gesicht, wenn er uns im Schnee spielen sah, vielleicht bekamen wir ihn durch einen Angriff von Schneebällen dazu mitzumachen, aber zunächst musste ich mich auf mein gegenüber konzentrieren, um einem erneuten Angriff auszuweichen. Ende So^^ Das war es auch schon wieder, tut mir Leid das es so kurz wurde, aber ich habe momentan alles andere als Zeit, deshalb wenigstens ein kleines Special für Weihnachten^^ Ich hoffe es hat euch gefallen^^ Mit dem nächsten Kapitel dürfte es noch dauern, aber ich hoffe, dass ich es noch vor Silvester schaffe, aber wie gesagt, ich kann nichts versprechen, also bitte nicht böse sein, wenn es nicht klappen sollte >-< Ich sage schon mal im Voraus, falls man nichts mehr voneinander hört, ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest und einen Guten Rutsch ins neue Jahr 2010!! ^^ Lesemaus Kapitel 6: Alles ist nun anders ------------------------------- Kapitel 7 Alles ist nun anders Um zu sagen ich vertraute Carlisle war ein bisschen sehr, sehr weit hergeholt, aber ich hatte keine andere Wahl als mit ihm zu gehen, denn er konnte mir leider, musste ich mir zähneknirschend eingestehen, erklären, was mit mir im Moment passierte oder was noch mit mir passieren würde, denn das es noch lange kein Ende haben würde, wusste ich rein inuitiv jetzt schon und der Gedanke daran beängstigte mich. Diese ganze ungewisse Zukunft ängstigte mich zu Tode, mit dem einzigen Unterschied, dass ich sie zu ertragen wusste, da ich sehr gut nachfühlen konnte, wie es war kurz vor dem Tod zu stehen. Ich hatte es selbst einmal probiert, als ich mein ungeborenes Kind verloren hatte und mein ehemaliger Verlobter mich geschlagen hatte, der wahrscheinlich dachte ich wäre tot, hatte mich zumindest im ins Krankenhaus für ein paar Wochen verfrachtet. Dass ich dadurch keine wirkliche Angst mehr vor dem Tod hatte, war glaube ich wenigstens etwas verständlich. Wenn man einmal dem Tode nahe war, würde man ihm immer wieder von der Schippe springen, aber bekanntlich kam es am Ende dann richtig dick. Genau das hatte mich jetzt erwischt, nur konnte ich noch nicht wirklich für mich abschätzen, ob das gut oder schlecht war. Es kam darauf an, was noch alles auf mich zukommen würde und das würde wahrscheinlich eine ganze Menge mit einem entspannten Tässchen Tee und zwei Durchgeknallten Psychopathen sein. Erschlagen, die Arme schützend um meinen Bauch geschlungen, eine Gestik die ich schon seit frühester Kindheit machte, trottete ich neben Carlisle her, der uns sicher aus der Höhle führte, in der einzelne Tropfen zu hören waren, die von Stalaktiten herunter tropften. Mittlerweile war meine Kleidung nur noch ein einziger Haufen nasser Wäsche, die man bestimmt auswringen konnte, würde ich sie ausziehen, aber dazu würde es nicht eher kommen, bis ich in einem Zimmer alleine war, ohne einen Beobachter an der Backe, der mich im Auge behielt. Stur hielt ich den Blick gesenkt, deswegen ignorierte ich das raschelnde Geräusch neben mir, welches auf jeden Fall von dem anderen Mann stammen musste, da ich dachte das er einfach seine Kleidung spärlich versuchte zu trocknen, doch wurde ich positiv überrascht, als ein Wasserabweisender Mantel um meine schmalen Schultern gezogen wurde. Ich zuckte um der ungewohnten Berührung zusammen, zudem es noch ein ziemlich seltsames Gefühl war, den Temperaturunterschied kaum zu fühlen. Irritiert über sein Verhalten wandte ich mich dem Mann zu, zog die Jacke trotzdem automatisch enger aus reinem Reflex. Die Menschlichkeit steckte mir noch zu sehr in den Knochen, aber wenn ich näher darüber nachdachte: Wie verhielt sich eigentlich ein Vampir? Die Sagen und Legenden in den Büchern der Welt konnte ich allem Anschein nach nicht trauen, also war ich im Prinzip sogar schon gezwungen mit ihm zu gehen. Meine stumm gestellte Frage, die deutlich in meinen Augen abzulesen war, wurde übergangen oder ignoriert, die Hand zwischen meinen Schulterblättern drängte mich nach vorne weiter. Ich würde erst meine Antwort bekommen, wenn ich Zuhause bei Carlisle war. Seufzend musste ich mich geschlagen geben. Auch wenn ich stark war, und das war ich ohne Zweifel, konnte ich unter keinen Umständen einschätzen, wie viel Kraft in dem Arzt inne wohnte. Ohne Zweifel war er ein beherrschter Mann, der seine Fassaden aufrecht erhielt und nur wenig bedingt auf Streit aus war, trotzdem wusste ich nicht, wie er auf Provokationen meinerseits reagieren würde oder ob er mich sogar mit Gewalt zwingen würde mit ihm zu kommen, mich sogar zu entführen, wenn es dem Wohl von ihm und Edward diente. Wer wusste schon, was passieren würde, wenn ich in die Nähe von Menschen geraten würde. Wenn ich jetzt schon alleine so extrem auf Carlisles Blut reagierte, wie reagierte ich dann auf Blut vom lebendigen Menschen, der selbst in Panik bei meinem Anblick verfiel und sein Herz nur so in seinem Brustkorb rasen ließ? Der Gedanke ängstigte mich noch mehr, als mein eigenes Wesen. Da war es vielleicht doch nicht so verkehrt mit diesem Mann zu gehen. Dem Schicksal ergebend machten wir uns auf den Weg zurück, im menschlichen Tempo, um auf Nummer sicher gehen zu können. Von weitem würde man uns dann als normale Menschen erkennen, die vom strömenden Regen bei einem angenehmen Spaziergang am Meer überrascht wurden. Über die Zeit des Spaziergangs schwiegen wir beharrlich. Ich, weil ich nicht sprechen wollte, bis auch Edward in meiner Nähe war, der mich von irgendwelchem Blödsinn abhielt. Carlisle wahrscheinlich, weil er einfach nicht wusste, wie mit mir momentan umzugehen war. Trotzdessen, dass er mir die Situation vorhin völlig logisch und ruhig erklärt hatte, war ich hyperventilierend an die Decke gegangen, wer wusste schon, wie weitere Erklärungen auf mich wirken würden. Ich war unberechenbar und es fehlte mir schlichtweg die Disziplin mich zu beherrschen, wenn ich einmal wütend war, dann stand im Umkreis von zehn Milen nichts mehr, hierbei würde ich keinen Unterschied machen. „Edward wir sind zurück.“, rief Carlisle durch den Flur, als wir durch die Haustür, die er zuvor aufgeschlossen hatte, eintraten. Innerhalb einer Sekunde stand eben genannter auch schon vor uns im T-Shirt, als hätten wir Hochsommer, obwohl nur eine spärliche Temperatur im Raum herrschte. Wieder wurde mir vor Augen gefühlt, dass unser Empfinden anders war als die des Menschen, dass machte mich traurig, auch wenn ich gesprungen war, um von dieser Welt zu gehen, diese Gestalt, in die ich hineingezwungen worden war, gefiel mir nicht. Das Klicken der geschlossenen Haustür ertönte, erwartungsvolle Blicke fühlten ich auf meinem Körper, sowohl von Edward, der seine Position vor mir eingenommen hatte sowie die des Arztes direkt hinter mir. Zögerlich streifte ich den mittlerweile vom Regen durchnässten Mantel ab und reichte ihm Carlisle, der ihn direkt an den Kleiderhacken hängte, an dem sich schon andere Kleidungsstücke befanden. „Möchtest du dir etwas trockenes anziehen, bevor wir uns ins Wohnzimmer begeben?“, wurde ich gefragte, aber ich schüttelte nur verneinend den Kopf, es war mir egal ob ich wie ein begossener Pudel auf dem Holzboden saß, ich spürte es eh nicht mehr so intensiv, als das es mich großartig stören würde. Doch bevor sich eine erdrückende Stimmung zwischen uns aufbauen konnte, verkündete Carlisle kurz angebunden, dass er sich umziehen gehen würde und verschwand genau so schnell, wie ein verschwommener Schatten, wie Edward zuvor gekommen war. Das mussten sie mir auch noch mal zeigen. Ich war zwar schon schnell, dass man mich kaum noch sah, aber so schnell noch lange nicht. Jetzt da der blonde Arzt weg war, und sei es auch nur für wenige Minuten, fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen. Ich vermochte es nicht in Worte zu verfassen, aber alleine seine Gegenwart war mir unangenehm, als könnte er mich schon mit seinen Blicken töten und das, obwohl ich wusste, dass er mir nie etwas tun würde, es sei denn ich würde Edward oder jemand anderem, womöglich einem Menschen, etwas antun, denn in dieser Situation konnte ich seine Reaktionen am schlechtesten abschätzen, besonders wenn es noch Menschen waren, an die er näher gebunden war, die er täglich sah, auf den Weg zur Arbeit, im Krankenhaus oder in seinen Mittagspausen oder der umgehenden Nachbarschaft. Ein Tropfen fiel von der Spitze meines Kinns und ich sah ihm nach, wie er durch die wenigen Meter Luft flog, auf dem Boden aufprallte, seine Flüssigkeit wie ein kleiner Meteorit, der ins Wasser stürzte und Wellen auslöste, verspritzte, dass sie einen weiten Radius ergaben. „Möchtest du dich wirklich nicht umziehen?“, fragte Edward mich behutsam, als könnte ich jeden Moment in irgendeiner Art und Weise ausrasten. Ratlos hob ich meine Finger, die durch den Regen schimmernd das Flurlicht auffingen. „Ist es immer so?“, entgegnete ich leise, hauchend, da ich Angst hatte meiner Stimme zu viel Ausdruck zu verleihen, zu viel Gefühl, das mich verriet. „Was ist immer so?“, wurde ich verwundert angesehen. „Ich fühle nichts oder besser gesagt kaum etwas.“, korrigierte ich mich. Große Hände fassten nach meinen und hielten sie eng umschlungen. Mit gerunzelter Stirn sah ich zu dem jungen Mann auf, der mich um Menschenjahre weit unterragte, doch nicht so in Vampirjahren. In diesen Jahren war ich gerade mal ein Neugeborenes und er ein alter Mann. „In den ersten Wochen wird es ungewohnt für dich sein.“, bestätigte er mir, was mir einen kalten Schauer über den Rücken rieseln ließ. Es würde also so bleiben. „Aber dann wird es besser. Du spürst vielleicht keine Kälte mehr und auch die stärkste Hitze wird dir nichts ausmachen, dafür nimmst du Schmerzen schneller und stärker war als andere Lebewesen. Du kannst Schläge auf deiner Haut spüren, aber sie werden dich nicht verletzen, dass kann höchstens noch ein anderer Vampir.“, aufgebracht fiel ich ihm ins Wort. „Und was ist mit Gefühlen?“, fragte ich verstört, meine Stimme zitterte hörbar und ich versuchte mich aus seiner Umklammerung zu befreien, um mir meine widerspenstigen Haare aus dem Gesicht zu streichen, aber er ließ mich nicht. Eindringlich wurde ich angesehen, als ich es endlich geschafft hatte meine aufkeimenden Gefühle hinter einer starken Mauer zu verbergen, bevor ich noch einen völligen Burn-Out erlebte. „Gefühle wirst du stärker wahrnehmen, als du noch ein Mensch warst und du wirst dich schwer mit ihnen tun, sie zu beherrschen.“ Sanft wurde mir über die Wange gestreichelt, was bei diesem jungen Mann doch etwas verwirrend bei dem Altersunterschied war. Er berührte mich wie eine gute Freundin, keine Geliebte oder einer Person, der er solche Gefühle gegenüber brachte. „Du musst lernen sie zu kontrollieren, eher können wir dich nicht ansatzweise unter Menschen gehen lassen, dass wäre schlichtweg fahrlässig.“, zeigte mir am Ende seiner kleinen Rede sogar ein kleines Lächeln, indem er seinen rechten Mundwinkel ein wenig hochzog. „Zuerst müssen wir sie dazu bringen Blut zu trinken, Edward.“, erklang die mahnende Stimme Carlisles, der anscheinend vom Umziehen wieder zu uns gestoßen war, still dem Gespräch lauschend. „Was meinst du?“, entgegnete Edward leicht verwirrt auf diese Aussage. „So wie ich es sage. Sie hat vorhin ein wenig von mir getrunken, aber nicht genug, um auch nur bis zum nächsten Tag durchzuhalten. Guck dir ihr Gesicht genau an. Ihre Augen sind blutunterlaufen, die Haut fahl, beinahe eingefallen. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, haben wir in den nächsten Tagen einen blutrünstigen Zombie in der Wohnung, der bei jeder Gelegenheit an die Decke gehen wird, sobald irgendein Nachbar an der Tür läutet.“ Entsetzt lauschte ich diesen Worten. Das war doch wohl nicht sein ernst? Schockiert entzog ich mich Edwards Griff, tastete mit beiden Händen über mein Gesicht. Sah ich wirklich so schlimm aus, dass ich bald eine Art Zombie sein würde? Dass ich mich nicht mehr beherrschen konnte und auf Menschen losging, sie anfiel, nur um ihr Blut zu trinken? Mein Magen drehte sich um. Ich glaub mir wurde schlecht und das mit einer so rasanten Geschwindigkeit, dass ich gleich auf die nächste Toilette rennen würde. Dann war es auch schon um mich geschehen. Ich spürte meinen Magen überreizen und etwas die Speiseröhre Raufkriechen, was stark nach altem Rost schmeckte. Ich schaffte es gerade noch herumzuwirbeln, die Treppe Hochzuhasten, die Toilettentür, oh Wunder sie war repariert worden, hinter mir zu zu knallen und mich über die Toilette zu beugen, bevor ich mich übergab, dabei von fürchterlich schmerzenden Krämpfen geschüttelt, die meine Gliedmaßen zittern ließen. Ich glaubte in meinem ganzen bisherigen Leben noch nicht so einen üblen Anfall an Mageninstabilität gehabt zu haben. Das ich dabei das ganze Blut ausspuckte, welches ich vorhin nur notdürftig und triebgesteuert von Carlisle getrunken hatte, ignorierte ich gekonnt, da mir ansonsten bestimmt noch schlechter geworden wäre. Konnte es Vampiren schlecht gehen? Eines besseren wurde ich jedenfalls bewährt. Jedenfalls hörte ich mich noch so an, als wäre ich lebendig und hätte eine fiese Magendarm-Grippe, die mich außer Gefecht setzte. „Also so überreagiert habe ich aber nicht, als du mich verwandelt hast. Ich hatte zwar meine Depressionen, aber die haben mit der Zeit auch wieder aufgehört.“, schien Edward laut zu überlegen und hätte ich nicht über der Kloschüssel gehangen, hätte ich ihm mindestens eine gehörige Kopfnuss verpasst. Ich war in einem so demütigenden Moment, er platzte unangemeldet ins Badezimmer, trotz geschlossener Tür, und hatte dann noch die Nerven mit Sprüchen um sich zu werfen. „Jeder verarbeitet sein Dasein anders Edward.“, hörte ich Carlisle mahnend sprechen. Ich vernahm leise Schritte hinter mir, die mir verdeutlichten, dass Carlisle fast direkt hinter mir stand. Wäre ich noch ein Mensch gewesen, hätten sich meine Wangen rot vor Scham gefärbt, ich fühlte mich so unbehaglich wie nie in meiner Haut. Hauchzarte Fingerkuppen fuhren über mein Kinn, zu meinen Wangen, bis hin zu meinen Schläfen und strichen meine rot gewellten Haare zurück, damit ich sie nicht aus Versehen voll kotzte. Als mein Magen aufhörte zu rebellieren, wischte ich mir den Mund mit einem Stück Toilettenpapier ab, welches mir freundlich hingehalten wurde. „Geht es wieder?“, fragte er fürsorglich, beinahe väterlich, doch ich funkelte ihn nur gereizt an, hätte er vorhin nicht so eine detaillierte Beschreibung eines bevorstehenden Ausrastens bei mir gemacht, wäre es zu diesem Magenproblem gar nicht erst gekommen. Mit wackligen Beinen erhob ich mich vom mit Kacheln ausgelegten Boden, schüttelte dabei den helfenden Arm von Carlisle ab. Ich war nicht so hilfsbedürftig wie er glaubte, ich konnte auf mich alleine aufpassen, dazu brauchte ich keine neue Glucke! Obwohl ich wackliger als sonst auf meinen Beinen stand, schaffte ich es ohne Probleme nach unten in die Wohnstube. Edward wollte mich zwar zu dem großen weißen Sofa in der Mitte des Raumes bugsieren, aber ich entwandt mich geschickt seinem Griff und setzte mich einfach an die Holz betäfelte Wand auf den Boden. Hier würden mich die zwei am meisten in Ruhe lassen, da ich durch diese Position einen günstigen Blick auf die Tür behielt und genauso wenig das halbe Wohnzimmer bei meinen nassen Sachen überschwemmen würde. Sehr wahrscheinlich hätten sie mir auch Zeit gegeben, mich irgendwo in Ruhe umzuziehen, was ich allerdings nicht wollte. Die hautengen Kleider sorgten für ein lebendiges Gefühl bei mir, wenn man es denn so umschreiben konnte, dachte ich zwischendurch sarkastisch. Aufmerksam wurde ich von den zwei anderen Personen im Raum betrachtet, was mir zugegeben jetzt schon auf den Zünder ging. „Hab ich irgendetwas im Gesicht oder warum schaut ihr mich an, als würdet ihr mit Röntgenstrahlen aus euren Augen schießen?“, zischte ich aufgebracht. Während Carlisles Gesichtsausdruck vollkommen neutral blieb, zog Edward eine elegant geschwungene Augenbraue hoch, die fast in seinem Haaransatz verschwand. „Wir wollten dich nicht belästigen, falls du das meinst.“, fing Carlisle an zu sprechen und seine Stimmlage war so angenehm einlullend, dass man einen starken Widerstand aufbauen musste, um nicht jeden Moment einzuschlafen. Hatte ich vorher schon mal angemerkt, dass er für seine Stimme einen Waffenschein brauchte? Wenn nicht, dann habt ihr jetzt die Bestätigung dafür. „Was soll das werden?“, fragte ich gezwungen ruhig. „Wollt ihr jetzt alles schön reden, nur damit ich euch nicht an die Decke oder noch besser an eure Hälse springe?!“ Einen Moment blieb es still, als müssten sich die beiden von meiner Kampfansage erholen, aber danach war schon nichts mehr von ihrer Unsicherheit, falls sie diese überhaupt verspüren konnten, nichts mehr zu sehen oder zu hören. „Wir sind nicht vorsichtiger zu der, Esme, als ich es damals zu Edward war, als ich ihn verwandelt habe. Junge Vampire, besonders Neugeborene, so wie du einer bist, neigen schnell dazu auszurasten und sich und andere in Gefahr zu bringen, um das zu vermeiden, wollen wir dir dein Wesen auf die behutsamere Art und Weise beibringen.“ Hörte der Kerl sich überhaupt selbst mal reden? Er redete mit mir, als wäre ich ein kleines Kind, zu doof um etwas zu checken, zu jung um etwas zu verstehen. Entweder lag das wirklich an dem männlichen Geschlecht, dass sie Frauen für unzurechnungsfähig hielten oder es war ein verbreitertes Gerücht, was rumerzählt wurde. Eins davon traf in diesem Fall zu. „Dann möchte ich dich einmal sehen, Carlisle.“, ich spuckte seinen Namen beinahe vor Verachtung aus, was seine Maske doch kurz zum Wackeln brachte. „Wenn du nach einem normalen Mittagsschlaf aufwachst und plötzlich feststellen musst, dass du etwas anderes bist, als das, was du vor deinem Schlaf warst. Entschuldige, wenn das für mich ein etwas größerer Schock war!“, fauchte ich ungehalten, nahe an dem Grad, an dem ich mich noch beherrschen konnte. Um die nervösen Zuckungen meiner Hände unter Kontrolle zu bringen, die anscheinend schon im Geiste dabei waren Carlisle und Edward zu erwürgen, legte ich eben diese um meine Knie, damit ich meine Beine an meinen Körper ziehen konnte. So bat ich weniger Angriffsfläche und konnte mich mehr verteidigen, auf die seelische Basis, die wohl bei mir allein am heutigen Tag einen gewaltigen Knacks verpasst bekommen hatte, bezogen. „Wie ich dir bereits vorhin gesagt habe, verarbeitet jeder sein Dasein anders.“, belehrte er mich. „Ich hatte auch mit meiner Wandlung zu kämpfen, jeder unserer Art hat das schon durchgemacht.“ Mit diesem Satz offenbarte er mir eines, was ich bis dahin gar nicht bedacht hatte: auch er hatte mit den Qualen vor und nach der Umwandlung zu kämpfen gehabt, nicht nur Edward und ich. Resignierend sah ich ihn an, die ganze Wut auf einmal verraucht. Plötzlich kam ich mir so egoistisch vor, so selbstsüchtig. Ich hatte nie auch nur im Entferntesten Sinne daran gedacht, dass ihm die Entscheidung mich zu verwandeln genauso schwer gefallen war, wie vielleicht damals bei Edward. Ich sollte mich in diesem Fall wohl geschmeichelt fühlen, aber dann drängte sich mir die Frage auf, warum ich es war, die er ausgesucht hatte. Es hätte auch jedes andere Mädchen oder Frau sein können, aber nein, auf mich ist seine Wahl gefallen. Hatte ich ihm nur eine günstige Gelegenheit geboten, weil ich sowieso schon kurz vor dem Ableben gestanden hatte? Oder war es doch ein völlig anderer Grund, den ich momentan noch nicht zu ergründen wusste? „Wieso hast du ausgerechnet mich verwandelt?“, fragte ich flüsternd, dass selbst ich es kaum verstand, aber die zusammengezogenen Augenbrauen verrieten mir, dass seine gut geschulten Ohren alles verstanden hatten. Mit neutraler Miene betrachtete ich ihn, äußerlich ruhig, unnahbar, wartete innerlich jedoch gespannt auf eine Antwort. Mit einer fahrigen Bewegung fuhr er sich durchs Haar, atmete hörbar aus, obwohl er nicht darauf angewiesen war Luft holen zu müssen. „Edward macht gerade eine schwierige Phase durch und koppelt sich von allem und jeden ab. Ich bin da keine Ausnahme. Ich brauchte jemand, den ich mit ins Vertrauen ziehen konnte und der ihm ein bisschen die fehlende Mutter ersetzte, vielleicht auch die Schwester.“ Verblüfft zog ich die Augenbrauen hoch. Was bitte war das denn für ein banaler Grund, schon fast lächerlich! Entrüstet stemmte ich mich hoch und tigerte im Raum auf und ab. Meine Gedanken überschlugen sich bei so viel Lächerlichkeit. Das war kein Grund, sondern eine Ausrede, nichts weiter! Wütend fuhr ich zu den Beiden herum, beobachtete eine Sekunde das gebannte Mienenspiel der beiden Männer, die ein stummes Gefecht auszufechten schienen. Die Hände in die Hüften gestemmt, polterte ich mit einer lauten Stimme in die schlimmste Schimpftirade durch, die selbst mir in den Ohren klingelte. „Das ist kein Grund Carlisle!“, fuhr ich ihn an. „Weder ist Edward mein Sohn, noch wird er es je sein! Du hattest nicht das Recht mich in einen Vampir zu wandeln, was hast du dir überhaupt gedacht?! Du kannst nicht einfach über das Leben anderer Leute bestimmen! Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass ich sterben wollte, dass ich nicht ohne Grund im Krankenhaus war?!“, schrie ich ihn am Ende schon an, weil ich so außer mir war, dass es schon keine Worte mehr dafür gab. Ich war ungewollt ins Leben zurückgeholt worden, unwiderruflich und damit stürzten wieder die schwarzen Gedanken über mich herein, die mich auch schon im Krankenhaus heimgesucht hatten, wenn ich denn mal soweit bei Bewusstsein war, um über mein Leben nachzudenken. Bestürzt, ja beinahe schon entsetzt, wurde ich angesehen, allerdings von beiden. „Esme ein Leben ist wichtig, etwas kostbares, dass wirft man nicht einfach leichtfertig weg!“, hob Carlisle die Stimmlage an, aber eher so, als würde ein Vater mit einer Tochter sprechen, die kurz davor war etwas dummes zu tun. Nicht von Erwachsener zu Erwachsenem. „Hör auf mich wie ein kleines Kind zu behandeln!“, schnauzte ich ihn an. „Ihr beide tut so, als könnte ich keinen einzigen rationalen Gedanken mehr fassen. Ich habe mich dafür entschieden gehabt zu sterben!“ Nun schaltete sich Edward ein, der zuvor stumm unserem Gespräch gefolgt war. Er stand auf, kam zielstrebig auf mich zu und packte mich hart an den Oberarmen, dass ich glaubte sie würden zerbrechen. Eindringlich sah er mich an, schien seine Augen in meine zu bohren, in dem lächerlichen Versuch mich damit von meiner Überzeugung abzubringen. „Esme hör mir zu!“, befahl er mir streng, mit einer Stärke in der Stimme, die ich ihm so gar nicht zugetraut hätte. Er kam mir von Anfang an eher als der stillere rüber. Widerstandslos schaute ich ihm in seine Seelenspiegel, die dunkler geworden waren. Hatte ich hier nun den Vampir vor mir, der in Edward schlummerte oder den Menschen, den ich heute kennenlernen durfte? „Das Leben ist etwas kostbares, ich musste das schon in früheren Jahren meines Lebens erfahren. Carlisle wandelte mich, als ich gerade einmal siebzehn Jahre alt war und im Sterben an der spanischen Grippe lag. Ich hätte mir lieber gewünscht am leben zu bleiben, aber Gott hatte einen anderen Plan mit mir und mittlerweile bin ich froh so weiter leben zu können, auch wenn es von der Natur des Menschen abneigt. Ich bin froh hier zu sein, mit Carlisle, mit dir, selbst mit unserer übernervigen Nachbarin, die einen jedes Mal eine Blase ans Ohr quatscht!“ Seine Stimme zitterte vor unterdrückten Gefühlen. Anscheinend hatte ich etwas zu Tage gebracht, was er ansonsten selten hervorholte. Verletzbarkeit. Dazu ein „aber“ anzusetzen kam ich überhaupt nicht. Er unterbrach mich, bevor ich auch nur Anstalten machen konnte, den Mund zu öffnen. „Sei froh für jeden Tag, den dir Gott auf dieser Erde schenkt, es könnte dein letzter sein.“ Sein Griff lockerte sich, sodass ich wieder auf eigenen Beinen stehen konnte. Edwards Gesicht war so verzerrt, ich konnte seinen Schmerz beinahe schon körperlich fühlen. Was hatte er durchgemacht, dass er in dieser Gestalt solche Worte benutzte? Ich hatte einmal von der spanischen Grippe gehört: eine fürchterliche Grippe, die am Anfang des 19. Jahrhunderts das Leben von Millionen gefordert hatte. Eine fürchterliche Seuche, die über die Erde gerast war und jedes Leben vernichtet hatte, was ihr unter die Finger gekommen war. Zärtlich berührte Edward meine Wange und ich konnte nicht anders, als seinem Blick zu begegnen, den er mir zuwarf. „Ich habe auch lange gebraucht es zu akzeptieren.“, gab er zu. Seine Stimme vibrierte förmlich, hallte im ganzen Wohnzimmer wieder. „Aber mittlerweile bin ich Carlisle dankbar, dass er mich gebissen hat. Meine ganze Familie ist damals an der Grippe gestorben, ich bin der einzige, der sozusagen „überlebt“ hat. Carlisle gab mir ein neues Zuhause und jetzt möchte er dir diese Möglichkeit auch bieten. Weis ihn nicht ab. Wir haben alle schreckliche Dinge durchmachen müssen und wir wissen mehr von deiner Vergangenheit, als du zu glauben scheinst.“ Sprachlos starrte ich ihn an, wusste nicht, was ich daraufhin erwidern sollte. Sie wussten etwas aus meiner Vergangenheit? Mit dem Baby hatte ich niemanden davon erzählt, nie, auch nur irgendeiner Menschenseele, gerade damit es unter Verschluss blieb und man nicht beschloss mich in die Klapse zu bringen. „Was wisst ihr über mich?“, wisperte ich, meine Stimme versagte beinahe zur Gänze und im Gegensatz zu Edwards und Carlisle hörte sie sich wie ein Raspel an, krächzend, rau, nicht wie flüssiger Honig, der einem angenehm die Kehle runter ran. „Genug Edward.“, besänftigte Carlisle den jungen Vampir. „Wir haben andere Prioritäten.“ Edwards Miene verzog sich missbilligend, als hätte er in einen sauren Apfel gebissen. „Wie du meinst Carlisle.“, sagte er, dann ging er merkwürdiger Weise in die Küche. Um ehrlich zu sein, hatte ich nun wirklich keinen Appetit auf irgendetwas, ich wollte Antworten! Schon kurze Zeit später kam Edward wieder und stellte eine Plastikflasche auf den Wohnzimmertisch, direkt zwischen dem Arzt und mich, die mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt war. Eine wage Ahnung beschlich mich, die mir kalt den Rücken runter lief, aber gleichzeitig dafür sorgte, dass mir das Wasser im Mund zusammenlief. „Was ist das?“, fragte ich zittriger Stimme, trat vorsichtshalber schon einen Schritt zurück, prallte dabei aber gegen einen Rücken, der meinen Rückweg versperrte. Carlisle hatte sich durch seine enorme Geschwindigkeit hinter mich gebracht, um mich an Ort und Stelle zu halten. „Blut.“ So, dass war mein neues Kapi von Esme und Carlisle^^ Ich weiß, ich bin ganz schön spät dran, aber ich hatte so viel zu tun, dass ich einfach zu nichts gekommen bin>-< Zudem hatte ich bei dieser Geschichte mit einer Schreibblockade zu tun, aber die ist jetzt Gott sei Dank endlich weg und ich kann nach Lust und Laune weiterschreiben^^ Dann wünsche ich euch weiterhin viel Spaß bei Mexx^^ Lesemaus Kapitel 7: Die Sache mit dem Bluttrinken ---------------------------------------- Die Sache mit dem Bluttrinken „Was ist das?“, fragte ich mit zitterndem Unterton in der Stimme, einem unangenehmen Gefühl folgend. Ich wollte zurückweichen, stieß aber rücklings mit meinem Körper gegen einen anderen. Zurückschrecken war mir nicht möglich, denn schon schlangen sich zwei starke mit Muskeln bepackte Arme um mich, die mich an Ort und Stelle festhielten. Mein Mangen zog sich noch mehr zusammen, beinahe so wie ein paar Stunden zuvor, als ich Hunger gehabt hatte, während ich die Flasche mit der dunkelroten, dickflüssigen Substanz betrachtete, als könnte sie mich beißen oder gar anfallen. Edward hatte diese Flasche eben auf den Wohnzimmertisch gestellt und schaute mich prüfend an. Sein Blick ging mir durch Mark und Bein. „Blut.“, lautete seine knappe, kurze Antwort, die allerdings auf mich eine Wirkung hatte, als hätte man mir einen Baseballschläger vor den Kopf geknallt, nur um zu gucken, ob ich überhaupt Schmerzen dabei empfand. Es war richtig von Carlisle gewesen mich festzuhalten, denn allmählich bekam ich es mit der Panik zu tun. „Lass mich los, Carlisle.“, wisperte ich in einer etwas zu hohen Stimmlage, wehrte mich halbherzig gegen ihn. „Es ist gut Esme.“, flüsterte mir Carlisle leise ins Ohr, für Menschen nicht hörbar, aber ich wusste bei Edward war es anders, er hätte sogar draußen im Wald ein Tier von hier aus gehört. Mit einer bedachten, langsamen Bewegung führte der jugendliche Vampir seine Hand zum Deckel der Flasche und schraubte ihn auf, die Kappe bettete er direkt neben das Plastikstück. Ein feiner, herber Geruch wehte zu mir herüber, ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Bitte nicht!, betete ich innerlich. Ich wollte es nicht, ich wollte weg, nur noch weg von hier, um endlich meine Ruhe vor diesen zwei Mistkerlen zu haben, die es anscheinend sich zur Aufgabe gemacht haben, mir das Leben zur Hölle zu machen! Ironischer Weise erinnerte ich mich jetzt an ein Sprichwort, dass von dem inneren eigenen Schweinehund, den es zu bekämpfen galt, handelte. Das Verlangen von vorhin versuchte wieder Besitz von mir zu ergreifen, meinen Verstand zu vernebeln, dass meine Instinkte die Überhand ergreifen konnten, um sich zu holen was sie brauchten. Blut. Ich mobilisierte meine letzten Kraftreserven und riss mich mit einer herrischen Bewegung von dem Arzt los, der ein zwei unbeholfene Schritte tat, bevor er sein Gleichgewicht wiederfand. Mit aller Gewalt presste ich mich an die Wand, die Hände vor mein Gesicht geschlagen, weil ich einfach nichts mehr sehen wollte. „Esme, bitte.“, versuchte mich der Arzt anzusprechen, trat einen Schritt näher, aber ich fauchte auf wie eine zum Sterben verurteilte Katze. „Lass mich in Ruhe!“, zischte ich ihn an, war stark versucht mir die Ohren zu zu halten, obwohl ich wusste, dass ich sie trotzdem noch hören würde. Gepeinigt, am Ende meiner Kräfte und Fassung, rutschte ich haltlos an der Wand zu Boden, wo ich meine Beine eng an meinen Körper zog, um weniger Angriffsfläche zu bieten. Jemand hockte sich vor mich hin, fuhr mir sanft über meinen Kopf, streichelte mein gelocktes Haar und seltsamer Weise beruhigte ich mich wirklich ein bisschen, zumindest verschwand ein wenig das Magenziehen, welches mir auf mein Gemüt schlug. Kurz atmete ich einmal tief durch, ehe ich vorsichtig den Blick durch meine wilde Lockenpracht auf den blonden Vampir richtete. „Ich will das nicht, ich will das nicht. Bitte zwing mich nicht dazu.“, beschwor ich ihn und ich hätte sehr wahrscheinlich geweint, hätte ich es gekannt, dass vertraute Gefühl der Hoffnungslosigkeit war jedenfalls da. „Ich will dich zu nichts zwingen, Esme, aber es ist notwendig. Du bist ein neugeborener Vampir, gerade du brauchst viel Blut, um zu überleben. Ich weiß es ist alles noch sehr neu für dich, aber Edward und ich sind da, um dir dabei zu helfen dich zu Recht zu finden. Momentan empfindest du einen unvorstellbaren Blutdurst, aber das wird nur die ersten ein oder zwei Wochen anhalten, danach wird es besser.“, erklärte Carlisle mir weiter. Prüfend blickte ich ihm in seine Augen und es sprachen nur Aufrichtigkeit und Wärme aus ihnen. So schwer es mir von meinem Verstand auch fiel, ich konnte ihm und Edward vertrauen, dass wusste ich, aber es zu akzeptieren fiel mir schwer, denn wann hatte ich das letzte Mal jemanden vertrauen können? Meinem ehemaligen Verlobten auf gar keinen Fall! Ich presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Auch wenn ich wusste, dass ich in Carlisle und Edward Freunde gefunden hatte, so war diese Sperre in meinem Kopf, die meine Alarmglocken schrill aufjaulen ließ, so präsent wie eh und je und für mich nur schwer, sehr schwer, zu überwinden. Die Augenbrauen des Arztes zogen sich missbilligend, zugleich überlegend, zusammen. Berechnend schaute er über seine Schulter zu Edward. „Gib mir bitte die Flasche.“ Erschrocken riss ich die Augen auf. Er würde mich tatsächlich dazu zwingen dieses Zeug zu trinken! Ein Warum lag mir auf den Lippen, aber ich sprach die Frage nicht aus, denn ich war schon dabei mir über andere Dinge Gedanken zu machen. Ich beobachtete, wie Edward um den Tisch herum ging und Carlisle die Flasche Blut reichte. Zurückweichen war in meiner Situation nicht möglich, ich konnte nur zu beiden Seiten ausweichen. Kritisch musterte ich Carlisle, wie er die Flasche Blut selbst ansetzte und einen kräftigen Schluck nahm, sie danach seinem jüngeren Mitbewohner zurückgab. Sachte strich er mir eine verirrte Strähne aus den Augen, die dorthin gerutscht war, dann packte er mir plötzlich in den Nacken und presste verlangend seinen Mund auf meinen. Mir blieb der Atem weg. Hastig stemmte ich meine Arme gegen seine Brust, um ihn von mir weg zu drücken, aber er schien wie festgewachsen auf den Boden, wie ein Fels in der Brandung. Ich wusste, wenn ich jetzt den Mund aufmachen würde, würde ich unweigerlich das Blut schlucken und gerade das wollte ich ja auf jeden Fall verhindern! Ich schlug mit den Beinen aus, aber die Wirkung wurde mühelos abgeblockt, indem ich zur Seite gerissen wurde und der Länge nach auf dem Boden lag. Irgendwie hatte der Arzt es geschafft seine Lippen auf meinen zu behalten! Ich wehrte mich noch immer verbissen dagegen, aber einem ausgewachsenen Mann, der zu dem auf meiner Hüfte pausierte und meine Arme auf dem Fußboden hielt, hatte ich nicht viel entgegen zu setzen. Als neu geborener Vampir war ich zwar stärker als die älteren Vampire, aber ich spürte mit jeder neuen verstrichenen Minute, wie mehr Kraft aus mir heraus sickerte, wie ein Loch in einem Kornsack und nicht vermochte gestopft zu werden. Ein kräftiger Biss auf meinen empfindlichen Lippen riss mich aus meinen Gedanken. Protestierend jaulte ich auf ohne nachzudenken, aber dafür die Quittung gleich hinterher geschmissen zu bekommen! Geschickt schlängelte Carlisle seine Zunge durch den schmalen Spalt, den ich durch mein unbedachtes aufquitschen gegeben hatte. Etwas was nach Metall schmeckte, floss in meinen Mundraum und ab hier konnte ich so viel machen wie ich wollte, meine Instinkte übernahmen die Oberhand, setzten sich mit einer Wucht durch, der ich nichts entgegen zu setzen hatte. Mechanisch schluckte ich, dabei floss das Blut meine Kehle hinunter in meinen Magen, der ein wohl tuendes Brummen von sich gab. Ich hatte Hunger, mehr als ich es mir je eingestehen wollte. Nicht alles an Blut floss in meinen Mund, ein Tropfen bahnte sich einen Weg über mein Kinn und es kitzelte furchtbar stark, dass ich ihn am liebsten mit einer herrischen Geste wegwischen wollte, aber das übernahm Carlisle für mich. Langsam löste er sich von mir, sah mir prüfend in die Augen, ehe er sich wieder zu mir runter beugte und den Blutstropfen sowie seine Spur zurück zu meinem Mund ableckte. Mein Herz, wenn es denn noch schlagen würde, hätte jetzt wohl einen Hüpfer gemacht. Was sollte diese Aktion? So was macht man doch nicht einfach oder?, fragte ich mich gedanklich, zumindest sagte mir dies deutlich Edwards ungläubiger Blick, während er es sich auf einem Stuhl neben dem Sofa bequem machte und sich doch tatsächlich ein Buch schnappte zum Lesen! So konnte man sich natürlich auch aus der Affäre ziehen, wenn das jedoch etwas zu unelegant durchgezogen wurde. „Wir können das jetzt so weiter führen, bis die Flasche leer ist, morgens, mittags und abends, bis du aus dem gröbsten der Umwandlung raus bist oder du fängst an freiwillig zu trinken und ersparst uns dieses alberne Rumgeballze. Wie entscheidest du dich?“, stellte mich Carlisle vor die Wahl und auf einmal wurde ich mir allem bewusst: Edwards neugieriger Blick über den Buchrand, dass dämmrige Licht im Raum, die finstere Nacht draußen, der Arzt mit seinem Gewicht auf mir und der tatsache, dass ich noch nie richtig verliebt war. Mein Hals schnürte sich zu, ich würde keine vernünftige Antwort heraus kriegen, darum nickte ich einfach mit dem Kopf. Carlisle schien das zu reichen, denn er erhob sich ein paar Sekunden später von mir in eine aufrechte Position. Wie ein Gentleman streckte er mir die Hand entgegen und ich ergriff sie nach einigem Zögern. Mit nur wenig Kraftaufwand stellte er mich wieder auf die Beine. Das Gesicht von Carlisle abgewandt, spähte ich aus dem Augenwinkel zu Edward, um ihn einen warnenden Blick zu schenken, dass er sich aus meinen Gedanken fernhalten sollte, die ihn nebenbei gar nichts angingen, aber das einzige, was er mir entgegnete, war eine amüsiert hochgezogene Augenbraue, ich konnte mir gut einen belustigt verzogenen Mundwinkel dazu vorstellen, der sich hinter dem Buch versteckte. Nebenbei drückte mir Carlisle die Flasche in die Hand und dirigierte mich mit sanftem Druck an den Schultern zum Wohnzimmersofa, auf dem er sich neben mir sinken ließ. Stumm saß ich neben ihm, drehte die Flasche Blut abwesend zwischen den Fingern. „…Esme…“ „Schon gut, schon gut, ich trink ja.“, beschwichtigte ich den Arzt sofort und nahm zur Bestätigung gleich einen großen Schluck der nach Metall schmeckenden Flüssigkeit, die mich nach jedem Tropfen mehr stärkte. Die Stille zwischen uns dreien trat danach wieder ein, denn ich wusste nicht, worüber ich mit den beiden reden sollte, wir waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht und schließlich hatte ich ihnen noch immer nicht verziehen, was sie mit mir gemacht hatten, zu dem wirkte es zumindest auf Edwards Seite irritierend, wenn man mit einer Person reden wollte, die ein Buch sprichwörtlich vor der Nase hatte. Oh ja, es versprach ein sehr angenehmer Abend zu werden. Abwartend, aber auch neugierig, sah ich zur einzigen Uhr im Raum, dessen Zeiger sich bewegten. Es war eine viertel Stunde vor zehn Uhr abends, was mich verwirrt die Stirn runzeln ließ. Eigentlich gehörte ich zu der Sorte Menschen, die 1. Verdammt schnell müde wurden, egal an welchem Tag der Woche und 2. zählte ich zu den Schläfern, die am meisten Schlaf brauchten. Ich müsste längst hundemüde sein, aber ich fühlte mich putzmunter, als wäre ich erst frisch aus dem Bett gestiegen. Unter meinen Haarspitzenbetrachtete ich die beiden anderen Männer. Sie sahen genauso munter aus wie ich, nicht mal der leiseste Ansatz von Erschöpfung, obwohl Edward den ganzen Tag in der Schule gewesen war und Carlisle im Krankenhaus geschuftete hatte! Aber vielleicht spielte mir mein Kopf nur einen Streich und ich musste mich nur ins Bett legen, schon würde ich einschlafen. Also stellte ich die Flasche Blut weg, erhob mich vom Sofa und verließ das Wohnzimmer, um in die obere Etage zu gehen. Wenn mich die beiden anderen Vampire dabei beobachteten, ließ ich es mir nicht anmerken. Ich geh einfach mal davon aus, dass ich in dem Zimmer schlafen konnte, indem ich auch aufgewacht worden war. Die einzelnen Treppenstufen knartschten nicht einmal unter meinen Füßen, obwohl ich es bei meinem Gewicht eigentlich gedacht hatte. Am Treppenansatz bog ich nach rechts ab, durchquerte den äußersten Gang, der zum letzten Zimmer führte und ging hinein, die Tür sicherheitshalber abgeschlossen, damit die zwei Männer wenigstens nicht ganz unbemerkt eindringen konnten. Allmählich registrierte ich die Kleidung, die noch unangenehm auf meiner Haut klebte. Die Kälte spürte ich zwar, doch war ich in meiner Bewegungsfreiheit extrem eingeschränkt. So wechselte ich zu aller erst die Klamotten gegen einen Schlafanzug, verstaute den nassen Kleiderhaufen in den Wäschepuff, der in einer Ecke stand. Man hatte das Bett gemacht, fiel mir als erstes auf, wohl während meiner Abwesenheit in den Wäldern. Die flauschige Bettwäsche, die förmlich wie Popkorn aufging, schauten so verlockend aus, dass ich mich widerstandslos in die Federn fallen ließ, alle viere von sich gestrickt. Es war eine Wohltat, auch mal nicht unter ständiger Aufsicht zu stehen, wie es sonst immer der Fall war. Es war irgendeiner immer um mich herum, der Arzt oder entweder Edward. Eine innerliche Ruhe überkam mich, welche ich das letzte Mal verspürt hatte, als ich von totaler Resignation meine Tage im Krankenhaus fristen durfte. Abwesend starrte ich an die Zimmerdecke, hoffend das Edward momentan seine mentalen Fühler bei sich beließ, um mir Ruhe zu gönnen, für heute hatte ich echt die Nase voll davon, dass ein Jugendlicher in meinem Kopf herum wühlen konnte, ohne um Erlaubnis bitten zu müssen. Ich würde schließlich auch nicht in fremder Leute Köpfe herum wühlen, selbst wenn ich die Möglichkeit dazu hätte, so etwas machte man einfach nicht. Meiner Meinung nach war es ein Eingriff in die Intimsphäre eines jeden Menschen. Die Gedanken gehörten einem selbst und sollten es auch bleiben! Leise seufzte ich auf, legte mich auf meine Seite und rollte mich wie eine kleine Katze zusammen. Ich schloss meine Augen, versuchte den Schlaf herauf zu beschwören, an nichts anderes zu denken, die Gedanken Gedanken sein zu lassen, meinen Geist von allem zu befreien, was mich belastete. Einige Minuten funktionierte das erstaunlich gut, aber es stellte sich einfach keine Müdigkeit ein, dass konnte doch nicht wahr sein! Resignierend nickte ich, beruhigte mich innerlich und drehte mich auf die andere Seite, vielleicht musste ich mich nur entspannen, dann gelang es mir bestimmt! Ich wartete…wartete…und wartete, doch das Ergebnis war dasselbe: nämlich das ich nicht schlief und das nervte…gewaltig! Irgendwann, nach zwei Stunden hatte ich aufgehört auf die Uhr zu gucken, gab ich den Kampf >Wie konnte ich in den Schlaf sinken ohne an die Decke zu gehen< auf. Wieso konnte ich nicht schlafen? Ich jedenfalls wusste keine Antwort darauf, aber ich war mir sicher Carlisle oder Edward konnten mir eine geben, die für mich zufriedenstellend war. Wohl oder übel musste ich mich dafür aus meinem warmen Bett begeben, aber was machte man nicht, um zu erfahren, was nun wieder mit einem selbst los war? Eben. Also schwang ich mich aus dem Bett und tapste barfuß nach unten. Im Wohnzimmer brannte der Kamin, deswegen schaute ich dort als erstes nach und sah ein mir fremdes Bild. Verblüfft und zugegeben positiv überrascht, lehnte ich mich an den Türrahmen, um alles besser zu analysieren, dass mir gebotene Bild in mich aufzusaugen, wie ein trockener Schwamm der endlich wieder Wasser bekam und sich damit vollsog. Edward spielte mit Carlisle Schach! Stink normales Schach! Normaler Weise würde ich solche Wesen wie Vampire niemals mit etwas so banalem in Verbindung bringen. Die zwei sahen mit dieser Beschäftigung irgendwie gruselig aus, es passte einfach nicht zu ihnen! Bei Vampiren würde ich einfach denken, dass sie mit Unmengen an Blut zu tun haben, bis jetzt habe ich davon eher wenig mitbekommen, wofür ich auch dankbar war, aber es wurde Zeit etwas anderes zu klären. „Wieso kann ich nicht schlafen?“, fragte ich in den Raum, wartete ab, ob die zwei Männer auf mich reagieren würden und sie da, sie sahen sogar gleichzeitig auf! Innerlich musste ich schmunzeln darüber schmunzeln, äußerlich würde ich diese Heiterkeit nie zeigen, es könnte ihnen sonst signalisieren, dass ich ihnen verziehen hätte und das hatte ich definitiv noch nicht! Das brauchte Zeit, sehr viel Zeit, die ich auch darüber nachdenken musste, ehe würde sich meine Meinung darüber nicht ändern. Edward, der mit dem Rücken zu mir saß, wandte sich halb zu mir um, hauptsächlich damit er mich mit seinem Kopf angucken konnte, während Carlisle mir schon direkt in die Augen schaute. Er wirkte konzentriert, nachdenklich, wahrscheinlich war er einfach noch zu tief in das Spiel versetzt, dass er meine Frage überhaupt nicht mitbekommen hatte, doch irgendetwas, eine leise Ahnung, sagte mir, dass er genau wusste, was gerade vor sich ging. Seine Blicke wanderten über meinen Körper. Hatte er mich nicht im Schlafanzug erwartet oder was? Eine Augenbraue hochziehend blickte ich ihn prüfend an. „Sehe ich so komisch in diesem Aufzug aus?“, gab ich spitz von mir und verengte vernichtend die Augen. „Ich hatte eigentlich beschlossen mich Schlafen zu legen, aber komischer Weise klappt das nicht so wie ich will.“, murrte ich als Erklärung. Edward und Carlisle tauschten einen bedeutsamen Blick miteinander, was mich schon stutzig werden ließ. Was sollte dieser Blick, den ich nicht einzuordnen vermochte. „Möchtest du es ihr erklären Calrisle?“ Meine Augen wanderten von dem Jugendlichen zum Arzt, der mich weiterhin prüfend betrachtete. Allmählich wurde es mir gruselig, gerade weil ich diesen Blick nicht zuordnen konnte. Seine schönen karamellfarbenen Seelenspiegel schienen mich verschlingen zu wollen. Plötzlich verdüsterten sich seine Augen in ein tiefes schwarz und ich riss überrascht die Augen auf. Was war das denn gewesen?! Aber so schnell es gekommen war, so schnell war es schon vorbei und überhaupt ließ Carlisle mir keine Gelegenheit mehr irgendetwas zu hinterfragen. Er wandte sich ohne weiteres ab, erhob sich von seinem Platz und war innerhalb einer Sekunde aus dem Wohnzimmer verschwunden. Er hatte es seinen Vampirkräften zu verdanken, dass er so schnell war, aber ich war leicht gekränkt, dass er mir keine Gelegenheit gelassen hatte, nachzufragen was mit ihm los war. Typisch Mann halt, wollte sich von nichts und niemandem helfen lassen! „Entschuldige Carlisle bitte, Esme.“, warf sich Edward dazwischen, um mich anscheinend von etwas abzulenken, was nicht für meine Ohren bestimmt war. Was lief hier für ein Spiel? Dieser Arzt benahm sich schon von Anfang an merkwürdig, aber mittlerweile wurde es richtig mysteriös, beinahe verschlagen. Aber naja, quetschte ich halt den jugendlichen aus, damit hatte ich auch kein Problem. „Also, warum kann ich nicht schlafen?“, wiederholte ich noch einmal meine Frage, in der Hoffnung nun eine Antwort zu bekommen, da Carlisle offensichtlich Edward die Führung dieses Gespräches überlassen hatte. Er warf mir ein warmes Lächeln rüber. „Setz dich doch erst einmal. Im Stehen lässt es sich so schwer reden.“, bot er mir an und ausnahmsweise ging ich dieses Mal darauf ein. Momentan hatte ich keine Lust auf Stehen, außerdem war ich viel entspannter bei der Sache, wenn ich mit Edward redete und nicht mit Carlisle. Für mich strahlte Carlisle eine starke Persönlichkeit aus, eine dominante Persönlichkeit, die es mir fast unmöglich machte, mich dagegen aufzulehnen, deswegen war ich so widerspenstig. Ich wollte mich niemandem unterordnen, dass hatte ich in der Vergangenheit schon zu oft durchmachen müssen! Ich folgte der Aufforderung des Jüngeren und setzte mich auf dem Platz, auf dem zuvor noch der Arzt gesessen hatte. Ich betrachtete das ausgebreitete Schachspiel vor mir. Der Jugendliche war gar nicht mal schlecht bei der Sache gewesen, aber Carlisle hätte ihn in den nächsten vier Zügen geschlagen, hätte Edward die offensichtlichen Züge gemacht, die ich vermute. Schach hatte mir eine alte Freundin beigebracht, als ich noch mit meinem Verlobten zusammen gelebt hatte, dass tat ich ja nun Gott sei Dank nicht mehr, aber in diesem neuen Gefängnis zu sitzen, war auch nicht gerade toll. Ich schaute auf, damit Edward sich meiner ungeteilten Aufmerksamkeit sicher sein konnte. Er setzte sich wieder ordentlich hin, stützte die Unterarme auf. Show Time. „Du kannst also nicht schlafen, ja?“ Ich nickte, er gab nur ein Seufzen von sich. „Das ist für einen Vampir ganz normal, Esme.“ Ungläubig sah ich ihn an. Was bitte bedeutete das denn? Er fuhr sich einmal durch sein hoch gegeltes Haar, in für ihn stressigen oder emotional geladenen Situationen besonders, wie anscheinend jetzt. Dann sickerte die Erkenntnis in mein Gehirn und ich ließ meinen Kopf mit einem lauten „Klong“ auf den Tisch fallen. Es ergab einen herrlich hohen Ton, Kopfschmerzen bestimmt nicht, früher hatte ich das schon oft gemacht, es gehörte einfach zu meiner Persönlichkeit. Wieso eigentlich immer ich?; stöhnte ich innerlich. Es war doch jedes Mal dasselbe Theater, ich stolperte von einer extremen Situation in die nächste, aber keine wurde unbedingt besser, eher im Gegenteil. „Willst du damit etwa andeuten, dass ich nicht nur heute sondern überhaupt niemals wieder schlafen kann? Es bleibt nun so, egal was ich mache.“, schlussfolgerte ich, riet ins Blaue hinein, wusste aber instinktiv, dass ich bereits die Tatsache der Dinge erraten hatte. „Leider ja.“, bestätigte mir der Teenager, der zumindest das Aussehen eines solchen hatte, in Wirklichkeit war er schon viel älter, schaute mich zerknirscht an, als hätte er sich damals auch erst mal daran gewöhnen müssen. „Wie erging es dir damals?