From here to Eternity von C0ce (Renesmee Cullen) ================================================================================ Kapitel 4: Es war einfach nur... perfekt. ----------------------------------------- Ich habe es geschafft! Ein viertes Kapitel nach über 2 Monaten. Ich weiß, Schande über mein Haupt aber zwischenzeitlich war ich viel zu unmotiviert... Trotzdem viel Spaß beim lesen ^_^ ----------------------------------------------------------- Momma ließ den schnurrenden Motor ihres Mercedes anspringen und fuhr langsam die Einfahrt hinunter. Überall spürte ich es kribbeln. Im Bauch, in den Knien, sogar meine Hände waren etwas zittrig gewesen. Ich konzentrierte mich und versuchte mich dadurch zu beruhigen. Also irgendwie mussten irgendwelche menschlichen Hormone in mir verrückt spielen, oder aber meine Vorfreude auf Jake war so enorm angewachsen, dass ich meinen Körper nicht richtig unter Kontrolle hatte. 3 Monate hatten wir uns jetzt nicht mehr gesehen. Traurig senkte ich den Kopf, als ich an Jakes letzten Gesichtsausdruck denken musste. Es tat mir so leid, ihn zurück zu lassen, aber was hätte ich tun sollen? Von ihm verlangen, sein Rudel und seine Familie zurückzulassen? Wir hatten doch noch soviel Zeit… Irgendwann würden wir unzertrennlich sein. Definitiv. Ich glitt mit der Hand an meine Brust und umklammerte eine silberne Kette, die Jake mir zum Abschied geschenkt hatte. Seitdem hatte ich sie noch nicht einmal ausgezogen. Ich bemerkte in meiner Träumerei gar nicht, dass Momma mich die ganze Zeit beobachtet hatte. „Renesmee, möchtest du mir vielleicht etwas sagen?“, fragte sie liebevoll und schaute dabei abwechselnd zu mir und dann wieder zur Straße. Ich seufzte. „Also, es fällt mir echt schwer, mal nicht an Jake zu denken – Besonders die Tatsache, dass ich ihn einfach so zurückgelassen habe. Er muss sich schrecklich gefühlt haben.“, ich glitt mir mit der rechten Hand durchs Haar. „Schatz, eins kann ich dir mit 100 % Sicherheit sagen. Jacob Black ist wirklich hart im nehmen. Seine Gefühle kann er zwar ab und zu nicht kontrollieren, aber glaube mir, wir wissen doch alle, dass dieser Zustand nicht auf Dauer so sein wird. Wer weiß ob Jake nicht schon nächste Woche bei und einzieht.“, lächelte sie und tippte mit ihrem Zeigefinger auf dem Lenkrad des Mercedes herum. „Er war auch in dich verliebt.“, rutschte es plötzlich aus mir heraus und am liebsten hätte ich mein Mundwerk mit Sekundenkleber versiegelt, damit nichts Dummes mehr herauskommen konnte. Ich hatte Momma in der Hinsicht, was Jake anbelangte, noch nie über irgendetwas aus der Vergangenheit ausgefragt. Ich hatte damals nur beiläufig merken können, wie Jake über Momma als menschliche Bella gesprochen hatte und das da mehr gewesen sein musste, als nur eine enge Freundschaft. Sie schien meine undurchdachte Bemerkung nicht sonderlich zu stören. Ich war beruhigt. „Nun ja, Jake hat mir damals in der schweren Zeit, als dein Vater mich verlassen hatte, gebührenden Beistand geleistet. Ich weiß gar nicht, was ich ohne ihn getan hätte. Vielleicht würden wir beide ohne ihn hier gar nicht mehr sitzen.“, sie pausierte kurz und ihr Gesichtsausdruck schien betrübt zu wirken. Dann fuhr sie fort. „Jake war schon immer mein bester Freund. Nichts in aller Welt könnte Jake und seine einzigartige Art ersetzen, was jedoch das verliebt sein anbetrifft… Es war nie einfach für mich gewesen, seine Gefühle gegenüber mir zu akzeptieren. Jake hatte sich in meiner schwierigen Phase damals wirklich in den Vordergrund meiner Gedanken gedrängt, dennoch war Edward immer präsent geblieben. Kurzzeitig dachte ich wirklich, dass ich für Jake dasselbe empfinden könne, wie er für mich… Allerdings bemerkte ich schnell, dass meine Liebe zu Edward mit der, die ich für Jake empfand, nicht im geringsten zu vergleichen gewesen war.“, sagte sie und schaute dabei auf die nasse Straße hinaus. Ich nickte und fügte ein zustimmendes „Mh“ hinzu. „Wieso hast du mich das eigentlich gerade jetzt gefragt?“, schaute sie wieder fragend zu mir und blickte tief in meine braunen Augen. Ich lächelte kurz, hob meine Hand und berührte sanft ihre Wange. Alle meine Gefühle, Gedankengänge und Sorgen, die Jake betrafen, durchströmten nun Mommas Gedanken. Wie leid es mir tat, dass ich ihn zurückgelassen hatte. Ob man das was ich fühlte, wenn ich an Jake dachte irgendwie Liebe nennen durfte. Aber vor allem fragte ich mich, ob ich jemals so lieben könnte wie Bella und Edward es taten. Lange hatte ich diese Fähigkeit nicht mehr genutzt, aber es wäre nicht so authentisch gewesen, wenn ich ihr alles einfach erzählt hätte. Worte konnten nicht wirklich beschreiben, was in mir vorging. Ich wollte sie spüren lassen, wie ich momentan fühlte. Als ich fertig war und meine Hand wieder zurück auf meinen Schoß zog, schwieg sie einige Sekunden. „Das habe ich mir eigentlich auch schon fast gedacht.