Esmes Geschichte von Lesemaus (CarlislexEsme) ================================================================================ Kapitel 10: Vampirtreffen ------------------------- Vampirtreffen War das wirklich meine Schwester vor mir? Ich hatte sie anders in Erinnerung, irgendwie weniger wild aussehend, wenn man es denn so bezeichnen mochte. Sie hatte, wie früher, blonde Haare, trug diese kurz in Form von Wellen, die, je länger ihr Haar wurde, weiter nach außen schlugen. Ihr Körperbau, zwar immer noch schmal und drahtig, hatte mittlerweile etwas Gefährliches an sich, was ich nicht zu deuten wusste, etwas, was mich innerlich frösteln ließ, als würde ich jemandem gegenüber stehen, der sich jeden Moment auf mich stürzen würde. Wie ich trug sie merkwürdiger Weise eine Sonnenbrille, obwohl momentan die Sonne von ein paar finsteren Wolken, die wahrscheinlich einen fetten Regen ankündigten, verdeckt war. Für Californien typisch trug sie jedoch andere Klamotten, als ich es erwartet hätte. Statt einem kurzen Outfit trug sie ein langes Sweatshirt, was ihr bis über die Hüften reichte sowie einer langen Stretchhose, die sich wohl proportioniert um ihre Beine schmiegte. Sie trug all das, was ich als Vampir hätte vermieden, um mich nicht von den anderen Menschen zu unterscheiden, die bei meiner wahren Gestalt unter Garantie davonlaufen würden, schreiend, in Panik verfallend. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, in letzter Zeit entwickelte ich ein ungesundes Maß an Paranoia, wenn ich glaubte verfolgt oder zumindest beobachtet zu werden, wenn Edward und Carlisle Zuhause waren. Obwohl, hatte ich einen Beweis dafür, dass es nicht so war? Schließlich ignorierte ich die Zwei hauptsächlich und achtete nicht darauf, was sie machten oder nicht. Dann entdeckte ich schräg hinter meiner Schwester stehend einen Mann, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ, als mein Blick direkt in seine honigfarbenen Augen fiel, die mich wie flüssiges Gold anschauten. Nein. Das konnte nicht wahr sein! Das durfte nicht wahr sein! Ich war diesem verdammten Wahnsinn doch gerade erst entkommen, wieso begegnete ich dann schon wieder einem Vampir? Prüfend wandte ich meinen Blick wieder zu meiner Schwester. Wenn dieser Kerl ein Vampir war, dazu musste er mindestens ein Freund sein, sonst hätte Elizabeth nicht erlaubt, dass er mitkommt, um mich vom Flugzeug abzuholen, war dann meine Schwester auch…einer… Ihre liebevollen, durch die Sonnenbrille verdeckten Augen sahen mich flehend an. „Hab keine Vorurteile, kleine Schwester. Es gibt für alles eine Erklärung und deine Fragen werden solange warten müssen, bis wir bei mir Zuhause sind.“ Ich presste die Lippen aufeinander, eine Erwiderung gewaltsam meinen Hals hinunter schlucken, da ich sonst etwas gesagt hätte, was mir im Nachhinein furchtbarLeid getan hätte und ich nicht wieder gut zu machen wusste. War das mein Schicksal? Unwiderruflich? Stolperte ich von einer verhassten Situation in die andere? Würde ich je wieder glücklich sein? All solche Fragen schossen mir durch den Kopf, doch es gelang mir nicht auch nur eine einzige sicher zu beantworten. Meine Zukunft lag im Dunklen und wurde immer mehr dunkler und dunkler und dunkler… Versank ich jetzt in Melancholie? Ja, und zwar gewaltig! „Wieso?“, fragte ich mit brüchiger Stimme, die gar nicht mehr wie meine eigene selbst klang. Statt das meine Schwester antwortete, mischte sich nun der große, breitschultrige Mann ein, der bis dahin ruhig und selbstbewusst an ihrer Seite gestanden hatte. „Später Esme.