[24/7] Zwischen den Zeilen von halfJack ================================================================================ Kapitel 39: Recht durch Unrecht ------------------------------- Recht durch Unrecht Als er verwirrt erwachte, fiel noch immer flackerndes Fernsehlicht in den ansonsten bloß von gedämpften Schirmlampen erhellten Raum. Offenbar war Light auf dem Sofa sitzend eingeschlafen. Während er nun erschöpft über seine Stirn rieb, entsann er sich, durch eine Hand auf seiner Schulter geweckt worden zu sein. Er blickte auf und schaute in das freundliche Gesicht von Watari. Dieser legte einen Finger an die Lippen unter seinem Schnauzbart und deutete ein stummes Nicken an. Der Geste folgend lenkte Light den Blick hinüber zu dem anderen Sofa, auf welchem L in seiner üblichen Haltung verharrte, die knochigen Finger auf seinen Knien, den Kopf entspannt gesenkt. Er schlief. Irritiert musterte Light den Meisterdetektiv. Wieso verhielt sich L in letzter Zeit so? Warum trat er derart offen und schutzlos auf, obwohl er sich wochenlang vor seinem Verdächtigen in Acht genommen hatte? In diesen Wochen, als Light nichts von seiner eigenen Identität als Kira wusste, hatte ihn das fehlende Vertrauen seines Freundes unentwegt verletzt. Und jetzt? Wollte L ihn damit etwa provozieren? Wollte er absichtlich diesen Widerspruch aus verständnislosem Zorn und unbändiger Zuneigung in Light auslösen? Sofort wischte er den lächerlichen Gedanken beiseite. Was er da dachte, ergab überhaupt keinen Sinn. Seine Aggressionen verleiteten ihn zu schwachsinnigen Schlussfolgerungen. Leise stand Light auf, um Watari dabei zu helfen, den hölzernen Goban mit den Schalen und allen restlichen Dingen, die über den Tisch verstreut lagen, auf einen kleinen Servierwagen zu räumen. Bevor der ältere Mann sich verabschieden konnte, fragte Light flüsternd: „Watari-san, was ist mit Ryuzaki?“ Der alte Herr schaute auf die reglose Gestalt seines Schützlings, lächelte dann kaum merklich und antwortete genauso leise: „Normalerweise ruht er sich nicht mehr als drei bis vier Stunden aus. Keine Sorge, Ryuzaki ist es gewohnt, in sitzender Haltung zu schlafen.“ Skeptisch zog Light die Augenbrauen zu einem ernsten Gesichtsausdruck zusammen, während sein Blick weiterhin auf dem Detektiv verweilte. „In den letzten Wochen“, entgegnete er stockend, „entsprach das jedenfalls nicht seinen Gewohnheiten, da hat er normal im Bett geschlafen.“ „Jetzt gibt es aber niemanden mehr, für den sich das lohnen würde“, erklärte Watari schlicht und schob daraufhin gemächlichen Schrittes den Servierwagen aus dem Zimmer. Nachdenklich betrachtete Light die auf dem Jeansstoff ruhenden schlanken Finger und das unter schwarzen Haaren verborgene, blasse Gesicht seines Freundes. So etwas hatte doch nichts mit Erholung zu tun, das war eher das Minimum an notwendiger Regeneration. Leicht befremdet wandte er sich ab, um Watari, der den Raum bereits verlassen hatte, zu folgen. Doch Light zögerte. Er starrte eine Weile vor sich auf den Teppich. Schließlich öffnete er genervt den Reißverschluss seiner Sweatjacke, die er über einem kurzärmligen Shirt trug. Im Herumdrehen streifte er sich das Kleidungsstück von den Schultern, ging zu dem Anderen hinüber und blieb, abermals zögernd, vor ihm stehen. Kurzentschlossen legte Light seine Jacke über die Couchlehne, fasste L behutsam an den Schultern und drückte ihn seitlich hinab auf das Sofa, wobei er dessen Kopf vorsichtig mit einer Hand stützte. Light bemerkte, wie sein Freund leicht zusammenzuckte und die Augen einen Spalt öffnete. „Schlaf weiter“, beruhigte er ihn sanft, bevor