Rising Sun - Bis(s) das Licht der Sonne erstrahlt von -DesertRose- (Fortsetzung von Bis(s) zum Ende der Nacht) ================================================================================ Kapitel 24: La Push ------------------- Disclaimer: => Ich verdiene kein Geld mit meiner Fanfiction. => Alle Charaktere die schon in den Twilight-Bänden ihren Auftritt hatten, gehören Stephenie Meyer. Alle Anderen, wie etwa Schüler, Lehrer und vor allem Renesmees und Jakes Kinder, habe ich selbst erfunden. Weitere Infos zur FF, Trailer, Cover & mehr http://www.renesmee-und-jacob.de.vu Beta ... war mal wieder die liebe *sie flausch* ^_^ --------- Kapitel 24: La Push Die nächsten Wochen flogen nur so dahin. Unser Nachwuchs entwickelte sich prächtig, wenn auch deutlich schneller als es normalerweise der Fall war, aber was war in unserer Familie schon jemals normal gewesen? Nicht mal von Jakes Seite aus gab es sowas wie Normalität. Kein Wunder also, dass unsere Kinder höchst unnormal waren – und doch wir liebten sie alle abgöttisch. Auch die anderen waren von den Kleinen verzaubert. Es geschah nicht selten, da schlief ein Baby in Emmetts starken Armen ein, wenn er auf dem Sofa saß und Fernsehen schaute. Wir waren nach wie vor allesamt darauf bedacht, jede kleine Entwicklung der Kinder zu erkennen. Jedes noch so kleine Wachstum, jede Eigenart. Alles wurde genau wahrgenommen. Wir durften es uns einfach nicht erlauben etwas zu versäumen und der Vorfall mit Jake hatte mir auch gereicht. Anthony war bisher zwar das kleinste und jüngste der drei Geschwisterchen, aber er schien geistig viel weiter zu sein, als man ihm äußerlich zumutete. Er hatte Jake nicht mehr gebissen, auch wenn er es hätte können. Jake hatte seine anfängliche Scheu vor Ani rasch abgelegt. Er liebte seine Kinder viel zu sehr um ihnen fern zu bleiben und so ging er jetzt mit Ani genauso um, wie mit seinen Geschwistern. Er war auch nie übervorsichtig mit ihm. Im Gegenteil: ich wünschte mir er wäre mal vorsichtiger. Als wir mal abends auf dem Sofa gesessen hatten und er den Kleinen auf dem Schoß hatte, wollte ich Jake gerade ermahnen, dass er doch bitte nicht mit seinen Fingern an Anis Mund herumstreicheln sollte. Da sah ich mit eigenen Augen, wie der Kleine Jakes Finger zwar umschloss, jedoch nicht zubiss. Ganz so, als wüsste er, dass er seinem Papa andernfalls weh tun würde. Zu unserer allgemeinen Verwunderung konnte mein Vater sogar seine Gedanken lesen. Wir hatten vermutet, dass er ein ähnliches Schutzschild wie meine Mutter hatte und deswegen im Bauch nicht bemerkt worden war, dem war aber nicht so. Anthony beobachtete seine Umgebung stets aufmerksam, sofern er mal wach war. Er zog es häufig vor, einfach zu schlafen und das war gerade das, was uns so verwunderte. Er hatte vom Menschenblut rote Augen bekommen, aß aber genauso menschliche Nahrung, glitzerte nicht und schlief wie ein normales Menschenbaby. Er machte auch nur selten mal ein Geräusch, schrie nie und seine Augen wirkten nicht wie die eines Babys. Sie waren durchdringend und man sah ganz deutlich, dass er seine Umgebung genau wahrnahm. Vom Wachstum her, waren er und seine ältere Schwester sich ziemlich ähnlich, mit dem Unterschied, dass Mariella bereits eine Woche nach ihrer Geburt die ersten richtigen Worte sprach. Von allen Drei war sie mir genetisch wohl noch am ehesten, obgleich ihre menschlichen Eigenschaften noch mehr vorhanden waren, als bei mir. Ihre Haut ähnelte farblich der von Jacob und wir gaben uns alle Mühe, ihr das Trinken von Blut abzugewöhnen, aber sie lehnte es stets ab. William verwunderte uns vor allem dadurch, dass er menschlicher war, als Ani und Mariella. Es war ungewohnt, bei zwei so übernatürlichen Kindern eines dabei zu haben, das nicht so war. Er trank fleißig seine Milch und quiekte vergnügt, wenn Emmett oder Jake ihm Grimassen schnitten. Und abgesehen von Ani, war er mein größtes Sorgenkind... Knapp zwei Wochen nach der Entbindung lag ich noch sehr lange wach im Bett herum. Jake strich mir behutsam über den Oberarm und legte sein Kinn auf meine rechte Schulter. „Was beschäftigt dich, mein Schatz?“, fragte er sanft. „Die Kleinen“, antwortete ich betrübt. „Wieso? War heute irgendwas Besonderes?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein... Aber ich mache mir einfach Sorgen.“ „Vor was hast du Angst? Den Volturi?“, vermutete er. „Vor der Zeit“, sagte ich dann. Er antwortete nichts. Ich drehte mich zu ihm um, sah zu ihm auf und legte meine Hand an seine Wange. „Was wenn sie nicht so unsterblich sind wie wir?“ Jakes Augen musterten mich besorgt. Erst jetzt merkte ich, wie eine Träne meine Wange herunterlief und meine Stimme zittriger wurde. „Ich will nicht auf die Beerdigung meiner eigenen Kinder...“, weinte ich. „Nessie...“, sagte er, strich mir über den Rücken und drückte mich an sich. „Sch..sch... das wirst du nicht müssen.“ „Wir wissen aber gar nichts über sie... wir wissen nicht, was aus ihnen wird. Die Volturi hatten recht...“ „Nein, hatten sie nicht. Sie waren der Meinung, dass aus ihnen unberechenbare Killermaschinen werden.“ Seine Umarmung ließ nach, dann ließ er mich etwas mehr aufs Bett zurück sinken, so dass er mich ansehen konnte. „Hör auf, dir darüber Gedanken zu machen. Das ist völlig unnötig.“ Ich sah ihn nur traurig an und erwiderte nichts. Beruhigen taten mich seine argumentationslosen Kommentare nicht unbedingt. Er hatte genauso wenig handfeste Beweise wie ich... Kurz vor Weihnachten hatte Emmett einen gigantischen Tannenbaum aus dem Wald geholt und in unser Wohnzimmer gestellt, der jetzt eifrig von Alice geschmückt wurde. Mariella die bereits ganze Sätze von sich gab, herumkrabbelte und meistens irgendwo auf dem Boden saß, gab Alice immer die Deko. Sie wusste sogar, was genau Alice von ihr verlangte und konnte sämtliche Formen und Farben unterscheiden. Ihre dunkle Haut glitzerte wie die eines normalen Vampirs, wenn das Sonnenlicht darauf schien. Es war schade, dass sie nun damit genauso an das Wetter gebunden war, wie die Anderen. Ihre Brüder zeigten dagegen überhaupt keine Reaktionen auf Sonnenlicht. Mariellas braunes gelocktes Haar reichte ihr bis zur Hüfte – Alice ließ es nicht zu, dass jemand es schnitt und ich war auch ganz zufrieden damit, schließlich sah mein Töchterlein bildhübsch damit aus. Und während ich mit William auf dem Arm meiner geschäftigen Tante beim Baumschmücken zusah, saß Anthony auf Rosalies Schoß und beobachtete alles aufmerksam. Das Rot in seinen Augen ließ nach und wir waren allesamt sehr gespannt, welche Augenfarbe darauf folgen würde. In gewisser Weise war der kleine Ani ganz schön unheimlich, denn er gab nur selten einen Ton von sich. Dass er nicht ganz stumm war, wussten wir nur dadurch, dass er ab und an mal einen Protestlaut von sich gab, wenn man ihm etwas wegnahm. Ich hoffte, dass er irgendwann, wenn er älter war, anfing offener mit seiner Umwelt umzugehen. Und