Z´rhanthu von silfae (Geschicte eines Meteorenseglers) ================================================================================ Prolog: Licht und Schatten -------------------------- Nun liege ich hier in der Sonne, den Bauch gut gefüllt mit frisch erlegtem Wild, gute Freunde an meiner Seite und ein bewegtes Leben hinter mir. Viele Narben habe ich davon getragen, habe einen Haltearm verloren und ein Vorderlauf wurde verkrüppelt. Laufen kann ich so nur schwerlich und es wäre sicher schön sich stattdessen in die Lüfte zu schwingen, doch auch das ist mir verwehrt. Mein linker Flügel ist eines solch großen Stückes beraubt worden, dass er gerade noch als Krücke beim Laufen hilfreich ist, ganz gewiss jedoch nicht mehr zum Fliegen nützt. Ihr fragt euch jetzt wie ich da mit gut gefülltem Magen in der Sonne liegen kann…nun, wie gesagt ich habe gute Freunde und unter Freunden hilft man sich. Fast jeder von uns gehört einer anderen Drachenart an und ebenso viele verschiedene Sammlungen von Blessuren trifft man hier an. Die einen haben mehr Kraft eingebüßt, die anderen weniger, doch alle gemeinsam setzen wir unsere verbliebenen Kraftreserven ein um uns das bisschen Frieden, das wir uns in den vergangenen Tagen erkämpft haben, zu erhalten. Aus der Mulde zwischen meinen Schulterblättern kam ein kraftloses Ächzen und rasselnder Atem wurde von einer leichten Windbö davongetragen. Trotz seiner für einen Drachenwolf stattlichen Länge von sieben Metern lag der arme Whisper dort wie ein winziges Häufchen Elend. Er wurde mal wieder von Alpträumen geplagt und sie zehrten in letzter Zeit mehr denn je an seinen Kräften. Es war eigentlich ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte, denn außer grauer Haut, spitzen Knochen und ein paar zerrupften Federn war nicht mehr viel von dem einst so stolzen und verehrten Alphatier übrig. Der Platz auf meinem Rücken verschaffte ihm wenigstens soviel Sonnenwärme, dass er nicht permanent zittern musste. >Wir haben alle viel durchgemacht < ging es mir durch den Kopf. Ein Rascheln im hohen Gras unterhalb meines Lagerplatzes erregte meine Aufmerksamkeit und trappelnden Schrittes näherte sich das Urgestein Alfonso. Er war wenigstens so alt wie ich selbst, doch bewegte er sich mit einer Leichtigkeit die uns alle immer wieder in Erstaunen versetzte. Einige stellten die Vermutung auf, dass es schlichtweg daran lag, dass er mit seinen anderthalb Metern von vornherein weiniger zu tragen hatte als die Mitglieder der höheren Gewichtsklassen und deshalb noch so fit war. Mir war es egal, ich freute mich einfach, dass er auf seiner täglichen Runde um die einzelnen Lagerplätze Nachrichten mitbrachte. Es hatten schon etwas belustigendes, wie er da hüpfender weise die letzten steinigen Meter bis zu meinem Lager zurücklegte und mit einem beherzten Sprung seinen schweren und mittlerweile ergrauten Panzer auf einen flachen von der Sonne aufgeheizten Findling neben meinem Kopf hievte. Nachdem es sich der alte Zwergpanzerdrache auf seinem Stammplatz bequem gemacht hatte, blickt er mit seinem ewig mürrischen Gesicht auf unseren kranken Freund und seine Züge lockerten sich ein wenig, was für seine Verhältnisse eine erstaunliche Gefühlsäußerung war. „Wie geht es dem alten Schreckgespenst?“ Seit Alfonso einmal von Whisper im Nebel überrascht worden war, nannte er ihn so. „Er wird schwächer, mit jedem Tag ein bisschen mehr. Aber der Wächter mit dem Stundenglas ist anscheinend der Meinung es sei noch nicht an der Zeit. Sonst hätte er ihn doch längst zu sich geholt.“ >Warum ließ er ihn so leiden? < „Bei Mazur hat er sich schneller entschieden“, kam es vom Zwerg. „Wie bitte?“, das hatte keiner von uns erwartet. Mit dem Horn deutete er auf den See im Tal. „Unser Freund mit der blauen Feuerkrone wurde heute Morgen gefunden, ohne Krone und schon ganz kalt.