“, fragte ich zögerlich nach, schließlich wusste ich ja nicht, wie er auf die Anspielung auf seine Vergangenheit als er sich eingewöhnen musste, reagieren würde. Anscheinend überrascht über meine Frage, sah er mich an. „Es war…okay. Ich habe lange gebraucht mich einzugewöhnen. Mit den ganzen neuen Sachen habe ich mich anfangs schwer getan, insbesondere mit dem Schlafen und dem Bluttrinken, genau wie du, aber irgendwann akzeptiert man es, gewöhnt sich daran und lernt sein neues Leben zu lieben, selbst wenn es die erste Zeit schwer ist.“ Diese Aussage hörte sich logisch an, vollkommen gut. Viele Menschen starben heutzutage, Menschen die es verdient hatten zu leben und starben durch die Hand anderer Leute, die keine Rücksicht auf andere nahmen. „Wodurch bist du damals fast gestorben?“, wisperte ich in die entstandene Stille hinein, einfach um auch mal mehr über den Jugendlichen zu erfahren, sehr wahrscheinlich wusste der, weswegen ich im Krankenhaus gelegen hatte, also war es auch nur Recht, wenn ich mehr über ihn erfuhr. Zumindest wenn man es vom moralischem Sinne her betrachtete. „An der spanischen Grippe am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts.“, antwortete Edward mir, danach kam nichts mehr. Edward schwieg und ich wollte nicht noch weitere schlechte Erinnerungen in ihm wecken, ihn konnte ich nach Carlisle noch schwerer einschätzen. Ich wusste zwar, dass er bei vielen Dingen tolerant war und längst nicht so schnell zu harten Mitteln Griff wie der Arzt, aber wer wusste schon, wann ich seine innere Grenze, die jeder hatte, überschritt. Fürs erste ließ ich es einfach dabei. Kapitel Ende So^^ Hier bin ich wieder mit einem neuen Kapitel von Esme und Carlisle und es tut mir wahnsinnig Leid, so spät dran zu sein, aber irgendwie hat sich dieses Kapitel so in die Länge gezogen, dass ich überhaupt nicht wusste, wann ich einen Cut machen sollte oder nicht. Eigentlich hatte ich vorgehabt nach den ersten zweitausend Wörtern cut zu machen, aber das konnte ich euch nicht antun, schließlich waren alle anderen Kapitel auch beinahe die dreitausend Wörter lang und jetzt wieder so derbe mit der Wörteranzahl runter zu gehen hat mir, zugegeben, auch nicht gepasst, deswegen habe ich mich noch einmal hinter den Schreibtisch gesetzt, meinen Kopf nach Ideen durchwühlt und das Kapitel verlängert, sodass ihr jetzt statt fast dreitausend sogar an die viertausend Wörter habt^^ Leider muss ich euch schon vorwarnen, dass das beim nächsten Kapitel nicht so sein wird, da werden es wieder normale dreitausend Wörter sein, aber das reicht ja auch schon^^ Wann genau das nächste Kapitel kommt, kann ich euch leider noch nicht versprechen, momentan habe ich nämlich noch andere FF´s die unbedingt mal wieder bearbeitet werden müssen, also habt bitte ein bisschen Geduld mit mir^^ Jedenfalls kann ich euch auf jeden Fall schon versprechen, dass es nicht langweilig werden wird mit den dreien, dazu lass ich es gar nicht erst kommen^^ Also freut euch schon einmal auf die nächsten Kapitel, sie werden sich lohnen und ich wünsche euch weiterhin noch viel Spaß und Erfolg, haltet die Ohren steif, bleibt gesund und lest fleißig weiter^^ Lesemaus Kapitel 8: Der erste Tag allein ------------------------------- Der erste Tag allein Der nächste Tag begann früh, wenn man es denn so bezeichnen konnte, wenn man zuvor schon die ganze Nacht wach war, ohne ein einziges Mal die Augen zu zu machen. Um ehrlich zu sein fühlte ich mich wie eine wandelnde Leiche, für einen Vampir vielleicht eine lustige Bezeichnung, für mich jedenfalls nicht. Ich fühlte mich nicht wirklich wach, eher das Gegenteil, ein Dämmerzustand befiel mich, indem ich kaum aufnahmefähig war. War das immer so, wenn man nicht schlief? Würde ich jetzt die ganze Zeit mit solchen Zuständen zu kämpfen haben? Die Nacht über hatte ich bei Edward im Wohnzimmer auf dem Sofa genächtet, durch die Gegend gestarrt, aber meistens nur aus dem Fenster gesehen, die Nacht dabei beobachtet, wie sie sich über das Land legte, die funkelnden Sterne, die durch keine einzige Wolke verdeckt wurden, um irgendwie die Zeit totgeschlagen zu bekommen. Edward hatte währenddessen kein einziges Wort mehr mit mir gewechselt und Carlisle war nicht wieder aufgetaucht, nachdem er überstürzt geflüchtet war, wie ich es so schön nannte, denn für mich war es nichts anderes gewesen. Eine Flucht, nur wusste ich leider noch nicht, aus welchem Grund er geflüchtet war, aber das würde ich irgendwann auch schon noch herausfinden. Dafür, dass ich nicht mehr schlafen konnte, hatte ich aber umso mehr Zeit nachzudenken, über meine jetzige Situation und wie es weitergehen würde, sollte ich mich fügen oder mich gegen die beiden anderen Vampire auflehnen. Es war mir fast unmöglich Edward geschweige denn Carlisle einzuschätzen, sie waren für mich ein Buch mit sieben Siegeln, was eigentlich für uns Frauen reserviert war, aber naja. Mein feines Gehör nahm Schritte wahr, welche vom oberen Stockwerk kamen, da legte jemand aber nicht gerade auf Lautlosigkeit, was ich sonst gar nicht von den beiden anderen Männern in diesem Haus kannte. Normaler Weise schlichen sie um einen herum, als würden sie gar nicht mit den Füßen den Boden berühren. Warum lehnten sie denn gerade in diesem Moment keinen Wert darauf, leise zu sein? Ich drehte meinen Kopf um neunzig Grad, damit ich die Tür im Sichtfeld hatte und schon stapfte ein zerzauster Kopf namens Edward ins Wohnzimmer, anscheinend um direkt in die angrenzende Küche zu verschwinden. Frisch angezogen war er, seine Haare standen wie immer in allen möglichen Winkeln ab, bändigen konnte man die mit Sicherheit nicht! „Morgen Esme.“, nuschelte er, für mich klang er mehr im Dämmerzustand als wach, aber bevor ich auch nur etwas geeignetes entgegnen konnte, spazierte Carlisle ebenfalls ins Wohnzimmer, um zur Küche zu gelangen. Bereits in seinen Arztkittel gekleidet, begegneten sich unsere Blicke, für einen kurzen Moment schienen sie aneinander geschweißt zu sein, so als würden sie sich nicht mehr loslassen wollen, dann schaffte ich es mich zu besinnen und mich abzuwenden, genauso wie er. Was war das denn bitte gewesen? Über mein eigenes Verhalten irritiert, schüttelte ich innerlich den Kopf. Seit wann bitte, wusste ich nicht ihn zu beleidigen? Sonst hatte das schließlich auch immer geklappt! Schnell verbannte ich jeden Gedanken an ihn in die hinterste Stube meines Gedächtnisses, ich würde mich von den beiden jetzt doch nicht weich klopfen lassen, nachdem ich ihnen schon so gut widerstanden hatte. Warum reagierte ich bloß so auf diesen blonden Schönling? Vielleicht ruhte es ja noch daher, dass er gestern Abend so plötzlich getürmt war, dass musste es sein. Eine Antwort auf diese wirklich interessante Frage hatte ich nicht, aber ich würde das bestimmt schon rausfinden…zumindest irgendwann. Ich hörte die zwei in stiller Abmachung zusammen in der Küche herumfriemeln. Ich war stur, unendlich stur, deswegen sah ich auch nicht nach, was genau sie dort machten, aber die Antwort zog schon nach wenigen Minuten quer durch die ganze Küche inklusive Wohnzimmer, ehe die zwei sich mit vollen Tassen zu mir auf die Couchgarnitur gesellten, allerdings mir gegenüber, schließlich beschlagnahmte ich ein ganzes Sofa,a uf dem ich die Nacht verzweifelt versucht hatte zu schlafen. Ohne Erfolg. Warum tranken Vampire Kaffee? Für diese Frage hätte ich gerne gemordet! Carlisle und Edward predigten mir seit Tagen, dass Vampire nur Blut abkonnten, weil ihr Organismus angeblich nur noch diese Flüssigkeit vertrug. Warum also tranken sie es dann? Edwards Blick streifte meinen, belustigt blitzten seine Augen förmlich auf, als er meinen verblüfften Gesichtsausdruck bemerkte. Ich sollte wirklich stärker daran trainieren, meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, früher hatte das immer gut geklappt, doch seit ich hier war, ging sowieso alles den Bach runter. Zumindest empfand ich es so, für Edward und Carlisle war es in ihrem langen Leben bestimmt eine nette Abwechslung. Oh, ich konnte das Kotzen anfangen! „Wir älteren Vampire können Kaffee vertragen, aber dein junger Vampirkörper kann die Stoffe noch nicht richtig verarbeiten, ohne dass du aus deiner Blutrauschphase bist und die dauert.“, offenbarte Edward mir, schlürfte zwischendurch wieder einen Schluck dieses dunklen Gebräus, welches ich mir früher in Massen reingezogen hatte, bis ich schwanger geworden bin. Leider machte mich das Wort „Blutrauschphase“ misstrauisch. „Wie lange dauert eine…Blutrauschphase?“, fragte ich zögerlich in den Raum, mir war es egal wer von den beiden antwortete, aber Edward schien heute Morgen gesprächiger zu sein als Carlisle, der starrte verbissen auf seine Kaffeetasse und schien mich zu ignorieren. Na vielen Dank auch, ich habe mir das alles nicht selbst ausgesucht, Idiot!, fauchte ich gedanklich. Er konnte ein richtiges Arschloch der Klasse A sein, wenn er es wollte und genau das tat er gerade. Beschwichtigend sah mich Edward an, wenigstens er schien an einem morgendlichen Gespräch interessiert zu sein. „Esme, so eine Phase dauert länger als du denkst. Ich habe meine Blutrauschphase beinahe zehn Jahre durchgemacht und das war noch niedrig, da du zusätzlich noch eine Frau bist, die wesentlich mehr zu verarbeiten hat, wirst du viel länger damit zubringen, als dir lieb ist.“ Entsetzt erwiderte ich seinen Blick. Das war es also? Das war mein neues Leben? Unsicher zu sein wegen meinen neuen Kräften und Fähigkeiten, ständige Angst vor einem Blutrausch haben, unbekannte Gefühle bewältigen, die mich an den Rand der Verzweiflung trieben, ein Chaos in mir hervorriefen, das ich nicht mehr wusste wo oben oder unten war… Tolle Aussichten, wirklich tolle Aussichten! Ich richtete meinen Blick an die Wohnzimmerdecke, die ein steriles weiß aufwies, versank dabei in Gedanken, die sich um alles Mögliche und doch Nichts zu drehen schienen. Es war schon merkwürdig, wie das Leben einem mitspielte. In einer Sekunde war man noch der König der Welt, in der andren ein Bettler auf den schmutzigen, mit Schlamm bedeckten Straßen, die es in den verwinkelsten Ecken gab oder in meinem Fall: einen momentlang lag ich noch im Sterben, im anderen Moment begrüßte ich die Sonne als neugeborener Vampir. Ich hasste mein Leben jetzt schon. Aber wenigstens würden die zwei anderen Männer gleich aus meiner Reichweite sein und ich hätte endlich mal Zeit aufzuatmen, in Ruhe nachzudenken oder sonst irgendetwas im Haus zu machen, ohne ständig einen von den beiden an der Backe zu haben. Natürlich meinten sie es nur gut, dass verstand ich vollkommen und eigentlich hatte ich ja auch nichts dagegen, aber sie wurden mit der Zeit entschieden zu aufdringlich. Es sollte mich nicht wundern, wenn sie mich bald nicht mal mehr alleine aufs Klo ließen! Geschweige denn, dass ging besonders an Edward, nicht meine Gedanken zu lesen. „Wir müssen dann auch los.“, riss Edward mich aus meinen Gedanken und erhob sich vom Sofa, um seine schon geleerte Kaffeetasse zurück in die Küche zu stellen. „Ich geh schon mal zum Wagen, Carlisle.“, hörte ich den Ruf des Jugendlichen, dann nur noch die zuschlagende Haustür, ehe alles still um Carlisle und mich wurde. Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen, abwartend, als würde er auf irgendetwas warten, aber ich traute mich nicht zu ihm zu sehen, ich hatte Angst etwas in seinen Augen zu sehen, mit dem ich nicht umgehen konnte und wollte. Das Rascheln seiner Kleidung verriet mir, dass er sich in Bewegung setzte. Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass er wortlos das Haus verlassen würde, aber weit gefehlt. Stattdessen spürte ich plötzlich einen harten Griff am Kragen meines Schlafanzugs, ehe ich durch einen unersättlichen Zug in eine aufrechte, sitzende Position gebracht wurde. In diesem Moment war ich froh, dass ich nur noch aus Gewohnheit atmete und nicht aus Notwendigkeit, sonst hätte diese Aktion von Carlisle meiner Luftzufuhr nicht gerade gut getan, wenn man es noch harmlos ausdrückte. So kannte ich ihn gar nicht, sonst machte er immer einen harmlosen Eindruck auf mich, freundlich zu jedem, hilfsbereit Menschen gegenüber, davon war jetzt allerdings nichts mehr zu sehen, als ich ihm in sein Gesicht blickte. Ernste, mit den Farben Honig und Karamell durchtränkte Augen, bohrten sich in meine. Sie waren mit den dunklen Iriden am Vortag gar nicht mehr zu vergleichen, genauso wenig wie sein Charakter momentan. Ich lernte gerade eine völlig neue Seite an ihm kennen und irgendwie, warum wusste ich selbst nicht so genau, jagte es ein eigenartiges Kribbeln durch meine Eingeweide. „Ich möchte, dass du mir jetzt einen Moment zu hörst, ohne mich zu unterbrechen, los zu zetern oder um dich zu schlagen. Verstanden?“ Perplex wusste ich nicht, was ich darauf sagen sollte, deswegen behielt ich meinen Mund zu und nickte stumm vor dieser Autorität, die er momentan an den Tag legte. Wenn er das öfter machen würde, müsste ich mir langsam überlegen, ob ich meine aufsässige Art weiter ausleben wollte oder nicht. „Im Kühlschrank steht noch Blut. Ich möchte, dass du es trinkst, auch wenn es dir widerstrebt. Als neugeborener Vampir brauchst du mehr Blut, als wir restlichen. Und ich warne dich: Ich werde es merken, wenn du es wegkippst oder sonst etwas damit anstellst! Außerdem möchte ich, dass du im Haus bleibst, bei deinen blutroten Augen würden sich die Leute nur erschrecken, du bist noch nicht bereit unter Menschen zu treten, aber so kannst du dich frei in diesem Haus bewegen. Falls doch irgendetwas sein sollte, am Kühlschrank befinden sich alle wichtigen Nummern. Ansonsten kommt Edward gegen Nachmittag von der Schule und ich abends aus meiner Schicht im Krankenhaus.“, erklärte er mir mit ruhiger Stimme, die so gar nicht zu seinen funkelnden Augen passen wollte. Deswegen nickte ich brav am Ende, was hätte ich auch anderes dagegen sagen sollen? Als neugeborener Vampir konnte ich wirklich nicht viel machen. Kurz runzelte er die Stirn, als würde er dem noch etwas nachsetzen wollen, ließ es dann jedoch sein und begab sich zurück in eine stehende Position. Paralysiert saß ich mehr schlecht als recht auf dem Sofa, ließ es zu, dass die Haustür ins Schloss fiel und ich draußen nur noch die Autos hörte, die von der Auffahrt in zwei verschiedene Richtungen fuhren. Ich war alleine und ich hasste es jetzt schon. Hatte Carlisle mir eben noch heimlich gedroht, vielleicht auch ohne, dass er es selbst mitbekommen hatte, wünschte ich mir jetzt schon den Abend herbei. Auch wenn ich die beiden noch nicht wirklich leiden konnte, komplett alleine zu sein war jedenfalls nicht besser, besonders nicht in meiner Situation. Ratlos sah ich durch den Raum. Selbst wenn dies zwei ziemlich ordentliche Vampire waren, was man ihnen im ersten Moment gar nicht ansehen würde, glaubte ich nicht, hier irgendetwas Interessantes zu finden, selbst wenn ich mich dazu erdreistete und in den verschiedenen Schränken, Schubladen und was es sonst noch so gab herum zu schnüffeln. Schaden konnte es aber nicht, mal die restlichen Räume des Hauses kennen zu lernen. Genau genommen kannte ich nämlich erst fünf, die notwendigsten Räume wie Badezimmer, Küche, Vorflur und Wohnzimmer eingeschlossen. Einen Seitenblick auf die Uhr werfend, machte ich mich an meine Entdeckungstour. Es war erst halb acht Morgens, wenn das so weiter ging, würde ich an Langeweile sterben. Das erste Zimmer im Haus, was mich noch am meisten interessierte, ich wusste selbst nicht so genau wieso, war das von Carlisle, dem zugegeben jungen und attraktiven Arzt. Naja, nur weil ich ihn nicht mochte, konnte ich ja trotzdem zugeben, dass er ein schönes Exemplar seiner Art war. Aber zu hören kriegen, würde er das von mir sicherlich nicht, selbst wenn ich kurz vor dem Verrecken stand. Und vor dieser Zimmertür stand ich nun, zögerte nur einen Augenblick, ehe ich vorsichtig den Türgriff umfasste und langsam, als würde man gleich ein kleines Kind beim Klauen von Süßigkeiten erwischen, hinunter drückte. Kein Quietschen ertönte, kein trockenes Ruckeln. Die Tür war eins a in Schuss, als wäre sie gerade erst frisch eingesetzt worden, obwohl das Haus bestimmt schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte. Vollends stieß ich sie auf, trat in sein Heiligtum ein und hoffte im Stillen, dass Edward es heute Nachmittag nicht in meinen Gedanken lesen konnte, was ich angestellt hatte. Erstens wusste ich nicht, wie er auf solche Unverfrorenheit reagierte und zweitens wollte ich ihm keinen Anlass geben, wütend auf mich zu sein. Es machte sich nicht gerade toll mit zwei Vampiren, pardon mit mir drei, unter einem Dach zu leben und sich gegenseitig an die Gurgel zu springen. So groß war das Haus nämlich nicht, um sich auf Dauer aus dem Weg zu gehen, es sei denn ich würde es vorziehen, mich in meinem Zimmer zu vergraben, aber das würde ich alleine schon aus Trotz nicht zulassen. Genau wie der Rest des Hauses war auch dieses ziemlich mehr als ordentlich, aber irgendwie hatte ich doch etwas anderes erwartet, als das, was ich jetzt zu sehen bekam. Das erste, was mich wunderte war, dass es kein Bett in diesem Zimmer gab, nur eine gemütliche Couch, die wohl ein bisschen zur Entspannung dienen sollte. Ich wusste zwar, dass Vampire nicht mehr schliefen, merkte ich es doch selbst an mir, aber ich hatte merkwürdiger Weise oben ein Bett stehen. Warum also Carlisle nicht? Wollte er keins? Ich musste später unbedingt noch in Edwards Zimmer schauen, ob das bei ihm auch so war wie hier. Schon komisch, ich habe mich darüber gefreut, oben noch ein Bett zu haben. Warum diese beiden nicht? An was für merkwürdige Typen war ich da bloß geraten? Gegenüber dem Sofa befand sich ein großer, ausgearbeiteter Schreibtisch, der aus dunklem, fast glänzendem Eichenholz bestand. Er wirkte sehr edel und war bestimmt alles andere als billig gewesen. Auf ihm befanden sich verschieden Schreibutensilien wie Federkiel, Füller, weiße Blatt Papier, Tacker, Locher usw. Dokumentationsmappen lagen offen ausgebreitet, Patientenakten aus dem Krankenhaus. Anscheinend hatte sich Carlisle die gestrige Nacht damit die Zeit totgeschlagen. Ich könnte mir zwar etwas Schöneres als das vorstellen, aber das gehörte wohl oder übel zu seiner Arbeit. Oder er hatte es gemacht, damit er….obwohl, DAS war noch abwegiger, als andere Vermutungen, die ich anstellen konnte. Ein breiter, massiver Kleiderschrank zierte zusammen mit einem ebenso großen Bücherregal die letzte Wand des Raumes, indem Carlisle seine Anziehsachen aufbewahrte. Noch mehr als der Kleiderschrank interessierten mich die Bücher und ich stellte zu meiner eigenen Freude fest, dass nicht alles aus Medizin bestand, sondern aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen, für die man sich begeistern konnte. Kunst, Musik, Poesie, aber auch ganz normale Romane über bekannte Autoren wie z.B. Trudi Canavan oder Jane Austen, die viel Fantasie in ihre Geschichten setzten, um sie zum Leben zu erwecken. Ich musste ihn demnächst unbedingt mal fragen, ob ich mir eines seiner Bücher ausleihen durfte, und sei es nur, dass ich es für eine Nacht hatte, in der Zeit würde ich locker eines durchbekommen. Ansonsten war es ein ganz normales Zimmer, sah man einmal von der peniblen Ordentlichkeit ab, die hier herrschte, Ich wollte mich schon abwenden, in den Schränken zu wühlen traute ich mich nicht, falls der Arzt bemerkte, dass jemand darin herumgestöbert hatte, schließlich musste ich noch eine ganze Weile mit ihm auskommen, als mir ein blauer Rucksack in die Augen sprang, der halb unter das Sofa gekehrt war und so gar nicht zum Rest des Raumes passen wollte. Dann erkannte ich ihn als meinen, den ich im Krankenhaus bei mir getragen hatte, indem meine persönlichen Sachen waren. Ich erstarrte am Türrahmen und traute mich nicht, mich von der Stelle zu bewegen. Da war der letzte, kümmerliche Rest aus meinem alten Leben, der mich noch der menschlichen Bevölkerung nahe brachte, zu der ich nicht mehr gehörte. Innerhalb einer Sekunde war ich vor dem Sofa auf den Knien und presste mein Gesicht in den vertraut riechenden Gegenstand, der bei der Stärke meiner Umarmung protestierend knirschte. Eine Traurigkeit stieg in mir hoch und ich fühlte den vertrauten Druck auf den Augen, aber keine Träne löste sich aus meinen Seelenspiegeln und das machte mich noch trauriger! Ich weiß noch, was genau meine Nachbarin in den Rucksack gepackt hatte, bevor sie ihn mir ins Krankenhaus gebracht hatte mit den Grüßen, doch bald wieder auf den Beinen zu sein. Mein Lieblingsschlafanzug mit dem übergroßen Teddybären drauf, ein Baumwollpulli mit weitem Kragen, der nach dem Parfüm meiner Mutter duftete, zwei meiner Lieblingsjeans, die mit Blumenranken versehen waren, die sich die Beine hochschlängelten, einer wunderschönen in Form eines Schmetterlings gehaltenen Haarspange, die ich von meiner Schwester zu meiner Verlobung bekommen hatte, mein Traumfänger, der mich schon seit frühester Kindheit begleitete, meine Buchreihe der Schwarzen Magier von Trudi Canavan und ganz zum Schluss meiner kleinen, aber sehr wichtigen Spieluhr, die ich zu meiner Geburt geschenkt bekommen hatte. Das alles hatte irgendwie in diesen Rucksack gepasst und freudestrahlend stellte ich fest, als ich langsam den Reißverschluss öffnete, dass nicht ein kleines Teil fehlte. Hatte ich mein altes Leben verloren, so waren mir doch wenigstens meine liebsten Erinnerungen geblieben, die ich niemals verlieren wollte und das hatte ich nicht, Dank Carlisle. Ich stutzte. Aber warum hatte er den Rucksack mitgenommen, mir aber noch nicht wieder gegeben? Worauf hatte er gewartet? Einfach nur auf den richtigen Zeitpunkt oder bis ich mein neues Wesen akzeptiert hatte? Ich wusste es nicht, denn ich wurde nicht schlau aus ihm. Stirnrunzelnd wühlte ich weiter in der Tasche, bis meine Fingerspitzen über ein Stück knitteriges Papier glitten. Nun vollends verwirrt zog ich das Schriftstück heraus, es wies schon mehrere Falten auf und sah schon etwas vergilbt aus, als lege es schon länger zwischen meinen Sachen. Prüfend drehte ich es in meinen Händen, als ich erkannte, dass es ein Brief war, um den Abwesender zu finden. Auf der Rückseite ganz oben stand er. Mein Herz setzte aus. Es war der Name meiner Schwester. So^^ Das war es auch schon wieder von mir, ich weiß, ich habe euch wieder warten lassen, aber zumindest habe ich es dieses Mal noch innerhalb eines Monats geschafft, das ist doch schon mal ein wertvoller Fortschritt^^ Naja, das war es erst einmal zu mir. Zwischen unseren drei Vampiren bleibt es weiterhin spannend, was es mit Esmes Schwester auf sich hat, erfahrt ihr im nächsten Kapitel und Esmes schwere Entscheidung, die sie gegen Carlisle und Edward trifft und damit einen Zorn auf sich zieht, der so leicht nicht mehr zu stoppen ist. Die Volturis werden kommen und wenn euch dieser Begriff noch nichts sagt, könnt ihr gespannt bleiben, was noch alles passiert^^ Dann wünsche ich euch weiterhin viel Erfolg, bleibt gesund, haltet die Ohren steif und lasst euch nicht unterkriegen^^ Lesemaus Kapitel 9: Geliebte Schwester ----------------------------- Geliebte Schwester Aphatisch starrte ich auf das zerknitterte Stück Papier, welches ich in meinen zitternden Händen hielt und darauf zu warten schien, von mir gelesen zu werden, es lesen zu müssen. So lange hatte ich mich danach gesehnt, eine Antwort auf Briefe und Telefonate von meiner Schwester zu bekommen, die mittlerweile in Kalifornien mit ihrer Familie lebte, aber vergebens. Sie hatte sich nie gemeldet, kein Lebenszeichen von sich gegeben und jetzt auf einmal doch? Ich konnte mir das gar nicht vorstellen, schließlich hatte ich solange mich danach gesehnt, dass ich schon die Hoffnung aufgegeben hatte. Aber was hatte Carlisle mit diesem Brief zu schaffen oder Edward? Aus dem Krankenhaus konnte er nicht sein, ich hätte es mitbekommen, wenn ich von einer Krankenschwester Post bekommen hätte, aber es war nichts gekommen. Wenn ich diese Gedanken nun weiter sponn und es Carlisle wirklich zu trauen würde, hatte er diesen Brief unterschlagen, aus welchen Gründen auch immer. Um Beherrschung ringend presste ich die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, um die Wut zu unterdrücken, die in mir hoch zu brodeln drohte, meine Sinne zu übermannen und mich zu einem Wesen aus Gefühlen bestehend zu verwandeln, was besinnungslos um sich schlug. Das Zittern versuchen zu unterdrücken, riss ich langsam die verklebte Lasche des Briefes auf, die verhinderte, dass man den Brief einsehen konnte, wenn er nicht an denjenigen adressiert war. Das ratschende Geräusch klingelte mir in den Ohren, es schien eine Ewigkeit zu dauern und meine gesamte Kraft aufzubrauchen, dass ich mich danach ausgelaugt und leer fühlte, als wäre ich ein Zombie: zu tot um etwas zu fühlen. Das vergilbte Papier herausziehend, faltete ich den Brief auseinander und hätte vor überwältigender Freude losheulen können, wenn ich es denn gekonnt hätte. Die Schrift meiner Schwester war unvergleichlich, sanft geschwungen, energisch am Buchstabenende, mit regelmäßigem Druck über das Papier geflogen. Es war befreiend… Dann begann ich zu lesen, sog gierig die wenig beschriebenen Zeilen in mich auf und die Verzweiflung wucherte in meinem Herzen, lähmte mich am ganzen Körper, machte mich bewegungsunfähig. Ich wollte schreien, ich wollte toben und momentan empfand ich mehr als eine kleine Menge Hass gegen Carlisle. Er hatte mit seinem Beschützerinstinkt maßlos übertrieben und würde ich ihn jemals wiedersehen, würde ich ihn mit meinen eigenen Händen erwürgen! Das schwor ich mir! Aber momentan hatte ich anderes zu tun, ein Gedanke reifte in mir heran, nahm Überhand und ehe ich mich versah, hatte ich einen Plan, einen Plan, der sich zwar wahnsinnig in der Umsetzung erwies, aber möglich war und ich wollte es, bekräftig durch die Worte meiner Schwester, wenigstens versuchen. Sie war die einzige Verwandte, die ich noch hatte. Vater und Mutter waren früh gestorben, sie war die einzige noch lebende Bezugsperson, die ich hatte und ich wollte selbst in Teufels Küche kommen, wenn ich sie wieder verlor. Noch einmal überflog ich die Zeilen, strich liebevoll über die geschriebenen Wörter. Geliebte Schwester, Es ist eine lange Zeit ins Land gezogen, seit ich dir ein Lebenszeichen von mir gab. Meiner Familie und mir geht es gut, ich hoffe, dasselbe kann ich auch von dir behaupten? Lass dich von Parker nicht unterkriegen, er ist ein Idiot und weiß gar nicht, was er an dir hat. Warum lässt du dich nicht endlich von ihm scheiden? Der Grund, warum ich dir schreibe, mag für dich vielleicht unverständlich sein, besonders nach dieser langen Zeit, aber ich vermisse dich und möchte mit dir wieder regelmäßiger Kontakt haben. Wahrscheinlich wirst du jetzt spöttisch den Mund verziehen und mich für meine verweichlichten Worte scholten, aber ich möchte dir die Möglichkeit geben, unser altes Geschwisterband wieder zu festigen, indem du mir und meiner Familie in Kalifornien einen Besuch abstattest. Anbei liegt in diesem Brief ein Flugticket, was für zwei Wochen gültig ist, nicht länger! Wenn du dich dazu entscheiden könntest, mich zu besuchen, erwarte ich dich in zwei Wochen bei mir und freue mich auf ein Wiedersehen, was schon viel zu lange auf sich warten ließ. Ich vermisse dich, kleine Schwester, also gib mir bitte die Gelegenheit meine alten Fehler wieder gut zu machen. Deine große Schwester Lizzie Ich musste wieder schmunzeln. Sie nannte sich, egal in welchen Briefen oder Schreiben, Lizzie, ihren Spitznamen, anstatt ihrem vollständigen Namen Elizabeth. Tatsächlich fischte ich ein Flugticket aus dem, was ich eigentlich gedacht hatte, leeren Briefumschlag. Sofort wanderte mein Blick auf das Haltbarkeitsdatum und dieses eine Mal stand das Glück auf meiner Seite: Ich hatte noch genau heute Zeit meinen Flug anzutreten und Bye Bye Edward und Carlisle zu sagen. Und verdammt noch mal, ich wollte hier weg, ich fühlte mich zwischen den beiden Männern verloren, wie das hässliche Entlein, was in einer neuen Familie aufgenommen wurde und sich nicht eingliedern konnte. Jetzt musste ich schnell handeln, wenn Edward meine Gedanken verfolgt hatte, ich betete, dass er das gerade jetzt nicht tat, wenn ich noch rechtzeitig kommen wollte. Mein Flug sollte um zwölf Uhr gehen und wir hatten bereits zehn! Ich musste meine wenigen Sachen zusammenklauben, die ich von meinem restlichen Leben hatte, eine Möglichkeit finden meine blutroten Augen zu verdecken, eine Flasche Blut mitnehmen, damit ich wildfremden Menschen nicht an die Gurgel sprang, wortwörtlich genommen und irgendwie zum Flughafen kommen, obwohl ich keinen Schimmer hatte, wo ich mich in welcher Stadt, Kaff oder sonst etwas befand. Rasch packte ich den Brief zurück in meinen alten, zerschlissenen Rucksack, flitzte zum Kühlschrank in der Küche, ausnummsweise einmal in der Geschwindigkeit eines Vampirs, nicht die eines Menschen, griff mir eine Flasche Blut darauß, verstaute diese und zog den Reißverschluss mit einem lauten Reißen zu. Vielleicht handelte ich etwas überstürzt, unkoordiniert, obwohl mich die zwei fremden Männer gut behandelt und umsorgt hatten, aber ich konnte nicht hier bleiben. Ich würde früher oder später an diesen zwei Personen zerbrechen, an ihnen zu Grunde gehen. So enden wollte ich nicht, deswegen musste ich fliehen und hoffentlich würde sich diese Flucht nicht schon wieder als hoffnungsloses Unterfangen herausstellen, wie die letzte, bei der mich Carlisle schneller aufgespürt hatte, als mir lieb gewesen war, wobei ihm Edward mit seiner Fähigkeit des Gedankenlesens bestimmt eine große Hilfe war. Damit ich nicht im Schlafanzug herumlaufen musste, zog ich mich noch einmal um, in unauffällige Jeans und einem weißen Pullover, um nicht zu sehr in der Menschenmenge aufzufallen. Meine roten Augen, mir lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter, als ich sie mir im Spiegel betrachtete, verdeckte ich einigermaßen mit einer schwarzen Sonnenbrille, durch die ein normaler Mensch wahrscheinlich so gut wie nichts mehr gesehen hätte. Meine Seelenspiegel hatten nun die warme Farbe eines schokobrauns, wenn man mich direkt durch die verdunkelten Gläser musterte. Der Himmel war verdunkelt, obwohl es schon Ende April war, also hatte ich, wenn alles gut ging, freie Bahn. Wer würde schon bei einem solch ekligen Wetter in der Gegend herumfahren, außer Autofahrern, die zur Arbeit mussten? Genau, niemand. Obwohl es einigen wahrscheinlich komisch vorkommen wird, dass ich mit einer Sonnenbrille herumlaufe, die werden nicht mehr denken, als das ich einen Schaden habe, ansonsten werden sie mich ignorieren, wie eine normale Passantin, bis ich endlich im Flugzeug sitze. Fertig für den Flug stand ich nun vor der geöffneten Haustür, mit dem Haustürschlüssel in der Hand, den Carlisle mir dagelassen hatte und dem Rucksack um die Schulter geschlungen. Ich wusste selbst nicht warum, aber als ich jetzt hier so an der Schwelle zur Freiheit stand, kam in mir eine gewisse Melancholie auf, die mir gar nicht gefallen wollte, denn sie rief in mir Gewissenbisse hervor, die mich daran hindern wollten zu gehen. Als ich noch ein Mensch gewesen war, war ich die schlechteste Lügnerin der ganzen Welt, konnte niemand anderem Leid zufügen oder gar meine Meinung lautstark verkünden. Aber ich war kein Mensch mehr, ich war ein Vampir. Das musste ich mir endlich klar machen, auch wenn mir das so schwer fiel! Und darum setzte ich jetzt den nächsten Schritt über die Schwelle der Tür, strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, setzte den nächsten Fuß vor den anderen, warf keinen Blick mehr zurück, ging davon, um endlich einmal das zu tun, was ich wollte, nicht weil es mir jemand befahl oder untersagte. Die erste Kurve von der Auffahrt war schwierig, aber nach und nach beruhigte sich mein Gemüt, ich konnte wieder frei durchatmen. Die neue Umgebung war zwar fremd, aber es befand sich niemand auf der Straße, der mich hätte ansprechen können, warum ich gerade von Carlisle und Edwards Zuhause kam, ob ich eine Freundin war, eine Verwandte, Geliebte oder was sich Nachbarn sonst so für Stuss ausdachten. Ich strebte direkt den Weg Richtung Wald an, der überall um die Häuser herum wuchs, bevor ich dann in die finstere Tiefe versank, in der ich mich frei entfalten konnte. Genießerisch nahm ich meine Sonnenbrille ab, da ich mich momentan nicht in der Umgebung von Menschen befand und wurde sprichwörtlich zum Tier. Ich spürte den Wind auf meiner Haut, in den Haaren, der die Blätter an den Bäumen bewegte. Die vielen Gerüche nach der Erde, die Laute der Tiere, dem Widerhallen des Blutes in meinen Ohren, dem schönen Anblick der blühenden Blumen. Warum bemerkte ich erst jetzt, wie schön die Natur war? Warum musste ich dafür erst zum Vampir werden, um zu begreifen, was Gott uns da geschaffen hatte? Ein Trauerspiel. Für die nächsten Minuten legte ich meine reservierte Seite des Menschen, der noch ein bisschen in mir lebte, bei Seite, ließ meinen Instinkten freie Bahn und verwandelte mich in die Bestie, die sowohl Edward selbst, als auch ich verabscheute, weil sie mich davon abgehalten hatte, dass ich in Ruhe sterben konnte. Wäre mir ein Mensch über den Weg gelaufen, ich hätte ihn bestimmt nieder gemetzelt, stattdessen kreuzten Tiere jeder Größe meinen Weg, die sofort als sie mich erblickten Kehrtmarsch machten und versuchten ihr Leben zu retten, bevor ich ihnen mit meinem Gebiss zu nahe kam. Ich kümmerte mich nicht um sie, ich wusste wohin ich wollte, nur das zählte. Die Bäume, die Erde, selbst die manchmal mannshohen Steine verschwammen in meinem Blickfeld, wie ein zerlaufendes Bild, sodass ich nur noch die Weite fixierte, den einen Punkt am Horizont, zu dem ich gelangen wollte: der Flughafen. Schon weitem erspähte ich die langgezogene Landebahn, auf der pausenlos Flugzeuge landeten, die sofort zum Terminal fuhren, um die ankommenden Passagiere zu entladen. In meinem ganzen Leben hatte ich bisher nie einen Flughafen betreten, nur immer von weitem Gesehen, als wir daran vorbei fuhren, wenn wir wieder einmal einen der langweiligen Familienausflüge machen mussten, als ich schon mit Parker verlobt gewesen war. Zugegeben, ich war schneller als jedes normale Auto, was über die Autobahn mit uneingeschränkter Geschwindigkeitsbegrenzung fuhr, der Nachteil an der Sache war, dass ich ganz außen herum musste, um wieder wie eine zivilisierte Person den Vordereingang zu benutzen und meine Gedanken von dem Rausch wegzukommen, der eben wie eine riesige Welle über mich geschwappt war und auf der ich mich habe tragen lassen, um einmal von meinen durcheinander wirbelnden Gedanken abzukommen, die mich noch ganz kirre machten. Ich war jeden Moment dabei wieder umzukehren, wenn ich mich nicht auf meine Schwester konzentrieren würde, um mich von den anderen zwei Männern zu lösen. Um einigermaßen normal zu wirken, kämmte ich meine Haare flüchtig mit den Fingern durch, setzte die Sonnenbrille wieder auf, um meine blutroten Augen zu verdecken. Eine beachtliche Menschenmenge versammelte sich auf dem Flughafen. Die Terminals liefen förmlich vor Besuchern über, die in alle möglichen anderen Länder fliegen wollten. Anscheinend mussten wir schon in einer großen Stadt sein, wenn hier so viel Trubel war. Aber in welcher?, war immer noch meine Frage. Leider fand ich nirgendwo ein Schild, welches die Stadt anzeigte, in welcher ich mich befand. Um ehrlich zu sein war ich nervös, als ich mich heimlich unter die Leute mischte, es zumindest versuchte. Anscheinend war ich nicht ein ganz so schlechter Schauspieler, niemand wandte sich zu mir um, beachtete mich, schenkte mir seine Aufmerksamkeit. Ich wirkte wie ein ganz normaler Mensch, auch wenn ich keiner war, aber das stand im Moment nicht zur Debatte. Ich war einfach nur froh, dass die Stewardess mich ohne Probleme an der Anmeldung eincheckte und zu den Terminals durchließ, damit ich meine Maschine suchen konnte. An der Anzeigetafel musste ich erst einmal genau hinschauen, wohin ich musste. Der Laden war so riesig, dass ich mich, wenn ich nicht genau auf meinen Weg achtete, noch verlaufen würde. Aber nach einigem Hin und Her fand ich schließlich doch noch meine Maschine und stieg mit zahlreichen anderen Passagieren ein, was meiner Nase den Rest gab. Ich fühlte mich, als hätte ich einen gewaltigen Schlag auf die Nase bekommen, der mich förmlich in den Wahnsinn trieb. Unendlich froh saß ich deshalb ganz hinten in der Maschine, wo die Plätze weitgehend unbesetzt waren und ich Zeit hatte mich wieder zu fangen. Der Vampir in mir wollte mit aller Gewalt ausbrechen, obwohl ich ihn erst vor einer knappen halben Stunde raus gelassen hatte. Mühsam verschränkte ich die Arme vor der Brust, presste die Lippen sowie Augen zusammen, atmete nicht, um meine Nase noch mehr zu reizen und hoffte, dass ich meine restliche Beherrschung zusammenkratzen konnte, die auch hielt. Wenigstens solange wie ich mich in diesem engen Raum mit mindestens ein- oder zweihundert anderen Leuten befand. Nur weil ich von Carlisle und Edward weg wollte, fand ich, zahlte ich einen verdammt hohen Preis. Automatisch wanderten meine Gedanken wieder zu meiner älteren Schwester. Ich konnte es gar nicht in Worte fassen, so glücklich war ich bald in Kontakt mit ihr zu stehen. All die Jahre hatte ich sie schmerzlich vermisst, als sie sich von unserer Familie absetzte, dass sie jetzt erneuten Kontakt zu mir suchte, verwunderte mich zwar, erfreute mich dafür umso mehr. Ich war ihr nicht egal, dass reichte mir schon. Ach ja, geliebte Schwester… Sichtwechsel zu Edward Stirnrunzelnd schaute ich von meinem Arbeitsplatz über die Botanik des ökologischen Bestandes in Treibhäusern auf, als ich einen Gedanken einer mir nur zu bekannten Person auffing, der mir überhaupt nicht gefiel. Ich wusste sie würde Ärger machen! Es verwunderte mich bloß, dass ich ihre Gedanken erst jetzt auffing, anstatt schon vorher und was das dann auch noch für Gedanken waren, wollte mir nicht gefallen. Ohne vorher auf eine Antwort meines Lehrers zu warten, dass ich einmal auf die Toilette müsste, schritt ich bereits zügigen Schrittes aus dem Klassenzimmers hinaus, dass Handy in der Hosentasche. Ich würde jetzt Carlisle im Krankenhaus anrufen, dafür hatte ich extra seine Notfallnummer und würde ihm groß und breit erzählen, was unsere kleine Lady Zuhause schon wieder für Mist baute. Diese Göre, auch wenn im menschlichen Alter älter als ich, verhielt sich wie ein pubertierender Teenager, der seine Hormone nicht unter Kontrolle hatte, die würde ihr blaues Wunder erleben! Ich wählte die Nummer und fand mich kurze Zeit später mit Carlisle verbunden, der sofort wusste, wer ihn anrief. „Was ist passiert Edward?“, wurde ich sofort mit ernstem Unterton in der Stimme gefragt. Er wusste, dass ich nur im äußersten Notfall anrufen würde und dieser Notfall würde sich hoffentlich nicht in eine Naturkatastrophe entwickeln. Nicht umsonst hatten wir Esme gesagt, dass sie nicht unter Menschen durfte. Sie war noch nicht bereit dafür! „Esme ist weg. Ich habe gerade ihre Gedankenwellen aufgefangen, als sie einen intensiven Moment der Beherrschung und Kontrolle aufbringen musste. Zuhause habe ich ihre Gedankengänge oft mitgehört, so laut denkt sie wirklich nicht, aber das eben glich einem Schrei, der mir gehörige Kopfschmerzen verpasst hat!“, sprudelte es aus mir hervor. Mühsam versuchte ich Carlisle am anderen Ende der Leitung nicht ins Ohr zu brüllen. Momentan war ich ihm dankbar, dass er so ruhig blieb, davon konnte er mir gerne eine Scheibe abschneiden, denn ich war kurz davor an die Decke des Toilettenraumes zu springen. „Edward, beruhig dich.“, mahnte mich Carlisle und ich atmete einmal tief durch. „Was sollen wir machen?“, fragte ich, bemühte mich dabei den zischenden Unterton der Wut zu unterdrücken. Ich wusste ja, dass Esme an der gegebenen Situation nicht konnte, aber sie könnte uns das Leben wenigstens etwas angenehmer machen, indem sie zumindest einmal auf uns hörte. Von allen tollpatschigen und blöden Dingen auf der Welt, musste sie ausgerechnet die Gefährlichste überhaupt wagen: in ihrem Zustand unter Menschen zu gehen. Leider hatte ich auch keine Ahnung, wo sie sich im Moment aufhalten könnte. Die Gedankenübertragung war derart kurz gewesen, dass ich wirklich nur den mentalen Schrei vernahm. „Erst einmal Ruhe bewahren, ich habe eine Ahnung wo sie sein könnte. Ich werde meine Schicht im Krankenhaus verkürzen, sodass ich am Nachmittag bei dir sein werde, dann können wir uns gemeinsam auf den Weg machen, Esme zu suchen.“ Geschockt verarbeitete ich die eben gehörten Worte, obwohl ich im ersten Moment nicht recht glauben wollte, was Carlisle mir sozusagen über die Blume mitteilen wollte. „Du lässt sie gehen?! Bist du des Wahnsinns?! In ihrer Verfassung wird sie Menschen anfallen Carlisle, ist dir das eigentlich klar?!“, fauchte ich wutentbrannt in das Handy. Kurz blieb es still auf der anderen Leitung. „Edward, Esme geht es gut. Ich weiß wohin sie will und ich weiß auch, dass sie an dem Ort heil ankommen wird. Sie ist in Sicherheit und es wird auf sie aufgepasst. Ich stehe mit einer Freundin seit letztem Jahr in Kontakt, die Esme sehr gut kennt. Sie weiß, wie sie mit ihr umgehen muss, zur Not hat sie meine Telefonnummer da. Sie weiß zu handeln, außerdem kennt sie unsere Spezies, besser als du es glauben magst.“, versuchte mich mein älterer Vormund und Freund ein wenig zu beruhigen. Es klappte erstaunlich gut, wie ich selbst zugeben musste. „Wohin will sie denn?“, fragte ich noch immer gereizt, aber das Knurren hatte sich aus meiner Stimme verband. „Nach Californien.“ Der rothaarige kleine Teufel namens Esme war doch immer wieder für eine Überraschung gut und noch bevor sie ihre Blutrauschphase hinter sich hätte, wäre ich schon ein alter Vampir mit grauen Haaren, so sehr litten meine Nerven unter ihr. Sichtwechsel Ende Ich weiß nicht wie ich es gemacht hatte, aber irgendwie hatte ich diesen Höllenflug, was anderes war er einfach nicht, überlebt und Mutter Erde hatte mich wieder und durfte sich von mir die Blumen platttreten lassen. Ich war heil am kalifornischem Flughafen nahe der nächsten Grenze angekommen, mit nichts weiter als einem alten Rucksack, keinen Reisepapieren, keinem Geld und sollte hier irgendwo im nirgendwo meine Schwester finden. Klasse. Ironie ist ein Idiot und ich war ein noch größerer. Jetzt konnte ich mir in den Hintern beißen dafür, dass ich schon wieder Hals über Kopf abgehauen war, aber hätte ich in diesem Moment gezögert, wäre mein Geheimnis bestimmt von Edward schnell gelüftet worden. Ich war zum Handeln gezwungen gewesen, was mir nun einige Probleme bereiten würde. Ich stand, schon wieder, in einer überfüllten Menschenmenge namens Flughafen und wusste nichts, aber auch wirklich gar nichts, über mein eigentliches Reiseziel. Wie hatte meine Schwester sich das vorgestellt? Wenn ich nicht wusste, wohin ich musste, konnte ich auch nicht an diesen Ort gelangen, eine Telefonnummer besaß ich nicht, ergo war ich ziemlich aufgeschmissen. Langsam ließ ich meinen Blick durch die Leute wandern, die entweder zu oder von ihren Flugzeugen eilten, Familien begrüßten, Freunde, Verwandten wiedersahen, ins Restaurant oder Cafe zum Essen gingen oder sich einfach normal unterhielten. Sehnsüchtig saugte ich mich an ihren Lippen fest. Wie sehr wünschte ich mir wieder nochmal zu sein Kein Vampir, kein Edward,…kein Carlisle, die mir vorschrieben, was ich zu tun und zu lassen hatten. Meine Güte! Ich war zwar eine Frau, aber nur wegen mir würde schon nicht innerhalb eines Tages die ganze Welt untergehen, es sei denn ich wollte es so und das wollte ich definitiv nicht. In meinen melancholischen Gedanken gefangen, bemerkte ich die zwei Personen, Mann und Frau, nicht, die schnurgerade auf mich zukamen, sobald sie mich in dem Getümmel ausgemacht hatten. Aus dem Augenwinkel erkannte ich eine schnelle Bewegung, die ich jedoch aus welchen Gründen auch immer nicht aufhielt. Zwei erstaunlich kräftige, aber trotzdem feminine, Arme wurden mir um den Hals geschlungen. Ein schmaler, wohlproportionierter Körper schmiegte sich an meinen, blonde Locken kitzelten mich in der Nase und ein Geruch, auf eine Art und Weise vertraut, aber doch wieder nicht, bohrte sich scharf in meine Nase, dass ich mich wie vorhin schon erheblich zusammennehmen musste, um nicht auf zu fauchen, wie ein verwundetes Tier oder zu schnurren, was wohl den Rest meiner stolzen Ader vernichtet hätte. Ich erkannte diese Person auf den ersten Blick nicht, sie dafür schon. „Schön dich wiederzusehen, Esme.“, begrüßte mich meine Schwester. Kapitel Ende So^^ Ich melde mich auch mal wieder zurück, hat leider wieder viel zu lange gedauert, weil ich so viel Arbeit um die Ohren hatte, dass ich gar nicht wusste, wo mir der Kopf steht>-< Aber ich gelobe Besserung und hoffe, dass ich das nächste Kapitel schneller geschrieben bekomme, als dieses hier. Zu meiner Schande muss ich auch gestehen, dass mir dieses Kapitel überhaupt nicht gefällt, ich habe ewig an dem Text rumgeschrieben, dreimal umgeschrieben und ich bin immer noch nicht zufrieden damit. Damit ich euch aber nicht vollends enttäusche, habe ich mich dazu entschieden, es jetzt einfach so zu lassen und einfach mal eure eigene Meinung abwarten zu lassen. Vielleicht sehe ich, wie so oft, einfach zu schwarz und es ist in Wirklichkeit besser gemacht, als ich denke^^ Naja, dass war jetzt genug Gequatsche auf einmal, viel Spaß beim Lesen, ich hoffe es gefällt euch und man sieht sich beim nächsten Kapitel^^ Bleibt gesund, haltet die Ohren steif, lasst euch nicht unterkriegen^^ Lesemaus Kapitel 10: Vampirtreffen ------------------------- Vampirtreffen War das wirklich meine Schwester vor mir? Ich hatte sie anders in Erinnerung, irgendwie weniger wild aussehend, wenn man es denn so bezeichnen mochte. Sie hatte, wie früher, blonde Haare, trug diese kurz in Form von Wellen, die, je länger ihr Haar wurde, weiter nach außen schlugen. Ihr Körperbau, zwar immer noch schmal und drahtig, hatte mittlerweile etwas Gefährliches an sich, was ich nicht zu deuten wusste, etwas, was mich innerlich frösteln ließ, als würde ich jemandem gegenüber stehen, der sich jeden Moment auf mich stürzen würde. Wie ich trug sie merkwürdiger Weise eine Sonnenbrille, obwohl momentan die Sonne von ein paar finsteren Wolken, die wahrscheinlich einen fetten Regen ankündigten, verdeckt war. Für Californien typisch trug sie jedoch andere Klamotten, als ich es erwartet hätte. Statt einem kurzen Outfit trug sie ein langes Sweatshirt, was ihr bis über die Hüften reichte sowie einer langen Stretchhose, die sich wohl proportioniert um ihre Beine schmiegte. Sie trug all das, was ich als Vampir hätte vermieden, um mich nicht von den anderen Menschen zu unterscheiden, die bei meiner wahren Gestalt unter Garantie davonlaufen würden, schreiend, in Panik verfallend. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, in letzter Zeit entwickelte ich ein ungesundes Maß an Paranoia, wenn ich glaubte verfolgt oder zumindest beobachtet zu werden, wenn Edward und Carlisle Zuhause waren. Obwohl, hatte ich einen Beweis dafür, dass es nicht so war? Schließlich ignorierte ich die Zwei hauptsächlich und achtete nicht darauf, was sie machten oder nicht. Dann entdeckte ich schräg hinter meiner Schwester stehend einen Mann, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ, als mein Blick direkt in seine honigfarbenen Augen fiel, die mich wie flüssiges Gold anschauten. Nein. Das konnte nicht wahr sein! Das durfte nicht wahr sein! Ich war diesem verdammten Wahnsinn doch gerade erst entkommen, wieso begegnete ich dann schon wieder einem Vampir? Prüfend wandte ich meinen Blick wieder zu meiner Schwester. Wenn dieser Kerl ein Vampir war, dazu musste er mindestens ein Freund sein, sonst hätte Elizabeth nicht erlaubt, dass er mitkommt, um mich vom Flugzeug abzuholen, war dann meine Schwester auch…einer… Ihre liebevollen, durch die Sonnenbrille verdeckten Augen sahen mich flehend an. „Hab keine Vorurteile, kleine Schwester. Es gibt für alles eine Erklärung und deine Fragen werden solange warten müssen, bis wir bei mir Zuhause sind.