Rising Sun - Bis(s) das Licht der Sonne erstrahlt von -DesertRose- (Fortsetzung von Bis(s) zum Ende der Nacht) ================================================================================ Kapitel 23: Das dritte Kind --------------------------- Disclaimer: => Ich verdiene kein Geld mit meiner Fanfiction. => Alle Charaktere gehören Stephenie Meyer mit Ausnahme einiger Schüler und Lehrer, die ich selbst erfunden habe. Weitere Infos zur FF, Trailer, Cover & mehr http://www.renesmee-und-jacob.de.vu Anmerkung zu diesem Kapitel => Das ist das erste Kapitel in dem ein Sichtwechsel mitten im Kapitel stattfindet. Lasst euch also bitte nicht verwirren. Die Namen stehen in eckigen Klammern darüber. =) => Die Namen der Kinder werden in diesem Kapitel auch (endlich) mal erwähnt. Ich weiß ja, dass viele von euch darauf gewartet und ewig herumgerätselt haben. Ich habe ein paar Mails mit Namensvorschlägen bekommen, bei denen die Namen der Großeltern teilweise extrem vermischt wurden. Leider waren fast alle Namen weiblich und einen weiblichen Namen hatte ich schon lange gefunden. Renesmees Tochter habe ich nach der Nichte meiner besten Freundin benannt. ;) Beta Dies ist das erste Kapitel, dass vor der Veröffentlichung korrekturgelesen wurde. Meine Beta ist die liebe *sie flausch* ^_^ --------- Kapitel 23: Das dritte Kind [Jacob] Geschockt starrte ich sie an. Ihre schokoladenbraunen Augen, die mich stets so sehr verzauberten, sahen mich müde an. „Jake...“, hauchte sie geschwächt und nahm meine Hand von ihrer Schulter, die sie bis dato gehalten hatte in die Ihre. „Bitte...“ Verständnislos betrachtete ich sie mit offenem Mund. Weinen konnte ich nun nicht mehr. Anschreien konnte ich sie auch nicht. Ich fühlte weder Wut, noch Trauer noch Hass. Ich fühlte einfach gar nichts mehr. Sie sagte nichts, sah mich einfach nur an. Doch ihre Augen sprachen Bände. Wie konnte sie das von mir verlangen? Ich konnte ihr keine Bitte ausschlagen, aber das war zu viel. Ich konnte die Person, die für mich der Mittelpunkt der Welt war, den Grund meines Lebens, nicht umbringen. Ich konnte ihr niemals weh tun. Ich konnte es nicht. Langsam schüttelte ich den Kopf. Sie sah mich hilfesuchend an und hielt meine Hand. „Willst du, dass unser Baby stirbt?“, fragte sie verzweifelt. Ich sah sie mit einer Mischung aus Angst und Entsetzen an. „Nein, natürlich nicht.“ „Dann hilf ihm...“ Ich krallte meine Hände an den Rand des Beckens, das Material drohte fast zu bersten. „Das kann ich nicht...“ „Du musst!“ „Nein!“, rief ich verzweifelt. „Jake!“, schrie sie mich unter Schmerzen an und sackte dann wieder zusammen. Ich hielt sie über Wasser. Meine Augen fixierten sich anschließend auf Carlisle. „Ich sehe keine Möglichkeit Beide, zu retten…“, sagte er leise, dann hing er den noch viel schlimmeren Satz hinten dran. „Ich sehe nicht einmal eine Möglichkeit, sie zu retten... wir können nur hoffen, dass das Baby die Strapazen übersteht.“ Mein Herz raste noch schneller. Die wichtigste Person in meinem Leben hing ausgelaugt und kraftlos in meinen Armen und drohte zu sterben. Das Einzige was ich noch retten konnte, war das Leben in ihr, das ein Teil von ihr war. Und ein Teil von mir. Aber würde ich damit leben können, nicht in der Lage gewesen zu sein, sie zu retten? Würde ich unsere Kinder ohne sie großziehen können? War ich dazu wirklich stark genug? Im Moment fühlte ich mich zu überhaupt nichts mehr in der Lage. Ich wollte nur noch sterben... sehnte mich danach, ihr zu folgen, wenn sie ging. Dann spürte ich, wie jemand neben mich trat. Bella sah ebenso fertig aus wie ich. Sie konnte nicht weinen, aber das war auch gar nicht nötig... „Sie hat vielleicht noch eine Chance...“, meinte sie. Sofort horchte ich auf und sah sie an. „Wie?“ „Wir machen es wie damals bei ihrer Geburt. Wir holen das Baby und bevor ihr Herz aufhört zu schlagen, verwandeln wir sie.“ Mir klappte der Mund auf. Nessie ein vollwertiger Vampir? Ging das überhaupt? Und wenn ja, würde ich damit zurechtkommen? Ja, das würde ich... lieber so, als tot. Bella sah mich an, wartete auf eine Antwort. Ich wollte gerade etwas sagen, da unterbrach mich Carlisle. „Was ist, wenn es nicht funktioniert? Sie ist ein Mischwesen, genau wie Jacob. Das Gift könnte sie genauso gut töten...“ „Das weiß ich“, antwortete Bella. „Aber eine andere Wahl haben wir nicht...“ Carlisle zögerte einen Moment, dann nickte er. „Also gut... Jacob du stützt sie, ich öffne ihren Bauch und Bella, du holst dir dann das Baby.“ Mir wurde ganz schlecht... die Sätze hörten sich an, wie aus einem makaberen Splatter-Movie. Die Bilder würde ich nie wieder aus meinem Kopf bekommen... ich hatte bei ihrer Geburt schon gehofft, so etwas nie wieder erleben zu müssen und jetzt wiederholte es sich wieder... warum war das Schicksal nur so verdammt grausam? Ich beschloss die Augen zuschließen, wenn sie es taten, aber ich war wie paralysiert, als die Vampire in Position gingen. Nessie rührte sich nicht, ich hoffte sehnsüchtig, dass sie in eine tiefe, sehr tiefe Ohnmacht gefallen war... Dann nahm das Grauen seinen Lauf... Mit weit aufgerissenen Augen sah ich zu, wie Carlisle sich vorbeugte, die Hände an ihren noch immer gewölbten Bauch legte und dann sah ich einige weiße Zähne aufblitzen, die sich langsam ihrer Haut näherten... Ein Teil von mir wollte loswüten und ihn von ihr fortstoßen, der Andere war nicht in der Lage sich zu bewegen, weil er viel zu geschockt war, nicht wusste, was er tun sollte und keinen klaren Kopf hatte, um irgendetwas noch zu entscheiden... mein Kopf war so voll und doch so leer... Meine Hände hielten zitternd