“, ertönte wie bei Carlisle seine wohlklingende Stimme, die einem am liebsten einen Schauer über den Rücken jagen wollte. Oh mein Gott!, stöhnte ich innerlich. Sollte ich denn jedes Mal so aufgeschmissen sein, wenn ich auf einen anderen männlichen Vampir traf? Obwohl ich allerdings sagen musste, dass mich sein Duft gar nicht mal so überwältigte, wie der von dem blonden Arzt, über den ich momentan eigentlich nicht nachdenken wollte! Eine große, als Pranke konnte man sie schon fast bezeichnen, legte sich sanft aber bestimmend zwischen meine Schulterblätter und drängte mich vorwärts in Richtung Ausgang des Terminals, die durch mehrere Gänge verbunden waren und schließlich zum endgültigen Ausgang des gesamten Flughafens führen würden. Sie war meine Schwester, also ließ ich diesen Mann gewähren, es sei denn natürlich, er würde mich in irgendeiner Weise unsittlich begrabschen oder mir Gewalt antun, was ich aber nicht vermutete. Unwohl fühlend ging ich den beiden nach zum Auto, welches geparkt im Schatten auf einem Parkplatz stand. Die getönten Scheiben des Fensters machten mich misstrauisch, aber so konnte sich Elizabeth hinten auf der Rückbank ohne Sonnenbrille mit ihren blutroten Augen bewegen, ich auch. Während der Fahrt schwieg ich, blickte nebenbei aus dem Fenster, sah mir die Landschaft an, die mit schnellen Schwingen an uns vorbeizog, mir aber leider überhaupt nicht bekannt vorkam. Ich mit meinem wenigen Gepäck fiel in dem großen Wagen kaum weiter auf. Ich wollte zwar nicht schmollen, aber meine Mundwinkel verzogen sich schon fast von alleine, wie damals als wir kleine Kinder waren und ich meinen berühmten Schmollmund zum Ausdruck brachte, gegen den Elizabeth keine Chance gehabt hatte. Jedes Mal war sie ihm gnadenlos unterlegen. Ich war so in meinen Gedanken, die sich um meine Vergangenheit drehten, versunken, dass mich erst der leichte Ruck aufschreckte, der das Auto mit der Bremse zum Stehen brachte. Ein kleines, gemütliches Häuschen ragte vor uns aus dem Boden. Zwei Stockwerke hoch, ließ gerade einmal Platz für einen Keller, einen Dachboden und zwei Wohnetagen. Roter, massiver Backstein gepaart mit einem dunklem, holzfarbenen Ziegeldach, was in der Sonne fast zu schimmern schien, als wäre irgendeine besondere Lackierung auf ihm, aber ich war ja kein Experte in solchen Dingen. Die familiäre Aura war mir mit jeder Phaser meines Körpers bewusst und auf einmal fragte ich mich, was ich hier eigentlich machte. Ich war hier völlig fehl am Platz! Ich war ein erbärmlicher Eindringling, ein Parasit, nichts weiter! Zögernd stieg ich aus dem Auto, als die beiden schon auf mich an der bereits geöffneten Haustür warteten. Die gesamte Ausfahrt war mit Kieselsteinen gepflastert, die unter meinem Gewicht knirschten, wenn ich es darauf angelegt hätte, hätte ich so lautlos wie eine Maus auf Futtersuche schleichen können, aber auffallen wollte ich deshalb nicht. Ein normaler Mensch hätte auf jeden Fall Geräusche gemacht. Planlos, verwirrt was das Ganze mit dem Brief und mir zu tun hatte, blieb ich schließlich in zwei Meter Entfernung vor den Beiden stehen, taktierte sie mit auffordernden Blicken, um endlich Antworten auf meine Fragen zu bekommen, die ich schon mühsam seit dem Aufeinandertreffen zurückhielt. Ich wollte den Mund öffnen, um meine erste Frage zu