“ Ich presste die Lippen aufeinander, eine Erwiderung gewaltsam meinen Hals hinunter schlucken, da ich sonst etwas gesagt hätte, was mir im Nachhinein furchtbarLeid getan hätte und ich nicht wieder gut zu machen wusste. War das mein Schicksal? Unwiderruflich? Stolperte ich von einer verhassten Situation in die andere? Würde ich je wieder glücklich sein? All solche Fragen schossen mir durch den Kopf, doch es gelang mir nicht auch nur eine einzige sicher zu beantworten. Meine Zukunft lag im Dunklen und wurde immer mehr dunkler und dunkler und dunkler… Versank ich jetzt in Melancholie? Ja, und zwar gewaltig! „Wieso?“, fragte ich mit brüchiger Stimme, die gar nicht mehr wie meine eigene selbst klang. Statt das meine Schwester antwortete, mischte sich nun der große, breitschultrige Mann ein, der bis dahin ruhig und selbstbewusst an ihrer Seite gestanden hatte. „Später Esme.“, ertönte wie bei Carlisle seine wohlklingende Stimme, die einem am liebsten einen Schauer über den Rücken jagen wollte. Oh mein Gott!, stöhnte ich innerlich. Sollte ich denn jedes Mal so aufgeschmissen sein, wenn ich auf einen anderen männlichen Vampir traf? Obwohl ich allerdings sagen musste, dass mich sein Duft gar nicht mal so überwältigte, wie der von dem blonden Arzt, über den ich momentan eigentlich nicht nachdenken wollte! Eine große, als Pranke konnte man sie schon fast bezeichnen, legte sich sanft aber bestimmend zwischen meine Schulterblätter und drängte mich vorwärts in Richtung Ausgang des Terminals, die durch mehrere Gänge verbunden waren und schließlich zum endgültigen Ausgang des gesamten Flughafens führen würden. Sie war meine Schwester, also ließ ich diesen Mann gewähren, es sei denn natürlich, er würde mich in irgendeiner Weise unsittlich begrabschen oder mir Gewalt antun, was ich aber nicht vermutete. Unwohl fühlend ging ich den beiden nach zum Auto, welches geparkt im Schatten auf einem Parkplatz stand. Die getönten Scheiben des Fensters machten mich misstrauisch, aber so konnte sich Elizabeth hinten auf der Rückbank ohne Sonnenbrille mit ihren blutroten Augen bewegen, ich auch. Während der Fahrt schwieg ich, blickte nebenbei aus dem Fenster, sah mir die Landschaft an, die mit schnellen Schwingen an uns vorbeizog, mir aber leider überhaupt nicht bekannt vorkam. Ich mit meinem wenigen Gepäck fiel in dem großen Wagen kaum weiter auf. Ich wollte zwar nicht schmollen, aber meine Mundwinkel verzogen sich schon fast von alleine, wie damals als wir kleine Kinder waren und ich meinen berühmten Schmollmund zum Ausdruck brachte, gegen den Elizabeth keine Chance gehabt hatte. Jedes Mal war sie ihm gnadenlos unterlegen. Ich war so in meinen Gedanken, die sich um meine Vergangenheit drehten, versunken, dass mich erst der leichte Ruck aufschreckte, der das Auto mit der Bremse zum Stehen brachte. Ein kleines, gemütliches Häuschen ragte vor uns aus dem Boden. Zwei Stockwerke hoch, ließ gerade einmal Platz für einen Keller, einen Dachboden und zwei Wohnetagen. Roter, massiver Backstein gepaart mit einem dunklem, holzfarbenen Ziegeldach, was in der Sonne fast zu schimmern schien, als wäre irgendeine besondere Lackierung auf ihm, aber ich war ja kein Experte in solchen Dingen. Die familiäre Aura war mir mit jeder Phaser meines Körpers bewusst und auf einmal fragte ich mich, was ich hier eigentlich machte. Ich war hier völlig fehl am Platz! Ich war ein erbärmlicher Eindringling, ein Parasit, nichts weiter! Zögernd stieg ich aus dem Auto, als die beiden schon auf mich an der bereits geöffneten Haustür warteten. Die gesamte Ausfahrt war mit Kieselsteinen gepflastert, die unter meinem Gewicht knirschten, wenn ich es darauf angelegt hätte, hätte ich so lautlos wie eine Maus auf Futtersuche schleichen können, aber auffallen wollte ich deshalb nicht. Ein normaler Mensch hätte auf jeden Fall Geräusche gemacht. Planlos, verwirrt was das Ganze mit dem Brief und mir zu tun hatte, blieb ich schließlich in zwei Meter Entfernung vor den Beiden stehen, taktierte sie mit auffordernden Blicken, um endlich Antworten auf meine Fragen zu bekommen, die ich schon mühsam seit dem Aufeinandertreffen zurückhielt. Ich wollte den Mund öffnen, um meine erste Frage zu stellen, aber so weit kam ich schon gar nicht mehr, bis mich ein heller Haarschopf zu Boden riss, der sich mitten gegen meinen Oberkörper geworfen hatte und dabei einen Laut hervorrief, der sich wie zerberstender Fels anhörte, wie zwei Felsen, die aufeinander prallten. Wenn das niemand in der Umgebung gehört hatte, musste dieser taub gewesen sein, denn dieses Geräusch war definitiv nicht zu überhören. Der Aufprall auf den einzelnen Steinen war schmerzhaft, obwohl sie meine Haut nicht verletzten, aber, genau wie Carlisle es mir selbst einmal gesagt hatte, empfand ich den hervorkommenden Schmerz anders. Ich spürte jeden einzelnen Stein, der sich in meine Haut bohrte und fluchte innerlich über meine Unachtsamkeit. Aber wer rechnete schon damit, dass man durch einen kleinen Wirbelwind beinahe ins K.O. befördert wurde? Ich wenigstens nicht! „Katharina! Du sollst sie doch nicht so erschrecken!“, ertönte die wütende Stimme Elizabeths, die durchsetzungsfähig über den Hof hallte und mir, würde ich jetzt in der Haut dieser „Katharina“ stecken, überhaupt nicht gefallen hätte, sondern zur Flucht verleitete. Das Etwas auf mir erhob sich leicht, sodass ich mich gerade mal auf die Ellenbogen aufrichten konnte. „Ich erschreck sie doch gar nicht, Mama! Ich umarme sie, dass ist ein großer Unterschied und hat viel mehr mit Gefühlen wie Freude und Freundschaft zu tun, als mit Übermut und jugendlichem Leichtsinn, wie du es so gerne behauptest. Außerdem bin ich erwachsener, als du denkst, dass darfst du nicht vergessen!“, entgegnete die Tochter, die danach den Kopf wieder zu mir umwandte und mich direkt mit ihren blutroten Augen förmlich zu durchstechen schien, so tief wollte sie mir in die Seele gucken. Ich empfand es zu mindestens so. „Ich wollte noch weiterleben.“, warf ich zögerlich zwischen den noch harmlosen Streit der Zwei, den sie daraufhin unterbrachen und mich mit ihren Blicken konfrontierten. Das junge Mädchen auf mir kicherte fröhlich, obwohl man sie wohl eher als junge Jugendliche bezeichnen konnte. Sie besaß zwar eine kindliche Seite, die sie momentan an mir ausließ, doch waren ihre Züge von jugendlichem Ernst gezeichnet, sie war schon längst dem Kinderalter aus den Schuhen gewachsen. Dann stützte sie sich neben mir ab, um auf die Beine zu kommen und sprang das letzte Stück wie ein kräftiger Grashüpfer elegant in die Luft, nur um auf ihren Füßen zu landen. Alle Achtung. Flink und gelenkig war die Kleine und wahrscheinlich weitaus eleganter dabei, als ich. Schließlich sickerte irgendwann doch noch die Erkenntnis zu mir durch, dass die Kleine meine große Schwester gerade mit Mama betitelt hatte. Ich hatte hier meine Nichte vor mir, von der ich bis heute nichts gewusst hatte. Aber wie war das möglich? Meine Schwester war keine zehn Jahre jünger gewesen als ich, als sie von Zuhause mit dem Maler abgehauen war. Wie bitte konnte sie da eine Tochter haben, die schon in der Pubertät war? Das ging einfach nicht! Mein Hitzkopf kam durch, den ich schon besaß, seit ich ein kleines Kind war. „Könnte mir jetzt bitte einer von euch dreien endlich erklären, was hier überhaupt los ist?! Ich verstehe nur noch Bahnhof?!“, fauchte ich gereizt, zudem spürte ich, wie meine Kehle anfing zu brennen, als hätte ich starke Halsschmerzen. Ich stand kurz davor eine neue Ration Blut zu brauchen, was mir überhaupt nicht behagte, wenn ich daran dachte gleich mit mehreren Vampiren in einem Haus zu sein. Ein prüfender Seitenblick unter den Haarspitzen ihres Ponys wurde mir von Elizabeth zugeworfen, während sich ein warmes Lächeln, welches ich früher so oft zugeworfen bekommen hatte, auf ihre rosigen Lippen schlich, die sie leicht mit Lippenstift überschminkt hatte. „Komm erst einmal mit rein, Esme. Dann erklären wir dir alles in Ruhe, außerdem hast du bereits schwarze Augen. Wann hast du das letzte Mal vernünftig getrunken? Du siehst ungesund im Gesicht aus, als wärst du krank.“, erklang die tadelnde melodische Stimme, die ich als Kind vergöttert hatte. Mir wurde aufgeholfen und wir gingen zusammen ins Haus, ich direkt in der Mitte, damit ich nicht die Möglichkeit hatte zu fliehen, vielleicht täuschte ich mich ja in dieser Hinsicht, aber mir kam es so vor. Sie ließen mir gar keine Zeit die Einrichtung zu erkunden, da wurde ich in einen Stuhl gedrückt, hörte das Zuschnappen einer Tür und vor mir auf dem Tisch knallte eine Flasche auf die Platte, so plötzlich, dass ich meiner Schwester beinahe an die Decke gesprungen wäre und wie befürchtet war es eine Flasche Blut. War sie jetzt zu einem Carlisle mutiert oder was?, spottete ich innerlich und verdrehte genervt die Augen, diese Sätze schon wieder hören zu müssen. „Esme!“, herrschte mich meine Schwester an und ich verschränkte stur die Arme vor der Brust. Theatralisch fasste sich Elizabeth an die Stirn. „Daniel schnapp dir doch bitte Katharina und unternehmt irgendetwas zusammen, ich möchte mit meiner Schwester bitte alleine sprechen.“, bat sie und ihr Wunsch wurde erhört. Keine Minute später waren wir alleine in der Küche und auch wenn ich mich freute wie nie, meine Schwester wieder zu haben, wünschte ich mich ganz weit weg von hier. Elizabeth zog sich einen zweiten Stuhl zu Recht, setzte sich darauf, während sie mich eindringlich mit ihren blutroten Augen musterte. Ich tat mir jetzt schon selbst Leid. Ich erinnerte mich nur zu genau daran, wie sie mir als kleines Kind Predigten gehalten hatte, wenn ich über die Strenge hinausgeschlagen war. Das würde kein gutes Ende nehmen. „Ich bin dir einige Antworten schuldig und eine Entschuldigung dafür, dass ich die letzten Jahre nicht an deiner Seite war, besonders nach deiner Heirat mit Parker. Ich hätte in dieser schweren Zeit für dich da sein müssen, dass tut mir ehrlich Leid, aber zu dem Zeitpunkt war ich körperlich nicht dazu in der Lage.“, setzte sie zu einigen Erklärungen an, was in mir das Gefühl hervorrief, verloren zu sein. Ich spürte zwar das drückende Gefühl der Tränen in meine Augen, was immer dann auftauchte, wenn ich kurz vor dem Weinen stand, aber es kam nichts, leider. Ich wusste nur, dass ich so aussah, als würde ich gleich heulen. „Wieso hast du dich erst jetzt gemeldet?“, flüsterte ich schwach, wobei ich die Antwort in meinem Unterbewusstsein schon selbst beantwortet hatte, schließlich steckte ich zurzeit selbst in dieser Phase. Sie knetete ihre Hände ineinander, als wäre sie nervös. „Vor knapp zehn Jahren, als ich von Zuhause ausgerissen bin, lernte ich Daniel kennen, in den ich mich unsterblich verliebte und bis heute noch vom ganzen Herzen liebe. Ich verließ dich, um mit ihm zusammen zu sein und erlebte dabei mehr als eine Überraschung. Wie ich feststellen musste, gab und gibt es noch Dinge auf der Welt, die wir uns nicht erklären können, diese Tatsache musste ich auch lernen. Daniel und ich wurden ein Liebespaar und zogen nach kurzer Zeit zusammen, weit weg von unserem alten Zuhause, erst dann erfuhr ich von seinem Geheimnis, was daraufhin mein ganzes Leben veränderte. Wie du vielleicht schon an seinen Augen bemerkt hast, ist Daniel ein Vampir, welcher aber anstatt menschlichen Blutes nur tierisches Blut zu sich nahm. Wir lebten zwei Jahre zusammen ohne, dass ich meine menschliche Seite verlor, bis Daniel sich endlich dazu überwand, mich zu einem Vampir zu machen. Ab diesem Zeitpunkt durfte ich keinen Kontakt zur Außenwelt mehr halten, weil ich durch die lange Blutrauschphase nur andere Menschen verletzt hätte, anstatt normal mit ihnen umzugehen. In ein paar Monaten ist die Phase endlich vorbei, dann kann ich bald wieder unter Menschen.“ Mit einer herrischen Bewegung unterbrach ich Elizabeth. „Das ist mir auch klar, Lizzie!“, wandte sie dazwischen. „Aber was ich nicht verstehe ist, wenn du erst vor knapp zehn Jahren in einen Vampir verwandelt wurdest, wer ist dann Katharina? Sie nennt dich Mama, ist sie deine Adoptivtochter?“, fragte ich neugierig, weil ich wirklich nicht wusste, welche Verbindung zwischen den beiden bestand. Verhalten fing Lizzie an zu kichern, genauso mädchenhaft, wie ein kleines Kind. „Das ist wirklich eine etwas unglaubwürdige Erklärung.“, begann meine Schwester eine neue Erklärung anzusetzen. „In den zwei Jahren, in denen wir nichts anderes taten, als zusammen zu wohnen, passierte es, dass ich plötzlich schwanger wurde. Daniel wollte zwar nicht, dass ich das Kind behalte, aber ich setzte meinen Dickkopf durch und behielt es, brachte es zur Welt und wurde seine Mutter. Als Daniel unsere Tochter das erste Mal sah, war er hoffnungslos vernarrt in sie, genauso wie heute noch. Katharina wächst allerdings anders wie andere. Eigentlich ist sie erst acht Jahre alt, aber schon vom Körper und Geiste eine Fünfzehnjährige. In weniger als zwei Jahren wird sie bereits fast zwanzig sein und somit ausgewachsen, dass sie alt genug ist uns zu verlassen, wenn es ihr Wunsch ist. Natürlich würde ich sie gerne noch ein wenig länger bei mir behalten, aber wer weiß schon, wohin sie das Schicksal verschlägt.“, zuckte sie hilflos mit den Schultern, wirkte wie eine Mutter ein bisschen verloren, die ihr Kind bald aus dem Haus lassen musste. Zwei Jahre waren für einen Vampir nicht viel, nur eine Sekunde in dem Leben eines Menschen. „Aber ich dachte Vampire können keine Kinder kriegen und warum wächst Katharina so schnell? Wir Menschen brauchen doch auch volle zwanzig Jahre, um ausgewachsen zu sein.“, warf ich ein bisschen verwirrt dazwischen. „Es stimmt auch, dass Vampire keine Kinder kriegen können, Esme. Aber hast du mir eben nicht richtig zu gehört?“, schmunzelte sie. „Als ich schwanger wurde, war ich ein MENSCH. Menschen können Vampire austragen, doch werden sie meistens nach der Geburt des Kindes zu einem Vampir gemacht, da sie ansonsten sterben würden.“ „Und wieso würden sie sterben?“, breitete ich weiter aus. „Ich meine Menschen bekommen doch auch Kinder und sterben dabei nicht, es sei denn, es treten bei der Geburt irgendwelche Komplikationen auf.“ Ihr Lächeln, welches vorher ihre Lippen bedeckte, verschwand komplett, sodass ich dachte ich hätte sie beleidigt und wollte schon zu einer Entschuldigung ansetzen, als sie weiterfuhr. „Die menschlichen Mütter sterben wegen dem hohen Blutverlust, Esme. Das Kind wird durch eine harte Gebärmutterwand vor äußeren Schäden geschützt, um diese zu durchdringen und geboren werden zu können, beißen sie sich mit ihren scharfen Eckzähnen durch Haut und Gewebe. Dadurch verletzen sie leider auch wichtige Blutgefäße und Organe der Mutter, sodass schon in kürzester Zeit der Tod durch Blutverlust auftritt. Daniel wollte mich nicht verlieren, ich war die Frau, die er liebte und mit der er alle weiteren Jahre verbringen wollte, deswegen machte er mich direkt nach der Geburt zu einem Vampir und ich bin froh, dass dir dasselbe nicht passiert ist. Ich hatte noch nie solche Schmerzen wie bei der Geburt!“ Ich stellte mir die Bilder im Kopf vor, wie sie blutend irgendwo gelegen hatte, das Kind in ihrem bleichen Arm und ich wollte mich am liebsten wieder übergeben. Meinen Hunger würde das definitiv nicht anregen, was wohl auch mein Gesichtsausdruck äußerte. „Oh!“, peinlich berührt hielt sie sich den Mund. „Ich Dummerchen. Jetzt hab ich dir das so genau alles erzählt, obwohl du doch Blut trinken solltest und glaub mir, nachdem ich das Ganze von Daniel nach meiner Verwandlung erfahren hatte, war ich ebenfalls nicht sonderlich scharf auf essen.“ Mit einer bestätigenden Bewegung klopfte sie auf die Flasche Blut vor mir drauf, sodass der Inhalt leicht hin und her schwappte. Meine Kehle schnürte sich zu. Ich fühlte mich elendig und wollte am liebsten im Boden versinken, als ich selbst durch die Flasche den metallischen Geschmack riechen konnte. Wie erbärmlich war ich eigentlich, dass ich mich so von meinen Instinkten leiten ließ? Ich verabscheute mich mehr denn selbst. Statt dem Blut musterte ich interessiert die Tischplatte. Aus welchem Holz der Tisch wohl bestand? Ich wusste, dass ich nur vom Thema, wichtigem Thema, ablenkte, aber was sollte ich machen? Ich hatte diesen Prozess der Verwandlung nicht freiwillig durchgemacht. Ich wollte sterben, am liebsten nur noch sterben! „Esme?“, bei meinem Namen sah ich auf direkt in die Seelenspiegel meiner Schwester, die vor Emotionen über zu schäumen schienen. „Es wird alles wieder gut.“, beschwichtigte sie mich, tätschelte mir dabei sanft über mein Handgelenk, was sich krampfhaft um die Tischkante geschlossen hatte und bestimmt irgendwann, wenn ich meine jugendliche Kraft nicht zügelte, an dem Druck durchbrechen würde. Verneinend schüttelte ich den Kopf. Nichts würde wieder gut werden, nichts würde je normal sein und ich würde mein menschliches Ich niemals zurückbekommen. Niemals. Sichtwechsel Vor einer halben Stunde war ich nach Hause gekommen. Seitdem hatte ich im Eiltempo meine wichtigsten Sachen für die nächste Woche in einen Koffer gepackt, meine Patientenakten zusammengeglaubt, Edward einen Tritt in den Hintern gegeben, dass er sich mit dem Packen beeilen sollte, die wichtigsten Telefonate geführt und Elizabeth nach dem Befinden Esmes gefragt, der sich leider noch weiter verschlechtert hatte. Mittlerweile saßen Edward und ich im Flugzeug nach Kalifornien und wenn man junger Partner so weiter machte, würde er noch hyperventilieren. Edward war, seitdem ich Zuhause angekommen war, über alle Maßen angespannt gewesen, hatte getobt, geschrien, sich Sorgen gemacht und glich nun einem Wesen, was kurz davor war vor Gefühlen zu Platzen. Da es mitten in der Nacht war, schliefen alle anderen Passagiere schon, kein Wunder, der Flug dauerte schließlich mehrere Stunden, nur Edward und ich und ein paar Männer und Frauen der Flugkontrolle waren noch auf den Beinen. Edward, weil er sich irgendwie versuchte durch Hausarbeiten der Schule von Esme und seinen Sorgen abzulenken, ich, weil sich meine Gedankengänge nur noch um diesen Feuerblitz drehten, der sich in meine Gedanken eingebrannt zu haben schien. Sie ließ mich nicht mehr los und ich wollte zu ihr, auch wenn Elizabeth und Daniel, zwei alte Freunde von mir, mir versichert hatten, dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging. Aber ihr Zustand verschlechterte sich von Stunde zu Stunde! Genau, wie ich es erwartet hatte, hatte sie keinen weiteren Schluck Blut angerührt, seitdem wir heute Morgen das Haus zur Arbeit verlassen hatten und Elizabeth und Daniel hielten nicht die nötige Konsequenz sie zur Not zum Trinken zu zwingen! Also musste ich kommen, den kleinen Wirbelwind die Leviten lesen, durch die Mangel drehen, dann zum Trinken zu bewegen und noch andere Sachen mit ihr anstellen, die ich hier namentlich nun nicht erwähnen wollte. Die Sehnsucht nach dieser Frau fraß sich förmlich durch meinen ganzen Körper, drang durch jede Zelle, jede einzelne Phaser, verbrannte mich innerlich und ließ mich nur noch fühlen und ich wollte diese Gefühle auf jemanden übertragen und das war sie: meine Traumfrau, mein Gegenstück, meine zweite Hälfte, die mich endlich komplett machen würde nach all den langen Jahren der Einsamkeit! Ihr Starrkopf stand uns nur im Weg und ich wollte mich selbst verfluchen, würde ich den nicht knacken! Aber erst einmal musste ich dort sein, Vorort, um sie überhaupt in meine Fänge zu bekommen und das würde ich! Und ich würde sie dazu bekommen, dass sie niemals wieder von mir weg wollte! Den Kopf in den Nacken legend, versuchte ich wenigstens etwas zu dösen, um meine wirren Gedanken in den Griff zu bekommen, ob es mir allerdings gelang, stand noch in den Sternen. Sichtwechsel Ende Kapitel Ende So^^ Hiermit melde ich mich wieder zu einem neuen Kapitel zurück und wünsche euch einen schönen Tag^^ Mir geht es gut und, vielleicht als kleine Versüßung für euch, ich präsentiere euch dieses Kapitel original in Dänemark geschrieben, wo ich mich derzeit im Urlaub für eine Woche befinde. Das Wetter ist zwar nicht so toll, ist heute noch bewölkt, aber da ich erst den zweiten Tag mit meiner Family da bin, ändert sich das ja vielleicht schon bald^^ Die Landschaft ist wie immer toll, auch das Haus in dem wir Urlaub machen und ich wünsche euch jetzt schon mal nachträglich ein schönes Pfingstwochenende, lasst es euch gut gehen, ich jedenfalls, werde das auf jeden Fall tun^^ Die nächsten Tage gehen wir noch ans Meer, Shoppen, Spazieren im Wald und noch viele andere Dinge. Der Garten ist toll, riesig und bietet genug Freiraum für meine zwei kleinen Hunde, die den Urlaub auch genießen. Falls ihr mal irgendwo Urlaub machen wollt, empfehle ich euch Dänemark dafür, da könnt ihr gar nichts falsch machen, ich war schon so oft hier und wurde nie enttäuscht. Auch die Dänen sind toll, selbst wenn man einige von ihnen nicht versteht, ein paar Worte bekommt man trotzdem auf Biegen und Brechen hin^^ So, dann will ich euch mal nicht weiter vollquatschen, dass tue ich die nächste Zeit sowieso noch genug und wünsche euch viel Spaß weiterhin bei meiner FF und wir sehen uns dann frisch ausgeruht beim nächsten Kapitel. Weiterhin viel Spaß, lasst euch nicht unterkriegen, haltet die Ohren steif und gönnt euch, genauso wie ich mir, ab und an einfach mal Ruhe, die brauch jeder^^ Lesemaus Kapitel 11: Wieder vereint -------------------------- Wieder vereint Die nächste Nacht war schrecklich gewesen. Jeder einzelne Knochen in meinem ganzen Körper schmerzte, egal wie ich mich hinlegte, um wenigstens etwas Ruhe zu finden oder mich bewegte, sei es beim Aufstehen oder Sitzen, nichts schien mehr zu gehen und allmählich bekam ich wirklich das Gefühl, als wäre ich eine 90-jährige Oma, die bereits einen Krückstock brauchte, um sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Ich wusste, ich könnte mir das alles erleichtern, wenn ich nur ein paar Schlucke Blut zu mir nahm, aber ich hatte einen schwachen Willen, es würde nicht bei ein paar bleiben, sondern eher in ein oder zwei kompletten Flaschen ausarten, die ich mir dann zu Gemüte führen würde. Das wollte und konnte ich noch immer nicht verantworten. Allein wenn ich schon daran dachte, was das einmal für Tiere waren, drehte sich mir der Magen um, schlimmer noch als bei Carlisle und Edward, die ich ehrlich gesagt ein wenig vermisste. Auch das Denken fiel mir viel schwerer, als die letzten Tage, die ich so eigentlich gut durchgemacht hatte, wenn man einmal von diesen Schüben, wo man am liebsten jemanden zerfleischt hätte, einmal absah. Aber seit ich hier in vertrauter Umgebung war, schien mein Körper gar nichts mehr zulassen zu wollen. Ich hatte schon an dem Gedanken herum überlegt, ob ich nicht versuchen sollte auf menschliche Nahrung umzusteigen, die ich früher schon gegessen hatte, aber Lizzie, meine große Schwester, schien meine Gedanken lesen zu können, denn sie fauchte mich wirklich aggressiv an, dass ich nicht einmal auf die Idee kommen sollte. Seitdem war ich so von ihr eingeschüchtert, dass ich mich nicht mal mehr traute mich überhaupt in die Nähe des Kühlschranks oder gar der Küche zu begeben. Sie konnte mir wirklich gefährlich werden, so an sich hatte sie nichts mehr mit dem zierlichen Wesen zu tun, was ich damals kannte, aber das hatte ich schon festgestellt, seit ich gestern dort angekommen war. Leider, denn manchmal fehlte mir die frühere große Schwester, wenn ich nachts wieder zu einem kleinen Kind wurde, dass sich vor der Dunkelheit und finsteren, lauten Gewittern fürchtete. Daniel und Katharina waren mir gegenüber freundlich und aufgeschlossen, doch hielten sie sich mit freundschaftlichen Umarmungen, einem Schulterklaps oder anderen Dazugehörigkeiten zurück, als wollten sie mir nicht zu nahe treten. Daniel war ein Mann, die waren sowieso immer etwas kühler zu Frauen, also machte ich ihm deswegen keinen Vorwurf, doch bei Katharina hätte ich es mir gewünscht, schließlich war sie schon so überschwänglich gewesen, als ich zu Anfang dort aufgetaucht war. Diese neuliche Scheue gegenüber mir gefiel mir nicht, ich fühlte mich wie ein Klotz am Bein, der nicht gebraucht wurde. Wahrscheinlich durfte ich auch nur bleiben, weil Elizabeth es so gesagt hatte, mehr nicht. Daniel war schon gegen Morgen zur Arbeit gegangen, als es gerade einmal sechs Uhr war. Ich fragte zwar nicht weiter, was für eine Tätigkeit es war, aber viele kamen für diese komische Uhrzeit nicht in Frage. Um halb acht ging ebenfalls Katharina zu einer älteren Freundin unserer Art, um sich von ihr unterrichten zu lassen. Da sie schnell wuchs, hielt sie mühelos mit der Intelligenz der menschlichen Jugendlichen mit, dass Problem war bloß, wegen ihrem schnellen Wachstum, konnte sie keine normale Schule besuchen. Das würde nur Aufsehen erregen und Vampire hielten sich versteckt, zumindest die, die einen festen Wohnsitz hatten und diesen auch behalten wollten. Meine Schwester Elizabeth kümmerte sich zu der Zeit um den Haushalt, der Anstand und lehnte zu meiner persönlichen Verärgerung meine Hilfe ab mit der Begründung, dass ich angeblich Ruhe bräuchte, um meine Gefühlswelt wieder in den Griff zu bekommen und die letzten Tage so viel erlebt hatte, dass ich mir ruhig einen Moment Zeit für mich nehmen konnte. Ich fand es unfair, aber was sollte ich dagegen tun? Ihr Wort war Gesetz, so setzte ich mich geschlagen auf die Treppe im Flur, die in das zweite Stockwerk nach oben führte, schlang dabei meine Arme um meine angewinkelten Beine und den Kopf gegen das metallische Geländer, dass sich wunderbar kühl gegen meine ebenso kalte Haut drückte. Konnte ich gegen mein Schicksal denn gar nichts unternehmen? Konnte ich nicht von irgendetwas anderem leben als Blut? Egal von welcher Kreatur sie stammt, sei es nur von einer Ameise, es war mir verhasst und ich würde mich nie daran gewöhnen. Hoffentlich erzählte Elizabeth nicht Carlisle irgendetwas von meiner jetzigen Verfassung, er würde an die Decke gehen, dann hierher fliegen und mir gehörig die Leviten lesen, wenn ich bis dahin überhaupt noch klar denken konnte, was ich, wenn ich an meinen momentan Zustand dachte, eher unwahrscheinlich war. Bevor ihr fragt, was Carlisle mit der ganzen Sache zu tun hat, lasst mich noch den letzten Teil von gestern erzählen. Nach dem ich meine Unterredung mit meiner großen Schwester gehabt hatte, besonders um das Thema Bluttrinken hatten wir diskutiert, erzählte sie mir von Freunden von Daniel, die ebenfalls Vampire waren und verstreut in der ganzen USA arbeiteten. Darunter war ein mir nur zu bekannter Vampir, der als Arzt seinen Lebensunterhalt verdiente und merkwürdiger Weise nur eine Stadt entfernt von meiner ehemaligen Heimat wohnte. Ich war selbst total überrascht, als Lizzie mir auf einmal von Carlisle erzählte, dem Vampir, dem ich das ganze hier zu verdanken hatte. Aber diese Unterredung stellte sich als….anders heraus. Im Moment konnte ich nicht mehr sagen, was ich von diesem Mann noch glauben sollte und was nicht. Ich war mit so vielen Eindrücken überschüttet, dass es mir nicht mehr gelang zu unterscheiden, wen ich noch für meine Situation hassen sollte und wen nicht. Sie hatte mir so positive Charakterzüge von Carlisle erzählt, dass mir vor Verblüffung der Mund offen gestanden war. Würde ich diesem Mann nun gegenüber stehen, ich könnte nicht glauben, dass es derselbe ist, den ich vor über einer Woche kennengelernt hatte. Das war absurd! Leise Musik aus dem Radio drang aus dem Wohnzimmer zu mir herüber, wo Elizabeth gerade wie ein Wirbelwind durch die Gegend fegte und klar Schiff machte, während ich mich hier sacken ließ, um irgendwie ein bisschen Ruhe zu bekommen. Erschöpft schloss ich die Augen und lauschte der Musik, die mich angenehm umgab. Ich ließ mich vollends sacken, vergaß das Hier und Jetzt, wollte auch nichts mehr sehen. Es war eine Art Dösen, kein Schlafen, dass konnte ich ja nicht mehr, aber wenigstens das blieb mir, um mich zu entspannen. Zeit und Raum verschwammen zu einer unförmigen Masse in meinem Bewusstsein, bis die Dunkelheit mich ergriff und ich dankbar mein Bewusstsein verlor, um die nervigen Kopfschmerzen zu verdrängen. Das Klicken der Haustür und das eintreten begleitender Schritte nahm ich gar nicht mehr wahr. Sichtwechsel Endlich waren wir da. In Kalifornien. Und zu Esme dauerte es auch nicht lange, mit dem Auto aus dem Verleih keine halbe Stunde, doch je näher wir dem Zuhause von Daniel und Elizabeth kamen, desto beklemmter wurde mein Gefühl. Meine Sorge gegenüber Esme verstärkte sich dadurch nur. Irgendetwas war im Gange, was mir überhaupt nicht gefallen wollte. Edward saß am Steuer, er hatte mich auf dem Beifahrersitz verbannt, als ich beinahe in ein anderes Auto gerast wäre, als ich einen Moment nicht aufgepasst hatte, sondern meine Gedanken, wieder einmal, zu Esme gewandert waren. Nun hielt Edward mich für Unzurechnungsfähig und wenn ich so weiter machte, würde er mir auch noch meine Arbeit verbieten, nur weil er Angst hatte, ich würde einen falschen Schnitt setzen, wenn ich meine Gedanken schweifen ließ. Dann standen wir auch schon vor der Haustür und klingelten, allerdings hörte ich schon von innen die laute Musik, die eindeutig aus dem Wohnzimmer stammte und wusste: war Lizzie erst einmal in ihrem Aufräum-Modus, schaltete sie alles in ihrer Umgebung aus. Auf Deutsch: Ich konnte so viel klingeln wie ich wollte, sie würde es nicht hören. Also nickte ich Edward zu, drückte die Türklinke nach unten, war dabei nicht überrascht, dass sie offen war, schließlich gehörte schon viel dazu einen Vampir zu überfallen, jeder normale Mensch hätte den kürzeren gezogen, und trat mit Edward zusammen ein, wo mich direkt die nächste Überraschung wie auch Schock traf. Esme kauerte auf der Treppe, die in den ersten Stock führte, lehnte am Geländer, den Oberkörper gebeugt, als wäre sie müde. Ich hörte Edward hinter mir eintreten und da passierte es. Ganz von alleine kippte sie auf einmal nach vorne! Gerade noch gelang es mir die Rothaarige Frau in meinen Armen aufzufangen. Ihr Kopf kippte von allein in meine Halsbeuge, mir zugewandt, und ich konnte in ihr eingefallenes, noch blasseres Gesicht mit ihren blutunterlaufenen Augen. Sie sah furchtbar aus! Reglos lag sie in meinen Armen, wie eine Puppe, die keinen eigenen Willen hatte. Und die Ursache dafür lag nur allzu deutlich auf der Hand: Blutmangel. Diese Närrin hatte wieder kein Blut getrunken, obwohl ich es ihr deutlich gesagt hatte! Sofort hob ich sie mit einem sicheren Griff unter Kniekehlen und Schulterblättern hoch und rannte in meiner Geschwindigkeit innerhalb von einer Sekunde ins Wohnzimmer, wo ich sie auf der breiten Couch vorsichtig hinlegte. Elizabeth erschien an meiner Seite. „Was ist passiert?“, fragte sie alarmiert, musterte besorgt ihre Schwester. „So schlimm sah sie vorhin noch nicht aus.“, äußerte sie sich. Ich wandte mich ihr zu. „Erzähl mir bitte alles.“, wies ich sie eindringlich an. Ein Seufzer entwich ihr. „Du kennst Esme ja. Sie ist ein Starrkopf, wie er im Bilderbuch steht. Seit sie hier ist hat sie keinen einzigen Tropfen Blut zu sich genommen. Ich habe wirklich alles versucht, aber bei Gewalt hört es bei mir, wie du ja weißt, auf. Ich dachte sie würde zu sich kommen, weil sie weiß, was für sie auf dem Spiel steht, aber dem unterlag ich wohl einem Irrtum. Gut, dass du jetzt schon da bist, sonst hätte ich dich spätestens heute Abend über ihre Verfassung informiert. Was soll ich tun?“ Gut, dass war schon mal ein Anfang, wenigstens hatte sie versucht Esme dazu zu bringen Blut zu trinken. „Erst einmal hol mir ein paar Blutbeutel, dass Mädchen ist völlig ausgetrocknet und sie braucht Blut, jede Menge. Hast du irgendein Gästezimmer in was ich sie in Ruhe bringen kann?“, dort konnte ich sie in Ruhe behandeln, ohne weiter den Alltag von Lizzie zu stören. „Klar, die Treppe hoch zweite Tür rechts. Edward und du können fürs erste ins Gästezimmer die erste Tür rechts. Kommt sie wieder auf die Beine?“, fragte sie dann doch noch zögerlich hinter ran, was ich ihr nicht verdenken konnte, immerhin war Esme ihre kleine Schwester und als die Ältere fühlte sie sich für sie verantwortlich. Bestätigend nickte ich. „Wir sind noch rechtzeitig da, sie wird wieder auf die Beine kommen, da mach dir mal keine Gedanken. In wie weit hast du sie aufgeklärt?“ „Soweit wie möglich. Sie weiß Bescheid, wie ich zum Vampir wurde und was du und Edward damit zu tun haben, aber mehr auch nicht. Die Kleinigkeiten musst du ihr schon selbst beibringen, ich bin nicht dafür zuständig, dass du ihr hoffentlich endlich mal offenbarst, dass du sie aus einem anderen Grund zu euch geholt hast, als Edward nur eine Mutter zu sein, mein Lieber.“, schmunzelte sie. Ich wusste genau, welchen Punkt sie damit ansprach. Natürlich hatte sie Recht, dass ich es bei der gegebenen Situation nicht belassen konnte, sonst würde mir Esme schneller denn je davonlaufen, aber ich hatte ein wenig Angst, dass sie meine Gefühle mit Füßen trampeln würde, obwohl sie so ein mitfühlendes Wesen war. Ach ja, die Liebe war noch nie einfach gewesen und würde es wohl auch nie sein. Dann flitzte sie los, um die Blutkonserven zu holen, während Edward mir unsere Reisetaschen abnahm, damit ich Esme vernünftig ein Stockwerk höher bugsieren konnte. „Wie willst du ihr das Blut verabreichen, Carlisle?“, fragte mich Edward neugierig. „Du weißt, unsere Haut ist zu dick für irgendwelche Nadeln, selbst ein Edelstahlbohrer würde sich an uns die Zähne ausbeißen.“ Schlau beobachtet und kombiniert Watson… „Die einzige Möglichkeit das Blut direkt in ihren Organismus zu schleusen, ohne das er sich dagegen wehrt, ist direkt durch den Mund. Wie du selbst so schön bereits gesagt hast, würden intravenöse Einspeisung oder andere medizinische Eingriffe bei ihr keine Wirkung zeigen, deswegen möchte ich auch, dass du uns gleich alleine lässt, einverstanden?“, fragte ich Edward. Von meiner Autorität her, hätte ich es nicht tun müssen, aber er war nicht mein Laufbursche, er war mein Freund und so konnte ich mich ihm gegenüber auch wie ein Freund verhalten. Freunde befehlen nicht, sie bitten. „Natürlich, ich werde dann solange Lizzie unten helfen.“, erklärte Edward sich einverstanden und ich war ihm dankbar dafür. Er hatte den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden, weil er genau wusste, wie ich Esme das Blut einverleiben würde. So wie sie mich einmal gebissen hatte würde es zwar auch gehen, aber da sie sich momentan nicht bei Sinnen befand, würde das nie im Leben funktionieren, so blieb mir nur die Möglichkeit selbst einen Teil des Blutes zu schlucken und es ihr durch Aufdrücken ihres Kiefers direkt in die Mundhöhle zu verabreichen. Wenn ich die empfindlichen Druckstellen des Halses zu fassen bekam, könnte ich sie zum Schlucken animieren, damit sie nicht an dem eingenommenen Blut erstickt. Wie auch unten auf der Couch betete ich sie sanft in die Kissen, die Decke blieb dabei zurückgeschlagen. Esme sah wirklich nicht gut aus. In den weißen Lacken fiel sie kaum auf, nur ihre feuerrote Mähne, die aber auch an Glanz eingebüßt hatte, hob sich farblich von der Bettwäsche ab. Durch das Blut würde sie hoffentlich ein bisschen ihrer Farbe zurückgewinnen. Lizzie kam zurück und drückte mir drei Blutkonserven von jeweils einem halben Liter in die Hand. Um die junge Frau wieder zu Bewusstsein zu kriegen, reichte diese Menge auf jeden Fall aus, danach mussten wir mal schauen, was wir mit ihr machten. Sie musste endlich lernen zu akzeptieren, dass sie das Blut brauchte, sonst würde sie mir vor die Hunde gehen und verdammt noch mal, dass wollte ich nicht! Ich…ich…mochte sie mehr, als ich es mir selbst eingestehen wollte. Edward verließ mich mit ihrer großen Schwester direkt nach der Übergabe. Esme war so viel mehr für mich, als nur ein normaler Vampir. Für mich war sie die Vollkommenheit meiner Träume, die Frau, mit der ich den Rest meines unsterblichen Lebens verbringen wollte, die Frau, die ich liebte! Und ich würde alles tun, damit sie weiter am Leben blieb. Behutsam riss ich eine der Packungen an der markierten Linie auf und füllte eine kleine Menge in eine Tasse um, anschließend nahm ich aus eben dieser einen Schluck. Ich strich der Frau eine Strähne aus dem Gesicht, die offenbar dorthin gerutscht war, als ich sie hochgetragen hatte, ehe ich mich nach vorne beugte und langsam meine geschlossenen Lippen auf ihre presste. Es war nicht ganz leicht, aber ich bekam sie dazu, dass sie unterbewusst ihren Mund leicht öffnete, was ich dazu ausnutzte, meinen zu öffnen. Schon floss das Blut in ihren Mund und als ich alles übertragen hatte, massierte ich sanft ihren Hals, um sie zum Schlucken zu bringen. Es funktionierte zu meinem eigenen Erstaunen wunderbar, ich hatte es mir schwerer vorgestellt. Diese Prozedur wiederholte ich solange, bis sich der erste halbe Liter Blut in ihrem Organismus befand und ich schon die ersten Besserungen erkennen konnte. Die unterlaufenen Augenringe gingen zurück, ihre Haut nahm leicht an Farbe zu, ihre Atmung, vorher unregelmäßig, wurde gleichmäßiger, bis sie der eines schlafenden Menschens glich. Ich griff mir die nächste Packung. Auch wenn sie nun schon etwas besser aussah, noch lange hatte ihr Körper nicht genug von seiner alten Stärke zurückgewonnen, unter Umständen benötigten wir gut drei Liter, um sie vollends auf die Beine zu bringen, selbst danach musste sie noch jeden Tag genügend trinken, sonst würde dieser Zustand wieder zurückkehren, schlimmer, als sie es sich vorstellen könnte und mit einer Intensität, der sie das nächste Mal womöglich das Leben kosten könnte. Und das würde ich nicht zu lassen. Sichtwechsel Ende Als mein Bewusstsein allmählich zurückkehrte, war da irgendetwas. Etwas, was da nicht hingehörte und das nicht gemacht werden sollte. Feuchtes presste sich auf meinen Mund, zwang sich durch meine Lippen, nur um mir die Kehle hinunter zu laufen. Ich konnte es nicht ausspucken, irgendein Druck an meinem Hals verhinderte dies und ich hatte nicht die Kraft mich gegen das Etwas zu wehren, noch viel zu schwach war mein Körper. Was war überhaupt passiert? Ich wusste noch, dass Lizzie am Putzen gewesen war und ich hatte mich auf die Treppe zum ersten Stock gesetzt, um sie nicht zu stören, doch wenn ich mich weiter erinnern wollte, herrschte in meinem Kopf nur ein schwarzes Bild, die ganze Zeit! War ich zusammengeklappt? Ich hatte doch nur ein bisschen Kopfschmerzen und Übelkeit verspürt, dass verursachte doch noch lange keinen Zusammenbruch oder? Während mein Kopf sich Gedanken darum machte, was überhaupt passiert war, versuchte mein Bewusstsein zu erfassen, wo ich mich befand. Ich lag definitiv auf etwas weichem, sehr wahrscheinlich einer Matratze, so viel stand fest. Wer sich jedoch die ganze Zeit über mich beugte und was er genau mit mir veranstaltete, vermochte ich nicht zu erkennen, aber wenn er sich das nächste Mal über mich beugte, würde ich ihm kräftig in die Zunge beißen und von mir herunter katapultieren. Mich in dieser hilflosen Position zu überfallen war einfach niederträchtig und unfair, dass ließ ich nicht auf mir sitzen! Und ich musste auch nicht lange warten, bis meine Gelegenheit zum Zuschlagen kam. Als sich wenige Sekunden später wieder etwas gegen meinen Mund drückte, sich hindurch schlängeln wollte biss ich kräftig zu! Die Person, anscheinend von meiner plötzlichen Tat überrascht, zuckte zurück und ich riss die Arme hoch, um sie von mir zu stoßen. Mit einem ächzenden Laut der Überraschung schlug sie auf dem Boden auf. Geschmeidig wie eine Raubkatze sprang ich auf und ging auf der anderen Seite des Bettes in Deckung, um von einem sicheren Ort meine anvisierte Beute zu mustern. Zugegen überrascht von seinem Auftauchen war ich schon, aber mir gelang es gerade so eben dieses Gefühl hinter meiner ausdruckslosen Maske zu verstecken. Carlisle rappelte sich vom Boden auf. Ich sah ihn an. Er sah anders aus als sonst. Anstatt seinem Arztkittel trug er dunkelblaue Jeans, die sich hervorragend an seine Taille anpassten und seine leicht muskulösen Beine, aber nicht zu drahtig aussehend, anschmiegten. Ein hellblauer Pullover zierte seinen Oberkörper, einzelnd stachen wohlproportionierte Muskeln hervor, die nichts der Vorstellung überließen. Sein blondes Haar wirkte durch den Rückstoß von mir leicht durcheinander. Ein weißer Schal war um seinen schlanken Hals geschlungen, der sein ganzes Ebenbild abrundete. Jede andere Frau hätte sich wohl an ihn rangeschmissen, zugegeben er sah gut aus, aber diese Blöße würde ich mir vor ihm nicht geben. Niemals! Sein Erscheinungsbild hätte unschuldiger auf einen Menschen nicht wirken können, aber ich wusste, worauf ich an ihm achten musste, um die momentane Situation zu erläutern und diesen Hinweis fand ich auch schneller, als mir eigentlich lieb war. Seine Seelenspiegel verrieten ihn. Ein dunkles Schwarz strahlte mir entgegen, was mir einen merkwürdigen Schauer über den Rücken rieseln ließ, den ich nicht zuordnen konnte. So ein Gefühl hatte ich das letzte Mal bei Parker verspürt, als ihm wieder einmal die Hand gegenüber mir drohte auszurutschen und doch war es anderer Intensität. Ich fühlte mich von ihm in keiner Weise bedroht, es schlug eher ins Gegenteil aus, was mich noch mehr verwirrte. „Schön, dass du wieder wach bist Esme, aber du solltest noch liegen bleiben, du bist noch nicht wieder auf dem Damm.“, redete er so ruhig wie immer, wie ich ihn kennengelernt hatte, obwohl seine Augen mir das genaue Gegenteil vermittelten. Er war nicht ruhig. Äußerlich vielleicht, schließlich trug jeder eine Maske zur Schau, aber innerlich wusste ich, würde ich vielleicht endlich eine Seite an ihm kennenlernen, eine weitere, die er nur selten zeigte. Leicht legte ich den Kopf schief, als ich ihn betrachtete. „Was machst du hier?“, fragte ich leise, beobachtete ihn mit Adleraugen. Ein langer Seufzer entwich ihm. „Was glaubst du denn? Ich wusste, dass du zu deiner Schwester wollen würdest, nachdem du ihren Brief gefunden hast. Da Edward sich große Sorgen um dich gemacht hat, nachdem er mitbekommen hat, dass du ausgerissen bist, wollte er dir hinterher fliegen und da ich die Verantwortung für euch beide habe, bin ich mit hinterher. Das du allerdings wieder zu stur sein würdest Blut zu trinken, hätte ich dich gar nicht erst aus dem Haus gelassen. So geht das nicht weiter Esme!“, fuhr er am Ende mit schärferem Ton fort, als ich es von ihm gewöhnt war. Gelassen erwiderte ich seinen stechenden Blick. „Es ist meine Sache was ich mache, nicht deine.“ Irgendwie waren wir in vertauschten Rollen. Normaler Weise müsste ich Carlisle beinahe an die Kehle gehen, nicht umgekehrt, aber es war auch mal ein schönes Gefühl nicht die einzige zu sein, die ihre Kräfte nicht immer unter Kontrolle hatte. „Esme! Du bist ein neugeborener Vampir, du BRAUCHST Blut und das nicht zu wenig, wie oft soll ich dir das noch sagen?!“, zischte er noch lauter als eben, trat einen Schritt näher auf mich zu. Er war groß, größer als ich, dass ich zu ihm aufblicken musste, aber machte ich mir da etwas drauß? Nein. „Das ist mir egal. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich dieses Leben nicht akzeptiere, außerdem ist es meine Sache, wenn ich vor die Hunde gehe, nicht deine.“, sagte ich tonlos, wandte mich von ihm ab, um aus dem Fenster zu sehen. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Ich hörte ihn nicht, als er mich ansprang. Er hatte sich lautlos bewegt, als wäre er nur ein Windhauch. Mühelos, weil mein Körper noch immer geschwächt war, packte er mich von hinten an den Oberarmen mit einer Kraft, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte. Mit Schwung drehte er sich mit mir um eine halbe Achse und ehe ich mich versah, presste er mich bäuchlings auf das Bett, auf dem ich zuvor noch gelegen hatte, welches unter der Wucht unseres Aufpralls protestierend knirschte, als würden die Metallfedern durchbrechen. Für Überraschungen war Carlisle unvorhersehbar und ich würde nun anscheinend die volle Ladung davon abbekommen, inklusive seiner Wut, deren Stärke ich nicht einzuschätzen vermochte. Wie lange hatte ich ein anderes Gewicht auf mir nicht mehr gespürt? Es schien eine Ewigkeit her zu sein und irgendwie empfand ich dabei ein elektrisierendes Gefühl, was mir schon einmal zwischen Carlisle und mir aufgefallen war, ich aber nicht zu ordnen konnte. Dieses Mal auch nicht. Carlisle Körper presste sich an meinen, machte es mir unmöglich mich zu bewegen. Meine Handgelenke wurden von seinen großen Händen umfasst und in die Matratze gedrückt. Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken, wo meine Haare zu beiden Seiten heruntergerutscht waren. Oh, diese Situation würde für mich kein gutes Ende nehmen und dabei hatte ich ihn nicht mal sonderlich gereizt mit irgendwelchen Sprüchen, zynischen Bemerkungen oder Beleidigungen. Trotzdem ging er mir an die Decke, als hätte ich versucht Edward abzuschießen oder seiner Meinung nach sonst irgendetwas Schwerwiegendes. „Es reicht, Esme! Ich werde mir das nicht mehr länger bieten lassen!“, drang seine gefährlich leise Stimme zu mir durch, als er sich weiter über mich beugte, um sie mir ins Ohr zu flüstern. Leicht zog ich den Kopf zwischen die Schultern. Was hatte ich mir hier nur eingebrockt? „Ich weiß nicht, was dein Problem ist!“, stieß ich angestrengt dazwischen. Den Brustkorb in dieser Situation zu heben und zu senken mit seinem Gewicht, was mich in die Lacken drückte, war nicht gerade einfach. Jetzt erklang seine Stimme direkt an meinem Ohr, ich konnte fühlen, wie sein Mund meine Ohrmuschel streifte. „Mein Problem bist momentan du Esme. Du setzt dich über mich hinweg, befolgst keinen Rat meinerseits und tust, wann und wie immer es dir passt!“ Meine Güte, dann war ich halt ein Vampir, der froh war seine eigenen Entscheidungen zu treffen, was war daran verkehrt? „Was willst du mir damit jetzt unmissverständlich sagen?“, fauchte ich allmählich genervt von diesem Drum-herum-reden und seinem Gewicht auf mir zurück. Fester wurde ich in die Lacken gedrückt, was mich beinahe dazu brachte frustriert in die Decke zu beißen. Dieser Kerl war vielleicht anstrengend! Er hatte einen Mund zum Reden, also sollte er das gefälligst auch tun, anstatt mich hier auf die Matratze zu drücken, als wollte er mich gleich vögeln! Meine Gedankengänge stoppten abrupt. Was bitte hatte ich da gerade gedacht?! Ich war selbst erschrocken darüber, aber wenn ich mir unser momentanes Beisammensein zurechtsponn, dann drückte Carlisles Gesäß etwas zu fest an meinen Hintern, wo man sicherlich schnell auf Hintergedanken kommen konnte, wenn man denn in diese Richtung dachte, was jetzt nicht heißen sollte, dass ich das tat. Ich wog nur die Möglichkeiten aus, die sich hierdurch in den Vordergrund schoben und diese gehörte nun mal unweigerlich dazu. Wenn man sich dann noch vorstellte, dass man diese Gedankengänge in einer Nanosekunde hatte, machte man einfach nur noch „WOW“. Dann setzte Carlisle zu einer Antwort an. „Wir legen jetzt endlich die Rangordnung fest! Ich habe keine Lust mehr auf dieses Theater! Du bist ein Jungvampir und hast dich noch keiner Gruppe angeschlossen. Edward ist fast so jung wie du, er würde niemals auf die Idee kommen dich zu dominieren, ich schon!