er die Jacke über dessen Oberkörper ausbreitete. Sogleich schloss L die Augen wieder. Seine dünnen Finger lugten in der Nähe des Gesichtes unter dem Kleidungsstück hervor und hielten es fest. Mit emotionsloser Miene schaute Light auf seinen Feind herab, Leere und gefühlskalte Trauer in den braunen Augen. Dann kehrte er ihm den Rücken zu, dieses Mal endgültig. Er überprüfte die Zeitangabe auf seiner Armbanduhr und stellte fest, dass es bereits nach Mitternacht und somit der zweite November war. Indes spürte er deutlich jenes undefinierbare Gewicht zwischen seinen Rippen. Denn mit jedem Tag wog sein Herz schwerer in der Brust.   „Noch immer kein Zeichen von Kira.“ Herr Yagami warf die letzte Tageszeitung, die er durchforstet hatte, auf den Stapel zu den anderen. „Keine getöteten Verbrecher, keine Mitteilungen, gar nichts. Vielleicht hat er es aufgegeben.“ „Das glaube ich nicht“, antwortete Light, ohne vom Computerbildschirm aufzusehen oder seine Finger, die mit schnellen Anschlägen über die Tastatur flogen, stillstehen zu lassen. „Beim letzten Mal hat es auch ein bisschen gedauert, bis die Morde wieder anfingen. Es gibt nicht viele Gründe, weshalb Kira auf einmal das Töten beenden sollte. Aus Angst sicher nicht, schließlich war die Sonderkommission ihm selten so fern wie jetzt. Und ich bezweifle, dass sich plötzlich Skrupel bei ihm eingeschlichen haben.“ „Könnte Kira denn nicht erkannt haben“, gab der Chefinspektor zu bedenken, „dass aus Unrecht kein Recht entsteht?“ „Du meinst, dass er auf einmal bemerkt, dass er falsch liegt?“ Light drehte sich auf seinem Stuhl herum. „Das glaubst du doch nicht wirklich, Vater. Etwas Derartiges wird Kira erst einsehen, wenn er auf ganzer Linie scheitert. Eine Bestie wird nicht von jetzt auf gleich einfach aufhören zu wüten.“ „Ist er das denn?“ Light schaute hinüber zur Couchgruppe, wo L mit einer Kaffeetasse zwischen den schmalen Händen hockte, vor sich auf dem Glastisch ein von weiß und braun glasierten Puffreiskugeln bedecktes Stück Schokoladenkuchen. Seine Frage formulierte er in relativ gelangweiltem Tonfall. „Ist Kira denn eine Bestie, Light-kun?“ Mit ruhiger, erwachsener Miene überlegte der junge Student, bevor er antwortete: „Es kommt wohl darauf an, was man unter einer Bestie versteht. Kira ist mit Sicherheit kein Todesgott, sondern ein Mensch. Wenn man eine Bestie als wildes Tier definiert, trifft mein Vergleich wahrscheinlich nicht zu, denn ein Tier tobt nur, wenn es gereizt oder geängstigt wird, und beruhigt sich irgendwann wieder. Ein Mensch hingegen kommt nicht von allein zur Ruhe, er wird immer weitermachen, streben und fordern und kämpfen, bis ihm jemand Einhalt gebietet.“ „Oder bis er ausgebrannt ist und sich selbst zerstört“, fügte L leise hinzu. Erneut überschwemmten unvergessene Erinnerungen Lights Gedanken. Er sah sich am Schreibtisch in seinem Zimmer sitzen, ein Junge im letzten Jahr seiner Schulzeit. In seinem Rücken schwebte mit riesigen Schwingen der dunkle Schatten des Todesgottes, während Light selbst sich über das aufgeschlagene Death Note beugte. Er notierte Namen um Namen um Namen, sodass sein rechtes Handgelenk schmerzte. Ryuk wollte damals wissen, warum Light so fleißig wäre. Eigentlich war es geschmacklos, von Fleiß zu sprechen, wenn ganze Existenzen mit ein paar Federstrichen ausgelöscht wurden. Aber es musste getan werden. Light konnte nicht mehr damit aufhören. Er musste fortsetzen, was er einmal begonnen hatte. Es ging schließlich darum, eine ideale Welt frei vom Bösen zu erschaffen. Wie viel Zeit er sich auch nahm, wie viele Namen er auch niederschrieb, es würde niemals reichen. „Es klingt vermutlich zu stark verallgemeinernd, aber ich denke“, fügte Light nach einigen Sekunden des vielstimmigen Schweigens hinzu, „im Gegensatz zum Tier hat der Mensch weit mehr Potenzial, ein Monster zu werden.