ihren geschwächten Körper fest... Carlisles Zähne berührten ihre nasse, blutverschmierte Haut... - und dann waren sie plötzlich verschwunden. Für einen Augenblick hatte ich das Gefühl eines Blackouts. Ich presste die Augen fest zusammen, dann öffnete ich sie wieder. Erschrocken sah ich mich im Raum um. Zuerst hatte ich gedacht, der Teil der Nessie vor Carlisles Vampirzähnen retten wollte, sei unbewusst aufgesprungen und hätte das erledigt, dann erkannt ich, dass nicht ich ihn fortgestoßen hatte, sondern Edward. Er hatte blitzschnell reagiert und Carlisle weggeschoben, der jetzt hinten an der Kellerwand stand und Edward verwundert musterte. Er machte den Eindruck, als ob er trotz seiner verschärften Sinne nicht mitbekommen hatte, was eben passiert war. „Edward, was zum-“, wollte Bella fragen, da drehte er sich schlagartig um. In seinem Arm lag ein Beutel und in einer Hand hielt er eine Schnabeltasse. Jetzt ging auch mir ein Licht auf... eine Möglichkeit die wir gar nicht bedacht hatten... wir alle nicht. Edward musterte uns mit zornigem Blick, dann ließ er Carlisle stehen und schritt an Bella vorbei zu mir. Ich konnte noch immer nichts sagen, geschweige denn mich bewegen. Er beugte sich etwas über den Rand, legte eine Hand an ihre Wange und schob ihr Gesicht zu ihm hinüber, dann klatschte er ihr ein paar Mal dagegen. „Nessie? Nessie? Komm zu dir...“ Dann rührte sie sich langsam wieder und öffnete zaghaft die Lider. „Hallo Nessie…“, begrüßte ihr Vater sie mit einem leichten Lächeln. „Daddy...“, brachte sie schwächlich hervor. „Ich hab dir was mitgebracht...“, erklärte er kurz und reichte ihr dann die Tasse. Sie wusste sofort, was sich in der Tasse befand, aber das wunderte mich nicht mal halb so sehr, wie der Satz der von ihr daraufhin kam. „Ich hab doch Jake versprochen, kein Menschenblut mehr zu trinken.“ „Ich weiß“, antwortete Edward. „Aber das ist eine Ausnahme.. du brauchst jede Kraft die du nur kriegen kannst und das ist genau der richtige Energiespender. Ich bin mir sicher, Jake wird damit einverstanden sein. Du stehst dafür eben einmal mehr nachts auf als er, um eure Babys zu wickeln... da findet sich sicher was.“ Ein komischer Zeitpunkt für einen gekünstelten Witz, aber Nessie lachte leise und ich begann langsam wieder Hoffnung zu kriegen. Vielleicht klappte das ja wirklich? Edward hob ihr die Tasse hin und innerhalb kürzester Zeit hatte sie sie geleert. Sofort wurde nachgeschenkt und wenige Minuten später war der Beutel leer. Obwohl das Licht hier unten nicht das Beste war, konnte ich sehen, dass ihr Gesicht nun eine andere Farbe hatte und auch sonst wirkte sie nicht mehr so schwach. Zu sehen, wie es ihr von Minute zu Minute besser ging, sorgte bei mir ebenfalls dafür, dass ich wieder zu Kräften kam. Es dauerte keine zehn Minuten, bis unser zweiter Sohn das Licht der Welt erblickte. Carlisle hob ihn aus dem Wasser und gab ihn sofort mir. Er war nass und blutverschmiert, aber abgesehen von seinen Geschwistern war ich mir sicher noch nie ein hübscheres Baby gesehen zu haben. Seine Nabenschnur konnte diesmal wieder ich durchschneiden, danach reichte man mir eine Decke, in die ich den Kleinen einwickelte. Ich beugte mich mit ihm zu Nessie herab, die noch immer im Pool saß. Sie drehte ihren Kopf etwas in unsere Richtung und gab ihrem Kind einen sanften Kuss auf die Stirn.... *** Am Nachmittag desselben Tages hing ich müde über dem Küchentisch. Esme hatte mir etwas zu Essen angeboten, aber ich brachte partout nichts herunter. „Man könnte meinen, du hättest drei Kinder bekommen...“, kommentierte Rosalie meine Haltung. Sie hatte sich gegen die Küchenzeile gelehnt, während Esme die Spüle abwusch. „Hat er ja irgendwie auch“, meinte Alice dazu mit ihrer quietschigen hohen Stimme. Ich hätte jetzt was Fieses sagen können, denn ich wusste ja, wie sehr Rosalie sich Kinder wünschte, aber momentan war ich nicht nur zu müde zum Streiten, sondern auch noch so wahnsinnig froh, dass das alles gut ausgegangen war, dass ich nicht mal Lust hatte, sie zu ärgern. „Sag mal habt ihr eigentlich schon Namen?“, wollte Alice dann wissen. „Keine Ahnung, sag du sie mir“, antwortete ich schulterzuckend. „Geht nicht“, sagte sie. „Ich kann eure drei Racker genauso wenig sehen wie euch Beide. „Na dann.“ Ich stand auf und schritt aus dem Raum. „schau ich mal, was die hübscheste Mama der Welt und Namenlos Eins, Zwei und Drei so machen.“ Ich bekam Gänsehaut, als ich durch den Flur im oberen Stockwerk in Richtung eines der hinteren Zimmer ging. Es war so ein unglaubliches Gefühl hier zu laufen mit dem Wissen, dass hinter der nächsten Tür die eigene Familie wartete. Wohlauf, wie mir von Carlisle bestätigt worden war. Meine Hand schwebte über der Türklinke, als sie mit einem Mal von allein nach unten ging. Die Tür öffnete sich und Edward stand mit Bella davor. Beide lächelten mich kurz an. Ich betrat den Raum und Edward und Bella verließen ihn. Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel waren nur noch Nessie, ich und die Kleinen hier drin. Den OP hatten sie wieder halbwegs abgebaut. Stattdessen lag Nessie nun in einem großen Bett mit einer dicken fliederfarbenen Decke. Neben ihr stand eine große Babywiege aus weißem Holz. Sie sah aus als ob sie gerade schlief. Vielleicht tat sie das auch. Ich ging langsam auf sie zu. Als ich vor ihr stand, sah ich ihr wunderschönes entspanntes Gesicht. Und ich sah wie sie ruhig atmete, wie ihr Brustkorb sich langsam unter der Decke hob und senkte. Wie sehr ich Angst gehabt hatte, das nie wieder zu sehen... Mein Blick wanderte zum Babybettchen. Zwei Babys schlummerten darin friedlich. Unsere Babys. Kaum zu glauben, dass es Zwillinge waren. Sie sahen sich eigentlich gar nicht ähnlich. Vorsichtig strich ich mit einem Finger meinem Sohn über die kleine zarte Wange. Er hatte hellere Haut als ich, jedoch dunklere als Nessie. Die Haarfarbe hatte er von seiner Mutter. Für einen kurzen Moment kam mir der Gedanke, dass er vielleicht so aussehen könnte wie Edward als er noch ein Neugeborenes war. Der Gedanke war seltsam, aber so sehr mir Edward häufig auf den Keks ging und so sehr wir uns auch zankten – es machte mir nichts aus. Dazu war ich zu erleichtert, dass alle wohlauf waren. Ich nahm mir vor, Edward auf den heutigen Tag noch anzusprechen und ihm zu danken. Dafür, dass er mein Leben gerettet hatte. In jeder Hinsicht, in der man mir nur das Leben retten konnte.... Mein Blick wanderte zum zweiten Baby in der Wiege. Meine Tochter hätte auch genauso im Reservat von La Push geboren worden sein können. Ihre Hautfarbe war eine Nuance heller als meine. Die Haare waren leicht gelockt, aber schon ziemlich lang und sie hatten die Farbe von Bellas Haar. Als ich auch sie streichelte, nahm die Kleine prompt meinen Finger in Beschlag und sah mich aus niedlichen dunklen Augen an. „Na du?“, flüsterte ich ihr zu, woraufhin sie ihren Mund öffnete und dann wieder schloss. Neben mir hörte ich dann das Rascheln von Nessies Bettdecke und sah zu ihr herüber. Sie hatte ihren Kopf in meine Richtung gedreht und beobachtete mich. Dass sie nicht lächelte machte mir Angst. Vorsichtig nahm ich meinen Finger wieder in Besitz und ging zu ihr herüber, dann kniete ich mich vor ihr Bett. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber gar nichts zu sagen, erschien mir noch blöder. „Ähm.. Hallo“, begrüßte ich sie dann plötzlich zaghaft. „Hi“, antwortete Nessie leise. Mein Herz begann zu rasen. Plötzlich erhob ich mich etwas und legte meine Hände an ihren Bettrand. „Oh Nessie, das tut mir so Leid... ich... ich...“ Und schon wusste ich nicht mehr weiter, doch Nessie schüttelte einfach nur den Kopf. Ich sank wieder zusammen. „Schon okay... es war dumm von mir, das von dir zu verlangen“ „Trotzdem“, antwortete ich niedergeschlagen. Sie legte einen Finger an meinen Mund und lächelte mich sanft an, dann drehte sie sich ganz auf die Seite. Erst jetzt sah ich, dass sie unser drittes Kind im Arm hatte. Das Kleine schlief ebenso ruhig und friedlich wie seine Geschwister. Nessie sah zu ihm hinunter und strich ihm mit den Fingerspitzen über den kleinen Kopf. Seine Haut hatte in etwa dieselbe Farbe wie ihre, eventuell auch einen Tick heller. Ich konnte es nicht so recht einschätzen. Vielleicht war es auch nur der Kontrast zu seinem schwarzen Haar, der seine Haut so bleich wirken ließ. Ich nahm mir einen Stuhl und setzte mich zwischen Nessies Bett und die Babywiege, stellte aber schnell fest, dass ich keine zwei Minuten neben meinen Kindern sitzen konnte, ohne sie anzusehen, irgendwas zurecht zu zupfen oder sie zu streicheln. Beide Babys waren wach, gaben aber nur sehr leise Geräusche von sich. Sie machten einen unerwartet menschlichen Eindruck, dafür dass wir wahrhaftig... man konnte fast sagen „Angst“ vor ihnen gehabt hatten. Keines von ihnen wirkte übernatürlich oder so, als würde es in den nächsten drei Monaten rapide wachsen. Zumindest momentan wirkten sie wie ganz normale Babys mit etwas ungewöhnlichen aber glücklichen Eltern. „Das hast du toll gemacht, Nessie“, brach ich leise die Stille. Nessie sah mich sanft an. „Du warst aber auch nicht schlecht. Es ist doch so ein richtig tolles Klischee, dass junge Väter bei der Geburt ohnmächtig werden.“ Ich lächelte. „Zeitweise dachte ich, ich wäre kurz davor gewesen...“ „Aber jetzt haben wir es geschafft...“, sagte Nessie. „Wir sind Eltern von drei wunderschönen Kindern.“ „Ja“, antwortete ich. „Und damit hast du mich noch glücklicher gemacht, als ich mit dir ohnehin schon war.“ Wieder schenkte sie mir eines ihrer bezauberndsten Lächeln. „Aber Nessie?“ „Mhm?“, murmelte sie. „Hattest du nicht Namen für die Kleinen herausgesucht?“, fragte ich neugierig. Nessie kicherte kurz. „Ja, ich hatte ja jede Menge Zeit dazu.“ „Hast du dir normale Namen herausgesucht oder was Neues gebastelt?“ Nessie schüttelte den Kopf. „Weder noch. Ich bin einfach zu unkreativ für so ausgefallene Namen, aber ihnen ganz normale Namen zu geben, würde ihnen nicht gerecht werden, finde ich. Hast du dir denn was überlegt?“ „Nein“, antwortete ich verwundert. „Ich dachte, ich überlasse das dir. Ich bin nicht gut darin, Namen zu geben...“ Mein Blick wanderte herüber zum Babybettchen. Vorsichtig hob ich meinen erstgeborenen Sohn heraus und legte ihn dann auf meinen Schoß, wobei ich seinen Kopf mit einer Hand stützte. „Wie soll denn der junge Mann hier heißen?“ Nessie betrachtete den Kleinen. „Er sieht irgendwie meinem Vater ähnlich, findest du nicht?“ Ich nickte. „Ja.. genau das dacht ich auch, als ich ihn zum ersten Mal richtig gesehen hatte.“ Ich finde, dann sollte er auch nach ihm benannt werden.“ Verwundert sah ich sie an und sie winkte sofort ab. „Nur als Zweitnamen, Jake.“ Irgendwie war ich nun erleichtert. Meinen Sohn Edward zu rufen, erschien mir schon irgendwie seltsam. „Und wie heißt er dann?“ „William Edward Black-Cullen“ Jetzt sah ich noch mehr aus wie ein Auto. „William?“ Nessie nickte zufrieden. Sie schien von ihrer Namenswahl begeistert zu sein. „Billy ist ein Kosename von Bill, was wiederum eigentlich Will ist und der korrekte Name lautet William. Du kannst ihn natürlich gern Bill oder Will nennen.