“, sprach Carlisle zu Ende und etwas in meinem Inneren, was ich von meiner vampirischen Seite noch nicht angenommen hatte, schien fröhlich halleluja zu schreien. Aha, Rangordnung. Was bedeutete das jetzt für mich? Fragen tat ich Carlisle danach nicht mehr, aber ich wusste, es würde so einiges auf den Kopf stellen, zumindest für mich. ****************************************************************************** Kapitel Ende So^^ Hier melde ich mich schon wieder mit einem neuen Kapitel zurück, mein Gott, dass geht in letzter Zeit aber auch schnell^^ Ich bin momentan im Carlisle und Esme Fieber, also könnt ihr euch auf noch weitere schöne Kapitel freuen und irgendwie werden die immer länger, ich kann nichts dagegen machen, denn wenn ich sie wieder abkürze, was ich schon einmal ausprobiert habe, hört sich das wieder total blöd an, weil ich dann das Gefühl habe, als hätte ich mitten in einem Kapitel unterbrochen-_- Also dürft ihr euch auf längere Kapitel freuen, die nichts der Fantasie lassen^^ Demnächst geht es für unsere zwei Turteltauben auf große Reise, damit sie sich näher kennenlernen und weil Edward der Kragen platzt, bei dem Drum-herum-Geschleiche, was Esme und Carlisle machen, nur um sich ihre noch neuen Gefühle für den jeweils anderen nicht einzugestehen. Aber das wird sich nun grundliegend ändern und hoffentlich seid ihr mir deswegen nicht böse, kommt Edward in den nächsten Kapitel nur noch einmal kurz zwischendurch erwähnt vor, weil die Esme und Carlisle halt verreisen. Nicht böse sein>-< Es wird sich wieder ändern, wenn die Zwei aus ihrem „Urlaub“ wiederkommen und dann wird es noch viel heftiger, weil dann noch die Volturis dazwischen funken. Ihr dürft also auf Spannung und Abenteuer, aber auch natürlich auf Romantik und Liebe, freuen, es wird jedenfalls nicht langweilig^^ Liebe Grüße Lesemaus Kapitel 12: Rangordnung ----------------------- So^^ Hiermit melde ich mich auch schon zu einem neuen Kapitel mit Esme und Carlisle zurück^^ Wie schon in meinen letzten Nachrichten, bin ich immer noch im Urlaub, schreibe ungefähr ein oder zwei Kapitel pro Tag und lasse mir ein bisschen die Sonne auf den Pelz brennen. Mir geht es gut, der Urlaub ist schön, auch wenn wir bis jetzt erst zwei Tage richtige Sonne hatten. Heute gehen wir in der Stadt einkaufen und an den Strand, den ich dieses Jahr dann das erste Mal sehe, sonst war das Wetter ja nie so toll, dass man sich ans Meer trauen konnte^^ Jedenfalls dürft ihr euch darauf freuen, dass es die nächsten Tage weiterhin so schnell vorangeht, selbst wenn, werde ich euch rechtzeitig informieren, wann es wieder durch Arbeit und Schule ins stocken kommt, bis dahin könnt ihr aber diesen Luxus genießen^^ Dann wünsche ich euch weiterhin viel Spaß beim Lesen, haltet die Ohren steif, bleibt gesund, lasst euch nicht unterkriegen und gönnt euch ab und zu ein bisschen Spaß^^ Liebe Grüße Lesemaus16 PS: In den nächsten Kapiteln erwartet euch eure eigene Urlaubsidylle^^ *************************************************************************** Rangordnung Rangordnung also. Ich wusste gar nicht, dass Vampire so etwas hatten. In der Tierwelt sagte mir dieses Wort eine Menge, aber unter Vampiren? Wie machte man so etwas denn aus? Ich wollte es mir lieber nicht vorstellen. In dem Moment war ich froh Calisle nicht durch unsere ungünstige Position ansehen zu müssen, er hätte wahrscheinlich zu viel in meinen Augen gelesen und ich wäre vermutlich zu schwach gewesen, etwas an diesem Ausdruck zu ändern. „Und wie bitte bestimmt man die Rangordnung?“, fragte ich gereizt, weil Carlisle meiner Ansicht nach zu lange zum Reden brauchte. Ich wollte hier im Gegensatz zu ihm endlich weg, um mich frei bewegen zu können. Außerdem nervte sein Gewicht auf mir nach einer Weile, immerhin befanden wir uns schon mehr als fünf Minuten so. Ein komischer Laut ertönte, den ich bis dahin noch nie gehört hatte. Ein Gemisch aus dem Schnurren einer Katze und dem Knurren eines Hundes. Also total merkwürdig. Eine Hand wühlte sich in mein Haar, strich es von der rechten Seite meines Nackens, sodass diese Seite komplett unbedeckt war. Herrischer wurde der Arzt, als ich meinen Kopf probehalber bewegen wollte. Fest umschloss er die meisten Strähnen meiner Mähne und fixierte sie mit geballter Faust an einem Punkt, der es mir unmöglich machte, den Kopf überhaupt noch zu drehen, wenn ich nicht ein paar wertvolle Haare verlieren wollte. Jetzt ging es los oder was?! Die Haare waren das Heiligtum einer jeden Frau, da machte man kein Unterschied zwischen Mensch und Vampir und das würde ich mir nicht bieten lassen! Sein warmer Atem kitzelte mich im Nacken. Langsam senkte er seinen Kopf, berührte federleicht mit seinen Lippen die Mulde an meiner Halsbeuge, an der ich extrem kitzlig und zu meiner eigenen Schande erregbar war, obwohl Parker mich mit dieser Masche nie rumgekriegt hatte. Er hatte sich einfach genommen, wo nach es ihm gelüstete. „Die Rangordnung ist ein elementarer Teil des Zusammenlebens von Vampiren, Esme.“, flüsterte mir Carlisle ins Ohr und obwohl ich es nicht wollte, konnte ich nicht verhindern, dass mir bei seiner melodischen Stimme ein Schauer über den Rücken jagte. Ein angenehmer Schauder. „Ist keine Rangfolge innerhalb der Familie oder der Gemeinschaft festgelegt, wird um jeden einzelnen Platz gekämpft. Sowohl männliche als auch weibliche Vampire wollen ihren Sitz in der Gemeinschaft festigen. Durch diesen Platz, den sie sich selbst erkämpfen, werden sie von den anderen Vampiren akzeptiert und geachtet. Anders herum kann ein höher gestellter Vampir für Ruhe und Ordnung unter den Vampiren sorgen, denn ein niederer gestellter Vampir darf sich nicht gegen einen höheren auflehnen. Das ist so Gang und Gebe.“, erklärte Carlisle weiter und allmählich dämmerte mir, was genau er mit dieser Rangordnung bezwecken wollte. Würde ich diesen Kampf verlieren, wäre ich die Unterlegene und müsste Carlisles Grenzen akzeptieren, ohne jedes Mal aufzubegehren oder abzuhauen, denn dann hätte er das Recht, zumindest unter den Vampiren, mich angemessen dafür zu bestrafen. Es war keine tolle Idee, aber eine Möglichkeit. Entweder ich könnte Carlisle besiegen, aber wenn nur mit ziemlich viel Anfängerglück oder ich würde verlieren und müsste mich ihm unterordnen. Selbst wenn, dann war es halt so, aber dann hatte ich es wenigstens versucht, ohne gleich von vornerein aufzugeben. „Macht ihr Vampire das immer so?“, flüsterte ich ihm leise entgegen. So konnte ich meine Stimme am besten ausdruckslos klingen lassen, ohne die Befürchtung haben zu müssen, dass er irgendetwas merkte. Dieses Mal ertönte wirklich das Schnurren einer Katze. Sanft und tief, als hätte ich direkt neben mir eine Perserkatze liegen. Mit diesem schnurrenden Laut wurde mir auch meine Antwort gegeben. „Esme. Wir Vampire kämpfen.“, bestätigend seiner Worte presste er meine Handgelenke einen Moment fester ins Lacken. „Wir begehren.“, seine Nase fand von ganz allein wieder die Kuhle in meiner Beuge, kitzelte mich dort auf prickelnde Weise. „Und wir verführen.“, raunte er mir zum Schluss zu, was wohl jede Frau hätte weich wie Butter werden lassen, während er mir, wie bei den anderen zwei Sachen, einen provozierenden Hüftstoß gegen meine Kehrseite gab. Das würde kein gutes Ende für mich nehmen. Mein Bauch kribbelte, als würden sich dort eine Millionen Schmetterlinge versammeln, seine Stimme jagte mir aufs Neue einen angenehmen Schauder über den Rücken, mein Lustzentrum schien Purzelbäume vor Verzückung von sich zu geben und meine vampirische Seite wollte sich ihm am liebsten entgegen drücken. Ich fühlte mich wie eine rollige Katze, die kurz davor war sich von einem Männchen durchnehmen zu lassen, den sie eigentlich bis zur Hölle und wieder zurück hassen sollte. Innerlich schollt ich mich. Was tat ich hier? Dieser Mann hatte mein Leben zerstört, hatte mich nicht mit der Trauer um mein verlorenes Kind sterben lassen, sondern zurück ins Leben gezerrt, was kein Leben mehr war und von normal konnten wir schon mal gar nicht reden. Ich kam mir vor, als würde ich bald in einer Irrenanstalt landen! Erst machte ich so viel durch, versuchte zu entkommen, aber sie fanden mich immer wieder und dann machte mir, obwohl ich diese zwei Männer abgrundtief hassen wollte, nun auch noch mein Körper ein Strich durch die Rechnung, indem er auf Berührungen reagierte, auf die er nicht reagieren sollte! Zugegeben ich hatte bisher kein wirkliches Sexualleben gehabt, wenn man sich vorstellte, dass Parker mich nur aufsuchte, wenn ihm wieder einmal die Hose zu eng wurde. Ich konnte von Glück reden, dass das nicht oft vorgekommen war. In Ruhe gelassen hatte er mich nie, sah man einmal von meiner Schwangerschaft ab, in der er mir alles verbieten wollte, mich im Haus einsperrte und sogar einen Ernährungsplan aufstellte, was ich essen durfte und was nicht. Nur auf das Kind hatte ich mich gefreut, aber das gab es nun nicht mehr und würde es in meiner neuen Gestalt auch nie geben. Vielleicht war ich sexuell frustriet, dass gab es doch oder? Dann wäre die Reaktion meines Körpers erklärbar und wahrscheinlich sogar normal, wenn man mal überlegte, wann ich das letzte Mal mit jemanden sexuellen Kontakt hegte, bei dem ich es genossen hatte, Geschlechtsverkehr zu haben. Das war noch nie vorgekommen… „Dann lass uns kämpfen.“, wandte ich ruhiger ein, als ich es innerlich war. Die Lippen an meinem Nacken hielten inne, bis sie sich gänzlich von mir lösten, aber bevor ich das Gefühl vermissen konnte, wurden meine Handgelenke losgelassen, die durch den langen, intensiven Druck doch ein wenig schmerzten. Dann erhob sich Carlisle mit seinem Körper von mir und ich konnte normal durchatmen. Einen Moment länger musste ich aber liegen bleiben, weil mir kurz schwarz vor Augen wurde. Wie immer behielt der Arzt Recht, was meine momentane Verfassung anging, aber ich kniff nicht vor unserem Kampf, der schon lange überfällig war, dass bemerkte wohl auch Carlisle, deswegen ging er zur Treppe vor, ohne auf mich zu warten. Kurz schüttelte ich den Kopf, um wieder zu Sinnen zu kommen, zunächst wacklig auf den Beinen, dann aber sicherer, folgte ich ihm ins untere Stockwerk, wo Lizzie und Edward wie zwei kleine Mäuschen um die Ecke spannten. So war meine Schwester, neugierig wie nichts, aber beide, sie und Edward, bemerkten die ernste Situation, als Carlisle mit verkniffenem Gesicht an ihnen vorbei Richtung Terrassentür schritt. „Dürfen wir deinen Garten benutzen Elizabeth? Esme und ich müssen etwas sehr wichtiges klären.“ Im ersten Moment wirkte meine Schwester etwas überrannt von dieser direkten Frage, die den Umstand unseres Beisammenseins erst wirklich klar machte, aber dann nickte sie einverstanden. „Natürlich darfst du das Carlisle. Die Bäume sind in den letzten Jahren gut gewachsen, es dürfte euch niemand sehen und nähere Nachbarn, die euch hören könnten, haben wir nicht. Ihr könnt beruhigt sein.“, trotz ihres sicheren Auftretens konnte ich deutlich die Sorgenfalten auf ihrer Stirn sehen. „Danke. Du und Edward bleiben bitte im Haus, es könnte etwas…ungemütlich werden.“ Keiner der beiden erhob Proteste, obwohl ich in den Augen meiner Schwester das Unbehagen erkennen konnte, was sie erfasst hatte, seitdem wir beide herunter gekommen waren. Edward schaute ebenfalls nicht begeistert aus der Miene, aber in seinen Augen stand das Wissen, im Gegensatz zu meiner Schwester. Er wusste, was jetzt passieren würde, sie dagegen nicht. Ob sie diese Phase auch noch irgendwann mit Daniel durchmachen würde? Eher unwahrscheinlich, wenn man bedachte, dass sie nun schon beinahe zehn Jahre zusammen waren. Ich war bei Edward und Carlisle seit eineinhalb Wochen. Eine vergleichbare Zeit war das nicht. Draußen war der Himmel bewölkt. Carlisle nahm die Führung und schritt als Erster auf den Rasen. Gerade als ich durch die Terrassentür treten wollte, packte mich Edward am Ellenbogen und hielt mich zurück. Verwundert schaute ich zu ihm auf. „Was hast du dieses Mal angestellt, Esme?“, fragte er mich vorwurfsvoll, ich wusste gar nicht, was er von mir wollte. „Was meinst du?“, entgegnete ich verwirrt. Sein Blick bohrte sich förmlich in meinen. „Carlisles Augen sind schwarz, genauso wie deine, das ist bisher noch nie vorgekommen, egal wie wütend er war!“, erläuterte er mir. Ach so war das. „Ich hab ihm die Stirn geboten, was ihm nicht gepasst hat und nun wollen wir die Rangfolge festlegen, auch wenn ich nicht genau weiß, wieso wir deshalb rausgehen müssen.“, zuckte ich ahnungslos mit den Schultern, während Edward offensichtlich genervt von so viel Leichtsinn die Augen verdrehte. „Ihr kämpft Esme, nicht mehr und nicht weniger und zwar richtiges kämpfen. Derjenige, der zuerst aufgibt oder nicht mehr kämpfen kann, gewinnt. Hat derjenige erst einmal gewonnen, ist der Verlierer dazu verpflichtet seinen Befehlen und Regeln zu befolgen. Verstanden?“, ein braves Nicken von mir folgte. Also wenn ich die ewigen Regeln, die mir jetzt schon das Leben schwer machten, loswerden wollte, musste ich ihn besiegen, ohne möglichst zu viel Energie zu verlieren oder ihn zu töten. Ich war zwar zu einem gewissen Grad abgebrüht, aber ich würde Edward nicht Freund und Vater nehmen, so viel Respekt vor dem Leben hatte selbst ich, außerdem würde das mein Gewissen nicht immer mitmachen. „Pass auf dich auf.“, sagte Edward mit einem kurzen anheben der Mundwinkel, ehe er mich losließ und die Tür hinter mir schloss, als ich den Garten vollends betrat. Auf der linken Seite wartete schon Carlisle auf mich, der mich die ganze Zeit über mit Argusaugen beobachtet hatte. Das würde wirklich noch interessant werden. Ihm direkt gegenüber nahm ich meine Position ein. Nicht ein einziges Mal verlor sein Augenpaar sein Ziel aus den Augen: mich. Seine laute Stimme erscholl quer über den Garten. „Es gibt drei Regeln Esme, die wir beide befolgen werden. Erstens: Es wird nicht getötet. Keiner von uns beiden wird in irgendeiner Weise sein Leben hier lassen, egal in welcher Art. Zweitens: Es wird fair gekämpft. Keine Ablenkungsmanöver, keine Unterstützung von außen und keine unfairen Kampfanwendungen wie z.B. in die Genitalien treten, an den Haaren ziehen oder anderes. Drittens: Wer immer hier aus dem Kampf als Sieger hinausgeht wird dafür Sorge tragen, dass der Besiegte wieder auf die Beine kommt. Die Befehle des anderen oder Ratschläge sind ab dem Zeitpunkt ohne Auflehnung zu befolgen. Wirst du dich an diese Regeln halten?“ Es waren gute, gerechte Regeln und sie stammten zu hundert Prozent von Carlisle, anders konnte es gar nicht sein. Er war der einzige, der solche Regeln, die das gegenseitige Überleben sicherten, aufstellen würde. Sicher und mit allen Konsequenzen gewaschen nickte ich. „Das werde ich.“ Beide begaben wir uns in eine Kauerstellung, die der von Wildkatzen glich, die ihre Beute anvisiert hatten und nur darauf zu warten schienen, sie endlich in Besitz nehmen zu dürfen. Ein schriller Pfiff ertönte, der mir in den Ohren wiederhallte, sicherlich von Edward oder Elizabeth, und dann ging es auch schon los. Eine Sekunde waren wir noch sichtbar, dann nicht mehr. Nur jemand mit geübten, vampirischen Augen hätte unseren Bewegungen weiter folgen können. Carlisle war flink, verdammt flink sogar. Ich hatte Mühe, durch meinen geschwächten Zustand, mit ihm mitzuhalten. Der Wind, erzeugt durch unsere schnellen, fast rasenden Bewegungen, blies mir ins Gesicht, meine Haare flogen wild durcheinander und zerrte an meinen Kleidern, dass man die Befürchtung haben musste sie würden jeden Moment nachgeben und zerreißen. Ich beobachtete Carlisle und er mich, dabei rannten wir nur im Kreis, der Rasen wies unter dieser Belastung schon eindeutige Blessuren auf. Dann schlug er zu. Plötzlich schoss er zielgerade auf mich zu, mir gelang es nur noch an Geschwindigkeit abzunehmen. Er prallte gegen meinen Oberkörper und riss mich zu Boden. Ein Geräusch entstand dabei, als wäre in der Nähe ein Blitz eingeschlagen. Eine Rangelei entstand. Genau wie vorhin im Gästezimmer drückte er mich zu Boden, aber dieses Mal rücklings und mit seiner Hüfte auf meinem Becken. Ich konnte so viel mit den Beinen strampeln wie ich wollte, er bewegte sich keinen Millimeter von der Stelle! War der Kampf immer so unausgeglichen? Als Neugeborene müsste ich doch eigentlich einen Vorteil haben oder nicht? Aber wahrscheinlich hatte ich den wieder verspielt, als ich mich partout weigerte Blut zu trinken. Hart wurden meine Handgelenke in die Erde gedrückt, der scharfe Schmerz davon schoss mir förmlich durch die Nervenbahnen, verwandelte meine Adern in pure Lava. So einen festen Griff hätte ich ihm gar nicht zu getraut! Mit funkelnden, tiefschwarzen Augen beugte sich Carlisle zu mir herunter, den Mund selbstgefällig verzogen. Leicht fletschte er die Zähne, als er nur noch ein paar Millimeter bis sich unsere Nasen berührten, von mir entfernt war. „Gewonnen.“, wisperte er mir entgegen. Mit zusammengekniffenen Augen erwiderte ich seinen Blick. „Vergiss es!“, zischte ich zurück. Ein schmunzelnder Blick streifte mich. Er überwand die letzte Distanz zwischen uns. Getroffen zuckte ich zusammen, als sein Mund meine Halsbeuge streifte und ich musste stark die Lippen zusammenpressen, um nicht los zu kichern, was in so einer Situation überhaupt nicht angemessen war. Womit konnte er mich schwächen, dass mich vom Kämpfen abhalten würde? Die Erkenntnis traf mich wie ein Blitz, sofort bäumte sich mein Körper auf, wehrte sich wie eine Wildkatze, die kurz vor dem Tod stand. „Runter von mir!“, schrie ich mittlerweile wütend und versuchte mich eisern von seinem Gewicht auf mir zu befreien. Ein bisschen klappte das auch, aber nicht genug. Das Stück was ich geschafft hatte, drückte er mich wieder runter. Ich spürte den stechenden Schmerz in meinem Hals und wusste, dass ich verloren hatte. Alle Kraft wich aus meinen Gliedern, ich vermochte mich nicht mehr zu bewegen oder gar den Kopf weg zu drehen, um Carlisle von meinem Hals fernzuhalten. Er saugte nicht stark an meiner Wunde, aber doch so, dass ich spüren konnte, wie mir das Blut ausgesaugt wurde, mit der zunehmenden Kraftlosigkeit. Schwarze Punkte fingen an vor meinen Augen zu tanzen, bis sie so dicht waren, dass ich erschöpft die Augen schließen musste. Ich hatte Carlisle schon gebissen, aber dass es wirklich so ein unangenehmes Gefühl war, hätte ich nicht gedacht. Er hatte damals keine einzige Miene verzogen, sondern teilnahmslos ausgeschaut. Als er endlich seine Zähne aus meinem Hals nahm, war ich der Meinung, es hatte eine Ewigkeiten gedauert. „Du hast verloren, Esme.“, erklang seine tiefe Stimme über mir und ich musste all meine restlichen Kräfte aufbringen, um überhaupt meine Augen wieder aufzubekommen, ohne gleich ohnmächtig zu werden. „Ich weiß.“, flüsterte ich leise, sein Bild verschwamm vor meinen Augen. Sanfte Fingerkuppen strichen über meine blassen Wangen. Der Duft meiner Haare wurde tief inhaliert, als würde man seine Geliebte nie wieder sehen. „Du riechst genauso gut, wie du schmeckst.“, wurde mir leise zugeraunt. „Aber jetzt ist es genug.“ Waren meine Gedanken schon immer so schwerfällig, dass ich kaum einen Sinn hinter diesen Worten zu erfassen vermochte oder bildete ich mir das bloß ein? Im nächsten Moment schien ich zu schweben, ich fühlte mich frei, schwerelos und entspannt. In Wirklichkeit hatte Carlisle mich einfach hochgehoben, um mich wieder zurück ins Haus zu bringen, wo bestimmt schon Edward und Elizabeth auf heißen Kohlen saßen. Meine Niederlage war unausweichlich und ich musste mir diesen bewusst werden. Nun hatte ich mich dem Arzt unterzuordnen, meine störrische Ader zu unterdrücken und stillschweigend den Mund zu halten, wenn mir irgendetwas nicht passte. Tolle Aussichten, aber vielleicht ließ sich da ja noch was machen. Fürs erste musste ich mich zusammenreißen nicht einfach einzuschlafen. Sichtwechsel Behutsam trug ich Esme zurück ins Haus, wo bereits Lizzie und Edward alarmiert über das schnelle Kampfende auf uns warteten. „Was hast du ihr angetan?“, fauchte Lizzie aggressiv, als sie ihre blasse Schwester in meinen Armen entdeckte, nur dem ruhigen Edward hatte ich es zu verdanken, dass sie jetzt nicht auf mich losging, um mich in meine Einzelteile zu zerlegen. „Beruhige dich Lizzie, ich habe deiner Schwester lediglich die Lektion erteilt, die sie schon lange lernen musste. Ich habe sie gebissen und ihr Blut ausgesaugt, aber wenn wir ihr jetzt wieder Konserven geben, dürfte sie in ein paar Stunden wieder fit sein.“, erklärte ich die Ruhe selbst. Ungläubig schaute sie mich an, ihre zarte Hand ballte sich zur F aust, dann schlug sie zu. „Hör auf Lizzie.“, erscholl Esmes schwache Stimme, die sich leicht in meinen Armen regte. Anscheinend hatte sich ihr Körper schon soweit erholt, dass sie wieder zu Bewusstsein gekommen war, dass sie unser Gespräch mit verfolgen konnte. Abrupt hörte Elizabeth auf ihre jüngere Schwester, aber sie knirschte protestierend mit ihren Zähnen, als sie nicht ihren Willen bekam. „Na gut, na gut, ich hol die Blutkonserven!“, ergab sie sich und verschwand nach nebenan in die Küche. Ich wandte mich währenddessen meinem jüngeren Freund zu. „Edward, hol bitte eine Decke. Wir müssen Esme wärmen und dann kannst du mir helfen sie zum Trinken zu animieren. Leider sträubt sie sich noch dagegen und nur weil ich diesen Kampf gewonnen habe, glaube ich nicht, dass sie in dieser Sache schon nachgeben wird.“, erläuterte ich ihm näher. Er tat worum ich ihn bat und ich setzte mich mit Esme auf die breite Couch, auf der sie vorhin auch schon gelegen hatte, als sie das Bewusstsein verlor., aber so, dass sie ausgestreckt lag, während ich ihren Oberkörper auf meinem Schoß hatte, so konnte sie mir am wenigstens entkommen, wenn ich ihr das Blut einflößen wollte. Sie war zwar noch erschöpft, aber ich spürte, wie sie sich verkrampfte, als wir auf dem Sofa zum Liegen kamen. Eine Minute später kamen Lizzie und Edward zurück. Mein jüngeres Familienmitglied breitete behutsam die Decke über den ausgekühlten Körper der jungen Frau aus und Lizzie war so freundlich mir eine Tasse Blut einzuschenken, die ich in die Hand nahm und Esme, die ihre Augen mit Mühe aufbekommen hatte und orientierungslos blinzelte. Die richtige Arbeit fing jetzt erst an. Sichtwechsel Ende Ich musste mehrmals blinzeln, damit mein Sichtfeld einigermaßen an Schärfe zu nahm. Noch immer konnte ich die immense Reizung in der Luft spüren, beinahe mit Händen greifen. Hätte ich nicht dazwischen gefunkt, wäre meine große Schwester Lizzie garantiert auf Carlisle losgegangen, bevor er hätte reagieren können. Ich wusste nicht viel von ihrer Stärke und womöglich wäre es hässlich geworden, dass wollte ich dem Arzt dann doch nicht antun. Mit mir hatte er schon alle Hände voll zu tun, da sollte er nicht auch noch mit meiner Schwester Probleme haben. „Was ist denn los?“, nuschelte ich müde, am liebsten würde ich einfach nur schlafen, so erschöpft war ich durch den Blutverlust. Ich wartete auf eine Antwort, aber ich bekam sie nicht mehr. Große Finger umfassten mein Kinn, drückten an empfindlichen Druckstellen zu, sodass ich gezwungener Maßen meinen Mund aufmachen musste. Ehe ich mich versah, wurde mir eine Flüssigkeit in eben diesen gekippt. Durch massierende Bewegungen an meinem Kehlkopf, musste ich sie automatisch schlucken. Kalt, dickflüssig und nach Metall schmeckend. Das konnte nur eins sein und ich wollte es am liebsten ausspucken! Aber genau das verhinderte ein anderer Mund, der sich verlangend auf meinen presste, als würde es kein Morgen geben. Was zum…?! Irritiert blickte ich direkt in honigfarbene Seelenspiegel, die mir jedes Mal aufs Neue den Atem raubte. Ich konnte und wusste nicht, was ich dazu noch sagen sollte. Erst der Biss, den er mir bei unseren Rangkampf zufügte, dann die Küsse, die er mir andauernd aufzwängte. Was sollte das alles? Ich gab einen erstickten Laut von mir und wollte meine Hände gegen ihn stemmen, um ihn von mir wegzukommen, aber Edward verhinderte dies, indem er meine Handgelenke packte und zurück aufs Sofa drückte. „Beruhig dich Esme, du brauchst Blut. Wenn du gut mitmachst, hast du es in ein paar Minuten überstanden, dann belangen wir dich mit anderen Dingen oder du trinkst es freiwillig, dann lassen wir dich auch los. Du hast die Wahl.“, stellte Edward mich vor die Wahl und ich wusste, ich hatte keine andere Möglichkeit, als einzuwilligen, ansonsten würde ich gegen diese Übermacht gegen mich den kürzeren ziehen, das war so sicher, wie das Amen in der Kirche. Langsam nickte ich, was nicht ganz so leicht war mit Carlisles Mund auf meinem. Edward und Carlisle gaben sich ein Zeichen und der Arzt löste sich von mir. Sein leicht blutverschmierter Mund machte nicht unbedingt einen positiven Eindruck auf mich, aber ich sah bestimmt nicht besser mit meiner Bisswunde am Hals aus. Die nächste Gelegenheit würde ich nutzen, um mir genau das abzuwischen, um einigermaßen normal auszusehen, auch wenn ich das nicht war. Hatte ich schon erwähnt, dass Blut kalt überhaupt nicht schmeckte, egal ob es vom Tier oder Menschen stammt? Nein? Dann gebe ich hiermit die öffentliche Bestätigung ab, dass das Zeug kalt ungenießbar war. Ich hustete, als ich freigegeben wurde und wandte mich direkt ab, um wieder frei atmen zu können. Ich lag auf Carlisles Schoss, wie ich benommen feststellen musste. Aber am fiesesten war, dass Edward und Lizzie gemeinsame Sache mit ihm machten! Das hatten sie vorher nicht gemacht, im Gegenteil, sie waren eher neutral geblieben. „Esme, Esme…!“, wurde ich lauter als vorher gerufen, sogar geschüttelt. „Du musst trinken! Es ist mir egal wie, aber du musst trinken! Wenn du jetzt nichts zu dir nimmst, stirbst du!“, fuhr mich Lizzie eindringlich an, gröber als ich es von ihr kannte. Erschlagen murrte ich und wollte mich auf die andere Seite packen, allerdings wurde mir da wieder ein Strich durch die Rechnung gemacht, als mich Hände zurückhielten und mich näher an einen Oberkörper zogen, der nur zu Carlisle gehören konnte. Vielleicht war es vermessen zu glauben, seinen Körper schon zu kennen, aber ich hatte wieder und wieder die Erfahrung mit seinem Körper gemacht, dass ich das behaupten konnte. Dann wurde ich gegen einen schlanken, aber muskulösen Hals gedrückt. Der Duft, der mir entgegen schwappte ließ mich um meine Beherrschung kämpfen. Genau wie vor ein paar Tagen reagierte ich dermaßen extrem auf Carlisles Geruch, dass ich mich zusammenreißen musste, nicht sofort zuzubeißen, was ich nicht wollte. „Nun reiß dich mal am Riemen, Esme.“, erscholl Carlisles kraftvolle Stimme an meinem Ohr. „Ich biete es dir nicht umsonst an, also beiß zu!“ Ich musste mich überwinden, dass zu tun, meinen innerlichen Schweinehund einen Tritt in den Hintern geben und dann auf meinen Vampir zu hören, der mehr als ich wusste, was wirklich wichtig für mich war. Ich biss mich sanft in seinem Hals fest und trank langsam, beinahe bedächtig, Schluck für Schluck. Ich hörte das Blut durch meine Ohren rauschen, aber auch die Zirkulation durch unsere beiden Körper. Wie von allein schlang ich meine Arme um seinen Rücken, damit ich ein wenig mehr Halt hatte, weil ich die ganze Zeit drohte nach unten zu rutschen. Zwei große Hände griffen frech unter meinen Hintern, stabilisierten meinen Halt und zogen mich enger an den männlichen Körper heran, der mir den nötigen Schutz bot, den ich momentan am meisten brauchte. Als meine Kräfte jedoch wieder zurückkehrten, erfasste mich ein Dämmerzustand, gegen den ich mich nicht weiter wehren konnte. Ich schaffte es nicht einmal mich gänzlich mich von seinem Hals zu lösen, als mein Kopf in seine Halsbeuge kippte. Eine sehr lange Zeit spürte ich nichts weiter mehr, als sein Körper an meinem und die Schwärze, die mich in die tiefen meines Bewusstseins riss. ************************************************************************* Kapitel Ende Kapitel 13: Klärende Gespräche ------------------------------ So^^ Hier bin ich schon wieder mit einem neuen Kapitel, dass letzte, was ich im Urlaub geschrieben habe, also schon mal als Vorankündigung: nach meinem Urlaub müsst ihr wieder mit längerer Wartezeit zwischen den Kapiteln rechnen, aber ich bemühe mich, dass sie nicht mehr als drei oder maximal vier Wochen sind>-< Ich hoffe ihr versteht das, ich kann es leider nicht ändern^^ Tja, die Frage mit den Volturi ist leider immer noch nicht geklärt, dass wird sie aber noch^^ Nun geht es für Carlisle und Esme also los in den Urlaub und was die nächsten Wochen für die beiden bringen wissen weder die beiden, noch ich. Das werde ich erst kurzfristig entscheiden. Edward fand ich für diesen Urlaub überflüssig, weil er Schule hat, deswegen habe ich ihn einfach mal strickt bei Elizabeht gelassen, damit muss er klar kommen, sozusagen als Austauschschüler^^ Es bleibt spannend zwischen den dreien, besonders auf die nächsten Kapitel freue ich mich schon sie zu schreiben, weil ich im Urlaub mal meiner Fantasie freien Lauf lassen kann^^ Dann wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen, haltet die Ohren steif, lasst euch nicht unterkriegen und wir sehen uns dann beim nächsten Kapitel^^ Liebe Grüße Lesemaus ***************************************************************************** Klärende Gespräche In letzter Zeit verlor ich eindeutig zu oft das Bewusstsein. Dagegen sollte ich dringend etwas unternehmen! Wie gesagt, als ich langsam wieder zu mir kam, fand ich mich in dem Gästebett wieder, indem ich zuvor vor ein paar Stunden wegen meines Blutmangels gelegen hatte. Weiße Lacken zierten es, jemand hatte sich die Mühe gemacht mich zuzudecken, obwohl ich nicht viele Temperaturunterschiede wahrnehmen konnte. Trotzdem, diese Geste fand ich süß. Ich hatte ziemlich gewühlt, wie ich feststellen musste. Ich lag auf der Seite, Arm und Bein angewinkelt, die Haarmähne unordentlich über das weiche Kissen verteilt. Den Rest der Bettdecke, die mich noch bedeckte, warf ich von mir und musste mit einem gräulichen Erstaunen feststellen, was mich selbst ärgerte, dass man mich oder besser gesagt jemand umgezogen hatte. Ich trug einen langen Schlafanzug, bestehend aus einem Oberteil und einer Hose, beides in Weiß gehalten. Die kurze Hose reichte mir über die Oberschenkel, während das Hemd so lang war, dass es mit der Länge der Hose konkurrieren konnte. Die Ärmel reichten über meine Fingerspitzen, dass ich sie einmal zurückkrempeln musste, um überhaupt nach etwas greifen zu können. Mein Körper fühlte sich noch etwas schwer an, aber ansonsten musste ich sagen, dass ich mich frisch und erholt fühlte, was ich aber nicht dem Dämmerzustand zu verdanken hatte, sondern…jemand anderem. Ich wollte mich umziehen, duschen, um meine Lebensgeister zu wecken, aber ich fand meine Klamotten nicht, die hatte mir anscheinend nicht nur jemand ausgezogen, sondern auch entwendet, was mich in die prekäre Lacke brachte, mich unten im Schlafanzug zeigen zu müssen. Seufzend erhob ich mich und trat den Weg ein Stockwerk tiefer an. Als ich aus meiner Zimmertür spazierte, musterte ich zuvor den Gang, vielleicht begegnete ich dort ja doch jemandem, aber dem war nicht so und wenn ich mich genauer auf das Haus konzentrierte, hörte ich…nichts. Als wäre es ausgestorben, was natürlich so unwahrscheinlich war, wie ich mich in Carlisle zu verlieben!, spottete ich gedanklich. Ironie war schon immer mein größter Freund gewesen, ich hatte gelernt Situationen zu akzeptieren, gegen die ich nichts machen konnte, deswegen hatte ich mich auch gegen den Arzt aufgelehnt. An der Situation hatte ich etwas ändern können, er hatte mich nicht kontrolliert, also war es vom menschlichen Verstand doch nur normal, dass ich auf die Barrikaden ging oder? Diese Antwort auf diese Frage würde ich wahrscheinlich nie erhalten, aber wenigstens konnte ich so meine grauen Gehirnzellen anstrengen, ohne befürchten zu müssen vollends zu verblöden. Der Flur und das Treppenhaus lagen still da, genau wie der Rest des Hauses. Obwohl die Treppe aus Holz bestand und bestimmt nicht mehr an allen Stellen gut erhalten, machte ich keinen Laut, wenn ich auf sie trat, was darauf zurückzuführen war, dass ich meine vampirischen Fähigkeiten ein bisschen trainieren wollte, schließlich musste ich Carlisle und Edward ja irgendwann ebenwürdig sein. Selbst neugeborene Vampire verloren mit der Zeit ihre Kräfte, soweit wollte ich es nicht kommen lassen. Dann hörte ich endlich, wie sich unten etwas rührte, nur leise, aber da war eindeutig etwas. Leise schlich ich um die Ecke, die Tür zum Wohnzimmer stand auf und entdeckte das komischste Bild, was ich in meinem ganzen Leben zu sehen bekommen hatte. Edward stand wortwörtlich Kopf, ein Kopfstand im Wohnzimmer, während sich Lizzie und Daniel halb schlapp lachten, die sich über ein Spiel beugten. Ein Gesellschaftsspiel, wie ich auf den zweiten Blick erkennen konnte. Seit wann interessierten sich Vampire für Gesellschaftsspiele? Keine Ahnung, jedenfalls musste Edward auf ein Aktionsfeld gelandet sein, um zu solch einer Aufgabe zu kommen. Ich lehnte meinen Kopf gegen den Türrahmen, sie hatten mich noch nicht bemerkt, selbst Edward mit seinem Gedankenlesen nicht, weil er sich konzentrieren musste. Dieses Bild war ein schöner Anblick, ich freute mich für die drei, dass sie so unbeschwert miteinander kommunizieren konnten. Lizzie blühte richtig auf, zu unseren Kindertagen war sie ein besonders aufgewecktes Mädchen gewesen, nur ich hatte den ganzen Ärger gemacht. Aber momentan fühlte ich mich fehl am Platz, wie ein kleines Mädchen, was etwas gesehen hatte, was sie nicht sollte. Ich tat einen Schritt zurück, prallte mit dem Rücken aber an einen anderen Körper. Dann fiel es mir endlich auf. Carlisle war nicht bei den anderen dreien gewesen! Erschrocken fuhr ich herum, als ich den fremden Körper an meinem spürte, der sich, leider, gut angefühlt hatte. Aber das würde ich so nie freiwillig zugeben! Tatsache, ich war gegen Carlisle gestolpert, dabei stand er wie ein Fels in der Brandung fest an seinem Platz, als könnte ihn niemand von der Stelle bewegen. Er war noch in den Klamotten gekleidet, in denen ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Ich wusste nicht warum, aber auf einmal war es mir unendlich peinlich mit ihm alleine zu sein und ich wollte am liebsten vor ihm flüchten. Aber ich schien wie festgefroren an der Stelle! Mein Körper wollte sich nicht bewegen! „Schuldigung!“, stotterte ich zusammenhanglos zusammen. Innerlich wollte ich mich selbst ohrfeigen, sonst hatte ich gegenüber ihm doch auch ein vernünftiges Wort hinausgebracht, warum schaffte ich das jetzt nicht? Verdammt! Eine elegant geschwungene Augenbraue wurde hochgezogen, genauso wie kapitulierend die Hände gehoben wurden. „Kein Problem.“, erklang seine melodische Stimme, die in meinen Ohren widerhallte. Okay, so weit so gut, jetzt musste ich bloß noch weg hier. Meine Hände verkrampften sich in meinem langen Schlafanzug, plötzlich erschien mir dieser viel zu kurz, obwohl er den größten Teil meines Körpers bedeckte. Warum wurde ich jetzt in Carlisles Gegenwart so unglaublich nervös? Es war, als würde ich ihn erst jetzt als Mann sehen, nicht als unfairen Kerl, den ich bis dahin kennen und hassen gelernt hatte. Ein Stirnrunzelnd paarte sich zu der hochgezogenen Augenbraue und ich wusste, wenn ich jetzt nicht zu sah, dass ich hier weg kam, würde er mich solange verfolgen, bis er eine Antwort auf seine Frage bekommen würde, die sich schon in seinem Geist bildete. Man konnte es ihm im Gesicht ansehen, er machte sich keine Mühe seine Miene zu verbergen. Sein durchdringender Blick lag auf mir, schien meinen ganzen Körper zu durchleuchten, mir auf den Grund meiner Seele zu sehen, aber ich wollte das nicht! Es war mir zuwider! Unbehaglich wandte ich mich innerlich wie ein Tier, dass entdeckt worden war. Scham erfüllte mich und ich wünschte mir nur noch im Erdboden zu versinken. „Entschuldige mich bitte!“, wisperte ich unglücklich und huschte an ihm vorbei, musste dabei aber eine halbe Drehung vollführen, da wir beide zusammen in der Mitte des Türrahmens standen und uns unweigerlich berührt hätten, hätte ich versucht normal an ihm vorbei zu kommen. Absichtlich wandte ich mein Gesicht ab, um seine entgleisten Gesichtszüge nicht sehen zu müssen, die mir nur offenbart hätten, wie unglücklich über die Situation war, in die wir beide uns gegenseitig manövriert hatten. Ich, weil ich ihn nicht akzeptierte und er, weil er mir Gefühle entgegen brachte, ja, ich hatte es endlich bemerkt, die ich nicht erwidern konnte. „Esme, Carlisle! Kommt doch rein, wir wollten eh gleich zusammen essen!“, ertönte die fröhliche Stimme von meiner großen Schwester Elizabeth. Eigentlich hatte ich sie unendlich doll lieb, aber gerade zu diesem Moment hätte ich sie am liebsten erwürgt oder ihr zumindest das Mundwerk mit irgendeinem Taschentuch gestopft! Carlisle fasste mich am Handgelenk, als ich einfach weitergehen wollte, ohne die Stimme zu beachten. Der stechende Blick seiner honigfarbenen Augen, ließ meine Knie weich werden. Irgendetwas war anders als vorher. Seit ich von unserer kleinen Prügelei wieder aufgewacht war, hatte ich nicht mehr den Mut mich ihm entgegen zu setzen, als würde mein innerer Vampir auf die neu gestellte Rangordnung reagieren und sie akzeptieren. „Esme…“, mein Name glitt von seinen Lippen wie ein liebkosendes Streicheln und mir lief es heiß den Rücken runter. Mein Nacken begann zu prickeln, die einzelnen Härchen auf meinen Armen richteten sich wie bei einer Gänsehaut auf. Nur meiner Zurückhaltung, verschreckt durch meine neuen Gefühle, die ich so noch nie gefühlt hatte, bei Parker erst recht nicht, war es zu verdanken, dass ich nicht meinem innerem Wesen nachgab, was sich schon die Lippen leckte, als hätte es von einer kostbaren Sahneschnitte genascht, und mich auf diesen wirklich attraktiven Mann stürzte. Verlegen räusperte ich mich, als die Situation zwischen uns von einer Stille heimgesucht wurde, die die prickelnde Stimmung nur noch intensivierte. Ich musste hier raus und zwar sofort! Ich wählte den Ausgang, der mir am günstigsten erschien, auch wenn er mich von einer unangenehmen Situation in die andere warf, deswegen drehte ich ruckartig mit Carlisle um und spazierte mit ihm ins Wohnzimmer, wo die anderen in einer gemütlichen Runde saßen. Nebenbei bemerkt hatte Edward seinen Handstand zu Ende gemacht. Da der Arzt noch immer meine Hand umklammert hielt, hatte ich ihn mühelos mitziehen können, weil er sich mitziehen ließ. Neben Lizzie, weil ich mich dort am sichersten fühlte, nahm ich Platz. Carlisle ließ sich direkt neben mir nieder, unsere Becken berührten sich dabei leicht, was mich, hätte ich Platz gehabt, weiter wegrutschen ließ, aber die Möglichkeit stand nicht zur Debatte. Dann ließ er mein Handgelenk los. Mein Geist dankte es ihm, aber meine zuvor noch prickelnde Haut sehnte sich schon wieder nach ihm, selbst als er mich nur für Sekunden losgelassen hatte. Freudig klatschte meine Schwester in die Hände, erhob sich um das „Essen“, wie sie es so schön ausdrückte, holen zu gehen. „Ich helfe dir beim Tragen.“, bot ihr Ehemann Daniel er an und sie nickte einverstanden. Beide verließen den Raum, aber es dauerte nicht lange, bis sie wieder zurückkamen. Ehe mir die Zeit überhaupt durch die Finger gleiten konnte, waren sie schon zurück, allerdings nicht mit Blutkonserven, wie ich es gedacht hätte, sondern mit geschlossenen Trinkbehältern, die starke Ähnlichkeit mit den Verpackungen von hochgeschlossenen Milchshakes hatten. Weder konnte man das Blut von außen sehen, noch von oben. Würde ich nicht wissen oder besser gesagt ahnen, was dort drin war, würde ich im Dunklen tappen. Allein der Gedanke Blut trinken zu müssen, bildete einen Kloß in meiner Kehle, der mich schwer schlucken ließ. Verkrampft saß ich auf dem Sofa, als die verschiedenen Behälter ausgeteilt wurden. Mit klammen Fingern nahm ich meins entgegen. Während die anderen bereits anfingen zu trinken, musterte ich mein Getränk mit unverhohlener Abneigung. Es war Tierblut, so viel war sicher. Ich kannte Edward und Carlisle so gut, dass ich zu hundert Prozent sicher war, außerdem hatten sie es mir selbst erzählt, dass sie sich von den anderen Vampiren unterschieden, sonst würden auch ihre Augen blutrot wie meine erstrahlen und nicht golden, wie sie es taten. Ein leichter Rippenstoß ließ mich mit einem leisen Fauchen aus meinen schönen Gedanken reißen. Mahnend wurde ich von meiner Schwester angesehen. Was war denn jetzt plötzlich los? Verwirrt schaute ich sie an. Hatte ich irgendetwas in den letzten Minuten getan, was sie dazu bringen könnte, auf mich wütend zu sein? Eigentlich nicht, sofern ich mich entsinnen konnte. Ein tonloses „Was?“ formte mein Mund. Sie nickte in Richtung des Shakes. Meine Lippen kräuselten sich zynisch. Ich wusste, dass ich Blut zu mir nehmen musste, sie brauchte mich nicht extra darauf aufmerksam zu machen. Immerhin sagte mein Körper mir noch am meisten, was er wollte und was nicht, nur ob mein Geist das je akzeptieren würde, war eine völlig andere Frage, die sich so schnell nicht klären lassen würde. Mit stechendem Blick fixierte ich den Shake, versuchte ihn mit meinen Augen zu erstechen, aber es schien wenig zu funktionieren, noch nicht einmal der herausragende Strohhalm aus dem Shake beugte sich meinem Willen. Widerstrebend nahm ich trotzdem einen Schluck der dickflüssigen Masse, damit meine Schwester endlich ihren Blick von mir abwandte. Ich mochte es nicht so derart gemustert zu werden auf Dauer. Ehrlich zugegeben hatte Carlisles Blut tausendmal besser geschmeckt, als das hier, es war irgendwie sättigender, erfrischender. Diese unförmige Masse war einfach nur eklig, mehr konnte ich es nicht in Worte fassen. Okay, dass reichte! Mit einem demonstrativen Laut setzte ich den Shake zurück auf den Tisch. Keine Frage, ich hatte Durst, aber dieses Zeug war ungenießbar, nicht einmal warm! Wie bekamen das die anderen nur runter, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken? Ich jedenfalls konnte es nicht einfach so zu mir nehmen, allein bei weiteren Gedanken darüber zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen, dabei wusste ich doch, dass ich dringend Blut brauchte. Jetzt fühlte ich mich zwar noch gut, aber wer wusste schon, wie lange das noch andauerte. Mit zusammen gekniffenen Augen verschränkte ich die Arme vor der Brust, starrte den Shake an, als könnte ich ihn allein durch meine Wut, welche schon bedrohlich in mir brodelte, in Luft auflösen. Mehrere Seufzer waren zu hören und ein bedrückendes Gefühl machte sich in der Wohnstube breit. Nun nahmen auch die anderen ihre Getränke herunter. Beruhigend wurde mein Oberschenkel von meiner Schwester getätschelt. „Ich kenne es, wenn es in den ersten Wochen schwierig ist etwas zu akzeptieren, was über den Verstand hinausgeht. Ich habe selbst einige Wochen daran zu knabbern gehabt, aber wie du hatte ich auch jemanden an der Seite, der mir aus dieser Krise geholfen hat.“, sprach sie beruhigend auf mich ein und ich merkte, wie ihre Worte Balsam für meine Seele waren. „Daniel und ich sind während meinen ersten Wochen als Vampir weit weggereist, fernab von den Menschen, um mich soweit mit meinen neuen Kräften vertraut zu machen, dass ich sie alleine im Notfall beherrschen konnte. Dasselbe hat Carlisle auch mit Edward gemacht, so ist es leichter für die Neugeborenen.“, erzählte sie mit sanfter Stimme weiter, ob sie nun dazu diente, dass ich ihr nicht an die Decke ging oder ihr weiter zuzuhören, wusste ich nicht. Aber wenn Edward so eine Reise auch durchgemacht hatte, wollte sie mir damit versteckt durch die Blume sagen, dass ich die nächste war? Angeregt verfolgte Lizzie meine Gedankengänge, die mir wie immer im Gesicht abzulesen waren. Sie schmunzelte. „Du denkst schon in die richtige Richtung. Carlisle hat dich hierher kommen lassen, um dir die Möglichkeit zu geben eine nahe Verwandte von dir wieder zu sehen, aber auch um einen Vorwand zu ersuchen mit Edward hinterher zu reisen. Nun ist es an der Zeit, dass du selbst lernst, wie es ist, ein vollwertiger Vampir zu sein. Während deiner und Carlisles Reise wird Edward bei uns bleiben, damit er Zuhause nicht zu viel Unsinn anstellen kann, die Ferien stehen eh vor der Tür in seiner Schule, sodass sein Fehlen gar nicht weiter auffällt.“, erklärte sie weiter und ich ahnte, dass mir meine nächste Frage schneller beantwortet werden würde, als ich glaubte. „Wann?“, fragte ich leise, bestimmt hatte Lizzie alle Mühe meine Frage überhaupt zu hören. Jetzt umfasste sie sogar meine Hand, dass konnte doch nichts Gutes bedeuten! „Noch heute. In ein paar Stunden dämmert es, morgens um diese Zeit sind kaum Leute am Flughafen unterwegs, aber wohin ihr genau reist musst du Carlisle fragen.“, zwinkerte sie mir frech zu. Hätte ich nicht mit der plötzlichen Angst kämpfen müssen, bald allein, KOMPLETT allein mit Carlisle sein zu müssen, hätte ich mir die Zeit genommen ihr gehörig die Meinung zu sagen. Einen vorsichtigen Blick spähte ich zu Carlisle, der mich wieder mit diesen wunderschönen Augen musterte, die meinen ganzen Körper entlang zu wandern schienen. Was genau fand er eigentlich an mir? Ich hatte mich in meinem Zimmer schon einmal im Spiegel betrachtet. Ich war viel zu blass, selbst für meine früheren menschlichen Verhältnisse, eine dicke rote Mähne umrahmte meinen Kopf, die kaum mit einem Kamm zu bändigen war, meine Arme und Beine waren viel zu dünn, mein Bauch viel zu fett. Bestimmt gab es bei längen hübsche Frauen als mich, warum hatte er also gerade mich zu einem Vampir gemacht? Irgendwann würde ich mich trauen diese Frage zu stellen, aber momentan war noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür gekommen. Seine Stimme schien mich einzulullen, als er mit dem Sprechen begann. „Wo es genau hingeht, werde ich dir nicht verraten, damit du nicht wieder davonlaufen kannst, ohne Anhaltspunkt geht das schlecht, aber eins kann ich dir schon verraten: es liegt am Meer. Edward hat die Wochen dort auch heil überstanden, dann wirst du das auch, keine Sorge.“, lächelte er und ich hatte irgendwie den Eindruck, dass er sich über mich lustig machte. Na klasse. „Habt ihr euch eigentlich alle gegen mich verschworen?“, fragte ich murrend. Helles Lachen von Lizzies Seite ertönte. „Das bildest du dir nur ein Schwesterchen!“ Ich hatte eigentlich nicht den Eindruck, dass ich mit meiner Vermutung falsch lag, aber naja. Wann würde ich meine Schwester wohl wiedersehen? Ich hatte sie gerade erst wiedergefunden und wollte sie nur ungern wieder verlieren, auch wenn es nur für ein paar Wochen war, die ich auf der Insel verbrachte. Meine Frage war mir wohl im Gesicht anzusehen, denn Lizzies Gesichtszüge wurden ernst. „Du wirst mich nicht mehr verlieren, Esme. Wir haben uns wiedergefunden und wir werden uns nicht aus den Augen verlieren, ansonsten werde ich Carlisle und Edward mal die Leviten lesen, stimmt´s Jungs?“, sprach sie mit drohendem Unterton aus, was den beiden Männern an meiner Seite ein nervöses Lachen entließ, was wohl alles sagte. Und ich wusste, sie würde ihr Wort halten, doch dann drängte sich mir die Frage auf, was eigentlich die Volturi waren. Daniel, der Ehemann und Lebensgefährte meiner Schwester, hatte sich gestern, als wir einen Augenblick alleine waren, mir gegenüber verplappert, als ich eine Sache über Katharina fragte, die mir auf der Seele brannte. „Wer oder was sind eigentlich die Volturi?“, fragte ich neugierig in die Runde und schaute erwartungsvoll in die anderen Gesichter. Aber anscheinend hatte ich etwas sehr falsches gesagt. Meine Schwester mit ihrem Mann verkrampfte sich, Edward ballte seine Hände zu Fäusten und Carlisle schien eine Nuance blasser zu werden. Upps. Sehr deutlich hatte ich was Falsches gefragt. Ich und meine große Klappe! Das nächste Mal sollte ich, wie ich es von meinen verstorbenen Eltern und Parker gelernt hatte, den Mund halten! „Schon okay…tut…tut mir Leid, dass ich überhaupt gefragt habe. Vergesst es!“, beschwichtigte ich, als keiner Anstalten machte mir zu antworten. Trotzdem hatte ich eindeutig die Stimmung versaut, denn keiner fing danach an, dass Thema zu wechseln. Ich Idiot! Deswegen tat ich das einzige, was ich in solchen Momenten einigermaßen konnte. Ich stand ruckartig auf und floh nach oben in mein Gästezimmer, bevor mich einer von den anderen aufhalten konnte und in der Geschwindigkeit eines Vampirs! Im Gästezimmer schloss ich mich ein, damit niemand ungehindert hineinspazieren konnte, ohne die halbe Tür zerlegen zu müssen. Um mich von trübsinnigen Gedanken abzulenken, zog ich mich für den nächsten Tag an. Elizabeth hatte ja prophezeit, dass es in wenigen Stunden losgehen würde, so konnte ich mir die Zeit bis dahin vertreiben. Aus dem kleinen vorhandenen Kleiderschrank in meinem Zimmer, der zudem sogar gefüllt war, zog ich mir ein weißes Sommerkleid über. An den Ärmeln, es ging mir bis zum Ellenbogen, und am Saum war feine Spitze angenäht. Es besaß einen Ausschnitt, der aber nicht zu tiefe Einblicke gewährte. Unter dem Brustansatz wurde es mit einer Scherbe nach hinten zu einer Schleife gebunden, bis es in sanften Wellen bis über die Hälfte der Oberschenkel fiel. Damit mir niemand oder nur schwer unter den „Rock“ gucken konnte streifte ich mir noch eine dünne Leggins über die Beine, die ebenfalls am Saum, wie das Kleid, eine Spitze aufwies. Passend dazu trug ich helle Ballerinas, auf Schmuck stand ich eher nicht so, deswegen wollte ich schlicht rumlaufen. Meine rote Mähne, die mich schon wieder im Gesicht nervte, band ich zu einem Pferdeschwanz zurück. Fertig angezogen setzte ich mich auf das von mir bereits gemacht Bett. Nachdenklich starrte ich an die Wand. Was sollte ich die restliche Zeit noch machen, bis ich mich mit Carlisle auf diese Urlaubsreise begab? Plötzlich klopfte es an meiner Zimmertür. Bitte nicht, ich hatte für heute wirklich schon genug Chaos angestellt, als das ich jetzt die anderen sehen wollte! Deswegen blieb ich hartnäckig auf meinem Platz sitzen, versuchte zu ignorieren, dass mich jemand sprechen wollte, aber dieser jemand schien genauso stur zu sein, wie ich. Als nach weiteren zehn Minuten noch immer keine Ruhe herrschte, platzte mir der Kragen! Wütend darüber weiterhin gestört zu werden, marschierte ich zu der Zimmertür und riss diese auf! Ich hätte Lizzie, Daniel, Edward oder sogar Carlisle im Gang erwartet, aber nun in das Gesicht von Katharina zu schauen, war doch ziemlich überraschend, zudem ich mit ihr noch keine zwanzig Worte in den letzten zwei Tagen gesprochen hatte, da sie die meiste Zeit des Tages bei einer Vampirfreundin verbrachte, die ihr beim Lernen half. „Was willst du denn hier?