Homerun von abgemeldet (- Das erste Spiel -) ================================================================================ Kapitel 4: ... Mehr als Gewitter -------------------------------- Schließlich aber hatte sich die männliche Hälfte das Offensiv-Recht erkämpft und ich fühlte mich unweigerlich als Zielscheibe. Woher diese Ahnung kam, war schnell klar. Emmett stand am Schlagmahl, drehte den Schläger geschickt in der Hand und visierte mich an. Ich schluckte. Alice tanze freudig an mir vorbei und sagte: „Jetzt befördern wir Emmett ins out!“ Ich wusste nicht ob das eine Zukunftsvision sein sollte oder lediglich ein banaler Spielausdruck. Sich auf das Spiel zu konzentrieren ist schwer, wenn man sich irgendwie deplatziert vorkommt. Dennoch nahm ich mir jetzt vor das Spiel und meine Zugehörigkeit ernster zu nehmen. Peinlichkeiten kann es doch in einer vertrauten Runde kaum geben? Zudem wussten alle wo meine Grenzen lagen. Ich nahm eine festere Standposition ein, wenn ich einen Ball schon mit bloßen Händen fangen muss, was mir völlig absurd vorkam (Ich und Fangen!), dann wollte ich den Ball diesen kleinen Zweikampf nicht gewinnen lassen. Zweifellos würde ich bei Emmetts Powerschlägen die Balance verlieren. Mach das Beste draus, ermahnte ich mich. Wir sind alle unkaputtbar. Im nächsten Augenblick ertönte der Aufschlagsdonner und wie ich es vermutet hatte, schoss der Baseball genau auf mich zu. Und da war sie wieder: Meine altbekannten Zweifel. Baseball? Bei anderen Sportarten lag die Durchbruchsrate wesentlich niedriger, zum Beispiel beim Badminton. Wie sollte man die kleinen Federbälle auch in eine Wand krachen lassen. Plötzlich wünschte ich mir den Sportunterricht zurück. Der Ball kam immer noch auf mich zu. Sollte ich ausweichen? Doch hätte Emmett dann unweigerlich seine Chance für einen Homerun. Wie fühlt es sich als Vampir an, wenn einem die Nase oder gar eine Rippe gebrochen wird? Und war Emmetts Rückschlag stark genug um selbst den Schutz unserer Vampirhaut außer Kraft zu setzen? Bringt es etwas auf den Baum direkt hinter mir zu klettern? Und warum ist so viel Platz in meinem verdammten unsterblichen Hirn um derartige Fragen zu diskutieren? Dieser Ball würde eindeutig ein Volltreffer werden, sollte ich mich nicht sofort an meine Hand-Augen-Koordination erinnern. Doch ich war wie gelähmt. Hatte ich Emmett irgendwie verärgert, dass jetzt die Rache kam? Rechts im Augenwinkel sah ich Edward auf mich zu rennen. Er war schnell, schneller als der Ball. Soll er ihn fangen. Genau! Erleichterung machte sich breit und ich überlegte nicht mehr in wie fern der Ball eine Chance gegen Vampire hatte. Es irritierte mich nur, dass er immer noch so schnell auf mich zu steuerte. Ich spürte einen festen, sicheren Druck an meinen Oberarmen als Edward mich griff und wir uns etwas nach links drehten. “Verflucht Bella!“ hörte ich ihn etwas wütend sagen. Den Ball hatte er nur Beachtung geschenkt, da sein Beschützerinstinkt mit ihm durchgegangen war. Edward musste bemerkt haben, dass ich wie festgeklebt war und nicht auf den Ball reagierte, der in der gleichen Sekunde so eben an uns vorbei preschte und den Baum, auf den ich vor einer halben Sekunde noch klettern wollte, entwurzelte. Geräuschvoll stürzte er zu Boden, sodass mein „Oh!