“ „Aber...“, begann Herr Yagami, ohne recht zu wissen, was er dieser Aussage überhaupt entgegensetzen wollte. Er bemerkte eine Trostlosigkeit und Verlorenheit in den Augen seines Sohnes, die er selten bei ihm sah oder nicht hatte sehen wollen. Umso mehr Zuversicht versuchte er nun in seine Stimme zu legen. „Aber die meisten Menschen sind im Grunde ihres Herzens gut. Seit Jahrhunderten bemühen wir uns, eine schöne, gerechte Welt zu erbauen. Und das ist uns bisher doch ganz gut gelungen.“ Der ältere Mann lächelte und als sein Sohn das Lächeln herzlich erwiderte, atmete er innerlich erleichtert auf. Nur L sah, dass sich hinter dem Lächeln am Ausdruck in Lights Augen nichts geändert hatte. Warum sagte er dann nichts? Warum stimmte Light seinem Vater mit diesem gutmütigen Schweigen zu, obwohl er offensichtlich, trotz gleicher philanthropischer Einstellung, ganz anders über die gesamte Sache dachte? Es konnte kaum daran liegen, dass er seinem Vater keine Widerworte geben wollte, hatte er das doch schon zuvor in aller Deutlichkeit getan, um seinen Standpunkt zu verteidigen oder einen Sachverhalt zu vermitteln. Missmutig stach L die Gabel in sein Kuchenstück und schob sie sich beladen in den Mund. Im Grunde genommen wusste er ganz genau, warum Light sich so verhielt, und als er nun dessen gedankenversunkene, leere Mimik beobachtete, störte und nervte ihn diese Gewissheit erst recht. „Es gibt Dinge in der Welt, die sich nie ändern, Yagami-san“, mischte sich L in die scheinbare Übereinkunft von Vater und Sohn ein. „Dinge, die nie ein Ende finden werden, solange wir Menschen das sind, was wir sind. Sie kennen doch sicher jene Flamme, die in Hiroshima als Symbol der Hoffnung für den Frieden entzündet wurde. Sie soll erst verlöschen, wenn die letzte Nuklearwaffe auf der Welt demontiert ist. Was denken Sie, wie lange dieses Feuer wohl noch brennt?“ Fast betreten senkte der Chefinspektor den Blick, sodass sich L an dessen Sohn wandte. „Was denkst du, Light-kun?“ „Ich schätze“, erwiderte dieser, „man sollte schon einmal anfangen, genügend Brennholz zu sammeln.“   „Danke, dass du heute Nachmittag für mich Stellung bezogen hast.“ Light sprach seine Worte unvermittelt in die Stille des Raumes. Wie so oft waren L und er die Letzten in der Zentrale des Gebäudes, lediglich begleitet von der stummen Anwesenheit der Todesgöttin. Obwohl es schon spät war und Light wusste, dass alles, was er zurzeit für die angebliche Lösung des Falles unternahm, völlig ohne Nutzen war, blieb er weiterhin an Ls Seite. Er hätte längst gehen können. Stattdessen nippte er an einer Tasse kalten Kaffee, verarbeitete einen endlosen Strom aus unwichtigen Computerdaten und dürstete nach jedem einzelnen Wort seines Freundes. Doch L antwortete nicht. Unsicher löste Light seine Aufmerksamkeit von den Dateien und schaute an den Monitoren entlang zur Seite. L saß gelassen auf einem Stuhl, die Beine an den Körper gezogen, den Kopf auf seinen über den Knien verschränkten Armen und die geweiteten Pupillen unverhohlen auf seinen jungen Partner gerichtet. Dieser durchdringende Blick ließ Light innerlich wanken. Bevor er sich zu Gleichmut gemahnen konnte, wandte er sich nervös wieder ab. Er ignorierte das unruhige Schlagen seines Herzens. Und er ignorierte die Frage, die er in Ls Augen lesen konnte: Willst du die Wahrheit wissen? Nein, er wollte sie nicht hören. „Auch wenn Kira kein wildes Tier ist“, sagte L nach einigen Minuten des Schweigens, „was meinst du, wie er über das Volk denkt, das er beschützen will?