Rising Sun - Bis(s) das Licht der Sonne erstrahlt von -DesertRose- (Fortsetzung von Bis(s) zum Ende der Nacht) ================================================================================ Kapitel 18: Winterzauber ------------------------ Disclaimer: => Ich verdiene kein Geld mit meiner Fanfiction. => Alle Charaktere gehören Stephenie Meyer mit Ausnahme einiger Schüler und Lehrer, die ich selbst erfunden habe. Weitere Infos zur FF, Trailer, Cover & mehr http://renesmee-und-jacob.de.vu http://renesmee-und-jacob.de.lv http://aurora-australis.com/Risingsun Übrigens... Das "Renesmee Weihnachtsbild" findest du hier: http://fc08.deviantart.net/fs70/f/2009/357/f/2/Renesmee_Christmas_Angel_by_chaela_chan.jpg =) Dieses Kapitel entstand ein klein wenig unter Zeitdruck, da es rechtzeitig als Weihnachtsgeschenk veröffentlicht werden sollte - zumindest an anderer Stelle, hier auf Animexx ein paar Stunden später. Ich freue mich über jeden Kommentar. =) --------- Kapitel 18: Winterzauber Mein Vater, meine Mutter, Carlisle und Esme, Emmett und Rose, Jasper und Alice... sie alle und alle anderen Vampire würden immer gleich aussehen. Das Rad der Zeit war für sie stehen geblieben und eines Tages könnte man sie wohl nur noch anhand ihrer Erfahrungen oder vielleicht durch einen Blick in die Augen ihrem Alter zuordnen. Und ich? Ich wuchs, ich atmete, ich lebte. Und nun spürte ich langsam, dass ich aufhörte zu wachsen. Langsam, ganz langsam hielt auch mein Rad an. Ich würde für immer jung sein. Und um so weniger ich mich veränderte, um so mehr fielen mir die Änderungen in meiner Umgebung auf. Die Blätter, die von den Bäumen fielen. Das Laub, dass den Boden auf der Wiese hinter unserem Haus bis in den Wald hinein bedeckte. Wie kleine Farbkleckse lagen die roten, braunen, gelben und orangenen Blätter auf dem grünen Gras. Ich genoss den Wind der meine marmorne Haut streichelte. Er war angenehm. Ich saß im Liegestuhl auf unserer Veranda und sah dem Laub beim Fallen zu. Ich war es leid im Wohnzimmer zu sitzen und irgendwelche Fernsehsendungen oder Filme anzuschauen. Aber viel weiter als auf die Veranda kam ich auch nicht. In gewisser Weise hatte ich wieder zehn Schritte zurück in meiner Entwicklung gemacht und das obwohl ich meinen achten Geburtstag hinter mir hatte. Es war wieder wie früher. Damals, als ich noch klein war, wuchs ich derart schnell, dass ich einfach zuviel Aufsehen erregt hätte, wenn man mich unter Menschen gebracht hätte. Ich hatte letztlich Angst gehabt mein behütetes Zuhause Vormittags zu verlassen und in die Schule zu gehen, aber irgendwann hatte ich diese neu gewonnene Freiheit lieben gelernt und jetzt war ich schon wieder gefangen in meinem Käfig aus Gold. Aber es störte mich eigentlich nur, wenn ich wie jetzt irgendwo herumlag und niemand bei mir war. Ich wusste ja für wen ich es tat. Ich wusste das es notwendig war. Und ich wusste, dass ich mir viel Ärger ersparte. Es war viel einfacher das Baby hinterher irgendwann als neues Geschwisterchen vorzustellen als die Wahrheit zu sagen. Es tat weh es verleugnen zu müssen, aber es war ja nicht so, als wäre dies etwas Neues für mich. Mein Bauch war inzwischen mehr als deutlich zu sehen und ließ sich unmöglich verbergen. Ich hatte also keine andere Wahl gehabt, als einfach von Beginn des Schuljahrs an fern zu bleiben. Es war eigentlich auch nicht sonderlich schwer gewesen das zu arrangieren, schließlich war mein Großvater Arzt und dementsprechend bewandert darin eine passende Krankheit mit einem möglichst komplizierten Namen herauszusuchen und alles glaubwürdig zu verpacken. Zu Beginn hatte ich noch gelegentlich Anrufe von Hannah bekommen. Inzwischen waren diese auch längst ausgeblieben, aber wirklich interessante Informationen hatte sie ohnehin nie gehabt. - Bis auf eine: Ich war ganz offenbar nicht die Einzige, die die Schule abgebrochen hatte. Wie Hannah erzählte war Dave inzwischen auch nicht mehr dort. Ich hatte längere Zeit darüber nachgedacht, aber ich fand es überzogen, dass er wegen mir die Schule gewechselt haben könnte. Andererseits war ich irgendwo auch froh darüber. Es würde mir so hoffentlich leichter fallen wieder anzufangen, vorausgesetzt er würde nicht zeitgleich mit mir wieder anfangen. Bei dem Gedanken entkam mir ein tiefes Seufzen. „Alles in Ordnung?“ Verwundert blickte ich zur Seite. Alice lag plötzlich auf dem Stuhl neben mir und lächelte mich sanft an. Ich lächelte zurück. Ich hatte sie gar nicht bemerkt. „Ja“, antwortete ich. „Ich hab nur... nachgedacht.“ „Über?“, wollte sie nachhaken. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht... über alles... einfach.“ Meine Tante hob eine Augenbraue. Die Antwort war alles andere als detailliert gewesen, aber ich war ihr dankbar, dass sie mich nicht weiter löcherte. Wie alle Anderen auch war sie verwundert über den Verlauf meiner Schwangerschaft. War er zunächst noch dem meiner Mutter fast gleichgekommen, hatten die Ähnlichkeiten schon bald abgenommen. Wäre ich nach ihr gekommen, dann würde mein Kind jetzt schon um mich herumspringen. Stattdessen war ich mit der Zeit zwar immer Runder geworden, aber Anzeichen einer baldigen Geburt gab es noch keine. In gewisser Weise fühlte ich mich wie ein Planet. Erstens, weil ich einem solchen optisch gleich kam und zweitens, weil die anderen Planeten und besonders die Sonne um mich herum kreisten. Behüteter hätte ich kaum sein können. Jedoch.. wenn ich jetzt in den Wald marschieren wollen würde und dabei versehentlich auf der Treppe ausrutschen würde, wäre das zwar nicht besonders schön gewesen und vielleicht auch durchaus bedenklich, allerdings war ich mir auch ziemlich sicher, dass ich höchstens ein fette Mulde in die Erde drücken würde, dem Baby würde nichts passieren. Es war gut, dass mein Kind so ausserordentlich gut geschützt in mir heranwuchs, aber es bereitete auch Probleme. Denn genau wie es einst bei mir der Fall gewesen war, konnte Carlisle auch jetzt kein Ultraschallbild machen. Ich hätte eigentlich schon gerne gewusst, ob es nun ein Junge oder ein Mädchen war. Ich seufzte bei dem Gedanken. „Ist wirklich alles in Ordnung?“, hakte meine Tante nochmal nach. Ich nickte kurz. „Ja, mach dir keine Sorgen.“ Sie hob eine Augenbraue, dann erhob sie sich für Vampir-Verhältlnisse recht langsam. „Möchtest du nicht mit reinkommen?“ „Nein“, antwortete ich bestimmt. „Ich möchte gerne hier bleiben.“ Sie nickte etwas enttäuscht, dann verschwand sie im Haus und ich war wieder allein. Die Sonne warf nun ihr feurig-orangenes Licht auf die Erde. Es war wunderschön. Ich fragte mich, wo sich meine persönliche Sonne gerade so herumtrieb. Es war wirklich verzwickt... Wenn er nicht da war, vermisste ich ihn, doch manchmal da war ich auch froh um die Ruhe um mich herum, wenn er es nicht war. Das war komisch, denn eigentlich war er es der mich immer beruhigen konnte, aber seit meiner Schwangerschaft war im Haus immer eine angespannte Atmosphäre, wenn Jake zusammen mit einem oder mehreren Vampiren in einem Raum war. Ich erinnerte mich an ein Gespräch mit meiner Mutter, das ich vor einigen Tagen zu genau diesem Thema mit ihr gehabt hatte. Jake war nach einem erneuten Zank mit meiner Familie bebend in den Wald gestürmt um die Einrichtung nicht zu demolieren und ich war daraufhin weinend auf mein Zimmer geflüchtet. Meine Mutter hatte sich kurz darauf auf meine Bettkante gesetzt und mit mir geredet... „Warum ist er nur auf einmal so?