“ Whisper regte sich und als mich ihm zuwandte, hatte er seine Augen geöffnet. Seinen glasigen Blick auf das Tal gerichtet rann das für ihn so typische Wispern aus seiner Kehle.“…Frie..den…“ Es war uns klar was er meinte, der Wächter hatte wiederum einem von uns den Frieden des ewigen Schlafes geschenkt und wieder war er es der weiterleben sollte, statt all den anderen zu folgen. Dabei wünschte er sich nichts sehnlicher. Es gab Zeiten da auch in mir dieser Wunsch keimte, dunkle Zeiten und ich habe lange darüber geschwiegen. Doch nun ist es an der Zeit die Geschichte zu erzählen, bevor mich die Kraft dazu verlässt. Kapitel 1: Schwarzer Schrecken ------------------------------ Einst war ich Anführer eines kleinen Schwarms ganz spezieller Metorensegler. Unsere farbigen Schuppen glänzten wie Metall und um unsere Seelensteine tanzten schillernde Funken. Mit unseren Flammen malten wir bunte Farbbänder an den Himmel, die nachts noch stundenlang nachglühten. Es konnte kaum schöner sein. Die Zukunft des Schwarms war gesichert, denn meine beiden Söhne waren bald soweit, dass ich ihnen die Führung übergeben konnte und meine geliebte Tochter war nun fast erwachsen und würde sich bald einen Partner wählen. In jenen Tagen rechnete keiner von uns damit, dass irgendetwas oder jemand unseren kleinen Frieden stören, ja sogar zerstören könnte. Doch eines Tages stieg und Brandgeruch in die Nasen und unter uns tauchten rußgeschwärzte Felder auf, bald gefolgt von tief gefurchter, aufgerissener Erde. Überall umgeworfene und entwurzelte Bäume, die Häuser der wenigen Menschen nur noch schwelende Ruinen, doch kein einziges lebendiges Wesen weit und breit. Was war hier nur passiert? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Wie riesige schwarze Falken stießen sie aus den dunklen Wolken, die über dem Szenario standen, herab. Drachen, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte, brüllten uns ihren Kriegschrei entgegen und fielen über uns her wie ein Schwarm Wanderheuschrecken über ein Feld reifen Getreides. Ich gab das Kommando zum ausweichen und neu formieren, doch sie waren schneller, viel schneller als erwartet. Mit einem Mal waren sie mitten unter uns und packten unsere Flügel mit ihren scharfen Klauen, hieben Löcher hinein und versenkten ihre Zähne in unser Fleisch. Und dann inmitten von panischen Rufen der Meinen und dem Kampfgebrüll der Gegner hörte ich sie, Menschenstimmen! Erst jetzt fiel mir auf dass die anderen Panzerungen aus Metall trugen und Geschirre aus Leder. Beides war schwarz gefärbt worden, sodass dieser umstand nur aus der Nähe auffiel. In diese Geschirre hatten sich die Zweibeiner festgehakt, ebenfall unter Metallrüstungen und mit Pfeil und Bogen sowie Lanzen ausgestattet. Als der größte der Schwarzen nun direkt auf meinen Hals zustieß, wollte ich ihm einen Feuerstoß verpassen, doch er war schneller. Unter lautem Krachen prallten unsere Köpfe aufeinander und ich war geistesgegenwärtig genug meine Kiefer um den seinen zu schließen. Meine Zähne gruben sich in sein Gesicht und ich sah ihm direkt in die Augen. Was ich dort sah war ein Geist voller Wissen, jedoch ohne jegliches Gefühl. Die schwarz unterlaufenen Augen mit der roten Iris sahen mich an und doch sahen sie kein Lebewesen, sondern lediglich einen Feind den es zu fangen und unterwerfen galt, so kam es mir vor. Den kurzen Moment meines Zögerns nutzte mein Gegner sogleich, um sich in einer geschmeidigen Bewegung meinem Griff zu entziehen und mir die riesigen Klauen in die Schulter zu jagen. Der Schmerz war so unbeschreiblich, dass ich mich eines Aufschreis nicht erwehren konnte. Kaum hatte der Große sein Werk an mir