“ Obwohl Light Gefahr lief, damit einen Fehler zu begehen, antwortete er: „Der Mensch ist durch seine Analytik zu weit mehr Grausamkeit fähig als ein Tier. Sein Einfallsreichtum ist nahezu grenzenlos, zum Beispiel in Bezug auf mögliche Methoden der Folter oder des psychologischen Terrors. Dennoch... Kira rechnet mit Menschen, als wären sie nicht mehr als eine Herde von Schafen.“ „Wie ein leicht lenkbarer Schwarm“, ergänzte L leise, während er neugierig das Gesicht seines Partners beobachtete, welches er derzeit nur im Profil sehen konnte. Traute sich Light etwa nicht, ihm in die Augen zu schauen? „Kira wird denken“, fuhr Light abwesend fort, „dass der Mensch im Allgemeinen ein Tier ist, das in den Grenzen seiner eigenen Gattung einen Herrn nötig hat. Schafe meinetwegen, die einen Hirten brauchen. Oder Wölfe, die einander zerfleischen würden, wenn man sie nicht in ihre Schranken weist.“ „Damit spricht Kira dem Volk allerdings Individualität, Eigenverantwortung und die Stärke des Geistes ab.“ „Bist du mal wieder dabei, die Seiten zu wechseln, Ryuzaki?“ Spott mischte sich in den ärgerlichen Tonfall von Lights Stimme. „Wie oft wir auch über solche Themen reden, ich weiß immer noch nicht, ob du die Menschheit nun in Schutz nehmen willst oder sie verachtest.“ „Ich glaube, da geht es nicht nur mir so.“ Light ließ mit emotionsloser Miene eine kurze Pause zwischen ihnen verstreichen, in welcher er die Worte überdachte und schlussendlich erklärte: „Geistigkeit ist das Kennzeichen des Einzelmenschen und widerstrebt wesensmäßig jeder Art von Sozialisierung.“ Mit Genugtuung erkannte L, dass sein Partner zwar seinen Blicken, nicht aber seinen verbalen Angriffen auswich. Sich vom Stuhl erhebend ging er lässig zu Light hinüber, während er dessen Worten, um ihn weiter zu provozieren, in taktloser Formulierung hinzufügte: „Und darum muss also die Masse dumm sein und dem folgen, was ihr von den wenigen, intelligenten Führern vorgegeben wird. Das willst du doch damit sagen, nicht wahr, Light-kun? Denn nur so können die Menschen glücklich werden.“ L blieb, die Hände in die Hosentaschen geschoben, hinter dem Stuhl seines Ermittlungspartners stehen, doch dieser reagierte nicht darauf. Darum beugte sich der Detektiv mit gekrümmtem Rücken nach vorn, verharrte neben Lights Kopf, den dieser stur geradeaus gerichtet hatte, und sprach dicht an seinem Ohr weiter. „Allein wären sie vollkommen ratlos und wüssten nicht, was zu tun sei. Die Menschen wüssten nicht, was gut für sie ist.“ Nach wie vor zeigte Light keinerlei emotionale Regung. L starrte ihn gebannt aus nächster Nähe an und wartete auf eine Reaktion. Dem Anschein nach gelangweilt meinte dieser plötzlich: „Du musst mir nicht so auf die Pelle rücken, um eine Antwort zu bekommen, Ryuzaki.“ Ohne sich ihm direkt zuzuwenden, musterte Light den Detektiv gelassen aus dem Augenwinkel. „Die Menschen sind nicht so dumm, wie du sie gerade übertrieben hinzustellen versuchst, nur um von mir eine Reaktion zu provozieren. Ein freies Volk wählt selbst, wem es sich anvertrauen will. Und sofern es wohlberaten ist, wählt es gerade die Besten unter sich aus. Darin liegt das Wohl des Gemeinwesens, zumal die Natur es so eingerichtet hat, dass die sittlich und geistig Überlegenen nicht nur die Schwächeren beherrschen sollen, sondern dass diese jenen sogar gehorchen wollen.“ „Und wie weit dürfen die Stärkeren für das sogenannte Wohl des Gemeinwesens gehen, Light-kun?