“, reagierte sie schließlich und hob einen Mundwinkel. „Du bist aber nicht sauer?“, fragte ich vorsichtig und biss mir dabei auf die Unterlippe. Sie schüttelte den Kopf. „Ach, Schatz, ich weiß doch, wie es um dich und Jacob steht. Ob ich mich nun heutzutage damit abfinden muss, oder zu späteren Zeiten ist eigentlich völlig unrelevant. Früher oder Später hätte es so kommen müssen. Unser aller Schicksal ist irgendwie miteinander verbunden. Klar, ich bin immer noch deine Mutter, die sich nun mal ab und zu mal Sorgen macht, jedoch werde ich dir nicht im Weg stehen, wenn du dir deinen Gefühlen gegenüber letztendlich bewusst sein solltest.“, ihre Stimme klang so liebevoll und so voller Verständnis, dass ich schon fast ein schlechtes Gewissen hatte. „Versprich mir nur, dass du nicht allzu überstürzt handelst oder etwas tust, was du nicht willst!“, sagte sie. „Natürlich. Darüber brauchst du dir gar keine Gedanken zu machen.“ Als wir auf den Parkplatz des riesigen Flughafens ankamen, war ich vom Anblick des gängigen Betriebs der Flugzeuge, Taxen und Mitarbeiter förmlich aus der Bahn geworfen worden. Einige Menschen rannten über den Parkplatz und versuchten mit aller Kraft ihre Köfferchen dabei nicht fallen zu lassen. Ich hatte ja schon so einige Stresssituationen an Flughäfen mitbekommen, aber anscheinend hatten wir gerade eine Art Rush Hour erwischt. Momma parkte das Auto in eine der hinteren Plätze. Wir beide stiegen aus und eilten zum Eingang des Airports um nicht komplett durchgenässt zu werden. Die Stärke des Regenaufpralls hätte man auch mit einer kleinen Dusche vergleichen können. In der Haupthalle des Airports war es kuschelig warm. Ich blickte zu Momma und wir beide lächelten uns an. Sie hob ihre Hand und strich mir mit ihren kalten Fingerspitzen sanft eine Strähne aus dem Gesicht. „So, jetzt ist wieder alles an seinem Platz“, lächelte sie. Ich nickte dankend und schaute nervös zur Zeittafel. New York… New Hampshire… Detroit… Washington D.C.! Ich ging alle Städte durch und stellte fest, dass der Flug in dem Jacob angekommen sein musste, bereits gelandet war. In diesem Augenblick passierten 2 Dinge gleichzeitig. Meine Hände wurden nass, meine Knie zitterten und mein Magen schien sich um 180 Grad zu drehen. Gleichzeitig versuchte ich meine Augen überall hinzurichten, um ihn früh genug zu orten. Momma stand seelenruhig neben mir und hielt ihren Blick Richtung Gate 2. „Entspann dich, Schatz. Wenn er aus einer Richtung kommt, dann aus dieser.“, sagte sie und strich mir beruhigend über den Arm. Sie hatte Recht, wenn dann müsste er aus der Richtung kommen, in der sich Gate 2 befand. Trotz allem konnte ich meine Nervosität nicht verbergen. Ich spürte die glühende Hitze auf meinen Wangen, mein schneller gehender Puls, die schwitzigen Hände. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, um dieses Hitzegefühl unterdrücken zu können. Wo blieb er denn eigentlich? Sein Flieger war doch schon vor 30 Minuten angekommen. Ich tippte ungeduldig mit dem Fuß und versuchte über die vielen Menschenköpfe hinweg eine heraus stechende Person, mit schwarzen Haaren zu erkennen. Jacob war immerhin nicht zu übersehen. Und dann, völlig unvorbereitet, spürte ich 2 warme Hände an meiner Taille und schrak zusammen. Ein lautes „Huch“ entglitt meiner Kehle und ehe ich mich versah, wurde ich herumgewirbelt und sanft hochgehoben. Ich stemmte meine Arme gegen Jakes Oberarme und hielt mich an seinem Nacken fest. Seine dunkelbraunen Augen starrten direkt in die meinen. Mein Herz schien in diesem Moment zu zerspringen. Er lächelte mich an. Ich sah seine weißen, perfekten Zähne, die in einem Lächeln soviel Freude ausstrahlen konnten, dass es einen umzuhauen schien. Seine warme braune Haut, die soviel Abwechslungsreicher aussah als die meiner Familie, zauberte mir ein noch breiteres Lächeln ins Gesicht. „Jake“, flüsterte ich und legte ihm meine Hand auf die Wange. In dem Moment drückte er mich fest an sich, sodass ich fast keine Luft mehr bekam. Ich schlang meine Arme um ihn und drückte ihn ebenfalls so fest wie ich nur konnte. Ich war so unendlich froh, ihn endlich wieder sehen zu können. „Ich hab dich so vermisst, Kleine“, hauchte er liebevoll gegen mein Haar und strich mir über den Rücken. „Ich dich auch, Großer“, erwiderte ich, nahm sein Gesicht in beide Hände und drückte ihm zärtlich einen Kuss auf die Wange. Er grinste und ließ mich behutsam wieder runter. Sein Blick wanderte von meinem Gesicht langsam hinunter zu meinen Füßen. Wenn ich es nicht besser hätte deuten können, wirkte er etwas erstaunt über mein Aussehen. „Stimmt etwas nicht?“, fragte ich vorsichtig und folgte seinem Blick zu meinen Füßen und betrachtete meinen Körper. „Nein.“, sagte er grinsend und schüttelte ungläubig den Kopf. „Du siehst nur soviel erwachsener aus, seitdem ich dich das letzte Mal gesehen habe.“, sein Blick verharrte immer noch auf mir. „Ist das schlimm?