Schicksal? Nein danke! von Nifen ================================================================================ Kapitel 3: Mein 1. offizieller Auftritt in Hogwarts --------------------------------------------------- Eine Mary Sue fährt nicht mit dem Hogwarts-Express. Es sei denn, sie besitzt die Gabe des Hellsehens und weiß, dass irgendetwas auf der Fahrt passiert, was ihr bei ihrem großen Auftritt in Hogwarts von Nutzen sein kann. Natürlich habe ich diese Gabe nicht und bei meiner Tollpatschigkeit hielten es meine Eltern für besser, nicht zu riskieren, dass ich mich an meinem ersten Tag damit blamierte, dass ich die Stufen in den Eisenbahnwaggon hochfiel, bloß weil ich über den Saum meiner Roben gestolpert war. Stattdessen wurde beschlossen, dass ich kurz vor Ende der Auswahlfeier ankommen sollte, indem ich mit dem Besen direkt in die große Halle fliegen sollte. Einer der Vorteile an Traumland-Besen ist, dass man nicht hinunterfallen kann – noch nicht einmal ich – und sie sich von den üblichen, magischen Barrieren nicht aufhalten lassen. „Wie ich sehe, ist unsere letzte Schülerin auch eingetroffen“, sagte Professor Dumbledore am Abend des 1. September mit einem amüsierten Funkeln in den Augen, als ich planmäßig zwischen dem Hufflepuff- und Ravenclaw-Tisch landete. Professor McGonagall, welche soeben die Pergamentrolle mit den Namen der Schüler wieder zusammenrollen wollte, kräuselte die Lippen, ehe sie mit einem unterdrückten Seufzen von der Liste ablas: „Sue, Mary Arabella Rasputina Ysopia.“ Aufgeregtes Gemurmel begleitete mich, als ich, darauf bedacht, nicht doch noch über meine Robe zu stolpern, nach vorne zu dem Sprechenden Hut schritt. Zwar glänzte mein blondes Haar im Kerzenlicht weder golden noch silbern, obwohl ich es extra am Morgen mit 1000 Bürstenstrichen auf Hochglanz gebürstet hatte, noch schien meine äußerliche Erscheinung die Jungs an denen ich vorbeikam auf irgendeine Weise dazu zu animieren, vor Bewunderung von den Bänken zu fallen, aber mein vorsichtiger Gang verlieh mir immerhin etwas Schwebendes, mit gerade genug Anmut, um sicher zu stellen, dass keiner der Anwesenden sich wünschte, es würde endlich Abendessen geben. Immerhin. Man muss auch für die kleinen Dinge im Leben dankbar sein. „Ist es mal wieder soweit?“, fragte eine Stimme in meinem Kopf, kaum, dass ich den Sprechenden Hut aufgesetzt hatte. „Du bist also die nächste Mary Sue… Mal sehen… in welches Haus passt du wohl am besten? Du bist neugierig auf diese Welt und willst möglichst alles wissen… eindeutig ein Zug, der für Ravenclaw spricht. Du gehst keiner Herausforderung aus dem Weg und wächst an ihnen, was wiederum für Gryffindor spricht. Und du bist ehrgeizig, ein Slytherin-Charakteristikum…“ „Norma war in Gryffindor, Thomas in Slytherin und Mia in Ravenclaw“, überlegte ich in meinem Kopf. Bei jedem dieser Häuser kannte ich aus den Erzählungen meiner Geschwister in etwa die Abläufe, wusste was ihnen wichtig ist, wie man mit seinen Kameraden auskommt. Andererseits ist es ein weiterer Zug der Mary Sues, dass sie alle mit allen Häusern ein freundschaftliches Verhältnis pflegen. „Im Grunde ist es mir egal, in welches Haus ich komme“, dachte ich, doch der Hut widersprach mir augenblicklich. „Nein, tief in deinem Herzen möchtest du dich deiner Familie beweisen und wer in die Fußstapfen eines anderen tritt, kann keine Spuren einer eigenen Identität hinterlassen.“ Ich wusste, dass dies bedeutete, dass Hufflepuff die offensichtlichste Wahl wäre, war es doch das einzige Haus, das bislang aus meiner Familie noch keine Mary Sue gehabt hatte. Aber… „Wenn ich nach Hufflepuff gehe, welches Haus soll Emily dann besuchen, um ihre eigene Spur zu hinterlassen?“, fragte ich mental. Außerdem glaubte ich nicht wirklich, dass ich nach Huffelpuff passte. „Das lass meine Sorge sein, wenn es soweit ist. Aber weshalb glaubst du, dass du nicht nach Hufflepuff passt? Oder teilst du etwa das Slytherin- und Gryffindor-Vorurteil, dass Hufflepuff das Looser-Haus sei, wie man heutzutage so gerne sagt?“, wollte der Hut wissen. „Nein, das nicht“, versicherte ich rasch. Immerhin würde ich so oder so mit allen Häusern Freundschaft schließen. „Es ist nur so, dass ich nicht glaube, dass ich so loyal zu Freunden und Familie bin, wie es sich für einen Hufflepuff geziemt.“ „Ah, Bescheidenheit… eine sehr lobenswerte Eigenschaft, auch für eine Mary Sue. Aber sag ehrlich, war deine Besorgnis gegenüber deiner Schwester nicht loyal? Außerdem, wie willst du dich deiner Familie, oder viel mehr, dir selbst beweisen, wenn du erst noch den Ansprüchen deines Hauses gerecht werden musst, dir ihr Wohlwollen, ihren Respekt erarbeiten musst?“ „Aber ich bin eine Mary Sue, sie werden mich akzeptieren und respektieren“, erwiderte ich verwirrt. „Ja, aber werden sie dich vorbehaltlos unterstützen? Werden sie nicht neidisch auf dich sein? Neid hat in Hufflepuff keinen Platz. Tatsächlich ist es das einzige Haus, wo sogar eine Mary Sue einmal einen miesen Tag haben darf. Und wenn ich dich richtig lese, dann kommt es bei dir durchaus vor, dass du mal einen nicht so perfekten Tag hast. Hufflepuff würde dich in diesem Fall verteidigen, dir ermöglichen du selbst zu sein. Also, kein weiterer Widerspruch. Außerdem werden die anderen langsam ungeduldig und ich höre auch den ein oder anderen Magen knurren“, sagte der Hut mit einem leichten Lachen. Ein eher unheimliches Lachen, wenn man mich fragt. Nicht, dass es mir Angst machen würde oder so, schließlich bin ich eine Mary Sue und wir haben höchstens vor wirklich gefährlichen Dingen Angst. Wie in einem riesigen Topf mit Honig zu ertrinken… „Hufflepuff!“, verkündete der Sprechende Hut in diesem Moment laut, noch ehe ich die Erinnerung daran, wie Thomas mich einmal in besagten Honigtopf geworfen hatte, um zu beweisen, dass ich keine echte Mary Sue sei, in voller Länge durchleben konnte. Tosender und größtenteils erleichterter Applaus, wohl, weil die Auswahlzeremonie endlich vorüber war, begrüßte mich, als ich zum Hufflepuff-Tisch ging, während meine neuen Hauskameraden untereinander und zu den anderen Tischen hinübergebeugt wild tuschelten: „Schon gesehen? Wir haben jetzt unsere eigene Mary Sue!“ Dass der Rest der Schülerschaft die ganze Zeit über anwesend gewesen war und somit gesehen hatte, wie der Hut mich zu einer Hufflepuff gemacht hatte, schien sie dabei wenig zu kümmern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)