“, fragte ich verblüfft. Ein verschmitztes Grinsen antwortete mir. „Mit dir reden.“, eröffnete sie mir und klang dabei so fröhlich, als hätte sie beim Lotto den Jackpot geknackt. Ohne Widerstand ließ ich mich tatsächlich dazu überreden, doch anstatt in meinem Zimmer zu reden, schleppte sie mich ungesehen vom Rest der Familie nach draußen mit in den Garten. Für eine Fünfzehnjährig war sie schon ein verdammt gewitztes Biest, ihr zukünftiger Freund konnte sich von ihr noch so manches abgucken. „Wie gefällt es dir bei uns?“, wurde ich direkt und ohne Ablenkung unter den Beschuss von Fragen gestellt. „Gut eigentlich.“, antwortete ich zögerlich, weil ich nicht wusste, auf was sie sich genau beziehen wollte. „Wie findest du Carlisle?“, fragte sie munter weiter, ich zupfte währenddessen an einzelnen Grashalmen herum, die sich vom normalen Gras abhoben, welches den ganzen Boden bedeckte. Jetzt wurde ich allmählich doch nervös. Was wollte sie denn alles aus mir heraus kitzeln? „…Carlisle ist…nett.“, antwortete ich schwach darauf. Ich wusste nicht, wie ich diese mysteriöse Person sonst beschreiben sollte, ohne unüberlegte Worte von mir zu geben, die ich hinterher bereuen würde. „Mehr nicht?!“, ungläubig wurde ich angesehen. „Aber da muss doch noch mehr sein!“, beharrte Katharina. „Er ist ein klasse Typ, nun rück schon mit der Sprache raus!“ Ich blies mir eine verirrte Strähne aus dem Gesicht, während Katharina mich unter den Spitzen ihres Ponys weiter betrachtete. Geschlagen hob ich die Hände. „Schon gut, schon gut. Ich erzähl dir ja, wie ich ihn finde!“ Siegreich warf sie die Hände in die Luft, als fände sie, dass niemand eine Chance gegen sie hätte, würde sie erst einmal nach einer Antwort verlangen. „Aber versprich mir, dass du das für dich behältst!“, beschwor ich sie, sonst würde sich Carlisle, würde er davon erfahren, sich noch etwas darauf einbilden. Sie salutierte. „Meine Lippen sind versiegelt!“ Und die Ehrlichkeit war in ihren großen roten Augen zu sehen. „Ich kenne ihn noch nicht lange, deswegen kann ich seinen Charakter noch nicht wirklich beschreiben, aber ich werde mein möglichstes versuchen. Für mich ist Carlisle ein schwer einschätzbarer Vampir. In einem Moment kann er sanft, zärtlich, einfühlsam sein, im anderem stark, dominant, durchsetzungsfähig. Ich frage mich, was für Seiten er mir noch zeigen wird, ich habe allein schon in den letzten zwei Wochen mehr von ihm erfahren, als von meinem eigenen Ehemann…“, ich stockte kurz als ich wieder an Parker denken musste. Hoffentlich würde ich diesen nie wiedersehen müssen! Ich glaube ein zweites Mal würde ich diese ganze Tortur mit ihm nicht zu überstehen. „Jedenfalls glaube ich Carlisle bereits seit Jahren zu kennen und doch lerne ich immer wieder neue Seiten an ihm kennen, dass es nie langweilig werden und…ich rede zu viel!“, wischte ich verlegen über meinen Mund und hörte auf zu reden. Katharina strahlte übers ganze Gesicht. „Das ist doch schon mal ein guter Anfang!“, freute sich meine Nichte, wobei ich eher das Negative glaubte. „Katharina, Esme, wir müssen los!“, erschrocken fuhren wir aus unserer Unterhaltung auf. Elizabeth stand in der Terrassentür und winkte uns von weitem zu. Angestrengt musste ich schlucken. Es ging also los. Mein Urlaub mit Carlisle stand vor der Tür, ohne Edward, ohne meine Familie oder besser gesagt: dem Rest meiner Familie. Keine fünf Minuten später stand ich schon an der Haustür, Carlisle direkt neben mir und dem Rest der Familie vor mir. Edward würde die nächsten Wochen hier verbringen und auf unserer Rückreise würden wir ihn wieder mit nach Hause nehmen. Jetzt waren die letzten Umarmungen fällig. Erst Edward, Katharina, Daniel und zum Schluss….Elizabeth und sie sah mich dabei mit demselben glücklich-traurigen Blick an, wie ich sie. Wir hatten uns gerade erst wiedergefunden, sie jetzt schon wieder loszulassen fiel mir schwer. „Du wirst mir schreiben oder anrufen, jeden Tag, verstanden!“, drohte sie mir spielerisch und ich konnte nur nicken, weil ich meiner Stimme nicht vertraute. Sie wandte sich an den Arzt, den ich nicht traute anzusehen. „Tu ihr weh und ich vergesse mich!“; zischte sie bedrohlich, gefährlich funkelten ihre blutroten Augen, die sie bald verlieren würde, auf. Ein charmantes Lächeln bildete sich auf Carlisles Lippen. „Ich hab dich auch gern, Lizzie.“, eine weitere Umarmung folgte, dann traten wir den Weg zum Auto an, was mein Herz nervöser hätte schlagen lassen, wäre ich noch am Leben. Die nächsten Wochen konnten wirklich interessant werden, besonders wenn wir in einem Haus zusammenleben wollten, wo wir uns jeden Tag sehen würden. Die Rangordnung war vielleicht schon geklärt, dafür aber noch so viele Dinge nicht. Ein schwarzer Mercedes stand vor der Tür, indem Carlisle und ich zum Flughafen fahren würden, bis wir dann einen Flug Stunden nach Westen nehmen würden, umsteigen auf ein Motorboot und damit zur Insel fuhren. Ich wollte schon alleine die Beifahrertür öffnen, meine Sonnenbrille saß wieder auf meiner Nase, aber eine andere bleiche Hand kam mir zuvor. Gentleman-like öffnete mir Carlisle die Tür, was mich überrascht zu ihm aufsehen ließ. „Nach dir.“, sagte er mir leise, was aber nichts an seiner melodischen Stimme änderte und ihrer Wirkung. Leicht, fast unscheinbar, verzogen sich meine Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln. „Danke.“, erwiderte ich, stieg in das Auto ein, während Carlisle die Tür sanft zu schlug. Der Urlaub oder was auch immer mir diese Zeit bringen sollte, konnte losgehen! *************************************************************************** Kapitel Ende Kapitel 14: Im Flugzeug ----------------------- Im Flugzeug „Ist mit Ihnen alles in Ordnung Madam oder soll ich Ihnen etwas zur Beruhigung bringen?“, sprach mich eine der vier Stewardessen an, die sich an Bord befanden und für das Wohlergehen der Passagiere im Flugzeug sorgen sollten. Ein verunglücktes Lächeln brachte ich der höflichen Frau entgegen, es sollte beruhigend wirken, aber innerlich war ich kurz davor beinahe an die Decke zu gehen. Wir standen kurz davor zu starten, die letzten Vorkehrungen wurden gerade getroffen, bevor es losgehen sollte. Es war keine Stunde her, seitdem Carlisle und ich zum städtischen Flughafen mit dem Auto gefahren waren, zusammen eingecheckt hatten, wo es uns an Handgepäck mangelte, da ich selbst ja keine Sachen mehr aus meinem alten Leben außer dem Rucksack besaß und Carlisle anscheinend außer einem Aktenkoffer nichts mitnehmen wollte, und uns ins Terminal begaben. Nun saß ich gefangen zwischen Carlisle und dem Fenster in ein er der hinteren Reihen und wusste nicht wohin mit meinem Magen. Es kribbelte ganz nervös, mir stand der Schweiß auf der Stirn, für Außenstehende sah ich bestimmt so aus, als würde ich jeden Moment umkippen, so fühlte ich mich übrigens auch. „Esme, brauchst du etwas?“, fragte Carlisle noch einmal nach, weil ich auf die Flugbegleiterin nicht weiter geantwortet hatte. „Nein, danke!“, würgte ich gepresst hervor. „Aber ich saß noch nie in einem Flugzeug, geschweige denn, bin schon einmal geflogen. Ich denke das nennt man Flugangst oder?“, fragte ich mehr zu mir selbst, als zu den zwei anderen Personen, die mir ihre Aufmerksamkeit schenkten, beugte mich dabei weiter nach vorne, sodass ich mich mit meinen Armen auf meinen Beinen abstützen konnte. „Ich werde Ihnen trotzdem ein Mittelchen zur Beruhigung geben.“, entschied die Stewardess. „Außerdem werden wir in ein paar Minuten starten, dann dauert es nicht mehr lange und sie haben es überstanden!“, sprach sie mir mit einem solchen Enthusiasmus in der Stimme müde, dass ich mich dazu durchrang ihr ein kleines Nicken zu entgegnen. Es war nicht der Blutmangel, der mich so fertig machte, auch wenn ich zugeben musste, dass ich ein wenig Hunger hatte, aber die paar Stunden Flug, die wir vor uns hatten, hielt ich locker damit aus. Ich hatte schon schlimmeres erlebt in den letzten Tagen, als das ich mich jetzt hängen lassen würde. Leider war ich neidisch auf Carlisle, der so unbeschwert neben mir saß, als würden wir einfach nur spazieren gehen. Was haute diesen Typen überhaupt mal aus den Socken? Bis jetzt hatte ich noch kein Mittel gefunden, vielleicht, so hoffte ich, würde sich das noch in Zukunft ändern. Es war gemein, wenn er immer etwas gegen mich in der Hand hatte und ich nicht gegen ihn. Allein in den letzten Tagen hatte er schon so viele Schwächen an mir kennengelernt, wie noch nie. Carlisle hatte mich extra ans Fenster gesetzt, unsere Reihe war mit drei Sitzen nebeneinander ausgestattet, damit er im äußersten Notfall, falls doch irgendetwas vorfallen sollte, eingreifen konnte, was ich aber nicht glaubte. Selbst wenn ich jetzt Hunger hatte und von mehr als einem Menschen umgeben war, der leckerer roch, so würde ich mich, wenn ich die Wahl hatte, immer noch auf Carlisle stürzen, weil er von allen anderen am verführerischsten duftete und ich saß auch noch direkt neben ihm! Wenn ich wollte konnte ich ihn sogar berühren, aber ich wagte es nicht. Seit unserem Rangkampf war etwas Merkwürdiges in mir passiert. Ich konnte es noch nicht genau definieren, aber ich hoffte es in den nächsten Tagen herauszufinden, auch wenn ich eine leichte Angst dabei verspürte, mehr zu erfahren. Wer wusste schon was es in mir auslösen würde, wenn ich meine Gefühle Carlisle gegenüber erst einmal genauer definieren konnte? Ich war gespannt. Die Stewardess kam zurück und drückte mir zwei Tabletten zusammen mit einem Glas klarem, kühlem Wasser in die Hände. Ich glaubte zwar nicht, dass das Mittel bei mir anschlagen würde, Carlisle sah dementsprechend genauso unüberzeugt aus, als er mir leicht zuzwinkerte, aber ein Versuch war es wert. In einem Schluck zwang ich das Getränk mit den Beruhigungstabletten hinunter und hoffte einfach, dass es wenigstens ein bisschen half. Ich stellte gerade das Glas zurück auf meine Sitzablage, als plötzlich eine Stimme durch die Lautsprecher erscholl, die mich merklich zusammenzucken ließ, was wohl den Arzt dazu veranlasste, beruhigend seine Hand auf meine zu legen und diese zu drücken. Selbst unter Folter hätte ich nicht zugegeben, dass mir das prickelnde Gefühl auf meiner Haut, welches von seiner Berührung ausgelöst wurde, gefiel. Ich musste dringend meine Prioritäten überdenken, wenn das alles nicht in einer einzigen Katastrophe enden sollte. Um nicht weiter so abgelenkt zu werden, konzentrierte ich mich auf die Frauenstimme, die uns die letzten Anweisungen erteilte, bevor es endgültig losging. „Sehr geehrte Damen und Herren. Wir begrüßen Sie herzlich an Bord der Maschine R113 der Fluglinie Pandora. Unsere heutigen Piloten sind Herrn Bloom und Carlson. Der Flug wird voraussichtlich sieben Stunden dauern. Wir bitten Sie spitze oder scharfe Gegenstände sicher zu verstauen und Ihre Sicherheitsgurte anzulegen. Das Dinner wird, wenn gewünscht, um dreizehn Uhr serviert. Nach dem Start stehen Ihnen unsere ausgebildeten Flugbegleiterinnen zur Verfügung. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Flug.“, endete die Durchsage, die mir, da ich sie zum ersten Mal hörte, sehr professionell vorkam, obwohl es nachher, wenn man schon öfter geflogen war, bestimmt langweilig wurde anzuhören, zumindest sah ich das Carlisle an, der anscheinend genervt die Augen verdrehte. Gerade eben so verkniff ich mir ein Kichern. Ich musste noch einige Stunden neben ihm aushalten, da wollte ich ihn nicht unnötig reizen. Mehrere Klicke ertönten, die das Einrasten des Gurtes bestätigten. Carlisle und ich taten es den anderen gleich und zum Glück stellte ich fest, dass der Platz neben dem blonden Arzt leergeblieben war. Ich konnte mich zwar, was meinen Blutdurst anging, beherrschen, wenn man es denn schon so bezeichnen wollte, aber man sollte sich ja nicht übernehmen. Die Gespräche in der gesamten Maschine wurden unterbrochen, als die erste Turbine wie unter einem Schuss aufheulte, dann die andere. Das Flugzeug fing an zu wackeln, zu zittern. Ich spürte es zwar nicht, aber dadurch, dass ich nun einmal am Fenster saß, sah ich wie es rollte. Es rollte über die Rollbahn und nahm stetig an Geschwindigkeit zu. Irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen, ich kniff die Augen zusammen und verkrampfte mich mit meinen Händen an den Armlehnen, als es den Boden unter den Füßen verlor und wir in die Luft abhoben. Auch Carlisles beruhigender Griff um meine Hand konnte daran erst etwas ändern, als die Durchsage der Piloten durch das Flugzeug erscholl. „Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben soeben die Landebahn des Flugplatzes California Beach verlassen und die erste Fluglinie passiert. Sie können sich nun wieder frei bewegen und die Sicherheitsgurte ablegen. Ab nun steht ihnen unser Flugpersonal zur Verfügung. Wir wünschen Ihnen weiterhin einen guten Flug.“ Hörbar atmete ich die angehaltene Luft aus. Ich war sicher, zumindest fürs erste. Um mich etwas zu entspannen lehnte ich mich zurück in meinen Sitz, der sich weich an meinen Rücken schmiegte und zum Schlafen einlud, wenn ich dann hätte schlafen können. So begnügte ich mich damit aus dem Fenster zu sehen, wo sowohl Wolken als auch strahlendblauer Himmel an uns in einer Geschwindigkeit vorbeifegten, wo jeder Vampir sich geschlagen geben hätte, vermutete ich. Mir war zumindest keiner bekannt, der so schnell laufen konnte, nicht einmal Edward und der war schnell, richtig schnell! Die Tabletten, die mir die Stewardess gegeben hatte, halfen wenig, wenn sie denn überhaupt wirkten. „Geht es dir besser, Esme?“, fragte Carlisle behutsam, nahm seine Hand von meiner und ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich es schade fand, dass unser Hautkontakt abbrach. „Ein wenig.“, bestätigte ich leise, während mein Blick weiter über die außerhalb des Flugzeugs befindende Landschaft wanderte. Ich sah den Boden nicht mehr, also mussten wir schon die zehntausend Meter überschritten haben. Das Gemurmel um uns herum wurde immer lauter, mehrere Gespräche kamen wieder im Gange, welche zuvor in der spannenden Minute unseres Startes verklungen waren, als hätten die Passagiere die Luft angehalten. Und ich insgeheim auch, während Carlisle zu meiner eignen Zerknirschtheit, munter neben mir saß, als hätte er gerade geschlafen, was natürlich nicht ging, und während des Startes seelenruhig aufgewacht, um sich aufzusetzen. Wie ich ihn um diese Tatsache beneidete. Es vergingen weitere Minuten bis ich mich vollends beruhigt hatte und es wagte, meinen Blick durch die Menge an Fluggästen streifen zu lassen, die sich aufgeregt, fröhlich miteinander unterhielten und sich von den Flughelferinnen und –helfer bedienen ließen, nachdem die roten Leuchten der Anzeigetafel für das Anlegen der Sicherheitsgurte erloschen waren. „Kippst du gleich um?“, fragte mich plötzlich eine Stimme direkt vor mir, dass ich erschrocken aufsah und direkt in das junge Gesicht eines kleinen Jungen mit riesigen blauen Kulleraugen starrte. Waren die süß! „Nein…zumindestens noch nicht.“, lächelte ich unglücklich, was ihn wohl nicht zu gefallen schien, da er einen Schmollmund zog. Anscheinend hatte er damit gerechnet eine dramatische Szene vor die Nase gesetzt zu bekommen. Leider nicht mit mir. Mit vor dem Oberkörper gekreuzten Armen lehnte er auf der Kopfstütze des Sitzes vor mir, während ein anderes kleines Mädchen scheu über seine Schulter lugte, als würden sie etwas verbotenes oder gar gefährliches tun. In meinen Gedankengängen hielt ich inne. Was ist wenn sie wussten was ich war? Wenn sie es instinktiv spürten, es aber nicht zuordnen konnten? Mir wurde abwechselnd heiß und kalt und wäre ich nicht schon tot gewesen, wäre mir gnadenlos der Schweiß aus den Poren gekrochen. Eigentlich mochte ich Kinder, wenn sie mir aber schon so kamen, dass ich mich an Ort und Stelle am liebsten unsichtbar wünschte, konnte das nichts Gutes bedeuten. „Wenn du aus Kalifornien kommst, warum bist du dann so blass?“, fragte der Junge unbeirrt weiter und fing allmählich an mich mit seiner Hartnäckigkeit, die gerade so überhaupt nicht angebracht war, zu nerven. Eigentlich besaß ich ein hohes Maß an Geduld und liebte Kinder über alles, allerdings trug die Enge des Flugzeuges und die damit unweigerliche Distanz bis zum Boden nicht zu meinem Gemüt dazu. „Du siehst aus als hättest du den Tod gesehen.“, stichelte der junge Knabe munter weiter, hatte sogar die Frechheit mir ein Lächeln zu schenken, was fast die komplette Seite seines Mundes ausfüllte. Meine Hände verkrampften sich in der Stuhllehne, bis Carlisle Eingriff und seine Finger der rechten Hand um meine linke wickelte. „Würdet ihr uns kurz entschuldigen? Ihr geht es nicht gut und wir würden gerne kurz ein paar Schritte gehen, danach könnt ihr sie weiterlöchern, einverstanden?“, zog der vom Aussehen her junge Arzt die zwei Kinder geschickt in seinen Bann und sprach dabei so einfühlsam, freundlich und wohlwollend, als hätte er niemals etwas anderes gemacht, als den ganzen Tag mit Kindern zu kommunizieren. In diesem Moment gebührte ihm mein ganzer Respekt. „Natürlich, aber vorher habe ich trotzdem noch eine Frage!“, begehrte er auf, sein Blick wanderte währenddessen wieder zu mir, seine kleinen blauen Augen schienen sich in meine zu bohren, die immer noch von einem kleinen Stück Glas zwischen uns getrennt war. Abwartend sah ich ihn an. Der Kleine musste noch lernen seine Gefühle im Zaun zu halten, die man deutlich von seinem Gesicht ablesen konnte. „Warum trägst du in einem Flugzeug mehrere tausend Meter über den Boden eine Sonnenbrille, obwohl wir mitten durch eine Wolkenbank fliegen?“ Ich schnappte hörbar nach Luft, zu laut für Menschenohren, dass die Kids es nicht mitbekommen hätten. Ein paar Reihen weiter hätte es vielleicht nach einer Empörung geklungen, doch den wissenden Blick der Kids bedeutete mir, dass sie genau wussten, was gemeint war. Bevor ich zu einer Erwiderung ansetzen konnte, wurde Carlisle Griff und sein mahnender Blick um meine Hand fester, bestimmter, bedrohlicher und ich ließ mich nur zu bereitwillig darauf an Flugübelkeit vorzutäuschen und mit ihm einen Abgang zu machen. Fast alleine zog mich Carlisle von meinem Sitz hoch, führte mich mit erstaunlicher Ruhe, die aber nicht auf seinen bestimmten Griff um mich überging, an den einzelnen Sitzreihen vorbei, bis wir zu den Toiletten kamen, die mehrere Kabinen nach hinten bildeten. Eine neben einer anderen. Umgehend verfrachtete er mich in die Hinterste, wo die Chance, dass man uns allzu bald dort aufspüren würde, nachdem er sich umgesehen hatte, dass auch niemand bemerkte, dass wir uns zu zweit in eine Kabine schlichen, da man sonst hätte denken können, wir würden sonst was treiben, nicht wirklich hoch war. Die Fluggäste wollten ihre Ruhe haben, die Kapitäne flogen, die Flugbegleiter kümmerten sich um die Gäste. Keiner würde so schnell darauf aufmerksam werden, dass wir fehlten, wenn die anderen Menschen in den Gängen und Gangways herumlaufen durften. Carlisle stieß mich vorwärts, dass ich schon beinahe in die Kabine stolperte, ehe er nachkam und die Tür hinter uns verriegelte. Laut atmend lehnte ich mich an die Kabinenwand, wohl darauf bedacht ihn nicht zu berühren, was allerdings in dem wenigen Raum, den wir beide hatten, ein echtes Kunststück war. „Sonnenbrille ab!“, entfuhr es dem blonden Arzt unwirsch, sodass seine Stimme beinahe einem gereizten Knurren ähnelte, was mich doch ein wenig verschreckte. Hatte ich ihm irgendetwas getan? Ich konnte doch nichts dafür, dass ich Flugangst hatte, deswegen unternahm ich doch so ungern Reisen, die man nicht auch mit Auto oder Schiff bezwingen konnte! Schließlich kam ich seinem Willen nach und zog mir die Sonnenbrille vom Gesicht, legte sie vorsichtig auf die kleine Kommode, die in dem Waschbecken inbegriffen war und somit ein wenig Stauraum für Gegenstände bildete, die zumindest eine Frau immer mit auf die Toilette nahm. Ich sah nicht in den Spiegel, wusste ich doch, wie rot matt meine Augen leuchten würden, dass musste ich mir nicht unbedingt antun. Forsch wurde mein Kinn mit einer Hand umgriffen und nach oben gedrückt, dass ich Carlisle ansehen musste, während seine Augen wie mit einem Röntgenblick versehen über mich wanderten. Was zum Teufel war sein Problem? Hatte ich einen Fleck im Gesicht oder was?! Gereizt von seinem Schweigen wollte ich ihn schon anfauchen, dies war irgendwie meine erste Reaktion auf ihn, komischer Weise, als er unvermittelt und mit einer schnellen Bewegung seinen Hemdskragen öffnete und ihn herunterkrempelte, dass sein Hals komplett frei lag. Verblüfft schaute ich ihn an. Hatte er jetzt den restlichen Verstand verloren oder leidete er unter Wahrnehmungsstörungen? Eines von beiden musste es unweigerlich sein, sonst würde er sich nicht so komisch geben. Mit einer fließenden Bewegung nahm er seinen Pulli ab, den er, wie die Studenten aus der alten Schule, elegant um die Schultern trug und ihm den Stil eines intelligenten, junges Mannes verlieh, keines von beidem würde ich abstreiten, welchen er anschließend ebenfalls wie meine Sonnenbrille auf der Kommode gleiten ließ, ehe sein Blick meinen einfing, der mir so undeutlich schien, als würde ich ihn das erste Mal sehen. Irgendetwas stimmte mit diesem Kerl nicht und ich würde in arge Schwierigkeiten kommen, wenn ich nicht schnell herausfand, was ihr geschah, bevor es ausartete. Abwehrend hob ich die Arme, was in dieser kleinen Kabine beinahe dazu führte, dass ich seine gut gebaute Brust berührte, die sich dezent, aber deutlich, von seinem Oberteil abhob. „Jetzt warte mal, Carlisle.“, forsch musterte ich ihn. Seine Kiefernknochen waren angespannt, als würde er kräftig die Zähne zusammenbeißen. Seine gesamte Haltung strahlte Anspannung aus. Voll aufgerichtet zu seiner Körpergröße, der Rücken steif und verspannt, die Hände zu Fäusten geballt, bekam ich allmählich das beklemmende Gefühl der Angst, dass er diese unglaubliche angestaute Wut an mir auslösen würde. Er konnte mich zwar nicht ernsthaft verletzen, momentan war immer noch ich diejenige, die mehr Stärke besaß als er, aber das bedeutete nicht, dass es mir nicht kalt den Rücken runter lief. „Was ist mit dir los? Du bist so…du bist so wütend…so kenn ich dich gar nicht!“, versuchte ich mich auszudrücken, ohne ihm dabei allzu sehr auf den imaginären Schlipps zu treten. Vorsichtig wagte ich einen Blick in seine normaler Weise karamellfarbenen Augen, aber sie waren nicht karamellfarben, sie waren alles andere als das: sie waren schwarz. Ich wich den zur Wand der Toilette zurück, als ich diesem bohrenden Blick, der durch mich durch zu gehen schien, begegnete. Es war, als würde mich selbst der Teufel durch diese Augen ansehen. Das war nicht Carlisle, das war nicht der nette, freundliche, immer behutsame Arzt, den ich im Krankenhaus kennengelernt und in den letzten Tagen sogar mögen gelernt hatte, dieses Viech war irgendetwas anderes, nur das nicht, was ich erwartete! Die Situation entglitt mir eindeutig aus den Fingern wie Sand durch ein Sieb, ohne die Möglichkeit es aufzuhalten. „Was ist denn nur los mit dir?“, flüsterte ich hilflos, weil er mir mit diesem undefinierbaren Blick und der angespannten Körperhaltung, die das Gefühl von Wut aus jeder Pore zu sickern schien, eine heiden Angst machte. Eine Angst die ich zuletzt bei Parker verspürt hatte, als er abends von seinen Freunden zurückkam, mit dem kleinen Nachteil zu viel getrunken zu haben. Grundsätzlich hatte dies für mich in Schlägen geendet. Ich konnte und wollte das nicht noch mal zulassen, unser bisheriger Schlagabtausch hatte mir so an sich gut gefallen, da Carlisle eine gewisse Menge tolerierte, aber auch mal härter zupacken konnte. Parker war immer gleich auf die Vollen gegangen, ohne sich um mein Wohlbefinden zu kümmern, selbst als er mich schon grün und blau geschlagen hatte. Dieses emotionale Loch wollte ich nicht noch einmal durchmachen, konnte ich nicht noch einmal durchmachen! Einmal fuhr Carlisle sich durch die Haare, eine nervöse Geste die ich von Edward her kannte, aber bei ihm noch nie gesehen hatte und mir daher auch nicht sicher sein konnte, ob diese Geste auch wirklich von unbekannter Nervosität herbeigeführt war oder doch von einem anderen Gefühl. Ich schluckte nervös, meine Kehle fühlte sich merkwürdig trocken an, als er plötzlich die Distanz zwischen uns überwand und mich förmlich an sich riss, als würde ich mich jeden Moment in Luft auflösen. Seine Hände umfingen mich an Taille und Nacken, pressten mich an seinen Körper, dass kein Blatt mehr zwischen uns passte. Ohne auf meine Widerworte zu achten, führte er mein Gesicht an seine Halsbeuge, welche durch das geöffnete Hemd nicht länger von seinem Kragen verdeckt war. Ich hielt angespannt die Luft an, versuchte an etwas anderes zu denken, als an das frische Blut, was durch seine Adern floss. „Du hast keine Flugangst, Esme!“, erscholl seine kraftvolle Stimme summend an meinem Ohr, was mich den Kopf zwischen die Schultern ziehen ließ. Wie meinte er das denn? Was anderes war es doch nicht. Seit ich denken konnte hatte ich Flugangst besessen! Leicht ging er mit mir vorsichtig ein paar Schritte vorwärts, dass er mich wieder an die Wand nageln konnte, dass ich wirklich nur von ihm freikam, wenn mir der Kragen endgültig platzen würde und dann hätten nicht nur wir beide ein Problem, sondern auch die Fluggesellschaft am Hals, die sie komischer Weise wunderte, warum zwei einfache Leute wie sie eine komplette Toilette ohne größeren Kraftaufwand aus den Angeln heben konnte. „Und was soll es deiner Meinung nach sonst sein?“, nuschelte ich fragend an seiner Halsbeuge, wobei ich so gut wie möglich versuchte den Kopf so zu drehen, dass ichseinen Blutgeruch nicht direkt in der Nase hatte. „Deine Augen sind schwarz.“, flüsterte er mir behutsam ins Ohr, was eine eigenartige Gänsehaut auf meinem Rücken verursachte. „Du musst trinken!“, fuhr er fort, energischer. Seine Hand in meinem Nacken drückte mich näher an seinen Hals. Ich machte mich steif, stemmte die Hände gegen seine Brust, bereit ihn notfalls mit Gewalt von mir zu bugsieren, wenn es notwendig werden sollte! „Ich will aber nicht!“, zischte ich ihn wütend an, gab ihm nebenbei einen gemeinen Tritt vors Schienenbein, was ihn leise fluchen ließ. „Ich werde nicht darüber diskutieren, Esme!“, entfuhr es ihm laut, sodass ich Angst hatte, man würde uns hören. „Ich habe dir schon bei deiner Schwester gesagt, dass du regelmäßiger trinken musst, schwarze Augen sind ein sicheres Anzeichen dafür, genauso wie Nervosität, Anspannung und Stress. Das hast du schon seit wir in diesem gottverdammten Flugzeug sitzen und du wirst auf mich hören, sonst werde ich dir die nächsten Tage zur Hölle machen, dass du dir wünschen wirst bei deiner Schwester geblieben zu sein, außerdem kannst du keine Flugangst haben, da dir als Vampir alle Ängste genommen wurden!“, donnerte er mir entgegen, dass ich vor seiner Autorität instinktiv zurückschreckte. „Du brauchst mich deswegen trotzdem nicht anzuschreien, ich hab es schon beim ersten Mal verstanden!“, fauchte ich nun ebenfalls gereizt zurück und am Ende meiner Geduld, riss mich dabei mit einem Ruck von ihm los, dass ich ihm wieder in die Augen blicken konnte. Schwarz, immer noch schwarz, genau wie damals, als ich mit Edward zusammen am Wohnzimmertisch in Carlisles Haus saß und ebendieser sich entschuldigt hatte, um sich zu verdrücken. Was hatte ich bis jetzt gelernt? Wie Carlisle es eben selbst schon genannt hatte, bekam ein Vampir nur schwarze Augen, wenn er Hunger verspürte. Passierte das so schnell? Ich hatte die dunklen Augen erst bemerkt, als wir schon in der Toilette waren und vorher sah er meines Erachtens normal aus. Man war das frustrierend! Edward, Schwesterherz, wo seit ihr, wenn ich mal Hilfe brauche? Natürlich…nicht da! Prüfend musterte ich seine Augen, dass mittlerweile stechende Gefühl durch den Blutdurst, ja Carlisle hatte Recht mit dem Durst gehabt, geflissentlich ignorierend. Seine Augen waren vollkommen auf mich fixiert, schienen mich nicht mehr loslassen zu wollen. Durch einen inneren Impuls heraus legte ich sanft meine Hand an seine Wange, sprach zusätzlich beruhigend auf ihn ein, wie er es bei mir, zwar ohne größere Erfolge, gemacht hatte. „Es ist alles in Ordnung Carlisle, du kannst dich wieder beruhigen.“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen, was mir unverständlicher Weise nur ein weiteres Knurren einbrachte, lauter als zuvor. Irgendwie schaffte ich es mit ganz viel Selbstbeherrschung meine giftigen Kommentare wenigstens für diesen Moment stecken zu lassen, da sie sowieso nichts brachten, außer vielleicht seine Wut noch weiter anzustacheln und genau das tat ich auch. Dann ging plötzlich alles ganz schnell! Ehe ich mich versah hatte mich Carlisle an der Hüfte gepackt, hochgehoben, an die Toilettenwand gepresst und mit einer übernatürlich schnellen Bewegung meine Hände gepackt, um sie ebenfalls an die Wand zu schmettern, was mir als Mensch mehr als nur ein paar blaue Flecke eingebracht hätte. Nahe beugte er sich zu mir, strich mit seiner Nase über meinen Hals, was mir auf eine mir unbekannte Art und Weise gefiel, obwohl ich noch nie wirklich starke Gefühle dem männlichen Geschlecht gegenüber gebracht habe, wenn man meine Vergangenheit bedachte. Verdammt scharfe Zähne gruben sich in die Seite meines Halses, was mich sogleich erschrocken wie auch empört nach Luft schnappen ließ. Ich spürte wie Blut durch die Wunde lief, welches aber sogleich von Carlisle Zunge aufgenommen wurde, wie ein Verdursteter das Wasser. Ich konnte mich kaum durch seinen festen Griff bewegen, aber selbst wenn ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte, mein Körper gehorchte mir nicht mehr, als hätte ich meinen eigenen Willen verloren oder wurde durch jemand anderes ferngesteuert. Die Welt fing an vor meinen Augen zu verschwimmen, ob nun von dem Blutverlust oder den überschäumenden Gefühlen, die mich zu überrollen versuchten, konnte ich nicht genau definieren. Es war, als wäre plötzlich in meinem Inneren etwas von der Sparflamme auf ein riesiges Feuer gewachsen, welches mich versuchte in seinen Bann zu fesseln. In meinem Bauch kribbelte es wie hundert Schmetterlinge, ein süßes Ziehen fuhr durch meinen Unterleib. Wie eine Marionette mit nachgiebigem Material sackte ich gegen den Arzt, der sich nun auch nicht mehr die Mühe machte uns an der Wand zu halten, sondern langsam mit mir an dieser hinunterglitt, bis er auf dem Boden kniete zusammen mit mir auf seinem Schoss. „Lass mich los, Carlisle!“, bat ich ihn eindringlich, die Stimme zu einem geflüsterten Ton gesenkt, der ihm die Ernsthaftigkeit in dieser Situation klar machen sollte. Hätte ich ihn angefaucht oder gar angeschrien, was bestimmt mehrere Toiletten weit zu hören gewesen wäre, hätte er bemerkt, dass ich noch vor Stärke trotzte, doch im Moment fühlte ich mich schwächer und schwächer werdend, dass ich kaum noch einen vernünftigen Satz in meinem Kopf formulieren konnte. Ich spürte, wie er seinen Kopf von meinem Hals entfernte, dann wurde es schon schwarz um mich herum. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als ich das nächste Mal aufwachte, nur dass ich Recht schnell wieder bei klarem Verstand war und nicht mehr den Blutdurst von vorhin verspürte. Auch stellte ich fest, dass ich wieder in meinem Flugplatz saß, ohne die nervigen Kinder vor mir. Benommen fasste ich mir an den Kopf, strich mir einige dicke Haarsträhnen dabei aus dem Gesicht, um meine Umgebung wieder erkennen zu können. Die meisten Passagiere schliefen, als wären wir schon Stunden unterwegs. Bestürzt musste ich feststellen, dass meine Sonnenbrille fehlte, als ich mein Gesicht abtastete, aber sie lag auch nicht auf der Ablage vor mir! Ich erinnerte mich noch daran, was in der Toilette passiert war, danach klaffte ein großes Loch in meinem Gedächtnis. Vorsichtig spähte ich neben mir. Carlisle saß in seinem Sitz wie aus Stein gemeißelt, schien aus dem Fenster zu schauen und doch nichts zu sehen, deswegen unterließ ich es ihn anzusprechen, mit Glück hatte er mein Erwachen gar nicht bemerkt und ich konnte noch ein paar Stunden vor mich hin dösen, bevor das Flugzeug in welcher Stadt auch immer landete. Vorsichtig kuschelte ich mich zu Recht, versuchte so wenig an Bewegungen zu machen wie möglich. Eine Hand packte meine, die auf meiner Sitzlehne gebettet war, was mich wie unter einem Peitschenknall zusammenfahren ließ. Ich schluckte angestrengt, versuchte mir nichts anmerken zu lassen, dass ich nicht mehr wusste, was ich von Carlisle nach dieser Aktion halten sollte. Alle meine Sinne waren aufs schärfste gespannt. „Es tut mir Leid.“, erklang seine leise, melodiöse Stimme, die so voller Reue klang, als hätte er versucht mich umzubringen, was überhaupt nicht der Fall gewesen war. Er empfand Schuld und wenigstens für die nächsten Stunden sollte er diese ruhig haben, bis ich mit ihm mal ein ernstes Wörtchen zu reden hatte. Seine Bemerkung geflissentlich übergehen, kuschelte ich mich tiefer in meinen Platz, leicht zusammengerollt, wie bei einer Katze, dass Gesicht von ihm abgewandt. Ich würde mit ihm über diese Sache reden müssen, dass ließ sich gar nicht anders verhindern, aber bis dahin wollte ich noch ein wenig dösen und sei es auch nur, um mir seiner Gegenwart nicht bewusst zu sein. Die ganze Zeit lag seine Hand weiterhin auf meiner, drückte diese, als müsste ich ihm Halt geben. Ich ließ es zu. Warum auch immer. *************************************************************************** Kapitel Ende So^^ Hier bin ich auch schon wieder mit einem neuen Kapitel. Wie im letzten schon angekündigt, geht es nun langsamer voran, da meine Arbeit wieder angefangen hat, aber ich werde versuchen in Abständen von zwei bis drei Wochen hochzuladen, damit ihr nicht zu lange warten müsst^^ Tja, Carlisle ist in diesem Kapitel ausnahmsweise an die Decke gegangen, anstatt Esme. Für mich war es schwierig dieses Kapitel zu schreiben, da ich Carlisle immer schlecht einschätzen kann, aber ich hoffe es hat euch trotzdem ein wenig gefallen^^ Tja, was soll ich noch weiter erzählen? Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel und wünsche euch bis dahin weiterhin viel Spaß, ich habe einen Haufen Ideen für diese FF, also könnt ihr euch schon einmal darauf freuen, dass ein Ende so schnell nicht geplant ist und wir uns noch eine lange Zeit sehen werden^^ Bis dahin wünsche ich euch alles Gute, lasst euch nicht unterkriegen, haltet die Ohren steif, bleibt gesund und munter^^ Liebe Grüße Lesemaus Kapitel 15: Die Insel "Esme" und der Blick in die Vergangenheit --------------------------------------------------------------- Die Insel „Esme“ und der Blick in die Vergangenheit „Willkommen zurück, Monsieur.“, war die erste Begrüßung die wir hörten, als wir mit einem Motorschnellboot an einem langen, aus Holz gearbeiteten, Steg anlegten, die Taue um einen herausragenden Holzstamm bindend, damit das Boot durch den Wellengang nicht davon getragen wurde und wir in Ruhe an Land gehen konnten. Als wir aus dem Flugzeug ausgestiegen waren, hatten wir noch zwei geschlagene Stunden in einem Auto sitzen müssen, bevor wir vor einer halben Stunde auf dieses Boot umsteigen konnten, welches uns dann mit rasender Geschwindigkeit, dass das Wasser hinter uns förmlich aufbrauste und wie bei einer gewaltigen Wasserwelle Tropfen in die Luft schleuderte, was vom Land beinahe wie das Wasseraufschlagen auf einem Felsen aussah, zur Insel trug, die so weit draußen lag, dass ein normaler Strandbesucher niemals dorthin gelangen würde. Die Situation zwischen Carlisle und mir hatte sich nicht gebessert. Er blieb stumm seit dem Vorfall im Flugzeug und ich fand nicht den Mut ihn anzusprechen, aus Furcht etwas Falsches zu sagen. Ich kannte ihn mittlerweile so gut, dass er durch fast nichts aus der Ruhe zu bringen war, aber eben auch nur fast, bei meinem Glück sagte ich genau das, was das berühmte Fass zum Überlaufen brachte und in diesem Fall wollte ich nur so weit wie möglich weg von ihm sein. Umso überraschter war ich, erstens das Carlisles und meine Schminke hielt, da wir, um nicht zu glitzern, Make-up auftragen mussten, sonst würden uns die Menschen als Vampire erkennen und der Arzt hatte mir schon sehr genau eingeprägt, warum genau das niemals rauskommen sollte, und der Empfang. Tatsächlich wurden wir von zwei Menschen empfangen, obwohl das eine doch ziemlich einsame Insel, umgeben von mehreren kleinen und großen Inseln, war. Sowohl ein Herr als auch eine Dame begrüßten uns herzlich und Carlisle erwiderte die Begrüßung, als würde er sie schon Jahre kennen. Vielleicht war das ja auch der Fall und vielleicht wussten die beiden ja, was wir wirklich waren. Oder? Ich war mir da ehrlich gesagt nicht sicher, aber die neugierigen Blicke sprachen eigentlich ihre eigene Sprache und waren mir Ausnahmsweise einmal nicht unangenehm. Wir hatten einen seichten Wellengang, trotzdem stark genug, um das Boot ins Wanken zu bekommen, sodass Carlisle mir beim Aussteigen helfen musste, da ich mir einen Moment nicht sicher war, ob meine zittrigen Beine, die ich schon seit wir hier eingestiegen waren hatte, mein Gewicht überhaupt tragen würden. Dementsprechend sah es bestimmt merkwürdig aus, als ich beinahe in seinen Armen zusammensackte, weil ich mich erst einmal wieder daran gewöhnen musste festen Boden unter den Füßen zu haben. Als ich mich einigermaßen wieder im Griff hatte, stellte Carlisle mir die Menschen vor. „Esme darf ich vorstellen? Dies sind Herr Lucas Walltzwig und Frau Isilda Walltzwig. Sie halten das Haus sauber während ich abwesend bin und versorgen uns mit Lebensmitteln von der Küste.“, erklärte er, zeigte wie zur Bestätigung bei den Namen auf die jeweilige Person. Herr Walltzwig war ein älterer Herr, groß gebaut, mit schwarzen Haaren, die teilweise schon graue Strähnen aufwiesen und einem ziemlich mürrisch aufgelegten Gesichtsausdruck, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen, was im krassen Gegensatz zu seinen braunen Augen stand, die vor Schalk nur so zu glitzern schienen. Waren wir da etwa an einen Scherzbold geraten? Seine Frau Isilda Walltzwig dagegen machte den Eindruck einer übersorgten Großmutter, zumindest sah sie mich mit diesem Blick an. Sie war eine kleine zierliche Frau, die, um ihren Mann die Krawatte binden zu können, garantiert einen kleinen Tritthocker brauchte, aber ich war klug genug, dass nicht laut auszusprechen. Sie machte auf mich den Eindruck von einer sehr warmherzigen Person, die für andere nur das Beste wollte, dabei erinnerte sie mich ein wenig an meine große Schwester, die früher als wir noch klein waren auf mich aufgepasst hatte wie ein Schießhund, damit mir ja niemand zu nahe kam oder mir schaden konnte. Höflich nickte ich den beiden Haushältern zu, was sie mit einem ebenso freundlichen Nicken erwiderten. Sympathisch waren mir die beiden von Anfang an und vielleicht würde zwischen uns ja auch noch das Eis brechen. „Isilda, Lucas, tut mir bitte den Gefallen und führt Esme ein bisschen im Haus herum, zeigt ihr das Notwendigste und erklärt ihr ein bisschen über die Geschichte in dieser Gegend, ich muss noch etwas mit dem Bootsfahrer besprechen.“, bat Carlisle die beiden Menschen und ich wollte eigentlich schon protestieren, da ich die Zwei schließlich nicht kannte und alleine sein wollte, aber den undefinierbaren Blick des Arztes und dem erstaunlich festen Griff einer älteren Dame konnte ich mich nicht entziehen. So gab ich widerstrebend nach und folgte den beiden Menschen ins Haus, während Carlisle mit dem Fahrer des Motorbootes allein blieb. Was hatte er vor mir zu verbergen oder besser gesagt: Was sollte ich seiner Meinung nach nicht mitbekommen? Hoffentlich nichts Verbotenes, obwohl ich mir das bei Carlisle gar nicht vorstellen konnte, denn es war schon schräg genug sein Dasein als Vampir zu fristen, da glaubte ich nicht daran, dass er in irgendwelche verdrehten Geschäften Mitglied war. Im Stillen beschloss ich ihn nachher auszuquetschen. Ich hatte ein Recht es zu erfahren, denn ich musste schließlich die nächsten Tage mit ihm auf dieser Insel verbringen! Das Haus war schön, musste ich zugeben, sehr schön sogar. Die Außenverkleidung bestand aus massivem weißem Backstein, kein Wunder, denn es musste auch Stürme aushalten, die besonders auf See mehr als heimtückisch von einer Minute auf die andere auftauchen und großen Schaden anrichten konnten. Es hatte viele eingelassene Fenster und eine große Terrasse mit einem kleinen Sonnendach, die mit Liegen und einem Esstisch mit Stühlen versehen war, sodass man auch gemütlich auf der Terrasse essen konnte. Es gab rund ums Haus einen kleinen Sandstrand, auf dem man sich bequem ausbreiten konnte. Die Vegetation war ein bisschen spärlich, aber es wurde ein kleiner Vorgarten und mehrere Blumenbeete versehen mit hochgewachsenen Palmen angelegt, um dies wett zu machen. Zudem gab es einen Swimmingpool überdacht, der nur durch eine Sperre vom Meer getrennt wurde, die man aber nach Belieben hoch und runter fahren konnte. Das innere des Hauses war dagegen das komplette Gegenteil zu draußen: dunkel, elegant, stabil eingerichtet. Eben wie man das Haus eines Vampirs erwarten würde, wenn man von ihnen wüsste. Es gab mehrere Räume: eine gemeinsame Küche, Wohnzimmer, Flur, mehrere Schlafzimmer, ein Sportzimmer und natürlich zwei Badezimmer sowie Abstellkammer, Vorratskammer und Keller. Die Küche war gleichzeitig mit der Wohnstube und dem Esszimmer verbunden, somit waren diese die größten Räume des ganzen Hauses. Die Tische, Stühle bestanden aus poliertem Holz, welches in der Sonne glänzte wie ein neuer Penny. Die Küche selbstbestand vollkommen aus schwarzen Schränken. Das Wohnzimmer glich dem, welches ich bereits von Carlisles und Edwards Zuhause her kannte. Weiße Couch, weißer Teppich mit Parkettboden, gleichfarbige Kissen und vieles mehr. Irritiert musste ich feststellen, dass der Kühlschrank gut gefüllt war, als wenn die zwei Haushälter Menschen erwartet hätten. Wussten sie nun von uns oder nicht? Allmählich war ich ernsthaft verwirrt. Die Führung durch das Haus ging schnell, aber Frau Walltwitz erzählte mir so viel nebenbei, über die Geschichte der Insel, die letzten Bewohner, der Zorn des Meeres, wenn Stürme wüteten, über ihre Arbeit dort, einfach alles, bis Carlisle selbst wieder zu uns stieß und mich von dieser freundlichen Quaseltasche befreite, die mir trotzdem ein allmählich damit auf die Nerven ging. „Danke Lucas, danke Isilda. Ich übernehme jetzt wieder.“, erklärte er zwar freundlich, aber eindringlich, legte dabei besitzergreifend einen Arm um meine Taille, der mich leicht an seinen Körper zog. „Wann kommt ihr wieder?“, fragte Carlisle weiter, schaute abwechselnd von einem zum anderen. „Wir kommen alle drei Tage mit neuen Lebensmitteln und um ein bisschen Ordnung zu machen, den Rest der Zeit seid ihr hier alleine auf euch gestellt. Es gibt ein Nottelefon, falls ein Sturm kommen oder sonst irgendein Notfall eintreten sollte.“, erklärte Isilda. „Danke, ihr habt euch viel Mühe gegeben.“, sagte er und er meinte es so, wie er es sagte, besonders mit dem freundlichen Glitzern in den karamellfarbenen Augen, die nichts von ihrer Intensität eingebüßt hatten, wenn man ihnen einmal ausgesetzt war. Dann verabschiedeten sich die beiden mit angemessenem Respekt von alten Freunden, denn das waren sie offensichtlich von Carlisle, er schien sie zu mindestens nicht erst seit einer Woche zu kennen, und ich war mit dem blonden Arzt alleine. Schon wenige Sekunden später hörte ich von draußen einen Motor aufheulen, anscheinend fuhren die beiden zusammen mit dem Fahrer des Motorbootes zurück zum Festland. Stille breitete sich daraufhin aus, als das Motorgeräusch sich weiter entfernte, bis selbst unsere Vampirohren es nicht mehr zu hören vermochten und ich wollte dieser unangenehmen Lage unbedingt entgehen. Ich wusste wir mussten miteinander reden, aber seit ich in der Ehe mit Parker gefangen gewesen war, war ich jeder vernünftigen Diskussion aus dem Weg gegangen, um möglichen Ärger zu vermeiden, und weil Parker immer gleich ausgerastet ist, ginge es nicht nach seiner Nase oder es hätte den Anschein gehabt, er würde sich von einer Frau etwas sagen lassen müssen. „Ich such mir dann ein Zimmer aus.“, gab ich zaghaft von mir, meinen kleinen Rucksack, indem sich alle meine früheren Erinnerungen befanden, fest in meiner Hand, als könnte ich ihn verlieren. Es dauerte einen Moment, doch dann kam die leise Antwort „Mach das.“ und ich verschwand wie der geölte Blitz im nächsten Schlafzimmer, welches durch einen schmalen Gang vom Wohnzimmer zu erreichen war, die letzte Tür auf der rechten Seite. Es war eine Flucht, dass wusste ich selbst, Carlisle wusste es und wir beide ließen es zu, was mir nur noch mehr klar machte, wie tief der Wurm zwischen uns saß. Ich hatte Fragen, viele Fragen und ich würde diese auch stellen, irgendwann. Mit einem schweren Seufzer lehnte ich mich an meine Zimmertür, der Rucksack bereits auf dem Bett. Mein Zimmer sah aus wie das eines Hotels. Der größte Teil wurde von einem Bett eingenommen, welches mit seidener Bettwäsche bezogen war und das typisch alte Metallgitter aufwies, welche sich wie Ranken um das ganze Bett schlängelten, um es elegant wirken zu lassen, ein kleiner Nachttisch direkt daneben auf dem eine kleine Lampe stand, um nachts etwas sehen zu können, müsste man aus welchen Gründen auch immer das Bett verlassen. An der breiten Wandseite rechts davon stand ein aus Eiche gefertigter Kleiderschrank gepaart mit einem großen Bücherregal, in dem schon viele Werke von berühmten Künstlern standen, darunter z.B. Jane Austen. Es gab eine kleine Sitzecke versehen mit zwei kleinen Sesseln und einen Beistelltisch, um etwas zu Trinken servieren zu können. Der letzte Platz im Raum wurde von einem Schreibtisch eingenommen, der direkt unter dem, von zwei vorhandenen, Fenstern stand, damit auch bei Dämmerung noch genug Licht hereinfiel, dass man einen Brief oder etwas ähnliches verfassen konnte. Da das Zimmer ansonsten kahl wirkte, so überhaupt nicht meinen Stil inne hatte, packte ich meinen kleinen Rucksack aus, indem sich immer noch mein Lieblingsschlafanzug befand und nun auch ein paar Bilder meiner Familie aufwies, die ich wiedergefunden hatte. Elisabeth hatte darauf bestanden eine Fotoreihe zu machen, um Erinnerungen wieder aufzufrischen und damit ich einen Grund hatte, nicht alle fünf Minuten bei ihr anzurufen. Mit dem Gedanken hatte ich tatsächlich schon gespielt. Selbst Edward und Carlisle befanden sich auf einem dieser Bilder mit mir zusammen und lächelten in die Kamera, die einen Selbstauslöser eingestellt hatte, damit auch wirklich alle auf das Foto drauf konnten. Mit Wehmut dachte ich an die letzten Tage zurück. Es hatte Spaß gemacht wieder mit Elisabeth und ihrer Familie zusammen sein zu können, aber diese paar Tage ohne sie würde ich auch so schon überstehen, schließlich war ich bereits erwachsen, wie sehe das denn aus, wenn ich mich gehen ließ, nur weil ich ein bisschen Heimweh hatte? Eben, gar nicht! Da ich schon nach wenigen Minuten fertig mit auspacken war, viel hatte ich nicht dabei und der Rest befand sich von Carlisle sowieso gestellt im Kleiderschrank, öffnete ich eines der Fenster sperrangelweit, welches direkt Richtung Horizont Meer zeigte, den weiten Ozean vor der Tür, der sich saphirblau abzeichnete und einzeln, wenn die Sonnenstrahlen direkt auf die Wasseroberfläche prallten, direkt wie funkelnde Diamanten aussahen. Das Meer war so sauber, dass man meterweit in die Tiefe spähen konnte, hatte ich auf dem Weg hierher auf dem Motorboot bemerkt. Ich war noch nicht oft am Meer gewesen, aber es faszinierte mich mit seiner Schönheit und Klarheit, seinem Artenreichtum, den Strömungen und dem Geheimnisvollen immer wieder aufs Neue, dass ich stundenlang einfach dasitzen konnte, auf das Meer blickend, alles um mich herum vergessend, bis mich irgendjemand aus dieser Trance herausholte. Genau wie jetzt. Ohne es zu merken starrte ich stundenlang aus dem Fenster, ließ meine Gedanken schweifen, dachte über dies und das nach, über Elisabeth und ihre Familie, Carlisle, Edward, allgemein Vampire, über alles und doch nichts. Nur über eine Sache verlor ich keinen einzigen Gedanken, da ich wusste ich würde daran zerbrechen, sobald ich wieder darüber nachdachte: mein verlorenes Kind, weswegen diese ganze Misere mit Vampir und allem drum und dran erst angefangen hatte. Erst die Hand auf meiner Schulter ließ mich erschreckt herumfahren, da es bereits wieder dämmerte hatte ich es nur meinen guten Augen zu verdanken, dass ich Carlisle überhaupt sehen konnte. „Esme, alles in Ordnung?