“, hatte ich geschluchzt. Meine Mutter lächelte sanft und wischte mir eine Träne mit dem Finger weg. „Den Naturgesetzen kann man sich nur schwer entziehen, mein Schatz.“ Natürlich hatte sie Recht. Vampire und Werwölfe waren natürliche Feinde, dazu bestimmt sich Gegenseitig zu jagen.. und zu töten. - „Aber.. das war doch vorher auch nicht so.. seit ich zurückdenken kann lebt Jake bei uns und es war doch immer in Ordnung.“ Meine Mutter nickte. „Nun..“, begann sie langsam. „Er war zu Beginn nicht gerne hier... damals war er nur hier um auf mich aufzupassen und heute, ist er hier um bei dir zu sein, aber es ging ihm wohl kaum um die Anderen.“ Ich hatte sie mit großen Augen angesehen. Natürlich war mir nicht entgangen, dass er Rosalie nicht mochte, aber das er gar keinen von ihnen mochte, das konnte ich mir nicht vorstellen. „Aber.. was ist mit dir?“, wollte ich dann wissen. Meine Mutter lächelte bitter. „Ich denke wir sind nur noch Freunde und wenn du nicht wärst, wäre er nicht wegen mir hier.“ Ich schluchzte wieder und strich mir einige Haare zurück. „Nessie... es hat mich ohnehin gewundert wie 'gut' – sie betonte das Wort extra – Jake all die Jahre mit uns auskam. Irgendwann musste es denke ich so kommen.“ Ja, über Jahre hinweg hatte Jacob hier mit uns gelebt und sich eigentlich immer sehr gut im Griff gehabt, aber nun kam es fast zwei bis dreimal die Woche vor, dass er zu beben begann und das machte mir Angst. Was wenn die anderen sich irgendwann auch ihrem Instinkt hingeben würden? Er würde keine Chance haben... Meine Mutter musterte mich mit besorgtem Blick. „Ich denke...“, sagte sie und sah dabei kurz an mir vorbei. „Wir müssen uns mal seine Artverwandten in der Natur anschauen um das zu begreifen.“ Ich hob eine Augenbraue. „Was genau begreifen?“ - „Den Grund, weswegen er erst jetzt so oft ausflippt.“ Ich hatte verstanden, nickte rasch und senkte dann den Blick. Im fahlen Mondlicht leuchtete meine weiße Bettwäsche bläulich. „Weisst du... Wölfe sind Rudeltiere und beschützen ihre Jungen sehr sehr gut.“ Verwundert sah ich auf und fasste mir instinktiv an den Bauch. Wie als wäre meine Handbewegung eine Antwort auf ihre Aussage gewesen, nickte sie erneut. „Ja, er beschützt nur seine kleine Familie vor seinem natürlichen Feind. Es ist sicher schwer für ihn in diesen Tagen hier zu sein...“ „...deshalb ist er auch dauernd fort“, beendete ich ihren Satz. Ein Rascheln riss mich aus meinen Gedanken. Erwartungsvoll sah ich auf, reckte meinen Hals, so dass ich über das Geländer der Veranda schauen konnte. Jake war nun schon seit einigen Stunden fort gewesen. Wenn er nicht gerade ziellos durch den Wald streifte, weil er es Zuhause nicht aushielt war er jagen. Es war schon einige Wochen her, dass wir zu Zweit am Tisch gesessen und menschliche Kost zu uns genommen hatten. Ich spürte, dass er gern bei mir wäre, aber andererseits hielt ich die Spannungen nicht aus, wenn er im Haus war. Es war eine Zwickmühle und ich musste mich entscheiden: entweder ewiger Streit oder die Sehnsucht nach meinem Jacob. Dann ein weiteres leises Rascheln im Wald. Und schon kam er in Menschengestalt aus dem Wald spaziert. Zunächst ganz locker, dann machte er aber einen schnellen Sprint nach vorn und ehe ich zweimal Blinzeln konnte schritt er schon die Verandatreppe hoch und kam mit einem sanften Lächeln auf mich zu. „Guten Abend, Schönheit“, säuselte er mir dann ins Ohr und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Hallo“, antwortete ich nur leise. Ich hatte ebenfalls ein Lächeln im Gesicht. „Wie war dein Tag?“, fragte ich ihn. Die Frage stellte ich beinahe jeden Tag. Er zuckte die Achseln. „Wie immer. Und bei dir? Geht es euch gut?“ 'Euch'. Mein ganzer Körper begann zu kribbeln, wenn er das sagte. Ich fand es niedlich, dass er sich schon jetzt so verhielt, als sei unser Kind schon auf der Welt. Er wertete es als vollwertige Person. Das Problem war, dass er es auch bereits so beschützte wie wenn es in permanenter Gefahr war. Mein Lächeln verzog sich. Ich konnte die Mundwinkel einfach nicht mehr oben halten. Jake schien es zunächst nicht zu bemerken. Seine Augen strahlten. So wie sie immer strahlten, wenn er mich ansah... oder nein, sie strahlten noch mehr, jetzt da er meinen Bauch ansah und sanft darüber strich. Es war ein schönes Gefühl. Jake ging neben mir in die Hocke und legte seinen Kopf auf meinen Bauch. Scheinbar wollte er versuchen etwas zu hören. Ich musste schmunzeln. Langsam strich ich ihm mit meinen hellen Fingern durch sein dunkles Haar und über seine rostrote Haut. Er schloss die Augen und seufzte zufrieden. „Mmh.. kann bitte wer die Zeit anhalten?“, nuschelte er leise vor sich hin. Eine Weile verharrten wir so. Die Sonne verzog sich nun immer schneller hinter den Bäumen und um uns herum wurde es immer dunkler, jedoch keinesfalls kälter. Wir kamen sehr gut mit der Kälte klar. Die Sonne war fast verschwunden, als Jake langsam wieder die Augen öffnete und mich verträumt ansah. Ich strich ihm weiter über das Gesicht und sah ihm warm an. Zögerlich hob er den Kopf und setzte sich wieder gerade auf. Ich nahm meine Hand weg und legte sie wieder in gewohnter Position auf meinen Bauch. „Ist irgendwas?“, fragte er nun. „Warum?“, stellte ich die Gegenfrage. Er machte ein trauriges besorgtes Gesicht. „Du siehst irgendwie traurig aus.“ Na das war durchaus seltsam. Ich wusste ja, dass er in der Dunkelheit besser sah als ein Mensch, aber dass er die Trauer in meinem Gesicht, die meines Erachtens nach ohnehin kaum sichtbar war, in der Dunkelheit erkannte, aber bei Sonnenschein nicht, verwunderte mich dann doch. Vielleicht hatte er sie aber auch gar nicht gesehen. Vielleicht brauchte er nicht zu sehen, zumindest nicht mit den Augen. Ich senkte den Blick und betrachtete meinen runden Bauch. „Ich... fühl mich nur so allein.“ Ohne aufzusehen, bemerkte ich wie seine Sorge nun angewachsen war. „Aber du bist nicht allein. Du hast doch mich.. und und das Baby und deine Familie.“ Ich zog einen leichten Schmollmund. „Aber du bist fast immer weg.“ Er öffnete leicht den Mund um etwas zu sagen, dann schloss er ihn wieder und blickte kurz auf die weite Wiese hinaus, dann wand er sich wieder mir zu. „Ich kann von jetzt an auch immer hier bleiben, wenn du das möchtest, Nessie.“ Ich schüttelte eifrig den Kopf. „Nicht?“, fragte er mit großen Augen. „Nicht wenn du meine Familie zerfleischen willst“, antwortete ich frei heraus. Jetzt klappte ihm der Mund auf. „Aber das will ich doch gar nicht.“ - „Das kommt mir aber anders vor.“ „Glaub mir, es sieht schlimmer aus, als es ist.“ - „Du weisst ja nichtmal wie es aussieht.