stellen, aber so weit kam ich schon gar nicht mehr, bis mich ein heller Haarschopf zu Boden riss, der sich mitten gegen meinen Oberkörper geworfen hatte und dabei einen Laut hervorrief, der sich wie zerberstender Fels anhörte, wie zwei Felsen, die aufeinander prallten. Wenn das niemand in der Umgebung gehört hatte, musste dieser taub gewesen sein, denn dieses Geräusch war definitiv nicht zu überhören. Der Aufprall auf den einzelnen Steinen war schmerzhaft, obwohl sie meine Haut nicht verletzten, aber, genau wie Carlisle es mir selbst einmal gesagt hatte, empfand ich den hervorkommenden Schmerz anders. Ich spürte jeden einzelnen Stein, der sich in meine Haut bohrte und fluchte innerlich über meine Unachtsamkeit. Aber wer rechnete schon damit, dass man durch einen kleinen Wirbelwind beinahe ins K.O. befördert wurde? Ich wenigstens nicht! „Katharina! Du sollst sie doch nicht so erschrecken!“, ertönte die wütende Stimme Elizabeths, die durchsetzungsfähig über den Hof hallte und mir, würde ich jetzt in der Haut dieser „Katharina“ stecken, überhaupt nicht gefallen hätte, sondern zur Flucht verleitete. Das Etwas auf mir erhob sich leicht, sodass ich mich gerade mal auf die Ellenbogen aufrichten konnte. „Ich erschreck sie doch gar nicht, Mama! Ich umarme sie, dass ist ein großer Unterschied und hat viel mehr mit Gefühlen wie Freude und Freundschaft zu tun, als mit Übermut und jugendlichem Leichtsinn, wie du es so gerne behauptest. Außerdem bin ich erwachsener, als du denkst, dass darfst du nicht vergessen!“, entgegnete die Tochter, die danach den Kopf wieder zu mir umwandte und mich direkt mit ihren blutroten Augen förmlich zu durchstechen schien, so tief wollte sie mir in die Seele gucken. Ich empfand es zu mindestens so. „Ich wollte noch weiterleben.“, warf ich zögerlich zwischen den noch harmlosen Streit der Zwei, den sie daraufhin unterbrachen und mich mit ihren Blicken konfrontierten. Das junge Mädchen auf mir kicherte fröhlich, obwohl man sie wohl eher als junge Jugendliche bezeichnen konnte. Sie besaß zwar eine kindliche Seite, die sie momentan an mir ausließ, doch waren ihre Züge von jugendlichem Ernst gezeichnet, sie war schon längst dem Kinderalter aus den Schuhen gewachsen. Dann stützte sie sich neben mir ab, um auf die Beine zu kommen und sprang das letzte Stück wie ein kräftiger Grashüpfer elegant in die Luft, nur um auf ihren Füßen zu landen. Alle Achtung. Flink und gelenkig war die Kleine und wahrscheinlich weitaus eleganter dabei, als ich. Schließlich sickerte irgendwann doch noch die Erkenntnis zu mir durch, dass die Kleine meine große Schwester gerade mit Mama betitelt hatte. Ich hatte hier meine Nichte vor mir, von der ich bis heute nichts gewusst hatte. Aber wie war das möglich? Meine Schwester war keine zehn Jahre jünger gewesen als ich, als sie von Zuhause mit dem Maler abgehauen war. Wie bitte konnte sie da eine Tochter haben, die schon in der Pubertät war? Das ging einfach nicht! Mein Hitzkopf kam durch, den ich schon besaß, seit ich ein kleines Kind war. „Könnte mir jetzt bitte einer von euch dreien endlich erklären, was hier überhaupt los ist?! Ich verstehe nur noch Bahnhof?!