vollbracht, wandte er sich dem nächsten zu und an seine Stelle traten zwei kleinere, jedoch nicht minder aggressive Vertreter seiner Art. Während mich der eine fortwährend triezte und kleinere Attacken flog, wurden vom Rücken des Anderen Pfeile abgeschossen, die zielsicher in die zuvor gerissenen Wunden stachen. Als ob mich solche Zahnstocher vom Himmel holen könnten, dachte ich bei mir. Ich tat einen kräftigen Flügelschlag und meine Gegner versackten in der entstandenen Luftverwirbelung, was mir Gelegenheit gab ein wenig höher zu steigen. Ich wollte wissen wie es um die anderen stand. Man konnte es nur als reines Chaos bezeichnen, jeder meiner Segler versuchte mit aller Macht dem Gegner Einhalt zu gebieten, irgendwie zurückzuschlagen oder einfach nur zu entkommen, doch es half nichts. Schon verließen den ersten die Kräfte und sie wurden von den Schwarzen Drachen zu Boden gedrängt, selbst die starken hatten Mühe mit dem Tempo mitzuhalten. Und dann schrie Rhinka, schrie um ihr Leben, das sich windend in den Fängen ihrer Häscher befand. Diese hatten sie an Hals, Flügeln und Schenkel gepackt und zogen sie nun, halb auf dem Rücken liegend mit sich gen Boden. Das war zu viel, das Leben meiner Tochter war mir heilig und ich stieß einen gewaltigen Wutschrei aus. Mit einem mächtigen Feuerstrahl aus den tiefen meiner Seele bahnte ich mir den Weg zu meinem Mädchen und mit einem zustimmenden Grollen ließ mich mein Sohn Xarion wissen, dass er an meiner Seite war. Ich hatte nicht viel von den anderen Kämpfen mitbekommen, doch auch er hatten offensichtlich die Klauen des Großen zu spüren bekommen. Sein Oberschenkel war grausam aufgerissen, doch so lange er fliegen konnte, würde er weiterkämpfen, dessen war ich mir sicher. Beide zusammen Vater und Bruder, eilten wir zu Rettung unseres kleinen Drachenmädchens. Jetzt wurde der Spieß umgedreht, denn nun waren wir es die falkengleich von Oben auf die Gegner herabstießen. Unser erstes Opfer war der Drache der Rhinkas Hals in den Fängen hielt. Von hinten überrumpelt, ließ dieser nach kurzem Gerangel los und wurde von uns, mit einem gezielten Schwanzschlag auf den Schädel, torkelnd zu Boden geschickt. Kaum hatte meine Tochter den Kopf frei, versetzte sie dem Drachen an ihrem Flügel einen kräftigen Feuerstoß mitten ins Gesicht. Ein markerschütternder Aufschrei erklang und geblendet musste auch dieser Gegner den Rückzug antreten. Nun endlich wieder manövrierfähig war es für sie auch nicht mehr schwer mit unserer Hilfe den letzten Widersacher loszuwerden. Motiviert durch diesen kleinen Sieg drehte ich mich nach dem Rest des Schwarms um, doch da war niemand mehr. Wir waren allein und umringt vom gesamten schwarzen Schwarm, wie mir plötzlich bewusst wurde. Offenbar hatten sie die letzten drei absichtlich verjagen lassen, um den anderen Zeit zu verschaffen sich zu sammeln. An alles was danach passierte habe ich nur noch bruchstückhafte Erinnerungen. Der dunkler Schwarm wir er auf uns zukommt; Feuer und Säure die uns auseinandertreiben; Klauen die mich festhalten und meine linke Flanke den Werkzeugen ihrer Gefährten offenbaren; Zähne die in mein Fleisch geschlagen werden; brennender Schmerz in meiner Schulter und Gift das sich darin ausbreitet, …darum also die Pfeile…; Farbflecken die vor meine Augen tanzen und dann versuchte man mir meinen Seelenstein zu entreißen. Ich ließ nicht los, doch mein linker Haltearm wurde unter unbeschreiblichen Schmerzen zerfetzt. Letztendlich versank alles in Dunkelheit und ich war mir sicher, dass ich sterben würde. Nun mein Freund, die Sonne steht schon nah am Horizont und ich bin müde. Komm jederzeit wieder, wenn du mehr hören möchtest, doch für heute ist es genug. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)