“ Ohne ihn noch ein weiteres Wort sagen zu lassen rückte ich ein wenig nach vorn und legte ihm meine Hand an die Wange. Ich zeigte ihm meine Sicht der Dinge, in der Hoffnung, dass er durch die Bilder auch meine Angst vermittelt bekam. Die Angst die weniger meiner Familie galt, sondern viel mehr ihm. Ich zeigte ihm eine der vielen Szenen eines Streits. Wie sie alle herumbrüllten, wie er letztens zu beben begann und dann in den Wald flüchtete. Wie meine Familie ihn dann ansah und wie ich letztlich Tag für Tag auf ihn wartete, während mein Bauch immer runder wurde. Als ich fertig war, war nicht ich es, die die Hand von seiner Wange nahm. Er legte zärtlich seine linke Hand darauf und zog sie sanft herunter, dann nahm er sie in beide Hände und streichelte liebevoll über meinen Handrücken. „Es tut mir Leid, das wollte ich nicht.“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte und so sah ich ihn einfach weiter an. „Nichts wünsche ich mir mehr als immer in deiner Nähe zu sein, Renesmee. Immer.“ Langsam öffnete ich nun den Mund, doch ehe die Worte herauskamen dauerte es einige Sekunden. „Dann tu es doch“, hauchte ich fast. „Wenn ich das tue..“, setzte er an und schluckte dann. Es schien fast so, als viele es ihm schwer das zu sagen. „Dann kann es sein, dass ich mich nicht mehr im Zaum halten kann, solange die Anderen in unserer Nähe sind.“ Mit dieser Antwort hatte ich schon gerechnet. Natürlich war das nicht Vereinbar, trotzdem war ich enttäuscht. „Dann kämpf dagegen an! Es kann doch nicht sein, dass du es nicht schaffst einem Streit aus dem Weg zu gehen. Tu es für mich, Jake!“ Traurig sah er mich an. Ich hatte ihn fast angeschrien. „Das liegt in meiner Natur, Nessie“, rechtfertigte er sich. „Na und?“, konterte ich etwas zickig. „Es liegt auch in unserer Natur menschliches Blut zu trinken und doch tun wir es nicht. Ich hab damit aufgehört. Unter anderem auch dir zu liebe.“ Jetzt nickte er langsam. Einmal. Zweimal. Dreimal. „Okay“, sagte er und atmete einmal kräftig aus. „Ich gebe mir von jetzt an mehr Mühe.“ ====== Und die nächsten Tage verliefen auch bei weitem angenehmer. Morgens saßen wir wieder gemeinsam beim Frühstück. Zwar hielten sich Rosalie und mein Vater nahezu komplett von ihm fern und waren nur selten in Sichtweite, doch Esme und die Anderen schienen ihm keine Probleme zu bereiten. Den Nachmittag verbrachten wir mit ausgedehnten Spaziergängen, bei denen allerdings hauptsächlich nur er lief oder aber wir lagen gemeinsam auf der Veranda, wenn wir nicht gerade zusammen einen Film schauten. Ich wäre zu gerne mal wieder mit ihm Lebensmittel einkaufen gegangen. Das war immer so lustig gewesen, aber leider hatte ich strikten Hausarrest und das auch noch ohne etwas angestellt zu haben. Naja.. wenn man von meinem dicken Bauch absah. „Oooohjaa...“, kommentierte mein Vater meine Gedanken mit einem zarten Lächeln im Gesicht. Jacob war gerade im Wald. Es war einige Zeit her, dass er gejagt hatte und so hatte er mich darum gebeten eine Zwischenmahlzeit zwischen all der Menschennahrung zu nehmen und ich hatte es ihm erlaubt. Mein Vater schüttelte sich einige Schneeflocken aus dem Haar. Es war Anfang Dezember. Die Winter hier waren sehr kalt und der Schnee lag bereits sehr hoch. „Ah“, sagte mein Vater plötzlich. „Mhm?“, fragte ich verwundert und musterte ihn. Er kramte in seiner Jackentasche herum, dann zog er ein kleines Buch heraus. Es war nicht übermäßig dick, aber die Farben fielen mir auf. Das Büchlein war zur Hälfte in Babyblau und zur Anderen in Babyrosa gehalten. „Bitteschön“, sagte Edward und reichte es mir. Neugierig griff ich danach und begutachtete den Einband. 'Kleines Vornamenlexikon – Eine Auswahl beliebter und seltener Babynamen' stand da in gelben Lettern geschrieben. Die Buchstaben sahen aus als ob ein kleines Kind sie in ersten Schreibversuchen zu Papier gebracht hätte und es waren auch niedliche Bildchen auf dem Cover. Kleine Sternschnuppen, Wölkchen und Elefanten. „Für denn Fall, dass du den Namen deines Kindes nicht aus unseren Zusammenmixen möchtest.“ Ich musste lachen. Meine Mutter hatte mir mal erzählt wie entsetzt alle reagiert hatten, als sie erfuhren wie ich heissen sollte. Ich fand meinen Namen aber toll. Ich mochte den Klang und die Tatsache, dass ich die Namen meiner Großeltern miteinander vereinte. Soviel Kreativität traute ich mir aber kaum zu und offenbar hatte mein Vater das schon lange in meinen Gedanken gelesen. „Schon möglich“, antwortete er. „Vielleicht hilft es dir ja.“ Ich grinste. „Danke Daddy, lieb von dir.“ Ich streckte mich ein wenig, so dass ich ihn umarmen konnte. Zaghaft legte er seine mir vertrauten Arme ebenfalls um mich. Es war etwas kompliziert. Mein Bauch war im weg. Am Abend saß ich dann wieder auf der Veranda und wartete darauf, dass mein Werwolf zurück zu mir kam. Ich hatte das kleine Buch aufgeschlagen gegen meinen Bauch gelehnt und hatte gerade die W-Namen beendet, als ich in den Himmel sah. Es war schon längst dunkel, doch Sterne sah ich keine und das vertraute Rascheln hatte ich auch noch nicht vernommen. Wo blieb er nur? Er ließ sich ganz schön Zeit, aber vielleicht lag das daran, dass er davor jeden Tag fort gewesen war. Nun war das letzte Mal eine Weile hergewesen und vielleicht blieb er da etwas länger. Das ihm etwas passiert war, war eher unwahrscheinlich, abgesehen von anderen Werwölfen und Vampiren konnte ihm Niemand sonst etwas antun. Und doch wurde ich nun nervös. Ich schlug das Buch zu, erhob mich langsam und lief mit kleinen Schritten zurück ins Haus, wo ich das Buch auf den Wohnzimmertisch legte. Der Fernseher war heute ausnahmsweise mal ausgeblieben. Emmett versüßte sich heute die Nacht nur mit Rosalie. Ich schürtzte die Lippen. Warum konnte Jake jetzt nicht einfach durch die Tür kommen und sagen 'Hallo da bin ich!'? Ich ging nach oben in mein Zimmer und war fast enttäuscht, dass mein Schatz nicht bei mir im Zimmer stand. Langsam wand ich mich meiner Garderobe zu und nahm meinen Wintermantel vom Haken. Er war hellblau mit weißem Plüsch, sowohl am Reißverschluss wie auch am unteren Saum, an den Ärmeln und an der Kapuze. Der Rest bestand aus Samt und wenn man mit den Fingern nach oben fuhr bekam er dunklere Stellen. Manchmal tat ich das aus langeweile oder eher beiläufig beim Nachdenken. Ich schlüpfte also in meinen Mantel und anschließend in meine weißen Winterstiefel (ein Pärchen von vielen im Übrigen, ich hatte ohnehin jede Art von Klamotte in rauen Mengen), danach lief ich wieder leise nach unten und schlüpfte zur Tür hinaus. Gut, eigentlich hätte ich mir denken können, dass leise sein bei einer Familie aus Vampiren nichts nützte. Sie hätten schon alle bei der Jagd oder 'abgelenkt' sein müssen um mich nicht zu bemerken, trotzdem zuckte ich zusammen als Esme plötzlich hinter mir stand. „Wohin den zu so später Stunde, junges Fräulein?“, sagte sie mahnend, jedoch immernoch irgendwie freundlich – Esme eben. Wie ein geschlagener Hund drehte ich mich um und sah sie mit großen Augen an (vielleicht half es ja). „Ein bisschen spazieren.