dass er sich nicht aus Arroganz so verhielt, war mir natürlich klar, denn ich war mir sicher, dass ein kleines Kind, noch nicht zu so einer Eigenschaft in der Lage war. Mit kleinen Gesten zeigte Ani auch, dass er uns mochte, so lehnte er sich zum Beispiel immer an Jakes Brust, wenn er auf seinem Schoß saß und krallte sich zärtlich in sein Shirt. Er mochte es auch, wenn man ihn streichelte und er mochte es auf den Arm genommen zu werden, auch wenn er es nicht so deutlich zeigte wie andere Babys. Alice hatte gerade den Stern an der Spitze unseres Baumes gemacht, da kam Jake über die Verandatür ins Wohnzimmer und lächelte mich warm an. Als Erstes kam er zu mir, beugte sich zu mir herunter und gab mir einen sanften Kuss, dann küsste er Will auf die Stirn. Der Kleine gluckste zufrieden und ruderte mit den Ärmchen. Die Kleinen hatten alle schon einmal gesehen, wie Jake sich in einen Wolf verwandelte und keines von ihnen hatte in irgendeiner Form Furcht gezeigt. Sie hatten es alle nur wahnsinnig toll gefunden und ihm an die kalte Nase getatscht oder sich in sein kuscheliges Fell gekrallt. Jetzt kniete Jake neben seiner Tochter, die ihm direkt mal eine rote Kugel „schenkte“. „Oh die ist aber toll, Dankeschön, Mariella“, sagte Jake und wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich ihm sogar abgenommen, dass er sich über das Geschenk seiner Tochter wirklich freute. Naja.. vielleicht tat er das auch, schließlich bekam man nicht jeden Tag rote Weihnachtskugeln geschenkt. „Soll ich sie an den Baum hängen“, fragte Jake freundlich. Unsere Tochter schüttelte entschieden den Kopf. „Nein“, sagte sie mit ihrer zuckersüßen lieblichen Stimme. „Die ist für dich.“ „Oh aber da gehört sie doch hin und Alice ist sicher traurig, wenn sie da fehlt.“ Fragend warf er einen Blick auf Alice, die genau wie alle anderen sich im Raum befindlichen Vampire den kleinen Dialog zwischen den Beiden verfolgte. Mariella senkte den Blick, ihre Augen suchten nach der Schachtel, in der die Kugeln lagen. Einen kurzen Moment später hatte sie sie erspäht. Sie streckte sich ein wenig, krabbelte einige Zentimeter nach vorn und zeigte Jake die Schachtel. „Da sind doch noch so viele.“ Als Nächstes hob sie das Schächtelchen Alice hin, ganz so, als wolle sie sichergehen, dass Alice nicht demnächst in Tränen ausbrach, weil eine Kugel nicht am Baum hing. „Dankeschön“, sagte Alice freundlich, nahm die Schachtel und begann demonstrativ damit dem Baum noch mehr rote Farbakzente zu geben. Mariella sah nun zufrieden zu ihrem Vater. Jake lächelte sie warm an, Mariella hob die kleinen Ärmchen zu ihm empor. „Daddy“, sagte sie und wollte von ihm hochgenommen werden. Jake nahm die Kleine auf den Arm. „Ja, mein Engel?“ „Durst“, antwortete Mariella. Jacob strich ihr durch ihr braunes Haar, dann ging er mit ihr aus dem Raum. Ich konnte mir keinen besseren Vater für unsere Kinder vorstellen und auch definitiv keine bessere Familie, auch wenn Jacob immer wieder allergisch auf Rosalie reagierte. Irgendetwas hatte sie an sich, was ihn in eine Abwehrhaltung versetzte. Ich wusste zwar, dass sie sich noch nie sonderlich mochten, aber zwischenzeitlich war ihr Verhältnis eigentlich vollkommen in Ordnung gewesen. Erst seitdem er wusste, dass Nachwuchs unterwegs ist und auch jetzt, wo unsere Drei da waren, reagierte er immer wieder empfindlich oder funkelte sie an, wenn sie eines unserer Kinder auf dem Arm hatte. Er sagte jedoch nie etwas dazu. Wenige Tage später war schließlich Weihnachten. Unser Weihnachtsessen fiel zwar angesichts der Tatsache, dass ein Großteil unserer Familie nicht auf gewöhnliche Weise speiste, etwas mager aus, dafür war der Geschenkeberg aber umso beachtlicher. Es passte gar nicht alles unter den Baum, zumal dieser ziemlich wenig Platz zwischen den ersten Zweigen und dem gefliesten Boden bot. Die Kleinen bekamen unzählige Mengen an Kleidung und Spielzeug. Es waren aber auch sehr schöne Kinderwägen dabei. Es fragte sich nur, wie lange, insbesondere Ani, da rein passen würde, denn er und seine Schwester schienen ähnlich schnell zu wachsen, wie ich. Das Geschenk für Jake und mich fiel unter den ganzen Geschenkehaufen gar nicht wirklich auf, denn es war nur ein kleiner roter Umschlag. Aber mehr, als den Inhalt diesen Umschlag, hatten wir uns auch gar nicht gewünscht. „Tickets für euch und die Kleinen nach Forks“, sagte meine Mutter glücklich, als sie mir dabei zusah, wie ich das Papier aus dem Umschlag zog. „Oh, Dankeschön“, sagte ich strahlend, dann ließ mein Strahlen aber zügig nach. „Aber willst du nicht auch irgendwann mal wieder Opa sehen?“ Meine Mutter schüttelte den Kopf. „Danke, dass du an mich denkst, mein Schatz, aber das ist euer erster gemeinsamer Urlaub und da haben wir nichts verloren. Ich werde Charlie irgendwann in aller Ruhe besuchen gehen.“ Sorgsam schob ich die Tickets zurück in den Umschlag und umarmte meine Mutter. „Ihr werdet natürlich wieder Privatfliegen“, sagte Alice zufrieden. Wahrscheinlich hatte sie die Reise geplant. „Aber nicht mit derselben Fluggesellschaft. Auch wenn die offenbar sehr gut war und sich sicherlich freuen würde, die Kinder die beinahe an Bord ihrer Maschine geboren wären, zu sehen, werden sie sich doch sicher wundern, wie die Babys innerhalb so kurzer Zeit schon so groß sein können.“ Ich grinste. Da hatte sie Recht. Ich hörte plötzlich lautes Geschrei hinter mir und drehte mich erschrocken um. Will saß auf Esmes Schoß, weinte und griff mit den kleinen Fingerchen nach etwas, dass seine Schwester neben ihm in der Hand hatte. Es war ein Kuschelwolf, den die Kleine von Emmett geschenkt bekommen hatte und Will war wohl nicht ganz damit einverstanden, dass nur sie so einen hatte. Zu allem Übel hatte der Kleine seit ein paar Tagen ein wenig Fieber und war dadurch noch etwas leichter zum Weinen zu bringen als sonst. „Na na..“, mahnte Esme freundlich. „Du hast doch auch tolle Sachen bekommen.“ Oma hob ihm eine kleine Rassel hin, aber die interessierte ihn nicht. Er wollte jetzt Mariellas Kuschelwolf haben. Als Mariella mit dem Wölfchen weiter wegrückte und Esme ihn auch noch etwas weiter weg hob, lief wohl das Fass über. Baby William schrie auf einmal noch viel lauter. Er zitterte und im nächsten Augenblick, traute ich meinen Augen kaum, denn aus dem kleinen Baby, das zuvor noch in Esmes Armen geweint hatte, war nun ein Wolf geworden. Mit offenem Mund stand ich da und starrte genauso wie alle anderen baff auf das kleine Wesen. Er hatte bronzefarbenes sehr weiches, plüschiges Fell mit etwas helleren Zeichnungen an den vier Pfötchen. In menschlicher Form, konnte Will nicht mal krabbeln. Als Wölfchen hingegen sprang er direkt von Esmes Schoß und nutzte die allgemeine Überraschung zur schnellen Flucht. Der kleine Wolf rannte unter dem Weihnachtsbaum durch und rutschte quer über die glatten Fliesen, bis zwei bleiche Hände sich um sein flauschiges Bäuchlein schlossen und ihn vorsichtig hoch nahmen. Carlisle streichelte dem kleinen behutsam über das Köpfchen und der Welpe winselte und wedelte mit dem Schwanz. „Nana.. wohin so eilig?