“ „Schlimm?“, er lachte. „Du siehst wunderschön aus.“, sagte er mit soviel Selbstsicherheit, dass ich fast ohnmächtig geworden wäre. „Danke…“, sagte ich leise und merkte deutlich die Verlegenheit, die sich aus mir heraus gerade einen Weg ins Freie bahnte. „Bist du alleine?“, fragte er und sah sich um. Ich schaute erstaunt in alle Richtungen und bemerkte selbst das Fragezeichen in meinem Gesicht. „Nein, ich bin mit Momma hergekommen.“, ich hielt ebenfalls Ausschau. Gerade eben noch stand sie doch neben mir? Wo war sie denn hingegangen? „Sucht ihr etwa mich?“, ertönte eine schöne Stimme hinter uns. Jake und ich drehten uns um. Momma hielt etwas zu trinken und zu essen in beiden Händen und wedelte uns damit entgegen. „Bella.“, sagte Jacob und lächelte übers ganze Gesicht – ein Lächeln, das er nur lächelte, wenn er sie sah. Ich löste mich aus seiner Umarmung und schritt zur Seite. Immer noch verlegen versteckte ich meine Hände in meine Hosentaschen, um sie dort ruhen zu lassen. „Halle Jacob“, sagte sie herzlich und schritt auf ihn zu. Beide umarmten sich und fingen an zu lachen. Etwas, was wirklich nur die Beiden verstehen konnten. „Ich habe dir etwas zu Essen mitgebracht, Jake. Du hast sicherlich Hunger.“ Sie schaute zwischen mir und Jake hin und her. Ich formte meine Lippen zu einem stummen ‚Danke’. Nachdem wir zu Hause angekommen waren und die reguläre Begrüßungsprozedur sich dem Ende neigte beschloss ich Jake das Haus und mein kleines Gemach zu zeigen. „Hauptsache Rosalie kann es immer noch nicht lassen, mich mit ihren Sprüchen aufzuziehen.“, sagte er mit einem schiefen Grinsen und ging mit mir die Treppe hoch. „Du kennst doch Rose, so ist sie nun mal.“ „Da hast du Recht.“ Leichtfüßig ging ich über die teuren Marmorfliesen die sich oben im Flur befanden und zeigte Jake das riesige Badezimmer, ein paar unbewohnte Schlafzimmer für Gäste, einen Kinoraum und die Bibliothek, die Carlisle für sein Heiligtum erklärt hatte. „Wow – da ist wohl dick der Sparstrumpf draufgegangen, was?“, sagte er erstaunt und schaute sich in dem riesigen Raum voller Bücher um. Alle waren nach Genre und Alphabet geordnet. Man konnte einen Geruch von altem Holz und Papier wahrnehmen. „Naja, das ist Carlisles persönliche Sammlung. Manche Bücher haben soviel Wert, dass man es gar nicht schätzen kann. Es ist wirklich bemerkenswert.“ Ich seufzte zufrieden und schloss die beide Schiebetüren, die aus purem Kristallglas bestanden. Wir hatten wirklich an nichts gespart. Nichtsdestotrotz konnte ich es kaum erwarten, Jake mein Zimmer zu zeigen. Um mein Zimmer zu erreichen mussten wir noch eine Etage höher, wo sich die meisten Schlafzimmer befanden. Zumindest das von Momma und Dad und jenes von Alice und Jasper. Meines mit Inbegriffen. Ich hatte mir damals ein Zimmer mit einer Wandschräge und einem riesigen Fenster gewünscht, dessen Fensterbank man als Couch benutzen konnte. Die Farbe des Zimmers war in einem warmen Beige, Oker und Braun gehalten. Selbstverständlich hatte ich auch ein riesiges Bett, mit riesigen Kissen und jeweils 2 Decken auf jeder Bettseite. Obwohl ich alleine in diesem Bett schlief, wurden alle 4 Kissen und alle 2 Decken trotzdem von mir benutzt. Ich öffnete die Tür und trat in mein Zimmer. „Tadaa!“, sagte ich und drehte mich zweimal im Kreis, um Jake mein Zimmer noch anschaulicher zu machen. 2 kleine Schritte weiter ließ ich mich auf mein Bett fallen und stemmte mich auf meine Ellbogen. „Na, was sagst du. Süß, nicht?“, lächelte ich und starrte in seine Richtung. Er verschrenkte seine Arme und begutachtete skeptisch jeden Winkel meines Zimmers. „Nessie, also, ich muss ja schon zugeben, dass du dich für meine eigentlichen Erwartungen ziemlich bescheiden gehalten hast.“, er verzog keine Miene und betrachtete mein Zimmer als sei es im Vergleich zum Haus nichts Besonderes. „War das hier ursprünglich mal die Abstellkammer oder sowas…?“, grinste er frech und ging zu meinem großen Fenster. Gleichzeitig sprang ich vom Bett und pfefferte ihm mit voller Wucht ein Kissen, welches ich zum dekorieren des Bettes benutzte, gegen seinen Dickschädel. „Was soll das denn bitte heißen?“, sagte ich gespielt böse und konnte ein Grinsen nicht verbergen. Als das Kissen wieder auf den Boden knallte, rührte Jacob sich nicht. Er hielt die Augen geschlossen und seine Mundwinkel richteten sich leicht nach unten. Ich ging einen Schritt auf ihn zu. „Jake?“, ich ließ sein Gesicht nicht aus den Augen. Im selben Moment hob er einen Mundwinkel und ehe ich mit der Wimper zucken konnte, überwältigten mich 2 große Hände und warfen mich sanft aufs Bett zurück. Gleichzeitig flog das Kissen, welches ich geworfen hatte, hinter mir her und traf meinen Hinterkopf. Ich rappelte mich auf und drehte mich zurück in Jakes Richtung. Allerdings saß dieser schon verdächtig nah neben mir und starrte mich an. „Na toll, jetzt habe ich deine schönen Haare durcheinander gebracht.