[24/7] Zwischen den Zeilen von halfJack ================================================================================ Kapitel 41: Mit offenen Karten ------------------------------ Mit offenen Karten   „Das ist es doch, was du hören willst, nicht wahr?“, fragte Light mit schroffer Stimme, Schmerz und Wut im Gesicht tragend. „Wie fühlt sich das an, L? Soll ich dir helfen, dich selbst zu belügen, weil du dir einen falschen Schluss nicht eingestehen kannst?“ Erleichtert stellte Light fest, dass ihm seine Gefühle dabei halfen, den Verlust seiner Beherrschung durch jugendlichen Leichtsinn zu erklären. Er hatte schon früher, in der erinnerungslosen Zeit, unbesonnen gehandelt und Dinge gesagt, die ihn als Kira hätten entlarven können. Und selbst L musste erkennen, dass seine momentane Verzweiflung nicht gespielt, sondern echt war. Während Light erhitzt den Leib seines Freundes mit seinem eigenen gegen die Kommode drängte, stemmte L zwar aus Schreck, soweit es ihm möglich war, seinen Oberkörper nach hinten, darüber hinaus wehrte er sich allerdings nicht gegen die ihm aufgezwungene Nähe. Etwas anderes hätte Light auch gar nicht erwartet. Der Detektiv hatte ihm oft genug gezeigt, dass er in Kauf nahm, fast jede Reaktion geschehen zu lassen, wenn er selbst sie provoziert hatte. Wie weit wäre L wohl bereit zu gehen? Unwirsch schob Light den vielfach gedachten Gedanken beiseite. „Ich hätte von dir wirklich mehr erwartet“, meinte er seufzend, wobei er seinen Worten einen herablassenden Tonfall beimischte. Er löste seine Hände, strich stattdessen flüchtig mit ihnen Ls Wangen hinab, um nur für einen kurzen Moment diese blasse Haut zu spüren, anschließend legte er zaghaft seine Handfläche auf dessen Brustkorb. Light konnte unter seinen Fingern die feinen Rippen spüren und die Wärme, die von dem fremden Körper ausging. Zugleich nahm er irritiert wahr, wie sich Ls Brust aufgrund seiner schweren Atmung deutlich hob und senkte. Hatte der Übergriff ihn so sehr erschreckt? Außerdem fühlte Light mit leichter Bestürzung, wie auch das Herz seines Freundes schnell und heftig schlug. Sofort drückte sich Light von ihm weg und ging taumelnd einen Schritt zurück, wobei er sich darum bemühte, mit seinen folgenden Worten geringschätzig und distanziert zu klingen. „Du enttäuschst mich. Warum bist du so besessen von dem Gedanken, ich sei Kira?“ Bevor Light sich vollständig entziehen konnte, packte L ihn am Handgelenk und zog ihn wieder zu sich heran. Seine großen schwarzen Augen fixierten Light gebannt. Dieser ließ sich von dem Blick, der ihn innerlich erschütterte, in Beschlag nehmen und entwaffnen. „Besessen?“, wiederholte L das Wort, als würde er verblüfft etwas begreifen. „Das trifft es schon relativ gut. Aber nicht von einem Gedanken, sondern eher von einer Person.“ Ruckartig wollte sich Light von ihm losmachen, doch die Umklammerung war so fest und schmerzhaft, dass seine Hand durch mangelnde Blutzufuhr taub wurde. Dennoch versuchte er sich zu entwinden, wobei sein schönes Gesicht nicht wie sonst ernsthaft und kühl wirkte. Es offenbarte vielmehr ganz ungeschminkt seine Fassungslosigkeit und Panik. „Was soll das denn?“, wollte Light verärgert wissen. „Lass los.“ Keine Antwort folgte oder eine der Aufforderung nachkommende Reaktion. Light fühlte den Pulsschlag in seinen kalten Fingern. Unwillkürlich fiel ihm jene Assoziation auf, dass L sein Handgelenk derart eisern umschloss, wie es einstmals über mehrere Wochen die Handschellen getan hatten. Und erneut konnte er sich nicht von ihm befreien. Erneut machte L es ihm unmöglich, zu entkommen. Aufgewühlt ging Light zum verbalen Angriff über. „Willst du denn immer so weitermachen, Ryuzaki, mit deinen Machtspielchen und Hinterfragungen? Merkst du denn nicht, dass...