“ Immernoch etwas verwundert sah ich hinunter zu dem Baby. Der Kleine sah eigentlich sehr zufrieden aus und blickte mich mit seinen großen grünen Augen an. „Dann also William“, sagte ich und strich ihm durch sein rötliches Haar, ehe ich ihn zurück in die Wiege legte und seine Schwester stattdessen auf den Schoß nahm. Die Kleine war etwas agiler als er und zappelte auf meinem Schoß mehr herum als ihr Bruder. „Und wie soll der kleine Wildfang heißen?“ „Ich finde sie hat Ähnlichkeiten mit meiner Mutter, aber ihre dunkle Haut kommt von deiner Seite.“ „Willst du sie Bella nennen?“ „Mariella Sarah Black-Cullen. Der Name setzt sich zusammen aus Isabella Marie und Sarah, damit sind die Namen unserer Mütter in ihrem vereint. Das ist der einzige Name den ich richtig vermischt habe.“ Ich lächelte und strich meiner Tochter durch ihr braunes Haar. „Er ist aber sehr schön.“ „Danke“, sagte Nessie. Mein Blick wanderte zu unserem dritten Kind, das noch immer im Arm seiner Mutter schlummerte. „Und was ist mit ihm? Jetzt hast du doch schon alle Namen unserer Eltern verbraucht.“ „Einer ist noch übrig“, sagte sie dann. Ich wusste zwar nicht, was sie meinte, aber ich war sehr gespannt, was sie sich diesmal ausgedacht hatte. „Anthony“, war die Antwort. „Das ist der Zweitname meines Vaters. Aber da die anderen Beiden jeweils zwei Namen haben, sollte er auch noch einen dazu bekommen.“ „Mhm?“, fragte ich. „Jetzt hast du aber doch wirklich alle verbraucht.“ „Ich möchte ihn Anthony Ephrahim nennen.“ Jetzt klappte mir doch fast der Mund auf. Eines meiner Kinder sollte den Namen einer meiner wichtigsten Vorfahren bekommen. Die Tatsache, dass sie daran gedacht hatte, rührte mich. Die, dass er so heißen würde, erfüllte mich dagegen mit Stolz. Also hatten unsere Babys nun alle ihre Namen: William Edward, Mariella Sarah und Anthony Ephrahim. An den einen oder anderen würde ich mich noch gewöhnen müssen, aber ich liebte sie schon jetzt so sehr, dass ich mir sicher war, dass dies kein Problem für mich darstellen würde. *** Nun waren wir also frischgebackene Eltern. Schon der erste Tag mit unseren Kleinen fing ungemein stressig an. Nessie bekam noch immer ein bisschen Blut und durfte sich nicht viel bewegen. Während sie also in Carlisles Arbeitszimmer im Bett lag, kümmerte ich mich um unsere drei Babys. Carlisle und die Anderen unterstützten mich dabei, denn alleine wäre ich wahrscheinlich absolut nicht damit klargekommen. Im Unterbewusstsein gefiel mir der Gedanke nicht sonderlich, aber bei Carlisle, Esme und Bella war das schon in Ordnung. Nur wenn Rosalie sich meinen Kindern näherte, bekam ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Zuerst galt es für uns herauszufinden, welche Eigenschaften sich jeweils vererbt hatten, denn nur so konnten wir auf die Bedürfnisse der Babys eingehen. Als der kleine Will das erste Mal losbrüllte, war ich überrascht gewesen, dass er die für menschliche Säuglinge gedachte Muttermilch direkt auf einen Zug leertrank. Er sah Edward einfach so ähnlich, dass ich ihn direkt für einen Vampir gehalten hatte. Dem war aber nicht so. Im Gegenzug schrie Mariella einfach weiter, wenn man ihr das Fläschchen geben wollte. „Na komm schon“, sagte ich sanft und hob es ihr an den Mund, aber meine Tochter quängelte einfach weiter und wenn doch mal ein bisschen Milch in ihren Mund kam, spuckte sie sie einfach wieder aus. „Na sowas...“, murmelte ich leise. „Probier es mal damit“, sagte Bella dann und hob mir ein anderes Fläschchen entgegen. Es war nicht durchsichtig, trotzdem wusste ich, dass Blut darin war. Allerdings schien es kein Menschenblut zu sein. Wahrscheinlich wollte man nicht denselben Fehler wie bei Nessie machen und die Kleine von vorneherein an Tierblut gewöhnen. Und tatsächlich Mariella nippte zufrieden an der Flasche und machte keinen Mucks mehr. Unser Sorgenkind hingegen war der kleine Anthony. Er schlief die meiste Zeit, ich konnte nicht mal sagen, ob ich ihn je wach gesehen hatte und er weinte nie, aber auch wenn er nicht danach rief, bedeutete es ja nicht, dass er niemals Hunger hatte. „Mit was fangen wir an?“, fragte ich die Vampire die mich gespannt mit dem Baby im Arm beobachteten. „Die Milch“, meinte Carlisle, also griff ich nach der weißen Flasche und hob sie dem Baby an den Mund. Ich wusste nicht, ob es mich erleichtern würde, wenn er die Milch annehmen würde. Es würde vielleicht bedeuten, dass er weniger Vampir war, als seine Schwester. Vielleicht aber auch nicht. Der Kleine öffnete zaghaft die Augen – und im nächsten Moment ließ ich das Fläschchen plötzlich fallen. Dass ich den Aufprall nicht hörte, wunderte mich nicht. Einer der Vampire hatte sie sicher vorher aufgefangen. „Jake?“, fragte Esme vorsichtig. Noch immer starrte ich mit offenem Mund mein Kind an. Er hatte rote Augen. „Rot“, brachte ich gerade noch so heraus. Bisher hatte ich die roten Augen immer mit etwas Boshaftem verbunden. Die Neugeborenen aus Seattle hatten ebenfalls solche Augen gehabt. Sie hatten keine Goldenen wie die Cullens. Für die meisten Wölfe war dies ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal in der Schlacht gewesen. Was rote Augen hatte, hatten wir ohne Umschweife in Stücke gerissen. Danach hatte ich die roten Augen bei Bella gesehen. Sie war mal das Mädchen gewesen, das ich geliebt hatte. Irgendwann in einem anderen Leben, so schien es mir fast. Denn jetzt liebte ich Renesmee und nur noch Renesmee. Und Bella war in dieser ersten Zeit ebenfalls neugeboren gewesen, sie war eine Gefahr gewesen, also ebenfalls etwas Böses und da wir nicht wussten, wie sie auf Nessies menschliches Blut, dass durch ihre Adern floss, reagieren würde, hatten wir Nessie regelrecht vor Bella beschützt. Ich hatte Angst um sie gehabt, Angst dass ihre Mutter sich vielleicht nicht kontrollieren konnte. Und dann waren da noch die Volturi. Es war nicht lange her, da hatten diese roten Augen Nessie fixiert und den Entschluss gefasst, sie zu töten. Rote Augen waren Böse. Und nun hatte mein Kind diese Augen. „Jake?