“ Sie öffnete die verschränkten Arme, lief auf mich zu und streichelte meine Wange mit dem Handrücken. „Och Nessie, du solltest aber in deinem Zustand nicht alleine im Wald herumlaufen.“ Jetzt wurde ich doch etwas sauer und das sah man auch in meinem Gesicht. „Oma, ich bin nicht krank!“ Erschrocken hielt sie in ihrer Bewegung inne und sah mich zunächst etwas überrascht, dann jedoch wieder sehr warm an. „Das weiß ich doch, Liebes, aber wir wissen nicht, wann es so weit ist. Es wäre besser wenn du hier bleibst.“ Ich nahm ihre Hand und zog sie sanft aber bestimmt aus meinem Gesicht. „Danke, ich weiß ihr macht euch nur sorgen, trotzdem bin ich keine Gefangene und ich hab auch noch einen eigenen Willen. Wenn man es genau nimmt, dann bin ich inzwischen über 18, da habt ihr mir nichts mehr zu sagen.“ Gut, ich wusste selbst, dass das eine ziemlich bescheuerte Aussage war, aber irgendwie war sie mir eben doch über die Lippen gekommen. Wieder streichelte mir Esme die Wange mit ihrer kalten Hand. „Und wenn man es ganz genau nimmt“, begann sie freundlich. „Bist du erst Acht geworden und solltest jetzt hoch in dein Zimmer gehen und mit Barbies spielen.“ Jetzt musste ich lachen. „Esme...“ Sie seufzte und schüttelte lächelnd den Kopf. „Ach Nessie, ich werde dir nicht vorschreiben wohin du zu gehen hast. Ich mache mir nur Sorgen und uns allen ist es wohler wenn wir dich in Sicherheit wissen.“ „Ich werde nicht lange fortbleiben, Oma. Versprochen.“ Esme ließ die Hand sinken und musterte mich ruhig. Ich legte eine Hand an meinen Bauch. „Dem Baby geht es gut. Es wird wohl noch eine Weile dadrin bleiben. Du brauchst dir wirklich keine Gedanken machen.“ Esme nickte etwas besorgt, dann beugte sie sich vor und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich lächelte, dann machte ich auf dem Absatz kehrt, lief die knarzende hölzerne Verandatreppe hinab und stappfte durch den Schnee in den naheliegenden Wald. Hier war es nun ganz still. Ich hörte kein einziges Tier. Auch die noch übrig gebliebenen Vögel waren stumm um diese Uhrzeit. Und spuren sah ich auch keine. Offenbar war soviel Neuschnee gefallen, dass Jakes große Spuren nicht mehr sichtbar waren oder aber Edward und Carlisle hatten ihn gebeten möglichst keine Spuren zu hinterlassen, damit der Förster keine Panik bekam. Die Schneedecke war ziemlich hoch und ich war froh, dass hier im Wald ein großer Teil davon auf den kahlen Ästen der Baumkronen gelandet war, so dass der Boden etwas leichter begehbar war. Die Waterei durch die weiße Masse war 'in meinem Zustand' – wie die Anderen es nannten – auf Dauer ganz schön anstrengend. Ich dachte einen Moment an meine Schulkameraden. Was sie jetzt wohl gerade machten? Wahrscheinlich waren sie wie so viele Andere um diese Jahreszeit Snowboard- oder Skifahren gegangen. Im Winter kamen unzählige Touristen nach New Hampshire und nutzten unseren Schneefall aus. In Forks hatte es immer geregnet, hier war der Niederschlag nicht so hoch, dafür waren die Winter kälter und man konnte sich teilweise vor dem Schnee kaum retten. Ich seuftzte, langsam taten mir die Beine doch weh und ich wünschte irgendwo ich hätte auf meine Oma gehört und wäre auf der Veranda sitzen geblieben. Müde blieb ich stehen, der Wind fuhr mir durch mein hüftlanges rötliches Haar. Über mir hörte ich wie eine Krähe von einem hohen Ast aus in die Luft stieg. Ich hielt es nicht für nötig deswegen aufzusehen – und bekam just die Quittung: eine ganze Ladung Schnee flog von oben auf mich herab. Ich zuckte zusammen, stieß einen Schrei aus und machte dann einen Satz nach vorn, wo ich gegen eine warme Brust stieß. Starke Arme schlossen sich um meinen zitternden Körper und sofort wurde mir wieder wärmer. Ich sah nicht auf. Legte einfach nur meine Hände an seine Brust, schmiegte mich an ihn und schloss die Augen. Er legte sein Kinn auf meinen Kopf und tat es mir gleich. Nach einer kleinen Weile begann er mit mir leicht nach links und rechts zu wippen, woraufhin ich noch müder wurde. „Was ist denn los, Nessie?“, wollte er wissen. „Hast du es nicht ohne mich ausgehalten?“ Ich nickte und hörte sein heiseres Lachen. „Sollen wir dann jetzt nach Hause gehen?“ Jetzt erst löste ich mich von ihm, sah zu ihm empor und schüttelte den Kopf. „Nein, ich möchte bitte noch ein bisschen spazieren gehen. Ich komm doch so selten raus.“ Er konnte es mir natürlich nichts ausschlagen und nickte mit einem zarten Lächeln. Jetzt erst fiel mir auf, dass er ganz normal gekleidet war. Er hatte sogar einen Wintermantel und Stiefel an. „Warum hast du soviel an?“, fragte ich neugierig. Er kicherte. „Darf ich nicht auch mal wie ein normaler Mensch herumlaufen?“ „Doch“, antwortete ich etwas beschämt und sah zu Boden. „Ich... es ist nur etwas ungewohnt.“ „Schon gut“, antwortete er, legte eine Hand unter mein Kinn und hob mein Gesicht, so dass ich ihn wieder ansehen musste, dann beugte er sich zu mir herab. „Und nun? Möchte das Fräulein Renesmee Carlie Cullen lieber so mit ihrem Liebsten spazieren gehen oder wäre eine komfortablere Reise auf dem Sieben-Sterne-Werwolfsrücken angebrachter?“ Der Gedanke ganz normal mit ihm zu spazieren gefiel mir, leider machten meine immernoch etwas schmerzenden Füße mir einen Strich durch die Rechnung. „Ich nehm den Wolf“, antwortete ich knapp. Jake hob eine Augenbraue, offenbar hatte er etwas anderes erwartet. „Meine Beine tun weh... das zusätzliche Gewicht... du weisst schon.“ „Achso“, sagte er kurz. In seinem Gesicht sah ich wieder kurz die Schuld aufblitzen, doch er ließ es nicht zu, dass dieses Gefühl noch mehr zum Ausdruck kam. Rasch zog er sich aus und gab seine Kleider mir, dann verwandelte er sich. Der rostrote Wolf legte sich im Schnee nieder, damit ich so problemlos wie möglich aufsteigen konnte, dann erhob er sich vorsichtig und marschierte langsam mit mir durch den Wald. Das sanfte Auf und Ab machte mich müde. Meine Lider wurden immer schwerer, aber ich zwang mich dazu wach zu bleiben. Wenn ich jetzt einschlief, würde er sicher sofort umdrehen und mich nach Hause bringen, dabei wollte ich doch frische Waldluft schnappen und zwar soviel wie nur möglich. Ich legte meine Hand an seine große flauschige Wange und zeigte ihm die Bilder in meinem Kopf. Ich, mit zwei Jahren, wie ich auf seinem Rücken durch den Wald fegte und die Bäume an mir vorbei schossen. Jake verstand sofort. Er brummte kurz, woraufhin ich meine Finger fester in sein Fell grub, dann stieß er sich vom Boden ab und raste nach vorn. Wir sausten durch den Wald und ich fühlte mich seit langem mal wieder richtig frei. Die kalte Luft in meinem Gesicht, die Haare die mir ins Gesicht peitschten, die vorbei schießenden Bäume des Waldes. Es war fast schon ein Traum aus Kindertagen geworden. Gemeinsam jagten wir durch den naheliegenden Nationalpark. Tiere denen wir über den Weg liefen machten sich sofort aus dem Staub, Menschen vernahmen wir keine. Am Rande des Parks wurde er dann langsamer, bis er letztlich stehen blieb. Zu Fuß hätten wir für diese Strecke in menschlichem Tempo sicher zwei bis drei Stunden gebraucht, so aber waren es kaum zwanzig Minuten gewesen. Wieder legte Jake sich hin und ich rutschte auf dem Rücken über sein Fell und hinab auf den Boden. Ich sah mich um und horchte. Der Wald um uns schien zu schlafen. Gelegentlich wackelte irgendwo ein Ästlein, weil ein Vogel davon geflogen war, mehr jedoch nicht. In der Ferne vernahm ich dann plötzlich Geräusche, die mir zuvor entgangen waren. Ich spitzte meine Ohren, konzentrierte mich noch mehr darauf. Es waren ganz eindeutig Menschen und zwar nicht unbedingt wenige. Instinktiv machte ich einen Schritt zurück, bereit zur Flucht, doch dann stieg mir ein Schwall von Gerüchen in die Nase. „Nessie?