“ vollkommen im Krach unterging. Der Baseball trumpfte einmal auf und lag jetzt circa zwei Meter von mir und Edward entfernt. Die Wut, die ich empfand, durchströmte meinen Körper wie Adrenalin und hatte die gleiche Wirkung. Wenn Emmett eine Herausforderung will, dann bitte. Ich nahm den Ball. Wir spielten ohnehin eine kleine Variante der originalen Baseballregeln. Zwar stand Abwerfen noch immer auf der Tabu-Liste. Doch galt es als Out, wenn der Läufer den Ball berührte (da wir schließlich keine Handschuhe trugen), würde es schon reichen, wenn Emmett den Ball einfach reflexartig fängt, sobald dieser auf ihn zu flog. Oder ich schaffte es ihn zuvor zur letzten Base zu werfen. Genau das nahm ich mir vor. Wutentbrannt warf ich den Ball und merkte schon im Ausholen, dass ich mich verschätzt hatte. Der Ball flog nicht auf Rosalie zu, die als Fänger an der vierten Base bereit stand, sondern geradeaus in Emmetts Laufbahn, der sich auf der letzten Foulline befand. Er merkte meinen Fehler zu spät und ein weiterer ohrenbetäubender Donner hallte über das Spielfeld. Ich kniff die Augen zusammen, hatte sie aber schnell wieder geöffnet, da ich erfahren musste welchen Schaden ich jetzt angerichtet hatte. Emmett stand starr auf der Laufbahn, dumpf landete der Ball vor seinen Füßen. Ich hatte ihn genau im Gesicht getroffen Selbst von dieser Entfernung konnte ich den Abdruck auf der blassen Haut, dicht an der Nase unterhalb seines linken Auges, erkennen. Die Wutwelle in mir war verschwunden, an dessen Stelle machte sich etwas Euphorisches breit. Ich konnte den Lachkrampf nicht mehr unterdrücken. Nicht in aller Unendlichkeit hätte ich erwartet, dass ich Emmett so einen Gesichtsausdruck verpassen konnte. Meine Vermutung, dass der Tag mit einer Katastrophe verbunden sein würde, bewahrheitete sich, zumindest in Hinblick auf Schläger und Emmett. Auch der Rest stimmte in mein glockenhaftes Lachen ein, selbst Rosalie konnte es nicht verbergen. Einzig Emmett blieb stumm, knirschte lautlos mit den Zähnen und betrachtete den Ball. Schließlich erklang Edwards Stimme ernst an meinem Ohr, doch ich hatte das Gefühl es kostete ihn einige Beherrschung ihr einen strengen Klang zu verleihen: „An deiner Stelle würde ich jetzt schnell die Beine in die Hände nehmen.“ Mein Lachen stockte und ich sah ihn verwirrt an. „Lauf besser gleich in den Wald.“ fügte er im gleichen Ton hinzu. „Ich versteh nicht was du meinst. Warum?“ Er zuckte kurz zusammen und sah zum Spielfeld. Die Bewegung war so schnell, als wenn ich sie mir nur einbildete, denn zeitgleich riss er mich schon herum und zog mich vom Geschehen fort, hinein in den dichten Wald. Es war kein Problem in einen schnellen Laufrhythmus zu verfallen, er passte sich mir an. Ich begriff erst, was los war, als ich weitere Schritte hinter uns hörte und ein Fluchen. Überrascht blickte ich nach hinten und sah wie Emmett gerade die Waldgrenze überschritt und hinter uns her stürmte. Sein Gesicht war zornig, doch spiegelte sich ein gewisses Vergnügen an der Angelegenheit wieder. Mit Edward an meiner Seite machte ich mir keine großen Gedanken darüber. Im Gegenteil ich brach wieder in schallendes Gelächter aus, richtete meinen Blick nach vorn und legte ein noch schnelleres Tempo ein. Meine neuen Vampirkräfte ließen mich noch lange nicht im Stich und dass ich sie ohne weiteres fehleinschätzte, bewies die gebrochene Nase von Emmett. „Hey Schwesterchen…“ rief er grinsend „…willst du plötzlich nicht mehr für deine Missgeschicke gerade `stehen´? Und du Edward hast eine Wettschuld zu begleichen.“ Besser nicht nachfragen. Ich versprach mir als Entschädigung jede dumme Herausforderung, die als Revanche kommen würde, anzunehmen. Obwohl der Teil, der zartsüße Schadenfreude empfand, Widerworte einwarf. Doch jetzt hatte unser Baseballspiel ein reges Ende gefunden und einzig allein Laufen und Lachen kam mir in den Sinn, was Edward genauso empfand. Sein musikalisches Kichern versetzte mich in ein absolutes Hochgefühl. Für Wiedergutmachung gab es schon noch einen Termin in der Ewigkeit, nur nicht jetzt. Ich genoss unser Lachen, das selbst Emmetts Rufen oder das Gewitter nicht übertönen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)