“ Unbeabsichtigt versagte Light die Stimme. Er versuchte zu schlucken, doch fühlte es sich so an, als würde L nicht nur sein Handgelenk, sondern auch seine Kehle umklammern. „Was, Light-kun? Was soll ich merken?“ „Dass...“ Angestrengt holte Light Luft, überdachte den Beginn seiner nächsten Aussage, um danach noch einmal zum Sprechen anzusetzen. „Dass du irgendwann allein sein wirst, wenn du so weitermachst?“ Reglos standen sie einander gegenüber, trotz minimalem Körperkontakt die Nähe des Anderen überdeutlich wahrnehmend. „Ryuzaki, du hast mir eröffnet, ich wäre dein erster und einziger Freund gewesen, falls das überhaupt je ernst gemeint war. Keine Sorge, du musst mir nichts mehr vormachen. Ich habe verstanden. Vielleicht habe ich es schon damals gewusst und bin einfach nur zu blauäugig oder engstirnig gewesen, um es zu akzeptieren. Ich war so ein Idiot und habe mich inständig darum bemüht, es wirklich zu sein. Ich wollte dieser eine Freund für dich sein. Aber es war niemals echt. Es war alles nicht wahr.“ Light senkte den Kopf und fragte sich, ob das, was er gerade sagte, eine Lüge war. „Ich wollte es nicht wahrhaben. Und trotzdem frage ich mich jetzt nur noch, wenn das stimmt, wie war es dann davor?“ Als er den Blick wieder hob und seinen Partner offen ansah, wirkten seine braunen Augen einfühlsam und gutmütig. Der Griff um sein Handgelenk hatte sich gelockert, doch machte Light keine Anstalten mehr, sich daraus zu befreien. Er würde schon beizeiten von allein freigegeben werden. Er hatte alles unter Kontrolle und besaß noch einige Trümpfe, die er ausspielen konnte. „L, du bist fünfundzwanzig Jahre alt, oder?“ Da er keineswegs damit rechnete, von dem Meisterdetektiv eine Antwort zu erhalten, fuhr Light sogleich fort. „Herzlichen Glückwunsch nachträglich. Aber sag mal, was hast du in den ganzen Jahren denn getrieben, dass du mir gegenüber behauptest, ich sei dein erster Freund gewesen? Ist es etwa möglich, dass es für dich noch nie anders war?“ Light setzte ein mitleidiges Lächeln auf. „Wenn du ehrlich zu dir selbst bist, Ryuzaki oder Ryuga oder wie du dich auch nennen willst, warst du schon immer allein, kann das sein? Du hattest niemanden.“ „Wer war denn Zeit seines Lebens allein?“, erwiderte L unbeeindruckt und ließ den Anderen los. „Bist du sicher, dass du nicht gerade von dir selbst redest, Light-kun?“ „Ich bin nicht...“, verneinte dieser empört. „Ich war noch nie...“, startete er einen neuen Versuch, wandte den Kopf zur Seite und lächelte unsicher. „Was redest du nur für einen Unsinn, Ryuzaki? Ich war doch schon immer...“ „Gesellschaftstauglich?“, fragte L belustigt, aber mit Nachsicht. Er schob die Hände zurück in seine Taschen und beugte sich in gekrümmter Haltung ein wenig nach vorn, um seinem jungen Partner von unten in das verschlossene Gesicht blicken zu können. Jetzt trat L beinahe unbekümmert auf. „Was ist, Light-kun? Wollen wir mit offenen Karten spielen?“ „Verschon mich.“ Light machte eine abweisende Geste mit der Hand, als wollte er einen Schwarm Fliegen verscheuchen, und drehte sich um. „Wenn es unbedingt sein muss, dann geh mir morgen damit auf die Nerven. Wahrscheinlich will ich es sowieso nicht hören.“ „Ich fand dich vom ersten Moment an interessant“, offenbarte L freimütig, die Bemerkung seines Partners ignorierend, „schon als ich dich nur auf dem Bildschirm beobachtet habe.“ Es versetzte Light einen Stich, doch merkte man ihm kaum eine Gefühlsregung an, als er schlicht entgegnete: „Schön für dich.