Dearly BELOVED von ShirayukiOuji ================================================================================ Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Nisei berührte die Türklinke; drückte sie langsam herunter. Die Tür öffnete sich beinahe von selbst, als wolle sie, dass er den Raum, den sie zum Flur hin abgrenzte, endlich verließ und nie wieder betrat. „Dass du dich überhaupt noch hierher wagst, BELOVED.“ „Ich bin ebenso ein Teil von Sieben Monde wie du, ENDLESS“, entgegnete Seimei ungerührt und blickte seinem Gegenüber kühl in die Augen. Dieser verzog die Mundwinkel langsam zu einem verächtlichen Lächeln, bevor er ihm mit einer Hand einen harten Stoß gegen den Brustkorb versetzte und den 19-Jährigen im Anschluss kraftvoll gegen die nackte Wand hinter ihm presste. „Du verstehst es nicht, oder? Du gehörst nicht mehr zu uns.“ Er blieb stumm und versuchte so gut er konnte den unerträglichen Schmerz zu ignorieren, den der spitze, weiße Hackenschuh verursachte, der sich dort, wo sein Körper ohnehin am stärksten verletzt war, in ihn bohrte. Die blauen Augen waren fest zugekniffen, als dennoch ein ersticktes Keuchen über seine Lippen kam. „Was ist schlimmer? Der Körperliche oder der Seelenschmerz?“ Seine Hand umklammerte fest das starke Handgelenk des Silberhaarigen, der ihm gnadenlos ein feuchtes Tuch, das einen ätzend süßlichen Geruch verströmte, vor Mund und Nase hielt. Er reagierte nicht schnell genug, seine Atmung zu stoppen und so drangen die Dämpfe in seine Lungen. Augenblicklich lockerte sich sein Griff und ein Schwindelgefühl erfasste ihn. Er rammte dem Anderen abwehrend ein Knie in den Bauch, der laut aufkeuchte und fluchend zurückwich. „…Verstehe, Seimei. Du willst die harte Tour.“ „Du kannst aufhören, MERCILESS. Beides dürfte sich bei ihm decken. Seine Jungfräulichkeit ist ihm das Wichtigste gewesen.“ Ein kaltes, leises Lachen war zu hören, bei dem Seimei das Gefühl hatte, es würde sich durch seinen gesamten Körper bohren. Jemand hatte den Raum betreten. Er kannte diese unterkühlt ruhige Stimme. Sie hatte eine noch heftigere Wirkung auf sein Gemüt als die schrille weibliche. Er erwiderte nichts. Nur gedanklich stand er aus seiner erbärmlichen Haltung auf, ging auf seinen Vergewaltiger zu und stach ihn brutal nieder. Doch dazu war er physisch schon nicht mehr in der Lage. „Schade. Es war gerade so lustig. Du bist ein Spielverderber, Ritsu!“ Seimei schnappte nach Luft, nachdem ihm die Wucht, mit der er rücklings gegen die Wand geprallt war, den Atem geraubt hatte. Sofort spürte er, wie sich jemand gegen seinen Körper drückte und ihn so in seiner Bewegungsfreiheit einzuschränken suchte, was ihm angesichts Seimeis von der zuvorigen Betäubung herrührenden Schwäche auch gelang. „Lass mich sofort los, ENDLESS!“, fauchte er angewidert. Er scheute den Körperkontakt zu jedem Anderen – außer seinem Bruder. „Warum sollte ich?“, presste der Ältere angestrengt, dabei aber gefährlich ruhig zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „Ruf doch deine Waffe, dass sie dich rettet.“ Seimei verengte die Augen zu Schlitzen. „Niemals.“ „Wie fühlt es sich an, das Bedeutendste im Leben für immer zu verlieren, BELOVED? Schmerzlich, nicht wahr?“ Nagisa blickte sich auf die Unterlippe beißend zu Boden. Sie wusste sofort, was Ritsu mit diesen Worten meinte und ballte eine Hand zur Faust. Da er direkt vor ihr stand, bemerkte er ihre Reaktion nicht. Seimei schwieg wie zuvor. Sein Blick hatte sich wenige Zentimeter über dem Boden im Raum verloren. Er versuchte die Worte zu ignorieren. Alles um sich herum zu ignorieren. Ritsu fuhr fort: „Dieses Gefühl hast du mir gegeben, als du Soubi zerstört hast. Elender Bastard. Ich hätte ihn dir niemals anvertrauen dürfen…“ Seine Worte wurden von einem leisen, schwachen Lachen unterbrochen. „Das ist der Grund?“, kam es plötzlich von Seimei. Seine Stimme war nicht sehr laut, aber dennoch gut zu hören. Diesmal war Ritsu derjenige, der plötzlich schwieg. „Dein Stolz wird dir das Genick brechen, BELOVED“, prophezeite der Ältere und presste das Tuch erneut auf Seimeis Mund, der die Ohren dicht angelegt hatte und inzwischen zu benommen war, um Widerstand zu leisten. Der Schmerz in seiner Lunge und dem Hinterkopf ließ nach, doch gleichzeitig trübten sich auch all seine anderen Wahrnehmungen. Die Frauenstimme, die plötzlich erklang, schien weit entfernt zu sein. Er verstand sie nicht. Seine Augenlider senkten sich langsam, während sein erneuter Griff um das Handgelenk des Anderen sich auflöste. Im nächsten Moment lag er bewusstlos zu Ritsus Füßen. Er warf einen Blick auf das, was vor ihm lag und erschauderte kaum merklich. Den gesamten Flur hindurch zogen sich zertrümmerte Erinnerungen über den Boden, die ihn aus leeren Augen anstarrten. Er riss den Blick von ihnen los und hielt ihn nun starr geradeaus, als er über die zerschnittenen Fotos zur Tür lief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)