“, sagte er freundlich. Ich hatte meine Hände immer noch entsetzt vor dem Mund, als die Blicke langsam zu mir herüberwanderten. Im nächsten Augenblick stand dann Jake plötzlich im Türrahmen und starrte mit offenem Mund auf den Babywolf in Carlisles Armen. Zuerst hätte man meinen können, er sei entsetzt von dem Anblick, doch im nächsten Moment schlug sein Blick in ein strahlendes Lächeln um. Jacob lief zu Carlisle, welcher ihm sogleich William gab. Sein Papa hob ihn freudig hoch und strahlte ihn an. „Das ist ja der Wahnsinn“, rief Jake freudig aus. Und wieder war da jener Stolz in seinem Gesicht, den ich zuvor auch schon kurz nach der Geburt der Kleinen gesehen hatte. Er schien fast vor Stolz zu platzen. Zumindest eines unserer Kinder war ein Werwolf, genau wie er. Plötzlich ging er mit dem Kleinen im Arm zur Verandatür. „Jake, warte. Was hast du vor?“, wollte ich besorgt wissen. Jacob grinste mich an. „Ich will nur was testen“, antwortete er aufgeregt. „Aber.. Jake.. es ist kalt draußen“, erinnerte ich ihn daran, dass wir Winter hatten. Jake sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Nessie...“, sagte er nur. Sein Tonfall war eindeutig. Ich sollte mich nicht so anstellen und mich daran erinnern, dass unser Sohn ebenso eine hohe Körpertemperatur und ebenso ein kuschliges Fell hatte, wie sein Daddy. Und dann verschwand eben dieser mit seinem Söhnchen zur Glastür hinaus und ich huschte eilig nach. Jake lief noch ein paar Meter weiter weg. Im Augenwinkel sah ich, wie immer mehr Mitglieder unserer Familie sich hinter mir versammelten. Meine Mutter hatte Mariella auf dem Arm, während meine Oma Ani trug. Jacob setzte den Welpen in den Schnee, ich sah ihm besorgt zu und biss mir auf die Unterlippe. Der Kleine sah aufmerksam zu seinem Vater hoch und sah ihm mit seinen dunklen Augen hinterher, wie er einige Schritt zurück ging, ihn dabei jedoch nie aus den Augen verlor. Dann verwandelte sich Jake vor unser aller Augen. Dass er damit wieder eine ganze Ladung guter Kleider zerfetzt hatte, interessierte in jenem Moment Niemanden. Viel wichtiger war es nun zu erfahren, was er vorhatte, doch wir konnten nur rätselraten anhand dessen, was wir da beobachteten. Der Einzige, der es wohl mitbekam, war mein Vater, der jetzt etwas vortrat und mir mit einer Hand durchs Haar strich. Der kleine Wolf lief sofort auf den Großen zu und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. Jacob schien ebenso glücklich zu sein und schleckte den Zwerg behutsam ab. Es war ein niedlicher, wundervoller Anblick und langsam ließ meine Anspannung nach. „Das ist unglaublich.“, hauchte mein Vater. „Was?“, wollte meine Mutter wissen. Die Anderen sahen ihn ebenso fragend an. „Jacob wollte wissen, ob er seine Gedanken mit denen von Will teilen kann.“ - „Und?“ Edward lächelte. „Er kann.“ Will war mit seiner Geburt sofort Jakes Rudel beigetreten und dementsprechend waren sie beide in der Lage ihre Gedanken zu teilen. Da Will noch nicht reden konnte, war es natürlich für Jake mehr als aufregend. Ich wünschte mir, ich hätte ebenfalls diese Fähigkeit oder eben die meines Vaters. Aber ich war ja lediglich in der Lage meine Gedanken mit anderen zu teilen, ich konnte keine empfangen... Einige Stunden später war unsere Begeisterung über die neugewonnene Erfahrung mehr oder weniger verflogen. Ich war erleichtert, dass das einzige unserer drei Kinder, das kaum vampirische Eigenschaften geerbt hatte, nach seinem Vater kam. Wäre er menschlicher gewesen, hätte er ein komplett anderes Wachstum als wir alle gehabt und vielleicht wäre er auch sterblich gewesen. Eine meiner größten Ängste hatte sich nun also fast gänzlich in Luft aufgelöst. Es war noch nicht sicher, aber die Wahrscheinlichkeit war sehr groß, dass es ebenso funktionierte wie bei Jacob. Er würde altern, wenn er sich nicht verwandelte und stehen bleiben, wenn er sich regelmäßig verwandelte. Wenn er jedoch wuchs, dann scheinbar schneller, als es ein gewöhnliches Baby täte. Das war bis dato die einzige vampirische Eigenschaft, die wir an ihm hatten feststellen können. Carlisle nahm an, dass Will sich schon so früh verwandelt hatte, weil er permanent mit Vampiren in Berührung gekommen war. Normalerweise brach das Werwolfgen erst in der Jugend aus und nicht im Babyalter. Meine neue Erkenntnis war für mich das schönste Weihnachtsgeschenk gewesen, aber jetzt galt es erstmals eine Lösung für unser aktuelles Problem zu finden: wie sollten wir Will beibringen, sich zurückzuverwandeln? Es war bereits sehr spät in der Nacht, als ich mit Jacob und William in unserem Bett lag. Wills Geschwister waren bereits in ihren eigenen Bettchen, aber er lag zusammengerollt zwischen uns. Das kleine Fellbündel schlummerte ebenfalls vor sich hin. „Was hast du in seinen Gedanken gehört?“, wollte ich wissen und sah dabei Jake in die Augen. „Er hat sich gefreut, mich als Wolf zu sehen. Und er hat sich gefreut, das auch zu können. So zu sein, wie ich.“ „Denkt er in Worten?“, fragte ich als Nächstes. Diese Frage schien sich nicht so einfach beantworten zu lassen, denn Jacob überlegte eine ganze Weile, ehe er antwortete. „Nun.. nein.. es sind eher Bilder. Es ist seltsam. Anders. Aber es ist eben eine kindliche Sichtweise. Es ist nichts Unnormales, denke ich.“ Ich lächelte meinen Freund an, dann wanderte mein Blick hinunter. Behutsam schob ich eine Hand unter den kleinen Wolf. Die Andere legte ich über ihn, nahm den Kleinen hoch und legte ihn auf meine Brust, wo ich ihn sanft streichelte. Will ließ sich nicht beirren und schlummerte einfach weiter. „Was ist, wenn er jetzt für immer so bleibt?“ Jacob lachte kurz leise. „Das wird er schon nicht.“ Ich sah Jake besorgt an. „Nessie...“, antwortete er sanft. „Selbst ich hab am Anfang lange gebraucht um herauszufinden, wie das geht. Mach dir keine Sorgen. Er wird schon noch drauf kommen.“ - „Ich hoffe es.