“, fragte er behutsam, ging dabei aber einen Schritt zurück, als wollte er mich nicht unnötig reizen. Alles in mir wehrte sich zu sagen, dass alles Friede, Freude, Eierkuchen war, aber aus reiner Gewohnheit tat ich es. „Ja, war nur in Gedanken.“, wehrte ich ab, wobei mein Blick wie von selbst Richtung Meer ging. Wie ruhig es dalag, als könnte es kein Wässerchen trüben, dass wollte ich auch. „Kommst du mit in die Wohnstube, ich möchte dir etwas zeigen.“, bat er mich, aber ich hörte die untertonlagige Aufforderung ihm Folge zu leisten. Im Gegensatz vor ein paar Stunden hatte sich die Stimmung wieder geändert, aber in einer anderen Art, als das ich sie bisher kannte. Sie hatte sich in diese ich-kann-nicht-von-ihr-ablassen-Richtung geändert, die es mir unmöglich machte mich zu verdrücken, also stemmte ich mich von der kleinen Fensterbank hoch und folgte Carlisle im angemessenen Abstand mit ruhigem Gang ins Wohnzimmer, welches durch ein paar kleine Nachtlampen und gelegentlich Kerzen erhellt wurde, die man von draußen so gut wie gar nicht erkennen konnte. Ich zog die Augenbraue hoch. Irgendetwas war hier merkwürdig und wenn mich mein Instinkt nicht täuschte, würde ich es in den nächsten Minuten erfahren. Hoffentlich hatte Carlisle nicht wieder irgendwelche unerfreulichen Nachrichten, in letzter Zeit neigte er stark dazu einem den Tag zu vermiesen! Wir setzen uns auf die Sofagarnitur, er in einen Sessel, ich auf der Zweiercouch, auf der ich mir zwar etwas verloren vorkam, weil außer meiner zierlichen Gestalt niemand dort saß, aber gleichzeitig auch mehr Deckung versprach, falls ich welche brauchen sollte. Der dämmrige Schein der Kerzen beleuchtete kaum unsere Gesichter, nur unsere Augen schienen im Dunkeln ein wenig zu leuchten, was es nur noch gruseliger machte und mir einen kalten Schauder über den Rücken jagte. Es schienen aus allen Ecken finstere Schatten zu warten, jeden Moment bereit einen anzuspringen, in die tiefste der Dunkelheit zu reißen, wenn man auch nur kurz unaufmerksam war. Carlisle bohrender Blick traf mich, wanderte über meine Gestalt, schien jeden Zentimeter Haut genau zu analysieren, zu durch röntgen, sich einzuprägen wie ein Computer. Verlegen sah ich bei diesem musternden Blick auf meine in den Schoss gefalteten Hände, schaute alles nur nicht den Arzt an, der mich mit diesem ich-weiß-den-Blick-nicht-zu-identifizieren-Blick ansah. Ich fühlte mich sprichwörtlich wie die kleine Maus vor der großen Katze. Um nicht noch nervöser aufzutreten, als ich es eh schon war, dass hätte selbst ein Blinder mit´nem Krückstock gemerkt, griff ich mir eines der beiden Weingläser, welche auf dem Glastisch zwischen Carlisle und mir standen, welche er vorher mit Wein gefüllt haben musste, bevor er mich geholt hatte, zumindest glaubte ich das es Wein war, und nahm einen tiefen Schluck. Hätte ich die Augen offen gehabt hätte ich die amüsierte Miene des Arztes sehen können, mit hochgezogenen Augenbrauen, die Mundwinkel verdächtig nach oben gezogen, als müsste er sich ein Lachen verkneifen. Genau eine Sekunde später wusste ich, was ihn derart in Amüsement versetzte. Das war kein Wein in den Weingläsern, obwohl man es im ersten Moment verdächtig dafür hätte halten können: es war Blut. Demonstrativ kniff ich die Lippen zusammen, als ich das Glas behutsam wieder zurück auf seinen Platz stellte und der wahnsinnigen Versuchung widerstand das Zeug im hohen Bogen auszuspucken. Noch immer hatte ich mich nicht an den metallenen Geschmack gewöhnt, der meine Kehle hinab lief und allmählich das Feuer in ihm löschte, welches sich ganz langsam hoch zu brennen schien, da ich schließlich den ganzen Tag noch nichts an Blut zu mir genommen hatte, da mir nach dem Flug mit dem Flugzeug erst jetzt schlecht gewesen war. Diesen Triumph zu zeigen, dass es mir nicht schmeckte, gönnte ich dem Arzt nicht. „Weswegen wolltest du mit mir reden?“, sagte ich ruhig, um die unheimliche Stille zu brechen, da es doch langsam an der Zeit wurde reinen Tisch zu machen. Sofort verschloss sich Carlisles Miene, aber ein komisches Glitzern blieb in den Augen zurück, welches weder glücklich noch schlecht war, es hatte eher etwas wehmütiges an sich und mir wurde sieden heiß bewusst, dass nun etwas erzählt werden würde, was nur einmal in einem Leben einer Person erzählt wurde. Carlisle würde mir von seiner Vergangenheit erzählen! Was anderes konnte es gar nicht sein, denn die Zukunft und Gegenwart erlebten wir zusammen, da war es schwierig Geheimnisse für sich zu behalten. „Du hast mich einmal gefragt, warum ich gerade dich zu einem Vampir gemacht habe und nun bin ich bereit dir ein paar Antworten zu geben, deren Fragen dir schon seit geraumer Zeit im Kopf herumkreisen.“, begann er, die Stimmlage tonnenschwer, tief, wie bei einem Bariton, der einem angenehm über die Haut strich, aber gleichzeitig mit der Gewissheit, dass da etwas gefährliches verborgen war, etwas böses. Sein Blick traf meinen und unweigerlich wurden meine blutroten Augen von seinen karamellfarbenen gefesselt und ich wusste, sie würden mich nicht eher wieder loslassen, bis diese Geschichtsstunde vorbei war, egal wie lange sie dauern mochte oder ob ich überhaupt alles wissen wollte. Ich war verloren… …für immer. „Es begann alles vor mehr als 300 Jahren, im späten 16. Jahrhundert, als noch Könige und Fürstentümer über die Welt herrschten, der Glauben an die Kirche stark war, Hexenverbrennungen stattfanden und sich jeder als Vampir verdächtig machte, der nicht an Gott glaubte oder dem Satanismus folgte. Es herrschten andere Regeln, andere Sitten. Damals entschieden die Eltern wen man heiratete und wer von Anfang an für die Wahl ausschied. Die Eltern gaben den Ton an, ihrer Stimme war zu gehorchen, egal was sie von einem verlangten. Ich war der Sohn eines Priesters, der selbst einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten sollte, schon Gottesdienste als Assistenz mitleitete und den Menschen in einer Zeit Hoffnung gab, in der es für viele keine Hoffnung geben konnte. Ich hatte gerade meinen dreiundzwanzigsten Geburtstag hinter mir gelassen, sozusagen gerade volljährig geworden und sollte verheiratet werden. Gleichzeitig führte mein Vater mich endlich in die Predigten Jesus Christus ein und ich begann meine Ausbildung als gottesgläubiger Priester unter seiner Führung und in seiner kleinen Kapelle, die am Rande der Stadt existierte. Aber schon nach wenigen Monaten merkte ich, dass mein Vater falsche Entscheidungen traf. Er gehörte mit zu den Menschen, die an Werwölfe, Vampire, Hexen ect. Glaubten und diese auch jagten. Oftmals verurteilte er Menschen zu finsteren Kreaturen oder Gotteslästern, die überhaupt keine waren. Als er schließlich durch sein Alter seinem Beruf nicht mehr weiterführen konnte, übergab er mir diesen Posten. Ich sah Menschen, die Menschen waren oder besser gesagt: ich sah keine dunklen Kreaturen, wo keine waren, dafür spürte ich die richtigen Vampire auf. Zu der Zeit war das Kanalisationssystem noch nicht weit ausgeprägt und es gab viele überschüssige Öffnungen sie zu betreten. In einen von diesen Öffnungen hatte sich eine Gruppe Vampire eingenistet, die nur nachts zum Jagen herauskamen. Wir entdeckten sie und wollten sie einkesseln, doch in dem Moment sprang ein älterer Vampir über unsere Köpfe hinweg aus dem Kanal. Es war ein alter Vampir, der mit den anderen zusammen fliehen wollte, aber anscheinend schon zu schwach vor Hunger war, sodass er weit hinter sie zurückfiel. Ich hatte keine Waffe bei mir, weil ich die Gruppe angeführt hatte. Er fiel mich an, biss mich, tötete zwei weitere Menschen und verschleppte einen anderen. Ich wurde blutend auf der Straße zurückgelassen, während die anderen Stadtbewohner den Vampiren hinterher sind. Ich wusste, dass mein Vater alles verbrennen würde, was mit dem Vampir in Berührung gekommen war, also auch mir. Ich traf die wohl wichtigste Entscheidung meines Lebens: Ich entschied mich für die Flucht und versteckte mich drei Tage und Nächte in einem Keller, der als Lagerraum für Kartoffeln diente. Am dritten Tag entdeckte ich, was aus mir geworden war und flüchtete aus meiner Heimat. Ich verabscheute mein neues Ich derart, dass ich mich von der Zivilisation zurückzog, mich vor den Menschen versteckte und versuchte mir das Leben auf jede erdenkliche Art zu nehmen.“ Er machte einen Moment Pause und ich war zu schockiert darüber, dass er hier gerade seine Lebensgeschichte auf einem Silbertablett servierte! Ich war zwar erst wenige Wochen alt, aus vampirischer Sicht, aber ich verabscheute ebenso Blut, wie er es zu seiner Anfangszeit getan hatte. Warum also zwang er mich dazu dieses Zeug hinunter zu würgen? Betreten sah ich ihn an, als sein Blick den meinen kreuzte und ich konnte die Frage, die zwischen uns in der Luft hing, förmlich mit Händen greifen. Warum? Es gab so viele Warums, warum passierte das, warum geschah das, warum musste das so sein, warum, warum, warum. Manchmal glaubte ich, dass sich die Welt um gar nichts anderes mehr drehte. „Lass mich bitte erst zu Ende erzählen, danach kannst du mir jede Frage stellen, die du mir stellen möchtest, einverstanden?“ Zaghaft nickte ich, musste aber dann den Blick abwenden, da ich diese von Kummer gefüllten Seelenspiegel nicht weiter ertragen konnte. „Neugeborene Vampire haben unvorstellbare Kräfte.“, begann er seinen Monolog wieder aufzunehmen. „Sie sind schneller, wendiger und stärker, als ältere Vampire. Durch diese spezielle Fähigkeit gelang es mir natürlich nicht mich umzubringen.“, erwiderte er sarkastisch und ich musste zum ersten Mal feststellen, dass mir Sarkasmus an ihm überhaupt nicht gefiel. „So bin ich in Wäldern weitab jedmöglicher Zivilisation umhergestreunt, habe mich in Höhlen versteckt und versucht mich auszuhungern. Am Anfang ist der Blutdurst schier überwältigend für einen neugeborenen Vampir, ich schaffte es mich dagegen aufzulehnen. Eines Tages kam dann eine Rehfamilie vor meine Höhle gelaufen. Ausgehungert vor Durst stürzte ich mich auf und ab da erkannte ich, dass ich nicht zu einem willenlosen Monster mutieren musste, das wahllos Menschen tötete. Ich konnte mich von Tierblut ernähren und trotzdem bei klarem Verstand bleiben. Dann fing ich an alles Wissen in mich aufzusaugen. Ich ging zur Universität, studierte, lernte nachts und las jedes Buch, was mir in die Finger kam. Erst in Frankreich, dann in allen anderen möglichen europäischen Ländern und nach endlosen zweihundert Jahren, war es mir möglich mit einer perfekten Selbstbeherrschung Arzt zu werden und Menschenleben zu retten.“, erzählte er weiter, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass da noch etwas war, dass da noch mehr war, aber ich wollte ihn nicht drängen. Er hatte von sich aus schon sehr viel erzählt, obwohl er es nicht hätte müssen, dass wollte und konnte ich jetzt nicht kaputt machen. „Du fragst dich bestimmt, warum ich dir diese Geschichte erzähle oder?“, fragte er mich unvorbereitet, sodass ich leicht zusammenzuckte und ihm überrascht in die Augen sah. Ja, warum hatte er mir das alles erzählt? Ich hatte abwechselnd die verschiedenen Emotionen auf seinem Gesicht ablesen können, die alles andere als schön waren. Nachdenklich musterte ich seine gerade Gestalt im Sessel. Er saß da, als würde er noch immer im 16. Jahrhundert festhängen: aufgerichtet, gerade, als hätte er einen Stock im Rückenstecken. Alte Gewohnheiten ließen sich wohl nur schwer ablegen. Kurz musste ich mir mit meiner Zunge meine Lippen befeuchten, die inzwischen wieder trocken waren, ehe ich zu einer ehrlichen Antwort ansetzen konnte und ich beschloss im Stillen und nur für mich, dass es für uns beide, Carlisle und mir, Zeit war die Karten auf den Tisch zu legen. „Ich bin nicht von der Klippe gefallen, wie es in den Arztberichten stand.“, sprach ich leise, fühlte noch immer die tonnenschwere Last, die auf mir ruhte und wohl nie vergehen würde. Perplex fuhr Carlisles Kopf zu mir herum, hatte er doch vorher den Tisch vor uns versucht mit seinen Blicken aufzuspießen, nur um mir nicht ins Gesicht sehen zu müssen. „Du musst nicht…!“, wollte er mir dazwischen fahren, aber ich mit machte eine herrische Geste, dass er gefälligst den Mund halten sollte, wenn ich schon einmal aus dem Nähkästchen plauderte. Er tat es, aber ich spürte seinen intensiven Blick auf jeder einzelnen Pore meiner Haut, als könnte er sich durch meine Haut brennen, bis zum tiefsten Tief meiner Seele, dorthin wo der Schmerz am hartnäckigsten saß. Eingehend betrachtete ich meine linke Hand, an deren Ringfinger mein Ehering gesessen hatte, den ich aber noch vor meinem Klippensprung hatte weggeworfen, weil ich das ganze Elend nicht mehr ertrug. Tief holte ich Luft, um mir selbst Mut zu machen. Ich hatte noch mit keiner Menschenseele darüber geredet, nicht einmal mit meiner großen Schwester und ich hoffte einfach mal instinktiv, dass Carlisle als Arzt genug Einfühlungsvermögen besaß mich nicht auflaufen zulassen, dass ich diese unüberlegte Aktion aus einem reinen Gefühl nachher nicht auch noch bereuen musste. „Ich war…vier Jahre mit einem Mann Namens Charles Parker verheiratet, der vom Beruf Soldat war. Er zählte nicht zu den Männern, die „nett“ zu ihren Ehefrauen waren, aber wie die Zeiten nun mal waren, wurde eine Scheidung als Schande der Familie angesehen. Dann wurde ich schwanger und zu der Zeit wurde Parker abkommandiert, um im Krieg zu dienen. Ich wollte mit dem Kind zusammen verschwinden, ihm eine bessere Zukunft bieten und suchte deshalb nach Elisabeth. Ich wollte…gerade…die letzten Besorgungen im Einkaufszentrum machen, mich mit dem nötigsten eindecken, als ich von der Rolltreppe…geschubst wurde. Ich konnte mich nicht mehr abfangen…und prallte mit voller Wucht auf den Boden. Dabei…verlor ich das Kind in meinem Bauch.“, wisperte ich am Ende nur noch, den Tränen nahe, der Druck auf den Augen, das Brennen, unerträglich, obwohl ich wusste, dass ich nicht mehr weinen konnte seitdem ich ein Vampir war. Wie automatisch wanderte meine Hand zu meinem Bauch und krallte sich in den schönen weißen Stoff des Kleides, was ich trug. Den Blick hatte ich schon lange gen Boden gesenkt. Ich konnte ihn nicht ansehen, nicht mehr, mir schien es unerträglich, alle Erinnerungen frischten wieder auf, die ich bis dahin erfolgreich unterdrückt hatte, da ich im Dies und Jetzt schon genug Probleme hatte und ich drohte in einen farblosen Strudel alter Erinnerungen hineinzustürzen, mit niemandem an meiner Seite der mich davor rettete. Oder war ich doch eher nahe eines Nervenzusammenbruchs? Ich konnte es wirklich nicht mehr unterscheiden. Ich wusste nur, dass es weh tat, so unendlich schmerzhaft, als würde ich gerade noch einmal das Kind in meinem Bauch verlieren, auf das ich mich so gefreut hatte, mit ihm ein neues Leben anfangen zu können, glücklich zu werden, eine Familie zu sein. War das der grausame Punkt des ewigen Lebens? Den Schmerz noch einmal zu fühlen, der einen schon ein paar Monate vorher das Herz in zwei Teile gerissen hatte? Schmerzhaft zog sich mein Magen zusammen, protestierte lautstark. Ich spürte die übelschmeckende Galle in meinem Rachen, versuchte mich wieder unter Kontrolle zu bekommen, aber vergebens. Bevor ich noch irgendetwas kurz und klein hackte oder sonst etwas anstellte, rannte ich mit einer Geschwindigkeit aufs Klo, die mir selbst beinahe Angst machte. Noch bevor ich mich gänzlich über die Toilette gebeugt hatte, erbrach ich mich lautstark, wobei ich natürlich, was hätte es anderes auch sein können, nur Blut ausspuckte. Natürlich ließ Carlisle mich in dieser schwierigen Situation nicht alleine, genau wie ein paar Wochen zuvor bei ihm Zuhause hielt er meine Haare nach hinten gestrichen zu einem lockeren Zopf, mit der anderen Hand fuhr er mir besänftigend über den Rücken, um meinen Körper und meine durcheinanderwirbelnden Gedanken wenigstens ein bisschen zu ordnen. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, ehe sich mein Magen einigermaßen beruhigt hatte, indem wahrscheinlich gar nichts mehr an Flüssigkeit vorhanden war. „Schuldige.“, nuschelte ich, die Stirn noch locker auf den kühlen Toilettenrand gestützt, um die Kälte ein bisschen zu genießen. „Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen.“, beschwichtigte mich Carlisle. „Und du brauchst auch nicht weiter zu erzählen, diese Reaktion deines Körpers zeigt dir, dass du vom Kopf her noch nicht bereit bist, weiter über die Ereignisse deiner Vergangenheit zu sprechen. Und es zeigt auch, dass dich der Tod deines Kindes mehr mitgenommen hat, als du selbst bereit bist zuzugeben.“ „Warum bist du Arzt geworden, Carlisle?“, fragte ich zweifelnd. Mit hochgezogener Augenbraue bedachte er mich mit einem seltsamen Blick. „Weil ich Menschen helfen wollte.“, erklärte er langsam und ich schloss aus seiner Stimme, dass er keine Ahnung hatte worauf ich hinauswollte. „Du hättest auch einen prima Psychologen abgegeben.“, schmunzelte ich halb, während ich mir den Rest von erbrochenem Blut, welches mir unnatürlich stark in die Nase biss, mit Toilettenpapier abwischte. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen schmalen Lippen, als er mein verstecktes Kompliment erkannte. „Danke.“, entgegnete er schlicht, half mir beim Aufstehen, wobei ich noch etwas wacklig auf den Beinen war, was ihm anscheinend Grund genug war mir plötzlich unter die Kniekehlen und Rücken zu fassen und mich in seine Arme zu heben, dass ich mich erschrocken automatisch an seinen Hals klammerte. „Du bist unmöglich!“, flüsterte ich leise, schmiegte mich ausnahmsweise an seine breite Brust, da ich mich durch diesen Vorfall doch ein wenig dusselig fühlte, geschwächt. „Du fängst an wirres Zeug zu reden, Esme.“, lachte er leise sein melodiösen Lachen, was mir angenehm den Rücken runterlief. „Ruh dich aus, wenn du wieder wach bist, habe ich eine Überraschung für dich!“, hauchte er mir leise ins Ohr, sein Atem strich mir über die Halsbeuge, was mir, warum auch immer, ein Lächeln auf die Lippen zauberte. „Okay.“, war das einzige, was ich noch erwidern konnte, ehe ich weg döste, um neue Kräfte zu sammeln. Wer wusste schon bei diesem Mann, was mich nachher erwartete. *************************************************************************** Kapitel Ende So^^ Hier bin ich endlich mit dem langersehnten neuen Kapitel, hat leider etwas länger gedauert, als es geplant war, aber jetzt ist es immerhin da und ihr könnt euch darüber freuen^^ Ich nehme an einem Schreibwettbewerb Teil vom Carlsen-Verlag und da dieser bis zum 12. September geht, werde ich in dieser Zeit diese Geschichte beenden und fertig schreiben, deswegen werden alle anderen Geschichten in dieser Zeit etwas zurückgekürzt werden, ich bitte zwar um Verzeihung dafür, aber ich hoffe wenigstens auf ein bisschen Verständnis von euch^^ Na, dann will ich euch mal nicht weiter vollquaseln und viel Spaß beim Lesen, haltet die Ohren steif, lasst euch nicht unterkriegen und lebt euerLeben, so wie ihr es wollt und nicht wie jemand anderes^^ Liebe Grüße Lesemaus16 Kapitel 16: Die erste Jagd -------------------------- So^^ Hier bin ich schon wieder mit einem neuen Kapitel von Esme und Carlisle und möchte mich herzlich für die ganzen schönen Reviews bedanken, ich finde es klasse, dass euch meine Geschichte so gut gefällt und sie weiterhin Anklang findet, obwohl ich ein bisschen unregelmäßig poste^^ Ich nehme weiterhin am Schreibwettbewerb teil und werde wohl in Zukunft in Abständen von ein oder zwei Wochen hochladen, damit ich noch rechtzeitig vor Ende der Frist fertig werde^^ So, dann will ich euch gar nicht mehr weiter aufhalten und wünsche euch viel Spaß beim Lesen, lasst euch nicht unterkriegen, habt Spaß, lebt euer Leben so wie ihr wollt und bleibt gesund^^ Liebe Grüße Lesemaus16 ************************************************************************* Die erste Jagd Ich döste, eine sehr lange Zeit sogar, aber wie immer bekam ich alles genau mit, was um mich herum geschah. Carlisle hatte mich auf die Couch gelegt, eine Decke über mich ausgebreitet, obwohl er wusste, dass es nicht nötig war und setzte sich mir gegenüber in den Sessel, indem er auch schon vorhin Platz genommen hatte. Ich wusste nicht, was er tat, vielleicht las er ein Buch oder so etwas in der Art, während ich neue Kraft schöpfte, aber ich spürte ab und an seinen Blick immer wieder auf mir ruhen, als wenn er befürchten würde, ich würde plötzlich verschwinden, was ich natürlich nicht tat. Er hatte gesagt er hätte eine Überraschung für mich, aber irgendwie glaubte ich instinktiv, dass mir diese Überraschung alles andere als gefallen würde. Hofften wir einfach mal, dass ich mich irrte, denn ich glaubte sehr überzeugt sogar, dass dieses Unbekannte etwas mit unseren Wesen zu tun hatte und da sich das meiste bei uns um Blut drehte, gab es nicht viele vernünftige Schlussfolgerungen, die man haben konnte, außerdem fing wieder dieses unerträgliche, alles zerreißende Brennen in meiner Kehle an, welches es mir irgendwann unmöglich machen würde zu widerstehen. Ich BRAUCHTE Blut, das war eine Tatsache, keine Vermutung. Nachdem ich mich einigermaßen wieder klar im Kopf fühlte, strampelte ich die Decke von mir, was mir die Aufmerksamkeit von Carlisle einbrachte, der mir einen neugierigen Blick zu warf, bevor er sich, wie hätte ich es auch anders vermuten können, erneut seinem Buch zu wendete und stand von der gemütlichen Couch auf, um in schnurrgerade in die Küche zu marschieren, zum Kühlschrank. Ich fand es schon immer komisch, dass wir das Blut, welches Vampire nun einmal trinken mussten, neben normalen Lebensmitteln im Kühlschrank aufbewahrten, trotzdem nahm ich mir eine Flasche heraus, goss mir ein Glas der dicken Flüssigkeit in eine Tasse, stellte sie in die Mikrowellte und stellte diese an. Das gleichmäßige Piepen war zu hören, während ich mich mit dem Rücken an die Theke lehnte mit gekreuzten Armen vor der Brust, um in Ruhe abzuwarten, bis mein „Essen“ fertig war. Noch immer kostete es mich mehr als nur Überwindung dieses Zeug zu trinken, aber meine Kehle brannte derart stark, dass ich am liebsten irgendetwas kurz und klein schlagen wollte und bevor dieses wirklich schöne Haus hier noch zu Schaden kam, würde ich mich meinem Schicksal fügen, außerdem würde Carlisle mir wieder den Hals umdrehen, wenn ich nicht genug Blut zu mir nahm. Ein lautes Schrillen ertönte, mit Widerstreben nahm ich die nun dampfende Tasse heraus und nippte probeweise daran. Angenehm überrascht, dass dieses Mal das Blut einigermaßen gut schmeckte, nahm ich einen tiefen Schluck, spürte förmlich das Blut meine Kehle hinunterlaufen, sich in meinem Körper ausbreitend, mir neue Kraft gebend, wie nebenbei ließ es meinen Hunger sinken etwas oder jemandes zu jagen, zu zerfleischen und mich selbst wie ein Tier zu benehmen, das aus Hunger tötete. Leise seufzend schloss ich die Augen, ließ mir den metallischen Geschmack auf der Zunge zergehen und genoss die neue Kraft, die meinen Körper durchströmte, als hätte ich einen Powerdrink eingeworfen, der nun meine Lebensgeister aufweckte. Ich genehmigte mir einen weiteren Schluck und verschluckte mich beinahe an dem Blut, als ich spürte, wie sich mein Kiefer merkwürdig verhärtete, die Tasse knacksende Geräusche von sich gab, bis sie plötzlich in meinen Händen nachgab, zersprang, als hätte ich sie auf den Boden fallen ließen, nicht in meiner Hand zerquetscht! Blut spritzte, verteilte sich auf meinem weißen Sommerkleid, dem Boden, bildete eine Blutlache, als wäre jemand direkt vor mir abgestochen worden. Innerlich verdrehte ich die Augen: der Tag wurde immer besser. Das dumpfe Zuklappen eines Buchdeckels war die einzige Vorwarnung und er laute Satz: „Esme, ist alles in Ordnung?“, dann stand Carlisle auch schon direkt neben mir in der Küche, als hätte er dort schon Stunden zuvor verbracht, nicht als wäre er eben in dem Bruchteil einer Sekunde hier zu mir gestoßen. Ich musste aber auch ein makaberes Bild abgeben, als er mich mit hochgezogenen Augenbrauen musterte, wie ich noch immer mit den Händen in der Luft erstarrt war, wo ich zuvor noch die Tasse gehalten hatte. Ein erleichterter Laut verließ seine Lippen. Hallo? Sah ich so aus, als würde ich mir bei jeder Kleinigkeit gleich den Hals brechen? Nach seiner Meinung anscheinend schon, was doch schon ziemlich deprimierend war, zumindest für mich. „Tu nicht so, als würde ich mir bei jeder Kleinigkeit den Hals brechen, nur weil du mal nicht in der Nähe bist, um mich zu bemuttern!“, zischte ich ihn wütend an, während ich mir einen feuchten Lappen von der Spüle griff, um wenigstens ein klein wenig von dem schönen weißen Kleid zu retten, aber im Endeffekt verteilte ich das Blut nur noch schmieriger und großflächiger über das Kleidungsstück. Bestimmend wurde mein Handgelenk mit dem Lappen in einem festen, unnachgiebigen Griff gepackt, von meinem Kleid weggedrückt, was mich leicht verwirrt aufblicken ließ, direkt in die karamellfarbenen Augen von Carlisle. Man sah es zwar nicht, aber der Farbton der Augen hatte sich leicht verdunkelt, ob es nun allerdings von dem verschütteten Blut herrührte oder von etwas anderem, was ich noch nicht zu greifen vermochte, wusste ich nicht. „Ist…ist irgendetwas?“, fragte ich stotternd, mir meiner eigenen Stimme nicht mehr so sicher, da ich unter diesem eindringlichen Blick kaum ein Wort rausbringen konnte. Wenn Carlisle es nicht selbst wusste, musste ich ihm unbedingt mal erklären, wie dominant er mit diesem nichts zu deutenden Blick ausschaute, es war beinahe gruselig. Langsam hob er seine noch freie Hand, näherte sich meinem Gesicht, bis er beinahe mit seinen Fingerspitzen mein Kinn berührte, dann strich er mir zärtlich über die Wange, wischte dabei wie nebensächlich ein paar kleinere Blutspritzer von eben dieser, die durch die zerspringende Tasse dort gelandet waren. Dann beugte er sich plötzlich vor und leckte mir unerwartet einen Tropfen gesammelten Blutes aus dem Mundwinkel, sog dabei meinen Geruch auf, als würde er ihn zum Leben brauchen, rückte mir dabei automatisch näher, sodass sich unsere Körper leicht berührten, Kleidung an Kleidung. Nebensächlichkeiten, wie z.B., dass sich die spitze Kante der Arbeitsplatte der Küche in meinen Rücken bohrte, nahm ich gar nicht wahr. Es schien als wäre die Zeit in diesem Moment stehen geblieben, wenigstens dieses eine Mal schien sie auf meiner Seite zu sein, denn so ungern ich es auch zugab, gerade jetzt wollte ich von diesem Mann am wenigsten weg, schien ich ihn doch das erste Mal als dieses zu sehen und meine eigenen Gefühle zuzulassen. Ich empfand gegenüber ihm keinen Hass mehr, aber Liebe war es auch nicht, vielleicht konnte man es in die Sympathie eines Menschen einordnen oder so etwas in der Art, aber mehr wollte ich mir einfach noch nicht eingestehen, dafür war es noch zu früh! Mein Herz hätte aufgeregt wie ein kleiner Kolibri geflattert, hätte es noch geschlagen. Der einzige Mann, der mir jemals so nahe gekommen war, war Parker gewesen und der hatte mir niemals etwas Gutes getan, doch dieser Mann hier war anders, völlig anders. Er war liebevoll, hilfsbereit, herzlich, intelligent, gebildet, höflich, manierlich, aber auch dominant, stark, willensstark. Um ehrlich zu sein gefiel mir dieser Mann von Sekunde zu Sekunde mehr, auch wenn ich zugeben musste, dass das Schicksal die seltsamsten Wege ging, um mir diese Tatsache vor Augen zu führen, deren Ausmaß ich mir noch nicht ganz vor Augen geführt hatte. Jetzt sah ich diesen Mann vor mir, der mein Leben für immer verändert hatte, mit diesem beinahe raubtierhaften Ausdruck in den Seelenspiegeln, sein Atem über meine Wangenknochen streichend, die Lippen nahe an meinen und ich wünschte mir einfach nur, dass er seinem innerlichen Schweinehund endlich einmal nachgeben würde und mich küsste. Mehr als einmal hatte er schon die Gelegenheit dazu, aber er hatte sie nie wirklich genutzt, nur im Notfall und ich war ehrlich gesagt zu schüchtern, um bei ihm den ersten Schritt zu machen, zu frisch waren noch einige tief greifende Erinnerungen an mein vergangenes Leben, welche nicht weichen wollten und mir das Leben zur Hölle machte, von den anfänglichen Problemen und vielseitigen Handicaps eines Vampires ganz zu schweigen. Wenn ich weiterhin so viel über mein Leben nachdachte, würde mir irgendwann das Gehirn mit Sicherheit wegschmelzen und aus den Ohren raus sickern! Die Spannungen zwischen uns waren wie sprühende Funken, kaum auszuhalten. Sie schienen förmlich auf unsere Körper überzugehen, ich spürte ein heftiges Kribbeln in meiner Magengegend, welches einfach nicht weichen wollte. Ich fühlte schon meine Knie weich werden unter seinem Blick, seinen Berührungen, die auf meiner Haut zu brennen schienen, mich versenkten und sich in meinem gesamten Körper wellenartig ergossen. Eine kräftige Hand vergrub sich in meinen langen roten Haaren, fixierte meinen Kopf, dass ich ihn nicht mehr von der Stelle bewegen konnte, wenn ich nicht Schmerzen dabei haben wollte. Noch immer strich der nun abgehackte Atem von Carlisle über mein Gesicht, ich sah deutlich in seinen Seelenspiegeln das Verlangen nach mir, die sich mehr und mehr zu verdunkeln schienen, aber auch den Kampf in ihm, den er mit sich selbst ausfechten musste, da hatte ich nicht mit zu bestimmen, ich hatte meine Wahl getroffen, ich würde mich nicht weiter wehren, wenn er jetzt weiter machen würde. Dann endlich beugte er sich zu mir rüber, legte sanft wie bei einem Schmetterling seine Lippen auf meine, dass sie sich kaum berührten. Flatterhaft schlossen sich meine Augen, ich versuchte mich nur auf das Jetzt und Hier zu konzentrieren, seinen Geschmack zu schmecken, seinen Duft zu riechen, seine Haut zu spüren, seine Gefühle zu fühlen und der Versuchung zu widerstehen, es weiter kommen zu lassen, als ich wahrscheinlich dazu bereit gewesen wäre. Zögerlich, beinahe vorsichtig, erwiderte ich den Druck seiner Lippen auf meinen. Seine Lippen waren schmal, fein geschwungen, aber trotzdem verführerisch, wie sie sich auf meine pressten, dass ich gar nicht anders konnte als gegen ihn zu schmelzen, wie Butter in der Sonne. Ich hatte das Feuer kennengelernt, genossen und fragte mich nun, wann ich mich an diesem verbrennen würde. Morgen, übermorgen oder vielleicht doch gleich? Ich hatte ihm all die Zeit widerstanden seit ich ihn kennengelernt hatte, attraktiv war er ohne weiteres und bestimmt hätten andere Frauen auch Probleme gehabt, sich gegen diese Anziehungskraft zu wehren, die ihm inne zu wohnen schien. Seine Hand, die noch immer meine umklammerte, lockerte sich, ging auf Wanderschaft, strich zart über die Haut an meinem Arm hoch, ehe sie zu meiner Taille überging, sich um meine Hüfte legte, somit mein Becken mit ein wenig Druck nahe an seines presste. Bei der Berührung fuhr ein Blitz durch meinen Unterleib, fühlte sich wie eine geballte Faust an, die immer heißer und heißer wurde. Ungewollt entwich mir ein Seufzer, was Carlisle wohl als Bestätigung nahm weiter machen zu dürfen. Er wurde herrischer, verlangender in dem Kuss, benutzte seine Zunge um meine Lippen zu teilen, in meine Mundhöhle zu gleiten, als würde er eine Höhle erforschen, fuhr Zahnreihen nach, bis er gegen meine eigene Zunge stupste, um sie zum Mitmachen zu animieren, was mich jedoch erschreckte und mich wieder zu meinem klaren Verstand brachte. Was war ich hier eigentlich gerade im Begriff zu tun? Hatte ich mich so selbstvergessen in diesem Mann verguckt, dass ich ihn einfach machen ließ, wonach es ihm gerade gelüstete? Auf keinen Fall! Ruckartig löste ich mich von ihm, indem ich Carlisle vor die Brust stieß, was durch meine neu gewonnenen Kräfte durch das wenige Blut bezweckte, dass er ein paar Schritte zurückstrudelte, sich wie ich an der Arbeitsplatte abfing, um nicht wenig elegant auf dem Fliesenboden zu landen. Ich konnte nichts anderes als ihn geschockt anzusehen, sowohl über ihn, als auch über mich selbst. Fahrig fuhr ich mir durch die durcheinander gewordenen Haare, fuhr mir über die Lippen, um dieses Gefühl der Geborgenheit und Wärme wegzuwischen, zu vergessen, da es doch niemals real sein würde! Vergessen war der Lappen, den ich ihm Eifer des Gefechts auf dem Boden fallen gelassen hatte, nur tat mir der traurige, beinahe verletzte Blick von Carlisle Leid, der mich genau beobachtete, nebenbei seine leicht verrutschte Kleidung richtete. Ich wollte etwas sagen, irgendetwas erzählen, aber meine Zunge schien mir in meinem trockenen Mund am Gaumen festgeklebt worden zu sein, selbst das Schlucken brachte da nichts. Wir zuckten beide instinktiv zusammen und fuhren mit dem Kopf zum Flur Wohnzimmer herum, als das Telefon klingelte, welches ruhig und selig in seiner Telefonstation auf dem Wohnzimmertisch stand, als wäre alles normal. Aber es war nichts normal, absolut gar nichts mehr in diesem Haus, mit uns selbst, mit allem! Einen gehetzten Blick zu Carlisle werfend, schon zischte ich mit vampirischer Geschwindigkeit aus der Küche, packte den kabellosen Telefonhörer im Vorbeirennen und preschte aus der Terrassentür in den kleinen Garten mit der Poolanlage und dem Meer direkt vor der Haustür. Carlisle ließ ich hinter mir zurück. Es war mir egal wer am Telefon war, nur hoffte ich, dass es jemand war, der auch mit mir sprechen wollte. „Hallo?“, fragte ich mit zittriger Stimme in die Sprechmuschel, die Arme fest um meinen Leib geschlungen, da es so war, als würde ich nichts mehr an meinem Körper spüren, als hätte ich meine Seele, mein Innenleben bei ihm gelassen, bei Carlisle! Ich fühlte mich leer, wie tot, genauso als ich damals in Carlisles Armen gestorben war, als er mich aus dem Krankenhaus entführt hatte und ich würde verdammt sein, müsste ich diese Leere noch einmal durchmachen und das nur wegen eines Mannes! Ich war doch sonst nicht so abhängig von jemandem, wieso konnte ich diese Fassade jetzt nicht mehr aufrecht erhalten?, fragte ich mich innerlich, tausende Gedanken schwirrten in meinem Kopf, dass ich das Telefon beinahe vergessen hätte, hätte nicht die Person, die gerade anrief, hartnäckig, beinahe panisch durch den Hörer geschrien. „Esme..? Esme…? Alles in Ordnung bei euch? Hallo? Warum antwortet mir denn niemand? Sag endlich etwas!“, fauchte eine besorgte, aufgebrachte Stimme herrisch ins Telefon und kreischte mir dabei so laut ins Ohr, dass ich für einen Moment versucht war, den Hörer weit von mir wegzuschleudern, bis ich erkannte, wer da gerade gesprochen hatte. „Lizzie?“, fragte ich erstaunt, klang für Außenstehende so ungläubig, dass ich einen wütenden Schnauber vom anderen Ende der Leitung bekam. „Na wer glaubst du denn, würde euch sonst anrufen? Außer uns weiß schließlich niemand, dass ihr auf und davon seid, außerdem hab ich doch gesagt, ich mache Kontrollanrufe!“, entrüstete sie sich, was mich innerlichkichern ließ, da Carlisle und ich für Kontrollanrufe doch eigentlich schon etwas zu alt waren. Nachdem sie sich zu Ende aufgeregt hatte, vor mir die große Schwester zu spielen, fingen wir ein normales Gespräch an, während ich meinen Blick über das Meer wandern ließ, welches sich still, ruhig verhielt, als könnte es kein Wässerchen trüben, obwohl jeder wusste, dass genau das nicht der Fall war. Wasser konnte auf vielerlei Arten tödlich sein und ich war dankbar, dass ich bisher noch keine davon am eigenen Leib verspüren musste. Die Sonne senkte sich gen Abend, warf rote Schatten über den Ozean, bis sie unterging und dabei so aussah, als würde sie das Meer verschlucken, bis nichts mehr von ihr übrig blieb. „Wie geht es euch beiden denn? Benimmt Carlisle sich?“, fragte sie neugierig, riss mich dabei aus den Gedanken des Sonnenunterganges und so gut es ging, versuchte ich mir nicht anmerken zu lassen, wie ich momentan wirklich empfand. „Ja…es ist alles ganz toll hier.“, sprach ich zögernd, verdrängte dabei meine Gedanken über das eben geschehene in der Küche. Inständig hoffte ich, dass Carlisle mich mit dem Telefonat in Ruhe lassen würde, ich wollte mit Lizzie alleine sprechen, ohne einen zweiten Zuhörer in der Nähe zu haben. Angespannt schaute ich immer wieder über meine Schulter, die innerliche Unruhe war mir mehr als nur deutlich im Gesicht abzulesen, dass hätte bestimmt selbst ein Blinder mit´nem Krückstock gesehen! „Oh nein….Erzähl mir alles!“, forderte Elisabeth mich seufzend aus. Ich war wirklich eine miese Schauspielerin. „Das ist doch völlig egal!“, entfuhr es mir unwirsch, wenn das so weiterging und ich dauernd mit meinen Fingern durch meine wilde Mähne fuhr, hatte ich eben bald diese nicht mehr und würde als haarloses Monster rumlaufen. „Carlisle ist drinnen und ich habe wirklich keine Lust, gar keine, darüber zu sprechen!“, setzte ich sofort hinterher, als meine Schwester schon zu einem „aber“ ansetzen wollte. Ich kannte sie und sie mich, wir konnten uns gegenseitig nichts vormachen. „Was ist denn schief gegangen?“, fragte sie bekümmert, anscheinend hatte sie auf ein anderes Ergebnis gehofft, wenn wir zwei aus dem Urlaub oder was auch immer das ganze hier sein sollte, zurück kamen. „Ich hab Mist gebaut.“, entfuhr es mir kläglich, lauschte dann jedoch aufmerksam in den Hörer, da auf einmal nichts von der anderen Seite zu hören war, bis sich ein lauter Lacher aus der Kehle meiner Schwester löste. Und das schlimmste war: sie wollte gar nicht mehr aufhören zu lachen! Mir kam es wie eine gefühlte Ewigkeit vor, als sie endlich wieder einigermaßen aufnahmefähig war, ohne nach Luft zu japsen. Es hätte wirklich nur noch der Anblick gefehlt, wie sie sich giegelnd auf den Boden vor Lachen gewälzt hätte, um mich endgültig auf die Palme zu bringen, denn es pochte bereits eine nervende Ader gefährlich an meinem Kopf und der Griff des Telefons knatschte schon protestierend! „Esme.“, ich konnte mir das Lächeln auf ihren zartrosa Lippen förmlich vorstellen, wie es mir sanft aber bestimmend entgegen gebracht wurde. „Du baust nie irgendwelchen Mist! Du bist die Sanftheit in Person und das sage ich nicht nur, weil du meine Schwester bist. Natürlich bist du manchmal verrückt und kannst auch gerne mal zur Furie mutieren, aber du bist das charakterschönste Wesen, was ich jemals kennengelernt habe und durfte. Wenn jemand Schuld hat, dann war es Carlisle, in mehr als nur einer Hinsicht.“, was sie mit dem letzten Satz sagen wollte, wusste ich nicht, konnte mir auch keinen Reim darauf machen oder weiter darüber nachdenken, da sie schon wieder weitersprach. „Ist er schon mit dir jagen gewesen? Ich habe mit ihm Zuhause darüber schon gesprochen gehabt und eigentlich hatte er heute meines Erachtens vor, dich in die Kunst des Jagens einzuweisen, damit du, falls du später mal alleine unterwegs bist, weißt wie es geht.“ Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. „Nein, hat er nicht.“, murmelte ich ins Telefon, da Lizzie schließlich meine Reaktion an meinem Gesicht nicht sehen konnte. „Das wundert mich aber!“, staunte sie, anscheinend hatte sie mit Carlisle etwas abgesprochen, von dem ich heute noch erfahren sollte. „Was habt ihr denn den ganzen Tag gemacht, dass er dir bisher noch nichts erklärt hat?“, fragte sie, aber ich musste ihr eine verneinende Antwort geben. Die Zeit mit mir zu reden hätte er gehabt, aber der Arzt hatte sie nicht genutzt. Warum also? Eine Gestalt löste sich hinter mir aus dem Schatten, griff nach dem Telefon, entwand es mir mit einer geschickten Bewegung des Handgelenkes, wobei sich unsere Fingerspitzen kurz berührten und ein Schlag, wie unter Strom, durch meine Hand schoss, ein angenehmes Kribbeln auslöste und selbst das Telefonat mit meiner großen Schwester übernahm. Ich konnte die Person nur erstaunt angucken, da ich nicht den leisesten Mucks von Carlisle gehört hatte, weder eine Bewegung noch das Auftreten seiner Füße. So leise musste ich erst einmal lernen zu werden und das wollte ich auf jeden Fall, dass nahm ich mir fest vor! Es wurden leise, eindringliche Worte zwischen Carlisle und Lizzie ausgetauscht, aber selbst mit meinem neuen, feinen Gehör vernahm ich nur Bruchstücke, selbst ihre Lippen bewegten sich in einer dermaßen schnellen Geschwindigkeit, dass ein Mensch überhaupt nicht gesehen hätte, DASS sie sich bewegten. Ich stand einfach nur daneben, traute mich nicht mich einen Zentimeter von der Stelle zu rühren, obwohl die Versuchung groß war, einfach Kehrt marsch zu machen und in mein Zimmer zu gehen, aber ich konnte auch nicht bei jeder kleinen Auseinandersetzung zwischen Carlisle und mir die Kurve kratzen, deswegen blieb ich stur auf der Stelle stehen! Es vergingen weitere gefühlte fünf Minuten, ehe Carlisle das Telefonat anscheinend für beendet hielt und auflegte. Er schwieg, als würde er nachdenken, dann wandte er sich zu mir um, sein Blick traf meinen und ich musste innerlich wieder schlucken, da diese Seelenspiegel nicht weit von dem Ausdruck von vorhin in der Küche entfernt waren, mir leichte Schauer über den Rücken jagten, die nichts Gutes versprachen. „Was machen wir jetzt?“, fragte ich, allein um von der gespenstischen Stille weg zu kommen, die sich wie ein Mantel um uns zu legen schien. Ich fühlte mich unruhig, aufgekratzt, wild, von allem etwas und ich wollte raus, mich bewegen, etwas machen, toben, um mein Gemüt zu beruhigen, es wieder in vernünftige Bahnen zu lenken, ohne gleich glauben zu müssen in die Luft zu gehen! „Wir machen das, was Lizzie dir gegenüber schon ausgeplaudert hat, ohne mich zu fragen, ob es überhaupt schon losgegangen ist.“, sprach er ruhig, was mich dazu veranlasste ein bisschen unbehaglich die Arme vor der Brust zu verschränken. „Du meinst das…Jagen oder?“, fragte ich überflüssiger Weise nach, obwohl ich die Antwort genau kannte, sein Nicken verdeutlichte mir nur, dass sich die Situation zwischen uns weiter zuspitzte. Prüfend besah ich mir mein Kleid. Es war alles andere als sauber, ruiniert obendrein, aber wenn wir jetzt jagen gingen, die Dunkelheit hatte schließlich inzwischen eingesetzt und kein normaler Mensch würde jetzt noch unterwegs sein, würde es sowieso noch weiter dreckig werden, da ich nicht glaubte, mich in irgendeiner Weise geschickt anzustellen. Eher im Gegenteil, hoffentlich war ich nicht der tollpatschigste Vampir, den es nun auf der Welt gab. „Und wohin gehen wir?“, fragte ich, da ich zum Teil wirklich neugierig war, wo er in dieser abgelegenen Gegend jagen wollte. Ein verruchtes, mysteriöses Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, welches mir Sachen vorenthielt, die ich nicht wusste und ich kannte ihn mittlerweile gut genug, dass er mir Informationen vorenthalten würde, wenn er selbst es so wollte. Und mit diesem Lächeln wollte er es eindeutig, wie gemein! „Lass dich überraschen!“, versprach er mir, packte mich plötzlich an der Hand und zog mich ohne große Umstände in vampirischer Geschwindigkeit hinter sich her, bis wir einmal, jetzt schon mit zerzausten Haaren, ums Ferienhaus gelaufen waren, geradewegs zum Bootssteg, an dem ein Boot mit einem Tau angebunden war, damit es von den seichten Strömungen im Wasser nicht ins Meer gerissen wurde. „Aber wir haben gar nicht abgeschlossen und Licht brennt auch noch!“, protestierte ich, versuchte mich gegen ihn zu stemmen, aber er zog mich mühelos weiter mit sich, hob mich kurzerhand an der Hüfte hoch, um mich ins Boot auf einen der Sitzplätze zu bucksieren. „Das geht in Ordnung.“, wehrte er behände ab. „Das Licht habe ich angelassen, damit Außenstehende glauben wir wären Zuhause und selbst wenn jemand ins Haus eindringen sollte, haben wir eine Alarmanlage, die sich automatisch verriegelt, wenn das Haus verlassen ist. Es wird nichts abhandenkommen.“ So locker wollte ich eine Situation auch mal nehmen!, dachte ich innerlich, beobachtete Carlisle dabei wie er das Tau löste, elegant ins Boot sprang, den Motor anstellte und losfuhr, während ich mich seufzend an die Reling lehnte, ein wenig die Aussicht genießend. Mit meinen roten Augen konnte ich selbst in der Dunkelheit alles glasklar sehen, als wäre es ebenso helllichter Tag, da brauchte man zumindest kein Nachtsichtgerät mehr, dass hatte man sozusagen schon eingebaut. Der aufkommende Wind fuhr durch meine lange Haarmähne, zerzauste sie noch weiter, als sie eh schon war. Der laute Motor des Bootes war das einzige in der Dunkelheit zu hörende Geräusch, es war beinahe gespenstisch, auch wenn ich nicht an Geister glaubte. Nach wenigen Minuten Fahrt entdeckte ich in einiger Entfernung Umrisse am Horizont auftauchen, dunkle Schatten, gegen die Wellen schlugen. Weitere Inseln. Sie waren nicht besonders groß, jedoch um einiges größer als die Fläche des Hauses und es wuchsen hohe Bäume aus dem Boden, aus dem in der Zwischenzeit ein Wald geworden war, der die ganze Insel umfasste wie ein schützender Fächer der Natur. „Warst du hier schon einmal?“, fragte ich Carlisle ohne ihn anzublicken, denn er hielt zielgenau auf diese Insel zu, ohne den eingebauten Navigator zu verwenden oder einen Blick über die Seekarte schweifen zu lassen. Er war hier definitiv nicht das erste Mal. „Nicht oft, aber hier sind die Jagdbedingungen am besten. Die anderen Inseln sind zu klein, als das dort größere Tiere leben würden und viel zu nahe an der menschlichen Zivilisation, was sehr schnell zu Ärger führen kann, wenn die Menschen den Lärm mitbekommen.“, antwortete er mir. Ich dachte ich hätte mich verhört. Lärm mitbekommen?! Welchen Lärm? Man biss doch einfach nur zu oder? Allmählich wurde mir doch unwohl in meiner Haut, wobei sich das Gefühl noch steigerte, als Carlisle das Boot an Land befestigte und mir seine Hand bot, um mir gentlemanlike aus dem Boot zu helfen. Obwohl ich einen Moment zögerte bevor ich seine Hand ergriff, zuckte Carlisle nicht einmal mit der Wimper, obwohl ich glaubte einen Moment einen Flacker in seinen Seelenspiegel zu sehen, doch das war so kurz, dass ich glaubte ich hätte es mir nur eingebildet, wie so vieles in letzter Zeit. Als meine Füße den Boden berührten, ertönte im Gestrüpp des nächsten Busches ein Knurren, was mich auf merkwürdige Art und Weise herauszufordern schien. Ein Kribbeln zog sich über meinen Rücken. Mit stechenden Augen fixierte ich die Stelle. Etwas tief in meinem Inneren regte sich wie an dem Tag, als ich Carlisle und Edward praktisch davongelaufen war, als sie mir offenbart hatten, was mein neues Wesen war. Ich spürte es brodelnd in mir, wie es an die Oberfläche wollte, sich befreien wollte, TÖTEN wollte. Herausgefordert fühlte ich mich durch die andere Präsenz des Tieres, herausgefordert meine Überlegenheit unter Beweis zu stellen, meine Kraft zu demonstrieren, aber auch diese brennende Kehle loszuwerden, die plötzlich wieder derart real im Raum stand, als würde sie mich schon den ganzen Tag plagen. Zittrig holte ich Luft, roch dabei einen exotischen, wilden Duft, der jedenfalls nicht Carlisles war. „Es gibt genau drei Regeln, die du beim Jagen beachten solltest.“, raunte mir Carlisle zu, der sich, während ich wie erstarrt stehen geblieben war, hinter mich gestellt hatte, langsam mit seinen großen Händen über meine nackten Oberarme strich, mir zusätzlich ein prickelndes Gefühl verpasste, dass ich bald zu platzen drohte. Es war alles elektrisierend, die Gegend, der Geruch des Blutes der Tiere, dieser Mann hinter mir…Ich wusste nicht mehr wo mir der Kopf stand, es schien als würde ich in alle Richtungen gleichzeitig gezogen werden, ohne Anhaltspunkt welche ich zuerst meiner Aufmerksamkeit zuwenden sollte. „1. Hör auf deinen Instinkt. Er wird dir alles sagen, was du wissen musst und ist dir ein Helfer und Freund, um Gefahren zu erkennen und gefährlicheren Tieren aus dem Weg zu gehen. 