“, hörte ich wieder wie Jemand meinen Namen sagte. Ich war überfordert mit der Situation. Ohne Zweifel liebte ich mein Kind, aber diese Augen... „Jacob“, sagten sie nun bestimmter. Dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und zuckte kurz, sagte aber nichts. „Ist alles in Ordnung? Du siehst ein bisschen blass aus“, sagte Esme besorgt. „Gib den Kleinen lieber mal Bella“, riet mir Carlisle und ohne, dass ich sie deswegen anmeckerte, nahm Bella meinen Sohn in den Arm. „Was hast du denn?“ „Nichts.. ich...“ - und weiter kam ich nicht. Wusste nicht, wie ich erklären sollte, dass ich nun so im Zwiespalt war. Also tat ich, was ich in solchen Situationen immer tat: ich ging. Ohne lang darüber nachzudenken ging ich mit schnellen Schritten aus dem Zimmer, den Flur entlang, die Treppen herab, ließ die Vampire im Wohnzimmer und der Küche verblüfft stehen und verließ das Haus über die Veranda. Als ich auf der großen Wiese hinter dem Haus war, nahm ich mir nicht die Zeit, mich auszuziehen, sondern verwandelte mich einfach so und rannte mit vier Pfoten in den Wald hinein. Ich lief rasch zwischen den Bäumen hindurch. Meine Pfoten berührten den nassen kalten Boden nur kurz. Jake, hörte ich dann in meinen Gedanken Seths vertraute Stimme. Seth, antwortete ich langsam. Lange nichts mehr von dir gehört, sind die Babys schon da? Ja, drei Stück Drei? Im Ernst? Ich dachte, es wären nur Zwei gewesen? Das dachten wir auch... Naja... ist ja auch egal. Hauptsache, es geht allen gut. Das tut es. Und Nessie? Ihr geht es auch gut. Das ist doch klasse! Warum dann so niedergeschlagen? Ist schon okay. Nun komm schon, Jake. Du kannst mir ruhig alles erzählen. Nein, Seth, lass gut sein. Aber ich- NEIN SETH!, fauchte ich ihn dann an. Dann hörte ich nichts mehr. Die Stimme des Leitwolfs. Ich fand die Stille angenehm und ich genoss die Ruhe des Waldes. Einige Stunden lief ich einfach nur so durch die Gegend. Mal schneller, mal langsamer. Ich versuchte darüber nachzudenken, wie es nun weiter ging. Hätte ich nicht eigentlich damit rechnen müssen, dass Nessie auch Vampire zur Welt bringen würde? Warum machte es mir dann solche Angst? Kollidierte mein Werwolfinstinkt vielleicht mit meinen Vatergefühlen? Wenn unsere Vermutung, dass man sich prägte, um die bestmöglichen Nachkommen zu zeugen, richtig war, warum hatte das Schicksal dann einen Halbvampir für mich ausgesucht? War dieses dritte Kind etwa nicht vorgesehen gewesen? Hatte Edward es deswegen nicht gehört?? Warum hatte er es eigentlich nicht gehört? Hatte ich jetzt etwa Angst vor meinem eigenen Kind, weil ich nicht einordnen konnte, was es war? Irgendwo in einer dunklen Ecke des Waldes rollte ich mich zusammen und versuchte, zu schlafen. Ich hatte schon seit Tagen nicht mehr geschlafen und obwohl ich müde war, gelang es mir auch jetzt nicht. Meine Gedanken kreisten weiterhin um das Baby. Und dann kam mir wieder Nessie in den Sinn... was, wenn sie ihr erzählen würden, dass ich beim Füttern einfach abgehauen war. Was, wenn sie die falschen Schlüsse ziehen und denken würde, dass ich unserem Kind weh tun könnte? Egal wie sehr ich Angst hatte. Egal wie verwirrt ich war. Ich könnte ihm niemals weh tun. Da war ich mir sicher, denn die Prägung schloss meine Kinder vollkommen mit ein. *** Es war schon lang dunkel, als ich den Heimweg antrat. Ich lief auf die große Wiese und blickte zum Haus. In dem Zimmer, in dem Nessie lag, brannte noch ein kleines Licht. Wahrscheinlich sowas wie eine Nachttischlampe. Als ich etwas näher zum Haus kam, sah ich irgendwann die Fetzen meiner Kleider im Schnee liegen. Ich hatte nicht unbedingt den Drang, nackt durch das Haus zu laufen. Es war wirklich Zeit, dass man mir eine Möglichkeit gab, in das Haus zu kommen, ohne die Veranda oder die Haustür zu passieren. Dummerweise hatte ich aber auch keinen Schlüssel für die Garage oder den Keller und sie würden es sicher nicht gutheißen, wenn ich die Tür einfach aus der Verankerung riss, also sah ich mich kurz um und horchte, um festzustellen, wo im Haus sich die Vampire befanden, dann trat ich näher an das Haus her ran, nahm Anlauf und sprang mit einem Satz empor zu Carlisles Arbeitszimmer. Ich verwandelte mich im Sprung und im nächsten Moment saß ich auf dem Fensterrahmen. Es war sicher nicht die galanteste Art ins Haus zu kommen, aber ich musste nicht einmal Klopfen, da öffnete Nessie schon das Fenster. Sie lächelte wieder nicht, als sie mich sah und ich bekam einen dicken Kloß im Hals und mein Herz klopfte direkt etwas schneller. Sie hätte schon taub sein müssen, um es nicht zu hören. Nachdem sie das Fenster geöffnet hatte, trat sie einen Schritt zurück und ich schlüpfte hindurch. Einen Moment sahen wir uns einfach nur an. Aus dem Moment wurden dann einige Sekunden und schließlich eine halbe Minute. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wusste nicht, was sie von mir erwartet, auf was sie wartete. „Nessie...“, begann ich dann langsam. „Es tut mir leid.“ „Was?“, fragte sie dann. Es war keine Bosheit in ihrer Stimme, sie war auch nicht bissig oder zornig. Sie war einfach normal und genau das machte mir Angst. „Ich hätte nicht weggehen sollen.