“, fauchte ich gereizt, zudem spürte ich, wie meine Kehle anfing zu brennen, als hätte ich starke Halsschmerzen. Ich stand kurz davor eine neue Ration Blut zu brauchen, was mir überhaupt nicht behagte, wenn ich daran dachte gleich mit mehreren Vampiren in einem Haus zu sein. Ein prüfender Seitenblick unter den Haarspitzen ihres Ponys wurde mir von Elizabeth zugeworfen, während sich ein warmes Lächeln, welches ich früher so oft zugeworfen bekommen hatte, auf ihre rosigen Lippen schlich, die sie leicht mit Lippenstift überschminkt hatte. „Komm erst einmal mit rein, Esme. Dann erklären wir dir alles in Ruhe, außerdem hast du bereits schwarze Augen. Wann hast du das letzte Mal vernünftig getrunken? Du siehst ungesund im Gesicht aus, als wärst du krank.“, erklang die tadelnde melodische Stimme, die ich als Kind vergöttert hatte. Mir wurde aufgeholfen und wir gingen zusammen ins Haus, ich direkt in der Mitte, damit ich nicht die Möglichkeit hatte zu fliehen, vielleicht täuschte ich mich ja in dieser Hinsicht, aber mir kam es so vor. Sie ließen mir gar keine Zeit die Einrichtung zu erkunden, da wurde ich in einen Stuhl gedrückt, hörte das Zuschnappen einer Tür und vor mir auf dem Tisch knallte eine Flasche auf die Platte, so plötzlich, dass ich meiner Schwester beinahe an die Decke gesprungen wäre und wie befürchtet war es eine Flasche Blut. War sie jetzt zu einem Carlisle mutiert oder was?, spottete ich innerlich und verdrehte genervt die Augen, diese Sätze schon wieder hören zu müssen. „Esme!“, herrschte mich meine Schwester an und ich verschränkte stur die Arme vor der Brust. Theatralisch fasste sich Elizabeth an die Stirn. „Daniel schnapp dir doch bitte Katharina und unternehmt irgendetwas zusammen, ich möchte mit meiner Schwester bitte alleine sprechen.“, bat sie und ihr Wunsch wurde erhört. Keine Minute später waren wir alleine in der Küche und auch wenn ich mich freute wie nie, meine Schwester wieder zu haben, wünschte ich mich ganz weit weg von hier. Elizabeth zog sich einen zweiten Stuhl zu Recht, setzte sich darauf, während sie mich eindringlich mit ihren blutroten Augen musterte. Ich tat mir jetzt schon selbst Leid. Ich erinnerte mich nur zu genau daran, wie sie mir als kleines Kind Predigten gehalten hatte, wenn ich über die Strenge hinausgeschlagen war. Das würde kein gutes Ende nehmen. „Ich bin dir einige Antworten schuldig und eine Entschuldigung dafür, dass ich die letzten Jahre nicht an deiner Seite war, besonders nach deiner Heirat mit Parker. Ich hätte in dieser schweren Zeit für dich da sein müssen, dass tut mir ehrlich Leid, aber zu dem Zeitpunkt war ich körperlich nicht dazu in der Lage.“, setzte sie zu einigen Erklärungen an, was in mir das Gefühl hervorrief, verloren zu sein. Ich spürte zwar das drückende Gefühl der Tränen in meine Augen, was immer dann auftauchte, wenn ich kurz vor dem Weinen stand, aber es kam nichts, leider. Ich wusste nur, dass ich so aussah, als würde ich gleich heulen. „Wieso hast du dich erst jetzt gemeldet?“, flüsterte ich schwach, wobei ich die Antwort in meinem Unterbewusstsein schon selbst beantwortet hatte, schließlich steckte ich zurzeit selbst in dieser Phase. Sie knetete ihre Hände ineinander, als wäre sie nervös. „Vor knapp zehn Jahren, als ich von Zuhause ausgerissen bin, lernte ich Daniel kennen, in den ich mich unsterblich verliebte und bis heute noch vom ganzen Herzen liebe. Ich verließ dich, um mit ihm zusammen zu sein und erlebte dabei mehr als eine Überraschung. Wie ich feststellen musste, gab und gibt es noch Dinge auf der Welt, die wir uns nicht erklären können, diese Tatsache musste ich auch lernen. Daniel und ich wurden ein Liebespaar und zogen nach kurzer Zeit zusammen, weit