2. Vertrau auf deine Kraft. Es gibt kein anderes Lebewesen außer anderen Vampiren vor denen du Angst haben musst und 3. Töte, wenn du töten musst, aber beende kein Leben aus Spaß, denn jedes Leben ist kostbar, egal welches.“, wisperte er mir leise ins Ohr, strich selbst noch einmal mit seiner Nase meine Halsbeuge entlang, was meinen ganzen Körper beben ließ, dann trat er einen Schritt zurück, um mir freien Raum zu lassen. „Und dann lass einfach los und fühle nur noch das Hier und Jetzt.“, flüsterte er mir leise zu und alles verschwamm zu einer unförmigen, schillernden Masse aus Farben, Gefühlen und Formen. Hinterher vermochte ich nicht mehr zu sagen, welcher Teufel mich geritten hatte, es war als hätte ich einfach meinen Kopf ausgeschaltet und mich auf der Welle der Lust und des Verlangens tragen lassen. Carlisle hatte gerade mit seinen Erklärungen aufgehört, da stürzte ich auch schon los. Ich hatte mich selbst nicht mehr im Griff, bei den anderen Tieren damals, als ich die Flucht ergriffen hatte, war es anders gewesen, klarer, ich war zu abgestoßen von mir selbst, als das ich hätte Blut trinken können. Hier lagen die Dinge grundlegend anders, hier hatte ich schon Blut getrunken und ich verspürte den unweigerlichen, drängenden Druck in meiner Kehle, dass Brennen zu lindern. Den Busch den ich gewaltsam durchstieß berstete, knackte protestierend, bis er wie ein Häufchen Elend in sich zusammensackte. Ein paar Blätter hatten sich in meinen Haaren verfangen, die durch die Attacke mit den Ästen zerwuschelt waren, mein Kleid hatte grüne, braune Flecke dazubekommen, aber all das störte mich nicht, nicht mehr. Ich hatte meine erste richtige Beute schon anvisiert. Eine Wildkatze, ich glaubte ein Puma war es oder so etwas ähnliches in der Art, kauerte in Angriffsstellung keine zwanzig Meter von mir auf dem Boden, fauchte mich mit gebleckten, scharfen Zähnen an und ich nahm nur zu gerne diese derart offene Herausforderung an, die genauso heftig erwidert wurde! Wir sprangen uns gegenseitig an, trafen uns in der Luft, schleuderten uns mit kräftigen Hieben zu Boden. Es hörte sich an wie Donner, die Erde bebte unter uns, als wenn Bomben einschlagen würden. Kleinere Tiere erzitterten in unserer Nähe, flohen so schnell sie konnten vor uns. Ich fauchte wie eine Katze, die Pumadame ebenfalls. Mit langen, tödlichen Krallen versuchte sie mich zu zerfetzen, in Stücke zu reißen, was bei meinem Kleid auch wirklich funktionierte, nur nicht bei mir. Zwei Mal traf sie mich mit voller Breitseite, doch es war nicht einmal eine Schramme zu sehen, dann war ich für sie unsichtbar. Mit einem mörderischen Tempo umkreiste sie, Blätter wurden vom Boden aufgewirbelt. Ich wartete einen günstigen Moment ihrer Unachtsamkeit ab, um zu zuschlagen und dieser Moment kam, schneller als ich es mir erhofft hatte! Ich attackierte sie, sprang sie von hinten an, landete auf ihrem Rücken und drückte sie mit meinem steinharten Körper in die Erde unter uns. Verzweifelt, fauchend, versuchte sie sich aus meinem Klammergriff zu befreien, strampelte, trat, windete sich, aber ich war besser. Mit einem festen Griff um ihren Kopf fixierte ich sie, packte fester zu und brach ihr das Genick mit einer einzigen schnellen Bewegung! Leblos sackte der tote Puma auf der Erde zusammen… Ich hätte bei diesem Anblick etwas empfinden müssen, Reue, Trauer, irgendetwas! Aber alles wurde von dem verzehrenden Hunger verschlungen, der wie ein kalter Kloß in meinem Magen saß. Ich packte den Puma im Nacken und drehte seinen Kopf so, dass ich mühelos an seinen Hals herankam. Ich atmete einmal tief durch, schnupperte an der mit Fell bedeckten Halsbeuge, verinnerlichte die süße Note des Blutes, die nun erstarrt in den Adern ruhte, doch nicht lange. Fauchend beugte ich mich runter und versenkte gnadenlos meine Zähne in den Hals, erwischte auf Anhieb die Halsschlagader des Tieres und begrüßte das frei gewordene, mir entgegen strömende Blut mit einem erleichterten Seufzer. Wie Carlisle das mit seiner Selbstbeherrschung machte, wusste ich wirklich nicht, ich hatte diese auf jeden Fall nicht, würde sie vielleicht auch nie haben! Mit gierigen, großen, tiefen Schlucken verschlang ich das Blut, spürte wie es angenehm meine Kehle hinunterlief, meinen Magen füllte, mich befriedigte auf eine ganz andere Art, als Sex es je getan hätte. Mit jedem Schluck mehr verschwand das Brennen in meiner Kehle, aber leider kehrte dadurch mein Geist allmählich wieder ins Hier und Jetzt zurück und ich registrierte allmählich, was ich gerade getan hatte. Aber es gelang mir erst mit dem Trinken aufzuhören, als ich vollends befriedigt war und keine Schmerzen mehr verspürte. Trotzdem blieb ich noch auf dem toten Körper sitzen, musterte ihn und strich wie zur Entschuldigung sein Fell lang. Nun sickerte die Erkenntnis in meinen Kopf: Ich hatte nicht nur ein gefährliches Lebewesen für Menschen getötet, ich WAR das gefährlichste Lebewesen hier. Ein kalter, unangenehmer Schauder ran mir über den Körper, ließ sich meine Härchen aufstellen. Ich wollte hier nur noch weg, einfach nur weg, wenn Carlisle mit seiner Behauptung Recht hatte, dass es hier viele wilde Tiere gab, würde der Kadaver mehr als nur bald verschwinden. Schwankend erhob ich mich, musste mich einen Moment am nächstgelegenen Baum abstützen. Verwirrt stellte ich fest, wie schnell das mir fremde Blut meine Lebensgeister stärkte. Ich fühlte mich schon viel kräftiger, mit geschärften Sinnen, meine Augen schienen noch klarer in der Dunkelheit sehen zu können, als vorher. Langsam, in menschlicher Geschwindigkeit, kehrte ich zum Boot zurück, welches immer noch am Sandufer strandete, darauf wartend, dass sein Besitzer wieder kam. Carlisle stand entweder noch immer an Ort und Stelle, wie ich ihn verlassen hatte oder schon wieder, dass wusste ich nicht und ich hatte ehrlich gesagt jetzt auch keinen Nerv mehr dazu mich mit irgendetwas auseinander zu setzen. Kurz wanderte sein intensiver Blick über meine Gestalt und ich wusste, wenn wir zurück am Strandhaus waren, musste ich mich erst einmal gründlich waschen, denn ich war bedeckt mit Staub, Erde, Blut und Blättern. Blätter in meinen Haaren sowie kurze Äste, Blut und alles andere auf Haut und Kleid. Ich sah bestimmt wie eine wilde Furie aus. Der Eindruck wurde durch das dünne Rinnsal an Blut, welches mir noch von dem Puma am Mund klebte, nur verstärkt. Auf einem Halloweenfest hätte ich wohl den ersten Platz gemacht. Unsere Blicke trafen sich, fixierten einander, aber ich schüttelte nur stumm den Kopf, als Carlisle seinen Mund öffnen wollte, was ihn ein müdes Lächeln einbrachte, an dem ich dann erst bemerkte, dass ein roter, kleiner Fleckt an seinem Mundwinkel klebte. Hatte er etwa auch in der kurzen Zeit gejagt? Ich hatte das Zeitgefühl komplett verloren und für mich fühlte es sich an, als wären nur wenige Sekunden in meinem Blutrausch vergangen. Stumm stiegen wir ins Motorboot zurück, kurz wurde mir tröstend über den Rücken gestrichen und in mir drohten dadurch alle Stämme zu brechen, aber ich riss mich zusammen, erlaubte mir keine Anzeichen von Schwäche und setzte mich mit verschlossenem Gesicht auf einen der freien Sitzplätze, dorthin wo ich zuvor schon gesessen hatte. Das laute Motorgeräusch war für lange Zeit das einzige Geräusch, was in der finsteren Nacht zu hören war… ************************************************************************** Kapitel Ende Kapitel 17: Ein ganz normaler Tag? ---------------------------------- Soooo.... Ich melde mich seit einer wirklich langen Zeit auch mal wieder. Ich habe die letzten Monate an einem mir sehr wichtigen Projekt gearbeitet und habe deswegen diese FF vernachlässigt. Ich möchte mich nicht dafür entschuldigen, aber ich hoffe trotzdem, dass ich wenigstens auf ein bisschen Verständnis eurerseits treffe und wünsche euch ohne Umschweife viel Spaß beim Lesen^^ Liebe Grüße Lesemaus16 ******************************************************************************** Ein ganz normaler Tag? Ich sah ein blasses Gesicht im Wasser… Ein Gesicht mit tiefer Verzweiflung in den Zügen… Ein Gesicht mit rubinfarbenen Augen, die deutlich an Glanz in den letzten Stunden verloren hatten. Nach endlosen zwei Stunden, die ich einfach nur im Wohnzimmer in einer dunklen Ecke zusammengekauert verbracht hatte, immer noch bedeckt mit Blut, Dreck und Blättern, aber zu geschockt von mir selbst, als das ich mich dazu aufraffen konnte, mich wieder in einen Menschen, rein äußerlich natürlich, zu verwandeln, anstatt wie ein Neandertaler auszusehen und jeder Schönheitskönigin damit eine heftige Ohrfeige zu geben, schaffte ich es schließlich ins Bad zu schlurfen. Wie unter Taubheit stehend, zog ich mir die Reste meines Kleides aus, ließ es zusammen mit meiner Unterwäsche achtlos auf den Boden fallen, während ich den Wasserhahn in der Badewanne voll aufdrehte, mich einfach auf den Rand setzte und in das Becken schaute, wie es sich langsam aber stetig mit brennend heißem Wasser füllte, welches für Menschen überhaupt nicht auszuhalten wäre. Wasserdampf stieg auf, beschlug Spiegel, Fensterscheiben, alles was aus Glas war. Meine roten Haare fielen mir über die Schulter und dem nackten Rücken, bedeckte Halsbeuge und Dekolleté. Ich fühlte nichts. Warum fühlte ich nichts? Ich sollte etwas empfinden, Reue oder vielleicht auch Ekstase…Genugtuung, doch da war nichts. Es war als würde ein großes, schwarzes Loch in meiner Brust klaffen, unendlich groß, es konnte niemals gestopft, geschlossen werden. Ebenso schien mein Kopf wie leer gefegt zu sein. Die Gedanken zerflossen in meinem Geist zu unzusammenhängenden Sätzen, die keinen Sinn ergaben. Es war alles so…eh! Die Badewanne war schneller gefüllt, als ich gedacht hatte und ich hieß die Wärme, die sich um meinen Körper schlang willkommen, da ich mich innerlich wie tot fühlte und hoffte wenigstens etwas Wärme abzubekommen. Bis zur Nasenspitze versank ich in der reinigenden Flüssigkeit, die Knie eng an den Körper gezogen, mit den Armen umschlungen. Ich fühlte mich so klein…so einsam in diesem Moment, als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt. Zart legte sich eine große Hand auf meine Schulter und ließ mich erschrocken zu der Person herumfahren, die mich unerwartet berührt hatte. Natürlich war es Carlisle, wer auch sonst? Außer ihm und mir befand sich schließlich niemand im Haus und Isilda und Lucas würden erst Morgen wieder kommen, um die Lebensmittel aufzufüllen, die sich in der Küche befanden. Ich hatte den Arzt gar nicht ins Badezimmer kommen hören… Hatte ich denn nicht abgeschlossen? Anscheinend nicht, denn ansonsten hätte er die Tür aufbrechen müssen, um ins Zimmer einzudringen und das hätte ich auf jeden Fall gehört, egal wie tief ich in Gedanken versunken war. Gefährlich schwappte das Badewasser, drohte durch meine ruckartige Bewegung über zu schwappen, aber ich hatte mich soweit im Griff, dass ich nicht vollends die Kontrolleüber mich verlor. Erschrocken schaute ich in Carlisles von merkwürdigen Gefühlen gezeichnetes Gesicht, die Seelenspiegel wieder in einem hellen Honigton gefärbt, was er nur dem Blut des Tieres zu verdanken hatte, welches er vorhin auf der Jagd getötet hatte. Seine Hand löste sich von meiner Schulter, hob sich langsam auf meine Augenhöhe, strich leicht über meine Wange, wobei er gleichzeitig eine meiner dicken, roten Haarsträhnen beiseite nahm, die mittlerweile durch einmal unter Wasser tauchen einigermaßen sauber war und nicht mehr einer Vogelscheuche glich. Dort wo er mich berührte kribbelte die Haut angenehm, verbreitete einen heißen Schauer, der mich innerlich derart aufwühlte, dass ich eine leichte Angst verspürte. Jeden Tag lernte ich diesen Vampir auf eine neue Art kennen, die mich wieder aufs Neue faszinierte, aber diese erste Jagd war für mich nicht nur ein tiefdringendes Ereignis für mich, ich hatte herausgefunden wozu ich in der Lage war, ohne meine Grenzen genau zu kennen und ich hatte allmählich selbst Angst vor mir, zu was ich womöglich noch in der Lage war, wenn ich in einen Blutrausch verfiel. „Wird es irgendwann besser?“, fragte ich mit bebenden Lippen, zitterte dabei verdächtig, mit Mühe hielt ich seinem intensiven Blick stand. „Es wird erträglich.“, wurde mir lediglich entgegnet, mit einer Stimme die sich wie die eines alten Mannes anhörte, tonnenschwer zu sein schien. Ich durfte nicht vergessen, dass dieser Mann schon mehrere hundert Jahre als Vampir lebte, nicht erst seit gestern, auch wenn sein Körper für ewig im Alter von dreiundzwanzig erstarrt bleiben würde, er war von Erfahrungen gezeichnet, die ich mir niemals zu träumen wagte und unter Garantie auf keinen Fall selbst durchmachen wollte, egal in welchen Schwierigkeiten ich einmal stecken sollte. „Und bei Menschenblut?“, fragte ich zögernd nach, da es mich interessierte, wenn die Versuchung so stark war, einen Menschen wegen des Hungers zu töten, warum hatte Carlisle sich von Anfang an mit tierischem Blut zufrieden gegeben und nicht der Versuchung nachgegeben? Mit einem Schlag verfinsterte sich sein Gesicht und ich wusste sofort bei seinem Stimmungsumschwung, dass ich das falsche Thema angeschnitten hatte. Eine steile Falte erschien auf seiner Stirn, hart pressten sich seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, nicht bereit eine Information herauszugeben. Wortlos griff er nach dem Badeschwamm, der noch unberührt auf dem Badewannenrand lag, tauchte ihn in das brütendheiße Wasser, sodass er sich mit eben jener Flüssigkeit füllen konnte, eher er sanft in gleichmäßigen Bewegungen damit über meinen Rücken fuhr, den Augenkontakt zu mir unterbrechend, als müsste er genau studieren, was er dort tat. Abwartend betrachtete ich den blonden Arzt bei seinem Tun, um doch noch etwas über ihn herauszufinden, aber er war so undurchdringlich mit seiner Maske wie eh und je. In den letzten Jahren hatte er sich die verschiedensten Masken angeeignet und konnte diese bedingungslos Aufrecht erhalten, egal was man sagte oder tat, nur selten waren seine Gefühle in seinem Gesicht abzulesen, ganz im Gegensatz zu mir. Ich hatte leider die Eigenschaft, dass ich für alle Menschen um mich herum wie ein offenes Buch war, nur selten konnte man meine Gefühle nicht erkennen und das eigentlich auch nur, wenn ich vor der Konfrontation wortwörtlich floh und das Weite suchte. Ich erkannte so viel Schmerz in seinen Augen und kam mir wie der letzte Idiot auf der Welt vor, ihn etwas Derartiges gefragt zu haben. „Tut mir Leid, ich wollte keine bösen Erinnerungen wecken.“, sagte ich in die Stille hinein, die sich wie ein gespenstischer Nebel um uns gelegt zu haben schien und schwer auf das Gemüt drückte. Carlisles Augen sahen von seiner Tätigkeit auf, blickten mich unverwandt mit diesem klaren Blick an, der sein wahres Alter erahnen ließ, nicht seine menschlichen dreiundzwanzig, die ich mit meinen menschlichen sechsundzwanzig locker überbot. Wusste er eigentlich wie alt ich war?, kam mir die Frage in den Sinn, aber schließlich war er einer meiner behandelnden Ärzte gewesen, bestimmt wusste er es aus meiner Krankenakte! „Es muss dir nichts Leid tun.“, widersprach er mir. „Ich habe mich zwar nicht für dieses Leben entschieden, aber ich habe mich daran gewöhnt anders zu sein.“, erklärte er, aber ich wusste rein intuitiv, dass er das nur sagte, um mich von meinen trübsinnigen Gedanken abzulenken, in Wirklichkeit ging es ihm viel schlechter, als ich überhaupt erahnen konnte. So wenig ich ihn bisher auch kennen mochte, er war wie Edward eine unzerstörbare Naturkatastrophe, die nicht gebrochen werden konnte und so sah er mich auch gerade an, mit diesem undeutbaren Gefühlen in den Seelenspiegeln, die mein Herz angenehm flattern ließen, da ich wusste, dass er dieses Leben nicht einfach aufgeben würde, um sein Leben zu beenden, nur den Grund für diesen Mut weiterhin durch diese Hölle zu gehen, den wusste ich nicht und ich brachte, lechzte förmlich danach, diesen Grund endlich zu erfahren! „Und warum willst du unbedingt weiterleben?“, fragte ich leise, hielt gespannt auf seine Antwort den Atem an. Sekunden schienen zu vergehen, vielleicht auch Minuten, während wir unser Blickduell ausfochten, uns gegenseitig durchbohrten und versuchten den anderen aus der Reserve zu locken, ihn zum Reden zu bringen, alle Geheimnisse offen zu legen, bis nichts als die nackte Wahrheit blieb… Aber enttäuschte mich, als er sich mit einer geschmeidigen Bewegungen vom Fußboden erhob und sich von mir abwandte, Anstalten machte einfach zu gehen und das konnte ich nicht zulassen! Egal wie das Badezimmer nachher aussah, putzen konnte ich immer noch, außer Acht lassend, dass ich nichts an meinem Leib trug, schnellte ich nach oben und bekam gerade so die Ecke seines Hemdes zu fassen, brachte ihn damit zum Stehen, da er, um sich loszumachen, unter Garantie sein weißes Hemd in Stücke gerissen hätte. Innerlich schmunzelte ich. Schon lange hatte ich mir die Fragen gestellt, was unter seiner ernsten, vornehmen Kleidung lag, aber ich würde den Teufel tun und diesen Gedanken laut aussprechen! Bedächtig wandte er sich zu mir um und wie es typisch für die alte Schule war, wanderte nicht einmal ansatzweise sein Blick Richtung Süden, obwohl er natürlich wusste, dass ich beim Baden auf jede mögliche Kleidung verzichtete, nur seine Augen sprachen ihre Sprache für sich, denn sie hatten sich merklich verdunkelt in den finsteren Karamellton, den er immer dann hatte, wenn er hungrig wurde und neues Blut brauchte, aber das war momentan wohl das letzte, was er brauchte. Er hatte erst vor ein paar Stunden neues zu sich genommen, werden ich ebenfalls jagen war, es war unmöglich, dass er schon wieder welches brauchte. Wassertropfen perlten von meiner Haut auf den Fliesenfußboden, verursachten tropfende Geräusch, Carlisles Hemd blieb davon ebenfalls nicht verschont, aber er machte auch keine Anstalten sich von mir zu lösen. „Du hast mir diese Frage schon so lange nicht beantwortet.“, rügte ich ihn mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, da ich mich noch gut daran erinnerte, wie er sich immer gekonnt durch Edward oder eine andere scheinheilige Ausrede aus der Affäre gezogen hatte, ohne mir die Möglichkeit zu lassen, etwas zu entgegnen, deswegen drehte ich nun den Spieß um. Er würde mir jetzt gefälligst eine Antwort geben, selbst wenn ich ihn dazu solange festhalten musste, bis wir beide halb am Einschlafen waren! „Ich werde dir diese Frage nicht eher beantworten Esme, wie du dafür nicht bereit bist.“, entgegnete er rätselhaft in einem tieferen Bariton seiner Stimme, mit diesem merkwürdigen zärtlichen Lächeln auf den Lippen, welches ich nicht verstand. Worauf wollte er denn jetzt wieder hinaus? „Und wann bin ich deiner Meinung nach dafür bereit?“, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue zweifelnd nach, da ich nicht ergründen konnte, was er genau meinte. Ich wusste, dass ich nicht das Passendste für eine solche Unterhaltung trug, aber ich konnte auch schnell in andere Klamotten schlüpfen, aber das schien ihm wiederum auch nicht zu passen. Konnte dieser Mann nicht einmal aufhören in Rätseln zu sprechen und direkt auf den Punkt kommen? Diese Diskussionen mit ihm waren auf die Dauer echt anstrengend! „Was hältst du davon, wenn du in Ruhe zu Ende badest, dir etwas anziehst und wir dann zusammen ans Festland fahren, um uns ein bisschen die Gegend anzusehen?“, fragte er mich unvermittelt, sodass ich ihn perplex ansehen musste, völlig von diesem unvermittelten Gesprächsumschwung überrascht. „Wie bitte?“, fragte ich stotternd, da er schon beinahe frech das Gesprächsthema gewechselt hatte. Ein mitfühlendes Lächeln wurde mir entgegen gebracht, sanft aber bestimmend die Hand von seinem Hemd entfernt, ehe er mich nachdrücklich, mit enormen Druck, zurück in das heiße Wasser drückte, damit ich zu Ende baden konnte. Ein weicher Kuss wurde mir auf die Wange gegeben, was mich reflexartig verstört dort hingreifen ließ, dann ertönte die Badezimmertür und ich wusste, Carlisle war getürmt, hatte mich allein gelassen und wollte anscheinend keinen Handel mit mir eingehen, was unsere nächsten Aktivitäten anging. Mürrisch betrachtete ich die Tür, da ich mir irgendwie abgeschoben vorkam. Ein letzter Seufzer entwich mir, bevor ich mit meinem Körper unter Wasser glitt, um meine Haare noch einmal nass machen zu können, damit ich sie waschen konnte. Es dauerte genau fünfzehn Minuten, ein neuer Rekord meinerseits, bis ich gestriegelt und gebürstet im Flur des Ferienhauses stand und nach dem Arzt Ausschau hielt, ob er nun seinen Vorschlag wahr machte oder wieder den Schwanz einzog. Meine Haarmähne hatte ich mit einem Zopfgummi zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden, damit sie mir nicht mehr im Gesicht herumhingen und andauernd meine Sicht behinderten. Ich trug ein weißes Kleid, gepaart mit grünen und knallig gelben Streifen, welches mir bis zu den Knien ging. Lockere offene Sandalen rundeten das Bild ab. Da draußen helligster Tag war, die Sonne war während ich gebadet hatte am Horizont aufgestiegen, hatte ich mich am ganzen Körper übergeschminkt, um nicht wie ein funkelnder Diamant der Sonne ausgesetzt zu sein, ansonsten würde ich keinen einzigen Schritt in der Stadt machen können ohne, dass die Leute dachten es würde ein Film gedreht werden oder ich wäre ein irrer Freak. Wobei, war ich das nicht schon? Außerdem bereitete mir Carlisles Verhalten Sorgen. Seit gestern Nacht, wo wir zusammen gejagt hatten, war er wie ausgewechselt. Er mied meine Nähe, vorher hatte er sich an mich geklammert wie eine lästige Klette, mich nicht aus den Augen gelassen, wie ein Adler über mich gewacht. Warum also machte er nun das genaue Gegenteil? Sofort wenn ich einen Raum betrat, floh er, spazierte direkt an mir vorbei, machte scheinheilige Ausreden oder schnappte sich das Telefon, um zu telefonieren, obwohl ich genau wusste, dass er nur in den Hörer herein sprach und so tat, da niemand je auf seine Worte geantwortet hatte und als Vampir war ich längst nicht taub geworden! Ein bisschen nervös war ich schon, da ich eben so wenig mit Carlisle unternahm, da ich im Zwiespalt zu dem stand, was er mit mir angestellt hatte, als das er sich gegenüber mir verhielt. Ich hatte nicht vergessen, dass er mich zum Vampir gemacht hatte, aber mit seiner fürsorglichen Art versuchte er mir das Leben so erträglich wie möglich zu machen, las mir jeden Wunsch von den Lippen ab, unternahm Dinge mit mir, beantwortete mir ohne Widerstand Fragen, brachte er mich derart aus dem Konzept, dass ich mir nicht mehr sicher war, auf welche innere Stimme ich hören sollte. Die, die erzählte, dass ich ihn hassen sollte, weil er mich zu einem Vampir gemacht hatte oder die, die gegenüber ihm ein bisschen auftauen wollte, da er sich gut um mich kümmerte und sich bemühte mir zu gefallen. Das war doch zum Hühner melken! Ein Luftzug streifte meine Wange und ich brauchte nicht einmal aufzusehen, um zu wissen, dass Carlisle an meine Seite getreten war, mir wortlos die Tür öffnete und diese mir aufhielt, damit ich hindurch gehen konnte. Ohne ein weiteres Wort gehorchte ich ihm, wartete eine Sekunde, bis er hinter uns das Haus abgeschlossen hatte, ehe wir Seite an Seite Richtung Pier gingen, wo bereits das Motorboot von gestern Abend vor Anker lag. Genau wie am vorigen Tag stiegen wir zusammen ein, während Carlisle auf dem Fahrersitz Platz nahm und uns in gemäßigtem Tempo zur Küste brachte, die an die fünfzehn Minuten entfernt war. Die Sonne knallte erbarmungslos auf uns herunter und ich war froh, dass ich die Idee mit der Schminke gehabt hatte, meine Haut funkelte nicht ein bisschen, also brauchte ich mir eigentlich keine Sorgen machen, wenn sich nicht mein Magen schmerzhaft zusammen ziehen würde allein bei dem Gedanken, dass ich das erste Mal seit ein paar Tagen wieder auf Menschen traf. Erwachsene, Jugendliche, Kinder, die zusammen mit ihren Familien normalen Urlaub machten. „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich bei den enormen Blutgerüchen unter den Menschen meinen Kopf verliere?“, fragte ich bei Carlisle prüfend nach. Bei ihm holte ich mir gerne Rat, denn er war wesentlich erfahrener als Vampir und konnte mich besser einschätzen, als ich mich selbst. Das laute Motorgeräusch des Antriebs überdeckte alle normalen Gespräche, deswegen musste mich Carlisle schon fast anschreien, damit ich ihn verstehen konnte. „Du hast gestern erst getrunken, es ist unwahrscheinlich, dass du jetzt auf menschliches Blut reagieren würdest, dass kommt bei gesättigten Vampiren sehr selten vor. Außerdem bist du noch ein junger Vampir, für dich werden viele Bluttypen gleich riechen, erst wenn du älter bist, entwickelst du eine feine Nase, um die verschiedenen Blutgruppen auseinander zu halten. Da brauchst du dir keine Sorgen machen!“, erwiderte er überzeugt, sprach beruhigend auf mich ein und in diesem Fall vertraute ich ihm mehr, als jeder anderen Person, die ich kannte, selbst meiner Schwester, auch wenn sie ein Familienmitglied ist, ist sie ebenfalls ein noch junger Vampir und weiß noch nicht alles über ihre blutsaugenden Kammeraden. Danach schlief das Gespräch zwischen uns wieder ein, nicht nur weil sich Carlisle auf das Fahren konzentrieren musste, sondern weil ich ihn durchgehend betrachtete, wie sich die Sonne in seinem Haar wiederspiegelte, es zum Leuchten brachte, als würde es die Sonne gleich brechen, wie seine durchdringenden karamellfarbenen Augen die Gegend nach etwas absuchten, was nicht da war. Er trug wie gewöhnlich, anders kannte ich ihn schon nicht mehr, ein Hemd aus leichtem Stoff, dunkler Hose, die sich elegant um seine Hüfte schlang, sich leichte, aber nicht zu aufdringliche, Muskeln abbildeten. Er sah wie der Adonisgott persönlich aus, unwiderstehlich, aber doch natürlich. Gefährlich wie ein wildes Tier, aber doch wieder so, als könnte er keiner Fliege etwas zu Leide tun. Er strahlte Sicherheit aus, obwohl er oftmals in meiner Nähe wie ein kleiner Junge wirkte, der selbst noch viel dazu lernen musste. Er sorgte sich um seine Freunde, Familie und kümmerte sich wie ein Vater um Edward, obwohl er nicht dessen Vater war. An einem Tag konntest du alles Wichtige über ihn erfahren, aber er überraschte dich trotzdem immer wieder aufs Neue und es wurde nie langweilig! Wenn ich diese Gedanken weitersponn, die mich förmlich in ihrem Bann gefangen hielten, war er der perfekte Mann für eine Frau, wenn diese ihn denn wollte. Und das war die Frage, die ich mir selbst schon oft gestellt hatte. Was empfand ich für diesen Mann? Wie fand ich ihn und wie stellte ich mir die Zukunft mit ihm vor? Bevor das erste Jahr meiner Umwandlung nicht vorbei war, konnte ich auf keinen Fall von ihm weg, außerdem wollte ich weiterhin den Kontakt zu meiner Schwester Elisabeth wahren und so würden wir uns auch wiedersehen, ob nun früher oder später spielte dabei keine Rolle. Er war ja ganz nett, dass musste selbst ich einsehen, aber konnte ich mit diesem Mann auf ewig zusammenleben, der mich selbst zum Vampir gemacht hatte, aus welchem Grund auch immer, denn den hatte ich ihn noch nicht aus der Nase ziehen können, aber das würde ich auch noch geschickt anstellen, ich musste nur den richtigen Zeitpunkt abwarten. Über mich selbst die Stirn runzelnd und was ich mir schon wieder für Gedanken machte, die momentan alles andere als hierher passten, wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf das offene Meer zu, wo am Horizont die Küste in Sicht kam, genauso der Hafen, der mit reichlich Booten in allen möglichen Größen gefüllt war. Es tummelten sich kleine Fischerboote sowie große Yachten dort, selbst aus der Entfernung konnte ich den Trubel der Menschen erkennen, die sich um die verschiedensten Boote reiten, um sie für eine Spritztour zu mieten. Wenigstens um dieses Transportmittel mussten Carlisle und ich uns keine Gedanken machen. Ich war froh, dass Carlisle einen Bootsführerschein hatte, ansonsten wäre das mit dem „Einparken“ wirklich schwierig gewesen, da es durch den vollen Tumult am Hafen reine Zentimeterarbeit war, die allein schon durch eine etwas höhere Welle zu Unfällen hätte führen können und ich war mehr als heil froh, als ich endlich wieder normalen Boden unter den Füßen hatte. Ich wurde zwar nicht seekrank an Bord, trotzdem mochte ich das Land lieber, keine Ahnung warum. „Wow, du willst mich also wirklich umbringen!“, murmelte ich so, dass nur Carlisle es außer mir hören konnte, während ich die Menschenmenge vor uns betrachtete, die sich durch die Einkaufsgasse schlängelte. Menschen eilten durch die Gasse, große, kleine, dicke, dünne, weiße, schwarze. Es war ein buntes Gemisch aus allen möglichen Persönlichkeiten. Bei dem Gedrängel, das doppelt so schlimm war wie auf dem Bootssteg, befürchtete ich für mich das schlimmste! Lange, feingliedrige Finger schlängelten sich in meine, umschlossen sie und drückten sie mit beruhigendem Druck. „Keine Sorge, ich bin da, ich bleibe die ganze Zeit an deiner Seite und lasse dich nicht eine Minute aus den Augen!“, versprach er mir hoch und heilig, lächelte mich beruhigend an und führte mich im nächsten Augenblick auch schon die Straße entlang, wobei ich mich dicht an ihm halten musste, um nicht von anderen Personen angerempelt zu werden. Er zog mich dicht an sich, legte einen Arm um meine Taille, um mich zusätzlich zu stützen. Ich vergrub mein Gesicht an seinem Arm, um den Geruch der vielfältigen Blutgruppen wenigstens etwas zu überdecken oder zumindest nicht so stark zu riechen. Ich spürte zwar, wie meine Kehle leicht anfing zu brennen, aber es war nicht so, dass ich mich dagegen nicht wehren, nicht stemmen konnte, so viel Selbstbeherrschung besaß selbst ich als neugeborener Vampir. Mit Adleraugen beobachtete ich die anderen Menschen, um Berührungen zu vermeiden, zu verhindern oder rechtzeitig ausweichen zu können, falls mir einer mit zu schmackhaftem Blutgeruch zu nahe kam, Carlisles Versuche mich wenigstens etwas zu beruhigen, zu beschützen, kommt auf den Blickwinkel des anderen an, funktionierte mehr schlecht als Recht, aber ich ließ es zu… Wir schlenderten näher zu den einzelnen Ständen, die am Straßenrand aufgebaut waren und in denen Händler ihre Waren lautstark anboten, die aus den unterschiedlichsten Dingen bestand. Natürlich gab es hier auch Boutiquen und Einkaufsläden, aber die befanden sich erst weitere hundert Meter die Straße hinunter. Zum Teil doch neugierig und erfreut, dass Carlisle mich förmlich dazu gezwungen hatte, mit ihm hier herzufahren, spähte ich über die Stände. Es wurden die verschiedensten Sachen angeboten: Kleidungsstücke für Herr und Dame, Schmuck, edle Tücher, Uhren, Tiere wie z.B. Fische oder Seesterne aus dem Meer, Essen und Delikatessen aus der Umgebung. Es war eine Vielzahl in der für jeden Typen etwas dabei war. Ein Fotostand erregte meine Aufmerksamkeit, an welchem wir gerade vorbei gingen und ich hielt inne, musterte die bunten Bilderrahmen, in denen schon bearbeitete Bilder eingesetzt waren, die Familien, Neugeborene oder Liebespaare zeigten. Ein Hochzeitsfoto war auch dabei und wie aus einem Impuls heraus wollte ich mit den Fingerspitzen über das Glas streichen, als mich ein plötzlich aufleuchtender Blitz zusammenschrecken ließ! Ich stolperte einen Schritt zurück, stieß gegen Carlisle, der meine andere Hand, die er mit seiner verschränkt gehalten hatte, losgelassen hatte, als ich das Bild betrachten wollte und schlang seinerseits eben diesen zweiten Arm auch noch um meine Hüfte, sodass ich rücklings an seine breite Brust gedrückt wurde. „Und ein Foto für das frisch verheiratete Ehepaar!“, gluckste eine amüsierte Stimme auf, schoss noch ein Bild von uns, kam mir mit der Linse der Kamera so nahe, dass ich merklich versucht war, hätte Carlisle meine Arme nicht in einem Klammergriff gehalten, auf diesen aufdringlichen Mann einzuschlagen und ihm mehr zu geben als eine saftige Ohrfeige! „Beruhig dich Esme.“, flüsterte er mir leise ins Ohr. „Wir wollen keine Aufmerksamkeit erregen, außerdem ist er nur ein einfacher Fotograf, ich werde ihn abwimmeln.“, versprach er mir. Ich musste das Gesicht abwenden, um nicht meine Beherrschung zu verlieren und meine Wut freien Lauf zu lassen! Ich verstand mich selbst im Moment nicht, warum ich so leicht aus der Haut fuhr, aber dieser Mann brachte mich mit seiner Aufdringlichkeit in die Ecke, wie ein zusammengetriebenes Tier und dagegen musste ich unbedingt etwas unternehmen, koste es was es wolle! „Könnten Sie bitte die Kamera senken. Meine…Freundin hält nicht viel von Fotos von sich selbst.“, erklärte Carlisle in seiner typischen ruhigen Arztsprache, die wohl jedes kleine Kind um den Finger gewickelt hätte. Und der Mann sprang darauf an. Mit gerunzelter Stirn nahm er die bestimmt teure Kamera von seinem Gesicht, sodass man ihn jetzt erkennen konnte. Er war ein klein gebauter Mann, vielleicht meine Größe, was sehr selten unter dem männlichen Geschlecht vorkam. Auf den ersten Blick machte er einen eigentlich netten Eindruck, bei mir hatte er es sich trotzdem versaut, da würde auch keine Entschuldigung etwas daran ändern! „Oh…Entschuldigung! Wir machen hier immer Probefotos von Paaren, unvorbereitet, damit sie so natürlich wie möglich wirken. Danach führen wir Ihnen die Fotos vor und geben ihnen Probedrucke mit.“, erwiderte er, schaute leicht beschämt, da er wirklich bemerkte, dass er einen Fehler gemacht hatte, deswegen packte er auch sofort die Kamera weg. „Kein Problem, aber machen Sie das bitte nicht noch einmal!“, äußerte Carlisle eindringlich, festigte seinen Griff um mich und lenkte mich von diesem Stand weg, damit ich wieder in Ruhe durchatmen konnte, bevor er noch einmal zu dem Stand zurückging, um die Situation zu klären, damit keine Unannehmlichkeiten folgten. Währenddessen stützte ich mich an einer großen Laterne ab, die gegen Abend ihr Licht anschalten würde. Erst langsam ließ diese brodelnde Wut in meinem Bauch nach und ich war selbst verwundert über meine angestaute Wut, da ich eigentlich vom Charakter zu den friedliebenden Menschen gehörte, die nur selten auf Konfrontation mit Fäusten ging! Ich klemmte mir meine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht hinters Ohr, bis mein Blick auf den Stand einen Meter neben mir fiel direkt auf ein Muschelarmband, welches mir vorwitzig im Licht entgegen funkelte. Es war hübsch fand ich und lenkte mich gut von meinen Gefühlen ab, selbst den massiven Geräuschpegel konnte ich gut ignorieren, der wie eine laute Sirene in meinen Ohren klingelte und jede Unterhaltung schwierig gestaltete, wenn man sich nicht gerade anbrüllte. Eine bleiche Hand griff zwei Minuten später an mir vorbei, nahm sich das Armband zusammen mit meinem Handgelenk und streifte mir das Schmuckstück Zentimeter für Zentimeter, bis es am richtigen Platz saß. Verwundert blickte ich auf, er hielt immer noch meine Hand und an der Stelle, wo sich unsere Haut berührte, kribbelte es wieder auf diese angenehme Art und Weise wie heute Morgen im Badezimmer, direkt in seine Augen, die mich freundlich ansahen. „Warum..?“, wollte ich ansetzen zu fragen, wurde aber durch einen Finger auf meinen Mund daran gehindert weiter zu sprechen. „Ich schenke es dir.“, redete er mir leise zu, denn wie sich herausstellte hatte er schon bezahlt, ohne dass ich es bemerkt hatte. Ich wollte zwar wieder widersprechen, aber der feurige Blick, der mich direkt traf, brachte mich unvermittelt zum Schweigen, ließ mich schlucken und wäre ich nicht schon ein Vampir, der keine roten Wangen mehr bekommen konnte, wäre ich knallrot wie eine Ampel angelaufen, deswegen vermochte ich nur eins zu tun: „Danke.“, flüsterte ich gerührt, strich zärtlich über das Armband, machte innerlich einen Freudensprung. Wann hatte mir zuletzt jemand, ausgerechnet auch noch ein Mann, etwas geschenkt? Es schien Jahre her zu sein! Parker hatte sich nie um Geschenke gekümmert, egal ob an unserem gemeinsamen Hochzeitstag oder meinen Geburtstag, die ganze Welt hatte sich immer nur um ihn gedreht…Bis jetzt. Ich konnte es gar nicht beschreiben, aber ich fühlte mich derart gerührt, dass ich am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre, hätte ich es denn noch gekonnt, stattdessen machte ich etwas total Untypisches für mich, was mich über mich selbst verwunderte. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, da Carlisle nun einmal ein gutes Stück größer war als ich, beugte mich nach vorn und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, aber wirklich nur einen kleinen! Nicht einmal eine Sekunde berührte ich seine Wange, bis ich mich auf den Boden der Tatsachen zurückholte, ihn auffordernd meine Hand hinhielt, damit wir zusammen weiter über den Markt schlendern konnten. Angenehm von mir angezogen, aber doch verunsichert wegen des Wangenkusses, folgte er meiner Aufforderung und wir setzten unseren Weg fort, wobei ich zu der Zeit noch nicht bemerkte, dass er eine kleine Plastiktüte in der Hand mit etwas Eckigem trug. Wie auch? Wenn die Plastiktüte mal an eines seiner Beine stieß, dabei ein Knistern verursachte, war es viel zu laut, um auch nur den Ansatz zu verstehen! Leider gab es an sich nichts mehr Interessantes auf dem Markt, sodass wir schon sehr bald wieder umdrehten, um zurück zur Insel zu gehen und das erste Mal überhaupt, seit wir uns kannten, darüber diskutierten, was wir heute Abend zusammen machen wollten. Schließlich pendelte es sich zwischen einem gemütlichen Fernsehabend und einem Kartenspiel ein, da wir beide unsere Dickköpfe durchsetzen wollten… * * * * * Am späteren Abend… „Du hast gemogelt!“, lachte ich befreit auf, feuerte mit ganzer Kraft aus Spaß ein Kissen auf Carlisle und traf mit hundert Prozent genau in sein Gesicht! Von der Wucht des Kissens getroffen, fiel er beinahe vom Sofa gegenüber runter, dass Kissen platzte dabei wie ein Federkissen und alles verteilte sich über den jung aussehenden Arzt, ließen ihn wie einen begossenen Pudel aussehen, wobei ich mir den nächsten Lachflash verkneifen musste um nicht giggelnd und den Bauch haltend vor Lachen auf den Boden zu kullern. „Ich hab nicht gemogelt, du bist einfach nur eine schlechte Verliererin!“, protestierte er ebenfalls mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, griff sich blitzschnell ein anderes Kissen von seinem Sofa und warf es in meine Richtung. Gerade noch rechtzeitig gelang es mir mich drunter weg zu ducken, da klatschte es schon an die Wand. Kichernd versuchte ich auf allen Vieren das Wohnzimmer zu verlassen, dabei so wenig Angriffsfläche wie möglich bietend. Plötzlich wurde ich am Fuß gepackt und mit erstaunlicher Kraft zurückgezogen! Ich keuchte überrascht auf, da Carlisle doch mit einer erstaunlichen Schnelligkeit bei mir war, wurde weiter zurückgezogen, bis ich einen Körper über mir spürte. Dann wurde ich mit einem etwas zu harten Griff auf den Rücken gedreht und fand mich Auge in Auge mit Carlisle wieder, der sich über mich gebeugt hatte, die Arme zu beiden Seiten an meinem Gesicht abstützend. Ich musste unweigerlich grinsen, da sich noch immer eine Feder in seinem strohblonden Haar befand, welches er aus seiner Sicht nicht erkennen konnte. „Du hast da noch etwas.“, sagte ich leise, hob vorsichtig die Hand, da er jede meiner Bewegungen mit aufmerksamen Blick folgte, vergrub meine Hand in seinen weichen, geschmeidigen Haaren, die sich sanft an meine Hand schmiegten und zog das nervende Etwas heraus, zeigte es ihm kurz und ließ sie danach neben uns fallen. Und es war genau die eine Sekunde, die alles zwischen uns veränderte… Es war nicht so, als hätten wir uns das erste Mal geküsst, aber es war das erste Mal, dass ich es seblst wollte, umso intensiver fühlte es sich an, als ich es bisher in Erinnerung gehabt hatte. Einen Moment starrten wir uns gegenseitig an, versanken in den Augen des jeweils anderen, musterten jeden Zentimeter Haut den es gab, waren uns der elektrischen Spannung bewusst, die sich zwischen uns aufbaute, unsere Körper erfasste und nicht mehr loslassen wollte. Es versenkte uns, von innen, von außen, schien unsere Adern in brennende Lavaströme zu verwandeln, einzig dazu da, um über einander herzufallen und einem niederen Trieb nachzugeben, den ich früher mehr als nur gehasst hatte. Ich war dieses Gefühl nicht gewöhnt, dieses begehrt werden, ehrlich begehrt werden, das Verlangen sich an einen anderen Körper zu schmiegen, es war mir beinahe gruselig und ich fürchtete eindeutig um meinen Verstand, der sich mit Minute zu Minute zu verabschieden schien, nie mehr sicher, ob er irgendwann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren würde! Weiche Lippen pressten sich unvermittelt auf meine, liebkosten sie. Eine Zunge schlängelte sich durch sie hindurch, leckte meine Lippen entlang, schob sich forsch zwischen sie, bis ich nichts anderes mehr konnte, als meine Lippen zu öffnen und ihr Zugang zu verschaffen, Gegenwehr fallen zu lassen, die sowieso schon mehr als bröckelte. Carlisles Gewicht auf mir nagelte mich am Boden fest, wo sich das Holz in meine Glieder bohrte. In mir kochte alles, war so empfindlich, so ekstatisch geladen, als würde ich das erste Mal von einer Frucht kosten, die ich doch schon kennengelernt hatte. Es kribbelte überall wo Carlisle mich berührte, ich konnte kaum still halten, deswegen hob ich meine Arme, schlang sie um seinen Nacken und vergrub sie in seinen Haaren, fuhr durch die blonden Strähnen, zerwuschelte sie, dass die Frisur auf jeden Fall ruiniert war und schloss dort das erste Mal meine Augen, um mich ganz auf diese neue Nähe einzulassen. Ich hatte mir zwar geschworen, mich nicht in diesen Idioten zu verlieben, aber wie jedermann wusste, waren Verbote da, um gebrochen zu werden. Sanft aber bestimmend schob sich seine Zunge in meinen Mundraum, erkundete alles, forderte durch anregende Stupsbewegungen meine Zunge auf mitzumachen, was ich erst zögerlich durch die Animierung machte, vorsichtig dabei war, als könnte er unter meinen Händen zerbrechen, was wohl meine letzte Sorge sein sollte, denn so schnell bekam man diesen Vampir nicht klein! Behutsam wurden meine Hände aus seinem Nacken gelöst, was ich mit einem Stirnrunzeln quittierte, aber weiter durch den Kuss abgelenkt wurde, der mir, hätte ich gestanden, weiche Knie beschafft und auf denen ich irgendwann nicht mehr hätte stehen können, ohne auf die Nase zu fallen. Auf einmal versuchte sich Carlisle von mir zu lösen, erhob sich ein wenig, neigte den Kopf nach oben, aber ich wollte nicht, dass es schon endete! Es würde nur die unumgängliche Realität warten, er würde sich wieder für etwas entschuldigen, was ich auch gewollt und ersehnt hatte und wir würden wieder von vorne anfangen, abgekoppelt voneinander, bis er sich nach tagelangem Nachdenken selbst überwinden konnte mir wieder in die Augen zu sehen, ohne von Schuldgefühlen mir gegenüber geplagt zu werden! Ich folgte ihm, behielt mein Gesicht an seinem, um den Kuss nicht zu unterbrechen. Seine großen Hände fuhren meine Seiten entlang, ein Zittern durchlief mich, ließ mich in den Kuss seufzen, bis sie sich um meine Hüfte legten, zum Teil meinen Po bedeckten und wir mit Schwung auf einmal die Plätze wechselten, bis ich mich auf seinem Schoss widerfand. Verwirrt über diese Tatsache öffnete ich meine roten Augen, fand mich mit seinen konfrontiert wieder, wie sie auf den Grund meiner Seele zu blicken schienen. Langsam lösten wir den Kuss, es gab ein schmatzendes Geräusch und mit der Erkenntnis, was ich hier eben getan hatte, wie ich mich zu so etwas hatte hinreißen lassen, einfach weil jemand da war, der anfing mir wichtig zu werden, der einzige Umgang an menschlicher Zivilisation, den ich in diesem Gott verdammten Haus hatte, kam die Scham. Unsere Position war eindeutig und ich wusste genau was da so viel versprechend an meinen Schenkel drückte, so auch Carlisle, der mich aus tiefschwarzen Augen ansah, die mir einen heißen Schauer über den Rücken jagten. Das letzte Mal hatte ich ihn in diesem Zustand gesehen, als ich mit Edward im Wohnzimmer Schach gespielt hatte und er beinahe fluchtartig das Weite suchte. Sollte das der Grund dafür gewesen sein? Allmählich kam ich auf einen Verdacht, der mir gar nicht gefiel und für den ich nur ungern die Hand ins Feuer legen wollte. Behutsam wurde mir an die Wange gefasst, darüber gestreichelt, die Konturen mit den Fingern nachgezeichnet und ich musste unter dieser Zärtlichkeit erstarrt auf dem Schoss von Carlisle sitzen bleiben. Ich fühlte mich wie gelähmt, innerlich und äußerlich, als könnte ich keinen Knochen rühren. Es hatte alles doch so harmlos angefangen…Warum hatte ich auch unbedingt das Kissen auf ihn werfen müssen, wahrscheinlich wären wir sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht in dieser mehr als peinlichen Situation! „T…Tut…mir Leid!“, wisperte ich heißer, kaum hörbar, musste mühsam schlucken, um nicht gänzlich die Fassung zu verlieren und einfach in mein Zimmer zu rennen. „Nein, dieses Mal muss ich mich entschuldigen. Ich bin zu weit gegangen, aber ich konnte nicht widerstehen!“, sagte Carlisle leise, aber seine Augen strafften ihn Lügen, als er sich noch ein letztes Mal vorbeugte, um meine Lippen mit seinen zu versiegeln, sanft, wärmend, entschuldigend, als wüsste er ganz genau, was für ein Chaos von Gefühlen er in mir ausgelöst hatte. „Ich werde draußen ein wenig Jagen gehen, um mich abzureagieren.“, hauchte er gegen meine Lippen, löste sich vorsichtig von mir, hob mich dabei von seinem Schoss wie ein leichtes Gepäckstück, ehe er mehr als schnell das Wohnzimmer verließ. Und das einzige, was ich für diesen Abend noch von ihm spürte, war das Kribbeln auf meinem Körper, ausgelöst durch seine Berührungen, meine rotgeküssten Lippen, die noch eine Weile weh taten und den leisen Luftzug, der mein Haar zum Aufwehen brachte, der durch sein schnelles Wegrennen verursacht wurde. Zu der Zeit konnten wir noch nicht ahnen, dass durch unsere bloße Existenz Steine ins Rollen gebracht wurden, die bald einen Sturm vom Zaun brechen sollten und nichts mehr so sein würde, wie es einmal war, weder für die Menschen, noch für uns Vampire. Denn es gab noch andere als uns. Bösartige, Menschenbluttrinkende. Welche mit besonderen Fähigkeiten, die diese skrupellos einsetzten. Und welche, die Gesetze erschufen, an die sich alle zu halten hatte, jeder einzelne, wenn nicht… …wurde derjenigegetötet… * * * Kapitel Ende Kapitel 18: Ein beunruhigender Brief ------------------------------------ Anzeigeoptionen|Review schreiben|zu Favoriten|herunterladen|Regelverstoß melden|★SocialBookmark ◄ Schriftgröße|Schriftart|Zeilenbreite◄ 10px|12px|15px|17px|19px◄ Times|Arial|Helvetica◄ 25%|50%|75%|100%« 1. Prolog2. Erwachen3. Das, was ich bin4. Die Flucht5. Blutdurst6. Weihnachtsspecial: Wenn der Schnee anfängt zu fallen...7. Alles ist nun anders8. Die Sache mit dem Bluttrinken9. Der erste Tag allein10. Geliebte Schwester11. Vampirtreffen12. Wieder vereint13. Rangordnung14. Klärende Gespräche15. Im Flugzeug16. Die Insel "Esme" und der Blick in die Vergangenheit17. Die erste Jagd18. Ein ganz normaler Tag?19. Ein beunruhigender Brief von Lesemaus16 erstellt: 22.06.2009 letztes Update: 22.08.2011 Romanze / P16 Slash (in Arbeit) 73 Reviews Halli hallo^^ So, hier bin ich wieder mit einem neuen Kapitel von Esme und Carlisle^^ Danke an die schönen Reviews von euch, es freut mich, dass noch so viele Leute Interesse an meiner FF haben, obwohl ich so lange nicht mehr weiter geschrieben habe^^ Ich werde mich bemühen in ein bis zwei Wochen Abständen meine Kapitel hochzuladen und mich auch daran zu halten^^ Dann wünsche ich euch weiterhin viel Spaß beim Lesen^^ Liebe Grüße Lesemaus16 ***************************************************************************** Ein beunruhigender Brief „Es wird Zeit!“, drängte Caius, der mit vor der Brust verschränkten Armen an einer der Wände lehnte, die den aus Granit bestehenden Raum umfassten. „Ich stimme dir zu, junger Freund. Es hat schon viel zu lange gedauert.