“ „Du sprichst auf das an, was mein Vater heute Nachmittag gesagt hat, oder?“ Light verschränkte gelassen die Arme ineinander, während sich in seinen gleichgültigen Augen nur das Licht der Monitore widerspiegelte. „Aus Unrecht entsteht kein Recht. Doch was ist mit dem Urteil des Staates? Ist Gefängnis nicht eigentlich Freiheitsberaubung und somit auch eine unrechte Tat? Ist die Todesstrafe nicht ungerecht? Es gibt genügend Leute, die für die Hinrichtung von Kinderschändern plädieren, auch wenn das Töten einer Person wiederum Unrecht sein müsste. Wenn aber der Staat und das Volk es einstimmig wollen, ist es dann trotzdem schlecht und böse? Wozu bezeichnet man diese Tat dann als vom Richter gefälltes Urteil und nennt es rechtskräftig und gut? Erwarte nicht von mir, dass ich Mitleid mit Kira habe und es als Unrecht gelten ließe, wenn man ihn tötet.“ Diese Offenlegung und die fortwährend abweisende Haltung reizten L. Er suchte mit weit geöffneten Augen nach Rissen in Lights Maske, wenngleich dessen Worte ihm ohnehin schon genug verrieten. Allerdings ließen Ungeduld und Aufregung, die sein Hauptverdächtiger unentwegt in ihm schürte, L nach mehr verlangen. Entschlossen drehte er dessen Stuhl zu sich herum, stützte sich beidseitig auf den Lehnen ab und beugte sich zu Light herunter. Jetzt konnte dieser ihm nicht mehr ausweichen. Ungerührt erwiderten jene kühlen braunen Augen seinen bohrenden Blick. „Wer darf denn darüber entscheiden?“, fragte L eindringlich. Im Laufe seiner folgenden Ausführung forschte er in dem schönen Gesicht nach jedem Anzeichen von Instabilität in der perfekten Fassade. „Wer hat das Recht, über die Frage zu entscheiden, was gut und was böse ist? Vergewaltiger und Mörder werden von den Menschen am meisten verurteilt. Es gibt Verbrecher, die sich an kleinen Kindern vergreifen, sie sexuell missbrauchen und danach töten. Niemand kann in die Köpfe dieser Menschen sehen und wissen, ob einer von ihnen vielleicht nur pädophil ist und sich sein Leben lang dafür geschämt hat, erregt zu sein, sobald er das Kind seiner Nachbarn im Garten spielen sah. Sein Leben lang hat er vielleicht dagegen angekämpft, konnte sich seine Neigungen nicht eingestehen und litt unter etwas, das einfach als eine Krankheit zu definieren ist, für die niemand die Schuld trägt. Und irgendwann, nach all den Jahren, in denen er von seinem eigenen Leben erdrückt wurde, läuft dieser Mensch abends an einem Spielplatz vorbei, sieht einen kleinen Jungen und verliert im nächsten Moment die Kontrolle. Als der Verstand sich wieder einschaltet, sieht er dieses Kind unter sich, schmerzgeplagt, einem Stück Stoff im Mund, völlig nackt und zitternd. Und er bekommt Angst, nein, Panik... und legt seine Hände um den Hals des Kindes. Er empfindet keine Lust, keine Genugtuung, keine Freude daran, einem anderen Menschen so sehr wehzutun. Fast ist er froh, als ihm die Polizei schließlich die Handschellen anlegt. Von diesem Moment an schwört er sich, alles Erdenkliche zu tun, um sich und den Menschen in seiner Umgebung, die dasselbe Problem haben, zu helfen, damit so etwas nicht noch einmal geschieht. Er will fortan die Welt verbessern und gegen das Böse ankämpfen, das einen Menschen unwillentlich schlechter macht, als er eigentlich ist. Was nun, Light-kun?“ In gespielter Betroffenheit senkte jener für einen Moment die Lider. Als Light sie wieder öffnete, um zu dem Detektiv hinauf zu schauen, antwortete er trübsinnig und dennoch eiskalt: „Dann wird er sicher auch froh sein, von seinen Qualen und seiner Schuld durch den Tod erlöst zu werden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)