weg von unserem alten Zuhause, erst dann erfuhr ich von seinem Geheimnis, was daraufhin mein ganzes Leben veränderte. Wie du vielleicht schon an seinen Augen bemerkt hast, ist Daniel ein Vampir, welcher aber anstatt menschlichen Blutes nur tierisches Blut zu sich nahm. Wir lebten zwei Jahre zusammen ohne, dass ich meine menschliche Seite verlor, bis Daniel sich endlich dazu überwand, mich zu einem Vampir zu machen. Ab diesem Zeitpunkt durfte ich keinen Kontakt zur Außenwelt mehr halten, weil ich durch die lange Blutrauschphase nur andere Menschen verletzt hätte, anstatt normal mit ihnen umzugehen. In ein paar Monaten ist die Phase endlich vorbei, dann kann ich bald wieder unter Menschen.“ Mit einer herrischen Bewegung unterbrach ich Elizabeth. „Das ist mir auch klar, Lizzie!“, wandte sie dazwischen. „Aber was ich nicht verstehe ist, wenn du erst vor knapp zehn Jahren in einen Vampir verwandelt wurdest, wer ist dann Katharina? Sie nennt dich Mama, ist sie deine Adoptivtochter?“, fragte ich neugierig, weil ich wirklich nicht wusste, welche Verbindung zwischen den beiden bestand. Verhalten fing Lizzie an zu kichern, genauso mädchenhaft, wie ein kleines Kind. „Das ist wirklich eine etwas unglaubwürdige Erklärung.“, begann meine Schwester eine neue Erklärung anzusetzen. „In den zwei Jahren, in denen wir nichts anderes taten, als zusammen zu wohnen, passierte es, dass ich plötzlich schwanger wurde. Daniel wollte zwar nicht, dass ich das Kind behalte, aber ich setzte meinen Dickkopf durch und behielt es, brachte es zur Welt und wurde seine Mutter. Als Daniel unsere Tochter das erste Mal sah, war er hoffnungslos vernarrt in sie, genauso wie heute noch. Katharina wächst allerdings anders wie andere. Eigentlich ist sie erst acht Jahre alt, aber schon vom Körper und Geiste eine Fünfzehnjährige. In weniger als zwei Jahren wird sie bereits fast zwanzig sein und somit ausgewachsen, dass sie alt genug ist uns zu verlassen, wenn es ihr Wunsch ist. Natürlich würde ich sie gerne noch ein wenig länger bei mir behalten, aber wer weiß schon, wohin sie das Schicksal verschlägt.“, zuckte sie hilflos mit den Schultern, wirkte wie eine Mutter ein bisschen verloren, die ihr Kind bald aus dem Haus lassen musste. Zwei Jahre waren für einen Vampir nicht viel, nur eine Sekunde in dem Leben eines Menschen. „Aber ich dachte Vampire können keine Kinder kriegen und warum wächst Katharina so schnell? Wir Menschen brauchen doch auch volle zwanzig Jahre, um ausgewachsen zu sein.“, warf ich ein bisschen verwirrt dazwischen. „Es stimmt auch, dass Vampire keine Kinder kriegen können, Esme. Aber hast du mir eben nicht richtig zu gehört?“, schmunzelte sie. „Als ich schwanger wurde, war ich ein MENSCH. Menschen können Vampire austragen, doch werden sie meistens nach der Geburt des Kindes zu einem Vampir gemacht, da sie ansonsten sterben würden.“ „Und wieso würden sie sterben?“, breitete ich weiter aus. „Ich meine Menschen bekommen doch auch Kinder und sterben dabei nicht, es sei denn, es treten bei der Geburt irgendwelche Komplikationen auf.