“ „Ist schon in Ordnung“, antwortete sie dann. „Das machst du doch immer so. Wenn ein Vampir dir zu nahe kommt, rennst du weg. Du weißt doch, dass mir das lieber ist, als wenn du bleibst.“ Ihre Worte waren wir Faustschläge ins Gesicht. Es war genau das eingetroffen, wovor ich mich gefürchtet hatte. Wie so oft. Sie sprach es nicht direkt aus, aber sie glaubte wirklich, ich war gegangen, weil ich andernfalls durchgedreht wäre und womöglich nahm sie sogar an, dass ich mein eigenes Kind umbringen würde. „W-was?“, brachte ich zitternd hervor, doch Nessie antwortete nicht, sondern drehte sich einfach um und ging zu den kleinen Bettchen, in denen unsere Kinder schliefen. Dort blieb sie stehen und ihre Hand verschwand darin. Wahrscheinlich strich sie irgendwas zurecht. Ich sah ihren Blick nicht, aber ich spürte die Spannung zwischen uns und sie tat mir weh. Es tat mir weh, dass sie sowas von mir dachte. Langsam trat ich von hinten an sie heran. „Wie kannst du sowas von mir denken?“, fragte ich traurig und sah dabei nur ihren Rücken an. Ihr schönes langes Haar, das ihr bis über die Hüfte ging. Sie antwortete gar nichts. „Ich bin auf dich geprägt. Ich kann dir gar nicht weh tun. Nichtmal annähernd. Und unseren Kindern genauso wenig.“ Dann drehte sie sich mit einer unmenschlichen Geschwindigkeit um. Derart plötzlich, dass ich etwas zurückschreckte. So im Halbdunkel war das richtig unheimlich, gekoppelt mit ihrem nun doch ein wenig wütenden Gesicht. Wahrscheinlich hatte sie sich zuvor einfach nur zurückgehalten. „Und wenn es nicht so wäre? Wenn da keine Prägung wäre, was würdest du dann tun?“, wollte sie wissen. Ich sah sie verwundert an. Suchte nach den richtigen Worten. „Dasselbe.“ Sie funkelte mich noch immer finster an. Ich sah sie enttäuscht und traurig an. „Was spielt das denn für eine Rolle? Ob Prägung oder nicht, ich liebe dich und ich liebe unsere Kinder!“ Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich nicht wirklich. Als ich an sie heran treten wollte, öffnete sie wieder den Mund. „Bitte geh…“ Ich wich wieder zurück, sah sie noch einmal an und verließ dann den Raum, allerdings nicht, ohne nochmal zurückzublicken. Ich hatte Glück, dass niemand im Flur war, aber irgendwie interessierte mich das nun auch nicht mehr so sehr. Ich ging einfach in Nessies Zimmer, wo auch ein paar meiner Kleider waren, schnappte mir eine Jeans und ein schwarzes Shirt, zog Beides an und begab mich dann in den Keller, wo ich die Tür hinter mir zu knallte und mich aufs Bett fallen ließ. Seit der Jagd vor den Volturi hatte ich lediglich einmal vor dem Flug ein bisschen was gegessen. Das war fast drei Tage her. Geschlafen hatte ich aber seit Wochen nicht mehr richtig und seit ein paar Tagen gar nicht mehr. Und jetzt kam noch dieser Streit hinzu. Warum hatte ich auch so unsagbar dumm auf diese Situation reagiert? Warum hatte ich es nicht einfach so hingenommen? Warum musste immer so viel Negatives gleichzeitig auf mich zukommen? Es riss mir immer wieder den Boden unter den Füßen weg, wenn Renesmee sauer auf mich war und mich plagten jedes Mal aufs Neue dieselben Ängste. Die Angst, dass sie mir nicht verzeihen würde. Das wir immer Streiten würden. Dass sie Schluss machen würde und mich fortschicken würde. Ein Leben ohne meine Nessie konnte ich mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen. Lieber bat ich einen Vampir darum mich zu beißen, dann war ich wenigstens mit Gewissheit mausetot. Viele andere Wege sich umzubringen gab es für einen Werwolf an sich nicht. Ich hoffte inständig, dass ihre Reaktion irgendwelche hormonellen Hintergründe hatte oder so. Vielleicht lag es an der kürzlichen Geburt. Vielleicht zu viel Stress. Vielleicht brauchte sie einfach ein Ventil... *** [Renesmee] Die winterliche Sonne strahlte durch das Fenster auf meine Haut als ich in Carlisles Arbeitszimmer saß. Ich hatte den kleinen Anthony im Arm und gab ihm sein Fläschchen. Zu meiner Erleichterung trank er Muttermilch. Er trank es etwas langsamer als Tierblut, aber er wies es zumindest nicht vollkommen ab. Das würde es später leichter machen, ihn in die Menschenwelt zu integrieren. Bisher war Mariella die Einzige der Drei, die menschliche Nahrung vehement ablehnte. Die Sonnenstrahlen fielen auch auf seine zarte Haut, doch zu meiner Überraschung glitzerte er nicht. Er schimmerte nicht mal. Er sah einfach ganz normal aus. Ich lächelte ihn an. Ich war mir sicher, dass er uns noch häufiger überraschen würde. Und die nächste Überraschung folgte auf dem Fuß. Das Fläschchen war nicht ganz leer, als er nicht mehr wollte, ich zog es wieder weg, merkte dann aber wie etwas Milch auf meine Bluse tropfte und musterte verwundert die Flasche. Sie hatte vorn ein Loch. „Na sowas...“, sagte ich leise. Ich stellte sie weg und strich meinem Kind dann über das Gesicht. Seine noch immer roten Äuglein waren gerade dabei zuzufallen, als ich mit dem Finger vorsichtig an seinen kleinen Lippen vorbei strich und dahinter eine Reihe kleiner Zähnchen erblickte. Ich war mir eigentlich sicher, dass die gestern noch nicht da gewesen waren, zumindest hatten auch die Anderen nichts davon erwähnt und normalerweise war dies erwähnenswert gewesen, denn wenn er jetzt schon Zähne hatte, bedeutete dies, dass er bedeutend schneller wuchs, als ein reines Menschenkind. Nachdem ich Ani wieder in sein Bettchen gelegt hatte, ging ich kurz hinunter um warme Milch und etwas Blut für die anderen Beiden zu holen. Esme lächelte mich freundlich an, als sie mir die bereits vorbereiteten Sachen gab, dann ging ich wieder nach oben, schließlich warteten noch zwei Babys darauf, gefüttert zu werden. Als ich ins Zimmer kam, blieb ich abrupt stehen. Jake stand vor dem Babybettchen. Ich konnte nichtmal sagen ob er mich bemerkt hatte. Ich schloss leise die Tür und als ich mich umdrehte, stand er immernoch so da. Bei genauer Betrachtung fiel mir nur auf, dass seine Augen müde aussahen. Wie lange mochte er nicht mehr geschlafen haben? Er sah auch nicht so aus, als ob er gestern als Wolf jagen gewesen wäre. Ich bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Natürlich hatte ich ihm irgendwo Unrecht getan. Ich hatte ihm vorgeworfen, dass er mich nicht liebte und dass er sein eigenes Kind töten würde. Insgeheim wusste ich, dass in beiden Fällen das Gegenteil der Fall war, aber gestern war ich einfach so in Rage gewesen... „Jake?