“ Mit sorgfältig bemessenen Schritten ging er zum Schrank hinüber und schlüpfte bedächtig aus seinen ordentlich geputzten Schuhen, unerschütterliche Gelassenheit vortäuschend. Eigentlich hätte er sich jetzt lieber im Badezimmer verbarrikadiert. Wenigstens dort wäre er vor der Zudringlichkeit seines Partners sicher gewesen. Als L sich nun erläuterte, klang seine Stimme an der Oberfläche derart ruhig und gelassen, wie es typisch für ihn war. Bei genauerem Hinhören allerdings konnte Light unterschwellig eine emotionale Färbung ausmachen, die ihn beunruhigte. „Was für ein schlauer Junge, dachte ich damals, so vorbildlich in seinem Verhalten, so liebenswert und selbstsicher und vollkommen unnahbar. Du warst der erste Mensch, den ich nicht nur auf dem Papier analysieren wollte. Ich wollte dich persönlich treffen, dich kennen lernen.“ Light kam es vor, als würde sich das schmerzhafte Pochen in seiner Brust mit jeder Sekunde, mit jedem Wort seines Freundes verstärken, obwohl er das kaum für möglich gehalten hätte. Er war vor dem Kleiderschrank stehen geblieben, rührte sich nicht und bemerkte mit versteckter Furcht, dass L im Weitersprechen von hinten auf ihn zukam. „Mit jedem deiner intelligenten, verflucht berechnenden Sätze und dem dazu im Gegensatz stehenden kindlichen Ehrgeiz und Siegeswillen hast du mich mehr fasziniert.“ Viel zu nah blieb L in seinem Rücken stehen und sagte, nach einer kurzen Pause, vorgebeugt und dicht an seinem Ohr: „Es stimmt, ich täusche dich, ich benutze dich und ich glaube dir nicht. Ich will gegen dich kämpfen. Aber ich will auch wirklich dein Freund sein. Du bist selbst schuld, Light. Du hast mir zu viel von dir gezeigt.“ „Lass mich endlich in Ruhe.“ Lights Stimme klang drohend. „Ich will das nicht hören. Geh einfach.“ „Ich fange sogar schon an Witze zu erzählen, nur um dich aus deiner Ernsthaftigkeit heraus lachen zu hören.“ „Als würde ich das sonst nicht tun“, meinte Light in tonlosem Spott. Von Angst gelähmt registrierte er, wie L die Arme rechts und links an seinem Körper vorbei anhob, um sich am Kleiderschrank abzustützen. Auf diese Weise glaubte Light erst recht, er würde in die Enge getrieben und jeder Aussicht auf Flucht beraubt werden. „Nein“, wies L entschieden ab, „ich meine nicht dieses glasklare Lachen, das genau wie der Rest deiner ganzen zuvorkommenden Freundlichkeit sozialkompetent, warmherzig und unglaublich anziehend erscheint. Dein Auftreten ist zu perfekt, um echt zu sein.“ Light versuchte, sein inneres Beben nicht nach außen zu tragen. Er wusste, dass er seine sowohl geistige als auch emotionale Erschütterung erfolgreich kaschierte und man ihm äußerlich kaum etwas anmerken konnte. Doch wie lange hielt er das noch aus? „Was denkst du denn, warum ich dich immer wieder provoziere?“, vernahm er, neben all den anderen unangenehmen Aussagen, eine jener Fragen, die er nie von L hatte hören wollen, vor deren Antwort er sich ungemein fürchtete. Er hätte seine Augen und Ohren gern davor verschlossen. „Ich will die perfekte Fassade zum Bröckeln bringen, Light, und sehen, was darunter ist. Deine Aggressivität, deine Angst und Verzweiflung, wahre menschliche Zuneigung und nicht zuletzt... deine Arroganz.“ „Und was ist, wenn du falsch liegst?!“, wollte Light aufgebracht wissen, wobei er sich energisch herumdrehte und Ls Arme beiseite schlug. „Wenn ich nicht Kira bin und dir etwas vorzumachen versuche?“ „Du verstehst nicht.“ Sofort verhinderte L unerwartet rabiat, dass sich Light von ihm befreite, packte ihn brutal an den Handgelenken und stieß ihn mit solcher Wucht und einem lauten Krachen gegen den Schrank in seinem Rücken, dass Light einen Moment lang die Luft wegblieb. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde ihm schwarz vor Augen. Der Schmerz in seinen Schulterblättern und Handgelenken erschien ihm seltsam unwirklich. Im Gegensatz dazu vernahm er weitaus intensiver die Wärme und Nähe seines Freundes, den vertrauten Geruch und den ungewohnt schneidenden Klang von Ls Stimme, als dieser nun zügellos die Wahrheit offenlegte. „Das hat nichts mit Kira zu tun. Niemand könnte von jetzt auf gleich sein wahres Selbst verbergen. Dein perfektes Auftreten ist Teil deiner Persönlichkeit. Etwas, das du dir über die Jahre antrainiert hast. Ob du Kira bist oder nicht, spielt hierfür überhaupt keine Rolle. Du verstellst dich nicht aus Gehässigkeit. Du zeigst deinen Mitmenschen einfach nur das, was sie sehen wollen. Aber das ist es nicht, was ich von dir will.“ Light bewegte sich unruhig und zerrte nervös an seinen Handgelenken, aber der Griff seines Partners blieb unerbittlich. Warum hatte L plötzlich so verdammt viel Kraft? Oder war es nur seine eigene Schwäche? „Beinahe würde ich mich genauso gern von deiner manipulativen Art verführen lassen, wenn es mich nicht so wütend machen würde.“ „Hör auf“, bat Light in aufgelöster, zorniger Verfassung. Vergeblich versuchte er, wenigstens den Kopf zur Seite zu drehen. „Lass mich gehen. Ich kann nicht mehr...“ L presste ihn weiterhin gegen die Schranktür, starrte ihn eingängig und tief an, während er eines seiner Handgelenke von dem gewaltsamen Griff entband. Er ließ nicht zu, dass sein junger Freund den Blick abwandte. Indem er ihn mit sanfter Bestimmtheit am Kinn festhielt, zwang er Light dazu, ihm in die alles durchdringenden Augen zu schauen. Unbarmherzig setzte L seine Ausführungen fort: „Ich will die kaltblütige Analytik sehen, die deinen scharfen Verstand offenbart, den du normalerweise verbirgst, damit man dir nicht anmerkt, wie überheblich und grausam du sein kannst. Und ich will deine Unschuld sehen, deine aussichtslose moralische Einstellung, an der du langsam verzweifelst, deine aufopferungsvolle Hilfsbereitschaft, die Gutmütigkeit, mit der du die Menschen trotz ihrer Schwächen immer noch liebst. Aber auch deine kindische Gewinnsucht und Selbstgefälligkeit, die dir die meisten aufgrund deiner Seriosität nicht zutrauen würden.“ Ihre Lippen berührten sich fast, sodass Light den Verstand zu verlieren glaubte, zerrissen zwischen Panik und Erregung und all den anderen unverständlichen Gefühlen, die ihn in letzter Zeit unentwegt belasteten. „Komm schon, Light! Zeig es mir. Deinen Hass, deine Leidenschaft, deinen Wahnsinn. Ich will alles von dir.“ Stockend holte er Luft, um zu widersprechen, doch überwand L in diesem Moment den letzten Abstand zwischen ihnen. Er vergrub seine Finger in dem braunen Haar, zog seinen Freund an sich und küsste ihn fordernd. Zuerst ließ sich Light voller Verwirrung darauf ein, schmeckte endlich wieder auf der Zunge jene herbsüße Note aus Tee und Karamell. Er hatte diesen Geschmack zu lange vermisst, sich zu sehr danach gesehnt, um nicht wenigstens von ihm zu kosten. Jedoch machte er sich hastig und mit wild schlagendem Herzen wieder von dem Anderen los. „Du lügst“, raunte er mutlos und bitter. „Niemand würde sich mit solchen Dingen konfrontieren wollen.“ „Da irrst du dich aber gewaltig.“ Erneut zog L ihn an sich. Diesmal küsste er ihn nur behutsam auf die geschlossenen Lippen. Widerwillig versuchte Light nicht darauf einzugehen, bis L den Druck in seinem Nacken verstärkte und mit den Fingern sein Kinn leicht anhob, um sanft über seine Unterlippe zu lecken. Lights Kehle fühlte sich ausgetrocknet an und brannte. Zaghaft öffnete er den Mund und wurde sofort von seinem Partner vereinnahmt. Sehnsüchtig erwiderte Light den Kuss, ausgezehrt vom ungestillten Hunger nach jenem süßen Gift. Mit jeder Sekunde wurden beide verlangender, leidenschaftlicher. Light verstand es nicht. Er verstand nicht, warum L so versessen darauf war, ihm die Maske vom Gesicht zu reißen, wenn es angeblich nicht darauf abzielte, seinen