“ Die nächsten Tage waren für mich zu gleichen Teilen rührend und voller Sorge. Jake nutzte seine Zeit, um in Wolfsgestalt mit dem Kleinen zu spielen. Er genoss es, seine Gedanken direkt mit ihm teilen zu können und lernte ziemlich schnell, sich genauso mit Will zu unterhalten wie es Will mit seinem Vater tat. Ziemlich rasch hatten auch die anderen Wölfe davon Wind bekommen und wollten den Neuzugang zumindest auf mentaler Ebene vorab schon mal kennenlernen. Ich hatte noch so meine Bedenken, dass sie Will vielleicht damit überforderten, wenn sie alle in seinem Kopf sein würden, aber unser Sprössling schien erstaunlich gut damit klar zu kommen. Irgendwann wuchs die Angst, dass er vielleicht gar kein Bedürfnis danach hatte, wieder ein Mensch zu werden, schließlich bot ihm die neue Form zumindest in diesem Alter die Möglichkeiten, die seine Geschwister, die über ein schnelleres Wachstum als ihr Bruder verfügten, bereits jetzt hatten: sich zu verständigen und frei zu bewegen. Mehr noch. Will war in Wolfsgestalt mobiler als Ani und Mariella. Während Ani es nämlich vorzog, sich nur wenn es wirklich nötig war zu bewegen, schaffte Mariella lediglich das Stehen für wenige Sekunden. Sie war damit zwar schneller als ich, was das Aufstehen anging, dafür war sie jedoch bei weitem nicht so elegant. Ich war laut meiner Mutter einfach von einem Moment auf den Anderen aufgestanden und durch den Raum gelaufen. Mariella hingegen bevorzugte es nach wie vor zu krabbeln und sich gelegentlich an Gegenständen hochzuziehen. Ich gab William übrigens noch immer sein Fläschchen, so wie es ich gehörte. Jake hatte zwar kurz den Wunsch geäußert, mit dem Kleinen mal jagen zu gehen, um zu testen, ob er in Wolfsform auch Fleisch zu sich nahm, aber ich erlaubte es ihm nicht, dies in die Tat umzusetzen und hatte ihm stattdessen das Fläschchen für Mariella in die Hand gedrückt. Knapp eine Woche nach seiner Verwandlung wachte ich eines Morgens auf und fand ein zufrieden schlummerndes Menschenbaby in der Wiege vor. Jake war natürlich enttäuscht, aber er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, weil er wusste, dass bei mir die Freude darüber überwog, wieder ein Kind in der Hand zu haben, das nicht mit flauschigem Fell übersäht war. Wenn die Zeit reif war, durfte er sich gerne wieder verwandeln, jetzt hoffte ich erst einmal, dass er es die nächsten Monate nicht mehr tun würde, damit sein Wachstum nicht zusätzlich abgebremst wurde.... Über Sylvester blieben wir natürlich noch in Acworth und feierten das Fest gemeinsam mit unserer Familie. Die bunten Lichter gefielen Will, während Mariella sich eher etwas skeptisch zeigte und Anthony nach wie vor unbeeindruckt schien. Langsam bekam ich es ernsthaft mit der Angst zu tun, so dass ich Großvater bat, ihn vor unserer Abreise nochmal zu untersuchen, aber er versicherte mir, dass er keine Krankheiten oder Anomalien an dem Kleinen feststellen konnte. Er war nicht autistisch oder etwas in der Art. Er war einfach nur nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen. Wir hatten beschlossen, pünktlich zu Jakes Geburtstag, in La Push zu sein und unseren Urlaub auch fast komplett dort zu verbringen. Einige Besuche bei Charlie standen natürlich ebenfalls auf dem Programm. Unsere Drillinge waren nun etwas mehr als zwei Monate alt. Wenn man sie jedoch ansah, konnte man das kaum glauben. Mariellas langes, braunes, lockiges Haar reichte ihr bis zur Hüfte. Es wäre länger gewesen, wenn wir es nicht gekürzt hätten, doch es hätte sie beim Laufen gestört, denn inzwischen lief sie bereits ohne Probleme umher. Ihr Bruder sah in etwa so alt wie sie aus, konnte genau wie sie Reden und Laufen, tat es aber nur, wenn es wirklich notwendig war und wir hatten noch immer nicht herausgefunden, warum Edward ihn im Bauch nicht gehört hatte. Seine und Mariellas Stimmen waren beide sanft und wunderschön. Ich hätte ihnen ewig zuhören können und ich war mir sicher, dass sie auf Menschen eine noch stärkere Wirkung haben mussten. Will hingegen konnte weder laufen, noch sprechen. Es war also ziemlich klar, dass wir Will, Mariella und Anthony nicht als Drillinge ausgeben konnten. Für die Reise nach Forks bekam ich also einen Pass in dem ich bereits 21 war. Das war zwar ziemlich früh für zwei Schwangerschaften, aber besser als 18. Pünktlich am elften Januar verabschiedeten wir uns also im Hof von den Anderen. Nachdem die Kleinen die letzten Wochen richtig für Trubel in unseren vier Wänden gesorgt hatten, fiel es nun den Meisten schwer, sie gehen zu lassen. Sogar Emmett, der sonst eigentlich immer ziemlich cool in solchen Momenten geblieben war, machte einen traurigen Eindruck, als er den kleinen Will nochmal in den Arm nahm. „Passt gut auf euch und die Kleinen auf“, sagte Großmutter und strich Mariella durch ihr braunes Haar. „Und richtet dem Stamm schöne Grüße von uns aus“, bat Großvater freundlich. „Machen wir“, sagte Jake zufrieden strahlend. Er konnte es kaum abwarten. Meine Mutter nahm mich auch nochmal in den Arm. „Viel Spaß, mein Schatz“ „Danke Mum.“ „Ihr werdet eine schöne Reise haben“, sagte Alice und grinste uns an. Wir sahen mit erhobenen Augenbrauen zurück und Alice wusste auch ohne Daddys Gabe, warum wir das taten. „Nein, ich kann es nicht sehen, aber ich hab eure Reise von vorne bis hinten durchgeplant. Es wird alles sehr angenehm verlaufen. Da bin ich mir sicher.“ „Danke Alice, das ist sehr beruhigend“, antwortete ich ihr, umarmte sie nochmal und nahm Anthony aus Rosalies Arm entgegen. Und in der Tat. Alice sollte Recht behalten. Man konnte kaum angenehmer so weit Reisen. Nachdem wir in Manchester in die Privatmaschine eingestiegen waren, wurden wir und vor allem unsere Kinder, von vorn bis hinten verwöhnt. Die Besatzung war äußerst professionell und stellte nie unangenehme Fragen. Da das Wetter mangels schöner Jahreszeit noch zu wünschen übrig ließ, konnten wir Reisen, ohne Mariella verhüllen zu müssen. Neuneinhalb Stunden später betraten wir wieder festen Boden und konnten mit einem von Alice wohl schon vorab gemieteten Wagen von Seattle nach La Push fahren. Der Wagen war sogar bereits mit altersgerechten Kindersitzen ausgerüstet und brachte uns alle stressfrei in Jakes alte Heimat. Wir würden drei Wochen hier bleiben. Eigentlich hätten wir auch ein Zimmer in der Nähe gemietet, Emiliy und Sam hatten jedoch darauf bestanden, dass wir über diesen Zeitraum bei ihnen wohnten und so war ihr Haus damit nun unsere erste Anlaufstelle. Die zum Großteil aus Holz bestehende große Behausung der Uleys stand noch immer bedeckt von jeder Menge Grün in La Push und als wir dort gegen Mittag eintrudelten, war Emily bereits mit ein paar ihrer Kindern vor der Tür. Jake und ich stiegen also aus dem Wagen. Mariella klammerte sich flugs an Jakes Rücken, während er Will im Arm trug. Ani nahm ich und zusammen ging es die wenigen Stufen zu ihrem Haus hoch. „Jacob! Renesmee!“, rief Emily freudig aus und kam uns direkt entgegen. „Endlich seid ihr da, wir sind ja alle so aufgeregt“, sagte sie hastig und fuhr begeistert fort. „Ach was für wunderhübsche Kinder ihr doch habt!“ „Danke, Emily“, sagten Jake und ich fast wie aus einem Munde. Wenig später saßen wir zusammen mit ihr am Tisch. Einiges von dem, was sie Jake erzählte verstand ich, manches jedoch war wohl so stammesintern, dass mir die Namen nichts sagten und ich nichts zuordnen konnte. Was ich wieder verstand war, dass Sam gerade nicht da war, weil er seine Tochter vom Kindergeburtstag abholen wollte. „Er kommt aber sicher gleich wieder“, fügte sie noch hinzu und füllte Jakes Wasserglas nochmal voll. Jetzt erst fiel mir ihr flacher Bauch auf. „Emiliy?“, fragte ich vorsichtig. „Ja?“, antwortete sie gespannt. „Wo ist denn euer Jüngstes?