“, er begutachtete kritisch meine Frisur und zupfte einige Strähnen wieder in ihre ursprüngliche Position. „Obwohl, eigentlich find ich dieses Durcheinander doch schöner.“, grinste er und wuschelte mir durchs Haar. „Och Jake.“, klagte ich mit einem grinsen und schlug sanft seine Hand weg. „Du hast ja keine Ahnung wie schwer es ist, diese Mähne zu bändigen.“ „Nö, hab ich auch nicht.“, grinste er, lehnte sich gemütlich zurück und schlug beide Arme hinter seinen Kopf. Ich hüpfte vom Bett und tänzelte zu meinem Schminktischchen. Dort befanden sich alle Utensilien, die Frau zum überleben brauchte. Alice’s Eigenschaft für Styling und Beauty färbte langsam aber sicher auf mich ab. Ich nahm meine Bürste und fuhr mir damit durchs Haar. „Kennst du das?“, sagte ich ironisch und wedelte Jake mit der Bürste entgegen. „Ne, weißte, wir Quileute kämmen uns nicht. Und waschen… ne, also waschen auch nicht.“, sein Sarkasmus war kaum zu überhören. „Haha.“, ich streckte ihm die Zunge entgegen und kehrte ihm den Rücken zu. Ich legte die Bürste wieder zurück und betrachtete mich kurz im Spiegel. Plötzlich spürte ich Jakes Atem an meinem Ohr und schaute ihm durch den Spiegel in seine braunen Augen. Mein Herz fing wieder schneller an zu schlagen und ich bemerkte die aufsteigende Wärme in meinem Körper. Wie konnte er mich nur so schnell aus der Fassung bringen? Ich stand einfach nur stumm da und betrachtete unser gemeinsames Spiegelbild. „Wie gesagt, du bist auch mit Vogelnest auf dem Kopf süß.“, lächelte er und betrachtete mich ebenfalls durch den Spiegel. „Äh-ähm…“, brachte ich gebrochen heraus und umklammerte die Bürste so fest wie ich nur konnte. „Ich geh mich dann auch mal häuslich einrichten.“, zwinkerte er mir zu, ehe er mir einen flüchtigen Kuss auf den Hinterkopf hauchte. „Bis Später, Kleine.“, mit diesen Worten verließ er mein Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. „Puh…“, stöhnte ich und bemerkte, wie meine Anspannung langsam nachließ. Das war eindeutig neues Gebiet für mich und auch Jake’s stürmisch, verspielte Art wirkte etwas… wie sollte ich sagen? Annähernder. Als ich gelangweilt auf meine Uhr schaute war es gerade mal kurz vor neun und ich wusste absolut nicht, was man jetzt noch großartig machen konnte. Stattdessen wollte ich Jake auch viel lieber dabei zusehen, wie er sich mit den anderen neckte und mit Emmet selten dämliche Witze riss. Ergötzt über die ganze Situation zog ich meinen Arm an meinen Kopf und stemmte ihn darauf. Amüsiert hob ich einen Mundwinkel. Jake sah so erwachsen aus. Irgendwie waren jegliches kindliche Lächeln und jene jugendlichen Gesichtszüge aus seinem Gesicht verschwunden. Er sah so makant und erwachsen aus. Es war fast zu beneiden. Ich seufzte. Plötzlich drehte Jakes Kopf sich in meine Richtung und ich konnte nur 2 dunkle, warme Augen wahrnehmen. „Was schaust du so bedrückt?“, fragte er und lächelte mir zu. Mein Herz machte einen großen Sprung. Peinlich. „Ach, nur so.“, grinste ich zurück und unterdrückte jenes enttäuschte Gefühl. Automatisch zog ich meine Beine zu einem Schneidersitz zusammen und versteckte meine Hände im Schoß. Immer noch ruhte sein Blick auf mir, bis er ihn schließlich mit einem süßen Kopfschütteln wieder von mir nahm. Leicht verlegen schaute ich ebenfalls in eine andere Richtung und heftete meinen Blick an Momma und Alice, die ebenfalls einen Blick in meine Richtung geworfen haben mussten. Anscheinend war ich nicht die Einzige, die meine plötzliche Pulssteigerung gespürt haben musste. Plötzlich lächelten mich beide an und winkten mich zu sich. Mit einem gespielt genervten Gesichtsausdruck erhob ich mich vom Stuhl und tappte zu den beiden rüber. „Na, was gibt es zu tuscheln?“, grinste ich und ließ mich vor Mommas Knie nieder und umklammerte dabei die Couch. „Och, gar nichts. Ich und Bella haben uns gedacht, dass wir heute doch mal auf diesen Eventball gehen sollten!“, sagte Alice voller Euphorie und rutschte im Sofa hin und her. Sie war voller Vorfreude kaum zu bremsen. Skeptisch blickte ich zu Momma und zuckte die Schultern. „Eventball? Eine Art Party?“, grinste ich. „Und du willst auch dahin, oder…?“, hob ich eine Augenbraue und starrte Momma an. Diese jedoch schmunzelte kurz und setzte ein kleines Lächeln auf. „Ich weiß nicht. Also, vor 8 Jahren hätte ich mich wahrscheinlich lieber selbst an ein Bett gekettet, anstatt auf so eine Party zu gehen – allerdings will ich nicht, dass du etwas verpassen könntest, was du vielleicht magst. Außerdem muss ich doch dabei sein, wenn du zum ersten Mal auf eine Party gehst!“, lächelte sie und klatschte dabei einmal kurz in die Hände. „Eeeeeeeben!“, schrie Alice und packte mich und Momma an den Schultern. „Ich weiß auch schon was wir anziehen könnten“, fügte sie in überhöhter Stimmlage hinzu. Ich lachte. „Ja Alice, davon bin ich überzeugt.“, nickte ich. „Ihr hättet sowieso keine andere Wahl gehabt.