“, hörte ich Jake hinter mir, als ich so den Hals reckte und in die Ferne starrte ohne etwas zu sehen, abgesehen von den Massen an Schnee auf den Wiesen rund um den Wald. Wir waren ziemlich am Rand. Ob hier eine Stadt oder ein Dorf in der Nähe war? Abgesehen von Claremont und den anderen großen Städten waren wir immer nur in Acworth gewesen. Wenn wir weiter weg jagten, dann blieben wir natürlich nur in den Wäldern. Zögerlich drehte ich mich zu ihm um. „Mhm?“ Ich hob die Augenbrauen und sah ihn fragend an, dann erst sah ich, dass er ja nichts anhatte, weil ich seine Klamotten immernoch festhielt. „Naja öhm..“, sagte er, sah an sich herab und gestikulierte mit den Händen, während er einmal gespielt hustete. „Oh... tut mir Leid, Jake“, sagte ich und reichte ihm seine Kleider, dann wand ich mich wieder um und machte ein paar langsame Schritte nach vorn. Ich atmete einmal kräftig durch die Nase ein, sog die Luft in meine Lungen, versuchte die fernen Düfte zu erhaschen. Ich roch ganz eindeutig Süßes. Ich warf nochmal einen prüfenden Blick hinter mich. Jake zog sich gerade noch die Schuhe an, sein Mantel lag neben ihm im Schnee. Wieder sah ich nach vorn. Was war da? Ich wollte es unbedingt wissen. Aber man hatte mir strikt den Kontakt zu Menschen verboten. Niemand durfte mich sehen. Aber dort kannte mich wahrscheinlich sowieso Niemand, oder? Die Wahrscheinlichkeit, dass einer der wenigen Menschen die mich in diesem einen Jahr kennengelernt hatten, in diesem Moment unter diesen Menschen war, war sehr gering. Ich biss mir auf die Unterlippe und blickte weiter in die Ferne. Ich würde so gerne wissen, was dort gerade geschah. Und dann fasste ich den Entschluss: ich war alt genug für mich selbst zu entscheiden! Fest entschlossen marschierte ich nun zügig durch den Schnee über die Wiese. Jake sah mir verdutzt hinterher. „Nessie?“, hörte ich ihn noch fragen, aber ich drehte mich nicht um, ging einfach weiter geradeaus über die Wiese. In windeseile hatte er mich eingeholt und sich vor mich gestellt. Ich blieb stehen und sah ihn mit festem Blick an. „Was hast du vor?“, wollte er wissen. Ich zuckte mit den Schultern und sah desinteressiert an ihm vorbei. „Nessie?“, sagte er unsicher und sah mich etwas besorgt an. „Nessie?!“, kam es dann fordender. Er legte seine Hände an meine Schultern und zwang mich ihn anzusehen. „Was?!“, fragte er nun bissiger. „Riechst du das nicht?“, fragte ich. „Doch. Wahrscheinlich sogar besser als du. Gerade deswegen sollten wir jetzt gehen.“ Ich nickte. „Ja, gehen um zu gucken, was es ist.“ Ihm klappte der Mund leicht auf. „Bist du verrückt?“ „Vielleicht“, sagte ich und wippte leicht auf und ab. Er seufzte. „Nessie.. bitte sei vernünftig, du...“ „Vernünftig?“, unterbrach ich ihn. „Das sagt ja gerade der Richtige.“ Ich verschränkte die Arme und wippte mit dem Fuß. Er ließ die Arme sinken. „Also gut... aber nur ganz kurz.“ Schlagartig verwandelte sich mein ernster Blick in ein Lächeln, ich hüpfte auf ihn zu, schlang meine Arme um seinen Hals und küsste ihn. Er strich mir über den Rücken, doch bevor wir noch weiter gehen konnten, ließ ich von ihm ab und spurtete so schnell ich eben konnte davon. Er folgte mir auf dem Fuß. Nur wenige Minuten später erblickte ich hinter einem Hügel Lichter: ein kleines Dorf. Am Rand des Dorfes sah ich viele kleine Holzstände und kleine Holzhäusschen mit Dächern aus Tannenzweigen, alles war mit Lichterketten verziert. Menschen liefen herum oder standen und aßen oder redeten miteinander. Kinder flitzten lachend zwischen ihnen hindurch. Manche hatten eine Süßigkeit in der Hand. Jetzt roch ich es ganz genau.Pfeffer- und Lebkuchen, Marzipan, Zimt, Schokolade, Karamel. „Ein Fest“, flüsterte ich. Jake nickte. „Ein Weihnachtsmarkt.“ Verwundert sah ich ihn an. „Das ist eine deutsche Tradition, die nach und nach zu uns herüber trudelt.“ „Es ist wunderschön und so... gemütlich und warm.“ „Ja das ist es.“ Langsam drehte ich mich zu meinem Freund um. „Jake?“, sagte ich und sah ihn flehend an. Er las mir meinen Wunsch wie immer von den Augen ab und schüttelte den Kopf. „Ooooh nein, nein nein nein“, plapperte er hastig. „Das ist viel zu riskant. Wir sagten nur kurz schauen, das haben wir jetzt, also gehen wir jetzt wieder.“ Er wollte mich am Handgelenk packen, doch ich zog meinen Arm schnell wieder zurück. „Was soll denn schon groß passieren? Uns wird schon Niemand über den Weg laufen den wir kennen und die anderen Leute sind ja egal.“ „Egal?“, antwortete er ungläubig. „Schau dich doch an, Nessie.“ Ich blicke an mir herab. Gut, meine Beine hatte ich eine Weile nicht mehr gesehen. „Na und? Es gibt genügend Mädchen in... 'meinem Alter', die schon schwanger sind.“ Keine fünf Minuten später spazierten wir händchenhaltend über den Markt. Ich sah neugierig nach links und rechts. Ich fand es so wunderschön hier und fühlte mich eigentlich sehr wohl, wenn Jake nicht so wäre. Er machte einen verkrampften Eindruck und übetrug sein Unwohlsein unweigerlich auf mich. Betrübt starrte ich zu Boden, dann blieb er plötzlich stehen und ich hielt ebenfalls verdutzt an. Er blickte zu einem bestimmten Stand. Wieder eine dieser kleine Holzhüttchen. Auf dem Dach trohnte ein Schlitten mit Rentieren. Vor dem Häusschen standen einige runde Stehtische um die jeweils zwei bis fünf Leute herumstanden und etwas aus bräunlichen Tassen tranken. Ich sah zu Jake empor, er wirkte jetzt nicht mehr so steif, in seinem Gesicht sah ich ein seltsames Leuchten. Irgendetwas schien ihm dort zu gefallen. „Warte einen Moment“, sagte er, gab mir einen Kuss auf die Stirn und lief nach vorn zum Stand, wo er mit dem Mann hinter der kleinen Theke sprach. Der Mann lächelte, kramte eine dieser stabilen Tassen hervor, befüllte sie mit etwas aus einem großen dampfenden Topf. Begeistetr wie ein kleines Kind mit einem Lollie kam Jacob dann zu mir zurück und hielt die Tasse mit beiden Händen fest. Kurz warf er noch einen Blick hinein, dann nahm er einen Schluck und schloss dann genüsslich die Augen. Es schien ihm gut zu schmecken. „Was ist das?“, wollte ich wissen. „Kaffee? Tee?“ „Nein“, antwortete er zufrieden. „Das ist Glühwein.“ Ich hob eine Augenbraue. Glühender Wein? Sowas hatte ich noch nicht gehört. „Schmeckt das?“, fragte ich neugierig. Zur Antwort reichte er mir die Tasse und ich nahm einen kleinen Schluck. Es war in jedem Fall sehr heiß und schmeckte süßlich. Es tat gut im Magen und den Alkohol schmeckte man trotzdem noch heraus. „Woher kennst du das?