“, sagte ich sanft. Er reagierte nicht auf meine Worte, stattdessen streichelte er das Baby vorsichtig. Es war natürlich nicht irgendein Bettchen, vor dem er stand. Es war Anthonys. Seine große dunkle Hand strich dem kleinen über die helle Wange. Ich begann mich insgeheim zu fragen, ob er das nicht bei mir auch so gemacht hatte, als ich noch ein Baby gewesen war. Wahrscheinlich schon. In gewisser Weise war ich Ani ähnlicher, als seinen Geschwistern. Als er seine roten Augen etwas öffnete, veränderte sich Jakes Blick nicht. Er zeigte keine Anzeichen von Ekel oder Furcht. Im Gegenteil, er strich dem Kleinen sogar über die Lippen. Zu spät schaltete ich. Zu spät reagierte ich, um ihn zu warnen. Unser Sohn tat genau das Selbe, was ich immer getan hatte, wenn Jake mir mit den Fingern zu nah an den Mund kam: er biss zu. Er schrie nicht, zuckte nur kurz erschrocken zusammen und zog dann seine Hand weg. Es war nur ein sehr kleiner Biss am Finger. Eher ein Nadelstich könnte man meinen. „Moment“, sagte ich und lief zu einer Schublade, wo ich ein Pflaster rauszog. Hinter mir hörte ich Jake nur kurz leise aufstöhnen, dann drehte ich mich auch schon wieder um. Ich sah wie Jake vom Babybettchen etwas weg ging. Er sah aus wie benebelt, fast so, als hätte er einen über den Durst getrunken. „Jake?“, fragte ich besorgt. Ich war kurz vor ihm, da klappte er mit einem Mal zusammen und sank auf den Boden. „Jake!“ Sofort ließ ich das Pflaster fallen, rannte zu ihm und kniete mich neben ihm nieder. „Jake!“, rief ich wieder und legte meine Hand auf seinen Rücken. Er antwortete nicht. Als ich ihm in die Augen sah, waren sie kaum geöffnet und wirkten leer. „Opa!“, war das Nächste, was ich dann rief, und keine zehn Sekunden später saß mein Großvater neben mir auf dem Fußboden und kontrollierte Jakes Puls, ehe er ihn auf den Rücken drehte, die Hände an sein Gesicht legte und ihm mit einer kleinen Lampe in die Augen leuchtete, wobei er die Lider mit dem Finger vorsichtig hochzog. „Was ist passiert, Nessie?“, fragte er mich. Ich stand völlig neben mir und brauchte einen Moment um die Frage zu realisieren. „Ein Biss. Ani, ich meine Anthony hat ihn gebissen.“ Mein Großvater drehte sich zu mir um und sah mich verwundert an. Wahrscheinlich wusste er wirklich nicht, dass der Kleine schon Zähne hatte. Plötzlich ging die Tür auf und Bella, Esme, Edward, Alice und Jasper standen im Raum. Letzterer versuchte meine Nervosität zu kompensieren, was ihm aber nicht wirklich gelang. Carlisle kontrollierte weiterhin Jakes Herzschlag, während dieser immernoch gleich benebelt da lag. „Carlisle, ist Vampirgift für Werwölfe nicht... tödlich?“, fragte meine Mutter dann. Bevor sie das letzte Wort ausgesprochen hatte, hatte sie noch kurz zu mir gesehen, aber ich ahnte schon, dass Jake von einem Nadelstich nicht umkippen würde. „Ist der Kleine etwa giftig?“, fragte meine Großmutter besorgt. „Sieht ganz so aus.“, nuschelte mein Vater leise. „Was können wir tun um ihm zu helfen?“, wollte sie dann weiter wissen. „Gar nichts.“, antwortete mein Großvater, woraufhin ich ihn entsetzt am Arm packte. „WAS?!“, schrie ich ihn fast an und sah voller Sorge zu ihm herauf. Dann erst sah ich, dass er leicht lächelte. Behutsam löste er meine festgekrallten Finger von seinem Arm und lächelte mich freundlich an. „Keine Angst, es ist alles in Ordnung, Renesmee.“ - „Aber.. das Gift... ich meine...“ „Ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte er sanft. „Die Menge war viel zu klein, als dass sie ihm ernsthaft schaden könnte.“ Ich sah ihn immernoch fragend an. Jake lag noch immer auf dem Boden und rührte sich nicht und er sprach davon, dass es nichts ausmachte? „Wenn es so wenig war, warum ist er dann deswegen umgekippt?“, fragte ich. Er lächelte noch immer. „Gift bleibt Gift, auch wenn es wenig ist, heißt es nicht, dass es keine Wirkung hat, außerdem verstärkt sich die Wirkung bei schlechtem Allgemeinzustand.“ Traurig schloss ich den Mund, den ich bis dato leicht geöffnet gehabt hatte und sah Jacob an. Er hatte die Augen inzwischen ganz geschlossen und lag ruhig da. Ich hatte Vertrauen in Carlisle. Er würde sicher Recht behalten und Jake würde sich sicherlich bald erholen. Trotzdem fühlte ich mich mies... und schuldig. „Jasper, Edward würdet ihr ihn bitte in sein Zimmer bringen, damit er sich ausruhen kann?“ Ich blieb auf dem Boden sitzen und sah ihnen noch nach, als sie Jake gemeinsam wegtrugen und als sie auf den Gang hinaus gingen, starrte ich auf die Stelle, an der er eben noch gelegen hatte. In den klinisch weißen Fließen konnte ich mein eigenes trauriges Gesicht sehen und spürte noch mehr, wie die Wut auf mich selbst in mir aufkeimte. Wie hatte ich nur so dumm sein können? Er war ganz sicher der Letzte, der unseren Kindern etwas antun würde... „Nessie?