“ Daraufhin führte Emily uns in ihr Schlafzimmer, in dem auch das Bettchen mit ihrem jüngsten Baby stand. Das Kleine war nun etwa ein halbes Jahr alt und hatte kurz vor unserer Ankunft seinen alltäglichen Mittagschlaf begonnen. Ich vernahm Schritte hinter uns und drehte mich um. Im Türrahmen stand doch tatsächlich Sam und trotz der Euphorie darüber, sich wieder zu sehen, schafften es die beiden Alphas doch tatsächlich sich aus Rücksicht auf das schlummernde Baby leise zu begrüßen. Sie fielen sich um den Hals, sagten ein paar leise Worte auf Quileute und lachten sich an. Den ganzen restlichen Tag verbrachten wir bei Emily. Den darauffolgenden nutzte Jake um ein paar „Stammesangelegenheiten“ zu tätigen. Er wollte den Rat der Ältesten und einige andere besuchen und hielt es für besser, dies erst mal ohne seine kleine Familie zu tun. Ich akzeptierte seine Entscheidung und musste mich damit abfinden, noch länger auf die Folter gespannt zu sein. Wie würden sie auf die Kleinen reagieren? Würden sie uns genauso akzeptieren, wie Emilys und Sams kleine Kinderschar? Was würden sie insbesondere über Anthony und Mariella denken, die beide mehr nach mir kamen, als nach Jake? Bisher waren die Wölfe immer sehr zuvorkommend mir gegenüber gewesen. Trotzdem blieb meine Furcht. Und sie blieb auch Emily nicht verborgen, als ich am Abend mit Will auf dem Schoß nervös mit dem Fuß wippte und eigentlich annahm, dass Emily dachte, ich würde mit meinem Sohn ein bisschen rumalbern. Sie setzte sich neben mich, nahm William zu sich und legte eine Hand auf mein Knie, so dass ich abrupt in meiner Bewegung inne hielt. „Nun erzähl doch mal, was dich so nervös macht.“ „Nervös?“, antwortete ich gespielt ahnungslos. Emily lächelte mich an. „Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen.“ Und dann ließ ich es doch noch heraus. Ich war selbst etwas überrascht, dass es mir kaum gelang, die Fassung zu wahren und letzten Endes kleine Tränen meine Wangen herunterliefen. „Aber ihr seid doch so froh darüber, dass ihr keine Vampire mehr in der Nähe habt. Werwölfe und Vampire sind natürliche Feinde und die Kleinen tragen die Gene von Beidem...“ Emily nickte sachte. „So ist es.“ „Und genau das, ist der Grund weswegen du dir keinerlei Sorgen machen musst. Sie mögen auch Vampire sein, aber sie sind genauso auch ein Teil von uns. Und ein Teil von dir. Und einer von Jake. Und was ein Teil von euch ist, können wir unmöglich nicht lieben. Und.. Renesmee..“, beim letzten Satz kam sie noch etwas näher und legte ihre Hand an meine Wange. „Du bist menschlicher, als du denkst.“ Sie wischte meine Tränen weg, stand auf und verließ den Raum. Und ich blieb hier sitzen und dachte noch eine Weile über ihre Worte nach. Dabei wanderte mein Blick zu meinem kleinen Will, der neben mir auf dem Sofa saß und an einem Kissen herumzog. Schließlich war es so weit. Es war ziemlich frisch an diesem 14. Januar, als ich aus dem Schlaf erwachte. Ich hatte meine Augen noch fast zu, als ich mit der Hand neben mich fasste – und eigentlich hatte ich vorgehabt, Jake zu streicheln, aber ich griff nur ins Leere. „Jake?“, fragte ich verwundert und öffnete schlagartig die Augen. Ich stand zügig auf, zog mir einen türkisenen leichten Satinmantel über und lief nach vorn zu den Kinderbettchen. William und Mariella schliefen noch, aber Ani fehlte. Ich lief also zielsicher in Richtung Küche und tatsächlich saß Jacob in der Küche und fütterte seinen Sohn. Ich blieb zunächst im Türrahmen stehen und beobachtete die Beiden leise. Mir ging immer wieder das Herz auf, wenn ich ihn so mit den Kindern sah. Wie er Anthony den kleinen Plastiklöffel liebevoll zum Mund führte, immer wieder selber was davon naschte und sanft mit unserem Sohn sprach. Nun ging ich langsam auf ihn zu. Anthony sah als erstes auf und als Jake sah, dass seine Aufmerksamkeit nun etwas anderem galt, drehte auch er sich um. „Schatz“, sagte er freudig und hob die Arme auf. Als ich näher kam, regte er seinen Oberkörper leicht nach mir, nahm liebevoll meine Hand und zog mich auf seinem Schoß. Mein Freund legte seine Arme um meinen Bauch und kuschelte sich an mich. „Ani hat ganz brav gefrühstückt“, sagte er selig. Ich sah hinüber zu meinem Sohn, der seine Eltern ruhig betrachtete, während er in seinem Hochstuhl saß. „Guten Morgen, mein Schatz“, flüsterte ich ihm zu und er reagierte mit einem ganz leichten Lächeln. „Ja, das ist ein guter Morgen“, murmelte Jake in meinen Satinmantel. Ich drehte mich leicht zu ihm und sah ihn an. „Ich habe die schönste Frau der Welt auf dem Schoß und eines von drei wundervollen Kindern isst brav seinen Schlabberbrei.“ Ich kicherte. „Jake!“ „Ist doch so...“ Nun nahm ich sein Gesicht in meine Hände. „Alles Gute zum Geburtstag“, hauchte ich ihm zu, legte meine Lippen auf seine. Er erwiderte meinen Kuss und strich mir über den Rücken. Ich legte meine Arme um seinen Hals und unser Kuss wurde leidenschaftlicher. Am liebsten hätte ich dies noch mehr vertieft, aber Jake ließ wieder sanft von mir ab und lächelte mich an. „Ich liebe dich“, flüsterte er mir zu und strich mir eine Strähne hinters Ohr. „Und ich liebe dich“, antwortete ich sanft. **** Am Abend desselben Tages saß ich im Gästezimmer, das Emily und Sam für uns eingerichtet hatten und putzte unsere Kleinen ein wenig raus. Mariella hatte ein hübsches violettes Kleidchen anbekommen und den beiden Jungs kämmte ich die Haare noch ordentlich hin. Plötzlich öffnete sich die Tür und Jake kam herein. „Seid ihr dann so weit?“, wollte er wissen. Als ich mich zu ihm umdrehte, starrte er mich an. „Was?“, fragte ich verwundert. „Du siehst wunderschön aus, mein Schatz“, sagte er begeistert. Ich wurde etwas rot, obwohl er das öfter sagte. Für den Abend hatte auch ich mir ein Kleid angezogen. Es war ebenfalls violett, jedoch glänzte es mehr als das meiner kleinen Tochter, weil es teilweise aus Satin bestand. „Wir sind gleich soweit.“ „Alles klar“, meinte Jake und wollte gerade wieder gehen, da legte ich meine Hand auf seine Schulter und hielt ihn fest. „Ähm Jake?“ - „Ja?“ - „Was ist, wenn Charlie auch kommt?“ „Das ist doch schön?“, antwortete Jacob verwundert und sah mich fragend an. „Naja.. aber...“, entgegnete ich. „Er weiß noch nichts von den Kleinen...“ Sein fragender Blick wich einem Lächeln, er kam näher, legte seine Hand unter meinem Kinn, so dass ich ihn ansah. „Nessie...“, sagte er sanft. „Er wird es vielleicht nicht ganz begreifen, aber er wird sich trotzdem sehr freuen und die Kleinen genauso akzeptieren wie alle anderen. Er hat auch dich akzeptiert... und er hat mehr Angst vor mir gehabt, als vor deinen Großeltern und deren Adoptivkinderschar. Und jetzt... jetzt ist da keine Furcht mehr. Er hat verstanden, dass es in dieser Welt Dinge gibt, die Niemand für möglich gehalten hätte. Dinge, an deren Existenz ich selbst nie geglaubt hatte. Und er hat genau wie ich erkannt, dass diese Dinge ein so wunderbares Wesen wie dich hervorgebracht haben. So wunderbar sind auch unsere Kinder. Und er wird sie genauso annehmen, wie er dich angenommen hat.