“ Er schien einen Moment nachzudenken, bevor er antwortete. „Aus Boston. Da war vor einigen Jahren mal ein großer Weihnachtsmarkt.“ „Wann warst du in Boston?“, fragte ich perplex. „Lange Geschichte“, sagte er, winkte ab und trank seine Tasse mit einigen Zügen leer, dann gab er sie zurück. Als wir jetzt über den Markt schlenderten, war die Stimmung anders. Jake war nun richtig heiter drauf, was ich aber nicht dem Alkoholkonsum zu schob, dafür war es viel zu wenig gewesen. Offenbar hatte ihn das Trinken dieser Tasse Glühwein allgemein glücklich gemacht, weil es etwas Besonderes war. Er legte einen Arm um meine Hüfte, ich schmiegte mich enger an ihn und so liefen wir von Stand zu Stand. Ich probierte noch verschiedene Dinge aus. Ganz besonders fasziniert war ich von den süßen Sachen wie Lebkuchen und Christstollen. In solchen Momenten mochte ich es kein ganzer Vampir zu sein. Ich war nur wenige Jahre alt und um eine Erfahrung reicher, die meine Familie nie machen würde, egal wie lange sie noch lebten. An einem Stand kaufte ich noch eine kleine handgeschnitzte Schildkröte aus Holz als Andenken. Als wir letztlich auf dem Weg nach Hause waren, lag ich auf Jakes Rücken auf der Seite und schlummerte zufrieden vor mich hin. Jake lief jetzt deutlich langsamer, so dass wir fast anderthalb Stunden für den Rückweg brauchten. Als er sich letztlich anzog und ich mich müde auf einen Baumstumpf gesetzt hatte war es weit nach Mitternacht. Ich ahnte schon den Ärger, hoffte aber er würde milde ausfallen. Die Hoffnung war letzten Endes jedoch vergebens gewesen. Als wir das Haus durch die Verandatür betraten stand mein Vater wie immer schon mit verschränkten Armen vor uns. Hinter ihm sah ich auch alle Anderen. Wahrscheinlich hatten sie sich Sorgen gemacht, schließlich konnte Alice weder Jake noch mich sehen und so hatten sie ja nicht gewusst, dass ich ihn gefunden hatte und damit eigentlich keine Gefahr bestand. „Hallo Dad“, sagte ich kleinlaut und winkte zaghaft meiner Familie zu. Er sah mich nur grimmig an. Mein Blick viel auf Esme, die einen schuldigen Blick hatte. „Ja ganz Recht“, sagte mein Vater. „Du sagtest du bleibst 'nicht lange fort', Renesmee.“ Ich gab mir unglaubliche Mühe nicht an unser kürzliches Erlebnis zu denken, doch wie es eben so war, je mehr ich versuchte es zu verdrängen, desto eher dachte ich daran und irgendwann entgleiteten mir sämtliche Details. „Seid ihr Beiden wahnsinnig?!“, schrie mein Vater fast. „Wir sagen du sollst dich verdeckt halten und du spazierst sofort in eine Menschenmasse und präsentierst dich der Welt?“ Ich verdrehte die Augen. „Dad, jetzt übertreib mal nicht. So war es doch gar nicht. Niemand hat uns wirklich beachtet. Da waren soviele Leute, wen interessiert da schon ein junges Mädchen mit ihrem Freund?“ Er nickte zornig. „Ein junges SCHWANGERES Mädchen und ihr zwei Meter großer bulliger Freund“, korrigierte er mich. „Dad.. es war Niemand da der uns kennt. Es ist NICHTS passiert!“ Doch alle Erklärungen halfen nichts, er beruhigte sich nicht. Im Gegenteil, er wurde nur noch wütender. „Und du?“, wand er sich an Jake. Ich ahnte Schreckliches. „Hast du es nicht für nötig gehalten sie aufzuhalten? Oder hast du das vorgeschlagen?!“ Jake machte einen empörten Laut. „Du laberst Müll, Blutsauger! Ich hab versucht es ihr auszureden, aber du weisst genau, dass ich ihr nicht wirklich was ausschlagen kann.“ Jetzt war mein Vater der, der die Augen verdrehte. Er musterte mich erneut, dann zeigte er mir dem Finger auf die Treppe die in den ersten Stock führte. „Geh auf dein Zimmer, Renesmee! Du hast Hausarrest bis das Baby auf der Welt ist!“ Ich schnaubte und sah ihn finster an, dann stampfte ich an ihm vorbei zur Treppe. Ich dachte gerade ich hätte jetzt meine Ruhe und umfasste das Geländer, da sprach mich mein Vater erneut an. Was er aber diesmal von sich gab, verwirrte mich. „Du brauchst jetzt keine Angst vor mir zu haben, Nessie.“ Scheinbar versuchte er mich zu beruhigen, aber ich hatte ja gar keine Angst vor ihm. Genau genommen war ich nur stinksauer auf ihn. Genervt drehte ich mich auf der ersten Stufe zu ihm um und stemmte die Hände in die Hüften. „Dad... ich hab keine Angst vor dir.“ Verständnislos schüttelte ich den Kopf. Mein Vater sah nun ziemlich verwundert drein. „Aber... du hast es doch eben gedacht... und das Baby auch.“ Ich umfasste meinen Bauch mit beiden Händen soweit es ging. „Das Baby vielleicht, bei dem Geschrei... aber ich doch nicht.“ Er hob eine Augenbraue und trat vorsichtig näher. „Das kann nicht sein... ich hab doch zwei...“ Weiter kam er nicht. Langsam sank er vor mir auf die Knie, so dass sein Gesicht auf 'Bauchhöhe' war. Die Anderen traten besorgt näher. Jacob stand uns mit einem Mal am Nächsten, obwohl er zuvor noch an der Tür gestanden hatte. „Was?“, fragte er nun hektisch. „Was ist los, Edward? Stimmt was nicht?“ Mein Vater sah langsam auf und blickte mir ins Gesicht. „Darf ich?“ Ich nickte nur einige Male, dann legte er seine kühlen Hände vorsichtig an meinen runden Bauch und hielt dann sein Ohr ebenfalls an meine warme Haut. Ich spürte wie mein Herz immer schneller pumpte, doch an das Rasen von Jacobs, kam es nicht heran. Er würde wahrscheinlich bald einen Nervenzusammenbruch kriegen, wenn Edward nicht sagte, was los war. „Edward?“, fragte nun auch meine Mutter. „Was ist denn los?“ Mein Vater erhob sich wieder und machte einen kleinen Schritt zurück. Sofort legte Jake von hinten seine Arme um mich und legte seine Hände an meinen Bauch und sein Kinn auf meine Schulter. „Es.. es sind Zwei“, sagte mein Vater leise. „Was?“, antwortete ich erschrocken. Zwei? Ich erwartete nicht nur ein Baby, sondern gleich zwei auf einmal? Deswegen war ich also so überdimensional. „Zwillinge“, bestätigte Edward nochmal. „Oh wow“, kommentierte Emmett von hinten rechts. Die Anderen lächelten einfach nur. Jake sagte nichts, sondern hielt mich einfach nur fest. Das konnte ja noch etwas hingeben. Wir hatten schon bei einem Baby bedenken gehabt, dass die Geburt Schwierigkeiten bereiten würde, mit zweien verdoppelte sich das auch noch. Aber irgendwie war ich auch froh... ich hatte gleich zwei Lebewesen die in mir heranwuchsen und denen ich schon bald auf die Welt helfen würde. *** Am nächsten Tag wachte ich erst am Nachmittag auf. Der letzte Abend war doch sehr aufregend gewesen und unser 'kleiner' Ausflug ganz schön anstrengend, für jemanden, der noch zwei Babys im Bauch mit sich herumtrug. Ich hatte vor einer Weile mein verspätetes Frühstück bekommen, welches auch gut als Mittagessen hätte durchgehen können. Wer frühstückte schon um zwei Uhr Nachmittags? Die Pasta hatte ich aber ganz allein aufessen müssen, ohne Gesellschaft. Jake hatte ich seit heute früh nicht mehr gesehen. Ich hatte keine Ahnung wo er abgeblieben war, schließlich hatte er erst gestern einige Tiere gerissen. Ob er sich wieder mit meinem Vater gestritten hatte und dann in den Wald gestürmt war? Oder vielleicht fühlte er sich so schuldig mir sogar gleich zwei Lebewesen 'eingepflanzt' zu haben, die mich womöglich umbrachten. Mir entkam ein tiefer Seufzer. Ich warf einen Blick auf meinen nackten Bauch. Der Schlafanzug spannte so sehr, daher hatte ich ihn einfach aufgeknöpft. Gedankenversunken strich ich über meine bleiche Haut. Wie zur Bestätigung, dass es ihnen gut ging, spürte ich dann eine Bewegung im Innern und lächelte zufrieden. Mein Blick wanderte zu meinem Nachtkästchen. Nach dem Essen hatte ich das Namensbüchlein aus dem Wohnzimmer geholt und dort hingelegt, jetzt griff ich wieder danach und schlug es auf. Es war schon schwer genug einen Namen zu finden, jetzt brauchte ich sogar zwei. Ich kam nur bis J, da klopfte es an der Tür. „Herein“, brummelte ich zwischen den fast geschlossenen Lippen hevor. „Hallo Nessie.