Hauptverdächtigen zu entlarven. Ging es ihm wirklich darum, zu erfahren, welches selbstzerstörerische Chaos sich im Inneren seines vermeintlichen Freundes verbarg? Warum nur wollte L das sehen? Jeder andere verschloss lieber die Augen davor, darum gab es auch keinen Grund, sich nicht zu verstellen. Anders konnte man in dieser langweiligen, verrottenden Welt nicht überleben. Lights Vater würde nicht akzeptieren, dass sein Sohn an dem System und Justizwesen der Gesellschaft zweifelte. Seine Mutter wäre enttäuscht, sollte er nicht überall der Beste sein. Seine Schwester mochte ihn als warmherzigen coolen Bruder. In der Schule und Universität sollte er aufpassen und lernen. Als Assistent bei der Polizei brauchte man seinen Scharfsinn. Die Mädchen liebten ihn für sein charmantes Wesen. Für seine Kameraden und Kommilitonen war er locker und lachte an den richtigen Stellen über ihre Scherze. Würde er sich nicht an sie anpassen, dann gäbe er ihnen das unangenehme Gefühl der Minderwertigkeit oder Distanz. In der Gemeinschaft musste man lachen und fröhlich sein, man musste Interesse zeigen und Mitgefühl, aber alles stets im rechten Maß. Selbst wenn jedes Wort, jede Geste nur eine Lüge war, wie schlecht es auch geschauspielert sein mochte, keiner störte sich daran. Niemand wollte sehen, wie ein Mensch wirklich war. Unter schweren Atemzügen und den innigen Berührungen ihrer Lippen und Zungen versuchte Light die Kontrolle zu bewahren oder zurückzuerlangen oder zu verlieren, er wusste es nicht. Er wollte sich nicht mitreißen lassen. Er durfte jetzt nicht nachgeben. Ein flaues Gefühl hatte sich schon längst in seinem Magen ausgebreitet, während sein Brustkorb heftig schmerzte. Wenngleich angespannt, fühlte er sich kraftlos. Er musste dagegen ankämpfen. Alles war wirr und durcheinander in seinem Kopf, ihm war schwindlig, er fand kein Gleichgewicht auf dem Boden unter seinen geschwächten Beinen. Nur die Ausweglosigkeit in seinem Rücken stützte ihn noch. Und die Arme seines Feindes, an denen er sich festhielt. Ohne den engen Kontakt ihrer Münder zu unterbrechen, strichen langgliedrige Finger durch Lights Haar, über seine Wange und anschließend seinen Hals hinab. Zügig öffnete L die Knöpfe des Hemdes, unter welchem Light diesmal nichts weiter trug. Den Kuss noch einmal vertiefend schob er das Hemd von dessen Schultern und drückte seinen Freund daraufhin stärker gegen den Schrank in seinem Rücken. Zärtlich erkundeten seine Hände Lights nackten Oberkörper, wobei L den Kuss löste und stattdessen seinen Hals liebkoste. Benebelt wandte Light den Kopf zur Seite. Sein Blick war unfokussiert, als schaute er durch einen Schleier. Warum wehrte er sich nicht endlich? Er spürte, wie L sacht an seinem Ohrläppchen knabberte. Der heiße Atem dicht an seinem Ohr ließ ihn erschaudern. Wo ihn die Hände berührten, schien seine Haut zu glühen. Sanft leckte L über Lights Kehle, zog ihn besitzergreifend an sich, während er sein Schlüsselbein küsste, bevor er tiefer wanderte, schließlich mit Lippen und Zähnen eine der Brustwarzen umschloss und leicht hineinbiss, was Light ein knappes Keuchen abgewann. Ls Handlungen waren unnachgiebig, als wollte er sich nehmen, wonach ihm verlangte, und würde keinen Widerspruch dulden. Allerdings vermittelte er dieses Mal nicht den Eindruck, seinen Feind erniedrigen zu wollen. Es war anders als sonst, fremd und doch irritierend vertraut, resolut und forsch, aber trotzdem auf aggressive Weise liebevoll. Light konnte, er wollte sich nicht wehren. Er schaffte es nicht einmal, seine Atmung, die ihm unangenehm laut erschien, unter Kontrolle zu bringen. Das konnte doch unmöglich sein. Das konnte nicht wirklich passieren. 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