“, sagte sie empört über unseren Sarkasmus und fing gleich daraufhin wieder an zu lachen. „Also – ich find diese Idee echt gut. Da hätte ich richtig Lust drauf.“, erklang es erfreuter aus mir, als ich eigentlich wollte. Die Langeweile war besiegt und Ja, ich hatte da wirklich Lust drauf. Vor allem wäre es meine erste Party seitdem ich als „Erwachsen galt“. Wer konnte schon behaupten mit 8 Jahren zum ersten Mal auf einer Party gewesen zu sein? Das lustige daran war, dass ich mich schnell für so etwas begeistern konnte, was Momma von sich wohl nicht gerade behaupten durfte. Ich kicherte innerlich. „Wisst ihr auch was mich richtig an dem nächsten Motto freut?“, grinste Alice und hielt einen kleinen Flyer in der Hand. „Es ist Glamour-Abend.“, kicherte sie. „Glamour-Abend?“, fragte ich skeptisch und hob eine Augenbraue. „Ja! Das bedeutet, dass diesmal nur feinste Abendgarderobe erlaubt ist.“, sagte sie und wedelte mit dem Flyer hin und her. „Na toll“, ertönte es doch leicht genervt aus Momma’s Mund und sie versuchte einen Blick auf den Flyer zu erhaschen. Feinste Abendgarderobe. Das ist dann wohl eindeutig Alice’s Gebiet. „Dann müssen wir aber schon loslegen! Um halb 11 startet die ganze Veranstaltung schon!“, hetzte Alice uns und scheuchte alle aus dem Wohnzimmer. Okay, hatte ich etwas verpasst? Seit wann war meine Familie so spontan geworden? Und vor allem, seit wann gingen wir auf Partys? Positiv überrascht ging ich die Treppe hoch und blieb kurz stehen. „Sag mal Alice, du willst mich wahrscheinlich ein wenig stylen?“, „Natürlich.“ Wie hätte es auch anders sein können. 2 ½ Stunden später schien Alice es doch tatsächlich geschafft zu haben, mich, sich selbst und Bella fertig gemacht zu haben. Ich stand in einem cremefarbenen Kleid vor meinem Spiegel und traute meinen Augen nicht, was Alice da aus mir gemacht hatte. Das Kleid hing mir geschmeidig über den Knien und schmiegte sich eng an meine Beine. Ein schwarzer Taillengürtel gab dem Kleid noch den letzten Schliff. Mein Haar hatte Alice zu einem prinzessinartigen Kunstwerk verwandelt. Das Kleid selbst besaß keine Träger. Alice meinte, es wäre üblich auf so einem Cocktailkleid ein passendes kurzes Jäckchen zu tragen. Mein Gesicht zierte ein dezentes Make-Up, ohne viel Schnick Schnack. Ich hatte fast schon ein wenig Angst, in einem so schönen und teuren Kleid aus dem Haus zu gehen. Ich seufzte. „Du siehst so wunderschön aus.“, sagte Alice und betrachtete mich von oben bis unten. „Müssen die Schuhe so hoch sein?“, grummelte ich und betrachtete Alice’s Schuhwerk, das fast 10 cm Absatz guthieß. Sie lachte und machte eine tanzende Bewegung vor meinem Spiegel. „Klar müssen Schuhe zu Kleidern hoch sein.“, grinste sie und zupfte sich die letzten Strähnen zu Recht. „Okay…“, gab ich nach und ging einige Schritte in meinem Zimmer auf und ab. Ich war es nicht gewohnt in solch hohen Schuhen zu laufen. Wahrscheinlich sah ich auch noch total dämlich aus, wenn ich mich damit bewegte. Wenigstens war ich ein wenig Schmerzresistenter als Menschen, die nach 3 Stunden wahrscheinlich aufgegeben hätten. Ich atmete einmal tief durch und lächelte. „Okay, jetzt bin ich seelisch auf den Abend vorbereitet.“ Alice hakte sich bei mir ein und zog mich aus meinem Zimmer. „Endlich hab ich es geschafft uns mal rauszulocken. Das wird toll.“, kicherte sie. „Wieso geht ihr denn nicht öfters weg? Ich meine, unter Menschen zu sein ist ja nicht wirklich das Problem.“, fragte ich und hob eine Augenbraue. „Nein, aber, wir müssen trotzdem aufpassen. Wir fallen an so einem Abend natürlich auf und Menschen können wirklich aufdringlich werden, wenn sie betrunken sind.“, seufzte Alice und schüttelte den Kopf. „Das leuchtet mir natürlich ein.“ Plötzlich ließ Alice meine Hand los und rannte noch einmal zurück. „Ich hab was Wichtiges vergessen. Geh ruhig schon mal vor!“. Ich nickte und stöckelte ein wenig unbeholfen über den harten Marmorboden, bis ich die Treppe in Sicht hatte. Würde ich Jake gefallen? Oder fand er mein Outfit vielleicht zu extravagant? Wieder machte ich mir unnötig Gedanken. Verdammt. Ich biss mir auf die Unterlippe und stand wie bedröppelt im Flur herum. „Renesmee, jetzt geh doch einfach die Treppe hinunter.“, flüsterte ich mir selber zu. Okay. Jetzt aber. Vorsichtig und auf meine Schritte achtend ging ich behutsam die Treppe hinunter. Ich sah Jake, mit Edward und Emmet im Vorraum stehen. Gut, sie hatten mir den Rücken zugekehrt, also würde es nicht so peinlich werden, wenn ich jetzt die Treppe hinunterkrachen würde. In dem Augenblick drehte sich Jacob in meine Richtung und das Lächeln, das gerade noch in seinem Gesicht zu sein schien, verwandelte sich in ein erstauntes Starren. Seine Augen verharrten auf meinem Gesicht und ließen mich keinen Schritt außer Sicht. Ich konnte nur auf seine Reaktion achten und bemerkte gar nicht, wie schnell ich unten war. Sechs Augenpaare starrten mich fassungslos an. „Wenn ich so schlimm aussehe, zieh ich mich wieder um…“, sagte ich hastig und versuchte so schnell wie Möglich kehrt zu machen, um danach wieder die Treppe hinaufzustürmen. Allerdings packte mich Jake am Handgelenk und drehte mich wieder in seine Richtung. Ich starrte ihn an und brachte keinen Ton heraus. „Uns fehlten einfach die Worte weil du.. na ja, weil….