“ Als er den letzten Satz gesagt hatte, beugte er sich zu mir herab, schloss seine Augen und küsste mich sanft. Ich schloss meine Augen ebenfalls und erwiderte seinen Kuss. Meine Zweifel konnte er noch immer nicht gänzlich beseitigen, aber wenn er mich so ansah und ich seine Lippen schmeckte, vergaß ich alles um mich herum.... *** Da wir nicht wussten, wie unsere Kinder auf so viele Personen auf einem Haufen reagieren würden, hatte Jake nur seine wichtigsten Freunde und seine Familie eingeladen. Als Erstes trudelte Billy mit seinen Töchtern und deren Männern ein. „Vielen Dank“, sagte Jacobs Vater sanft zu mir, während wir im Wohnzimmer saßen und auf die anderen Gäste warteten. Im Rollstuhl sitzend hielt er Anthony im Arm. Ich lächelte ihn nur an, weil ich nicht wusste was ich sagen sollte. Ein 'gern geschehen' hielt ich für unpassend und was anderes fiel mir nicht ein. Ich traute mich auch nicht zu fragen, für was genau er sich nun bedankte. Ich nahm an, dass er sich für die Kleinen bedankte oder aber dafür, dass wir ihn mit den Namen unserer Söhne ehrten. Ani saß ganz ruhig in Billys Arm und beobachtete seine Umgebung aufmerksam. Ich war froh, dass der Kleine so umgänglich war, schließlich war er durch sein Gift eine permanente Bedrohung für die Personen um ihn herum. Wir wussten nicht, ob sein Gift inzwischen stärker geworden war, als noch zu seiner Geburt, aber ich hoffte, dass dieses Wissen nicht nötig war und er immer so brav blieb wie jetzt, auch wenn es für ein so kleines Kind unnormal war, sich so still zu verhalten. Knapp eine halbe Stunde später kamen auch Embry, Quil und Jared zusammen mit den Mädchen, auf die sie geprägt waren: Claire und Kim. Jetzt, da ich um das Prägen wusste, sah ich sie mit anderen Augen als noch bei meinem ersten Besuch. Obwohl sie beide Menschen waren, fühlte ich mich auf eine gewisse Weise mit ihnen verbunden, weil wir alle Drei das Glück hatten, die bedingungslose Liebe unserer Liebsten zu besitzen. Letztlich kamen auch die Clearwaters zur Feier. Ich öffnete ihnen die Tür und begrüßte sie. Seth hatte noch immer so lange Haare wie beim letzten Mal und Leah hatte sich auch nicht wirklich verändert. Seth hatte Caroline mitgebracht, Charlie war jedoch nicht mit dem Quartett mitgekommen. „Ist Charlie nicht mit euch mitgekommen?“, hakte ich bei Sue nach, während ihre Kinder sich zu den Anderen gesellten. Sue schüttelte den Kopf. „Nein, er hat einen Einsatz.“ „Achso…“, murmelte ich. „Aber du kannst uns gerne besuchen kommen, wenn du möchtest.“ „Danke“, sagte ich und schenkte ihr ein Lächeln. Sue wusste um die Kinder und fragte auch direkt nach ihnen. „Wo sind denn nun eure Zwerge?“, wollte sie wissen und ging ins Wohnzimmer. Ich folgte ihr und brauchte einen kurzen Moment, um in dem ganzen Trubel meine Kinder auszumachen. William saß auf Rebeccas Schoß, die zusammen mit einigen Anderen am Tisch saß. Anthony war bei Jake auf dem Sofa. Neben ihm war Leah, die mit Jacob in ein Gespräch vertieft zu sein schien. Doch wo war Mariella? Meine Augen wanderten suchend durch den Raum, doch ich konnte sie nicht ausmachen und Panik stieg langsam in mir auf, obwohl ich wusste, dass ihr hier eigentlich nichts passieren konnte. Ich ging einige Schritte durch den Raum und begann nun etwas offensichtlicher zu suchen, in dem ich mich auch bückte um unter Tischen und Stühlen nach zu sehen. Mariella war die Einzige der Drei, die sich richtig frei bewegte und eigentlich hatte ich gedacht, dass Jake besonders auf sie Acht gab, aber er war so sehr mit seinen Gästen beschäftigt, dass er das wohl nicht bedacht hatte. Bei den vielen kleinen Kindern die hier durch die Gegend liefen, begann ich langsam den Spieß umzudrehen. Was wenn Mariella sich mit irgendwem zankte und handgreiflich wurde? Die Kinder der Uleys hätten keine Chance, obwohl unsere Tochter noch so klein war... Außerdem trank sie Blut... Emily riss mich schließlich aus meinen Gedanken, als sie quer durch den Raum rief. „Wer will lecker Kuchen?!“ Mein Blick wanderte zum Türrahmen wo Emily mit einem Tablett stand auf dem ein brauner Kuchen mit Schokoglasur und einer leuchtenden Kerze stand. „Ich hier!“, kam es von hinten. Emily lachte und machte einen Schritt nach vorn. Just in dem Moment, erschien plötzlich Mariella auf der Bildfläche. Sie stand direkt vor Emilys Füßen, die sie natürlich nicht bemerkte und prompt über das kleine Mädchen stolperte. Dann ging alles so schnell, dass ein menschliches Auge es wahrscheinlich gar nicht mitbekam. Sam fing Emily auf, Seth zog Mariella weg und Embry rettete den Kuchen mitsamt dem Tablett. Und in der Tat, die Menschen hier im Raum, schienen lediglich Emilys Sturz mitbekommen zu haben. Mariella hatten sie gar nicht registriert. Rasch ging ich zu Seth, der mit Mariella auf dem Boden saß und kniete mich neben ihm. „Danke, Seth“, sagte ich etwas außer Atem. „Keine Ursache, Nessie“, antwortete er ruhig. Neben mir tauchte Jacob auf. „Wie immer zur rechten Zeit am rechten Ort.. danke Seth“, bedankte er sich ebenfalls. „Nichts zu danken, Jake. Ich kann doch nicht zulassen, dass der Süßen was passiert.“ Mariella sah zu Seth auf und blinzelte kurz, dann lachte sie. „Mariella“, flüsterte ich ihr zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe ich durch ihr langes leicht gelocktes Haar strich. Ich war erleichtert, dass nichts weiter passiert war... „Mariella“, sagte ich zu ihr. „Das ist Seth.“ Seth lachte nun ebenfalls. „Hallo, kleine Mariella.“ Mariella gluckste. Ich fand es niedlich und verstand meine kleine Tochter. Seth konnte einfach gut mit Kindern, mit mir hatte er früher auch oft und gern gespielt. Jetzt erst bemerkte ich, dass Jake sich seit einigen Minuten nicht mehr bewegt hatte und Seth anstarrte. Mein Blick wanderte von Seth zu Jake und zurück. „Jake?“, fragte ich und stupste ihn an. Seth ignorierte Jacob und alberte weiter mit Mariella herum. Und Jacob schien mich zu ignorieren und blieb weiter regungslos. „Oh man...“, sagte er, stand auf und verließ den Raum. „Jake?“ Ich ließ Seth und Mariella erst mal sitzen und folgte Jacob, der ins Gästezimmer stürmte. Er machte nicht einmal die Tür ganz zu. Ich huschte rasch hinein und schloss sie hinter uns. Jacob stand am Fenster und starrte in die finstere Nacht. „Jake? Was ist denn los?“, wollte ich wissen, legte meine Hand an seine Wange und drückte sein Gesicht in meine Richtung. „Seth...“, begann er langsam. „Er hat sich auf sie geprägt...“ Jetzt blieben mir sämtliche Worte, die ich zuvor noch hatte sagen wollen, schlagartig im Halse stecken. „Auf Mariella?!“ - „Ja...“, antwortete er leise. „Bist du dir sicher?!“, schrie ich fast. „Ganz sicher...“, meinte Jake. „Ich sehe es in seinen Augen...“ Und dann blieben wir beide stumm. Es war ein seltsames Gefühl. Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich wusste, dass ich es selbst immer als positiv empfunden hatte, Jake zu haben. Er war immer bei mir gewesen. Ich konnte mich an keine Zeit ohne ihn erinnern. Als ich klein war, war er wie ein großer Bruder für mich gewesen. Ich hatte ihn ebenso sehr gemocht, wie ich meine Eltern mochte. Jetzt, aus der Sicht einer Mutter, empfand ich es nicht mehr als so positiv. Ich hatte gerade eben erfahren, mit welchem Menschen meine Tochter ihr Leben verbringen würde. Natürlich konnte sie sich noch anders entscheiden, aber das war für mich sehr unwahrscheinlich. Denn selbst, wenn da noch andere Menschen kommen würden, ich war mir sicher, letzten Endes würden sie zueinander finden. Denn so war es bestimmt und so sollte es sein. Es war eine beschlossene Sache, gegen die Niemand etwas ausrichten konnte. „Lass uns zurück gehen, bevor sich jemand wundert“, sagte ich müde. Jake nickte nur, nahm mich bei der Hand und wir gingen zurück in den Partyraum. Und es schien wirklich niemand unsere Abwesenheit bemerkt zu haben. Alle unterhielten sich lachend, manche aßen Kuchen oder tranken etwas. Jake trennte sich wieder von mir und begab sich zu seinem Vater und Sam. Ich lief einfach weiter geradeaus. Als ich an einem Tisch Caroline sitzen sah, blieb ich stehen und musterte sie stumm. Sie war keine Quileute, aber sie war ohne Zweifel hübsch. Auch ohne ein Vampir zu sein. Und bisher hatte ich sie und Seth immer als ein schönes Paar empfunden, das zusammen passte. Jetzt war all das zerstört. Seth würde sich von ihr trennen und sie würde es nicht verstehen. Sie waren in einer glücklichen Beziehung, er hatte sie geliebt. Warum sollte es plötzlich nicht mehr so sein? Und warum konnte er ihr nicht einmal einen Grund nennen? Es tat weh alles im Voraus zu wissen und sie anzusehen, wie sie da ahnungslos saß. Als sie mich bemerkte und mich anlächelte, erwiderte ich ihren Blick mit einem gezwungenen Lächeln, drehte mich um und ging. Für mich war der Abend gelaufen. Für Jacob ebenfalls. *** Am nächsten Morgen saßen wir beide müde und kaputt am Küchentisch. Emily nahm uns die halbvollen Teller wieder weg und wusch sie ab. „Jetzt macht doch kein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter“, meinte sie. „Genau so haben sich Edward und Bella doch auch gefühlt.“ „Ich kann nur hoffen, dass Caroline nicht so kaputt geht wie Leah“, murmelte Jake. Das war jene Antwort, die Emily auch zum Schweigen brachte. „Jacob“, mahnte Sam, der im Türrahmen stand. Jake fuhr herum und funkelte ihn an. „Das ist nicht fair“, sagte Sam. „Du weißt genauso gut wie ich, dass man absolut nichts dafür kann. Weder Emily, noch ich. Bei dir ebenso. Du hast es nicht entschieden, Renesmee genauso wenig. Es ist einfach so passiert. Ich bin glücklich mit meiner Frau. Wir haben sieben wunderschöne Kinder. Ihr habt eure Drei. Ihr seid auch glücklich. Ihr meint die Zukunft zu sehen und verurteilt sie. Aber ihr bedenkt nur die dunklen Seiten dieser Zukunft. Caroline wird traurig sein, sie wird Liebeskummer haben. Großen sogar. Aber irgendwann wird auch sie ihren Deckel finden. Ich bin auch überzeugt, dass Leah ihren ebenso finden wird. Es hat lange gedauert, aber letztlich hat sie es akzeptiert und nicht aufgegeben. Caroline wird es auch irgendwann verstehen. Früher oder später. Aber egal wie lange es dauert. Diese Zeit ist nichts im Vergleich zu der Zeit, die eure Tochter ohne die Prägung traurig sein wird. Habt ihr euch jemals Gedanken darüber gemacht, wie ihre Zukunft aussehen könnte?“ „Sicherlich“, antwortete Jake fast empört. „Ja?“, konterte Sam. „Wie denn? Mit einem Menschen? Sie würde sich immer wieder verlieben, zusehen wie der Mensch, den sie liebt alt wird und stirbt. Der Schmerz, eine geliebte Person zu verlieren ist oft größer als jeder Liebeskummer und es würde nicht nur einmal passieren, sondern hundert Mal. Immer wieder. Ihr ganzes unendliches Leben lang.“ „Es sei denn, der Mensch den sie liebt, verwandelt sich auch in einen Vampir“, gab ich als Möglichkeit an. „Schon“, antwortete Sam, legte seine Hände auf den Tisch und beugte sich zu uns herab. „Aber was ist, wenn Mariella nicht für den Tod einer geliebten Person verantwortlich sein will. Jake, du selbst hast die Verwandlung lange Zeit als schlimmer als der Tod angesehen.“, erinnerte er meinen Freund an die Vergangenheit. Jake nickte nur stumm und senkte den Blick. „Oder was ist, wenn die Liebe zu diesem Menschen nicht so unendlich ist, wie ihr Leben? Woher wollt ihr wissen, ob er der Richtige ist? Vielleicht verlässt er sie und dann muss sie wieder jemanden suchen und wieder jemanden verwandeln. Bei Seth aber könnt ihr euch sicher sein, dass er der Richtige ist. Er wird ihr niemals wehtun. Er wird ihr alles geben was sie will, alles für sie sein, was sie will. Er wird immer für sie da sein. Und er hat die Möglichkeit für immer mit ihr zusammen zu sein. Ein Halbvampir und ein Werwolf. Wenn ihr schon in die Zukunft sehen wollt, macht das doch vorrausschauender als nur die nächsten Wochen oder Monate zu sehen. Seht sieht es als Geschenk an. Nicht als Strafe.“ Nach Beendigung seines letzten Satzes verließ Sam den Raum und ließ uns mit seinen Worten allein. Und er hatte so Recht. Er hatte ja so Recht... Meine nächsten Schritte brachten mich zu meiner kleinen Tochter, die zusammen mit ihren Brüdern und ein paar von Sams und Emiliys Kindern, unter den wachsamen Augen von Emily, spielte. Als ich das Zimmer betrat, sahen Anthony und Mariella mich sofort an. Egal, wie leise ich auch war, sie schienen stets zu spüren, wenn ich in ihrer Nähe war. Will dagegen war viel zu sehr damit beschäftigt, Sams kleiner Tochter alle grünen Bausteine wegzunehmen, die in ihrem Besitz waren. Ich lächelte darüber und kniete mich runter zu Mariella. „Mommy“, sagte sie leise, kam näher und fiel mir um den Hals. Ich strich ihr durch ihr langes braun-gelocktes Haar und nahm sie in den Arm. „Ja, mein kleiner Schatz“, flüsterte ich ebenfalls. Sie legte ihren kleinen Kopf an meine Brust und kuschelte sich an mich. Über sie hinweg musterten meine Augen nun meinen jüngsten Sohn, der mich interessiert, jedoch ausdruckslos ansah. „Möchtest du auch?“, fragte ich sanft und freundlich. Ich rückte Mariella etwas mehr auf meine rechte Körperhälfte, so dass links noch Platz war und breitete den linken Arm nach meinem Sohn aus. Sofort stand Ani auf, ging mit einigen wenigen, jedoch anmutigen Schritten auf mich zu und setzte sich auf meinen Schoß. Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn und strich ihm ein wenig das schwarze Haar aus dem Gesicht. Als ich ihm in die Augen sah, war ich wie gebannt. Das Rot war nun gänzlich verschwunden und hatte ein wunderschönes Smaragdgrün angenommen, ähnlich den Augen von William. Sie waren nicht golden geworden, wie wir es vermutet hatten. Als ich meine Kinder im Arm hatte, ihre angenehme Wärme spürte, wie ich auch ihre Zuneigung und Liebe spürte und meinem Ältesten beim fröhlichen Spiel zusah, spürte ich ein unglaubliches Glücksgefühl. Ich war so froh, meine Kleinen zu haben und konnte mir ein Leben ohne sie jetzt schon nicht mehr vorstellen. Es war gut gewesen, um sie zu kämpfen und wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, ich würde alles nochmal genauso machen. Ich würde mich für Jacob entscheiden – und für unsere Kinder. Und Mariella würde sich eines Tages für Seth entscheiden. Und es würde gut sein. Und richtig. *** Fast drei Wochen später saß letztlich in unserem Gästezimmer und war damit beschäftigt, unsere Klamotten in die Koffer zu stopfen. Es waren nun noch ein paar hinzugekommen, die Emily und einige andere mir geschenkt hatten und so herrschte nun ziemlicher Platzmangel. Hinter uns lag ein schöner, entspannter Urlaub. William hatte sich glücklicherweise nicht verwandelt, auch wenn er Jake oder einen der Anderen mal in Wolfsgestalt gesehen hatte. Anthony war etwas anhänglicher geworden und Mariella hatte viel Zeit mit Seth verbracht, der eigentlich jeden Tag vorbeikam. Er hatte es uns noch nicht gesagt, doch ich war mir ziemlich sicher, dass er ahnte, dass wir es wussten. Just in dem Moment, als ich den Koffer schließlich zubrachte, kam er mit Mariella auf dem Arm zur Tür herein. „Hey, Nessie...“, fing er aufgeregt an, als er jedoch sah, dass ich den Koffer gepackt hatte, verstummte er kurz. „Ihr wollt gehen?“, fragte er ziemlich verstört. „Ja, die drei Wochen sind um“, antwortete ich. „Aber...“, versuchte er erneut einen Satz zu beginnen, führte ihn allerdings nicht fort. Ich lächelte ihn nur an. „Setz dich“, bat ich. Seth setzte sich mit meiner Tochter auf dem Schoß auf das Bett und ich mich mit etwas Abstand daneben. „Hast du mit Caroline Schluss gemacht?“, fragte ich einfach mal frei heraus. Seth sah mich zunächst ziemlich erschrocken an. Er öffnete den Mund wie als wolle er was sagen und schloss ihn direkt wieder. „Also nicht“, zog ich daraus meine Schlüsse. „Ich kann nicht“, sagte er leise. - „Du musst.“ „Ich weiß… Aber es fällt mir so schwer. Ich mag Caroline, sie ist so ein lieber Mensch...“ - „Und genau deswegen, solltest du sie nicht länger anlügen.“ „Aber-“, setzt er wieder an, wurde jedoch von mir unterbrochen. „Seth!“, sagte ich bestimmt und sah ihm dabei unverwandt an. „Wenn wir La Push verlassen haben, kümmerst du dich um Caroline. Du erklärst ihr die Situation, soweit es dir möglich ist.“ „Wann kommt ihr wieder?“, fragte er besorgt, ohne auf meine Aufforderung zu reagieren. Sein Blick war voller Verzweiflung darüber, Mariella bald verlassen zu müssen. Jacob hatte damals seine Heimat, seine Familie, seine Freunde und sein Rudel für mich verlassen – und er hatte es nie bereut. Er hatte nicht eine Sekunde den Wunsch geäußert, zurück zu gehen. Ich hatte insgeheim immer gewusst, dass er sie vermisste, aber in all den Jahren, hat er es nie ausgesprochen. Bei mir zu sein, war ihm wichtiger, als alles andere. Seth ging es genauso. Und ich kam mir hart und böse in diesem Moment vor... „Das weiß ich nicht“, antwortete ich ehrlich auf seine Frage. „Aber.. ich kann nicht ohne die Kleine...“, sagte er fast flehend und packte mich am Unterarm. „Nessie! Bitte!“ „Seth... Es tut mir Leid“, war alles, was ich noch sagte. Seth schüttelte den Kopf, er biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick einen Moment, ehe er sich erhob. Er setzte Mariella auf das Bett, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwand durch die Tür. Er gab sich keine Mühe leise zu sein, ich vernahm jeden seiner Schritte, bis die Haustür letztlich ins Schloss fiel. Meine Tochter krabbelte auf mich zu und kuschelte sich an mich. Ich strich ihr über den Rücken. „Na, mein Schatz?“ Sie lächelte kurz, dann schmuste sie weiter. Offenbar war sie ein bisschen müde. Kein Wunder, wenn man den ganzen Vormittag mit Spielen verbracht hatte... Im nächsten Moment ging die Tür wieder auf und Jake kam herein. „Hallo, Schatz“, sagte Jake. Er hörte sich ziemlich außer Atem an und wirkte so, als sei er nur auf dem Sprung. Er lief einmal quer durchs Zimmer, öffnete eine Schublade, zog etwas heraus und machte wieder Anstalten, das Zimmer zu verlassen. „Jake, wir müssen reden“, sagte ich und stellte mich vor ihn. „Was? Jetzt?“, fragte er und wollte an mir vorbei laufen, aber ich hielt ihn am Arm fest. „Ja.. wegen Seth“, erklärte ich. „Och Schatz“, antwortete er, noch immer gehetzt und gab mir einen schnellen Kuss. „Das hat doch später noch Zeit.“ „Nein, Jake.. wir fahren doch bald-“ Und zu mehr kam ich auch nicht mehr. Jake verschwand wieder, ohne mir zu sagen, wohin er gehen wollte und wann er wieder kam. Ich ließ mich wieder aufs Bett sinken. „Toll...“, sagte ich etwas beleidigt. Mein Blick fiel wieder auf Mariella, die mich ebenfalls stumm betrachtete. Ich war viel zu aufgewühlt um hier zu sitzen und auf Jakes Rückkehr zu warten, also überlegte ich kurz, dann stand ich auf. „Komm, mein Spatz“, sagte ich zu meiner Kleinen und reichte ihr die Hand. „Wir machen einen kleinen Ausflug.“ *** Ich lieh mir Emilys kleinen Flitzer und drei Kindersitze aus und setzte meine beiden Jungs auf den Rücksitz und mein Mädchen nach vorn und fuhr mit den Dreien los. Mein Weg führte mich raus aus La Push. Dorthin, wo ich schon lange hätte hin gehen sollen. Ich selbst dachte immerzu an meine Oma mütterlicherseits, die ich nie kennenlernen durfte. Sie wusste nicht, dass es mich gab. Es fühlte sich manchmal so an, als hätte ich sie gar nicht, dabei war sie quicklebendig. Ich wollte nicht, dass es meinen Kindern genauso ging. Sie sollten wenigstens ihren Uropa kennenlernen. Als ich neben dem Polizeiwagen hielt, hatte ich schon ein flaues Gefühl im Magen. Etwas zittrig, löste ich meinen Gurt und wandte mich meinen Kindern zu. „Ihr bleibt schön brav hier. Mama kommt gleich wieder“, erklärte ich und stieg aus. Meine Drei sahen mich nur etwas fragend an und blieben dann still sitzen. Ich ging die wenigen Stufen zur Haustür hoch und drückte auf die Klingel. Es war Sue, die mir die Tür öffnete. „Renesmee“, sagte sie freudig. „Schön, dass du uns besuchst.“ Ich lächelte sie so gut es ging an. „Ist Grandpa da?“ Sue warf einen Blick zum Auto, sie verstand und nickte. Sie ging einen Schritt beiseite und ich trat ein. Charlie saß auf dem Sofa und sah sich ein Spiel an, als er mich sah, stellte er seine Dose und die Fernbedienung sofort weg. „Nessielein!“, rief er freudig aus. Er stand auf und nahm mich in den Arm. „Grandpa“, antwortete ich. „Ist das toll“, sagte Großvater. „Wo ist Jake?“ - „Er.. wollte noch was erledigen.“ „Achso.“, kam es etwas bedrückt zurück. „Das ist schade...“ „Ähm.. möchtest du etwas trinken? Kann ich dir was anbieten?“ „Nein, danke“, antwortete ich leise und sah dabei fast eher auf den Boden, als in seine Augen. „Es gibt da etwas… was ich dir zeigen möchte.“ „Ahja?“ - Ende Kapitel 24 - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)