“ Mein Großvater reichte mir seine Hand. Ich drehte mich leicht zu ihm und sah zu ihm empor. Carlisle lächelte mich sanft an und ich nahm die mir angebotene Hand und ließ mir aufhelfen. Bella und Esme standen direkt hinter ihm und sahen mich ebenfalls freundlich an. „Mommy?“, sprach ich dann meine Mutter an. „Ja?“, fragte sie freundlich. „Ich bin so unsäglich dumm...“ Meine Mutter schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf. „Unsinn... das ist nur alles gerade etwas viel. Da ist es kein Wunder wenn man mal etwas über reagiert.“ „Aber-“ - “Nichts aber.“, unterbrach sie mich. „Jetzt kümmern wir uns erstmal um die Drillinge und dann gehst du runter zu Jacob.“ Ich gab es auf und lächelte sie leicht an. Hier war mir an sich noch nie jemand böse gewesen, egal was ich getan hatte. Zumindest wenn man Jakes und meinem Ausflug auf den Weihnachtsmarkt einmal absah... Wenige Minuten später hatten sich alle bis auf meine Mum zurückgezogen. Sie hatte sich mit Will auf einen Stuhl gesetzt und gab ihm sein Fläschchen, das er eifrig und gierig leerte. „Na du? Na du?“, brabbelte sie in Babysprache vor sich hin. Ich fand das irgendwie süß und grinste sie an, aber sie schien meinen Blick gar nicht zu bemerken. Erst als ich Mariellas freudiges Glucksen hörte, sah ich wieder zu meiner Tochter, die auf meinem Schoß lag und ihre Ration gerade geleert hatte. Ich stellte die Flasche weg und hob sie hoch. Sie sah mich mit ihren dunklen Augen an und ich spürte ein unglaubliches Glücksgefühl in mir aufsteigen. Egal wie oft ich sie noch sehen würde, ich würde immer wieder aufs Neue darüber erstaunt sein, wie wunderschön meine Kleinen doch waren. „Nessie?“, sagte meine Mutter dann lächelnd. „Willst du ihr das Fliegen beibringen oder warum setzt du sie nicht mehr ab?“ Ich lachte. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich meine Tochter ungewöhnlich lange in die Luft gehoben und geradezu angeschmachtet hatte. Ich war sicher etwas rot im Gesicht, als ich Mariella wieder in ihr Bettchen legte. Die anderen Zwei hatte meine Mutter bereits versorgt gehabt. Sie schob mich förmlich aus dem Raum. „Und jetzt lauf zu Jacob.“ Ich konnte ihr nicht mal widersprechen. Ich wollte es auch gar nicht. Ohne Umwege lief ich geradewegs die Treppe hinunter und dann hinab in den Keller. Erst vor Jakes Tür hielt ich an. Ob er mir noch böse war? Wahrscheinlich mal wieder nicht. Ich seufzte, dann trat ich vorsichtig ein. Jake lag auf seinem Bett und starrte offenbar die Decke an. Als die Tür hinter mir quietschend ins Schloss fiel, drehte er seinen Kopf langsam zu mir um. Einen Moment stieg Angst vor einem erneuten Streit in mir hoch, doch dann sah ich, wie sein Mund sich zu einem freundlichen warmen Lächeln verzog. Von seiner Reaktion erleichtert, lächelte ich nun ebenfalls und setzte mich an seinen Bettrand. „Es tut mir Leid…“, setze ich an, doch Jake schüttelte nur den Kopf und legte seine beiden Hände an meine Oberarme. Sanft streichelte er auf und ab. Ich spürte seine angenehme Haut auf der Meinen. „Lass uns das einfach als geklärt ansehen, mein Schatz“, sagte er leise und ich nickte zur Antwort. „Gut“, antwortete er zufrieden, dann zog er mich sanft zu sich hinunter. "Immerhin wissen wir jetzt, dass eines unserer Kinder giftig ist. Das ist doch auch was." Als er die Worte aussprach, lächelte er mich etwas dümmlich an. Blöder Scherz. "Sehr witzig, Jake... bevor dir deswegen etwas passiert, hätte ich lieber auf das Wissen verzichtet." "Dann soll ich mich von den anderen Beiden nicht anknabbern lassen?" "Jacob Black!", fuhr ich ihn an. "Schon gut, dann eben nicht, Nessielein", sagte er dann und grinste. Ich verzog meinen Mund wieder zu einem Lächeln. Unsere Gesichter waren nun ganz nah beieinander. Ich konnte seinen Atem an meiner Haut spüren, sah direkt in seine dunklen Augen. Mein Mund näherte sich zaghaft dem seinen, bis ich seine wundervollen Lippen berührte. Sie legten sich auf meine und schmeckten so wundervoll wie eh und je. Eine seiner Hände wanderte an meinen Rücken, die Andere vergrub er in meinem Haar. Ich konnte nicht anders, als mich auf seinen Bauch zu legen. Ich wollte ihm so nah wie möglich sein. Ich spürte, wie unser leidenschaftlicher Kuss langsam ein Feuer in mir aufsteigen ließ. Doch offenbar konnte Jake sich besser beherrschen als ich. Er nahm die Hand von meinem Rücken, strich über meinen Hals und wanderte schließlich unter mein Kinn. Mit sanftem Druck schob er mein Gesicht etwas von seinem weg. Widerwillig löste ich unseren innigen Kuss, doch er schien ganz ruhig. Seine Hand streichelte über meine Wange und er sah mich warm an. „Ich liebe dich, Renesmee“, flüsterte er dann. Ich lächelte. „Ich liebe dich auch, Jake.“ „Du glaubst gar nicht, wie glücklich du mich jeden Tag aufs Neue machst, nur dadurch, dass du atmest.“ „Und jetzt haben wir auch noch drei wunderschöne Kinder“, fügte ich glücklich hinzu. „Ja“, sagte er sanft. „So schön wie ihre Mutter.“ Er gab mir noch mal einen zärtlichen Kuss und streichelte mich dann im Nacken. „Mhm… Jake?“, fragte ich ihn dann. „Ja?“, antwortete er. „Was hältst du davon, wenn wir mit den Kleinen Urlaub in La Push machen?“ Einen Moment schien er verwundert über meine Idee, dann fing er an, zu strahlen. „Wirklich? La Push?“ Ich nickte. „Ich könnte mir keinen besseren Ort vorstellen. Außerdem würden deine Freunde und Verwandten doch sicher mal gern unseren Nachwuchs sehen.“ „Ganz bestimmt“, meinte Jake. „Aber lass uns noch etwas warten, bis sie größer sind.“ Ich kicherte. „Ich wollte auch nicht direkt morgen verreisen, Jake.“ „Bei dir weiß man nie, mein Spatz“, neckte er mich. - Ende Kapitel 23 - Hosted by Animexx e.V. 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