“, stotterte er und legte mir einen Arm um die Schulter. „…Sie so wunderschön aussieht?“, grinste Emmet und boxte Jake mit dem Ellbogen in die Seite. „Dann muss ich heute aber gut auf dich Acht geben.“, flüsterte er mir ins Ohr und hielt immer noch fest seinen Arm um meine Schulter. „Renesmee, man sieht, dass du hübsche Eltern hast.“, grinste Emmet und gab Edward einen Klaps auf die Schulter. Edward hingegen lächelte mich an und schüttelte fassungslos den Kopf. „Du hast mich gerade an Bella erinnert, als ich sie zum Abschlussball abgeholt hatte und unten an der Treppe auf sie wartete.“ „Danke, das ist ein wirklich schönes Kompliment, Dad.“, lächelte ich zurück und drückte kurz Edwards Hand. Kurz darauf erschienen auch Rosalie, Bella, Alice und Jasper. Rosalie war in ein rotes Satinkleid gehüllt, mit den passenden purpurroten Schuhen. Ihre Haare fielen in engelsgleichen Locken über ihre Schultern und schmückten ihren makellosen Rücken. Alice hingegen trug ein dunkelviolettes Cocktailkleid, mit verspielten Spitzen und einer großen silbernen Kette um den Hals. Allerdings kam ich bei Momma’s Anblick aus dem staunen fast nicht mehr heraus. Das Kleid selbst ging ihr gerade bis über die Knie. Die Farbe des Kleides war ein leuchtendes Gelb getaucht, welches wirklich einzigartig mit ihrem Mahagonifarbenen Haar harmonierte. „Momma, du siehst… Wow – wirklich schön aus.“, meine Betonung lag eindeutig auf dem „schön“. „Danke, Schatz. Du siehst auch wunderschön aus.“, lächelte sie und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Grazil wand sie sich an Edward und hakte sich bei ihm ein. Ich schwärmte für diese beiden. Sie waren so vollkommen und so schön. Welch Glück ich doch hatte, sie als meine Eltern bezeichnen zu dürfen. Arm in Arm gingen wir hinaus in die kalte Nacht und eilten zu den Autos, welche dann auch kurz darauf die Einfahrt verließen. „Wow“, brachte ich gebrochen heraus, als sich vor mir ein riesiger Saal voller hübsch gekleideter Menschen erstreckte. An den Wänden hingen überall elegant ausgerichtete Leuchtketten und das Licht wirkte im gesamten Raum gedämmt. Bunte Discolichter wanderten in Sekundenschnelle von einer Ecke in die andere Ecke des Raumes. Man konnte eine Mischung aus verschiedenen Parfums, Menschenblut und Rauch wahrnehmen. Zum ersten Mal ging ich nun auf eine „Party“ und hatte obendrein auch noch die liebsten Menschen um mich herum. Ein Blick zu meiner Rechten zeigte mir einen gut gelaunten Jacob, der Momma irgendwas ins Ohr flüsterte. Zur meiner Linken sah ich Alice und Rosalie, die bereits anfingen sich im Takt der Musik zu bewegen. Emmet und Jasper standen seelenruhig in ihren aufgelockerten Smokings da und man konnte nur wage vermuten, dass Emmet sich gerade darüber beschwerte, dass er keinen Alkohol zu sich nehmen könnte. Er hatte als Mensch gerne mal einen Whisky getrunken. Das hatte ich ihn zumindest mal sagen hören. „Und? Wie gefällts dir?“, sagte Edward, der sich unbemerkt hinter mich gestellt hatte. Mein Blick wanderte über meine Schulter hinauf zu ihm. „Es ist wirklich… schön. Ich freue mich, dass ihr mich mitgenommen habt.“, lächelte ich über beide Ohren und konnte aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Ich fand es mehr als nur spannend, neues Land kennen zu lernen. Und ich hatte auch noch viel in meinem Leben vor. Soviel stand fest. „Also diese Begeisterung für so etwas hast du dann wohl von mir“, er hob einen Mundwinkel und hielt mir seine Hand hin. Mein Blick musterte kurz seine Hand, bis ich dann meine warme Hand in seine kalte Hand legte. „Beehrst du deinen alten Herren mit einem kleinen Tanz?“, sagte er für Menschen kaum hörbar und deutete mit einer Kopfbewegung zur Tanzfläche. „Alten Herren.“; wiederholte ich höhnisch und konnte mir nicht verkneifen zu lachen. „Aber liebend gerne.“, fügte ich anschließend hinzu. Im Rhythmus bewegten wir uns locker über die Tanzfläche. Für Außenstehende hätten wir wahrscheinlich wie ein Liebespaar gewirkt, dass eine Leidenschaft fürs Tanzen hegte. „Nessie, woher kannst du so gut tanzen?“, fragte er mit einem breiten Lächeln im Gesicht und führte mich über die Tanzfläche. Na, von wem könnte ich diese Gabe haben, wenn nicht von dir, Daddy? „Stimmt.“ „Von Momma hab ich’s bestimmt nicht.“, grinste ich. Edward grinste zurück. „Apropos. Ich sollte sie vielleicht gleich von ihrem Leiden erlösen.