“ Ihr Lächeln, welches vorher ihre Lippen bedeckte, verschwand komplett, sodass ich dachte ich hätte sie beleidigt und wollte schon zu einer Entschuldigung ansetzen, als sie weiterfuhr. „Die menschlichen Mütter sterben wegen dem hohen Blutverlust, Esme. Das Kind wird durch eine harte Gebärmutterwand vor äußeren Schäden geschützt, um diese zu durchdringen und geboren werden zu können, beißen sie sich mit ihren scharfen Eckzähnen durch Haut und Gewebe. Dadurch verletzen sie leider auch wichtige Blutgefäße und Organe der Mutter, sodass schon in kürzester Zeit der Tod durch Blutverlust auftritt. Daniel wollte mich nicht verlieren, ich war die Frau, die er liebte und mit der er alle weiteren Jahre verbringen wollte, deswegen machte er mich direkt nach der Geburt zu einem Vampir und ich bin froh, dass dir dasselbe nicht passiert ist. Ich hatte noch nie solche Schmerzen wie bei der Geburt!“ Ich stellte mir die Bilder im Kopf vor, wie sie blutend irgendwo gelegen hatte, das Kind in ihrem bleichen Arm und ich wollte mich am liebsten wieder übergeben. Meinen Hunger würde das definitiv nicht anregen, was wohl auch mein Gesichtsausdruck äußerte. „Oh!“, peinlich berührt hielt sie sich den Mund. „Ich Dummerchen. Jetzt hab ich dir das so genau alles erzählt, obwohl du doch Blut trinken solltest und glaub mir, nachdem ich das Ganze von Daniel nach meiner Verwandlung erfahren hatte, war ich ebenfalls nicht sonderlich scharf auf essen.“ Mit einer bestätigenden Bewegung klopfte sie auf die Flasche Blut vor mir drauf, sodass der Inhalt leicht hin und her schwappte. Meine Kehle schnürte sich zu. Ich fühlte mich elendig und wollte am liebsten im Boden versinken, als ich selbst durch die Flasche den metallischen Geschmack riechen konnte. Wie erbärmlich war ich eigentlich, dass ich mich so von meinen Instinkten leiten ließ? Ich verabscheute mich mehr denn selbst. Statt dem Blut musterte ich interessiert die Tischplatte. Aus welchem Holz der Tisch wohl bestand? Ich wusste, dass ich nur vom Thema, wichtigem Thema, ablenkte, aber was sollte ich machen? Ich hatte diesen Prozess der Verwandlung nicht freiwillig durchgemacht. Ich wollte sterben, am liebsten nur noch sterben! „Esme?“, bei meinem Namen sah ich auf direkt in die Seelenspiegel meiner Schwester, die vor Emotionen über zu schäumen schienen. „Es wird alles wieder gut.“, beschwichtigte sie mich, tätschelte mir dabei sanft über mein Handgelenk, was sich krampfhaft um die Tischkante geschlossen hatte und bestimmt irgendwann, wenn ich meine jugendliche Kraft nicht zügelte, an dem Druck durchbrechen würde. Verneinend schüttelte ich den Kopf. Nichts würde wieder gut werden, nichts würde je normal sein und ich würde mein menschliches Ich niemals zurückbekommen. Niemals. Sichtwechsel Vor einer halben Stunde war ich nach Hause gekommen. Seitdem hatte ich im Eiltempo meine wichtigsten Sachen für die nächste Woche in einen Koffer gepackt, meine Patientenakten zusammengeglaubt, Edward einen Tritt in den Hintern gegeben, dass er sich mit dem Packen beeilen sollte, die wichtigsten Telefonate geführt und Elizabeth nach dem Befinden Esmes gefragt, der sich leider noch weiter verschlechtert hatte. Mittlerweile saßen Edward und ich im Flugzeug nach Kalifornien und wenn man junger Partner so weiter machte, würde er noch hyperventilieren. Edward war, seitdem ich Zuhause angekommen war, über alle Maßen angespannt gewesen, hatte getobt, geschrien, sich Sorgen gemacht und glich nun einem Wesen, was kurz davor war vor Gefühlen zu Platzen. Da es mitten in der Nacht war, schliefen alle anderen Passagiere schon, kein Wunder, der Flug dauerte schließlich mehrere Stunden, nur Edward und ich und ein paar Männer und Frauen der Flugkontrolle waren noch auf den Beinen. Edward, weil er sich irgendwie versuchte durch