“, mischte sich Marcus ebenfalls ein, der anscheinend gelangweilt in seinem thronähnlichen Stuhl Platz genommen hatte und sich eine verirrte Strähne seines langen dunkelbraunen Haares aus dem Gesicht strich, während sein Blick zu seinem blonden Freund wanderte, der die Diskussion begonnen hatte. „Was meinst du Aro?“, fragte Caius seinen Mentor, welcher gebeugt über einen Tisch saß und einen Brief aufsetzte. „Ich sehe es genauso.“, erwiderte er in einem verschwörerischen Tonfall, der nichts Gutes zu heißen schien. „Ich habe Carlisle schon Ewigkeiten weder gesehen, noch gehört. Ein Pläuschchen zwischen uns könnte nicht schaden und außerdem…“, einen Moment hielt er in seinem Sprechen inne, wandte sich zu seinen zwei vampirischen Freunden um, die ihn aufmerksam betrachteten, während er seine nächsten Schritte erläuterte. „Bin ich gespannt sie endlich zu sehen.“, zischelte er wie eine Schlange, einen gierigen Ausdruck in den Augen. „Es ist schon Jahre her, seit wir das letzte Mal einen neuen Vampir hier hatten, der nicht in unserer Obhut aufgewachsen ist. Ich bin gespannt wie Carlisle sie erzieht, besonders da Edward auch ein schwieriger Fall war.“ Amüsiertes Kichern war zu hören, einerseits höhnisch, andererseits vor Gespanntheit auf das Kommende. Mit geübten Griffen faltete Aro den fertig geschriebenen Brief zusammen, nahm einen Kerzenhalter mit einer brennenden Kerze in die Hand und träufelte auf die Papiermitte wenige Kleckse der Wachsflüssigkeit, danach nahm er das offizielle Siegel der Volturis und brannte es in das noch flüssige Wachs ein. Ja er freute sich, rieb sich innerlich schon die Hände. Er wollte diese neue Frau an Carlisles Seite unbedingt kennenlernen, die sich bisher seiner Kontrolle entzogen hatte und es wurde Zeit seinem alten Freund wieder einmal vor Augen zu führen, dass selbst er nicht über die Regeln der Volturis stand, auch wenn sie sich bereits mehrere Jahrhunderte kannten. Er würde sehen, wie sich die neue Vampirin anpassen konnte, wenn nicht… Nun, darüber nachzudenken war auch noch später Zeit, jetzt galt es einen Brief per Eilexpress loszuschicken. * * * Sichtwechsel zu Esme Drei Tage… Drei Tage in denen nichts passierte, weder zwischen uns, noch bei Freunden oder Verwandten. Wir genossen den Urlaub, zu mindestens teilweise. Carlisle kam mir auf diese bestimmte Art und Weise nicht mehr näher, machte nicht einmal die leisesten Anstalten dazu, was mein Kopf mit einem Zwiespalt hinnahm, dafür redeten wir aber viel. Über Gefühle, Träume, die weitere Zukunft, Edward, Lizzie, über jeden der uns einfiel, selbst über manche Touristen, die wir nur flüchtig auf dem Markt getroffen hatten und ich schoss fleißig neue Bilder, so wie ich es Carlisle versprochen hatte. Am nächsten Morgen, am Vortag waren wir auf dem Markt an der Küste gewesen, lag auf dem Küchentisch ein dickes ungefülltes Fotoalbum mit einer Kamera, die einen vollen Film besaß. Ich wusste, von wem es nur sein konnte, besonders das kleine Kärtchen auf der Kamera hatte ihn verraten. Mit eleganter Handschrift, die wirklich an das Mittelalter erinnerte, stand dort geschrieben: >Bilder sind wie Erinnerungen, sie verblassen mit der Zeit, doch erinnert man sich immer wieder gerne an sie.< Schmunzelnd verzog ich meine Lippen zu einem Lächeln, Carlisle konnte wirklich merkwürdig sein, wenn er wollte und da ansonsten keiner außer uns beiden hier war, konnte dieses Geschenk nur von ihm sein und es war ein wirklich schönes. Das erste Foto, das ich an diesem Tag schoss, war von Carlisle, wie er am Morgen Zeitung las. Seitdem fotografierte ich, was das Zeug hielt und erwischte mehr als einen spaßigen Moment, der zum Lachen einlud. Solange, bis dieser eine Brief bei uns landete, der nichts Gutes verheißen ließ. Ich entdeckte den weißen Umschlag, als ich gerade vom oberen Stockwerk nach draußen zu Carlisle gehen wollte, nachdem ich mir, zum ersten Mal in meinem ganzen Leben, da Parker es niemals zugelassen hätte, einen Badeanzug übergezogen hatte, der meine Rundungen dezent betonte, gepaart mit einem Seidentuch um die Hüften, damit ich mich weniger nackt und mehr geborgen fühlte, denn eigentlich wollten Carlisle und ich heute das erste Mal seit Beginn unseres Urlaubes im Meer baden gehen. Draußen war es unglaublich heiß, die dreißig Grad Grenze hatten wir schon vor zwei Tagen überschritten. Die Sonne flirrte über uns förmlich, vereinzelte Vatermorganen spiegelten sich über dem Meer wieder, als wären wir in der Wüste und nicht mitten in einem gigantischen Ozean. Für normale Menschen war dieses Wetter nicht nur kaum auszuhalten, nein, es führte besonders bei älteren Leuten, Erwachsenen mit Übergewicht, Asthmapatienten und Jugendlichen mit Kreislaufproblemen zum möglichen Tod. Sämtliche Krankenhäuser der Umgebung waren schon hoffnungslos überfüllt und die Zahl der Fälle stieg weiter an, je länger die Hitze andauerte. Am Fuß der Treppe wollte ich schon wieder um die nächste Ecke verschwinden, als ich das Stück Papier unschuldig aus dem Augenwinkel am Boden erspähte. Die Rückseite war verschlossen mit Wachs, indem ein merkwürdiges Siegel eingebrannt zu sein schien, welches ich noch nie zuvor gesehen hatte. Die Stirn runzelnd kniete ich mich hin und nahm den Brief in die Hand, drehte ihn ein paar Mal prüfend, vielleicht stand ja ein Absender darauf, aber Fehlanzeige. Es ließ sich nicht die geringste Spur zurückverfolgen, woher der Brief kam und von wem er stammte. Schließlich entschied ich mich ihn Carlisle zu zeigen, vielleicht konnte er damit etwas anzufangen, denn schließlich wollte ich keine Post aufmachen, die nicht zu hundert Prozent an mich adressiert war und auf dem Schreiben stand nun einmal nichts. Also durchquerte ich mit nackten Füßen, die ein tippelndes Geräusch auf dem Holzfußboden erzeugten, Wohnzimmer und Flur, direkt auf die Terrasse und ließ mich Carlisle gegenüber auf einem Stuhl am Tisch nieder, auf dem verstreut verschiedene fachärztliche Zeitschriften lagen, da er, wie er selbst zu sagen pflegte, zwar schon Urlaub machen wollte, aber auf dem neuesten Stand bleiben wollte. Ich konnte darüber nur müde Lächeln und schnappte mir deswegen lieber einen schönen Roman, der richtig sentimentalen Kitsch beinhaltete. „Carlisle?“, fing ich zögernd an, da er derart in seiner Zeitschrift vertieft war, dass er mich nicht einmal wahrnahm, als ich mich zurück auf meinen Platz setzte. Aber ich musste ihn stören, denn dieser Brief konnte wirklich wichtig sein, denn weder der blonde Arzt noch ich hatten in den letzten Tagen auch nur irgendeinem Brief bekommen, selbst keine Werbung und das sollte schon was heißen! Fragend blickte eben Angesprochener auf, wobei mir nicht entging, wie er meine Erscheinung musterte, obwohl er die Schwimmsache angesprochen hatte. Unbehaglich wand ich mich unter seinem durchdringenden Blick wie auf heißen Kohlen, bis ich mich endlich überwand und ihm den Brief reichte. „Dieser Brief lag im Flur, anscheinend hat ihn jemand unter den Türschlitz durchgeschoben. Es steht kein Absender darauf und vielleicht weißt du ja für wen er adressiert ist. Ich zumindest erwarte keine Post und Lizzie ruft sowieso alle drei Tage an, einen Brief zu schicken würde viel länger dauern.“, erklärte ich, was ich bisher erlebt hatte. Carlisles zuvor noch entspannte Haltung wich Schlag auf Schlag. Beinahe schon hektisch riss er mir den Brief aus der Hand, öffnete unwirsch das Siegel und entfaltete das Schreiben, während seine Augen in schier überdimensionaler Geschwindigkeit über das Papier flogen. Es blieb keine zwei Minuten zwischen uns still, aber es erschien mir wie eine Ewigkeit, bis er wieder das Wort an mich richtete. „Das ist nicht gut.“, raunte er nachdenklich, mehr zu sich selbst als zu mir, aber ich mischte ich immer wieder gerne ein. „Was steht geschrieben?“, fragte ich alarmiert, da seine Miene doch zu ernster Sorge riet. Seine Augen wanderten von dem Brief zu mir und mir gefiel dieser Blick überhaupt nicht! Irgendetwas war hier im Busch und zwar ganz gewaltig! Trocken musste ich schlucken, denn es kam so selten vor, dass Carlisle beunruhigt wirkte, bisher eigentlich gar nicht, wenn ich Recht darüber nachdachte… „Carlisle?“, fragte ich leise, legte behutsam meine Hand auf seine, die in einem förmlichen Klammergriff das Schreiben hielt. „Was steht in dem Brief?“, fragte ich noch einmal, starrte ihn mit klaren, festen Blick an, dass er schon keine andere Wahl mehr hatte, als mir zu antworten und ich war mir nur allzu bewusst, welche Wirkung ich momentan auf ihn hatte, die ich, wenigstens dieses eine Mal, rücksichtslos ausnutzen würde. „Die Volturis verlangen nach unserer Anwesenheit in Italien.“, seufzte Carlisle tief, fuhr sich durch sein blondes Haar, welches er dadurch nur noch mehr verwuschelte. Mir war wohl deutlich das riesengroße Fragezeichen im Gesicht anzusehen, denn der blonde Arzt setzte zu weiteren Erklärungen an, die tatsächlich alles andere als gut waren. „Die Volturis sind ein angesehener Vampir-Clan, der in Volterra in Italien lebt. Sie sind sozusagen der Herrscher-Clan unter den Vampiren und sorgen dafür, dass ihre Gesetze akribisch eingehalten werden und es ja nicht zu Verstößen kommt. Im Gegensatz zu uns trinken sie Menschenblut, schon seit jeher. Es gibt bisher sechs Oberhäupter. Die Jüngste ist Jane, sie ist erst vor ein paar Jahren dazu gestoßen. Die ersten waren Aro, Caius und Marcus, die schon seit fast dreitausend Jahren auf dieser Welt leben. Unser Clan besteht aus normalen Vampiren, sie dagegen haben besondere…Fähigkeiten, von denen du dir nun selbst ein Bild machen kannst, denn inoffiziell wurden wir nach Italien beordert.“, fasste er ihre grobe Geschichte zusammen, sodass mir leicht der Kopf schwirrte, aber das beunruhigende Gefühl, dass ich neuen, anderen Vampiren begegnen würde, machte es mir unmöglich, mich zu beruhigen. „Hab ich mir die Suppe selbst eingebrockt, ohne es zu wissen oder hab ich gegen irgendeine von ihren Regeln verstoßen?“, hackte ich nach, da ich wenigstens diesen Punkt klären wollte. Ich wollte schon gerne wissen, ob ich nun ein freundliches Auftreten von diesen Volturis erwarten konnte oder eher das Gegenteil von Gastfreundlich und bei meinem Glück war es das genaue Gegenteil. „Den Besuch hast du dir nicht selbst eingebrockt, daran bin eher ich schuldig.“, gestand er leise, lehnte sich seufzend in seinem Stuhl zurück, was mich dazu brachte, ihn noch genauer mit meinem Blick zu durchbohren, was ihn anscheinend noch nervöser werden ließ. Um weiter Druck aufzubauen verschränkte ich provozierend die Arme vor der Brust. Besänftigend hob er seine Hände, es zeigte sich doch ein kleines Lächeln auf seinen Lippen ab und meine Aufmunterung zeigte ein kleines bisschen Erfolg. „Schon gut, schon gut!“, erwiderte er mit diesem gewissen Kichern im Unterton in der Stimme, der mich immer weich werden ließ, wenn er sie benutzte. „Also…Jeder Vampir, der jemals erschaffen wurde und unter Menschen in Zukunft leben will, muss sich bei den Volturis vorstellen, um sich ihre Erlaubnis dafür zu holen.“ „Ja und?“, fragte ich verwundert, da sich dieser Ausflug ansonsten wie eine Kleinigkeit anhörte. „Dann fahren wir eben nach Italien, was ist dabei?“ „Das ist das Problem!“, beharrte Carlisle. „Die Neue, Jane, ist erst seit ein paar Jahren dort und momentan noch die Brutalste von allen, wenn es um die Erfüllung und Einhaltung ihrer Gesetze gilt. Wenn sie eine Person von Anfang an nicht mag, dann lässt sie es sie die ganze Zeit über spüren und glaub mir, du möchtest ihren Ärgernis nicht auf dich ziehen.“, redete er eindringlich auf mich ein, als würde man gerade meinen Tod voraus sagen und er ihn verhindern wollen, mit aller Macht die er nur aufbringen konnte. „Ich finde es ja wirklich rührend, wie du mich beschützen willst, aber diese Volturis scheinen es nicht besonders zu mögen, wenn man ihren Befehlen aus dem Weg geht, wenn ich deine Erklärungen richtig aufgefasst habe und davon gehe ich einfach mal aus. Also werden wir nach Italien reisen, mich vorstellen und wieder die Biege machen, einverstanden?“ Nachdenklich wurde ich von Carlisle gemustert, während ich kurz davor war in einen haltlosen Lachanfall zu fallen, bis ich mich auf dem Boden giegelte und solche Bauchschmerzen bekam, dass ich freiwillig aufhörte zu Lachen. „Du nimmst einem wirklich das Wort aus dem Mund, weißt du das?“, fragte er und hörte sich dabei an, als würde er mich schon Ewigkeiten kennen, mir aus der Seele sprechen, bis ich nichts mehr entgegnen konnte. „Natürlich weiß ich das und das ist gut, sonst würde es doch langweilig mit mir werden oder?“, provozierte ich frech, erhob mich elegant von meinem Platz, um einerseits Carlisle durch die Haare zu fahren und anschließend mit vampirischer Geschwindigkeit in die Fluten des Meeres zu stürzen, dicht gefolgt von dem blonden Arzt, der nicht auf meinen letzten Satz sitzen bleiben wollte! Er holte mich ein, packte mich von hinten mit beiden Armen, drehte sich mit mir zur Seite, nur um mit mir gemeinsam in die Fluten einzutauchen, während ich schwer mit dem Lachen zu kämpfen hatte, weil er mit voller Montur an Klamotten wohl gemerkt mir hinterher hechtete, nur um mir die Leviten oder was auch immer zu lesen. Mittlerweile, dass musste ich zugeben, verstanden wir uns auf vielen Ebenen ohne Worte, beendeten den Satz des anderen oder taten gleichzeitig die Dinge, wo wir wussten, dass diese eigentlich der andere machen wollte. Isilda und Lucas brachten wie versprochen alle paar Tage Lebensmittel und ich war mir mit beinahe hundert Prozent sicher, dass Isilda wusste, dass zwischen uns mehr als auf den ersten Blick war, denn sie sah mich immer so wissend an, als könnte ich vor ihr kein Geheimnis der Welt verbergen, was denn wohl so war, aber ich war beruhigt, dass Carlisle nichts von meinen Gefühlsregungen erahnte, die ich meist abends in meinem Zimmer allein zu ertragen hatte, mit niemanden an der Seite, deren ich sie offenbaren konnte. Lizzie war mehrere hundert Kilometer entfernt, genauso wie Edward, und das Risiko einzugehen sie anzurufen, war mir einfach zu groß, denn in meiner Situation hatten die Wände tatsächlich Ohren, Ohren die sich an Carlisles Kopf befanden. Man glaubte gar nicht wie ein Vampir in seinen besten Jahren seine Ohren trainieren konnte, sodass sie wirklich ALLES bis zu einem gewissen Radius hörten. Ich hatte zu viel Angst, dass er das Gespräch zwischen mir und meiner Schwester belauschen konnte, deswegen sprach ich, wenn ich sie schon anrief, nur über normale Sachen mit ihr. Ich konnte zwar nicht schwimmen, zumindest noch nicht, denn der Arzt wollte es mir auf jeden Fall noch beibringen, bevor wir gar keine Zeit mehr dazu fanden, aber der Meeresgrund war nicht so tief, sodass ich einfach stehen konnte, hätte ich es gewollt. Sobald wir unter Wasser getaucht waren, hatten sich Carlisles Arme um meinen Rumpf gelöst und ich konnte mich mit Mühe und Not zu ihm umdrehen, um ihn anschauen zu können, wobei ich mir das Grinsen verkneifen musste. Er würde pudelnass sein, wenn er aus dem Meer stieg und ich würde mich haltlos darüber amüsieren, schließlich hätte er mir nicht hinterher springen müssen, aber bei dem Gedanken, wie die nasse Kleidung an seiner Haut kleben würde, wurde es mir doch ein wenig unangenehm. Zu meinem eigenen Schrecken erkannte ich von Tag zu Tag mehr, dass ich diesen Idioten nicht vergessen konnte! Ich döste nicht mehr vor mich hin, ohne über ihn nachzudenken. Heimlich erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich seinen Blick suchte, seine Person, um zu schauen was er gerade tat und ich wusste, was diese noch kleinen Andeutungen bedeuteten: Ich war auf dem besten Weg mich in diesen Mann zu verlieben und eigentlich sprach auch nichts dagegen… Er war intelligent, gebildet, förmlich, höflich, diszipliniert, umgänglich, freundlich… Ich konnte die Liste noch länger machen, wenn ich wollte, aber es war auch so klar, dass er wohl der perfekteste Mann auf der ganzen Welt war, in den ich mich verlieben konnte, wäre da nicht diese bescheuerte Ansicht, dass gerade er es gewesen war, der mein Leben als Mensch ausgeknockt hatte, wo ich doch auf dem besten Weg war, meinem verstorbenen Sohn nachzugehen, dem nicht einmal der erste Blick der neuen Welt gegönnt worden war, in dem er hätte geboren werden sollen. Mit einer langsamen Geste, da es das Meerwasser schneller nicht zuließ, wischte ich meine Haare aus meinem Gesicht, welche wie seetangartige Tentakeln vor mir herumturnten und mir die Sicht versperrten. Das salzige Wasser auf meiner Haut zu spüren tat gut, es umspülte mich, hüllte mich ein, gab mir ein leichtes Gefühl der Sicherheit. Wir schienen schwerelos, konnten alles im Wasser machen und doch taten wir beide nichts anderes, als uns gegenseitig zu betrachten, alles andere um uns herum ignorierend und nur die leichten Wellen auf der Haut spürend, die uns vor und zurückschwappen ließ, wie ein Kreislauf, der sich immer und immer wiederholte. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich mich wieder erinnerte, dass wir uns wie Menschen verhalten sollten und für diese passte es nun wirklich nicht, dass sie Minutenlang einfach unter Wasser bleiben konnten, ohne wenigstens einmal Luft zu holen. Also gab ich meinem Gegenüber ein Zeichen für Auftauchen, erhielt ein okay und schon stemmte ich mich vom Boden ab, um meinen Kopf aus dem Wasser zu strecken, wobei ich mich wieder mit meiner Größe verrechnet hatte. Anstatt nämlich den Kopf mit aus dem Wasser zu recken, konnte ich nur hilflos mit den Armen in der Luft rudern, während lediglich mein Kopfansatz aus dem Wasser ragte. Wäre ich ein Mensch, wäre ich sehr wahrscheinlich schon längst ertrunken. Sanft fuhren zwei Hände um meine Taille und hoben mich mit einem Ruck nach oben über die Wasseroberfläche, wo ich erst einmal nach Luft schnappte und meine rote Haarmähne aus dem Gesicht entfernte, die anscheinend gerne dort zu kleben schienen. Wie eine hilflose Puppe hing ich in Carlisles Armen, der mich mit seinem warmen Lächeln bedachte, die einen wie Butter in der Sonne schmelzen ließ. Er erbarmte sich meiner und trug mich zum Ufer, wo er mich sicher auf meine zwei Beine runterließ. „Danke.“, hauchte ich hilflos, seine Berührungen schienen meine Haut in Flammen zu setzen und ich musste meinen Blick abwenden, da ich mir zu diesem Zeitpunkt alles andere als sicher war, dass er meine Gefühlsregungen nicht deutlich in meinen Seelenspiegeln ablesen konnte, obwohl es ich es mir eigentlich schon dachte. Wann durchschaute dieser Mann mal nicht, was man vor ihm unbedingt geheim halten wollte? „Keine Sorge Esme, ich verrate dein Geheimnis nicht weiter.“, raunte er mir leise zu, kam mit seinem Gesicht so nahe an meines heran, dass sich unsere Nasenspitzen beinahe berührten. Ich vergaß das Atmen, mein Herz schien Purzelbäume zu schlagen und ein heißer Schauer bahnte sich über meine Wirbelsäule hinunter, schien alles in eine brennende Lavamasse zu verwandeln. „Was?“, wisperte ich beinahe panisch jetzt aufgeflogen zu sein, mich einen Moment nicht unter Kontrolle haltend. „Na, dass du nicht schwimmen kannst, aber das bring ich dir auch noch bei!“, versprach er mir so enthusiastisch, dass ihn kein Wässerchen trüben konnte. Innerlich hatte ich so eben einen mittelschweren Atom-GAU erlitten, vor Schock, da ich ernsthaft um meine Tarnung gefürchtet hatte und momentan wünschte ich mir nur noch mein Bett herbei, in das ich mich verkriechen konnte, bis der nächste Tag anbrach. „Ich glaub ich muss ins Bett.“, murmelte ich erschlagen, machte auf dem Umsatz kehrt, um ins Haus zu gehen, mir nebenbei ein Handtuch schnappend, welches gerade bereitwillig auf einer Stuhllehne baumelte. „Wann geht´s nach Italien?“, fragte ich laut zurück, um mir meine Stimmung nicht anmerken zu lassen. „Morgen früh!“, wurde zurückgerufen und während ich mich beeilte ins Haus zu kommen, spürte ich mehr als deutlich Carlisles brennenden Blick auf meinen Rücken, der sich bis auf den Grund meiner Seele zu fressen schien. War ich verliebt? Ich glaubte es mehr als alles andere zu sein! * * * Kapitel Ende Kapitel 19: Die Volturis ------------------------ Hallo meine Lieben^^ Mein Laptop ist endlich aus der Reparatur zurück, nächster Schock: Mir wurde die komplette Festplatte ohne mein Wissen entfernt, sodass meine komplette Geschichte von Esme und Carlisle gelöscht wurde. Naja, zu mindestens die neuen Kapitel, die ich extra für euch vorgeschrieben hatte, meine anderen Dateien konnte ich Gott sei Dank auf den Laptop meiner Schwester übertragen, aber es hat mich trotzdem geärgert. So musste ich also die nächsten Kapitel noch einmal schreiben, sodass ihr leider etwas länger warten musstet, als ich es ursprünglich wollte>-< Könnt euch bei den Reparaturfritzen bedanken, die haben echt Mist gebaut! Naja, nun bin ich wieder da mit einem neuen Kapitel und hoffe, dass es Anspruch findet. Viel Spaß^^ Liebe Grüße Lesemaus16 ********************************************************************** Die Volturis Volterra ist eine merkwürdige Stadt!, schloss ich im Stillen mit mir selbst, als ich, versteckt im Schatten, damit ich nicht glitzerte, da ich keine Schminke aufgetragen hatte, über das Gelände des Balkons in die Gasse voller Menschen unter mir spähte, die sich, manche eilend, manche ruhig, durch die endlos erscheinenden Straßen schleppten. Carlisle und ich hatten uns wie besprochen direkt am nächsten Morgen aufgemacht, um die Volturis zu besuchen, da ein Brief dieser Vampire sofort beantwortet werden musste, wenn man sich ihren Zorn nicht aufziehen wollte und das wollten wir am aller wenigstens. Seit wir jedoch hier waren, schien ein dunkler Schatten um Carlisles Kopf zu kreisen. Jedes Mal wenn ich ihn ansah, schien er bedrückt zu sein, auch wenn ich ihm schon längst versichert hatte, dass ich alles andere als böse auf ihn war, dass wir hierher mussten. Die Volturis waren nun einmal der Herrscher-Clan unter den Vampiren, denen man sich zu fügen hatte, dass verstand selbst ich, außerdem wollte ich keinen Ärger wegen mir raufziehen lassen, zudem sie schließlich mit Carlisle befreundet waren. Er hatte einige Zeit unter ihnen gelebt, so hatte er mir erzählt, bis er ihre Art der Nahrungsaufnahme nicht mehr ertrug und beschloss weiter zu ziehen, doch über all die Jahre hatte er den Kontakt mit dem Oberhaupt namens Aro gewahrt, nur zu der Zeit nicht, in der er mich erschaffen hatte und nun für mich verantwortlich war, nicht. Wenn ich jetzt näher darüber nachdachte, war ich schon fast zwei ganze Monate ein Vampir, natürlich viel es mir noch schwer mit Blut umzugehen, aber allmählich bekam ich es gut in den Griff zumindest in der Nähe von Menschen nicht auszuflippen, die nicht bluteten. Einen blutenden Menschen hatte ich zum Glück noch nie getroffen und vom Krankenhaus ließ ich definitiv die Finger, deswegen hoffte ich auch, nicht nur für mich selbst, dass dies auch so blieb. Das Tierblut hielt mich bei Kräften, es befriedigte mich nicht völlig, schließlich war es eine Art Diät, aber es reichte aus, um einen klaren Kopf zu bewahren. Nur hatte ich noch immer mit meinen Blutrauschen zu kämpfen, die jedes Mal während der Jagd ausbrachen und mich meine Umgebung vergessen ließen. Nachher wachte ich immer irgendwo in einem Waldstück auf, die Klamotten zerrissen, die Hände von Blut verschmiert und konnte mich an fast nichts erinnern, nur an Bruchstücke oder Gefühle, doch Carlisle half mir, egal wie lange es dauerte, durch diese Phasen. Zu meiner eigenen Erleichterung wurden diese Zustände immer weniger, je regelmäßiger ich Jagen ging. Hier in Volterra ging Carlisle zu einer Blutbank, wo auch Tierblut auf der Speisekarte stand, um uns bei Kräften zu halten, da wir in der Umgebung nicht jagen durften, verständlich bei dem Menschenauflauf und sich der nächste Wald sowieso mehrere Meilen entfernt befand. Es hatte keinen Sinn jagen zu gehen, auch wenn das frische Blut um weiten besser schmeckte, es gab wirklich schlimmeres. „Du bist so nachdenklich, ist alles in Ordnung?“, wurde ich aus den Gedanken gerissen, als Carlisle mich unvermittelt ansprach, sich dicht hinter mich stellte, mit sanften Bewegungen seiner Hand meine Haare aus meinem Nacken strich, was mich innerlich die Zähne zusammenbeißen ließ. Seit ein paar Tagen hegte ich das ständige Gefühl, dass Carlisle genau wusste, was sich für ein Gefühlssturm in mir zusammenbraute, wenn er in der Nähe war, und diese Manöver seinerseits benutzte, um mich haltlos aus der Reserve zu locken, eine Regung zu entlocken, um seine Theorie zu bestätigen. Meinerseits versuchte ich ihm so wenig Anlass wie möglich zu geben misstrauisch zu werden oder schoss mit gleichen Mitteln zurück, die er mir jeden Tag vor die Füße legte. Bekanntlich besiegte man Feuer mit Feuer. „Dasselbe könnte ich dich fragen.“, schoss ich spitz zurück, drehte mich dabei zu ihm um, sodass er von meinen Haaren ablassen musste. „Ich habe dir gestern schon ausführlich erklärt, dass ich dir nicht böse bin, dass wir hierher müssen, doch du sitzt heute schon den ganzen Tag da, als wäre jemand gestorben.“, dabei verschränkte ich die Arme vor der Brust, um psychisch weniger Angriffsfläche zu bieten. Seine große Hand legte sich neben mir auf das Geländer, um sich dort abzustützen, dabei kam er mir noch näher, was mich dazu brachte, mich näher an das tröstliche Geländer hinter mir zu lehnen, um so viel Abstand wie möglich zu halten. Der Typ wurde mir von Tag zu Tag gefährlich, viel gefährlicher als ich selbst bereit war zu zugeben. Ich musste mir dringend von Lizzie Rat holen, was man da am besten machte, irgendeine Möglichkeit würde es geben, um diesen Kerl wieder auf Abstand zu bringen, selbst wenn ich ihn dabei verletzen musste. Leise seufzte er. „Ich habe Aro schon mehr als zwei Jahre nicht mehr gesehen und den letzten Briefkontakt hatten wir vor mehr als einem halben Jahr. Auch wenn ich ihn gut kenne, ihn als Freund und Kamerad schätze, so ist mir doch die gefährliche Situation mehr bewusster, als dir, wie es scheint. Die Volturis verfügen über einzigartige, tödliche Gaben, die ich nicht kennenlernen möchte. Du solltest genauso denken.“, mahnte er mich ernsthaft und seine Augen leuchteten vor Sorge auf. Innerlich gab ich mir einen gefühlsvollen Tritt, gab mir selbst einen Ruck und legte ihm behutsam die Hand an die Wange, fixierte seine Seelenspiegel mit meinen. „Wenn Aro wirklich so ist, wie du ihn mir beschrieben hast, dann wird mir nichts passieren. Außerdem sind wir ihrer Bitte mit dem Brief sofort nachgekommen. Was für einen Grund sollten sie haben, mir etwas zu tun, wo wir doch alles gemacht haben, was sie wollten?“, fragte ich leise nach, da ich seine Sorgen gegenüber Jane nur verstehen konnte, die anderen Vampire, besonders Aro, erschienen mir als ruhige Beobachter, nicht als Abschlachter, die jeden töteten, der ihnen auf den ersten Blick nicht passte. Wieder löste sich ein Seufzer aus seiner Kehle und wie bei vielen anderen Gesten, mussten seine Haare darunter leiden, die er förmlich durchknetete, um die Nerven zu behalten. Warum war er so angespannt? Wenn selbst er schon so unruhig war, wie sollte es mir dann erst gehen, wo ich mich ihnen doch das erste Mal stellen musste?! Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus, doch ich verbot mir auch nur weiter darüber nachzudenken, was sie alles mit mir anstellen konnten. Es nützte nichts und ich würde einfach auf ihr gutes Urteilsvermögen appellieren, dass sie die richtige Entscheidung trafen, was mich anging. Denn ich hatte ihnen nichts getan oder? Mich allein dadurch zu verurteilen, dass ich existierte war weder fair noch gerecht! Verlegen räusperte ich mich, als es eine Weile still zwischen uns blieb, Carlisle seine Augen aufmerksam über mich wandern ließ, als suche er nach etwas bestimmten und ich nutzte währenddessen die Gelegenheit meine Hand wieder von seiner Wange zu entfernen, damit er nicht zu viel in diese Geste hinein interpretierte, obwohl sie schon mehr bedeutete, als ich es zu zugeben bereit war. „Wann erwartet uns Aro denn?“, fragte ich in die Stille hinein, um diese endlich zu brechen. Sie war mir unangenehmer, als würde ich mich mit Carlisle prügeln oder wir uns wüste Beschimpfungen entgegen schleudern und das sollte schon etwas heißen! „Heute Abend, wenn es beginnt zu dämmern, sollen wir uns am Eingang des Glockenturmes in der Stadtmitte einfinden, dort werden wir dann von den Wächtern zum Versteck der Volturis gebracht.“, beantwortete er mir meine Frage, wobei ich mich fragte, was wir die ganzen Stunden bis dahin machen wollten, da es noch früher Nachmittag war und bis zur Dämmerung noch gut sechs Stunden vor uns lagen. „Und was machen wir bis dahin?“ „Was du möchtest.“, entgegnete er wie immer in diesem ruhigen Tonfall, an dem man merkte, dass er nicht Mitte zwanzig war, sondern schon fast die dreihundertfünfzig Sommer zählte. Aber wie immer wollte er, dass ich entschied, was mir machten, doch dieses Mal würde ich stur darauf bestehen, dass er sich darüber einen Kopf machen konnte, nicht ich! „Entscheid du!“, sagte ich leichthin, wandte mich wieder dem Schauspiel unten auf der Straße zu, an der gerade eine Meute Kinder mit lautem Lachen durch die Gegend hetzte, worüber ich schmunzeln musste. Kinder waren schon etwas wunderbares, sie überraschten einen jeden Tag und es machte einfach glücklich zu sehen, wie sie heranwuchsen und einmal zu einer großen Persönlichkeit wurden, auf die die Eltern stolz sein konnten. „Du kannst ruhig etwas aussuchen, ich habe nichts dagegen.“, wehrte der blonde Arzt ab, aber ich blieb hartnäckig. Bockig verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Nein! Ich habe die letzten Male entschieden, was wir machen, also kannst du dieses Mal entscheiden!“, fauchte ich entschieden zurück und war durch mein hitziges Temperament, welches sich eindeutig wieder bemerkbar machte, fast davor Carlisle eins reinzuwürgen, damit er endlich mit diesen lächerlichen Diskussionen aufhörte! Ebenfalls mit glühenden Augen funkelte Carlisle mich an und ich wusste innerlich, dass es gleich in Fetzen ausarten würde, als mich plötzlich, völlig unerwartet, etwas Weiches am Kopf traf und auf den Boden abprallte. Carlisles Augen weiteten sich überrascht, als er mir über die Schulter blickte. Ich war völlig perplex, tastete meinen Hinterkopf ab, der als Schaden nur die Verwuschelung meiner Haare über sich ergehen lassen musste, wobei ich, wenn ich anmerken dürfte, selbst als Mensch kaum Schmerz verspürt hätte, so leicht war die Kollision mit meiner hinteren Kopfhälfte. Unten neben meinem Bein rollte ein mittelgroßer Fußball das letzte Stück, bis er zum Stehen kam und sich nicht mehr von der Stelle rührte. „Entschuldigung Mam, ist Ihnen etwas passiert?!“, erscholl die zittrige, ängstliche Stimme eines kleinen Jungens unseren Balkon hoch. Ich beugte mich hinunter zum Boden, nahm den Fußball in die Hand und beugte mich über das Geländer. Drei kleine Jungs gekleidet in kurze Hosen und T-Shirts schauten mit hundegroßen Augen zu mir hoch, die Gesichter entschuldigend verzogen, dass man ihnen einfach nicht böse sein konnte, außerdem hatten sie mir ja nicht weh getan, sie dachten es bloß und daran lag der Unterschied. „Wartet kurz, ich komme zu euch runter!“, rief ich etwas lauter, da ich schließlich zwei Stockwerke überbrücken musste. Ein Anflug von Panik machte sich auf ihren Gesichtern breit, jetzt hatten sie erst richtig Angst vor mir, aber ich lächelte ihnen beruhigend zu und machte mich daran das Haus zu verlassen, um von Angesicht zu Angesicht mit ihnen reden zu können. Dabei blieb ich noch einmal vor Carlisle stehen, der mich mit einem verschmitzten Glitzern in den Augen ansah, der er wusste, dass ich den kleinen Kindern nie etwas tun oder sie gar anschreien würde. „Ist es denn okay, wenn ich noch etwas mit den Kindern spiele, bevor wir los müssen?“, fragte ich, da ich zum ersten Mal überhaupt, seit ich ein Vampir war, diesen Drang verspürte, mal wieder die Sorgen Sorgen sein zu lassen und einfach den Moment genießen. „Natürlich ist es okay und ich werde Lizzie einen Anruf abstatten, damit sie weiß, wo wir uns befinden und sie sich keine Sorgen machen muss. Vorerst zu mindestens.“, sagte er und verdrehte bei dem Namen meiner Schwester die Augen, die noch immer alle zwei bis drei Tage Kontrollanrufe machte, als wären wir zwei kleine Kinder und nicht zwei Erwachsene. Gespielt mitleidig klopfte ich ihm aufmunternd auf die Schulter. „Du schaffst das schon, ich glaub an dich!“, und blitzschnell war ich weg, bevor Carlisle das Kissen nach mir werfen konnte, welches er bei meinen Worten auf dem Sofa anvisiert hatte. Sein leises Lachen begleitete mich dabei bis hinunter ins Erdgeschoss, was mein Herz aufgeregt wie ein kleiner Kolibri flattern ließ. Ich hatte Glück! Die Sonne hatte sich bereits so weit hinter den Horizont verzogen, dass die Gasse, in der sich die Jungen befanden, komplett im dämmrigen Schatten lag, so brauchte ich keine Angst davor haben, dass meine Haut bei den Lichtstrahlen anfangen würde zu glitzern wie ein verdammter Diamant. Und ich musste unweigerlich schmunzeln, als ich aus dem Hauseingang trat, die Jungs mir genauer betrachtete, welche total verschreckt vor mir standen, zum Teil am ganzen Körper zitterten, die Augen unnatürlich vor Panik geweitet, als würde die Apokalypse über sie hereinbrechen, sie verschlingen und sie nie wieder ausspucken. Ihrer Meinung nach schien ihr Leben hier und heute, gleich, zu enden. „Fangt!“, rief ich ihnen zu und warf ihnen den Fußball in die Hände. Sie fingen ihn, zumindest einer, aber es war mehr der Reflex, der durch seine Muskeln zuckte, als die wirkliche Registrierung, dafür war der Schock noch zu tief, den er erlitten hatte. „Könnt ihr noch einen Mitspieler gebrauchen?“, fragte ich mit einem Lächeln im Gesicht, wurde dabei kurz prüfend angeschaut, als würde ich ihnen grinsend ins Gesicht lächeln, bis sich ebenfalls ihre Mundwinkel in die Höhe hoben. „Klar!“, riefen sie und dann begann das beste Fußballspiel, zugegeben auch mein erstes, dass ich je erlebt hatte und diese drei Jungs überboten mich meilenweit, wobei ich keine Schwierigkeiten den Ball zu schießen, nein, ich musste mich darauf konzentrieren, dass ich nicht zu viel Kraft aufwand, um zu kicken. Es war erfrischend auf eine völlig neue Art und Weise mal etwas mit viel Jüngeren zu unternehmen, denn schließlich waren alle anderen mehr als nur ein paar Jährchen älter als ich. Es vergingen Stunden, Stunden denen ich mir gar nicht bewusst war, bis sich, als ich mich gerade an die Wand gelehnt hatte, um die Jungs ein wenig zu beobachten, wie sie durch die Gasse turnten, unvermittelt eine Hand auf meine Schulter legte, die mich fast an die Decke vor Schreck gingen ließ! Erschreckt fuhr ich herum, die Hand schon zur Faust erhoben, bereit zu zuschlagen, als ich Carlisle erkannte, der belustigt meine Reaktion beobachtet hatte. „Ich wollte dich nicht erschrecken, Esme.“, entschuldigte er sich, die Hände abwehrend erhoben, damit ich merkte, dass er mir nichts tun wollte. „Gott Carlisle!“, keuchte ich, griff mir an die Brust. Das der Kerl auch immer aus dem Nichts auftauchen musste! „Schleich dich nie wieder so an!“, gab ich gepresst zurück, nur mit Mühe die brennende Wut in meinen Adern zurückhaltend, die mich schier aufzufressen schien, mich dazu bewegen wollte, doch noch etwas zu zerstören. „Ich werds mir merken. Trotzdem muss ich dich jetzt von deinen drei kleinen Fans losreißen, damit du dich noch in Ruhe umziehen kannst, dann gehen wir zu den Volturis.“ Umziehen? Warum umziehen? Dann fiel es mir endlich auf: Carlisle trug anstatt seiner hellen Klamotten einen dunklen Frack, der seine Haut noch bleicher erscheinen ließ, als sie eh schon war. „Sie tragen alle schwarz?“, fragte ich verwundert, da ich es für einen Vampir doch ziemlich auffällig fand, auch noch schwarz zu tragen. „Das kann man so oder so sehen. Manchmal tragen sie andere Farben, aber ihre richterlichen Roben sind auf jeden Fall schwarz und die tragen sie sowieso bei offiziellen Anlässen.“ Wie beruhigend, dachte ich innerlich, da er sich diese Information auch hätte sparen können. „Müssen Sie schon gehen Mam?“, fragte einer der kleinen Jungen, Lucas, wobei er zögerlich näher getreten war, sich aber doch nicht recht an Carlisle herantraute. „Ja, ich muss mit meinem Begleiter los. Wir haben noch eine Verabredung, aber ich bin mir sicher wir sehen uns wieder.“, schmunzelte ich. Diese Kinder waren unschuldig und trugen das Herz am richtigen Fleck! „Dann wünschen wir Ihnen und ihrem Begleiter noch einen schönen Abend, Madamself.“, eine kurze Verbeugung folgte, die ich, ebenso mitspielend, erwiderte in dem ich in einen Knicks machte, zum Abschied einen lässigen Wink mit der Hand und schon stoben die drei Kinder fort wie schnelle Vögel, flitzten um die nächste Hausecke, bis nur noch das entfernte Fußgetrappel zu hören war, welches aber leider selbst schnell endete, bis ich es nicht mehr hören konnte. Sehnsüchtig sah ich ihnen einen Augenblick nach. „Wie geht es deinem Bluthunger?“, fragte Carlisle leise neben mir. „Er ist längst nicht so heftig, wie ich es erwartet hätte.“, antwortete ich wahrheitsgemäß, da er es mir sowieso an der Nase absehen konnte, wenn ich log. „Ich hätte noch gut zwei Stunden mit ihnen spielen können, ohne irgendein Brennen zu spüren. Ich denke, ich werde erst heute Abend etwas brauchen, vielleicht gegen Mitternacht…“, murmelte ich mehr für mich selbst, als für meinen Begleiter neben mir, ehe ich mich umwandte und wieder ins Haus zurückkehrte, damit ich in mein Schlafzimmer kam, um mich umzuziehen. Ich wusste es war für einen Vampir nicht schwierig in ein normales Zimmer ohne Stalltür einzubrechen, trotzdem schloss ich meine Zimmertür ab, alleine damit niemand hereinplatzen konnte, selbst wenn es nur ein Zimmermädchen des Hotels waren, in dem wir eingecheckt hatte, irgendwo wollte man dann doch noch etwas Privatsphäre vor anderen Leuten haben. Mein tiefschwarzes Kleid war hoch geschlossen, mit einem Kragen, der sich netzartig um meinen Hals schlang, aber nicht fest, sodass ich noch gut und normal atmen konnte. Es ging mir bis über die Knie, am Saum war eine feine Spitze angenäht und an meiner Taille schmiegte es sich eng an, bis es in einen aufwallenden Rock über meine Beine floss. Die Ärmel waren lang, eng um meine Arme geschlossen, bis sie in Dreiecksform an meinen Handrücken endeten. Jeder normale Mensch hätte mich für bescheuert gehalten, da diese Kleidung für den Hochsommer viel zu warm war, aber schließlich trafen wir uns mit Vampiren. Die sollten von so etwas nicht überrascht sein oder? Ich brauchte keine fünf Minuten zum Umziehen, da stand ich auch schon wieder am Häusereingang neben Carlisle, der mir nur zu nickte, ehe er stumm losging, um uns den Weg zu zeigen. Es war unnatürlich still in den Gassen, keine Menschenseele schien noch nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs zu sein, nur das Bellen eines Hundes oder das Fauchen einer Katze war ab und an zu hören, ansonsten hielt alles und jeder die Luft an. In einigen Häusern brannte noch Licht, doch viele hatten sich bereits zur Bettruhe begeben und ahnten nicht einmal ansatzweise, was im Herzen von Volterra wirklich wohnte und vor sich ging. Wir erreichten schon nach wenigen Minuten einen Marktplatz, vor dem ein großer Glockenturm stand auf dem die Uhrzeit angezeigt wurde. Und direkt unter dem Turm an der Eingangstür standen sie… Es waren drei verhüllte Gestalten, die die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen hatten, sodass ich Mühe hatte die Person darunter auszumachen. Offensichtlich waren es zwei Männer, die groß und gut gebaut, muskulös, an der Seite einer zierlichen, kleinen Frau standen, die mir jedoch am gruseligsten von allen erschien. Ihre Aura schien bedrohlich zu sein, wie ein dunkler Schatten über den Platz zu schwappen und alles Leben darin zu vernichten. Als wir uns ihnen näherten, konnte ich endlich einordnen, wer diese Person war. Langes blondes Haar streng nach hinten gebunden, rote unheilverkündende Augen, die stechend bedrohlich auf mich gerichtet waren. Dies musste dann nach Carlisles Schilderungen Jane sein… Und Jane wurde stehts von Felix und Marcus begleitet, die ihr nicht von der Seite wichen… So ruhig wie möglich erwiderte ich ihren Blick, ließ Carlisle den Vortritt, der die drei begrüßte. „Guten Abend Jane, Felix, Marcus.“, begleitet mit einem höflichen Nicken, welches ihrerseits erwidert wurde. „Es ist lange her.“ „Sogar ein bisschen zu lange.“, schmunzelte Felix, der mich an einen großen Bären erinnerte und schlug meiner Begleitung freundschaftlich auf die Schulter, als würden sie sich schon ewig kennen und wahrscheinlich stimmte das bei ihrem Alter auch… Dann wanderten Felix Augen zu mir, musterten mich von oben bis unten. „Und du musst Esme sein.“, brummte er. Zaghaft nickte ich, nicht sicher, wie sie auf mich reagierten. Unvermittelt trat Felix näher an mich, wobei ich versucht war von ihm zurückzuweichen, aber da nahm er schon meine Hand in seine und hauchte einen Handkuss auf meinen Handrücken, was mich ziemlich sprachlos machte. Der einzige Mensch, der das schon bei mir gemacht hatte, war Carlisle gewesen…Typisch alte Schule oder lag es doch an etwas anderem? „Endlich mal wieder einen Neuzugang nach fast zwei Jahren. Ich hoffe ich bekomme dich heute Abend zu einem Tanz überredet.“, wisperte er leise, noch immer meinem Handrücken mit dem Gesicht nahe. Hätte ich noch die Fähigkeit gehabt zu reden, ich hätte es getan, aber so konnte ich nur verlegen meine Schuhe mustern, die plötzlich sehr interessant aussahen. Er lachte ein warmes Lachen, bis er sich umwandte mit den Worten: „Kommt, wir führen euch zu Aro. Ihr werdet bereits erwartet.“ Genau genommen war ich nicht der feige Typ, im Gegenteil, ich war für meine imposante, aufgeweckte Ader bekannt, doch als ich dieses Vampiren folgen musste, die mich, teilweise, mit mörderischen Blicken konfrontierten, die einen eindeutig sagten, was sie von meiner Anwesenheit hielten, wurde mir doch unwohl zumute, dass ich am liebsten sofort umdrehen wollte. Andererseits war mir nur zu gut bewusst, dass Carlisle mehr als nur Ärger für meine Reaktion bekommen würde, selbst wenn er ein alter Freund und geschätzter Bekannter war. Regeln waren Regeln und gerade ihre sollte man einhalten! Also tat ich das, was mich auf jeden Fall daran hindern würde einfach kehrt Marsch zu machen: Ich fasste nach Carlisles Hand, zwang sie in eine händliche Umarmung, verflocht meine Finger mit seinen und hielt mich an seiner Seite, was mir nur eine hochgezogene Augenbraue einbrachte, ehe meine Hand bestätigend gedrückt wurde, zum Zeichen, dass Carlisle an meiner Seite war und da auch bleiben würde, nur ein Taifun oder sonst etwas hätte ihn mir wegnehmen können und zum ersten Mal überhaupt, war ich froh darüber, dass Vampire nicht so leicht getötet werden konnte. Selbst wenn ich es immer noch nicht zugeben wollte, geschweige denn laut aussprach, ich hatte mich in diesen attraktiven Arzt verliebt, schwer! Erst nach und nach, schleichend, bis es einschlug wie ein Blitz! Im Inneren des Glockenturmes war es dämmrig, heller als draußen, da hier die Gänge von Kerzenleuchtern an den Wänden beleuchtet wurden, sodass es wenigstens ein bisschen eine menschliche Atmosphäre schuf. Ansonsten hätte jeder direkt den Eindruck bekommen, dass sie es mit Vampiren zu tun hatten. Die finstere Atmosphäre schlug mir auf den Magen, verbannte jeglichen Hunger oder Brennen in der Kehle und machte dem alles umfassenden Fluchtreflex Platz, ausgelöst durch den Selbsterhaltungstrieb, der selbst in einem toten Körper noch präsent war. Jane trug hochhackige Schuhe, ich trug Schuhe mit Absätzen und doch glitten wir mühelos lautlos über den Boden, als würden wir dahingleiten, schweben, schwerelos sein, von Raum und Zeit ausgeschlossen, die uns mit ihren Gesetzen nichts anhaben konnten. Ab und an vernahm ich in der Nähe ein Scharren, doch leider vermochte ich nicht zu sagen, aus welcher Richtung die Geräusche kamen, so stark war die Schallkraft, die uns von den Wänden entgegen geschleudert wurde und uns so schon in den Ohren klingelte. Wie sollte sich da erst ein Mensch fühlen, der ein viel empfindlicheres Gehör hatte als wir? Die Räumlichkeiten änderten sich, als wir eine andere Richtung einschlugen. Waren sie vorher noch mit Fliesen und Täflung verkleidet, wurden sie nun von Mamor eingefasst, der überall zu sein schien. An der Decke, den Wänden, am Fußboden mit keinerlei Abwechslung durch Skulpturen oder anderen Antiquitäten, die vorher noch im Weg gestanden hatten. Deutlich schien der Gang abzukühlen, die Wärme entwich durch Schlitze, die es nicht zu geben schien, als wäre alles Glück, alle Wärme restlos verschwunden. Selbst ich als Vampir verspürte die deutliche Negativität dort und die Kälte schien sich wie eine zweite Haut auf mich zu legen, mich innerlich frösteln ließ, dass ich am liebsten umdrehen wollte. Nach wenigen Metern erschien eine große, massive Tür vor uns. Feine Schnitzereien waren in sie geritzt, die sich durch das Holz wanden wie Schlangen über den Boden krochen. Schweigend wurde uns bedeuten stehen zu bleiben. Wir taten es und warteten gespannt darauf, was nun passieren würde. Mit einem hörbaren Knatschen wurde die Tür langsam aufgezogen und gab Stück für Stück ihr Geheimnis breit. Die Tür gab eine Halle frei die, ebenfalls mit Mamor verziert, mühelos Platz für zweihundert Gäste gehabt hätte, an deren Kopfseite eine kleine Erhebung in Form eines Podest mit drei Stufen war, auf dem drei thronartige Stühle standen, die schon von weitem majestätisch mit Gold und Prunk beschlagen waren, aus dunklem Edelholz gearbeitet. Drei Personen hatten auf ihnen Platz genommen und ich sah schon von weitem die rot funkelnden Augen, die mich schon den ganzen Tag verfolgten. „Guten Abend, liebe Freunde.“, ertönte eine angenehm melodische Stimme, selbst für einen Mann, doch leider war kaum zu erkennen, wer von den dreien genau gesprochen hatte, da keiner den Mund zu bewegen schien. „Tretet näher.“, forderte die Stimme wieder. Jane, Felix und Marcus machten uns Platz, traten an die Seite zurück, während Carlisle sich in Bewegung setzte, mich damit unweigerlich hinter sich herzog, da wir noch immer an den Händen miteinander verbunden waren. Mit jedem weiteren Schritt war ich rücksichtlos versucht, Hals über Kopf die Flucht zu ergreifen. Alles schien so endgültig zu sein, dass diese drei Personen entscheiden sollten, ob ich es Wert war zu Leben oder nicht. Ich wollte es nicht, auf keinen Fall! Es mag stimmen, dass ich mich für dieses Leben nicht entschieden hatte, aber mittlerweile war es gut so. Sehr gut… Je näher wir an das Podest traten, desto mehr versuchte der Mann in der Mitte, welcher auf dem höchsten Thron saß, meinen Blick mit seinen zu fesseln und ich versuchte im Gegenzug dafür, so wenig wie möglich nach vorne zu sehen, sondern eher auf den Boden. „Es ist schon eine Weile her, Carlisle, aber wir begrüßen dich wie immer herzlich in unserer Mitte.“, tauschten mein Begleiter und der erste Mann an der Stirnseite die Höflichkeitsfloskeln aus. „Es ist in der Tat zu lange her, Aro.“, entgegnete Carlisle mit einem Lächeln in der Stimme, es war zwar ein wenig wacklig, aber ich war trotzdem davon überzeugt, dass er sich insgeheim darüber freute seinen alten Freund wieder zu sehen, schließlich hatte er einige Zeit seines Studiums hier in Italien verbracht. „Ja, aber nun bist du hier und ich bin froh darüber. Wie ich sehe hat Edward es sich erspart mitzukommen, wie schade, aber du hast einen charmant aussehenden Ersatz gefunden.“, wurde geschmunzelt und ich traute mich endlich den Blick ein wenig zu heben. Ich wollte wissen, was über mich gesprochen wurde und die Gesichter zu den Menschen gehörten einfach dazu, um alle Informationen richtig zu zuordnen. Ich hörte nur das Rascheln von Kleidung, dann wurde unvermittelt meine freie Hand gegriffen und ich schaute erschrocken zu Aro auf, der nahe zu mir herangetreten war, mir so dicht gegenüber stand, dass sich unsere Körper fast berührten. „Lass mich deine Gedanken wissen.“, wisperte er mir rau entgegen, ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht und schon war es, als würde meine ganze innere Welt nach außen gesogen werden. * * * Kapitel Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)