“, stellte Edward amüsiert fest und schaute in eine andere Ecke der Tanzfläche. Ich folgte seinem Blick und sah Momma und Jacob, die sich unbeholfener Weise fast nur in einem kleinen Spielraum von einem Meter bewegten und um die Wette kicherten. „Geh schon mal vor, ich hole mir nur eben was zu trinken.“, sagte ich und löste mich aus der Tanzhaltung. „Gib auf dich Acht. Wir sind gleich da Vorne.“ „Ja“ Irgendwie sah Jake bei Momma so unbeschwert und glücklich aus. Ich konnte zwar nicht dementieren, dass Jake und Ich keinen Spaß hatten, jedoch wirkte er mir gegenüber nie so , wie er es vor Momma tat. Saß tief in ihm vielleicht doch noch etwas, was ihn an die Zeit von damals und seine Gefühle erinnerte? Wer wusste das schon… Vielleicht sah er in mir immer noch eine kleine Schwester, auf die man gut Acht geben musste, damit sie nicht unnötig hinfiel und sich eventuell das Bein brach. Geistesabwesend rührte ich mit der Cocktail-Deko in meiner Cola herum. War ich etwa neidisch auf meine eigene Mutter aufgrund von Jake? Ich schüttelte erschrocken über diesen Gedanken den Kopf und musterte verärgert mein Getränk. Solch einen Gedanken musste ich mir direkt wieder aus dem Kopf schlagen. Wie konnte ich überhaupt an so etwas denken? Wahrscheinlich ließ mich die Tatsache einfach nicht los, dass Jacob damals mehr für meine Mutter empfand als ich mir eingestehen wollte. Plötzlich riss mich eine vertraute Stimme aus meinen Gedanken. „Wenn das nicht die hübsche Mrs. Cullen ist.“; grinste er mich an und beäugte mich von oben bis unten mit seinen grau-blauen Augen. Vor mir stand „Mr. Catch“ in einem weißen Hemd mit geöffnetem Kragen und schwarzer Weste. „Sieh an.“; erwiderte ich und versuchte seinem obszönen Blick auszuweichen. Der hatte gerade noch gefehlt. „Ich bin letztens im Unterricht gar nicht dazu gekommen, mich richtig vorzustellen. Ich heiße Rafael Catch.“, er hielt mir seine Hand hin. „Renesmee Cullen.“, nahm ich entgegen und schüttelte seine Hand. „Ich weiß du hießt.“; grinste er und hob provokant einen Mundwinkel. Sollte ich mich jetzt geschmeichelt fühlen? „Okay, gut, dass du dir die Klassenliste durchgelesen hast.“, sagte ich mit kühler Stimme und schenkte meinem Cola-Glas wieder volle Aufmerksamkeit. „Nicht wahr?“, konterte er und starrte mich in aller Seelenruhe an. „Du scheinst ja nicht die beste Laune zu haben, dabei sollte man doch wenigstens in Partystimmung sein, wenn man schon hier herkommt.“ Was ging es ihn an, wie ich gelaunt war? „Ich bin bestens gelaunt. Vielen Dank.“, erwiderte ich genervt und versuchte ihn mit unsympathischen Antworten loszuwerden. „Hach ja, du bist mir sympathisch, Prinzesschen:“; grinste er und lehnte sich gegen den Tresen. Anscheinend schien meine abweisende Haltung nichts zu bringen. „Prinzesschen?“, wiederholte ich empört. Der Typ hatte ja keine Ahnung. Ich verdrehte genervt die Augen. Immer noch grinsend hob er seinen Finger und deutete auf meine Augen. „DA! Schon wieder eine Prinzessinnen-Geste.“ „Wenn ich nicht so gut erzogen wäre, würd ich jetzt Halt die Klappe sagen.“, ich verzog meinen Mund zu einem gespielt schmalen Lächeln. Trotz seiner nervigen Art hätte ich fast gelacht. „Ach, Madame kann ja doch noch lächeln.“, verspielt nippte er an seinem Drink und hob amüsiert beide Augenbrauen. „Du bist unmöglich.“ „Und du bist anscheinend alleine hier. Gefährlich.“ „1. Ich bin nicht alleine hier. 2. Gefährlich ist hier gar nichts.“ Er musterte mich und fuhr sich mit der rechten Hand durch seine lockige, schwarze Mähne. „Hast du einen Freund?“, sprudelte es dann doch noch aus ihm heraus. Die Frage hatte ich fast befürchtet. „Geht dich das was an?“, kam auch schon meine Gegenfrage. „Wieso? Ist doch eine einfache Frage.“ „Mag sein. Die Antwort hingegen ist schwierig.“ „Erklär’s mir.“ „Nein.“ „Doch.“ „Gibt es hier ein Problem?“, ertönte auf einmal eine tiefe Stimme neben mir. Mein Blick fuhr hinauf zu Jake’s Gesicht. Ich seufzte erleichtert. Er hatte mich doch nicht ganz vergessen. „Nein, sieht es denn danach aus?“, starrte Rafael in Jake’s Augen und versuchte ihn zu provozieren. „Ja, für mich sieht es fast danach aus.“, seine Stimme klang verärgert und rau. Ich klammerte mich an Jake’s Arm und zog ihn einen Schritt zurück. „Hör mal, hier ist nichts Schlimmes passiert. Er hat mich nicht belästigt oder sowas.“, lächelte ich und versuchte ihn zu beruhigen. Sein Blick fuhr abwechselnd zwischen mir und Rafael hin und her, bis er schließlich nachgab, einen Arm um mich legte und mich zurück zog. „Halt dich trotzdem von ihr fern, mein Freund.“, sagte er mit einem letzten Blick in Rafaels Richtung. Dieser aber schien davon nicht sonderlich beeindruckt und machte zum Abschied nur eine Handbewegung a la „Ai Ai Chef“. Jacob führte mich zum Balkon und trat einen Moment mit mir hinaus in die eisige Nachtluft. „Tut mir leid. Ich kann mich so schlecht beherrschen, wenn es um dich geht.