“ Es war meine Tante Alice die da neugierig ihren stacheligen Kopf durch den Türspalt streckte. „Hast du heute schon was vor?“ Ich runzelte die Stirn. „Öhm.. schauen das ich nicht platze?“ Alice kicherte. „Witzbold. Na gut, wenn du nichts vorhast“, fuhr sie dann fort. „Dann hast du eben JETZT was vor.“ Sie reichte mir ihre zarte Hand und half mir auf, dann zog sie mich ins Bad, wo sie mich auf einen Stuhl drückte und dann in einer schicken Papiertüte herumwühlte. Es war eine dieser mir wohl bekannten Tüten in denen man Designerkleider oder Kosmetika nach Hause trug. Jake hatte mal gesagt, auf jeder dieser Tüten war mit unsichtbarer Schrift „Ich bin stinkreich und zeige das Jedem!“ drauf gedruckt war. Irgendwie hatte er Recht. Alice zog einen hellblauen Bademantel heraus und warf ihn mir zu. Hellbau war quasi meine Farbe, aber was sollte ich damit? Wollte sie mit mir ins Schwimmbad? So? „Alice... was-“ „Ah!“, unterbrach sie mich und hob mahnend den Finger. „Stell jetzt keine Fragen. Zieh ihn einfach an. Ich dreh mich auch um!“ Gesagt getan. Sie hatte gerade ausgesprochen, da hatte sie sich schon Richtung Tür gedreht und wartete darauf, dass ich den Bademantel anzog. Einen Moment musterte ich ihn noch, dann zog ich das Schlafanzugoberteil aus. Widersprechen konnte ich ihr sowieso nicht. Ich schlüpfte also aus meiner Satin-Schlafanzughose und aus meinem Hösschen und zog mir den Bademantel über. Er war ziemlich groß, so dass er wenigstens nicht spannte, dafür war er aber ein Stückchen kürzer als ein solches Kleidungsstück es eigentlich war. Sollte das vielleicht aufreizend wirken? Man musste schon auf Medizinbälle stehen um mich attraktiv zu finden. Ich hatte gerade die Schleife um meinen Bauch gemacht, da drehte sich Alice auch schon grinsend um. „Sehr schön. Sieht toll aus“, sagte sie freudig und strahlte. „Danke.. aber was soll ich jetzt damit?“ „Ich sagte doch keine Fragen, Nessie“, mahnte sie erneut. Ich seufzte. Meine Tante griff erneut in die Tüte und zog ein schwarzes Tuch heraus. „Soooo.“ Alice flitzte hinter mich und bat mir rasch das Tuch um die Augen. Ich wollte gerade wieder fragen, was sie denn nun eigentlich mit mir vorhatte, aber sie würde ja sowieso nicht antworten. „Perfekt.. und jetzt kommst du schön brav mit mir mit, Kleines.“ Sie nahm mich bei der Hand und lief freudig mit mir aus dem Zimmer hinaus. Wir schritten den Flur entlang und dann die Treppe ins Erdgeschoss hinab. Als Nächstes hörte ich die Kellertür quietschen, dann führte sie mich die Kellertreppe hinab. Vorsichtig machte ich einen Schritt nach dem Anderen, dann roch ich plötzlich den Duft von Rosen. Alice Hand war fort. „Alice?“, fragte ich unsicher. Hatte sie mich allein gelassen? „Sch..sch..“, hörte ich nun eine raue mir bekannte Stimme hinter mir. Warme Hände legten sich an meinen Hals, strichen dann nach oben und streiften das Tuch von meinen Augen. Mir klappte der Mund auf. Vor mir sah ich unseren alten verstaubten Whirlpool. In den sieben Jahren meines Lebens hatte ich ihn vielleicht ein oder zweimal in Funktion erlebt und da war ich noch klein gewesen. Jetzt glänzte er wie neu, das warme Wasser darin war bedeckt von roten Rosenblättern und dampfte. Um den Pool herum und auf dem Boden waren ebenfalls Rosen, dazu Rosenblätter spuren und einige kleine Teelichter und rote Kerzen. Es war wunderschön. Deswegen war er also den ganzen Tag fort gewesen. „Oh Jake... Jake, das ist... wunderschön“, sagte ich überwältigt. Mein Freund lächelte zufrieden. Er nahm meine Hand und führte mich zum Pool. Ich sah ihm kurz in seine leuchtenden Augen, dann öffnete ich den Gürtel meines Mantels und ließ ihn auf den Boden sinken. Wenn da jetzt Kerzen gelegen und er in Flammen aufgegangen wäre, wir hätten es wahrscheinlich nichtmal mitbekommen. Ich versank förmlich in Jakes Augen und er wohl in den Meinen. Seine Hände strichen über meine Ärme hinauf zu meinem Hals, dann beugte er sich hinab und legte seine Lippen auf Meine. Da wir ja aber eigentlich vorhatten zu Baden lösten wir uns mehr oder weniger widerwillig wieder voneinander. Ich musste gar nicht mehr tun oder sagen. Jake hob mich vorsichtig hoch und stieg mit mir auf dem Arm in den Pool, dann setzte er mich wieder ab. Das Wasser war herrlich, wahrscheinlich hatten sie es kochen müssen, damit es so heiß war, dass es selbst für Jake und mich heiß war. Ich seufzte zufrieden und ließ mich Tiefer sinken. Jake schlüpfte nun ebenfalls in den Pool. „Na ist das Wasser warm genug, mein Schatz?“, wollte er wissen und grinste breit. Ich musste kichern bei dem Anblick. „Ja, es ist herrlich. Aber wie komme ich eigentlich zu der Ehre?“ „Naja“, begann er und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, der fast gänzlich im Dunkeln lag. Trotzdem wusste ich, dass die Wände zur Hälfte mit Holz verkleidet waren und in der Ecke hinten eine große Sauna stand, die nie benutzt wurde. Ich hatte mich schon immer gefragt, warum Vampire eine Sauna brauchten. Oder war die nur für mich und Jake? Na vielleicht war sie auch schon beim Kauf des Hauses dabei gewesen. „Schatz?“, fragte Jake nun und sah mich mit einer gehobenen Augenbraue an. Offenbar hatte er erzählt und ich hatte nicht zugehört... blöde Sauna. „Ja?“, fragte ich lieblich und legte die Hände in den Schoß. „Also nochmal... ich wollte dir eine so große Überraschung machen wie du mir damals, aber da es für den Wald inzwischen zu kalt ist und ich trotzdem Wasser ins Spiel bringen wollte, dachte ich, ich packe den alten Whirlpool mal wieder aus.“ Nach dem letzten Wort langte er mit der Hand zur Bedienungsoberfläche und nach einem kurzen 'Klick' fing der Pool gemächlich an vor sich hin zu blubbern. „Ui“, sagte ich lächelnd. Ich hatte sowas schon oft im Fernsehen gesehen, aber obwohl wir einen im Keller stehen hatten, hatte ich noch nie einen Whirlpool benutzt. „Naaa... das geht noch besser“, sagte er und grinste mir zu. Wieder ein 'Klick' und plötzlich kam eine kleine Fontäne aus der Wand und massierte meinen Rücken. „Huch!“, rief ich aus. Es fühlte sich herrlich an, jedoch nicht ganz so toll wie Jakes Hände. „Gefällt es dir?“, sagte mein Freund und räckelte sich auf der anderen Seite. „Ja“, antwortete ich. „Aber nicht so toll wie deine Massage.