Hausarbeiten der Schule von Esme und seinen Sorgen abzulenken, ich, weil sich meine Gedankengänge nur noch um diesen Feuerblitz drehten, der sich in meine Gedanken eingebrannt zu haben schien. Sie ließ mich nicht mehr los und ich wollte zu ihr, auch wenn Elizabeth und Daniel, zwei alte Freunde von mir, mir versichert hatten, dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging. Aber ihr Zustand verschlechterte sich von Stunde zu Stunde! Genau, wie ich es erwartet hatte, hatte sie keinen weiteren Schluck Blut angerührt, seitdem wir heute Morgen das Haus zur Arbeit verlassen hatten und Elizabeth und Daniel hielten nicht die nötige Konsequenz sie zur Not zum Trinken zu zwingen! Also musste ich kommen, den kleinen Wirbelwind die Leviten lesen, durch die Mangel drehen, dann zum Trinken zu bewegen und noch andere Sachen mit ihr anstellen, die ich hier namentlich nun nicht erwähnen wollte. Die Sehnsucht nach dieser Frau fraß sich förmlich durch meinen ganzen Körper, drang durch jede Zelle, jede einzelne Phaser, verbrannte mich innerlich und ließ mich nur noch fühlen und ich wollte diese Gefühle auf jemanden übertragen und das war sie: meine Traumfrau, mein Gegenstück, meine zweite Hälfte, die mich endlich komplett machen würde nach all den langen Jahren der Einsamkeit! Ihr Starrkopf stand uns nur im Weg und ich wollte mich selbst verfluchen, würde ich den nicht knacken! Aber erst einmal musste ich dort sein, Vorort, um sie überhaupt in meine Fänge zu bekommen und das würde ich! Und ich würde sie dazu bekommen, dass sie niemals wieder von mir weg wollte! Den Kopf in den Nacken legend, versuchte ich wenigstens etwas zu dösen, um meine wirren Gedanken in den Griff zu bekommen, ob es mir allerdings gelang, stand noch in den Sternen. Sichtwechsel Ende Kapitel Ende So^^ Hiermit melde ich mich wieder zu einem neuen Kapitel zurück und wünsche euch einen schönen Tag^^ Mir geht es gut und, vielleicht als kleine Versüßung für euch, ich präsentiere euch dieses Kapitel original in Dänemark geschrieben, wo ich mich derzeit im Urlaub für eine Woche befinde. Das Wetter ist zwar nicht so toll, ist heute noch bewölkt, aber da ich erst den zweiten Tag mit meiner Family da bin, ändert sich das ja vielleicht schon bald^^ Die Landschaft ist wie immer toll, auch das Haus in dem wir Urlaub machen und ich wünsche euch jetzt schon mal nachträglich ein schönes Pfingstwochenende, lasst es euch gut gehen, ich jedenfalls, werde das auf jeden Fall tun^^ Die nächsten Tage gehen wir noch ans Meer, Shoppen, Spazieren im Wald und noch viele andere Dinge. Der Garten ist toll, riesig und bietet genug Freiraum für meine zwei kleinen Hunde, die den Urlaub auch genießen. Falls ihr mal irgendwo Urlaub machen wollt, empfehle ich euch Dänemark dafür, da könnt ihr gar nichts falsch machen, ich war schon so oft hier und wurde nie enttäuscht. Auch die Dänen sind toll, selbst wenn man einige von ihnen nicht versteht, ein paar Worte bekommt man trotzdem auf Biegen und Brechen hin^^ So, dann will ich euch mal nicht weiter vollquatschen, dass tue ich die nächste Zeit sowieso noch genug und wünsche euch viel Spaß weiterhin bei meiner FF und wir sehen uns dann frisch ausgeruht beim nächsten Kapitel. Weiterhin viel Spaß, lasst euch nicht unterkriegen, haltet die Ohren steif und gönnt euch, genauso wie ich mir, ab und an einfach mal Ruhe, die brauch jeder^^ Lesemaus Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)