“, sagte Jake mit ruhigem Ton und stemmte sich mit beiden Händen an den Balkonrand, sodass er mit dem Rücken zu mir stand. Bei dem letzten Teil des Satzes machte mein Herz einen kleinen Sprung. Ich trat einige Schritte auf ihn zu und blieb kurz vor ihm stehen. „Ist schon okay..“ „Wer war der Kerl eigentlich?“, fragte er und drehte sich mit diesen Worten in meine Richtung. „Ach, einer aus meiner Klasse.“, ich wedelte kurz mit der Hand hin und her, um die Belanglosigkeit noch besser wirken zu lassen. „Ich hab euch kurz beobachtet. Dieser Typ schien ziemlich aufdringlich zu sein.“, er drückte seine Augenbrauen hinunter und ließ seine braunen Augen wie zwei kleine Schlitze wirken. „Du weißt doch ganz genau, dass ein Mensch mir nie etwas anhaben könnte. Selbst wenn er so aufdringlich ist“, dementierte ich und hoffte, dass Jake nicht so tun würde als könnte ich mich nicht zur Wehr setzen. „Ich weiß. Ich kann es trotzdem nicht leiden, wenn andere Kerle dich so ansehen.“, brummte er und verschrenkte beide Arme. „Bist du etwa eifersüchtig?“, sagte ich gespielt erstaunt und rieb mir beide Arme. Es war doch etwas kälter als ich es zu überspielen versuchte. Jake starrte mich nur an und schwieg auf diese Frage hin. Mit einem Ruck zog er mich zu sich, legte sein Jackett um meine Schultern und schloss seine warmen Arme um meinen Körper. Ruckartig fing mein Puls schneller an zu schlagen und ließ die Kälte nicht mehr so unerträglich wirken. Ich kuschelte mich an ihn und verharrte mit dem Kopf auf seiner warmen Schulter. „Dir ist sicher kalt. Lass uns wieder reingehen.“, flüsterte er gen mein Haar und rubbelte meinen Rücken, damit mir nicht kalt wurde. Ich reagierte gar nicht auf seine Bemerkung. Ich genoss seine Nähe und wollte mich unter keinen Umständen wieder von ihm lösen. Wenn ich es nicht besser wüsste, war ich gerade sehr froh darüber, dass mir kalt sein konnte. Vielleicht hätte es dieses Bild unter anderen Umständen nicht gegeben. Ich rührte mich nicht und klammerte mich fest an seinen Rücken. Meine Güte, hatte er wieder mehr Muskeln bekommen? „Ich habe dich wirklich vermisst Jacob.“, murmelte ich gegen seine Schulter und hielt meine Augen fest verschlossen. „Ich dich doch auch.“, antwortete er mit sanfter Stimme und strich mir über mein Haar. „Sag mal Jake..“, fing ich an und stoppte wieder abrupt. „Mh?“ Ich zog meinen Kopf zurück um ihn ansehen zu können. Sanft lächelte er mich an und sah auf mich hinab. „Ich… ähm…“, stotterte ich und fiel über meine eigenen Worte. Was genau wollte ich ihm eigentlich sagen? Dieser Blick brachte mich jedes mal ins Stolpern. Am liebsten hätte ich ihn jetzt einfach geküsst… Jedoch fehlte mir jeglicher Mut dazu. „Du…ähm..?“, wiederholte er fragend und sah mich erwartungsvoll an. „Ach, schon ok.“, wandte ich mich ab und senkte den Kopf zu Boden. Ich Vollidiot. In dem Augenblick hob sich durch Jacobs Hand unter meinem Kinn wieder mein Kopf in seine Richtung. 2 dunkle Augenpaare blickten in die Meinen und hielten meinen Blick fest. Ich war wie erstarrt. Meine Muskeln bewegten sich nicht. Mein Atem ging kurz und flach. Ich konnte nur zwei schlagende Herzen wahrnehmen, die anscheinend in der eisigen Kälte Alaskas den kleinen Balkon mit Wärme zu füllen versuchten. Sein Gesicht näherte sich meinem. Wie in Trance starrte ich auf seine Lippen und näherte mich instinktiv seinem Gesicht. Würde er mich jetzt etwa küssen? Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Zentimeter für Zentimeter verringerte sich die Distanz zwischen unseren Lippen und ich konnte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren. Trotz seines Wolfdaseins roch Jake so herrlich interessant und gut, wie es kein anderer für mich tat. Nie könnte ich behaupten, dass er stank, so wie es z.B. Rose jedes Mal behauptete. Seine Hand umfasste mein Gesicht und zog es letztendlich zu sich. Unsere Lippen trafen sich und verschmolzen zu einem Gefühl voller Euphorie und Glück. Instinktiv legte ich meine Hand in seinen Nacken und zog mich selbst fest an ihn. Er küsste mich sanft, behutsam und mit äußerster Vorsicht. Es vergingen zwar nur einige Minuten, jedoch hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren und konnte auch keine Kälte mehr spüren. So schmeckte also der erste Kuss. Es gab ihn also. Den perfekten ersten Kuss. Denn perfekt war er, allemal. Wenn ich einem anderen Mädchen in meinem Alter etwas wünschen würde, dann war es mit Sicherheit die Tatsache, so einen wunderbaren Moment auch genießen zu dürfen. Wir lösten den Kuss und lächelten uns automatisch entgegen. Er ließ den Blick nicht von mir und strich mir sanft durchs Haar, bis er mir anschließend noch einen zärtlichen Kuss auf die Stirn hauchte. „Lass uns reingehen.“, sagte er und nahm meine Hand. „Ja.“, erwiderte ich mit piepsiger, aber glücklicher Stimme. Wir ließen die eisige Luft und den kalten Balkon hinter uns und nahmen die Wärme zwischen uns und dieses unbeschreibliche Glücksgefühl mit zurück in den Ballsaal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)