“ Er sah mich verwundert an, dann wandelte sich sein Blick. Ein verschmitztes Grinsen. Er gestikulierte kurz mit den Händen und deutete mich an ich solle herkommen. Ich tat wie mir geheissen und rutschte zu ihm hinüber. So im warmen Wasser und ohne enge Kleider die meinem Umfang kaum stand halten konnten, fühlte ich mich pudelwohl. Ich wand meinen Rücken Jake zu. Er strich mir über den Rücken und schob mein Haar beiseite. Mein ganzer Körper begann zu kribbeln und trotz der Wärme begann ich sofort Gänsehaut. Langsam begann er nun mich zu massieren. Niemand konnte so gut massieren wie er, da war ich mir sicher. Vielleicht konnte er das aber auch nur bei mir so gut, denn es war nicht notwendig, dass ich sagte wo er gerade massieren sollte oder wo es mich zwischendurch mal juckte, er wusste es schon vorher. Diese seltsame Verbindung zwischen uns hatte ich inzwischen lieb gewonnen. Es war ja nichts anderes wie bei meinen Eltern, so fand ich. Irgendwann wanderten seine Hände dann von meinem Rücken hinunter zu meiner Hüfte. Er legte die Hände an meinen Bauch und strich sanft darüber. „Hast du dir schon Namen überlegt?“, fragte er leise. Ich schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Ich hab das Namensbuch schon dreimal durchegelesen, aber so richtig gefällt mir nichts davon.“ „Willst du dir auch was Neues ausdenken?“ Eine Anspielung auf meine Mutter. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, dazu bin ich nicht kreativ genug, ausserdem lassen sich die Namen nicht so schön mischen.“ Er sah kurz an die Decke und murmelte etwas, dann legte er seinen Kopf wieder an meinen. „Stimmt. Hast recht.“ Ich kicherte. „Aber..“, fuhr er dann fort. „Wir könnten es ja auch Traditionell machen und die Kleinen nach ihren Großeltern benennen.“ Verwundert drehte ich meinen Kopf und sah ihn an. „Du würdest deinen Sohn allen ernstes Edward nennen?“ Er druckste herum. „Öhm.. naja...“ „Also nicht“, stellte ich fest. „Wäre es nicht sowieso komisch zwei Edwards im Haus zu haben? Ich meine, da rufst du dein Kind zum Essen und dann steht dein Vater vor dir.“ Er musste lachen und ich lachte mit. „Ja, das ist wirklich ein bisschen blöd...“ Und so war das Thema dann auch erledigt... ohne ein Ergebnis. Wir würden ohnehin zu keinem kommen und es war auch verdammt anstrengend sich gleich vier Namen zu überlegen, schließlich brauchte ich je zwei weibliche und männliche Namen, falls die Zwillinge das selbe Geschlecht haben würden. *** Am Nachmittag saß ich wieder mit meinem zweifarbigen Buch im Wohnzimmer herum. Jake war im Keller und räumte auf. Er hatte darauf bestanden das allein zu tun, aber ich nahm an, dass Alice ihm half. Draußen schneite es dicke Flocken. Es sah aber sehr schön aus, denn sie fielen ganz langsam und es waren nicht zuviele. „Ja es ist schön“, sagte mein Vater mit einem Mal. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören. „Du sag mal hast du Lust mit uns einen Schneemann zu bauen?“ Ich sah ihn perplex an. Schneemann bauen? Das hatte er mit mir zuletzt gemacht als ich zwei war. „Im ernst?“ „Aber ja“, bestätigte er. „Oder willst du den ganzen Tag hier verbringen?“ „Nein.. ähm.. wer ist 'uns'? Wie auf Abruf standen plötzlich Jasper, Emmett und Rosalie neben ihm. „Oh..“, sagte ich. „Aber ich hab doch Hausarrest.“ „Die Terrasse gehört zum Haus“, brummte Emmett und grinste. „Ausserdem machst du sowieso nicht mit“, meinte Rose. „Erstens weil du dich nicht überanstrengen solltest und zweitens, weil der Schnee bei dir wegschmelzen würde.“ Beschämt sah ich zu Boden. „Richtig.“ „Na was ist nun?“, fragte mein Dad lächelnd Etwa zehn Minuten später lag ich in meinem Liegestuhl auf der Terrasse und sah zu wie die drei Vampire einen Schneemann nach dem anderen bauten. Die Wiese war nur noch zur Hälfte weiß. Die Schneemänner hatten sogar klassische Karottennasen. Ich kicherte. „Was ist denn so lustig?“ Erschrocken wand ich meinen Kopf zur Versandatür. Jake stand dort mit verschränkten Armen. „Die Schneemänner. Hast du schonmal drei Vampire so eifrig im Schnee spielen sehen?“ Ich lächelte, aber Jakes Gesicht blieb eisig. Fast eisiger als die Schneemänner. „Jake.. stimmt was nicht?“ Er sah zu den Dreien hinüber und schüttelte den Kopf, ohne mich anzusehen, aber ich wusste, dass es nicht stimmte und befürchtete mal wieder das Schlimmste. Ob es nun eine selbsterfüllende Prophezeiung gewesen war oder nicht, jedenfalls stiefelte Jake dann zu Rose, Emmett und meinem Dad herüber. Sie hielten alle in ihren Bewegungen inne. Rose hielt eine etwas kleinere Schneekugel in den Händen. Ein Kopf. Emmett und Edward rugelten gerade die anderen zwei Kugeln durch den Schnee und blieben nun stehen. „Na machts Spaß?“, fragte er provozierend. Die Drei reagierten nicht. „Darf ich mitmachen? Ist das genehmigt?“, fragte er weiter. Edward sah ihn einfach nur an. „Du kannst doch gar nicht mitmachen“, meldete sich nun Rose von hinten und spielte auf seine warme Haut an, doch Jake schien so geblendet zu sein, dass er sie wohl falsch verstand. „Halt die Klappe, dumme Ziege!“, fuhr er sie an. Rose reagierte sofort und pfefferte ihm die Schneekugel ins Gesicht, woraufhin er sie anknurrte. Jake begann zu beben, doch Rose schien es nicht zu bemerken und lachte sich schlapp. „Rose!“, mahnte sie Edward. Rose verstummte und sah Jake aufmerksam an. „Jetzt mach mal halblang!“, rief Emmett nun, kam auf Jake zu und packte ihn am Arm. „FASS.. mich nicht an!“, schrie mein Freund ihn an. Das war zuviel. Ich erhob mich von meinem Stuhl, lief die Treppe hinab und ging zu ihnen hinüber so schnell ich konnte. „Hey“, rief ich und stellte mich dann vor Jake. „Was soll das?“, schrie ich ihn an. „Was?“, fragte er gespielt ruhig. „Es war so schön bevor du kamst. Warum machst du das kaputt? Kannst du es nicht ertragen, dass du mal anderen das Feld überlassen musstest? Es ist mir doch egal ob du mir jetzt einen Schneemann bauen kannst oder nicht!“ Er seufzte und wurde nun etwas ruhiger. „Nessie... darum geht es doch nicht.“ „Doch“, schrie ich wieder und war den Tränen nah. „Doch genau darum geht es.“ „Nessie..“, sagte er sanft und wollte meinen Arm nehmen, doch ich zog ihn weg. „Lass mich!“ Dann machte ich auf dem Absatz kehrt und rannte in den Wald. Hinter mir hörte ich noch wie Edward „verdammt“ sagte und die anderen meinen Namen sagten, doch ich drehte mich nicht um. „Renesmee komm sofort zurück!“, befahl mein Vater, nun nicht mehr freundlich, sondern deutlich fordernd. „Renesmee!“ Verwundert drehte ich mich während dem Laufen um. Ich sah gerade noch wie er begann auf mich zu zu rennen und auch wie Jake sich in Bewegung setzte, dann knallte ich erneut gegen eine warme Brust, doch diesmal war sie nicht vertraut. Ängstlich blickte ich auf. Ich sah in dunkle Augen in einem sehr dunklen Gesicht. Es war ein schönes Gesicht, zu schön für einen Menschen. Er hatte langes schwarzes Haar und sah leicht lächelnd zu mir herab. Ich ging einen kleinen Schritt zurück und hatte ganz offenbar den Mund offen, aber ich bekam ihn gar nicht zu. „Hallo Renesmee Cullen“, sagte er freundlich. „Ich bin Nahuel“. - Ende Kapitel 18 - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)